279.1 Labordiagnostik NEIS - inFlammatio
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Entzündung stört die Toleranz<br />
Rechts in der Abb. 1 ist dargestellt, dass die<br />
chronische Entzündung auch (schädigende)<br />
Einflüsse auf das spezifische Immunsystem hat,<br />
insbesondere auf die Fähigkeit zur Erhaltung einer<br />
Immuntoleranz. So erklärt man heute die Zunahme<br />
von Allergien und Autoimmunerkrankungen mit dem<br />
sekundären Toleranzverlust. Bei den betroffenen<br />
Patienten ist häufig eine Störung der TH1/TH2-<br />
Balance vorhanden mit resultierender TH2-<br />
Dominanz.<br />
Sechs Labormarker charakterisieren die<br />
entzündliche Multisystemerkrankung<br />
TNF-α ⇒ Marker der myelomonozytären<br />
Entzündung<br />
TNF-α ist ein Zytokin, das hauptsächlich von<br />
Makrophagen sezerniert wird. Als proentzündliches<br />
Schlüsselzytokin wird es bezeichnet, weil es am<br />
Beginn der Entzündungskaskade TNF-α ⇒ IL1 ⇒<br />
IL6 ⇒ IL10 ⇒ IL1RA ⇒ CRP steht. Diese<br />
prominente Stellung macht es zum sensitivsten<br />
Markerzytokin für die myelomonozytäre Entzündung.<br />
IP-10 ⇒ TH1-Immunaktivierung<br />
Interferon-gamma-induced protein 10 ist ein Protein,<br />
was von Makrophagen nach Stimulation durch IFN-γ<br />
ins Blut abgegeben wird. Da IP-10 fast<br />
ausschließlich durch IFN-α induziert wird und selbst<br />
in deutlich höheren Spiegeln im Blut zirkuliert als die<br />
Interferone selbst, ist dieses Chemokin ein idealer<br />
Marker, um die biologische Aktivität des IFN-γ und<br />
die TH1-zelluläre Immunaktivierung zu bestimmen.<br />
Histamin (gemessen nach Vollblut-Lyse) ⇒<br />
Mastzell-assoziierte Entzündung<br />
Histamin ist ein von Mastzellen produziertes<br />
Gewebshormon. Entgegen der üblichen Vorstellung<br />
spielen Mastzellen und Histamin nicht nur im<br />
Rahmen der Typ I-Allergie eine Rolle sondern bei<br />
nahezu jeder Immunreaktion insbesondere auf<br />
Bakterien, Hefen und Parasiten. Histamin wirkt über<br />
vier verschiedene Rezeptortypen (HR1-HR4) auf<br />
zahlreiche Organe wie Magen, Lunge, Gefäße,<br />
Gehirn oder Darm und stimuliert über Histamin-<br />
Rezeptoren auf Leukozyten zahlreiche<br />
Entzündungsphänomene.<br />
ATP (intrazellulär bestimmt) ⇒ Mitochondriopathie<br />
Adenosintriphosphat verkörpert die unmittelbar<br />
verfügbare Energie in jeder Zelle und ist gleichzeitig<br />
ein wichtiger Regulator energieliefernder Prozesse.<br />
ATP wird über die Atmungskette in Mitochondrien<br />
produziert. Der in Leukozyten bestimmte ATP-<br />
Spiegel ist somit ein Surrogatmarker für die aktuelle<br />
Mitochondrienfunktion. Verminderungen zeigen sehr<br />
sensitiv eine erworbene Mitochondriopathie an.<br />
MDA-LDL ⇒ oxidativer Stress = Radikalbelastung<br />
Malondialdehyd-modifiziertes LDL (MDA-LDL) ist<br />
eine oxidierte Form des LDL-Cholesterins, die durch<br />
Reaktion der Lipide mit Sauerstoffradikalen entsteht<br />
(Lipidperoxidation). Aufgrund seiner im Vergleich zu<br />
dem früher verwendeten Malondialdehyd ist MDA-<br />
LDL wegen der längeren Serum-Halbwertszeit ein<br />
sehr stabiler Parameter für die oxidative Belastung<br />
des Organismus.<br />
Nitrothyrosin ⇒ nitrosativer Stress = NO-Belastung<br />
3-Nitrotyrosin ist eine nicht-proteinogene<br />
Aminosäure. Nitrothyrosin entsteht im Organismus<br />
durch Einwirkung von reaktiven Stickstoffspezies auf<br />
Tyrosin. Im Vergleich zu Citrullin im Urin hat es sich<br />
als der sensitivere Surrogatmarker für die NO-<br />
Belastung herausgestellt.<br />
Indikationen<br />
Die komplexe Betrachtung der sechs erhobenen<br />
Labormarker erlaubt:<br />
1. die Statusanalyse der vier<br />
Regulationskompartimente zur Erkennung der<br />
Multisystemerkrankung, zur optimalen Planung<br />
einer substituierenden Therapie und zur<br />
Verlaufskontrolle<br />
2. die Differentialdiagnostik der individuell<br />
entscheidenden Triggerfaktoren, zumindest um in<br />
Verbindung mit der Anamnese die notwendige<br />
Folgediagnostik (LTT, Infektionsdiagnostik,<br />
Allergiediagnostik, Toxikologie etc.)<br />
kostenbewusst eingrenzen zu können<br />
Material und Abrechnung<br />
2x Heparin-Blut + 1x Serum + 1x EDTA-Blut<br />
Das Analysenprofil wird nach GOÄ abgerechnet und<br />
kostet 164,96 € (Selbstzahler) bzw. 189,70 € (Privat)