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Alternative - Rehaklinik St. Landelin

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Nr. 74/2009<br />

Seite<br />

<strong>Rehaklinik</strong> <strong>St</strong>. <strong>Landelin</strong><br />

Broggingen


<strong>Rehaklinik</strong> <strong>St</strong>. <strong>Landelin</strong><br />

2009<br />

Seite


ALTERNATIVE<br />

Herausgeber<br />

<strong>Rehaklinik</strong> <strong>St</strong>. <strong>Landelin</strong><br />

Fachklinik für<br />

suchtkranke Männer<br />

Riedstrasse 15<br />

79336 Herbolzheim/Ortsteil Broggingen<br />

Telefon: 07643/9161-0<br />

Telefax: 07643/9161-201<br />

e-Mail: st.landelin@agj-freiburg.de<br />

www.st-landelin.de<br />

Therapeutische Leitung<br />

Oliver Kreh, Dipl. Psychologe<br />

Psychologischer Psychotherapeut<br />

Supervisor/IFT<br />

Ärztliche Leitung<br />

Dr. med. Liliana Fischer<br />

Fachärztin für innere Medizin<br />

Verwaltungsleitung<br />

Inge Binninger<br />

Träger und Geschäftsführung<br />

agj-Fachverband für<br />

Prävention und Rehabilitation<br />

in der Erzdiözese Freiburg e.V.<br />

Oberau 21<br />

79102 Freiburg<br />

Redaktion<br />

Inge Binninger<br />

Dr. phil. Gabriele Jerger<br />

Jürgen Kammerer<br />

Oliver Kreh<br />

Klinikkonto<br />

Sparkasse Freiburg<br />

Konto: 122 303 49<br />

BLZ: 680 501 01<br />

Bildquelle: eigene Aufnahmen<br />

Seite<br />

INHALTSVERZEICHNIS<br />

Editorial 4<br />

Neue Mitarbeiter 6<br />

Sozialpraktikanten der 8<br />

Heimschule <strong>St</strong>. Landolin<br />

Kleines Jubiläum 9<br />

Impressionen vom Maifest 10<br />

Ein Patient erzählt 12<br />

Freizeit in <strong>St</strong>. <strong>Landelin</strong> 14<br />

Sommer-Rodelbahn 16<br />

Ausflug zum Titisee 17<br />

Ergebnisse aus Peer Review 18<br />

Gedicht 20<br />

Ergebnisse 21<br />

Patientenfragebogen 2008<br />

Jubiläum – 50 Jahre AGJ 23<br />

Vorstellung Gästebuch/Forum 28<br />

Betriebsausflug nach Colmar 29<br />

EMDR in der Suchtbehandlung 32<br />

<strong>St</strong>atus quo 34<br />

Eine Geschichte 35<br />

nicht nur zur Weihnachtszeit<br />

Das Jahr im Rückblick 38<br />

Gute Wünsche für 2010 39


Editorial<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

auch zum Ende des Jahres 2009 möchten wir Sie mit der „<strong>Alternative</strong>“, der Hauszeitung der<br />

<strong>Rehaklinik</strong> <strong>St</strong>. <strong>Landelin</strong>, über Veränderungen informieren und bezüglich des Klinikbetriebes<br />

auf dem Laufenden halten.<br />

Eingangs finden Sie neue Gesichter in der Einrichtung: Als neue Mitarbeiter/innen stellen<br />

sich Frau Mauch als Ärztin, Frau Pusler als geringfügig Beschäftigte für den Freizeitsport,<br />

unsere Wochenenddienste und die Zivildienstleistenden vor. Anschließend berichten drei<br />

Schüler der „Heimschule <strong>St</strong>. Landolin“ über ihre Erfahrungen aus dem Sozialpraktikum. Die<br />

Schüler arbeiten zwei Wochen lang vor allem in der Arbeitstherapie mit, dabei ergeben sich<br />

auf informellem Wege viele Gespräche mit Patienten über deren Alkoholabhängigkeit und<br />

die Therapie.<br />

Viele Bilder vermitteln einen Eindruck vom diesjährigen Maifest, dem Ehemaligentreffen der<br />

Klinik. Der Beginn der Pfingstferien und ein spannendes Finale der Fußball-Bundesliga haben<br />

die Veranstaltung etwas kleiner ausfallen lassen als gewohnt, mit dem Verlauf und der<br />

Atmosphäre waren aber alle Beteiligten sehr zufrieden. Schon jetzt laden wir alle Freunde<br />

der Klinik zum nächsten Maifest am 15. Mai 2010 herzlich ein.<br />

Mit der Anmeldung zum Maifest 2009 erklärte sich auch Herr Walter Wagner bereit, für diese<br />

Zeitung einen Bericht über seinen Weg aus der Abhängigkeit zu schreiben – entstanden ist<br />

ein sehr emotionaler, offener Bericht eines Mannes, der schon über zehn Jahre abstinent<br />

lebt. Wir wünschen ihm auf diesem Wege nochmals alles Gute und hoffen, weiter in Kontakt<br />

zu bleiben.<br />

Frau Dr. Jerger schildert einige Möglichkeiten und Gedanken zur Freizeitgestaltung in der<br />

Klinik – auch für uns Therapeuten immer wieder ein Diskussionspunkt: Einzelne Patienten<br />

äußern immer wieder Unzufriedenheit und Langeweile, gleichzeitig erscheint es uns nicht<br />

sinnvoll (und auch nicht möglich!), ein umfassendes Freizeitprogramm anzubieten. Das Problem,<br />

leere Zeit sinnvoll zu füllen, angenehme Aktivitäten durchzuführen und <strong>Alternative</strong>n der<br />

Entspannung ohne Trinken zu finden ist ein wichtiges Therapiethema für viele Patienten.<br />

Wenn es gut gelingt, können Patienten oft berichten, dass sie im nüchternen Zustand andere<br />

Wahrnehmungen machen und die Welt wieder mit anderen Augen betrachten können. Mit<br />

den Berichten über die Ausflüge zur Sommerrodelbahn in Gutach und an den Titisee folgen<br />

zwei Beispiele für gelungene Freizeitaktivitäten.<br />

Die Qualität der Behandlung wird auf verschiedene Arten versucht messbar zu machen. Ein<br />

wichtiger Bestandteil der externen Qualitätssicherung durch die Deutsche Rentenversicherung<br />

ist das sog. „Peer-Review“, bei dem etwa alle zwei Jahre 20 per Zufall ausgewählte<br />

Entlassberichte jeder Suchtklinik anonymisiert eingereicht und durch geschulte Ärzte anderer<br />

<strong>Rehaklinik</strong>en anhand einer Checkliste bewertet werden. Das Ergebnis soll nicht nur Aufschluss<br />

über die Qualität der Berichte, sondern auch der Behandlung geben. Für die Rentenversicherung<br />

ist es ein Baustein eines zukünftigen Bewertungssystems der <strong>Rehaklinik</strong>en,<br />

das auch relevant für die Vergütungssätze werden soll. Die <strong>Rehaklinik</strong> <strong>St</strong>. <strong>Landelin</strong> kann mit<br />

den Ergebnissen des letzten Peer-Reviews mehr als zufrieden sein, 87 von 100 möglichen<br />

Qualitätspunkten sind ein hervorragendes Ergebnis – Einzelheiten werden dargestellt.<br />

Ein weiteres wichtiges Qualitätsmerkmal ist die Zufriedenheit der Patienten mit der Behandlung<br />

– Frau Dr. Jerger berichtet einige Ergebnisse der Auswertung der Zufriedenheits-Fragebögen,<br />

die wir unseren Patienten zum Ende der Behandlung vorlegen.<br />

Seite


Für unseren Träger, den AGJ – Fachverband für Prävention und Rehabilitation in der Erzdiözese<br />

Freiburg e. V., stand das Jahr 2009 ganz im Zeichen des 50jährigen Jubiläums. Neben<br />

einem zentralen Festakt in Freiburg und dem Verbandstag für die Mitarbeiter/innen im<br />

Juni, haben auch viele Einrichtungen der AGJ vor Ort durch Veranstaltungen auf dieses Jubiläum<br />

aufmerksam gemacht, aber auch über ihre Arbeit berichtet. Wir geben einen Überblick<br />

über Geschichte und Arbeitsfelder AGJ, berichten aber auch kurz über die gemeinsame<br />

Veranstaltung der vier Einrichtungen der AGJ im Landkreis Emmendingen.<br />

Die Webseite der Klinik wird bisher gerne von zukünftigen Patienten zur Information genutzt.<br />

Um auch ehemaligen Patienten eine Gelegenheit zu bieten, wurde ein Gästebuch eingerichtet.<br />

Herr Kammerer als Administrator der Webseite berichtet über die Planung der Einrichtung<br />

eines Forums auf der Webseite, das Gelegenheit zum Austausch zwischen Ehemaligen<br />

und Mitarbeitern, aber auch aktuellen Patienten geben soll.<br />

Das Verfahren „Eye Movement Desensitization and Reprocessing”, kurz EMDR wird seit<br />

über zehn Jahren in der Behandlung posttraumatischer Belastungsstörungen angewendet.<br />

Herr Kammerer befindet sich in Weiterbildung zum EMDR-Therapeuten und beschreibt Ansätze,<br />

EMDR auf die Behandlung der Abhängigkeit, speziell des Verlangens nach Suchtmitten,<br />

zu übertragen.<br />

„<strong>St</strong>atus Quo“ ist der Titel des Berichts eines Patienten, der sich zum Zeitpunkt der Erstellung<br />

in der Endphase seiner Behandlung befand, kurz vor dem Wechsel in die Adaption – wir<br />

wünschen ihm alles Gute!<br />

Die „<strong>Alternative</strong>“ wird „gewürzt“ mit etlichen Bildern und Gedanken, die auch zum weiteren<br />

Nachdenken anregen sollen, sowie einem Rückblick auf das Jahr 2009 durch Frau Dr. Fischer.<br />

Wir nutzen diese Gelegenheit, allen Lesern ein frohes Weihnachtsfest 2009 und einen guten<br />

<strong>St</strong>art in das Jahr 2010 zu wünschen, sowie allen Patienten gute Wünsche und allen Kooperationspartnern<br />

ein herzliches „Danke schön“ auszusprechen!<br />

Ihr Redaktionsteam<br />

Inge Binninger Oliver Kreh Dr. Gabriele Jerger<br />

Seite<br />

Jürgen Kammerer


Vorstellung neuer Mitarbeiter in <strong>St</strong>. <strong>Landelin</strong><br />

Medizin<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Patienten!<br />

Mein Name ist Petra Mauch. Ich bin 36 Jahre alt und arbeite seit<br />

1.1.2009 als Ärztin in der <strong>Rehaklinik</strong> <strong>St</strong>. <strong>Landelin</strong>.<br />

Ich bin Mutter eines inzwischen 4-jährigen Sohnes, der in den Kindergarten<br />

geht.<br />

Nach dem Medizin-<strong>St</strong>udium in Freiburg begann ich meine Facharzt-<br />

