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In 10 bis 15 Jahren wird die ZHdK ein völlig anderes Haus sein ...

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Zett<br />

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—<br />

Das Magazin der Zürcher Hochschule der Künste<br />

Nummer 2, August 20<strong>10</strong><br />

2–<strong>10</strong><br />

—<br />

<strong>10</strong><br />

<strong>In</strong> <strong>10</strong> <strong>bis</strong> <strong>15</strong> <strong>Jahren</strong> <strong>wird</strong> <strong>die</strong> <strong>ZHdK</strong><br />

<strong>ein</strong> <strong>völlig</strong> <strong>anderes</strong> <strong>Haus</strong> s<strong>ein</strong><br />

—<br />

24<br />

Contemporary Art, World Art, Tourist Art …<br />

—<br />

31<br />

Heiliges Design


2 zett 2–<strong>10</strong> inhaltsübersicht<br />

Zum Coverbild:<br />

Musik sichtbar machen –<br />

das ist <strong>die</strong> Kunst des Fotografen Andreas Zihler.<br />

Das Multitalent ist Musiker, Regisseur, Bewegungskünstler, Mitbegründer des<br />

Schweizer Schlagzeug Ensembles, <strong>In</strong>strumentallehrer sowie Dozent an der<br />

<strong>ZHdK</strong>. <strong>In</strong> s<strong>ein</strong>en fotografischen Arbeiten hat Andreas Zihler sich auf Musik,<br />

Theater, Tanz und Menschen in Bewegung spezialisiert. Bis Juni 2011 sind in<br />

<strong>ein</strong>er Ausstellung Tanzfotografien von ihm im <strong>Haus</strong>e Florhof, Departement<br />

Musik, zu sehen (siehe Seite 53).<br />

Hochschule<br />

04 Neugierig und offen für alles<br />

Sechs Stu<strong>die</strong>rendenporträts. Adriana Bognar<br />

08 China, <strong>In</strong>terkulturalität und <strong>die</strong> <strong>ZHdK</strong><br />

Eine Zwischenbilanz. Nathalie Bao-Götsch<br />

<strong>10</strong> <strong>In</strong> <strong>10</strong> <strong>bis</strong> <strong>15</strong> <strong>Jahren</strong> <strong>wird</strong> <strong>die</strong> <strong>ZHdK</strong> <strong>ein</strong> <strong>völlig</strong><br />

<strong>anderes</strong> <strong>Haus</strong> s<strong>ein</strong><br />

Gespräch mit dem Finanzchef der Bildungsdirektion.<br />

Adriana Bognar<br />

13 Umplanung Toni-Areal<br />

Wichtigste Änderungen im Überblick.<br />

Alessandra Zanotelli, Peter Eberhard<br />

14 Die Geschichte der Kunst- und Gestaltungsausbildung<br />

in der Schweiz<br />

Ein Forschungsprojekt. Hans-Peter Schwarz<br />

Darstellende Künste und Film<br />

16 „Missbrauche <strong>die</strong>se Bühne“<br />

Projekt BühneA im Theater der Künste. Stefan Schöbi<br />

18 BühneA-Visionen<br />

Stu<strong>die</strong>rende stellen ihre Ideen vor. Stefan Schöbi<br />

Musik<br />

20 Orchesterakademie 20<strong>10</strong><br />

Ralf Weikert dirigiert in der Tonhalle.<br />

Tobias Rothfahl, Lehel Donath<br />

22 Wenn schwarze Engel fliegen<br />

George Crumb bestechend umgesetzt. Corina Caduff<br />

Kunst & Me<strong>die</strong>n<br />

24 Contemporary Art, World Art, Tourist Art …<br />

Forschungsprojekt mit der University of Malawi.<br />

Annemarie Bucher, Dominique Lämmli<br />

26 Dem Urknall auf der Spur<br />

Visualisierung <strong>ein</strong>es Experiments. Martin Jaeggi<br />

28 Es darf fastalles s<strong>ein</strong>, nur nicht alles und nicht<br />

immer nichts<br />

Maximalismus und <strong>die</strong> Aphorismen des Dr. Fastalles.<br />

Milenko Lazic<br />

Design<br />

29 Evolution of Human Social Cognition<br />

Forschungs- und Visualisierungsfelder. Niklaus Heeb<br />

31 Heiliges Design<br />

Die Kirche als Auftraggeberin für Design-Objekte.<br />

Martina Egli<br />

32 Polaroid reloaded<br />

Marken-Ikone erlebt Revival. Judith Mair, Daniel Späti


editorial zett 2–<strong>10</strong> 3<br />

34 Koexistenz der Zeichen / Multilingual<br />

Typography<br />

Typografie im Kontext verschiedener Kulturen.<br />

Ulrike Felsing, Clemens Bellut<br />

Kulturanalysen und Vermittlung<br />

36 Vermittlung der Vermittlung – was Profis<br />

wichtig finden<br />

Statements von Künstler<strong>In</strong>nen und<br />

Kulturvermitter<strong>In</strong>nen.<br />

38 Jenseits von chinesischer Mauer und<br />

Röschtigraben<br />

Zweifacher Kulturaustausch. Dan A. Bausch<br />

39 <strong>In</strong>stitution as Medium. Curating as<br />

<strong>In</strong>stitutional Critique<br />

Provokante Fragen zur Ausstellungspraxis.<br />

Dorothee Richter<br />

40 Das Prinzip der Kosmetik<br />

„Make up – Design der Oberfläche“ im Museum für<br />

Gestaltung Zürich. Renate Menzi<br />

42 René Burri und Le Corbusier: <strong>ein</strong> Doppelporträt<br />

Vintage Prints im Museum Bellerive. Christian Brändle<br />

43 Gestaltete Buchstaben<br />

Letzte Ausstellung im Plakatraum. Bettina Richter<br />

Services<br />

44 ZAP – <strong>die</strong> ZFH führt SAP <strong>ein</strong><br />

Neue Software für <strong>die</strong> <strong>ZHdK</strong>. Thomas Kaspar<br />

45 Kundenorientierung im und mit System<br />

Vom Anwender zum Service-Kunden.<br />

Barbara Berger, Mathias Schmid<br />

Alumni<br />

46 One person – many facets<br />

Oya Onis. Ein Treffen mit der Künstlerin.<br />

Christian Ledermann<br />

Leute<br />

46 Who is Who<br />

SturZ: Stu<strong>die</strong>rendenrat der <strong>ZHdK</strong>. Eva Brüllmann<br />

48 Führungswechsel beim Senat und in der<br />

<strong>ZHdK</strong>-Hochschulversammlung<br />

49 Qualitätsmanagement<br />

Kurzmeldungen<br />

49 Förderpreise der <strong>ZHdK</strong>: Auszeichnungen für<br />

Bachelor-Absolvent<strong>In</strong>nen<br />

50 Preise, Auszeichnungen<br />

52 Veranstaltungen<br />

54 Impressum<br />

<strong>die</strong> zhdk <strong>wird</strong> <strong>ein</strong> ort s<strong>ein</strong><br />

Liebe Leserin, lieber Leser<br />

Trommelklänge vermischen sich mit dem Sound von Gitarre<br />

und Klavier, Gesang dringt aus den Übungszimmern, es<br />

posaunt aus dem Konzertsaal und rockt aus dem Club. Tänzerinnen<br />

und Tänzer wirbeln <strong>die</strong> grosse Kaskadentreppe entlang,<br />

Studentinnen und Studenten skizzieren <strong>die</strong> tanzenden<br />

Bewegungen. Szenografen schleppen Bühnenelemente<br />

durch <strong>die</strong> Halle, <strong>ein</strong>e Filmcrew dreht <strong>ein</strong>e Verfolgungsjagd<br />

in den kilometerlangen Gängen. Auf riesigen Screens an den<br />

Wänden sind Ausschnitte der neuesten Arbeiten von Filmerinnen,<br />

Me<strong>die</strong>nkünstlern und Theaterensembles zu sehen.<br />

An Spielkonsolen können <strong>die</strong> von Gamedesignern zusammen<br />

mit Disney Research der ETH Zürich entwickelten 3D-<br />

Computeranimationen getestet werden. <strong>In</strong> der grossen Eingangshalle<br />

herrscht Piazza-Atmosphäre: Alle Tische im Café<br />

sind besetzt, es <strong>wird</strong> diskutiert, gescherzt, gelacht, geflirtet,<br />

gearbeitet ...<br />

<strong>In</strong> der Mitte der Kaskadentreppe steht <strong>ein</strong>e junge Frau. Ganz<br />

leise beginnt sie, auf ihrem Saxofon <strong>ein</strong>e unendlich sehnsüchtige<br />

Melo<strong>die</strong> zu spielen. Für <strong>ein</strong>en kurzen Moment <strong>wird</strong> alles<br />

still. Des Malers eben noch wütender Pinselstrich verebbt in<br />

sanftem Schwung. Die Fotografin wendet ihren Blick nach<br />

innen und lauscht. Selbst der Dirigent lässt s<strong>ein</strong>en Taktstock<br />

sinken. Ein <strong>In</strong>nehalten. Ein kl<strong>ein</strong>es Stück Glück.<br />

Dann nehmen alle wieder ihre Arbeit auf: Die Komponistin<br />

notiert <strong>ein</strong>en ungewohnten Takt, der Dramaturg hat den<br />

rettenden Einfall, der Ausstellungsmacher träumt von <strong>ein</strong>er<br />

Jazzsängerin an s<strong>ein</strong>er nächsten Vernissage, und <strong>die</strong> Forscher<br />

und Forscherinnen wenden sich leicht entrückt wieder ihren<br />

Objekten zu. Sachte summt der <strong>ZHdK</strong>-Chor <strong>ein</strong>e neue Weise.<br />

So könnte es s<strong>ein</strong>, wenn <strong>die</strong> <strong>ZHdK</strong> <strong>ein</strong> Ort ist. Im Toni-Areal.<br />

Heike Pohl, Leiterin Kommunikation


neugierig<br />

und offen für alles<br />

Eine schön gestaltete Master-Urkunde,<br />

das ultimative Mundstück,<br />

<strong>ein</strong> Traumhaus in Skandinavien:<br />

So unterschiedlich <strong>die</strong> Wünsche<br />

auch sind, sie können durchaus<br />

ohne Unterstützung der guten Fee<br />

realisiert werden. Denn <strong>die</strong> <strong>ZHdK</strong>-<br />

Stu<strong>die</strong>renden sind neugierig und<br />

hoch kreativ, aber sie bleiben auf<br />

dem Teppich. Adriana Bognar,<br />

Regula Bearth (Fotos)<br />

Philippe Heule, Widnau SG, wohnt in<br />

Zürich. Departement Darstellende<br />

Künste und Film, Bachelor Theater,<br />

Vertiefung Regie (Schauspieldiplom).<br />

Aktuelles Projekt: Romandramatisierung<br />

und <strong>In</strong>szenierung von Camus’ „Der<br />

Fremde“; Theaterstück über den Zerfall<br />

<strong>ein</strong>er Metzgerfamilie.<br />

Freud und Leid im Studium: FREUD: Erforschen<br />

von Mechanik und Dynamik in Stoffen,<br />

ihre Materialität, ihre Schnittstellen;<br />

Kettenreaktionen auslösen; Bilder und<br />

Räume schaffen und zerstören; Magie,<br />

Poesie und Zufälligkeit <strong>die</strong>sen Räumen<br />

geben; Körper- und Sprachexplosionen<br />

beobachten; <strong>ein</strong>e eigene Symbiose davon<br />

finden, immer wieder. LEID: Schule<br />

ist manchmal eben doch Schule, und<br />

innerhalb ihrer Strukturen verliert man<br />

manchmal den Fokus und <strong>die</strong> <strong>In</strong>spiration.<br />

Die Weltreise verschiebt sich ins<br />

Unbestimmte.<br />

Drei Wünsche an <strong>die</strong> gute Fee: Ich wünschte,<br />

ich könnte ihr glauben.<br />

Bianca Hildenbrand, Münchenst<strong>ein</strong><br />

BL, wohnt in Basel. Departement<br />

Kunst & Me<strong>die</strong>n, Bachelor<br />

Kunst & Me<strong>die</strong>n, Vertiefung<br />

Mediale Künste (Vorkurs SfG Basel).<br />

Aktuelles Projekt: Dauerperformance „Dübelstei<br />

– Kunst vor Ort“.<br />

Freud und Leid im Studium: FREUD: Zeit zu<br />

haben für eigene Projekte, <strong>die</strong>se zu präsentieren,<br />

auszustellen, aber auch zu<br />

reflektieren; Distanz zu nehmen und<br />

Besprechungen zu haben mit Studenten<br />

und Dozenten. LEID: Pendeln macht unflexibel.<br />

Drei Wünsche an <strong>die</strong> gute Fee: Ein Mofa, <strong>ein</strong><br />

Helm und <strong>ein</strong> breiter langer Weg.


Helene Amr<strong>ein</strong>, Luzern, wohnt<br />

in Basel. Departement Design,<br />

Bachelor Design, Vertiefung<br />

Game Design.<br />

Aktuelle Projekte: <strong>In</strong> den Semesterferien arbeite<br />

ich an eigenen Projekten wie z. B.<br />

am Prototyp <strong>ein</strong>es Plattformspiels. Die<br />

letzte Arbeit war <strong>ein</strong>e multilineare Mystery-Geschichte,<br />

welche ich mit zwei<br />

Mitstu<strong>die</strong>renden geschrieben habe.<br />

Freud und Leid im Studium: FREUD: Die<br />

Vielseitigkeit; das Entwerfen von Geschichten<br />

und Welten; <strong>die</strong> neuen Sichtweisen<br />

auf das Medium Game, welche<br />

man im ersten Jahr erlernt. LEID: Viele<br />

PowerPoint-Präsentationen und Analysen;<br />

kaum Zeit, all <strong>die</strong> Spiele zu testen,<br />

welche uns im Unterricht gezeigt werden.<br />

Drei Wünsche an <strong>die</strong> gute Fee: Das Traumhaus<br />

für m<strong>ein</strong>en Lebensgefährten und mich<br />

in Skandinavien, <strong>ein</strong>en grossen Haufen<br />

Gold, und den letzten Wunsch würde<br />

ich mir für später aufheben.<br />

Eliane Baertschi, Aarau, wohnt in<br />

Aarau. Departement Kulturanalysen<br />

und Vermittlung, Master<br />

Vermittlung, Vertiefung Bildung<br />

(Bachelor Vermittlung von Kunst und<br />

Design).<br />

Aktuelles Projekt: Gestalterische Arbeit mit<br />

Holz (Drechseln). Freud und Leid im Studium:<br />

FREUD: M<strong>ein</strong>e super Mitstu<strong>die</strong>renden,<br />

welche das Studium um <strong>ein</strong>iges erfrischen<br />

und erleichtern; der <strong>ein</strong>mal pro<br />

Woche stattfindende Atelierunterricht;<br />

Stu<strong>die</strong>nreise nach Hamburg war genial<br />

– hoffentlich nicht <strong>die</strong> letzte! <strong>In</strong>nenhof<br />

im Dittinghaus ...! LEID: Die unsicheren<br />

Berufsaussichten; <strong>die</strong> mangelnde Zeit<br />

und Musse für eigene gestalterische<br />

Projekte; <strong>die</strong> vielen Vor- und Beiträge.<br />

Drei Wünsche an <strong>die</strong> gute Fee: Optimistisch<br />

durchs Leben gehen zu können, gute<br />

Menschen um mich zu haben und <strong>ein</strong>e<br />

lukrative, zufriedenstellende Arbeit zu<br />

finden.<br />

„Dass uns <strong>ein</strong>e Sache fehlt, sollte uns<br />

nicht davon abhalten, alles andere zu<br />

geniessen.“ (Jane Austen)


Markus Graf, Appenzell AI, wohnt in<br />

Zürich. Departement Musik, Master<br />

Musik, Trompete/Orchester<br />

(Bachelor Musik).<br />

Aktuelle Projekte: Brass-Quintett Gobariki-<br />

5PS.<br />

Freud und Leid im Studium: FREUD: Jeden Tag<br />

das zu tun, was man am liebsten tut;<br />

<strong>ein</strong>e Menge Leute kennenzulernen; im<br />

Idealfall schöne Musik zu machen; und<br />

natürlich: <strong>bis</strong> zu <strong>ein</strong>em gewissen Grad<br />

s<strong>ein</strong> eigener Chef zu s<strong>ein</strong> und in Eigenverantwortung<br />

auf Ziele hinzuarbeiten.<br />

LEID: Die zeitweise Verzweiflung an sich<br />

selbst, wenn’s nach langem Üben immer<br />

noch nicht klappt; der Zimmermangel;<br />

<strong>die</strong> hochschulinterne Mailflut; der unausweichliche<br />

Florhof-Kaffee, der trotz<br />

des stolzen Preises zum Schlechtesten<br />

gehört, was man aus der leckeren Bohne<br />

machen kann.<br />

Drei Wünsche an <strong>die</strong> gute Fee: Das ultimative,<br />

auf Lebzeiten passende Mundstück mit<br />

C4-Funktion. Die Berufung zum Solotrompeter<br />

des Honolulu Symphony Orchestras.<br />

Mit Musik glücklich und offen<br />

für alles alt zu werden.<br />

Johannes Bissinger, München (D),<br />

wohnt in Zürich. Departement Design,<br />

Master Design, Kompetenzfeld<br />

Kommunikation / Editorial<br />

Design (Staatl. gepr. Kommunikationsdesigner,<br />

Fachrichtung Grafik und<br />

Mode).<br />

Aktuelles Projekt: Konzeption & Gestaltung<br />

<strong>ein</strong>es echten Fussballbuches.<br />

Freud und Leid im Studium: FREUD: Konzeption<br />

mit Mathias Michel; F<strong>ein</strong>typografie<br />

mit Kurt Eckert; Tore des FCZ. LEID: UngerechtfertigteSchiedsrichterentscheidungen.<br />

Drei Wünsche an <strong>die</strong> gute Fee: Einen Sieg gegen<br />

Basel, <strong>ein</strong>en Freiflugsch<strong>ein</strong>, <strong>ein</strong>e<br />

schön gestaltete Master-Urkunde.


—<br />

Z hdk infotage 20<strong>10</strong><br />

—<br />

Zürcher Hochschule der Künste<br />

Zürcher Fachhochschule<br />

Mo. 22. Nov.—BA Me<strong>die</strong>n & Kunst, MA Fine Arts<br />

Mi. 24. Nov.—BA Vermittlung von Kunst und Design,<br />

MA Art Education, MA Transdisziplinarität<br />

Do. 25. Nov.—BA/MA Film, BA/MA Theater, BA Musik,<br />

BA Musik und Bewegung, MA Musikpädagogik,<br />

MA Music Performance, MA Specialized Music<br />

Performance, MA Komposition/Theorie<br />

Fr. 26. Nov.—BA/MA Design<br />

—<br />

detailinfos www.zhdk.ch


8 zett 2–<strong>10</strong> / hochschule<br />

china,<br />

interkulturalität und <strong>die</strong> zhdk<br />

Heute besteht <strong>ein</strong>e vielfältige Zusammenarbeit<br />

zwischen der <strong>ZHdK</strong> und chinesischen Partnerinstitutionen.<br />

Einige <strong>die</strong>ser Projekte wurden seit<br />

2008 im Rahmen des China-Programms von Pro<br />

Helvetia gefördert. Im Herbst steht mit dem Festival<br />

Culturescapes <strong>ein</strong> Höhepunkt bevor. Nathalie<br />

Bao-Götsch* zieht <strong>ein</strong>e Zwischenbilanz.<br />

Wer gegenwärtig im kulturellen Bereich in der Schweiz tätig<br />

ist, kann sich vor lauter China kaum mehr retten. „Jeder<br />

hat momentan s<strong>ein</strong>en Chinesen“, brachte es <strong>ein</strong> Schweizer<br />

Künstler kürzlich trocken auf den Punkt. Das war nicht immer<br />

so. Vor gut <strong>ein</strong>er Dekade waren <strong>die</strong> politischen Vorbehalte,<br />

sich mit <strong>ein</strong>em Staat wie China <strong>ein</strong>zulassen, sehr gross. Aber<br />

auch das Fremde schien übermächtig. Die Differenzen zwischen<br />

den beiden Kulturen seien sehr gross, zu gross, hiess es<br />

immer wieder.<br />

Die politischen Vorbehalte sind zwar nicht verschwunden<br />

und <strong>die</strong> kulturellen Unterschiede sind wohl nicht kl<strong>ein</strong>er geworden.<br />

Aber <strong>die</strong> Bereitschaft ist nun da, sich mit dem Kulturraum<br />

China, mit <strong>ein</strong>er zeitgenössischen, höchst dynamischen<br />

und vielfältigen Gesellschaft und ihren Menschen zu befassen.<br />

Man setzt sich mit Differenzen nun aus<strong>ein</strong>ander, will<br />

sie erkunden und ausloten, welche Kompetenzen denn aufgebaut<br />

werden müssen, um sie zu überwinden, zu entlarven<br />

oder auch mal stehen zu lassen.<br />

Zurich meets China<br />

An der <strong>ZHdK</strong> haben viele „ihren Chinesen“. Zum Teil bestehen<br />

langjährige persönliche Kontakte von <strong>ZHdK</strong>-Angehörigen<br />

zu Dozierenden und Kunstschaffenden in China. Ausserdem<br />

pflegt <strong>die</strong> <strong>ZHdK</strong> Partnerschaften mit chinesischen<br />

Kunsthochschulen, <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden und Dozierenden Gastaufenthalte<br />

ermöglichen. Vor rund acht <strong>Jahren</strong> begannen <strong>die</strong><br />

Vorbereitungen für das erste langfristige Projekt „WuZu“, <strong>ein</strong>e<br />

erfolgreichen Kooperation des Departements Design mit der<br />

Jiangnan University in Wuxi. Einige Projekte mit chinesischen<br />

Partnern waren bereits in Planung, als Pro Helvetia 2008 ihr<br />

auf zwei Jahre angelegtes China-Programm lancierte. Im<br />

Rahmen ihrer Ausschreibung konnten so <strong>ZHdK</strong>-Projekte wie<br />

„Sonic Calligraphy“ (Departement Musik) und <strong>ein</strong> Teil des<br />

langfristig angelegten Forschungsprojekts „Multilingual Typography“<br />

(<strong>In</strong>stitut Design2context) (vgl. Seite 34) unterstützt<br />

werden. Pro Helvetia gewährte aber auch in <strong>ein</strong>em anderen<br />

Kontext Unterstützungsbeiträge für Projekte wie „Crosslink<br />

Music“ (Departement Musik) und „Artists-in-Labs: The China/Swiss<br />

Residence Exchange“ (<strong>In</strong>stitute for Cultural Stu<strong>die</strong>s<br />

in the Arts) (vgl. Seite 38). Andere Projekte wurden fast zeitgleich<br />

initiiert und konnten mit <strong>ZHdK</strong>-eigenen oder extern<br />

generierten Mitteln realisiert werden, zum Beispiel „Common<br />

Stage“ (Departement Design, Departement Darstellende<br />

Künste und Film, Departement Musik), „Triangle Project“<br />

(Film), „Shanghai Super Kids“ (Cast), „First European Chinese<br />

Ensemble“ (Departement Musik) und das Forschungsprojekt<br />

„Swissness Revisited“ (<strong>In</strong>stitut für Theorie).<br />

Das Bild wurde im Juni 20<strong>10</strong> in<br />

China aufgenommen, wo <strong>die</strong><br />

<strong>ZHdK</strong>-Stu<strong>die</strong>renden gerade mit<br />

ihren chinesischen Partnern der<br />

Jiangnan University im Rahmen<br />

des Projekts „WuZu“ weilten.<br />

Lebendige chinesische Kulturszene<br />

Der gem<strong>ein</strong>same Nenner der in jeder Hinsicht sehr unterschiedlichen<br />

Projekte ist China. Dass <strong>die</strong>ses Land rund um<br />

das Jahr 20<strong>10</strong> an <strong>ein</strong>er europäischen Kunsthochschule zu<br />

<strong>ein</strong>em Schwerpunkt <strong>wird</strong> – auch wenn er nicht eigentlich vorgesehen<br />

war – sch<strong>ein</strong>t aus verschiedenen Gründen naheliegend.<br />

Auf <strong>die</strong> schiere Grösse (an Chinas Kunsthochschulen<br />

und -instituten stu<strong>die</strong>ren Hunderttausende von jungen Chinesinnen<br />

und Chinesen) und globale Bedeutung des Landes<br />

und s<strong>ein</strong>e lebendige Kulturszene muss kaum hingewiesen<br />

werden. China steht vielmehr exemplarisch für <strong>ein</strong>en vom<br />

westlichen sehr verschiedenen Kulturkreis mit <strong>ein</strong>er reichen,<br />

langen und von vielen Brüchen geprägten Kulturtradition,<br />

<strong>die</strong> weit in den ostasiatischen Raum und darüber hinaus ausstrahlte<br />

und es heute noch tut. Wie <strong>die</strong>se in <strong>ein</strong>er Zeit tief greifender<br />

gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Veränderungen<br />

auf nationaler und globaler Ebene zu verorten, zu bewahren<br />

und zu erneuern ist, bleibt <strong>ein</strong>e der grundlegendsten Herausforderungen<br />

für das Land selber, aber auch für <strong>die</strong> internationale<br />

Gem<strong>ein</strong>schaft. Die Aus<strong>ein</strong>andersetzung mit dem chinesischen<br />

Kulturraum wirft also universelle Fragen auf, <strong>die</strong> wir<br />

aber sehr selten aus nicht westlicher Perspektive betrachten.<br />

Im kulturellen Selbstverständnis vieler chinesischer Kunstschaffenden<br />

stellt der „Westen“ <strong>ein</strong>en höchst komplexen,<br />

nicht immer bewusst wahrgenommenen, oft nicht wirklich<br />

greifbaren und manchmal doch wieder sehr konkreten Referenzpunkt<br />

dar. Das Bewussts<strong>ein</strong> darüber sowie <strong>die</strong> damit<br />

verbundenen Chancen und Irritationen ermöglichen uns allen,<br />

das Eigene und das Fremde aus ganz unterschiedlichen<br />

Perspektiven neu zu beleuchten.<br />

Culturescapes mit <strong>ZHdK</strong>-Projekten<br />

Das China-Programm von Pro Helvetia findet mit der Eröffnung<br />

<strong>ein</strong>er Aussenstelle in Shanghai Mitte Oktober <strong>die</strong>sen<br />

Jahres <strong>ein</strong>e indirekte Fortsetzung. <strong>In</strong> der Schweiz laufen <strong>die</strong><br />

Vorbereitungen für das in Basel beheimatete Festival Culturescapes<br />

auf Hochtouren, das von Mitte September <strong>bis</strong><br />

Dezember 20<strong>10</strong> zahlreiche Veranstaltungen zum Thema China<br />

in der ganzen Schweiz zeigen <strong>wird</strong>, darunter auch <strong>ein</strong>ige<br />

China-Projekte der <strong>ZHdK</strong>. Ein paar <strong>die</strong>ser Projekte finden so<br />

ihren Abschluss, weitere werden in der <strong>ein</strong>en oder anderen<br />

Form fortgeführt.<br />

Vermittler<strong>In</strong>nen erleichtern den Austausch<br />

An der <strong>ZHdK</strong> sind im Rahmen der Zusammenarbeit mit China<br />

in den vergangenen <strong>Jahren</strong> vielfältige Kompetenzen und<br />

<strong>ein</strong> reichhaltiger Erfahrungsschatz entstanden. Diese gilt es<br />

zu bewahren, zu pflegen, zu nutzen. Der <strong>In</strong>terkulturalität in


Lehre und Forschung <strong>wird</strong> an der Hochschule <strong>ein</strong> wichtiger<br />

Platz <strong>ein</strong>geräumt – <strong>die</strong> China-Projekte bieten facettenreiche<br />

und gut dokumentierte Fallstu<strong>die</strong>n dazu. Aber ebenso wichtig<br />

ist es, <strong>die</strong> eher praktischen Aspekte wie Kontakte, Erfahrungen<br />

von Dozierenden und Stu<strong>die</strong>renden in Projekten,<br />

Stu<strong>die</strong>ngängen und Gastaufenthalten in geeigneter Form zu<br />

sammeln und <strong>ein</strong>en Austausch zu ermöglichen. Schliesslich<br />

hat sich in all den Projekten als unerlässlich erwiesen, <strong>ein</strong>e<br />

Vermittlungsperson als Teilnehmerin und/oder Dolmetscher<br />

beizuziehen, <strong>die</strong> in beiden Kulturen zu <strong>Haus</strong>e ist und vor<br />

allem <strong>die</strong> hiesigen Sprachen wie auch Chinesisch beherrscht.<br />

Extrem gut bewährt hat sich, wenn Stu<strong>die</strong>rende oder Assistierende<br />

aus den jeweiligen Fachgebieten <strong>die</strong>se Funktion übernehmen<br />

konnten. Solche Vermittlungspersonen auch auf<br />

Schweizer Seite zu finden, ja gar aufzubauen, <strong>wird</strong> viel zum<br />

Gelingen künftiger Projekte beitragen. Und am Ende sollten<br />

genügend Zeit und Raum für Reflexion vorhanden s<strong>ein</strong> – über<br />

erreichte und verfehlte Ziele und letztendlich auch über <strong>die</strong><br />

Qualität des Projekts.<br />

Vielleicht <strong>ein</strong>mal Schweiz-Projekte in China<br />

Bis auf wenige Ausnahmen wurden <strong>die</strong> China-Projekte der<br />

<strong>ZHdK</strong>, aber auch vieler anderer Kulturinstitutionen in der<br />

Schweiz, von Schweizer Seite initiiert. Die Wahrsch<strong>ein</strong>lichkeit<br />

ist gross, dass sich das Gewicht allmählich etwas verschieben<br />

<strong>wird</strong>. Ein Mitarbeiter <strong>ein</strong>er diplomatischen Vertretung<br />

Chinas in Europa erwähnte unlängst, dass chinesische<br />

Kultur- und Bildungsinstitutionen bestrebt seien, im Westen<br />

Partner zu finden und Projekte durchzuführen. Sie hätten<br />

inzwischen genügend Mittel dazu, doch sie wüssten nicht so<br />

recht, wie sie das anstellen sollten, und <strong>die</strong> Konkurrenz un-<br />

hochschule / zett 2–<strong>10</strong> 9<br />

ter<strong>ein</strong>ander sei sehr gross. Ganz deutlich zeigte sich über<strong>die</strong>s<br />

bei allen China-Projekten mit studentischer Beteiligung, dass<br />

<strong>die</strong> chinesischen Teilnehmenden alles über Stu<strong>die</strong>ngänge<br />

und Zulassungsbedingungen an der <strong>ZHdK</strong> wissen wollen;<br />

so mächtig ist der Wunsch, an <strong>ein</strong>er Hochschule im Ausland<br />

zu stu<strong>die</strong>ren, neue Sichtweisen kennenzulernen und <strong>die</strong>se<br />

später in ihre Arbeit <strong>ein</strong>zubeziehen. <strong>In</strong> anderen Worten: Die<br />

Chinesen kommen – und wir sollten uns fragen, wie wir damit<br />

umgehen, was <strong>die</strong>s für uns heisst. Übrigens: Wie würden<br />

wohl Schweiz-Projekte an chinesischen Hochschulen und<br />

Schweiz-Programme chinesischer Kulturinstitutionen aussehen?<br />

* Nathalie Bao-Götsch, M. A., Sinologin, hat <strong>bis</strong> Ende 20<strong>10</strong> <strong>ein</strong>e befristete<br />

Stelle als Koordinatorin von China-Projekten an der <strong>ZHdK</strong> inne und unterrichtet<br />

Chinesisch an Mittelschulen in Aarau und Zürich (nathalie.bao@<br />

zhdk.ch).<br />

China-Projekte der <strong>ZHdK</strong>: china.zhdk.ch<br />

China-Programm von Pro Helvetia: www.prohelvetia.ch<br />

Festival Culturescapes: www.culturescapes.ch<br />

translating cultures<br />

Am 19. November 20<strong>10</strong> findet am Theater der Künste <strong>ein</strong> Podiumsgespräch<br />

zum Thema „Figuren des Anderen“ statt, das<br />

vom Departement Kunst & Me<strong>die</strong>n in Zusammenarbeit mit<br />

dem <strong>In</strong>ternational Office der <strong>ZHdK</strong> organisiert <strong>wird</strong> und Teil<br />

der Symposiumsreihe „Translating Cultures“ von Culturescapes<br />

ist.


