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weiterlesen - Henrike Feltges

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Titelthema<br />

Im reifen Alter nochmal neu anfangen - warum nicht?<br />

Hier sind vier Menschen über 50, die sich einfach sagten<br />

»Heut' beginnt mein<br />

neues Leben!«<br />

SIE wurde mit 49 Jahren noch einmal schwanger - mit Zwillingen. ER kündigte seinen<br />

sicheren Job im Öffentlichen Dienst. SIE entschied sich dafür, die Kinder auszutragen,<br />

obwohl sie schon vierfache Mutter war. ER entschied sich dafür, sein eigener Herr zu<br />

werden und gründete eine Firma für Zukunfts-Technologien. BEIDE stießen in ihrem<br />

Umfeld auf Unverständnis und Kopfschütteln. Doch BEIDE ließen sich davon nicht beirren.<br />

Lesen Sie die ungewöhnliche Geschichte zweier Menschen, die den Mut fanden, einen<br />

späten, aber totalen Neuanfang zu wagen – und warum sie heute glücklich darüber sind.<br />

Beate Else Jankowiak (52)<br />

Glückliche Mutter, glückliche Kinder: Beate Else<br />

Jankowiak (54) mit ihren Zwillingen Milla (links)<br />

und Lilith zu Hause in Berlin-Köpenick. Zur<br />

Familie gehören auch Labrador-Mix Benno und<br />

Pudel Kurt. "Diese Viererbande hält mich jung",<br />

lacht Beate Else Jankowiak<br />

Hat endlich eine<br />

richtige Familie<br />

Wenn ihre gleichaltrigen<br />

Freundinnen über ihre<br />

Probleme mit den Wechseljahren<br />

klagten, konnte Beate Else<br />

Jankowiak, damals 49, gar nicht mitreden.<br />

Hitzewallungen, heftige<br />

Schweißausbrüche, keine Lust mehr<br />

auf Sex - das alles hatte sie noch<br />

nicht erlebt. Ist vielleicht irgendetwas<br />

nicht in Ordnung mit mir?<br />

Wie ein Film<br />

Diese Frage stellte sie sich nicht nur<br />

einmal. Ein Besuch bei der Frauenärztin<br />

sollte schließlich Gewissheit<br />

bringen. Und Gewissheit brachte er<br />

- aber eine ganz andere, als sich Beate<br />

Else Jankowiak gedacht hatte.<br />

"Sie sind schwanger", stellte die Gynäkologin<br />

ganz sachlich fest.<br />

Schwanger mit 49 Jahren. Schwanger<br />

als Mutter von vier Kindern, drei<br />

von ihnen bereits er- wachsen. Wie<br />

ist einem da zumute? Was fühlt<br />

man, was geht einer Frau da<br />

als erstes durch den Kopf?<br />

"Als erstes war es Überraschung",<br />

sagt Beate Else<br />

Jankowiak. "Ich und noch<br />

mal schwanger? Wie soll<br />

denn das gehen in deinem<br />

Alter? Das fragte ich auch<br />

meine Frauenärztin, doch<br />

die sagte nur, dass es eben<br />

so sei. Was sollte sie auch<br />

sonst sagen? Dann, ganz<br />

plötzlich, lief ein Film in<br />

mir ab, mit ständig wechselnden<br />

Bildern: Ich<br />

freue mich riesig! Aber<br />

schaffe ich das noch?<br />

Klar, ich schaffe das! Aber<br />

bist nicht zu alt? Werden<br />

die Babys gesund sein?<br />

Ditmar Käsch (54)<br />

"Ich habe spät im Leben noch<br />

einmal alles auf eine Karte<br />

gesetzt und mich komplett<br />

verändert. Und es hat<br />

geklappt!", erzählt er stolz.<br />

Und was sagt dein Mann? Was sagen<br />

deine Kinder? Wie reagieren<br />

