10.02.2013 Aufrufe

Leistungsorientierte Mittelvergabe an Medizinischen Fakultäten in ...

Leistungsorientierte Mittelvergabe an Medizinischen Fakultäten in ...

Leistungsorientierte Mittelvergabe an Medizinischen Fakultäten in ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Leistungsorientierte</strong> <strong>Mittelvergabe</strong> <strong>an</strong> <strong>Mediz<strong>in</strong>ischen</strong><br />

<strong>Fakultäten</strong> <strong>in</strong> Deutschl<strong>an</strong>d – Die Sicht von Fakultätsleitungen<br />

Auswertung der Experten<strong>in</strong>terviews des Forschungsprojektes GOMED –<br />

Govern<strong>an</strong>ce Hochschulmediz<strong>in</strong><br />

Von Patricia Schulz unter Mitarbeit von Jörg Neufeld und René Krempkow<br />

iFQ – Institut für Forschungs<strong>in</strong>formation und Qualitätssicherung<br />

Godesberger Allee 90<br />

D-53175 Bonn<br />

1


Executive Summary<br />

Zwischen Dezember 2009 und Mai 2010 wurden 21 leitfadengestützte Experten<strong>in</strong>terviews mit Dek<strong>an</strong>en,<br />

Forschungsdek<strong>an</strong>en und Forschungsreferent/<strong>in</strong>nen <strong>an</strong> 10 mediz<strong>in</strong>ischen <strong>Fakultäten</strong> <strong>in</strong> Deutschl<strong>an</strong>d<br />

durchgeführt, um das Betriebswissen dieser Akteure zur Etablierung und Durchführung der<br />

leistungsorientierten <strong>Mittelvergabe</strong> (LOM) <strong>an</strong> diesen <strong>Fakultäten</strong> zu erfassen. Die so generierten Daten<br />

bilden die Grundlage für weitere Erhebungen mittels Onl<strong>in</strong>efragebögen und bibliometrischen Analysen, die<br />

für im weiteren Projektverlauf gepl<strong>an</strong>t s<strong>in</strong>d.<br />

Implementation: Die LOM wurde auf Betreiben der Fakultätsleitungen e<strong>in</strong>geführt, meist als Reaktion auf<br />

e<strong>in</strong>en Impuls aus der Politik. Es wurden zum Teil spezielle Kommissionen etabliert, die LOM-Modelle<br />

entworfen und diskutiert haben, um die wahrgenommene Legitimität der LOM <strong>an</strong> der Fakultät zu erhöhen.<br />

Dies erklärt auch die zum Teil sehr unterschiedlichen Ausformungen der LOM-Systeme, die örtliche<br />

Schwerpunktsetzungen und Interessenkonstellationen berücksichtigen.<br />

Zentrale Konflikte: Als e<strong>in</strong>e zentrale Entscheidungsrationale bei der E<strong>in</strong>führung der LOM stellt sich das<br />

Schaffen von Akzept<strong>an</strong>z heraus, da <strong>an</strong> den <strong>Fakultäten</strong> überall mehr oder weniger starke Widerstände<br />

gegen diese Neuerung best<strong>an</strong>den. Es zeigen sich zwei zentrale Konflikte: (1) zwischen etablierten<br />

Forscher/<strong>in</strong>nen, die ihre Besitzstände wahren wollen, und Fakultätsleitung, die die LOM e<strong>in</strong>führt, (2)<br />

darum, welche Publikationen wie gezählt werden sollen und ob bestimmte Fächer strukturell benachteiligt<br />

werden. Der journal impact factor (JIF) wird hierbei als nicht optimaler, aber als der beste verfügbare<br />

Indikator betrachtet, da die Nutzung von Zitationen als derzeit zu schwerfällig beurteilt wird.<br />

Wirkungse<strong>in</strong>schätzung: Die LOM wird von den Befragten als motivierend beschrieben, nicht nur wegen<br />

des f<strong>in</strong><strong>an</strong>ziellen Anreizes, sondern auch weil die LOM <strong>an</strong> e<strong>in</strong>igen <strong>Fakultäten</strong> e<strong>in</strong>en direkten Vergleich<br />

zwischen E<strong>in</strong>heiten ermöglicht. Die LOM wird teilweise auch als Instrument gen<strong>an</strong>nt, mittels dessen die<br />

Trennungsrechnung zwischen Fakultät und Kl<strong>in</strong>ik präziser gestaltet werden könne. Allerd<strong>in</strong>gs sieht die<br />

Mehrzahl der Befragten die LOM nicht als geeignet <strong>an</strong>, die strategische Entwicklung <strong>in</strong>nerhalb der<br />

Fakultät zu steuern. <strong>Fakultäten</strong> beurteilen zudem unterschiedlich, <strong>in</strong>wieweit die Komplexität e<strong>in</strong>er LOM-<br />

Formel die Akzept<strong>an</strong>z der LOM bee<strong>in</strong>flusst.<br />

Patricia Schulz schulz@forschungs<strong>in</strong>fo.de<br />

Weitere Informationen: www.forschungs<strong>in</strong>fo.de/Projekte/GOMED/projekte_gomed.asp<br />

Dieses Projekt ist Teil der BMBF-Förder<strong>in</strong>itiative "Neue Govern<strong>an</strong>ce der Wissenschaft - Forschung zum Verhältnis<br />

von Wissenschaft, Politik und Gesellschaft".<br />

2


0. Gliederung<br />

1. Methodik................................................................................................................... 4<br />

2. Akzept<strong>an</strong>z und Tr<strong>an</strong>sparenz – Gew<strong>in</strong>ner und Verlierer............................................ 6<br />

3. Publikationen, JIF und Autorschaften..................................................................... 11<br />

4. Beteiligte, Zielvere<strong>in</strong>barungen und Rekrutierung.................................................... 15<br />

5. Zusammenh<strong>an</strong>g mit der Lehre ............................................................................... 18<br />

6. Zu Überprüfendes / Hypothesen für weitere Analysen ........................................... 19<br />

7. Hypothesen über LOM als Govern<strong>an</strong>ce ................................................................. 21<br />

8. Literatur .................................................................................................................. 25<br />

Anh<strong>an</strong>g I: Leitfaden ....................................................................................................... 26<br />

Anh<strong>an</strong>g II: Codesystem ................................................................................................. 28<br />

3


1. Methodik<br />

Innerhalb des Projekts Govern<strong>an</strong>ce der Hochschulmediz<strong>in</strong> (GOMED) wird mittels der<br />

Experten<strong>in</strong>terviews das Betriebswissen der Interviewten über die Funktionsweise der LOM als<br />

Govern<strong>an</strong>cemech<strong>an</strong>ismus <strong>in</strong>nerhalb der Govern<strong>an</strong>ce der mediz<strong>in</strong>ischen <strong>Fakultäten</strong> erfasst, das<br />

über <strong>an</strong>dere Quellen nicht <strong>in</strong> diesem Maße verfügbar war. Darüber h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d die Interviews im<br />

Rahmen des Projektdesigns Teil e<strong>in</strong>er Methodentri<strong>an</strong>gulation, die auch e<strong>in</strong>e Onl<strong>in</strong>ebefragung<br />

und e<strong>in</strong>e Dokumenten<strong>an</strong>alyse umfasst. Innerhalb dieser Tri<strong>an</strong>gulation soll das Kontextwissen<br />

der Interviewten, die im Projektablauf darauf folgende Dokumenten<strong>an</strong>alyse und die<br />

Onl<strong>in</strong>ebefragung aller wissenschaftlich Tätigen <strong>an</strong> mediz<strong>in</strong>ischen <strong>Fakultäten</strong> <strong>in</strong>formieren<br />

(Abschnitt 5). Zudem werden aus den Interviews Hypothesen zur Govern<strong>an</strong>ce der<br />

Hochschulmediz<strong>in</strong> abgeleitet, die <strong>in</strong> den nächsten Methodenschritten überprüft werden sollen<br />

(Abschnitt 6).<br />

Kritisch wurde bei der Analyse das bek<strong>an</strong>nte Problem berücksichtigt, dass die Dek<strong>an</strong>e und<br />

Forschungsdek<strong>an</strong>e nicht nur Experten für die E<strong>in</strong>führung der LOM s<strong>in</strong>d, sondern gleichzeitig<br />

Betroffene der LOM. (vgl. Meuser/Nagel 2005 [1991], Bogner/Menz 2005 [2002]) Die<br />

Darstellung der LOM k<strong>an</strong>n daher gefärbt se<strong>in</strong> e<strong>in</strong>erseits von der Selbstdarstellung als<br />

kompetente Gesprächpartner, <strong>an</strong>dererseits von der Rechtfertigung e<strong>in</strong>es Systems, als dessen<br />

Repräsent<strong>an</strong>ten sich die Interviewten verstehen. V.a. die Position der (Forschungs)Dek<strong>an</strong>e k<strong>an</strong>n<br />

durch das Instrument LOM gestärkt werden, sodass die E<strong>in</strong>führung der LOM nicht frei von<br />

<strong>in</strong>teressegeleitetem H<strong>an</strong>deln der Inverviewpartner/<strong>in</strong>nen bleibt.<br />

In diesem Zusammenh<strong>an</strong>g muss vor allem das häufig <strong>an</strong>gesprochene Thema Gerechtigkeit<br />

vorsichtig betrachtet werden: Es ist zu berücksichtigen, <strong>in</strong>wiefern die Interviewten <strong>in</strong> Ihrer<br />

Funktion als Leitung e<strong>in</strong>er Fachabteilung – also als LOM Empfänger – vom bestehenden<br />

Verteilungssystem profitieren. Denn wenn sie <strong>in</strong> dieser Form von der LOM profitieren, wollen sie<br />

vermutlich nicht den E<strong>in</strong>druck erwecken, das System sei durch ihre Mitarbeit <strong>an</strong> der<br />

Ausarbeitung verzerrt.<br />

Dennoch k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> nicht davon ausgehen, dass die Interviewpartner/<strong>in</strong>nen schlicht e<strong>in</strong>e<br />

Fassade präsentieren. Selten wird formalisierte Sprache verwendet, die auf das Rezipieren<br />

vorgefasster Positionen h<strong>in</strong>weisen würde, dafür berichten die Interviewten <strong>in</strong> vielen<br />

Interviewstellen konkrete Beispiele, welche als Indikator dafür gelten können, dass die uns<br />

gegebenen Informationen über e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e „presentation of the best self“ h<strong>in</strong>aus gehen. (vgl.<br />

Schütze 1977)<br />

4


Zwischen Dezember 2009 und Mai 2010 wurden 21 leitfadengestützte Experten<strong>in</strong>terviews mit<br />

Dek<strong>an</strong>en, Forschungsdek<strong>an</strong>en und Forschungsreferent/<strong>in</strong>nen <strong>an</strong> 10 <strong>Fakultäten</strong> durchgeführt, da<br />

diese Personen als besonders mit dem für uns <strong>in</strong>teress<strong>an</strong>ten Betriebswissen vertraut s<strong>in</strong>d und<br />

gemäß Meuser/Nagel (2003) über den für Experten charakteristischen „privilegierten Zug<strong>an</strong>g zu<br />

Informationen“ (ebd.) verfügen. 1<br />

Die Auswahl der <strong>Fakultäten</strong> erfolgte nach theoretischen Kriterien gestützt durch e<strong>in</strong>e<br />

Cluster<strong>an</strong>alyse auf der Basis von Strukturdaten der L<strong>an</strong>dkarte Hochschulmediz<strong>in</strong> (2005 bzw.<br />

2008). Ziel war es, entsprechend der u. g. Kriterien e<strong>in</strong> möglichst breites Spektrum <strong>an</strong><br />

<strong>Fakultäten</strong> auszuwählen. Die Kriterien für die Cluster<strong>an</strong>alyse waren:<br />

- Grundf<strong>in</strong><strong>an</strong>zierung (LZB)<br />

- Personal<br />

- Publikationen<br />

- Drittmittel<br />

Zusätzliche Kriterien waren:<br />

- Bestehen e<strong>in</strong>er L<strong>an</strong>des-LOM: ja/ne<strong>in</strong><br />

- Struktur der Fakultät: Integrations-/Kooperationsmodell<br />

- Bundesl<strong>an</strong>d: Nord/Süd; Ost/West<br />

Die Auswertung der Interviews orientiert sich <strong>an</strong> der von Meuser/ Nagel (2005 [1991]: 83-91)<br />

vorgeschlagenen Methode. Da die Interviews tr<strong>an</strong>skribiert wurden, wurde allerd<strong>in</strong>gs auf den<br />

Auswertungsschritt der Paraphrase verzichtet. 2 Stattdessen wurden direkt im Anschluss <strong>an</strong> die<br />

Gespräche Protokolle <strong>an</strong>gefertigt, die zentrale Themen des Interviews festhielten. Die<br />

Sequenzierung mittels Überschriften wurde digital mit dem Programm MAXQDA durchgeführt. 3<br />

Im Auswertungsschritt des thematischen Vergleichs wurde e<strong>in</strong>e Sammlung prägn<strong>an</strong>ter Zitate<br />

<strong>an</strong>gefertigt, da die Interviews wenige metaphorische Verdichtungen aufweisen 4 . Aus diesem<br />

thematischen Vergleich wurde e<strong>in</strong>e empirische Generalisierung <strong>in</strong> vier Themenkomplexen<br />

generiert:<br />

1. Akzept<strong>an</strong>z und Tr<strong>an</strong>sparenz – Gew<strong>in</strong>ner und Verlierer<br />

2. Publikationen, JIF und Autorschaften<br />

1 Die Leitfäden f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> Anh<strong>an</strong>g I.<br />

2 E<strong>in</strong> weiteres Interview <strong>an</strong> e<strong>in</strong>er weiteren Fakultät wurde wegen technischen Versagens nur protokolliert und<br />

paraphrasiert.<br />

3 Das Codierschema f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> Anh<strong>an</strong>g II.<br />

5


3. Beteiligte, Zielvere<strong>in</strong>barungen und Rekrutierung<br />

4. Lehre<br />

Diese Komplexe wurden identifiziert, <strong>in</strong>dem e<strong>in</strong>erseits die Themen des Leitfadens aufgegriffen<br />

und <strong>an</strong>dererseits die von den Interviewten am häufigsten <strong>an</strong>gesprochenen Themen<br />

aufgenommen wurden. 5 Dies soll e<strong>in</strong>em möglichen Bias der Interviewer/<strong>in</strong>nen und<br />