<strong>10</strong> zett 2–<strong>10</strong> / toni-areal<br />

in <strong>10</strong> <strong>bis</strong> <strong>15</strong> jahren<br />

<strong>wird</strong> <strong>die</strong> zhdk <strong>ein</strong> <strong>völlig</strong><br />

<strong>anderes</strong> haus s<strong>ein</strong><br />

Er ist <strong>In</strong>itiant und politischer Motor des Toni-<br />

Areals: Wolfgang Annighöfer, Finanzchef der<br />

Zürcher Bildungsdirektion. Hier äussert er sich<br />

zu s<strong>ein</strong>er Rolle im Grossprojekt und zur <strong>ZHdK</strong>.<br />

Die Fragen stellte Adriana Bognar*,<br />

Bild: Regula Bearth<br />

Welches Studium an der <strong>ZHdK</strong> würde Sie reizen?<br />

Am meisten locken würde mich das Theater, <strong>die</strong> Schauspielkunst.<br />

Die Leute an der Gessnerallee sind unglaublich<br />

spannend, ihre Begeisterungsfähigkeit so ansteckend. Als<br />

passionierter Marathonläufer gefällt mir der sportliche, körperbetonte<br />

Aspekt des Balletts. Die Musiker sind sowieso<br />

genial. M<strong>ein</strong>em Naturell eher entsprechen würde wohl <strong>ein</strong><br />

Studium im technischen Bereich des Films oder des Designs.<br />

Zu den bildenden Künstlern habe ich ehrlich gesagt am wenigsten<br />

Bezug und oft <strong>In</strong>terpretationsprobleme; was sie sehen<br />

und ich sehe, kriege ich nicht unter <strong>ein</strong>en Hut.<br />

Können Sie uns kurz Ihren Werdegang und Ihre Ausbildung<br />

schildern?<br />

Ich bin tiefster Ruhrgebietler, komme aus Gelsenkirchen, bin<br />

aber inzwischen Schweizer Bürger. Nach der Matura stu<strong>die</strong>rte<br />

ich an der Uni Essen Betriebswirtschaft mit den Schwerpunkten<br />

Betriebsinformatik, Betriebspsychologie und Personalwesen.<br />

Zu m<strong>ein</strong>er Stelle in Zürich bin ich durch Schweizer<br />

Freunde gekommen, <strong>die</strong> wir in den Ferien in Korsika kennenlernten<br />

haben. Sie schickten uns <strong>ein</strong> Paket mit Migros-Nussstängeli,<br />

in dem sich so quasi als Stopfmaterial <strong>ein</strong>e Zeitung<br />

befand – mit <strong>ein</strong>em Stelleninserat des Kantons Zürich. Ich<br />

bewarb mich sofort, obwohl das damals für <strong>ein</strong>en Ausländer<br />

schwierig war. 1991 bekam ich <strong>die</strong> Stelle und startete in m<strong>ein</strong>er<br />

Funktion als Organisationsberater mit <strong>ein</strong>em EDV-Projekt<br />

fürs Passbüro des Kantons. Es folgten verschiedene Arbeitsbereiche<br />

und -funktionen wie <strong>In</strong>formatik-Controlling, stellvertretender<br />

Stadtschreiber in Adliswil, Regierungs-Controlling<br />

sowie Stabschef im Hochschulamt. Schliesslich wurde<br />

ich Finanzchef der Bildungsdirektion.<br />

Woher kommt <strong>die</strong> Idee, das Toni-Areal als Hochschulstandort<br />

zu wählen?<br />

Sie stammt ursprünglich vom ehemaligen Rektor der Hochschule<br />

für Soziale Arbeit, Charles Suter. Das war 2003. Auf der<br />

Suche nach mehr Raum hatte er erfahren, dass solcher im<br />

Toni-Areal zu mieten sei. Eines Abends besichtigten wir das<br />

Gelände und fanden das <strong>Haus</strong> mit s<strong>ein</strong>en riesigen Flächen<br />

höchst interessant – allerdings auch <strong>ein</strong> <strong>bis</strong>schen sehr gross.<br />

Relativ schnell kamen wir mit der Verwaltung des Toni-Areals<br />

und der ZKB, der das Toni-Areal damals gehörte, ins Gespräch<br />

und fragten sie, ob sie sich <strong>die</strong>ses auch als Hochschulstandort<br />

vorstellen könnten. Die Antwort war positiv. Anfang<br />

2004 unterbreiteten wir <strong>die</strong> Idee zuerst der Bildungsdirektorin<br />

Regine Aeppli und anschliessend an <strong>ein</strong>er „Elefantenrunde“<br />

den Rektoren der Uni Zürich, der PHZH, der damaligen HMT<br />

Wolfgang Annighöfer, Chef Finanzen der Zürcher Bildungsdirektion,<br />

vor <strong>ein</strong>em Bild von Simone Eberli und Andrea Meier<br />

(Absolventinnen HGKZ 1997) im Gang der Bildungsdirektion<br />

am Walcheplatz.<br />

(Daniel Fueter) und der HGKZ (Hans-Peter Schwarz). Auf <strong>die</strong><br />

Frage, wer <strong>In</strong>teresse hätte, m<strong>ein</strong>te der Rektor der PHZH, das<br />

Areal sei viel zu weit draussen. Daniel Fueter hingegen war<br />

sofort begeistert. Frau Aeppli unterstützte in der Folge das<br />

Vorhaben. Wir fragten uns dann, wie wir <strong>die</strong> Kantonsregierung<br />

dazu bringen könnten, <strong>die</strong> Idee nicht als Hirngespinst<br />

der Bildungsdirektion abzutun. Wir entschlossen uns zu <strong>ein</strong>er<br />

Standortstrategie für <strong>die</strong> Zürcher Fachhochschule, <strong>die</strong> wir<br />

Anfang 2005 entwickelten und im darauffolgenden Mai vom<br />

Regierungsrat verabschieden liessen.<br />

Als Nächstes begannen wir mit der Machbarkeitsstu<strong>die</strong> und<br />

kreierten in <strong>ein</strong>er Nacht- und Nebelaktion das erste Sollraumkonzept.<br />

Die ZKB, überaus angetan von der Idee, organisierte<br />

<strong>ein</strong>en Stu<strong>die</strong>nwettbewerb. Wir konnten aus acht Architekturprojekten<br />

auswählen und das Siegerprojekt der Firma EM2N<br />

bestimmen. Danach ging das Verwaltungsverfahren los. Im<br />

Februar 2008 sprach der Regierungsrat den Kredit, und Ende<br />

Jahr genehmigte auch der Kanton das Projekt.<br />

Rückblickend lässt sich sagen, es wurde zum richtigen Zeitpunkt<br />

das Richtige gemacht, ansonsten wäre das Projekt wohl<br />

gescheitert.<br />

Sie hatten verschiedene Rollen und Aufgaben im Projekt. Seit<br />

wann sind Sie dabei und in welchen Funktionen?<br />

Dabei war ich von der ersten Stunde an. Zuerst in der Rolle<br />

des Ideengebers und Motors, damit sich aus dem Toni-Areal<br />

<strong>ein</strong>e politische Idee von Frau Aeppli und der Bildungsdirek-<br />

„Es gilt, im Toni-Areal <strong>die</strong><br />

Vorstellung vom eigenen Raum<br />

loszulassen und <strong>ein</strong>e Kultur<br />

der gem<strong>ein</strong>samen Raumbewirtschaftung<br />

zu entwickeln.“<br />

tion entwickeln konnte. Und später, um dem Kantonsrat zu<br />

erklären, wie gut das Projekt ist, und um <strong>die</strong> über hundert<br />

Fragen aus der kantonsrätlichen Kommission schlüssig zu<br />

beantworten. Während rund dreier Jahre war ich dann auch<br />

Projektleiter. Sämtliche Anträge der <strong>ZHdK</strong> gingen über m<strong>ein</strong>en<br />

Tisch. Ich musste <strong>die</strong> finanzielle Obergrenze und <strong>die</strong> flächenmässige<br />

Grenze mit den Ansprüchen der Nutzer<strong>In</strong>nen in<br />

Einklang bringen. Hier gab es grosse Ausschläge: Mal waren<br />

wir budgetmässig auf 130 Millionen Franken, dann ging es<br />

wieder runter auf 90 Millionen.<br />

Sehen Sie, so <strong>ein</strong> Projekt ist wie <strong>ein</strong>e Ziehharmonika – es geht<br />

auf und auf, und zwar in alle Richtungen. M<strong>ein</strong>e Aufgabe war<br />

es letztendlich, sicherzustellen, dass im bereits geschnürten<br />

Paket alles s<strong>ein</strong>en Platz fand, was r<strong>ein</strong> musste. <strong>In</strong>zwischen


12 zett 2–<strong>10</strong> / toni-areal<br />

kann ich mich etwas zurücklehnen, weil ich nur noch Mitglied<br />

des Projektausschusses bin.<br />

Welches war Ihre erste Vision für das Toni-Areal, und welche<br />

Vorbilder sind darin <strong>ein</strong>geflossen?<br />

Als wir feststellten, dass wegen der Grösse und Komplexität<br />

des Projekts weder <strong>die</strong> <strong>ZHdK</strong> noch das Hochschulamt über<br />

genügend Know-how und Personalressourcen verfügte,<br />

suchten wir <strong>ein</strong>en entsprechenden Partner. Wir entschieden<br />

uns für das <strong>In</strong>genieur- und Planungsbüro Ernst Basler + Part-<br />

„Vielleicht ist <strong>die</strong> <strong>ZHdK</strong> <strong>ein</strong>es<br />

Tages froh, dass sie nicht<br />

noch grösser geworden ist.“<br />

ner, damals mit Wilhelm Natrup, dem heutigen Kantonsplaner<br />

des Amtes für Raumordnung und Vermessung. Eine gute<br />

Entscheidung, denn noch heute haben wir in Sandra Mischke,<br />

<strong>die</strong> von der Städteplanung kommt und gewissermassen das<br />

gute und das schlechte Gewissen des Projekts ist, <strong>ein</strong>e Person,<br />

<strong>die</strong> von Anfang an dabei war und an <strong>die</strong> wir uns jederzeit<br />

wenden können, wenn Probleme auftauchen.<br />

Gem<strong>ein</strong>sam nahmen wir uns vor, den Umbau des Gebäudes<br />

der Hochschule in Angriff zu nehmen und das Projekt so quasi<br />

aus dem Boden zu stampfen. Wir suchten nach Vorbildern im<br />

deutschsprachigen und europäischen Raum. Ausgangslage<br />

war jeweils <strong>ein</strong> altes Gebäude, das erfolgreich in <strong>ein</strong>e Kunst-<br />

oder Musikhochschule umfunktioniert wurde. Wir reisten<br />

sehr kurzfristig nach Hamburg, Bremen und Hannover, um<br />

<strong>ein</strong>ige Bauten zu besichtigen. Bei der Frage, wer im Bereich<br />

Kunst baulich führend ist, stiessen wir auf <strong>die</strong> Skandinavier<br />

und besuchten Helsinki, Stockholm und Oslo. Am Schluss unserer<br />

Reisen waren wir überzeugt zu wissen, was wir machen<br />

wollten, und hatten unsere eigene Vision fürs Toni-Areal.<br />

Es gibt gewisse Zweifel, dass das Toni-Areal genügend Platz<br />

für <strong>die</strong> ganze <strong>ZHdK</strong> bietet. Können Sie uns dazu etwas sagen?<br />

Wenn mir <strong>die</strong> Frage beantwortet <strong>wird</strong>, wie <strong>die</strong> <strong>ZHdK</strong> der Zukunft<br />

aussieht, kann ich sagen, ob der Platz reicht. Ich bin der<br />

M<strong>ein</strong>ung, er reicht. Seit der Fusion ist <strong>die</strong> <strong>ZHdK</strong> <strong>ein</strong> Wachstumsbetrieb.<br />

Als ich im 2001 im Hochschulamt anfing, diskutierten<br />

wir für <strong>die</strong> Bereiche Musik, Theater, Tanz über <strong>ein</strong><br />

Budget von 25 <strong>bis</strong> 26 Millionen Franken, heute sind es 40 <strong>bis</strong><br />

50 Millionen. Auch <strong>die</strong> anderen Stu<strong>die</strong>nbereiche der <strong>ZHdK</strong><br />

haben sich in den letzten <strong>Jahren</strong> permanent vergrössert. Man<br />

ging davon aus, <strong>die</strong>ses Wachstum gehe ungebremst weiter.<br />

Vieles wurde ins Toni-Areal hin<strong>ein</strong>projiziert.<br />

Bei der Planung konnten Musik und Theater ihre Bedürfnisse<br />

für spezifische Räume wie Konzertsäle, Bühnen usw.,<br />

<strong>die</strong> bauliche Massnahmen nach sich ziehen, früh <strong>ein</strong>bringen,<br />

während bei Gestaltung und Kunst erst wenige klare Vorstellungen<br />

bestanden. Einige waren zudem nicht sehr glücklich<br />

über das Toni-Projekt – sie sind es teilweise noch heute nicht.<br />

Vor zwei, drei <strong>Jahren</strong> wurde unter dem Eindruck, immer noch<br />

viele kl<strong>ein</strong>e Einzelschulen zu s<strong>ein</strong>, festgestellt, dass 5000 Qua-<br />

dratmeter fehlten. Der neue Rektor Thomas D. Meier hat aber<br />

schnell erkannt, dass es in Zukunft, mit Ausnahme des seit<br />

Langem geplanten Bachelor Tanz, k<strong>ein</strong>e Wachstumsstrategie<br />

geben kann.<br />

Wie gesagt, aus m<strong>ein</strong>er Sicht reichen <strong>die</strong> rund 70 000 Quadratmeter.<br />

Wenn heute zum Beispiel in <strong>ein</strong>em Bereich kurzfristig<br />

<strong>ein</strong> Raum fehlt, gibt es <strong>ein</strong> wirkliches Problem. Aber im Toni<br />

stehen dann 20 gleichartige Räume zur Verfügung. Es gilt, <strong>die</strong><br />

Vorstellung vom eigenen Raum loszulassen, <strong>die</strong> Synergien zu<br />

sehen und <strong>ein</strong>e Kultur der gem<strong>ein</strong>samen Raumbewirtschaftung<br />

zu entwickeln. Ich bin überzeugt, dass <strong>die</strong> Fläche im<br />

Toni-Areal für <strong>die</strong> nächsten <strong>15</strong> <strong>bis</strong> 20 Jahre reichen <strong>wird</strong>. Wer<br />

weiss, vielleicht ist <strong>die</strong> <strong>ZHdK</strong> <strong>ein</strong>es Tages froh, dass sie nicht<br />

noch grösser geworden ist.<br />

Ergeben sich aus dem Umzug Vorteile bei den Betriebskosten,<br />

zum Beispiel für <strong>die</strong> Lehre?<br />

Schwierig zu sagen, aber ich bin der M<strong>ein</strong>ung, es gibt welche.<br />

Wie bereits erwähnt, ist es notwendig, <strong>die</strong> Synergien zu sehen<br />

und zu nutzen. <strong>In</strong> der Verwaltung und in den Departementen<br />

muss der Betrieb effizienter werden und teilweise auch etwas<br />

zentralistischer. Die Hochschule fährt so letztendlich viel<br />

günstiger.<br />

<strong>In</strong> der Forschung heisst es, das Wichtigste seien <strong>die</strong> Kaffeetreffen.<br />

Wenn im Toni nicht wieder zu viele <strong>In</strong>seln entstehen<br />

und <strong>die</strong>se Kaffeetreffen stattfinden, können Ideen, <strong>die</strong> jetzt<br />

noch gar nicht vorhanden sind, realisiert werden. Ich bin<br />

überzeugt, in <strong>10</strong> <strong>bis</strong> <strong>15</strong> <strong>Jahren</strong> <strong>wird</strong> <strong>die</strong> <strong>ZHdK</strong> <strong>ein</strong> ganz <strong>anderes</strong><br />

<strong>Haus</strong> s<strong>ein</strong> als heute.<br />

Wo gehen Sie als Erstes hin, wenn das Toni-Areal fertig ist?<br />

<strong>In</strong> <strong>die</strong> Eingangshalle. Ich bin wirklich neugierig, ob <strong>die</strong> Atmosphäre<br />

m<strong>ein</strong>en Vorstellungen entspricht. Ob nicht <strong>ein</strong>fach<br />

<strong>ein</strong>e leere Halle dasteht, sondern <strong>ein</strong> erkennbarer Treffpunkt<br />

für <strong>die</strong> ganze Schule. Anschliessend gehe ich zur Kaskade,<br />

um mir <strong>ein</strong> Bild davon zu machen, wie das Licht und <strong>die</strong>se<br />

„Begegnung von unten <strong>bis</strong> oben“ tatsächlich funktionieren.<br />

Dann schnurstracks aufs Dach. Dort geniesse ich den Blick<br />

über Züri-West, <strong>die</strong>ses sich rasant entwickelnde und aufregende<br />

Quartier. Es sind genau <strong>die</strong> Highlights, <strong>die</strong> von den<br />

Architekten EM2N gesetzt wurden, <strong>die</strong> mich am meisten interessieren.<br />

* Adriana Bognar ist Projektleiterin Kommunikation, Rektorat<br />

(adriana.bognar@zhdk.ch).


umplanung<br />

toni-areal<br />

Mitte Mai 20<strong>10</strong><br />

orientierte das<br />

<strong>ZHdK</strong>-Projektteam<br />

Toni-Areal <strong>die</strong><br />

Hochschulangehörigen<br />

an <strong>ein</strong>er<br />

<strong>In</strong>formationsveranstaltung<br />

über <strong>die</strong><br />

Ergebnisse der in<br />

den letzten Monaten<br />

erfolgten Umplanung.<br />

Alessandra<br />

Zanotelli und Peter<br />

Eberhard*<br />

Foto: Regula Bearth<br />

Das ursprüngliche Projekt der Zürcher Kantonalbank (ZKB)<br />

sah im Untergeschoss des Toni-Areals <strong>ein</strong>en Veranstaltungsbereich<br />

vor für externe Events wie Popkonzerte und Ausstellungen.<br />

Allreal, <strong>die</strong> das Toni-Areal 2008 von der ZKB übernommen<br />

hat und es als Generalbauunternehmerin umbaut,<br />

war jedoch nicht primär an der Schaffung <strong>ein</strong>es Eventbereichs<br />

interessiert. Gleichzeitig zeigte sich bei der Planung,<br />

dass <strong>ein</strong> Einbezug des Eventbereichs auf der Ebene 01 massgeblich<br />

zur Lösung von bereits erkannten Problemen beitragen<br />

könnte. Eine von den Architekten EM2N durchgeführte<br />

Machbarkeitsstu<strong>die</strong> für <strong>ein</strong>e Umplanung ergab mehr Nutzungsspielraum<br />

und Betriebsdichte auf der Ebene 01 und<br />

eröffnete dadurch in den darüberliegenden Geschossen <strong>ein</strong>e<br />

Reihe von Rochademöglichkeiten.<br />

Chance für Umplanung genutzt<br />

Da infolge <strong>ein</strong>es hängigen Bundesgerichtsurteils im Jahr 2009<br />

<strong>ein</strong>e Bauverzögerung <strong>ein</strong>getreten war, ergriff <strong>die</strong> <strong>ZHdK</strong> mit<br />

Unterstützung der Bildungs- und Baudirektion <strong>die</strong> Chance<br />

zu <strong>ein</strong>er Umplanung mit den von EM2N aufgezeigten Möglichkeiten.<br />

Im Herbst 2009 wurden <strong>die</strong> neuen Flächenzuteilungen,<br />

<strong>die</strong> Betriebsabläufe und – wo notwendig – <strong>die</strong><br />

raumstrategischen Zielsetzungen mit den Leitungen der fünf<br />

Departemente, mit den Services und mit allen in <strong>die</strong> Planung<br />

involvierten Arbeitsgruppen überprüft. <strong>In</strong> Workshops wurden<br />

unter der Leitung des Projektteams Toni-Areal neue Synergien<br />

generiert sowie Nutzungsverbesserungen und Raum<strong>ein</strong>sparungen<br />

festgelegt.<br />

Die wichtigsten Änderungen<br />

— Die Werkstätten für Holz-, Metall- und Kunststoffbearbeitung<br />

sind betrieblich verdichtet, <strong>die</strong> Produktionssparte<br />

ist redimensioniert und auf der Ebene E01<br />

organisiert worden.<br />

— Das Bachelor-Studium Theater bleibt an der Gessnerallee.<br />

— Die Anzahl Musikunterrichtsräume wurde etwas reduziert,<br />

während <strong>die</strong> Anzahl Übungsräume gleich bleibt.<br />

— Beim Me<strong>die</strong>n- und <strong>In</strong>formationszentrum wurden <strong>die</strong><br />

Büroflächen reduziert.<br />

— Die <strong>bis</strong>her fehlenden Atelierflächen für Stu<strong>die</strong>rende und<br />

<strong>die</strong> administrativen Arbeitsflächen der Departemente<br />

können realisiert werden.<br />

— Der Ausleihbereich für Gerätschaften funktioniert nun<br />

„verkehrtechnisch“ <strong>ein</strong>wandfrei.<br />

— Der Warenumschlag der Anlieferung ist nun optimal<br />

gewährleistet.<br />

Entscheide von Hochschulleitung und Allreal<br />

Wie in den vorangegangenen Planungsphasen sind alle Wissens-<br />

und Erfahrungsträger in <strong>die</strong> Umplanung <strong>ein</strong>bezogen<br />

worden. Im Dezember 2009 wurden <strong>die</strong> Ergebnisse in Form<br />

<strong>ein</strong>es Antrags der Hochschulleitung vorgestellt. Diese genehmigte<br />

den Antrag. Ebenfalls im Dezember verabschiedete<br />

sich Allreal definitiv von der Planung <strong>ein</strong>es eigenen Eventbereichs<br />

und entschied, <strong>die</strong> Umplanungsanträge der <strong>ZHdK</strong> als<br />

Vorprojekt, ohne Verrechnung von Mehrkosten, in <strong>die</strong> laufende<br />

Planung aufzunehmen.<br />

Beitrag zur Qualität des Projekts<br />

Die Umplanung führt dank der Verbesserung von Arbeitsabläufen<br />

zu <strong>ein</strong>er ökonomischeren Zuordnung der Nutzflächen.<br />

Eine ausgewogenere Verteilung der Räume auf <strong>die</strong> Departemente<br />

erfordert <strong>die</strong> Einführung <strong>ein</strong>es gem<strong>ein</strong>samen Raumbewirtschaftungssystems.<br />

Die Umplanung berührt <strong>die</strong> öffentlich zugänglichen Räume<br />

in k<strong>ein</strong>er Weise – <strong>die</strong> architektonischen Qualitäten des Projekts<br />

bleiben intakt.<br />

* Alessandra Zanotelli ist Leiterin Facility Management der <strong>ZHdK</strong> und<br />

Leiterin des <strong>ZHdK</strong>-Projektteams (alessandra.zanotelli@zhdk.ch).<br />

Peter Eberhard ist Architekt und mit der Öffentlichkeitsarbeit des Projekts<br />

betraut (peter.eberhard@zhdk.ch).<br />

neu: toni-areal im intranet<br />

toni-areal / zett 2–<strong>10</strong> 13<br />

Unter toniareal.zhdk.ch finden <strong>ZHdK</strong>-Angehörige ab sofort<br />

viele <strong>In</strong>fos über den aktuellen Projektstand, <strong>ein</strong>e Bildgalerie<br />

und <strong>In</strong>fos über <strong>die</strong> Entwicklung von Zürich West. Im <strong>In</strong>tranet<br />

sind auch <strong>die</strong> Antworten auf <strong>die</strong> am häufigsten gestellten Fragen<br />

zu finden – und natürlich können Fragen gestellt werden.


14 zett 2–<strong>10</strong> / toni-areal<br />

<strong>die</strong> projektorganisation<br />

toni-areal in kürze<br />

Die wichtigsten Partner im Projekt<br />

— Allreal, Generalunternehmerin und Besitzerin des<br />

Toni-Areals<br />

— Bildungsdirektion des Kantons Zürich<br />

— Baudirektion des Kantons Zürich, Hochbauamt und<br />

Immobilienamt<br />

— Zürcher Hochschule der Künste <strong>ZHdK</strong><br />

— Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften<br />

ZHAW<br />

— EM2N Architekten<br />

Das <strong>ZHdK</strong>-Projektteam Toni-Areal<br />

— Daniel Waeber, Verwaltungsdirektor, Mitglied der Hochschulleitung<br />

(HSL). Vertritt <strong>die</strong> <strong>ZHdK</strong> im Projektausschuss<br />

und in der Projektkoordination.<br />

— Alessandra Zanotelli, Leiterin Facility Management,<br />

Leiterin des Projektteams der <strong>ZHdK</strong>. Vertritt <strong>die</strong> <strong>In</strong>teressen<br />

der Nutzerinnen und Nutzer in Projektteam und<br />

Projektausschuss.<br />

— Marco Castellano, Leiter Raum/Bau. Vertritt <strong>die</strong> <strong>In</strong>teressen<br />

der Nutzerinnen und Nutzer im Projektteam.<br />

— Claudia Isler, Architektin. Projektassistentin und Sachbearbeiterin.<br />

— Caroline Gürber, <strong>In</strong>nenarchitektin. Sachbearbeiterin.<br />

— Renata Pakosta, Assistentin Facility Management.<br />

Administration.<br />

— Peter Eberhard, Architekt. Zusammen mit Heike Pohl<br />

verantwortlich für <strong>die</strong> Öffentlichkeitsarbeit der <strong>ZHdK</strong><br />

zum Projekt Toni-Areal.<br />

— Heike Pohl, Leiterin Kommunikation.<br />

Die wichtigsten Gremien, in denen <strong>die</strong> <strong>ZHdK</strong> <strong>ein</strong>sitzt:<br />

Projektausschuss<br />

Dieser setzt sich zusammen aus Vertretern der Bildungsdirektion<br />

als <strong>In</strong>vestorin, der Baudirektion als Projektleitende,<br />

des Immobilienamts und der beiden Hochschulen <strong>ZHdK</strong><br />

und ZHAW mit ihren Verwaltungsdirektoren. Beisitzende<br />

sind <strong>die</strong> Nutzervertreterin der <strong>ZHdK</strong> und der Nutzervertreter<br />

der ZHAW. Der Projektausschuss ist <strong>ein</strong> Strategie-, Entscheidungs-,<br />

Controlling- und <strong>In</strong>formationsgremium.<br />

Projektteam<br />

Es setzt sich aus Planerinnen und Planern der Bildungsdirektion<br />

und der Baudirektion, der <strong>ZHdK</strong> und der ZHAW<br />

zusammen. Es führt <strong>die</strong> Projektentwicklung entsprechend<br />

den Zielsetzungen des Auftrags und den Festlegungen des<br />

Projektausschusses durch. <strong>In</strong> der Planungssitzung findet <strong>die</strong><br />

Abstimmung der Arbeit des Projektteams mit derjenigen von<br />

Allreal und den Planerteams (Architekten, Fachplaner) statt.<br />

Projektkoordination<br />

Sie ist das oberste Strategie-, Koordinations- und Entscheidungsgremium<br />

und <strong>wird</strong> von Allreal geleitet.<br />

<strong>die</strong> geschichte der kunst-<br />

und gestaltungsausbildung<br />

in der schweiz<br />

Hans-Peter Schwarz*, emeritierter Gründungsrektor<br />

der <strong>ZHdK</strong>, ist weiterhin als Forschender und<br />

Lehrender an der Hochschule tätig. Im Folgenden<br />

stellt er <strong>ein</strong> Forschungsprojekt zur Geschichte der<br />

Kunst- und Gestaltungsausbildung in der Schweiz<br />

vor, das er seit zwei <strong>Jahren</strong> leitet.<br />

Am 22. und 23. Oktober 20<strong>10</strong> findet in der von Mario Botta<br />

errichteten Bibliothek Werner Oechslin in Einsiedeln <strong>ein</strong>e<br />

Fachtagung statt. Deren Ziel ist es, relevante Positionen zur<br />

Methodik der historisch-kritischen Aufarbeitung der <strong>In</strong>stitutsgeschichte<br />

künstlerischer und gestalterischer Ausbildungskonzepte,<br />

schwergewichtig aus dem deutschsprachigen<br />

Raum, zusammenzubringen.<br />

Diese Veranstaltung, zu der sich namhafte Impulsreferenten<br />

angesagt haben, ist Teil <strong>ein</strong>es grossangelegten Grundlagenforschungsprojekts<br />

zur Geschichte der Kunst- und Gestaltungsausbildung<br />

in der Schweiz. Neben der <strong>ZHdK</strong> sind <strong>die</strong><br />

Haute école d’art et de design (HEAD) in Genf und lose auch<br />

das Schweizer <strong>In</strong>stitut für Kunstwissenschaft (SIK) sowie<br />

weitere Hochschulinstitute beteiligt. Ziel des Projekts ist es,<br />

erstmals für <strong>die</strong> Schweiz <strong>die</strong> Grundlagen des künstlerischgestalterischen<br />

Kompetenzerwerbs systematisch und aus<br />

den Fachgebieten der beteiligten Disziplinen aufzuarbeiten.<br />

Es gilt zu klären, wo <strong>die</strong> Kunst- und Gestaltungsausbildung in<br />

der Schweiz im internationalen Kontext steht und vor allem,<br />

welche Position sie im Vergleich zu international ausstrahlenden<br />

Reformprojekten innehat.<br />

Mit Fokus auf Vermittlungskonzepte und ästhetische Leitbilder<br />

von Kunst und Gestaltung soll <strong>die</strong> Anschlussfähigkeit<br />

an internationale Diskussionen verbessert und gleichzeitig<br />

<strong>die</strong> Spezifik der schweizerischen Ausbildungssituationen herausgearbeitet<br />

werden.


Entgegen dem selbst erzeugten und meist unreflektiert weiterkolportierten<br />

Mythos von der Unmöglichkeit, sich in<br />

der Schweiz als Künstler zu bilden, ist es just <strong>die</strong> zwischen<br />

„freien“ und „angewandten“ Kunstausbildungskonzepten<br />

oszillierende Situation in der streng föderalistisch ausgerichteten<br />

Schweiz, <strong>die</strong> <strong>ein</strong>e Position markieren könnte, welche gerade<br />

heute im Zeichen der marktorientierten Globalisierung<br />

der Bildung – nicht nur in Kunst und Gestaltung – der Diskussion<br />

um <strong>die</strong> Zukunft des europäischen Bildungskonzeptes<br />

insgesamt bedarf.<br />

Die Geschichte der künstlerischen,<br />

kunsthandwerklichen und<br />

gestalterischen Ausbildung in der<br />

Schweiz ist <strong>bis</strong> Mitte des<br />

19. Jahrhunderts geprägt durch<br />

in Zünften organisiertes Handwerk.<br />

Die Geschichte der künstlerischen, kunsthandwerklichen<br />

und gestalterischen Ausbildung in der Schweiz ist <strong>bis</strong> Mitte<br />

des 19. Jahrhunderts geprägt durch in Zünften organisiertes<br />

Handwerk. Daneben fand <strong>die</strong> Künstlerlausbildung in Privatakademien,<br />

Zeichenschulen oder in kunsthandwerklich ausgerichteten<br />

Sonntagsschulen statt. Erst ab 1897 durfte sich<br />

als <strong>ein</strong>zige öffentliche <strong>In</strong>stitution <strong>die</strong> von der Societé des Arts<br />

geführte Genfer Zeichenschule definitiv Ecole des Beaux Arts<br />

nennen. <strong>In</strong> der Deutschschweiz kam es im Zuge des vor allem<br />

durch <strong>die</strong> Weltausstellung erhöhten Bedarfs an professionell<br />

ausgebildeten Kunsthandwerkern zur Gründung von Kunstgewerbemuseen<br />

mit angegliederten Ausbildungsstätten.<br />

Das Bedürfnis nach <strong>ein</strong>er eigenständigen, spezialisierten<br />

Künstlerausbildung manifestierte sich zwar auch in (gescheiterten)<br />

Vorstössen und Konzepten für <strong>ein</strong>e schweizerische<br />

Kunstakademie. Es entstand aber hauptsächlich <strong>ein</strong> <strong>ein</strong>zigartiges<br />

Spannungsfeld in der Kompetenzentfaltung von „freier“<br />

und „angewandter“ Kunst.<br />

Dieser Dualismus prägte <strong>die</strong> professionellen Ausbildungsinstitutionen<br />

der Schweiz und führte vielleicht mit Ausnahme<br />

der Ecole des Beaux Arts zu vermehrten internen Richtungskämpfen,<br />

<strong>die</strong> erst mit der Gründung der Hochschulen der<br />

Künste in Bern und Zürich endeten.<br />

Deshalb, so <strong>ein</strong>e Grundthese des Projekts, waren betreffend<br />

Künstlerausbildung spezifische „Umwegstrategien“ notwendig.<br />

Für den Identifikationsprozess der Künstler<strong>In</strong>nen in der<br />

Schweiz sind <strong>die</strong>se von wesentlicher, <strong>bis</strong>lang kaum untersuchter<br />

Bedeutung.<br />

Die Idee zum 2007 begonnenen Forschungsprojekt entstand<br />

<strong>ein</strong>erseits, weil bei den Vorbereitungen zur Gründungspublikation<br />

der Zürcher Hochschule der Künste <strong>ein</strong>e systematische<br />

Aufarbeitung der Leitbilder sowie der Vermittlungskonzepte<br />

forschung / zett 2–<strong>10</strong> <strong>15</strong><br />

und -methoden künstlerisch gestalterischen Kompetenzerwerbs<br />

in der Schweiz vermisst wurde. Und andererseits,<br />

weil <strong>die</strong> Dokumentationsabteilung der <strong>ZHdK</strong> <strong>ein</strong>e Ressource<br />

für <strong>die</strong> Aufarbeitung der formellen und informellen didaktischen<br />

Konzepte und Prinzipien und deren historische<br />

und ideologische Bedingtheiten darstellt, <strong>die</strong> weit über das<br />

Schweizer Umfeld hinaus <strong>ein</strong>zigartig ist. Hier hat inzwischen<br />

Janine Schiller erste, sehr erfolgversprechende Sichtungen<br />

vorgenommen, <strong>die</strong> Urs Fanger um den Komplex der „visual<br />

history“ bereichert. Ich selbst habe versucht, mit <strong>ein</strong>er Analyse<br />

über <strong>die</strong> bildungspolitischen und -wissenschaftlichen Implikationen<br />

der „Zürcher Fusion“ <strong>ein</strong>en Beitrag zur jüngsten<br />

Geschichte der Kunstausbildung in der Schweiz zu leisten.<br />

Das Projekt, dessen Bedeutung nicht nur historiografisch,<br />

sondern auch als Impulsgebung für den aktuellen bildungspolitischen<br />

Diskurs durch zahlreiche Gutachten hervorgehoben<br />

<strong>wird</strong>, ist auf gutem Weg. Die Netzwerke sind geknüpft, <strong>die</strong><br />

Publikation mit ersten Ergebnissen ist in Vorbereitung, wobei<br />

gemäss den transdisziplinären Ansprüchen des Projekts sich<br />

der Begriff Publikation nicht auf Printme<strong>die</strong>n beschränkt.<br />

* Hans-Peter Schwarz, em. Gründungsrektor <strong>ZHdK</strong><br />

(hans-peter.schwarz@zhdk.ch).<br />

Forschen, publizieren und lehren:<br />

<strong>die</strong> neuen Wirkungsfelder<br />

Seit s<strong>ein</strong>er Emeritierung als Gründungsrektor der <strong>ZHdK</strong> im<br />

Herbst 2009 widmet sich Hans-Peter Schwarz dem Publizieren<br />

und Forschen. Daneben leitet er Lehrveranstaltungen in<br />

Ringvorlesungen und in der Weiterbildung und engagiert sich<br />

für <strong>die</strong> Etablierung <strong>ein</strong>es Transdisziplinären Ateliers Berlin.<br />

<strong>In</strong> dessen Rahmen können <strong>ZHdK</strong>-Stu<strong>die</strong>rende in <strong>ein</strong>em f<strong>ein</strong><br />

gewebten Netzwerk mit Architekturstu<strong>die</strong>renden aus Harvard<br />

und St. Petersburg, aus Tokio und Delft ihre transdisziplinären<br />

Kompetenzen entwickeln.<br />

Forschungsprojekt und Fachtagung<br />

Beim Schweizerischen Nationalfonds SNF <strong>ein</strong>gereichten<br />

Forschungsprojekt zur Geschichte der institutionalisierten<br />

Kunst- und Gestaltungsausbildung in der Schweiz sind beteiligt:<br />

Urs Fanger, Janine Schiller, Hans-Peter Schwarz, Ruedi<br />

Wyss von der <strong>ZHdK</strong>, Danielle Buyssense Fornara und Jean-<br />

Pierre Greff von der Haute école d‘art et de design HEAD<br />

Genève.<br />

Kontaktperson bezüglich der Fachtagung vom 22./23. Oktober<br />

20<strong>10</strong> in der Bibliothek Werner Oechslin in Einsiedeln:<br />

Giuliana Casaulta, giuliana.casaulta@zhdk.ch


16 zett 2–<strong>10</strong> / theater<br />

Modelle der BühneA von Nina Bilang, Szenografie-Studentin.<br />

„missbrauche <strong>die</strong>se bühne“<br />

Das Projekt BühneA der <strong>ZHdK</strong> nimmt Gestalt<br />

an. Im Oktober 20<strong>10</strong> <strong>wird</strong> eröffnet. Das Konzept<br />

ist <strong>ein</strong>zigartig in Europa. Dass es auch zukunftsweisend<br />

s<strong>ein</strong> könnte, hat der Austausch mit dem<br />

Berliner <strong>In</strong>tendanten Matthias Lilienthal gezeigt.<br />

Bald sind <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden am Ruder – kann das<br />

gut gehen? Ja, sagt Stefan Schöbi*<br />

Fotos: Regula Bearth<br />

„Zeig d<strong>ein</strong>en Scheiss, missbrauche <strong>die</strong> BühneA für d<strong>ein</strong>e<br />

Zwecke“ – so klingt das Projekt BühneA in den Worten <strong>ein</strong>es<br />

Mitglieds der Programmgruppe. Und <strong>die</strong>se Programmgruppe<br />

<strong>wird</strong> das, was auf der grössten der drei Bühnen des Theaters<br />

der Künste ab Herbst 20<strong>10</strong> zu sehen s<strong>ein</strong> <strong>wird</strong>, massgeblich<br />

mitbestimmen. Vor Kurzem waren <strong>die</strong> etwa zehn Stu<strong>die</strong>renden<br />

zu Besuch bei Matthias Lilienthal in Berlin. Die Stu<strong>die</strong>ren-<br />

denvertreter sind begeistert vom Austausch und bestärkt von<br />

Lilienthals Plänen, in Berlin <strong>ein</strong>en ähnlichen Begegnungsraum<br />

der Künste nach dem Vorbild des CENTQUATRE in Paris<br />

zu schaffen. Lilienthal ist <strong>In</strong>tendant des Hebbel am Ufer<br />

in Berlin, <strong>ein</strong>er der innovativsten deutschsprachigen Bühnen,<br />

und er hat <strong>ein</strong>e gute Nase für innovative Ideen, so schwärmt<br />

<strong>die</strong> Zeitschrift „Theater der Zeit“. Das will doch etwas heissen.<br />

Manifest der Postdisziplinären<br />

Die BühneA kommt dem studentischen Wunsch entgegen,<br />

<strong>die</strong> Resultate verschiedenartiger künstlerischer Projekte<br />

<strong>ein</strong>em Publikum zeigen zu können. Welche Projekte werden<br />

berücksichtigt? Nach Christopher Kriese, Mitglied der Programmgruppe,<br />

reicht <strong>die</strong> Palette von A wie Ausflugsfoto <strong>bis</strong><br />

V wie Violinsolo. Die Bühne ist grundsätzlich offen für alle<br />

Themen, Disziplinen (auch „Anti-Disziplinen“) und Formate<br />

(ganz kl<strong>ein</strong>e <strong>bis</strong> ganz grosse). „Wir werfen <strong>ein</strong>en wilden postdisziplinären<br />

Blumenstrauss in den Raum. Mitmachen dürfen<br />

alle. Der Eintritt ist frei. Vielleicht scheitert <strong>die</strong> Idee. Oder<br />

sie rockt.“


Vor, neben oder auf der Koje: Die fixe <strong>In</strong>stallation der BühneA ist vielseitig nutzbar, wie hier in „Adam Geist”.<br />

Mittlerweile gibt es Anhaltspunkte, dass Letzteres passieren<br />

könnte. Die <strong>In</strong>frastruktur der Bühne, <strong>ein</strong>e <strong>In</strong>stallation<br />

mit 16 Kojen, ist seit Mai 20<strong>10</strong> fertiggestellt. Ihre Schöpferin,<br />

