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Hubertusfeier in Mieming - Gemeinde Mieming

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100 Jahre Doktorhaus <strong>in</strong> Barwies<br />

Zu diesem Jubiläum gab es auch<br />

e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Präsentation von Skizzen<br />

und Schriftstücken, die sich <strong>in</strong><br />

unserem Archiv bef<strong>in</strong>den. So<br />

kann mit Gewissheit gesagt werden,<br />

dass dieses Doktorhaus nun<br />

100 Jahre steht und auch immer<br />

als solches genutzt wurde. Vorübergehend<br />

war <strong>in</strong> der Zeit nach<br />

dem Krieg dort auch e<strong>in</strong>e Schulklasse<br />

untergebracht. Aufgefallen<br />

ist bei der Durchsicht des Quellenmaterials,<br />

dass sich die Geme<strong>in</strong>de-<br />

bzw. Sprengelärzte von<br />

Miem<strong>in</strong>g bis zum Bau e<strong>in</strong>es eigenen<br />

Doktorhauses oft nur kurze<br />

Zeit hier niedergelassen haben.<br />

Wahrsche<strong>in</strong>lich auch aus diesem<br />

Grund haben sich die Geme<strong>in</strong>devorsteher<br />

der drei Sprengelgeme<strong>in</strong>den<br />

zu diesem Schritt entschlossen.<br />

In früherer Zeit waren<br />

die Geme<strong>in</strong>den mit der Armenfürsorge<br />

schwer belastet, darunter<br />

fiel auch die ärztliche Versorgung.<br />

Wie im neuen Dorfbuch ausführlicher<br />

dargelegt, galt das für Miem<strong>in</strong>g<br />

im Besonderen. Und die<br />

von den Sprengelgeme<strong>in</strong>den angebotenen<br />

Entschädigungen dafür<br />

hielten manche davon ab, sich<br />

hier um e<strong>in</strong>e Arztstelle zu bewerben<br />

bzw. wechselten, sobald sich<br />

e<strong>in</strong>e andere Gelegenheit bot, <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>e andere Geme<strong>in</strong>de, wie aus<br />

dem Schreiben des Dr. Wilhelm<br />

Stadler zu ersehen ist.<br />

An die löbliche Geme<strong>in</strong>de<br />

Vorstehung <strong>in</strong> Miem<strong>in</strong>g<br />

Indem mir jüngst e<strong>in</strong>e gute u. sichere<br />

Existenz bietende Arztesstelle<br />

verliehen wurde, sehe ich mich veranlasst,<br />

die hiesige Geme<strong>in</strong>dearztesstelle<br />

mit heutigem Tage zu künden,<br />

und setze daher die löbliche<br />

Geme<strong>in</strong>de Vorstehung hievon <strong>in</strong><br />

Kenntnis.<br />

Hochachtungsvoll<br />

Wilhelm Stadler<br />

zzt Arzt<br />

Obermiem<strong>in</strong>g, den 27. Mai 1893<br />

Se<strong>in</strong> Nachfolger, Dr. Josef Klotz,<br />

der 1894 se<strong>in</strong>en Dienst <strong>in</strong> Miem<strong>in</strong>g<br />

antrat, übte das Amt des<br />

Geme<strong>in</strong>dearztes bis zu se<strong>in</strong>em<br />

Tode 1907 aus. Ihm stand es noch<br />

frei, nachdem es ke<strong>in</strong> eigenes<br />

Doktorhaus gab, se<strong>in</strong>e Wohnung<br />

<strong>in</strong> Obermiem<strong>in</strong>g oder Barwies zu<br />

nehmen. Dr. Josef Höllrigl, der<br />

1908 Dr. Klotz folgte, verließ<br />

Miem<strong>in</strong>g noch im selben Jahr.<br />

Se<strong>in</strong> Nachfolger, Dr. Quir<strong>in</strong><br />

Knabl, damals Obmann der<br />

Freien Organisation der Geme<strong>in</strong>de-<br />

Aerzte Deutschtirols, war maßgeblich<br />

an der Entscheidung bei der<br />

Wahl des geeigneten Standortes<br />

für den Bau des Doktorhauses beteiligt.<br />

In se<strong>in</strong>er Begründung heißt<br />

es unter Punkt IV: „Für e<strong>in</strong>en<br />

Arzt mit Familie kommt Barwies<br />

mit Volksschule, zeitweise e<strong>in</strong>em eigenen<br />

Priester und Fleischhauer alle<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> Betracht; der Sprengel wird<br />

Bewerber mit dem Amtssitze <strong>in</strong><br />

Ober-Miem<strong>in</strong>g nur schwer oder gar<br />

nicht f<strong>in</strong>den.“<br />

Die drei Geme<strong>in</strong>devorsteher, Johann<br />

Sonnweber, Miem<strong>in</strong>g, Ferd<strong>in</strong>and<br />

Ennemoser, Obsteig, Josef<br />

Anton Scharmer, Wildermiem<strong>in</strong>g,<br />

e<strong>in</strong>igten sich am 19. August 1908<br />

mit zwei gegen e<strong>in</strong>e Stimme für<br />

den Doktorhausbau mit dem<br />

Standort Barwies. Wildermiem<strong>in</strong>g<br />

war dagegen, weil „die meisten<br />

Parteien der Geme<strong>in</strong>de Wildermiem<strong>in</strong>g<br />

den Amtssitz des Geme<strong>in</strong>dearztes<br />

nicht <strong>in</strong> Barwies sondern <strong>in</strong><br />

Obermiem<strong>in</strong>g wünschen.“<br />

So erfolgt im Tiroler Anzeiger<br />

vom 17. September 1908 folgende<br />

Bauausschreibung:<br />

„Die Erbauung e<strong>in</strong>es neuen Hauses<br />

<strong>in</strong> Barwies, Geme<strong>in</strong>de Miem<strong>in</strong>g, als<br />

