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Chronik zum<br />
80. Jubiläum <strong>de</strong>s<br />
Ortsbun<strong>de</strong>s Poppelsdorf<br />
und <strong>de</strong>s 25. Jubiläums <strong>de</strong>s<br />
Poppelsdorfer Straßenfestes<br />
von Helmut Uessem
Liebe Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />
Ortsbun<strong>de</strong>s Poppelsdorf,<br />
liebe Poppelsdorferinnen<br />
und Poppelsdorfer,<br />
am 20. September feiert Poppelsdorf gleich<br />
zwei Jubiläen. 80 Jahre Ortsbund Poppelsdorf<br />
und25 Jahre Straßenfest. Wir feiern<br />
als Poppelsdorfer diese Jubiläen im Rahmen<br />
<strong>de</strong>s Straßenfestes am 20. September<br />
mit einem lachen<strong>de</strong>n sowie aber auch einem<br />
weinen<strong>de</strong>n Auge. Mit Trauer müssen wir<br />
zur Kenntnis nehmen, dass unser verehrter<br />
Ortsbundvorsitzen<strong>de</strong>r Peter Weingarten,<br />
<strong>de</strong>r 25 Jahre an <strong>de</strong>r Spitze <strong>de</strong>s Ortsbun<strong>de</strong>s<br />
stand, kurzfristig verstorben ist und dieses<br />
schöne Doppeljubiläum lei<strong>de</strong>r nicht miterleben<br />
kann.<br />
Der Ortsbund Poppelsdorf hat sich in seiner<br />
80 jährigen Geschichte zur Aufgabe<br />
gemacht, soziale Aspekte <strong>de</strong>s Ortslebens<br />
immer im Auge zu halten. Dies alles haben<br />
alle Vorsitzen<strong>de</strong>n und Vorstandsmitglie<strong>de</strong>r<br />
in 80 Jahren immer wie<strong>de</strong>r ehrenamtlich<br />
unter Beweis gestellt bis hin zu ihrem Meisterstück,<br />
<strong>de</strong>r I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>s Straßenfestes, was in<br />
seiner Größe und Attraktivität weit über die<br />
Grenzen Poppelsdorfs bekannt ist.<br />
Als Bürgermeister und gebürtiger Poppelsdorfer<br />
möchte ich hierfür allen Mitglie<strong>de</strong>rn<br />
<strong>de</strong>s Ortsbunds recht herzlich danken,<br />
mit <strong>de</strong>r besten Wünschen für die Zukunft<br />
Helmut Joisten<br />
1. Bürgermeister <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sstadt Bonn<br />
Bonn, im September 2008<br />
Vorbemerkung<br />
<strong>de</strong>s Verfassers<br />
In einem Gespräch mit Peter Weingarten<br />
sen. Mitte Juni 2008 kam die I<strong>de</strong>e, zum kommen<strong>de</strong>n<br />
Straßenfest eine kurze Chronik <strong>de</strong>s<br />
Ortsbun<strong>de</strong>s zu verfassen, die etwas aus seinem<br />
Arbeitsbereich erkennen lassen sollte.<br />
Immer wie<strong>de</strong>r war die Re<strong>de</strong> von achtzig Jahren,<br />
die <strong>de</strong>r Ortsbund Poppelsdorf bestehen<br />
wür<strong>de</strong>.<br />
Bei <strong>de</strong>r Frage nach Unterlagen, die als Quelle<br />
genutzt wer<strong>de</strong>n könnten, gab es ein erstes<br />
Nach<strong>de</strong>nken. Gewiss, es bestün<strong>de</strong> eine<br />
Reihe von Ordnern mit Protokollen von Sitzungen<br />
und Wahlen, es lägen auch Schriftwechsel<br />
mit <strong>de</strong>r Stadt und <strong>de</strong>n Behör<strong>de</strong>n vor,<br />
auch wären sicher noch Zeitungsausschnitte<br />
zu fin<strong>de</strong>n. Doch da müsse halt gesucht wer<strong>de</strong>n.
Mit Hilfe dieser Vorgaben versuchte <strong>de</strong>r Referent<br />
sich ein Bild <strong>de</strong>r jüngsten Vergangenheit<br />
zu machen. Doch wie war es vorher? Da gibt<br />
es zum Glück noch einen ehemaligen Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>s Ortsbun<strong>de</strong>s, <strong>de</strong>r sehr hilfsbereit,<br />
seine noch erhaltenen Schriftstücke anbot.<br />
Wie<strong>de</strong>r ein guter Schritt in die Vergangenheit.<br />
Doch was war noch davor? Hier konnte<br />
nur das Bonner Stadtarchiv weiterhelfen. Es<br />
gibt da ein weit in die Vergangenheit reichen<strong>de</strong>s<br />
Zeitungsarchiv mit einer gut sortierten<br />
Stichwortsammlung. In dieser tauchte, wie<br />
<strong>de</strong>r berühmte Fa<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Ariadne, ein Zipfelchen<br />
auf, ein Wort, ein Name, an <strong>de</strong>m entlang<br />
<strong>de</strong>r Suchen<strong>de</strong> weit in die Vergangenheit<br />
sich tasten konnte.<br />
Der vorläufige Endpunkt war dann nach emsigem<br />
Forschen und mehreren Besuchen im<br />
Archiv in <strong>de</strong>r Zeit um 1919 erreicht.<br />
In <strong>de</strong>n Zeitungsausschnitten fan<strong>de</strong>n sich<br />
sogar Fotos von <strong>de</strong>n damaligen Vorsitzen<strong>de</strong>n,<br />
die dann im Folgen<strong>de</strong>n eingefügt wur<strong>de</strong>n.<br />
Und es gab während dieser Arbeit auch<br />
Glücksmomente, wie <strong>de</strong>r überraschen<strong>de</strong> Besuch<br />
eines direkten Verwandten von einem<br />
<strong>de</strong>r ehemaligen Vorsitzen<strong>de</strong>n. Das brachte<br />
nicht nur Freu<strong>de</strong>, son<strong>de</strong>rn auch wichtige<br />
neue Erkenntnisse, für die hier herzlich noch<br />
einmal gedankt wird.<br />
Gedankt sei an dieser Stelle allen, die Anteil<br />
genommen an diesem Unternehmen, die einen<br />
guten Rat angeboten und vor allem <strong>de</strong>nen,<br />
die aus ihrer Kenntnis heraus <strong>de</strong>n Fortschritt<br />
dieser Chronik bewirkt haben!<br />
Bonn-Poppelsdorf, En<strong>de</strong> August 2008<br />
Helmut Uessem<br />
80 Jahre Ortsbund Poppelsdorf<br />
25 Jahre Poppelsdorfer Straßenfest<br />
Diese Chronik entstand mit freundlicher<br />
Unterstützung von:<br />
Brillenmo<strong>de</strong>n<br />
Bertram<br />
Heizung Sanitär<br />
Rolf Wagner<br />
Metzgerei Sarter<br />
Physiotherapie<br />
Peter Weingarten Jun.<br />
Werbe- und<br />
Medienagentur MeVa<br />
Autor und Herausgeber <strong>de</strong>r Chronik:<br />
Helmut Uessem<br />
Layout:<br />
Werbe- und Medienagentur MeVa<br />
www.meva-bonn.<strong>de</strong><br />
03
Die Zeit vor 1928 Bis heute hat sich die feste<br />
Meinung erhalten, <strong>de</strong>r Ortsbund sei 1928 gegrün<strong>de</strong>t,<br />
entstan<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r hat sich dann zusammengefun<strong>de</strong>n.<br />
Dieser Annahme soll im<br />
