Leseprobe ... Die Schule ... und ich - in Sinas Blog
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<strong>Die</strong> <strong>Schule</strong> <strong>und</strong> <strong>ich</strong><br />
Ilona E<strong>in</strong>wohlt
Für die aufgeweckte, wissbegierige, engagierte,<br />
fröhl<strong>ich</strong>e Schüler<strong>in</strong> J.<br />
Handlung, Personen <strong>und</strong> Ort der folgenden Gesch<strong>ich</strong>te s<strong>in</strong>d frei erf<strong>und</strong>en.<br />
Ähnl<strong>ich</strong>keiten mit lebenden Personen s<strong>in</strong>d n<strong>ich</strong>t beabs<strong>ich</strong>tigt <strong>und</strong><br />
re<strong>in</strong> zufällig.<br />
In neuer Rechtschreibung<br />
1. Auflage 2009<br />
© 2009 by Arena Verlag GmbH, Würzburg<br />
Alle Rechte vorbehalten<br />
Gesamtgestaltung <strong>und</strong> Innenillustration: knaus. büro für konzeptionelle<br />
<strong>und</strong> visuelle identitäten, Würzburg<br />
E<strong>in</strong>bandillustration: Constanze Guhr<br />
Gesamtherstellung: Westermann Druck Zwickau GmbH<br />
ISBN 978-3-401-06377-5<br />
www.arena-verlag.de
Inhalt<br />
Erstes Kapitel,<br />
<strong>in</strong> dem S<strong>in</strong>a über Grenzen geht 6<br />
Ferienzeit, Langeweilezeit 6<br />
London Call<strong>in</strong>g 31<br />
Im Austauschrausch 55<br />
Zweites Kapitel,<br />
<strong>in</strong> dem S<strong>in</strong>a das Lernen lernt 71<br />
Learn<strong>in</strong>g by do<strong>in</strong>g 71<br />
Stress lass nach, der Lehrer kommt 91<br />
In der Tat, e<strong>in</strong> Referat 113<br />
Drittes Kapitel,<br />
<strong>in</strong> dem S<strong>in</strong>a zwischen Mob <strong>und</strong> Mobb<strong>in</strong>g un terscheidet 135<br />
Defensiv-offensiv 135<br />
Lost <strong>in</strong> Cyberspace 153<br />
Gedisst <strong>und</strong> angepisst 177<br />
Viertes Kapitel,<br />
<strong>in</strong> dem S<strong>in</strong>a superklasse für die Klasse ist 199<br />
Me<strong>in</strong>e Stimme zählt! 199<br />
Seitenweise Anerkennung 213<br />
<strong>Die</strong> <strong>Schule</strong> ist e<strong>in</strong> Fest 237<br />
5
Erstes Kapitel,<br />
<strong>in</strong> dem S<strong>in</strong>a über Grenzen geht<br />
Ferienzeit, Langeweilezeit<br />
Das Beste an der <strong>Schule</strong> s<strong>in</strong>d die Ferien! Pah, von wegen: Alles<br />
ist öde, alles ist langweilig, alles ist voll doof. Natürl<strong>ich</strong> b<strong>in</strong> <strong>ich</strong><br />
froh, dass <strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t jeden Morgen Punkt 6:15 Uhr aufstehen<br />
muss, sondern stattdessen endlos lange ausschlafen kann<br />
(okay, okay, nur so lange, bis Mama unmissverständl<strong>ich</strong> den<br />
Staubsauger anschmeißt). Logisch genieße <strong>ich</strong> es, mir <strong>in</strong> aller<br />
Ruhe e<strong>in</strong> Nutellabrötchen zu schmieren, statt hektisch den O-<br />
Saft <strong>in</strong> m<strong>ich</strong> re<strong>in</strong>zuschütten. Und klar fühlt es s<strong>ich</strong> großartig<br />
an, ke<strong>in</strong>e Franz-Vokabeln, Matheformeln oder Gesch<strong>ich</strong>tsdaten<br />
pauken zu müssen, sondern m<strong>ich</strong> dafür st<strong>und</strong>enlang <strong>in</strong> Bellas<br />
<strong>und</strong> Edwards Liebesgesch<strong>ich</strong>te zu verbeißen. Aber ehrl<strong>ich</strong> gesagt<br />
<strong>und</strong> unter uns: Ich, S<strong>in</strong>a Rosenmüller mit der Zahnspange<br />
<strong>und</strong> den großen Füßen, f<strong>in</strong>de <strong>Schule</strong> gar n<strong>ich</strong>t so schlimm.<br />
Ups, hätte <strong>ich</strong> das jetzt n<strong>ich</strong>t sagen dürfen? Ich b<strong>in</strong> aber ke<strong>in</strong>e<br />
6<br />
schleimige Streber<strong>in</strong>, um das gle<strong>ich</strong> mal klarzustellen!!!
Me<strong>in</strong>e Fre<strong>und</strong><strong>in</strong> Kleo me<strong>in</strong>t, das läge daran, dass <strong>ich</strong> e<strong>in</strong>e so<br />
gute Schüler<strong>in</strong> b<strong>in</strong> <strong>und</strong> ke<strong>in</strong>e Lernschwierigkeiten hätte. Im Gegensatz<br />
zu ihr kann <strong>ich</strong> mir näml<strong>ich</strong> Algebraformeln gut merken<br />
<strong>und</strong> brauche ke<strong>in</strong>e Nachhilfe beim Rechnen mit x, y <strong>und</strong> z.<br />
Auch <strong>in</strong> den anderen Fächern wie Deutsch, Bio <strong>und</strong> Englisch<br />
komme <strong>ich</strong> ganz gut zurecht, aber allen, die jetzt neidisch<br />
werden, sei gesagt: Das ist auch ehrl<strong>ich</strong> erarbeitet. Schließl<strong>ich</strong><br />
schwänze <strong>ich</strong> nie wie Jol<strong>in</strong>a (die am liebsten während der Matheoder<br />
Englischst<strong>und</strong>en im Schülercafé mit e<strong>in</strong>em Smartie aus<br />
der Oberstufe rumhängt <strong>und</strong> darum vielle<strong>ich</strong>t wieder e<strong>in</strong>e<br />
Ehrenr<strong>und</strong>e drehen muss) oder tippe heiml<strong>ich</strong> unterm Pult<br />
endlose SMS wie Julia (die mit ihrer großen Schwester Ashley<br />
sogar während des Unterr<strong>ich</strong>ts Beauty-Tipps austauscht), sondern<br />
beteilige m<strong>ich</strong> e<strong>in</strong>fach ganz normal am Unterr<strong>ich</strong>t <strong>und</strong><br />
passe auf (oder tue zum<strong>in</strong>dest so!).<br />
Dafür kommt es schon mal vor, dass <strong>ich</strong> mir die Hausaufgaben<br />
spare, was zum Glück bisher noch ke<strong>in</strong>em Lehrer aufgefallen ist …<br />
Pssst!<br />
Simpler Trick aus dem Z eitmanagement: Wenn du schon mal anwesend<br />
se<strong>in</strong> musst (Schulpfl<strong>ich</strong>t!!!), dann kannst du im Unterr<strong>ich</strong>t<br />
auch mitmachen. Br<strong>in</strong>gt mehr Spaß, weil du d<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong> t unnötig<br />
langweilst, <strong>und</strong> ist überaus effizient, weil du den Gr oßteil de<strong>in</strong>er<br />
Aufgaben danach mit l<strong>in</strong>ks erledigen k annst (wenn du sie n<strong>ich</strong> t<br />
sowieso gle<strong>ich</strong> machst). Außerdem mögen Lehrer engagierte Schüler,<br />
fragen sie seltener ab <strong>und</strong> k ontrollieren noch seltener der en<br />
Hausaufgaben …<br />
7
Weil es die Herbstferien s<strong>in</strong>d, ist auch ke<strong>in</strong>e große Action angesagt,<br />
also nix gemütl<strong>ich</strong> an die Nordsee oder zu Ski Alp<strong>in</strong> <strong>in</strong> die<br />
Berge. Oma Doris wollte m<strong>ich</strong> mit <strong>in</strong> ihr Liebl<strong>in</strong>gshotel <strong>in</strong> den<br />
Schwarzwald nehmen, es gäbe da auch e<strong>in</strong> Wellness-Programm<br />
für K<strong>in</strong>der. Sie hat s<strong>ich</strong> dann gle<strong>ich</strong> verbessert <strong>und</strong> noch<br />
schnell „<strong>und</strong> bestimmt auch für Jugendl<strong>ich</strong>e“ angefügt. Aber<br />
Leon zuliebe habe <strong>ich</strong> dankend auf Kurparkspaziergang <strong>und</strong><br />
Entchenfüttern verz<strong>ich</strong>tet. Soll doch me<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Bruder<br />
Kneippkuren <strong>und</strong> Fangopackung über s<strong>ich</strong> ergehen lassen, <strong>ich</strong><br />
fühle m<strong>ich</strong> da e<strong>in</strong>deutig noch zu jung dazu. (Mal abgesehen davon,<br />
dass der kle<strong>in</strong>e St<strong>in</strong>ker s<strong>ich</strong> garantiert SEHR über die e<strong>in</strong>mal<br />
tägl<strong>ich</strong> verschriebene Schwarzwälder-Kirschtorte freut!)<br />
Nachdem <strong>ich</strong> sehr gründl<strong>ich</strong> sämtl<strong>ich</strong>e Funktionen me<strong>in</strong>es<br />
neuen Handys gecheckt habe, lümmle <strong>ich</strong> gelangweilt <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em<br />
Knautschi-Sitzsack herum <strong>und</strong> versuche, m<strong>ich</strong> auf me<strong>in</strong>e<br />
Lektüre zu konzentrieren.<br />
Jaaa, auch <strong>ich</strong> habe jetzt ENDLICH e<strong>in</strong>s, Prepaid natürl<strong>ich</strong>,<br />
Unsere Deutschlehrer<strong>in</strong> Frau Tuszynski hat uns näml<strong>ich</strong> e<strong>in</strong>e<br />
Dauerhausaufgabe gestellt: Wir sollen bis zum Halbjahresende<br />
das Buch „Ke<strong>in</strong> Wort zu niemandem“ von Jana Frey lesen <strong>und</strong><br />
gle<strong>ich</strong>zeitig e<strong>in</strong> Lesetagebuch dazu führen. Weil unsere gepflegte<br />
Lehrer<strong>in</strong> großen Wert auf äußere Ersche<strong>in</strong>ungsmerkmale<br />
legt, haben wir als Erstes das Heft gestalten müssen –<br />
ohne auch nur e<strong>in</strong> Wort des Inhalts zu kennen. Dennis, der<br />
Computerfreak aus me<strong>in</strong>er Klasse, hat sofort gefragt, ob er das<br />
n<strong>ich</strong>t im PowerPo<strong>in</strong>t machen dürfe. Da hat die Tuszynski nur<br />
8<br />
aber JUCHUHU!