Wohnung für den Geme<strong>in</strong>dearzt<br />

der Sanitätsgeme<strong>in</strong>den Miem<strong>in</strong>g,<br />

Obsteig u. Wildermiem<strong>in</strong>g wird<br />

hiemit zur allgeme<strong>in</strong>en Konkurrenzbewerbung<br />

ausgeschrieben...“<br />

Bei genauerer Betrachtung des<br />

Bauplanes und der Baubeschreibung<br />

kommt man zur Überzeugung,<br />

dass sich die drei Geme<strong>in</strong>den<br />

diesen<br />

Neubau e<strong>in</strong>iges<br />

kosten ließen<br />

und bei<br />

verschiedenen<br />

E<strong>in</strong>zelheiten<br />

bestimmt<br />

nicht kle<strong>in</strong>lich<br />

waren. So f<strong>in</strong>det<br />

sich <strong>in</strong> der<br />

Beschreibung<br />

unter P 6 folgenderVermerk:<br />

„Die<br />

Apotheke im<br />

Parterre und<br />

das Speisezim-<br />

Der Chronist (ma)<br />

mer <strong>in</strong> demselben sowie auch das<br />

Wohnzimmer im 1. Stock wird mit<br />

e<strong>in</strong>er 2.00 m hohen Zirbentäfelung<br />

hergestellt.“<br />

Dass das Doktorhaus 1911 bezogen<br />

werden konnte, geht aus e<strong>in</strong>er<br />

Abrechnung für die im Jahre 1910<br />

geleisteten Tischlerarbeiten und<br />

Arbeiten an den Außenanlagen<br />

hervor.<br />

Herrn Dr. Kassian Lechthaler<br />

wird laut Dienstvertrag vom 30.<br />

Juli 1911 e<strong>in</strong>e Wohnung bestehend<br />

aus Haus Nr. 64 und Garten angeboten.<br />

Ebenfalls Brennholz weich,<br />

gespalten, im Ausmaß von 80 m, 33<br />

ztm lang ….zur Wohnung jährlich<br />

gestellt.<br />

Zu dem von den Sprengelgeme<strong>in</strong>den<br />

angebotenen Wartgeld und<br />

den Ganggebühren hat sich die<br />

„deutschtirolische Ärztekammer“<br />

folgendermaßen geäußert: Der<br />

Dienstvertrag des Sanitätssprengels<br />

Miem<strong>in</strong>g ist als unannehmbar zu<br />

bezeichnen, da die e<strong>in</strong>heitliche<br />

Ganggebühr (500 K = Kronen) e<strong>in</strong>e<br />

offenkundige Unterbietung des M<strong>in</strong>imaltarifes<br />

darstellt.“<br />

Dr. Lechthaler zählt auch zu den<br />

Gründungsmitgliedern des Obstbauvere<strong>in</strong>es<br />

Barwies (1911)<br />

Für kurze Zeit (genaue Daten<br />

müssen erst erhoben werden) folgt<br />

e<strong>in</strong> Dr. Föger, bis dann mit Dr.<br />

Franz Offer, der 1919 die Sprengelarztstelle<br />

<strong>in</strong> Miem<strong>in</strong>g übernimmt,<br />

e<strong>in</strong>e Ära beg<strong>in</strong>nt, die bis<br />

zum heutigen Tag mit Dr. Gerhard<br />

und se<strong>in</strong>en Sohn Dr. Georg<br />

Offer fortlebt.<br />

Von Dr. Franz Offer ist uns e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressantes<br />

Dokument erhalten<br />

geblieben, e<strong>in</strong>e Rechnungslegung<br />

an die Geme<strong>in</strong>de Miem<strong>in</strong>g für<br />

ärztliche Leistungen und Medikamente<br />

für die sog. Geme<strong>in</strong>dearmen<br />

<strong>in</strong> der Höhe von 1.420.000<br />

K = e<strong>in</strong>e Million vierhundertzwanzigtausend<br />

Kronen, e<strong>in</strong> Beweis<br />

für die damalige Geldentwertung,<br />

die 1924 ihren Höhepunkt<br />

erreicht hat. Noch vor dem I.<br />

Weltkrieg (1914 – 1918) erhielt<br />

man für e<strong>in</strong>e Krone 3 kg Brot,<br />

1918 noch knapp 2 kg und 1924<br />

musste man für 1 kg Brot über<br />

5000 K bezahlen. Der Preis für 1<br />

kg Fleisch erreichte letztlich über<br />

30.000 K.<br />

Mit der E<strong>in</strong>führung der Schill<strong>in</strong>g<br />

Währung 1925 g<strong>in</strong>g dieser Spuk<br />

zu Ende. 10.000 Kronen wurden<br />

gegen e<strong>in</strong>en Schill<strong>in</strong>g getauscht.<br />

17. November 2011 17

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