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Fluss-Seeschwalben-Nistfloß - Schutzgemeinschaft Ammersee

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Neue Brutplattform für die <strong>Seeschwalben</strong><br />

(Arbeitsgruppe mit Clemens Krafft, Heribert Zintl und Reiner Grießmeyer)<br />

„So baut man ein U-Boot“<br />

Auf diese Weise äußerte sich viele Monate später ein am Bau der Lärchenholz-Plattform Beteiligter, als ich auf<br />

meine seinerzeitigen Ängste zu sprechen kam. Ich hatte nämlich befürchtet, dass das alte Baumstamm-Floß den<br />

neuen Aufbau nicht mehr tragen würde, also unterginge. Schon als Anfang April im Sägewerk Geiger mein Blick<br />

auf die bereit gestellte Holzmenge fiel, erlitt ich schier einen Schock.<br />

Aber warum nur hatten wir von den Isarwinkler Flößern kein neues Baumstamm-Floß bauen lassen? Dafür gibt es<br />

einen wichtigen Grund: Die Baumstämme am <strong>Ammersee</strong> zeigten sich noch in einem guten Zustand. Hier wurde<br />

immer darauf geachtet, dass auf der Brutplattform genügend Kies (Biergartenriesel) zum Brüten der<br />

Flußseeschwalben vorhanden war und damit die Stämme fast völlig unter Wasser schwammen. Die Verrottung<br />

konnte so seit 1991, so lange liegen diese schon im Wasser, weitgehend verhindert werden. Unser Flößer schätzte<br />

deren Brauchbarkeit noch auf fünf bis sieben Jahre.<br />

Sollte die Tragfähigkeit nachlassen, wissen wir uns zu helfen: Wir werden längere Rachen (Querhölzer, die die<br />

Stämme zusammen halten) einziehen und neue Baumstämme längs angliedern. Da der Aufbau von mir nach dem<br />

Baukasten-Prinzip konzipiert ist, könnten auch notfalls die vier Bauteile der Brutplattform einzeln auf ein neues<br />

Baumstammfloß hinüber verschoben bzw. gezogen werden, allerdings nur mit einem Kran.<br />

Trotz des Schreckgespenstes „untertauchendes U-Boot“ begannen wir Anfang April am Sägewerk mutig das Holz<br />

zuzuschneiden und teilweise auch schon mit Zimmermannsbeschlägen miteinander zu verbinden.<br />

Am 15.4. wurde mit der Arbeit begonnen und zuerst das schon im Herbst 2007 vom alten Aufbau befreite Floß<br />

zur Insel neben dem Ammer-Westdamm bewegt. Danach wurde das gesamte Bauholz vom Damm in Floßnähe<br />

getragen und bis zum 18.4. von unseren Naturschutz-Aktiven zur neuen Brutplattform zusammen gefügt. Und<br />

siehe da: Das Floß schwamm immer noch – wie es ein Lenggrieser Flößer, der die Rachen überprüft hatte,<br />

beruhigend prophezeit hatte. Das Floß vertrug auch noch die Belastung des dünn aufgestreuten Riesels. Ein<br />

derartiger Belag ist wichtig, damit die <strong>Seeschwalben</strong> Nestmulden drehen können.<br />

Leider gelang es nicht bei der Wiederverankerung des Floßes draußen auf der freien Wasserfläche, das <strong>Nistfloß</strong><br />

passender in die Sturm-Hauptrichtung(Nord-West) zu stellen.<br />

Der Austausch der Brutfläche durch eine neue ist eine Gemeinschaftsleistung von insgesamt 270 Arbeitsstunden<br />

der <strong>Schutzgemeinschaft</strong> (Reiner Grießmeyer, Karl Bregler, Peter Brützel, Clemens Krafft, Dr. Angelo Muggli,<br />

Günther Paschek, Dr. Horst Prahl, Brigitte und Lutz Schmidt) und von Mitgliedern der LBV-Kreisgruppe Bad<br />

Tölz-Wolfratshausen (Heribert Zintl, Achim Rücker, Richard Walser). Herzlich danken wir den Männern der<br />

<strong>Fluss</strong>meisterstelle Weilheim (Wasserwirtschaftsamt Weilheim) für die erneute tatkräftige Hilfe. Im beginnenden<br />

Brutjahr wurden wir für die harte Arbeit am schönsten belohnt.<br />

2008: 53 Brutpaare – bisher höchste Zahl am <strong>Ammersee</strong>.<br />

Dieser Anstieg von 2007 45 auf 2008 53 Brutpaare kam für mich nicht ganz so überraschend. Von<br />

Ringablesungen ist nämlich ein Austausch der <strong>Fluss</strong>-<strong>Seeschwalben</strong> zwischen dem Starnberger See und dem<br />

<strong>Ammersee</strong> bekannt. Und einen Grund für die <strong>Seeschwalben</strong> zum Abwandern vom Starnberger-See-Floß hat es<br />

2008 in der Tat gegeben. In diesem Jahr war nämlich die Sicherheitslage auf diesem bei einem Wintersturm bis an<br />

den Schilfrand gestrandeten Floßes für brütende Vögel äußerst kritisch. Wohl hauptsächlich deshalb sank dort die<br />

