Weisheiten von Nisargadatta Maharaj
Weisheiten von Nisargadatta Maharaj
Weisheiten von Nisargadatta Maharaj
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Weisheiten</strong> <strong>von</strong><br />
<strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />
Eine visuelle Reise<br />
Herausgegeben <strong>von</strong><br />
Matthew Greenblatt<br />
3
Tu nicht so, als wärest du etwas,<br />
was du nicht bist,<br />
weigere dich nicht<br />
zu sein, was<br />
du bist.<br />
– NISARGADATTA MAHARAJ<br />
5
8<br />
ABBILDUNGEN:<br />
S. 20: Der Raum im ersten Stock, Khetwadi 10 th Lane, in dem <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong> sich<br />
mit Suchenden traf<br />
S. 52: <strong>Nisargadatta</strong> sitzt <strong>von</strong> unten gesehen in der zweiten Reihe, unmittelbar rechts <strong>von</strong> dem Bild<br />
S. 53: Siddharameshwar <strong>Maharaj</strong>, <strong>Nisargadatta</strong>s Guru<br />
BILDNACHWEIS:<br />
S. 49 © Raziel Riemer; S. 72/73, 77, 102/103, 110, 112 (Bilder aus Harappa)
Vorwort<br />
Die in diesem Buch enthaltenen Lehren <strong>von</strong> <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong> gehören zu<br />
einer Reihe <strong>von</strong> Gesprächen, welche zwischen 1977 und 1979 durch Dinkar<br />
Keshav Kshirsagar, einen engen Schüler <strong>von</strong> <strong>Maharaj</strong>, aufgezeichnet wurden. In<br />
seinem Manuskript nennt Kshirsagar diese Dialoge Nirupanas. Der Begriff Nirupana<br />
bedeutet wörtlich „eine Erforschung oder Untersuchung“. <strong>Maharaj</strong> übersetzte ihn<br />
einfach so: „Einsicht in deine wahre Natur – was sie ist und wie sie existiert – das ist<br />
die Bedeutung des Wortes Nirupana.“<br />
<strong>Weisheiten</strong> <strong>von</strong> <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong> bestehen aus ausgewählten Abschnitten der<br />
ursprünglichen Nirupanas und enthalten die wesentlichen Prinzipien und Lehren<br />
dieser Dialoge. Damit liefert uns das Buch gleichsam eine Landkarte, mit der wir die<br />
Natur unserer scheinbaren Individualität erforschen können.<br />
Wir schätzen uns glücklich, dass es Kshirsagar gelungen ist, diese Dialoge<br />
<strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong>s so sorgfältig und fesselnd aufzuzeichnen. Während der beiden<br />
Jahre, in denen die Gespräche festgehalten wurden, besuchte er <strong>Maharaj</strong> zweimal<br />
wöchentlich in dem kleinen Zimmer im Obergeschoss, wo regelmäßig die Zusammenkünfte<br />
des Weisen mit Suchenden stattfanden. Kshirsagar schrieb <strong>Maharaj</strong>s<br />
eindringliche Aussagen so auf, wie sie geäußert wurden, um sie dann zu Hause ge-<br />
9
10<br />
nauer durchgehen zu können. <strong>Maharaj</strong> schaute diese Notizen durch, gab sein<br />
Einverständnis und bat Kshirsagar, sie an andere Devotees zu verteilen.<br />
Bei all diesen Gesprächen bestand <strong>Maharaj</strong>s einzige Absicht darin, den Suchenden<br />
auf die grundlegende Frage zurückzuführen: „Was ist die wahre Natur<br />
des Bewusstseins ‚Ich bin‘, das wir täglich beim Aufwachen erfahren?“<br />
<strong>Maharaj</strong>s Lehren, die ursprünglich in seiner Muttersprache Marathi zusammengestellt<br />
waren, wurden zunächst <strong>von</strong> Frau Damayanti Dungaji übersetzt. Später<br />
wurde die Übersetzung unter Anleitung Jean Dunns <strong>von</strong> mir überarbeitet und<br />
<strong>von</strong> Kshirsagar nochmals gründlich überprüft.<br />
Die Atmosphäre, <strong>von</strong> der ein erwachter Weiser umgeben ist, besitzt eine starke<br />
Intensität. Als ich <strong>Maharaj</strong> einmal an einem heißen Augustnachmittag aufsuchte,<br />