müde abgewunken. „Erstens“, hat sie gesagt, „haben n<strong>ich</strong>t alle<br />
so e<strong>in</strong>en schnellen Rechner wie du, <strong>und</strong> zweitens“, <strong>und</strong> dabei<br />
hat sie die Jungs der Reihe nach gescannt, „zweitens tut es euch<br />
Kameraden mal gut, etwas Handschriftl<strong>ich</strong>es zu leisten.“<br />
Woraufh<strong>in</strong> Yannis, Sebastian, Juri, Marco <strong>und</strong> die anderen hörbar<br />
aufgestöhnt haben.<br />
In e<strong>in</strong>em L esetagebuch k annst du säm tl<strong>ich</strong>e Gedank en, Gefühle<br />
<strong>und</strong> Fragen notieren, die d<strong>ich</strong> beim L esen e<strong>in</strong>es Textes bewegen.<br />
Meistens re<strong>ich</strong>t e<strong>in</strong> Schulheft <strong>in</strong> A5 (l<strong>in</strong>ier t oder unl<strong>in</strong>iert), das du<br />
immer dabeihaben <strong>und</strong> en tsprechend gestalten k annst. Lass die<br />
erste Seite frei, dann kannst du dort später e<strong>in</strong> Inhaltsverze<strong>ich</strong>nis<br />
anlegen. Im ersten Teil pr otokollierst du zunächst de<strong>in</strong>e L ektüre:<br />
Wann du welches K apitel gelesen hast (Datum), um was es dar<strong>in</strong><br />
geht (Inhalt), was dir spon tan dazu e<strong>in</strong>f ällt oder welche P assage<br />
d<strong>ich</strong> emotional berühr t hat (an welcher Stelle bist du wütend<br />
geworden – wo w arst du er griffen – wo hast du d<strong>ich</strong> k aputtgelacht?).<br />
Fremdwörter oder un verständl<strong>ich</strong>e P assagen notierst du<br />
dir e xtra, um sie spä ter nachzuschlagen <strong>und</strong><br />
zu erklär en. Im zweiten Teil bearbeitest<br />
du dann k onkrete Fragen<br />
<strong>und</strong> A ufgabenstellungen,<br />
die dir<br />
de<strong>in</strong> L ehrer gestellt<br />
hat oder die<br />
d<strong>ich</strong> selbst <strong>in</strong>teressieren,<br />
zum Beispiel biografische<br />
Da ten <strong>und</strong> Details<br />
aus dem L eben des A utors,<br />
9
zeitgenössische Dok umente bzw . H<strong>in</strong>tergründe, die <strong>in</strong> den Text<br />
e<strong>in</strong>geflossen se<strong>in</strong> können, oder die Charakterisierung der Hauptfiguren.<br />
Vergiss n<strong>ich</strong>t: De<strong>in</strong> Lehrer möchte sehen, dass du d<strong>ich</strong> mit<br />
der Lektüre beschäftigt hast! Achte außerdem auf Folgendes:<br />
· Heftumschlag wird passend zum Inhalt<br />
gestaltet<br />
· Ordentl<strong>ich</strong>e Schrift<br />
· Anlegen e<strong>in</strong>es Inhaltsverze<strong>ich</strong>nisses<br />
· Nummerieren <strong>und</strong> Datieren der Seiten<br />
· E<strong>in</strong>träge müssen gegliedert se<strong>in</strong> (Absätze,<br />
farbige Her vorhebungen, Unterstre<strong>ich</strong>ungen)<br />
Me<strong>in</strong>em Heft habe <strong>ich</strong> e<strong>in</strong>en schwarzen Umschlag verpasst<br />
<strong>und</strong> e<strong>in</strong> w<strong>in</strong>ziges, glitzerrot lackiertes Vorhängeschloss draufgeklebt<br />
– mit Mamas Heißklebepistole. Sie hat zwar etwas komisch<br />
geguckt <strong>und</strong> gedacht, <strong>ich</strong> würde mir e<strong>in</strong> neues Geheimtagebuch<br />
anlegen, aber als <strong>ich</strong> ihr erklärt habe, dass das alles<br />
für die <strong>Schule</strong> <strong>und</strong> me<strong>in</strong>e Liebl<strong>in</strong>gslehrer<strong>in</strong> sei, hat sie nur<br />
wohlwollend genickt.<br />
Trotz aller Vorbereitungen verspüre <strong>ich</strong> wenig Lust zum Lesen<br />
dieses Mobb<strong>in</strong>gromans. Statt etwas über Gewalt an der <strong>Schule</strong> zu<br />
erfahren, würde <strong>ich</strong> viel lieber etwas Spannendes, Lustiges machen,<br />
unterwegs se<strong>in</strong> <strong>und</strong> m<strong>ich</strong> mit me<strong>in</strong>en Fre<strong>und</strong><strong>in</strong>nen treffen.<br />
Milli, me<strong>in</strong>e aktuelle AllerBesteFre<strong>und</strong><strong>in</strong>, geht trotz Ferien<br />
zweimal tägl<strong>ich</strong> joggen, Tennis oder Basketball spielen, sorry,<br />
das ist mir e<strong>in</strong>fach too much. Me<strong>in</strong>e liebe Kleo, mit der <strong>ich</strong> mal<br />
r<strong>ich</strong>tig dicke war, bevor sie so komisch wurde, geht nur noch<br />
mit ihrer Hünd<strong>in</strong> Ambra spazieren, <strong>und</strong> wenn sie mal n<strong>ich</strong>t<br />
10
durch die Felder stromert, hat sie garantiert irgendwor<strong>in</strong> Nachhilfe.<br />
Und Julia ist voll doof geworden. In letzter Zeit hängt sie<br />
nur noch mit unser aller Screamgirl Jol<strong>in</strong>a zusammen – sie<br />
sieht ihr schon zum Verwechseln ähnl<strong>ich</strong>. Sogar e<strong>in</strong>en weißen<br />
Fellblouson besitzt Julia <strong>in</strong>zwischen, mit passenden weißen<br />
Stiefeletten dazu, damit sie im Partnerlook mit ihrer neuen<br />
Fre<strong>und</strong><strong>in</strong> herumlaufen kann.<br />
Auch wenn <strong>ich</strong> Julia zurzeit n<strong>ich</strong>t sonderl<strong>ich</strong> leiden kann, b<strong>in</strong><br />
<strong>ich</strong> manchmal schon ganz schön neidisch auf ihre coolen Klamotten.<br />
Wenn <strong>ich</strong> so e<strong>in</strong> angesagtes kariertes Snow-Jacket mit<br />
Pelz-Kapuze haben wollte, würde me<strong>in</strong>e Mutter garantiert sagen:<br />
„S<strong>in</strong>a, du hast doch diesen praktischen Outdoor-Anorak,<br />
der geht wenigstens über den Po“, <strong>und</strong> mir erklären, dass <strong>ich</strong> ja<br />
me<strong>in</strong> Taschengeld für solche Luxus-Fummel sparen könnte<br />
(<strong>und</strong> für den Blasenentzündungstee gle<strong>ich</strong> mit, wie sie <strong>in</strong> solchen<br />
Fällen meist süffisant h<strong>in</strong>zufügt).<br />
Taschengeld, dass <strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t lache! <strong>Die</strong> paar Euros wöchentl<strong>ich</strong>,<br />
davon kann <strong>ich</strong> gerade mal me<strong>in</strong> Popcorn an der K<strong>in</strong>okasse<br />
zahlen, wenn wir alle am K<strong>in</strong>otag im Sammel-Abo e<strong>in</strong>en F ilm<br />
angucken. Ich muss dr<strong>in</strong>gend mit me<strong>in</strong>en Eltern reden,<br />
dass <strong>ich</strong> unbed<strong>in</strong>gt mehr Taschengeld brauche!<br />
Taschengeld ist e<strong>in</strong>e fr eiwillige Sache<br />
de<strong>in</strong>er Eltern <strong>und</strong> abhängig v on ihr er<br />
f<strong>in</strong>anziellen Situa tion, es gibt ke<strong>in</strong>e<br />
gesetzl<strong>ich</strong>e R egelung dazu. Übl<strong>ich</strong> ist, dass du<br />
regelmäßig e<strong>in</strong>en de<strong>in</strong>em Alter angemessenen<br />
11
Betrag bekommst (über die Höhe gibt es beispielsweise<br />
Empfehlungen des K<strong>in</strong>derschutzb<strong>und</strong>es ), über<br />
den du selbst verfügen dar fst. Schulsachen<br />
<strong>und</strong> Kleidung solltest du n<strong>ich</strong> t davon be-<br />
zahlen müssen.<br />
Verzweifelt lasse <strong>ich</strong> gerade die Münzen me<strong>in</strong>er halbleeren<br />
Hello-Kitty-Spardose durch me<strong>in</strong>e F<strong>in</strong>ger klimpern, da kl<strong>in</strong>gelt<br />
es unten an der Haustür. Es ist Yannis, me<strong>in</strong> Klassenkamerad<br />
<strong>und</strong> Nachbarskumpel seit immer.<br />
„Hier, das hast du neul<strong>ich</strong> bei uns verloren.“ Gr<strong>in</strong>send re<strong>ich</strong>t er<br />