Freunde und Bekannte? Wie kriegst<br />

du das hin mit deinem14-Stunden-<br />

Arbeitstag?" Fragen über Fragen,<br />

doch für die gelernte Groß- und Außenhandelskauffrau<br />

aus dem Ruhrgebiet<br />

stand die Antwort dennoch<br />

sofort fest: Ich werde die Kinder austragen,<br />

Abtreibung ist für mich kein<br />

Thema. Auch dann nicht, als die Bekannten<br />

prompt fragten: "Willst du<br />

die Schwangerschaft nicht abbrechen?"<br />

Mit ihrer Entscheidung ist<br />

Beate Else Jankowiak tat- sächlich<br />

eine Ausnahme: Bei Frauen, die<br />

über 45 Jahre alt und bereits Mutter<br />

sind, registriert das Statistische Bundesamt<br />

Jahr für Jahr eine Abtreibungs-<br />

quote von über 95 Prozent.<br />

Wie auch immer: Bei Beate Else Jankowiak<br />

verliefen Schwangerschaft<br />

und Geburt problemlos. Die Zwillin-<br />

ge Lilith und Milla sind heute dreieinhalb<br />

Jahre alt, die Mutter ist 54.<br />

Aber das ist nur ihr biologisches Alter<br />

- gefühlt ist sie viel jünger. "Diese<br />

beiden haben mich sowohl vom Wesen<br />

als auch körperlich total verjüngt.<br />

Vor ihrer Geburt hatte ich Arthrose<br />

im rechten Zeh. Die fühle ich<br />

jetzt nicht mehr, weil ich gar keine<br />

Zeit mehr dafür habe", sagt Beate<br />

Else Jankowiak lachend.<br />

Blicke ärgern mich<br />

Als sei das alles noch nicht aufregend<br />

genug, entschied sich die Mutter<br />

von sechs Kindern auch noch für<br />

einen zweiten scharfen Bruch in ihrem<br />

Leben: Als Lilith und Milla gerade<br />

mal ein halbes Jahr alt waren,<br />

beschloss sie, aus dem Ruhrgebiet<br />

wegzuziehen - nach Berlin, die wildpulsierende<br />

Metropole des Ostens.<br />

"Meine ältesten Töchter lebten<br />

10 bewegt<br />

bewegt 11


Titelthema<br />

<strong>Henrike</strong><br />

<strong>Feltges</strong><br />

Kompetenzberaterin<br />

beim GND<br />

Lecker, lecker! Zu "Elses Leibspeisen" gehört auch ein<br />

großer Schoko-Kuchen, den die Chefin hier in der Hand hält<br />

schon ein paar Jahre an der Spree,<br />

die eine studierte, die andere arbeitete.<br />

Sie hatten mich schon öfter gefragt,<br />

ob ich nicht zu ihnen kommen<br />

wolle. Vorher wäre das für ich nicht<br />

in Frage gekommen." Doch jetzt<br />

dachte sie anders: Warum nicht? Warum<br />

nicht noch mal in einer anderen<br />

Stadt ganz neu anfangen? Auch ihr<br />

zweiter Mann Thomas, 12 Jahre jünger<br />

als sie, war dafür. Und dann entschied<br />

sie sich für Berlin.<br />

Hat sie es schon bereut? "Nein, ganz<br />

gewiss nicht." Aber es gab schon etwas,<br />

was sie in der Hauptstadt immer<br />

wieder geärgert hat. Es sind diese<br />

Blicke der Leute, wenn sie mit ihren<br />

Zwillingen spazieren geht. Diese<br />

Blicke, die sagen:<br />

Da geht eine Frau<br />

mit den Kindern ihrer<br />

Tochter spazieren,<br />

eine Großmutter...<br />

"Heute sehe ich<br />

es locker, dass man mich ständig für<br />

eine Oma hält. Ältere Mütter sind<br />

doch toll. Sie sind viel entspannter,<br />

eigentlich sogar die besseren Mütter.<br />

Für mich sind diese beiden Kinder<br />