Weiterbildung im Fach Psychiatrie und Psychotherapie in der Klinik an<br />

der Lindenhöhe in Offenburg.<br />

Mein Therapieschwerpunkt liegt dabei auf der Verhaltenstherapie.<br />

Inzwischen habe ich noch die Zusatzausbildung Akupunktur absolviert.<br />

Seit fast einem Jahr darf ich nun im Team der Klinik arbeiten und fühle mich inzwischen sehr<br />

wohl hier. Die neue Aufgabe macht mir viel Spaß. Ich freue mich auf viele weitere Eindrücke<br />

und gute Zusammenarbeit.<br />

Petra Mauch<br />

Freizeitsport<br />

Liebe KollegInnen, liebe Patienten,<br />

ich möchte mich kurz bei Ihnen vorstellen:<br />

Mein Name ist Melanie Pusler.<br />

Seit dem 01.01.09 bin ich in der <strong>Rehaklinik</strong> <strong>St</strong>. <strong>Landelin</strong> als Mitarbeiterin<br />

in der Sporttherapie tätig. Zu meinem Aufgabenbereich zählt der<br />

Freizeitsport sowie die Urlaubsvertretung des Sporttherapeuten Herrn<br />

Kasper.<br />

Ich bin ausgebildete Sport- und Gymnastiklehrerin, Bewegungstherapeutin<br />

und habe ein abgeschlossenes <strong>St</strong>udium als Erziehungswissenschaftlerin.<br />

Neben meiner Berufstätigkeit widme ich mich meiner Familie und bin dort zurzeit sehr eingespannt<br />

mit der Erziehung meiner 3,5-jährigen Tochter. Als Ausgleich gehe ins Fitnessstudio<br />

und ich schwimme sehr gerne, außerdem bin ich leidenschaftlicher Fan von Handarbeiten<br />

(<strong>St</strong>ricken, Nähen).<br />

Melanie Pusler<br />

Seite


Wochenend - Mitarbeiter<br />

Herr Wacker als „alter Hase“ hat in diesem Jahr zwei neue Kolleginnen bekommen.<br />

Mit viel Engagement sind sie Ansprechpartnerinnen für die Nöte der Patienten am Wochenende,<br />

geben Auskünfte - persönlich und am Telefon - und erfüllen die kleinen Wünsche, die<br />

im Kiosk zu erwerben sind.<br />

Tobias Wacker Heidi Kern Paula Fix<br />

Zivildienstleistende<br />

Zivildienst im klinischen Bereich schult die soziale<br />

Kompetenz und Verantwortung für Menschen und<br />

Arbeitsabläufe. Dabei werden wertvolle Erfahrungen<br />

gesammelt, von denen in allen Lebensbereichen<br />

profitiert werden kann.<br />

Unsere Zivis übernehmen die Fahrten, um Patienten<br />

vom Bahnhof abzuholen und begleiten sie zu<br />

Fachärzten in der Umgebung. Sie betreuen den Kiosk<br />

und bieten Freizeitaktivitäten an.<br />

Maximilian Hank Carsten Geiger<br />

Sie selbst bezeichnen sich oft als „Mädchen für alles“, was ihren Aufgabenbereich recht gut<br />

beschreibt. Am Ende ihrer Dienstzeit berichten die meisten übereinstimmend, dass es sehr<br />

interessante und lehrreiche Monate waren.<br />

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Projekt Compassion (Sozialpraktikum)<br />

der Heimschule <strong>St</strong>. Landolin, Ettenheim<br />

Das Projekt hat das Ziel, dass Wirtschaftsgymnasiasten der 11. Klasse Menschen in schwierigen<br />

Lebensphasen kennen- und besser verstehen lernen. Die Erfahrungen des Praktikums<br />

sollen ihnen als Hilfe zur Werteorientierung und Persönlichkeitsentwicklung dienen.<br />

Hier ihre Eindrücke:<br />

Zwei Wochen lang bekamen wir in den verschiedenen Abteilungen der Klinik einen umfangreichen<br />

Einblick und konnten in die unterschiedlichen Arbeitstherapiebereiche reinschnuppern.<br />

Simon R., Moritz S. und Daniel Z.<br />

Zwei vielfältige Wochen haben wir in der <strong>Rehaklinik</strong> erlebt. Wir waren in der Gärtnerei,<br />

Schreinerei, Schlosserei und Hausmeisterei verteilt. Jeder Bereich der Arbeitstherapie hatte<br />

seine eigenen Reize und war für uns sehr interessant. Während unseres Sozialpraktikums<br />

konnten wir uns mit vielen Patienten unterhalten und haben mit dem einen oder anderen Patienten<br />

auch über tiefgründigere Dinge geredet, wie zum Beispiel ihrer Alkoholsucht. Wir hatten<br />

auch die Möglichkeit, uns mit den Patienten und ihren Problemen auseinander zu setzen,<br />

während wir getrennt unsere uns zugeteilten Arbeiten erledigten.<br />

Alles in Allem kann man sagen, dass wir während dieser Zeit hier sehr viel über die Alkoholsucht<br />

in Erfahrung bringen konnten.<br />

Der Einblick in eine „Problemzone“ war für uns sehr lohnend, da wir vorher noch keine Chance<br />

hatten in so einem Bereich Einblick zu bekommen. Diese Erfahrungen werden uns noch<br />

lange Zeit im Gedächtnis bleiben,<br />

Wir sind sehr dankbar, dass wir das Sozialpraktikum in der <strong>Rehaklinik</strong> absolvieren durften<br />

und wünschen weiterhin viel Erfolg.<br />

Simon, Moritz und Daniel<br />

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Kleines Jubiläum<br />

Zwei verdiente Mitarbeiter aus ganz verschiedenen Bereichen können 2009 auf<br />

10 Jahre <strong>St</strong>. <strong>Landelin</strong><br />

zurückschauen. Wir gratulieren herzlich und freuen uns, dass sie sich auch weiterhin zum<br />

Wohle unseres Hauses und für die Patienten einsetzen werden.<br />

Frank Kasper Hubert Himmelsbach<br />

Sporttherapeut Leiter der Schreinerei<br />

Hoffnung<br />

ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht,<br />

sondern die Gewissheit, dass es einen Sinn hat,<br />

egal wie es ausgeht.<br />

Václav Havel<br />

Seite


Maifest<br />

Impressionen 2009<br />

Seite 0


Maifest<br />

Impressionen 2009<br />

Wir freuen uns auf ein Wiedersehen am . Mai 0 0<br />

Seite


Ein Patient erzählt<br />

Folgende Email erreichte uns als Anmeldung für das Maifest:<br />

Ich, Walter Wagner (ich habe immer gesagt aus der Schnapszahlgruppe) komme mit Walter<br />

G. zum Sommerfest!<br />

Ich freue mich darauf und hoffe, dass noch jemand aus meiner damaligen Gruppe kommt,<br />

leider weiß ich meine Gruppennummer nicht mehr, ich glaube es war 6/66.<br />

Meine Therapie war damals noch in Ettenheimmünster bei Frau Dr. Schilling und Herrn<br />

Kahlert als Co-Therapeut. Die Zeit: Juli bis Dezember 86.<br />

5 Jahre später, also 92, hatte ich meinen ersten Rückfall und weil ich noch genau wusste wie<br />

das damals war als ich selber aufhören wollte (ich hab’s drei Tage geschafft, dann habe ich<br />

aber die drei Tage nachgeholt) bin ich voller Panik noch mal zu Euch gekommen, allerdings<br />

habe ich gelogen und habe gesagt ich möchte zur Festigung kommen. 97 habe ich meinen<br />

zweiten und hoffentlich auch letzten Rückfall gebaut.<br />

Fünf Jahre später wurde mir ein Tumor aus der Blase entfernt und noch mal drei Jahre<br />

danach die linke Niere und nicht einmal habe ich überlegt wieder zu saufen. Wenn Ihr wollt<br />

könnt Ihr diesen Brief auch in der Zeitung bringen, ich kann dann auch noch etwas<br />

ausführlicher werden. Auf jeden Fall freue ich mich auf ein Wiedersehen, auch wenn mir die<br />

meisten unbekannt sind.<br />

Es grüßt Sie<br />

Walter Wagner<br />

Daraufhin haben wir Herrn Wagner gebeten, einen Beitrag für die <strong>Alternative</strong> zu schreiben.<br />

Hallo Freunde, ich will Euch mal erzählen, wie ich zum Saufen kam:<br />

Es war 1968, ich war damals 22 und bin beim DLRG gewesen, wo wir eine kleine Clique<br />

waren. Am 15 ten September machten wir auf der Schwäbischen Alb eine Wanderung. Wir<br />

waren 4 Jungs und 2 Mädchen.<br />

Irgendwann waren wir in der Nähe von Laichingen am <strong>St</strong>einernen Haus, dort wollten wir<br />

Pause machen und unser mitgebrachtes Vesper (Kartoffelsalat und Würstchen) essen. Also<br />

wurde ein Feuer gemacht um die Würste heiß zu machen. Einer von uns Jungs unterhielt<br />

das Feuer und die Mädchen machten unser Vesper. Wir anderen drei kletterten. (Das<br />

<strong>St</strong>einerne Haus ist ein Loch in einer 5-6 Meter hohen Felswand.)<br />

Als ich 4-5 mal an der gleichen <strong>St</strong>elle hoch geklettert bin, habe ich mit einem von meinen<br />

beiden anderen gewechselt und bin dort ein paar Mal hoch gestiegen. Dann habe ich mit<br />

meinem Freund, der direkt am Eck geklettert ist, gewechselt. Auch dort war ich schon ein<br />

paar Mal oben, da ist vermutlich ein <strong>St</strong>ein heraus gebrochen, ich bin herab gestürzt und bin<br />

unseren Mädchen bewusstlos vor die Füße gerollt. Ich war dann drei Wochen bewusstlos<br />

und rechtsseitig gelähmt.<br />

Ich wurde mit dem Krankenwagen ins KH Laichingen gebracht. Dort wurde ich dann wieder<br />

belebt (insgesamt dreimal) allerdings glaubten die Ärzte dort nicht, dass ich davon kommen<br />

würde. Als sie merkten, dass ich es doch packe, das war am dritten Tag, hat der Arzt bei der<br />

Bundeswehr nach einem Hubschrauber gebeten, der mich nach Tübingen in die Uni-Klinik<br />

brachte. Dort meinten sie dann, dass ich geistig behindert sein würde. Sechs Wochen blieb<br />

ich in Tübingen und kam dann für weitere acht Wochen ins Bürgerhospital nach <strong>St</strong>uttgart.<br />

Bei diesem Unfall habe ich mein Gedächtnis verloren. Hat mich jemand besucht, sagte ich,<br />

ich kenne dich, aber wer bist du? Als ich nach acht Monaten wieder gearbeitet habe, konnte<br />

ich keinen <strong>St</strong>romlaufplan mehr lesen (ich war damals im Fernmeldezeugamt in der<br />

Instandsetzung) Bei jedem 2ten Gert musste ich meinen Vorarbeiter fragen, wie das<br />

funktionierte. Das ging solange, bis ich mir selber sagte, du bist ein Depp. So kamen die<br />

Depressionen. Um die zu vertreiben habe ich angefangen zu trinken. 1973 habe ich<br />

geheiratet. Erst 1980 kam unsere Tochter zur Welt. Als ich damals in die Klinik kam, sagte<br />

der Arzt zu mir, sie wissen ja, dass ihre Tochter mongoloid ist. Ich dachte in diesem Moment,<br />

es zieht mir einer mit der Axt einen Scheitel. Natürlich kam von mir sofort eine Antwort (oder<br />

Seite


dumme Bemerkung) warum ist sie bei der Geburt nicht gleich gestorben? Von diesem<br />

Augenblick an bin ich fürchterlich abgestürzt und habe nur noch gesoffen. 1985 ist meine<br />

