Das Herz zum Leben Von Pfarrer Frank Bangerter Am zweiten Wochenende meiner Frühlingsferien lernte ich Erwin kennen. Gemütlich sass ich im Garten mit einem interessanten Buch in den Händen. Plötzlich rief ein zarte, aber laute Stimme vom Balkon des Nebenhauses mir zu: «Hallo». Es war die vierjährige Tochter meines Nachbarn. Sie hielt etwas in ihren Händen, womit sie sehr beschäftigt war. Plötzlich streckte sie mir den Gegenstand über die Balkonbrüstung entgegen. Ganz keck erklärte sie mir, dass das erwin sei. «erwin?» fragte ich verdutzt. Und da fing sie bereits an, erwin auseinanderzunehmen. erwin ist nämlich eine Puppe. eine ganz besondere Puppe, mit der kinder spielerisch menschliche organe kennen lernen. Das aufgeweckte mädchen zeigte mir die inneren organe, die sie aus erwin entfernte <strong>und</strong> fing auch an, sie zu bezeichnen. lunge, niere, ... herz – beim herzen schaute sie mich mit grossen augen an <strong>und</strong> fragte: «Wozu braucht erwin eigentlich das herz?» meine antwort wartete sie erst gar nicht ab. sie rannte in die Wohnung, um – das wusste ich in diesem moment noch nicht – ihre mutter danach zu fragen. Ja, was würden sie einem kind erklären, was das herz ist? Wozu benötigen wir es? Diese doch eigentlich einfache Frage machte mich nachdenklich. Da gibt es doch verschiedene antworten. klar, das herz ist ein grosser muskel, eine art Pumpe, die unser Blut im körper in Bewegung bringt. in eine Bewegung, die zum leben notwendig ist, die leben erst ermöglicht. Jede Zelle unseres körpers wird so mit nahrung <strong>und</strong> sauerstoff versorgt. Das herz ist aber noch viel mehr. es ist auch ein symbol. D a s symbol der liebe. Viele menschen sind ausserdem überzeugt, dass dort unsere seele <strong>und</strong> unsere Gefühle zu hause sind. Was ist das herz? es gibt eben nicht nur eine antwort. es gibt eine biologische, eine medizinische, eine symbolische <strong>und</strong> auch – so würde ich das ausdrücken – eine spirituelle antwort. mein herz bringt mich nicht nur physisch in Bewegung. es kann mich auch spirituell in Bewegung bringen. Genau diese Bewegung finden wir in der lehre Jesu. er, der die menschen immer wieder dazu aufgefordert hat, die liebe in sich fliessen zu lassen <strong>und</strong> daraus zu handeln. Das menschliche herz wird bei Jesus zu einem eigentlichen Gefäss des Göttlichen. in unsere herzen wird die liebe Gottes gleichsam eingegossen, wenn wir uns dafür öffnen <strong>und</strong> sie zulassen. Und wenn dem so ist, dann wird die liebe Gottes durch unser herz im körper in Bewegung gebracht. Wir werden ganz davon erfüllt, jede Zelle unseres körpers. Vom herzen her können wir, mit viel Geduld, Göttliches erahnen. Unser Glaube kommt in Bewegung. Was ist also das herz? Unvermittelt wurde ich durch die tochter meines nachbarn aus meinen Gedanken herausgerissen. Voller Freude <strong>und</strong> schon rufend rannte sie auf den Balkon zurück. sie erzählte mir aufgeregt, dass ihre mutter gesagt habe, dass aus dem herzen alles leben kommt. Ganz flink stopfte das mädchen erwins herz <strong>und</strong> alle anderen organe wieder in seinen stoffkörper hinein, zog den reissverschluss zu <strong>und</strong> sagte: «Jetzt lebt erwin wieder!» ich musste in mich hineinschmunzeln. so einfach hätte ich es selbst niemals zeigen <strong>und</strong> erklären können. Vielleicht finden sie die Zeit über ihr herz nachzudenken. Was ist es für sie? ich wünsche ihnen w<strong>und</strong>erbare <strong>und</strong> erholsame sommertage. tage, die ihr herz beleben <strong>und</strong> an denen sie die Zeit finden, auf ihren herzschlag zu hören. <strong>Treff</strong> PUNKT Nr. 183 – Mai 2011 editorial: «Das herz zum leben» 2 einladung <strong>und</strong> traktanden kirchgemeindeversammlung 4 Bestnoten für 40 Jahre Finanzkompetenz 6 Das ist unser neuer Gutsverwalter nina hug <strong>und</strong> Walter rey zum 8 abschied 9 erstkommunion 11 Familiengottesdienst 12 orgelkonzert augustinerkirche 13 kirchenzettel Feierlicher Gottesdienst zum 14 Passionssonntag 16 Gemeindereise nach england 17 kreativ, <strong>aktiv</strong> <strong>und</strong> <strong>karitativ</strong> 19 Quiet City «offenes ohr in der Christus- 21 kirche» 22 kontaktadressen / Pfarrämter 23 agenda 24 herzliche Gratulation 25 Gemeindespiegel 27 schlusspunkt 28 Titelbild zur Reise- <strong>und</strong> Ferienzeit: Er war ein Riese <strong>und</strong> hiess Reprobus, der Verdammte. Auf seinem Reiseweg begegnete ihm ein Kind, das ihn anflehte es durch reissende Flussfluten zu tragen. Als sie das Ufer sicher erreichten, sagte das Kind: «Du hast den Sohn Gottes getragen, darum sollst du ab jetzt Christophorus heissen». Seither gilt St. Christophorus als Schutzpatron der Reisenden. Das Wandbild des Waltensburger Meisters an der ehemaligen Pfarrkirche Sogn Gion in Rhäzüns (GR) entstand in der ersten Hälfte des 14. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>und</strong> gehört mit zum kantonalen Kulturgut von nationaler Bedeutung. (Bild Wikipedia) 2 3