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Weisheiten von Nisargadatta Maharaj

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<strong>Weisheiten</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

Eine visuelle Reise<br />

Herausgegeben <strong>von</strong><br />

Matthew Greenblatt<br />

3


Tu nicht so, als wärest du etwas,<br />

was du nicht bist,<br />

weigere dich nicht<br />

zu sein, was<br />

du bist.<br />

– NISARGADATTA MAHARAJ<br />

5


8<br />

ABBILDUNGEN:<br />

S. 20: Der Raum im ersten Stock, Khetwadi 10 th Lane, in dem <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong> sich<br />

mit Suchenden traf<br />

S. 52: <strong>Nisargadatta</strong> sitzt <strong>von</strong> unten gesehen in der zweiten Reihe, unmittelbar rechts <strong>von</strong> dem Bild<br />

S. 53: Siddharameshwar <strong>Maharaj</strong>, <strong>Nisargadatta</strong>s Guru<br />

BILDNACHWEIS:<br />

S. 49 © Raziel Riemer; S. 72/73, 77, 102/103, 110, 112 (Bilder aus Harappa)


Vorwort<br />

Die in diesem Buch enthaltenen Lehren <strong>von</strong> <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong> gehören zu<br />

einer Reihe <strong>von</strong> Gesprächen, welche zwischen 1977 und 1979 durch Dinkar<br />

Keshav Kshirsagar, einen engen Schüler <strong>von</strong> <strong>Maharaj</strong>, aufgezeichnet wurden. In<br />

seinem Manuskript nennt Kshirsagar diese Dialoge Nirupanas. Der Begriff Nirupana<br />

bedeutet wörtlich „eine Erforschung oder Untersuchung“. <strong>Maharaj</strong> übersetzte ihn<br />

einfach so: „Einsicht in deine wahre Natur – was sie ist und wie sie existiert – das ist<br />

die Bedeutung des Wortes Nirupana.“<br />

<strong>Weisheiten</strong> <strong>von</strong> <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong> bestehen aus ausgewählten Abschnitten der<br />

ursprünglichen Nirupanas und enthalten die wesentlichen Prinzipien und Lehren<br />

dieser Dialoge. Damit liefert uns das Buch gleichsam eine Landkarte, mit der wir die<br />

Natur unserer scheinbaren Individualität erforschen können.<br />

Wir schätzen uns glücklich, dass es Kshirsagar gelungen ist, diese Dialoge<br />

<strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong>s so sorgfältig und fesselnd aufzuzeichnen. Während der beiden<br />

Jahre, in denen die Gespräche festgehalten wurden, besuchte er <strong>Maharaj</strong> zweimal<br />

wöchentlich in dem kleinen Zimmer im Obergeschoss, wo regelmäßig die Zusammenkünfte<br />

des Weisen mit Suchenden stattfanden. Kshirsagar schrieb <strong>Maharaj</strong>s<br />

eindringliche Aussagen so auf, wie sie geäußert wurden, um sie dann zu Hause ge-<br />

9


10<br />

nauer durchgehen zu können. <strong>Maharaj</strong> schaute diese Notizen durch, gab sein<br />

Einverständnis und bat Kshirsagar, sie an andere Devotees zu verteilen.<br />

Bei all diesen Gesprächen bestand <strong>Maharaj</strong>s einzige Absicht darin, den Suchenden<br />

auf die grundlegende Frage zurückzuführen: „Was ist die wahre Natur<br />

des Bewusstseins ‚Ich bin‘, das wir täglich beim Aufwachen erfahren?“<br />

<strong>Maharaj</strong>s Lehren, die ursprünglich in seiner Muttersprache Marathi zusammengestellt<br />

waren, wurden zunächst <strong>von</strong> Frau Damayanti Dungaji übersetzt. Später<br />

wurde die Übersetzung unter Anleitung Jean Dunns <strong>von</strong> mir überarbeitet und<br />

<strong>von</strong> Kshirsagar nochmals gründlich überprüft.<br />

Die Atmosphäre, <strong>von</strong> der ein erwachter Weiser umgeben ist, besitzt eine starke<br />

