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Eine christliche Gemeinde entdeckt das Potenzial der Street Parade

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<strong>Eine</strong> <strong>christliche</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>entdeckt</strong> <strong>das</strong> <strong>Potenzial</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Street</strong> <strong>Parade</strong><br />

<strong>Street</strong> <strong>Parade</strong>: Der an<strong>der</strong>e Christustag<br />

Von Daniel Gerber<br />

Nein, König David ist nun definitiv nicht mehr <strong>der</strong> Einzige, <strong>der</strong> wild auf <strong>der</strong><br />

Strasse für Gott tanzte! Die Zürcher «Samba-Gospler-<strong>Gemeinde</strong>» tat es dem<br />

biblischen Vorbild gleich und feierte ihren Schöpfer vor den Augen eines<br />

riesigen Publikums.<br />

Von 60 auf 700<br />

Gleich als Ganzes nimmt die<br />

«Evangelische Internationale <strong>Gemeinde</strong>»<br />

jeweils an <strong>der</strong> <strong>Street</strong> <strong>Parade</strong> teil. Rund<br />

700 Christen waren in diesem Jahr<br />

dabei. 200 waren es im letzten Jahr.<br />

2002, bei <strong>der</strong> ersten «heiligen»<br />

Beteiligung, waren 60 Gläubige<br />

gekommen. Bekannt wurde die<br />

<strong>Gemeinde</strong> durch den Fussballspieler<br />

Eduardo. Der brasilianische GC-Stürmer<br />

pflegte einen eigenen Torjubel-Stil: Traf<br />

die schwarze Perle <strong>der</strong><br />

Zürcher nämlich <strong>das</strong> Tor, zog er sein<br />

Trikot hoch und präsentierte <strong>das</strong><br />

T-Shirt, <strong>das</strong> er darunter trug. Und darauf<br />

stand «Jesus liebt dich» o<strong>der</strong> «Jesus ist<br />

treu». Solche Textil-Akzente setzt nun<br />

auch die portugiesisch-deutsch-sprachige<br />

<strong>Gemeinde</strong> am<br />

Techno-Umzug in <strong>der</strong> Zwinglistadt.<br />

Verschlossener<br />

Die <strong>Gemeinde</strong>glie<strong>der</strong> gehen nämlich mit<br />

solcher Jesus-Wäsche an die <strong>Street</strong><br />

<strong>Parade</strong>. Die Inspiration dazu stammt aus<br />

Brasilien. «Der Karneval in Rio de Janeiro<br />

ist offener als die Zürcher <strong>Street</strong><br />

<strong>Parade</strong>», bilanziert Renato Souza. Im<br />

Zürcher Büro des Pastoren schnurrt <strong>der</strong><br />

Ventilator gemütlich vor sich hin,<br />

während <strong>der</strong> Südamerikaner seinen<br />

Vergleich zwischen dem Karneval in Rio<br />

und dem Zürcher Techno-Fest zieht:<br />

«Dort kann jede Gruppe o<strong>der</strong><br />

Organisation ihren eigenen Lastwagen<br />

mit einer Anlage obendrauf mitbringen.<br />

Hier ist es an<strong>der</strong>s. Verschlossener. Dabei<br />

zu sein ist schwer.» Auch die Medien<br />

machen es diesen engagierten Chris-ten<br />

nicht leicht. So brachte <strong>das</strong> TV-<br />

Nachrichtenmagazin «10 vor 10» kurz<br />

vor <strong>der</strong> jüngsten <strong>Street</strong> <strong>Parade</strong> einen<br />