Fragebogenentwickler/<strong>in</strong>nen entgegenwirken und über<strong>in</strong>dividuell geteilte Wissensbestände,<br />

Relev<strong>an</strong>zstrukturen, Wirklichkeitskonstruktionen und Deutungsmuster der Interviewten<br />

erkennbar machen. Die abschließende theoretische Generalisierung f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> Abschnitt 6, den<br />

Hypothesen zu Govern<strong>an</strong>ce der Hochschulmediz<strong>in</strong>, statt.<br />

2. Akzept<strong>an</strong>z und Tr<strong>an</strong>sparenz – Gew<strong>in</strong>ner und Verlierer<br />

Die E<strong>in</strong>führung der LOM sche<strong>in</strong>t <strong>an</strong> ke<strong>in</strong>er Fakultät konfliktfrei vorgeg<strong>an</strong>gen zu se<strong>in</strong>. Dies zeigt<br />

sich vor allem dar<strong>an</strong>, dass die Erzeugung von Akzept<strong>an</strong>z für das zu etablierende LOM-System<br />

als zentrale Entscheidungsrationale gleichermaßen von Forschungsdek<strong>an</strong>en und<br />

Forschungsreferent/<strong>in</strong>nen immer wieder <strong>an</strong>gesprochen wird. Die Interviewten berichten i.d.R.<br />

von <strong>an</strong>fänglichen Konflikten, die meist das Problem der wahrgenommenen Gerechtigkeit<br />

beh<strong>an</strong>deln:<br />

I: „Sie haben <strong>an</strong>gedeutet, dass da u. U. nicht alle Beteiligten Ad hoc zufrieden waren mit dem<br />

System“<br />

A: „zu Beg<strong>in</strong>n nicht, zumal ke<strong>in</strong>er wusste, was das für wirkliche Auswirkungen hat und mittlerweile ist<br />

das akzeptiert, ist allgeme<strong>in</strong> akzeptiert würde ich sagen, hier und da gibt’s vielleicht die e<strong>in</strong>e oder<br />

<strong>an</strong>dere Ausnahme, aber im Großen und G<strong>an</strong>zen sagen wir mal fühlen sie sich glaube ich<br />

e<strong>in</strong>igermaßen gerecht beh<strong>an</strong>delt, das s<strong>in</strong>d die Rückmeldungen, die m<strong>an</strong> so kriegt.“ (A81, 3/4)<br />

D<strong>an</strong>n setzt – so die Interviewten – e<strong>in</strong>e Phase der Akzept<strong>an</strong>z e<strong>in</strong>:<br />

„In den ersten Jahren war das nicht g<strong>an</strong>z e<strong>in</strong>fach, aber d<strong>an</strong>n die zweite Runde war d<strong>an</strong>n eigentlich<br />

relativ problemlos. […] Im Pr<strong>in</strong>zip auch, und das wird glaube ich doch von den, ich würde doch mal<br />

4 Unsere Interviewpartner/<strong>in</strong>nen bedienten sich meist e<strong>in</strong>es wissenschaftlichen Jargons – dies mag unserem<br />

Forschungsfeld geschuldet se<strong>in</strong> oder den Versuchen unserer Befragten, ihr LOM-System als wissenschaftlich und<br />

damit besonders präzise zu beschreiben. (vgl. Abschnitt 3)<br />

5 Die zehn am häufigsten <strong>an</strong>gesprochenen Themen – <strong>in</strong> Klammern die Anzahl der Nennungen – s<strong>in</strong>d:<br />

Widerstände/Akzept<strong>an</strong>z (38), Effekte von LOM <strong>in</strong> Bezug auf Tr<strong>an</strong>sparenz (38), Effekte von LOM <strong>in</strong> Bezug auf die<br />

Konflikte zwischen Kl<strong>in</strong>ik und Forschung (32), Gew<strong>in</strong>ner/Verlierer (27) – v.a. im Zusammenh<strong>an</strong>g mit Widerständen,<br />

Effekte von LOM <strong>in</strong> Bezug auf Rekrutierung (26), JIF als Indikator (25), Effekte von LOM <strong>in</strong> Bezug auf Publikationen<br />

(24), Beteiligte bei der E<strong>in</strong>führung von LOM (23), Verhältnis von LOM und Zielvere<strong>in</strong>barungen/ex <strong>an</strong>te Förderung (23)<br />

und H<strong>in</strong>tergrund der LOM: Org<strong>an</strong>isationsstruktur der Fakultät/Trennungsrechnung (20). Darüber h<strong>in</strong>aus habe ich auf<br />

Grundlage der Leitfäden folgende Themen <strong>in</strong> die Auswertung e<strong>in</strong>bezogen: Effekte von LOM <strong>in</strong> Bezug auf die<br />

Produktion von Wissen <strong>in</strong> Publikationen (19), Kooperationen (19) und Autorschaften (14; wird i.d.R. verbunden;<br />

beides mit starken Überlappungen) sowie Lehre (19).<br />

6


sagen, von der überwiegenden Mehrheit, me<strong>in</strong>er Kollegen geschätzt, das System. Auch von denen,<br />

die sozusagen Nettozahler s<strong>in</strong>d und die letztendlich nicht so von diesem System profitieren.“ (A31,<br />

203)<br />

„Also nach e<strong>in</strong>er gewissen Zeit haben die Leute immer gesagt ja, ob ich e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>en R<strong>an</strong>g höher<br />

stehe und mal e<strong>in</strong> R<strong>an</strong>g tiefer oder zwei oder auch drei, was soll’s, ja, denn m<strong>an</strong> merkt d<strong>an</strong>n auch im<br />

Laufe der Zeit, aha, wenn ich das nächste Mal wieder e<strong>in</strong> paar höher habe und wenn die Drittmittel<br />

kommen oder so, d<strong>an</strong>n b<strong>in</strong> ich auch wieder höher. Also ich glaube <strong>in</strong>sgesamt sehen’s die Leute<br />

gelassener als am Anf<strong>an</strong>g. Am Anf<strong>an</strong>g war es schon und ob eben d<strong>an</strong>n richtig gerechnet und so und<br />

betrachteten das d<strong>an</strong>n sozusagen als persönliche Beleidigung, wenn m<strong>an</strong> nicht weit oben st<strong>an</strong>d, aber<br />

das ist-, hat sich eigentlich gegeben f<strong>in</strong>de ich.“ (A81, 97)<br />

Gelegentlich wird diese Phase auch als Phase der Resignation beschrieben, v.a. wenn bemerkt<br />

wird, dass die eigene Position im LOM-R<strong>an</strong>k<strong>in</strong>g sich auch bei unterschiedlichen<br />

Berechnungsweisen nicht signifik<strong>an</strong>t verändert:<br />

„[Das System ist] eigentlich nach me<strong>in</strong>em Empf<strong>in</strong>den <strong>in</strong> den letzten Jahren wenig verändert worden,<br />

s<strong>in</strong>d immer wieder <strong>in</strong> Gremien auch mit viel Kritik zum Teil zur Diskussion gebracht worden. Es wurden<br />

immer wieder Parameter auch h<strong>in</strong>terfragt und neu berechnet und Modellrechnungen gemacht, aber<br />

unterm Strich war es aber so […] beibehalten worden. Das spricht also eigentlich dafür, dass m<strong>an</strong> halt<br />

ke<strong>in</strong>e Alternative, zum<strong>in</strong>dest nicht hier, gefunden hat.“ (A83, 20)<br />

Teilweise lassen die Forschungsreferent/<strong>in</strong>nen durchblicken, dass m<strong>an</strong> das System so gestaltet<br />

habe, dass die Verluste für die Verlierer so kle<strong>in</strong> wie möglich ausfallen – dies war vor allem dort<br />

möglich, wo bei der E<strong>in</strong>führung der LOM noch zusätzliche Mittel zu verteilen waren:<br />

„wir hatten damals durchaus kontroverse Diskussionen bei Professoren, die gemerkt haben, dass sie<br />

nicht die Gew<strong>in</strong>ner s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> dem System, die haben sich aber nicht durchgesetzt, die haben d<strong>an</strong>n<br />

letztlich auch das respektiert, weil sie wussten, wir kriegen nichts weggenommen. Das, was zusätzlich<br />

kommt, l<strong>an</strong>det überwiegend wo<strong>an</strong>ders, aber e<strong>in</strong> bisschen was kriegen wir auch davon, aber es wird<br />

nicht allen etwas weggenommen und d<strong>an</strong>n wird neu verteilt und d<strong>an</strong>n stehen wir hier mit<br />

abgeschnittenen Hosen und Löchern <strong>in</strong> den Schuhen und sollen groß aus dem Fenster w<strong>in</strong>ken, wie toll<br />

wir s<strong>in</strong>d. Also das war e<strong>in</strong> toller Zufall, der das System implementieren half, ohne wirklich den<br />

Etablierten, Existierenden <strong>an</strong> die Subst<strong>an</strong>z zu gehen und nur deswegen konnte das auch sagen wir<br />

mal ohne Aufst<strong>an</strong>d hier implementiert werden, auch <strong>in</strong> der Härte.“ (A91, 5)<br />

In e<strong>in</strong>em <strong>an</strong>deren Fall hat m<strong>an</strong> e<strong>in</strong>e „Sockelf<strong>in</strong><strong>an</strong>zierung“ e<strong>in</strong>gerichtet, die die Besitzstände der<br />

Etablierten bewahre:<br />

„Sicherlich werden Institute und Kl<strong>in</strong>iken, die historisch gesehen e<strong>in</strong>e gute Sockelausstattung haben,<br />

sich nicht unbed<strong>in</strong>gt beschweren. Das wird <strong>in</strong> Zukunft natürlich <strong>an</strong>ders se<strong>in</strong>, weil jeder neu e<strong>in</strong>gestellte<br />

oder neu berufene Professor hier unter g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>deren Kriterien <strong>an</strong>fängt, d.h. wir streben ja <strong>an</strong>,<br />

<strong>in</strong>nerhalb ich glaube der nächsten 10 Jahre von 20 auf 40 Prozent zu kommen, was e<strong>in</strong>hergeht mit<br />

7


e<strong>in</strong>er starken Sockelkürzung, d.h. die Leute, die jetzt neu <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gen, haben e<strong>in</strong>em deutlich ger<strong>in</strong>geren<br />

Sockel zu leben als die Leute, die alte<strong>in</strong>gesessen s<strong>in</strong>d“ (A24, 28)<br />

E<strong>in</strong> Dek<strong>an</strong> erklärte, dass m<strong>an</strong> ohneh<strong>in</strong> nicht sofort alles so umverteilen könne, wie die LOM es<br />

vorsehe, weil bestimmte Personalmittel <strong>in</strong> Stellen gebunden seien – dies federe Verluste<br />

zunächst deutlich ab. Die LOM wirkt sich also <strong>in</strong> bestimmten Fällen nur für Neuberufene voll<br />

aus. Damit k<strong>an</strong>n zusammenhängen, dass auf Nachfrage e<strong>in</strong>ige Interviewte berichten, dass die<br />

Wahrnehmung und Akzept<strong>an</strong>z der LOM <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Institut stark <strong>an</strong> die Akzept<strong>an</strong>z der LOM durch<br />

die Institutsleiter/<strong>in</strong>nen geknüpft sei.<br />

Die Akzept<strong>an</strong>z steht recht e<strong>in</strong>deutig <strong>in</strong> Zusammenh<strong>an</strong>g mit Tr<strong>an</strong>sparenz und Gerechtigkeit. Es<br />

f<strong>in</strong>den sich zwei Begründungsmuster: (1) Die Mehrzahl der Befragten, die sich dazu äußert, gibt<br />

<strong>an</strong>, e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Formel zu bevorzugen, weil die Nachvollziehbarkeit die Akzept<strong>an</strong>z erhöhe:<br />

„Bei dem, was wir selber hier als LOM bezeichnen, das ist dieses Umverteilungssystem, da ist letztlich<br />

die Komplexität so groß, dass ich mal behaupte, außer’m Professor [X, der die Formel erdacht hat,<br />

Anm. d. A.] hat es hier ke<strong>in</strong>er <strong>in</strong> der Fakultät richtig verst<strong>an</strong>den. […] Da ist natürlich die Akzept<strong>an</strong>z<br />

deutlich ger<strong>in</strong>ger.“ (A31, 502-504)<br />

I: „Haben Sie den E<strong>in</strong>druck, dass es auf die Akzept<strong>an</strong>z des Systems schlägt, dass die Leute<br />

deshalb sagen, ich versteh’s nicht und es ist mir auch egal?“<br />

A: „Also ich k<strong>an</strong>n mir vorstellen, dass e<strong>in</strong>e gewisse Resignation kommt – ich k<strong>an</strong>n’s-, also die, die<br />

also g<strong>an</strong>z gut s<strong>in</strong>d, die wissen, warum sie gut s<strong>in</strong>d und eigentlich bei jedem System wären sie gut. Die,<br />

im unteren Drittel s<strong>in</strong>d, die wären wahrsche<strong>in</strong>lich auch bei jedem System im unteren Drittel, aber diese<br />

mittleren Drittel da ist es-, die sagen jetzt da, wo Potenzial ist, da denke ich, dass es da g<strong>an</strong>z<br />

besonders wichtig ist, wenn es tr<strong>an</strong>sparent ist also als Motivation, weil es tatsächlich m<strong>an</strong>chmal so ist,<br />

dass m<strong>an</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Jahr wirklich also sehr gut publiziert hat, m<strong>an</strong>chmal ist es auch e<strong>in</strong> bisschen Glück,<br />

m<strong>an</strong>chmal ist es-, und m<strong>an</strong> schaut d<strong>an</strong>n die LOM und sagt puh, kaum Unterschied. Ja es k<strong>an</strong>n<br />

natürlich viele Gründe geben, weil es natürlich nicht e<strong>in</strong> Jahr ist, sondern fünf Jahre, zehn usw., aber<br />

wenn m<strong>an</strong> da sagen wir selbst se<strong>in</strong>e Rechnung machen könnte, d<strong>an</strong>n hätte m<strong>an</strong> vielleicht mehr<br />

Motivation und sagt okay, dieses Jahr, aber wenn ich das halte, k<strong>an</strong>n ich fast vorausberechnen wie ich<br />

d<strong>an</strong>n <strong>in</strong> zwei Jahren stehe. Also <strong>in</strong>sofern würde ich das schon bejahen, ja.“ (A82, 92/93)<br />

