PDF: 70 Jahre und kein bisschen greise - Folke-Bodensee.de
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<strong>Folke</strong> ist ein zwei Tonnen schwerer Verdränger, schlimmer, ein<br />
Langkieler. Also schiebt die Welle kräftig mit. Ein an<strong>de</strong>res<br />
Schiff? Größer, schneller, jünger? Wozu? Ein Freu<strong>de</strong>nschrei in<br />
<strong>de</strong>n Wind: „Altes Mädchen, vor <strong>70</strong> <strong>Jahre</strong>n haben sie dich<br />
erf<strong>und</strong>en, vor <strong>70</strong> <strong>Jahre</strong>n!“ „<strong>70</strong>? Was sind schon <strong>70</strong>, „schreit sie<br />
zurück, rauscht eine Welle runter <strong>und</strong> wirft mir die nächste Welle<br />
ins Gesicht. Nein, <strong>70</strong> sind wirklich <strong>kein</strong> Alter.<br />
1942 wur<strong>de</strong> das erste <strong>Folke</strong>boot eingewassert. Vorausgegangen<br />
war En<strong>de</strong> 1930er <strong>Jahre</strong> ein Wettbewerb <strong>de</strong>s Skandinavischen<br />
Seglerverban<strong>de</strong>s um ein günstiges Jugend-Regatta-Wan<strong>de</strong>rboot<br />
aus einheimischen Hölzern (Lärche, Douglasie, Eiche, Esche).<br />
Der zu teuer gewor<strong>de</strong>nen Drachen sollte abgelöst wer<strong>de</strong>n. Da<br />
<strong>kein</strong> eingereichter Entwurf wirklich gefiel, wur<strong>de</strong> das <strong>Folke</strong>boot<br />
aus diesen Entwürfen sozusagen entwickelt. Es folgte eine mit<br />
<strong>de</strong>m VW-Käfer vergleichbare Erfolgsgeschichte mit <strong>de</strong>m<br />
Unterschied, dass <strong>de</strong>r Käfer schon lange nicht mehr gebaut wird.<br />
Es gab aber auch einen Jahrzehntelangen Streit um die Frage<br />
“wer hat es erf<strong>und</strong>en?“ Nein, lei<strong>de</strong>r <strong>kein</strong> Schweizer. Davon<br />
unberührt wird das <strong>Folke</strong>boot im Prinzip unverän<strong>de</strong>rt seit 1942<br />
gebaut. Im Prinzip <strong>de</strong>shalb, weil die Materialkosen (Holz) im<br />
Vergleich zu <strong>de</strong>n Lohnkosten weniger stark gestiegen sind. So<br />
wur<strong>de</strong>n später auch Mahagoni <strong>und</strong> Teak als Baumaterialien<br />
zugelassen <strong>und</strong> die “Möbelstücke” salonfähig. Die überlappen<strong>de</strong>n<br />
Plankenstöße, die typischen Klinker, können daher zusätzlich<br />
verleimt wer<strong>de</strong>n. Exakt gleich gebaut <strong>und</strong> in Gewicht ist es auch<br />
seit über 30 <strong>Jahre</strong>n aus GFK zu haben. Die Kunststoffschiffe<br />
haben auf <strong>de</strong>r Regattabahn <strong>kein</strong>e Vorteile, allerdings sind auf<br />
wichtigen Regatten nur noch wenige Holzschiffe zu fin<strong>de</strong>n. Dies<br />
liegt wohl weniger an <strong>de</strong>n Segeleigenschaften, als eher an <strong>de</strong>r<br />
vielleicht innigeren Beziehung <strong>de</strong>r Eigner zu ihren Schiffen.<br />
Denn nach wie vor wird hart auf vielen Regattabahnen Europas<br />
<strong>und</strong> sogar in San Francisco, gesegelt. Das <strong>Folke</strong>boot ist eine <strong>de</strong>r<br />
meist verbreiteten Kielboot-Klassen im Ostseeraum, aber auch<br />
<strong>Bo<strong>de</strong>nsee</strong> gibt’s fünf Ranglistenregatten pro Jahr <strong>und</strong> weitere<br />
Regatten mit eigener <strong>Folke</strong>-Wertung. Und auch beachtliche<br />
Reisen wur<strong>de</strong>n <strong>und</strong> wer<strong>de</strong>n unternommen.<br />
Warum immer noch nach so langer Zeit?<br />
Die Regattaeigenschaften gepflegter älterer <strong>und</strong> jüngster Schiffe<br />
sind gleich. Das Nordische <strong>Folke</strong>boot ist einfach im Handling,<br />
<strong>de</strong>nnoch anspruchsvoll, will man <strong>de</strong>n i<strong>de</strong>alen Trimm erreichen<br />
<strong>und</strong> ganz vorne mitsegeln. In Verbindung mit <strong>de</strong>r weiten<br />
Verbreitung führt dies zu einem hohen Regatta-Niveau. Es ist<br />
gutmütig, kann dank <strong>de</strong>s w<strong>und</strong>erbar biegsamen Mastes ungerefft<br />
auch bei 7 bis 8 Beaufort gesegelt wer<strong>de</strong>n <strong>und</strong> ist damit ein sehr<br />
sicheres Boot. Es treibt in Manövern bei Wind nicht<br />
luftballonartig wie ein Kurzkieler ab. Eine positive Eigenschaft<br />
bei Hafenmanövern, Einhandtörns o<strong>de</strong>r langen Reisen.<br />
Überhaupt ist das Boot überaus vielseitig. Reisen o<strong>de</strong>r<br />
Regattasegeln, bei<strong>de</strong>s ist ohne Umbau bestens möglich. Für<br />
Regatten kommen <strong>de</strong>r Außenbor<strong>de</strong>r <strong>und</strong> an<strong>de</strong>re Schwergewichte<br />
an Land, dafür möglicherweise ein “schnelleres” Segel an Bord.<br />
Mit einem Gelän<strong>de</strong>wagen ist Trailern problemlos. Ob Rumpf,<br />
Masten, Segel, Beschläge, alles ist ausgereift, robust, sicher <strong>und</strong><br />
langlebig, nachhaltig eben. Das spart Kosten <strong>und</strong> ist effektiv,<br />
neuzeitliche Eigenschaften, die man einer alten Lady nicht<br />
zugetraut hätte. Bei guter Pflege sehen auch 30 <strong>Jahre</strong> alte Boote<br />
(fast) neu aus. Übrigens segelt das zweitälteste <strong>Folke</strong>boot