mir me<strong>in</strong> Rosenquarz-Armband, das mir mal me<strong>in</strong>e Tante Irene<br />
gegen Stress <strong>und</strong> Periodenschmerzen geschenkt hat. „Hat me<strong>in</strong>e<br />
Mutter gerade eben gef<strong>und</strong>en, als sie das Laub gerecht hat.“<br />
„Äh, danke!“, stottere <strong>ich</strong> verlegen. Ich er<strong>in</strong>nere m<strong>ich</strong> sofort an<br />
den Grillabend bei <strong>Die</strong>tr<strong>ich</strong>s neul<strong>ich</strong> vor zwei Wochen, als Yannis<br />
<strong>und</strong> <strong>ich</strong> Schulter an Schulter <strong>in</strong> der Hollywoodschaukel gesessen<br />
<strong>und</strong> uns abwechselnd mit Würstchen gefüttert haben –<br />
unter Julias giftigen Blicken, die an dem Abend unbed<strong>in</strong>gt mit<br />
Yannis flirten wollte. Bei dem Gedanken daran, wie nah er <strong>und</strong><br />
<strong>ich</strong> uns an jenem Abend waren, wird mir wieder ganz flatterig<br />
im Bauch, obwohl <strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t behaupten würde, dass <strong>ich</strong> <strong>in</strong><br />
Yannis verknallt b<strong>in</strong>.<br />
„Und, was machst du so?“, fragt Yannis, aber es kl<strong>in</strong>gt n<strong>ich</strong>t, als<br />
sei er wirkl<strong>ich</strong> daran <strong>in</strong>teressiert, wie <strong>ich</strong> me<strong>in</strong>e Ferien verbr<strong>in</strong>ge.<br />
„Ich war gestern mit Malte im Kletterwald, voll cool.“<br />
„Super!“, quäle <strong>ich</strong> heraus. Sofort s<strong>in</strong>d alle romantischen Gefühle<br />
für Yannis <strong>in</strong> mir verschw<strong>und</strong>en. „Ihr hättet ja auch mal<br />
fragen können, ob <strong>ich</strong> mitkommen mag … <strong>ich</strong> verschimmele<br />
12
hier vor Langeweile.“ Typisch! Yannis’ großer Bruder hatte bestimmt<br />
ke<strong>in</strong>e Lust, m<strong>ich</strong> mitzunehmen <strong>und</strong> dann – wie er sagen<br />
würde – für m<strong>ich</strong> <strong>und</strong> Yannis „den Babysitter zu spielen“.<br />
Und Yannis denkt sowieso nur an s<strong>ich</strong>.<br />
„Dann komm doch nachher mit, <strong>ich</strong> treff m<strong>ich</strong> mit Juri <strong>und</strong><br />
Sebastian <strong>in</strong> der Stadt. Spiele checken im MediaMarkt <strong>und</strong> so“,<br />
me<strong>in</strong>t Yannis. „Der Bus geht um 14:03 Uhr, ciao, ciao.“ Und<br />
schon ist er wieder nebenan im Garten verschw<strong>und</strong>en, wo Stefanie,<br />
se<strong>in</strong>e Mutter, gerade damit beschäftigt ist, Kastanien-<br />
Physalis-Efeu-Girlanden <strong>in</strong> die kahlen Äste zu dekorieren.<br />
„Ke<strong>in</strong>e schlechte Idee, <strong>ich</strong> sage noch Milli Bescheid, okay?“, rufe<br />
<strong>ich</strong> ihm nach. MediaMarkt f<strong>in</strong>de <strong>ich</strong> zwar n<strong>ich</strong>t so geil (<strong>ich</strong> b<strong>in</strong><br />
doch n<strong>ich</strong>t blöd!), aber immerh<strong>in</strong> besser, als hier rumzuhängen.<br />
Und wenn Milli mitkommt, was allerd<strong>in</strong>gs fragl<strong>ich</strong> ist, wird es<br />
sowieso lustig. E<strong>in</strong> Blick auf unsere Küchenuhr verrät mir, dass<br />
<strong>ich</strong> noch genau fünf<strong>und</strong>vierzig M<strong>in</strong>uten Zeit habe. Puh, wie soll<br />
<strong>ich</strong> das denn schaffen? Me<strong>in</strong>e Haare s<strong>in</strong>d total strähnig, me<strong>in</strong>e<br />
gequetschten Pickel leuchten <strong>und</strong> r<strong>ich</strong>tig angezogen b<strong>in</strong> <strong>ich</strong> ja<br />
auch n<strong>ich</strong>t. In W<strong>in</strong>deseile<br />
spr<strong>in</strong>ge <strong>ich</strong><br />
unter die Dusche, betupfe<br />
hektisch me<strong>in</strong><br />
Ges<strong>ich</strong>t mit Abdeckstift,<br />
schlüpfe <strong>in</strong> me<strong>in</strong>e<br />
coolsten Jeans <strong>und</strong><br />
zwirbele me<strong>in</strong>e Haare<br />
unter me<strong>in</strong>e Strick-<br />
Beanie, weil <strong>ich</strong> jetzt<br />
beim besten Willen<br />
13
ke<strong>in</strong>e Zeit habe, sie trocken zu föhnen. Dann krame <strong>ich</strong> schnell<br />
me<strong>in</strong>e V<strong>in</strong>tage hervor, stecke me<strong>in</strong> gähnend leeres Portemonnaie<br />
e<strong>in</strong> <strong>und</strong> simse hastig an Milli e<strong>in</strong>e Nachr<strong>ich</strong>t, dass wir uns<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er halben St<strong>und</strong>e am Brunnen vorm E<strong>in</strong>kaufscenter treffen<br />
– <strong>in</strong> der Hoffnung, dass sie n<strong>ich</strong>t gerade wieder auf irgende<strong>in</strong>em<br />
Sportplatz herumturnt.<br />
„B<strong>in</strong> mit Yannis <strong>in</strong> der Stadt“, rufe <strong>ich</strong> me<strong>in</strong>er Mutter zu, bloß<br />
schnell weg, bevor sie auf die Idee kommt, mir die City zu verbieten.<br />
„Zum Abendbrot b<strong>in</strong> <strong>ich</strong> wieder da!“ Schon will <strong>ich</strong> aus<br />
der Haustür, da fällt mir etwas extrem W<strong>ich</strong>tiges e<strong>in</strong>. Ob <strong>ich</strong> es<br />
wagen soll …? „Äh, Mama …“ Ich atme tief durch, setze me<strong>in</strong><br />
süßestes Lächeln auf <strong>und</strong> marschiere <strong>in</strong>s Wohnzimmer, wo<br />
me<strong>in</strong>e Mutter mit dem Notizblock vor dem Fernseher sitzt <strong>und</strong><br />
e<strong>in</strong>e Kochsendung guckt.<br />
„Moment, S<strong>in</strong>a.“ Konzentriert notiert sie s<strong>ich</strong> Gramm <strong>und</strong><br />
Milliliter.<br />
Nervös tippele <strong>ich</strong> h<strong>in</strong> <strong>und</strong> her, checke das Display me<strong>in</strong>es<br />
Handys nach der Uhrzeit. In fünf M<strong>in</strong>uten kommt der Bus, jetzt<br />
aber dalli.<br />
„Kannst du mir e<strong>in</strong> bisschen Geld geben? Ausnahmsweise, ja,<br />
bitte, weil doch Herbstferien s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> Leon mit Oma …“<br />
„Was?“ Me<strong>in</strong>e Mutter guckt m<strong>ich</strong> mit großen Augen an. „Willst<br />
du etwa alle<strong>in</strong>e <strong>in</strong> die Stadt?“<br />
Oh no, n<strong>ich</strong>t schon wieder. Das Thema hatten wir neul<strong>ich</strong><br />
14<br />
schon mal. Da hat sie s<strong>ich</strong> tierisch angestellt. Aber irgendwie<br />
konnte <strong>ich</strong> sie davon überzeugen, dass <strong>ich</strong> mittlerweile alt<br />
genug b<strong>in</strong>, um auf m<strong>ich</strong> selbst aufzupassen, <strong>und</strong> n<strong>ich</strong>t mit
irgendwelchen Onkels mitgehe. Und me<strong>in</strong>e aktuelle Jeans<br />
habe <strong>ich</strong> schließl<strong>ich</strong> auch alle<strong>in</strong>e gekauft, allerd<strong>in</strong>gs nur,<br />
weil Papa dieser modische Glitzerpalast pe<strong>in</strong>l<strong>ich</strong> war <strong>und</strong> er<br />
an der Tür warten wollte. Glück gehabt, sonst hätte <strong>ich</strong> ihm<br />
erklären müssen, dass es MIR pe<strong>in</strong>l<strong>ich</strong> ist,<br />
mit IHM Jeans zu kaufen …<br />
„N<strong>ich</strong>t alle<strong>in</strong>e, mit Yannis. Und Juri <strong>und</strong> Sebastian s<strong>in</strong>d auch<br />
da.“ Marco wohl n<strong>ich</strong>t, fällt mir e<strong>in</strong>, mit dem hat Yannis s<strong>ich</strong> ja<br />
verkracht. „Und Milli kommt noch mit. Bitte, Mama, der Bus<br />