ersten Kapitel nachgegangen wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn<br />
es gibt keine Gründungsurkun<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r einen<br />
Hinweis auf einen Gründungstag. Selbst<br />
die Fahne, die zur Tradition <strong>de</strong>s Ortsbun<strong>de</strong>s<br />
Poppelsdorfs gehört, schweigt sich über die<br />
Jahreszahl aus. Doch die Inschrift und auch<br />
das Bild in <strong>de</strong>r Mitte geben einige Auskunft.<br />
Zunächst die Inschrift: „Bund <strong>de</strong>r Ortsvereine<br />
- Poppelsdorf“.<br />
Hier ist klar herauszulesen, dass es sich von<br />
Anfang an um einen Zusammenschluss <strong>de</strong>r<br />
Ortsvereine han<strong>de</strong>lt. Nun kann man spekulieren,<br />
warum das so geschah. Es mag im<br />
Zuge <strong>de</strong>r Zeit gelegen haben, <strong>de</strong>nn damals<br />
entstan<strong>de</strong>n in vielen Ortsteilen Bonns solche<br />
Zusammenschlüsse. Meist nannten sie sich<br />
Ortsausschuss o<strong>de</strong>r ähnlich. Das allgemeine<br />
Bestreben war, in <strong>de</strong>n betreffen<strong>de</strong>n Ortsteilen<br />
<strong>de</strong>n Zusammenhalt <strong>de</strong>r Vereine und<br />
Gesellschaften zu stärken o<strong>de</strong>r auch erst<br />
einmal bewusst zu machen. Mancherorts lag<br />
das Interesse auch darin, sich gegenüber <strong>de</strong>r<br />
Anonymität <strong>de</strong>r Stadt abzuheben und die Eigenständigkeit<br />
hervorzuheben. Poppelsdorf<br />
ist ein typisches Beispiel: Es gab Bestrebungen,<br />
auch seitens <strong>de</strong>r Stadt, die traditionellen<br />
Ortsnamen allmählich untergehen zu<br />
lassen und zu ersetzen mit sachlich ordnen<strong>de</strong>n<br />
Bezeichnungen wie >Bonn-West< für<br />
Poppelsdorf. Ähnliches versuchte man auch<br />
mit >Bonn-Süd< für Kessenich und Dottendorf<br />
o<strong>de</strong>r >Bonn-Nord
Nach einer Meldung<br />
<strong>de</strong>s ‚General<br />
Anzeigers’<br />
vom Juni 1927<br />
war damals <strong>de</strong>r<br />
Stadtverordnete<br />
Andreas Jansen<br />
mit <strong>de</strong>m Vorsitz<br />
betraut, gleichzeitig<br />
war er <strong>de</strong>r<br />
1. Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />
Männergesangvereins<br />
‚Lie<strong>de</strong>rkranz’. Von <strong>de</strong>m erwähnten<br />
Andreas Jansen ist zu berichten:<br />
Er war ein Poppelsdorfer Junge, stammte<br />
aus einer traditionsreichen Schlosserfamilie,<br />
betrieb zusammen mit seinem Bru<strong>de</strong>r eine<br />
Schlosserei und Maschinenfabrik. Andreas<br />
Jansen engagierte sich sehr im kommunalpolitischen<br />
Bereich, war Stadtverordneter<br />
<strong>de</strong>s damaligen Zentrums, wirkte als 1. Vorsitzen<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>s Männergesangvereins ‚Lie<strong>de</strong>rkranz’,<br />
feierte mit ihm sein 25 jähriges Jubiläum<br />
als <strong>de</strong>r Lie<strong>de</strong>rkranz sein 80jähriges<br />
beging.<br />
Zu seinen weiteren Ehrenämtern gehörten:<br />
Vorsitzen<strong>de</strong>r im Verkehrsverein Poppelsdorf,<br />
Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s 24. Armenbezirks (Poppelsdorf),<br />
er war Schiedsmann und Vorsitzen<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>s Bürgervereins Poppelsdorf.<br />
Diese letztere Funktion wird <strong>de</strong>m heutigen<br />
Ortsbund am nächsten kommen. Jansen<br />
starb am 15. 05. 1931.<br />
Sein Nachfolger war Carl Rennenberg. Diesem<br />
Carl Rennenberg soll hier auch nachgegangen<br />
wer<strong>de</strong>n. Er wur<strong>de</strong> in Poppelsdorf<br />
am 14. November 1896 geboren, absolvierte<br />
eine Maschinenschlosserlehre und wechselte<br />
dann in <strong>de</strong>n Beruf <strong>de</strong>s Einzelhan<strong>de</strong>lskaufmannes.<br />
Mit 17 Jahren trat er <strong>de</strong>m Radclub<br />
„Falke“ bei, engagierte sich als Kunstradfah-<br />
80 Jahre Ortsbund Poppelsdorf<br />
25 Jahre Poppelsdorfer Straßenfest<br />
rer und wur<strong>de</strong> 1924 dort zum 1. Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />
gewählt und blieb es bis 1953(!).<br />
1924 beteiligte er sich aktiv, als unter <strong>de</strong>r<br />
Anregung <strong>de</strong>s Michael Heister (Turnverein<br />
Germania) <strong>de</strong>r erste Martinszug in Poppelsdorf<br />
ging.<br />
1928 wählte man ihn zum 2. Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r damals 9 Ortsvereine in<br />
Poppelsdorf, drei Jahre später zum 1. Vorsitzen<strong>de</strong>n.<br />
Dank seiner Tatkraft wur<strong>de</strong> er in <strong>de</strong>n<br />
Folgejahren immer wie<strong>de</strong>r in dieser Position<br />
bestätigt bis 1967. Auf Rennenbergs Vorschlag<br />
und Initiative<br />
kam es 1930 zur Errichtung<br />
<strong>de</strong>s Kriegerehrenmals<br />
auf <strong>de</strong>m<br />
Poppelsdorfer Friedhof.<br />
Dieses Denkmal<br />
sollte ein Dank und<br />
eine Mahnung für die<br />
Poppelsdorfer Bürger<br />
an die Opfer <strong>de</strong>s<br />
1. Weltkrieges sein.<br />
Im Vorfeld gab es heftige<br />
Diskussionen um dieses Unternehmen<br />
bis man sich auf <strong>de</strong>n Entwurf <strong>de</strong>s Honnefer<br />
Bildhauers Terkatz einigte. Dieser hatte<br />
die Skulptur eines sterben<strong>de</strong>n Kriegers aus<br />
Naturmuschelkalk geschaffen. Am Sonntag<br />
Anfang Juli 1930 konnte das Ehrenmal unter<br />
großer Beteiligung <strong>de</strong>r Bevölkerung und vieler<br />
örtlicher und außerörtlicher Vereine mit<br />
ihren Fahnen eingeweiht wer<strong>de</strong>n. Das war ein<br />
Tag <strong>de</strong>r Dankbarkeit an <strong>de</strong>n Denkmalbauverein<br />
unter <strong>de</strong>m Herrn Raaf, an <strong>de</strong>n Ortsbund<br />
unter <strong>de</strong>m Vorsitz <strong>de</strong>s Carl Rennenberg und<br />
an die vielen Spen<strong>de</strong>r und Helfer. Der damalige<br />
Stadt<strong>de</strong>chant Hinsenkamp hob die sittliche<br />
Verpflichtung zum Ge<strong>de</strong>nken hervor und<br />
schließlich nahm <strong>de</strong>r Beigeordnete Eduard<br />
Spoelgen dieses Mahnmal dankend in die<br />