Beitrag über die «Samba-Gospler». Da<br />

ihre Homepage mit einer Internetseite<br />

verlinkt ist, die Homosexualität<br />

anprangert, war natürlich für Brisanz<br />

gesorgt.<br />

«Es war ein Kampf!»<br />

Doch Gegenwind sind die «Samba<br />

Gospler» gewohnt: «Als wir 2002 <strong>das</strong><br />

erste Mal dabei waren, gabs einen<br />

riesigen Kampf. Sicherheitsleute wollten<br />

unser Dabeisein verhin<strong>der</strong>n. Sie wollten<br />

unser Jesus-Spruchband wegnehmen.<br />

Sie wollten nicht, <strong>das</strong>s wir mit unseren<br />

Instrumenten Samba spielen. Wir<br />

spielten nämlich einen Samba für<br />

Jesus.» Der Sicherheitsdienst wollte die<br />

Bewilligung des Pastoren sehen. Renato<br />

Souza antwortete den Leuten: «Ich habe<br />

eine. Eure Einladung, die ihr am<br />

Fernsehen gemacht habt. Ihr habt<br />

gesagt: Kommt und seid dabei! Nun bin<br />

ich da. Mit meiner Gruppe. Ihr habt mich<br />

eingeladen. Jetzt gehe ich nicht mehr<br />

heim. Das ist meine Bewilligung.» – Man<br />

liess sie dann wi<strong>der</strong>willig gewähren.<br />

«Zuvor<strong>der</strong>st liefen Frauen mit den<br />

erwähnten Jesus-T-Shirts. Wir fragten:<br />

‹Und jetzt? Wollt ihr ihnen nun die<br />

Leibchen ausziehen?› Das konnten sie<br />

natürlich nicht tun. Sie mussten es<br />

durchgehen lassen.» Renato Souza<br />

spricht von einem Segen. «Wir konnten<br />

<strong>das</strong> tun, was wir als Kirche tun sollten.<br />

Das Volk hatte Freude, wir auch.»<br />

Per sofort: Der jährliche<br />

Christustag<br />

«2003, beim zweiten Mal, waren wir<br />

freier. Als hätten sie uns schon ge-kannt.<br />

Zeitschriften und Fernsehen beachteten<br />

uns, weil sie sahen, <strong>das</strong>s wir Teil des


Festes waren.» Die Sicherheitsleute<br />

protestierten auch nicht mehr. «Wir<br />

veranstalteten mit unserem Block ein<br />

riesiges Fest. Wir<br />

standen mit einem Jesus-Spruchband<br />

vor <strong>der</strong> Kamera. Alle mussten sehen und<br />

hören, was hier von Jesus gesagt wurde.<br />

Ein riesiger Segen.» Auch 2004 hatte die<br />

Gruppe keine Positionskämpfe mehr, und<br />

Souza dachte gegenüber dem<br />

Christlichen Zeugnis laut über einen<br />

Christustag auf <strong>der</strong> Strasse nach. «Wir<br />

machen Werbung in an<strong>der</strong>en <strong>Gemeinde</strong>n<br />

für unser An-liegen. Wir haben eine<br />

Gebetsgruppe und über <strong>das</strong> Internet<br />

kommen viele Anfragen.»<br />

«Alle sollen dabei sein!»<br />

Für die <strong>Street</strong> <strong>Parade</strong> flog die<br />

evangelische <strong>Gemeinde</strong> sogar eine<br />

zehnköpfige Samba-Gruppe aus Brasilien<br />

ein. Professionelle Percussionisten.<br />

Damit wollte Pastor Souza Freude<br />

verbreiten. «<strong>Eine</strong> Freude, die nicht von<br />

Alkohol und Drogen kommt. Sie kommt<br />

von <strong>der</strong> Macht Gottes. Von <strong>der</strong><br />

Befreiung, die Jesus in unser Leben<br />

gebracht hat. Das ist unser Motto»,<br />

berichtet <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong>leiter.<br />

«Neulich kam ein Mädchen mit einer<br />

Gruppe von Personen, die Jesus<br />

angenommen hatte, hierher in unsere<br />

<strong>Gemeinde</strong>. Sie sahen uns damals an <strong>der</strong><br />

<strong>Street</strong> <strong>Parade</strong>. Jetzt sind sie hier in <strong>der</strong><br />

Kirche», berichtet Pastor Souza. Die<br />

<strong>Parade</strong>-Auftritte zeigten Wirkung. «Wir<br />

wollen, <strong>das</strong>s alle <strong>Gemeinde</strong>n in <strong>der</strong><br />

Schweiz dabei sind. Warum? Weil damit<br />

ein Werk Satans zerstört wird. Und die<br />

<strong>Street</strong> <strong>Parade</strong> ist ein Werk des Teufels.<br />

Ein Altar, den er sich erhoben hat, um<br />

<strong>das</strong> Leben zu vernichten und die Leute<br />

ebenfalls. Damit sie keinen Ausweg<br />

haben. Sie suchen nach Frieden und<br />

Freude. Da gehen sie durch jede Türe,<br />

die sie finden.» Den Auftritt <strong>der</strong> Christen<br />

sieht <strong>der</strong> Brasilianer als Alternative:<br />

«Wenn die Leute an <strong>der</strong> <strong>Street</strong> <strong>Parade</strong><br />

auch <strong>Gemeinde</strong>n finden, die die Türe<br />

zum ewigen Leben sind, kommen viele<br />

zu Jesus. Wir gehen nicht, um unsere<br />

Körper zu zeigen, son<strong>der</strong>n Jesus, <strong>der</strong> in<br />

uns drin ist.»<br />

Je<strong>der</strong> Pastor und jede <strong>Gemeinde</strong> sollten<br />

jeweils ihre Flyer mitbringen, wünscht<br />

sich Souza: «Denn an die <strong>Street</strong> <strong>Parade</strong><br />

kommen Leute aus allen Ecken. Und<br />

einmal gehen sie wie<strong>der</strong> heim. Dann<br />

werden sie dort auch eine <strong>Gemeinde</strong><br />

finden, die sie besuchen können.»<br />

«Wir waren näher am Volk!»<br />

Als einen «vollen Erfolg» bewertet Jean-<br />

Pierre Lehmann, Mitverantwortlicher <strong>der</strong><br />

«Samba-Gospler», ihren Auftritt an <strong>der</strong><br />

Zürcher <strong>Street</strong> <strong>Parade</strong>. Alleine aus <strong>der</strong><br />