geht gle<strong>ich</strong>, sonst komme <strong>ich</strong> zu spät.“<br />
„Und wie siehst du denn überhaupt aus? Willst du etwa so <strong>in</strong><br />
die Stadt?“ Skeptisch runzelt me<strong>in</strong>e Mutter ihre Augenbrauen,<br />
nerv, jetzt bloß ke<strong>in</strong>e Moralpredigt. Ich weiß selbst, dass <strong>in</strong> aller<br />
Eile me<strong>in</strong>e Wimperntusche le<strong>ich</strong>t verrutscht ist. Und den<br />
Sprühknopf von me<strong>in</strong>em Deo habe <strong>ich</strong> aus Versehen auch zu<br />
lange gedrückt.<br />
Zum Glück ersche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> diesem Moment wieder e<strong>in</strong>e Zutatenliste<br />
auf dem Bildschirm, sodass me<strong>in</strong>e Mutter eifrig den Kuli<br />
zückt (zum Glück weiß sie n<strong>ich</strong>t, dass man im Internet auf der<br />
Homepage der Sendung die Liste bequem downloaden <strong>und</strong><br />
ausdrucken kann).<br />
„Nimm dir zwanzig Euro“, me<strong>in</strong>t sie geistesabwesend. „Dann<br />
überleg aber auch mal endl<strong>ich</strong>, was du unternehmen könntest,<br />
um de<strong>in</strong> Taschengeld aufzubessern, wie wär’s?“<br />
Typisch Mama, immer kann sie e<strong>in</strong>em die Freude verderben.<br />
Job suchen, wie me<strong>in</strong>t sie denn das? Sie hat gut reden,<br />
sie geht ja auch n<strong>ich</strong>t arbeiten.<br />
15
Dankbar drücke <strong>ich</strong> ihr trotzdem e<strong>in</strong>en Kuss auf die Wange,<br />
schnappe mir e<strong>in</strong>en Sche<strong>in</strong> aus der Schublade <strong>und</strong> beschließe,<br />
ihr heute Abend bei me<strong>in</strong>er tägl<strong>ich</strong>en Surf-Session sämtl<strong>ich</strong>e<br />
Liebl<strong>in</strong>gsrezepte downzuloaden. Und für m<strong>ich</strong> vielle<strong>ich</strong>t e<strong>in</strong>e<br />
Liste mögl<strong>ich</strong>er Jobs, die <strong>ich</strong> als Schüler<strong>in</strong> machen kann.<br />
Mit kle<strong>in</strong>en A ushilfsjobs neben der <strong>Schule</strong> k annst du de<strong>in</strong> Taschengeld<br />
aufbessern. Guck d<strong>ich</strong> mal um, was zu dir passt: H<strong>und</strong>e<br />
ausführen, der kr anken Nachbar<strong>in</strong> beim E<strong>in</strong>k aufen helf en, Babysitten,<br />
Zettel austragen, im Supermarkt Regale auffüllen – e<strong>in</strong> Nebenjob<br />
sollte mit de<strong>in</strong>er <strong>Schule</strong> <strong>und</strong> F reizeit vere<strong>in</strong>bar se<strong>in</strong> <strong>und</strong><br />
muss dem Jugendschutzgesetz en tsprechen. Das bedeutet: Wer<br />
älter als 13 ist, darf an Werktagen zwei St<strong>und</strong>en le<strong>ich</strong> te Hilf stätigkeiten<br />
ausüben, aber nur zwischen 8 <strong>und</strong> 18 Uhr.<br />
Jugendl<strong>ich</strong>e über 15 dürfen dann während der<br />
Schulferien schon mal vier Wochen am<br />
Stück arbeiten, Jugendl<strong>ich</strong>e<br />
über 16<br />
auch sonntags,<br />
zum<br />
Beispiel<br />
<strong>in</strong> der<br />
Gastronomie<br />
oder als Statist<strong>in</strong><br />
im Theater. All das<br />
regelt der sogenannteTaschengeldparagraf<br />
(§ 110 BGB).<br />
16
Auf den letzten Drücker spr<strong>in</strong>ge <strong>ich</strong> dann <strong>in</strong> den Bus, <strong>in</strong> dem<br />
Yannis mir e<strong>in</strong>en Platz freigehalten hat.<br />
„Du riechst komisch“, sagt er statt e<strong>in</strong>er Begrüßung <strong>und</strong> für<br />
e<strong>in</strong>en Moment überlege <strong>ich</strong>, ob <strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t doch lieber aussteigen<br />
will. Dann könnte <strong>ich</strong> die geschnorrten zwanzig Euro für die<br />
bevorstehende Klassenfahrt nach London sparen.<br />
„Selber“, raunze <strong>ich</strong> zurück <strong>und</strong> starre sauer aus dem Fenster.<br />
„Komm, hab d<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t so, ist mir auch schon mal passiert.“<br />
Yannis knufft m<strong>ich</strong> fre<strong>und</strong>schaftl<strong>ich</strong> <strong>in</strong> die Seite.„Da hatte Malte<br />
me<strong>in</strong> Deo ausgeliehen <strong>und</strong> das Ventil dabei kaputt gemacht.<br />
Und als <strong>ich</strong> draufgedrückt habe, machte es Zischschschsch! <strong>und</strong><br />
<strong>ich</strong> hatte ’ne volle Ladung St<strong>in</strong>kzeugs an der Backe.“ Er lacht<br />
glucksend los, als ob es ihm n<strong>ich</strong>t die Bohne etwas ausgemacht<br />
hätte. „Besser, du riechst nach Parfum als nach P…“ Yannis deutet<br />
mit dem Kopf drei Sitze weiter nach vorne, wo e<strong>in</strong> Penner<br />
gerade über se<strong>in</strong>en zerfetzten Plastiktüten mit sabberndem<br />
M<strong>und</strong> e<strong>in</strong>gedöst ist.<br />
Yannis <strong>und</strong> <strong>ich</strong> rempeln uns an <strong>und</strong> k<strong>ich</strong>ern los. „Sieht aus wie<br />
e<strong>in</strong>er von den Schwaderlapps“, lästert er, woraufh<strong>in</strong> <strong>ich</strong> laut<br />
losprusten muss. Unser Klassenkamerad Dennis ist e<strong>in</strong> echter<br />
Freak <strong>und</strong> sieht mit se<strong>in</strong>en strähnigen Haaren n<strong>ich</strong>t sonderl<strong>ich</strong><br />
gepflegt aus. Unschlagbar aber ist se<strong>in</strong>e Familie, die mit Autoteilen<br />
handelt <strong>und</strong> auf dem Schrottplatz lebt – gegen die wiederum<br />
wirkt Dennis re<strong>in</strong>l<strong>ich</strong> wie Meister Proper.<br />
Den Rest der Fahrt verbr<strong>in</strong>gen wir dann damit, neben jeder<br />
Omi, die an uns vorbeikommt, die Nase zu rümpfen <strong>und</strong> lauthals<br />
loszulachen – ob wir jetzt etwas Besonderes riechen oder<br />
n<strong>ich</strong>t. Zwischendurch atme <strong>ich</strong> immer wieder <strong>in</strong> me<strong>in</strong>e Jacke<br />
<strong>und</strong> nehme e<strong>in</strong>e tiefe Prise Summer-Dream-Ocean.<br />
17
Dann endl<strong>ich</strong> s<strong>in</strong>d wir am Brunnen. Sebastian <strong>und</strong> Juri warten<br />
bereits gelangweilt. Und – hey, wer hätte es gedacht – Milli ist da!<br />
„Da seid ihr ja endl<strong>ich</strong>!“, ruft uns Sebastian entgegen <strong>und</strong><br />
stre<strong>ich</strong>t s<strong>ich</strong> durch se<strong>in</strong>e gegelten Haare, „wollte euch gerade<br />
mit mobile spy checken.“ Lässig steckt er se<strong>in</strong> Multifunktionsklappteil<br />
wieder <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e weite Buggy-Jeans. Sebastian besitzt<br />
immer die angesagtesten Teile, ob Handy, Uhren oder Klamotten:<br />
Wenn etwas neu oder <strong>in</strong> ist, Sebastian hat es, bevor es die<br />
Sachen <strong>in</strong> den Läden überhaupt zu kaufen gibt. Nur e<strong>in</strong> iPhone<br />
hat er aus unerf<strong>in</strong>dl<strong>ich</strong>en Gründen noch n<strong>ich</strong>t …<br />
Milli gähnt m<strong>ich</strong> demonstrativ an. „Willst du echt mit denen<br />
durch die Stadt ziehen?“, wispert sie mir mit e<strong>in</strong>em Kopfnicken<br />
R<strong>ich</strong>tung Jungs zu, die jetzt am Handy von Juri Tetris spielen.<br />
„Vor den Spielkonsolen Beifall klatschen, wenn die den<br />
Controller daddeln?“ Sie guckt m<strong>ich</strong> unter ihren roten Haaren<br />
skeptisch an <strong>und</strong> schürzt die Lippen. „Nee, oder?!“<br />
