Jahresbericht 2003 - Naturmuseum Solothurn
Jahresbericht 2003 - Naturmuseum Solothurn
Jahresbericht 2003 - Naturmuseum Solothurn
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Naturmuseum</strong> <strong>Solothurn</strong><br />
<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2003</strong>
Titelbild: Sonderausstellung «Nachtleben»<br />
2<br />
<strong>Naturmuseum</strong> <strong>Solothurn</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2003</strong>
Über diesen <strong>Jahresbericht</strong><br />
Museale Vorurteile<br />
Viele Leute stellen sich unter einem<br />
Museum noch immer ein eher staubiges<br />
Institut vor, in dem ebenso ordentliche<br />
wie langweilige Leute geschäftig herumwuseln<br />
und auf Kosten der Steuerzahler<br />
völlig unzeitgemäss eine ruhige Kugel<br />
schieben...ein Vorurteil!<br />
Im Militär pflegten mich die Kameraden<br />
mit meinem «geschützten Museumsjob»<br />
aufzuziehen - fast so wie den Kollegen,<br />
der im Zeughaus arbeitete, welches als<br />
eine Art von übersteigertem Museum<br />
wahrgenommen wird - und den sie beim<br />
Einrücken spottend fragten, wer denn<br />
jetzt an seiner Stelle die vielen tausend<br />
Stoppuhren in den Militärsportsäcken<br />
aufziehen würde... ein Vorurteil!<br />
Bei Führungen hinter den Kulissen in<br />
den Arbeits- und Sammlungsräumen<br />
schlägt das Vorurteil häufig in Erstaunen<br />
um, wenn die Leute erkennen, dass hier<br />
keine ordnungssüchtigen Kellermäuse,<br />
sondern kreative und bisweilen sogar<br />
chaotische Museumsmacher/innen am<br />
Werke sind, die eine spannende und<br />
wichtige Arbeit leisten... kein Vorurteil!<br />
Wenn Sie diesen Bericht gelesen haben,<br />
dann werden Sie sich gar fragen, ob nicht<br />
für Museumsleiter und -leiterinnen eine<br />
Gefahrenzulage angebracht wäre.<br />
Fussballtrainer haben es nämlich vergleichsweise<br />
einfach. Ihnen droht nur die<br />
Verbannung - nicht das Gefängnis! Sie<br />
haben es nur mit eitlen Primadonnen und<br />
ausrastenden Hooligans zu tun - nicht<br />
aber mit deutschen Bundesämtern!<br />
Ein spannendes Museumsjahr<br />
Es gibt viel von Sonderausstellungen,<br />
von Reorganisationen, von Umbauten<br />
und von Renovationen zu berichten.<br />
So wie bei allen anderen Naturmuseen<br />
der gleichen Generation, die für ziemlich<br />
viel Aufruhr in der damals eher ruhigen<br />
Museumsszene sorgten, steht auch bei<br />
uns in <strong>Solothurn</strong> langsam aber sicher<br />
eine Gesamtrenovation an, die es gut<br />
vorzubereiten gilt, wenn der Höhenflug<br />
anhalten soll - heute würde man von<br />
«nachhaltig» sprechen.<br />
Nicht oder nur beschränkt renovationstauglich<br />
sind zum Beispiel die langsam<br />
älter werdenden und inzwischen ihre<br />
Dienstjubiläen feiernden ehemaligen<br />
Pioniere... kein Vorurteil.<br />
Walter Künzler, 25 Dienstjahre<br />
In good company - oder nur scheinheilig?<br />
<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2003</strong> <strong>Naturmuseum</strong> <strong>Solothurn</strong><br />
3
Impressum Inhalt<br />
Berichtverfasser:<br />
Bildernachweis:<br />
Titelbild<br />
Heiliger S. 3<br />
Museum S. 6<br />
Brand S. 6<br />
Steinböcke S. 7<br />
Aquarium S. 7<br />
Nachtleben S. 8<br />
Fuchs S. 8<br />
Hai S. 9<br />
Putti S. 9<br />
Plakat S. 10<br />
Beamte S. 11<br />
SoBa Foto S. 12<br />
SoBa Skizze S. 12<br />
MuPäd S. 13<br />
Nachtbar S. 13<br />