Intensität. Als ich <strong>Maharaj</strong> einmal an einem heißen Augustnachmittag aufsuchte,<br />

rauchte er gerade entspannt eine Bidi und beantwortete die Fragen mehrerer<br />

Besucher. Obwohl diese Menschen aus den verschiedensten Verhältnissen<br />

kamen, konnte <strong>Maharaj</strong> die innere Veranlagung eines jeden erkennen und ihm<br />

dementsprechend Rat erteilen.<br />

Beispielsweise sagte er zu einer Person: „Sie haben ein ganzes Reich auf der<br />

imaginären Idee aufgebaut, dass Sie sind.“ Zu einer anderen sagte er: „Suchen Sie<br />

die Spiritualität bei niemand anderem. Bleiben Sie einfach im Selbst; das wird<br />

Ihnen vollständiges Verstehen geben. Tun Sie nichts anderes.“ Als ihm ein Besucher<br />

aus Amerika eine Frage in Bezug auf Gnade stellte, antwortete <strong>Maharaj</strong>:<br />

„Gnade ist immer präsent, aber nicht in Form eines Individuums. Seien Sie eins<br />

mit Bewusstsein, verehren Sie Bewusstsein als Gott oder Guru, und es wird mit<br />

Ihnen zufrieden sein; das ist Gnade.“ <strong>Maharaj</strong> fuhr fort: „Viele Menschen begnügen<br />

sich mit dem bloßen Gefühl ‚Ich bin auf dem spirituellen Weg‘. So kann man<br />

endlos weitermachen. Nur selten gibt es eine Person, die ihre wahre Natur versteht.“


<strong>Nisargadatta</strong> wies darauf hin, dass Verwirklichung keine Errungenschaft ist, sondern<br />

das Erkennen unseres innewohnenden Seins durch Erfahrung und nicht durch<br />

intellektuelles Erfassen. Als seine körperliche Gesundheit 1981 immer mehr nachließ,<br />

sagte <strong>Maharaj</strong>:<br />

„Vergessen Sie mich, vergessen Sie meine Lehre. Aber was ich Ihnen nahelege,<br />

ist, in Ihrem eigenen Bewusstsein zu weilen. Und nur dann wird das erforderliche<br />

Verstehen intuitiv aus Ihrem Inneren kommen.“<br />

<strong>Maharaj</strong> war ein fähiger Lehrer, dessen unerschütterliche Verwurzelung im Selbst<br />

ermöglichte, dass er klar und spontan genau die Antwort geben konnte, die im jeweiligen<br />

Moment erforderlich war. Ich schätze mich sehr glücklich, dass ich die Gelegenheit<br />

hatte, bei ihm zu sein. Mögen diese Lehren <strong>von</strong> <strong>Maharaj</strong> allen Lesern spirituelle<br />

Klarheit und Frieden schenken.<br />

Suresh N. Mehta<br />

Pleasanton, Kalifornien<br />

11


12<br />

Einleitung<br />

EINE ANMERKUNG ZU DEN LEHREN<br />

<strong>Nisargadatta</strong> war ein Weiser <strong>von</strong> großer Einfachheit, tiefer Demut und<br />

kompromisslosen Prinzipien. Er lehrte kein bestimmtes System oder eine spezielle<br />

Philosophie; vielmehr verwies er die Menschen auf die Wahrheit zurück, wer und<br />

was sie in Wirklichkeit sind. Dies geschah, indem er klar darauf aufmerksam machte,<br />

auf welche Weise das „Ich“-Konzept – das Gefüge, auf dem sich unser Leben<br />

aufbaut – die grundlegende Ursache der Unkenntnis unseres wahren Selbst darstellt.<br />

Demzufolge versuchen wir, <strong>von</strong> der äußeren Welt Zufriedenheit zu bekommen<br />

und vergessen dabei, dass die Quelle allen Glücks unser eigenes Selbst ist.<br />

Für einen verwirklichten Weisen wie <strong>Maharaj</strong> gibt es keine Individuen – nur<br />

das Selbst oder Gott existiert als alle Erscheinungsformen. <strong>Maharaj</strong> hatte nicht<br />

das Bedürfnis, irgendein Ziel zu erreichen, irgendeine Absicht zu erfüllen oder<br />

irgendetwas zu besitzen. Dennoch führten seine Leidenschaft für die Wahrheit<br />

und sein Mitgefühl für die spirituellen Sucher dazu, dass er die Menschen geschickt<br />

<strong>von</strong> den psychologischen Bildern und den Mustern der Erinnerung, die<br />

das getrennte Ich aufrechterhalten, befreite. Oft bemerkte er, dass wir diese Vorstellungen<br />

und Konzepte für die Wirklichkeit halten und damit das Wahre und<br />

Dauerhafte gegen etwas Vorgestelltes und Vergängliches eintauschen.