Seufzend lasse <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> auf den Brunnenrand plumpsen.<br />
Das fängt ja gut an! Ich hatte m<strong>ich</strong> schon darauf gefreut, mit<br />
den Jungs durch die Gegend zu ziehen <strong>und</strong> me<strong>in</strong>etwegen<br />
auch Computerspiele zu testen. Seit <strong>ich</strong> regelmäßig unter<br />
www.s<strong>in</strong>asblog.de Onl<strong>in</strong>e-Tagebuch schreibe, <strong>in</strong>teressiere <strong>ich</strong><br />
m<strong>ich</strong> sehr für Computer <strong>und</strong> alles, was man damit sonst noch<br />
so machen kann. Aber leider haben me<strong>in</strong>e Eltern überhaupt<br />
ke<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n für Playstation oder gar e<strong>in</strong>e Wii, zum S<strong>in</strong>gStar-<br />
Spielen treffen wir uns immer bei Julia.<br />
Natürl<strong>ich</strong> hätte <strong>ich</strong> auch Lust, <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>kaufspassage zu stöbern,<br />
vor allem <strong>in</strong> diesem kle<strong>in</strong>en süßen Geschenkeladen, wo<br />
es so viel kle<strong>in</strong>en Krams gibt <strong>und</strong> <strong>in</strong> dem <strong>ich</strong> mit Milli schon<br />
öfters war.<br />
18
„Äh, ihr könnt ja schon mal vorgehen“, me<strong>in</strong>t Milli, „S<strong>in</strong>a <strong>und</strong><br />
<strong>ich</strong> kommen dann nach, okay?“ Sie gr<strong>in</strong>st Juri an, der gle<strong>ich</strong>gültig<br />
mit den Schultern zuckt.<br />
„Okay, man sieht s<strong>ich</strong>!“ Yannis w<strong>in</strong>kt mir zum Abschied zu,<br />
dann zockeln die drei Jungs aus unserer Klasse R<strong>ich</strong>tung<br />
MediaMarkt davon.<br />
„Komm, wir müssen unbed<strong>in</strong>gt <strong>in</strong> der Parfümerie-Abteilung<br />
Lidschatten testen“, schlägt Milli vor <strong>und</strong> zieht m<strong>ich</strong> R<strong>ich</strong>tung<br />
Kaufhaus. „<strong>Die</strong> haben da so neue Farben …“<br />
Hä? Auf welchem Trip ist denn me<strong>in</strong>e Sportsfre<strong>und</strong><strong>in</strong> Milli?<br />
Hat die s<strong>ich</strong> etwa den Julia-Virus e<strong>in</strong>gefangen? So kenne <strong>ich</strong> sie<br />
ja gar n<strong>ich</strong>t! Aber weil <strong>ich</strong> ke<strong>in</strong>en besseren Vorschlag habe, lasse<br />
<strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> e<strong>in</strong>fach von ihr mitziehen.<br />
Ke<strong>in</strong>e fünf M<strong>in</strong>uten später stehen wir vor den bunten Tiegelchen<br />
<strong>und</strong> schmieren uns die Handrücken voll: slush-purple,<br />
titanic-blue, magic-green … Begeistert verstre<strong>ich</strong>e <strong>ich</strong> den fe<strong>in</strong>en<br />
Puder zwischen Daumen <strong>und</strong> Zeigef<strong>in</strong>ger. Ob dieses Violett gut<br />
zu me<strong>in</strong>en Augen passt? Ich ziehe mir die passende Packung<br />
aus dem Regal. Da fällt me<strong>in</strong> Blick auf den Preis: 12,95 Euro, ja,<br />
sp<strong>in</strong>nen die denn?! „Davon kann <strong>ich</strong> mir ja zwei Monate lang<br />
Anti-Pickelcreme kaufen“, rufe <strong>ich</strong> entsetzt <strong>und</strong> stelle den Lidschatten<br />
wieder zurück. „Nee, das ist mir zu teuer.“<br />
„Wer redet denn hier von kaufen“, raunt mir Milli zu, die die<br />
ganze Zeit über Kajalstifte mit passender Lidschattenkappe getestet<br />
hat. „Du musst das nur entmagnetisieren <strong>und</strong> schon ist<br />
das Problem gelöst.“<br />
Zu me<strong>in</strong>er Verw<strong>und</strong>erung rubbelt sie mit e<strong>in</strong>er w<strong>in</strong>zigen Magnettafel<br />
auf dem Stift herum, während sie so tut, als würde sie<br />
ganz <strong>in</strong>tensiv mit schräg gehaltenem Kopf sämtl<strong>ich</strong>e Haut-<br />
19
creme-Verpackungen <strong>in</strong> dem Regal studieren. Dann geht sie <strong>in</strong><br />
aller Seelenruhe drei Schritte weiter <strong>und</strong> zieht m<strong>ich</strong> zu e<strong>in</strong>em<br />
Ständer mit Nagellack. Sprachlos verfolge <strong>ich</strong> ihre Hand, die <strong>in</strong><br />
der Manteltasche verschw<strong>in</strong>det.<br />
„Hier, dieses Orange passt ausgeze<strong>ich</strong>net zu de<strong>in</strong>em Hobby“,<br />
me<strong>in</strong>t sie <strong>und</strong> zückt e<strong>in</strong> Probefläschchen. „Du spielst doch<br />
Basketball, oder?“ Sie gr<strong>in</strong>st m<strong>ich</strong> aufmunternd an.<br />
„Das ist n<strong>ich</strong>t witzig“, sage <strong>ich</strong> ernst. „Du legst den Stift sofort<br />
wieder zurück.“<br />
Wenn Jugendl<strong>ich</strong>e klauen, bedeutet das of t Nervenkitzel,<br />
Mutprobe, Auflehnung gegen die Normen der<br />
Erwachsenenwelt. Das Taschengeld wir d auf<br />
diese Weise auf gebessert oder unerschw<strong>in</strong>gl<strong>ich</strong>e<br />
K onsumgüter wer den so „erworben“.<br />
Manchmal ist Klauen auch e<strong>in</strong>e<br />
zwanghafte Ersa tzhandlung, dann spr<strong>ich</strong> t<br />
man von Kleptomanie. Alles ke<strong>in</strong>e Entschuldigung,<br />
Klauen ist e<strong>in</strong>e Straftat!<br />
Also, auch wenn es nur e<strong>in</strong> Kaugummi oder<br />
e<strong>in</strong> K ajalstift ist, jeder Ladendiebstahl<br />
kann zur Anz eige gebr acht werden.<br />
Solange du noch n<strong>ich</strong> t 14 Jahre alt bist,<br />
giltst du v or dem Gesetz<br />
als str afunmündig,<br />
dann werden erst mal „nur“ de<strong>in</strong>e Eltern<br />
<strong>in</strong>formiert. Bist du über 14 , wird e<strong>in</strong> Str afverfahren<br />
e<strong>in</strong>geleitet <strong>und</strong> du bist jetzt „aktenk<strong>und</strong>ig“.<br />
20
„Vielle<strong>ich</strong>t geht es noch lauter“, macht sie m<strong>ich</strong> an. „Hey,<br />
komm, das fällt denen doch n<strong>ich</strong>t weiter auf, die verkaufen genug<br />
davon.“<br />
„Und wenn d<strong>ich</strong> der Kaufhausdetektiv beobachtet hat?“ Panisch<br />
schaue <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> um, ob n<strong>ich</strong>t sämtl<strong>ich</strong>e Überwachungskameras<br />
auf uns ger<strong>ich</strong>tet s<strong>in</strong>d. N<strong>ich</strong>t auszudenken, wenn uns<br />
gle<strong>ich</strong> am Ausgang Sherlock Holmes abfängt <strong>und</strong> bittet, ihn<br />
mit <strong>in</strong> se<strong>in</strong> Büro zu begleiten.<br />
„Ach Quatsch“, w<strong>in</strong>kt Milli ab. „Der hat noch nie was mitbekommen.“<br />
Wir schlendern jetzt durch die Sockenabteilung <strong>und</strong><br />
tun mögl<strong>ich</strong>st unauffällig.<br />
„Du hast das doch gar n<strong>ich</strong>t nötig!“, mache <strong>ich</strong> weiter. Familie<br />
Kaiser ist für ihren großzügigen Lebensstil h<strong>in</strong>re<strong>ich</strong>end bekannt:<br />
Dreimal jährl<strong>ich</strong> Luxus-Urlaub, Städtereisen, das Haus<br />
mit Designer-Möbeln vollgestellt … <strong>und</strong> Milli bekommt e<strong>in</strong><br />
durchaus großzügiges Taschengeld, <strong>ich</strong> verstehe n<strong>ich</strong>t, warum<br />
sie da klauen muss.<br />
„Warum n<strong>ich</strong>t? Ich habe e<strong>in</strong> bisschen thrill bitter nötig“, ruft<br />
me<strong>in</strong>e Fre<strong>und</strong><strong>in</strong> <strong>und</strong> steckt s<strong>ich</strong> im Vorübergehen mal eben<br />
e<strong>in</strong>e graue Stricklegg<strong>in</strong>g <strong>in</strong> die Tasche.<br />