Frau ausgezogen und genau eine Woche später habe ich den Führerschein verloren. Nach<br />

zehn Monaten, ich war bereits geschieden, kam die Zeit, dass ich den Führerschein wieder<br />

bekommen sollte. Also überlegte ich, ob ich Auto fahren oder saufen wollte. Ich entschied<br />

mich fürs Autofahren. Ich hörte einfach auf. Das schaffte ich drei Tage, dann ging`s weiter,<br />

aber ich habe die drei Tage nachgeholt. Diesen Versuch habe ich dreimal wiederholt, dann<br />

sagte ich mir, du bist ein Säufer. Also ging ich zu meinem Hausarzt, der mir Tabletten geben<br />

wollte, als ich ihn fragte, ob es mir schlecht werden würde wenn ich darauf trinke, sagte er ja,<br />

worauf ich meinte, dann ließe ich nicht das Bier weg sondern die Tabletten. Darauf schickte<br />

er mich zur Beratungsstelle. Juli bis Dezember 87 war ich dann in Ettenheimmünster.<br />

Ich weiß meine Gruppennummer nicht mehr, aber ich weiß noch, dass ich immer die<br />

Schnapszahlgruppe sagte. Frau Dr. Schilling war meine Therapeutin, die hat sich immer<br />

darüber geärgert.<br />

Ende 91 habe ich wieder angefangen, allerdings nicht mit Bier, sondern mit Schnaps. Es hat<br />

ein Weilchen gedauert bis ich meinen Rückfall erkannte, also ging ich 92 noch mal nach<br />

Ettenheim allerdings diesmal zu Herrn Kahlert. Fünf Jahre später wiederholte sich die<br />

Geschichte noch mal, aber diesmal sagte ich es in meiner FK-Gruppe. Der Gruppenleiter<br />

meinte darauf, hör halt wieder auf, darauf bin ich innerlich explodiert und hab voller Wut<br />

gedacht Du I… weißt doch ganz genau, dass wir nicht einfach aufhören können und ich<br />

erinnerte mich auch sofort an meine Aufhörversuche und sagte von diesem Moment an<br />

nichts mehr und war nur noch wütend!<br />

Als ich dann zuhause war, ging mir durch den Kopf: was hast du in der Klinik gemacht, da<br />

hast du doch auch nur einfach aufgehört, ich wollte ja nie etwas nehmen, denn ich sagte<br />

damals, das saufen ist von allein gekommen, das geht auch wieder von allein.<br />

Dies war mein letzter Rückfall, seither bin ich sauber. Vielleicht hilft diese meine Geschichte<br />

jemand von Euch. Ich würde mich freuen.<br />

Walter Wagner<br />

<strong>St</strong>ellvertreter im FK <strong>St</strong>gt-Hedelfingen<br />

Psychosoziale Klinik Ettenheimmünster<br />

Seite


Das „Freizeitjahr“ in <strong>St</strong>. <strong>Landelin</strong><br />

Die Therapie steht im Vordergrund! Heißt es.<br />

Aber was wäre eine Therapie mit Abhängigen ohne die Möglichkeit Spaß zu haben und neue<br />

Erfahrungen bzw. verlorene Erfahrungen neu zu machen???<br />

Dazu gehört auch:<br />

• Sich entspannen<br />

• Spaß haben<br />

• Neues kennen lernen<br />

• Gemeinschaft<br />

• Draußen sein<br />

• Die Welt mit neuen Augen sehen<br />

Innerhalb der Klinik gibt es zahlreiche Möglichkeiten sich in der freien Zeit zu beschäftigen,<br />

auch über die Fernsehräume hinaus:<br />

• Billiard, Tischtennis, Dart, Boule<br />

• Fitness, Klettern, Sauna<br />

• Raum der <strong>St</strong>ille<br />

• Kreativraum mit Basteln, Malen, Flechten, Speckstein etc.<br />

Aber auch gemeinsam rausgehen mit Kegeln, Minigolf, Bowling etc. machen unsere Zivis<br />

möglich. Im Rahmen der Gruppenausflüge haben Patienten dieses Jahr ebenfalls einiges<br />

unternommen und Besichtigungen in Basel, <strong>St</strong>raßburg, Vogtsbauernhöfe, etc. gemacht.<br />

Seite


Seite<br />

An den Wochenenden standen auch von<br />

Mitarbeiter/innen begleitete Angebote zur<br />

Auswahl. Über eine Wanderung am Titisee<br />

berichtet ein jetziger Patient.<br />

Bilder von der „Chrysanthema“ in Lahr<br />

vermitteln einen bunten Eindruck,<br />

die Rodelbahn in Gutach, sowie die<br />

Eisenbahnanlage in Hausach waren<br />

ebenfalls beliebte Ziele.<br />

Hier ein Bild von der bunten Blumenschau in<br />

Lahr!<br />

Dass Patienten diese Angebote gerne<br />

annehmen, zeigen auch die Bilder und Berichte von den Ausflügen. Die Gemeinschaft mit<br />

anderen, die das gleiche Ziel, in diesem Fall die Abstinenz, verbindet und stärkt das<br />

Selbstbewusstsein und so auch das Zutrauen zu sich selbst.<br />

Ausflüge und Unternehmungen zeigen im Tun auf, für was sich auch ein „nüchternes“ Leben<br />

lohnen kann. Das geht weit über das Reden in den Gruppen hinaus und nimmt Einfluss auf<br />

unsere Wahrnehmung und unser Empfinden.<br />

Spaß haben ist Erleben und prägt sich deutlich intensiver ein, als alle Theorie.<br />

Daher werden wir uns auch weiter bemühen unseren Freizeitbereich lebendig zu halten und<br />

unsere Patienten zu motivieren an den Angeboten teilzunehmen.<br />

Manchen muss man vielleicht auch zu seinem Glück zwingen um ihm neue Erfahrungen zu<br />

ermöglichen und die natürliche Trägheit zu überwinden.<br />

Machen wir uns, machen Sie sich auf nach „Draußen“, um gemeinsam interessante,<br />

hilfreiche, lehrreiche, spaßige, schöne, beeindruckende, etc. ……..Erfahrungen zu machen!<br />

Genießen Sie auch das neue Jahr mit allen Jahreszeiten und vielen Angeboten, die Sie auch<br />

in Ihrer Umgebung finden werden.<br />

Herzlichst<br />

Gabriele Jerger<br />

Therapeutin in <strong>St</strong>. <strong>Landelin</strong>


Sommer-Rodelbahn Gutach i.K.<br />

Am Sonntag, den 25. Oktober 2009 gab es in der Klinik ein mehr als willkommenes<br />

Freizeitangebot von Seiten der Zivi´s.<br />

Unser „großer“ Zivi Carsten bot eine Fahrt nach Gutach an. Dort gibt<br />

es eine klasse Sommerrodelbahn, die allerdings auch den Winter über<br />

geöffnet hat. Sozusagen eine fast „Allwetterbahn“. Der Bus war schnell<br />

voll und bei durchwachsenem Wetter ging es los Richtung Gutach.<br />

Nach etwas leichten Navigationsproblemen, die mit einer kleinen<br />

Schwarzwaldtour verbunden war (Danke Carsten!), kamen wir doch<br />

noch an. Alle Mann raus aus dem Bus und nichts wie los zum<br />

„Temporausch“. Die insgesamt über 1,1 km lange Bahn wurde<br />

mehrfach von 9 Rasern hinab gejagt. Einem von uns gelang es sogar<br />

nahe an den Bahnrekord heran zu kommen. 48,7 km/h erreichte er, bei ca. 51 km/h liegt der<br />

Rekord. Egal.<br />

Es hat allen einen Heiden Spaß gemacht.<br />

Danke noch mal für dieses Event an Carsten, echt gute Idee von dir gewesen. Kann man nur<br />

weiter empfehlen.<br />

© by Christian Einberger<br />

Seite


Ausflug zum Titisee am 01.11.09<br />

Ausflug zum Titisee<br />

im Herbst, noch liegt kein Schnee.<br />

Wir hatten die Wahl<br />

kalt und Nebel im Tal<br />

oder Sonne, die ließ nicht lange auf sich warten,<br />

sie gab es schon ab Hinterzarten.<br />

Und auffi geht’s, alle z’samm,<br />

den „Extremen Höhensteig“ entlang,<br />

durch die Auszehrung schon ganz mager,<br />

es gab ne Jause im „Camping-Basislager“.<br />

Weiter an der Ostseite vom See,<br />

manch einem taten schon die Füße weh,<br />

erreichten wir Titisee-Ort<br />

Konsum pur – nichts wie fort.<br />

Mit dem Zug zurück nach Herbolzheim<br />

- -ein schöner Tag, so soll es sein.<br />

Nur eines ließ uns nicht in Ruh’<br />

wir sahen keine lila Kuh.<br />

Das nächste „Abenteuer“, das wartet schon<br />

das ist der Abstinenz’ler Freizeitlohn.<br />

Langeweile unterkriegen -trocken sein – zufrieden!<br />

Ein Patient, <strong>St</strong>.<strong>Landelin</strong><br />

Seite


Hervorragende Ergebnisse in der Begutachtung der<br />

Entlassberichte, dem Peer-Review-Verfahren<br />

Die Begutachtung der Entlassberichte einer Klinik durch geschulte Ärzte (sog. Peers) ist<br />

wichtiger Bestandteil des Qualitätssicherungsprogramms der Deutschen Rentenversicherung.<br />

Es gibt nicht nur Aufschluss über die Qualität der Entlassberichte, sondern bietet auch<br />

die Möglichkeit, Schwachstellen im Reha-Prozess und Reha-Ergebnis zu identifizieren. In<br />

zweijährigen Intervallen werden die Einrichtungen aufgefordert, 20 per Zufall ausgewählte<br />

Entlassberichte anonymisiert einzureichen, die von den Ärzten anderer <strong>Rehaklinik</strong>en anhand<br />

eines Schemas bewertet werden.<br />

Die <strong>Rehaklinik</strong> <strong>St</strong>. <strong>Landelin</strong> freut sich sehr über die Rückmeldung aus der Begutachtung der<br />

Entlassberichte aus dem Zeitraum Oktober bis Dezember 2007, deren Ergebnisse im Frühjahr<br />

2009 an die Kliniken zurückgemeldet wurden:<br />

Von 100 möglichen Qualitätspunkten wurden im Gesamtergebnis 87 Punkte erreicht,<br />

die <strong>Rehaklinik</strong> <strong>St</strong>. <strong>Landelin</strong> liegt damit hinsichtlich der Qualität ihrer Berichte (und des damit<br />

zu beurteilenden Reha-Prozesses und – Ergebnisses) unter den „Top-Ten“ der 210 verglichenen<br />

Kliniken aus dem Bereich Psychosomatik und Abhängigkeitserkrankungen.<br />

In den Bereichen Anamnese, Diagnostik, Therapieziele und Therapie, Klinische Epikrise, Sozialmedizinische<br />

Epikrise und Gesamter Reha-Prozess schneidet die <strong>Rehaklinik</strong> <strong>St</strong>. <strong>Landelin</strong><br />

signifikant besser ab als die Vergleichsgruppe. Im Bereich Weiterführende Maßnahmen ist<br />

der Punktwert zwar über dem der Vergleichsgruppe (86 zu 79), der Unterschied wird aber<br />

statistisch nicht signifikant.<br />

Tabelle 1: Qualitätspunkte der <strong>Rehaklinik</strong> <strong>St</strong>. <strong>Landelin</strong> in Bezug zu den Durchschnittswerten<br />

der Vergleichsgruppe und statistisch signifikante Abweichungen.<br />

Bewerteter Bereich <strong>Rehaklinik</strong> <strong>St</strong>. <strong>Landelin</strong> Vergleichsgruppe Abweichung<br />