Obhut <strong>de</strong>r Stadt Bonn.<br />
05
Ebenfalls im Jahre 1930 grün<strong>de</strong>te sich am<br />
26. Oktober unter <strong>de</strong>r tatkräftigen Mithilfe<br />
von Kaplan Mömkes in <strong>de</strong>r Pfarre St. Sebastian<br />
<strong>de</strong>r Gesellenverein, <strong>de</strong>r später zu „Kolping“<br />
wur<strong>de</strong>.<br />
Es sollte nicht vergessen wer<strong>de</strong>n, dass ein<br />
Jahr später, ab 1. Oktober 1931 in Poppelsdorf<br />
für ärmere Schulkin<strong>de</strong>r ein Mittagstisch<br />
eingerichtet wur<strong>de</strong>, <strong>de</strong>n soziale<br />
Verbän<strong>de</strong> wie die Caritas initiiert hatten.<br />
Von 1934 wissen wir, es gingen immer noch<br />
mittags 60 Kin<strong>de</strong>r dorthin. Vielleicht lag es<br />
an diesen Aktivitäten wie Martinszug, Ehrenmal,<br />
Kin<strong>de</strong>rspeisung, dass die Nationalsozialisten<br />
anfänglich Poppelsdorf weitgehend<br />
in Ruhe ließen, was auch die Vereine<br />
wohltuend verspürten. Wir dürfen aber nicht<br />
vergessen, dass bereits Anfang April 1933<br />
<strong>de</strong>r Poppelsdorfer Stadtverordnete Otto Renois<br />
unter einem fa<strong>de</strong>nscheinigen Vorwand<br />
von <strong>de</strong>n Nazis erschossen wur<strong>de</strong> und fünf<br />
Jahre später in <strong>de</strong>r berüchtigten Pogromnacht<br />
die Synagoge an <strong>de</strong>r Ecke Jagdweg<br />
und Bennauerstraße nie<strong>de</strong>rgebrannt wor<strong>de</strong>n<br />
ist. Das Vereinsleben im Ort wur<strong>de</strong> durch die<br />
„Gleichschaltung“ eingeengt und kam bis auf<br />
wenige Ausnahmen zum Erliegen. Der Krieg<br />
mit seinen Entbehrungen und Katastrophen<br />
überzog auch Poppelsdorf mit aller Härte.<br />
Von Carl Rennenberg wird aus <strong>de</strong>n letzten<br />
Kriegsmonaten berichtet, er hatte einen mobilen<br />
Verkaufswagen am Bunker postiert, um<br />
<strong>de</strong>n von Luftangriffen gehetzten Poppelsdorfern<br />
das Wenige an <strong>de</strong>n raren Lebensmitteln<br />
zukommen zu lassen, als viele Geschäfte<br />
zerbombt o<strong>de</strong>r verlassen waren.<br />
06<br />
Nach <strong>de</strong>m Kriege konzentrierte er sein Wirken<br />
auf das Wie<strong>de</strong>raufleben <strong>de</strong>r Vereinstätigkeit.<br />
Er kümmerte sich um die Verbesserung<br />
<strong>de</strong>r Verkehrsanbindung Poppelsdorfs an die<br />
Stadt und die Umgebung. Einer beson<strong>de</strong>ren<br />
I<strong>de</strong>e ging er nach, er sah eine Zukunft in <strong>de</strong>r<br />
stärkeren Annäherung <strong>de</strong>s unteren Ortsteiles<br />
zur Südstadt und gleichzeitig Vorteile,<br />
wenn sich das Oberdorf stärker an die Region<br />
Kreuzberg/Venusberg anschlösse.<br />
Als die Probleme <strong>de</strong>r Sanierung aktuell wur<strong>de</strong>n,<br />
in <strong>de</strong>n siebziger Jahren, kamen auf <strong>de</strong>n<br />
Ortsbund neue und sehr schwierige Aufgaben<br />
zu.<br />
Carl Rennenberg starb 1967.<br />
Im Amt <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n folgte auf ihn im<br />
Sommer 1968:<br />
Ernst Spormann.<br />
Dieser junge<br />
Kunstschlossermeister<br />
war im<br />
Ort bestens bekannt<br />
als Sankt<br />
Martin, <strong>de</strong>r je<strong>de</strong>s<br />
Jahr – seit 1958<br />
(!) - nicht nur<br />
die Schulkin<strong>de</strong>r,<br />
son<strong>de</strong>rn auch die<br />
Kleinen im Kin<strong>de</strong>rgarten<br />
beglückte und sogar die Senioren<br />
im damals noch ziemlich neuen Sebastian-<br />
Dani-Heim; zum ersten Mal 1973.<br />
Schon im ersten Jahr seines Amtes geschah<br />
in Poppelsdorf etwas Beson<strong>de</strong>res:
Zum Totenge<strong>de</strong>nken an Allerheiligen trafen<br />
sich zum ersten Mal Vertreter <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n<br />
christlichen Kirchen mit einem Vertreter <strong>de</strong>r<br />
jüdischen Gemein<strong>de</strong> am Poppelsdorfer Ehrenmal<br />
um an die Opfer bei<strong>de</strong>r Kriege, <strong>de</strong>r<br />
Verfolgung und Verschleppung zu erinnern.<br />
Nach <strong>de</strong>m ersten Jahr <strong>de</strong>r Amtszeit Spormanns<br />
erlebte Bonn große Verän<strong>de</strong>rungen<br />
im inneren und äußeren Gefüge; es trat das<br />
„Kommunale Neuordnungsgesetz“ in Kraft,<br />
es entstand <strong>de</strong>r Großraum Bonn. Diese Verän<strong>de</strong>rungen<br />
wirkten sich natürlich bis in die<br />
letzten Winkel auch nach Poppelsdorf aus.<br />
Erinnert sei an die hun<strong>de</strong>rtfach notwendig<br />
gewor<strong>de</strong>ne Umbenennung von Straßen,<br />
Beispiel: aus <strong>de</strong>m hiesigen Landgrabenweg<br />
wur<strong>de</strong> die Karl-Troll-Straße. Die Stadt hatte<br />
große Sorgen. Gab es da noch Raum für die<br />
Belange eines kleinen Stadtteils?<br />
Es zeigte sich, dass wohlüberlegte Aktionen<br />
zum Ziel führten: In <strong>de</strong>n Unterlagen <strong>de</strong>s<br />
Ortsbun<strong>de</strong>s Poppelsdorf aus <strong>de</strong>m Jahr 1970<br />
fin<strong>de</strong>t sich unter <strong>de</strong>m 9. 10. ein Schreiben an<br />
<strong>de</strong>n Bezirksausschuss Bonn mit folgen<strong>de</strong>m<br />
Antrag:<br />
„Der Ortsbund Bonn Poppelsdorf hat auf<br />
seiner letzten Versammlung beschlossen,<br />
<strong>de</strong>r Bezirksausschuss Bonn-Mitte und<br />
<strong>de</strong>r Rat <strong>de</strong>r Stadt Bonn möge beschließen,<br />
wenn es möglich ist, in einer seiner nächsten<br />
Sitzungen, <strong>de</strong>n neugebil<strong>de</strong>ten Ortszentrumsplatz<br />
Klemens-August- Straße / Ecke<br />
Sternenburgstraße (sogenannter „Schäferplatz“)-<br />
„Poppelsdorfer Platz“ - zu nennen.<br />
Begründung: Bei <strong>de</strong>r Verschmelzung von<br />
<strong>de</strong>n einzelnen Ortsteilen in die neue Großstadt<br />
Bonn verschwin<strong>de</strong>n die Namen <strong>de</strong>r<br />
80 Jahre Ortsbund Poppelsdorf<br />
25 Jahre Poppelsdorfer Straßenfest<br />
ehemaligen Vororte von Bonn immer mehr.<br />
Durch die Namensgebung „Poppelsdorfer<br />
Platz“ wür<strong>de</strong> dokumentiert, dass man sich in<br />
