Von der Liebe zu Punkten: Die Polke-Retrospektive im ... - art info
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achtet <strong>der</strong> bangen Blicke <strong>der</strong> Restauratoren,<br />
die sich um die Konservierung<br />
<strong>der</strong> Kunstwerke Sorge machen, bringt<br />
<strong>Polke</strong> bis <strong>zu</strong> acht Schichten Kunststoffsiegellack<br />
auf den liegenden Bildgrund.<br />
<strong>Die</strong> aufgespannten einfachen Vorhangstoffe<br />
aus Synthetik verwandeln sich so<br />
<strong>zu</strong> einem gehe<strong>im</strong>nisvoll transparenten<br />
Bildträger, <strong>der</strong> den Blick auf die Rahmenkonstruktion<br />
freigibt, wie <strong>zu</strong>m Beispiel<br />
bei „Gangster“ (1988) o<strong>der</strong> bei<br />
„Weißer Raum“ (1994), wo das Raster<br />
des Holzrahmens in eine verwirrende<br />
Korrespondenz mit dem Bildraum tritt.<br />
Manchmal verdichten sich auch zwischen<br />
den Lackschichten eingestreute<br />
Farbsubstanzen wie be<strong>im</strong> „Triptychon“<br />
(1996) <strong>zu</strong> einem ungegenständlichen<br />
Farbrausch, <strong>der</strong> <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> figurative<br />
Assoziationen hervorruft.<br />
DeR KünstLeR aLs ZeitKRitiKeR<br />
Neben den Materialien sind es aber auch<br />
die sozialkritischen o<strong>der</strong> politischen<br />
Themen, mit denen sich Sigmar <strong>Polke</strong><br />
auseinan<strong>der</strong>setzt. Der Afghanistankrieg<br />
Triptychon, 1996, synthetischer Harz und Lack auf Stoff, 3teilig, je 350x280 cm<br />
fand in seine Kunst ebenso Ein<strong>zu</strong>g wie<br />
eine kritische Auseinan<strong>der</strong>set<strong>zu</strong>ng mit<br />
den Vereinigten Staaten <strong>zu</strong> Beginn des<br />
Jahrtausends. Sigmar <strong>Polke</strong> kann es<br />
sich inzwischen erlauben, an<strong>der</strong>en auf<br />
die Füße <strong>zu</strong> steigen. Der Kunstmarkt<br />
n<strong>im</strong>mt alle Auseinan<strong>der</strong>set<strong>zu</strong>ngen des<br />
Künstlers dankbar auf und er bekommt<br />
mehr Ausstellungsanfragen, als ein<br />
Künstler vernünftigerweise annehmen<br />
kann. <strong>Die</strong> erste <strong>Polke</strong>-<strong>Retrospektive</strong><br />
sorgte 1976 in <strong>der</strong> Kunsthalle Tübingen<br />
für Aufsehen. <strong>Die</strong> Ausstellung des<br />
damals 35 Jahre alten Künstlers versammelte<br />
sämtliche zwischen 1962 und<br />
1971 entstandenen „Bil<strong>der</strong>, Tücher und<br />
Objekte“ und erfasste sie in einem chronologischen<br />
Werkverzeichnis. „Ausstellungen<br />
in Rotterdam, Zürich und Paris<br />
machten <strong>Polke</strong> dann in den 80er Jahren<br />
<strong>zu</strong> einem Protagonisten <strong>der</strong> internationalen<br />
Kunstszene.<br />
Seitdem hält er eine Spitzenposition<br />
unter den meistbeachteten Künstlern<br />
weltweit. Seine Werke fanden Eingang<br />
in die großen Sammlungen und<br />
Museen, sie schmücken den Bundestag<br />
<strong>im</strong> Berliner Reichstagsgebäude. <strong>Die</strong><br />
unumstrittene Instanz <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne,<br />
das Museum of Mo<strong>der</strong>n Art in New<br />
York, widmete ihm als einem <strong>der</strong> ersten<br />
Deutschen 1999 eine Einzelausstellung<br />
mit frühen Arbeiten auf Papier.<br />
Zusammen mit Beuys, Richter, Baselitz<br />
und Kiefer war es <strong>Polke</strong>, <strong>der</strong> den bildenden<br />
Künsten in Deutschland wie<strong>der</strong><br />
<strong>zu</strong> internationalem Renomée verhalf.<br />
Mit <strong>der</strong> gegenwärtigen Ausstellung in<br />
Bade-Baden schließt sich gewissermaßen<br />
<strong>der</strong> Kreis und es bleibt <strong>zu</strong> hoffen,<br />
dass es nicht die letzte Ausstellung<br />
dieses Künstlers bleibt.<br />
<strong>Die</strong> Ausstellung ist noch bis <strong>zu</strong>m 15.05.07<br />
<strong>im</strong> Museum Frie<strong>der</strong> Burda in Baden-Baden<br />
<strong>zu</strong> sehen. Der Katalog <strong>zu</strong>r Ausstellung<br />
„<strong>Polke</strong> - Eine <strong>Retrospektive</strong>: <strong>Die</strong> Sammlungen<br />
Frie<strong>der</strong> Burda, Josef Froehlich,<br />
Reiner Speck“ ist <strong>im</strong> Hatje Cantz Verlag<br />
erschienen, und kostet 28 Euro.<br />
Museum Frie<strong>der</strong> Burda, Lichtentaler Allee 8b,<br />
76530 Baden-Baden; Di -So 11-18 Uhr<br />
Wir danken herzlich Frau Meike Gatermann<br />
vom Hatje Cantz Verlag, die maßgeblich<br />
<strong>zu</strong>m Entstehen des Artikels beigetragen hat.<br />
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