Familientag S. 14<br />
Kindergeburtstag S. 15<br />
Wirbeltiere S. 16<br />
Grafik S. 17<br />
Käfer, Fliege S. 18<br />
Waldschabe S. 18<br />
Geologie S. 19<br />
Hirsch S. 22<br />
Wildschwein S. 23<br />
Hochofen S. 24<br />
Leitbild S. 25<br />
inatura S. 26<br />
4<br />
Walter Künzler<br />
Andreas Schäfer<br />
Andreas Schäfer<br />
Andreas Schäfer<br />
Walter Künzler<br />
Andreas Schäfer<br />
Walter Künzler<br />
Andreas Schäfer<br />
Andreas Schäfer<br />
Andreas Schäfer<br />
Pfalzmuseum<br />
HelmutCartoons by Bulls<br />
Andreas Schäfer<br />
Walter Künzler<br />
Andreas Schäfer<br />
Kurt Eggenschwiler<br />
Andreas Schäfer<br />
Eva Plattner<br />
Andreas Schäfer<br />
Andreas Schäfer<br />
Andreas Schäfer<br />
Hannes Baur<br />
Andreas Schäfer<br />
Andreas Schäfer<br />
Gästebuch<br />
Ronny Rössler<br />
Walter Künzler<br />
Andreas Schäfer<br />
Layout und Satz mit Adobe Indesign CS<br />
Rüegger Satz + Druck, <strong>Solothurn</strong><br />
Über diesen <strong>Jahresbericht</strong><br />
Impressum, Inhalt<br />
Besuche<br />
Allgemeiner Betrieb<br />
Dauerausstellung<br />
Sonderausstellungen:<br />
Nachtleben<br />
Haie - gejagte Jäger<br />
HiTechNatur<br />
Leitbild<br />
Museumspädagogik<br />
Sammlungen:<br />
Wirbeltiere<br />
Wirbellose Tiere<br />
Erdwissenschaften<br />
Donatorinnen und Donatoren<br />
Budget<br />
Tagungen<br />
Kommission, Leitbild<br />
Personal<br />
<strong>Naturmuseum</strong> <strong>Solothurn</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2003</strong><br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
12<br />
13<br />
16<br />
18<br />
19<br />
20<br />
23<br />
24<br />
25<br />
26
Besuche<br />
Total<br />
Erwachsene<br />
Kinder und Jugendliche<br />
Einzelbesuche<br />
Gruppenbesuche<br />
Anzahl Gruppen<br />
Stadt <strong>Solothurn</strong><br />
Kanton SO (ohne Stadt)<br />
ausserkantonal<br />
Kindergarten<br />
Primarschule<br />
Oberstufe<br />
Mittelschulen<br />
andere<br />
Der Jahrhundert-Sommer<br />
Seit die politischen Behörden «Firma»<br />
spielen und wie Verwaltungsräte den<br />
Erfolg in Zahlen und nicht mehr in der<br />
Wirklichkeit messen wollen, können wir<br />
Museumsleute unsere Besuchszahlen<br />
nicht mehr irgendwo in einem Nebensatz<br />
des <strong>Jahresbericht</strong>s verstecken.<br />
Früher galten wir Museumsleiter, die<br />
freiwillig und stolz die Besuchszahlen<br />
an erster Seite publizierten, noch als<br />
«zahlengeil». Jetzt könnten wir über die<br />
Zahlen- und Begründungsakrobatik der<br />
anderen lachen, weil sie von oben unter<br />
Zahlendruck gesetzt, ihre vornehme<br />
Zurückhaltung aufgeben mussten und<br />
sich entsprechend winden - wenn wir nur<br />
etwas bessere Zahlen vorweisen könnten<br />
und so nicht gemeinsam mit ihnen den<br />
heissen Sommer bemühen müssten!<br />
2002<br />
32'955<br />
16'660<br />
16'295<br />
26'311<br />
6'644<br />
363<br />
112<br />
127<br />
123<br />
13<br />
150<br />
27<br />
29<br />
144<br />
...keine faulen Ausreden<br />
100%<br />
51%<br />
49%<br />
80%<br />
20%<br />
100%<br />
31%<br />
35%<br />
34%<br />
4%<br />
41%<br />
7%<br />
8%<br />
40%<br />
<strong>2003</strong><br />
30'413<br />
15'407<br />
15'006<br />
24'008<br />
6'405<br />
351<br />
82<br />
116<br />
153<br />
16<br />
133<br />
32<br />
12<br />
158<br />
100%<br />
51%<br />
49%<br />
79%<br />
21%<br />
100%<br />
23%<br />
33%<br />
44%<br />