Anamnese 90 73 ↑<br />

Diagnostik 91 73 ↑<br />

Therapieziele und<br />

Therapie<br />

86 75 ↑<br />

Klinische Epikrise 89 77 ↑<br />

Sozialmedizinische<br />

Epikrise<br />

Weiterführende<br />

Maßnahmen<br />

Gesamter Reha-<br />

Prozess<br />

Peer-Review Gesamtbewertung<br />

86 73 ↑<br />

86 79<br />

84 69 ↑<br />

87 74 ↑<br />

Seite


In den Bereichen „Diagnostik“ und „Sozialmedizinische Epikrise“ hat sich die Klinik<br />

auch im Vergleich zur letzten Erhebung (2005) signifikant verbessert.<br />

Alle 19 im Verfahren beurteilten Prozessmerkmale werden als <strong>St</strong>ärken der Berichte<br />

bewertet, keines als Schwäche.<br />

Für die <strong>Rehaklinik</strong> <strong>St</strong>. <strong>Landelin</strong> ist diese Rückmeldung eine Bestätigung der eingeleiteten<br />

Veränderungen im Reha-Prozess und dessen Darstellung in den Entlassberichten.<br />

Hierdurch wird nicht nur die hohe fachliche Qualität der Entlassberichte, sondern<br />

auch des gesamten Rehabilitationsprozesses dokumentiert.<br />

Oliver Kreh<br />

Seite


Gedicht aus: Liebe dein Leben; Brüggemann/Klinkusch<br />

Herder Verlag<br />

Foto: G. Jerger<br />

Leben<br />

Gedicht aus: Liebe dein Leben; Brüggemann/Klinkusch<br />

Herder Verlag<br />

Foto: G. Jerger<br />

Leben heißt,<br />

sich Leben kennen, sich erfahren,<br />

nicht<br />

in Leben sich heißt, eingeschlossen bleiben.<br />

Leben sich kennen, heißt sich erfahren,<br />

aus nicht dem Dunkel<br />

heraustreten,<br />

in sich eingeschlossen bleiben.<br />

das Leben eigene heißt Leben<br />

den aus dem anderen Dunkel öffnen.<br />

heraustreten,<br />

das eigene Leben<br />

den anderen öffnen.<br />

Seite 0


Ergebnisse der Patientenbefragung 2008<br />

Liebe Leser und Leserinnen der „<strong>Alternative</strong>“<br />

Bereits vor acht Jahren habe ich Ihnen in der <strong>Alternative</strong> einmal die wichtigsten Ergebnisse<br />

unserer damaligen Patientenbefragung vorgestellt.<br />

Inzwischen sind schon wieder etliche Jahre wie im Flug vergangen und es hat sich personell,<br />

konzeptionell und auch räumlich in unserer Klinik <strong>St</strong>. <strong>Landelin</strong> doch einiges verändert. Auch<br />

wenn wir manchmal am Alten hängen, Neuerungen bringen neuen Schwung und auch Elan<br />

mit in die Arbeit. Was sich so alles verändert hat im Laufe der Zeit haben wir Ihnen ja immer<br />

wieder aktuell in unserer Hauszeitung mitgeteilt.<br />

Was geblieben ist, ist unser Interesse an der Bewertung der Therapie durch unsere<br />

Patienten. Daher setzen wir auch weiterhin unseren Patientenfragebogen zum Abschluss der<br />

Therapie ein und unterziehen ihn ständig der Kontrolle und Verbesserung.<br />

Natürlich dienen die Ergebnisse für uns ebenfalls zur Kontrolle und werden einmal im Jahr<br />

allen Mitarbeiter/innen im Rahmen einer Mitarbeiterversammlung vorgestellt. Hier ist auch<br />

Raum zu diskutieren, Fehleranalyse zu betreiben und eine Prioritätenliste für<br />

Verbesserungen zu erstellen.<br />

Von daher wirkt jeder Patient, der eine ehrliche Bewertung dazu abgibt, mit an der<br />

Veränderung und Verbesserung unserer <strong>St</strong>rukturen und Angebote, wofür wir dankbar sind,<br />

denn die Therapie soll ja letztlich unseren Patienten dienen. Es interessiert uns natürlich<br />

immer brennend, wie die Ergebnisse der Bewertung aussehen: wie kommen Angebote an?<br />

was muss verändert werden? gibt es „Missstände“ im Haus? wie zufrieden sind unsere<br />

Patienten mit der Behandlung hier? etc. Über die Jahre können wir auch vergleichen und<br />

entsprechende Schlüsse daraus ziehen.<br />

So hat vor zwei Jahren die Unzufriedenheit der Patienten mit dem angebotenen<br />

„Bewerbungstraining“ dazu geführt uns ein anderes Auswahlsystem zu überlegen. Es hat<br />

sich gezeigt, dass dadurch die Zufriedenheit mit diesem Angebot deutlich gestiegen ist, was<br />

letztlich wieder zu einer erhöhten Nachfrage unter den Patienten geführt hat.<br />

So sollten Verbesserungsprozesse laufen. Das macht auch uns Mitarbeiter zufrieden.<br />

Doch nun zur Vorstellung einiger Ergebnisse:<br />

Unser Fragebogen ist in sechs Bereiche untergliedert und fragt:<br />

• A nach der Aufnahmesituation in der Klinik<br />

• B nach der Atmosphäre in der Einrichtung<br />

• C nach der Bewertung der therapeutischen Angebote<br />

• D nach Veränderungen in der Therapie<br />

• E nach der „Außenorientierung“<br />

• F nach offenen Bemerkungen, Kritik, Anregungen etc.<br />

Dabei hat sich der Bereich der therapeutischen Angebote in den letzten Jahren um einige<br />

thematische Indikationsgruppen wie „Ernährung und Bewegung“, „Umgang mit<br />

Aggressionen/Impulsen“, „Selbstsicherheitstraining“, etc. erweitert und wird extra bewertet.<br />

Grosses Lob erfährt über viele Jahre schon die Küche; auch die Waage in der Medizin<br />

bestätigt, dass den meisten Patienten hier das Essen gut schmeckt und sie sehr zufrieden<br />

mit dem Angebot sind.<br />

Ebenfalls eine sehr gute Bewertung erhalten wir Mitarbeiter/innen durch unsere Patienten,<br />

wenn nach dem Umgang miteinander, nach Respekt und Achtung und nach Verständnis und<br />

Unterstützung gefragt wird. Darauf sind wir stolz.<br />

Kritik haben die Patienten letztes Jahr an der „Unpünktlichkeit“ einiger Mitarbeiter geübt.<br />

Diese Anmerkung kam häufiger!<br />

Ja, sie haben Recht, wir werden darauf achten und uns bessern!!<br />

Seite


Gute Bewertungen gibt es vor allem für die Einzelgespräche, aber auch die Gruppentherapie<br />

wird in der jetzigen Form sehr positiv bewertet.<br />

Interessant ist ebenfalls jedes Jahr die Bewertung der indikativen Angebote:<br />

Letztes Jahr schnitt die Gruppe „Sozialer Kompetenzen“ am Besten ab:<br />

Die<br />

31%<br />

weniger positiven Ergebnisse werden natürlich analysiert, diskutiert und es wird versucht<br />

Verbesserungsmaßnahmen zu entwickeln, die dann im nächsten Jahr evaluiert werden. So<br />

ist zum Beispiel die „Raucherentwöhnung“ unser Sorgenkind, können wir doch immer nur<br />

wenige Patienten motivieren hier ernsthaft einen Versuch zu unternehmen auch mit dem<br />

Rauchen aufzuhören. Eine zusätzliche Informations- und Motivationseinheit soll in Zukunft<br />

dabei helfen. Die Ergebnisse werden wir erst im nächsten Jahr im Überblick erhalten. Mal<br />

sehen, was dabei herauskommt!<br />

Hier noch ein paar Anmerkungen und Rückmeldungen unserer Patienten:<br />

- Es sollten mehr Fahrbereitschaften an den Bahnhof oder in die <strong>St</strong>adt eingerichtet<br />

werden.<br />

- Computerkurs für Fortgeschrittene anbieten<br />

- Essen gut, alles gut!<br />

Und ein letzter Kommentar, der uns sehr gefreut hat:<br />

- „Es war für mich eine sehr gute Zeit hier, die Mitarbeiter des Teams hatten stets ein<br />

offenes Ohr für diverse Anliegen der Patienten, was ein überaus angenehmes Klima<br />

ergab. Auch fand ich genügend Zeit auf meine Ziele hinzuarbeiten. So bin ich sehr<br />

zufrieden mit meinem Aufenthalt und sehe relativ gelassen in die Zukunft.“<br />

Also Alles Gute!!<br />

34%<br />

6% 1%1%<br />

15%<br />

Einzelgespräche:<br />

3. Gruppe: "Soziale Kom petenz"<br />

Zusammengefasst von der Qualitätsbeauftragten der Klinik <strong>St</strong>. <strong>Landelin</strong>; G. Jerger<br />

0%<br />

Seite<br />

61%<br />

51%<br />

sehr gut<br />

gut<br />

zufiedenstellend<br />

ausreichend<br />

nicht ausreichend<br />

sehr gut<br />

gut<br />

zufriedenstellend<br />

ausreichend<br />

nicht ausreichend


Das Jahr 2009 ist für den AGJ-Fachverband ein ganz besonderes Jahr, schaut er doch<br />

zurück auf<br />

Eine kurze Chronik des AGJ-Fachverbandes<br />

Im Februar 1959 wurde in Freiburg die „Katholische Arbeitsgemeinschaft für Volksgesundung“<br />

gegründet. Arbeitsfelder waren Jugendschutz und Suchtkrankenhilfe, gearbeitet wurde<br />

zunächst ausschließlich auf ehrenamtlicher Basis. Letzteres änderte sich jedoch bald mit der<br />

Besetzung einer hauptamtlichen Geschäftsführerstelle im Jahr 1963. In den Jahren 1965 bis<br />

1967 wurden die hauptamtlichen Suchtberatungsstellen in Heidelberg und Freiburg gegründet,<br />

im Jahr 1970 die erste stationäre Einrichtung, damals „Psychosoziale Klinik Ettenheimmünster“<br />

zur Behandlung alkoholabhängiger Männer. (Parallel dazu wurde Alkoholabhängigkeit<br />

1958 durch ein Urteil des Bundessozialgerichts als Krankheit anerkannt und damit die<br />

rechtliche Grundlage für die Behandlung geschaffen.).<br />

Im Jahr 1970 wurde die „KAV“ umbenannt in „Arbeitsgemeinschaft für Gefährdetenhilfe und<br />

Jugendschutz in der Erzdiözese Freiburg e.V.“, das Kürzel AGJ hat sich bis heute gehalten.<br />

In den Jahren 1970 bis 1975 wurden die Suchtberatungsstellen ausgebaut zu „Psychosozialen<br />

Beratungs- und Behandlungsstellen“. Die Fachklinik „Lindenhof“ in Schallstadt /<br />

Wolfenweiler zur Behandlung suchtkranker Frauen wurde 1982 eröffnet. Die Einrichtung eines<br />

stationären „Psychosozialen Zentrums für drogenabhängige Jugendliche“ in Gaggenau /<br />

Freiolsheim erfolgte 1985 (die heutige <strong>Rehaklinik</strong> Freiolsheim).<br />

Die Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe in sieben Landkreisen (Konstanz, Waldshut-Tiengen,<br />

Sigmaringen, Lörrach, Breisgau-Hochschwarzwald, Emmendingen, Ortenau) wurden in<br />

den Jahren 1983 bis 1993 ausgebaut.<br />

Die „Produktions-, Vertriebs- und Dienstleistungs-GmbH PVD“ wurde 1987 gegründet und<br />

1989 ins Handelsregister eingetragen (mit den Bereichen Buchbinderei, Schreinerei, Möbellager,<br />