rauchte er gerade entspannt eine Bidi und beantwortete die Fragen mehrerer<br />
Besucher. Obwohl diese Menschen aus den verschiedensten Verhältnissen<br />
kamen, konnte <strong>Maharaj</strong> die innere Veranlagung eines jeden erkennen und ihm<br />
dementsprechend Rat erteilen.<br />
Beispielsweise sagte er zu einer Person: „Sie haben ein ganzes Reich auf der<br />
imaginären Idee aufgebaut, dass Sie sind.“ Zu einer anderen sagte er: „Suchen Sie<br />
die Spiritualität bei niemand anderem. Bleiben Sie einfach im Selbst; das wird<br />
Ihnen vollständiges Verstehen geben. Tun Sie nichts anderes.“ Als ihm ein Besucher<br />
aus Amerika eine Frage in Bezug auf Gnade stellte, antwortete <strong>Maharaj</strong>:<br />
„Gnade ist immer präsent, aber nicht in Form eines Individuums. Seien Sie eins<br />
mit Bewusstsein, verehren Sie Bewusstsein als Gott oder Guru, und es wird mit<br />
Ihnen zufrieden sein; das ist Gnade.“ <strong>Maharaj</strong> fuhr fort: „Viele Menschen begnügen<br />
sich mit dem bloßen Gefühl ‚Ich bin auf dem spirituellen Weg‘. So kann man<br />
endlos weitermachen. Nur selten gibt es eine Person, die ihre wahre Natur versteht.“
<strong>Nisargadatta</strong> wies darauf hin, dass Verwirklichung keine Errungenschaft ist, sondern<br />
das Erkennen unseres innewohnenden Seins durch Erfahrung und nicht durch<br />
intellektuelles Erfassen. Als seine körperliche Gesundheit 1981 immer mehr nachließ,<br />
sagte <strong>Maharaj</strong>:<br />
„Vergessen Sie mich, vergessen Sie meine Lehre. Aber was ich Ihnen nahelege,<br />
ist, in Ihrem eigenen Bewusstsein zu weilen. Und nur dann wird das erforderliche<br />
Verstehen intuitiv aus Ihrem Inneren kommen.“<br />
<strong>Maharaj</strong> war ein fähiger Lehrer, dessen unerschütterliche Verwurzelung im Selbst<br />
ermöglichte, dass er klar und spontan genau die Antwort geben konnte, die im jeweiligen<br />
Moment erforderlich war. Ich schätze mich sehr glücklich, dass ich die Gelegenheit<br />
hatte, bei ihm zu sein. Mögen diese Lehren <strong>von</strong> <strong>Maharaj</strong> allen Lesern spirituelle<br />
Klarheit und Frieden schenken.<br />
Suresh N. Mehta<br />
Pleasanton, Kalifornien<br />
11
12<br />
Einleitung<br />
EINE ANMERKUNG ZU DEN LEHREN<br />
<strong>Nisargadatta</strong> war ein Weiser <strong>von</strong> großer Einfachheit, tiefer Demut und<br />
kompromisslosen Prinzipien. Er lehrte kein bestimmtes System oder eine spezielle<br />
Philosophie; vielmehr verwies er die Menschen auf die Wahrheit zurück, wer und<br />
was sie in Wirklichkeit sind. Dies geschah, indem er klar darauf aufmerksam machte,<br />
auf welche Weise das „Ich“-Konzept – das Gefüge, auf dem sich unser Leben<br />
aufbaut – die grundlegende Ursache der Unkenntnis unseres wahren Selbst darstellt.<br />
Demzufolge versuchen wir, <strong>von</strong> der äußeren Welt Zufriedenheit zu bekommen<br />
und vergessen dabei, dass die Quelle allen Glücks unser eigenes Selbst ist.<br />
Für einen verwirklichten Weisen wie <strong>Maharaj</strong> gibt es keine Individuen – nur<br />
das Selbst oder Gott existiert als alle Erscheinungsformen. <strong>Maharaj</strong> hatte nicht<br />
das Bedürfnis, irgendein Ziel zu erreichen, irgendeine Absicht zu erfüllen oder<br />
irgendetwas zu besitzen. Dennoch führten seine Leidenschaft für die Wahrheit<br />
und sein Mitgefühl für die spirituellen Sucher dazu, dass er die Menschen geschickt<br />
<strong>von</strong> den psychologischen Bildern und den Mustern der Erinnerung, die<br />
das getrennte Ich aufrechterhalten, befreite. Oft bemerkte er, dass wir diese Vorstellungen<br />
und Konzepte für die Wirklichkeit halten und damit das Wahre und<br />
Dauerhafte gegen etwas Vorgestelltes und Vergängliches eintauschen.