5%<br />
38%<br />
9%<br />
3%<br />
45%<br />
Faule Ausreden<br />
Das Lachen bleibt mir endgültig im Halse<br />
stecken, wenn ich von einem Kollegen<br />
höre, dass sein «Verwaltungsrat» den<br />
Rückgang um 7% detailliert begründet<br />
haben will, wie den Umsatzrückgang in<br />
einer Schraubenfabrik, und den Sommer<br />
mit der Bemerkung «wir haben im Büro<br />
auch geschwitzt!» als Ausrede abtut.<br />
Die Geister, die wir riefen<br />
Es rächt sich heute, dass wir uns von den<br />
Controllern, in Ermangelung geeigneter<br />
Parameter, die Besuchszahlen haben<br />
als Leistungsmass aufschwatzen lassen.<br />
Jetzt machen sie aus der Zahlenspielerei<br />
bitteren Ernst, weil sie eben nur in Zahlen<br />
denken können. Unter dem Druck werden<br />
zwar die Zahlen steigen - aber nicht die<br />
Leistung und schon gar nicht die Qualität.<br />
<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2003</strong> <strong>Naturmuseum</strong> <strong>Solothurn</strong><br />
5
Allgemeiner Betrieb<br />
Der tägliche Parkkrieg<br />
Früher gab es vor dem Museum weisse<br />
und blaue Parkplätze - eine sehr verkehrsfördernde<br />
Mischung. Es begann jeweils<br />
am frühen Morgen mit den Büroleuten,<br />
die in der Hoffnung auf das grosse Los<br />
des Tages, d. h. auf einen weissen Parkplatz,<br />
ihre Runden drehten oder sich an<br />
einer strategisch günstigen Ecke auf die<br />
Lauer legten - und sich beim Auftauchen<br />
eines kofferschleppenden Hotelgastes<br />
gegenseitig auszutricksen suchten.<br />
Nach sinnloser Warterei versuchten es<br />
die einen beim Tennisplatz, während<br />
die andern sich mit einem blauen Feld<br />
begnügten und entweder alle eineinhalb<br />
Stunden mit schuldvollem Seitenblick ihre<br />
Parkscheibe nachstellten oder mutig auf<br />
Risiko setzten. Erstaunlich war immer,<br />
wie «flexibel» dabei auf die Präsenz der<br />
Polizei reagiert wurde.<br />
Unbeeindruckt davon gaben sich nur<br />
einige wichtige Zeitgenossen mit teuren<br />
Autos und tiefen Nummern, die sich eh<br />
nie an die Parkfelder halten, wobei es für<br />
uns kleine Bürger tröstlich war, feststellen<br />
zu können, dass einige Polizisten sich<br />
überhaupt nicht beeindrucken liessen.<br />
Mit Parkplatzbewirtschaftung<br />
Nachdem alle Felder in bewirtschaftete<br />
Kurzzeitparkplätze umgewandelt wurden,<br />
ist es friedlich geworden. Am Morgen ist<br />
der Platz wie leergefegt. Wer nur schnell<br />
etwas abholen will, findet immer einen<br />
Parkplatz, der allerdings teurer als im<br />
Parkhaus ist. Wo jetzt die Pendlerautos<br />
stehen, weiss ich nicht, wurden doch die<br />
umliegenden Quartiere durch Anwohnerprivilegierung<br />
vor ihnen geschützt.<br />
6<br />
...vor dem Museum<br />
Der jetzt von den Pendlerautos befreite,<br />
luftige, grosse, schöne und frühmorgens<br />
provozierend leere Klosterplatz, fotografiert<br />
von unserem Hoffotografen Andreas<br />
Schäfer in einer spiegelnden Radkappe.<br />
Fast ausgeräuchert wurden wir durch<br />
ein in Brand geratenes Auto auf dem<br />
Klosterplatz. Es war in jeder Beziehung<br />
eindrücklich: wie schnell die Feuerwehr<br />
anrückte, wie oft das Feuer durch die<br />
Hitze immer wieder entflammte und wie<br />
bald und vollständig der offene und gut<br />
durchlüftete Platz in stinkenden und<br />
wahrscheinlich ziemlich giftigen Qualm<br />
gehüllt war - eine leise Vorahnung vom<br />
Inferno bei einem Tunnelbrand.<br />