Entgeistert blicke <strong>ich</strong> sie an.„Aber die bezahlst du jetzt, sonst …“<br />
„Sonst was?“ Milli bl<strong>in</strong>zelt herausfordernd zurück. „Willst du<br />
m<strong>ich</strong> etwa verpfeifen?“<br />
„Ich will, dass du ehrl<strong>ich</strong> bist <strong>und</strong> die Sachen bezahlst“, sage <strong>ich</strong><br />
mit fester Stimme <strong>und</strong> gucke ihr dabei geradewegs <strong>in</strong> die<br />
Augen. „Oder du legst die Legg<strong>in</strong>g wieder zurück.“<br />
„Spielverderber<strong>in</strong>“, mault Milli, stellt s<strong>ich</strong> aber brav an e<strong>in</strong>er<br />
Kasse an <strong>und</strong> zückt ihr Portemonnaie. „Aber den Kajal behalte<br />
<strong>ich</strong> so.“<br />
21
Irgendwie fühle <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> total doof <strong>und</strong> spießig, weil <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong><br />
((Hier e<strong>in</strong>e Zeile bitte))<br />
Schlecht gelaunt ziehen wir weiter durch die Läden. Mir ist die<br />
Lust am Stöbern gehörig vergangen, zumal Milli <strong>in</strong> jedem<br />
Laden allen mögl<strong>ich</strong>en Kle<strong>in</strong>scheiß kauft <strong>und</strong> s<strong>ich</strong> demonstrativ<br />
den Kassenbon aushändigen lässt. Sie weiß genau, dass <strong>ich</strong><br />
neidisch b<strong>in</strong> <strong>und</strong> mir e<strong>in</strong> Zehner-Set Glitzer-Gelstifte n<strong>ich</strong>t mal<br />
eben leisten kann. N<strong>ich</strong>t, wenn <strong>ich</strong> mir von Mamas zwanzig<br />
Euro endl<strong>ich</strong> e<strong>in</strong> r<strong>ich</strong>tiges Marken-Shirt kaufen will – <strong>und</strong> n<strong>ich</strong>t<br />
wieder e<strong>in</strong>s von C &A. Aber als wir dann <strong>in</strong> dem kle<strong>in</strong>en Szene-<br />
Laden stehen, bekomme <strong>ich</strong> endgültig schlechte Laune: Von<br />
me<strong>in</strong>en paar Kröten kann <strong>ich</strong> mir hier höchstens e<strong>in</strong>en Gürtel<br />
oder e<strong>in</strong> Top kaufen! Für den coolen VANS-Kapuzenpulli<br />
bräuchte <strong>ich</strong> mehr als dreimal so viel.<br />
Wenn du das Gefühl hast, mit de<strong>in</strong>em Geld n<strong>ich</strong>t klarzukommen,<br />
führe e<strong>in</strong> halbes Jahr lang k onsequent e<strong>in</strong> „Haushaltsbuch“ (Heft<br />
oder am P C), <strong>in</strong> dem du alle E<strong>in</strong>nahmen ( Taschengeld, Geldgeschenke,<br />
Job) <strong>und</strong> A usgaben (Süßkram, K<strong>in</strong>o, Handy) notierst . So<br />
bekommst du e<strong>in</strong>en guten Blick für de<strong>in</strong>e F <strong>in</strong>anzen. Teile dir de<strong>in</strong><br />
Geld e<strong>in</strong> (wochen weise oder für bestimm te Events) <strong>und</strong> setz e dir<br />
e<strong>in</strong> bestimmtes Sparziel (iPod, Mounta<strong>in</strong>bike), für das du regelmä-<br />
22<br />
an das Gebot halte: Du sollst n<strong>ich</strong>t stehlen! B<strong>in</strong> <strong>ich</strong> jetzt echt<br />
e<strong>in</strong> Morald<strong>in</strong>o? Milli hat ja recht, es trifft ke<strong>in</strong>en direkt – hier <strong>in</strong><br />
diesem Riesenkaufhaus wird man den e<strong>in</strong>en Stift kaum ver-<br />
missen. Aber: Wo ist der Unterschied, ob man e<strong>in</strong>e Person be-<br />
klaut oder e<strong>in</strong>en Konzern? Pffff. Ich f<strong>in</strong>de, Klauen bleibt Klauen.<br />
Und <strong>ich</strong> will das n<strong>ich</strong>t. Was f<strong>in</strong>det Milli daran bloß so witzig?
ßig Geld zurücklegst . Lege dir e<strong>in</strong> eigenes Sparbuch für solche<br />
Zwecke an! Hier noch e<strong>in</strong> paar Spar tipps:<br />
· Bücher <strong>und</strong> CDs ausleihen statt kaufen.<br />
· Rabatte, Aktionen <strong>und</strong> Z ehnerkarten nutzen (im Schwimmbad,<br />
K<strong>in</strong>o, Eisbahn).<br />
· Geschenke selbst basteln (persönl<strong>ich</strong>er <strong>und</strong> günstiger).<br />
· Pausenbrot statt Pausenkiosk (gesünder <strong>und</strong> billiger).<br />
· Handykosten im A uge behalten (Kl<strong>in</strong>geltöne downloaden, SMS<br />
usw.). Mach dir klar, was wie viel kostet!<br />
„Komm, mach dir n<strong>ich</strong>ts draus“, me<strong>in</strong>t Milli jetzt versöhnl<strong>ich</strong><br />
<strong>und</strong> hängt e<strong>in</strong>en karierten Steppblouson wieder zurück. „<strong>Die</strong><br />
führen eh n<strong>ich</strong>t unsere Marken.“ Das sagt sie mit Seitenblick zu<br />
e<strong>in</strong>er zieml<strong>ich</strong> lässigen Streetstyle-Tussi, die s<strong>ich</strong> m<strong>in</strong>destens<br />
zehn unterschiedl<strong>ich</strong> geschnittene Jeans aus den Fächern<br />
zieht. Weiter h<strong>in</strong>ten im Laden steht e<strong>in</strong> dunkelhaariges, komplett<br />
<strong>in</strong> Schwarz gekleidetes Mädchen mit e<strong>in</strong>em total blassen<br />
Ges<strong>ich</strong>t. <strong>Die</strong> habe <strong>ich</strong> doch schon mal irgendwo gesehen …?!<br />
Dankbar nicke <strong>ich</strong> me<strong>in</strong>er Fre<strong>und</strong><strong>in</strong> zu, froh, dass sie sche<strong>in</strong>bar<br />
wieder die Alte ist. Normalerweise ist Milli eher so der Typ<br />
Natural Girl, fröhl<strong>ich</strong>, sportl<strong>ich</strong> <strong>und</strong> unkompliziert, die Nummer<br />
heute kenne <strong>ich</strong> sonst n<strong>ich</strong>t an ihr.<br />
„Wollen wir noch zu H & M?“, fragt sie m<strong>ich</strong>, als wir die Rolltreppe<br />
runterfahren. „Oder wollen wir gucken, was die Jungs<br />
im MediaMarkt machen?“<br />
„Weiß n<strong>ich</strong>t …“, antworte <strong>ich</strong> auswe<strong>ich</strong>end. „So r<strong>ich</strong>tig Lust habe<br />
<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t mehr.“ Seufzend denke <strong>ich</strong> an me<strong>in</strong>e zwanzig Euro,<br />
die <strong>ich</strong> jetzt wohl <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Spardose versenken werde. Für Kapuzenpulli<br />
oder Klassenfahrt, mal sehen.<br />
23
„Freu d<strong>ich</strong>, dann hast du Geld gespart … Hoppla!“ Milli ist mit ei-<br />
nem weiß gekleideten Typen zusammengestoßen. E<strong>in</strong> Schwall<br />
Cola ergießt s<strong>ich</strong> über ihre Jacke. Auch die Hose des Jungen hat<br />
e<strong>in</strong> paar Sprenkel abbekommen.<br />
„Ey, kannst n<strong>ich</strong>t aufpassen, ey, oder was!“, macht der sie auch<br />
gle<strong>ich</strong> heftig an. „Jetzt ist me<strong>in</strong>e Cola alle, die bezahlst du mir!“<br />
Der Typ trägt e<strong>in</strong>e weiße Beanie <strong>und</strong> funkelt sie aus dunklen<br />
Augen provozierend an. Sofort stehen se<strong>in</strong>e beiden Fre<strong>und</strong>e<br />
neben ihm: cool gestylt, Goldkettchen <strong>und</strong> alle <strong>in</strong> weißen Klamotten.<br />
„Voll krass, kannst Re<strong>in</strong>igung löhnen, ey“, sagt der e<strong>in</strong>e, zieml<strong>ich</strong><br />
kle<strong>in</strong> <strong>und</strong> korpulent. Er hat se<strong>in</strong>e Hände <strong>in</strong> den Hosentaschen<br />
vergraben <strong>und</strong> guckt feixend zwischen Milli <strong>und</strong> mir<br />
h<strong>in</strong> <strong>und</strong> her.<br />
„Mal langsam, ja?“, faucht Milli. „Wenn hier e<strong>in</strong>er was bezahlt,<br />
dann der, weil der me<strong>in</strong>e Jacke versaut hat.“ Sie schält s<strong>ich</strong> aus<br />
