Download - Evangelische Kirchengemeinde Bad Nauheim
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Unser Brief<br />
Auch der Anspruch, allein die Wahrheit<br />
zu besitzen, schrecke andere ab. Dazu<br />
zitierte Eibach den katholischen Theologen<br />
Hans Küng: „Keine Religion darf<br />
anderen den Weg zum Heil streitig<br />
machen!“<br />
Schnittmengen<br />
Der Propst lenkte den Blick auf<br />
wesentliche gemeinsame Elemente<br />
in den großen Religionen: Sie alle<br />
wollen die Erfahrung von Lebenssinn<br />
vermitteln, in Gebeten Kraft für den<br />
Alltag gewinnen, sie lehnen Mord,<br />
Gewaltanwendung und Krieg ab und<br />
fördern humanitäres Verhalten. Dass<br />
sie in Vergangenheit und Gegenwart<br />
von diesen ethischen Zielen immer<br />
wieder abwichen, sei nicht zu leugnen,<br />
Religionen hätten offenbar das<br />
Potential, sowohl Heilige als auch<br />
Fanatiker hervorzubringen. Dennoch<br />
erfahre er – gerade als bekennender<br />
Christ- Mohammed, Buddha wie Mose<br />
als wegweisende Menschen.<br />
Ausflüge<br />
In Pluralisierung und religiöser Vielfalt<br />
sieht Eibach kein Verhängnis, vielmehr<br />
eine Chance, die er im umfassenden<br />
Heilsplan Gottes angelegt glaubt.<br />
Statt unseren Blick zu verengen oder<br />
zu verschließen, sollten wir hören und<br />
erforschen, was die Gläubigen anderer<br />
Religionen uns von ihren Einsichten in<br />
die Wahrheit vermitteln können. Gott<br />
sei größer als jede einzelne Religion.<br />
Auch wer an den Gott glaube, der<br />
sich in Jesus Christus den Menschen<br />
verständlich gemacht hat, dürfe damit<br />
rechnen, dass dieser Gott sich auch in<br />
anderen Religionen erkennen lässt- wie<br />
auch der strenge Karl Barth zuerkannt<br />
habe: Gott könne andere Religionen<br />
dazu nutzen das Licht der Erlösung<br />
leuchten zu lassen.<br />
Knackpunkt<br />
Zuletzt steuerte Klaus Eibach auf das<br />
Kriterium zu, das nach seiner Auffassung<br />
am hilfreichsten in der schwierigen<br />
Wahrheitsfrage ist: Es gehe letztlich<br />
immer um die Ehre Gottes selbst,<br />
nicht um die einer einzigen Religion.<br />
Wo Gott selbst in seiner Souveränität<br />
und Menschenliebe die Ehre gegeben<br />
werde, da seien die Religionen nahe<br />
beieinander. Wer Hass und Verachtung<br />
predige, könne sich nicht auf einen<br />
Gott für alle Menschen berufen. Die<br />
Botschaft der Weihnachtsgeschichte<br />
verbinde beides: Gottes Ehre und den<br />
Frieden auf Erden.<br />
Anstöße<br />
Klaus Eibach wollte mit diesem Referat<br />
seine Mitchristen ermutigen, die Grenzen<br />
des gewohnten kirchlichen Lebens<br />
und Denkens zu überschreiten- im Vertrauen<br />
darauf, dass der eigene Glaube<br />
dabei nicht verlorengeht oder verzerrt<br />
wird, sondern sich vertieft und erweitert<br />
drängenden Problemen unserer<br />
Zeit stellen kann. Manche werden nun<br />
an ihn und an das Montags-Forum<br />
die Frage stellen, wie aus den grundsätzlichen<br />
Überlegungen praktische<br />
Schritte erwachsen können.<br />
Günter Simon