<strong>Naturmuseum</strong> <strong>Solothurn</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2003</strong>
Dauerausstellung<br />
Umbau im Parterre<br />
Durch Anpassungen und Renovationen<br />
versuchen wir unsere Dauerausstellung<br />
attraktiv, modern und aktuell zu erhalten.<br />
Nach den Wildschweinen und Bären sind<br />
jetzt die Alpentiere an der Reihe. Zuerst<br />
wurde das auf einem grossen Kunststoff-<br />
Felsen stehende Steinbock-Paar ersetzt<br />
und in den nächsten Jahren sollen auch<br />
die Gämsen ummontiert werden.<br />
Die attraktive schwarz-weisse Walliser<br />
Ziege möchten wir mit einer weitere<br />
Hausziege-Rasse ergänzen.<br />
Von Grund auf neu bauen werden wir die<br />
verrostete Aquarienanlage - und damit<br />
uns den Unterhalt erleichtern und gleichzeitig<br />
das Foyer grosszügiger gestalten.<br />
In Planung ist die Neugestaltung der<br />
Aquarienanlage im Foyer. Diese Fotomontage<br />
zeigt, wie wir uns das neue<br />
Aquarium vorstellen. Wir verzichten auf<br />
den Bach und Fluss und konzentrieren<br />
uns auf ein grosses Teichbecken.<br />
...wer rastet, rostet<br />
Jetzt stehen bei uns die Steinböcke auf<br />
natürlichem Felsen. Wir möchten damit<br />
einen natürlichen Eindruck von ihrem<br />
Lebensraum in den Bergen geben - ohne<br />
gleich ein Diorama zu bauen.<br />
Der alte Steinbock auf seinem letzen<br />
Weg - ins Depot. Mit Wehmut schaut er<br />
zurück zum Museum. Dank seinem, zwar<br />
etwas unnatürlich wirkenden, aber dafür<br />
sehr leichten Kunstfelsen, wird er als<br />
Ausleihpräparat eingesetzt werden.<br />
<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2003</strong> <strong>Naturmuseum</strong> <strong>Solothurn</strong><br />
7
Sonderausstellung<br />
Nachtleben - Geheimnisse der Finsternis<br />
Schneeeule in der Polarnacht.<br />
Januar <strong>2003</strong> - Oktober <strong>2003</strong><br />
Die Sonderausstellung des Oltner <strong>Naturmuseum</strong>s<br />
wurde speziell für die dunklen<br />
Ausstellungsräume in Olten gestaltet.<br />
Nach der Idee der blinden Kuh an der<br />
Expo drehten wir bei uns in <strong>Solothurn</strong> die<br />
Ausstellung um. Wir holten die schwarzen<br />
Tafeln ans Tageslicht und bildeten mit<br />
diesen die Aussenwände einer riesigen<br />
und geheimnisvollen Nachtkiste, welche<br />
die Besucher und Besucherinnen nur<br />
im Dunkeln blind tastend oder mit einer<br />
Taschenlampe entdecken konnten.<br />
Wir scheuten beim Aufbau keinen Aufwand<br />
und sorgten zum Beispiel bei der<br />
Schneeeule in der Polarnacht mit UV-<br />
Licht, Windgeheul und Kühlgebläse für<br />
ein physisch fröstelndes Klima, das sich<br />
im rekordheissen Sommer als wahrer<br />
Publikumshit entwickelte.<br />
Wie intensiv der Dunkelraum benutzt<br />
wurde, zeigte sich übrigens am grossen<br />
Batterienverbrauch der Taschenlampen.<br />
8<br />
Fuchs auf ungewöhnlicher Nachtwarte.<br />
Das in die Nacht leuchtende Eulenfenster<br />
(siehe ganz oben) sorgte im Nachtleben<br />
von <strong>Solothurn</strong> für Missverständnisse, weil<br />
Passanten in den wohlgerundeten Augen<br />
etwas Anderes erkannten und eine neue<br />
Stripbar vermuteten. In der Nacht kann<br />
man eben leicht getäuscht werden...<br />
<strong>Naturmuseum</strong> <strong>Solothurn</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2003</strong>
Sonderausstellung<br />
Haie - gejagte Jäger<br />
