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Der Vertrag im Anlagenbau - epartners Rechtsanwälte

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5 Preis und Zahlungsbedingungen<br />

Zahlungsplan<br />

Nach Gesetz erhält der <strong>Anlagenbau</strong>er sein Geld dann, wenn er die Anlage abliefert.<br />

Kein Unternehmer kann, darf und will so lange warten. <strong>Anlagenbau</strong>er sind keine<br />

Finanzierungsinstitute. Ein Zahlungsplan ist zwingend; er soll sich grundsätzlich an<br />

den effektiv vom <strong>Anlagenbau</strong>er benötigten Finanzmitteln ausrichten.<br />

Anzahlungen von 30% bei <strong>Vertrag</strong>sabschluss und ein Zahlungsstand von 80 bis 90%<br />

bei Anlieferung und Montage der Anlage sind Eckwerte, welche die wirtschaftliche<br />

Realität widerspiegeln und von welchen der <strong>Anlagenbau</strong>er nicht wesentlich abweichen<br />

sollte.<br />

Zahlungsfrist und Skonto<br />

Zwingend ist die Angabe der Zahlungsfrist und allenfalls eines Skontos. Es ist ratsam,<br />

explizit klarzustellen, wenn kein Skonto gewährt wird. Wird ein Skonto gewährt,<br />

ist der Hinweis angebracht, dass unberechtigte Skontoabzüge nachverrechnet werden.<br />

Teuerung<br />

Das Teuerungsrisiko liegt nach Gesetz (ausser bei unverschuldeten Projektverzögerungen)<br />

vollständig be<strong>im</strong> Lieferanten. Die Teuerungsdiskussion fristet oft ein Schattendasein,<br />

was <strong>im</strong>mer weniger zu rechtfertigen ist. Die Preisbewegungen bei Rohstoffen<br />

und Energie sowie die allgemeine Inflation werden in Zukunft eine grosse<br />

Rolle für den finanziellen Erfolg von <strong>Anlagenbau</strong>projekten spielen.<br />

Gleitpreis- oder Preisgleit-Klauseln haben die Eigenschaft, <strong>im</strong>mer gleich auszusehen,<br />

weshalb sie oft nur oberflächlich angeschaut werden. Sie setzen sich meistens<br />

aus der Teuerung der Kalkulationsfaktoren Lohn-, Material- und Fremdleistung sowie<br />

einem fixen, nicht teuerungsberechtigten Teil (z.B. 10%) zusammen. Zur Best<strong>im</strong>mung<br />

dieser Faktoren wird auf Indizes verwiesen. Fehlt eine klare Regelung, sind Diskussionen<br />

vorprogrammiert, bei welchen <strong>im</strong> Streitfall der Lieferant am kürzeren Hebel sitzt.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Anlagenbau</strong>er muss klare Antworten auf folgende Fragen haben, wenn es um<br />

Teuerungs- oder Gleitpreis-Klauseln geht:<br />

– Stichtag für den Beginn des Teuerungsanspruchs<br />

(z.B. die <strong>Vertrag</strong>sunterzeichnung)?<br />

– Stichtag oder Stichtage für die Berechnung der effektiven Teuerung<br />

(z.B. Montagebeginn oder Mitte der Montagezeit)?<br />

– Was muss ich tun, um die Teuerung zu ermitteln? Muss ich meine ganze<br />

Kalkulation offen legen? Muss ich die Einkaufspreise nachweisen?<br />

– Welche Indizes gelten? Wer ermittelt diese Indizes? Gibt es sie überhaupt?<br />

– Wie gross ist der nicht teuerungsberechtigte Anteil?<br />

– Wann kann ich die Teuerung verrechnen? Laufend oder erst nach Abnahme?<br />

Währungsrisiken<br />

Die aktuelle Euro- und Dollarschwäche stellen den international tätigen Schweizer<br />

<strong>Anlagenbau</strong>er vor grosse Probleme. Kaum ein ausländischer Kunde ist (heute erst<br />

recht nicht) bereit, Anlagen in Schweizer Franken zu bezahlen.<br />

Es empfiehlt sich, bei allen Angeboten den Wechselkurs anzugeben, welcher dem<br />

Preis zu Grunde liegt. Damit wird die Frage der Währungsrisiken zumindest einmal<br />

verhandelt. Gewisse Chancen, dass ein Kunde Währungsrisiken mitträgt, bestehen<br />

durchaus, wenn man ihn beispielsweise an Währungsgewinnen beteiligt. Auch Differenzen<br />

zwischen offiziellem Wechselkurs und dem Kurs, den die Bank bei Absicherungsgeschäften<br />

verwendet, lassen allenfalls zu, dass der Kunde profitieren kann.<br />

6 Termine und Verzug (milestones, delay)<br />

<strong>Vertrag</strong>stermine – Vorsicht bei Zwischenterminen und Bauprogrammen<br />

Liefertermine gehen in Verträgen kaum je vergessen. Rechtlich sind aber auch<br />

Zwischen termine <strong>Vertrag</strong>stermine. Werden sie nicht eingehalten, löst das Rechtsfolgen<br />

aus.<br />

Es ist problematisch, alle denkbaren Zwischentermine vertraglich festzulegen. Beiden<br />

Parteien nützt es, wenn nur diejenigen Zwischentermine <strong>im</strong> <strong>Vertrag</strong> genannt sind, die<br />

für den Projektablauf wirklich von Bedeutung sind.<br />

Sinnvoll sind Zwischentermine auf jeden Fall für Werkabnahmen oder den Beginn<br />

des Probebetriebs.<br />

Für ein <strong>Anlagenbau</strong>projekt muss ein spezifischer Terminplan erstellt werden. Unnötig<br />

und risikobehaftet ist die pauschale Übernahme eines übergeordneten Termin- oder<br />

Bauprogramms (das es oft noch gar nicht gibt).<br />

Terminverzug – drastische Rechtsfolgen <strong>im</strong> Gesetz –<br />

<strong>Vertrag</strong> als Lebensversicherung<br />

Die in den Gesetzen vorgesehenen Rechtsfolgen des Terminverzugs sind für den<br />

<strong>Anlagenbau</strong>er einschneidend:<br />

– <strong>Der</strong> <strong>Anlagenbau</strong>er übern<strong>im</strong>mt das Zufallsrisiko;<br />

– <strong>Der</strong> Besteller kann vom <strong>Vertrag</strong> zurücktreten;<br />

– Schadenersatzansprüche können gigantisch sein, wenn der Kunde durch<br />

die Verspätung Produktionsausfälle erleidet.<br />

Diese Risiken können die Existenz eines Lieferanten in Frage stellen. <strong>Vertrag</strong>liche<br />

Re ge lungen über die Folgen von Verzug sind daher für den <strong>Anlagenbau</strong>er eine Lebensversicherung.<br />

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