<strong>Maharaj</strong> fordert uns auf, uns nicht mehr mit den Inhalten des Denkens zu identifizieren.<br />
Dieser Weg hilft uns, das Gefühl unserer Getrenntheit zu überwinden und<br />
uns mit dem Selbst oder dem Absoluten zu identifizieren. <strong>Maharaj</strong>s Autorität bestand<br />
nicht darin, dass er die heiligen Schriften oder die Erfahrungen anderer zitierte,<br />
sondern beruhte einzig und allein auf seiner eigenen unmittelbaren Erfahrung der<br />
Wirklichkeit. Alles andere wäre Heuchelei für ihn gewesen.<br />
<strong>Nisargadatta</strong> sagt, wir alle wüssten eines mit Sicherheit, nämlich dass wir existieren.<br />
Wenn wir die Natur unseres Wachbewusstseins ernsthaft und beharrlich untersuchen<br />
und in jenem Gefühl <strong>von</strong> „Ich bin“ verweilen, das ihm innewohnt, erkennen<br />
wir, dass die „objektive Welt“ unserer wahren Natur, dem Selbst, überlagert ist.<br />
Diese unmittelbare Wahrnehmung führt uns zu dem mühelosen und natürlichen<br />
Zustand des Seins. Indem man ständig bei dem Gefühl „Ich bin“ verweilt, kann sich<br />
der Zugang zu dem öffnen, was noch vor diesem Gefühl besteht: dem reinen<br />
Bewusstsein, der endgültigen Wirklichkeit, dem wirklichen „Ich“.<br />
Maurice Frydman, der das Buch „I am That“ (deutsch „Ich bin“) zusammenstellte<br />
und herausgab, schreibt über diesen Weg:<br />
Dieses Verweilen bei dem Gefühl „Ich bin“ ist einfach, leicht und „natürlicher<br />
Yoga“, also Nisarga Yoga. Er ist frei <strong>von</strong> Geheimnistuerei und Abhängigkeit;<br />
er bedarf keiner Vorbereitung und keiner Initiation. Jeder, der vor dem<br />
Rätsel seiner Existenz steht und ernsthaft seinen eigenen Ursprung finden<br />
möchte, kann sich diesem stets gegenwärtigen Gefühl „Ich bin“ zuwenden<br />
und so lange beharrlich und geduldig dabei verweilen, bis sich die Wolken,<br />
die den Geist verschleiern, auflösen und das Herz des Seins in seiner ganzen<br />
Herrlichkeit erfahren wird.<br />
<strong>Maharaj</strong> ist die Stimme unserer wahren Identität, die uns daran erinnert, dass wir<br />
durch unsere Identifikation mit dem fälschlichen Gefühl der Individualität gleichzeitig<br />
die Welt mit all ihrem Schmerz und Leid erschaffen. Die Welt und unser<br />
physischer Körper sind nur Objekte im Bewusstsein; wenn wir also aufhören, uns mit<br />
dem Körper als unserem wahren Selbst zu identifizieren, verändert sich alles und wir<br />
betrachten uns nicht mehr als getrennt <strong>von</strong> anderen.<br />
Was das Thema Bemühung betrifft, so forderte <strong>Maharaj</strong> die Menschen auf, „ihre<br />
Hausaufgaben zu machen“, wenn sie ihre wahre Natur erfahren wollten. Er sprach<br />
oft über Ernsthaftigkeit und die Notwendigkeit <strong>von</strong> Aufmerksamkeit. Er machte die<br />
Rolle <strong>von</strong> Bemühung und Mühelosigkeit im spirituellen Leben ausdrücklich klar:<br />
13
14<br />
Wenn Bemühung nötig ist, wird Bemühung auftreten. Wenn Mühelosigkeit<br />
wesentlich wird, so wird diese sich durchsetzen.<br />
Jesus sagt, wenn man zuerst das Königreich des Himmels sucht, wird alles andere<br />
zum Leben hinzugegeben. <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong> äußert sich ähnlich in den<br />
Nirupanas:<br />
Die Welt wurde im Licht des BEWUSSTSEINS erschaffen. Wenn Sie<br />