November <strong>2003</strong> - April 2004<br />
Die von der Hai-Stiftung (www.hai.ch)<br />
produzierte Sonderausstellung stiess auf<br />
grosses Publikumsinteresse und wurde<br />
trotz den vielen und langen Texten gut<br />
aufgenommen. Offensichtlich suchen die<br />
Leute objektive Informationen und wollen<br />
nicht nur die «Monster» sehen. Warum<br />
in <strong>Solothurn</strong> im Unterschied zu Basel<br />
nur wenige Schulklassen die Ausstellung<br />
besucht haben, wissen wir (noch) nicht.<br />
Stiftung<br />
Shark Foundation<br />
Ein Grauer Riffhai im Pazifi k von Andreas Schäfer fotografi ert - er hat es überlebt...<br />
Die Ausstellung wurde intensiv genutzt<br />
und von Bernhard Eggimann, wie auf<br />
dem Bild zu sehen, mit Inbrunst gepfl egt.<br />
<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2003</strong> <strong>Naturmuseum</strong> <strong>Solothurn</strong><br />
9
Sonderausstellung<br />
HiTechNatur jetzt in Bad Dürkheim<br />
November <strong>2003</strong> - September 2004<br />
Nach der dreijährigen Schweizertour von<br />
<strong>Solothurn</strong> über Luzern, St. Gallen, Bern,<br />
Olten und Winterthur, wagten wir uns<br />
über die Grenze nach Deutschland.<br />
Im Kurort in der Pfalz mit dem grössten<br />
Weinfass der Welt hat unsere Ausstellung<br />
einen veritablen Bionik-Boom mit vielen<br />
Begleitveranstaltungen ausgelöst - dank<br />
einem engagierter Ausstellungsteam.<br />
10<br />
Wenn die Mona Lisa eine Amsel wäre<br />
Man könnte zwar tatsächlich meinen,<br />
dass es keine unlösbare Aufgabe sei,<br />
zwei ausgestopfte Amseln nach Deutschland<br />
zu bringen - jedenfalls einfacher als<br />
zum Beispiel die Mona Lisa nach Nepal.<br />
Irrtum! Die Mona Lisa mag zwar wertvoll<br />
und Nepal weit weg sein, aber Nepal ist<br />
nicht in der EU und die Mona Lisa wird<br />
nicht vom Bundesamt für Naturschutz in<br />
Bonn beschützt! Lassen Sie sich in die<br />
Geheimnisse des kleinen Grenzverkehrs<br />
einführen...<br />
1. Das Artenschutz-Abkommen<br />
Es bringt wenig, die Elefanten in Afrika zu<br />
schützen, wenn mit den Stosszähnen ein<br />
blühender Handel getrieben wird. Was in<br />
der dritten Welt gewildert und abgeholzt<br />
wird, kann vor Ort nur verhindert werden,<br />
wenn weltweit der Handel gestoppt wird.<br />
Genau dafür wurde das Washingtoner<br />
Artenschutzabkommen abgeschlossen.<br />
Wer Tiere, die im Abkommen aufgelistet<br />
sind, irgendwo auf der Welt einführen will,<br />
braucht eine Bewilligung...<br />
2. Das Carnet ATA<br />
Jede Firma, die einmal einem Stand an<br />
einer Messe im Ausland hatte, kennt das<br />
nützliche Carnet ATA, in dem die Vitrinen<br />
und Objekte aufgelistet werden und so<br />
als (noch) nicht exportiert gelten.<br />
Nach dem gleichen Prinzip darf auch Ihr<br />
Auto über die Grenze fahren. Der Ärger<br />
beginnt erst, wenn es gestohlen wird<br />
oder Sie es zu Schrott fahren - dann<br />
müssen Sie es rückwirkend verzollen.<br />
Im Prinzip dürfen auch naturkundliche<br />
Ausstellungen mit dem Carnet reisen...<br />
<strong>Naturmuseum</strong> <strong>Solothurn</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2003</strong>
3. Die sinnvolle Zollpraxis<br />
Bei Objekten, die dem Washingtoner<br />
Artenschutzabkommen unterstellt sind,<br />
stellt sich die Frage der zolltechnischen<br />
Behandlung. Die praxisnahen und buchstabenfernen<br />
Zollämter stempeln die<br />