Anzahl der Brutpaare von 63 auf (maximal) 49, also um rd. 14. Auffälligerweise brüteten auf dem Ickinger<br />

Eisweiher/Isar (Pupplinger Au) 2008 nach mehrjähriger Unterbrechung wieder <strong>Fluss</strong>-<strong>Seeschwalben</strong> und gleich 5<br />

Paare. Wir halten es für sehr wahrscheinlich, dass es sich beim Zuwachs am Ickinger Eisweiher und im Gebiet<br />

<strong>Ammersee</strong>-Süd um Flüchtlinge vom Starnberger See handelt.<br />

2008 fand ich übrigens auf dem <strong>Ammersee</strong>-<strong>Nistfloß</strong> eine 2002 am Starnberger See von mir nestjung beringte<br />

<strong>Fluss</strong>-Seeschwalbe tot auf.<br />

Nur auf dem <strong>Ammersee</strong>-Süd-Floß waren die Flüchtlinge bei der Brut erfolgreich. Auf dem Ickinger Eisweiher<br />

gingen alle Küken, wie schon in den 1990er Jahren, an einen unbekannten Beutegreifer (Eule?) verloren. Auf dem<br />

gestrandeten Starnberger-See-Floß kam es wie es kommen musste: Nachweislich ein Fuchs räumte zweimal die<br />

älteren Küken ab. Im Gegensatz dazu erreichten die <strong>Ammersee</strong>-Süd-<strong>Fluss</strong>-<strong>Seeschwalben</strong> nach der Schätzung von<br />

Clemens Krafft einen Bruterfolg zwischen 1 und 1,5 flüggen Jungvögeln pro Paar.<br />

Im Dezember 2008 gelang es der LBV-Kreisgruppe Starnberg in der Bucht von St. Heinrich/Starnberger See ein<br />

völlig neues Ersatzfloß zu verankern.<br />

Wir erwarten mit Spannung, wie sich 2009 die Brutpaare über <strong>Ammersee</strong>-Süd, Starnberger See und Isar/Ickinger<br />

Eisweiher verteilen werden. Immerhin brütet in diesem Bereich ein Drittel der bayerischen <strong>Fluss</strong>-<strong>Seeschwalben</strong>-<br />

Population von insgesamt 315 bis 320 Paaren.<br />

Heribert<br />

Zintl


Anmerkung zum <strong>Fluss</strong>seeschwalbenbericht<br />

Ich bedanke mit auch bei den o.a. Personen, ohne deren tatkräftige Mithilfe wir diese Aktion nicht in 4 Tagen<br />

geschafft hätten. Besonders hervorheben möchte ich jedoch unseren Aktiven Angelo Muggli, der mit mir die<br />

ersten 3 Tage nur einbretterte. Ohne seine Unterstützung, insbesondere in den ersten 2 Tagen, als unser Bauleiter<br />

Heribert Zintl nicht mehr an seine Konstruktion glaubte, hätte ich vielleicht auch diese Meinung vertreten, dass<br />

viel zu viel Hölzer geordert wurden und das Floß die Tragfähigkeit verlieren könnte. Ganz im Gegenteil. Wir<br />

konnten unterhalb der Brutplattform sogar noch Nistbretter, vor allem für Lachmöwen anbringen, die in der<br />

Brutsaison schon dankbar angenommen wurden. An brütenden Lachmöwenpaaren konnten wir somit allein über<br />

20 Paare zählen. Insgesamt dürften es ca. 30 BP am Floß gewesen sein.<br />

Ein besonderer Dank geht selbstverständlich an Heribert Zintl. Ohne seine Konstruktion und Mithilfe (Heri bitte<br />

glaube künftig mehr an deine Fähigkeiten) hätten wir dies in einem so kurzen Zeitraum nie geschafft. Wenigstens<br />

hast du am letzten Arbeitstag (18.04.), als die abschließenden Arbeiten (Einzäunung der Brutfläche) mit dir<br />

zusammen und Achim Rücker bis 19.45 Uhr erledigt wurden, wieder gestrahlt und warst zu Recht stolz auf deine<br />

Neukonstruktion der Brutplattform.<br />

Die Kosten von rund 11.000 € wurden zu 90% von der Regierung im Rahmen eines LNPR-Programms getragen,<br />

davon trug die Europäische Union die Hälfte. Wir danken für die finanzielle Unterstützung, aber auch für die<br />

reibungslose und schnelle Genehmigung durch das Landratsamt Landsberg und der Regierung von Oberbayern.<br />

Für die laufende Betreuung der <strong>Fluss</strong>is danke ich besonders Clemens Krafft.<br />

Reiner<br />

Grießmeyer<br />

Abb. 1: Floss-Neubau am Binnensee Abb. 2: neuer Floss-Aufbau<br />

Abb. 3: Brutquadrat auf dem Nistfloss mit Gelege Abb. 4: kurz vor der Fertigstellung<br />

Abb. 1, 3 u.4 fotografiert von Heribert Zintl ; Abb. 2 fotografiert von Peter Brützel; Abb. 3 zeigt die aus Experimenten von 2003 u.<br />

2004 bewährte Kästchengröße von 0,33 m 2 für jeweils 1 Brutpaar, um innerartliche Aggression zu verringern

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