(2) E<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>derheit argumentiert <strong>an</strong>ders herum: m<strong>an</strong> nimmt e<strong>in</strong>e gewisse Komplexität (d.h. u.a.<br />

relativ viele Parameter) <strong>in</strong> Kauf, um e<strong>in</strong> möglichst gerechtes und damit akzeptables Verfahren zu<br />

konzipieren.<br />

Dabei wird unter Tr<strong>an</strong>sparenz zweierlei verst<strong>an</strong>den: die Tr<strong>an</strong>sparenz der Kriterien wird überall<br />

hervorgehoben. Es sei wichtig, dass m<strong>an</strong> – zum<strong>in</strong>dest theoretisch – nachrechnen könne, warum<br />

m<strong>an</strong> e<strong>in</strong>e bestimmte Summe erhalte. Die Tr<strong>an</strong>sparenz der Leistungen der <strong>an</strong>deren und damit<br />

die eigene Stellung <strong>in</strong> der LOM wird nicht überall als s<strong>in</strong>nvoll betrachtet. Interne R<strong>an</strong>k<strong>in</strong>gs der<br />

8


Fachbereiche/Institute gibt es meist, der e<strong>in</strong>zelnen Forscher/<strong>in</strong>nen selten. In e<strong>in</strong>em Fall wurde<br />

uns berichtet, dass „zu kompetitives“ Verhalten nicht <strong>an</strong>gestrebt sei. (A81, 97) Dennoch kennt<br />

das Dek<strong>an</strong>at selbstverständlich die Gew<strong>in</strong>ner und Verlierer. Gelegentlich wird es als erleichternd<br />

beschrieben, gegenüber besonders selbstbewussten Instituten endlich Argumente zu haben,<br />

wenn diese ihre eigene Forschungsleistung überschätzen. In e<strong>in</strong>em Fall wurde uns berichtet,<br />

dass m<strong>an</strong> mittels der LOM endlich Entscheidungen aufgrund „e<strong>in</strong>igermaßen gesicherter<br />

Informationen“ fällen könne. (A31, 35)<br />

Die LOM wird mehrfach als bedeutendes – weil Tr<strong>an</strong>sparenz schaffendes – Instrument im<br />

Konflikt zwischen Kl<strong>in</strong>ik und Forschung gen<strong>an</strong>nt. Durch e<strong>in</strong> Zusammen von LOM und<br />

Trennungsrechnung könne m<strong>an</strong> – oft entgegen dem, was m<strong>an</strong> erwartet habe – zeigen, dass die<br />

Forschung die Kl<strong>in</strong>ik unterstütze und nicht umgekehrt. So könne sich die Forschung von der<br />

Kl<strong>in</strong>ik <strong>in</strong> gewissem Maße em<strong>an</strong>zipieren. Die Befragten stellen das – als Forscher nicht<br />

überraschend – als sehr positiv dar:<br />

„Ich sage mal e<strong>in</strong> Bereich war jetzt aber noch bis Ende 2008 z.B., also außer diesem Stellenbereich,<br />

das ist ja auch noch e<strong>in</strong> Riesenbereich, also da ist noch viel dr<strong>in</strong> glaube ich und da gab’s das auch bei<br />

mediz<strong>in</strong>ischem Sachbedarf <strong>in</strong> den Kl<strong>in</strong>iken, ja. Das wurde im Grunde sehr sehr schwer von der<br />

Fakultät subventioniert. Nun ist das auch e<strong>in</strong> schwieriger Bereich, weil, ob der Katheter jetzt <strong>in</strong> der<br />

Studie gel<strong>an</strong>det ist oder ob der Katheter Kr<strong>an</strong>kenversorgung war, ist natürlich m<strong>an</strong>chmal schwer zu<br />

entscheiden und d<strong>an</strong>n haben wir gesagt, d<strong>an</strong>n habe ich gesagt, aber das mache ich nicht, ich k<strong>an</strong>n ja<br />

nicht pauschal mediz<strong>in</strong>ischen Sachbedarf zahlen als Dek<strong>an</strong>, wir-, es gibt so e<strong>in</strong>en Graubereich, sagen<br />

wir gut, es gibt e<strong>in</strong>en Graubereich, also müssen wir da auch was mit f<strong>in</strong><strong>an</strong>zieren, wenn es-, die<br />

machen ja Forschung <strong>an</strong> Patienten, ist klar, aber diesen Bereich den vergeben wir d<strong>an</strong>n nach unseren<br />

LOM-Kriterien und das haben wir gemacht.“ (A81, 49)<br />

Die Interviewten betonen, dass m<strong>an</strong> für die Struktur der Fakultät darauf achten müsse, dass<br />

auch <strong>in</strong> der LOM schlecht abschneidende Institute nicht „<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Abwärtsstrudel geraten“. (A82,<br />

56) M<strong>an</strong> müsse vermeiden, dass e<strong>in</strong> schlechtes Abschneiden <strong>in</strong> der LOM demotiviere:<br />

„So e<strong>in</strong> System sollte ja sozusagen die Teilnehmer nicht so entmutigen, dass sie sich auf ewig h<strong>in</strong>aus<br />

sich sozusagen als Verlierer begreifen, […] ich glaube das ist eben g<strong>an</strong>z wichtig, dass m<strong>an</strong> [das LOM-<br />

System, Anm. d. A.] schon so gestaltet, dass m<strong>an</strong> eben ja tr<strong>an</strong>sparent auf der e<strong>in</strong>en Seite, aber<br />

gleichzeitig nicht diesen sozusagen „Schlussplatzeffekt“ hat, wo d<strong>an</strong>n die Leute vielleicht auch sagen,<br />

ich habe das nun mal amtlich sozusagen und ich k<strong>an</strong>n mich da auch nicht mehr raus bewegen.“ (A70,<br />

51)<br />

Dennoch wünscht m<strong>an</strong> sich die LOM als Mittel, gewachsene Strukturen aufbrechen und flexibler<br />

mit den Mitteln agieren zu können:<br />

„hier gibt’s immer noch <strong>in</strong> m<strong>an</strong>chen Bereichen so gewachsene Systeme, was – und wenn m<strong>an</strong> sich<br />

9


das jetzt mal durchforstet, d<strong>an</strong>n wundert m<strong>an</strong> sich, wo der Zuführungsbetrag Wissenschaftlerstellen<br />

bezahlt, das sich nicht im Output zeigt und das wollen wir jetzt ändern.“ (A81, 41)<br />

Obwohl die Interviewten berichten, dass – dort, wo R<strong>an</strong>glisten veröffentlicht werden – die LOM-<br />

Betroffenen diese Listen begrüßen und gegen Pläne ihrer Abschaffung protestieren (A31, 507-<br />

528), wird gerade bei Veränderungen am LOM-System teilweise von Widerständen bei den<br />

Verlierern berichtet: „Also mir fällt es schwer, das so zu sagen, aber es ist wirklich so, dass es<br />

[das Bemängeln des Systems, Anm. d. A.] meistens generiert wird durch e<strong>in</strong> schlechteres<br />

Abschneiden aus dem Vorjahr.“ (A83, 38) Dabei ist zu bedenken, dass sich die Befragten<br />

Forschungsdek<strong>an</strong>e stets als Gew<strong>in</strong>ner der LOM darstellen und betonen, sie würden sich über<br />

mehr LOM freuen: „Für me<strong>in</strong>e Abteilung wäre das wunderbar. D<strong>an</strong>n können wir [den Anteil der<br />

LOM am L<strong>an</strong>deszuführungsbetrag, Anm. d. A.] auf 50 % oder noch mehr erhöhen! [lacht]“ (A31,<br />

19) Sie berichten aber auch – teilweise durchaus verständnisvoll – dass gerade die stärker<br />

patientenorientierten Felder mehr LOM eventuell. nicht „aushalten“ würden: „E<strong>in</strong>igen Kollegen,<br />

aus der Chirurgie beispielsweise, sobald wir denen noch mehr …. , da die Schraube noch härter<br />

<strong>an</strong>drehen würden, d<strong>an</strong>n wäre das schon hart.“ (A31, 21)<br />

Hier besteht offensichtlich e<strong>in</strong> wichtiger Zusammenh<strong>an</strong>g zur Akzept<strong>an</strong>z von LOM: m<strong>an</strong> stellt dar,<br />

dass, wenn m<strong>an</strong> LOM noch <strong>in</strong>tensiver betreiben würde, e<strong>in</strong>ige Institute nicht mehr f<strong>in</strong><strong>an</strong>ziert<br />

werden könnten. In e<strong>in</strong>em Fall sieht m<strong>an</strong> das als re<strong>in</strong>igendes Gewitter, <strong>in</strong> den meisten Fällen will<br />

m<strong>an</strong> dies aber vermeiden. LOM solle belohnen, nicht die Fakultät verstümmeln 6 : „d<strong>an</strong>n ist m<strong>an</strong><br />

vor der nächsten Frage, ist die Abteilung, die wir aus Forschungsgründen zu machen, vielleicht<br />

kl<strong>in</strong>isch nicht [doch] so wichtig, dass wir sie auf jeden Fall brauchen?“ (A31, 543)<br />

Was die verteilten Summen <strong>an</strong>geht, wird der status quo meist als akzeptabel betrachtet – nur <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Fall wird berichtet, dass sich alle mehr LOM wünschen: „Die e<strong>in</strong>zige Kritik, die ich höre<br />

ist, dass wir zu wenig LOM ausschütten, ja dass wir, dass der Anteil der leistungsorientiert<br />

vergebenen Mittel <strong>an</strong> der Gesamthöhe des L<strong>an</strong>deszuführungsbetrages zu niedrig sei, ja.“ (A10,<br />

151) Dabei ist aber zu bedenken, dass dies die Darstellung des Forschungsdek<strong>an</strong>s ist, der e<strong>in</strong><br />

großer Gew<strong>in</strong>ner der LOM ist.<br />

Im Zusammenh<strong>an</strong>g der Gew<strong>in</strong>ner und Verlierer wird auch diskutiert, ob LOM systematisch<br />

bestimmte Fächergruppen benachteiligt (Chirurgen werden hier häufig als Beispiel gen<strong>an</strong>nt):<br />

I: „Können Sie sagen, aus welchen Reihen Kritik kam, k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> das so fachlich festmachen<br />

oder…?“<br />

G: „Das k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> ziemlich e<strong>in</strong>fach festmachen, <strong>in</strong>dem denen es halt bis dah<strong>in</strong> egal war, wo sie<br />

10


publizierten oder die gar nicht publiziert haben, das waren e<strong>in</strong>fach, es war völlig klar, das waren die<br />

Forschungs<strong>in</strong>aktiven, die praktisch sich hier natürlich <strong>an</strong> der Universitätskl<strong>in</strong>ik um ne<br />

Kr<strong>an</strong>kenversorgung gekümmert haben, aber nicht um die Forschung, z.B. die Orthopädie, die<br />

Chirurgie, so auch diese operations<strong>in</strong>tensiven Fächer, <strong>in</strong> denen Forschung eben nicht im Vordergrund<br />

st<strong>an</strong>d.“ (A21, 4/5)<br />

Diese Diskussion steht <strong>in</strong> engem Zusammenh<strong>an</strong>g mit der Frage, <strong>in</strong>wieweit JIFs <strong>in</strong><br />

unterschiedlichen Fächergruppen unterschiedlich gewichtet werden sollen, wie es das AWMF-<br />

Modell (Frömter et al 1999) vorsieht (s.u.). Sche<strong>in</strong>bar ergab die Diskussion <strong>in</strong> den <strong>Fakultäten</strong>,<br />

wie m<strong>an</strong> mit Verlierern umgehen solle, zwei Alternativen: entweder den Anteil der LOM am<br />

Gesamtbudget ger<strong>in</strong>g halten, sodass sie niem<strong>an</strong>d große Kürzungen erfährt, oder nach Fächern<br />

gewichten. In der Regel sche<strong>in</strong>en sich die <strong>Fakultäten</strong> für ersteres entschieden zu haben 7 dies<br />

könnte e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis auf w<strong>in</strong>dow dress<strong>in</strong>g <strong>in</strong> LOM-Systemen se<strong>in</strong>.<br />

3. Publikationen, JIF und Autorschaften<br />

LOM wird selbstverständlich als motivierend beschrieben – gelegentlich widersprüchlich zu der<br />

Aussage, die LOM ändere gar nicht so viel und auch wenn später e<strong>in</strong>geräumt wird, dass die<br />

e<strong>in</strong>zelnen Forscher/<strong>in</strong>nen die LOM vielleicht gar nicht wahrnehmen.<br />

Bedeutsam sche<strong>in</strong>t uns, dass die Befragten nicht thematisieren, ob die proklamierte Zunahme<br />

<strong>an</strong> Publikationen zu e<strong>in</strong>er Ma<strong>in</strong>streambildung bei der veröffentlichten Forschung beitragen.<br />

Wenn die Interviewten auf die Qualität der Arbeiten zu sprechen kommen, heben sie die<br />

positiven Effekte der LOM hervor: m<strong>an</strong> <strong>in</strong>vestiere lieber noch etwas mehr Zeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Arbeit um<br />

d<strong>an</strong>n hochr<strong>an</strong>giger publizieren zu können, als viele m<strong>in</strong>derwertige Publikationen zu produzieren:<br />

„… mit den Publikationen, dass m<strong>an</strong> von vornhere<strong>in</strong> versucht, <strong>in</strong> Zeitschriften zu publizieren, die<br />

höhere Impact-Faktoren haben, weil es eben was dafür gibt natürlich und das bedeutet, dass m<strong>an</strong> die,<br />

um eben bessere Impact-Faktoren zu bekommen, muss m<strong>an</strong> auch Arbeiten liefern, die eigentlich auch<br />

mehr Inhalt haben, d.h. es werden weniger Zwischenergebnisse publiziert, sondern m<strong>an</strong> versucht, die<br />

Sachen wirklich zu Ende zu br<strong>in</strong>gen, soweit es geht oder soweit es vertretbar ist und um d<strong>an</strong>n<br />

sozusagen e<strong>in</strong>e bessere Publikation zu haben“ (A82, 27)<br />

Gleichzeitig wird aber von e<strong>in</strong>er Zunahme der Publikationen berichtet, ohne dass m<strong>an</strong> sich des<br />

potentiellen Widerspruchs bewusst zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>t – h<strong>an</strong>delt es sich bei den neuen<br />