<strong>Maharaj</strong> fordert uns auf, uns nicht mehr mit den Inhalten des Denkens zu identifizieren.<br />

Dieser Weg hilft uns, das Gefühl unserer Getrenntheit zu überwinden und<br />

uns mit dem Selbst oder dem Absoluten zu identifizieren. <strong>Maharaj</strong>s Autorität bestand<br />

nicht darin, dass er die heiligen Schriften oder die Erfahrungen anderer zitierte,<br />

sondern beruhte einzig und allein auf seiner eigenen unmittelbaren Erfahrung der<br />

Wirklichkeit. Alles andere wäre Heuchelei für ihn gewesen.<br />

<strong>Nisargadatta</strong> sagt, wir alle wüssten eines mit Sicherheit, nämlich dass wir existieren.<br />

Wenn wir die Natur unseres Wachbewusstseins ernsthaft und beharrlich untersuchen<br />

und in jenem Gefühl <strong>von</strong> „Ich bin“ verweilen, das ihm innewohnt, erkennen<br />

wir, dass die „objektive Welt“ unserer wahren Natur, dem Selbst, überlagert ist.<br />

Diese unmittelbare Wahrnehmung führt uns zu dem mühelosen und natürlichen<br />

Zustand des Seins. Indem man ständig bei dem Gefühl „Ich bin“ verweilt, kann sich<br />

der Zugang zu dem öffnen, was noch vor diesem Gefühl besteht: dem reinen<br />

Bewusstsein, der endgültigen Wirklichkeit, dem wirklichen „Ich“.<br />

Maurice Frydman, der das Buch „I am That“ (deutsch „Ich bin“) zusammenstellte<br />

und herausgab, schreibt über diesen Weg:<br />

Dieses Verweilen bei dem Gefühl „Ich bin“ ist einfach, leicht und „natürlicher<br />

Yoga“, also Nisarga Yoga. Er ist frei <strong>von</strong> Geheimnistuerei und Abhängigkeit;<br />

er bedarf keiner Vorbereitung und keiner Initiation. Jeder, der vor dem<br />

Rätsel seiner Existenz steht und ernsthaft seinen eigenen Ursprung finden<br />

möchte, kann sich diesem stets gegenwärtigen Gefühl „Ich bin“ zuwenden<br />

und so lange beharrlich und geduldig dabei verweilen, bis sich die Wolken,<br />

die den Geist verschleiern, auflösen und das Herz des Seins in seiner ganzen<br />

Herrlichkeit erfahren wird.<br />

<strong>Maharaj</strong> ist die Stimme unserer wahren Identität, die uns daran erinnert, dass wir<br />

durch unsere Identifikation mit dem fälschlichen Gefühl der Individualität gleichzeitig<br />

die Welt mit all ihrem Schmerz und Leid erschaffen. Die Welt und unser<br />

physischer Körper sind nur Objekte im Bewusstsein; wenn wir also aufhören, uns mit<br />

dem Körper als unserem wahren Selbst zu identifizieren, verändert sich alles und wir<br />

betrachten uns nicht mehr als getrennt <strong>von</strong> anderen.<br />

Was das Thema Bemühung betrifft, so forderte <strong>Maharaj</strong> die Menschen auf, „ihre<br />

Hausaufgaben zu machen“, wenn sie ihre wahre Natur erfahren wollten. Er sprach<br />

oft über Ernsthaftigkeit und die Notwendigkeit <strong>von</strong> Aufmerksamkeit. Er machte die<br />

Rolle <strong>von</strong> Bemühung und Mühelosigkeit im spirituellen Leben ausdrücklich klar:<br />

13


14<br />

Wenn Bemühung nötig ist, wird Bemühung auftreten. Wenn Mühelosigkeit<br />

wesentlich wird, so wird diese sich durchsetzen.<br />

Jesus sagt, wenn man zuerst das Königreich des Himmels sucht, wird alles andere<br />

zum Leben hinzugegeben. <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong> äußert sich ähnlich in den<br />