ihrer klitschnassen Jacke <strong>und</strong> wr<strong>in</strong>gt den Ärmel aus. Ich sehe,<br />
wie der Kle<strong>in</strong>e dabei schadenfroh gr<strong>in</strong>st.<br />
„Willst Ärger, odwas?“ Jetzt baut s<strong>ich</strong> der Cola-Typ vor ihr auf.<br />
Ich zucke le<strong>ich</strong>t zusammen, immerh<strong>in</strong> ist er zwei Köpfe größer<br />
als Milli <strong>und</strong> sche<strong>in</strong>t hier der Obermacker zu se<strong>in</strong>. Wie kommen<br />
wir bloß aus dieser Nummer wieder raus? Von den Passanten,<br />
die an uns vorbeihetzen, ist wohl wenig Hilfe zu erwarten.<br />
Wenn jetzt die Jungs da wären …<br />
Blöde Typen, die nur auf Är ger aus s<strong>in</strong>d, trifft man häufiger, als<br />
e<strong>in</strong>em lieb ist . Meide nach Mögl<strong>ich</strong>k eit solche Situa tionen, gehe<br />
im Ernstf all n<strong>ich</strong> t auf K onfrontation, sondern ziehe d<strong>ich</strong> zurück.<br />
Vorbeugen kannst du, <strong>in</strong>dem du dar auf achtest, dass nie jemand<br />
24
auf die Idee k ommt, du könntest e<strong>in</strong> Opfer se<strong>in</strong>. Das heißt, <strong>in</strong>dem<br />
du immer überall mit ordentl<strong>ich</strong> viel Selbstbewusstse<strong>in</strong> auftrittst.<br />
Signalisiere nach außen, dass du breitbe<strong>in</strong>ig im Leben stehst <strong>und</strong><br />
d<strong>ich</strong> so schnell ke<strong>in</strong>er aus der Bahn wirft.<br />
· Lass d<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t provozieren!<br />
· Im Zweifelsfall gehe weg <strong>und</strong> br<strong>in</strong>g d<strong>ich</strong> <strong>in</strong> S<strong>ich</strong>erheit .<br />
· Fühlst du d<strong>ich</strong> zu sehr bedr oht, bitte e<strong>in</strong>en Er wachsenen laut<br />
<strong>und</strong> deutl<strong>ich</strong> um Hilfe.<br />
„Komm, lass gut se<strong>in</strong>!“ Ich zupfe Milli mögl<strong>ich</strong>st unauffällig<br />
am Arm. „Das gibt nur Stress.“<br />
„Boaey, Alte, geht’s noch?“ Der Cola-Typ breitet jetzt gr<strong>in</strong>send<br />
se<strong>in</strong>e Arme aus. „Mit uns kriegste nur Stress, wennde n<strong>ich</strong> nett<br />
bist!“ Dabei fuchtelt er wild gestikulierend mit se<strong>in</strong>en Händen<br />
herum. Se<strong>in</strong>e Kumpels dagegen starren uns weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>fach<br />
nur an <strong>und</strong> f<strong>in</strong>den s<strong>ich</strong> dabei wohl obercool.<br />
„Dann s<strong>in</strong>d wir halt nett <strong>und</strong> sagen jetzt höfl<strong>ich</strong> auf Wiedersehen“,<br />
antwortet Milli schlagfertig mit ihrem süßesten<br />
Lächeln. Ihre Stimme zittert kaum merkl<strong>ich</strong> dabei. „War schön,<br />
euch kennenzulernen.“ Sie nickt noch mal <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e R<strong>ich</strong>tung,<br />
dann nimmt sie me<strong>in</strong>e Hand <strong>und</strong> zieht m<strong>ich</strong> eilig fort.<br />
Schlagfertig se<strong>in</strong>, im r<strong>ich</strong>tigen Moment die passenden Worte f<strong>in</strong>-<br />
den, das wünschen s<strong>ich</strong> viele, <strong>und</strong> es gibt sogar Sem<strong>in</strong>are, da kannst<br />
du das als P<strong>in</strong>g-Pong-Technik r<strong>ich</strong>tig tra<strong>in</strong>ieren. Besser aber als auswendig<br />
gelernte Sätze ist, wenn du dir e<strong>in</strong>e souveräne Haltung für<br />
blöde Situationen aneignest, also höfl<strong>ich</strong> <strong>und</strong> respektvoll reagierst<br />
<strong>und</strong> d<strong>ich</strong> gar n<strong>ich</strong> t lange auf Provokationen – auch v erbale! – e<strong>in</strong>lässt.<br />
Denn wenn du n<strong>ich</strong>t den r<strong>ich</strong>tigen Ton f<strong>in</strong>dest, kann das ruck,<br />
25
zuck nach h<strong>in</strong>ten losgehen. Dennoch: Lass dir n<strong>ich</strong>ts gefallen, wehr<br />
d<strong>ich</strong>, sei k e<strong>in</strong> Opf er! Mit e<strong>in</strong>em simplen „selber“ lässt du jeden<br />
Stänkerfritzen lock er stehen. Und mit diesen Abwehrstr ategien<br />
kannst du Großmäuler lässig verblüffen:<br />
Durch Übertreibung: Setze der fiesen Bemerkung noch e<strong>in</strong>s drauf,<br />
etwa: „Du st<strong>in</strong>kst“ – „Warte, bis <strong>ich</strong> die Schuhe ausziehe!“<br />
Durch Ironisieren: Mache e<strong>in</strong>e lock ere Bemerkung, die zeigt, dass<br />
dir der Angriff egal ist:„Du hast de<strong>in</strong>e Klamotten doch von Aldi!“ –<br />
„Logisch, <strong>und</strong> die Schuhe von Kik.“<br />
Durch Kontern: De<strong>in</strong>e Antwort lässt den anderen schlecht dastehen:<br />
„Du bist fett!“ – „Dann passen wir ja gut zusammen!“<br />
Durch V erwirrung: E<strong>in</strong>fach das Thema wechseln: „Du bist voll<br />
dumm.“ – „Aber das reimt s<strong>ich</strong> doch gar n<strong>ich</strong>t!“<br />
Durch L eerlauf: Ziehe e<strong>in</strong>en mögl<strong>ich</strong>st absurden Nutzen aus der<br />
Bemerkung: „Du hast e<strong>in</strong>en dick en H<strong>in</strong> tern!“ – „Da br auche <strong>ich</strong><br />
wenigstens ke<strong>in</strong> Kissen!“<br />
Achtung: Das geht nur, wenn ke<strong>in</strong>e Gewalt im Spiel ist! Bei gewalt-<br />
bereiten Fiesl<strong>in</strong>gen hilft nur e<strong>in</strong>s, näml<strong>ich</strong> ignorieren <strong>und</strong> so schnell<br />
wie mögl<strong>ich</strong> abhauen.<br />
„Voll krasse Tusse, ey!“, höre <strong>ich</strong> die Typen noch im Weggehen<br />
rufen. Nachdem wir außer S<strong>ich</strong>tweite s<strong>in</strong>d, rennen wir los wie<br />
die Bekloppten, bloß raus aus dem E<strong>in</strong>kaufscenter.<br />
„Oh Mann, <strong>ich</strong> kann n<strong>ich</strong>t mehr.“ Milli lehnt s<strong>ich</strong> kreideble<strong>ich</strong><br />
an e<strong>in</strong>en Baum <strong>in</strong> der Fußgängerzone. „Ich kenn die, die stänkern<br />
gerne mal rum, aber trotzdem, man weiß ja nie ….“<br />
„Du warst echt voll mutig“, me<strong>in</strong>e <strong>ich</strong> anerkennend. Mir selbst<br />
ist immer noch ganz komisch.<br />
26
Wie hätte <strong>ich</strong> reagiert, wenn die m<strong>ich</strong> <strong>in</strong> die Mangel<br />
genommen hätten?<br />
E<strong>in</strong>e Weile stehen wir gedankenverloren herum, völlig alle<strong>in</strong>e<br />
<strong>und</strong> doch mitten unter Tausenden Menschen, die an uns unbeteiligt<br />
vorbeilaufen: mit vollen E<strong>in</strong>kaufstüten, mit dem Handy<br />
am Ohr, mit quengelnden K<strong>in</strong>dern an der Hand … Da weht e<strong>in</strong>e<br />
sanfte Geigenmelodie zu uns herüber, Mozarts Kle<strong>in</strong>e Nachtmusik,<br />
wenn <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t täusche, <strong>und</strong> br<strong>in</strong>gt uns auf andere<br />
Gedanken. E<strong>in</strong> Mädchen, etwa <strong>in</strong> unserem Alter, hat s<strong>ich</strong> drei<br />
Bäume weiter mit se<strong>in</strong>em Geigenkasten aufgebaut <strong>und</strong> wiegt<br />
s<strong>ich</strong> versonnen zur Musik im Takt. E<strong>in</strong>ige Passanten bleiben<br />
stehen <strong>und</strong> lauschen verzückt, auch <strong>ich</strong> habe e<strong>in</strong>e fe<strong>in</strong>e Gänsehaut,<br />
weil es s<strong>ich</strong> so schön anhört. <strong>Die</strong> meisten lassen Münzen<br />
<strong>in</strong> den Kasten klimpern, <strong>ich</strong> me<strong>in</strong>e sogar, den e<strong>in</strong>en oder anderen<br />