ein großes Geschenk."<br />

14 Stunden täglich<br />

In ihrem Job bekam sie allerdings<br />

nichts geschenkt. Im Ruhrgebiet<br />

führte Beate Else Jankowiak einen<br />

Catering-Service, ein Bistro und ein<br />

So können Sie das auch schaffen<br />

GND<br />

TIPP<br />

„Es ist nie zu spät, etwas im Leben zu ändern. Man<br />

muss es nur wollen und sich trauen. Ich rate jedem, seine<br />

verborgenen Wünsche oder lange gehegten Träume ans<br />

Tageslicht zu holen. Mit Ende 50 hatte ich mich entschieden,<br />

eine sichere Festanstellung aufzugeben und in die Selbständigkeit<br />

zu gehen. Zugegeben, dazu gehört Mut und es passt nicht<br />

zu jedem, aber ich habe diesen Schritt bis heute nicht bereut.<br />

Damals stellte ich mir immer häufiger die Frage, ob das denn<br />

nun schon alles im Berufsleben gewesen sein soll. Heute weiß<br />

ich aus meiner Arbeit, dass ein Jobwechsel mit 55 auch für andere<br />

gut möglich ist. Berufliche Veränderung gelingt fast in jedem<br />

Alter, wenn man eine klare Vorstellung hat, an sich und seine<br />

Fähigkeiten glaubt und den Mut dazu aufbringt.“<br />

Riesenbuffets mit süßen Träumen „Elses<br />

Leibspeisen“ legt sich für die Kunden ins Zeug<br />

Inneneinrichtungs-Geschäft. "Ich<br />

habe alles verkauft und dann in Berlin<br />

einen Party-Service eröffnet."<br />

Und natürlich war aller Anfang auch<br />

für sie schwer. "Du kannst noch so<br />

gut sein - es hilft dir nicht, wenn du<br />

dich nicht irgendwie bekannt machen<br />

kannst." Aber sie schaffte es -<br />

hier ein Auftrag über die große<br />

Tochter, da ein neuer über Flüsterpropaganda.<br />

Und dazu noch Anzeigen<br />

in Hochzeitsmagazinen.<br />

Inzwischen hat sie sich in Berlin<br />

etabliert, kocht für Hochzeiten und<br />

Geburtstage, gibt Kochkurse. Und<br />

sie führt die Kantine für den Schuh-<br />

Hersteller Zalando. In sofern hat<br />

sich nichts geändert - wie einst im<br />

Ruhrgebiet hat Beate Else Jankowiak<br />

einen 14-Stunden-Tag. "Na und",<br />

sagt sie. "Auch Arbeit hält dich jung.<br />

Gerade so ein Neuanfang." Bei so<br />

viel Arbeit, bei so viel Stress: Ist es<br />

das wert? "Ja, ich habe mein Hobby,<br />

das Kochen, zum Beruf gemacht.<br />

Wie viele Menschen können das für<br />

sich behaupten?"<br />

In seinem Büro im 10. Stock eines<br />

Wolkenkratzers am Berliner<br />

Spreeufer hat die Zukunft unserer<br />

Ener- gie-Politik längst begonnen.<br />

Auf der Fensterbank stehen Solarzellen-Module<br />

und Modelle von<br />

Wind- kraftanlagen mit langen Rotorblättern.<br />

Nur eine alte, mechanische<br />

Olympus-Schreibmaschine erinnert<br />

an vergangene Zeiten. "Darauf<br />

habe ich meine Diplom- arbeit<br />

getippt, von der werde ich mich nie<br />

trennen", sagt Dietmar Käsch (54)<br />

und lacht herzlich sympathisch. Die<br />

Schreibmaschine ist aber auch alles,<br />

was ihn mit dem Gestern verbindet.<br />

Der Rest ist total auf die Welt von<br />

Morgen getrimmt - Dietmar Käsch<br />

hat sich mit einer Firma selbständig<br />

gemacht, die Projekte für Photovoltaik<br />

