86 Swiss made - Heinz Julen

86 Swiss made
Der Spa-Garten des «Backstage».
In sieben Cubes
erzählt Heinz Julen die
Schöpfungsgeschichte.
The spa garden at “Backstage”,
in which Heinz Julen
draws inspiration from the
Book of Genesis to relate the
story of creation.

Zauberhafte
Ideen am
Matterhorn
Künstler, Designer, Architekt:
Heinz Julen provo ziert –
und setzt nicht nur
in der Schweiz Akzente.
Text: Eva Maschek
Photos: Gian Paul Lozza
Damals vor 40 Jahren: Die Sommertage
auf Findeln, einer malerischen Alp
oberhalb von Zermatt, waren für den
kleinen Heinz lang. Der Vater war als Bergführer
mit Gästen unterwegs, die Mutter arbeitete
im eigenen Bergrestaurant, die drei
Schwestern spielten mit ihren Puppen und
fürs Fussballspielen war das Gelände zu steil.
Was nun? Herumliegende Holzstangen und
Tücher erlösten den Jungen aus der Langeweile.
Er baute Hütten, immer wieder neue,
richtete sie ein und nötigte die Schwestern,
darin zu übernachten. Und wenn er nicht am
Bauen war, verkaufte er vorbeikommenden
Wanderern selbst gezeichnete Matterhornbilder.
Eigene Wahrheit
Heute muss der ehemals umtriebige Junge
niemanden mehr nötigen, in seinen Bauten
zu übernachten. Und für ein Handgeld gibt’s
auch keine Kunstwerke mehr. Julen ist jetzt
eine schillernde Grösse der Schweizer Kunst-
und Designszene. Sein Name steht für Kreativität
und Individualismus. Doch solche
Auszeichnungen kümmern den Autodidakten,
der Architektur nicht im Studium, sondern
durch Ausprobieren gelernt hat, wenig.
«Ich lebe nach meiner Wahrheit, beurteile
mein Schaffen selber nach Stärken und
Schwächen», sagt der grosse, schlanke Mann
und spricht indirekt sein gescheitertes Projekt
«Into the Hotel» an.
In Zermatt baute er vor zwölf Jahren mit
einer Unternehmerfamilie eine Luxusherberge.
Sieben Wochen nach Eröffnung des
40-Millionen-Baus überwarf er sich mit den
Geldgebern. Das Hotel wurde bis auf die Aussenmauern
abgerissen. Es folgte ein bitterer
Rechtsstreit mit einer 12-Millionen-Klage
gegen Julen, der schliesslich in einem Vergleich
beigelegt wurde. «Ich galt als Versager
«Ich lebe
nach meiner
Wahrheit,
beurteile
mein Schaffen
selber
nach Stärken
und
Schwächen.»
“I live by
my own truth,
and I judge
my work
myself,
its strengths
and its
weaknesses.”
Visions from
the Valais
As an artist, architect
and designer, Heinz
Julen likes to provoke.
He does so well beyond
Switzerland’s borders.
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Let’s turn the clock back 40 years, to a summer’s
day on Findeln, a beautiful alpine
pasture above Zermatt. Young Heinz Julen
is bored. His father, a mountain guide, is off
with a group of climbers; his mother is hard at
work in the family’s alpine restaurant; his three
sisters are busy with their dolls; and he can’t
play football as the meadow is too steep. What
can he do?
It was the wood and the sheets lying around
that were young Heinz’s salvation. He turned
them into huts, furnished these and even got
his sisters to spend the night in them. New and
different designs, time and time again. When
he wasn’t building accommodations, Heinz
would sell passing hikers pictures of the nearby
Matterhorn that he had made himself.
A truth of his own
Heinz Julen no longer has to force anyone to
spend the night on his premises. His artworks
cost more than a few francs, too. The resourceful
youngster has grown up to be a major name
on the Swiss art and design scene – a name that
is a byword for individualism and creativity.
Not that accolades cut much ice with this
self­taught architect, who learned his craft not
in the lecture hall but through hands­on practice.
“I live by my own truth,” says this tall, slim
man. “And I judge my work myself, its strengths
and its weaknesses.” He’s also familiar with the
latter – not least in his failed “Into the Hotel”
project of twelve years ago.
The plan was to build a luxury hotel in Zermatt
with another business family. But seven
weeks after the 40­million­franc establishment
opened, Heinz fell out with his investors.
The hotel was pulled down to a shell, and Julen
became the subject of a bitter 12­million­
franc lawsuit, though a settlement was final­
ly reached. “I was seen as a failure – I was
finished,” he recalls.