<strong>die</strong> Szenografie-Studentin Nina Bilang, wurde dafür im<br />

Juni mit dem Roman-Clemens-Förderpreis in der Höhe von<br />

<strong>10</strong> 000 Franken ausgezeichnet. „Adam Geist“, <strong>die</strong> Bachelor-<br />

Abschlussproduktion der Vertiefung Schauspiel, war <strong>ein</strong>e<br />

eher klassische, aber erfolgreiche Erstbespielung der Bühne.<br />

Mit der Diplomausstellung der Szenograf<strong>In</strong>nen und dem<br />

Me<strong>die</strong>n- und Roboter-Wettbewerb „bugnplay.ch“ wurde <strong>die</strong><br />

Bühne danach wiederholt anderen als theaterspezifischen<br />

Anlässen überlassen. Die geplante Nutzung über alle Grenzen<br />

der Disziplinen hinweg ist also bereits Realität.<br />

Mitmachen oder zuschauen<br />

Aber: Wollen Stu<strong>die</strong>rende heute in <strong>ein</strong>em institutionalisierten<br />

Rahmen sich und ihre Projekte überhaupt zeigen? „Ja“, glaubt<br />

Christian Müller, <strong>ein</strong> weiteres Mitglied der Programmgruppe:<br />

„Mir ist wichtig, dass <strong>die</strong> <strong>ZHdK</strong> mit der BühneA <strong>ein</strong>en Ort der<br />

kreativen Praxis erhält. All <strong>die</strong> Konzepte und Revisionen von<br />

theater / zett 2–<strong>10</strong> 17<br />

Konzepten in den letzten <strong>Jahren</strong>, Stichwort Bologna, Stichwort<br />

Fusion, <strong>die</strong> haben uns <strong>die</strong> Lust am konkreten Tun etwas<br />

verdorben. Die neue BühneA hingegen fragt nicht nach<br />

Konzepten und nach Theorie. Die kreative Praxis soll damit<br />

wieder in <strong>die</strong> <strong>ZHdK</strong> zurückkehren. Nur wer sich ausprobieren<br />

kann, merkt, was er will.“<br />

Die BühneA funktioniert nach dem Prinzip der freien Buchung.<br />

Wie man sich sonst <strong>ein</strong> Ticket kauft, bucht man sich<br />

hier Auftritts- beziehungsweise Ausstellungsraum für <strong>ein</strong>en<br />

der beiden Betriebstage der BühneA, Donnerstag und Freitag.<br />

Die E-Mail-Adresse kontakt.buehneA@zhdk.ch funktioniert<br />

vorderhand als Eingangstüre, bald <strong>wird</strong> sie von <strong>ein</strong>em<br />

Web-Portal abgelöst. Mit der Buchung <strong>wird</strong> auch das Format<br />

gewählt: Anzahl der gewünschten Kojen, Dauer und minimale<br />

technische Ausrüstung.<br />

* Stefan Schöbi leitet das Werbebüro <strong>ZHdK</strong> und betreut <strong>die</strong> Öffentlichkeitsarbeit<br />

des Theaters der Künste (stefan.schoebi@zhdk.ch).<br />

Das Wiki zur neuen BühneA: www.buehneA.ch


18 zett 2–<strong>10</strong> / theater<br />

1 2 3 4<br />

BühneA-Visionen<br />

Welche Absichten und Pläne haben <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden<br />

für <strong>die</strong> Bespielung der neuen BühneA? Stefan<br />

Schöbi hat sie befragt.<br />

1 Pascal Griesshammer, Film<br />

pascal.griesshammer@zhdk.ch<br />

„An der BühneA gefällt mir besonders, dass es k<strong>ein</strong>e traditionelle<br />

Anordnung des Zuschauerraumes mehr gibt. Das kann<br />

für filmische Beiträge <strong>ein</strong>e grosse Bereicherung s<strong>ein</strong> und <strong>die</strong><br />

Wirkung <strong>ein</strong>er Projektion intensivieren. Ich stelle mir vor, mit<br />

unterschiedlichsten Arten von Erzählformen zu arbeiten.<br />

Dank der Fragmentierung der Bühne in <strong>die</strong> 16 Kojen kann ich<br />

episodenhaft erzählen und/oder den filmischen Raum stark<br />

erweitern. Ein <strong>anderes</strong> Ziel wäre, <strong>die</strong> BühneA selbst zur Produktionsstätte<br />

zu machen, sodass sich der Besucher plötzlich<br />

auf <strong>ein</strong>em Filmset wiederfindet.“<br />

2 Nina Bilang, Szenografie<br />

nina.bilang@zhdk.ch<br />

„Mir schwebt <strong>ein</strong>e theatrale Sci-Fi-Fernsehinszenierung vor,<br />

in welcher sich <strong>die</strong> Zuschauer von zu <strong>Haus</strong>e aus ins Raumschiff<br />

A hin<strong>ein</strong>zappen können. Das Raumschiff ,BühneA’ ist<br />

in der Zukunft, und es steckt in <strong>ein</strong>er Notlage – <strong>die</strong> Zuschauer<br />

werden sozusagen ins Raumschiff gebeamt, um gem<strong>ein</strong>sam<br />

dessen technische oder sonstige Probleme lösen zu helfen.<br />

Bei <strong>die</strong>sem Experiment sind <strong>die</strong> Zuschauer also nicht physisch,<br />

sondern lediglich über <strong>ein</strong>e Projektion von zu <strong>Haus</strong>e<br />

aus anwesend. Sie nehmen interaktiv an <strong>die</strong>sem ‚Spiel’ teil,<br />

– Stichwort Skype. Die Crew des Raumschiffs <strong>wird</strong> von Schauspielern<br />

oder Laien gespielt, sie sind <strong>ein</strong>e Art ‚Spielleiter’. Via<br />

Skype sehen sich <strong>die</strong> Zuschauer live selber agieren, und zwar<br />

als Projektionen und damit als Teil des Bühnenbilds.“<br />

3 Sinja-Marie Krüger, Dramaturgie<br />

sinja_marie.krueger@zhdk.ch<br />

„Auf BühneA können verschiedene Veranstaltungen gleichzeitig<br />

stattfinden, das interessiert mich. Ich stelle mir <strong>ein</strong>en<br />

Theaterabend vor, bei dem der Zuschauer nicht an <strong>ein</strong>en Ort<br />

gebunden ist und selbst wählen kann, was er wie lange ansehen<br />

möchte. Als Macher muss man also um s<strong>ein</strong> Publikum<br />

kämpfen – <strong>die</strong> Aufführungssituation <strong>wird</strong> dynamisch, ganz<br />

anders, als das häufig im klassischen Sprechtheater der Fall<br />

ist. Ich hoffe, dass <strong>die</strong> BühneA <strong>ein</strong> Experimentierfeld <strong>wird</strong>, in<br />

dem man <strong>die</strong> Gelegenheit hat, Ideen umzusetzen, <strong>die</strong> im normalen<br />

Unterrichtsalltag k<strong>ein</strong>en Platz finden.“<br />

4 Christopher Kriese, Regie<br />

kristopher.kriese@zhdk.ch<br />

„Ich wünsche mir <strong>die</strong> postdisziplinäre Kunstschlacht: Da treffen<br />

sich am Donnerstagabend alle, <strong>die</strong> mitmachen wollen,<br />

auf der BühneA und bringen Sachen mit, <strong>die</strong> sie brauchen:<br />

Beamer, Cellos, Drucker, Kameras, Performer, schwarze Hühner<br />

und so weiter. Es bilden sich Teams, in denen <strong>die</strong> Disziplinen<br />

quer gemischt sind und sich bestenfalls niemand jemals<br />

zuvor auch nur gesehen hat. Dann haben <strong>die</strong>se Teams<br />

24 Stunden Zeit für <strong>die</strong> Arbeit. Die BühneA verwandelt sich<br />

dabei quasi über Nacht in <strong>ein</strong>e kochende Kulturfabrik – oder<br />

in <strong>ein</strong> ästhetisches Schlachtfeld. Wer es nötig hat, schläft dann<br />

irgendwann noch <strong>ein</strong> <strong>bis</strong>schen (was wahrsch<strong>ein</strong>lich nicht<br />

ganz leicht <strong>wird</strong>) … vielleicht in <strong>ein</strong>er der Kojen? Am Freitag<br />

um 19 Uhr zeigen <strong>die</strong> Teams <strong>die</strong> Ergebnisse. Bis spät in <strong>die</strong><br />

Nacht. Danach Party.“


5 6 7 8<br />

5 Selina Bütler, Vermittlung von Kunst und Design<br />

seline.buetler@zhdk.ch<br />

„Die BühneA ist <strong>ein</strong> Ort, wo sowohl schulische wie auch autonome<br />

Projekte in all ihrer Eigenart gezeigt werden können.<br />

Im öffentlichen Raum wirke ich bei La Locura mit – La Locura<br />

fördert Kl<strong>ein</strong>kunst und organisiert in verschiedenen Lokalen<br />

in Zürich <strong>die</strong> freie Bühne. Die BühneA eignet sich ideal für <strong>ein</strong><br />

abendfüllendes ,Best of La Locura’, wobei allen Künstlern <strong>ein</strong>e<br />

eigene Koje zugänglich gemacht werden kann, <strong>die</strong> sie selber<br />

<strong>ein</strong>richten und gestalten. Die 16 bespielbaren Kojen sind für<br />

jeden Zweck und Unsinn wandelbar, was viel Platz für absurde<br />

Ideen ermöglicht. Der Raum fördert den Austausch unter<br />

Kulturschaffenden unterschiedlicher Disziplinen und soll<br />

neue Impulse für weitere Projekte schaffen.“<br />

6 Christian Müller, Transdisziplinär<br />

christian.mueller@zhdk.ch<br />

„Das Transdisziplinäre Speed Dating läuft ähnlich ab wie <strong>ein</strong><br />

normales Speed Dating. Man muss <strong>ein</strong>en Partner ziehen und<br />

sich mit ihm für fünf Minuten an <strong>ein</strong>en Tisch setzen. <strong>In</strong> <strong>die</strong>ser<br />

Zeit versucht man, möglichst viel über den anderen herauszufinden.<br />

Nach fünf Minuten wechselt man an <strong>ein</strong>en anderen<br />

Tisch, und es fängt wieder von vorne an. Das Besondere:<br />

Hier <strong>wird</strong> nicht (in erster Linie) in Liebeshinsicht verkuppelt,<br />

sondern verkuppelt werden verschiedene Künstler und Disziplinen<br />

– Damit am Schluss vielleicht <strong>ein</strong> transdisziplinäres<br />

Kind geboren <strong>wird</strong>. Und sonst? TalentBox: 24 h Zeit, <strong>ein</strong>e Box<br />

zu füllen. Lärmabend: Jede Box will lauter s<strong>ein</strong> als <strong>die</strong> andere.<br />

Aufmerksamkeit: Wer k<strong>ein</strong>e Zuschauer mehr hat, verliert. Et<br />

cetera …“<br />

7 Marc Oroth, Mediale Künste<br />

kontakt.buehne@zhdk.ch<br />

theater / zett 2–<strong>10</strong> 19<br />

„Ich will da r<strong>ein</strong> und machen … Ich will mir <strong>ein</strong>en Stromschlag<br />

verabreichen, damit ich das nächste Mal <strong>die</strong> Sicherung<br />

rausnehme, bevor ich mir das neue Licht montier. Ich<br />

will bleiben, <strong>bis</strong> ich das Gefühl hab: Jetzt reicht’s. Ob <strong>die</strong>s nun<br />

Konzept ist oder <strong>ein</strong>fach <strong>die</strong> Nächste, <strong>die</strong> doch gerne <strong>die</strong>sen<br />

Platz nutzen möchte. Ich will lernen, wie Zusammenarbeiten,<br />

Zusammenleben funktioniert, ohne dass ich mich <strong>ein</strong>em<br />

fremdbestimmten, fixfertigen Schema beugen muss.“<br />

8 Désirée van der Sluijs, Style & Design<br />

desiree.van_der_sluijs@zhdk.ch<br />

„M<strong>ein</strong>e Vision der BühneA ist <strong>die</strong> <strong>ein</strong>er Spielwiese, auf der<br />

sich jeder Besucher austoben kann, <strong>ein</strong>e Art Jahrmarkt, mit<br />

Vergnügungsbuden, <strong>die</strong> über funktionales Design hinausgehen<br />

und dem Spassfaktor <strong>ein</strong>e grosse Bedeutung <strong>ein</strong>räumen.<br />

<strong>In</strong> <strong>ein</strong>er Bude (Koje) sitzt <strong>ein</strong>e Wahrsagerin: Der Tascheninhalt<br />

jedes Besuchers <strong>wird</strong> fotografisch dokumentiert und per<br />

Beamer in den Raum projiziert; anhand der Gegenstände<br />

<strong>wird</strong> <strong>die</strong> Zukunft bestimmt. – <strong>In</strong> <strong>ein</strong>er anderen ist <strong>ein</strong> Spiel-<br />

und Wettbüro <strong>ein</strong>gemietet, wo jeweils zwei Gruppen gegen<strong>ein</strong>ander<br />

antreten. Wer schafft es schneller, den Riesen-<br />

Minarett-Baukasten aufzustellen? – Eine dritte beherbergt<br />

<strong>ein</strong> Gruselkabinett: <strong>In</strong> <strong>ein</strong>em Fotoautomat, in dem ekelerregende<br />

Filme gezeigt werden, <strong>wird</strong> der Zuschauer mit <strong>ein</strong>em<br />

Schnappschuss erwischt. Die ,Schokoladenseite’ kann dann<br />

wieder zurückgekauft werden – mit Schokolade natürlich.<br />

– Wieder <strong>ein</strong>e andere Koje enthält <strong>ein</strong>en Souvenirshop, in<br />

<strong>ein</strong>er weiteren wartet <strong>ein</strong> Entfesselungskünstler … Alle Buden<br />

beziehen Aspekte von Kultur, Trend und Alltag <strong>ein</strong>. Sie<br />

arbeiten mit Doppeldeutigkeiten, thematisieren Fremd- und<br />

Selbstbildnis oder versuchen, Design auch <strong>ein</strong>mal anders zu<br />

verstehen.“


20 zett 2–<strong>10</strong> / musik<br />

orchesterakademie 20<strong>10</strong><br />

Die Orchesterakademie ist das prestigeträchtigste<br />

der vier <strong>bis</strong> fünf jährlichen Projekte des <strong>ZHdK</strong>-<br />

Orchesters. Mit dem Dirigenten Ralf Weikert<br />

<strong>wird</strong> es <strong>die</strong>ses Jahr Musik von Franz Schreker,<br />

Richard Strauss und dem jungen Zürcher Komponisten<br />

David Philip Hefti <strong>ein</strong>stu<strong>die</strong>ren und in der<br />

Tonhalle aufführen.<br />

Orchestrales Buchstabenquadrat<br />

Tobias Rothfahl* beleuchtet das Werk von<br />

David Philip Hefti<br />

Von links nach rechts oder umgekehrt, von oben nach unten,<br />

oder vielleicht doch eher von unten nach oben? <strong>In</strong> welcher<br />

Richtung <strong>ein</strong>e Leserin es auch angehen mag, sie <strong>wird</strong> immer<br />

dasselbe entziffern: „SATOR AREPO TENET OPERA ROTAS.“<br />

Setzt man <strong>die</strong>se fünf Worte unter<strong>ein</strong>ander, ergibt sich das<br />

wohl berühmteste und älteste magische Quadrat, dessen Spuren<br />

sich <strong>bis</strong> ins 1. Jahrhundert nach Christus zurückverfolgen<br />

lassen. Es bildet geradezu <strong>die</strong> Potenzierung <strong>ein</strong>es normalen<br />

Palindroms – <strong>ein</strong>es Wortes oder Satzes, das oder der vorwärts<br />

und rückwärts gelesen dasselbe ergibt. (Im Sinn <strong>ein</strong>es fairen<br />

Gegengewichts zur lat<strong>ein</strong>ischen Wortfolge soll <strong>die</strong>s an <strong>ein</strong>em<br />

Beispiel aus dem griechischen Kulturkreis, dem „Retsinakanister“<br />

illustriert werden.) Im Fall des Satorquadrats funktioniert<br />

<strong>die</strong>ses Kunststück gar in vier Richtungen: Den beiden<br />

von der Horizontalen angebotenen gesellen sich <strong>die</strong> zwei <strong>die</strong><br />

Vertikale durchmessenden Richtungen hinzu. Im unscharfen<br />

Bereich des Rätselhaften bleibt allerdings stecken, wer nach<br />

der Lektüre der fünf Worte auch nach deren Bedeutung fragt.<br />

Wie der exakte Gehalt <strong>die</strong>ses vierfachen Satzpalindroms aufzuschlüsseln<br />

wäre, ist trotz s<strong>ein</strong>er Jahrhunderte durchziehenden<br />

Geschichte nach wie vor <strong>ein</strong>e ungelöste Frage. Die<br />

wörtliche Übersetzung ersch<strong>ein</strong>t gar so banal, dass man ihr<br />

kaum trauen mag: „Der Sämann Arepo hält mit Mühe <strong>die</strong><br />

Räder.“ Nur <strong>ein</strong>es lässt sich sicher sagen: Dem Buchstabenquadrat<br />

wurden magische Fähigkeiten, ja sogar überirdische<br />

Zauberkräfte zugeschrieben. Wo es zu finden ist, dort übt es<br />

magische Kraft aus – nur weiss niemand so recht, welche.<br />

Musik vorwärts und rückwärts spielen<br />

Eine gehörige Anziehungskraft übte das Satorquadrat natürlich<br />

auf <strong>die</strong> Komponisten aus, <strong>die</strong> sich ganz allgem<strong>ein</strong> gerne<br />

mit palindromartigen Strukturen und ähnlichen Kunststücken<br />

herumschlugen: Das Ersinnen von Melo<strong>die</strong>n, <strong>die</strong><br />

vorwärts oder rückwärts gespielt dasselbe ergeben, blieb da<br />

nur <strong>ein</strong> Anfang, in dessen etwas ambitionierterer Version solche<br />

Melo<strong>die</strong>n gleichzeitig vorwärts und rückwärts gespielt<br />

werden können; noch besser ist natürlich, wenn sich gleich<br />

Das Buchstabenquadrat hat den Zürcher Komponisten<br />

David Philip Hefti zu <strong>ein</strong>em Werkzyklus inspiriert.<br />

ganze Werke vorwärts und rückwärts spielen lassen. Nicht<br />

erstaunlich, dass Johann Sebastian Bach in <strong>die</strong>sem Bereich<br />

viele Spuren hinterliess, aber dasselbe gilt etwa auch für Anton<br />

Webern, dem gar <strong>ein</strong> Satorquadrat auf den Grabst<strong>ein</strong> <strong>ein</strong>gemeisselt<br />

wurde – nicht nur, aber vor allem, weil er sich in<br />

s<strong>ein</strong>em „Konzert“ op. 24 mit dem Buchstabenquadrat musikalisch<br />

aus<strong>ein</strong>andergesetzt hatte.<br />

ROTAS – <strong>ein</strong> Konzert für Oboe und Orchester<br />

Der Zürcher Komponist David Philip Hefti (*1975) liess sich<br />

vom Satorquadrat zu <strong>ein</strong>em ganzen Werkzyklus inspirieren,<br />

dessen fünftes und letztes Stück „ROTAS“ im Rahmen der<br />

vom 13. <strong>bis</strong> 21. September durchgeführten Orchesterakademie<br />

20<strong>10</strong> in der Tonhalle Zürich s<strong>ein</strong>e Schweizer Erstaufführung<br />

erleben <strong>wird</strong> (<strong>die</strong> Uraufführung fand 2009 in Augsburg<br />

statt, ausführliche Videoausschnitte sind auf www.davidphiliphefti.com<br />

zu finden). „ROTAS“ ist <strong>ein</strong> Konzert für Oboe<br />

und Orchester, dessen Solist – der <strong>ZHdK</strong>-Dozent Thomas<br />

<strong>In</strong>dermühle – nicht nur <strong>die</strong> Oboe, sondern auch <strong>die</strong> Oboe<br />

d’amore zu spielen hat, <strong>ein</strong> selten <strong>ein</strong>gesetztes Variantinstrument<br />

aus der Oboenfamilie, das sich gegenüber der Oboe<br />

durch <strong>ein</strong>en deutlich weicheren und dunkleren Klang auszeichnet.<br />

Das musikalische Material <strong>die</strong>ses Werks hat Hefti<br />

praktisch vollständig aus dem Satorquadrat abgeleitet: Sowohl<br />

das horizontale Geschehen (Melo<strong>die</strong>n, Linien) wie das<br />

vertikale Zusammenklingen (Harmonik) oder <strong>die</strong> Gliederung<br />

der Zeit, sei es im Kl<strong>ein</strong>en (rhythmische Strukturen) oder im<br />

Grossen (formale Anlage des Werks). Solche „Formelarbeit“<br />

sichert Heftis Musik tief im strukturellen Untergrund <strong>ein</strong> tragfähiges<br />

Fundament, auf dem <strong>die</strong> erklingende Musik in unverstellt<br />

expressiver Gestik <strong>ein</strong>e ganz unmittelbar wirkende<br />

Dramaturgie entfalten kann: Es ist <strong>ein</strong>e Dramaturgie der Verlangsamung<br />

und der Auflösung, ganz ähnlich wie im zweiten<br />

grossen Werk der Orchesterakademie, Richard Strauss’ sinfonischer<br />

Dichtung „Also sprach Zarathustra“, <strong>die</strong> mit <strong>ein</strong>em<br />

zu ihrer Entstehungszeit im wahrsten Wortsinn unerhörten<br />

Schluss aufwarten kann.<br />

Konzert Orchesterakademie<br />

Dienstag, 21. September 20<strong>10</strong>, 19.30 h, Tonhalle Zürich<br />

* Tobias Rothfahl ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Departement Musik<br />

(tobias.rothfahl@zhdk.ch).


Bläser im Orchester der <strong>ZHdK</strong>. Foto: Priska Ketterer Ralf Weikert. Foto: Oli Rust, Zürich<br />

Beglückende Orchesterarbeit<br />

Lehel Donath* interviewt den Dirigenten<br />

Ralf Weikert<br />

Ralf Weikert, seit 2002 haben Sie vier Mal das Orchester der<br />

Hochschule geleitet, letztmals 2007 an der Gründungsfeier der<br />

<strong>ZHdK</strong>. Zur Aufführung gelangten gross besetzte sinfonische<br />

Werke von Bruckner, Berlioz, Bartók. Nach welchen Kriterien<br />

haben Sie das <strong>die</strong>sjährige Programm zusammengestellt?<br />

Strauss’ „Zarathustra“ gehört zu m<strong>ein</strong>en Lieblingswerken der<br />

Spätromantik, zudem stellt es <strong>ein</strong>e sehr grosse Herausforderung<br />

an <strong>die</strong> jungen Musikerinnen und Musiker dar. Das Oboenkonzert<br />

von Hefti ist für alle höchst interessant, weil es <strong>bis</strong><br />

an <strong>die</strong> Grenzen zeitgenössischer Kompositionsweise geht.<br />

Man kann vor allem als Bläser viele neue Spieltechniken kennenlernen.<br />

Das Anfangswerk des Strauss-Zeitgenossen Franz<br />

Schreker ist weitgehend unbekannt, bildet aber <strong>ein</strong>en interessanten<br />

Kontrast zum Hauptwerk des Konzertes. Auf <strong>die</strong>se<br />

Weise lernen <strong>die</strong> jungen Musikerinnen und Musiker <strong>ein</strong> vielseitiges<br />

Spektrum der Konzertliteratur kennen.<br />

Worin besteht für Sie der Reiz, mit <strong>ein</strong>em jungen Orchester<br />

zu arbeiten, für welches <strong>ein</strong> derartiges Programm noch nicht<br />

quasi „Repertoire“ ist?<br />

Ich habe immer wieder festgestellt, wie beglückend es ist mitzuerleben,<br />

wenn junge Musikerinnen und Musiker innerhalb<br />

<strong>ein</strong>er relativ kurzen Probenphase von gänzlich Unbekanntem<br />

<strong>bis</strong> zu <strong>ein</strong>er Selbstverständlichkeit der Ausführung schwierigster<br />

Partituren vordringen. Der jugendliche Enthusiasmus<br />

beflügelt bei der Probenarbeit das Orchester wie den Dirigenten<br />

gleichermassen.<br />

Wie würden Sie <strong>die</strong> Entwicklung der Orchesterausbildung in<br />

den letzten <strong>Jahren</strong> an der <strong>ZHdK</strong>, aber auch generell an Musikhochschulen<br />

beurteilen?<br />

Es ist k<strong>ein</strong> Geheimnis, dass das Niveau der Ausbildung in allen<br />

Bereichen der <strong>In</strong>strumentalmusik in den letzten 30 <strong>Jahren</strong><br />

<strong>ein</strong>en unglaublichen Aufschwung genommen hat. Nur<br />

dadurch ist es heute möglich, enorm schwierige Programme<br />

wie <strong>die</strong>ses zu erarbeiten. Es kommt dabei zu Ergebnissen, wie<br />

man sie mit so manchem Berufsorchester kaum viel besser<br />

erreichen kann.<br />

Sie feiern <strong>die</strong>ses Jahr <strong>ein</strong>en runden Geburtstag. Welches Werk,<br />

das Sie noch nicht dirigiert haben, möchten Sie nach Ihrem<br />

70. Geburtstag <strong>ein</strong>mal aufführen?<br />

Obwohl ich mir im Laufe m<strong>ein</strong>er langen Karriere so ziemlich<br />

alle Repertoirewünsche erfüllen konnte, bleiben natürlich<br />

immer noch Werke übrig, <strong>die</strong> man unbedingt noch dirigieren<br />

will. Eines <strong>die</strong>ser Wunschstücke ist Mahlers 2. Sinfonie,<br />

<strong>die</strong> „Auferstehungssymphonie“, <strong>die</strong> ich trotz m<strong>ein</strong>er grossen<br />

Mahler-Erfahrung nie in <strong>ein</strong>em Konzertprogramm unterbringen<br />

konnte. Aber es ist ja noch nicht aller Tage Abend!<br />

* Lehel Donath ist Cellist und zuständig für das Orchestermanagement<br />

am Departement Musik (lehel.donath@zhdk.ch).<br />

Biografie Ralf Weikert<br />

Ralf Weikert, in St. Florian (Österreich) geboren, erhielt <strong>die</strong> ers te musikalische<br />

Ausbildung am Linzer Bruckner-Konservatorium. An der Hochschule<br />

für Musik und darstellende Kunst in Wien bei Prof. Hans Swarowsky<br />

beendete er s<strong>ein</strong> Studium. Bis 1977 war er Chefdirigent und musikalischer<br />

Oberleiter am Theater der Stadt Bonn. Als stellvertretender Generalmusikdirektor<br />

(GMD) wirkte er anschliessend an der Frankfurter Oper und kam<br />

1981 als Chefdirigent des Mozarteum-Orchesters und GMD des Landestheaters<br />

nach Salzburg. 1974 debütierte Weikert an der Wiener und 1975 an der<br />

Hamburgischen Staatsoper, 1979 an der Deutschen Oper Berlin, 1981 an<br />

der Bayerischen Staatsoper, 1987 an der New Yorker Met und 1997 an der<br />

San Francisco Opera. Ab 1971 war er ständiger Dirigent des Festivals von<br />

Salzburg. Von 1983 <strong>bis</strong> 1992 war Ralf Weikert musikalischer Oberleiter des<br />

Opernhauses Zürich. Seither arbeitet er als freier Dirigent und hat ständige<br />

Gastverträge mit renommierten Orchestern in Europa, Amerika und Japan.<br />

Seit 2008 ist er Leiter der Master-Ausbildung für Dirigieren an der Hochschule<br />

Luzern – Musik.<br />

Quelle: http://www.opernhaus.ch (gekürzt)<br />

zett 2–<strong>10</strong> 21


22 zett 2–<strong>10</strong> / musik<br />

wenn schwarze engel fliegen<br />

<strong>ZHdK</strong>-Angehörige aus den Departementen Musik<br />

und Design haben George Crumbs „Black Angels“,<br />

<strong>ein</strong> Schlüsselwerk Neuer Musik, in bestechender<br />

Weise gem<strong>ein</strong>sam umgesetzt. Im Folgenden<br />

<strong>ein</strong>e gekürzte Fassung der Liner Notes von<br />

Corina Caduff* zur DVD, <strong>die</strong> bei <strong>ZHdK</strong> Records<br />

erschienen ist.<br />

Im Film sieht man <strong>ein</strong> Streichquartett bei der Arbeit. Die vier<br />

Musiker<strong>In</strong>nen sitzen schwarz gekleidet vor ihren Notenständern.<br />

Sie tragen Headsets mit Mikrofonen, wegen der Laute<br />

und Silben, <strong>die</strong> sie zwischendurch hauchen, wispern oder<br />

auch schon mal kräftig rufen müssen. <strong>In</strong> Reichweite stehen<br />

weitere <strong>In</strong>strumente parat, <strong>die</strong> von ihnen gemäss Partitur<br />

ebenfalls zu bespielen sind. Der Raum, <strong>ein</strong> Halboval, ist ausgekleidet<br />

mit transparentem Papier, welches Licht von vorn<br />

und hinten durchlässt und damit <strong>ein</strong> ausgeklügeltes Beleuchtungskonzept<br />

ermöglicht. Das Spiel der „Black Angels“ (1970)<br />

von George Crumb dauert gut zwanzig Minuten.<br />

Das ganze Setting macht <strong>ein</strong>en sauberen, glatten und klaren<br />

Eindruck, der wesentlich auch durch den körperlichen Einsatz<br />

der Musiker<strong>In</strong>nen erzeugt <strong>wird</strong>: Deren Mimik und Körperhaltung<br />

ist durchgehend kontrolliert, es sch<strong>ein</strong>t, als seien<br />

sich <strong>die</strong> vier in jeder Sekunde bewusst, dass sie immer auch<br />

Bild sind. K<strong>ein</strong> Zweifel also: Hier handelt es sich um <strong>ein</strong>e<br />

streng konzeptualisierte visuelle <strong>In</strong>szenierung.<br />

Dazu gehört auch <strong>die</strong> abstrakte Bildebene, <strong>die</strong> sich durch <strong>die</strong><br />

Filmaufnahme zieht: <strong>In</strong> mehr oder weniger regelmässigen<br />

Abständen tauchen kurze Schwarz-Weiss-Sequenzen auf,<br />

bewegte Bildfiguren, <strong>die</strong> jeweils nur wenige Sekunden lang<br />

den Bildschirm besetzen und sich <strong>ein</strong>er genaueren Identifizierung<br />

entziehen.<br />

Fabienne Thönen<br />

<strong>In</strong> welchem Verhältnis stehen <strong>die</strong>se visuellen <strong>In</strong>termezzi zum<br />

Streichquartett? Setzen sie <strong>ein</strong>e Bedeutung ins Bild, <strong>die</strong> in der<br />

Musik schon da ist, oder erzählen sie <strong>ein</strong>e eigene Geschichte,<br />

verdrängen sie gar den Ton? Oder postulieren sie <strong>ein</strong>fach nur<br />

<strong>ein</strong>e „ganzheitliche Wahrnehmung“?<br />

Um solche Fragen am konkreten Beispiel zu diskutieren,<br />

lohnt sich <strong>ein</strong> kurzer Blick auf <strong>die</strong> Begegnung der Künste im<br />

letzten Jahrhundert.<br />

Zum Verhältnis von Bild und Ton im<br />

20. Jahrhundert<br />

Kandinsky, Skrjabin und John Cage, der Blaue Reiter und Fluxus,<br />

das Bauhaus und <strong>die</strong> Aktionskunst – das sind Namen und<br />

Kunstbewegungen, <strong>die</strong> im 20. Jahrhundert <strong>die</strong> gegenseitige<br />

Zuwendung der Künste prägten und propagierten, welche<br />

mittlerweile <strong>ein</strong>e unüberschaubare Vielfalt an transdisziplinären<br />

Praktiken und Genres hervorgebracht hat.<br />

Entscheidend für <strong>die</strong>se Zuwendung sind zwei bahnbrechende<br />

Neuerungen, <strong>die</strong> zu Beginn des 20. Jahrhunderts etwa<br />

gleichzeitig stattfinden: der Durchbruch der Atonalität in der<br />

Musik sowie der Abstraktion in der Malerei. Maler wie Kandinsky,<br />

Franz Marc, Malewitsch oder Matisse suchen in der<br />

atonalen Musik nach Strukturen, <strong>die</strong> auf <strong>die</strong> Malerei zu übertragen<br />

sind. Dabei <strong>wird</strong> immer deutlicher, dass Farben und<br />

Formen ebenso wie Töne ihre je eigene Autonomie haben<br />

und dass sie auch dann tragend s<strong>ein</strong> können, wenn sie sich<br />

von gegenständlicher Darstellung loslösen. Man kann also<br />

sagen, dass sich <strong>die</strong> abstrakte Malerei massgeblich durch Impulse<br />

formiert, <strong>die</strong> sie der Musik abgewinnt. 1 (…)<br />

Nach der Zäsur von 1945 wenden sich performativ interessierte<br />

Musiker<strong>In</strong>nen ihrerseits zunehmend dem Kunstraum<br />

zu. Sie stellen den klassischen Musikbetrieb infrage, beginnen<br />

ihre <strong>In</strong>strumente auf neuartige, unkonventionelle Art und<br />

Weise zu bespielen und suchen dabei vermehrt <strong>die</strong> direkte<br />

Zusammenarbeit mit visuellen Künstler<strong>In</strong>nen, <strong>die</strong> schliesslich<br />

in den Fluxus-Auftritten der 1960er- und 70er-Jahre gipfelt.<br />

Das Genre der Klangkunst, das qua Definition Klang und<br />

visuelle Raumkunst in sich birgt, geht wesentlich aus solchen<br />

Arbeitszusammenhängen hervor; in anderen Kontexten setzt<br />

sich in den 80er-<strong>Jahren</strong> mittels MTV das Musikvideo durch,<br />

und bald darauf treten auch unterschiedlichste Sound-Light-<br />

Shows ihren globalen Siegeszug an. So entfalten sich Bild-<br />

Ton-Genres quer durch <strong>die</strong> „high“ und <strong>die</strong> „low culture“ hindurch.<br />

(…)<br />

Filmstill vom visuellen Konzept der DVD.