„Poppelsdorf“ befin<strong>de</strong>t. Je<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Stadtteil<br />
hat seinen „Namens“ -Platz o<strong>de</strong>r -Straße,<br />
nur Poppelsdorf nicht. Die Poppelsdorfer<br />
Allee kann man in diesem Zusammenhang<br />
nur als Zufahrtsstraße nach Poppelsdorf bezeichnen.<br />
Dem Ortsbund Bonn-Poppelsdorf sind alle<br />
Poppelsdorfer Vereine mit ihren Mitglie<strong>de</strong>rn<br />
sowie zahlreiche Einzelpersonen angeschlossen,<br />
womit also gewährleistet ist, dass<br />
_ <strong>de</strong>r Poppelsdorfer Bürger für die Namensgebung<br />
ist. …<br />
In <strong>de</strong>r Hoffnung, dass Sie unserer Bitte und<br />
unserem Wunsche entsprechen begrüßen<br />
wir Sie mit vorzüglicher Hochachtung.<br />
Ortsbund Bonn-Poppelsdorf Vorsitzen<strong>de</strong>r<br />
(Ernst Spormann)“<br />
Öffentlich eingeweiht<br />
wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />
Platz beim Maiansingen<br />
1976.<br />
Es war eine unruhige<br />
Zeit. Der Begriff<br />
„Sanierung“<br />
spukte durch<br />
alle Gemüter. Die<br />
Wesselwerke zerfielen,<br />
ihr Grundstück<br />
gehörte nun<br />
<strong>de</strong>r Universität. Was sollte damit geschehen?<br />
Rings um die Trümmerlandschaft bröckelte<br />
es in allen Fassa<strong>de</strong>n und Hinterhäusern.<br />
07
Auf <strong>de</strong>m Höhepunkt <strong>de</strong>r „Sanierung“.<br />
Hier nähert sich ein Bagger <strong>de</strong>r Kreuzung<br />
Clemens-August-Straße und Sebastianstraße.<br />
Der noch sichtbare Eingang an <strong>de</strong>r<br />
Hausecke vorne gehört zum „Stief’ Eck“ (Vian<strong>de</strong>n).<br />
Im Hintergrund ist die Einmündung<br />
nach links zur Kekuléstraße zu erkennen.<br />
Dieses und an<strong>de</strong>re Bilddokumente aus <strong>de</strong>r<br />
Zeit <strong>de</strong>r Sanierung und aus an<strong>de</strong>ren Epochen<br />
Poppelsdorfs sind im Archiv <strong>de</strong>s ‚För<strong>de</strong>rvereins<br />
Poppelsdorfer Geschichte e. V.’<br />
enthalten. Dieses Archiv wird verwaltet in<br />
<strong>de</strong>r Poppelsdorfer Heimatsammlung, die in<br />
<strong>de</strong>r Sternenburgstr. 23 zu fin<strong>de</strong>n ist.<br />
Gemeinsam mit <strong>de</strong>n sich vergrößern<strong>de</strong>n<br />
Aufgaben <strong>de</strong>r Stadt Bonn wuchs das Problem<br />
<strong>de</strong>r Verkehrsbewältigung. Es musste<br />
Platz für <strong>de</strong>n rasant wachsen<strong>de</strong>n Verkehr<br />
geschaffen wer<strong>de</strong>n. Vordringlich sah man<br />
die Notwendigkeit <strong>de</strong>r Nord-Südanbindung<br />
zwischen <strong>de</strong>n weiträumigen Autobahnen und<br />
08<br />
<strong>de</strong>m Regierungsviertel. Das Gespenst <strong>de</strong>r<br />
Untertunnelung von Reuterstraße und auch<br />
Teilen von Poppelsdorf ging um. Es hatte<br />
einen Zwilling, das war <strong>de</strong>r Venusbergtunnel.<br />
Und immer wie<strong>de</strong>r: Was geschieht mit<br />
Poppelsdorf? Man begann die Nordseite <strong>de</strong>r<br />
Clemens-August-Straße abzureißen. Alte<br />
Bürgerfamilien wur<strong>de</strong>n umgesie<strong>de</strong>lt, Geschäfte<br />
verschwan<strong>de</strong>n, wichtige Gaststätten<br />
mit ihren Sälen gingen unter. Das Kino verschwand.<br />
Das gesellschaftliche Leben <strong>de</strong>s Ortsteils<br />
Poppelsdorf drohte zu sterben. Schließlich<br />
fand man gemeinsam mit <strong>de</strong>n Bewohnern<br />
über die Aktivitäten <strong>de</strong>s Ortsbun<strong>de</strong>s<br />
Kompromisse, die auf bei<strong>de</strong>n Seiten Zugeständnisse<br />
erfor<strong>de</strong>rten, z. B. Ausbau <strong>de</strong>r B<br />
9 (Reuterstraße). Auch <strong>de</strong>r Untergang <strong>de</strong>r<br />
Soenneckenwerke brachte Riesenprobleme.<br />
Nicht nur <strong>de</strong>r Wegfall zahlreicher wichtiger<br />
Arbeitsplätze, son<strong>de</strong>rn auch die Nutzungsfrage<br />
<strong>de</strong>s Fabrikareals.
Drohen<strong>de</strong>r Zerfall <strong>de</strong>r Bauten, ungenutzte<br />
Räume und tote Flächen rissen Wun<strong>de</strong>n in<br />
das Dorf. Auch hier stellten sich das Land<br />
und damit die Universität als Erben ein. Dieser<br />
neue Eigentümer hatten einen ganz an<strong>de</strong>ren<br />
Pulsschlag als es die Gemein<strong>de</strong> zum<br />
Überleben brauchte. Wo früher lebendige<br />
Eintracht herrschte, drohte nun Unsicherheit.Jetzt<br />
setzt eine <strong>de</strong>r ganz wichtigen Aufgaben<br />
eines Ortsbun<strong>de</strong>s ein. Hier ist nicht<br />
die Bühne <strong>de</strong>r politischen Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen,<br />
nicht <strong>de</strong>r Ort <strong>de</strong>r kommunalen Entscheidungen<br />
- was dann?<br />
Der Ortsbund wirkt als Kontaktstelle zwischen<br />
<strong>de</strong>n sorgengequälten Bürgern mit ihrem<br />
Ärger und Ängsten. Hier ist ein Sprachrohr<br />
für die lebenswichtigen Gegebenheiten<br />
eines (noch) leben<strong>de</strong>n Ortsteils, <strong>de</strong>r immerhin<br />
auf eine ansehnliche Geschichte zurückblicken<br />
kann. Hier wer<strong>de</strong>n die berechtigten<br />
Ansprüche <strong>de</strong>r Bewohner artikuliert und in<br />
<strong>de</strong>n manchmal sehr kritischen Dialog mit<br />
<strong>de</strong>n Planern und Auftraggebern gebracht.<br />
Ein Ortsbund, wie <strong>de</strong>r von Poppelsdorf, kann<br />
zwar nicht entschei<strong>de</strong>n, doch er kann anstoßen,<br />
bewegen, kritisch be<strong>de</strong>nken.<br />
Und geschickte Dialogführung hat immer<br />
wie<strong>de</strong>r Positives für <strong>de</strong>n Ort gebracht, sei es<br />
auch, wenn mal ein Vorhaben nicht verwirklicht<br />
wur<strong>de</strong>. Immer wie<strong>de</strong>r erhob <strong>de</strong>r Ortsbund<br />
die Stimme, wenn es darum ging, Erhaltenswertes<br />
zu bewahren. So kann man im<br />
Zeitungsarchiv vom 14. 4. 1981 lesen: „Der<br />
Wasserträger ist gerettet!“ Zum Glück hat<br />
hier die Denkmalbehör<strong>de</strong> kräftig geholfen<br />
und mit ihr geschichtsbewusste Persönlichkeiten<br />