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und als vernichtet», erzählt er. Doch Julen machte weiter.
Für andere baute er in Zermatt Hotels wie das Coeur des
Alpes oder das Matterhorn Focus, designte Möbel, kreierte
Kronleuchter aus Sanitärgegenständen und hielt weltweit
als Gastdozent Vorträge über Architektur. Im April
dieses Jahres folgte Julens grösster Coup, die Eröffnung
seines Boutiquehotels Backstage in Zermatt.
Bewohnbare Kunst
Vor 20 Jahren hatte er im Herzen des Matterhorndorfes
das Event- und Kulturzentrum Vernissage gegründet,
und jetzt hat er über diesem Hotspot sein eigenes Hotel
gebaut. Sieben individuelle Doppelzimmer, sechs De-
luxe-Doppelzimmer und vor allem die sechs Suiten machen
das Haus an der Hofmattstrasse 4 zu einem bewohnbaren
Gesamtkunstwerk. 45 Quadratmeter gross und
3,70 Meter hoch sind die Cube-Lofts. Mitten im Raum
steht ein gläserner Würfel, das Zimmer im Zimmer.
Darin befindet sich die Badewelt. Darüber, über eine
Holztreppe erreichbar, das Doppelbett. Unverwechselbar
Julen dominieren Chromstahl, Glas, Holz sowie feine
Samtstoffe. Keiner mixt die Materialien so kühn wie der
47-Jährige. Jeder Einrichtungsgegenstand wurde von
ihm entworfen und von seinem 10-Mann-Team von Hand
angefertigt. Der Hotellift bringt den Backstage-Gast nicht
nur hinunter in die trendige Klubszene, sondern auch
direkt auf die Bühne. Julen: «Unsere Gäste sind unsere
Stars.»
Für den gläubigen Katholiken typisch ist die biblische
Sprache des Wellnessbereichs. Der Gast taucht ein in die
Schöpfungsgeschichte. Über sieben Stationen erlebt er
die Entstehung des Lichts, die Trennung von Himmel und
Erde, die Schöpfung der Pflanzenwelt, die Entstehung des
Kosmos, der Tierwelt, des Menschen und beendet den
Spa-Durchgang am Tag der Ruhe.
Hüttenzauber am Flughafen
Symbolik, Tradition, Geschichten und Visionen sind für
Heinz Julen essentiell. Interessierte können diese Philosophie
nun auch in Amsterdam erleben, wo am 21. Oktober
nach Zermatt der zweite Heinz-Julen-Shop eröffnet
wurde, sowie am Flughafen Zürich und in Basel. Hier
gründete Julen vor vier Jahren mit dem Gastronomen
Simon Lutz die «Baracca Zermatt»: In einer gemütlichen
Holzhütte aus dem vergangenen Jahrhundert, mit urigem
Charme von Julen eingerichtet, geniesst der Gast von
November bis März köstliche Walliser Spezialitäten und
taucht ein in das Zermatt-Feeling. Diese Inszenierung der
Bergidylle in der Stadt zündete derart, dass mittlerweile
Niederlassungen in Amsterdam, New York oder Tokio diskutiert
werden.
Zukunftsmusik
Nein, Langeweile kommt bei Heinz Julen keine auf. Und
wie es sich für einen Visionär gehört, steht das nächste
Projekt an. Auf dem kleinen Matterhorn plant der Ideenzauberer
mit dem Architekten Ueli Lehmann und den
Zermatter Bergbahnen ein noch geheimes Projekt. Mehr
mag Julen nicht verraten. «Ich arbeite im Stillen. Nur so
wird aus Vision Realität.»·
Kuhfell, Leder,
Chromstahl: Der
Focus-Sessel
für 3800 Franken
ist Julens Möbelklassiker.
Cowhide, leather,
chrome: the Focus
chair, which sells
for 3,800 francs is
Julen’s furniture
classic.