Kugelschreiberfabrikation, Holzwerkstatt, Bauarbeiten).<br />

Der AGJ-Fachverband heute<br />

Als katholischer caritativer Fachverband ist der AGJ - Fachverband Teil des regionalen Caritasverbandes<br />

der Erzdiözese Freiburg und dem Deutschen Caritasverband angeschlossen.<br />

Seite


Nach ihrer Satzung fördert und unterstützt der AGJ-Fachverband in ihrem Wirkungsbereich<br />

die gesundheitliche und psychosoziale Entwicklung von Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen<br />

und Familien.<br />

Der AGJ-Fachverband beschäftigt heute ca. 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Bereichen<br />

Suchthilfe, Wohnungslosenhilfe, Prävention (Kinder- und Jugendschutz, Fortbildung)<br />

und PVD – Zweckbetrieb. Die Finanzierung wird – je nach Arbeitsfeld – auf sehr unterschiedliche<br />

Weise gewährleistet durch<br />

� Pflegesatzerlöse<br />

� Dienstleistungen<br />

� Öffentliche Mittel<br />

� Aktion Mensch<br />

� Mittel der Erzdiözese<br />

� <strong>St</strong>iftungsmittel<br />

� Spenden<br />

Der AGJ-Fachverband unterhält im Bereich der Suchthilfe …<br />

� 11 Beratungsstellen<br />

� Drei <strong>Rehaklinik</strong>en<br />

� Eine Tagesklinik und ein Integrationszentrum<br />

� Einrichtungen für Betreutes Wohnen<br />

� Ambulante Angebote für Kinder von Suchtkranken<br />

� Aufsuchende Suchtberatung in der Justizvollzugsanstalt Freiburg<br />

und im Bereich der Wohnungslosenhilfe …<br />

� 11 ambulante Fachberatungsstellen<br />

� 4 stationäre Einrichtungen<br />

� 10 Tagesstätten<br />

� 6 Aufnahmehäuser<br />

� Einrichtungen für Betreutes Wohnen<br />

Die Suchtberatungsstellen der AGJ sind caritative, kommunal orientierte Dienstleister im<br />

Versorgungssystem suchtgefährdeter und suchtkranker Menschen. Nicht nur die Betroffenen<br />

selbst sind die Zielgruppe der Angebote, sondern auch Bezugspersonen und alle, die beruflich<br />

oder privat Fragen zu Suchtmitteln, Konsum und Abhängigkeit haben. Ihre Aufgaben<br />

sind<br />

� Prävention – Frühintervention<br />

� Grundversorgung – niedrigschwellige Hilfen<br />

� Beratung, Vermittlung und Behandlung<br />

� Komplementäre Hilfen (Berufliche Integration)<br />

Die Rehaklinken des Fachverbandes:<br />

� <strong>Rehaklinik</strong> Lindenhof in Schallstadt für suchtkranke Frauen und ihre Kinder<br />

(Abhängigkeit von legalen Suchtmitteln und illegalen Drogen)<br />

� <strong>Rehaklinik</strong> <strong>St</strong>. <strong>Landelin</strong> in Herbolzheim-Broggingen<br />

(für alkoholabhängige Männer)<br />

� <strong>Rehaklinik</strong> Freiolsheim für suchtkranke Männer, Frauen und deren Kinder<br />

(Abhängigkeit von illegalen Drogen)<br />

� Regionale Tagesklinik Karlsruhe<br />

(Abhängigkeit von illegalen Drogen)<br />

Seite


Kinderprojekte<br />

Spezielle Gruppen für Kinder suchtkranker Eltern gibt es in folgenden AGJ-Beratungsstellen:<br />

� Freiburg, Emmendingen und Müllheim: „Modellprojekt Arbeit mit Kindern von Suchtkranken<br />

MAKS“<br />

� Ettlingen: Kinderprojekt „KIBUS“<br />

� Sigmaringen: Kinderprojekt „SKIPP“<br />

� Konstanz: Kinderprojekt „Knospe“<br />

Die Aufgaben der Wohnungslosenhilfe sind:<br />

� Planung und Koordination der Wohnungslosenhilfe in der Erzdiözese Freiburg<br />

� Beratung und überregionale Vertretungen der Angebote der Wohnungslosenhilfe<br />

� Organisation und Bereitstellung von Hilfeangeboten<br />

� Sozialplanung<br />

� Organisationsentwicklung<br />

� Sozialraumorientierung<br />

� soziale Bildungs- und Netzwerkarbeit<br />

Die Arbeitsfelder des Referates „Prävention“ umfassen die Beratung und Unterstützung<br />

von Maßnahmen in den Bereichen:<br />

� Erzieherischer Kinder- und Jugendschutz - Medienschutz, Psychokulte, sexueller<br />

Missbrauch, Gewalt und Aggression<br />

� Gesetzlicher Kinder- und Jugendschutz - Jugendschutzgesetz, Jugendmedienschutz<br />

– <strong>St</strong>aatsvertrag<br />

� struktureller Kinder- und Jugendschutz.<br />

Das Programm „Konflikt-KULTUR®“ wird ebenfalls durch das Referat Prävention betreut<br />

� Präventionsprogramm an bundesweit 201 Schulen<br />

� zahlreiche Vortrags- und Fortbildungsveranstaltungen<br />

� Veröffentlichungen zu den Themen:<br />

o Mediation<br />

o Täter-Opfer Ausgleich<br />

o Team- und Organisationsentwicklung.<br />

Das Referat „Prävention“ des AGJ-Fachverbandes entwickelt Fachveranstaltungen und Fortbildungsseminare<br />

zu psychosozialen Themen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Angeboten in<br />

den Bereichen:<br />

� Prävention<br />

� Kinder- und Jugendschutz<br />

� Schulentwicklung<br />

� Arbeitstherapie, Belastungserprobung und Arbeitsanleitung<br />

PVD-Zweckbetriebe<br />

Langzeitarbeitslose Menschen haben ohne besondere Hilfen nur geringe Chancen, auf dem<br />

allgemeinen Arbeitsmarkt eine <strong>St</strong>elle zu finden. Die PVD bietet als Zweckbetrieb des AGJ-<br />

Fachverbandes diesem Personenkreis Maßnahmen zur Beschäftigung und Qualifizierung.<br />

In den Zweigestellen Offenburg (mit Außenstelle in Kehl), Lörrach (mit Außenstellen in Emmendingen<br />

und Müllheim), Waldshut-Tiengen und Radolfzell bietet die PVD Maßnahmen<br />

und Qualifizierungen in den Bereichen Hauswirtschaft, Transporte, Montagearbeiten, Schreinerei,<br />

Kunstwerkstatt, Dienstleistungen, Malerarbeiten, Fahrradaufbereitung, Grüne Gruppe,<br />

Secondhand-Kaufhäuser.<br />

Seite


Die Feier im Landkreis Emmendingen<br />

50 Jahre AGJ-Fachverband wurden auch im Landkreis Emmendingen gefeiert. Dazu hatten<br />

sich die vier Einrichtungen der AGJ in diesem Landkreis zusammen getan:<br />

� die Einrichtung der Wohnungslosenhilfe „Haus Eliah in Emmendingen“<br />

� die Jugend- und Drogenberatung EMMA / Emmendingen<br />

� das Projekt MAKS in Emmendingen,<br />

� die <strong>Rehaklinik</strong> <strong>St</strong>. <strong>Landelin</strong> in Herbolzheim / Broggingen.<br />

„Hock“ gestaltet, um auch dort den Besuchern des<br />

Gottesdienstes, geladenen Gästen und Einwohnern<br />

von Emmendingen die Arbeit ihrer Einrichtungen<br />

mit Hilfe von Info-<strong>St</strong>änden und <strong>St</strong>ellwänden zu<br />

präsentieren. Gäste aus der Politik und von Kooperationspartnern<br />

sprachen Grußworte und überbrachten<br />

Glückwünsche. Mitarbeiter aus der Küche<br />

und Patienten der <strong>Rehaklinik</strong> <strong>St</strong>. <strong>Landelin</strong> grillten<br />

Würstchen, die ehrenamtlichen Helfer und Mitarbeiter<br />

des<br />

„Hauses Eliah“ hatten Kaffee und Kuchen organisiert<br />

und die Jugend- und Drogenberatung EMMA bot mit<br />

dem „Saftladen“ alkoholfreie Cocktails an.<br />

Oliver Kreh<br />

Seite<br />

Am Sonntag, dem 20. September 2009, wurde<br />

in Emmendingen die Sonntagsmesse mitgestaltet.<br />

In Form eines Interviews befragten<br />

die beiden Referatsleiter Suchthilfe und Wohnungslosenhilfe,<br />

Hans-Joachim Abstein und<br />

Thomas Rutschmann, die Leiter der Einrichtungen<br />

zu ihrer Arbeit. Nach dem Gottesdienst<br />

hatten die Einrichtungen einen


Die <strong>St</strong>andorte der Einrichtungen des AGJ-Fachverbandes in der Erzdiözese Freiburg:<br />

Seite


Internetforum und Gästebuch für ehemalige Patienten<br />

Idee:<br />

Wie allgemein bekannt stellen sich die ersten Monate nach einer beendeten<br />

Entwöhnungsbehandlung oftmals als sehr schwierig dar. Dies liegt unter anderem an<br />

unerwarteten kritischen Lebensereignissen (negative Reaktionen der Umwelt,<br />

Verlusterlebnisse etc.) und auch an in der Behandlung geknüpften Plänen und Hoffnungen,<br />

die sich nicht erfüllen. Ebenso leiden viele unter dem Abbruch enger, als wohltuend<br />

empfundener, Kontakte nach dem Ende der Reha. Dementsprechend hoch ist das<br />

Rückfallrisiko. In dieser sensiblen Phase werden dem Patienten zusätzliche<br />

Anpassungsleistungen abverlangt, wie beispielsweise die Gewöhnung an eine neue Gruppe<br />

in der suchttherapeutischen Nachsorge oder auch der Einstieg in einer Selbsthilfegruppe.<br />

Patienten haben den gegenseitigen Austausch mit den anderen Betroffenen während der<br />

stationären Behandlung oft als nützlich und sinnvoll erlebt. Ein Internetforum für diese<br />

Personengruppe kann diese Kontakte in die sensible erste Zeit hinein tragen. Sowohl<br />

Kontakte mit anderen ehemaligen Patienten, die diese kritische Zeit schon hinter sich<br />

gebracht haben sind möglich, als auch Kontakte mit aktuellen Patienten der Klinik (z.B. der<br />

ehemaligen Bezugsgruppe), und dies über das eher niederschwellige Medium Internet.<br />

Internetforen:<br />

Die meisten Leser und Leserinnen werden wird bereits wissen, was Internet<br />

Diskussionsforen sind und wie sie benutzt werden. Viele Tausend unterschiedlichster<br />

Thematik sind im Internet nutzbar. Internetforen sind im Grunde nichts als virtuelle Plätze<br />

zum Austausch und zur Archivierung von Gedanken, Meinungen und Erfahrungen zu einem<br />

bestimmten Thema. Die Kommunikation findet dabei anders als bei Chatrooms oder auch<br />

Telefon asynchron, das heißt nicht in Echtzeit, statt. Der Autor selbst hat an einem frühen<br />

ADS/ADHS-Forum für Fachleute, dass eigentlich nur aus dem Austausch von an einen<br />

großen Verteiler geschickten Emails basierte, teilgenommen und positive Erfahrungen<br />

gesammelt. Abgesehen vom bloßen Austausch von Meinungen bietet ein Webforum aber<br />

eben auch die Möglichkeit zu diskutieren, die Diskussion über Themen und Unterthemen zu<br />

strukturieren und damit auch einem breiteren Leserkreis verfügbar zu machen.<br />

Umsetzung<br />

Abgesehen von der Bereitstellung der technischen Voraussetzungen (der Betrieb erfolgt<br />