<strong>de</strong>s Ortes Poppelsdorf. Anerkennend<br />
muss man aber auch erwähnen, welche<br />
80 Jahre Ortsbund Poppelsdorf<br />
25 Jahre Poppelsdorfer Straßenfest<br />
Summe das<br />
<strong>de</strong>r Stadt<br />
Bonn kostete<br />
(nachzulesen<br />
ZA 133/155 im<br />
Stadtarchiv).<br />
Man darf<br />
nicht annehmen,<br />
es ginge<br />
nur um Haus<br />
und Grund; an<br />
erster Stelle<br />
stan<strong>de</strong>n immer<br />
die Menschen. Zwei Gruppen sollten<br />
beson<strong>de</strong>re Beachtung erfahren: Die ehemaligen<br />
Bewohner, die ihre ‚sanierten’ Wohnungen<br />
haben räumen müssen und seit<strong>de</strong>m<br />
außerhalb wohnten und die Neubürger, die<br />
es nach Poppelsdorf zog. Das waren vor allem<br />
die Stu<strong>de</strong>nten unserer Universität, die<br />
hier eine Unterkunft erhofften, wie sie in<br />
früheren Jahren sehr begehrt und geschätzt<br />
waren. Stu<strong>de</strong>ntenheime und ‚Bu<strong>de</strong>n’ in Privathäusern<br />
waren gefragt. Bei<strong>de</strong> Gruppen<br />
sollten versorgt wer<strong>de</strong>n.<br />
Ein groß angelegtes Wohnungsbauprogramm<br />
sollte die Clemens-August-Straße wie<strong>de</strong>r<br />
attraktiv wer<strong>de</strong>n lassen.Im Zuge dieses Wie<strong>de</strong>raufbaus<br />
machte <strong>de</strong>r Ortsbund sich eindringlich<br />
bemerkbar mit <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rung, <strong>de</strong>m<br />
Ort ein Gemeinschaftshaus zu schaffen, was<br />
schließlich im heutigen ‚Clemens-August-<br />
Saal’ verwirklicht wur<strong>de</strong>.<br />
Aber noch ist es nicht so weit. Wir schreiben<br />
das Jahr 1977, als am 13. Juni das Amt <strong>de</strong>s<br />
1. Vorsitzen<strong>de</strong>n an Heinz-Wilhelm Blesgen<br />
überging.<br />
09
Sein Vertreter wur<strong>de</strong> Heinrich Henseler<br />
(Feuerwehr), zum Schatzmeister wählte man<br />
Franz-Josef Göllner (Schützenbru<strong>de</strong>rschaft),<br />
Josef Ludwig (Vfl) blieb Schriftführer, Beisitzer<br />
wur<strong>de</strong> Rolf Roggendorf (Närrische Germanen).<br />
Das wichtige Amt <strong>de</strong>r Kassenprüfer<br />
übernahmen Franz-Josef Gypkens und Georg<br />
Fischer.<br />
Das Ehepaar Blesgen ist noch sehr gut in<br />
Erinnerung als Bonner Prinzenpaar in <strong>de</strong>r<br />
Session 1977/78.<br />
Vordringlich erschien<br />
<strong>de</strong>m neuen<br />
Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />
die Fassung einer<br />
neuen Satzung,<br />
die längst überfällig<br />
war. Doch<br />
an<strong>de</strong>re Probleme<br />
drängten von außen:<br />
die Sanierung<br />
erreicht nun<br />
einen Höhepunkt.<br />
Der Aufruf zu einer Bürgerversammlung<br />
hieß: „Poppelsdorf muss wie<strong>de</strong>r menschlicher<br />
wer<strong>de</strong>n!“ Die Nordseite <strong>de</strong>r Häuserzeile<br />
von <strong>de</strong>r Clemens-August-Straße hatte eine<br />
gähnen<strong>de</strong> Lücke hinterlassen. Die Menschen,<br />
die hier bislang wohnten, waren weit<br />
nach außerhalb verstreut, mit ihnen fehlten<br />
Einzelhan<strong>de</strong>lsgeschäfte, Werkstätten,<br />
Apotheken, Arztpraxen und nicht zuletzt die<br />
Gaststätten mit ihren Versammlungsräumen.<br />
Vereine und Gesellschaften suchten<br />
dringend nach Gelegenheiten sich zu treffen,<br />
ihnen drohte damit <strong>de</strong>r Verlust an Mitglie<strong>de</strong>rn<br />
und ihrer Existenz.<br />
10<br />
Eine kurze Aufzählung lässt wehmütige<br />
Erinnerung aufkommen: Jägerhof, Alt-<br />
Poppelsdorf, Stief-Eck (Vian<strong>de</strong>n), Wolber,<br />
Glas-Schäfer, nicht zu vergessen das allseits<br />
über Poppelsdorf hinaus beliebte‚ Union-Lichtspiel-Theater<br />
mit <strong>de</strong>r Familie Veith.<br />
Dem rauen Wind <strong>de</strong>r Sanierung nun völlig<br />
preisgegeben lag auf <strong>de</strong>r noch unbehelligten<br />
Straßenseite das Haus <strong>de</strong>s Wasserträgers<br />
Peter Blenz (ca. 1750). Wie schon erwähnt,<br />
es wur<strong>de</strong> gerettet, Dank <strong>de</strong>s Zusammenspiels<br />
aller: Denkmalschützer, Behör<strong>de</strong>n,<br />
Bewohner und nicht zuletzt war auch <strong>de</strong>r<br />
Ortsbund dabei. Das geschah 1981. Ein Jahr<br />
später konnte <strong>de</strong>r Ortsbund einla<strong>de</strong>n zur<br />
Enthüllung <strong>de</strong>s Hubertusreliefs, das ehemals<br />
<strong>de</strong>n jetzt verschwun<strong>de</strong>nen Jägerhof<br />
zierte und nun seinen Platz in einer Stele am<br />
Eingang nach Poppelsdorf gefun<strong>de</strong>n hat. Es<br />
gab Klärungsbedarf, als ein Plan aufkam,<br />
<strong>de</strong>r eine großzügige Bebauung <strong>de</strong>r Freiflächen<br />
am Wingert vorsah. Einerseits lockte<br />
die Aussicht, hier junge Familien ansie<strong>de</strong>ln<br />
zu können, mit ihnen einen frischen Zuzug<br />
für Poppelsdorf zu gewinnen.<br />
An<strong>de</strong>rerseits erhoben sich erhebliche Be<strong>de</strong>nken,<br />
ob es landschaftlich und auch vom<br />
Binnenklima her zuträglich sein wür<strong>de</strong>, <strong>de</strong>nn<br />
aus <strong>de</strong>m Melbtal strömt frische Luft über<br />
Poppelsdorf hinweg in das Bonner Stadtgebiet.<br />
Auch hier war <strong>de</strong>r Ortsbund gefragt,<br />
nicht um zu entschei<strong>de</strong>n, er bot das Forum,<br />
in eine sachliche und ortsübergreifen<strong>de</strong> Diskussion<br />
zu treten.<br />
In <strong>de</strong>n Jahren 1979/1980 initiierte <strong>de</strong>r Ortsbund<br />
für die interessierte Öffentlichkeit eine<br />
Veranstaltungsreihe „Wer geht mit durch<br />
Poppelsdorf?“
Damit sollte <strong>de</strong>r Ort nicht nur aus <strong>de</strong>n immer<br />
wie<strong>de</strong>r als negativ angemahnten Blickwinkeln<br />
gezeigt wer<strong>de</strong>n, es gab immer noch<br />
Gutes anzupreisen, so bei Exkursionen mit<br />
<strong>de</strong>m unvergessenen Dr. Josef Ruland zu <strong>de</strong>n<br />
Stellen, die immer noch ansehnlich aus <strong>de</strong>r<br />
Historie <strong>de</strong>s Ortes zu erzählen wissen; Lichtbil<strong>de</strong>r<br />
aus „Alt-Poppelsdorf“ mit seinen Histörchen<br />