6 An e<strong>in</strong>er Fakultät wird berichtet, dass m<strong>an</strong> nach Sonderwegen für Verlierer sucht, damit diese aus der<br />

Abwärtsspirale ausbrechen können. An dieser Fakultät hat m<strong>an</strong> bereits Sonderregelungen für spezielle Fächer –<br />

Mediz<strong>in</strong>soziologie, Geschichte der Mediz<strong>in</strong> etc. – etabliert.<br />

7 Auch <strong>Fakultäten</strong>, die sich ursprünglich am AWMF-Modell orientierten, haben zum Teil e<strong>in</strong>en Wechsel zum DFG-<br />

Modell (DFG 2004) vollzogen, welches ke<strong>in</strong>e Gewichtung nach Fächern vorsieht. Dabei ist allerd<strong>in</strong>gs zu<br />

berücksichtigen, dass die Empfehlungen der DFG die Verwendung von JIFs als nur vorläufige Lösung nennen.<br />

11


Publikationen um Mehrfachverwertungen oder lässt sich die Aussage steigender Qualität der<br />

Publikationen nicht bestätigen?<br />

Gelegentlich wird diskutiert, ob Fortbildungsarbeiten (case reports im Deutschen Ärzteblatt o.ä.)<br />

durch die LOM zurück g<strong>in</strong>gen (A22, A24, A82) – allerd<strong>in</strong>gs, so e<strong>in</strong> Dek<strong>an</strong>, seien dies ja auch<br />

ke<strong>in</strong>e Forschungsarbeiten, sollten daher auch nicht wie Forschungsarbeiten belohnt werden. Er<br />

führt zudem <strong>an</strong>, dass Publikationen im Ärzteblatt zwar <strong>in</strong> der LOM wenig wert, aber durch die<br />

große Leser<strong>an</strong>zahl sichtbar seien:<br />

„als Kl<strong>in</strong>iker gibt es, wenn m<strong>an</strong> so will, zwei Arten von Arbeiten, die m<strong>an</strong> schreiben k<strong>an</strong>n. Das s<strong>in</strong>d<br />

wissenschaftliche Arbeiten und das s<strong>in</strong>d Fortbildungsarbeiten. Ich f<strong>in</strong>de durchaus richtig – und im<br />

Ärzteblatt kommen z.B. Fortbildungsarbeiten – ich f<strong>in</strong>de schon richtig, dass es honoriert wird, weil es<br />

wirklich auch e<strong>in</strong>e Bedeutung hat, aber dass es sagen wir ger<strong>in</strong>ger honoriert wird, f<strong>in</strong>de ich, spricht von<br />

selbst, so, <strong>in</strong>sofern und so ist es bei vielen, eigentlich auch mit diesen, wie allen kl<strong>in</strong>ischen<br />

Zeitschriften, die sagen wir e<strong>in</strong>en sehr niedrigen Impact-Faktor-Punkt, die haben mehr e<strong>in</strong>en<br />

Fortbildungscharakter. Wenn jem<strong>an</strong>d da publizieren möchte, ist es f<strong>in</strong>de ich möglich, ist auch-, ist jetzt<br />

auch abgesehen davon nicht unbed<strong>in</strong>gt karriereschädigend, denn damit macht sich der Kollege oder<br />

die Kolleg<strong>in</strong> bek<strong>an</strong>nt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Fach“ (A82, 48)<br />

E<strong>in</strong>ige Befragte betonen – von sich aus – dass es ihrer Me<strong>in</strong>ung nach richtig sei, Publikationen<br />

<strong>in</strong> der LOM stärker zu belohnen als Drittmittel, da die Publikationen den Output <strong>an</strong>gäben,<br />

während Drittmittel Gelder für e<strong>in</strong> versprochenes Projekt gäben, das d<strong>an</strong>n erst e<strong>in</strong>gelöst werden<br />

müsse. (A25, 7) Allerd<strong>in</strong>gs wird dieses Argument nur <strong>an</strong> <strong>Fakultäten</strong> gen<strong>an</strong>nt, die Publikationen<br />

tatsächlich höher bewerten. Das Argument, dass m<strong>an</strong> nicht beide Indikatoren verwenden solle,<br />

weil e<strong>in</strong>er ausreiche, wird selten gen<strong>an</strong>nt. (A52, 71)<br />

Die Interviewten s<strong>in</strong>d sich der Probleme des JIF als Indikator durchaus bewusst:<br />

„Das Problem, […] das neu immer wieder diskutiert wird ist, dass natürlich ne gewisse Bevorzugung<br />

der Labor- gegenüber der kl<strong>in</strong>ischen Forschung existiert. Das ist e<strong>in</strong>fach <strong>in</strong>härent <strong>in</strong> dem System.<br />

Wenn sie sich beteiligen <strong>an</strong> e<strong>in</strong>er kl<strong>in</strong>ischen Studie oder die auch selber <strong>in</strong>s Leben rufen und das <strong>in</strong> der<br />

Pädiatrie jetzt nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em hochger<strong>an</strong>kten Journalen publizieren können, z.B. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em für die<br />

Pädiatrie g<strong>an</strong>z ordentlichen Journal […], da kriegen sie 3,6 Punkte oder so <strong>in</strong> der Größenordnung<br />

dafür und wenn das jetzt ne kl<strong>in</strong>ische Studie ist, <strong>an</strong> der 10 Autoren beteiligt waren, d<strong>an</strong>n bleibt <strong>in</strong> der<br />

Tat praktisch nichts mehr übrig. Und wenn sie da der Erstautor s<strong>in</strong>d, d<strong>an</strong>n kriegen sie dafür 1,8<br />

Promille und das ist im Grunde genommen natürlich <strong>in</strong> der Relation für die Arbeit, die sie da<br />

re<strong>in</strong>gesteckt haben 3, 4, 5 Jahre im Vergleich zu e<strong>in</strong>er Publikation, die im Labor entst<strong>an</strong>den ist, die<br />

vielleicht auch 2 Jahre Arbeit gemacht hat, aber die d<strong>an</strong>n <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em deutlich <strong>an</strong>ders platzierten Journal<br />

publiziert werden k<strong>an</strong>n, ist das schon ne gewisse Benachteiligung. Also da gibt’s, aber das ist aus dem<br />

System aber nicht, ich weiß auch nicht, wie m<strong>an</strong> das wegkriegen sollte.“ (A22, 23)<br />

„…was immer noch beklagt wird ist halt, das kle<strong>in</strong>ere Fächer, Augenkl<strong>in</strong>ik, die behaupten, oder<br />

12


chirurgische Fächer, das klassische Beispiel, das m<strong>an</strong> eben sagt, wir könne ja gar nie <strong>in</strong> Journals [mit<br />

sehr hohem JIF, Anm. d. A.] publizieren, […] deswegen hatte ich früher mal, noch mit zur Rate<br />

gezogen, die Listen, die die e<strong>in</strong>zelnen Fächer haben – also die Augenkl<strong>in</strong>ik hat ja […] auch Journals<br />

ger<strong>an</strong>kt – und d<strong>an</strong>n halt geguckt, wie häufig haben denn die Augenkl<strong>in</strong>iker [im] Platz 1 Journal<br />

publiziert und so etwas. […] Das ist, glaub ich, g<strong>an</strong>z wichtig für die kle<strong>in</strong>eren Fächer, das m<strong>an</strong> sagt,<br />

Ok, die haben im letzten Jahr von den Top R<strong>an</strong>ks Journals haben die drei <strong>an</strong> Position e<strong>in</strong>s publiziert<br />

und da könnte m<strong>an</strong> durchaus noch e<strong>in</strong>e Diverfizierung herbei führen. Gerade für solche Fächer, die<br />

sich e<strong>in</strong> bisschen noch schwer tun.“ (A31, 545)<br />

Implizit oder explizit sprechen die meisten Interviewten zudem <strong>an</strong>, dass die Verwendung des JIF<br />

als Indikator v.a. bei den kl<strong>in</strong>ischen Fächern – <strong>in</strong>sbesondere den chirurgischen Fächern –<br />

weniger gut aufgenommen wurde:<br />

„Es gibt vielleicht immer noch sozusagen sagen wir mal kl<strong>in</strong>ische Abteilungen, so <strong>in</strong>sbesondere<br />

chirurgische Abteilungen, die möglicherweise auch wirklich Schwierigkeiten haben, ihre-, da über die<br />

Kr<strong>an</strong>kenversorgung h<strong>in</strong>aus noch irgendwas wissenschaftlich zu tun, dass die sich vielleicht nicht<br />

adäquat dort abgebildet fühlen.“ (A41, 42)<br />

Außerdem werden Fächer, wie die Geschichte der Mediz<strong>in</strong>, <strong>in</strong> denen <strong>an</strong>dere<br />

Publikationskulturen vorherrschen, als schwierige Sonderfälle <strong>an</strong>geführt:<br />

„Geschichte der Mediz<strong>in</strong> oder die psychosomatischen Wissenschaften, da gibt’s ja auch e<strong>in</strong>en<br />

psychiatrischen Bereich und da gibt’s welche, die mehr so psycho<strong>an</strong>alytisch orientiert s<strong>in</strong>d, die<br />

publizieren völlig <strong>an</strong>ders […], die Journals s<strong>in</strong>d <strong>an</strong>dere und die Art wie die publizieren völlig <strong>an</strong>ders.<br />

Das ist sicher schwierig und bei uns s<strong>in</strong>d’s d<strong>an</strong>n noch die Bereiche Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong>, die überhaupt<br />

nur auf dem deutschen Sprachraum oder im Wesentlichen im deutschen Sprachraum <strong>in</strong>teress<strong>an</strong>t s<strong>in</strong>d,<br />

gerade wenn sich’s um versicherungsrelev<strong>an</strong>te D<strong>in</strong>ge h<strong>an</strong>delt, das versteht ja sowieso im Ausl<strong>an</strong>d<br />

überhaupt ke<strong>in</strong> Mensch, <strong>in</strong>teressiert auch ke<strong>in</strong>en oder die Rechtsmediz<strong>in</strong>er, die auf unser<br />

Rechtssystem <strong>an</strong>gewiesen s<strong>in</strong>d. Also da gibt’s ja so e<strong>in</strong> paar Bereiche, die ne g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>dere<br />

Publikationskultur haben und wo sie d<strong>an</strong>n, die natürlich d<strong>an</strong>n auch falsch bewertet werden, wenn sie<br />

die über den gleichen Kamm bürsten.“ (A22, 100)<br />

E<strong>in</strong>ige <strong>Fakultäten</strong> haben hier Sonderregelungen getroffen:<br />

„Geschichte der Mediz<strong>in</strong> und mehr geisteswissenschaftlich orientierte Fächer, aber auch mehr<br />

mathematisch orientierte Gebiete, die beide e<strong>in</strong>e <strong>an</strong>dere Publikationskultur haben, bei denen Impactgewichtete<br />

Journale eher im H<strong>in</strong>tergrund stehen und Kongressbände oder Monografien im<br />

Vordergrund stehen, die [erfassen] wir nicht.“ (A10, 124)<br />

Dennoch wird der JIF als Indikator grundsätzlich als aussagekräftig <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt, und m<strong>an</strong> glaubt,<br />

auch Kl<strong>in</strong>iker und kle<strong>in</strong>ere Fächer könnten hochr<strong>an</strong>gig publizieren, wenn sie sich bemühten:<br />

„<strong>in</strong>zwischen gibt es auch <strong>in</strong> kl<strong>in</strong>ischen Zeitschriften, die g<strong>an</strong>z hohe Impact-Faktoren haben, z.B. <strong>in</strong> der<br />

Onkologie oder <strong>in</strong> Kreislauf ‚Circulation’ usw., die s<strong>in</strong>d genauso hoch, wenn nicht m<strong>an</strong>chmal höher als<br />

13


im Bereich der Grundlagenwissenschaften. Also für mich ist das ke<strong>in</strong> Argument. E<strong>in</strong>e gute kl<strong>in</strong>ische<br />

Arbeit gibt m<strong>an</strong> auch gut unter.“ (A82, 38)<br />

„Ich k<strong>an</strong>n mir durchaus vorstellen, dass hier fachspezifisch Ungerechtigkeiten auftreten. Andererseits<br />

ist es auch e<strong>in</strong>em Chirurgen möglich, jetzt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em hoch-Impact-Faktorchirurgischen Journal<br />

fachspezifisch zu publizieren und es ist ihm möglich, vielleicht schwieriger als e<strong>in</strong>em Internisten, jetzt<br />

auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em übergeordneten Journal, das e<strong>in</strong>e breitere fachübergeordnete Verteilerkreise und<br />

Akzept<strong>an</strong>z natürlich auch vom Impact-Faktor größer ist – zu publizieren. Das ist für e<strong>in</strong>en Chirurgen<br />

sicher genauso schwierig wie für jem<strong>an</strong>den, der aus der Inneren Mediz<strong>in</strong> kommt, es s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e<br />

Selbstläufer, solche Sachen zu erreichen.“ (A25, 16)<br />

Zudem wird gelegentlich beschrieben, dass Abteilungen, die <strong>in</strong> der Kr<strong>an</strong>kenversorgung viel<br />

leisten, auch meist gut <strong>in</strong> der LOM abschneiden:<br />

„…die Abteilung, zum<strong>in</strong>dest die kl<strong>in</strong>ische Abteilung, die stark s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Kr<strong>an</strong>kenversorgung, das s<strong>in</strong>d<br />

auch die, die stark s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Wissenschaft. Also so da, es gibt kaum Abteilungen, die sozusagen<br />

exponentiell ne hohe Leistung <strong>in</strong> der Wissenschaft haben und <strong>in</strong> der Kr<strong>an</strong>kenversorgung absolut<br />

darniederliegen, die Korrelation ist relativ eng zwischen Leistung <strong>in</strong> Kr<strong>an</strong>kenversorgung und Leistung<br />

<strong>in</strong> Forschung und Lehre“ (A41, 10)<br />

Der JIF wird schließlich als e<strong>in</strong>e Art kle<strong>in</strong>stes Übel rationalisiert. M<strong>an</strong> ist sich meist se<strong>in</strong>er<br />

Nachteile bewusst, glaubt aber, dass die Bewertung von Zitationen zu aufwändig sei. (A25, 50)<br />

Außerdem könne der JIF sofort verwendet werden, während Zitationen nur e<strong>in</strong>ige Jahre<br />

retrospektiv möglich seien. (A82, 50) Vorr<strong>an</strong>gig wird erklärt, dass m<strong>an</strong> zu Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>mal<br />

ausgerechnet habe, <strong>in</strong>wieweit sich die LOM-Summen unterscheiden würden, wenn m<strong>an</strong><br />