über die bestehende Website der Klinik „www.st-landelin.de“) sowie der Einrichtung der<br />

entsprechenden Forensoftware (in unserem Fall phpBB) stehen 2 Therapeuten der Klinik<br />

sowie ein ehemaliger Patient zur Moderation des Forums zur Verfügung. Durch die<br />

Einbindung eines Ehemaligen soll von Beginn an gezeigt werden, dass es sich bei Forum<br />

von <strong>St</strong>. <strong>Landelin</strong> nicht um ein Forum („Patienten fragen, Therapeuten antworten“) handelt.<br />

Die Teilnahme ist kostenlos und steht sowohl Mitarbeitern als auch aktuellen und<br />

ehemaligen Patienten der Klinik zur Verfügung. Die Klinik verfolgt kein kommerzielles<br />

Interesse mit dem Forum. Als <strong>St</strong>artpunkt ist Januar 2010 vorgesehen.<br />

Gästebuch<br />

Bereits jetzt bietet die Klinik ehemaligen Patienten mit einem Gästebuch, das über die Klinik-<br />

Website erreichbar ist, die Möglichkeit Kommentare, Nachrichten und Grüße zu<br />

veröffentlichen. Im Gegensatz zum geplanten Forum bietet das Gästebuch jedoch nur<br />

begrenzt die Möglichkeit der Diskussion.<br />

Fazit<br />

Grundsätzlich sind sowohl Forum als auch Gästebuch Möglichkeiten des Austauschs aller<br />

Arten von Botschaften, so ist natürlich auch mit kritischen Tönen zu rechnen. Andererseits<br />

wird sich eine Klinik nur dann weiterentwickeln, wenn sie von ihren Patienten eine<br />

realistische Rückmeldung über ihr Handeln bekommt. Somit sind die neuen Angebote nicht<br />

nur für die Patienten positiv, sondern bieten auch der Klinik eine Chance, von ihren Patienten<br />

zu lernen.<br />

Dipl. Psych. Jürgen Kammerer, Psychologischer Psychotherapeut<br />

Seite


Betriebsausflug 2009 aus Sicht einer Mitarbeiterin<br />

Irgendwie wird es immer spät im Jahr, bis wir Mitarbeiter/innen unter Anleitung unserer<br />

Mitarbeitervertretung dazu kommen den jährlich stattfindenden Betriebsausflug zu<br />

planen. Während die anderen agj Mitarbeiter/innen schon lange von der letzten Wanderung<br />

etc. berichten und den Abschluss dieser Tage am Grillfeuer verbrachten, haben<br />

wir meist noch keine konkrete Vorstellung was wir denn dieses Jahr tun sollen.<br />

Ein erster Termin im September mit der vorgeschlagenen Wanderung scheiterte, da<br />

einige Mitarbeiter/innen „fußlahm“ waren, aufgrund unterschiedlicher Einschränkungen.<br />

Also: neuer Termin, neuer Vorschlag.<br />

Endlich konnten wir uns entscheiden: 5. November und es sollte nach Colmar<br />

gehen!! Mit <strong>St</strong>adtführung und einem Museumsbesuch des berühmten „Unterlinden-<br />

Museums“.<br />

Also gut: Mein Urlaub war rum und mit <strong>St</strong>adtführung hatten wir letztes Jahr in Basel<br />

gute Erfahrung gemacht (da fand der Ausflug schon im Oktober statt!!! Ha!!)<br />

Was ich mir nicht so gut vorstellen konnte, war das Museum, denn im Zentrum der<br />

Erläuterungen sollte der zwar berühmte, aber noch frühmittelalterliche „Isenheimer<br />

Altar“ stehen. O.K. Ich bin ja offen für Kunst und Kultur; Römer, Griechen etc., auch<br />

Kunst interessiert mich eigentlich, aber dann doch bitte eher „zeitgenössisch“. Mit der<br />

mittelalterlichen Malerei konnte ich bislang denn nicht viel anfangen. Aber gespannt<br />

war ich schon, ob es durch die Führung interessanter werden würde (ich stand bereits<br />

vor zwanzig Jahren schon mal vor diesem Monstrum! …und es hatte mir nichts<br />

zu sagen.), also war ich gespannt, was nun dieser Tag bringen würde.<br />

Auf jeden Fall einen kulinarischen Abschluss im „Kleinen Meierhof“ in Freiburg - das<br />

stand so weit fest - und die Speisekarte, die vorher bereits zur Einsicht unter den Mitarbeitern<br />

rumgereicht wurde, ließ erwarten, das jeder hier etwas entsprechendes finden<br />

würde. Also los!<br />

Der Donnerstag, fünfte November<br />

2009, kam mit schnellen Schritten auf<br />

uns zu und brachte am Morgen eher<br />

trübes, kühles Wetter mit (am Tag zuvor<br />

hatte es heftig geregnet und es war<br />

ziemlich kalt). Früh aufstehen mussten<br />

wir auch noch, da unser Bus nach Colmar<br />

bereits um 8.20 Uhr in Freiburg<br />

startete. Er wartete tatsächlich keine<br />

Minute länger und los ging es. Alle, die<br />

mit konnten waren auch dabei.<br />

Die <strong>St</strong>immung im Bus stieg deutlich,<br />

als sich während der Fahrt der Himmel<br />

aufhellte: im Schwarzwald – Wolken; über den Vogesen – Wolken und dazwischen,<br />

wenn auch nasse <strong>St</strong>raßen, doch strahlender Sonnenschein in einer bunten Herbstlandschaft.<br />

Seite


In Colmar angekommen wechselte der Herbst bereits in den Winter über, zumindest<br />

was die Dekoration anging (siehe nächstes Bild). Wir warteten in der Sonne auf die<br />

bestellte <strong>St</strong>adtführerin und dann ging es mit dem Museumsbesuch los.<br />

Seite 0<br />

Ich muss meine Vorurteile<br />

revidieren, denn<br />

was ich nun über die<br />

Geschichte dieses<br />

„Isenheimer Altars“ erfuhr<br />

machte es spannend<br />

auch tiefer in die<br />

Deutung der mir bisher<br />

völlig fremden, mittelalterlichen<br />

Malerei einzusteigen<br />

und war absolut<br />

faszinierend.<br />

Nur ein paar Sätze dazu: Der Altar ist in den Jahren 1512 bis 1516 als „Auftragsarbeit“<br />

des Antoniterordens in Isenheim entstanden und wird dem Maler Mathis Grünewald<br />

zugeschrieben. Er hatte den Auftrag einen so genannten „Wandelaltar“ als<br />

Lehrstück für die Besucher des Klosters, aber auch zum Schutz und Trost für die<br />

Kranken zu gestalten, die im Kloster gepflegt wurden. Zu jeder Zeit des Kirchenjahres<br />

konnten andere Bilder gezeigt werden und entsprachen so den Bedürfnissen der<br />

Menschen.<br />

Die Bilder zeigen die Kreuzigung Jesu, die Geschichte Marias, die Auferstehung und<br />

im letzten Bild die Versuchung und die Geschichte des heiligen Antonius. Was uns<br />

heute unheimlich oder abstrus erscheint, Fratzen, Untiere, Dämonen, erhält mit Erklärung<br />

einen tieferen Sinn, der in die sonst eher abschreckende Bilderwelt „hineinzieht“.<br />

Für mich war es ein beeindruckendes Erlebnis diese Welt mehr verstehen zu<br />

können und über die mittelalterliche Geschichte dieses Werkes zu hören.<br />

Isenheimer Altar<br />

Der Besuch im Museum Unterlinden hat<br />

sich für mich gelohnt. Es gibt natürlich<br />

auch noch vieles andere dort zu sehen,<br />

über lokale Geschichte (<strong>St</strong>einzeit, Bronzezeit<br />

etc, Römer (schöne Mosaiken aus der<br />

Region) hinaus auch einige Werke modernerer<br />

Maler, z.B. zwei Originale von Picasso.


Museum Unterlinden<br />

Es gab viele kleine Details, z.B.<br />

Schilder für Restaurants oder Geschäfte,<br />

die von einem Künstler entworfen,<br />

nun zahlreiche Gebäude der<br />

<strong>St</strong>adt schmücken.<br />

Seite<br />

Bei Sonnenschein ging es<br />

dann weiter durch die <strong>St</strong>adt,<br />

mit Erklärungen zu Geschichte,<br />

einzelnen Gebäuden, aber<br />

auch die Märkte erhielten Zuspruch.<br />

Beeindruckend waren auch das neu renovierte,<br />

aber im mittelalterlichen <strong>St</strong>il erhaltene<br />

Gerberviertel, oder die Brücken<br />

zum früheren Fischerviertel.<br />

Wir Mitarbeiter standen staunend und<br />

hörten mit Spannung den<br />

Erläuterungen zu.<br />

Über Mittag gab es gute französische<br />

Eclairs oder auch anderes und der<br />

Abend klang nach der Rückfahrt mit<br />

Bus und Zug gemütlich, aber nicht zu<br />

spät in Freiburg aus.<br />

Ein gelungener Tag! Nun waren wir gar nicht mehr böse darüber, erst im November<br />

den Ausflug geplant zu haben.<br />

Aber: nächstes Jahr soll es früher im Jahr werden!! Abwarten!!<br />

Gabriele Jerger


EMDR in der Suchtbehandlung<br />

Was ist EMDR?<br />

Die Methode Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR) ist mittlerweile durch<br />

TV-Sendungen und Zeitschriftenbeiträge über Menschen, die in Kriegen traumatisiert wurden,<br />

bekannt geworden. So zum Beispiel in einer TV-Dokumentation über traumatisierte Bundeswehrsoldaten,<br />

die in Afghanistan im Einsatz waren. Charakteristisches Merkmal der Methode<br />

sind die Finger des Therapeuten, die sich vor den Augen eines Patienten bewegen und deren<br />

Bewegung der Patient mit seinen Augen zu folgen hat. Ursprünglich oft als Scharlatanerie oder<br />

auch Magie abgetan, gehört EMDR zu den mittlerweile gut untersuchten therapeutischen Werkzeugen,<br />

die Wirkung bei traumatisierten Menschen ist nachgewiesen.<br />

Es wird angenommen, dass bestimmte, für einen Menschen extrem belastende Erlebnisse, die<br />

Verarbeitungsfähigkeit des Gehirns überfordern. Die Information bleibt wie eingefroren im Gedächtnis,<br />

kann nicht wie andere Erlebnisse normal verarbeitet werden. In Folge dessen werden<br />

diese emotional sehr belastenden Erinnerungen immer wieder aktiviert und führen oft zu gravierenden<br />

psychischen Problemen. Diese Traumaerinnerungen sind dem Bewusstsein nicht vollständig<br />

zugänglich und sind durch Reize, die ähnlich der ursprünglichen traumatischen Situation<br />

sind, schlagartig auslösbar. Die geführten Augenbewegungen in der Therapie stimulieren das<br />

Nervensystem und scheinen eine Verarbeitung in Gang zu setzen.<br />

EMDR und Sucht<br />

Was hat ein Werkzeug der Traumatherapie nun in der Behandlung der Alkoholabhängigkeit zu<br />

suchen?<br />

Zur Klärung dieser Frage sind zwei Sachverhalte von Bedeutung:<br />

• Traumatisierte Menschen sind häufiger abhängig von Suchtmitteln als Nichttraumatisierte.<br />