bot <strong>de</strong>r beliebte Ernst Lin<strong>de</strong>roth an<br />
und nicht zuletzt die lehrreichen und amüsanten<br />
Gänge durch <strong>de</strong>n Botanischen Garten<br />
mit Dieter Roth.<br />
Immer wie<strong>de</strong>r tauchten drängen<strong>de</strong> Fragen<br />
und auch herbe Kritik auf: „Wann geht es<br />
endlich weiter mit <strong>de</strong>r ‚Sanierung’ in Poppelsdorf?“<br />
Wird Poppelsdorf – seine Bewohner,<br />
seine Geschäfte und seine Betriebe,<br />
seine Handwerker, seine Kin<strong>de</strong>rgärten und<br />
Schulen, seine Ärzte und Apotheken – wird<br />
all’ das <strong>de</strong>n gewaltigen Umbruch überstehen?<br />
Es kam das Jahr 1983. Allmählich schlossen<br />
sich die Baulücken. Die Erregung über<br />
<strong>de</strong>n möglichen Bau <strong>de</strong>s Reutertunnels o<strong>de</strong>r<br />
gar einer Durchtunnelung <strong>de</strong>s Venusberges<br />
klang ab, weil es sich herausstellte, dadurch<br />
könnte die Qualität <strong>de</strong>r dann betroffenen<br />
Wohngebiete erheblich gemin<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.<br />
Mit <strong>de</strong>m sich abzeichnen<strong>de</strong>n Neubau <strong>de</strong>r abgerissenen<br />
Häuserzeile an <strong>de</strong>r Clemens-August-Straße<br />
eröffnete sich die Hoffnung auf<br />
Rückkehr <strong>de</strong>r früheren Bewohner, aber auch<br />
die Erwartung <strong>de</strong>s Zuzuges von hochwillkommenen<br />
Neubürgern. Mit ihnen sollten<br />
auch wie<strong>de</strong>r attraktive Geschäfte aber auch<br />
Gaststätten mit ihren Sälen das Ortsleben<br />
bereichern.<br />
80 Jahre Ortsbund Poppelsdorf<br />
25 Jahre Poppelsdorfer Straßenfest<br />
Wie kam es zu Peter Weingarten?<br />
Schon ein Jahr<br />
vorher, also 1982,<br />
hatte <strong>de</strong>r Vorstand<br />
um Heinz-Wilhelm<br />
Blesgen, wozu u. a.<br />
Heinz Schöneseiffen,<br />
Walter Dung<br />
und Paul Stoll gehörten,<br />
Weingarten<br />
gebeten, die Kasse<br />
<strong>de</strong>s Ortsbun<strong>de</strong>s kommissarisch zu führen,<br />
eben nur für das eine Jahr bis zur Neuwahl.<br />
Zur nächsten Jahreshauptversammlung<br />
mit <strong>de</strong>r Neuwahl erschien dann auch Peter<br />
Weingarten mit Kasse und Kassenbericht<br />
unter <strong>de</strong>m Arm und gab seinen Bericht ab.<br />
Im Laufe <strong>de</strong>r Versammlung erklärte nun<br />
Blesgen seinen Rücktritt als Vorsitzen<strong>de</strong>r<br />
aus dringen<strong>de</strong>n beruflichen Grün<strong>de</strong>n. Neuwahl<br />
war angesagt. Von irgendwoher tauchte<br />
per Zuruf <strong>de</strong>r Name „Weingarten“ auf, und<br />
ehe er es sich versah, war er gewählt.<br />
Die Zukunft wür<strong>de</strong> zeigen, dass es eine<br />
gute Wahl gewesen ist. Schon im ersten<br />
Halbjahr organisierte er mit <strong>de</strong>n Mitarbeitern<br />
<strong>de</strong>s Ortsbun<strong>de</strong>s das erste Straßenfest<br />
für die Clemens-August-Straße. Das war<br />
seine ureigene I<strong>de</strong>e. Viele gute Grün<strong>de</strong> sprachen<br />
dafür: 1. die Kasse <strong>de</strong>s Ortsbun<strong>de</strong>s war<br />
leer, konnte aber durch Eigenaktivität zum<br />
Wohle aller wie<strong>de</strong>r aufgefüllt wer<strong>de</strong>n; 2. die<br />
Clemens-August-Straße war auf <strong>de</strong>m Wege<br />
<strong>de</strong>r „Genesung“; ein solches Fest bot beste<br />
Gelegenheit das Gemeinschaftsgefühl zu<br />
wecken und zu stärken; 3. so ein Fest auf <strong>de</strong>r<br />
Straße zog Menschen an, alteingesessene,<br />
zwangsausgesie<strong>de</strong>lte und frem<strong>de</strong>.<br />
11
Sie alle hatten eine gemütliche Gelegenheit<br />
sich zu begegnen, ein freudiges Wie<strong>de</strong>rsehen<br />
zu feiern o<strong>de</strong>r sich neu kennen zu lernen.<br />
Der Erfolg gab ihm Recht. Das Ergebnis<br />
war überwältigend und im gleichen Jahr beschloss<br />
<strong>de</strong>r Ortsbund, das Straßenfest jährlich<br />
zu wie<strong>de</strong>rholen. Nach <strong>de</strong>m ersten Mal<br />
reihte sich Straßenfest an Straßenfest, immer<br />
wie<strong>de</strong>r mit neuen Attraktionen (erinnert<br />
sei u. a. an die holländische Musikgruppe<br />
„Vanillas“, die erstmals 1988 das Fest zum<br />
Kochen brachte) bis heute im Jahr 2008, da<br />
wir das 25. Straßenfest erwarten. Eigentlich<br />
ist es das 26., <strong>de</strong>nn ein Mal, es war im Jahr<br />
2001, musste wegen <strong>de</strong>s Attentats auf das<br />
World Tra<strong>de</strong> Center kurzfristig das Fest abgesagt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Eine Zwischenbemerkung: „Braucht <strong>de</strong>r<br />
Ortsbund überhaupt eine Kasse?“Antwort:<br />
„Wer finanziert <strong>de</strong>nn z. B. <strong>de</strong>n Martinszug<br />
mit <strong>de</strong>n Musikkapellen und <strong>de</strong>n Wecken für<br />
die Kin<strong>de</strong>r? - Der Losverkauf allein reicht<br />
dazu nicht.“ Außer<strong>de</strong>m gibt es Veranstaltungen<br />
(Kranzspen<strong>de</strong> am Ehrenmal, Blumen<br />
zu Goldhochzeiten etc.), die Kosten verursachen,<br />
für die <strong>de</strong>r Ortsbund gera<strong>de</strong> stehen<br />
muss.<br />
Nach <strong>de</strong>m verheißungsvollen Start mit <strong>de</strong>m<br />
Straßenfest konnte Peter Weingarten seinem<br />
Herzensanliegen nachgehen, intensive<br />
Pflege <strong>de</strong>s Poppelsdorfer Brauchtums. Wohl<br />
<strong>de</strong>r liebste Tag im Jahr war ihm wie vielen<br />
Poppelsdorfern <strong>de</strong>r alljährliche Martinszug,<br />
wenn die Augen <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r um die Wette mit<br />
<strong>de</strong>n Lichtern in <strong>de</strong>n Laternen leuchten, die<br />
Lie<strong>de</strong>r erklingen und dann das Martinsfeuer<br />
prasselt. Die Kin<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n die Begegnung<br />
mit <strong>de</strong>m St. Martin sicher nie vergessen,<br />
wenn er mit einem freundlichen Wort <strong>de</strong>n<br />
Wecken austeilt. Genau so wenig wie es die<br />
Senioren und die Kranken missen möchten,<br />