Zitationen statt JIFs verwendet. Es wird d<strong>an</strong>n berichtet, dass die Unterschiede sehr ger<strong>in</strong>g seien:<br />

„Es gab Widerstände am Detail. Im Detail zum Beispiel die Diskussionen, ob nun gewichtete oder<br />

ungewichtete Impact-Faktoren! Das war e<strong>in</strong>e längere Diskussion. Die konnte ich d<strong>an</strong>n dadurch<br />

entschärfen, dass ich, ich habe glaube ich mal 4 Jahre ausgewertet für [unsere Fakultät] … und da<br />

kommt d<strong>an</strong>n auf Verteilungsebene das gleiche ’raus, egal, wie m<strong>an</strong> das rechnet. Das hat d<strong>an</strong>n. Die<br />

Kollegen aus der Mediz<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Regel pragmatische Leute. Das hat d<strong>an</strong>n diese E<strong>in</strong>wände<br />

verstummen lassen [lacht].“ (A31, 163-165)<br />

Teilweise nennen Interviewte auch e<strong>in</strong>en Generationenkonflikt als H<strong>in</strong>tergrund der Kritik am JIF:<br />

die älteren Mitglieder der Fakultät seien zum Teil der Me<strong>in</strong>ung, am besten zu wissen wer gute<br />

Forschung betreibe – die Jüngeren würden den JIF eher akzeptieren: „Ja, doch, da müssen Sie<br />

sich vorstellen, da gab’s ja noch ältere Kollegen, die sozusagen, was ist e<strong>in</strong> Impact-Faktor und<br />

so e<strong>in</strong> Quatsch.“ (A81, 14) Hier wird als positiver Effekt der LOM allerd<strong>in</strong>gs teilweise gen<strong>an</strong>nt,<br />

dass die LOM gerade bei den älteren Professoren den JIF als Indikator durchzusetzen half. Der<br />

JIF ist sozusagen am eigenen Institut spürbar geworden, auch für die Forscher, die sich bisher<br />

14


nicht um die Messung von Forschungsleistungen gekümmert hatten. (A31, 33)<br />

In der Tat wird uns bestätigt, dass es viel zu Kooperationen kommt: LOM rege diese <strong>an</strong>. Dies<br />

wird aber nicht kritisch als strategisches Verhalten gesehen sondern als erwünschter Effekt, als<br />

Zusammenarbeit sonst getrennter Bereiche – auch wenn die Interviews teilweise H<strong>in</strong>weise auf<br />

strategische Kooperationen liefern:<br />

„Sehen Sie da auch d<strong>an</strong>n, wenn wir gerade schon dabei s<strong>in</strong>d, bestimmte neue Kooperationen und<br />

Publikationen, […] wenn m<strong>an</strong> jetzt eher kl<strong>in</strong>ische oder wenn m<strong>an</strong> jetzt <strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>em Bereich ist, wo<br />

m<strong>an</strong> vielleicht weiß, okay, mit dem, was ich mache, komme ich jetzt nicht direkt <strong>in</strong>s New Engl<strong>an</strong>d<br />

Journal [of Medic<strong>in</strong>e, Anm. d. A.], aber ich könnte mich ja mit jem<strong>an</strong>dem zusammentun, der das<br />

macht“ (A70, 61; Hervorhebung h<strong>in</strong>zugefügt)<br />

Die Befragten äußern sich h<strong>in</strong>gegen zurückhaltend zu Autorschaften. E<strong>in</strong>ige <strong>Fakultäten</strong><br />

gewichten Autorschaften, gelegentlich wurden gleichzeitig mit der LOM codes of conduct<br />

durchgesetzt, die die Anzahl der Autorschaften beschränken. Allerd<strong>in</strong>gs zeigt sich <strong>in</strong> mehreren<br />

Fällen, dass sich die Fakultät – die Autorschaftsregeln wünscht – hier häufig noch nicht gegen<br />

die etablierten Seniormitglieder durchsetzen konnte, die diese ablehnen. (A41, 73) Zudem<br />

sche<strong>in</strong>t es <strong>in</strong> der Mediz<strong>in</strong> üblich, alle Forschenden als Autoren zu nennen, die Daten für<br />

kl<strong>in</strong>ische Studien bereitgestellt haben. Die Nennung als Autor/<strong>in</strong> ist e<strong>in</strong>e Form der Entlohnung.<br />

Kooperationen und Autorschaften haben zwei Dimensionen: (1) wird mit <strong>an</strong>deren Abteilungen<br />

(strategisch) kooperiert, wenn m<strong>an</strong> selbst nicht <strong>in</strong> hoch ger<strong>an</strong>kten Journals publizieren k<strong>an</strong>n und<br />

<strong>an</strong>dere Institute dazu <strong>in</strong> der Lage s<strong>in</strong>d. Hier wäre die Frage: <strong>in</strong>wieweit profitieren diese davon? 8<br />

(2) Institutsleiter schaffen gezielt Forschungsstellen, sogar Forschungsprofessuren, um ihre<br />

LOM-Leistung (nicht nur die!) zu verbessern.<br />

4. Beteiligte, Zielvere<strong>in</strong>barungen und Rekrutierung<br />

Fast alle Interviewten berichten, ihre Fakultät sei wohl „e<strong>in</strong>e der ersten“ gewesen, die die LOM<br />

e<strong>in</strong>geführt hätten. Gelegentlich werden damit – vermutlich strategisch – die Widerstände<br />

begründet. Diese Aussage könnte allerd<strong>in</strong>gs auch auf e<strong>in</strong>en eher schlechten Austausch unter<br />

den <strong>Fakultäten</strong> verweisen.<br />

Die LOM wurde – soweit erkennbar – überall top-down e<strong>in</strong>geführt. Fakultätsleitungen haben<br />

teilweise von selbst (so wird es zum<strong>in</strong>dest dargestellt) oder – häufiger – auf äußeren Impuls h<strong>in</strong><br />

LOM e<strong>in</strong>geführt. In den neuen Bundesländern f<strong>an</strong>d dies auf Betreiben des BMBF statt, das<br />

8 In m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>em Fall s<strong>in</strong>d die Autorschaften so geregelt, dass m<strong>an</strong> durch e<strong>in</strong>e Kooperation mit e<strong>in</strong>em <strong>an</strong>deren<br />

Institut zum<strong>in</strong>dest nicht verliert.<br />

15


Ender der 1990er Jahre die Neue-Länder-Förderung dar<strong>an</strong> knüpfte, dass e<strong>in</strong>e Form der<br />

leistungsorientierten <strong>Mittelvergabe</strong> e<strong>in</strong>geführt werde. In den alten Bundesländern war die<br />

Empfehlung des WR meist ausschlaggebend. Alle direkt Beteiligten berichten von massiven<br />

Konflikten während der E<strong>in</strong>führungsphase, gehen aber ungern <strong>in</strong>s Detail:<br />

„also ich kriegte sehr viele – natürlich damals auch Leute, die es besser wussten und wie m<strong>an</strong>’s besser<br />

macht – Me<strong>in</strong>ungen und es wurde ja gefragt, ob ich noch ohne Leibwächter abends über die Straße<br />

gehen k<strong>an</strong>n, aber das hat sich d<strong>an</strong>n-, das haben wir d<strong>an</strong>n so l<strong>an</strong>gsam aber sicher immer mehr<br />

verbreitet, bis wir es letztlich im Fachbereichsrat beschlossen haben und e<strong>in</strong>geführt haben und ich<br />

habe das d<strong>an</strong>n vorgestellt und natürlich gab’s Bedenken da, jetzt f<strong>an</strong>gen wir mal <strong>an</strong>, wir können’s ja<br />

ändern, das ist ja nichts für die Ewigkeit und so.“ (A81, 2)<br />

Daher hat m<strong>an</strong> neben dem Fachbereichsrat, der ja bei der E<strong>in</strong>führung der LOM überall<br />

e<strong>in</strong>bezogen werden musste, gelegentlich auch demokratisch gewählte Kommissionen oder<br />

externe Akteure e<strong>in</strong>bezogen, die e<strong>in</strong>en Interessenausgleich f<strong>in</strong>den und vermitteln sollten. Die<br />

Interviewten beschreiben dadurch e<strong>in</strong>e Zunahme von Akzept<strong>an</strong>z, gerade wenn <strong>in</strong>itial größere<br />

Konflikte best<strong>an</strong>den:<br />

„seit also 2002 die Forschungskommission die Zuständigkeit für die Überarbeitung der Kriterien, für die<br />

Durchführung der Evaluation und da die Forschungskommission ne gewählte Kommission des<br />

Fachbereichsrates ist, ist es auch ne Vorgehensweise, die die Legitimität, aber auch die Akzept<strong>an</strong>z <strong>in</strong><br />

der Fakultät groß befördert hat, so dass wir noch unterschiedlicher Me<strong>in</strong>ung s<strong>in</strong>d, aber im Großen und<br />

G<strong>an</strong>zen die Art der Vorgehensweise mittragen.“ (A25, 7)<br />

Die so entst<strong>an</strong>denen LOM-Systeme unterscheiden sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Punkten signifik<strong>an</strong>t von der<br />

Mehrzahl der Systeme. Hier wurde wohl versucht, e<strong>in</strong>em weniger üblichen oder tr<strong>an</strong>sparenten<br />

LOM-System zu mehr Akzept<strong>an</strong>z unter den Forscher/<strong>in</strong>nen zu verhelfen, <strong>in</strong>dem das Verfahren<br />

zur Berechung der LOM als besonders wissenschaftlich und damit akkurat begründet wird.<br />

Zusätzlich wird gelegentlich berichtet, dass die Durchsetzung der LOM stark vom Engagement<br />

bestimmter ton<strong>an</strong>gebender Professoren abgeh<strong>an</strong>gen habe. Ohne diese dom<strong>in</strong><strong>an</strong>ten Charaktere<br />

– wird argumentiert – hätte m<strong>an</strong> die LOM nicht durchsetzen können:<br />

„da können Sie soviel steuern oder nicht, da brauchen Sie erstmal Leute, die a) das Engagement<br />

besitzen und d<strong>an</strong>n b) aber das wissenschaftliche St<strong>an</strong>d<strong>in</strong>g haben und das Renommee, um so was zu<br />

puschen. Wenn Sie die nicht haben, d<strong>an</strong>n können Sie soviel fördern, wie Sie Spaß haben.“ (A31, 277)<br />

E<strong>in</strong> direkter Bezug von Rekrutierungen auf LOM wird selten gen<strong>an</strong>nt, aber natürlich achte m<strong>an</strong><br />

auf Publikationen. 9 Viele Befragte geben <strong>an</strong>, dass sich e<strong>in</strong>ige Institute Grundlagenforscher<br />

9 Erstaunlich häufig wird die Bedeutung der „Persönlichkeit“ als ausschlaggebender Faktor bei Berufungen gen<strong>an</strong>nt,<br />

ohneh<strong>in</strong> erlauben Berufungsverh<strong>an</strong>dlungen e<strong>in</strong>en recht großen Spielraum für <strong>in</strong>dividuelle Sonderregelungen.<br />

Möglicherweise ist dies auch auf das <strong>in</strong> der Literatur bek<strong>an</strong>nte strategische Argument zurückzuführen, mittels dessen<br />

16


<strong>an</strong>gestellt hätten, um höherr<strong>an</strong>gig publizieren zu können 10 ; <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fall wird dafür die LOM als<br />

ausschlaggebend beschrieben:<br />

„Da ist sicherlich, weil Sie auch mit Strukturen gefragt haben, ne LOM schon hilfreich, wenn<br />

Abteilungen, zum Beispiel kl<strong>in</strong>ische Abteilungen, die dauerhaft im Defizit s<strong>in</strong>d, erkennen, am Beispiel<br />

jetzt wieder von Kollegen, wo m<strong>an</strong> sieht, wo es besser läuft, wir haben im Idealfall sogar ne echte<br />

Doppelspitze, wo das <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kl<strong>in</strong>ik extrem gut läuft, das ist mit Abst<strong>an</strong>d unsere leistungsstärkste<br />

Abteilung, jetzt was auch die LOM <strong>an</strong>geht, und die sehen das, und d<strong>an</strong>n hat das natürlich schon ne<br />

gewissen Sog-Wirkung, dass die das auch imitieren wollen, und wenn es jetzt vielleicht e<strong>in</strong>fach nicht<br />

aus <strong>in</strong>tr<strong>in</strong>sischem Interesse <strong>an</strong> der Forschung ist, aber das sie sehen, ich brauche halt <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er<br />

Abteilung auch e<strong>in</strong>en Forscher, es geht nicht ohne.“ (A31, 645)<br />

Grundsätzlich s<strong>in</strong>d diese Formen der „Doppelspitze“ aber nicht notwendigerweise alle<strong>in</strong>iges<br />

Ergebnis der LOM: Grundlagenforscher, die höhere JIFs erzielen, s<strong>in</strong>d nicht nur für die LOM<br />

bedeutsam, sondern allgeme<strong>in</strong> für die Reputation und Wahrnehmung der Forschungsleistung.<br />

Es ist also gut möglich, dass Grundlagenforscher zunehmend <strong>in</strong> kl<strong>in</strong>ischen Fächern arbeiten,<br />

ohne dass dabei unmittelbar <strong>an</strong> die LOM gedacht wurde.<br />

Bei der Berufung von neuen Professoren wird die LOM unterschiedlich berechnet. An m<strong>an</strong>chen<br />

<strong>Fakultäten</strong> wird die LOM <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d der Leistung der letzten Jahre berechnet, auch wenn sie nicht<br />

<strong>an</strong> der berufenden Fakultät erbracht wurde. An der Mehrzahl der <strong>Fakultäten</strong> wird allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong><br />

den Berufungsverh<strong>an</strong>dlungen e<strong>in</strong>e gewisse Summe für den Überg<strong>an</strong>g ausgeh<strong>an</strong>delt und die<br />

Berechnung der LOM für die Leistungen der oder des Berufenen beg<strong>in</strong>nt erst nach e<strong>in</strong> oder drei<br />

Jahren. Wichtig ist hier, dass oft erst bei Neuberufenen die LOM voll zum Tragen kommt, weil<br />

die Etablierten sich oft Best<strong>an</strong>dssicherungen bzw. Überg<strong>an</strong>gsregelungen erkämpft hatten (s.o.).<br />