Während der Produktion zu „Black Angels“. Foto: Andreas Werner<br />

Welches Medium ist zuerst da?<br />

Grundsätzlich kann man bei all <strong>die</strong>sen sehr unterschiedlichen<br />

transdisziplinären Beispielen <strong>die</strong> Frage nach dem Verhältnis<br />

von Bild und Ton stellen: Welches Medium tritt als<br />

inspirierendes auf, welches Medium ist in dem Sinne „zuerst<br />

da“? Spielt der Ton oder das Bild im Verfertigungsprozess <strong>ein</strong>e<br />

zentrale Rolle, oder sind beide am Entstehungsprozess paritätisch<br />

beteiligt? Wie reagiert <strong>die</strong> Musik auf visuelle Verfahren,<br />

wie <strong>die</strong> visuelle Gestaltung auf Musik, was für Bedeutungen<br />

entstehen in solch transmedialer Begegnung? (…)<br />

Die filmische Umsetzung der „Black Angels“<br />

Bei der Filmmusik ist immer der Film zuerst; <strong>die</strong> Musik <strong>wird</strong><br />

hinterher produziert und passt sich der Story an. Bei der vorliegenden<br />

filmischen Umsetzung der „Black Angels“ durch<br />

<strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden von Style & Design hingegen verhält es<br />

sich genau umgekehrt: Die Musik war zuerst da. Das räumliche<br />

Arrangement der Filmszene – vier Musiker<strong>In</strong>nen sitzen<br />

neben<strong>ein</strong>ander – folgt ganz und gar den musikalischen<br />

Bedürfnissen und verzichtet auf jegliche Requisiten oder<br />

Ausstattungselemente, <strong>die</strong> für <strong>die</strong> Musikproduktion nicht<br />

zwangsläufig notwendig sind. Es ist <strong>die</strong>se radikale Konzentration<br />

auf <strong>die</strong> musikalische Szene, <strong>die</strong> das Filmbild so streng<br />

gestaltet ersch<strong>ein</strong>en lässt.<br />

Das Spiel des Quartetts wurde von insgesamt sechs Kameras<br />

aus verschiedenen Perspektiven aufgenommen, der Schnitt ist<br />

äusserst tongenau, präzise angesetzt. Das gilt auch für jene Visuals,<br />

welche <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden in Anlehnung an <strong>die</strong> musikalischen<br />

Stimmungsbilder gestaltet und dann in regelmässigen<br />

Abständen in <strong>die</strong> Filmaufnahme hin<strong>ein</strong>geschnitten haben.<br />

Anhand verschiedener Materialien – z. B. Maizena, Erde, Tinte<br />

– haben sie kurze Bildsequenzen erstellt, <strong>die</strong> im Wesentlichen<br />

musik / zett 2–<strong>10</strong> 23<br />

analog zur musikalischen Stimmungslage fungieren. Entscheidend<br />

ist, dass <strong>die</strong>se Bildebene immer abstrakt bleibt. (…)<br />

Dem Quartett gegenüber zeugt das von Respekt; <strong>die</strong> <strong>ein</strong>gezogene<br />

Bildebene versucht nicht, <strong>ein</strong>e eigene Linie zu fahren, sie<br />

verschliesst den Deutungsraum nicht, sie zieht <strong>die</strong> Aufmerksamkeit<br />

der Betrachter<strong>In</strong>nen nicht zu sehr von der Musik ab,<br />

bleibt aber dennoch als eigenständiger Beitrag sichtbar.<br />

„Black Angels“ mit Maizena – so übertragen Designer<strong>In</strong>nen<br />

ihre musikalische Wahrnehmung in <strong>ein</strong> <strong>anderes</strong>, ihnen vertrautes<br />

Material und gestalten sie in <strong>die</strong>sem visuell aus. Die<br />

Musiker<strong>In</strong>nen ihrerseits geben sich dem filmischen Setting<br />

hin: Sie lassen sich schminken und körperlich inszenieren,<br />

sie spielen auf Anweisung der Regie, sie agieren als Filmdarsteller.<br />

Diese wechselseitigen Zuwendungen erzeugen das,<br />

was für transdisziplinäre Akte zweifellos wesentlich ist: Es<br />

geht darum, <strong>die</strong> Wahrnehmung der je anderen Kunst zu befragen<br />

und zu erproben, und es geht darum, über <strong>ein</strong>en derartigen<br />

Prozess auch <strong>die</strong> Wahrnehmung der je eigenen Kunst<br />

zu schärfen. So bringt man transdisziplinäre Felder und damit<br />

zwangsläufig auch das (Selbst-)Verständnis der je <strong>ein</strong>zelnen<br />

Kunstdisziplin voran.<br />

1 Vgl. Katalog Vom Klang der Bilder. Die Musik in der Kunst des 20. Jahrhunderts,<br />

Hg. von Karin v. Maur, München 1985.<br />

*Corina Caduff ist Literatur- und Kulturwissenschaftlerin sowie Dozentin an<br />

der <strong>ZHdK</strong> (corina.caduff@zhdk.ch).<br />

Bei der DVD „Black Angels“ waren am String Quartet beteiligt: Fabienne<br />

Thönen, Lech Uszynski, Valentine Ruffieux, Cobus Swanepoel<br />

Visuelles Konzept: Hanna Adén, Iva Bozovic, Nicole St<strong>ein</strong>er, Sandra<br />

Lichtenstern


24 zett 2–<strong>10</strong> / kunst & me<strong>die</strong>n<br />

Warehouse Cultural Center, Blantyre.<br />

contemporary art,<br />

world art, tourist art …<br />

Das Forschungsprojekt „Funktionen der Kunst“<br />

am <strong>In</strong>stitut für Gegenwartskünste IFCAR untersucht<br />

und vergleicht künstlerische Praxen im lokalen<br />

und globalen Kontext. Ein von der Direktion<br />

für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) unterstützter<br />

Austausch mit der University of Malawi<br />

fand in <strong>die</strong>sem Frühjahr statt. Das Projekt wurde<br />

von der Schweizerischen UNESCO-Kommission<br />

als Beitrag zum Jahr der Annäherung der Kulturen<br />

anerkannt. Annemarie Bucher und Dominique<br />

Lämmli*<br />

Die Frage, ob <strong>die</strong> Globalisierungsprozesse auf <strong>die</strong> Kunst<br />

längerfristig homogenisierend oder bereichernd wirken, ist<br />

umstritten. Die Funktionsansprüche der künstlerischen Produktion<br />

variieren je nach sozialem und wirtschaftlichem Rahmen.<br />

Contemporary art umfasst längst mehr als Arbeiten, <strong>die</strong><br />

<strong>ein</strong>er euroamerikanischen Traditionslinie entstammen. Die<br />

Bezeichnung global art versucht <strong>die</strong>ses Phänomen greifbar zu<br />

machen. Das Neben<strong>ein</strong>ander von unterschiedlichen Kunstkonzepten<br />

ist auch an den Biennalen und anderen weltwei-<br />

ten Kunstanlässen zu beobachten. Unterschiedliche künstlerische<br />

Phänomene wie modern art, contemporary art, world<br />

art, tourist art, traditional art, ethnic art usw. korrespon<strong>die</strong>ren<br />

mit <strong>die</strong>ser Entwicklung.<br />

Forschungsprojekt: Funktionen der Kunst<br />

im globalen Kontext<br />

Die unterschiedlichen Funktionsansprüche und <strong>die</strong> damit<br />

verbundenen sozialen und wirtschaftlichen Situationen<br />

künstlerischer Produktion werden in der gegenwärtigen Diskussion<br />

vernachlässigt. Das Forschungsprojekt „Funktionen<br />

der Kunst“ verfolgt deshalb das Ziel, konkrete künstlerische<br />

Praxen mehrperspektivisch und vergleichend zu untersuchen.<br />

Ausgangspunkt sind <strong>die</strong> lokalen Verhältnisse, <strong>die</strong> interdisziplinär<br />

und interkulturell analysiert werden.<br />

Teilprojekt 1: Bildende Kunst und<br />

Kunstausbildung in Malawi<br />

Das erste Teilprojekt befasst sich mit künstlerischen Arbeitsweisen<br />

in Malawi. Die Ergebnisse der Untersuchung sollen<br />

auch Aufschluss geben über <strong>ein</strong>e der lokalen, sozialen und<br />

bildungspolitischen Situation angepasste bildnerische Ausbildung<br />

an malawischen Schulen. Malawi gehört zu den<br />

weltweit am dichtesten besiedelten und am wenigsten entwickelten<br />

Ländern. Zu den längerfristig festgesetzten nationalen<br />

Entwicklungszielen gehört <strong>die</strong> Ausrottung der Armut<br />

<strong>bis</strong> zum Jahre 2020. Hohe Priorität hat dabei <strong>die</strong> Förderung


David Mathotho, Künstler. Dominique Lämmli, Dr. Mufunanji Magalasi: Diskussionsrunde an der<br />

University of Malawi.<br />

der Bildung. Kunst <strong>wird</strong> von der malawischen Regierung als<br />

wichtiger Impulsgeber anerkannt für <strong>die</strong> Entwicklung geeigneter<br />

Strategien in der Lehre, für den Aufbau der kreativen<br />

<strong>In</strong>dustrie und für <strong>die</strong> handwerkliche Berufsausbildung. Das<br />

Land ist zudem Mitglied der <strong>In</strong>ternational Federation of Arts<br />

Councils and Culture Agencies (IFACCA). Ziel der IFACCA ist<br />

es, <strong>die</strong> künstlerische und kulturelle Vielfalt aktiv zu fördern.<br />

Universitätsaustausch: <strong>ein</strong> Programm der DEZA<br />

Basierend auf <strong>In</strong>formationen und Erfahrungen aus früheren<br />

Workshops, Gesprächen mit Künstler<strong>In</strong>nen, Kunstlehrer-<br />

<strong>In</strong>nen und anderen wichtigen Stakeholders in Malawi sowie<br />

auf zusätzlichen Recherchen, formulierten wir Thesen und<br />

erstellten <strong>ein</strong> Diskussionspapier. Damit wir <strong>die</strong>ses vor Ort<br />

mit den malawischen Fachleuten besprechen und abklären<br />

konnten, ob <strong>In</strong>teresse für gem<strong>ein</strong>same Forschungsaktivitäten<br />

bestehen, ermöglichte uns das DEZA im Rahmen ihres Universitätsaustauschprogramms<br />

<strong>die</strong> direkte Kontaktaufnahme<br />

vor Ort.<br />

Projekt mit der University of Malawi<br />

Es fanden Gespräche mit Vertretern des Department for<br />

Fine and Performing Art statt, unter anderem mit Dr. Mufunanji<br />

Magalasi, der auch in Südafrika, Grossbritannien<br />

und Deutschland lehrte. Er ist Dozent für Drama und Partizipative<br />

Methoden, Theaterschaffender und interessiert sich<br />

für zeichnerische Strategien zur Analyse sozialer Kontexte.<br />

kunst & me<strong>die</strong>n / zett 2–<strong>10</strong> 25<br />

Unser Diskussionspapier stiess auf grosses <strong>In</strong>teresse: Fokus<br />

und Vorgehensweise des Projekts fanden <strong>ein</strong> positives Echo<br />

– sowohl in Bezug auf <strong>die</strong> Forschungstätigkeit an der University<br />

of Malawi als auch auf <strong>die</strong> lokalen Bedürfnisse. Es wurde<br />

beschlossen, das Projekt gem<strong>ein</strong>sam weiterzubearbeiten. Ein<br />

erster Forschungs-Workshop findet <strong>die</strong>sen Herbst statt, zwei<br />

weitere sind für 2011 geplant.<br />

Zu Gast bei der Zipatso Academy Salima<br />

Die Zipatso Academy Salima hat uns <strong>ein</strong>geladen, alle drei<br />

Forschungs-Workshops auf ihrem Campus durchzuführen,<br />

und stellt <strong>die</strong> für <strong>die</strong> Veranstaltungen und Übernachtungen<br />

notwendigen <strong>In</strong>frastrukturen zur Verfügung. Sie ist <strong>ein</strong> Musterbeispiel<br />

nachhaltiger Entwicklung: Unter der Leitung des<br />

Malawiers Noel Nkoma wurden hier in den letzten zwei <strong>Jahren</strong><br />

von lokalen Arbeitern mit traditionellen Techniken und<br />

Materialien dreissig Schulgebäude aufgestellt. Die Schule öffnet<br />

ihre Tore <strong>die</strong>sen Herbst und hat sich hohen Qualitätsstandards<br />

verpflichtet. Die Ergebnisse des Forschungsprojekts<br />

sind für <strong>die</strong> Zipatso Academy Salima von direktem <strong>In</strong>teresse<br />

und werden in das Curriculum implementiert. <strong>In</strong>itiiert wurde<br />

das Projekt von der Martin-Schaer-Foundation, <strong>ein</strong>em<br />

Schweizer Ver<strong>ein</strong>, der in Malawi in den letzten <strong>Jahren</strong> bereits<br />

über zehn Schulprojekte realisierte.<br />

Teilnahme am Blantyre Arts Festival<br />

Die Ergebnisse des ersten Workshops werden in der wirtschaftlichen<br />

Metropole Malawis am Blantyre Arts Festival gezeigt.<br />

Nebst den Forschenden des IFCAR und der University of<br />

Malawi nehmen Künstler<strong>In</strong>nen aus Malawi und der Schweiz<br />

am Workshop teil. Ob auch Stu<strong>die</strong>rende der <strong>ZHdK</strong> dabei s<strong>ein</strong><br />

werden, ist aus finanziellen Gründen noch nicht sicher. Die<br />

Funktionen der Kunst werden im Workshop aus praktischer<br />

und theoretischer Sicht angegangen. Thomas Chibambo vom<br />

Warehouse Cultural Center und Organisator des Blantyre Arts<br />

Festival unterstützt unsere Forschungsarbeit und ermöglicht<br />

<strong>die</strong> öffentliche Präsenz der Ergebnisse während des Festivals.<br />

* Dr. Annemarie Bucher und Dominique Lämmli leiten das Forschungsprojekt<br />

„Funktionen der Kunst“ des <strong>In</strong>stituts für Gegenwartskünste (IFCAR)<br />

und sind Dozentinnen am Departement für Kunst & Me<strong>die</strong>n und im Master<br />

Transdisziplinarität.<br />

(annemarie.bucher@zhdk.ch, dominique.laemmli@zhdk.ch).


26 zett 2–<strong>10</strong> / kunst & me<strong>die</strong>n<br />

dem urknall auf der spur<br />

Das Paul Scherrer <strong>In</strong>stitut in Villigen lud Stu<strong>die</strong>rende<br />

des Departments Kunst & Me<strong>die</strong>n der <strong>ZHdK</strong><br />

und der Fotografieabteilung der Hogeschool<br />

Sint-Lukas in Brüssel zu <strong>ein</strong>em Kunst-am-Bau-<br />

Wettbewerb <strong>ein</strong>. Martin Jaeggi*<br />

Wie visualisiert man den Urknall oder <strong>die</strong> Antimaterie? Diese<br />

Frage stellte sich zwölf Stu<strong>die</strong>renden im Hauptstudium aus<br />

den Vertiefungen Fotografie und Mediale Künste sowie zehn<br />

Fotografie-Stu<strong>die</strong>renden der Hogeschool Sint-Lukas, Brüssel,<br />

als sie vom Paul Scherrer <strong>In</strong>stitut in Villigen (PSI) zu <strong>ein</strong>em<br />

Kunst-am-Bau-Wettbewerb <strong>ein</strong>geladen wurden. Das PSI ist<br />

das grösste Forschungszentrum für Natur- und <strong>In</strong>genieurwissenschaften<br />

in der Schweiz. Ein wichtiges Forschungsgebiet<br />

des <strong>In</strong>stituts ist <strong>die</strong> Struktur und Entstehung der Materie.<br />

Am Anfang war der Urknall – und dann? Astrophysikalische<br />

Beobachtungen lassen kaum Zweifel an den grundlegenden<br />

Schritten der Entstehung des Universums. Im Detail aber<br />

gibt es viele widersprüchliche Theorien zur Entstehung von<br />

Materie. Ein wichtiges noch ungelöstes Rätsel ist <strong>die</strong> Nichtexistenz<br />

von Antimaterie im Universum. Eine europäische<br />

Forschungsgruppe <strong>wird</strong> unter massgeblicher Beteiligung des<br />

PSI in den nächsten <strong>Jahren</strong> <strong>die</strong> Stärke des elektrischen Dipolmoments<br />

des Neutrons messen, das <strong>ein</strong> wichtiger <strong>In</strong>dikator<br />

zur Klärung des Materie-Antimaterie-Rätsels ist. Dieser Wert<br />

ist so kl<strong>ein</strong>, dass er <strong>bis</strong>her noch nie gemessen werden konnte.<br />

<strong>In</strong> der Experimentierhalle des PSI wurde <strong>ein</strong> klimatisierter<br />

Holzturm von acht Meter Höhe und fünf Meter Breite gebaut.<br />

Das <strong>In</strong>stitut gelangte an <strong>die</strong> <strong>ZHdK</strong> mit dem Wunsch, <strong>die</strong> Aussenwände<br />

des Turms und das experimentell nicht genutzte<br />

Areal künstlerisch zu gestalten.<br />

Unter der Leitung von Marianne Mueller, Dozentin in der<br />

Vertiefung Fotografie, Gastdozent Martin Jaeggi und Aglaia<br />

Konrad, Dozentin an der Hogeschool Sint-Lukas in Brüssel,<br />

entwickelten und entwarfen <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden aus Zürich und<br />

Brüssel Projekte für <strong>die</strong>sen Kunst-am-Bau-Wettbewerb.<br />

Die Fragestellungen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Aufgabe aufwarf, waren fordernd:<br />

Wie visualisiert man <strong>ein</strong> hoch komplexes Experiment,<br />

ohne ins platt Illustrative zu verfallen? Was vermag <strong>die</strong> Kunst<br />

in den Dialog mit der Naturwissenschaft <strong>ein</strong>zubringen? Welche<br />

Funktion kann <strong>ein</strong> Kunstwerk in <strong>ein</strong>er Experimentieranlage<br />

erfüllen?<br />

Die Jury wählte aus den Eingaben zwei Projekte zur Ausführung<br />

aus, zwei weitere wurden ebenfalls ausgezeichnet, liessen<br />

sich aber aus technischen Gründen nicht realisieren. Michael<br />

Meier und Rico Scagliola (<strong>ZHdK</strong>) werden am Turm in<br />

der Experimentierhalle <strong>ein</strong>en Grossbildschirm installieren,<br />

auf dem das HD-Video „The PSI Factor“ zu sehen s<strong>ein</strong> <strong>wird</strong>. Es<br />

zeigt <strong>die</strong> Nahaufnahme <strong>ein</strong>es Auges in <strong>ein</strong>em dunklen Raum;<br />

auf der Hornhaut spiegeln sich verzerrte Weltraumaufnahmen.<br />

„Der technischen Welt im PSI wollen wir mit dem<br />

menschlichen Auge <strong>ein</strong>e ergänzende, biologische Präsenz<br />

zur Seite stellen. Als Symbol für <strong>die</strong> gesamte menschliche<br />

Sinneswahrnehmung wirft es auch Fragen zur Begrenztheit<br />

biologischer Wahrnehmung auf. Das Bild des Auges, <strong>ein</strong>es<br />

1 Rico Scagliola und Michael Meier: „The PSI Factor“<br />

(<strong>In</strong>stallationsansicht, © Rico Scagliola und Michael Meier)<br />

2 Melanie Matthieu: „Echoing Patterns“<br />

(© Rico Scagliola und Michael Meier)<br />

3 Gina Folly: „Solids“<br />

(Fotografie Modell, © Gina Folly)<br />

4 Mathis Altmann, Tobias Madison und Emanuel Rossetti:<br />

„Display Structure“<br />

(Visualisierung, © Altmann, Madison, Rossetti)<br />

‚human factor’, zeigt <strong>ein</strong>e Vielschichtigkeit, <strong>die</strong> an <strong>die</strong> Fragen<br />

der Wahrnehmung – <strong>bis</strong> hin zum Symbol für <strong>ein</strong>e allsehende<br />

Macht – erinnert.“<br />

Die <strong>In</strong>stallation „Echoing Patterns“ von Melanie Matthieu<br />

(Brüssel) besteht aus <strong>ein</strong>em Buch auf Podest, <strong>ein</strong>er Reihe<br />

identischer Bücher in <strong>ein</strong>em Schrank, <strong>ein</strong>em Leuchtkasten<br />

mit der Fotografie <strong>ein</strong>es rätselhaften Objekts und <strong>ein</strong>em aufgespiessten<br />

gerahmten Falter. „Ich begann m<strong>ein</strong>e Spurensuche<br />

bei frühen Fotografien in der Naturwissenschaft. Dabei<br />

traf ich auf den Begriff ‚Gargamelle’, der <strong>ein</strong>e sprachliche<br />

Verbindung zu den Objekten von ‚Echoing Patterns’ herstellt,<br />

nämlich dem Buch, dem Porträt und der Vitrine. Gargamelle<br />

hiess <strong>die</strong> grosse Blasenkammer, <strong>die</strong> am CERN Teilchenkollisionen<br />

aufzeichnete. Gargamelle Gloveria ist auch der Name<br />

<strong>ein</strong>es Falters. S<strong>ein</strong>e Fragilität ist <strong>ein</strong> Gegengewicht zur technischen<br />

Umgebung.“<br />

Die beiden folgenden Arbeiten wurden ausgezeichnet, aber<br />

nicht realisiert: Gina Folly entwarf „Solids“, <strong>ein</strong> Mobile mit<br />

fünf platonischen Körpern, das ebenso <strong>ein</strong>fach wie elegant<br />

<strong>die</strong> Suche nach Grundmodellen des Universums auf den<br />

Punkt bringt, <strong>die</strong> <strong>die</strong> physikalische Grundlagenforschung<br />

umtreibt und sie in <strong>ein</strong>en weitgefassten historischen Kontext<br />

stellt. Mathis Altmann, Tobias Madison und Emanuel Rossetti<br />

planten mit „Display Structures“, <strong>ein</strong> Gerüst aus Metallelementen<br />

auszubauen, das den Turm umgibt, und darauf<br />

Wechsel ausstellungen mit verschiedenen Künstler<strong>In</strong>nen zu<br />

präsentieren. Damit wollten sie <strong>ein</strong>en langfristigen und nachhaltigen<br />

Dialog zwischen Kunst und Wissenschaft anstossen.<br />

Die beiden Gewinnerarbeiten wurden im Juli 20<strong>10</strong> im PSI<br />

installiert und sind für <strong>die</strong> Dauer des Experiments zu sehen.<br />

*Martin Jaeggi ist Publizist, Kritiker, Kurator und Gastdozent in der Vertiefung<br />

Fotografie (martin.jaeggi@zhdk.ch).


1<br />

3<br />

2<br />

4<br />

kunst & me<strong>die</strong>n / zett 2–<strong>10</strong> 27


28 zett 2–<strong>10</strong> / kunst & me<strong>die</strong>n<br />

Links Franz Peterson, rechts Milenko Lazic. Foto: Künstlergruppe U5<br />

es darf fastalles s<strong>ein</strong>,<br />

nur nicht alles<br />

und nicht immer nichts<br />

Über Maximalismus und <strong>die</strong> Aphorismen des<br />

Dr. Fastalles. Milenko Lazic* im Gespräch mit<br />

Franz Peterson**<br />

Peterson: „Hallo Lazic, alles klar?“<br />

Lazic: „Ja fastalles, danke der Nachfrage.“<br />

Peterson: „Womit wir schon beim Thema wären; in dem Maximalismusmanifest,<br />

das Du gem<strong>ein</strong>sam mit U5 verfasst hast,<br />

geht Dr. Fastalles davon aus, dass etwas nie nur etwas ist und<br />

nichts nicht nichts s<strong>ein</strong> kann. Wenn ich das richtig verstehe,<br />

dann darf fastalles nur nicht alles und nicht immer nichts<br />

s<strong>ein</strong>. Kann man das so verstehen?“<br />

Lazic: „Ja, so kann man das sehen, denn falsch wäre, wenn<br />

<strong>ein</strong> Zeitreisender, der in der Vergangenheit s<strong>ein</strong>en Grossvater<br />

umbringt, nicht geboren werden würde und daher nie s<strong>ein</strong>en<br />

Grossvater umgebracht haben könnte.“<br />

Peterson: „Das Paradoxe ist <strong>ein</strong> Merkmal der menschlichen<br />

Spezies. U5 beleuchtet das Phänomen ja im Film ‚Parasite’,<br />

falls das jemanden interessiert.“<br />

Lazic: „Anknüpfend an Einst<strong>ein</strong>s ‚Allgem<strong>ein</strong>e Relativitätstheorie’,<br />

zeigen Sie, dass sich der Mensch zum Parasiten evolviert.<br />

Das könnte wissenschaftlich bestätigt werden, <strong>ein</strong>zig braucht<br />

es noch Methoden, um <strong>die</strong> Tachyonen-Barriere zu überwinden.<br />

Durch <strong>die</strong> immer schneller werdende Bewegung des<br />

Menschen, beispielsweise durch Automation, verlangsamt<br />

sich <strong>die</strong> Zeit, <strong>bis</strong> sie stehen bleibt. Wenn pro Sekunde mehrere<br />

Aktionen durchgeführt werden, ist der Mensch nicht mehr<br />

in der Lage, <strong>die</strong>sen Rhythmus mit s<strong>ein</strong>en Fähigkeiten nach-<br />

zuvollziehen. K<strong>ein</strong> Mensch kann <strong>die</strong> echtzeitlichen <strong>In</strong>formationen<br />

analysieren und verarbeiten. Vor allem dann nicht,<br />

wenn er mehrere Abläufe gleichzeitig beobachten und verstehen<br />

muss. Da der Mensch sich in der Entwicklung s<strong>ein</strong>er Spezies<br />

immer wieder den Gegebenheiten der Umwelt angepasst<br />

hat, <strong>wird</strong> er es auch <strong>die</strong>ses Mal tun.“<br />

Peterson: „Und worauf muss der Mensch sich <strong>ein</strong>stellen?“<br />

Lazic: „Die Frage stellt sich gar nicht mehr, weil der Mensch<br />

sich auf nichts mehr <strong>ein</strong>stellt, denn er entwickelt sich kontinuierlich<br />

zum Parasiten. Dr. Fastalles sagt: ,Es <strong>wird</strong> k<strong>ein</strong>e<br />

richtigen Zwänge mehr geben, k<strong>ein</strong>e willkürlich verordnete<br />

Disziplin, k<strong>ein</strong>e <strong>In</strong>quisitoren, und <strong>die</strong> Illusion kommt wieder<br />

in Mode!’“<br />

Peterson: „Das klingt nach <strong>ein</strong>em para<strong>die</strong>sischen Zustand,<br />

wo ist der Haken?“<br />

Lazic: „Das Phantasma ist jetzt in s<strong>ein</strong>er r<strong>ein</strong>sten Form vorhanden,<br />

es geht nicht ums Ausleben, oder anders gesagt, man<br />

lebt alles im Gedanken aus! Es gibt nichts <strong>anderes</strong> als Denken.<br />

Das ist <strong>die</strong> Quelle der Ewigkeit. Wenn alles in Beliebigkeit und<br />

Willkür <strong>ein</strong>taucht, ist irgendwann der Punkt erreicht, an dem<br />

es im Leben derart drunter und drüber geht, dass es genau<br />

genommen schon wieder in festen Bahnen verläuft.“<br />

Peterson: „Haben Sie das Gefühl, dass der Mensch damit<br />

verdammt nochmal klarkommen <strong>wird</strong>?“<br />

Lazic: „Ja, denn wenn fastalles möglich ist, weil nichts wirklich<br />

möglich und nichts wirklich unmöglich ist, dann ist das Maximum<br />

an Komplexität erreicht. Und, was dabei ganz wichtig<br />

ist, es entsteht dann eben auch nicht etwas, sondern fastalles!“<br />

* Milenko Lazic, 31, ist Künstler, Performer und Musiker sowie Student<br />

Master of Fine Arts, Departement Kunst & Me<strong>die</strong>n (milenko.lazic@zhdk.ch).<br />

** Franz Peterson, 302, ist Aphoristiker und gehört zu den wichtigsten<br />

Vertretern von Raum und Zeit. Er ist U5-Mitglied. (Master of Fine Arts<br />

Zürich, http://u5.92u.ch).<br />

http://www.facebook.com/people/Franz-Peterson/<strong>10</strong>0000373806384


evolution of<br />

human social cognition<br />

„Auf den Spuren des menschlichen Denkens“<br />

– <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>nvertiefung Scientific Visualization<br />

eröffnet sich durch <strong>die</strong> Kooperation mit dem Max-<br />

Planck-<strong>In</strong>stitut für Evolutionäre Anthropologie<br />

Leipzig <strong>ein</strong> neues packendes Forschungs- und<br />

Visualisierungsfeld. Niklaus Heeb*<br />

Wie denkt der Mensch? Seit wann tut er <strong>die</strong>s und wie unterscheiden<br />

sich verschiedene Kulturen in ihrer Art zu denken?<br />

Was trennt uns Menschen von unseren gleichfalls denkenden<br />

und <strong>ein</strong>sichtig handelnden biologischen Verwandten, den<br />

Menschenaffen?<br />

Vergleichende Kognitionsforschung<br />

Seit rund <strong>ein</strong>em Jahrzehnt hat sich <strong>die</strong> Kognitionsforschung<br />

zu <strong>ein</strong>er treibenden Kraft im Untersuchungsfeld um <strong>die</strong> Evolution<br />

des Menschen etabliert. Eine Gruppe von Anthropologen,<br />

Primatologen, Psychologen und Ethnologen am Max-<br />

Planck-<strong>In</strong>stitut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig<br />

(eva) unternimmt <strong>ein</strong> mehrjähriges Forschungsvorhaben mit<br />

dem Ziel, aktuelle Resultate zusammenzuführen, zu erweitern<br />

und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.<br />

Arten- und Kulturenschutz<br />

Neben den wissenschaftlichen Zielen ist es den Forschenden<br />

<strong>ein</strong> zentrales Anliegen, <strong>die</strong> komplexen Untersuchungsmethoden<br />

in verständlicher Weise zu vermitteln und <strong>ein</strong> möglichst<br />

grosses Publikum für <strong>die</strong> drängenden Fragen des Arten- und<br />

Kulturenschutzes zu sensibilisieren.<br />

Als wichtiger Meilenst<strong>ein</strong> der Kooperation zwischen eva und<br />

<strong>ZHdK</strong> ist <strong>ein</strong> Sammelband geplant, der anhand von wissenschaftlichen<br />

Aufsätzen, Hintergrundberichten und Fallbeispielen<br />

<strong>ein</strong>en Überblick zum derzeitigen Forschungsstand<br />

liefert. Die wichtigsten Ergebnisse sollen verständlich dargestellt<br />

und in den Hintergrund der vergleichenden Kognitionsforschung<br />

<strong>ein</strong>gebettet werden.<br />

Kooperation mit Forschenden<br />

Im Rahmen erster Unterrichts- und Bachelor-Diplomprojekte<br />

wurden unter Mitarbeit der Autoren Illustrationskonzepte<br />

und Entwürfe <strong>ein</strong>er Layout-Konzeption für das Buch entwickelt.<br />

Die kommenden Semester b<strong>ein</strong>halten <strong>die</strong> Erarbeitung<br />

themenspezifisch geeigneter Visualisierungen zu Forschungsmethoden,<br />

Experimenten und Resultaten sowie <strong>ein</strong>e<br />

überzeugende Gesamtkonzeption des Sammelbands. Dies<br />

geschieht in enger Zusammenarbeit mit den Fachleuten der<br />

Forschungsgruppe. Gegenwärtig <strong>wird</strong> darüber diskutiert, <strong>die</strong><br />

Printpublikation mit weiteren Me<strong>die</strong>n zu ergänzen: mit fotografischem<br />

Report aus den Schutzgebieten, Filmsequenzen<br />

zu Verhaltensstu<strong>die</strong>n auf DVD, mit <strong>ein</strong>er Web-<strong>In</strong>formationsplattform<br />

und <strong>ein</strong>em Dokumentarfilm.<br />

<strong>In</strong>terdisziplinäre Zusammenarbeit<br />

Das Kooperationsprojekt ist auf mehrere Jahre angelegt, weil<br />

damit <strong>die</strong> Möglichkeit besteht, Fragestellungen zu Visualisierung,<br />

Vermittlung, Fotografie und Editorial Design über <strong>die</strong><br />

Unterrichtsprojekte hinaus in Bachelor- und Master-Diplom-<br />

oben: Entwurf zur<br />

Visualisierung <strong>ein</strong>er<br />

Versuchsanordnung mit<br />

Menschenaffen.<br />

mitte und unten: Szenen<br />

aus der Feldforschungstätigkeit<br />

mit der Buschmann-<br />

Kultur in Namibia und den<br />

Orang-Utans in <strong>In</strong>donesien.<br />

arbeiten, aber auch interdisziplinär über <strong>die</strong> Departemente<br />

hinweg vertieft zu untersuchen.<br />

So ist <strong>die</strong> Zusammenarbeit zwischen Stu<strong>die</strong>renden der Visualisierung,<br />

des Editorial Design und der Fotografie bereits<br />

vielversprechend angelaufen. Voraussichtlich werden Letztere<br />

<strong>die</strong> Forschenden in nächster Zeit auf Exkursionen zu den<br />

Buschmann-Völkern in Afrika oder bei der Feldarbeit in Primaten-Auswilderungsstationen<br />

in Asien begleiten und Forschungsprozesse<br />

und -fortschritte direkt im Feld dokumentieren<br />

können. Der weitere Projektverlauf lässt mit Sicherheit<br />

interessante Resultate und Erkenntnisse erwarten.<br />

* Niklaus Heeb ist Leiter der Stu<strong>die</strong>nvertiefung Scientific Visualization<br />

(niklaus.heeb@zhdk.ch).<br />

Projektleitung: Niklaus Heeb<br />

Bisher beteiligte Dozierende: Kurt Eckert, Karin Seiler, Martin Waldner,<br />

Scientific Visualization & Visuelle Kommunikation<br />

Stu<strong>die</strong>rende von Scientific Visualization, Visuelle Kommunikation,<br />

Game & <strong>In</strong>teraction Design und Fotografie<br />

Kooperationspartner: Katja Liebal und Daniel Haun, Max-Planck-<strong>In</strong>stitut für<br />

Evolutionäre Anthropologie Leipzig<br />

Weitere <strong>In</strong>formationen unter: www.eva.mpg.de/rosi und http://vsv.zhdk.ch<br />

design / zett 2–<strong>10</strong> 29


30 zett 2–<strong>10</strong> / design<br />

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heiliges design<br />

Die Kirche als Auftraggeberin, Altar und Kreuz als<br />

Designobjekte: <strong>In</strong> <strong>ein</strong>em Kooperationsprojekt mit<br />

der Jugendkirche Zürich haben <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden<br />

der Vertiefung <strong>In</strong>dustrial Design <strong>ein</strong>e alte Tradition<br />

mit neuen Formen bespielt. Martina Egli*<br />

Fotos: Betty Fleck<br />

Altar, Ambo, Osterkerze, Taufbecken und Kerzenburg – <strong>die</strong>se<br />

Begriffe sind selbst den kirchenfernsten <strong>In</strong>dustrial-Design-<br />

Stu<strong>die</strong>renden der <strong>ZHdK</strong> inzwischen bekannt. Eine professionelle<br />

Vertrautheit, welcher zwingend <strong>ein</strong>e Aus<strong>ein</strong>andersetzung,<br />

nicht aber <strong>ein</strong>e Identifikation vorausgegangen ist:<br />

Ende 2009 richtete sich <strong>die</strong> katholische Kirche Zürich mit<br />

<strong>ein</strong>em konkreten Entwurfsauftrag an <strong>die</strong> angehenden Designerinnen<br />

und Designer. Sie erhielten <strong>die</strong> Aufgabe, <strong>die</strong> liturgischen<br />

Gegenstände fürs „jenseits“, den neuen Standort der<br />

Jugendkirche Zürich im historischen Einsenbahnviadukt der<br />

Stadt, zu gestalten.<br />

Urbane Liturgie<br />

Nicht nur ideologische Vorurteile, auch bereits vorhandene<br />

Vorstellungen von katholischer Liturgie galt es hierfür zu<br />

transformieren. So unterscheiden sich etwa <strong>die</strong> Räumlichkeiten<br />

bereits stark von der klassischen katholischen Kirche:<br />

Als Teil <strong>ein</strong>er urbanen Umnutzungsarchitektur, zwischen<br />

Clubs und Szeneläden, mitten im urbanen Kreis 5, erwecken<br />

Lokalität und Baustil <strong>ein</strong>en durchaus weltlichen Eindruck.<br />

Gleichzeitig <strong>wird</strong> im „jenseits“ nebst Austausch und<br />

Gesprächen auch katholischen Messen, Taufen und anderen<br />

kirchlichen Feiern <strong>ein</strong> fester Platz <strong>ein</strong>geräumt. Wo Kaffeetrinken,<br />

Partys und Gottes<strong>die</strong>nste räumlich zusammenfallen,<br />

sollte auch <strong>die</strong> Liturgie je nach Anlass <strong>ein</strong>en dezenten oder<br />

zentralen Status <strong>ein</strong>nehmen können – und hier hat <strong>die</strong> Aufgabe<br />

der <strong>In</strong>dustrial-Design-Stu<strong>die</strong>renden unter der Leitung von<br />

Nicole Kind begonnen.<br />

Kirchen-Kit<br />

Während des viertägigen Weihnachtsworkshops 2009 setzten<br />

sich <strong>die</strong> Studentinnen und Studenten erstmals mit dem<br />

Thema aus<strong>ein</strong>ander und entwarfen in kl<strong>ein</strong>en Gruppen erste<br />

Design-Konzepte für <strong>die</strong> liturgischen Objekte. <strong>In</strong> <strong>ein</strong>em<br />

Was macht <strong>ein</strong>en<br />

Altar aus, wenn s<strong>ein</strong>e<br />

Masse wegfällt? Wie<br />

ver<strong>ein</strong>t man mutiges<br />

Design und Respekt<br />

vor der <strong>In</strong>stitution<br />

Kirche? Die liturgischen<br />

Objekte von<br />

Cédric Steiger und<br />

Sebastian Marbacher<br />

sind Antworten<br />

darauf.<br />

mehrteiligen Auswahlverfahren erkor <strong>die</strong> Jury, bestehend<br />

aus <strong>In</strong>dustrial Designern und Vertretern der katholischen<br />

Kirche, das Siegerprojekt: „Kirchen-Kit“ von Cédric Steiger<br />

und Sebastian Marbacher überzeugt nicht nur durch <strong>In</strong>novation,<br />

Schlichtheit und Flexibilität, der Entwurf zeigt auch in<br />

der Aufbewahrung <strong>ein</strong>en Mehrwert.<br />

Am <strong>15</strong>. Juni 20<strong>10</strong> sind nun <strong>die</strong> fertig produzierten liturgischen<br />