dieses BEWUSSTSEIN als etwas erkennen, was ganz natürlich zu Ihnen<br />
gehört, werden all Ihre Wünsche erfüllt.<br />
Sie werden nicht vielen Menschen begegnen, die dies so offen aussprechen.<br />
Ich nenne mich nicht einen Yogi oder einen Weisen, deshalb kann<br />
ich so reden.<br />
Die Lehren <strong>von</strong> <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong> helfen uns, zu dem Frieden und dem<br />
Glück unseres natürlichen Zustands zu erwachen. Indem wir die Natur des „Ichs“<br />
erforschen, können wir irgendwann seinen Ursprung erreichen. Sind wir einmal<br />
zu unserer innewohnenden Göttlichkeit erwacht, leben wir in der unendlichen<br />
Freiheit unseres wahren Selbst, zeitlos und ewig.<br />
ANMERKUNGEN ZUR TERMINOLOGIE:<br />
<strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong> benutzt bestimmte Worte, um die namenlose Wirklichkeit<br />
unserer wahren Natur und das Gewahrsein des Individuums innerhalb dieser<br />
Wirklichkeit auszudrücken. Er benutzt das Wort „Bewusstsein“ auf zwei verschiedene<br />
Weisen: BEWUSSTSEIN (in Versalien) steht für das Höchste Selbst<br />
oder das Absolute. Die Begriffe „Bewusstsein“, „der Zustand des ‚Ich bin‘“, „der<br />
Zustand des Seins/der Existenz“ und „Wissen“ /„der Zustand des Wissens“/ „Kenntnisse“<br />
werden oft synonym benutzt und verweisen auf das Gefühl „Ich bin“ – das<br />
gewöhnliche Gewahrsein, das uns zu bewussten Wesen macht.<br />
EINE KURZE BIOGRAPHIE<br />
<strong>Nisargadatta</strong> wurde 1897 in der Hafenstadt Bombay geboren. Sein Name war<br />
Maruti Shivrampant Kambli, und er war ein introvertierter, wissbegieriger Junge,<br />
der sich für religiöse und philosophische Fragen interessierte. Als Maruti<br />
zwei Jahre alt war, zog die Familie in ihr Heimatdorf Kandalgaon, um sich dort<br />
um ihren landwirtschaftlichen Besitz zu kümmern. 1920, fünf Jahre nach dem
Tod seines Vaters, zog der 23jährige Maruti zurück nach Bombay. 1924 heiratete er<br />
Sumatibhai, und das Paar bekam im Laufe der Zeit drei Kinder. Obwohl Maruti<br />
zunächst als Büroangestellter in der Stadt arbeitete, gründete er bald sein eigenes<br />
Geschäft, einen kleinen Laden, in dem er verschiedene Waren einschließlich Tabak<br />
und Bidis (eine bestimmte Sorte handgedrehter Zigaretten) verkaufte. Das Geschäft<br />
florierte und ermöglichte es ihm, eine ganze Ladenkette aufzubauen.<br />
Kurz nach seiner Heirat begegnete Maruti einem Lehrer, der ihm Yogatechniken<br />
beibrachte. Diese Übungen machte er etwa zwei Jahre lang. Während dieser Zeit<br />
entwickelte sich in ihm ein intensives Verlangen nach Wahrheit, und er war gern<br />
mit Menschen zusammen, die miteinander über religiöse und philosophische Themen<br />
sprechen wollten. Allmählich erwachte in ihm ein bisher verborgener Wunsch,<br />
das zu erfahren, was in diesen Gesprächen erörtert wurde.<br />
1932, als Maruti 35 Jahre alt war, überredete ihn einer seiner Freunde, der schon<br />
seit längerem einen Heiligen in Bombay aufsuchte, dazu, ihn bei mehreren dieser<br />
Besuche zu begleiten. Das erwies sich als Wendepunkt in seinem Leben. Sein<br />
Wahrheitsdurst hatte ihn endlich zu seinem Guru geführt, dem angesehenen Heiligen<br />
Siddharameshwar <strong>Maharaj</strong>. Maruti ließ sich <strong>von</strong> ihm initiieren und begann seine<br />