Heinz Julen in
seinem Atelier
am Dorfrand
Zermatts. Ein
10-Mann-Team
arbeitet für
den Künstler.
Heinz Julen in his
studio on the outskirts
of Zermatt.
The artist employs
a team of ten.
Bibliothek im
Backstage-Hotel.
Jeder Einrichtungsgegenstand
wurde von Hand
gefertigt.
The Backstage
library: every piece
of furnishing
is hand-crafted.
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Information
www.heinzjulen.com
Backstage Hotel
Hofmattstrasse 4
CH-3920 Zermatt
Tel.: +41 27 966 69 70
Fax: +41 27 966 69 71
info@backstagehotel.ch
DZ/Double ab/from
CHF 340, Cube-Lofts
ab/from CHF 410
www.backstagehotel.ch
Baracca Zermatt
c/o AlpenRock House
Postfach 2105
CH-8060 Zürich-
Flughafen
Reservation:
+41 43 816 60 72
zuerich@baraccazermatt.ch
Tipp: Fondue mit
Trüffeln und Champagner
(CHF 36) / Tip:
Fondue with truffles
and cham pagne
(CHF 36)
Baracca Zermatt
Binningerstrasse 14
4051 Basel
Tel.: +41 61 564 66 99
basel@baraccazermatt.ch
Tipp: grosses Matterhornmenü
mit Walliser
Spezialitäten
(CHF 69) / Tip: rich
Matterhorn menu
with Valais specialities
(CHF 69), www.
baraccazermatt.ch

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In einem Meer aus beheizten Glasperlen erlebt der Spa-Gast
Tag zwei der Schöpfungsgeschichte.
Spa guests experience the second day of the story of creation
amid a sea of heated glass beads.
Das Zimmer im
Zimmer. Im
gläsernen Würfel
der Cube-Loft
­befindet­sich­die­
Badewelt.
Room within a room:
the bathing area
is located within
the glass cube of
the “cube loft”.
Simon Lutz betreibt neben dem Acqua mit Erfolg die Baracca
Zermatt in Basel - mitgegründet und designt von Heinz Julen.
Hometown export: together with gastronome Simon Lutz, Heinz Julen
has created the Baracca Zermatt in Zurich and Basel.
Heinz Julen carried on, though. He built Zermatt hotels on
others’ behalf, like the Coeur des Alpes and the Matterhorn
Focus; he designed furniture; he made chandeliers out of
plumbing supplies; he gave guest lectures on architecture
all over the world. And last April he marked his biggest triumph
to date, with the opening in Zermatt of his Backstage
boutique hotel.
Inhabitable art
The new hotel has been built on top of another Julen project:
the Vernissage cultural centre, which opened 20 years
ago. With its seven double rooms, its six de luxe doubles
and (especially) its six “cube lofts”, the new house at
Hofmatt strasse 4 in the heart of the village is an inhabitable
work of art.
Forty­five square metres in area with 3.7­metre ceilings:
that’s each cube loft. In the centre is a glass cube, a “room
within a room”, home to the bathroom facilities. Above it,
reached by a wooden staircase, is the double bed. It’s all
unmistak ably Julen with its chrome steel, glass, wood and
velvet fabrics: nobody mixes materials as boldly as this
47­year­old visionary.
Every piece of the interior has been designed by Heinz Julen,
too, and handcrafted by his ten­person team. The hotel
lift carries the Backstage guest not just down to the lively
club scene below, but directly onto the stage. “Our guests are
our stars!” Heinz Julen explains.
Also typical of this practising Catholic is the biblical language
evident in the hotel’s wellness zone. Guests here are
immersed in the story of Genesis, in a seven­station journey
that moves from the creation of light to the separation of
Heaven and Earth, on to the creation of first plants, then the
universe, the animals and man, and finally to the day of rest.
An airport alpine idyll
Symbols, tradition, history and visions: they’re all vital to
Heinz Julen. You can experience the Julen philosophy in
Amsterdam now, too: he opened his second Heinz Julen
Shop there (following the one in Zermatt) on 21 October.
A Julen experience is also available at Zurich Airport and
in Basel, where, four years ago, Heinz set up his Baracca Zermatt
restaurants together with gastronome Simon Lutz.
Here, in cosy chalets furnished by the artist, guests enjoy
Valais specialities and immerse themselves in that Zermatt
feeling. The Baraccas have proved so popular that further
outlets are being discussed for Amsterdam, Tokyo and New
York.
Future plans
Boredom is not a state that Heinz Julen is familiar with. Like
any true visionary, he already has his next venture lined up:
a still­secret project on the Klein Matterhorn, together with
architect Ueli Lehmann and the Zermatt mountain railway
company. He won’t say any more just yet. “I work on the
quiet: it’s the only way to make visions happen!”·