Gegenstände von Vertretern der katholischen Kirche geweiht<br />

worden. Mobil und mit wenigen Handgriffen funktionsbereit,<br />

bespielen Ambo, Taufbecken, Osterkerze, Altar und Kreuz<br />

<strong>die</strong> Möbel<strong>ein</strong>richtung des „jenseits“. Sie können individuell<br />

kombiniert und so je nach Bedürfnis <strong>ein</strong>gesetzt werden. An<br />

<strong>die</strong> Stelle massiver und träger Objekte treten Leichtigkeit und<br />

Frische – statt edler Materialien <strong>wird</strong> <strong>ein</strong> Produkt unserer<br />

Zeit verwendet: tief gezogener Acrylst<strong>ein</strong>. Jenseits der Gottes<strong>die</strong>nste<br />

schmücken <strong>die</strong> liturgischen Objekte als dezentes<br />

Gestaltungselement <strong>die</strong> raue, naturbelassene St<strong>ein</strong>wand des<br />

ehemaligen Eisenbahnviadukts. Einfach und prägnant symbolisieren<br />

sie das Kirchliche in doch moderner Formsprache.<br />

Demnach war <strong>die</strong> Erarbeitung der liturgischen Objekte <strong>ein</strong><br />

Grenzgang zwischen Heiligem und Profanem, <strong>ein</strong>e Synthese<br />

zwischen der traditionsreichen katholischen Glaubenspraxis<br />

und zukunftsweisendem, mutigem Design. K<strong>ein</strong> Bereich wäre<br />

<strong>ein</strong>schlägiger gewesen, um Fragen der Symbolik und der Repräsentation<br />

durch Form und Funktion auszuloten.<br />

„jenseits“, IM VIADUKT 11|12, Jugendkirche Zürich, Viaduktstrasse 65,<br />

8005 Zürich<br />

* Martina Egli ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Stu<strong>die</strong>nvertiefung<br />

<strong>In</strong>dustrial Design, Departement Design (martina.egli@zhdk.ch).<br />

design / zett 2–<strong>10</strong> 31


32 zett 2–<strong>10</strong> / design<br />

Vier Darkslide-Motive<br />

polaroid reloaded<br />

Wie <strong>die</strong> Markenikone der <strong>In</strong>stant-Fotografie zu<br />

ihrem Revival kam und was das 5. Semester der<br />

Vertiefung Style & Design damit zu tun hat, darüber<br />

berichten Judith Mair und Daniel Späti*<br />

Im vergangenen Jahr sorgte <strong>ein</strong>e Pressemeldung bei <strong>ein</strong>gefleischten<br />

Pola-Fans für Aufsehen: Dr. Florian Kaps überzeugte<br />

beim offiziellen Fest zur Schliessung der letzten Produktionsstätte<br />

der legendären Polaroid-Sofortbildfilme in<br />

Enschede (NL) den Fabrikleiter in letzter Minute davon, mit<br />

ihm gem<strong>ein</strong>same Sache zu machen und <strong>die</strong> Polaroid-Kultur<br />

zu retten. Was für <strong>ein</strong> Erfolg!<br />

„The Impossible Project“<br />

Ein kl<strong>ein</strong>es Problem gab es allerdings noch: das liebe Geld.<br />

Beide hatten k<strong>ein</strong>s, und <strong>die</strong> Fabrik sollte bereits in den folgenden<br />

Wochen abgerissen werden. Aus <strong>die</strong>ser ausweglosen<br />

Situation heraus wurde „The Impossible Project“ geboren, <strong>ein</strong><br />

Vorhaben von Polaroid-Liebhabern für Polaroid-Liebhaber<br />

mit der Mission, <strong>die</strong> Sofortbild-Fotografie zu retten.<br />

Klar ist: Nichts und niemand sonst verbindet Fashion, Tatort<br />

und Andy Warhol so lässig wie <strong>die</strong> Markenikone der <strong>In</strong>stant-<br />

Fotografie. Denn wer oder was sonst kann sich rühmen, renommierte<br />

Künstler und avantgardistische Subkulturen auf<br />

der ganzen Welt zu s<strong>ein</strong>en Fans zu zählen?<br />

Style & Design in Ideensuche involviert<br />

Auch <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden der Vertiefung Style & Design als ausgemachte<br />

Polaroid-Fans hatten <strong>die</strong> Chance, <strong>die</strong> Polaroid-<br />

Renaissance mit eigenen Ideen zu unterstützen. Ihrem Einfallsreichtum<br />

waren k<strong>ein</strong>e Grenzen gesetzt. Ganz gleich ob<br />

Ausstellungskonzept, Event, Kampagne, Community-Plattform,<br />

Produktentwicklung oder Kooperation – was zählte, war<br />

<strong>die</strong> Idee.<br />

Der Retter der <strong>In</strong>stant-Fotografie, Florian Kaps, kam eigens<br />

nach Zürich, aber nicht, um den Stu<strong>die</strong>renden blutleere Markenformeln<br />

zu vermitteln, sondern um sie mit der Geschichte,<br />

den Eigenarten und den Zielen der Polaroid-Filme vertraut<br />

zu machen und ihnen von s<strong>ein</strong>er Leidenschaft für den Zauber<br />

des Augenblicks, vom Wert der Ästhetik und vom Charme des<br />

Analogen zu berichten – <strong>ein</strong>e Wohltat im Sumpf des Neuen<br />

und Besseren.<br />

Bei Abschluss des Projekts präsentierten <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden<br />

dem staunenden Florian Kaps <strong>ein</strong>e inspirierende Bandbreite<br />

an Ergebnissen. Er entschied sich kurzerhand dafür, gleich<br />

mehrere Ansätze der Stu<strong>die</strong>renden weiterzuverfolgen. Auserkoren<br />

wurden <strong>ein</strong> Low-Budget Fanzine (= von Fans für<br />

Fans gemachtes Magazin), <strong>ein</strong> Entwurf für zukünftige Markenkooperation<br />

mit ausgewählten Brands, <strong>ein</strong>e eigenwillige<br />

Imagekampagne, <strong>ein</strong>e Serie möglicher Filmeditionen und<br />

<strong>ein</strong>e Plattform mit künstlerischen Experimenten zu verschiedenen<br />

Aspekten rund um Polaroid.<br />

„Unmögliche Projekte“ auf schwarzem Karton –<br />

der Vorschlag <strong>ein</strong>er Studentin <strong>wird</strong> realisiert<br />

Das Konzept von Alice Severin zur Bespielung der Darkslides<br />

schaffte es gar, <strong>die</strong> neue Polaroid-Film-Produktion in letzter<br />

Sekunde zu unterbrechen. Darkslide <strong>wird</strong> der schwarze<br />

Karton genannt, welcher vor dem ersten Sofortbild aus der<br />

Kamera gleitet. Mit tatkräftiger Unterstützung der anderen<br />

Stu<strong>die</strong>renden hat Alice Severin innerhalb weniger Tage <strong>ein</strong>e<br />

konkrete Idee entwickelt und umgesetzt: Heute findet sich<br />

auf dem Darkslide jedes neu produzierten Polaroid-Films<br />

<strong>ein</strong>es von 61 unterschiedlichen „unmöglichen Projekten“,<br />

<strong>die</strong> zusätzlich auf <strong>ein</strong>em eigens dafür kreierten Blog illustriert<br />

und – ähnlich wie <strong>die</strong> Panini-Bildchen – gesammelt und<br />

auch getauscht werden können. Die gesamte Serie ist unter<br />

„Darkslide“ auf der am Schluss angegebenen Website zu finden.<br />

Die ersten Tauschgesuche von Sammlern sind bereits<br />

<strong>ein</strong>getroffen …<br />

* Judith Mair (judith.mair@zhdk.ch) und Daniel Späti (daniel.spaeti@zhdk.<br />

ch) sind Dozierende in der Stu<strong>die</strong>nvertiefung Style & Design, Departement<br />

Design<br />

Stu<strong>die</strong>rende des 5. Semesters Style & Design, <strong>die</strong> am Projekt teilgenommen<br />

haben: Ivo Brennwald, Nicole Fuchs, Fabio Hendry, Isabel Jakob, Pierre<br />

Lumineau, Luise Martin, Sophie Proché, Shelly Rosenblum, Rebecca Rust,<br />

Martina Schenker, Josina Schiff, Alice Severin, Fosca Toth<br />

Mehr <strong>In</strong>fos zu den neuen Sofortbild-Filmen unter: www.the-impossibleproject.com


ANALOG<br />

WIE SIE?<br />

DIGITAL<br />

SIE BESITZEN ABER<br />

ZUSÄTZLICH EINE<br />

DIGITAL-KAMERA?<br />

HABEN SIE EINEN<br />

KOMPLEX UND SCHEUEN<br />

SIE DIE REALITÄT?<br />

NEIN<br />

JA<br />

NEIN<br />

JA<br />

JA<br />

KENNEN SIE DEN BEGRIFF<br />

DES „READY-MADES“<br />

NEIN<br />

SIE WÜRDEN SICH ALS<br />

SPONTANER MENSCH BEZEICHNEN<br />

INSZENIEREN SIE<br />

SICH GERNE?<br />

NEIN<br />

SIE LIEBEN DIE KONTROLLE<br />

ABER FÜHLEN SICH<br />

MANCHMAL UNSICHER<br />

NEIN<br />

JA<br />

NEIN<br />

JA<br />

NEIN<br />

JA<br />

IST OK!<br />

SIND SIE<br />

OFFEN<br />

GEGENÜBER EROTIK?<br />

WELCHE FILME<br />

BEVORZUGEN SIE?<br />

GANZ SICHER?<br />

NEIN<br />

NEIN*<br />

!<br />

KÖNNEN SIE EINE<br />

REISE OHNE REISEFÜHRER<br />

VORSTELLEN<br />

*nur bei wiederholtem n<strong>ein</strong><br />

INDEPENDENT<br />

BLOCKBUSTER<br />

JA<br />

BESUCHEN SIE<br />

FLOHMÄRKTE?<br />

JA<br />

MÖGEN SIE<br />

RETRO-DESIGN<br />

JA<br />

NEIN JA<br />

WAS IST FÜR SIE<br />

ESSENTIELL IM LEBEN?<br />

NIE MANCHMAL<br />

NEIN<br />

SCHREIBEN SIE NOCH<br />

BRIEFE VON HAND<br />

(KEINE POSTKARTEN)<br />

LAUSCHEN SIE GERNE<br />

GESPRÄCHE<br />

VON ANDEREN?<br />

SPIELEN SIE GERNE<br />

MIT IHRER MIMIK<br />

INTUITION<br />

WERTE<br />

NEIN JA<br />

NEIN JA<br />

NEIN JA<br />

ANZAHL GEKAUFTER COMPUTER<br />

IN DEN LETZTEN FÜNF JAHREN<br />

FAXGERÄT<br />

WELCHES DER FOLGENDEN<br />

GERÄTE KÖNNTEN SIE<br />

EHER BEDIENEN<br />

SIND SIE EIN EMOTIONALER<br />

UND PASSIONIERTER<br />

MENSCH?<br />

WIE BEWEGEN SIE<br />

SICH IN DER STADT<br />

NEIN*<br />

!<br />

VERMISSEN SIE DEN<br />

FOTOAUTOMAT?<br />

WAS SPRICHT<br />

SIE EHER AN?<br />

> 3 < 3<br />

GPS<br />

JA<br />

NEIN<br />

FAHRRAD<br />

AUTO<br />

NEIN JA<br />

ABENTEUER<br />

FERIEN AM MEER<br />

SIND SIE INTERESSIERT<br />

AN KULTURELLEN ANLÄSSEN<br />

BESITZEN SIE ETWAS AUS<br />

DER FOLGENDEN LISTE?<br />

WAS TRIFFT<br />

EHER AUF SIE ZU<br />

- GAMEBOY ODER SCHALLPLATTEN<br />

- MIN. FÜNF JAHRE ALTER FERNSEHER<br />

- VESPA ODER APPLE-PRODUKT<br />

EINZIGARTIGKEIT<br />

&<br />

ERLEBNIS<br />

INNOVATION<br />

&<br />

PERFEKTION<br />

NEIN JA<br />

design / zett 2–<strong>10</strong> 33<br />

JA<br />

NEIN<br />

SOLLEN BILDER LÜGEN?<br />

SIE SIND EIN<br />

POLAROID-TYP<br />

NEIN<br />

JA<br />

SIE SIND KEIN<br />

POLAROID-TYP


34 zett 2–<strong>10</strong> / design<br />

koexistenz<br />

der zeichen /<br />

multilingual<br />

typography<br />

Ein Forschungsprojekt des <strong>In</strong>stituts<br />

Design2context befasst sich mit typografischen<br />

Zeichen im Kontext verschiedener Kulturen.<br />

Ulrike Felsing und Clemens Bellut*<br />

未 [wèi]<br />

not; not yet<br />

<strong>In</strong>terpretation:<br />

not to be confused with 末[mò] (final).<br />

Old term for the month of June. Overlapping<br />

leaves and branches of a tree.<br />

土 [tú]<br />

earth; ground<br />

来 [lái]<br />

come; arrive<br />

<strong>In</strong>terpretation:<br />

a sort of wheat in early China,<br />

which used to be sacrificed to<br />

the Heavens<br />

戊 [wù]<br />

5 th of the Ten Heavenly<br />

Stems (Earth, middle)<br />

丁 [dīng] phonetical<br />

male adult, robust<br />

4 th of the Ten Heavenly<br />

Stems (fire, south)<br />

未来 城市<br />

LES VILLES DE L’AVENIR<br />

STÄDTE DER ZUKUNFT<br />

LE CITTÀ DEL FUTURO<br />

MARCAUS DIL AVEGNIR<br />

成 [chéng] phonetical<br />

completed; finished;<br />

fixed<br />

冂 [jiōng]<br />

wide<br />

城 [chéng]<br />

castle; city;<br />

municipality<br />

<strong>In</strong>terpretation:<br />

permanent residence; fixed<br />

location; fortress<br />

Sino-Swiss Science, <strong>In</strong>dustry and Government in Dialogue<br />

under the patronage of Swiss Federal Councillor Moritz Leuenberger<br />

中国 - 瑞士科学界、产业界、政府间对话<br />

瑞士联邦政府国会议员 Moritz Leuenberger 代表瑞士政府出席<br />

之 [shī ]<br />

go to<br />

乁 [yí]<br />

move<br />

市 [shì]<br />

market; market<br />

place; city<br />

<strong>In</strong>terpretation:<br />

a meetings place to exchange<br />

goods and values<br />

FUTURE CITIES


sustainability 可持续性<br />

Auf <strong>ein</strong>e längst verbreitete Weise treten Schriften unterschiedlicher<br />

Herkunft typografisch im öffentlichen Ersch<strong>ein</strong>ungsbild<br />

neben<strong>ein</strong>ander auf: ara<strong>bis</strong>che, indische, chinesische,<br />

lat<strong>ein</strong>ische Schriften an Flughäfen, auf Leucht- und Plakatreklamen,<br />

in den <strong>In</strong>formationssystemen usw. Ruedi Baur,<br />

Leiter des <strong>In</strong>stituts Design2context der <strong>ZHdK</strong>, sieht dort <strong>ein</strong>e<br />

neue Aufgabe für das Grafikdesign: Praktiken zu entwickeln,<br />

<strong>die</strong> das Zusammentreffen der unter<strong>ein</strong>ander unverwandten<br />

Schriftbilder nach typografischen Gesichtspunkten in <strong>ein</strong>er<br />

kulturell kontextuellen Weise auf<strong>ein</strong>ander beziehen.<br />

Das setzt notwendigerweise Sprach-, Schrift- und Typografiekenntnisse<br />

voraus, <strong>die</strong> nur in <strong>ein</strong>em internationalen und<br />

interdisziplinären Zusammenhang bearbeitet werden können.<br />

<strong>In</strong> <strong>ein</strong>em ersten Forschungsprojekt werden derzeit <strong>die</strong><br />

Bezüge zwischen chinesischen und lat<strong>ein</strong>ischen Typografien<br />

untersucht.<br />

Nach <strong>ein</strong>em Pilotprojekt (2007) mit Stu<strong>die</strong>renden des Departements<br />

Design und der Luxun Academy of Fine Arts,<br />

Shenyang, China, steht <strong>ein</strong> erstes Forschungsprojekt, von Pro<br />

Helvetia finanziert, vor dem Abschluss und <strong>wird</strong> derzeit auf<br />

der „Cumulus 20th Anniversary Exhibition“ in Shanghai gezeigt.<br />

Das <strong>In</strong>stitut konnte so fünf Workshops an chinesischen Hochschulen<br />

durchführen: an der Hong Kong Polytechnic University,<br />

School of Design, am Nanjing Art <strong>In</strong>stitute, School of Design,<br />

an der China Academy of Art, Hangzhou, an der Luxun<br />

Academy of Fine Arts, Dalian, und an der Central Academy of<br />

Fine Arts, Beijing.<br />

<strong>In</strong>zwischen ist, vom Schweizerischen Nationalfonds finanziert,<br />

<strong>ein</strong>e zweite Phase <strong>die</strong>ser Forschung mit Untersu-<br />

chungen und Experimenten gestartet worden. Hier arbeiten<br />

Ruedi Baur als Projektverantwortlicher, Ulrike Felsing (Design2context)<br />

als Projektleiterin in Kooperation mit Roman<br />

Wilhelm (Berlin), Jeannine Moser sowie chinesische Partner<br />

zusammen.<br />

Im Zuge der Untersuchung neuer Gestaltungsmethoden entsteht<br />

unter anderem, gem<strong>ein</strong>sam mit Partnern und chinesischen<br />

Designern, <strong>die</strong> Ausstellung „Globâle Type“ (im Rahmen<br />

des Basler Festivals Culturescapes China, das im Herbst<br />

20<strong>10</strong> stattfindet) und <strong>ein</strong> Supplement „Multilinguale Typografie“<br />

der zugehörigen Festivalzeitung. Neben <strong>ein</strong>igen Publikationen<br />

in Fachzeitschriften werden diverse Kommunikationsmittel<br />

für wissenschaftliche Konferenzen der Expo 20<strong>10</strong> in<br />

Shanghai mit dem Praxispartner Swissnex Shanghai und der<br />

ETH Zürich entwickelt. Die Erträge der Untersuchungen werden<br />

im Handbuch „Koexistenz chinesischer und lat<strong>ein</strong>ischer<br />

Zeichen“ publiziert.<br />

<strong>In</strong>sgesamt werden <strong>die</strong> Untersuchungen, Experimente und<br />

Darstellungen von der Erwartung geleitet, dass das <strong>bis</strong>lang<br />

unverbundene Auf<strong>ein</strong>andertreffen der Schriften als <strong>ein</strong>e typografische,<br />

kulturelle und gesellschaftliche Anforderung an<br />

<strong>die</strong> gestalterische Aufmerksamkeit angenommen <strong>wird</strong>. Dazu<br />

ist es freilich erforderlich, Schriften als wirkende gesellschaftliche<br />

Signaturen zu verstehen und zu würdigen, <strong>die</strong> nicht<br />

ungestraft ignoriert oder kolonialisierend überformt werden<br />

können.<br />

* Ulrike Felsing, Projektleiterin von „Koexistenz der Zeichen“,<br />

Design2context, Departement Design, (ulrike.felsing@zhdk.ch).<br />

Clemens Bellut, Philosophie, Stu<strong>die</strong>nleiter MAS Design Culture,<br />

Design2context (clemens.bellut@zhdk.ch).<br />

design / zett 2–<strong>10</strong> 35


36 zett 2–<strong>10</strong> / kulturanalysen und vermittlung<br />

vermittlung der vermittlung –<br />

was profis wichtig finden<br />

Die hier versammelten Statements stammen von<br />

Künstler<strong>In</strong>nen und Kulturvermittler<strong>In</strong>nen, <strong>die</strong> im<br />

Rahmen von „Opening Scene“, der ersten Diplomausstellung<br />

der Master-Stu<strong>die</strong>ngänge Art Education<br />

und Transdisziplinarität, auftraten.<br />

Fotos: Betty Fleck<br />

„Kunstvermittlung ist das schwierige, aber unerlässliche Ding<br />

dazwischen. Sie ist <strong>ein</strong>e Taktik, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Kunst als soziales Medium<br />

<strong>ein</strong>setzt. Im Kampf um <strong>die</strong> Publikumsgunst gilt es, den<br />

schmalen Grat zwischen Beschreiben und <strong>In</strong>terpretieren zu<br />

gehen, ohne in den Graben der Ver<strong>ein</strong>fachung, Personalisierung,<br />

Vergeistigung oder Aktualität zu fallen. Die offene Agenda<br />

der Kunst leistet sich nämlich den Luxus der Komplexität.“<br />

Juri St<strong>ein</strong>er, Direktor Zentrum Paul Klee, Bern<br />

„Nachdem mittlerweile fast alle Me<strong>die</strong>n umfangreich über<br />

popkulturelle Phänomene berichten, gibt es <strong>ein</strong>e grössere<br />

Nachfrage nach ‚Expert<strong>In</strong>nen’, aber auch <strong>ein</strong>e grössere Beliebigkeit.<br />

Hier kann <strong>ein</strong>e Ausbildung an <strong>ein</strong>er Hochschule, in<br />

der man lernt, kulturwissenschaftliche und -historische Zusammenhänge<br />

wahrzunehmen und <strong>die</strong>se so anschaulich wie<br />

kritisch zu vermitteln, dazu beitragen, <strong>die</strong> oft langweiligen<br />

‚Produktinformationen’ zu hinterfragen und <strong>die</strong> Berichterstattung<br />

im besten Falle um <strong>ein</strong>e gesellschaftspolitische Dimension<br />

zu bereichern.“<br />

Sonja Eismann, Herausgeberin „Missy Mag“, Berlin, Wien<br />

„Solange sich Zeit und Gesellschaft so rasant ändern wie heute<br />

und solange <strong>die</strong> Kunst, <strong>die</strong> Musik, <strong>die</strong> Mode, das Kino und<br />

<strong>die</strong> Literatur sich mit <strong>die</strong>sen Veränderungen aus<strong>ein</strong>andersetzen,<br />

solange mache ich mir über <strong>die</strong> Zukunft des Kulturjournalismus<br />

k<strong>ein</strong>e Sorgen – denn es gibt genug Berichtenswertes.<br />

Die Hochschule muss den Studenten vermitteln, dass<br />

es auf ihren Blick ankommt, auf Geschwindigkeit und gleichzeitig<br />

auf Entschleunigung sowie auf das Zusammendenken<br />

der Phänomene.“<br />

Max Dax, Chefredaktor „SPEX“, Berlin


Von links nach rechts:<br />

Juri St<strong>ein</strong>er<br />

Sonja Eismann<br />

Max Dax<br />

Sally Tallant<br />

Linda Vlassenrood<br />

„Über soziale und disziplinäre Grenzen hinweg zu agieren,<br />

könnte Museen und Kunsthallen dabei unterstützen, sich als<br />

relevante <strong>In</strong>stitutionen des 21. Jahrhunderts zu entwickeln.<br />

Sie sollten sich nicht als monolithische Orte kultureller Weihen<br />

verstehen, sondern als Räume für <strong>die</strong> an ihnen beteiligten<br />

Akteure mit deren Potenzialen, Funktionen und Rollen.<br />

Aus <strong>die</strong>ser Perspektive betrachtet, bestehen Kunstinstitutionen<br />

aus den sensiblen <strong>In</strong>teraktionen von Menschen, <strong>die</strong><br />

sich im Rahmen transformativer künstlerischer und sozialer<br />

Prozesse ereignen.“<br />

Sally Tallant, Head of Programmes der Serpentine Gallery, London<br />

„Architektur sch<strong>ein</strong>t, obwohl sie fast alle Aspekte unseres alltäglichen<br />

Lebens be<strong>ein</strong>flusst, <strong>ein</strong> kompliziertes, abstraktes<br />

und elitäres Thema zu s<strong>ein</strong>. Gleichzeitig ist <strong>die</strong> Aufgabe, Architektur<br />

auszustellen, aufgrund ihres Massstabs und ihrer<br />

Ortsgebundenheit sehr anspruchsvoll. Deshalb haben wir<br />

uns dazu entschieden, nicht mehr primär ‚schöne Gegenstände’<br />

auszustellen, sondern mit integrativen Formen der<br />

Partizipation zu experimentieren.“<br />

Linda Vlassenrood, Chefkuratorin des Netherlands Architecture <strong>In</strong>stitute,<br />

Rotterdam<br />

kulturanalysen und vermittlung / zett 2–<strong>10</strong> 37<br />

„Die Öffentlichkeit macht verstärkt den Anspruch geltend,<br />

Kunst zugänglich – mehr noch: Kunst verständlich zu machen.<br />

<strong>In</strong>sofern wächst der Druck auf <strong>die</strong> Kunstinstitutionen,<br />

Bildungsarbeit zu leisten. Diese liegt dann im <strong>In</strong>teresse der<br />

<strong>In</strong>stitutionen, wenn sie <strong>die</strong> Kunst nicht instrumentalisiert,<br />

sondern in ihrer Komplexität erfahrbar macht. Ein solches<br />

Anliegen ist mit dem traditionellen Vermittlungsinstrumentarium<br />

all<strong>ein</strong>e wohl kaum umzusetzen. Deshalb braucht es<br />

Entwicklungsarbeit – auch hinsichtlich des Selbstverständnisses<br />

der Vermittelnden.“<br />

Peter Fischer, Direktor Kunstmuseum Luzern<br />

„Der gegenwärtige Vermittlungstrend könnte <strong>ein</strong>en gut gem<strong>ein</strong>ten<br />

Versuch darstellen, <strong>die</strong> Künstler aus ihrer sinnentleerten<br />

Isolation im weissen Ausstellungsraum zu befreien<br />

und sie der Gesellschaft nützlich zu machen. Da <strong>die</strong> heutige<br />

künstlerische Produktionsweise jedoch das Vorbild für <strong>die</strong><br />

neoliberale Wirtschaftsform gewesen ist, könnte <strong>die</strong> Vermittlung<br />

eigentlich so etwas wie <strong>ein</strong>e soziale Weichspülung <strong>die</strong>ser<br />

Praxis s<strong>ein</strong>. <strong>In</strong> <strong>die</strong>sem Sinne braucht es <strong>die</strong> Vermittlung in <strong>ein</strong>er<br />

neuen Form.“<br />

San Keller, Bildender Künstler, Zürich


38 zett 2–<strong>10</strong> / kulturanalysen und vermittlung<br />

jenseits von chinesischer<br />

mauer und röschtigraben<br />

Seit zwei <strong>Jahren</strong> engagiert sich Irène Hediger,<br />

Co-Projektleiterin des <strong>ZHdK</strong>-Programms artistsin-labs<br />

(ail) am <strong>In</strong>stitute for Cultural Stu<strong>die</strong>s in<br />

the Arts (ICS), für <strong>ein</strong>en zweifach kulturübergreifenden<br />

Austausch – Kunst und Wissenschaft –<br />

zwischen China und der Schweiz: The sino/swiss<br />

residency exchange (ssre). Jeweils zwei Künstlerinnen<br />

und Künstler aus der Volksrepublik China<br />

und der Schweiz erleben während fünf Monaten<br />

wissenschaftliche <strong>In</strong>stitutionen des Gastlandes.<br />

Dan A. Bausch*<br />

Ein Projekt wie das des ssre beginnt und endet nicht mit<br />

der Austauschzeit der Künstler<strong>In</strong>nen. Die Wissenschaft, ob<br />

in der Schweiz oder in der Volksrepublik China, hat von der<br />

Kunst oder der Arbeit der Künstler<strong>In</strong>nen <strong>ein</strong> ähnliches, wenn<br />

auch durch den soziokulturellen Hintergrund spezifisch geprägtes<br />

Bild. Dieses widerspricht der Realität genauso wie das<br />

überzeichnete Bild des introvertierten Wissenschaftlers mit<br />

wirrem Haar und weissem Kittel. Die Vermittlung zwischen<br />

<strong>die</strong>sen Kulturen ist der erste und ausschlaggebende Punkt.<br />

Schritt für Schritt zu <strong>ein</strong>er<br />

fruchtbaren Zusammenarbeit<br />

Im Rahmen des ssre arbeitet das ail in der Schweiz mit zwei<br />

<strong>In</strong>stitutionen zusammen, <strong>die</strong> bereits früher Projektplätze<br />

zur Verfügung gestellt haben und dessen Arbeitsweise kennen.<br />

<strong>In</strong> China ist der persönliche Kontakt massgebend. Das<br />

Programm des ail wurde seit der Projektlancierung vor zwei<br />

<strong>Jahren</strong> bei Wissenschaftskonferenzen der SSSTC (Sino-Swiss<br />

Science and Technology Cooperation) an der ETH Zürich präsentiert.<br />

Das daraus entstandene Netzwerk war der entscheidende<br />

Türöffner zu den chinesischen <strong>In</strong>stitutionen. Der ssre<br />

hat <strong>ein</strong>en thematischen Schwerpunkt: Umwelt. Parallelen zur<br />

Schweiz ergaben sich durch <strong>die</strong> Ansiedlung des Projekts im<br />

chinesischen Chengdu, wo sich <strong>die</strong> <strong>In</strong>stitute mit Forschungsfragen<br />

zu den Hochebenen des Himalajas, <strong>die</strong> den Alpen topografisch<br />

ähneln, beschäftigen.<br />

Gegenseitige <strong>In</strong>spiration und Achtung<br />

Ein weiterer wichtiger Schritt war <strong>die</strong> Unterstützung des Projekts<br />

durch Pro Helvetia im Rahmen des Programmschwerpunkts<br />

„Swiss Chinese Explorations 2008–20<strong>10</strong>“.<br />

Wie bei allen Projekten des ail wurden auch im ssre der Austausch,<br />

das Denken ausserhalb der eigenen Grenzen und das<br />

gegenseitige Verständnis gefördert und erfolgreich umgesetzt.<br />

Herausforderung und Abenteuer<br />

Wenfeng LIAO (Fotografie und Video), Eidg. Forschungsanstalt<br />

für Wald, Schnee und Landschaft (WLS), konfrontierte <strong>die</strong><br />

Mitarbeitenden mit neuen Perspektiven zu ihrer vertrauten<br />

Umgebung. Das Wort „Baum“ ersetzte er durch „Mensch“ in<br />

<strong>ein</strong>er Definition über tote Bäume. Er erfasste wissenschaftlich<br />

<strong>die</strong> Büropflanzen des <strong>In</strong>stituts, übernahm <strong>die</strong> Perspektive von<br />

<strong>In</strong>stallation und Skulptur von Alexandre Joly, Chengdu <strong>In</strong>stitute of Biology.<br />

fünf Ameisen in <strong>ein</strong>em klinischen Labor, gestaltete <strong>ein</strong>e Waldparzelle<br />

zu s<strong>ein</strong>em persönlichen Ausstellungsraum um und<br />

integrierte vorhandenen Zivilisationsmüll als Kunstwerke.<br />

Aniu, Qingjun CHEN (Fotografie), EAWAG Aquatic Research,<br />

suchte <strong>die</strong> Aus<strong>ein</strong>andersetzung mit dem Thema Wasser, <strong>ein</strong><br />

häufiges Motiv in der traditionellen chinesischen Tuschmalerei.<br />

Minuziös gesammelte Aussagen der Wissenschaftler-<br />

<strong>In</strong>nen notierte er mit Tusche auf Karten. <strong>In</strong> Petrischalen<br />

wurden <strong>die</strong>se von Mikroorganismen aus verschiedenen<br />

Schweizer Gewässern zersetzt. Den im Zen-Verständnis natürlichen<br />

Prozess der Auflösung dokumentierte er foto- und<br />

videografisch.<br />

Aline VEILLAT (Me<strong>die</strong>n), <strong>In</strong>stitute of Mountain Hazards and<br />

Environment, schuf u. a. <strong>ein</strong>e <strong>In</strong>stallation, bei der sie Bruchstücke<br />

von Symbolen chinesischer Kulturerrungenschaften<br />

gem<strong>ein</strong>sam mit Pflanzensamen in <strong>ein</strong>en kompakten Erdball<br />

<strong>ein</strong>arbeitete. Dieser desintegrierte durch konstant tropfendes<br />

Wasser (<strong>die</strong> Kraft hinter den erforschten Debris Flows), legte<br />

<strong>die</strong> Symbole teilweise frei und wurde Nährboden für neue<br />

Keimlinge.<br />

Alexandre JOLY (<strong>In</strong>stallation und Skulptur), Chengdu <strong>In</strong>stitute<br />

of Biology, setzte sich intensiv mit der mikroskopischen<br />

wissenschaftlichen Arbeit und dem sozialen Umfeld in<br />

Chengdu aus<strong>ein</strong>ander. S<strong>ein</strong> Verständnis von Klang und s<strong>ein</strong>e<br />

auf dem Piezoeffekt basierenden Miniaturlautsprecher stiessen<br />

auf wissenschaftlicher Seite auf reges <strong>In</strong>teresse. Eine s<strong>ein</strong>er<br />

Arbeiten besteht aus klingenden Mikrowelten, <strong>die</strong> er, den<br />

Fokus der Wissenschaft imitierend, unter Glasglocken stellte.<br />

Die erwünschte doppelte Kollision der Kulturen und das<br />

wortwörtliche Betreten von künstlerischem Neuland stellten<br />

<strong>ein</strong>e Herausforderung und <strong>ein</strong> spannendes Abenteuer<br />

zugleich dar. Die entstandenen Arbeiten werden in der Ausstellung<br />

„Shanshui – Both Ways“ international und in der<br />

Schweiz im Rahmen des Festivals Culturescapes ausgestellt.<br />

* Dan A. Bausch betreut bei artists-in-labs am ICS, Departement Kulturanalysen<br />

und Vermittlung, Kommunikationsthemen und Sponsoring<br />

(dan.bausch@zhdk.ch).<br />

Weitere <strong>In</strong>formationen unter: www.artistsinlabs.ch


institution as<br />

medium.<br />

curating as<br />

institutional<br />

critique?<br />

Mit der provokanten Frage, ob mit dem Medium<br />

des Ausstellungsmachens <strong>ein</strong>e <strong>In</strong>stitutionskritik<br />

möglich wäre, eröffnete <strong>ein</strong> Symposium im<br />

März 20<strong>10</strong> in Kassel <strong>die</strong> Debatte. Veranstalter<br />

waren das Postgraduate Program in Curating (ICS)<br />

und das Fridericianum in Kassel. Es fand in der<br />

documenta-Halle statt und zog <strong>ein</strong> Publikum aus<br />

ganz Europa an. Dorothee Richter*<br />

„<strong>In</strong>stitutional Critique“ wurde <strong>bis</strong>her als <strong>ein</strong>e künstlerische<br />

Praxis zur Bezeichnung künstlerischer Positionen verstanden,<br />

zum Beispiel der von Michael Asher, Marcel Broodthaers,<br />

Daniel Buren, Andrea Fraser oder Hans Haacke. Wie lässt sich<br />

nun <strong>ein</strong>e Praxis, <strong>die</strong> radikal <strong>die</strong> Bedingtheit, <strong>die</strong> finanziellen<br />

Verflechtungen und <strong>die</strong> Kunst als Distinktionsmittel aufzeigen<br />

will, mit <strong>In</strong>stitutionen und deren kuratorischer Bespielung<br />

in Zusammenhang bringen? Ist das nicht widersprüchlich<br />

an sich? Das <strong>In</strong>teresse des Symposiums war es, <strong>die</strong>se<br />

Widersprüche aufzuspüren und <strong>die</strong> Möglichkeiten, aber auch<br />

<strong>die</strong> Grenzen <strong>ein</strong>er kritischen kuratorischen Praxis darzulegen.<br />

Helmut Draxler hielt <strong>ein</strong>en der beiden Keynote Talks,<br />

nämlich über das Ekstatische Moment in der Vermittlung des<br />

Kuratierens. Draxler war auch an <strong>ein</strong>em „klassischen“ Projekt<br />

der <strong>In</strong>stitutionskritik als Kurator beteiligt, als Andrea Fraser<br />

Mitglieder des Kunstver<strong>ein</strong>s München zu ihrer persönlichen<br />

Sicht auf zeitgenössische Kunst befragte.<br />

<strong>In</strong> der Ausstellung „Eine Gesellschaft des Geschmacks“<br />

zeigten <strong>die</strong> aufgezeichneten Gespräche Kunst als Teil <strong>ein</strong>es<br />

schichtspezifischen Geschmacks und als Distinktionsmittel.<br />

Genau <strong>die</strong>ses historische Projekt war Gegenstand <strong>ein</strong>er späteren<br />

Ausstellung im Kunstver<strong>ein</strong> München; Sören Grammel<br />

stellte auf dem Symposium „Telling Histories“vor, verantwortet<br />

im kuratorischen Team mit Maria Lind: <strong>In</strong> Zusammenarbeit<br />

mit Künstler<strong>In</strong>nen wurde Einblick in Archive und<br />

Material gewährt. Zu <strong>die</strong>sen drei Ausstellungen veranstaltete<br />

Grammel drei öffentliche „Talkshows“ mit Protagonist<strong>In</strong>nen<br />

und Publizist<strong>In</strong>nen.<br />

Dieses Beispiel zeigt, dass <strong>die</strong> Haltung der <strong>In</strong>stitutionskritik<br />

sich auch auf das kuratorische Feld ausgeweitet hat. Gleichzeitig<br />

machten <strong>ein</strong>ige Vorträge <strong>die</strong> Grenzen <strong>ein</strong>er Kritik deutlich,<br />

wenn <strong>die</strong>se aus der <strong>In</strong>stitution heraus formuliert <strong>wird</strong>:<br />

Symposium „<strong>In</strong>stitution as Medium. Curating as <strong>In</strong>stitutional Critique?“<br />

Vortrag von Axel John Wieder, Courtesy Kunsthalle Fridericianum.<br />

kulturanalysen und vermittlung / zett 2–<strong>10</strong> 39<br />

Stella Rollig konnte zwar im Lentos Kunstmuseum Linz <strong>ein</strong><br />

Projekt von Darren Allmond zeigen, bei dem er das örtliche<br />

Gefängnis ins Museum „spiegelte“ und damit <strong>die</strong> gesellschaftliche<br />

Bedingtheit beider <strong>In</strong>stitutionen radikal bewusst<br />

machte. Sie formulierte aber auch <strong>die</strong> Zwänge, denen <strong>die</strong> <strong>In</strong>stitution<br />

Museum ausgesetzt ist. Sowohl politische Repräsentation<br />

und Besucherzahlen als auch <strong>die</strong> Notwendigkeit, ständig<br />

Geld zu beschaffen, setzen <strong>ein</strong>em Museum bestimmte<br />

Grenzen. Dorothee Richter stellte kuratorische Stu<strong>die</strong>ngänge<br />

in <strong>ein</strong>en Zusammenhang mit Veränderungen in der postfordistischen,<br />

projektbasierten Arbeitswelt, und <strong>die</strong> Absolvent-<br />

<strong>In</strong>nen des MAS Curating, Irene Grillo, Maren Brauner und<br />

Damian Jurt, präsentierten exemplarisch ihre institutionskritischen<br />

kuratorischen Arbeiten. R<strong>ein</strong> Wolfs zeigte das Projekt<br />

„Deutsche Grammatik“ von Christoph Büchel, der weite Teile<br />

des Fridericianum in <strong>ein</strong>en 1-Euro-Shop verwandelte und vor<br />

dem Museum <strong>ein</strong>e grosse Tafel anbringen liess mit der Ankündigung,<br />

dass im Fridericianum <strong>ein</strong>e Aussenstelle der Bundesagentur<br />

für Arbeit <strong>ein</strong>gerichtet würde – als Vorhaben der<br />

Europäischen Union.<br />

Eine radikale Kritik an den letzten drei documentas formulierte<br />

der zweite Keynote Speaker Oliver Marchart. Teilnehmende<br />

am Talk waren Maria Lind (Kuratorin Moderna Museet,<br />

Kunstver<strong>ein</strong> München), San Keller (Künstler, Zürich),<br />

Carina Plath (Co-Kuratorin der Skulptur-Projekte Münster),<br />

Axel Wieder (künstlerischer Leiter Künstlerhaus Stuttgart),<br />

Stih & Schnock (Künstler<strong>In</strong>, Berlin), Giovanni Carmina (Kurator<br />

St. Gallen), Stella Rollig (Direktorin Lentos Kunstmuseum<br />

Linz) sowie Lehrende an kuratorischen Stu<strong>die</strong>ngängen.<br />

Ausserdem organisierte <strong>ein</strong>e Studentin des Postgraduate<br />

Program in Curating, Isin Onol aus Istanbul, gem<strong>ein</strong>sam mit<br />

Maja Ciric <strong>ein</strong> Panel mit Stu<strong>die</strong>renden und Absolvent<strong>In</strong>nen<br />

aus Amsterdam, Belgrad, Istanbul, London und Zürich. Die<br />

Diskussion um das kritische Potenzial <strong>ein</strong>er kuratorischen<br />

Praxis wurde fortgesetzt. Damit erhielt <strong>die</strong>se Debatte erneut<br />

<strong>ein</strong>e Plattform. Weitergeführt <strong>wird</strong> <strong>die</strong> Frage nach dem Potenzial<br />

kritischen Ausstellens in den Ausgaben des Webjournals<br />

www.on-curating.org. Speziell zum Symposium ersch<strong>ein</strong>en<br />

ab Herbst 20<strong>10</strong> # 7 und # 8.<br />

* Dorothee Richter ist Stu<strong>die</strong>nleiterin des Postgraduate Program in Curating,<br />

<strong>In</strong>stitute for Cultural Stu<strong>die</strong>s in the Arts ICS (dorothee.richter@zhdk.ch).