Nirupanas:<br />

Die Welt wurde im Licht des BEWUSSTSEINS erschaffen. Wenn Sie<br />

dieses BEWUSSTSEIN als etwas erkennen, was ganz natürlich zu Ihnen<br />

gehört, werden all Ihre Wünsche erfüllt.<br />

Sie werden nicht vielen Menschen begegnen, die dies so offen aussprechen.<br />

Ich nenne mich nicht einen Yogi oder einen Weisen, deshalb kann<br />

ich so reden.<br />

Die Lehren <strong>von</strong> <strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong> helfen uns, zu dem Frieden und dem<br />

Glück unseres natürlichen Zustands zu erwachen. Indem wir die Natur des „Ichs“<br />

erforschen, können wir irgendwann seinen Ursprung erreichen. Sind wir einmal<br />

zu unserer innewohnenden Göttlichkeit erwacht, leben wir in der unendlichen<br />

Freiheit unseres wahren Selbst, zeitlos und ewig.<br />

ANMERKUNGEN ZUR TERMINOLOGIE:<br />

<strong>Nisargadatta</strong> <strong>Maharaj</strong> benutzt bestimmte Worte, um die namenlose Wirklichkeit<br />

unserer wahren Natur und das Gewahrsein des Individuums innerhalb dieser<br />

Wirklichkeit auszudrücken. Er benutzt das Wort „Bewusstsein“ auf zwei verschiedene<br />

Weisen: BEWUSSTSEIN (in Versalien) steht für das Höchste Selbst<br />

oder das Absolute. Die Begriffe „Bewusstsein“, „der Zustand des ‚Ich bin‘“, „der<br />

Zustand des Seins/der Existenz“ und „Wissen“ /„der Zustand des Wissens“/ „Kenntnisse“<br />

werden oft synonym benutzt und verweisen auf das Gefühl „Ich bin“ – das<br />

gewöhnliche Gewahrsein, das uns zu bewussten Wesen macht.<br />

EINE KURZE BIOGRAPHIE<br />

<strong>Nisargadatta</strong> wurde 1897 in der Hafenstadt Bombay geboren. Sein Name war<br />

Maruti Shivrampant Kambli, und er war ein introvertierter, wissbegieriger Junge,<br />

der sich für religiöse und philosophische Fragen interessierte. Als Maruti<br />

zwei Jahre alt war, zog die Familie in ihr Heimatdorf Kandalgaon, um sich dort<br />

um ihren landwirtschaftlichen Besitz zu kümmern. 1920, fünf Jahre nach dem


Tod seines Vaters, zog der 23jährige Maruti zurück nach Bombay. 1924 heiratete er<br />

Sumatibhai, und das Paar bekam im Laufe der Zeit drei Kinder. Obwohl Maruti<br />

zunächst als Büroangestellter in der Stadt arbeitete, gründete er bald sein eigenes<br />

Geschäft, einen kleinen Laden, in dem er verschiedene Waren einschließlich Tabak<br />

und Bidis (eine bestimmte Sorte handgedrehter Zigaretten) verkaufte. Das Geschäft<br />

florierte und ermöglichte es ihm, eine ganze Ladenkette aufzubauen.<br />

Kurz nach seiner Heirat begegnete Maruti einem Lehrer, der ihm Yogatechniken<br />

beibrachte. Diese Übungen machte er etwa zwei Jahre lang. Während dieser Zeit<br />

entwickelte sich in ihm ein intensives Verlangen nach Wahrheit, und er war gern<br />

mit Menschen zusammen, die miteinander über religiöse und philosophische Themen<br />

sprechen wollten. Allmählich erwachte in ihm ein bisher verborgener Wunsch,<br />

das zu erfahren, was in diesen Gesprächen erörtert wurde.<br />

1932, als Maruti 35 Jahre alt war, überredete ihn einer seiner Freunde, der schon<br />

seit längerem einen Heiligen in Bombay aufsuchte, dazu, ihn bei mehreren dieser<br />

Besuche zu begleiten. Das erwies sich als Wendepunkt in seinem Leben. Sein<br />

Wahrheitsdurst hatte ihn endlich zu seinem Guru geführt, dem angesehenen Heiligen<br />