Die Mehrzahl der Befragten erklärt, dass LOM sich nicht als strategisches Instrument eigne. An<br />

allen <strong>Fakultäten</strong> s<strong>in</strong>d <strong>an</strong>dere, zusätzliche ex <strong>an</strong>te Förder<strong>in</strong>strumente etabliert, die v.a. der<br />

Nachwuchsförderung und der strategischen Erschließung neuer Förderbereiche dienen soll. Es<br />

h<strong>an</strong>delt sich dabei um Antragsverfahren, für die oft die gleichen Referenten zuständig s<strong>in</strong>d, die<br />

auch die LOM betreuen.<br />

An zwei <strong>Fakultäten</strong> wurde uns h<strong>in</strong>gegen berichtet, dass die LOM g<strong>an</strong>z bewusst als strategisches<br />

Instrument zur Fakultätsentwicklung gesehen wird, gleichwohl wird sie – zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fall<br />

– <strong>in</strong>tern nicht als solches kommuniziert:<br />

„das rigorose LOM-Modell, ich sage das jetzt persönlich, das ist so vielleicht nicht ausgesprochen<br />

worden, war natürlich geeignet, die Hoch-Impact-Fächer auch <strong>in</strong> den LOM-Beträgen, die bei denen<br />

die Bedeutung von persönlichen Netzwerken bei Berufungsentscheidungen gegenüber nachprüfbaren<br />

Berufungskriterien gerechtfertigt wird.<br />

17


gel<strong>an</strong>det s<strong>in</strong>d, zu belohnen und das war auch der geheime S<strong>in</strong>n der Geschichte, genau das sollte<br />

passieren durch die Kraft des Faktischen, ohne dass m<strong>an</strong> gesagt hat, also wir s<strong>in</strong>d jetzt hier [der<br />

Schwerpunkt X].“ (A23, 18)<br />

Von Seiten der Fakultätsleitung wurde nicht nur <strong>in</strong> Kauf genommen, dass E<strong>in</strong>richtungen mit<br />

besseren Voraussetzungen durch die LOM noch bessere Bed<strong>in</strong>gungen bekommen, sondern es<br />

war gewollt, um zersplitterte Strukturen und Ressourcen zu bündeln – e<strong>in</strong> bewusster<br />

Matthäuseffekt? .<br />

Zudem ist die LOM teilweise Teil der Zielvere<strong>in</strong>barungen zwischen Institutsleitern und Fakultät.<br />

5. Zusammenh<strong>an</strong>g mit der Lehre<br />

Obwohl unsere Interviews deutlich den Schwerpunkt auf die Forschung legen, haben wir e<strong>in</strong>ige<br />

Aussagen zur Lehre und zur Lehr-LOM sammeln können. In der Regel ist die Lehre über die<br />

Grundversorgung abgesichert und ist daher nicht unmittelbar von der LOM betroffen. Da es aber<br />

laut L<strong>an</strong>dkarte Hochschulmediz<strong>in</strong> (ISI 2007) fünf <strong>Fakultäten</strong> gab, <strong>in</strong> denen größere Anteile der<br />

LOM auch für die Lehre vergeben werden, s<strong>in</strong>d m<strong>in</strong>destens <strong>an</strong> diesen St<strong>an</strong>dorten potentielle<br />

Interdependenzen zu berücksichtigen. Durch Analysen von Bundesländermodellen ist uns<br />

bek<strong>an</strong>nt, dass z. B. <strong>in</strong> Baden-Württemberg und NRW m<strong>in</strong>destens seit 2009 l<strong>an</strong>desweit<br />

nennenswerte Anteile der LOM für die Lehre vergeben wurden. Darüber h<strong>in</strong>aus können auch<br />

unabhängig von der LOM Interdependenzen auftreten: An e<strong>in</strong>em St<strong>an</strong>dort – <strong>an</strong> dem es ke<strong>in</strong>e<br />

Lehr-LOM gibt – wird <strong>in</strong> den Interviews berichtet, dass die Fächer, die viel lehren (Anatomie,<br />

Physiologie), <strong>in</strong> der LOM schlechter abschneiden. (A61, 36).<br />

Meist ist diese LOM re<strong>in</strong> qu<strong>an</strong>titativ. In e<strong>in</strong>em Fall werden allerd<strong>in</strong>gs studentische Bewertungen<br />

e<strong>in</strong>bezogen, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>an</strong>deren Fall wird die komplette Lehr-LOM über die studentische<br />

Evaluation verteilt. Sonst werden studentische Evaluationen zwar durchgeführt, haben aber<br />

ke<strong>in</strong>en Effekt auf die LOM. An m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>er Fakultät werden Boni für gute studentische<br />

Bewertungen gezahlt. (A31, 722) M<strong>an</strong> ist <strong>in</strong> der Regel skeptisch gegenüber qualitativer Lehr-<br />

LOM, da m<strong>an</strong> <strong>an</strong>zweifelt, dass dafür gute Indikatoren existieren. (A31, 698; A41, 42-46)<br />

In zwei Fällen wurde uns berichtet, dass mit der Lehr-LOM Verluste <strong>in</strong> der Forschungs-LOM<br />

ausgeglichen werden bzw. bei Instituten, die viel lehren und <strong>in</strong> der Forschungs-LOM schlecht<br />

abschneiden, über die Lehr-LOM Akzept<strong>an</strong>z für die LOM allgeme<strong>in</strong> (und darüber für die<br />

Forschungs-LOM) geschaffen wurde:<br />

10 Diese Aussage muss allerd<strong>in</strong>gs vor dem H<strong>in</strong>tergrund relativiert werden, dass die Befragten als Dek<strong>an</strong>e und<br />

Forschungsdek<strong>an</strong>e vermutlich nicht <strong>an</strong> jeder Berufung und schon gar nicht <strong>an</strong> jeder E<strong>in</strong>stellung beteiligt s<strong>in</strong>d.<br />

18


„m<strong>an</strong> muss natürlich schon gucken, wie k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> <strong>an</strong> e<strong>in</strong>er Fakultät zum Beispiel, die sehr sehr stark<br />

<strong>in</strong> der Lehre engagiert ist, wie die Zahnmediz<strong>in</strong>, wie k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> da auch Akzept<strong>an</strong>z für die LOM<br />

herstellen.[…] Und es ist halt auch, wie gesagt, alle haben ne LOM- Lehre, also haben wir jetzt auch<br />

e<strong>in</strong>e LOM-Lehre.“ (A31, 680)<br />

Gelegentlich wurde uns berichtet, dass die qu<strong>an</strong>titative Lehr-LOM nur def<strong>in</strong>itorisch e<strong>in</strong>e LOM<br />

sei: das BMBF habe vorgegeben, dass 30% der Mittel über die LOM verteilt werden müssen.<br />

Um dies zu erreichen, habe m<strong>an</strong> die F<strong>in</strong><strong>an</strong>zierung der Lehre schlicht als qu<strong>an</strong>titative Lehr-LOM<br />

deklariert. (A61, 5)<br />

Die Lehr-LOM wird unterschiedlich bewertet. E<strong>in</strong>erseits befürchtet m<strong>an</strong> e<strong>in</strong> Ause<strong>in</strong><strong>an</strong>derbrechen<br />

von Forschung und Lehre, wenn die leistungsstarken Forscher/<strong>in</strong>nen sich vorr<strong>an</strong>gig aus der<br />

Forschungs-LOM f<strong>in</strong><strong>an</strong>zieren können, während die forschungsschwächeren ihre F<strong>in</strong><strong>an</strong>zierung<br />

über immer mehr Lehre sichern und <strong>in</strong> Folge dessen immer weniger Zeit für Forschung haben.<br />

(A52, 81) Wenn <strong>an</strong>dererseits die Lehre re<strong>in</strong> aus der Grundf<strong>in</strong><strong>an</strong>zierung bestritten wird, könnte es<br />

zur (noch stärkeren) K<strong>an</strong>nibalisierung der Lehre durch die Forschung kommen, wenn Zeit, die<br />

offiziell als Lehrzeit vorgesehen wird, für Forschung verwendet wird. Dies könnte durch e<strong>in</strong>e<br />

Lehr-LOM e<strong>in</strong>geschränkt werden, da diese mehr Tr<strong>an</strong>sparenz über Lehrleistungen schaffen<br />

könnte. Der Anreiz zu lehren, wenn Mittel für Lehre leistungsorientiert verteilt werden, könnte<br />

verstärkt werden. (A41, 41)<br />

6. Zu Überprüfendes / Hypothesen für weitere Analysen<br />

Die Interviewauswertung hat e<strong>in</strong>ige Fragen für die Dokumenten<strong>an</strong>alyse wie auch für die<br />

Onl<strong>in</strong>ebefragung generiert. Hierbei h<strong>an</strong>delt es sich e<strong>in</strong>erseits um Themen, die von e<strong>in</strong>igen<br />

Befragten <strong>an</strong>gesprochen wurden und deren breiteres Vorkommen überprüft werden sollte, und<br />

<strong>an</strong>dererseits um Hypothesen, die aus der Analyse der Interviews heraus generiert wurden und<br />

die mittels der <strong>an</strong>deren Methodenl<strong>in</strong>ien überprüft werden können. Die Themen und Hypothesen<br />

werden <strong>in</strong> der Form von Fragen erfasst.<br />

6.1 Dokumenten<strong>an</strong>alyse<br />

Besteht e<strong>in</strong> Zusammenh<strong>an</strong>g der Komplexität der Formel mit dem Zeitpunkt der E<strong>in</strong>führung der<br />

LOM? Entwickeln sich die Formeln <strong>in</strong> Richtung Komplexität oder E<strong>in</strong>fachheit?<br />

In e<strong>in</strong>em Fall führt e<strong>in</strong> Forschungsdek<strong>an</strong> als Argument gegen die Gewichtung von Publikationen<br />

nach Fachgebieten <strong>an</strong>, dass die Fächer, die tendenziell <strong>in</strong> weniger hoch ger<strong>an</strong>kten Journals<br />

publizieren, gut Drittmittel e<strong>in</strong>werben – lässt sich das systematisch überprüfen?<br />

Bestätigt sich der E<strong>in</strong>druck, dass die LOM-Systeme überall top-down e<strong>in</strong>geführt wurden?<br />

19


Inwiefern wurden im Zuge der E<strong>in</strong>führung der LOM zusätzliche Mittel verteilt? Wurden die<br />

„Schrauben“ des LOM-Systems im Laufe der Zeit <strong>an</strong>gezogen, d.h. stieg die Umverteilungsrate?<br />

Wie oft gibt es im Zusammenh<strong>an</strong>g mit der/ parallel zur <strong>in</strong>dikatorisierten LOM auch<br />

Zielvere<strong>in</strong>barungen oder <strong>an</strong>dere diskretionäre Elemente zwischen Institutsleitern und Fakultät,<br />

bzw. zwischen Fakultät und Universität?<br />

Wer erhält die LOM-Mittel? Wird von den Institutsleiter/<strong>in</strong>nen erwartet sie eigenver<strong>an</strong>twortlich <strong>an</strong><br />

die leistungsstarken E<strong>in</strong>heiten zu verteilen oder erhalten die E<strong>in</strong>heiten die Mittel direkt? Welches<br />

Verfahren ist hier üblich?<br />

Wie gehen die e<strong>in</strong>zelnen Systeme mit Neuberufenen um? Wie wird deren LOM-Summe<br />

berechnet?<br />

Welchen Effekt haben die neuen DFG-Empfehlungen auf die Weiterentwicklung der LOM-<br />

Systeme; v.a. darauf, <strong>in</strong>wiefern Publikationen nach Fachgebieten gewichtet werden sollten?<br />

6.2 Onl<strong>in</strong>ebefragung<br />

Inwieweit nehmen Forscher/<strong>in</strong>nen wahr, dass LOM die Effekte des JIF (z.B. Marg<strong>in</strong>alisierung<br />

von Journals mit niedrigem JIF, Nachteile für Fächer, deren Org<strong>an</strong>e niedrige JIFs haben) und<br />

des peer review verstärkt?<br />

Publiziert m<strong>an</strong> im Ärzteblatt, um Sichtbarkeit und damit evtl. Reputation als ärztlicher Experte im<br />

Feld zu erl<strong>an</strong>gen?<br />

Welche Rolle spielen Industriemittel tatsächlich? Die Interviewten sprechen selten über<br />

Industriemittel (nur drei Interviewstellen) – aus Angst mit der Pharma<strong>in</strong>dustrie assoziiert zu<br />

werden oder um die Wirkung der LOM auf „wertvollere“ Drittmittel wie DFG-Mittel zu betonen?<br />

Inwieweit können e<strong>in</strong>zelne Forscher/<strong>in</strong>nen mit entscheiden, wie die von ihnen (mit-)errungenen<br />

LOM-Mittel verwendet werden?<br />

Haben Neuberufene den E<strong>in</strong>druck, dass sie gegenüber etablierten Forscher/<strong>in</strong>nen die LOM<br />

stärker zu spüren bekommen?<br />

In e<strong>in</strong>em Fall berichtet e<strong>in</strong> Forschungsreferent, dass LOM als Steuerungs<strong>in</strong>strument <strong>in</strong> der<br />

Patientenversorgung weniger nötig sei, da m<strong>an</strong> über Bettenbelegung und ähnliche<br />

Mech<strong>an</strong>ismen dort „stärkere“ Instrumente zur Steuerung zur Verfügung hätte. Sehen auch<br />

<strong>an</strong>dere Forscher/<strong>in</strong>nen LOM als Steuerungs<strong>in</strong>strument <strong>in</strong> der Patientenversorgung? Wie wird<br />

das begründet?<br />

Beschreiben die Forscher/<strong>in</strong>nen, dass durch LOM befördert Forschung und<br />

Lehre/Patientenversorgung ause<strong>in</strong><strong>an</strong>derbrechen, wenn z.B. forschungsstarke E<strong>in</strong>heiten Lehrlast<br />

20


auf forschungsschwache „abwälzen“?<br />

Es wird berichtet, dass die Lehr-LOM v.a. die Jüngeren <strong>an</strong>spreche – dies könnte drei Gründe<br />

haben: (1) über die Lehr-LOM können leichter Mittel erworben werden, (2) jüngere<br />