40 zett 2–<strong>10</strong> / museum<br />

das prinzip der kosmetik<br />

Die neue Ausstellung „Make up – Design der<br />

Oberfläche“ widmet sich den obersten Mikrometern<br />

der materiellen Welt. Sie zelebriert den<br />

Reiz von Texturen und präsentiert sie anhand von<br />

Designklassikern und neuen Entwürfen aus der<br />

Designsammlung des Museum für Gestaltung<br />

Zürich. Renate Menzi*<br />

<strong>In</strong> der Designpraxis gehört <strong>die</strong> Gestaltung von Oberflächen<br />

zum Tagesgeschäft. Ihre Qualität ist nämlich ausschlaggebend<br />

für <strong>die</strong> Wahrnehmung <strong>ein</strong>es Produkts. <strong>In</strong> den letzten<br />

<strong>Jahren</strong> ist in Architektur und Design <strong>ein</strong> neues <strong>In</strong>teresse an<br />

der Oberfläche zu beobachten – als Analogie zur menschlichen<br />

Haut oder Membran für <strong>die</strong> Sinne, als <strong>In</strong>terface oder<br />

materialikonografisches Zeichen; oder <strong>ein</strong>fach, weil sie bei<br />

der Gestaltung <strong>ein</strong>er reduzierten Form mehr Gewicht erhält.<br />

Materialität und Textur haben gegenüber Form und Konstruktion<br />

an Bedeutung gewonnen.<br />

Make up bedeutet sich aufmachen, schminken, herausputzen,<br />

aber auch sich etwas ausdenken oder etwas darstellen.<br />

Die Kulturtechnik des Make up kann in den Bereichen Kosmetik,<br />

Architektur, Design und Mode beobachtet werden. Das<br />

Projekt „Make up – Design der Oberfläche“ beschäftigt sich<br />

vor allem mit Produktdesign. Ausstellung und Publikation<br />

widmen sich dem kulturellen Phänomen in all s<strong>ein</strong>en Facetten<br />

und werfen erstmals <strong>ein</strong>en fokussierten Blick auf das Design<br />

von Oberflächen.<br />

Gibt es geschminkte Designobjekte?<br />

Schminke, verstanden als dekorativer Farbauftrag, ist an sehr<br />

vielen Designprodukten vorhanden, demgegenüber gibt es<br />

auch den Nude Look, also Designobjekte, <strong>die</strong> bewusst ihre<br />

Materialität zur Schau tragen und unbehandelt wirken wollen.<br />

Einige Designobjekte verkleiden sich demonstrativ, wie<br />

zum Beispiel das Remake des Bialetti-Espressokrugs von Alessandro<br />

Mendini oder <strong>die</strong> Kakteen-Giesskanne von Wilhelm<br />

Kienzle, dem Urvater der Designausbildung an der <strong>ZHdK</strong>. Ein<br />

geschminktes Objekt trägt mehr als <strong>ein</strong>en Farbanstrich, es<br />

trägt <strong>ein</strong>e bedeutungsvolle Maske, mit der es sich – das heisst<br />

s<strong>ein</strong>e gesellschaftliche Bedeutung, s<strong>ein</strong>e Gebrauchsfunktion,<br />

s<strong>ein</strong>e Autorschaft oder Marke – präsentiert. Das semantische<br />

Potenzial <strong>die</strong>ser Maskerade am alltäglichen Gebrauchsgegenstand<br />

zu rehabilitieren, war <strong>ein</strong> zentrales Anliegen des<br />

postmodernen Designs. Die entenförmige Leuchte „Tahiti“<br />

beispielsweise gilt heute als Ikone und steht für <strong>die</strong> von Ettore<br />

Sottsass 1981 gegründete Gruppe Memphis. Mit grell-bunten<br />

Laminaten wendet sie sich gegen den öden Rationalismus<br />

der Moderne. Giesskanne, Esspressokrug und Leuchte gehören<br />

zur ersten von 24 Objektgruppen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> ästhetische und<br />

funktionale Wirkung von Oberflächen in der Ausstellung thesenartig<br />

zusammenfassen.<br />

Die Oberfläche als Lichtregisseurin<br />

Wenn wir <strong>ein</strong> Objekt sehen, treffen Lichtstrahlen darauf, <strong>die</strong><br />

je nach Qualität von Spiegelglanz über Farbglanz <strong>bis</strong> matt<br />

oder strukturiert anders reflektiert werden. Im Themenbereich<br />

„Lichtregie“ lässt sich etwa am berühmten Panton<br />

Chair beobachten, dass <strong>die</strong> matte Version von 1999 weicher<br />

und leichter wirkt als das glänzende Original von 1968. Solche<br />

Unterscheidungen sind stets mit Bewertungen verbunden.<br />

So ist der Panton Classic um <strong>ein</strong> Vielfaches teurer in der<br />

Herstellung und gilt als Statussymbol, während mit der von<br />

Verner Panton autorisierten Reedition bewusst <strong>ein</strong> günstiges<br />

Massenprodukt angestrebt wurde. Eine andere Ausstrahlung<br />

haben verchromte Alltagsprodukte. Ihre spiegelnden Überzüge<br />

sind zwar präzise determiniert, bewirken aber <strong>ein</strong>e visuelle<br />

Verunklarung in der Wahrnehmung der Form, fast wie beim<br />

Camouflage-Effekt. Eine schwarz glänzende Oberfläche hingegen<br />

wirkt unversehrt und alterslos, was zur Eleganz vieler<br />

moderner Designklassiker beiträgt und <strong>die</strong> Anmutung von<br />

Chanel-Produkten oder Lackstiefeln prägt.<br />

Echt oder falsch?<br />

Mit der Gestaltung der Oberfläche lässt sich <strong>die</strong> Wahrnehmung<br />

<strong>ein</strong>es Objekts be<strong>ein</strong>flussen, ähnlich wie mit Kosmetik.<br />

Moralisch beurteilt kommen <strong>die</strong>se Manipulationen den<br />

Verführungskünsten nahe und wurden mit dem Beginn der<br />

Moderne von den Reformbewegungen und dem Werkbund<br />

abgelehnt. Bis heute steigern industriell gefertigte Produkte<br />

ihren Tauschwert mit der Strategie der Imitation. Naiv, indem<br />

sie <strong>ein</strong>fach andere Materialien imitieren, oder ironisch, wenn<br />

sie optisch täuschen und mit der Illusion ihrer Betrachter-<br />

<strong>In</strong>nen spielen. Meister <strong>die</strong>ser Kunst im Möbeldesign sind <strong>die</strong><br />

Schweizer Trix und Robert <strong>Haus</strong>smann oder das junge Designtrio<br />

Front aus Schweden. Weil Textilien den Körper umhüllen,<br />

sind in <strong>die</strong>sem Bereich viele Trompe-l’œil-Entwürfe<br />

entstanden, zum Beispiel mit geflochtenen Computerkabeln<br />

von Stéphanie Baechler.<br />

Smart surfaces<br />

Im Gebrauch ist es entscheidend, wie sich <strong>ein</strong>e Oberfläche im<br />

Kontakt mit anderen verhält. Manchmal ist es erwünscht, dass<br />

unterschiedliche Oberflächen an<strong>ein</strong>ander haften – temporär<br />

oder reversibel, etwa beim Kletterfinken oder Klettverschluss.<br />

Andere sollen gleiten oder trennen, atmen oder abdichten.<br />

Diese Anforderungen werden in der Ausstellung an Oberflächen<br />

gezeigt, <strong>die</strong> den menschlichen Körper umhüllen, ihn<br />

schützen oder s<strong>ein</strong>e Fähigkeiten unterstützen. Bionic Design<br />

und Nanotechnologie haben in den letzten <strong>Jahren</strong> zu neuen<br />

Produkten und Coatings geführt. Eine Herausforderung für<br />

das Design, denn der Gebrauchswert der Oberfläche ist nicht<br />

an ihr all<strong>ein</strong> ablesbar, sondern <strong>wird</strong> erst in der Gestaltung des<br />

Produkts verständlich.<br />

* Renate Menzi ist Kuratorin der Designsammlung des Museum für Gestaltung<br />

Zürich und <strong>die</strong>ser Ausstellung (renate.menzi@zhdk.ch).<br />

Ausstellung „Make up − Design der Oberfläche:<br />

25. August 20<strong>10</strong> <strong>bis</strong> 2. Januar 2011, Museum für Gestaltung Zürich,<br />

Ausstellungsstrasse 60, Di–So <strong>10</strong>–17 h, Mi <strong>10</strong>–20 h<br />

Vernissage: Dienstag, 24. August 20<strong>10</strong>, 19 h<br />

Ausstellungsgespräche, Führungen und Workshops<br />

für Familien: siehe www.museum-gestaltung.ch<br />

Publikation: Make up – Design der Oberfläche, Reihe „Design Collection“ 3,<br />

Museum für Gestaltung Zürich (Hg.), Avedition, 39 CHF, bestellbar unter:<br />

www.museum-gestaltung.ch/e-shop


1<br />

3<br />

5<br />

1 Wilhelm Kienzle, Kakteen-Giesskanne, um 1935.<br />

Hersteller: MEWA Blattmann, Wädenswil. Metall: Weissblech lackiert.<br />

2 Ettore Sottsass, Tischleuchte „Tahiti“ von Ettore Sottsass, 1981.<br />

Hersteller: Memphis, Mailand (I). Metall: Stahlblech und Aluminium, lackiert.<br />

Sockel: MDF, Kunstharzlaminat.<br />

3 Verner Panton, Panton Chair, glanz und matt. Material Panton Chair glanz:<br />

Polystyrol, Spritzguss, <strong>ein</strong>gefärbt. Material Panton Chair matt: Polypropylen,<br />

Spritzguss, durchgefärbt. 1971 (glanz), 1999 (matt).<br />

Hersteller: Vitra GmbH. (D).<br />

4 Alessandro Mendini, Espressokrug-Remake „Cafeteria banale“, Aluminium,<br />

Mantel: Papierfolie, beschichtet, bemalt. Griffe: Kunststoff, 1980.<br />

Hersteller: Studio Alchimia (I).<br />

5 Stéphanie Baechler, Strumpfhose, Polyamid, Sublimationsdruck, 2009.<br />

Museum für Gestaltung Zürich, Designsammlung. Fotos: FX. Jaggy & U. Romito<br />

2<br />

4<br />

museum / zett 2–<strong>10</strong> 41


42 zett 2–<strong>10</strong> / museum<br />

rené burri und<br />

le corbusier:<br />

<strong>ein</strong> doppelporträt<br />

Im Museum Bellerive ist der bedeutendste<br />

Sammlungsankauf seit<br />

über zehn <strong>Jahren</strong> zu entdecken:<br />

<strong>ein</strong>malige Vintage Prints, welche<br />

den visuellen Dialog zweier grosser<br />

Gestaltungspersönlichkeiten des<br />

20. Jahrhunderts dokumentieren.<br />

Christian Brändle*<br />

Die Türe steht leicht offen. Das war in der<br />

Vergangenheit nie so. Und entgegen s<strong>ein</strong>en<br />

Gepflogenheiten tritt der Fotograf <strong>ein</strong>, ohne<br />

zu klingeln. Er nimmt den Lift hoch in den<br />

siebten Stock und findet sich wieder über<br />

den Dächern von Paris, s<strong>ein</strong> Blick schweift<br />

zum Parc des Princes und dorthin zurück,<br />

wo sich der Meister wohl aufhält: in s<strong>ein</strong>em<br />

Atelier.<br />

Le Corbusier ist <strong>völlig</strong> vertieft in s<strong>ein</strong>e Arbeit.<br />

Er zeichnet mit Kohle auf Zeitungspapier,<br />

übermalt <strong>die</strong> flüchtigen Skizzen mit<br />

Farbe. Es ist heiss. Le Corbusier schwitzt.<br />

Dass eben René Burri in s<strong>ein</strong> Atelier <strong>ein</strong>gedrungen<br />

ist, bemerkt er nicht. Die ersten<br />

Aufnahmen zeigen ihn von fern, <strong>ein</strong>gebettet<br />

in s<strong>ein</strong> Atelier, in s<strong>ein</strong> chaotisches Universum.<br />

Während über <strong>ein</strong>er Stunde pirscht<br />

sich Burri nun immer näher an Le Corbusier<br />

heran, <strong>bis</strong> er schliesslich dessen Hände<br />

bildfüllend im Sucher hat. Klick! Erst jetzt<br />

hebt Le Corbusier den Kopf und sagt: „Ah,<br />

vous êtes là!“<br />

Die Fotos aus dem Atelier von Le Corbusier<br />

bilden <strong>ein</strong>en der acht Themenblöcke innerhalb<br />

der neuen Ausstellung im Museum<br />

Bellerive. Das Projekt ver<strong>ein</strong>t über 120 Later<br />

und Vintage Prints, also Fotografien, <strong>die</strong><br />

vom Autor zeitnah zum Aufnahmedatum<br />

selbst abgezogen wurden. Nebst <strong>die</strong>sen<br />

Abzügen wartet <strong>die</strong> Ausstellung mit <strong>bis</strong>her<br />

unbekannten Farbaufnahmen und weiteren<br />

Preziosen aus Burris Sammlung auf.<br />

Der Chronist des Architekten<br />

René Burri, 1933 in Zürich geboren, ist <strong>ein</strong>er<br />

der bedeutendsten Fotografen unserer Zeit.<br />

An der Zürcher Kunstgewerbeschule (heute<br />

<strong>ZHdK</strong>) in der Fotoklasse Hans Finslers ausgebildet,<br />

findet er mit s<strong>ein</strong>en Porträts und<br />

Reportagen früh zu <strong>ein</strong>er eigenständigen<br />

Bildsprache. Ab Mitte der 1950er-Jahre nähert<br />

sich Burri kontinuierlich Le Corbusier,<br />

dem wohl bedeutendsten Architekten des<br />

René Burri im Appartement-Atelier von Le Corbusier,<br />

24, rue Nungesser et Coli (Paris, XVIe arrondissement),<br />

1960<br />

Museum für Gestaltung Zürich, Grafiksammlung<br />

© René Burri / Magnum Photos<br />

20. Jahrhunderts. Erst, indem er dessen<br />

Architekturikonen wie <strong>die</strong> Kapelle in Ronchamp<br />

oder <strong>die</strong> „Unité“ in Marseille dokumentiert,<br />

schon bald aber als Chronist des<br />

Architekten, sei es im Kloster La Tourette<br />

oder hier in Zürich. Burris Fotografien sind<br />

<strong>ein</strong>prägsame Bildfolgen zu Person und Werk<br />

Le Corbusiers, Sequenzen, <strong>die</strong> über <strong>die</strong> jeweilige<br />

biografische <strong>In</strong>formation hinausweisen:<br />

auf <strong>ein</strong>e archetypische Situation im<br />

Leben <strong>ein</strong>es grossen Architekten – oder des<br />

schöpferischen Menschen überhaupt.<br />

Statt nach Japan ins Museum<br />

Bellerive<br />

2006 konnte das Museum René Burri<br />

überzeugen, s<strong>ein</strong> Le-Corbusier-Konvolut<br />

nicht an <strong>ein</strong>en japanischen Sammler zu<br />

veräussern. Es hatte <strong>ein</strong> Jahr Zeit, <strong>die</strong> entsprechenden<br />

Mittel für den Ankauf bereitzustellen.<br />

Dank generöser Beiträge des<br />

Lotteriefonds des Kantons, der Stadt Zürich<br />

und des Freundeskreises des Museums<br />

konnte der Ankauf der besten 120 Prints<br />

nun realisiert werden. Dies auch, weil Burri<br />

dem <strong>Haus</strong> in grosszügiger Weise entgegengekommen<br />

ist. Allen, welche <strong>die</strong> Ausstellung<br />

und den Ankauf unterstützt haben, sei<br />

an <strong>die</strong>ser Stelle herzlich gedankt. Dadurch<br />

findet <strong>ein</strong> wertvolles Stück Kulturgeschichte<br />

s<strong>ein</strong>en Weg zurück in <strong>die</strong> Heimatstadt Burris.<br />

Darauf können <strong>die</strong> <strong>ZHdK</strong> und das Museum<br />

stolz s<strong>ein</strong>.<br />

* Christian Brändle ist Direktor des Museum für Gestaltung<br />

Zürich und Kurator <strong>die</strong>ser Ausstellung<br />

(christian.brändle@zhdk.ch).<br />

Ausstellung „René Burri – Vintage Prints –<br />

Le Corbusier“: <strong>bis</strong> 7. November 20<strong>10</strong>, Museum Bellerive,<br />

Höschgasse 3, Di–So <strong>10</strong>–17 h, Do <strong>10</strong>–20 h<br />

Rahmenveranstaltungen:<br />

„René Burri: fotografische Notizen zu Le Corbusier“<br />

Vortrag von Katri Burri, Fotografin und freie Kuratorin<br />

Donnerstag, 9. September 20<strong>10</strong>, 18.30 h<br />

„Das Wohnhaus als Museum: Le Corbusiers Pavillon<br />

für Heidi Weber am Zürichhorn“, Vortrag von<br />

Catherine Dumont d‘Ayot, Architektin, wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin am <strong>In</strong>stitut für Denkmalpflege und<br />

Bauforschung der ETH Zürich. Anschliessend Fachführung<br />

mit Arthur Rüegg<br />

Mittwoch, 22. September 20<strong>10</strong>, 18.30 h<br />

„Visionen <strong>ein</strong>er neuen Architektur“<br />

Fachführung mit Barbara Junod, Kuratorin Grafiksammlung<br />

Donnerstag, 14. Oktober 20<strong>10</strong>, 18.30 h


gestaltete buchstaben<br />

Mit der konsequenten Reduktion auf <strong>ein</strong>zig aus<br />

Schrift gestaltete Plakate führt <strong>die</strong> neue Ausstellung<br />

„Alles Schrift“ im Plakatraum des Museum<br />

für Gestaltung Zürich das faszinierende visuelle<br />

Spektrum des lat<strong>ein</strong>ischen Schriftplakats vor<br />

Augen. Bettina Richter*<br />

Nüchterne Schriftplakate als öffentliche Anschläge, <strong>die</strong> offizielle<br />

Mitteilungen verkünden, sind seit Erfindung des Buchdrucks<br />

bekannt. Die Geschichte des modernen Bildplakats<br />

hingegen beginnt erst Ende des 19. Jahrhunderts mit der<br />

Möglichkeit des grossformatigen Lithodrucks. Im frühen, von<br />

Maler<strong>In</strong>nen gestalteten Bildplakat nahm <strong>die</strong> Schrift zunächst<br />

<strong>ein</strong>e <strong>völlig</strong> untergeordnete Position <strong>ein</strong>. Als notwendige Zutat<br />

wurde <strong>die</strong> Textinformation dem Bild beigefügt, nicht jedoch<br />

als Teil der Gesamtkomposition begriffen. Erst um 19<strong>15</strong><br />

wurde der Buchstabe als autonomes gestalterisches Element<br />

entdeckt. Damit erlebte das Schriftplakat erste Höhepunkte.<br />

Der rationale Einsatz der Type, geprägt durch das Bauhaus<br />

und s<strong>ein</strong>e Nachfolger, wurde dynamisch belebt durch unterschiedliche<br />

Schriftgrade, -schnitte und -farben sowie durch<br />

Aufgabe der strengen Horizontale. Die Lesbarkeit der Botschaft<br />

stand dabei stets im Vordergrund der Gestaltung.<br />

Typografische Experimente<br />

Dem Purismus des deutsch-angelsächsischen Schriftplakats<br />

begegnen junge Gestalter<strong>In</strong>nen seit 1960 mit sinnlicheren, expressiveren<br />

Varianten, neuen typografischen Experimenten<br />

und innovativen Entwürfen: Sprache <strong>wird</strong> bildlich umgesetzt,<br />

Wörter erobern den Raum, bewegte Buchstaben werden zum<br />

gestalterischen Material für spannende Formspielereien, mit<br />

und ohne Bedeutung. Kriterien der Lesbarkeit reflektieren<br />

dabei nicht zuletzt divergierende Auffassungen des Plakats<br />

als Kommunikationsmedium. Technische Entwicklungen im<br />

Gestaltungs- und Druckbereich – vom Buchdruck mit Holzund<br />

Bleilettern zur Lithografie und über den Fotosatz zum<br />

digitalen Font – be<strong>ein</strong>flussen auch den visuellen Ausdruck.<br />

Im zeitgenössischen Schriftplakat findet sich <strong>ein</strong> Mix verschiedenster<br />

Tendenzen, der den souveränen Umgang mit<br />

diversen gestalterischen Ansätzen belegt. Die Ausstellung<br />

zeigt somit auch auf, dass das Plakat <strong>bis</strong> heute als Spielfeld<br />

für typografische Experimente funktioniert und r<strong>ein</strong>e Schriftplakate<br />

mit Bildplakaten durchaus zu konkurrenzieren vermögen.<br />

Letzte Ausstellung im Plakatraum<br />

Mit „Alles Schrift“ <strong>wird</strong> der Plakatraum, der seit 1997 als Ausstellungsraum<br />

der Plakatsammlung ge<strong>die</strong>nt hat, verabschiedet.<br />

Plakatausstellungen aus den Beständen der Sammlung<br />

museum / zett 2–<strong>10</strong> 43<br />

Die Plakate von oben links nach unten rechts:<br />

Ruedi Külling, Plakat „Bic – Kugelschreiber“, Schweiz 1961<br />

John Anderson, Plakat „IBM – <strong>In</strong> the problems lies the solution“, USA 1980<br />

Richard Paul Lohse, Plakat „Helmhaus Zürich – allianz“, Schweiz 1954<br />

Vincent Perrottet, Anette Lenz, Plakat „Avril 2005“, Frankreich 2005<br />

werden fortan in der Galerie des Museum für Gestaltung Zürich<br />

präsentiert, wo <strong>die</strong> Möglichkeit besteht, den Umfang der<br />

Ausstellungen zu erweitern und <strong>ein</strong> grösseres Publikum dafür<br />

zu finden.<br />

<strong>In</strong> <strong>ein</strong>er Mischnutzung <strong>wird</strong> der Plakatraum zukünftig als Restaurierungsatelier<br />

der Sammlungen sowie als Raum für <strong>die</strong><br />

Sichtung von Neuerwerbungen und als Zwischenlager für<br />

Ausstellungsobjekte verwendet.<br />

* Dr. Bettina Richter ist Kuratorin der Plakatsammlung des Museum für<br />

Gestaltung Zürich (bettina.richter@zhdk.ch).<br />

Ausstellung „Alles Schrift − Typografische Plakate“: 1. September <strong>bis</strong><br />

<strong>10</strong>. Dezember 20<strong>10</strong>, Plakatraum, Limmatstrasse 55, Di−Fr und So 13−17 h<br />

Vernissage: Dienstag, 31. August 20<strong>10</strong>, 19 h<br />

Weitere <strong>In</strong>formationen unter: www.museum-gestaltung.ch


44 zett 2–<strong>10</strong> / services<br />

zap – <strong>die</strong> zfh führt sap <strong>ein</strong><br />

Am 1. Januar 2011 führt <strong>die</strong> <strong>ZHdK</strong> <strong>ein</strong>e neue<br />

Software <strong>ein</strong>. <strong>In</strong> <strong>ein</strong>em Grossprojekt, an dem sich<br />

auch <strong>die</strong> Pädagogische Hochschule (PHZH) und<br />

<strong>die</strong> Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften<br />

(ZHAW) beteiligen, kommt SAP in den<br />

Bereichen Personal und Finanzen sowie für <strong>die</strong><br />

Erfassung von Arbeitszeit und Leistung zum Einsatz.<br />

Thomas Kaspar*<br />

„Wenn wir das Design der neuen Web-Leistungserfassung<br />

an das Ersch<strong>ein</strong>ungsbild des iCal oder des Outlook-Kalenders<br />

anpassen, erhöht <strong>die</strong>s <strong>die</strong> Akzeptanz und reduziert den<br />

Schulungsaufwand bei den zukünftigen Anwendern“, stellt<br />

das Kernteam fest, welches sich aus Mitarbeitenden der Abteilung<br />

Business Applications und der Vertiefung <strong>In</strong>teraction<br />

Design der <strong>ZHdK</strong> zusammensetzt. Es sammelt Ideen, um den<br />

Mitarbeitenden <strong>ein</strong>en valablen Ersatz für <strong>die</strong> im April 2009<br />

<strong>ein</strong>geführte Web-Zeiterfassung AbaProject zu bieten. Dabei<br />

gilt es, Prozessanforderungen, technische Leitplanken und<br />

Benutzerfreundlichkeit unter <strong>ein</strong>en Hut zu bringen. Eine<br />

knifflige Aufgabe unter grossem Zeitdruck, denn <strong>die</strong> Spezifikation<br />

muss so rasch wie möglich erstellt werden, damit <strong>die</strong><br />

Umsetzung beginnen kann …<br />

Rückblende<br />

Im Januar 2009 beschloss der Regierungsrat, im Kanton Zürich<br />

für Personaladministration und Löhne ab 1. Januar 2011<br />

<strong>die</strong> Standardsoftware SAP zum Einsatz zu bringen, und zwar<br />

für über 45 000 Lohnempfänger in der Kantonalen Verwaltung,<br />

in Kantonsschulen, den Universitätskliniken und bei<br />

der Kantonspolizei. Die Zürcher Fachhochschule (ZFH) entschied,<br />

sich <strong>die</strong>sem Projekt anzuschliessen. Der Projektname<br />

PULS-ZH steht für Personal- und Lohnsystem des Kantons<br />

Zürich.<br />

Wenige Monate später, im Juli 2009, <strong>ein</strong> weiterer Regierungsratsbeschluss:<br />

Die ZFH soll auf denselben Termin weitere<br />

Module von SAP für <strong>die</strong> Bereiche Finanzen und Controlling,<br />

Zeit-, Leistungs- und Spesenerfassung sowie Projektmanagement<br />

und Fakturierung <strong>ein</strong>führen. ZAP, der Name des Projekts,<br />

ist <strong>ein</strong> Zusammenzug der Kürzel ZHF und SAP.<br />

Damit wurde <strong>ein</strong> Projektpaket geschnürt, das es in <strong>die</strong>ser<br />

Grössenordnung bei den Zürcher Fachhochschulen noch nie<br />

gab: Die Neu<strong>ein</strong>führung betrifft fast 4000 Personen, bei der<br />

<strong>ZHdK</strong> all<strong>ein</strong> sind es über 550 Mitarbeitende, <strong>die</strong> künftig <strong>die</strong><br />

neue Zeit- und Leistungserfassung anwenden werden. Die<br />

Finanz- und <strong>die</strong> Personalabteilungen der drei Hochschulen<br />

PHZH, ZHAW und <strong>ZHdK</strong> arbeiten ab Januar 2011 mit den entsprechenden<br />

SAP-Modulen. Zwanzig <strong>ZHdK</strong>-Mitarbeitende<br />

vertreten <strong>die</strong> Anliegen und <strong>die</strong> spezifischen Anforderungen<br />

<strong>ein</strong>er Kunsthochschule in den Projektteams.<br />

Was ändert sich mit ZAP?<br />

Mit den alten Systemen können viele kantonale Auflagen<br />

nicht oder nur mit grossem manuellen Zusatzaufwand erfüllt<br />

werden, insbesondere <strong>die</strong> geltenden Rechnungslegungsvorschriften<br />

(<strong>In</strong>ternational Public Sector Accounting Standards,<br />

kurz IPSAS). Auch <strong>die</strong> Einhaltung der Kostenrechnungs-<br />

Richtlinien des Bundesamts für Bildung und Technologie<br />

(BBT) ist damit nur zum Teil gewährleistet. Zudem sind <strong>die</strong><br />

unterschiedlichen Systeme mit vielen Schnittstellen verbunden,<br />

und <strong>die</strong> Daten werden teilweise sogar manuell übertragen.<br />

Diese Arbeitsweise birgt <strong>ein</strong> nicht zu unterschätzendes<br />

Fehlerpotenzial; entsprechend hoch ist der Arbeitsaufwand<br />

für Korrekturen. Die neuen, integrierten Applikationen<br />

schliessen <strong>die</strong>se Schwachstellen, und als Folge davon lassen<br />

sich betriebliche Abläufe ver<strong>ein</strong>fachen und verkürzen. Die<br />

Pflege der Daten <strong>wird</strong> der<strong>ein</strong>st da geschehen, wo auch <strong>die</strong><br />

Verantwortung dafür liegt.<br />

Der Systemwechsel <strong>wird</strong> nicht bei allen Angehörigen der<br />

<strong>ZHdK</strong> gleich spürbar s<strong>ein</strong>. Die Stu<strong>die</strong>renden zum Beispiel<br />

merken davon kaum etwas. Die Dozierenden auch nicht –<br />

ausser dass <strong>die</strong> Lohnabrechnung <strong>ein</strong> leicht verändertes Layout<br />

haben <strong>wird</strong>. Eine willkommene Neuerung ist sicher <strong>die</strong><br />

Möglichkeit für <strong>die</strong> Dozierenden, in Zukunft ihre individuelle<br />

Leistungsver<strong>ein</strong>barung (ILV) jederzeit online im <strong>In</strong>tranet anzuschauen.<br />

Grosse Änderungen gibt es hingegen in der Kostenrechnung.<br />

Sie <strong>wird</strong> nicht mehr über <strong>die</strong> Anstellung, sondern bei den Dozierenden<br />

und zum Teil im Mittelbau über <strong>die</strong> Leistungsdaten<br />

aus Evento, bei allen anderen über <strong>die</strong> Daten aus der Zeit- und<br />

der Leistungserfassung gesteuert. Das bedeutet, dass <strong>die</strong>se<br />

Datenquellen – Evento und Zeit- sowie Leistungserfassung –<br />

zukünftig <strong>ein</strong>e viel grössere Bedeutung haben werden, denn<br />

korrekt gepflegte Daten führen zu verbesserter Transparenz<br />

und Kostenwahrheit. Davon profitieren alle Angehörigen der<br />

<strong>ZHdK</strong>, welche in ihrer Funktion Finanzverantwortung tragen.<br />

Zwischenbilanz<br />

Kurzes Durchatmen: Die Spezifikation für <strong>die</strong> Web-Erfassung<br />

von Arbeitszeiten und Leistungen wurde mittlerweile erstellt<br />

und dem Entwicklerteam übergeben. Meilenst<strong>ein</strong>e sind gesetzt,<br />

Review-Zyklen definiert, Test- und Schulungsphasen<br />

geplant. Zeit für <strong>ein</strong>e Tasse Kaffee … Dann kommt <strong>die</strong> nächste<br />

Aufgabe: Die Testfälle müssen gesammelt, strukturiert und<br />

dokumentiert werden. Um <strong>die</strong> Tests durchzuführen, braucht<br />

es Räume mit der nötigen <strong>In</strong>frastruktur und <strong>ein</strong>e detaillierte<br />

Einsatzplanung für <strong>die</strong> Test-User.<br />

Vor dem grossen Moment<br />

Nach über zwei <strong>Jahren</strong> Projektarbeit ist das Ziel fast erreicht.<br />

Noch stehen jedoch wichtige Arbeiten bevor: Im Oktober und<br />

November 20<strong>10</strong> werden <strong>die</strong> Daten migriert und <strong>die</strong> neuen<br />

Systeme integrativ getestet. Erfahrungsgemäss <strong>wird</strong> <strong>die</strong> Projektarbeit<br />

nach der Umstellung am 1. Januar 2011 noch nicht<br />

abgeschlossen s<strong>ein</strong>; neue Systeme sind gewöhnungsbedürftig,<br />

<strong>die</strong> geänderten Prozesse müssen sich zuerst „<strong>ein</strong>schleifen“,<br />

und es <strong>wird</strong> – selbst bei noch so sorgfältigem Testen – da<br />

und dort Themen geben, <strong>die</strong> erst im Produktivbetrieb zum<br />

Vorsch<strong>ein</strong> kommen und dann <strong>ein</strong>er schnellen Bearbeitung<br />

bedürfen. Nach der grossen Arbeit, <strong>die</strong> viele Monate gedauert<br />

hat, kann man aber davon ausgehen, dass das Projektteam<br />

auch <strong>die</strong>se letzten Hürden erfolgreich nimmt!<br />

* Thomas Kaspar ist Leiter der Abteilung Business Applications, Services, und<br />