wenn Peter Weingarten mit <strong>de</strong>m St. Martin<br />
12<br />
und einer Schar Schulkin<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Clemens-August-Schule<br />
im Krankenhaus o<strong>de</strong>r<br />
im Altenheim erschien mit Laternenglanz,<br />
Lie<strong>de</strong>rn und <strong>de</strong>m Wecken und natürlich mit<br />
<strong>de</strong>m „heiligen Mann“. Ebenso am Herzen<br />
lagen ihm und <strong>de</strong>m Ortsbund das Maiansingen<br />
und das Singen um <strong>de</strong>n Weihnachtsbaum<br />
zum Adventsbeginn. Zu Karneval gab<br />
es regelmäßig das zur närrischen Tradition<br />
gewor<strong>de</strong>ne Erbsensuppenessen (Äätzezupp’)<br />
mit <strong>de</strong>n Bonner Tollitäten, zur Stärkung vor<br />
<strong>de</strong>n „tollen Tagen“.<br />
Zum Brauchtum gehören auch ernstere<br />
Töne. Unter Peter Weingartens Vorsitz gestaltete<br />
<strong>de</strong>r Ortsbund die Feier <strong>de</strong>s Totenge<strong>de</strong>nkens<br />
ebenso wie das Gedächtnis <strong>de</strong>r Opfer<br />
<strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>nverfolgung. Im Mai 1988 greift<br />
<strong>de</strong>r Ortsbund die I<strong>de</strong>e auf und för<strong>de</strong>rt sie, an<br />
<strong>de</strong>r Ge<strong>de</strong>nkstätte für die ehemalige Synagoge<br />
Ecke Jagdweg/Bennauerstraße ein Zeichen<br />
zu setzen, es wird ein eindrucksvoller<br />
siebenarmiger Leuchter (Menora) aus edlem<br />
Metall. Auch die Pflege dieser Mahnstätte ist<br />
immer wie<strong>de</strong>r selbstgestellte Aufgabe <strong>de</strong>s<br />
Ortsbun<strong>de</strong>s.<br />
Die Poppelsdorfer Kirmes hatte unter <strong>de</strong>n<br />
Sanierungsarbeiten stark gelitten und drohte<br />
unterzugehen. Mit guten Helfern schaffte<br />
<strong>de</strong>r Ortsbund es wie<strong>de</strong>r, dieses traditionelle<br />
Volksfest zu beleben. Unermüdliche Akteure<br />
gab es zum Glück auch, wie <strong>de</strong>n i<strong>de</strong>enreichen<br />
und tatkräftigen Heinz Rech, <strong>de</strong>r sich<br />
weiterhin bei <strong>de</strong>n nun jährlich wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n<br />
Straßenfesten bestens bewährte außer<br />
ihm natürlich ungezählte an<strong>de</strong>re „Stillen im<br />
Lan<strong>de</strong>“, die im Verborgenen schufteten. Zur<br />
Freu<strong>de</strong> für die Geschäftsleute erreichte <strong>de</strong>r<br />
Ortsbund nach langem Ringen endlich einen<br />
verkaufsoffenen Sonntag.<br />
Ein langgehegter Wunsch ging am 16. September<br />
1989 in Erfüllung.
Es wur<strong>de</strong> das lang erwartete Begegnungszentrum<br />
mit allem drum und dran eingeweiht<br />
und erhielt nach einem Wettbewerb<br />
<strong>de</strong>n Namen „Clemens-August-Saal“.<br />
Ein Beispiel für die stille aber zähe Beharrlichkeit<br />
<strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n mag die Sperrung<br />
<strong>de</strong>r Clemens-August-Straße für <strong>de</strong>n Straßen-<br />
und Linienverkehr sein. Was jahrelang<br />
strikte abgelehnt wor<strong>de</strong>n war, ist heute fester<br />
Bestandteil <strong>de</strong>s Straßenfestes. Seit 1996<br />
ist es wie selbstverständlich gewor<strong>de</strong>n, die<br />
Straße ist für die Dauer <strong>de</strong>s Festes verkehrsfrei.<br />
Ebenfalls 1996 war <strong>de</strong>r Ortsbund aktiv beteiligt<br />
an <strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>s „För<strong>de</strong>rvereins<br />
Poppelsdorfer Geschichte e. V.“ und hat<br />
diesen in <strong>de</strong>r Folgezeit stets nachhaltig unterstützt.<br />
Wo an<strong>de</strong>re resignierend achselzuckend<br />
sich abwen<strong>de</strong>n, packt <strong>de</strong>r Ortsbund<br />
mit seinem Vorsitzen<strong>de</strong>n an. Geht es um<br />
die Reinigung und Räumung z. B. <strong>de</strong>s Clemens-August-Platzes<br />
o<strong>de</strong>r um die sonntägliche<br />
Öffnung <strong>de</strong>s Botanischen Gartens,<br />
immer dann, wenn „Not am Mann“ ist, kann<br />
man sich auf <strong>de</strong>n Ortsbund verlassen und<br />
auch auf seine Helfer. Da war auch wie<strong>de</strong>r<br />
so eine I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n; er rief die<br />
Gemeinschaft <strong>de</strong>r „alten Säcke“ ins Leben.<br />
Das sind gestan<strong>de</strong>ne ältere Herren, die sich<br />
– wie die sagenhaften Heinzelmännchen<br />
– überall da nützlich einfügen, wo spontan<br />
Hilfe gebraucht wird. Man erkennt sie schon<br />
von weitem; Frack, Zylin<strong>de</strong>r und am Revers<br />
das Or<strong>de</strong>nsband mit einem kleinen Sack. Vor<br />
allem aber unter <strong>de</strong>m Hutrand ein freundliches<br />
Gesicht!<br />
Ein an<strong>de</strong>res Beispiel fürs Zupacken ohne auf<br />
äußere Hilfe abwartend zu verharren: Als die<br />
Stadt Bonn vor Jahren kundtat, <strong>de</strong>r Kosten<br />
wegen könnten sowohl <strong>de</strong>r traditionelle Maibaum<br />
als auch die Weihnachtstanne nicht<br />
80 Jahre Ortsbund Poppelsdorf<br />
25 Jahre Poppelsdorfer Straßenfest<br />
mehr umsonst gestellt wer<strong>de</strong>n, wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />
Ortsbund erneut aktiv. Anfrage beim Förster,<br />
die Birke ist gesichert. Es muss „nur“ noch<br />
für <strong>de</strong>n Abtransport, die Zwischenlagerung<br />
und dann auch für die sichere Aufstellung<br />
gesorgt wer<strong>de</strong>n, ebenso die Tanne. Die Besucher<br />
<strong>de</strong>s Maiansingens erinnern sich an<br />
die Jahre, wenn starke Männer an Seilen<br />
<strong>de</strong>n schwanken<strong>de</strong>n Baum in die Senkrechte<br />
zwangen und dann <strong>de</strong>r Applaus, als die Krone<br />
hoch über <strong>de</strong>n Köpfen <strong>de</strong>r Staunen<strong>de</strong>n die<br />
bunten Bän<strong>de</strong>r flattern ließ. Und im Advent<br />
war es ähnlich. Und immer die Vorarbeit im<br />
Verborgenen, Überlegungen, Gespräche,<br />
Besuche und auch die aufgewen<strong>de</strong>te Zeit,<br />
schließlich oft genug auch Geld – das sieht<br />
man später nicht. Dann ist die Freu<strong>de</strong> da.<br />