Wissenschaftler/<strong>in</strong>nen reagieren allgeme<strong>in</strong> eher auf Leistungs<strong>an</strong>reize oder (3) sie werden eher<br />

zur Lehre gedrängt. Wie sehen das die Forscher/<strong>in</strong>nen? Wird die Lehre gar durch e<strong>in</strong>e Lehr-<br />

LOM aufgewertet?<br />

Inwieweit beurteilen unterschiedliche Generationen und unterschiedliche Karrierestufen die LOM<br />

grundsätzlich unterschiedlich?<br />

7. Hypothesen über LOM als Govern<strong>an</strong>ce<br />

Bei der Untersuchung der fakultäts<strong>in</strong>ternen LOM als Ausdruck e<strong>in</strong>er „(neuen) Govern<strong>an</strong>ce der<br />

Wissenschaft“ unterscheiden wir zwischen Govern<strong>an</strong>ce<strong>in</strong>strumenten und Govern<strong>an</strong>ce der<br />

Instrumente, d.h. zwischen e<strong>in</strong>zelnen Elementen der H<strong>an</strong>dlungskoord<strong>in</strong>ation wie der LOM und<br />

den Prozessen, die diese Elemente etablieren, verh<strong>an</strong>deln und verändern. Zudem beobachten<br />

wir – gerade <strong>in</strong> den qualitativen Interviews sehr plastisch – Diskurse, die durch<br />

Govern<strong>an</strong>ce<strong>in</strong>strumente und Govern<strong>an</strong>ce der Instrumente bee<strong>in</strong>flusst werden.<br />

Außerdem beschäftigt das Projekt sich mit der Frage nach neuer gegenüber traditioneller<br />

Govern<strong>an</strong>ce. Als Formen traditioneller Govern<strong>an</strong>ce gelten dabei Entscheidungsstrukturen/Verfahren<br />

wie z.B. Gremien wissenschaftlicher Selbstverwaltung. Als Beispiele neuer Govern<strong>an</strong>ce<br />

ordnen wir Entwicklungen e<strong>in</strong>, die im Zuge der Etablierung des New Public M<strong>an</strong>agements<br />

(NPM) <strong>an</strong> Universitäten Merkmale e<strong>in</strong>er spezifischen Anreizstruktur, der dezentralen<br />

Bestimmung von Leistungskriterien wie Publikationen und Drittmittel (bzw. deren Gewichtung),<br />

ihrer Outputorientierung und <strong>in</strong>ter- und <strong>in</strong>ner-fakultären Konkurrenz zeigen.<br />

LOM wird von den Interviewten als wirksamer Anreiz präsentiert. Anreizsteuerung durch LOM<br />

klassifiziert GOMED als neue Govern<strong>an</strong>ce, da die Ausgestaltung und Durchführung der LOM <strong>in</strong><br />

den Händen der E<strong>in</strong>richtungen selbst liegt. Die LOM sche<strong>in</strong>t nicht nur als f<strong>in</strong><strong>an</strong>zieller Anreiz zu<br />

fungieren, sondern auch als Anreiz im Rahmen der Steigerung der Reputation – sonst ließe sich<br />

der Wunsch nach R<strong>an</strong>glisten nicht erklären. E<strong>in</strong> messbarer Vergleich mit <strong>an</strong>deren ist für<br />

Forschende sche<strong>in</strong>bar bedeutsam, möglicherweise auch, wenn e<strong>in</strong>e höhere Position <strong>in</strong> der LOM<br />

die Verh<strong>an</strong>dlungsposition <strong>in</strong> Aush<strong>an</strong>dlungsprozessen (s.u.) <strong>in</strong>nerhalb der Fakultät oder mit der<br />

Universitätsleitung stärkt, wie uns ebenfalls berichtet wurde. Sicherlich würde zu kurz greifen,<br />

die LOM als re<strong>in</strong>es Instrument zur Verteilung e<strong>in</strong>es – häufig de facto ger<strong>in</strong>gen – Anteils des<br />

L<strong>an</strong>deszuführungsbetrags zu fassen.<br />

21


Wenn die LOM tatsächlich – wie unsere Interviewpartner/<strong>in</strong>nen suggerieren –<br />

h<strong>an</strong>dlungskoord<strong>in</strong>ierend wirkt, k<strong>an</strong>n davon ausgeg<strong>an</strong>gen werden, dass sie die Effekte von peer<br />

review, der Verwendung des JIF und der Projektförmigkeit der Forschung sowie bestehende<br />

Tendenzen zur Beachtung der Publikationsleistung verstärkt. E<strong>in</strong>e Lehr-LOM könnte e<strong>in</strong>erseits<br />

das Ause<strong>in</strong><strong>an</strong>derbrechen von Forschung und Lehre befördern – <strong>an</strong>dererseits könnte sie dafür<br />

sorgen, dass Abteilungen, die stark <strong>in</strong> der Lehre engagiert s<strong>in</strong>d, mehr Mittel für Forschung<br />

erhalten. Dies könnte die Lehre aufwerten.<br />

Die Aush<strong>an</strong>dlungsprozesse, die zur Etablierung und Veränderung der LOM beitragen, fallen<br />

unter den Bereich Govern<strong>an</strong>ce der Instrumente. Die Govern<strong>an</strong>ce der Instrumente steht im<br />

Sp<strong>an</strong>nungsfeld von „alter“ und neuer Govern<strong>an</strong>ce; e<strong>in</strong>erseits f<strong>in</strong>den die Aush<strong>an</strong>dlungsprozesse<br />

<strong>in</strong>nerhalb etablierter Gremien statt, oft werden etablierte Strukturen nicht aufgebrochen. LOM gilt<br />

teilweise <strong>in</strong> unterschiedlicher Weise für neu rekrutierte und bereits etablierte Forscher/<strong>in</strong>nen und<br />

unterliegt zum Teil Aush<strong>an</strong>dlungen <strong>in</strong> Berufungsverh<strong>an</strong>dlungen.<br />

Andererseits liegen Ausgestaltung und Durchführung der Govern<strong>an</strong>ce – wie bei neuer<br />

Govern<strong>an</strong>ce gemäß NPM vorgesehen – <strong>in</strong> den Händen des M<strong>an</strong>agements der <strong>Fakultäten</strong>, nicht<br />

bei externen – beispielsweise staatlichen – Akteuren und auch nicht bei den e<strong>in</strong>zelnen<br />

Betroffenen – dies bestätigt sich <strong>in</strong> den Interviews mit e<strong>in</strong>er Ausnahme: In diesem Fall wurde die<br />

LOM auf Betreiben der Fakultätsleitung von e<strong>in</strong>em externen Forschungsprojekt <strong>an</strong> e<strong>in</strong>er<br />

<strong>an</strong>deren Universität konzipiert 11 , aber schließlich auch im Fakultätsrat diskutiert und<br />

beschlossen. Zudem trägt die LOM zu neuer Govern<strong>an</strong>ce der Instrumente bei, wenn <strong>in</strong>nerhalb<br />

der Bürokratie neue Kompetenzen für Forschungsreferent/<strong>in</strong>nen oder Geschäftsführer/<strong>in</strong>nen<br />

entstehen, mittels derer die LOM reguliert werden k<strong>an</strong>n.<br />

Insofern bestätigen die Ergebnisse unserer Interviews nur teilweise die These, dass neue<br />

Govern<strong>an</strong>ce bewirke, dass die <strong>in</strong>dividuelle Autonomie der Forschenden zugunsten der<br />

Autonomie der Institution beschnitten wird (vgl. Feller 2009). Zwar irritiert die LOM gewachsene<br />

Strukturen, etwa, wenn sie die Verh<strong>an</strong>dlungsposition von Forscher/<strong>in</strong>nen stärkt, die <strong>in</strong> der LOM<br />

besonders gut abschneiden. Dennoch s<strong>in</strong>d zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>zelne etablierte Akteure <strong>in</strong> den<br />

Gremien der alten Govern<strong>an</strong>ce <strong>in</strong> der Lage, errungene Autonomie für sich zu bewahren, wenn<br />

sie z.B. Sockelbeträge aush<strong>an</strong>deln, sodass die LOM ihre Mittel kaum t<strong>an</strong>giert, oder<br />

Personalmittel nicht gemäß ihrer LOM-Leistung umverteilen müssen. LOM sche<strong>in</strong>t nicht <strong>in</strong> der<br />

Lage, ohne weiteres existierende Strukturen aufzubrechen – bestehende Machtverhältnisse<br />

bleiben bedeutsam.<br />

Deutlichere Wirkungen der LOM zeigen die Aussagen unserer Interviewpartner/<strong>in</strong>nen zur<br />

11 E<strong>in</strong> solches Zurückgreifen auf externe Expertise widerspricht dem NPM allerd<strong>in</strong>gs nicht.<br />

22


Trennungsrechnung und dem Verhältnis von Fakultät und Kl<strong>in</strong>ik. Sie eröffnen e<strong>in</strong>e Perspektive<br />

auf die Aush<strong>an</strong>dlungsprozesse zwischen Fakultät und fakultätsexternen Akteuren – auch im<br />

Rahmen der Lehraufgaben. Die LOM wird hier als Argument im Konflikt um die Mittelverteilung<br />

verwendet und hat damit für Akteure <strong>an</strong> den Schnittstellen von Kl<strong>in</strong>ik und Fakultät Bedeutung<br />

über den Leistungs<strong>an</strong>reiz h<strong>in</strong>aus. Dies k<strong>an</strong>n Wirkungen auf die Akzept<strong>an</strong>z der LOM bei diesen<br />

Betroffenen haben, je nachdem ob sie <strong>in</strong> den Aush<strong>an</strong>dlungsprozessen vom Argument LOM<br />

profitieren oder nicht.<br />

Den H<strong>in</strong>tergrund der LOM als Govern<strong>an</strong>ce<strong>in</strong>strument und der Govern<strong>an</strong>ce der Instrumente<br />

bilden Diskurse um wissenschaftliche Qualität, Gerechtigkeit und Tr<strong>an</strong>sparenz. Im Rahmen der<br />

Govern<strong>an</strong>ce der (LOM-)Instrumente f<strong>in</strong>den wir - mehr oder weniger gebrochen - typische<br />

Diskurse oder Diskurselemente zu Fragen der Leistungs-, Verteilungs- Verfahrensgerechtigkeit<br />

und zur Messbarkeit von Forschungsleistung.<br />

Die Debatte um die Verwendung des JIF als Indikator der LOM ist e<strong>in</strong>gebettet <strong>in</strong> den Diskurs um<br />

„publish or perish“ und um die Qualität wissenschaftlicher Forschung. Innerhalb dieses<br />

Diskurses ist auch die Betonung der Anzahl und Qualität von Publikationen und Kooperationen<br />

als Indikatoren für Leistung deutbar. Da LOM f<strong>in</strong><strong>an</strong>zielle Anreize schafft, k<strong>an</strong>n die E<strong>in</strong>führung<br />

von LOM die Bedeutung von Publikationen im Allgeme<strong>in</strong>en und des JIF im Besonderen über<br />

ihre Effekte auf die Reputation von Wissenschaftler/<strong>in</strong>nen h<strong>in</strong>aus verstärken. Je nach<br />

Abschneiden <strong>in</strong> der LOM verschieben sich die Interessen der LOM-Betroffenen h<strong>in</strong>sichtlich der<br />

von der LOM verwendeten Indikatoren, was wiederum Rückwirkungen auf den Diskurs um<br />

wissenschaftliche Qualität haben k<strong>an</strong>n. Das Verhältnis von Forschung und Lehre im Rahmen<br />

der LOM betrifft <strong>in</strong> diesem Zusammenh<strong>an</strong>g auch <strong>in</strong>direkt die Diskurse um die Aufgaben von<br />

Wissenschaftler/<strong>in</strong>nen und um das humboldtsche Ideal.<br />

Die LOM ist darüber h<strong>in</strong>aus besonders bedeutsam als Argument um Tr<strong>an</strong>sparenz und<br />

Gerechtigkeit bei der Bewertung von Forschungs- und Lehrleistungen. Die Argumente s<strong>in</strong>d eng<br />

verknüpft mit Gerechtigkeitsdiskursen: je nach der Betonung von Verfahrens- oder<br />

Verteilungsgerechtigkeit wird die LOM von den Interviewpartner/<strong>in</strong>nen unterschiedlich bewertet<br />

und unterschiedliche Aspekte werden betont. Deuten die Interviewten die LOM <strong>in</strong>nerhalb des<br />

Diskurses um Verfahrens- oder Ch<strong>an</strong>cengerechtigkeit, betonen sie besonders Unterschiede<br />

zwischen den Fachrichtungen und Instituten und bevorzugen komplexe oder flexible Formeln<br />

zur Berechnung der LOM. Deuten die Interviewten die LOM über den Diskurs der<br />

Verteilungsgerechtigkeit, werden diese Unterschiede relativiert und e<strong>in</strong>fachere Formeln<br />

bevorzugt.<br />

Der Zusammenh<strong>an</strong>g von Anreizen, Aush<strong>an</strong>dlungsprozessen und Diskursen lässt sich<br />

23


hypothetisch als Spirale darstellen: Etablierte Strukturen, d.h. alte Govern<strong>an</strong>ce, und bestehende<br />

Diskurse bee<strong>in</strong>flussen Aush<strong>an</strong>dlungsprozesse, die wiederum neue Govern<strong>an</strong>ce<strong>in</strong>strumente (d.h.<br />

LOM) zum Ergebnis haben. Die LOM bee<strong>in</strong>flusst <strong>in</strong> Folge dessen Positionen <strong>in</strong><br />

Aush<strong>an</strong>dlungsprozessen, die d<strong>an</strong>n je nach Überzeugungen und Interessen Diskurse<br />

bee<strong>in</strong>flussen. Die LOM wird Teil e<strong>in</strong>er etablierten Struktur und der Zirkel beg<strong>in</strong>nt von neuem.<br />

Daraus ergibt sich die Frage: Ändern sich so nur Aush<strong>an</strong>dlungsprozesse,<br />

Govern<strong>an</strong>ce<strong>in</strong>strumente und Diskurse, die die Org<strong>an</strong>isation wissenschaftlicher Arbeit betreffen,<br />

oder erstreckt sich Reichweite zum<strong>in</strong>dest der Diskurse auch auf den Kernbereich<br />

wissenschaftlicher Arbeit: die Produktion von Wissen?<br />

24


8. Literatur<br />

Bogner, Alex<strong>an</strong>der/ Littig, Beate/ Menz, Wolfg<strong>an</strong>g 2005 [2002] (Hrsg.): Das Experten<strong>in</strong>terview. Theorie,<br />