spirituelle Praxis mit großem Glauben und voller Entschlossenheit. <strong>Maharaj</strong> sagte<br />
einmal über die Disziplin, die er befolgte:<br />
Als ich meinen Guru traf, sagte er zu mir: „Du bist nicht das, wofür du dich<br />
hältst. Finde heraus, was du bist. Beobachte das Gefühl Ich bin, finde dein<br />
wahres Selbst.“ Ich befolgte seine Worte. Ich verbrachte meine ganze freie<br />
Zeit damit, mich in Stille zu beobachten – was für ein Unterschied und so<br />
schnell! Ich brauchte nur drei Jahre, um meine wahre Natur zu erkennen.<br />
Einige Zeit nach dem Tod seines Gurus beschloss Maruti aus einem Zustand intensiver<br />
Entsagung heraus, das weltliche Leben und seine aufstrebenden Geschäfte<br />
aufzugeben. Er machte sich als Wandermönch auf den Weg und wollte so den Rest<br />
seines Lebens verbringen. Auf dieser Wanderschaft, die acht Monate dauerte, begegnete<br />
Maruti einem anderen Schüler <strong>von</strong> Siddharameshwar <strong>Maharaj</strong>, der ihn da<strong>von</strong><br />
überzeugte, dass ein aktives Leben losgelösten Handelns wesentlich sinnvoller<br />
sei als so ein Herumwandern. Maruti erkannte die Wahrheit dieses Ratschlags und<br />
beschloss, nach Bombay zurückzukehren. Während des letzten Abschnitts seiner Reise<br />
erkannte Maruti das Höchste Selbst.<br />
15
16<br />
Nach seiner Heimkehr empfand Maruti, dass ein einziger Laden zur Erfüllung<br />
seiner bescheidenen Bedürfnisse ausreichen würde. Die Leute der Umgebung<br />
begannen schon bald, das Leuchten der Selbsterkenntnis wahrzunehmen und<br />
versammelten sich öfters am Bidi-Laden um ihn. Nach einiger Zeit nahm er den<br />
Namen „<strong>Nisargadatta</strong>“ an; das bedeutet „der, der im natürlichen Zustand weilt“.<br />
Als sich das Licht seiner Verwirklichung nicht länger verbergen ließ, begannen<br />
ihn Besucher aus vielen Teilen der Welt aufzusuchen, um ihre spirituellen<br />
Zweifel zu klären. Im Laufe der Jahre besuchten immer mehr Menschen<br />
<strong>Nisargadatta</strong> in dem kleinen Zwischengeschoss, das er in seiner bescheidenen<br />
Behausung in Bombay gebaut hatte. <strong>Maharaj</strong> sah direkt in die tiefsten Bereiche<br />
ihres Seins. Mit feuriger Intensität, gepaart mit Mitgefühl, führte er sie geschickt<br />
zur Wahrheit ihrer eigenen Identität.<br />
<strong>Maharaj</strong>s spirituelle Traditionsfolge geht auf die Nath Sampradaya zurück, die<br />
später als Navnath Sampradaya (die Linie der neun Meister) bekannt wurde und<br />
deren Geschichte mehrere Jahrhunderte zurückreicht. Die Lehren der Nath Gurus<br />
sind einfach und direkt. Hingebungsvolles Singen spielt zwar auch eine wichtige<br />
Rolle, doch die wesentliche Betonung liegt auf dem Erwachen zu der höchsten<br />
Wirklichkeit, die im Herzen jedes Wesens erstrahlt.<br />
1981 wurde <strong>Maharaj</strong> aufgrund <strong>von</strong> Kehlkopfkrebs körperlich sehr schwach.<br />
Dennoch war sein Wesen so mitfühlend, dass er weiterhin täglich viele spirituelle<br />
Sucher traf, die aus der ganzen Welt anreisten, um ihm zu begegnen. So blieb<br />
die kleine Wohnung in der Khetwadi 10 th Lane für viele ein Brennpunkt auf<br />
ihrer Suche nach Selbstverwirklichung, bis <strong>Maharaj</strong>s Körper schließlich am<br />