eigenen <strong>Gemeinde</strong> seien 400 Leute<br />

gekommen. Lehmann: «Die Leute<br />

kamen, um ein Fest zu feiern. Wir<br />

machten auch ein Fest. Und wir zeigten,<br />

woher unsere Freude kommt. Manche<br />

<strong>der</strong> Partygänger haben sich uns gleich<br />

angeschlossen. An<strong>der</strong>e wollten uns ein<br />

T-Shirt abkaufen.» Lehmann versichert,<br />

<strong>das</strong>s die Gospler näher am Volk waren<br />

als an<strong>der</strong>e Gruppierungen. «Die an<strong>der</strong>en<br />

waren auf ihren Lastwagen. Wer nicht<br />

auf einem Lkw ist, ist dann einfach <strong>das</strong><br />

Fussvolk. Weil wir selber zu Fuss<br />

unterwegs waren, konnte man sich bei<br />

uns mitten hineinstürzen. Somit waren<br />

wir näher am Volk.»<br />

Zwei Love-Mobile?<br />

Unter dem Strich ist die <strong>Gemeinde</strong> so<br />

zufrieden, <strong>das</strong>s sie 2005 mit zwei Love-<br />

Mobilen auffahren will. «Mit dem<br />

Vermieter sind wir uns schon einig.»<br />

Jetzt muss «bloss» noch <strong>der</strong> Organisator<br />

<strong>der</strong> <strong>Parade</strong> Ja und am besten gleich noch<br />

Amen sagen. Dass man dann plötzlich<br />

selber weniger nah beim Volk ist,<br />

befürchtet Lehmann nicht: «Wir sind<br />

auch dann noch viele Personen, die<br />

unten Musik machen.» Das <strong>Potenzial</strong> an<br />

Christen ist vorhanden, versichert<br />

Lehmann. «Es gibt so viele <strong>Gemeinde</strong>n.<br />

Wenn sich da nur ein Zehntel zur<br />

Teilnahme bewegen lässt … Gehen wir<br />

raus und sprechen die Leute an!»<br />

«Geistoval» statt «Karneval»<br />

Auch <strong>der</strong> Karneval in Brasilien habe sich<br />

geän<strong>der</strong>t. Renato Souza: «Rio de Janeiro<br />

war <strong>der</strong> Ort, dessen Karneval weltweite<br />

Ausstrahlung hatte. Heute sagen an<br />

diesem Karneval die Kirchen, wie <strong>das</strong><br />

Fest läuft.» Was man heute noch sehe,<br />

seien die Auftritte <strong>der</strong> Sambaschulen für<br />

die Touristen. «Sie bezahlen sehr viel,<br />

damit sie dort zuschauen dürfen. Das ist<br />

nicht <strong>der</strong> Karneval des Volkes.<br />

Denjenigen für <strong>das</strong> Volk macht die<br />

Kirche. Wir gehen dort mit einem Block1<br />

von mehr als 1000 Personen jeweils raus<br />

auf die Copa Cabana und machen mit


Perkussionsinstrumenten einen Samba,<br />

um Jesus zu ehren. Es kommen viele<br />

Leute und bekehren sich. Es machen<br />

viele Kirchen mit. Karneval bedeutet Fest<br />

<strong>der</strong> Freude.» Der Name «Karneval» sei<br />

schwer zu übersetzen, sagt Jean-Pierre<br />

Lehmann, <strong>der</strong> Pastor Renato übersetzt:<br />

«Es heisst in etwa ‹Geistoval›, <strong>der</strong><br />

Karneval des Geistes.» O<strong>der</strong> eben «<strong>das</strong><br />

Fest <strong>der</strong> Freude des Geistes.» Und dieses<br />

hat nun auch an <strong>der</strong> Zürcher <strong>Street</strong><br />

<strong>Parade</strong> begonnen.<br />

Die «Evangelische Internationale <strong>Gemeinde</strong>» hat ihren Hauptsitz in Zürich an <strong>der</strong><br />

Luggwegstrasse 9. Die Gottesdienste sind zweisprachig, portugiesisch und deutsch.<br />

Bekannt wurde die <strong>Gemeinde</strong> durch den Fussballspieler Eduardo und dessen Jesus-T-<br />

Shirt, <strong>das</strong> er beim Torjubel zeigte. Internet: www.evangelischegemeinde.ch

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