Umgekehrt weisen nach eine amerikanischen <strong>St</strong>udie ungefähr 40% der Patienten einer<br />

stationären Suchtbehandlung eine traumatische Vorbelastung auf.<br />

• Das Suchtgedächtnis wird ebenfalls als Erinnerung verstanden, die nur teilweise bewusst<br />

ist und, ähnlich dem Zusammenhang zwischen Reiz und Traumaerinnerung, durch bestimmte<br />

mit Alkohol verbundene Auslöser zu Suchtverlangen und einem Rückfall führen<br />

kann.<br />

Während der erste Punkt nahe legt, Bausteine der Traumabehandlung auch in die Suchttherapie<br />

zu integrieren, weist der zweite Punkt auf ein interessantes weiteres Anwendungsfeld der<br />

EMDR-Methode hin, das sich aber noch im Experimentierstadium befindet.<br />

Seite


Vorgehen<br />

Es wäre naiv zu glauben, unbewusste und komplexe Abläufe wie das Suchtgedächtnis direkt beeinflussen<br />

zu können. Bei der Anwendung von EMDR in der Sucht geht es darum, Erinnerungen<br />

an einen Rückfall oder eine Situation mit hohem Suchtdruck zu vergegenwärtigen, um die negative<br />

Emotion aus der Situation zu wegzunehmen. Beispielsweise schilderte ein Patient der Klinik<br />

regelmäßig starken Suchtdruck in Zügen der Bahn (wer regelmäßig Bahn fährt, den wundert das<br />

nicht). Nach der EMDR-Behandlung wurde der Suchtdruck deutlich geringer, er konnte für sich<br />

das Bahnfahren weitgehend normalisieren.<br />

Die Vorgehensweise bei der Suchtbehandlung unterscheidet sich demnach nicht von der klassischen<br />

Trauma-Methode, die im Fernsehen zu sehen ist. Voraussetzung ist aber, dass ein Patient<br />

tatsächliche Erlebnisse wachrufen kann.<br />

Nützlichkeit<br />

Es gibt bislang nur eine Vorab-<strong>St</strong>udie von Dr. Michael Hase (www.michaelhase.eu), der die Anpassung<br />

der EMDR-Methode an die Suchttherapie auch ausgearbeitet hat. Hierbei wurden 15<br />

Patienten mit normaler stationärer Behandlung verglichen mit 15 Patienten, die zusätzlich<br />

EMDR erhielten.<br />

Im Vergleich gaben die Patienten mit EMDR-Behandlung an, weniger unter Suchtdruck zu leiden<br />

als die Kontrollgruppe. Ebenso erlebten deutlich weniger Patienten mit EMDR nach 6 Monaten<br />

einen Rückfall.<br />

Dies ist nur eine Pilotstudie mit kleiner Fallzahl, sie ermuntert jedoch, die Methode selbst mit<br />

ausgesuchten Patienten durchzuführen.<br />

Dipl. Psych. Jürgen Kammerer<br />

Psychologischer Psychotherapeut<br />

Je größer der Abstand ist<br />

aus dem heraus du<br />

dich betrachtest<br />

umso deutlicher kannst du erkennen<br />

die Tiefen und Weiten<br />

deiner Wirklichkeit<br />

Verfasser unbekannt<br />

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<strong>St</strong>atus Quo<br />

Wer will, dass die Welt, so bleibt wie sie ist, der will nicht, dass sie bleibt.<br />

(Erich Fried)<br />

Nach einem 1-wöchigen Aufenthalt in der Entgiftungsstation und 7 Wochen Motivation<br />

In Zwiefalten(ZfP), bin ich am 21.07.09 nach <strong>St</strong>. <strong>Landelin</strong> gekommen.<br />

Zu einer Langzeittherapie musste man mich in Zwiefalten erst gar nicht überreden. Auf<br />

Grund meiner persönlichen Umstände, meiner körperlich und seelischen Verfassung sagten<br />

mir mein Gefühl und mein Verstand, ich müsste mich für längere Zeit in die Hände von<br />

Spezialisten begeben.<br />

Es müsste eine Klinik sein, die sowohl Alkoholabhängigkeit, als auch depressive Erkrankung<br />

behandelt. Die Wahl fiel auf <strong>St</strong>. <strong>Landelin</strong> -eine gute Wahl- nicht zuletzt deswegen, weil eines<br />

der Behandlungsziele „die Entwicklung einer neuen Lebensperspektive auf dem Hintergrund<br />

einer persönlichen Sinnfindung und Orientierung“ beinhaltet. Obgleich die eigentliche<br />

Reflexion sich erst später hinzugesellte, so ist doch dieser Aspekt für meine ganze heutige<br />

Anschauung bestimmend geworden.<br />

Das Behandlungskonzept setzt die Bereitschaft zur Mitarbeit und Freiwilligkeit voraus. Die<br />

Patienten sind also mitverantwortlich für ihre eigene Therapie.<br />

Dieser Selbstmanagement Ansatz kam mir sehr entgegen. Das Angebot der Klinik ist<br />

gegeben, mein Wille „die Hilfe zur Selbsthilfe“ anzunehmen ist vorhanden, meine<br />

individuellen Therapieziele können in Angriff genommen werden.<br />

Meine körperliche Verfassung, kann man heute, 14 Tage vor Beendigung der Reha als<br />

normal bezeichnen. Die „alten Zöpfe“ sind abgeschnitten (Hausverkauf, Gewerbeabmeldung<br />

u. Scheidung), das neue Gerüst steht. Also auch im persönlichen und beruflichen Bereich<br />

kann Neuland betreten werden.<br />

Die Suchtinfo und die Rückfallprävention, sowie die persönlichen Darstellungen der<br />

Suchtverläufe von Mitpatienten in den Gruppentherapien, die Indikationsgruppen,<br />

eingehende Gespräche und Hilfestellungen vom Bezugstherapeuten in den<br />

Einzelgesprächen, führten dazu eigene Ansätze zu finden, auszuprobieren und schließlich<br />

auch umzusetzen.<br />

Ich möchte exemplarisch einen von vielen Eigentherapie Ansätzen näher beleuchten:<br />

Auf der Suche die Wurzeln meiner Kraft wieder zu finden und meinem Leben Erfüllung<br />

und Sinn zu geben, also nicht nur die äußere, sondern auch die innere Welt<br />

selbst zu gestalten und zu verantworten, stieß ich auf eine bereits bewährte Methode der<br />

Meditation, Naikan, eine japanische Anleitung zur Selbstreflexion.<br />

Naikan beinhaltet diese drei immer gleichen Fragen: Was haben andere für mich getan?<br />

Was habe ich für sie getan? Welche Schwierigkeiten habe ich anderen bereitet?<br />

Das ganze im inneren Selbstgespräch. Es wird also nicht gefragt, worunter ich gelitten<br />

habe. Viele sehen sich sowieso als Opfer der Umstände und damit wird der Blick auf die<br />

tatsächlichen Geschehnisse getrübt. Naikan lässt die Frage, woran sind die anderen schuld<br />

nicht zu. Dadurch entsteht Selbstverantwortung.<br />

Wenn wir unsere Verhaltensmuster erkennen, annehmen und loslassen, werden wir freier<br />

von der Vergangenheit und können mehr in der Gegenwart leben. Das „Hier und Jetzt“<br />

besser genießen. Menschliche Erfahrungen und Einsichten brauchen eine gewisse Zeit.<br />

Man muss sich der Erfahrung vollständig aussetzen und hingeben. Entweder ganz oder<br />

gar nicht. Ich wünsche hier jedem sein ganz persönliches Naikan.<br />

Mein Verhalten während der Abstinenz innerhalb der Reha habe ich nun getestet. Wie wird<br />

mein Verhalten ab dem 10.11.09 außerhalb der Reha-Klinik sein? Reicht das Gelernte?<br />

Ist der Veränderungswille stark genug? Werde ich meine Ziele erreichen?<br />

Das sind spannende Fragen, die mich momentan sehr beschäftigen. Zumindest habe ich<br />

erkannt, wofür ich selbst verantwortlich bin. Ich bin der festen Überzeugung, dass dies<br />

die Voraussetzung ist für ein „klares Bewusstsein“. Ich bin trocken, weiß aber um die Gefahr.<br />

Joachim Wagner geschrieben Ende Oktober 2009<br />

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Weihnachtsgeschichte<br />

Liebe Leser/innen!<br />

Immer wieder zur Weihnachtszeit habe ich die schöne Aufgabe eine Geschichte für die<br />

<strong>Alternative</strong> auszusuchen. Ich liebe Geschichten und binde sie auch oft in meinen<br />

Gruppenstunden in die Diskussionen ein. Manche sind lustig, manche ernst, manche kleine<br />

Lehrstücke. Jeder kann „sein“ <strong>St</strong>ückchen Wahrheit darin finden.<br />

Dieses Jahr ist es keine eigentliche Weihnachtsgeschichte die ich für Sie ausgesucht habe,<br />

und doch hat sie mit Weihnachten zu tun. Wie der heiligen Familie auf der Suche nach einer<br />

Unterkunft, geht es vielen Menschen: Sie finden oft verschlossene Türen vor. Real, aber<br />

auch in den Herzen der Mitmenschen. Weihnachten aber heißt sich öffnen für Wunder, für<br />

Überraschungen, aber auch für Wärme und Licht. So sollten wir anderen unsere Türen<br />

öffnen, vielleicht auch unsere Herzen. Das ist ein Wagnis! Manchmal erleben wir<br />

Enttäuschung, aber manchmal auch Annahme und Verständnis. Dafür lohnt es sich!<br />

Auch die Weihnachtsgeschichte zeigt uns, im kleinsten <strong>St</strong>all findet sich Geborgenheit, wenn<br />

Menschen sich unterstützen und zusammenfinden.<br />

Die nun folgende Geschichte zeigt, dass wir unseren Blick oft mit Vorurteilen verstellen und<br />

es gut tun kann, ohne Hintergedanken, den Dingen in unserer Umgebung zu begegnen.<br />

Viel Spaß beim Lesen und Nachsinnen!!<br />

Mit den besten Wünschen für eine ruhige Weihnachtszeit und ein gutes Jahr 2010<br />

Ihre Gabriele Jerger<br />

Aus: „Wieviele Farben hat die Sehnsucht“; lucy körner verlag<br />

Das Geheimnis des Türschlosses<br />

Roland Kübler<br />

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In einem fernen Erdteil, weit im Osten, lebte<br />

einmal ein reicher und mächtiger Sultan. Kein<br />

Feind bedrohte sein Land, und niemand<br />

musste hungern. Der Sultan wäre wohl der<br />

glücklichste Mensch gewesen, wenn ihn nicht<br />

eine große Sorge Tag und Nacht bedrückt<br />

hätte. Er fürchtete sich vor Dieben, Räubern<br />

und Mördern, die in seinen Palast eindringen<br />

könnten. Aus diesem Grunde beauftragte er<br />

einen angesehenen Baumeister, einen Palast<br />

mit uneinnehmbaren Mauern zu errichten,<br />

dessen einziges Tor mit Schlössern versehen<br />

werden sollte, die nur derjenige öffnen kann,<br />

der die passenden Schlüssel dazu hat. Der<br />

Baumeister plante drei Jahre und danach<br />

dauerte es drei mal drei Jahre, bis Palast,<br />

Mauern und Tor den Wünschen des Sultans<br />

gemäß errichtet worden waren. Als alle<br />

Arbeiten beendet waren, betrat der alte<br />

Baumeister den neuen Palast und sah sich<br />

alles genau an. Nichts war vergessen worden.<br />

Die Mauer konnte niemand übersteigen. Das


Tor besaß neunundvierzig Schlösser, die keiner öffnen konnte, der nicht im Besitz der<br />

richtigen Schlüssel war. Sehr zufrieden ging der Baumeister nach Hause. Er legte sich wie<br />

gewohnt schlafen, aber in der Nacht bestimmte der große Geist der Welt, dass seine Uhr<br />

jetzt abgelaufen sei.<br />

Die Kunde vom Tod des berühmten Baumeisters verbreitete sich schnell. Voller Entsetzen<br />

ritt der Sultan mit seinen Wesiren vor die <strong>St</strong>adt, wo der neue Palast errichtet worden war.<br />