Dieses Prinzip „Freu<strong>de</strong> für an<strong>de</strong>re zum Wohle<br />
Poppelsdorfs“ ist eine Leitlinie <strong>de</strong>r Arbeit<br />
<strong>de</strong>s Ortsbun<strong>de</strong>s und seines Vorsitzen<strong>de</strong>n.<br />
>Aus <strong>de</strong>m Untergang entsteht Neues<<br />
so könnte man die Story umschreiben, die<br />
schließlich zum ‚Haus <strong>de</strong>s Ortsbun<strong>de</strong>s’ führte.<br />
Dieses Haus steht an <strong>de</strong>r Rehfuesstraße<br />
in unmittelbarer Nachbarschaft zur Johannes-Schule.<br />
Dieses Gebäu<strong>de</strong> war früher<br />
Domizil <strong>de</strong>s Löschzuges ‚Poppelsdorf’ <strong>de</strong>r<br />
Freiwilligen Feuerwehr Bonn. Dieser Löschzug<br />
hat eine lange Tradition. Schon lange vor<br />
<strong>de</strong>r Eingemeindung (1904) war er hier in <strong>de</strong>r<br />
Gemein<strong>de</strong> erfolgreich präsent. Und später<br />
als die Männer zur Bonner Einheit gehörten,<br />
zählten sie zum festen Erscheinungsbild <strong>de</strong>s<br />
Ortes, sei es in ihrer primären Eigenschaft<br />
als Feuerwehr im Notfall o<strong>de</strong>r bei Veranstaltungen<br />
als ordnen<strong>de</strong> Begleitung (Martinszug).<br />
Sie waren ein fester Bestandteil auch<br />
im gesellschaftlichen Leben <strong>de</strong>s Ortes. dann<br />
aber ging <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>rbestand unter das<br />
Existenzminimum zurück. Die Einheit verlagerte<br />
sich nach En<strong>de</strong>nich, das Haus stand<br />
leer. Da hatte Peter Weingarten wie<strong>de</strong>r einmal<br />
eine I<strong>de</strong>e.<br />
13
Die Fahrzeughalle eignete sich i<strong>de</strong>al zur Lagerung<br />
<strong>de</strong>r vielen Requisiten aus <strong>de</strong>n Aktivitäten<br />
<strong>de</strong>s Ortsbun<strong>de</strong>s. Die Mannschaftsräume,<br />
darunter ein kleiner Saal, boten Platz für<br />
Versammlungen und könnte sogar an Vereine<br />
vermietet wer<strong>de</strong>n. Die Stadt Bonn zeigte<br />
sich sehr kulant, was Miete und Unterhalt<br />
betrifft. Die Einweihung erfolgte am 20. September<br />
2001.<br />
Der Ortsbund mit seinem Vorsitzen<strong>de</strong>n steht<br />
noch vor großen Aufgaben. So wird angestrebt,<br />
zur Advent- und Weihnachtszeit eine<br />
einheitliche Festbeleuchtung entlang <strong>de</strong>r<br />
Clemens-August-Straße zu installieren. Im<br />
Ortseingang am Botanischen Garten und an<br />
wichtigen Straßenpunkten sollen Fahnenmasten<br />
errichtet wer<strong>de</strong>n, die bei Ortsfesten<br />
Transparente tragen.<br />
Noch viele Pläne schlummern <strong>de</strong>r Zukunft<br />
entgegen … Doch die Zeit hat an<strong>de</strong>rs entschie<strong>de</strong>n.<br />
Peter Weingarten sen. ist tot. Er<br />
starb am 26. Juli 2008 nach langer schwerer<br />
Krankheit, die er mit geduldiger Gelassenheit<br />
ertrug. Immer wie<strong>de</strong>r gab er seine<br />
Freu<strong>de</strong> über das bevorstehen<strong>de</strong> 25. Straßenfest<br />
kund, es wäre sein Jubiläum gewesen,<br />
ebenso wie das 25. Jahr <strong>de</strong>s Vorsitzes im<br />
Ortsbund.<br />
Was war er für ein Mensch?<br />
1937 am 3. August in <strong>de</strong>r Kölnstraße geboren<br />
kam er in die Volksschule Bonn-Graurheindorf.<br />
Sein Vater war Schuhmacher. Peter<br />
absolvierte zunächst eine Orthopädiemechanikerausbildung,<br />
schulte dann aber um zum<br />
med. Masseur, wo er in unermüdlicher und<br />
fleißiger Arbeit sich bald eine angesehene<br />
Praxis aufbaute, immer unterstützt durch<br />
seine Frau Marianne. Die bei<strong>de</strong>n heirateten<br />
En<strong>de</strong> August 1961. Drei Kin<strong>de</strong>r hat die Familie.<br />
Der Sohn führt seit einigen Jahren eigenständig<br />
die väterliche Praxis fort.<br />
14<br />
80 Jahre Ortsbund Poppelsdorf<br />
25 Jahre Poppelsdorfer Straßenfest<br />
Der Verstorbene arbeitete nicht nur für seine<br />
Praxis, er bil<strong>de</strong>te sich selbst ständig weiter<br />
und gab diese Fortschritte an seine Kollegen<br />
weiter. Er richtete zum Wohle seiner Kollegenpraxen<br />
eine zentrale Abrechnungsstelle<br />
im Hause ein. Seine berufliche Kompetenz<br />
machte ihn zum Leiter <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sgruppe<br />
Mittelrhein <strong>de</strong>s Berufsverban<strong>de</strong>s für physikalische<br />
Therapie. Mehrmals hat er bun<strong>de</strong>sweite<br />
Fachkongresse vorbereitet und<br />
durchgeführt. Er war Sachverständiger für<br />
neu eingerichtete Praxen und hat sie für die<br />
Krankenkassen begutachtet. Dies alles, wie<br />
auch seine an<strong>de</strong>ren nebenamtlichen Tätigkeiten<br />
erbrachte er ehrenamtlich. Aus diesem<br />
Grun<strong>de</strong> wur<strong>de</strong> ihm 1999 die Verdienstmedaille<br />
<strong>de</strong>s Verdienstor<strong>de</strong>ns <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik<br />
Deutschland verliehen. Für die Belange seines<br />
Poppelsdorfs setzte er immer wie<strong>de</strong>r viel<br />
Zeit und Kraft ein. Er war allseits beliebt und<br />
ein gern gesehenes Mitglied in fast allen Vereinen<br />
und Geselligkeiten im Ort. Beson<strong>de</strong>res<br />
Augenmerk richtete er immer wie<strong>de</strong>r auf die<br />
Belange <strong>de</strong>r Brauchtumspflege. Dazu gehört<br />
auch <strong>de</strong>r Karneval. Peter Weingarten hat die<br />
Karnevalsgesellschaft<br />
„Närrische<br />
Germanen“ vor <strong>de</strong>m<br />
Untergang bewahrt<br />
und sie wie<strong>de</strong>r zu<br />
neuem Erwachen<br />
gebracht.<br />
Eine beson<strong>de</strong>re Ehrung<br />
wur<strong>de</strong> ihm zuteil<br />
als er 2003 beim<br />
Schützenfest seiner geliebten Sebastianus-<br />
Schützenbru<strong>de</strong>rschaft zum Schützenkaiser<br />
erhoben wur<strong>de</strong> mit seiner Frau Marianne als<br />
Schützenkaiserin. Seiner Familie ist er stets<br />
ein guter Ehemann, ein fürsorglicher Vater<br />
und liebevoller Großvater gewesen. Und<br />
Poppelsdorf und die Poppelsdorfer haben<br />
einen ehrlichen Freund verloren!