<strong>ZHdK</strong>-Projektleiter ZAP/PULS (thomas.kaspar@zhdk.ch).


kundenorientierung<br />

im und mit system<br />

Die Services der <strong>ZHdK</strong> machen grosse Schritte<br />

Richtung New Public Management. Dem <strong>In</strong>formationstechnologie-Zentrum<br />

(ITZ) bietet sich<br />

damit <strong>die</strong> Möglichkeit, <strong>ein</strong>e schon länger verfolgte<br />

Philosophie auch strukturell zu verankern: Der<br />

Kundennutzen und <strong>die</strong> Qualität und Effizienz der<br />

Services stehen im Mittelpunkt des IT Service Management.<br />

Barbara Berger und Mathias Schmid*<br />

Ein Service ist nicht <strong>ein</strong>fach <strong>ein</strong> Produkt. Die klassische Unterteilung<br />

der <strong>In</strong>formationstechnik (IT) in Hardware, Software,<br />

Dienstleistungen ist nicht mehr zeitgemäss. Ein Service im<br />

Bereich der IT umfasst mittlerweile immer <strong>ein</strong>e Kombination<br />

von allen dreien – und <strong>die</strong>s in engem Zusammenspiel und<br />

ohne dass <strong>die</strong> Anwenderin etwas davon merkt. Im Zentrum<br />

des Augenmerks stehen heute <strong>die</strong> Services aus Kundensicht.<br />

Gefragt ist <strong>ein</strong>e funktionierende IT, <strong>die</strong> ihre Services in der<br />

vom Business gewünschten Qualität anbietet. Der Kunde soll<br />

sich auf s<strong>ein</strong>e Geschäftstätigkeit konzentrieren und sich auf<br />

das ITZ als s<strong>ein</strong>en Service Provider verlassen können.<br />

Zauberwort IT Service Management (ITSM)<br />

Das ITZ investiert seit gut <strong>ein</strong>em Jahr viel Herzblut und Anstrengung<br />

in <strong>ein</strong> Projekt zur konsequenten Ausrichtung s<strong>ein</strong>er<br />

Strukturen nach <strong>die</strong>sem Service-Gedanken. Alle Bereiche<br />

des ITZ und sämtliche 25 Mitarbeitenden sind involviert, vom<br />

Support über den Betrieb und Unterhalt der IT-<strong>In</strong>frastruktur<br />

<strong>bis</strong> hin zu Leitungspersonen. ITSM führt zu <strong>ein</strong>em grundlegenden<br />

Philosophiewandel, der im ITZ schon vor mehreren<br />

<strong>Jahren</strong> vollzogen wurde: Der IT-Anwender <strong>wird</strong> zum IT-Service-Kunden,<br />

das ITZ von <strong>ein</strong>em Technologielieferanten zu<br />

<strong>ein</strong>er Service-Organisation.<br />

ITSM befasst sich mit allen Prozessen <strong>ein</strong>er IT-Organisation,<br />

<strong>die</strong> das Erreichen der Geschäftsziele unterstützen. Methoden<br />

und Massnahmen zur Planung, Überwachung und Steuerung<br />

der Qualität und Quantität der gelieferten Service-Leistungen<br />

werden definiert. Der relevante De-facto-Standard ist <strong>die</strong> IT<br />

<strong>In</strong>frastructure Library (ITIL). Mit ITIL <strong>wird</strong> <strong>die</strong> Grundlage für<br />

<strong>ein</strong>e systematische Überwachung von IT-Prozessen sowie<br />

deren Dokumentation geschaffen. Auf <strong>die</strong>ser Basis können<br />

selbst heterogene und historisch gewachsene IT-Systemland-<br />

services / zett 2–<strong>10</strong> 45<br />

schaften transparent dargestellt und der Mehrwert der IT innerhalb<br />

des Geschäftsprozesses durch gezieltes Reporting belegt<br />

werden. ITIL ermöglicht also sowohl <strong>ein</strong>e systematische<br />

Verbesserung als auch <strong>die</strong> Optimierung der Prozesse. Die IT<br />

Services werden damit den gegenwärtigen und zukünftigen<br />

Anforderungen aus Lehre, Forschung und Services angepasst,<br />

ihre Qualität <strong>wird</strong> verbessert, und <strong>die</strong> Dienstleistungen<br />

werden zuverlässiger, effektiver und langfristig kostengünstiger<br />

gestaltet. Wann <strong>die</strong>se Ziele zu verwirklichen sind und ob<br />

sie letztlich erreicht wurden, entscheidet nicht das ITZ, sondern<br />

der Kunde. Erst wenn <strong>die</strong> Angehörigen der <strong>ZHdK</strong> ihre<br />

Wünsche erfüllt sehen, ist das Projekt IT Service Management<br />

gelungen.<br />

Hintergrund der Neuerungen im ITZ bildet <strong>die</strong> Einführung<br />

von Service Level Agreements (SLAs) für <strong>die</strong> Support Services<br />

der <strong>ZHdK</strong>, mit der 2008 begonnen wurde. Ein SLA entspricht<br />

<strong>ein</strong>em Vertrag für wiederkehrende Dienstleistungen und<br />

ist zentral für <strong>die</strong> Service-Erbringung zwischen Kunde und<br />

Service-Abteilung. Mit den SLAs verfolgt Verwaltungsdirektor<br />

Daniel Waeber das Ziel, mehr Kostentransparenz in den Services<br />

zu schaffen. Die Einführung <strong>ein</strong>es ITSM ist <strong>die</strong> logische<br />

Konsequenz daraus.<br />

Kundennutzen und -pflichten<br />

Der Service steht im Dienste des Kunden, also aller Angehörigen<br />

der Zürcher Hochschule der Künste, und schafft Mehrwert,<br />

indem er das Erreichen der vom Kunden angestrebten<br />

Ergebnisse erleichtert oder fördert. Der Kunde selbst muss<br />

dabei k<strong>ein</strong>e Verantwortung für bestimmte Kosten und Risiken<br />

tragen. Das ITZ erwartet im Gegenzug <strong>die</strong> Bereitschaft<br />

der Departemente, des Rektorats und der Services, für <strong>die</strong> Erbringung<br />

der Dienstleistungen <strong>ein</strong>en angemessenen Preis zu<br />

bezahlen.<br />

Mittlerweile ist der ITZ-Service-Katalog erstellt; sämtliche IT-<br />

Prozesse sind definiert und ausführlich dokumentiert. Nun<br />

kommt der schwierigere Teil, bei dem <strong>die</strong> Prozesse getestet,<br />

anhand von Praxisbeispielen überprüft und schliesslich in<br />

den Alltag integriert werden. Zur Prozessunterstützung und<br />

für das Service Level Reporting <strong>wird</strong> <strong>ein</strong> neues Help-Desk-<br />

Tool <strong>ein</strong>geführt. Nach intensiver Evaluation ist <strong>die</strong> Wahl auf<br />

OTRS (Open Ticket Request System) gefallen. OTRS ist freie<br />

Software und <strong>wird</strong> ab Herbstsemester 20<strong>10</strong> ithelp ablösen.<br />

* Barbara Berger ist Leiterin des <strong>In</strong>formationstechnologie-Zentrums (ITZ)<br />

der <strong>ZHdK</strong> (barbara.berger@zhdk.ch), Mathias Schmid stellvertretender<br />

Abteilungsleiter und Projektkoordinator (mathias.schmid@zhdk.ch).


46 zett 2–<strong>10</strong> alumni / leute<br />

one person – many facets<br />

London und San Francisco, Zürich<br />

und Wädenswil – Oya Onis<br />

war und ist an vielen Orten tätig.<br />

Über <strong>ein</strong> Treffen mit der Künstlerin<br />

und Kunstvermittlerin in<br />

ihrer Wohnung in Zürich-West,<br />

nahe beim Toni-Areal, berichtet<br />

Christian Ledermann*,<br />

Bild: Johannes Dietschi<br />

Oya Onis meldete sich bei uns vor <strong>ein</strong>igen<br />

Wochen auf <strong>ein</strong>en Aufruf an <strong>die</strong> netzhdk-<br />

Mitglieder hin, wer an der Diplomausstellung<br />

<strong>ein</strong> Werk aussuchen und präsentieren<br />

wolle. Das wollte Oya nicht. So <strong>ein</strong>fach<br />

fällt es ihr nicht, vor Menschen zu stehen<br />

und zu sprechen – vielleicht auch, weil<br />

Deutsch nicht ihre Muttersprache ist. Doch<br />

sie wollte etwas tun, als Alumna für netzhdk<br />

und <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden. Und so trafen<br />

wir uns wenig später an ihrem Wohn- und<br />

Arbeitsort: <strong>ein</strong> langer Raum, wo Sofaecke,<br />

Esstisch und Küche, Büro, Bibliothek und<br />

Atelier fliessend in<strong>ein</strong>ander übergehen,<br />

abgeschlossen an beiden Enden von <strong>ein</strong>er<br />

grossen Fensterfront. Sitzt man auf ihrem<br />

Sofa (oder am Esstisch, am Computer oder<br />

an der Staffelei) und blickt nach links,<br />

sieht man <strong>die</strong> Autos vorbeirauschen und<br />

<strong>die</strong> Trams unmittelbar vor der Tür halten.<br />

Geht der Blick nach rechts, offenbaren sich<br />

Wiese, Limmat und Bäume als grosser Garten<br />

vor der <strong>Haus</strong>tür – Spannungsfeld und<br />

toller <strong>In</strong>spirationsraum in <strong>ein</strong>em.<br />

Klassisches Künstlerhandwerk<br />

und neue Techniken<br />

Und mittendrin: Oya Onis. Der Name könnte<br />

<strong>ein</strong> Künstlername s<strong>ein</strong>, wäre er nicht echt.<br />

Oya hat Wurzeln in der Türkei, wuchs aber<br />

in England auf. Sie besuchte <strong>ein</strong>en gestalterischen<br />

Vorkurs in London, stu<strong>die</strong>rte<br />

Literatur und Kunstgeschichte in Zürich<br />

und belegte Kurse in Modedesign und<br />

Kunst in San Francisco. An der HGKZ stu<strong>die</strong>rte<br />

sie Lehrberufe für Gestaltung und<br />

Kunst mit Schwerpunkt Erwachsenenbildung<br />

/ Kultur und Freizeit. Oya war lange<br />

an angelsächsischen Hochschulen, wo<br />

Alumni-Organisationen seit Langem gang<br />

und gäbe sind. Deshalb wurde sie nach der<br />

Gründung von netzhdk im Sommer 2007<br />

selbstverständlich Mitglied. Heute organisiert<br />

sie, unterrichtet und ist selber kreativ<br />

tätig. Während ihres Studiums an der<br />

HGKZ hatte sie viele für sie neue Techniken<br />

kennengelernt, <strong>die</strong> sie weiterhin faszinieren,<br />

etwa Video und neue Me<strong>die</strong>n. An der<br />

Migros-Klubschule war sie als Leiterin von<br />

Art Workshops für Primarschüler tätig und<br />

gab Zeichnen und Malen für Erwachsene.<br />

Oya arbeitet aber auch als klassische Auftragsmalerin.<br />

Im Moment malt sie für <strong>ein</strong>en<br />

„Kunden“ <strong>ein</strong> Bild nach, das sie Anfang<br />

der Achtzigerjahre schon mal gemalt hatte.<br />

Zudem hilft sie jemandem, <strong>ein</strong> Portfolio<br />

für <strong>ein</strong>en Modedesign-Wettbewerb zusammenzustellen.<br />

<strong>In</strong>nen und aussen<br />

Und Oya ist über<strong>die</strong>s Kunstorganisatorin:<br />

Auf dem Life-Science-Campus der Zürcher<br />

Hochschule für Angewandte Wissenschaften<br />

ZHAW in Wädenswil veranstaltet<br />

sie viermal jährlich Ausstellungen. Ziel ist<br />

es, mit den involvierten Künstlerinnen und<br />

Künstlern <strong>ein</strong>en Bezug herzustellen zwischen<br />

der Welt der Wissenschaft und Forschung<br />

und der „Aussenwelt“. Fanden <strong>die</strong><br />

Veranstaltungen <strong>bis</strong>her in den Räumlichkeiten<br />

der ZHAW statt, sollen demnächst<br />

auch Kunstwerke in den Aussenanlagen<br />

gezeigt werden. Die erste <strong>die</strong>ser Outside<br />

genannten Ausstellungen im Freien findet<br />

von Ende August <strong>bis</strong> Ende September 20<strong>10</strong><br />

unter dem Titel „Spiegelungen“ statt. Im<br />

Sommer 2011 soll das Motto „Mensch und<br />

Dschungel“ lauten, sagt Oya – wer wie sie<br />

zwischen den Menschen der Stadt und dem<br />

Dschungel der Bäume wohnt (oder ist es<br />

<strong>die</strong> menschliche Natur und der Verkehrsdschungel?),<br />

kommt leicht auf <strong>ein</strong>e solche<br />

Leitidee.<br />

„One person – many facets“ schreibt Oya<br />

treffend über sich auf ihrer Website. Sie<br />

ist <strong>ein</strong>es von unterdessen <strong>15</strong>00 Mitgliedern<br />

von netzhdk – „one organisation – many<br />

members – even more facets“.<br />

* Christian Ledermann leitet <strong>die</strong> Geschäftsstelle<br />

von netzhdk, der Alumni-Organisation der <strong>ZHdK</strong><br />

(christian.ledermann@zhdk.ch).<br />

who is who<br />

Für <strong>die</strong> Kommunikation und<br />

Transparenz zwischen den<br />

kreativen Stu<strong>die</strong>renden und der<br />

<strong>ZHdK</strong> sorgt der Stu<strong>die</strong>rendenrat<br />

SturZ. Hier stellen sich dessen<br />

Mitglieder vor. Eva Brüllmann,<br />

Bild: Regula Bearth<br />

1 Caroline Brühlmann<br />

Stu<strong>die</strong>rendenrätin Departement Kulturanalysen<br />

und Vermittlung. Ausbildung/<br />

Beruf: Studentin im 3. Semester Art Education<br />

(Vermittlung von Kunst und Design),<br />

Stu<strong>die</strong>nvertiefung: Ästhetische Bildung /<br />

Soziokultur. An der <strong>ZHdK</strong> seit: <strong>15</strong>. September<br />

2009. Ausserberufliche <strong>In</strong>teressen: lesen,<br />

kochen, kl<strong>ein</strong>e Konzerte, Pflanzen, spazieren,<br />

<strong>In</strong><strong>die</strong>-Comics. Was mir an der <strong>ZHdK</strong><br />

gefällt: <strong>die</strong> Tiefdruckwerkstatt. Was ich verändern<br />

möchte: … bespreche ich mit dem<br />

SturZ.<br />

2 Thomas Lang<br />

Stu<strong>die</strong>rendenrat Departement Kulturanalysen<br />

und Vermittlung. Ausbildung/Beruf: Master<br />

in Transdisziplinarität. An der <strong>ZHdK</strong> seit:<br />

Herbst 2009. Ausserberufliche <strong>In</strong>teressen: <strong>die</strong><br />

schönen Dinge, <strong>die</strong> man sonst nicht macht.<br />

Was mir an der <strong>ZHdK</strong> gefällt: fast alles. Was ich<br />

verändern möchte: <strong>ein</strong> paar Dinge, <strong>die</strong> mich<br />

stören.<br />

3 Katharina Cromme<br />

Stu<strong>die</strong>rendenrätin Departement Darstellende<br />

Künste und Film. Ausbildung/Beruf:<br />

Bachelor in Darstellende Künste und Film,<br />

Vertiefung Theaterregie. An der <strong>ZHdK</strong> seit:<br />

Herbstsemester 2008. Ausserberufliche <strong>In</strong>te-<br />

ressen: work is not a job. Was mir an der<br />

<strong>ZHdK</strong> gefällt: der Eigensinn. Was ich verändern<br />

möchte: mehr Mut zur Kommunikation und<br />

Transparenz; Umverteilung der Gelder.


1 2<br />

4 Natalie <strong>Haus</strong>wirth<br />

Stu<strong>die</strong>rendenrätin Departement Kunst und<br />

Me<strong>die</strong>n. Ausbildung/Beruf: Master in Fine<br />

Arts. An der <strong>ZHdK</strong> seit: Herbst 2006. Ausser-<br />

berufliche <strong>In</strong>teressen: ART, ART, ART … Was<br />

mir an der <strong>ZHdK</strong> gefällt: der Mensch und<br />

<strong>die</strong> Kunst!!!!!!!!! Was ich verändern möchte: zu<br />

vieles, um es auf <strong>ein</strong>er Zeile aufzählen zu<br />

können.<br />

5 Marilena Abt<br />

Präsidentin SturZ und Stu<strong>die</strong>rendenrätin<br />

Departement Design. Ausbildung/Beruf:<br />

Studentin Bachelor in Design, Vertiefung<br />

Style & Design. An der <strong>ZHdK</strong> seit: 2007. Ausserberufliche<br />

<strong>In</strong>teressen: Design, Kunst, Film,<br />

Literatur, Magazine, Reisen … und <strong>ein</strong>fach<br />

<strong>die</strong> Zeit mit guten Freunden geniessen. Was<br />

mir an der <strong>ZHdK</strong> gefällt: <strong>ein</strong> oftmals vielseitiges<br />

Lehrangebot und viele spannende<br />

Projekte; <strong>die</strong> verfügbaren Einrichtungen<br />

wie Leihs, MIZ und ITZ; <strong>die</strong> Vielseitigkeit,<br />

<strong>die</strong> zusammenkommt: von der bildenden<br />

über <strong>die</strong> darstellende Kunst <strong>bis</strong> zum<br />

Design. Was ich verändern möchte: das Kl<strong>ein</strong>bürgertum<br />

innerhalb und zwischen den<br />

Departementen und Stu<strong>die</strong>nvertiefungen;<br />

<strong>die</strong> drohenden steigenden Kosten für Stu<strong>die</strong>rende;<br />

Freiheiten im Studium fehlen,<br />

weil sie das Bologna-System nicht (mehr)<br />

zulässt.<br />

3<br />

4 5<br />

6 Marcel Grissmer<br />

Vize-Präsident SturZ, Präsident der Stu<strong>die</strong>rendendelegation<br />

der Hochschulversammlung<br />

(HSV), Stu<strong>die</strong>rendenrat Departement<br />

Darstellende Künste und Film. Ausbildung/<br />

Beruf: Abitur, Politikwissenschaften in Göttingen,<br />

Bachelor in Theaterpädagogik an<br />

der <strong>ZHdK</strong>. An der <strong>ZHdK</strong> seit: Herbst 2007.<br />

Ausserberufliche <strong>In</strong>teressen: Ich hab da so<br />

<strong>ein</strong> Jucken … Was mir an der <strong>ZHdK</strong> gefällt:<br />

<strong>die</strong> künstlerischen Möglichkeiten. Was ich<br />

verändern möchte: mehr Transparenz und<br />

Kommunikation bezüglich der Strukturen,<br />

Entscheidungsprozesse, <strong>In</strong>halte und Verantwortlichkeiten.<br />

7 Elisa Forster<br />

Generalsekretariat SturZ und Stu<strong>die</strong>rendenrätin<br />

Departement Design. Ausbildung/<br />

Beruf: Bilinguale Matura am Liceo Artistico,<br />

Studentin Bachelor in Scientific Visualization<br />

im 4. Semester, Departement Design.<br />

An der <strong>ZHdK</strong> seit: 23. September 2008. Ausserberufliche<br />

<strong>In</strong>teressen: unterwegs s<strong>ein</strong><br />

(am liebsten mit Zug, Schiff, Füssen); alte<br />

Dinge sammeln; Bilder, Fotos und Filme<br />

angucken und endlos darüber referieren;<br />

schwimmen, essen, Freunde und Leben<br />

geniessen. Was mir an der <strong>ZHdK</strong> gefällt: gute<br />

Dozenten; das positive und kommunikative<br />

Klima in unserem Stu<strong>die</strong>ngang und<br />

s<strong>ein</strong>e Praxisbezogenheit; all <strong>die</strong> tollen Einrichtungen<br />

wie MIZ, AVZ, ASVZ; Gratis<strong>ein</strong>tritt<br />

ins Kunsthaus; endlose Apéros auf der<br />

6<br />

7<br />

8<br />

Dachterasse. Was ich verändern möchte: mehr<br />

Zusammenarbeit und Austausch mit anderen<br />

(CH) Hochschulen und <strong>ein</strong> <strong>bis</strong>schen<br />

mehr Selbstironie; ausserdem wünsche<br />

ich mir <strong>ein</strong> offeneres und transparenteres<br />

Klima in der gesamten <strong>ZHdK</strong>; k<strong>ein</strong>e Erhöhungen<br />

der Stu<strong>die</strong>ngebühren.<br />

8 Philipp Scherer<br />

Stu<strong>die</strong>rendenrat Departement Musik. Ausbildung/Beruf:<br />

Student Bachelor in Sologesang.<br />

An der <strong>ZHdK</strong> seit: September 2008.<br />

Ausserberufliche <strong>In</strong>teressen: Jagen, Lesen,<br />

Geschichte, Wandern, Politik, Religion.<br />

Was mir an der <strong>ZHdK</strong> gefällt: <strong>die</strong> freundliche<br />

und lockere Atmosphäre. Was ich verändern<br />

möchte: <strong>die</strong> Z-Module.<br />

Achim Glatz (nicht auf dem Bild)<br />

Stu<strong>die</strong>rendenrat Departement Musik. Ausbildung/Beruf:<br />

Master in Musikpädagogik,<br />

Gesang, Klassik. An der <strong>ZHdK</strong> seit: 2007. Ausserberufliche<br />

<strong>In</strong>teressen: Essen/Kochen, Politik/Naturschutz,Entwicklungszusammenarbeit<br />

/ andere Kulturen und Menschen.<br />

Was mir an der <strong>ZHdK</strong> gefällt: Vielfalt der<br />

Wahlkurse; Kompetenz der Dozierenden;<br />

innovative Kunstprojekte. Was ich verändern<br />

möchte: mehr Übungsräume; Platz für den<br />

Austausch der Stu<strong>die</strong>renden; grösserer Einbezug<br />

der Stu<strong>die</strong>renden in entscheidende<br />

Prozesse; mehr Geld für aussergewöhnliche<br />

Projekte wie Konzerttourneen.<br />

zett 2–<strong>10</strong> 47


48 zett 2–<strong>10</strong> leute<br />

führungswechsel bei senat<br />

und hochschulversammlung<br />

der zhdk<br />

Abschied und Neuanfang<br />

Martin Schlumpf, Professor im Departement<br />

Musik, trat infolge s<strong>ein</strong>er Frühpensionierung<br />

als Gründungspräsident von<br />

Senat und Hochschulversammlung (HSV)<br />

auf Ende des Frühlingssemesters zurück.<br />

Zu s<strong>ein</strong>em neuen Präsidenten wählte der<br />

Senat Magnus Maria Rembold, Dozent<br />

im Departement Design. Die HSV sprach<br />

Lucia Degonda, Dozentin im Departement<br />

Kulturanalysen und Vermittlung, <strong>ein</strong>stimmig<br />

das Vertrauen als ihre neue Präsidentin<br />

aus. Die beiden Neugewählten treten<br />

ihr Amt per Herbstsemester 20<strong>10</strong>/11 an.<br />

Ebenfalls ab <strong>die</strong>sem Zeitpunkt nimmt Lucia<br />

Degonda ausserdem als HSV-Vertreterin<br />

Einsitz in der Hochschulleitung. Diese Aufgabe<br />

wurde von Martin Schlumpf <strong>bis</strong> Sommer<br />

2009 und anschliessend von Werner<br />

Oeder, Vizepräsident der HSV und Professor<br />

im Departement Kulturanalysen und<br />

Vermittlung, wahrgenommen.<br />

Die Hochschulleitung dankt Martin<br />

Schlumpf für s<strong>ein</strong>en langjährigen Einsatz<br />

und für <strong>die</strong> engagierte Zusammenarbeit.<br />

Sie wünscht der neuen Präsidentin der<br />

Hochschulversammlung und dem neugewählten<br />

Präsidenten des Senats <strong>ein</strong>en<br />

guten Start im Amt.<br />

Drei Fragen von „Zett“ an Lucia<br />

Degonda, neue Präsidentin der<br />

Hochschulversammlung:<br />

Wo setzen Sie als Präsidentin <strong>die</strong><br />

Schwerpunkte im ersten Amtsjahr?<br />

Die HSV ist <strong>ein</strong>e noch junge Organisation.<br />

Nach der Zeit des Aufbaus folgt jetzt <strong>ein</strong>e<br />

Phase der Konsoli<strong>die</strong>rung, in welcher <strong>die</strong><br />

Zusammenarbeit und <strong>die</strong> Kommunikation<br />

der vier Mitwirkungsgremien gestärkt werden<br />

sollen. Ein gem<strong>ein</strong>samer thematischer<br />

Brennpunkt ist sicher das Toni-Areal. Hier<br />

<strong>wird</strong> es darum gehen, <strong>die</strong> Spielräume der<br />

Mitwirkung auszuloten und zu nutzen. Ein<br />

weiterer Schwerpunkt ist deren Regelung<br />

auf Departementsebene. Es gilt hier, <strong>die</strong><br />

bei der Gründung der <strong>ZHdK</strong> formulierte<br />

Mitwirkungsidee umzusetzen und in den<br />

Departementsordnungen zu verankern.<br />

Womit können <strong>die</strong> <strong>ZHdK</strong>-Angehörigen<br />

Sie unterstützen?<br />

Um m<strong>ein</strong>e Funktion als Vertreterin aller<br />

Mitwirkungsgremien gegenüber der Hochschulleitung<br />

wahrnehmen zu können, bin<br />

Von links nach rechts: Magnus Rembold, Lucia Degonda, Martin Schlumpf<br />

ich darauf angewiesen, dass Anregungen<br />

und Wünsche, aber auch Unbehagen und<br />

Ärger zur Sprache gebracht werden. Ich bin<br />

gespannt auf Impulse im Hinblick auf <strong>die</strong><br />

Kommunikation, auf Arbeitsbedingungen,<br />

Mitwirkungsstrategien und gem<strong>ein</strong>same<br />

Projekte.<br />

Welches sind Ihre Wünsche bezüglich der<br />

Zukunft im Toni-Areal?<br />

Das Toni-Areal steht für den sozialen Raum,<br />

in dem <strong>die</strong> <strong>ZHdK</strong> erleb- und erfahrbar <strong>wird</strong>.<br />

Der Ort muss von allen mitgestaltet werden.<br />

M<strong>ein</strong> Wunsch wäre, dass jede und<br />

jeder <strong>ein</strong>zelne <strong>ZHdK</strong>-Angehörige sich <strong>die</strong><br />

gem<strong>ein</strong>same Zukunft auf dem Toni-Areal<br />

erträumt und dass <strong>die</strong>se Träume in den<br />

Gestaltungsprozess und <strong>die</strong> Diskussion um<br />

<strong>die</strong> Ausformung des zukünftigen Umfeldes<br />

<strong>ein</strong>fliessen können.<br />

Drei Fragen von „Zett“ an<br />

Magnus Rembold, neuer<br />

Präsident des Senats:<br />

Wo setzen Sie als Präsident des Senats<br />

<strong>die</strong> Schwerpunkte im ersten Amtsjahr?<br />

Für mich haben zwei Schwerpunkte hohe<br />

Priorität:<br />

1. Die Dozierenden sind im Augenblick oft<br />

so stark belastet, dass sie neben dem Kernbereich<br />

Unterricht nichts für <strong>die</strong> Hochschule<br />

als Ganzes tun können. Sie kommen<br />

sich von der <strong>In</strong>stitution eher all<strong>ein</strong>gelassen<br />

vor. Bei Fragen wie zum Beispiel Anstellungsbedingungen,<br />

Karrieremöglichkeiten,<br />

Wertschätzung ihrer Arbeit oder Sanierungsprojekte<br />

werden sie zwar stichwortartig<br />

informiert, fühlen sich aber nicht<br />

„mitgenommen“ oder sind sogar frustriert.<br />

Ich möchte dafür sorgen, dass <strong>die</strong> Dozierenden<br />

ernst genommen werden und <strong>die</strong><br />

Hochschule sie gerecht und wohlwollend<br />

behandelt, denn sie repräsentieren <strong>die</strong><br />

Essenz unserer <strong>ZHdK</strong>. Ohne Dozierende<br />

k<strong>ein</strong>e Hochschule.<br />

2. Die Hochschule soll Mitwirkung durch<br />

<strong>die</strong> <strong>ZHdK</strong>-Angehörigen ermöglichen;<br />

<strong>die</strong>s ist der Wunsch der Trägerschaft. Mir<br />

geht es darum, der Leitung verständlich<br />

zu machen, dass Mitwirkung positiv und<br />

zielführend s<strong>ein</strong> kann und alle davon profitieren,<br />

wenn sie realisiert <strong>wird</strong>. Und da<br />

Mitwirkung auch Anstrengung und Zeit<br />

kostet, müssen wir der Trägerschaft <strong>die</strong><br />

Notwendigkeit aufzeigen, Mittel dafür zur<br />

Verfügung zu stellen, sonst funktioniert der<br />

ursprüngliche Wunsch nicht.<br />

Womit können <strong>die</strong> Dozierenden Sie<br />

unterstützen?<br />

Mit Kommunikation, Solidarisierung und<br />

Vertrauen. Wir brauchen Menschen, <strong>die</strong><br />

Probleme aufzeigen und belegen und <strong>die</strong><br />

Anstösse geben, wie <strong>die</strong> Dinge konkret verbessert<br />

werden können. Das ist manchmal<br />

schwierig, aber es lohnt sich. Und je mehr<br />

Personen sich engagieren, desto besser<br />

sind <strong>die</strong> Chancen für <strong>ein</strong> Gelingen. Ich bin<br />

überzeugt, wir können in der <strong>In</strong>stitution, in<br />

der wir alle doch insgesamt gerne arbeiten,<br />

Verbesserungen anstossen, wenn wir öfter<br />

an das Gesamte denken und unsere Einzelinteressen<br />

auch mal überspringen.<br />

Welches sind Ihre Wünsche bezüglich der<br />

Zukunft im Toni-Areal?<br />

Ich wünsche mir fürs Toni <strong>ein</strong>e <strong>ZHdK</strong>, <strong>die</strong><br />

mit ihrer Organisation, der Zusammenarbeit,<br />

der Kreativität und dem Traditionsbewussts<strong>ein</strong><br />

WIRKLICH bereit ist, in so <strong>ein</strong><br />

modernes, neues, grosses Gebäude <strong>ein</strong>zuziehen.<br />

(abo)


leute / auszeichnungen zett 2–<strong>10</strong> 49<br />

qualitätsmanagement<br />

Patrick Bianco ist neuer Verantwortlicher<br />

Qualitätsmanagement (QM) der <strong>ZHdK</strong>.<br />

Er war <strong>bis</strong>her in der Abteilung Business<br />

Applications (BAP) tätig. Der ausgebildete<br />

Jazzmusiker wirkt neben s<strong>ein</strong>er Arbeit in<br />

diversen Bands und Projekten mit und lehrt<br />

Saxophon an der Musikschule der Stadt<br />

Zürich. Er beginnt s<strong>ein</strong>e neue Aufgabe im<br />

September 20<strong>10</strong> und beendet <strong>die</strong>jenige<br />

im BAP nach und nach <strong>bis</strong> Ende Jahr. Ab<br />

2011 <strong>wird</strong> er sich mit <strong>ein</strong>em 50%-Pensum<br />

vollumfänglich dem Qualitätsmanagement<br />

widmen.<br />

Die Stelle des QM-Verantwortlichen wurde<br />

in <strong>ein</strong>em zweistufigen Verfahren besetzt.<br />

Der damit beauftragten Kommission<br />

gehörten unter anderen der damalige Verantwortliche<br />

Dossier Qualitätsmanagement,<br />

Michael Eidenbenz, sowie Rektor<br />

Thomas D. Meier an. Die Hochschulleitung<br />

räumt der Qualitätssicherung <strong>ein</strong>en hohen<br />

Stellenwert <strong>ein</strong> und wünscht Patrick Biancho<br />

viel Erfolg und Freude bei s<strong>ein</strong>er neuen<br />

Aufgabe. (abo)<br />

förderpreise der zhdk:<br />

auszeichnung für bachelorabsolvent<strong>In</strong>nen<br />

Die <strong>ZHdK</strong> vergibt Absolventinnen und<br />

Absolventen der Bachelor-Stu<strong>die</strong>ngänge<br />

<strong>ein</strong>en Förderpreis, dotiert mit 5000 Franken<br />

je Stu<strong>die</strong>ngang. Die Auszeichnung soll<br />

<strong>die</strong> Preisträger<strong>In</strong>nen in ihrem weiteren<br />

Studium unterstützen und herausragende<br />

Arbeiten besonders sichtbar machen. Die<br />

<strong>die</strong>sjährigen Preisträger und Preisträgerinnen<br />

sind:<br />

Bachelor in Musik und Bewegung: Martina<br />

Gloor für „no°A/143“. Die Musikerin<br />

gestaltete <strong>ein</strong>e theatralische und witzige<br />

Fantasiereise mit <strong>ein</strong>em Reisekoffer. Dazu<br />

komponierte sie <strong>ein</strong>e passende, äusserst<br />

ideenreiche Musik für Fagott, Klarinette<br />

und Bratsche. <strong>In</strong> der Aufführung zeigte sie<br />

zudem, dass sie neben der konzeptionellen<br />

Leistung auch <strong>ein</strong> überdurchschnittliches<br />

theatralisches Talent besitzt.<br />

Bachelor in Theater: Das Ensemble des<br />

Projekts „Menschen Liebe Tiere Nacht“,<br />

bestehend aus Laura Koerfer (Regie), den<br />

Schauspielstu<strong>die</strong>renden Hanif Jeremy<br />

Idris, Rahel Schmid, Sithembile Menck,<br />

Anna-Katharina Diener, Marlen Mejovsec,<br />

Holger Foest, Ayosha St. Maarten und Urs<br />

Humbel sowie Albrecht Lehmann (Dramaturgie).<br />

Das Ensemble hat mit grosser<br />

Energie Ansätze aus der Unterrichtspraxis<br />

zu eigenständiger künstlerischer Tätigkeit<br />

entwickelt.<br />

Bachelor in Me<strong>die</strong>n & Kunst: Rico<br />

Scagliola und Michael Meier (Fotografie)<br />

für „Double Extension Beauty Tubes“.<br />

Die Langzeitstu<strong>die</strong> zur Ästhetik und<br />

Selbstinszenierung in der Zürcher Jugendkultur<br />

ist in ihrem Umfang und ihrer konsequenten<br />

Umsetzung ungewöhnlich. Zudem<br />

<strong>wird</strong> auf <strong>die</strong> individuelle Autorschaft<br />

zugunsten <strong>ein</strong>es Kollektivkunstwerks verzichtet,<br />

an dem neben den Fotografen auch<br />

<strong>die</strong> Fotografierten selbst beteiligt sind.<br />

Bachelor in Design: David Schürch<br />

(Scientific Visualization) für „Wildwechsel“.<br />

Die Saurierfährten gelten als paläontologische<br />

„Snapshots“. Die digitale 3-D-Rekonstruktion<br />

von Dinosaurier-Spuren mit Fotofallencharakter<br />

bringt dank innovativer<br />

Frische und konsequentem Konzept neue<br />

Ideen in das bereits gut bekannte Saurier-<br />

Genre.<br />

Bachelor in Vermittlung von Kunst<br />

und Design: Sandra Bruggmann, Maya<br />

Projekt „Vom Kopf in den Kragen“. Simone Grob<br />

und Martina Gubler<br />

Goepfert, Simone Grob, Martina Gubler,<br />

Alexandra Jaggi und Cornelia Portmann für<br />

ihre Arbeit „Kunstvermittlung in Transformation“.<br />

Die Stu<strong>die</strong>renden realisierten im<br />

Kontext der Ausstellung „Pap(i)er Fashion“<br />

im Museum Bellerive ungewöhnliche<br />

Kunstvermittlungsprojekte, <strong>die</strong> besonders<br />

durch ihren transformativen Ansatz und<br />

ihre Originalität überzeugten.<br />

Bachelor in Film: Stefan Künzler für den<br />

Film „Happy“. Der Kurzspielfilm reflektiert<br />

<strong>die</strong> Welt <strong>ein</strong>er coolen Mädchen-Gang im<br />

Umfeld <strong>ein</strong>er Berufsschule bezüglich ihrer<br />

Sprache, ihres von medialen Versatzstücken<br />

geprägten Habitus und ihrer Selbstwahrnehmung.<br />

Er zeigt, wie sich <strong>die</strong> jungen<br />

Frauen mit der Kamera ihres Mobil-Telefons<br />

in Wunschvorstellungen hin<strong>ein</strong>stilisieren,<br />

und er offenbart gleichzeitig ihr<br />

Unglück. Der Film zeichnet sich durch <strong>ein</strong><br />

präzises Drehbuch und <strong>die</strong> <strong>In</strong>szenierung<br />

aus.<br />

Bachelor in Musik: Der Preis wurde nach<br />

Redaktionsschluss verliehen, <strong>In</strong>formationen<br />

dazu folgen im „Zett“ Nr. 3/20<strong>10</strong>.


