Dezember04 f r PDF - die Apis
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Kurt und Monika Stotz<br />
den. Als ich dann in späteren Jahren<br />
mit Ernst Fuhr Kontakt bekam<br />
und er mich zu Gemeindeeinsätzen<br />
mit behinderten Menschen aus<br />
dem Bruderhaus mitnahm, war<br />
schon eine Spur gelegt. Die Mitarbeit<br />
bei einer Behindertenfreizeit,<br />
<strong>die</strong> mein Bruder Erich leitete, war<br />
eine weitere Spur. »Dankbarkeit<br />
macht fröhlich«, lautete das Thema.<br />
Diese Spur der Dankbarkeit<br />
verließ mich nicht mehr. Mein<br />
Auftrag von Gott war klar: Arbeit<br />
mit Menschen mit Behinderungen.<br />
Diakonische Tätigkeiten werden<br />
sowohl in den Kommunen als auch<br />
in den Kirchen und Gemeinschaften<br />
weitgehend den Frauen überlassen.<br />
Scheinbar ist das Wort<br />
»Diakonie« landläufig von vornherein<br />
weiblich besetzt. War das<br />
schon immer so? Im Neuen Testament<br />
(Apg 6) wurden ja ausdrücklich<br />
Männer mit diakonischen Aufgaben<br />
beauftragt.<br />
Wenn man nicht genau hinsieht,<br />
kann man fast <strong>die</strong>sen Eindruck gewinnen.<br />
Auch in unserer Arbeit<br />
überwiegen <strong>die</strong> Mitarbeiterinnen –<br />
obwohl wir dringend Männer<br />
brauchen. Aber es gibt auch Männer<br />
in der Diakonie. Wenn wir zurückblicken,<br />
sind viele diakonische<br />
Einrichtungen von Männern<br />
gegründet worden, <strong>die</strong> das Wort<br />
Gottes in Wort und Tat ausleben<br />
wollten (z. B. Gustav Werner,<br />
Friedrich von Bodelschwingh<br />
etc.). Diese Gründungsväter erfuhren<br />
jedoch bald, dass Frauen sich<br />
schneller und leichter zum diakonischen<br />
Dienst zur Verfügung<br />
stellten.<br />
Heute können wir aber auch entdecken,<br />
dass sich immer mehr Männer<br />
in <strong>die</strong>sen Dienst rufen lassen.<br />
Ein Schwerpunkt deiner Arbeit ist<br />
<strong>die</strong> Organisation und Leitung von<br />
Freizeiten für Menschen mit Behinderungen.<br />
Allein in <strong>die</strong>sem<br />
Jahr standen 15 meist 10-tägige<br />
Angebote auf dem Programm. Eingeladen<br />
sind sowohl geistig- und<br />
mehrfachbehinderte Menschen als<br />
auch körperbehinderte und sinnesgeschädigte<br />
Menschen. Wie gestaltet<br />
sich das Miteinander von so<br />
unterschiedlichen Menschen auf<br />
euren Freizeiten?<br />
Sehr gut. Unsere Freizeiten sind<br />
ein hervorragendes Angebot zur<br />
Integration von Menschen mit den<br />
unterschiedlichsten Behinderungsarten<br />
– denn auch behinderte<br />
Menschen unter sich müssen Integration<br />
lernen, nicht nur sogenannte<br />
»Behinderte und Nichtbehinderte«.<br />
Aber wir haben normalerweise<br />
auch ein sehr gutes Miteinander<br />
der Generationen. Die<br />
meisten Teilnehmer von etwa 2 bis<br />
über 80 Jahren verstehen sich gut<br />
und freuen sich aneinander.<br />
Die Voraussetzung bei allen Teilnehmern<br />
und Mitarbeitern ist, dass<br />
alle wissen, wir sind auf gegenseitige<br />
Hilfe, auf das gute Miteinander<br />
angewiesen, jeder kann dem<br />
anderen <strong>die</strong>nen.<br />
Zur Begleitung solcher Freizeiten<br />
bedarf es aus naheliegenden<br />
Gründen einer größeren Zahl von<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.<br />
Habt ihr einen festen Stamm,<br />
oder wie findet ihr jeweils <strong>die</strong> benötigten<br />
Begleitpersonen?<br />
Für <strong>die</strong> ca.15 Freizeiten im Jahr<br />
benötigen wir über 100 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter. Diese<br />
Zahl reduziert sich jedoch, da ein<br />
GEMEINSCHAFT 12/2004<br />
fester Stamm mehrmals dabei ist.<br />
Es werden aber zusätzlich immer<br />
neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
gebraucht, <strong>die</strong> den Dienst<br />
der Liebe ehrenamtlich tun. Hier<br />
ist u. a. pflegerisches Fachpersonal<br />
– auch männlichen Geschlechts –<br />
gefragt. Wer lässt sich rufen?<br />
Jedes Jahr können wir bislang mit<br />
großer Dankbarkeit zurückblicken,<br />
dass Gott uns zur rechten<br />
Zeit <strong>die</strong> richtigen Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter geschickt hat.<br />
Ihr habt auch <strong>die</strong> Angehörigen behinderter<br />
Menschen im Blick. Welche<br />
Angebote gibt es für sie?<br />
Unsere Freizeiten sind auch offen<br />
für Angehörige – teilweise bieten<br />
wir für Angehörige auch spezielle<br />
Programmpunkte an.<br />
Seminare für Angehörige sind bis<br />
jetzt noch nicht angenommen worden.<br />
Wichtig ist, im Besuchs<strong>die</strong>nst und<br />
im seelsorgerlichen Bereich unser<br />
Gebiet noch auszuweiten.<br />
Der Arbeitskreis Diakonie begleitet<br />
eure Arbeit im Verband und bedenkt<br />
<strong>die</strong> vielfältigen Aufgaben im<br />
ganzen Bereich der Diakonie. Welche<br />
weiteren Schwerpunkte habt<br />
ihr gegenwärtig im Blick?<br />
Folgendes haben wir zur Zeit im<br />
Blick: Seniorenarbeit im umfassenden<br />
Sinn (ab 55+); Besuchs<strong>die</strong>nste;<br />
Seelsorge an Menschen<br />
mit besonderen Nöten (psychische<br />
Erkrankungen, Sucht, etc.) und<br />
Fortbildungsveranstaltungen für<br />
Pflegekräfte.<br />
Wir setzen uns ein für das Lebensrecht<br />
und <strong>die</strong> Lebenswürde aller<br />
Menschen von der Zeugung bis<br />
zum Tod.<br />
Und dann <strong>die</strong> Frage: Wie kann diakonisches<br />
Handeln in unserem<br />
Christenleben, in unseren Gemeinschaften<br />
umgesetzt werden?<br />
Interview: Gerda Schumacher