und Windenergie entwickelt.<br />

Dabei war die Sache zunächst<br />

alles andere als einfach. Als er seinen<br />

Entschluss zur Selbständigkeit<br />

bekannt gab, prasselte es von allen<br />

Seiten auf ihn ein. Was er sich so anhören<br />

musste von Freunden und Be-<br />

In seinem Büro in einem<br />

Berliner Hochhaus entwirft<br />

Dietmar Käsch (54) Windparks<br />

für ganz Deutschland<br />

Lebt seinen Traum von eine besseren Umwelt<br />

kannten, war ganz schön schwerer<br />

Tobak: "Bist du denn verrückt? Mach<br />

das bloß nicht! Einen sicheren Job<br />

im öffentlichen Dienst aufzugeben -<br />

so etwas tut man doch nicht in diesen<br />

Zeiten..."<br />

15 Mio Umsatz<br />

Dietmar Käsch hat es trotzdem getan<br />

- und den Schritt in die Selbständigkeit<br />

bis heute nicht bereut.<br />

Dabei war der Elektro-Ingenieur damals<br />

auf dem besten Weg, bei den<br />

Berliner Verkehrsbetrieben (BVG)<br />

Karriere zu machen, seine Beförderung<br />

zum Direktor stand kurz bevor.<br />

Und trotz- dem gründete er mit Ehefrau<br />

und Sohn seine eigene Firma,<br />

wagte den Sprung ins Ungewisse.<br />

Heute ist er Geschäfts- führer der<br />

"Unlimited Energy GmbH", peilt in<br />

diesem Jahr erstmals einen Umsatz<br />

von rund 15 Millionen Euro an.<br />

"Klar", sagt Dietmar Käsch, "am Anfang<br />

haben wir uns Beulen und Narben<br />

geholt. Aber das gehört wohl<br />

dazu. Jeder muss erstmal seine eige-<br />

nen Erfahrungen machen." Vielleicht<br />

ist es seine ungewöhnliche<br />

Biografie, die Dietmar Käsch dazu<br />

gebracht hat, einen mindestens<br />

ebenso ungewöhnlichen Weg zu gehen:<br />

Geboren und aufgewachsen<br />

im damaligen Ost-Berlin, studierte<br />

er Elektrotechnik und machte als<br />

junger Mann schnell Karriere bei einem<br />

staatlichen Elektro- und Anlagenbaubetrieb.<br />

Raus aus der Nische<br />

Er hätte ein beschlauliches Nischen-<br />

Leben führen können, doch das<br />

wollte er schon damals nicht. Noch<br />

zu DDR-Zeiten warf er den Ingenieurs-Job<br />

hin und machte sich mit einer<br />

kleinen Tischlerei zum ersten<br />

Mal selbständig. "Der ewig gleiche<br />

Trott in einem sogenannten volkseigenen<br />

Betrieb nervte mich einfach",<br />

sagt Käsch. Schließlich kam die Sache<br />

mit dem Ausreiseantrag. Käsch:<br />

"Meine Frau Heidrun war als Laie in<br />

der Evangelischen Kirche engagiert.<br />

Das reichte schon, um in der DDR<br />

12 bewegt bewegt 13


Titelthema<br />

schi- kaniert und drangsaliert zu<br />

werden. So etwas wollten wir uns<br />

nicht mehr antun." Nach etwa sechs<br />

Monaten Wartezeit wurde der Ausreiseantrag<br />

bewilligt, und Familie<br />

Käsch kam mitten in den Wirren der<br />

politischen Wende in der DDR ins<br />

damalige West-Berlin.<br />

Auf den Acker<br />

Obwohl Jobs für Hochqualifizierte<br />

auch schon damals Mangelware<br />

waren, fand Dietmar Käsch schnell<br />

einen Arbeitsplatz bei den Verkehrsbetrieben.<br />

Acht lange Jahre hielt er<br />

dort aus, doch dann juckte es ihn<br />

wieder unter den Nägeln, noch mal<br />