50 zett 2–<strong>10</strong> auszeichnungen<br />

mono-lite<br />

Von Marmor und Glas über asymmetrische<br />

Skulpturen <strong>bis</strong> zum Designvertrag: Cédric<br />

Facchin, <strong>In</strong>dustrial-Design-Absolvent 2008,<br />

hat in <strong>ein</strong>em Gem<strong>ein</strong>schaftsprojekt mit<br />

<strong>In</strong>nenarchitekt Marco Di Paolo und Hochbauzeichner<br />

Michael Abegg den ersten<br />

Preis des Dressed Stone 20<strong>10</strong> Design Contest<br />

gewonnen. Ausgeschrieben wurde der<br />

Wettbewerb von Exklusiv-Badmöbel-Hersteller<br />

Antonio Lupi. Dieser <strong>wird</strong> „Mono-<br />

Lite“, das Stehlavabo des interdisziplinär<br />

arbeitenden Trios, nächstes Jahr in s<strong>ein</strong>e<br />

Kollektion aufnehmen. Fortan <strong>wird</strong> das<br />

edle Teil weltweit verkauft und in den Antonio-Lupi-Showrooms<br />

in Milano, Chicago,<br />

Perth und Wien ausgestellt. (Martina Egli)<br />

http://www.thing-design.com<br />

postfossiles wohnen<br />

Mit <strong>ein</strong>er cleveren gestalterischen Adaption<br />

zeitgemässer Arbeits- und Wohnbe-<br />

dürfnisse gewinnt Thomas Walde, Assistent<br />

Master of Art in Design und <strong>In</strong>dustrial<br />

Design, im Kollektiv Postfossil den zweiten<br />

Preis am Werkbund Designpreis @ Embru.<br />

Das Projekt „Aktives Wohnen, wohnliches<br />

Arbeiten im Jahr 20<strong>10</strong>“ zeigt auf, dass sich<br />

<strong>die</strong> gewohnte Trennung zwischen Arbeit<br />

und Freizeit im Möbeldesign nicht spiegeln<br />

muss. Vielmehr besticht das Musterzimmer<br />

von Postfossil gerade durch <strong>ein</strong>e Fusion von<br />

Wohn- und Arbeits<strong>ein</strong>richtung. Das Pro-<br />

jekt trägt individuellen und nachhaltigen<br />

Ansprüchen Rechnung und ermöglicht es<br />

durch <strong>die</strong> flexible Konstruktion, mobil zu<br />

arbeiten und multidisziplinär zu wohnen.<br />

(Martina Egli)<br />

http://www.postfossil.ch<br />

studentinnen der<br />

visuellen kommunikation<br />

ausgezeichnet<br />

Die Gewinnerinnen des VLOW!Awards, der<br />

vergangenen April anlässlich <strong>ein</strong>es internationalen<br />

Kongresses im Festspielhaus Bregenz<br />

verliehen wurde, heissen Aline Dallo,<br />

Preisverleihung im Festspielhaus Bregenz.<br />

Julia Kind, Tina Stäheli und Kathrin Urban<br />

von der Vertiefung Visuelle Kommunikation,<br />

Departement Design. Sie erhielten<br />

<strong>die</strong> Auszeichnung für ihr Projekt „Dialog<br />

zwischen Nutzer und Architektur“, <strong>ein</strong> Leitsystem<br />

für das Alterszentrum Hottingen.<br />

Das Projekt basiert auf <strong>ein</strong>em gewonnenen<br />

<strong>ZHdK</strong>-internen Wettbewerb. Es ist 2008<br />

innerhalb des Moduls <strong>In</strong>formationsdesign<br />

der Visuellen Kommunikation entstanden<br />

und wurde in der Folge umgesetzt.<br />

Nebst <strong>ein</strong>er weiteren erfolgreichen Arbeit<br />

von Stu<strong>die</strong>renden aus Bern konnten sich<br />

<strong>die</strong> <strong>ZHdK</strong>-Studentinnen mit ihrem Projekt<br />

unter acht Nachwuchsarbeiten von Hochschulen<br />

aus Deutschland, Österreich und<br />

der Schweiz durchsetzen. Der Preis ist mit<br />

<strong>10</strong>00 Euro dotiert. (abo)<br />

überflieger mit kontrabass<br />

Wies de Boevé (*1987), Master Performance,<br />

Kontrabass in der Klasse Duncan<br />

McTier, hat das Probespiel für <strong>die</strong> Karajan-Akademie<br />

der Berliner Philharmoniker<br />

gewonnen, <strong>ein</strong>e Auszeichnung, welche<br />

nicht hoch genug bewertet werden kann.<br />

Das Probespiel <strong>wird</strong> international ausgeschrieben,<br />

und Wies de Boevé musste sich<br />

für den <strong>ein</strong>zigen Platz gegen zahlreiche<br />

Mitbewerber<strong>In</strong>nen durchsetzen. Er ist<br />

wohl der erfolgreichste Student des Master-<br />

Performance-Jahrgangs 2008, hat er doch<br />

sämtliche Fächer (inkl. Master-Thesis und<br />

Kolloquiumsprüfung in deutscher Sprache)<br />

mit der Höchstnote abgeschlossen und<br />

war neben anderen Wettbewerbern auch<br />

Erstpreisträger am Rahn Musikpreis 20<strong>10</strong>.<br />

(dhu)<br />

auszeichnung: plakat<br />

„chris marker“<br />

An der 24. <strong>In</strong>ternationalen Biennale für<br />

Grafik-Design im tschechischen Brno ging<br />

<strong>die</strong> Auszeichnung in der Plakatkategorie an<br />

Fotos aus «Staring Back», Chris Marker, 2007 Serigraphie: Uldry Design: Ralph Schraivogel<br />

den Zürcher Gestalter Ralph Schraivogel:<br />

Er wurde für das Poster der „Chris Marker“<br />

Ausstellung, welche 2008 im Museum für<br />

Gestaltung Zürich zu sehen war, geehrt.<br />

Ausstellungsstrasse 60, 8005 Zürich Dienstag–Donnerstag <strong>10</strong>–20 Uhr, Freitag–Sonntag <strong>10</strong>–17 Uhr, Montags geschlossen www.museum-gestaltung.ch


auszeichnungen / faq zett 2–<strong>10</strong> 51<br />

wettbewerbsgewinne musik<br />

Zwei Piano-Stu<strong>die</strong>rende der <strong>ZHdK</strong><br />

erhielten an internationalen Wettbewerben<br />

den 1. Preis:<br />

— Arta Arnicane (*1982), Studentin von<br />

Homero Francesch, überzeugte <strong>die</strong> Jury<br />

an der 1th Sussex Piano Competition.<br />

http://artaarnicane.com/<br />

— Oleksander Chugai (*1987), Student von<br />

Konstantin Scherbakov, spielte sich am<br />

Concours Flame in Paris an <strong>die</strong> Spitze.<br />

Am Wettbewerb Prager Frühling 20<strong>10</strong><br />

gewann der Violonist Stefan Tarara (*1986),<br />

Student bei Zakhar Bron, den 2. Preis.<br />

Gleich über zwei Wettbewerbserfolge kann<br />

sich <strong>die</strong> ukrainischen Violinistin Vladyslava<br />

Luchenko (*1988) aus der Klasse Zakhar<br />

Bron erfreuen: Sie gewann am XVII Concorso<br />

Violinistico <strong>In</strong>ternazionale Andrea<br />

Postacchini im italienischen Fermo den<br />

zweiten Preis, nachdem sie bereits am<br />

renommierten Rahn Musikpreis zusammen<br />

mit zwei anderen Musiker<strong>In</strong>nen den<br />

Spitzenplatz belegt hatte.<br />

Bei den sogenannten hausinternen Wettbewerben,<br />

<strong>die</strong> innerhalb des Departements<br />

Musik der <strong>ZHdK</strong> abgehalten wurden,<br />

erspielten sich <strong>die</strong> nachfolgenden Stu<strong>die</strong>renden<br />

den 1. Preis:<br />

— Landolt-Wettbewerb Klavier: Sergej Kiselev<br />

(*1987, Klasse Hans-Jürg Strub)<br />

und Katja Braunschweiler (*1983, Klasse<br />

Eckart Heiligers)<br />

— Zeitgenössische Musik: Karolina Öhmann,<br />

Violoncello (*1985, Klasse Thomas<br />

Grossenbacher)<br />

Ein Marguerite-Meister-Stipendium über<br />

12 000 Franken wurde den Pianistinnen<br />

Lou Spichtig<br />

Yulia Miloslavskaya (*1984, Klasse Konstantin<br />

Scherbakov) und Olesia Urusova<br />

(*1984, Klasse Homero Francesch) zugesprochen.<br />

„feelable“ gewinnt förderpreis<br />

des schweizerischen<br />

werkbunds<br />

Tian Lutz, Student Master in Transdisziplinarität,<br />

erhielt vom Schweizer Werkbund<br />

den jährlich verliehenen Förderpreis<br />

für s<strong>ein</strong>e Abschlussarbeit „feelable“. Dieser<br />

<strong>wird</strong> Arbeiten zugesprochen, <strong>die</strong> sich<br />

bezüglich interdisziplinärer Fragestel-<br />

lungen besonders auszeichnen und <strong>die</strong><br />

engagiert und kritisch Bezug nehmen auf<br />

relevante kulturelle, technische und soziale<br />

Entwicklungen. „Die Hybridität der Arbeit<br />

gefällt“, heisst es in der Laudatio über das<br />

„feelable“-Projekt von Tian Lutz. Und weiter:<br />

„Zwischen Schmuck und Gerät, zwischen<br />

mikroelektronischem Tüfteln und<br />

Wahrnehmensforschung öffnen sich vielversprechende<br />

Zwischenräume und Möglichkeiten.<br />

Mit der Arbeit an s<strong>ein</strong>em „feelable“,<br />

das Stimme gleichzeitig auf der Haut<br />

erlebbar macht, betritt Lutz transdisziplinäres<br />

Neuland.“ (Patrick Müller)<br />

ballettwettbewerb solothurn:<br />

auszeichnungen für<br />

tanz-stu<strong>die</strong>rende<br />

123 Jugendliche zwischen 12 und 17 <strong>Jahren</strong><br />

nahmen an dem von Danse Suisse im<br />

Mai 20<strong>10</strong> veranstalteten Ballettwettbewerb<br />

Solothurn teil. Die Tanz Akademie Zürich<br />

war laut <strong>ein</strong>er Pressemeldung der „Solothurner<br />

Zeitung“ als Ausbildungsstätte in<br />

den Ranglisten <strong>die</strong>ses Wettbewerbs sehr<br />

prominent vertreten.<br />

Kategorie 1:<br />

— Benoît Favre: Goldmedaille<br />

— Michael Grünecker: Silbermedaille<br />

— Akane Ichii: Bronzemedaille<br />

Kategorie 3:<br />

— Lou Spichtig: Goldmedaille<br />

Herzliche Gratulation<br />

allen Preisträger<strong>In</strong>nen und<br />

Ausgezeichneten!<br />

frequently asked questions<br />

Die Support Services erleichtern<br />

das Gestalten und Produzieren<br />

sowie den Zugang zu<br />

Me<strong>die</strong>n und <strong>In</strong>formationen an<br />

der <strong>ZHdK</strong>. Die häufigsten Fragen<br />

sind im Services-Booklet*<br />

zusammengefasst. „Zett“ greift<br />

jeweils drei aktuelle FAQ auf.<br />

Was ist OpenOffice?<br />

OpenOffice ist mittlerweile zu <strong>ein</strong>er konkurrenzfähigenMicrosoft-Office-Alternative<br />

geworden, <strong>die</strong> – aus Sicht der Stu<strong>die</strong>renden<br />

– sämtliche Anforderungen an<br />

<strong>ein</strong>e zeitgemässe Office-Applikation erfüllt.<br />

Der grösste Unterschied: OpenOffice ist<br />

„freie“ Software. Dieser Standard <strong>wird</strong> vom<br />

itz bevorzugt. Regelmässig werden deshalb<br />

freie Alternativen zu „proprietärer“ Software<br />

evaluiert. Die Verwaltungscomputer<br />

der <strong>ZHdK</strong> werden dagegen weiterhin mit<br />

dem Microsoft-Produkt ausgerüstet. Der<br />

Einsatz von OpenOffice im Software-Paket<br />

für Stu<strong>die</strong>rende spart jährlich Anschaffungskosten<br />

von rund 30 000 Franken <strong>ein</strong>.<br />

itz.zhdk.ch/index.php?show=87<br />

Gibt es im MIZ <strong>ein</strong>en Scanner?<br />

Im Lesesaal der Bibliothek Ausstellungsstrasse<br />

steht <strong>ein</strong> A2-Scanner, der speziell<br />

auf <strong>die</strong> Anforderungen von Bibliotheken<br />

und deren Benutzenden abgestimmt ist.<br />

Dank hochauflösender Zeilensensoren,<br />

beweglicher Buchwippe und anderer Ausstattung<br />

<strong>wird</strong> auch bei dicken Büchern<br />

verzerrungsfrei <strong>bis</strong> zum Falz gescannt. Die<br />

Be<strong>die</strong>nung ist <strong>ein</strong>fach und selbsterklärend,<br />

<strong>die</strong> Scans werden auf <strong>ein</strong>en USB-Stick<br />

gespeichert und über <strong>die</strong> <strong>ZHdK</strong>-Karte verrechnet<br />

(1 Scan = 1 Kopier<strong>ein</strong>heit).<br />

miz.zhdk.ch/ausstellungsstrasse<br />

Wer ist Dr. Jones?<br />

Sie haben <strong>die</strong> im schwarz-weiss gestreiften<br />

Anzug steckende Figur auch schon in<br />

Zürich entdeckt? Dr. Jones, <strong>ein</strong>e androgyne<br />

Figur mit Speakerboxen-Kopf, wurde für<br />

Dr. Jones vom Musikklub Mehrspur<br />

das Redesign von Website, Printme<strong>die</strong>n<br />

und für <strong>die</strong> Imagekampagne des Musikklubs<br />

Mehrspur ins Leben gerufen. Im<br />

Mehrspur, dem hauseigenen Klub der Zürcher<br />

Hochschule der Künste, treten Stu<strong>die</strong>rende<br />

verschiedener Fachrichtungen,<br />

insbesondere des Pop und Jazz, auf. Mit<br />

s<strong>ein</strong>er etwas kribbeligen, musikalisch vielschichtig<br />

talentierten Art ist Dr. Jones <strong>ein</strong>e<br />

Personifikation des Klubs. Erfunden wurde<br />

er von Cruz & Kiyak, der Agentur für Kreative<br />

Kommunikation & Technologie. (ssc)<br />

pz.zhdk.ch/mehrspur<br />

* Das Services-Booklet „Frequently Asked Questions“<br />

ist an der Ausleihe des PZ (Raum K11)<br />

oder an den wichtigsten Standorten des MIZ zu<br />

beziehen.


52 zett 2–<strong>10</strong> veranstaltungen<br />

akustisches archiv<br />

für schweizer<br />

geschichte und kultur<br />

Seit Kurzem steht den MIZ-Benutzenden<br />

in den Bibliotheken Florhofgasse und<br />

Ausstellungsstrasse je <strong>ein</strong> Abhörplatz der<br />

Schweizer Nationalphonothek (Fonoteca)<br />

zur Verfügung. Die Fonoteca sammelt und<br />

bearbeitet in ihrer Funktion als akustisches<br />

Archiv der Schweiz Tondokumente jeglicher<br />

Art, <strong>die</strong> <strong>ein</strong>en Bezug zu Geschichte<br />

und Kultur unseres Landes haben. Die<br />

Sammlung b<strong>ein</strong>haltet Aufnahmen aus Klassik,<br />

Rock, Pop, Jazz und Volksmusik sowie<br />

Hörspiele, Radiosendungen, <strong>In</strong>terviews<br />

und andere Wortaufnahmen, darunter<br />

viele Raritäten. Sie <strong>wird</strong> laufend digitalisiert<br />

und dem Publikum als Streams an<br />

speziellen Abhörplätzen in ausgewählten<br />

Bibliotheken der Schweiz zur Verfügung<br />

gestellt. Zurzeit können rund <strong>10</strong>0 000 Titel<br />

angehört werden, wodurch <strong>die</strong> umfangreiche<br />

Tonträgersammlung des MIZ ideal<br />

ergänzt <strong>wird</strong>. (Simone Welti)<br />

http://www.fonoteca.ch<br />

<strong>die</strong> verführungskünste<br />

der museen<br />

Die <strong>die</strong>sjährige Lange Nacht<br />

der Zürcher Museen am Wochenende<br />

vom 4./5. September<br />

verspricht viel. Über 30 Museen<br />

in der ganzen Stadt präsentieren<br />

sich ideenreich unter dem Motto<br />

„Verführungskünste“.<br />

Im Museum für Gestaltung Zürich, im Plakatraum<br />

und im Museum Bellerive finden<br />

während der ganzen Nacht Führungen<br />

durch <strong>die</strong> gegenwärtigen Ausstellungen<br />

statt. Des Weiteren bietet das Museum für<br />

Gestaltung Zürich mit „Fantoche“ <strong>die</strong> ideale<br />

Pause auf der Tour durch <strong>die</strong> Lange Nacht:<br />

Das internationale Festival für Animationsfilm<br />

aus Baden zeigt erste Appetizer aus<br />

s<strong>ein</strong>em <strong>die</strong>sjährigen Programm. Im Foyer<br />

und Park lockt <strong>die</strong> Welt der „Chansons de<br />

Charme“ und „Sweet September Songs“<br />

von Judith Wyder aux platines. Und Faro<br />

Catering lädt <strong>ein</strong> zu <strong>ein</strong>er kulinarischen<br />

Reise ans Mittelmeer.<br />

Im Museum Bellerive verleiten Stu<strong>die</strong>rende<br />

der Stu<strong>die</strong>nvertiefung CAST zum Posieren:<br />

Die Fotos, welche auf dem Sofa inmitten der<br />

Ausstellung oder im Hof auf den zwei Beton-<br />

matratzen des Künstlers Roland Hotz entstehen,<br />

werden sofort online auf flickr.com<br />

und Facebook veröffentlicht oder zum<br />

Andenken ausgedruckt. (bmo)<br />

Lange Nacht der Museen:<br />

4./5. September 20<strong>10</strong>, 19– 2 h<br />

www.langenacht.ch<br />

showcase II –<br />

scientific visualization<br />

Die Ausstellung „Showcase II – Scientific<br />

Visualization“ zeigt zwei Bachelor-Arbeiten<br />

aus der Stu<strong>die</strong>nvertiefung Scientific Visualization<br />

des Departements Design.<br />

Marina Bräm, 20<strong>10</strong><br />

Beide Arbeiten basieren auf fun<strong>die</strong>rter<br />

Skizze bzw. Zeichnung und entwickeln<br />

in der gegenseitigen Ergänzung digitaler<br />

3-D- und 2-D-Visualisierungstechniken<br />

eigenständige Bildsprachen. So illustriert<br />

Michèle Haller, 20<strong>10</strong><br />

<strong>die</strong> Arbeit von Marina Bräm das Sezieren<br />

<strong>ein</strong>es Rindes und legt den Fokus auf <strong>die</strong><br />

Bildästhetik und <strong>die</strong> Vermittlung. Abstraktion<br />

und Modellbildung ebnen den Weg<br />

vom (toten) Tier zum didaktischen Bild.<br />

Michèle Hallers Arbeit ist in der Populärwissenschaft<br />

angesiedelt und widmet sich<br />

der Dokumentation der vom Aussterben<br />

bedrohten Lederschildkröte. Die Untersuchung<br />

befasst sich mit der Herstellung von<br />

Texturen mit hohem Authentizitätsgrad<br />

und verfolgt <strong>die</strong> Konstruktion virtueller<br />

Realität im 3-D-Bereich. Die Ausstellung<br />

visualisiert den Entstehungsprozess beider<br />

Arbeiten.<br />

Das Museum für Gestaltung Zürich hat 2009<br />

<strong>die</strong> dreiteilige Ausstellungsreihe „Showcase“<br />

lanciert, <strong>die</strong> durch den ehemaligen<br />

Förderver<strong>ein</strong> der HGKZ/MfGZ ermöglicht<br />

wurde. Damit erhalten ausgewählte Stu<strong>die</strong>rende<br />

der <strong>ZHdK</strong> <strong>ein</strong>e Plattform, um ihre<br />

Arbeiten <strong>ein</strong>em öffentlichen Publikum vorzustellen.<br />

(Simone Wildhaber)<br />

Ausstellung: 14. September <strong>bis</strong> 17. Oktober 20<strong>10</strong>,<br />

Museum für Gestaltung Zürich, Vestibül (vor dem<br />

Vortragssaal), Ausstellungsstrasse 60,<br />

Di−So <strong>10</strong> −17 h, Mi <strong>10</strong>−20 h<br />

Vernissage: Dienstag, 14. September 20<strong>10</strong>, 18 h<br />

Weitere <strong>In</strong>formationen unter:<br />

www.museum-gestaltung.ch und<br />

http://vsv.zhdk.ch<br />

style & design für bally<br />

Bally Plakat, 1965, Donald Brun<br />

Im Hinblick auf <strong>die</strong> Zurich Fashion Days<br />

gestalten Stu<strong>die</strong>rende des 3. und 5. Semesters<br />

<strong>ein</strong>e Rauminstallation für Bally. Das<br />

Schweizer Traditionsunternehmen wurde<br />

vor fast 160 <strong>Jahren</strong> von Carl Franz Bally<br />

in Schönenwerd gegründet. Im firmeneigenen<br />

Schuhmuseum wie auch im Bally-<br />

Archiv werden <strong>die</strong> handwerkliche Perfektion<br />

und <strong>die</strong> Vielfalt der Schuhkollektionen<br />

deutlich. So trug zum Beispiel Sir<br />

Edmund Hillary bei der Erstbesteigung des<br />

Mount Everest Wanderschuhe von Bally,<br />

und Queen Elisabeth II. wurde in goldenen<br />

Bally-Sandalen gekrönt. Der Einblick in <strong>die</strong><br />

Firmengeschichte bildet <strong>die</strong> Grundlage für<br />

<strong>die</strong> Kreation <strong>ein</strong>er Bally-Welt. (Daniel Späti,<br />

Katharina Tietze)<br />

Ausstellung: Am Freitag, 5. November 20<strong>10</strong> <strong>wird</strong><br />

<strong>die</strong> Bally-Rauminstallation an den Zurich Fashion<br />

Days eröffnet.


veranstaltungen zett 2–<strong>10</strong> 53<br />

swiss piano<br />

See Siang Wong,<br />

Die heterogene künstlerische Landschaft<br />

der Schweiz zum Klingen zu bringen, <strong>die</strong>s<br />

hat sich „Swiss Piano“, das 2009 gestartete<br />

Projekt des holländischen Pianisten und<br />

<strong>ZHdK</strong>-Dozenten See Siang Wong, zum Ziel<br />

gesetzt. Es soll Schweizer Komponist<strong>In</strong>nen<br />

dazu anregen, neue Werke für Klavier zu<br />

schreiben, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Kreativität und Persönlichkeit<br />

ihrer Verfasser<strong>In</strong>nen spiegeln.<br />

Erste Resultate sind am Spektrumkonzert<br />

vom 6. Dezember 20<strong>10</strong> zu hören, wenn See<br />

Siang Wong <strong>die</strong> neuen Stücke vorträgt. Im<br />

Anschluss an das Konzert findet <strong>die</strong> Taufe<br />

der unter dem <strong>Haus</strong>label <strong>ZHdK</strong> Records<br />

erschienenen CD statt. Mehr zu „Swiss<br />

Piano“ lesen Sie in der Dezemberausgabe<br />

des „Zett“. (dhu)<br />

Spektrumskonzert und CD-Taufe: 6. Dezember<br />

20<strong>10</strong>, 19.30 h, Grosser Saal, Florhofgasse 6,<br />

Zürich<br />

5 jahre mehrspur<br />

Der MUSIKKLUB MEHRSPUR feiert s<strong>ein</strong><br />

fünfjähriges Jubiläum. Gastgeber Dr. Jones,<br />

der androgyne Klub-Brand mit Lautsprecher-Kopf,<br />

lädt alle herzlich <strong>ein</strong>, <strong>die</strong>sen<br />

Anlass mit <strong>ein</strong>em kl<strong>ein</strong>en, aber f<strong>ein</strong>en<br />

Festival im Klub beim Zürcher Bellevue<br />

gebührend zu feiern. Von Mittwoch, <strong>15</strong>.,<br />

<strong>bis</strong> Sonntag, 19. September 20<strong>10</strong> präsentiert<br />

er der Öffentlichkeit <strong>ein</strong> reichhaltiges<br />

Programm. Als Headliner fungiert <strong>die</strong> Band<br />

The Fonxionaires feat.: Miss Brandy Butler<br />

mit authentisch und mitreissend vorgetragenem<br />

Soul aus den 60ern. Weitere hochkarätige<br />

Festivalbeiträge steuern das Zurich<br />

Jazz Orchestra, Anna Känzig & Band sowie<br />

<strong>die</strong> Veranstaltungsreihen Generator und<br />

JazzBaragge Wednesday Jam mit Surprise<br />

Acts bei. Im Anschluss an <strong>die</strong> Livekonzerte<br />

sorgen am Freitag und Samstag DJs mit<br />

ausgewählten Grooves für ausgelassene<br />

Partystimmung. (bmo)<br />

Mittwoch, <strong>15</strong>. September: JazzBaragge Wednesday<br />

Jam (Surprise Act)<br />

Donnerstag, 16. September: Zurich Jazz Orchestra<br />

(Big Band Jazz)<br />

Freitag, 17. September: Anna Känzig & Band<br />

(Vocal Jazz) & Late Night<br />

Samstag, 18. September: The Fonxionaires feat.<br />

Miss Brandy Butler (Soul) & Late Night<br />

Sonntag, 19. September: Generator (Plattform<br />

für elektroakustische Musik und Neue Me<strong>die</strong>n)<br />

Musikklub Mehrspur, Waldmannstrasse 12, 8001<br />

Zürich, Kluböffnung jeweils um 20.30 h, Eintritt<br />

frei. www.mehrspur.ch<br />

netzhdk-kunstpreis 20<strong>10</strong><br />

netzhdk, <strong>die</strong> Alumni-Organisation der<br />

<strong>ZHdK</strong>, vergibt <strong>die</strong>ses Jahr zum ersten Mal<br />

<strong>ein</strong>en Preis, den netzhdk-Kunstpreis. Sämtliche<br />

derzeitigen Master-Stu<strong>die</strong>renden<br />

der <strong>ZHdK</strong> und alle, <strong>die</strong> 2009 oder 20<strong>10</strong><br />

mit <strong>ein</strong>em Master abgeschlossen haben,<br />

konnten <strong>bis</strong> Ende August 20<strong>10</strong> <strong>ein</strong> Projekt<br />

<strong>ein</strong>reichen. Eine erstklassig besetzte Expertenjury<br />

wählt danach drei <strong>bis</strong> fünf Projekte<br />

aus. Die über <strong>15</strong>00 netzhdk-Mitglieder,<br />

alles ehemalige Stu<strong>die</strong>rende, Dozierende<br />

oder Mitarbeitende der <strong>ZHdK</strong>, der HGKZ<br />

oder der HMT, bilden schliesslich <strong>die</strong> grosse<br />

Jury, welche aus den vorselektionierten<br />

Arbeiten das Siegerprojekt bestimmt. Der<br />

Gewinnerin oder dem Gewinner winkt<br />

<strong>ein</strong> Preisgeld von <strong>10</strong> 000 Franken. Zudem<br />

begleiten wir <strong>die</strong> Entstehung der im Projekt<br />

geplanten Arbeit mit Berichten auf unserer<br />

Website und Veranstaltungen im Alumni-<br />

Netzwerk.<br />

Die grosse Wahl des Siegerprojekts<br />

findet am 27. Oktober 20<strong>10</strong> im Vortragssaal,<br />

Ausstellungsstrasse 60 statt.<br />

(Christian Ledermann)<br />

Weitere <strong>In</strong>formationen: www.netzhdk.ch<br />

„let’s dance!“ — fotoausstellung<br />

am florhof<br />

Ein Streifzug durch das <strong>Haus</strong> Florhofgasse<br />

6 ist immer <strong>ein</strong> Erlebnis – Klangschwaden<br />

sämtlicher Couleur ziehen durch <strong>die</strong><br />

Fotografie: Andreas Zihler<br />

Gänge, es klingt und singt und trommelt<br />

aus Übungszellen und Konzertsälen, kurz:<br />

Das <strong>Haus</strong> hat s<strong>ein</strong>en ureigenen, vibrierenden<br />

Soundtrack. K<strong>ein</strong> Wunder also, sind<br />

hier seit Kurzem auch Tänzerinnen und<br />

Tänzer anzutreffen. Sie wirbeln und springen<br />

<strong>die</strong> Wände entlang durch <strong>die</strong> Gänge<br />

– gebannt auf Zelluloid. Die Fotografien hat<br />

Andreas Zihler gemacht, von dem auch das<br />

Titelbild der vorliegenden „Zett“-Ausgabe<br />

stammt. Die Ausstellung zeigt Bilder von<br />

Stu<strong>die</strong>renden der Tanz Akademie Zürich.<br />

Die Vernissage fand im Juni unter deren<br />

Mitwirkung statt.<br />

Die Bilder werden während des ganzen<br />

Stu<strong>die</strong>njahres 20<strong>10</strong>/2011 zu sehen s<strong>ein</strong> —<br />

halten Sie also Augen und Ohren offen bei<br />

Ihrem nächsten Besuch im <strong>Haus</strong> Florhof!<br />

(dhu)<br />

Ausstellung Andreas Zihler: Fotografien mit<br />

Tänzer<strong>In</strong>nen der Tanz Akademie Zürich, <strong>Haus</strong><br />

Florhofgasse 6, Zürich<br />

wa(h)re täuschung<br />

Täuschungen sind Teil des Kunstbereichs.<br />

Sie ersch<strong>ein</strong>en als – legitime – Strategien der<br />

Kunst, finden sich aber auch als – illegale –<br />

Handlungen im Kunstmarkt. Die Zielsetzungen<br />

sind selbstredend unterschiedlich:<br />

Das künstlerische Konzept setzt an bei der<br />

Hinterfragung über Autorschaften oder in<br />

der bewussten Irreführung über Authentizität<br />

und Identität.<br />

Die vom Zentrum für Kulturrecht (ZKR)<br />

veranstaltete Tagung „Wa(h)re Täuschung<br />

– Strategie der Kunst, Illusionen über Echtheit<br />

und ihre rechtliche Würdigung“ <strong>wird</strong><br />

<strong>die</strong>se Fragestellungen anhand ausgewählter<br />

Kunstgattungen aus dem Blickwinkel<br />

der Kunstwissenschaft, der Me<strong>die</strong>ntheorie<br />

und des Rechts untersuchen und diskutieren.<br />

Im ersten Teil („Echtheit und Fälschung“<br />

mit Roger Fayet / Markus Müller-<br />

Chen) werden dabei <strong>die</strong> Auswirkungen der<br />

Fälschung von Kunstwerken im Kunsthan-


54 zett 2–<strong>10</strong><br />

del und im Rechtsverkehr dargelegt. Auf <strong>die</strong><br />

konfliktträchtigen Verhältnisse zwischen<br />

Autorschaft und ihren <strong>In</strong>terpreten geht der<br />

zweite Teil <strong>ein</strong> („Theater um Autoren: Autor<br />

vs. Regisseur vs. <strong>In</strong>tendant“ mit Georges<br />

Delnon / Andrea Raschèr). Der dritte Teil<br />

(„Unverschämte Autorschaften“ mit Corina<br />

Caduff / Mischa Senn) zeigt auf, wie sich<br />

das Verständnis der jüngeren Generation<br />

zur Autorschaft <strong>bis</strong> hin zur Schamlosigkeit<br />

entwickelt. Im letzten Teil („Identitäten<br />

und Illusion“ mit Margarete Jahrmann /<br />

Andreas Meili) stehen <strong>die</strong> – teils gar nicht<br />

existierenden – Personen und ihre Identitäten<br />

im Vordergrund. (Mischa Senn)<br />

Tagung: Mittwoch, 20. Oktober 20<strong>10</strong><br />

von 12.30 <strong>bis</strong> 18.30 h im Vortragssaal,<br />

Ausstellungsstrasse 60 statt.<br />

Anmeldung unter: www.zkr.ch<br />

musik <strong>10</strong>/11<br />

Das vorgängige Jahresprogramm mit <strong>ein</strong>em<br />

Überblick über das Veranstaltungsangebot<br />

des Departements Musik wurde konzeptionell<br />

überarbeitet und ersch<strong>ein</strong>t unter<br />

neuem Namen: „musik <strong>10</strong>/11“ spiegelt als<br />

neues Leitmedium in konzentrierter Form<br />

<strong>die</strong> Aktivitäten des Departements (Überblick<br />

über Stu<strong>die</strong>n-, Weiterbildungs- und<br />

Veranstaltungsangebot sowie Forschungsprojekte).<br />

Eingebunden in <strong>die</strong> <strong>In</strong>formationsteile<br />

finden sich zudem Illustrationen,<br />

<strong>die</strong> radikal Alltägliches mit gezielt Artifiziellem<br />

in Wort und Bild verbinden, sowie<br />

<strong>ein</strong>ige Kurz-Essays, <strong>die</strong> dem Neue-Musik-<br />

Jahresthema „Routine“ gewidmet sind.<br />

„musik <strong>10</strong>/11“ liegt ab September an zahlreichen<br />

<strong>ZHdK</strong>-Standorten auf. (dhu)<br />

www.zhdk.ch, Link Departement Musik, Aktuell<br />

impressum<br />

„Zett“: Das Magazin der Zürcher Hochschule<br />

der Künste. Ersch<strong>ein</strong>t dreimal jährlich.<br />

Herausgeberin: Zürcher Hochschule der Künste,<br />

Zürcher Fachhochschule. Redaktion: Heike<br />

Pohl (hpo) (Leitung), Adriana Bognar (abo).<br />

Externe redaktionelle Mitarbeit: Chantal Frey<br />

(Textredaktion, Lektorat und Korrektorat).<br />

Redaktionsteam: Eva Brüllmann (ebr), Services,<br />

Barbara Draeyer (bdr), Kunst & Me<strong>die</strong>n, Daniela<br />

Huser (dhu), Musik, Elisabeth Krüsi (ekr), Design,<br />

Bernadette Mock (bmo), Kulturanalysen und<br />

Vermittlung, Stefan Schöbi (ssc), Darstellende<br />

Künste und Film, Marilena Abt (SturZ).<br />

Die von den Autorinnen und Autoren in <strong>die</strong>sem<br />

Heft geäusserten Ansichten decken sich nicht<br />

unbedingt mit der M<strong>ein</strong>ung der Redaktion.<br />

Gestaltung und Produktion: Moritz Wolf, Regula<br />

Bearth, Anne-Lea Werlen, Studio Publikation,<br />

Produktionszentrum <strong>ZHdK</strong>.<br />

Druck: Ropress Genossenschaft Zürich.<br />

Papier: Reprint FSC 90 g/m2, Planoart 170 g/<br />

m2; Schriften: Neue Helvetica, URW Grotesk<br />

Condensed Bold, Utopia;<br />

Auflage: 5000<br />

Copyright: Der Nachdruck von Artikeln ist<br />

unter Quellenangabe gestattet. Belegexemplare<br />

erwünscht.<br />

„Zett“ ist auch digital als PDF-Datei erhältlich:<br />

http://cc.zhdk.ch<br />

Redaktionsschluss 3-<strong>10</strong>: <strong>15</strong>. Oktober 20<strong>10</strong><br />

feedback und<br />

anregungen zu „zett“:<br />

heike.pohl@zhdk.ch<br />

adriana.bognar@zhdk.ch<br />

Diplomausstellung 20<strong>10</strong><br />

<strong>In</strong>dustrial Design<br />

Foto: Regula Bearth


ubrik zett 2–<strong>10</strong> 55

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