schweizerischen Artenschutzpapiere<br />
zusammen mit dem Carnet ATA ab und<br />
setzen so dessen Grundidee sinngemäss<br />
in die Artenschutzpraxis um. Seit Jahren<br />
werden auf diese Weise Ausstellungen<br />
ein- und ausgeführt. Weil es besonders<br />
sensible Objekte, wie ein Stosszahn, in<br />
der Ausstellung hat, wurde uns vom Amt<br />
in Bern geraten, auch eine Bewilligung<br />
beim deutschen Bundesamt einzuholen,<br />
die auf Grund der Schweizer Papiere<br />
formell erteilt würde - sowas würde sogar<br />
in Rom nur Stunden dauern...<br />
Wir taten wie geraten, mussten aber bald<br />
feststellen, dass im Unterschied zum<br />
deutschen Zoll und zum Amt in Rom, das<br />
Bundesamt für Naturschutz in Bonn gar<br />
keinen Sinn für das praktisch Sinnvolle<br />
hat. Es sah keine Möglichkeit, auf Grund<br />
eidgenössischer Artenschutzpapiere eine<br />
Bewilligung zu erteilen und drohte dafür<br />
umgehend mit Staatsgewalt.<br />
Auf die naiv-böse Frage, warum denn der<br />
deutsche Zoll keine deutsche Bewilligung<br />
verlange, entgegnete es schnippisch,<br />
dass der Zoll nicht zuständig sei...<br />
4. Die blühende Bürokratie<br />
So durften wir erst nach wochenlanger<br />
amtlicher Überprüfung des «speziellen<br />
artenschutzbezogenen Charakters des<br />
Ausstellungsvorhabens» die Präparate<br />
einführen - und mussten die Ausstellung<br />
zuerst einmal ohne sie eröffnen.<br />
Warum ausgerechnet die Amseln am<br />
meisten Schwierigkeiten machten, ist<br />
nur durch die sehr spezielle Amtslogik<br />
zu erklären, die sich auch beim Gürteltierpanzer<br />
zeigte: weil dieser mir nämlich<br />
zuwenig wichtig für die Ausstellung war,<br />
um den zusätzlichen Aufwand für die<br />
vom Amt geforderte Artbestimmung zu<br />
rechtfertigen, erklärte ich aufmüpfig,<br />
dass eine Artbestimmung nicht möglich<br />
sei - worauf die Einfuhr bewilligt wurde.<br />
Hätte ich Trottel nur die zwei Amseln als<br />
«nicht bestimmbare schwarze Singvögel»<br />
deklariert!<br />
Logischerweise müssen wir für den<br />
Rücktransport eine neue Bewilligung<br />
einreichen? Wenn Bonn sie verweigert,<br />
machen wir uns in der Schweiz strafbar...<br />
5. Der deutsche Alltag<br />
Auch im Binnenverkehr brauchen die<br />
deutschen Museen solche Bewilligungen.<br />
Kein Wunder, wenn es in Deutschland so<br />
wenig Wanderausstellungen gibt.<br />
Den deutschen Kolleginnen und Kollegen<br />
deshalb zum Trost: die wochenlange Begutachtung<br />
in Bonn kostete 20 Euro, die<br />
halbstündige in Bern 200 Franken.<br />
<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2003</strong> <strong>Naturmuseum</strong> <strong>Solothurn</strong><br />
11
Sonderausstellung<br />
Unser Leitbild in der Bank<br />
Oktober <strong>2003</strong> - März 2004<br />
Ein Thema in Form einer Ausstellung<br />
darzustellen und zu gestalten, das gehört<br />
zum «Kerngeschäft» eines Museums.<br />
Deshalb haben wir auch das Angebot<br />
der Baloise Bank SoBa in <strong>Solothurn</strong>,<br />
uns in der Bank mit einer Ausstellung<br />
vorstellen und für uns werben zu können,<br />
angenommen. Wohl angeregt durch das<br />
betriebswirtschaftliche Klima einer Bank,<br />
sind wir auf die Idee gekommen, unser<br />
neues Leitbild in der dreidimensionalen<br />
Form einer Ausstellung darzustellen und<br />
damit die Idee der grafischen Darstellung<br />
(siehe S. 25), konsequent weiter zu entwickeln.<br />