Siddharameshwar <strong>Maharaj</strong>. Maruti ließ sich <strong>von</strong> ihm initiieren und begann seine<br />

spirituelle Praxis mit großem Glauben und voller Entschlossenheit. <strong>Maharaj</strong> sagte<br />

einmal über die Disziplin, die er befolgte:<br />

Als ich meinen Guru traf, sagte er zu mir: „Du bist nicht das, wofür du dich<br />

hältst. Finde heraus, was du bist. Beobachte das Gefühl Ich bin, finde dein<br />

wahres Selbst.“ Ich befolgte seine Worte. Ich verbrachte meine ganze freie<br />

Zeit damit, mich in Stille zu beobachten – was für ein Unterschied und so<br />

schnell! Ich brauchte nur drei Jahre, um meine wahre Natur zu erkennen.<br />

Einige Zeit nach dem Tod seines Gurus beschloss Maruti aus einem Zustand intensiver<br />

Entsagung heraus, das weltliche Leben und seine aufstrebenden Geschäfte<br />

aufzugeben. Er machte sich als Wandermönch auf den Weg und wollte so den Rest<br />

seines Lebens verbringen. Auf dieser Wanderschaft, die acht Monate dauerte, begegnete<br />

Maruti einem anderen Schüler <strong>von</strong> Siddharameshwar <strong>Maharaj</strong>, der ihn da<strong>von</strong><br />

überzeugte, dass ein aktives Leben losgelösten Handelns wesentlich sinnvoller<br />

sei als so ein Herumwandern. Maruti erkannte die Wahrheit dieses Ratschlags und<br />

beschloss, nach Bombay zurückzukehren. Während des letzten Abschnitts seiner Reise<br />

erkannte Maruti das Höchste Selbst.<br />

15


16<br />

Nach seiner Heimkehr empfand Maruti, dass ein einziger Laden zur Erfüllung<br />

seiner bescheidenen Bedürfnisse ausreichen würde. Die Leute der Umgebung<br />

begannen schon bald, das Leuchten der Selbsterkenntnis wahrzunehmen und<br />

versammelten sich öfters am Bidi-Laden um ihn. Nach einiger Zeit nahm er den<br />

Namen „<strong>Nisargadatta</strong>“ an; das bedeutet „der, der im natürlichen Zustand weilt“.<br />

Als sich das Licht seiner Verwirklichung nicht länger verbergen ließ, begannen<br />

ihn Besucher aus vielen Teilen der Welt aufzusuchen, um ihre spirituellen<br />

Zweifel zu klären. Im Laufe der Jahre besuchten immer mehr Menschen<br />

<strong>Nisargadatta</strong> in dem kleinen Zwischengeschoss, das er in seiner bescheidenen<br />

Behausung in Bombay gebaut hatte. <strong>Maharaj</strong> sah direkt in die tiefsten Bereiche<br />

ihres Seins. Mit feuriger Intensität, gepaart mit Mitgefühl, führte er sie geschickt<br />

zur Wahrheit ihrer eigenen Identität.<br />

<strong>Maharaj</strong>s spirituelle Traditionsfolge geht auf die Nath Sampradaya zurück, die<br />

später als Navnath Sampradaya (die Linie der neun Meister) bekannt wurde und<br />

deren Geschichte mehrere Jahrhunderte zurückreicht. Die Lehren der Nath Gurus<br />

sind einfach und direkt. Hingebungsvolles Singen spielt zwar auch eine wichtige<br />

Rolle, doch die wesentliche Betonung liegt auf dem Erwachen zu der höchsten<br />

Wirklichkeit, die im Herzen jedes Wesens erstrahlt.<br />

1981 wurde <strong>Maharaj</strong> aufgrund <strong>von</strong> Kehlkopfkrebs körperlich sehr schwach.<br />

Dennoch war sein Wesen so mitfühlend, dass er weiterhin täglich viele spirituelle<br />

Sucher traf, die aus der ganzen Welt anreisten, um ihm zu begegnen. So blieb<br />

die kleine Wohnung in der Khetwadi 10 th Lane für viele ein Brennpunkt auf<br />

ihrer Suche nach Selbstverwirklichung, bis <strong>Maharaj</strong>s Körper schließlich am<br />