Sche<strong>in</strong> zu sehen.<br />
Hey, das wär’s! Ich stelle m<strong>ich</strong> demnächst mit me<strong>in</strong>er Gitarre<br />
auch hier h<strong>in</strong> <strong>und</strong> spiele me<strong>in</strong> W<strong>in</strong>z-Repertoire rauf <strong>und</strong> runter.<br />
27
Natürl<strong>ich</strong> „spenden“ Milli <strong>und</strong> <strong>ich</strong> ke<strong>in</strong>en Cent, dafür gönnen wir<br />
uns e<strong>in</strong> Schokoladen-Crêpe. Danach fühlen wir uns wieder glück-<br />
l<strong>ich</strong> <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Lage, unsere Jungs zu treffen. Doch als wir im<br />
MediaMarkt <strong>in</strong> der Spieleabteilung ankommen, hocken da nur<br />
Yannis <strong>und</strong> Juri mit missmutigen Ges<strong>ich</strong>tern vor der Playstation.<br />
„Sebastian ist schon zu Hause“, sagt Juri, ohne unsere Frage abzuwarten.<br />
„Dem g<strong>in</strong>g es n<strong>ich</strong>t gut …“ Er gluckst rum <strong>und</strong> <strong>ich</strong><br />
denke mitleidig m<strong>in</strong>destens an Durchfall oder so was.<br />
„Leider hat er jetzt e<strong>in</strong>e Uhr weniger“, me<strong>in</strong>t Yannis lapidar.<br />
„Aber unser Sebastile<strong>in</strong> hat ja dank Papile<strong>in</strong> genug.“<br />
„Hä? Kann vielle<strong>ich</strong>t e<strong>in</strong>er mal genauer erklären, was los ist?“<br />
Ich schiebe m<strong>ich</strong> neben Yannis auf den Hocker.<br />
„Da waren so Typen, mit denen hatte er Ärger“, erzählt Juri.<br />
„Weil er mit dem e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> der Tür zusammengestoßen ist, aus<br />
Versehen.“<br />
Ich wechsele mit Milli e<strong>in</strong>en vielsagenden Blick. „So Typen mit<br />
Goldkettchen <strong>und</strong> <strong>in</strong> Weiß, die e<strong>in</strong>en auf Hip-Hop-Gangsta<br />
machen?“, frage <strong>ich</strong> alarmiert.<br />
„Nee, e<strong>in</strong> Großer <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>er, sahen eigentl<strong>ich</strong> eher normal<br />
aus, <strong>ich</strong> glaube, die s<strong>in</strong>d auch an unserer <strong>Schule</strong>“, me<strong>in</strong>t Juri<br />
achselzuckend.<br />
„<strong>Die</strong> waren sofort drauf <strong>und</strong> haben ihn bequatscht <strong>und</strong> bedroht,<br />
bis er se<strong>in</strong>e Uhr hergeben musste“, fährt Yannis fort. „Er<br />
hatte überhaupt ke<strong>in</strong>e Chance gegen die.“<br />
28<br />
Hab zwar erst e<strong>in</strong> paar St<strong>und</strong>en gehabt, aber e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es<br />
Liedchen br<strong>in</strong>ge <strong>ich</strong> schon zusammen. Wäre doch gelacht,<br />
wenn <strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t auf diese Weise me<strong>in</strong> spärl<strong>ich</strong>es Taschengeld<br />
aufbessern könnte!
„<strong>Die</strong>se teure Sportuhr, die er erst neul<strong>ich</strong> von se<strong>in</strong>em Vater aus<br />
den USA mitgebracht bekommen hat?“, vergewissere <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong>.<br />
„Aber die ist doch m<strong>in</strong>destens zweih<strong>und</strong>ert Euro wert!“<br />
„Tja“, gr<strong>in</strong>st Juri nur. „Hätte er halt n<strong>ich</strong>t so angeben müssen,<br />
selber schuld.“<br />
„Hättet ihr halt verh<strong>in</strong>dern müssen“, mache <strong>ich</strong> ihn an. Ich<br />
weiß n<strong>ich</strong>t, was Juri daran so komisch f<strong>in</strong>det. „Ihr könnt doch<br />
n<strong>ich</strong>t zulassen, dass so Typen ihm e<strong>in</strong>fach die Uhr abnehmen!<br />
Ihr müsst zur Polizei, Anzeige erstatten!“ Ich b<strong>in</strong> jetzt auf h<strong>und</strong>ertachtzig.<br />
Doch Juri w<strong>in</strong>kt nur müde ab.<br />
Räuberische Erpressung ist e<strong>in</strong>e Straftat, die du dir n<strong>ich</strong> t gefallen<br />
lassen musst . Je nach Sch were des F alls <strong>und</strong> des en tstandenen<br />
Schadens, <strong>und</strong> erst recht, wenn Waffen im Spiel s<strong>in</strong>d, solltest du<br />
bei der Polizei Strafanzeige erstatten.Wenn du die Täter auch noch<br />
kennst bzw. weißt, auf welche <strong>Schule</strong> sie gehen, s<strong>in</strong>d die Chancen<br />
gut, dass sie gefasst werden.<br />
„Wenn du die gesehen hättest … die hatten sogar e<strong>in</strong> Messer“,<br />
sagt Yannis ernst. „Mit denen war n<strong>ich</strong>t gut Kirschen essen, <strong>ich</strong><br />
war froh, dass wir weit genug weg standen.“<br />
Empört <strong>und</strong> erschrocken zugle<strong>ich</strong> gucke <strong>ich</strong> me<strong>in</strong>en besten<br />
Kumpel an. „Ich hätte nie gedacht, dass du so feige bist“, sage<br />
<strong>ich</strong> leise. Gle<strong>ich</strong>zeitig gibt es e<strong>in</strong>en tiefen St<strong>ich</strong> <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er<br />
Magengrube. Schließl<strong>ich</strong> habe <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> vorh<strong>in</strong> bei Milli auch<br />
n<strong>ich</strong>t wirkl<strong>ich</strong> dazwischengeworfen. Und trotzdem – <strong>ich</strong> habe<br />
zum<strong>in</strong>dest n<strong>ich</strong>t von mögl<strong>ich</strong>st weit weg zugeschaut.<br />
„Komm, wir fahren lieber nach Hause“, me<strong>in</strong>t Juri achselzuckend.<br />
„Der Spaß ist eh vorbei.“ Er nickt Milli zu, die schweig-<br />
29
sam die ganze Zeit über zugehört hat, <strong>und</strong> die beiden gehen vor<br />
uns her R<strong>ich</strong>tung Ausgang.<br />
„Ich b<strong>in</strong> n<strong>ich</strong>t feige, S<strong>in</strong>a“, sagt Yannis jetzt zu mir <strong>und</strong> guckt<br />
mir dabei ernst <strong>in</strong> die Augen. „Aber <strong>ich</strong> habe ke<strong>in</strong>e Lust, m<strong>ich</strong><br />
wegen so e<strong>in</strong>er däml<strong>ich</strong>en Uhr e<strong>in</strong>fach abstechen zu lassen.<br />
Wir hatten echt ke<strong>in</strong>e Chance. … Ich … <strong>ich</strong> fühle m<strong>ich</strong> total beschissen,<br />
wenn du es genau wissen willst.“ Yannis hat Tränen <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>en dunklen Augen <strong>und</strong> schlurft mit hängenden Schultern<br />
neben mir her. „Was hätte <strong>ich</strong> nur gemacht, wenn du das gewesen<br />
wärst, hä?“<br />
Erschrocken schaue <strong>ich</strong> ihn an, daran will <strong>ich</strong> lieber n<strong>ich</strong>t denken.<br />
Dann nicke <strong>ich</strong> beklommen.„Komm“, sage <strong>ich</strong> gerührt <strong>und</strong><br />
hake me<strong>in</strong>en besten Kumpel aller Zeiten e<strong>in</strong>fach unter. „Ist ja<br />
noch mal alles gut gegangen.“<br />
Schweigend sitzen wir im Bus, e<strong>in</strong> jeder mit se<strong>in</strong>en Gedanken<br />
beschäftigt. Ich lehne me<strong>in</strong>en Kopf an die Glasscheibe <strong>und</strong><br />
schaue nach draußen, wo <strong>in</strong>zwischen die Straßenlaternen aufgeflammt<br />
s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> den nieseligen Asphalt beleuchten. Neben<br />
der Sache mit Sebastian geht mir noch e<strong>in</strong>e ganz andere,<br />
schwerwiegende Sache durch den Kopf: Wo bekomme <strong>ich</strong> nur<br />
e<strong>in</strong>en Job her, um me<strong>in</strong> Taschengeld aufzubessern?<br />
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