Methode, Anwendung. Wiesbaden: VS Verlag.<br />

Bogner, Alex<strong>an</strong>der/ Menz, Wolfg<strong>an</strong>g 2005 [2002]: Expertenwissen und Forschungspraxis: die<br />

modernisierungstheoretische und die methodische Debatte um die Experten. Zur E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

unübersichtliches Problemfeld. In: Bogner, Alex<strong>an</strong>der/ Littig, Beate/ Menz, Wolfg<strong>an</strong>g (Hrsg.): Das<br />

Experten<strong>in</strong>terview. Theorie, Methode, Anwendung. Wiesbaden: VS Verlag. S. 7-30.<br />

Brähler, Elmar/ Frömter, Eberhard/ L<strong>an</strong>genbeck, Ulrich/ Meenen, Norbert Michael/ Usadel, Klaus-Henn<strong>in</strong>g<br />

1999: Das AWMF-Modell zur Evaluierung publizierter Forschungsbeiträge <strong>in</strong> der Mediz<strong>in</strong>. In: Deutsche<br />

mediz<strong>in</strong>ische Wochenschrift 124 (30). S. 910-915.<br />

DFG 2004: Empfehlungen zu e<strong>in</strong>er „<strong>Leistungsorientierte</strong>n <strong>Mittelvergabe</strong>“ (LOM) <strong>an</strong> den Mediz<strong>in</strong>schen<br />

<strong>Fakultäten</strong>. Stellungnahme der Senatskommission für Kl<strong>in</strong>ische Forschung der Deutschen<br />

Forschungsgeme<strong>in</strong>schaft. Bonn.<br />

Feller, Irw<strong>in</strong> 2009: Perform<strong>an</strong>ce Measurement <strong>an</strong>d the Govern<strong>an</strong>ce of Americ<strong>an</strong> Academic Science. In:<br />

M<strong>in</strong>erva 47. S. 323-344.<br />

ISI (Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung) 2007: L<strong>an</strong>dkarte Hochschulmediz<strong>in</strong>.<br />

Karlsruhe.<br />

Krempkow, René, 2007: Leistungsbewertung, Leistungs<strong>an</strong>reize und die Qualität der Hochschullehre.<br />

Konzepte, Kriterien und ihre Akzept<strong>an</strong>z. Bielefeld: Universitätsverlag Webler.<br />

Meuser, Michael/ Nagel, Ulrike 2005 [1991]: ExpertInnen<strong>in</strong>terviews – vielfach erprobt, wenig bedacht. E<strong>in</strong><br />

Beitrag zur qualitativen Methodendiskussion. In: Bogner, Alex<strong>an</strong>der/ Littig, Beate/ Menz, Wolfg<strong>an</strong>g (Hrsg.):<br />

Das Experten<strong>in</strong>terview. Theorie, Methode, Anwendung. Wiesbaden: VS Verlag. S. 71-93.<br />

Meuser, Michael/ Nagel, Ulrike 2003: Experten<strong>in</strong>terview. In: Bohnsack, Ralf/ Marotzki, W<strong>in</strong>fried/ Meuser,<br />

Michael (Hrsg.): Hauptbegriffe Qualitativer Sozialforschung. E<strong>in</strong> Wörterbuch. Opl<strong>an</strong>den: Leske und<br />

Budrich.<br />

Schütze, Fritz 1977: Die Technik des narrativen Interviews <strong>in</strong> Interaktionsfeldstudien – dargestellt <strong>an</strong><br />

e<strong>in</strong>em Projekt zur Erforschung von kommunalen Machtstrukturen. M<strong>an</strong>uskript.<br />

25


Anh<strong>an</strong>g I: Leitfaden<br />

Leitfaden für die Experten<strong>in</strong>terviews mit Universitätsvertreter/<strong>in</strong>nen<br />

Komplex 1: Inhaltliche Veränderungen<br />

Inwieweit haben Sie den E<strong>in</strong>druck, dass…<br />

… LOM Veränderungen hervorgerufen hat?<br />

… wegen LOM <strong>an</strong>ders publiziert wird?<br />

Wenn ja, haben sich die Publikationsstrategien von Nachwuchswissenschaftler/<strong>in</strong>nen<br />

h<strong>in</strong>sichtlich der Karriere verändert?<br />

Wie h<strong>an</strong>dhaben Sie Autorschaften?<br />

… wegen LOM ambitionierter Drittmittel e<strong>in</strong>geworben werden?<br />

… wegen LOM Doktor<strong>an</strong>d/<strong>in</strong>nen stärker/früher <strong>an</strong>gehalten werden zu publizieren?<br />

… wegen LOM weniger <strong>in</strong> <strong>an</strong>dere Bereiche (z.B. <strong>in</strong> die Lehre) <strong>in</strong>vestiert wird?<br />

… das e<strong>in</strong> Mehr <strong>an</strong> Publikationen auch e<strong>in</strong> Mehr <strong>an</strong> Forschung/Erkenntnis widerspiegelt?<br />

… bestimmte Bereiche besonders von der LOM profitieren? Welche und warum?<br />

Haben Sie Zahlen erhoben, die Ihre E<strong>in</strong>schätzung stützen?<br />

Komplex 2: Strukturelle Veränderungen<br />

Was waren die Reaktionen <strong>in</strong> der Mediz<strong>in</strong> <strong>an</strong> Ihrer Hochschule auf die E<strong>in</strong>führung der LOM?<br />

Wer waren die Initiatoren? Wer wurde <strong>in</strong>wieweit e<strong>in</strong>bezogen? Was waren die Ziele? Welche<br />

Widerstände gab es? Inwieweit haben sich die ursprünglichen E<strong>in</strong>schätzungen verändert?<br />

Haben Sie sich bei der E<strong>in</strong>führung von LOM <strong>an</strong> <strong>an</strong>deren <strong>Fakultäten</strong> orientiert? An welchen?<br />

Ist die LOM Teil e<strong>in</strong>er Zielvere<strong>in</strong>barung zwischen der Universität und dem Fachbereich /<br />

Kl<strong>in</strong>ikum? Wie stellte sich der Aush<strong>an</strong>dlungsprozess dar? Gab es besondere Konflikte?<br />

Inwieweit haben Sie den E<strong>in</strong>druck, dass…<br />

… LOM <strong>in</strong> der Mediz<strong>in</strong> <strong>an</strong> Ihrer Hochschule bewusst wahrgenommen wird?<br />

… LOM von den Forscher/<strong>in</strong>nen akzeptiert wird? Glauben Sie, dass die (m<strong>an</strong>gelnde)<br />

E<strong>in</strong>beziehung der Forscher/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> den Implementationsprozess Auswirkungen auf die<br />

Akzept<strong>an</strong>z hatte?<br />

… LOM Drittmittel- und Forschungsleistungen tr<strong>an</strong>sparenter macht?<br />

Wenn ja, glauben Sie, dass das Auswirkungen auf die Motivation der Forscher/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong><br />

der Mediz<strong>in</strong> hat? Wird LOM als „gerecht“ empfunden?<br />

26


Wenn ja, glauben Sie, dass das Auswirkungen auf die Wahrnehmung der Reputation der<br />

Forscher/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> der Mediz<strong>in</strong> hat?<br />

Achten Sie bei der Rekrutierung neuer Forscher/<strong>in</strong>nen auf deren Nutzen für die LOM? Inwieweit<br />

beobachten Sie Veränderungen im Publikationsverhalten e<strong>in</strong>zelner Wissenschaftler? Inwieweit/<br />

<strong>in</strong> welcher Form nimmt das Konkurrenzverhalten bzgl. Autorschaften zu? (Reihenfolge,<br />

Erwähnung usw.)<br />

Wie schätzen Sie das Verhältnis von LOM und <strong>an</strong>deren Maßnahmen, wie Diagnosis Related<br />

Groups (DRG – Fallpauschalen), Qualitätsm<strong>an</strong>agement (z.B. nach DIN ISO), CIRS, e<strong>in</strong>? K<strong>an</strong>n<br />

LOM Nachteile dieser Maßnahmen ausgleichen oder führt die gleichzeitige Anwendung beider<br />

zu negativen Effekten?<br />

Inwieweit haben Sie Strukturen etabliert, die LOM und <strong>an</strong>dere Maßnahmen koord<strong>in</strong>ieren helfen?<br />

Welche Hilfestellungen geben sie Ihren Forscher/<strong>in</strong>nen? Haben Sie e<strong>in</strong> Monitor<strong>in</strong>g Ihrer<br />

Perform<strong>an</strong>z <strong>in</strong> LOM oder <strong>an</strong>dere Maßnahmen der Qualitätssicherung etabliert?<br />

Vergleichen Sie die Mediz<strong>in</strong> <strong>an</strong> Ihrer Hochschule mit <strong>an</strong>deren mediz<strong>in</strong>ischen <strong>Fakultäten</strong>? Mit<br />

welchen? Wie bewerten Sie diesen Vergleich? Sehen sie Lerneffekte zwischen den <strong>Fakultäten</strong>?<br />

Komplex 3: H<strong>in</strong>tergrund<br />

Konnte e<strong>in</strong> „big shot“ <strong>an</strong>geworben werden? Ist e<strong>in</strong>e/r weggeg<strong>an</strong>gen?<br />

Haben Sie e<strong>in</strong>e Kooperation mit e<strong>in</strong>em außeruniversitären Forschungs<strong>in</strong>stitut aufbauen können?<br />

Ist e<strong>in</strong>e beendet worden?<br />

Haben Sie weitere (<strong>in</strong>ternationale) Kooperationspartner gewonnen / verloren?<br />

Hat sich die Mediz<strong>in</strong> signifik<strong>an</strong>t vergrößert, etwa durch den Gew<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er Exzellenze<strong>in</strong>richtung/<br />

e<strong>in</strong>es SFB o.ä. oder weil die Universität / das L<strong>an</strong>d/ der Bund die Mediz<strong>in</strong> als neuen,<br />

profilbildenden Schwerpunkt besonders fördert?<br />

Gibt es Ihres Erachtens weitere <strong>in</strong>formelle Anreize, die sich auf die Perform<strong>an</strong>z auswirken<br />

können, d.h. Anreize, die nicht formalisiert s<strong>in</strong>d und vielleicht auch nicht offiziell thematisiert<br />

werden? Bitte berücksichtigen Sie hierbei alle Aufgabenbereiche der Fakultät, also neben der<br />

Forschung auch die Lehre, Nachwuchsförderung, Patientenversorgung etc.<br />

27


Anh<strong>an</strong>g II: Codesystem<br />

LOM-System<br />

was wird verteilt?<br />

Personalmittel<br />

Sachmittel<br />

sonstiges<br />

Indikatoren<br />

Publikationen<br />

Gewichtung<br />

JIF<br />

Zitationen<br />

Autorschaft<br />

Drittmittel<br />

DFG-Mittel<br />

EU/BMBF-Mittel<br />

nicht peer reviewed/Industriemittel<br />

sonstige<br />

Patente<br />

Gremienarbeit<br />

Lehre<br />

sonstige<br />

Stellung zu DFG-Vorgaben<br />

gedeckelt<br />

Stufenmodell<br />

Entstehung der LOM<br />

Auslöser<br />

Widerstände/Akzept<strong>an</strong>z<br />

Beteiligte<br />

Veränderungen nach erster Implementierung<br />

Effekte von LOM<br />

<strong>in</strong> Bezug auf Publikationen<br />

<strong>in</strong> Bezug auf die Produktion von Wissen<br />

<strong>in</strong> Bezug auf Anzahl der Autoren<br />

<strong>in</strong> Bezug auf Drittmittel<br />

<strong>in</strong> Bezug auf Kooperationen<br />

<strong>in</strong> Bezug auf Reputation<br />

<strong>in</strong> Bezug auf Rekrutierung<br />

<strong>in</strong> Bezug auf Nachwuchsförderung<br />

<strong>in</strong> Bezug auf Lehre<br />

<strong>in</strong> Bezug auf Gerechtigkeit<br />

Gew<strong>in</strong>ner/Verlierer<br />

Schummeln<br />

<strong>in</strong> Bezug auf Tr<strong>an</strong>sparenz<br />

<strong>in</strong> Bezug auf <strong>in</strong>terne Konflikte<br />

zwischen Kl<strong>in</strong>ik und Forschung<br />

zwischen Kl<strong>in</strong>ik und Vorkl<strong>in</strong>ik<br />

zwischen Vorkl<strong>in</strong>ik und Forschung<br />

zwischen großen und kle<strong>in</strong>en Instituten<br />

Verfall von LOM-Punkten/Grenznutzen<br />

Wahrnehmung der LOM ja/ne<strong>in</strong><br />

Verhältnis <strong>an</strong>dere Steuerungsmaßnahmen und LOM<br />

Zielvere<strong>in</strong>barungen/ex <strong>an</strong>te Förderung<br />

Profilbildende Maßnahmen / Strategische Pl<strong>an</strong>ung<br />

<strong>an</strong>dere ex post Förderung<br />

<strong>in</strong>formelle Steuerung<br />

28


Industrieforschung<br />

Boni/persönliche Leistungszulagen<br />

Vergleich mit <strong>an</strong>deren <strong>Fakultäten</strong><br />

Verhältnis zur L<strong>an</strong>des-LOM/Verhältnis zum L<strong>an</strong>d<br />

H<strong>in</strong>tergrund<br />

Schwerpunkte der Fakultät/Exzellenz<strong>in</strong>itiative<br />

Org<strong>an</strong>isationsstruktur der Fakultät/Trennungsrechnung<br />

Integrationsmodell/Kooperationsmodell<br />

f<strong>in</strong><strong>an</strong>zielle Situation der Fakultät<br />

R<strong>an</strong>k<strong>in</strong>gs<br />

allgeme<strong>in</strong>e Effekte von JIFs<br />

Verbesserungswünsche<br />

Selbstbild/Selbstwahrnehmung<br />

was motiviert Forscher?<br />

Menschen heilen<br />

Lehre<br />

Gremienarbeit<br />

Kooperationen/<strong>an</strong>dere Forscher<br />

wissenschaftliche Arbeitsweise/Inhalte<br />

Wissen vermitteln <strong>an</strong> Nachwuchs<br />

Boni<br />

Mittel<br />

Status/Reputation <strong>in</strong> der wissenschaftlichen Geme<strong>in</strong>schaft<br />

29

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!