Herrlich glänzten die goldenen Kuppeln in der Morgensonne, drohend warfen die hohen<br />

Mauern dunkle Schatten in die Wüste, sicher und mächtig stand das große Portal, und die<br />

neunundvierzig Schlösser schienen den Sultan und die Wesire zu verspotten. „Wir haben<br />

schon das ganze Haus des Baumeisters durchsucht. Es sind keine Schlüssel zu finden“,<br />

sagten die Wesire zum Sultan. Dieser raufte sich die Barthaare und rief verzweifelt in den<br />

Himmel: „Warum konnte der Baumeister nicht wenigstens noch einen Tag länger leben?“<br />

Die Wesire standen inzwischen vor dem großen, reich verzierten Tor. Niemals zuvor hatten<br />

sie solche Schlösser gesehen. Lange überlegten sie, dann sprachen sie: „Herrlicher Sultan,<br />

wir können diese Schlösser nicht öffnen – wir sind am Ende unserer Weisheit. Aber wir<br />

geben dir einen Rat: Lass im Lande verkünden, dass du am Tage des Vollmondes vor dem<br />

neuen Palast ein großes Fest geben wirst, und derjenige, der die Schlösser bezwingen kann,<br />

soll eine fürstliche Belohnung erhalten.“ Dem Sultan schien dies ein guter Vorschlag zu sein.<br />

Noch am selben Tag ritten die Boten in alle Himmelsrichtungen. In jeder <strong>St</strong>adt, in jedem<br />

Dorf, bei jeder kleinen Hütte verkündeten sie, was ihnen die Wesire aufgetragen hatten.<br />

Der Tag des satten Mondes war angebrochen. Schon in aller Frühe drängten sich die<br />

Menschen auf dem weiten Platz vor dem neuen Palast. Voller Ehrfurcht bestaunten sie das<br />

gewaltige Tor mit den neunundvierzig Schlössern – nach und nach wichen dann fast alle<br />

wieder zurück, denn dieser Aufgabe fühlten sie sich doch nicht gewachsen. Nur wenige<br />

Männer und Frauen blieben nahe dem Tor stehen. Der Sultan trat zu ihnen: „Wer von euch<br />

dieses Tor öffnen kann, soll niemals mehr in seinem Leben arm sein. Ich werde ihm ein<br />

großes Haus bauen lassen, und ein Viertel meiner Schatzkammer wird ihm gehören.“<br />

Ein Mann trat vor. Sein Gesicht war von einer dunklen Kapuze verdeckt. An seinem Gürtel<br />

hingen Schlüssel, seltsam geformte Ringe und Drähte. Er war Zunftmeister aller Diebe im<br />

Lande des Sultans. Der vermummte Mann trat vor das Tor und musterte aufmerksam die<br />

komplizierte und verwirrende Vorrichtung der neunundvierzig Schlösser. Endlich fingerte er<br />

einen seltsam verbogenen Draht aus einer Tasche und führte diesen vorsichtig in eines der<br />

Schlüssellöcher ein. Behutsam begann er den Draht zu drehen, aber es rührte sich nichts.<br />

Der Zunftmeister versuchte es mit allen Schlüsseln und Werkzeugen, die er bei sich trug.<br />

Aber weder gebogene Drähte noch kostbare goldene und silberne Schlüssel, weder kleine<br />

Zangen noch einige seltene, geheimnisvolle, rostige alte Werkzeuge halfen dem Dieb der<br />

Diebe, auch nur eines der neunundvierzig Schlösser zu bewegen. Er rüttelte an dem<br />

goldenen Türgriff und versuchte, das Portal mit Gewalt aufzureißen. Nicht einmal einen<br />

Finger breit öffnete sich die Tür des Palastes. Missmutig trat der Zunftmeister aller Diebe<br />

zurück zum Sultan: „ich habe alles versucht, was mir jemals beigebracht worden ist, aber es<br />

gibt Schlösser, die selbst mir Zutritt verwehren.“<br />

Der Sultan sprach: „Gibt es hier niemanden, der mir diese Schlösser öffnen kann. Wem es<br />

auch immer gelingt, er erhält die Hälfte meiner Schatzkammer, mein Lieblingspferd und soll<br />

als Wesir zu meiner Rechten sitzen.“ Ein steinalter Zauberer trat vor. Der Bart reichte ihm bis<br />

über den Nabel, und die buschigen Augenbrauen verdeckten fast die Augen. Langsam,<br />

fortwährend Beschwörungen murmelnd, näherte er sich dem gewaltigen Tor. Nachdem er<br />

die Schlösser genau betrachtet hatte, tastete er unter seinen weiten Umhang und holte drei<br />

kleine, fest verschlossene Fläschchen hervor. Vorsichtig träufelte er einige Tropfen aus<br />

jedem Fläschchen auf die neunundvierzig Schlösser. Zischend und dampfend vermischten<br />

sich die Flüssigkeiten. Die Schaulustigen wichen erschrocken einige Schritte zurück. Der<br />

Dampf verzog sich, aber an den Schlössern hatte sich nichts verändert. Verärgert warf der<br />

Alte einen bösen Fluch gegen die Tür, drehte sich um und verschwand in der Menge. „Mein<br />

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alter Palast und alles, was darin ist, die Hälfte meines Schatzes, mein Lieblingspferd und die<br />

Hand meiner Tochter demjenigen, der die Schlösser dieses Tores öffnet“, rief der Sultan.<br />

Der Lehrer aller Magier schritt zum Tor. Flehentlich hob er die Hände, um den Segen seiner<br />

Götter und Geister zu erbitten. Mit magischen Sprüchen rief er sie an seine Seite. Dann<br />

befahl er allen ihm dienstbaren Geister, die Schlösser des Tores zu öffnen. Es rumpelte und<br />

knirschte in den neunundvierzig Schlössern, aber sonst geschah überhaupt nichts. Auch die<br />

Macht des Lehrers aller Magier hatte versagt.<br />

Drei Hexen traten auf den Sultan zu: „Weißt du, mächtiger Sultan, wir würden es ja gerne<br />

versuchen, aber statt deiner Tochter wollen wir deinen erstgeborenen Sohn als Belohnung!“<br />

In seiner Verzweiflung willigte der Sultan ein, und die Hexen zogen sich zur Beratung und<br />

Vorbereitung ihrer Kunst zurück. In der Nacht, als der Mond satt und rund über dem großen<br />

Tor hing, kehrten die Hexen zurück. Sie entzündeten ein gewaltiges, wild züngelndes Feuer<br />

vor dem Tor. Der Sultan und alle Schaulustigen wichen hastig vor dem Flammenschein des<br />

Hexenfeuers zurück. Drei <strong>St</strong>unden tanzten die Hexen um das Feuer und sangen Lieder in<br />

einer geheimen Sprache. Dann nahm sich jede von ihnen einen noch brennenden Ast. Wie<br />

Glühwürmchen sprühten Funken im ´Wind und geisterten durch das Haar der Hexen, als<br />

sich diese dem Tor näherten. Die Flammen konnten ihnen nichts anhaben. Vor dem Tor<br />

verbeugten sie sich, wisperten ihren Zauber und berührten mit den glühenden Ästen die<br />

neunundvierzig Schlösser. Wieder ächzte, rumpelte und stöhnte es schwer darin. Aber als<br />

die Hexen zurücktraten, sahen der Sultan und alle anderen, dass sich nichts am Tor<br />

verändert hatte. Wütend warfen die Hexen die glühenden Äste in den Sand: „Wir sind<br />

machtlos gegen diese Kunst, eine Tür zu verschließen“, sagten sie zum Sultan, dann<br />

verschwanden sie in der Nacht.<br />

„Gibt es denn hier niemanden, der diese Tür öffnen kann?“ schrie der Sultan in die Menge<br />

der Schaulustigen. „Wer das Tor öffnet, dem soll dieser ganze Palast gehören. Ich will ihn<br />

nicht mehr!“ Als nach und nach alle zurücktraten, rannte ein Kind auf das Tor zu. Noch bevor<br />

der Sultan oder die Wesire es aufhalten konnten, stellte es sich auf die Zehenspitzen,<br />

hangelte sich hoch zum großen goldenen Türgriff, drückte ihn nach unten und stemmte sich<br />

mit seiner ganzen Kraft gegen einen Flügel des Tores. Verblüfft bemerkten die<br />

Schaulustigen, wie der Torflügel leicht und geräuschlos nach innen aufschwang. Ohne<br />

Zögern betrat das Kind den Palast. Der Sultan und die Wesire starrten sich fassungslos an,<br />

sanken langsam in den Wüstensand und stellten fest, wie grenzenlos Beschränktheit doch<br />

sein kann – und wie oft doch verschlossene Türen nur in einem selber sind.<br />

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Das Jahr 2009 im Rückblick<br />

In ein paar Wochen werden wir vom „alten“ Jahr 2009 Abschied nehmen und das „neue“<br />

Jahr 2010 begrüßen.<br />

Ein Jahr der Jubiläen war 2009. Historisch gesellschaftliche Ereignisse,<br />

große Musiker, eine deutsche Schriftstellerin, die den Nobelpreis<br />

bekam, wurden in diesem Jahr gefeiert.<br />

Auch ein aufregendes Jahr war 2009. Die Bürger in Deutschland haben<br />

am 27. September eine neue Regierung gewählt, die Wirtschaftskrise<br />

zeigte in diesem Jahr in manchen Bereichen der Industrie<br />

und der Bankwelt ihr Gesicht; im Herbst wurden wir von den Medien<br />

tagtäglich über „die neue Grippe“, die „Schweinegrippe“ „H1N1“-<br />

Virus ausführlich informiert und in den letztenTagen bekamen wir die traurige Nachricht, das<br />

immer mehr Menschen am Hunger leiden und dass die Klimaveränderungen eine Bedrohung<br />

für unsere Erde sind.<br />

Wir hoffen, dass Sie, liebe ehemalige Patienten, Leserinnen und Leser unserer Klinikzeitung<br />

mit Ihrem Leben, mit Ihren Entscheidungen und der Art, wie Sie mit den schwierigen Situationen<br />

umgegangen sind, im Jahr 2009 zufrieden sind.<br />

Für das Jahr 2010 wünschen wir Ihnen und uns eine Gesellschaft, für die Fachlichkeit, Professionalität<br />

und Wirtschaftlichkeit ihre Wichtigkeit behalten, ohne dass wir die humanistische,<br />

christliche Haltung verlieren, eine Gesellschaft, die Herzensgüte, Selbstlosigkeit, Anteilnahme<br />

– in einem Wort ausgedrückt – die Menschlichkeit schätzt.<br />

Dr. L. Fischer<br />

und das Team der medizinischen Abteilung.<br />

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Die Mitarbeiter von<br />

<strong>St</strong>. <strong>Landelin</strong><br />

wünschen allen<br />

Lesern ein gesegnetes<br />

2010<br />

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<strong>Rehaklinik</strong> <strong>St</strong>. <strong>Landelin</strong><br />

zertifiziert nach DIN EN ISO 9001:2008<br />

Die <strong>Rehaklinik</strong> <strong>St</strong>. <strong>Landelin</strong><br />

ist eine Einrichtung des<br />

<strong>Rehaklinik</strong> <strong>St</strong>. <strong>Landelin</strong><br />

Riedstrasse<br />

Herbolzheim<br />

Tel. 0 / 0<br />

Fax 0 / - 0<br />

www.st-landelin.de<br />

st.landelin@agj-freiburg.de<br />

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