8. September 1981 der Krankheit erlag.<br />
Matthew Greenblatt<br />
Carlsbad, Kalifornien
Jean Dunn, eine enge Schülerin <strong>von</strong> <strong>Maharaj</strong><br />
und Herausgeberin mehrerer Bücher mit seinen<br />
Gesprächen, schilderte ihn so:<br />
„Maurice Frydman beschrieb diesen großen<br />
Lehrer als ,warmherzig, zart, auf scharfsinnige<br />
Weise humorvoll, absolut furchtlos und<br />
wahrhaftig – als jemanden, der alle, die zu<br />
ihm kamen, inspirierte, führte und unterstützte‘.<br />
Andere haben ihn als einen ‚Tiger‘<br />
beschrieben. Er war alles, was notwendig<br />
war: Gütig, sanft, geduldig, schroff, barsch,<br />
ungeduldig. Die Stimmungen strichen über<br />
ihn hinweg wie eine sommerliche Brise, die<br />
ihn kaum berührte.“<br />
17
Ihre wahre wahre Natur Natur ist jenseits jenseits aller Beschreibung.<br />
Beschreibung.<br />
Sie kann kann nicht nicht mit dem dem Verstand Verstand erfasst erfasst werden, werden,<br />
und und doch doch existiert existiert sie.<br />
Sie ist der Ursprung Ursprung aller aller Dinge. Dinge.<br />
19
Alle Handlungen folgen<br />
konzeptuellen Strukturen und werden<br />
<strong>von</strong> ihnen gesteuert.<br />
Sie gehen ganz selbstverständlich da<strong>von</strong> aus,<br />
dass Sie erschaffen wurden.<br />
Das basiert auf einem fremden Konzept,<br />
welches über Ihr Glück oder Unglück und Ihre<br />
Auffassungen <strong>von</strong> Geburt und Tod bestimmt.<br />
All das ist das Spiel<br />
manifest werdender Vorstellungen,<br />
bei denen Sie sich für den Handelnden halten.<br />
21
22<br />
Erkennen Sie die Wahrheit, und lassen Sie<br />
alle Konzepte beiseite.<br />
Wer das tut,<br />
transzendiert Geburt und Tod.<br />
Sie werden das, woran Sie glauben.<br />
Wie kraftvoll wirken Überzeugungen!<br />
Seien Sie sich dieser Tatsache bewusst.
Erkennen Sie, was Sie sind,<br />
bevor Sie irgendetwas anderes erkennen.<br />
Seien Sie fest da<strong>von</strong> überzeugt,<br />
dass Sie reines BEWUSSTSEIN sind.<br />
Das sollte spontan geschehen;<br />
nur so ist es möglich.<br />
23
24<br />
Der denkende Geist ist nur eine<br />
Ansammlung <strong>von</strong> Eindrücken,<br />
die seit der Geburt<br />
gespeichert wurden.<br />
Er ist mit Gedanken beschäftigt,<br />
die auf seinem<br />
vorherrschenden Konzept basieren.<br />
Erfassen Sie, wer der Erfahrende<br />
des denkenden Geistes ist.<br />
Wenn Sie Ihren Gedanken glauben,<br />
werden Sie enttäuscht werden.
Seien Sie der Zeuge<br />
<strong>von</strong> Gedanken.<br />
Bleiben Sie der Seher.
Die Welt<br />
existiert nur<br />
in Ihrem<br />
Denken.<br />
26
Denkender Geist ist gleich Vorstellung<br />
– er lässt alles entstehen,<br />
was ihm beliebt.<br />
Das ist seine Natur.<br />
Wenn man die wahre Natur <strong>von</strong><br />
Konzepten erkennt, erkennt man<br />
gleichzeitig „Das“, was frei<br />
<strong>von</strong> Konzepten ist.<br />
Nur der denkende Geist wird geboren, nicht Sie.<br />
27
Was wir „wissen“,<br />
wird Quelle unseres<br />
Glücks oder Kummers.
Sie wurden ohne irgendwelche Kenntnisse geboren.<br />
Kenntnisse entstanden erst nach der<br />
Geburt des Körpers.<br />
Bleiben Sie nicht in dem stecken, was Ihnen gelehrt wurde<br />
oder was Sie gelernt haben.<br />
Irgendwann müssen Sie das<br />
alles über Bord werfen.<br />
73