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Da ist keine Grenze

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fen. Bei einer Großkundgebung auf Schloss<br />

Sigmundskron brachten die Südtiroler 1957<br />

ihren Unmut lautstark zum Ausdruck, erste<br />

Kampfparolen waren zu hören und Landeshauptmann<br />

Silvius Magnagos beschwichtigende<br />

Rede konnte die Gemüter nur für<br />

kurze Zeit beruhigen.<br />

Längst hatte sich rund um den Kaufmann<br />

Sepp Kerschbaumer eine Gruppe versammelt,<br />

die genug von den politischen Sonntagsreden,<br />

genug von der systematischen<br />

Unterdrückung, den Repressalien und der<br />

ständigen Bedrohung hatte. Kerschbaumers<br />

BAS (Befreiungsausschuss Südtirol) wollte<br />

die Selbstbestimmung und war bereit, dafür<br />

<strong>Grenze</strong>n zu überschreiten. Im Klima der landesweiten<br />

Verzweiflung fanden sie rasch Mitstreiter<br />

dies- wie jenseits des Brenners. Der<br />

Plan war, mit Bombenanschlägen die Welt<br />

für das Südtiroler Problem wachzurütteln.<br />

(CH) und beschließen die<br />

Feuernacht.<br />

11./12. 06. 1961<br />

Die Feuernacht. Mehr als 40<br />

Anschläge werden verübt,<br />

37 Strommasten zerstört.<br />

Am 12. Juni stirbt der<br />

Postbeamte Giovanni Postal<br />

beim Versuch, eine nicht<br />

gezündete Sprengladung zu<br />

entfernen.<br />

09. 07. 1961<br />

Mordanschlag auf den Journal<strong>ist</strong>en<br />

Benno Steiner. Es folgt die<br />

Festnahme des vermutlichen<br />

Täters Franz Muther. In den<br />

Wochen darauf kommt es zu<br />

einer Verhaftungswelle. Über 70<br />

Feuernacht: In der<br />

Nacht vom 11. zum 12.<br />

Juni 1961 sprengen<br />

Südtirol-Aktiv<strong>ist</strong>en<br />

Telefon- und Hochspannungsmasten.<br />

In der „Feuernacht“ vom 11. auf den 12. Juni<br />

1961 wurden die ersten, knapp 40 Strommasten<br />

gesprengt, schon einen Monat später<br />

über 70 Freiheitskämpfer verhaftet. Mit grausamen<br />

Folterungen machten die italienischen<br />

Beamten klar, dass die BAS-Mitglieder mit<br />

dem Schlimmsten zu rechnen hatten. Viele,<br />

die der ersten großen Verhaftungswelle<br />

entgingen, flüchteten nach Nordtirol. Unter<br />

ihnen Luis Amplatz und Jörg Klotz.<br />

DER UNTERSCHLUPF. Für Karl Obleitner<br />

ging es jetzt los. Sein Haus an der Absamer<br />

Salzbergstraße wurde zum Zufluchtsort für<br />

geflohene BAS-Aktiv<strong>ist</strong>en, zum vorübergehenden<br />

Versteck für Waffen sowie Sprengstoff<br />

und der bergkundige Obleitner bald<br />

zum verlässlichen Führer auf den gefährlichen<br />

Schleichwegen ins südliche Tirol, wo<br />

der Kampf fortgesetzt wurde. „Frau und<br />

Kinder daheim, viel Arbeit, einen Haufen<br />

Schulden und am Wochenende mit die<br />

Mander über’n Gletscher“, fasst der 79-<br />

Jährige zusammen.<br />

Mit den „echten Kameraden“ kamen<br />

auch die „Falotten“. Vor allem Jörg Klotz,<br />

der lange Zeit bei Obleitner abgetaucht war,<br />

brachte in seiner „Vertrauensseligkeit“ immer<br />

wieder zwielichtige Gestalten ins Haus,<br />

die sich schlimmstenfalls als Spione oder<br />

Verräter entpuppten.<br />

Nicht geheuer waren ihm beispielsweise<br />

die beiden Franzosen, die Klotz engagiert<br />

hatte, um sich und seine Leute für<br />

den Guerillakrieg auszubilden. Sie waren<br />

vom Fach. „Die haben ausgeschaut wie<br />

von der SS. <strong>Da</strong>s waren Landsknechte, die<br />

hätten auch einen um Geld umgebracht.“<br />

Die Anwesenheit der beiden Mitglieder<br />

„ I bin pfeilsgrod wia a Lärchenbaum<br />

und so bleib i a stean. I bin so.“ Karl Obleitner<br />

Südtiroler – darunter auch die<br />

BAS-Führungsriege – werden<br />

eingesperrt. Es kommt zu<br />

grausamen Folterungen. Zwei<br />

Gefangene sterben an den<br />

Folgen der Folter: Franz Höfler<br />

und Anton Gostner.<br />

22. 08. 1961<br />

Jörg Klotz sprengt mit einer<br />

der rechtsextremen französischen OAS<br />

blieb nicht unbemerkt. „Eines Tages habe<br />

ich die Warnung bekommen von höchster<br />

Stelle: Wir müssen mit 20 Leut’ kommen<br />

und die Franzosen verhaften“, erinnert sich<br />

Gruppe, zu der auch Peter<br />

Kienesberger gehört, einen<br />

Masten in Passeier. Anschließend<br />

eröffnet man das Feuer<br />

auf italienische Soldaten. Weitere<br />

Attentate folgen. Es gibt<br />

Verletzte.<br />

28. 11. 1961<br />

Zweite UNO-Resolution an<br />

Österreich und Italien, die<br />

Verhandlungen fortzusetzen.<br />

Ab Dezember erste Prozesse<br />

gegen die Südtirol-Aktiv<strong>ist</strong>en<br />

in Österreich.<br />

04. 08.–04. 10. 1963<br />

Fast täglich kommt es in<br />

dieser Zeit zu Anschlägen<br />

und bewaffneten Überfällen.<br />

ECHO 09/2008<br />

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