völlig neu durchzustarten. "Naja",<br />

sagt er auf seine bescheidene Art,<br />

"so ganz neu war es nun auch nicht.<br />

Schließlich hatte ich mich schon bei<br />

den Verkehrsbetrieben mit ähnlichen<br />

Themen wie erneuerbaren<br />

Energien beschäftigt." Erneuerbare<br />

Energien und saubere Technologien<br />

- wenn Dietmar Käsch davon<br />

spricht, gerät er ins Schwärmen.<br />

"Das ist wirklich unsere Zukunft. Da<br />

ist noch so viel drin, so vieles müsste<br />

noch angepackt werden." Und anpacken<br />

kann er - gerade hat "Unli-<br />

Ein Windpark in Brandenburg Gerade hat Dietmar<br />

Käschs Firma eine Anlage mit 148 Megawatt fertiggestellt<br />

mited Energy" im südlichen<br />

Brandenburg eine<br />

145-Megawatt-Solaranlage<br />

verkauft. Sie wird schon<br />

bald ans Netz gehen. Dabei<br />

beschränkt sich "Unlimited<br />

Energy" nicht nur auf den<br />

Standort Deutschland - auch Projekte<br />

in Polen, Rumänien und Bulgarien<br />

wurden schon in Angriff genommen.<br />

Käsch: "Wir gehen wirklich<br />

noch raus auf den Acker und sagen:<br />

Hier könnte ein Wind- oder Solarpark<br />

entstehen." "Unlimited Energy"<br />

begleitet den Bauprozess von<br />

Energieanlagen bis zum letzten Spatenstich.<br />

Immmer in Bewegung<br />

Dietmar Käsch ist einer der klassischen<br />

mittelständischen Unternehmer,<br />

die - Großindustrie hin oder<br />

her - mit ihrem Engagement und ihrer<br />

Leidenschaft bis heute Fundament<br />

und Rückgrat der deutschen<br />

Wirtschaft bilden. Er ist ein Selfmade-Man,<br />

der nicht nur nackte<br />

Zahlen im Kopf hat. Seine 13 Mitarbeiter<br />

sieht er nicht als "Humankapital",<br />

sondern als Kollegen. Und<br />

wenn er einen Angestellten fragt,<br />

Energie aus der Natur!<br />

Käsch vor einem Ölbild, das<br />

seinen Job symbolisiert<br />

Family-Business<br />

Der Chef mit seinem<br />

Sohn Torsten<br />

(30), der auch ausgebildeter<br />

Elektro-<br />

Ingenieur ist<br />

wie es ihm geht, interessiert ihn die<br />

Antwort wirklich. "Wichtig ist auch,<br />

dass man nicht gleich alle rauswirft,<br />

wenn es zeitweise mal nicht so gut<br />

läuft", sagt Dietmar Käsch. "Man<br />

muss auch mal durch eine Durststrecke,<br />

ohne gleich in Panik zu geraten.<br />

Schließlich hat man Verantwortung<br />

wie das Oberhaupt einer<br />

Familie.“ Bei "Unlimited Energy"<br />

geht es wirklich zu wie in einer großen<br />

Familie - dafür sorgen neben<br />

Dietmar Käsch auch noch Tochter<br />

Stefanie (32) und Sohn Torsten (30),<br />

die ihren Vater in der Geschäftsführung<br />

unterstützen. Und nicht zuletzt<br />

Dietmars Ehefrau Heidrun.<br />

„Wir entscheiden alle und alles gemeinsam“,<br />

sagt der Unternehmer.<br />

Auch in seiner raren Freizeit bleibt<br />

er seinem Motto „Immer in Bewegung<br />

bleiben“ treu – dann schwingt<br />

er sich aufs Fahrrad und geht auf<br />

Tour. Dabei holt er sich neue Kraft<br />

für seinen anstrengenden Job."<br />

Nach der Kündigung begann ein neuer Lebensabschnitt<br />