8. September 1981 der Krankheit erlag.<br />

Matthew Greenblatt<br />

Carlsbad, Kalifornien


Jean Dunn, eine enge Schülerin <strong>von</strong> <strong>Maharaj</strong><br />

und Herausgeberin mehrerer Bücher mit seinen<br />

Gesprächen, schilderte ihn so:<br />

„Maurice Frydman beschrieb diesen großen<br />

Lehrer als ,warmherzig, zart, auf scharfsinnige<br />

Weise humorvoll, absolut furchtlos und<br />

wahrhaftig – als jemanden, der alle, die zu<br />

ihm kamen, inspirierte, führte und unterstützte‘.<br />

Andere haben ihn als einen ‚Tiger‘<br />

beschrieben. Er war alles, was notwendig<br />

war: Gütig, sanft, geduldig, schroff, barsch,<br />

ungeduldig. Die Stimmungen strichen über<br />

ihn hinweg wie eine sommerliche Brise, die<br />

ihn kaum berührte.“<br />

17


Ihre wahre wahre Natur Natur ist jenseits jenseits aller Beschreibung.<br />

Beschreibung.<br />

Sie kann kann nicht nicht mit dem dem Verstand Verstand erfasst erfasst werden, werden,<br />

und und doch doch existiert existiert sie.<br />

Sie ist der Ursprung Ursprung aller aller Dinge. Dinge.<br />

19


Alle Handlungen folgen<br />

konzeptuellen Strukturen und werden<br />

<strong>von</strong> ihnen gesteuert.<br />

Sie gehen ganz selbstverständlich da<strong>von</strong> aus,<br />

dass Sie erschaffen wurden.<br />

Das basiert auf einem fremden Konzept,<br />

welches über Ihr Glück oder Unglück und Ihre<br />

Auffassungen <strong>von</strong> Geburt und Tod bestimmt.<br />

All das ist das Spiel<br />

manifest werdender Vorstellungen,<br />

bei denen Sie sich für den Handelnden halten.<br />

21


22<br />

Erkennen Sie die Wahrheit, und lassen Sie<br />

alle Konzepte beiseite.<br />

Wer das tut,<br />

transzendiert Geburt und Tod.<br />

Sie werden das, woran Sie glauben.<br />

Wie kraftvoll wirken Überzeugungen!<br />

Seien Sie sich dieser Tatsache bewusst.


Erkennen Sie, was Sie sind,<br />

bevor Sie irgendetwas anderes erkennen.<br />

Seien Sie fest da<strong>von</strong> überzeugt,<br />

dass Sie reines BEWUSSTSEIN sind.<br />

Das sollte spontan geschehen;<br />

nur so ist es möglich.<br />

23


24<br />

Der denkende Geist ist nur eine<br />

Ansammlung <strong>von</strong> Eindrücken,<br />

die seit der Geburt<br />

gespeichert wurden.<br />

Er ist mit Gedanken beschäftigt,<br />

die auf seinem<br />

vorherrschenden Konzept basieren.<br />

Erfassen Sie, wer der Erfahrende<br />

des denkenden Geistes ist.<br />

Wenn Sie Ihren Gedanken glauben,<br />

werden Sie enttäuscht werden.


Seien Sie der Zeuge<br />

<strong>von</strong> Gedanken.<br />

Bleiben Sie der Seher.


Die Welt<br />

existiert nur<br />

in Ihrem<br />

Denken.<br />

26


Denkender Geist ist gleich Vorstellung<br />

– er lässt alles entstehen,<br />

was ihm beliebt.<br />

Das ist seine Natur.<br />

Wenn man die wahre Natur <strong>von</strong><br />

Konzepten erkennt, erkennt man<br />

gleichzeitig „Das“, was frei<br />

<strong>von</strong> Konzepten ist.<br />

Nur der denkende Geist wird geboren, nicht Sie.<br />

27


Was wir „wissen“,<br />

wird Quelle unseres<br />

Glücks oder Kummers.


Sie wurden ohne irgendwelche Kenntnisse geboren.<br />

Kenntnisse entstanden erst nach der<br />

Geburt des Körpers.<br />

Bleiben Sie nicht in dem stecken, was Ihnen gelehrt wurde<br />

oder was Sie gelernt haben.<br />

Irgendwann müssen Sie das<br />

alles über Bord werfen.<br />

73

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