Nach 32 Jahren wurde sie gefeuert, um Jüngeren Platz<br />

zu machen - und trotzdem verzweifelte sie nicht<br />

Da schuftest du dein Leben lang für die selbe Firma, bist<br />

nicht einen Tag krank - und dann kriegst du plötzlich einen<br />

Tritt und wirst vor die Tür gesetzt. Der Bankkauffrau<br />

Gerda Herbst (heute 61) ist es passiert. "32 Jahre habe ich für<br />

die Bank hinterm Schalter gearbeitet, Tausende von Kunden<br />

betreut. All meine Chefs waren immer zufrieden mit<br />

mir", sagt die Berlinerin. Eines Tages wurde sie zum Personalchef<br />

des Geldinstituts bestellt. "Um konkurrenzfähig zu<br />

bleiben, müssen wir Personal abbauen. Tut uns leid für Sie."<br />

Gerda Herbst verzweifelte, stellte sich quälende Fragen:<br />

Warum ich? Habe versagt? Ihre Depressionen wurden immer<br />

schlimmer. Bis Kollegen sie überzeugten, Kündigungsschutzklage<br />

einzureichen. Gerda Herbst begann zu kämpfen,<br />

gewann zwei Instanzen gegen ihren Arbeitgeber. Sie<br />

nahm eine Abfindung an und erfüllte sich einen lang gehegten<br />

Traum: Wanderungen durch die Dolomiten. Und sie<br />

fand endlich Zeit, ihre Lieblingssprache zu lernen - Französisch.<br />

"Inzwischen mache ich schon den dritten Kurs für<br />

Fortgeschrittene", sagt Gerda stolz. Na denn, bonne chance!<br />

Claude Daniel Lerognon (67)<br />

Im Herbst erscheinen seine Memoiren.<br />

Er sagt: "Es ist keine klassissche Sportler-<br />

Biografie, sondern ein Buch über Höhen<br />

und Tiefen eines menschlichen Lebens"<br />

Gerda Herbst (61)<br />

Nach ihrer Kündigung<br />

entdeckte sie das<br />

Wandern - hier bei einer<br />

Tour durch die Dolomiten<br />

Der schwerste Kampf des eisenharten Catchers<br />

Er dachte, er sei unsterblich, war mit 66 noch topfit –<br />

doch dann kam die schlimme Diagnose des Arztes<br />

Er war ein stahlharter Kämpfer, in den 70-er Jahren unter den Namen<br />

„Leronix“ und „Le Gaulois“ (der Gallier) ein weltweit gefürchteter<br />

Catcher. „Ich bin unsterblich“, schrie Claude Daniel Lerognon<br />

(so sein bürgerlicher Name) seinen Gegnern entgegen,<br />

wenn er sie auf die Bretter gezwungen hatte. Doch plötzlich wusste<br />

auch der Europameister von 1977, dass er nicht unsterblich ist: Er<br />

erkrankte lebensgefährlich. Heute sagtder 67-Jährige: „Jede Sekunde<br />

ist wie ein Geschenk.“ Die Welt des Franzosen, der in Berlin lebt,<br />

war aus den Fugen geraten. Beim Routineckeck im Krankenhaus<br />

stellte ein Arzt ein Aneurysma fest, eine lebensgefährliche Erweiterung<br />

der Herzschlagader. Reißt ein Aneurysma, verblutet der Patient<br />

sofort. Am nächsten Morgen wurde der Ex-Catcher operiert.<br />

Wochen später war er wieder zu Hause und beschloss, sein Leben<br />

mit 66 noch einmal total umzukrempeln. Er reiste quer durch<br />

Deutschland und Frankreich, schoss in Zoos und Tierparks Tausende<br />

Fotos. Er hält sich mit Goggen und stundenlangen Touren auf<br />

dem Rad fit und schreibt seine Memoiren. Die 200 Seiten aus dem<br />

„Leben eines Kämpfers“ (so der Titel) erscheinen noch im Herbst.<br />

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