So boten wir der wirtschaftlichen<br />
Öffentlichkeit in betriebswirtschaftlich<br />
vertrauter Sprache eine neuartige und<br />
reizvolle Sicht auf unseren umfassenden<br />
Museumsbetrieb mit den drei Bereichen<br />
Sammeln, Forschen und Vermitteln.<br />
Wir konnten damit zeigen, dass wir nicht<br />
etwa selbst «museumsreif» geworden<br />
sind, sondern uns als modernes Institut<br />
in der heutigen Welt erfolgreich bewegen<br />
und behaupten können.<br />
12<br />
Die Leitbildausstellung in der Wirklichkeit<br />
(oben) und in der Vorstellung (unten).<br />
Wir versuchten unsere Ausstellung dem<br />
transparenten Raum anzupassen.<br />
<strong>Naturmuseum</strong> <strong>Solothurn</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2003</strong>
Museumspädagogik ...endlich eine Stelle<br />
Judith Vonwil, die als Reiseleiterin auf<br />
Galapagos «hart trainierte» Biologin mit<br />
Ausbildung zur Waldschullehrerin, dürfte<br />
auch unseren Schulen gewachsen sein.<br />
Ein echtes Bedürfnis<br />
Der Ausruf «...endlich eine Stelle» bezieht<br />
sich weniger auf die neue Museumspädagogin,<br />
als auf das Museum. Endlich<br />
konnten wir nämlich eine 40%-Stelle<br />
für Museumspädagogik schaffen und<br />
damit zumindest teilweise einen alten<br />
Wunschtraum erfüllen. Eigentlich hofften<br />
wir ursprünglich den Kanton wenigstens<br />
im Schulbereich finanziell einbinden zu<br />
können, mussten aber leider in den vergangenen<br />
Jahren feststellen, dass der<br />
Kanton offenbar von der Politik bewusst<br />
bankrott gehalten wird, damit er wenig<br />
Lust zeigt, sich bei uns oder anderswo zu<br />
engagieren.<br />
So haben wir nach einer andern Lösung<br />
gesucht und diese auch dank der Unterstützung<br />
des Lotteriefonds und der Stadt<br />
gefunden. Auch wenn die Stadtschulen<br />
privilegiert sind, können alle Schulen des<br />
Kantons das erweiterte Angebot nutzen.<br />
Bisher konnten wir nur ausnahmsweise<br />
Führungen und Workshops durchführen;<br />
jetzt können wir besser auf die Wünsche<br />
und Bedürfnisse der Gruppen eingehen.<br />
Ein beschränktes Angebot<br />
Mit einem 40%-Pensum lässt sich viel<br />
erreichen, aber keine Wunder bewirken.<br />
Wer keine Grenzen ziehen kann, geht bei<br />
dieser faszinierenden Arbeit vor lauter<br />
Begeisterung «in Flammen auf».<br />
Weil wir nicht jedes Jahr die Stelle neu<br />
ausschreiben wollen, versuchen wir den<br />
Einsatz auf die museumspädagogischen<br />
Kernaufgaben zu beschränken...<br />
Nacht-Bar im <strong>Naturmuseum</strong> (siehe S.8).<br />
<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2003</strong> <strong>Naturmuseum</strong> <strong>Solothurn</strong><br />
13
Museumspädagogik<br />
Familientag<br />
Wasser<br />
14<br />
<strong>Naturmuseum</strong> <strong>Solothurn</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2003</strong>
Die von Eva Plattner bei uns durchgeführten Kindergeburtstage haben sich inzwischen<br />
als echte Renner erwiesen. Nachdem wir uns noch im vorletzten Bericht gefragt haben,<br />
warum in Olten eine grössere Nachfrage besteht, hat sich das Bild jetzt korrigiert<br />
- es wurden über zwanzig Geburtstage mitten in der Ausstellung gefeiert.<br />
<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2003</strong> <strong>Naturmuseum</strong> <strong>Solothurn</strong><br />
15
Sammlungen<br />
Wirbeltiere<br />
Im Staub herumwuseln<br />
Zwar nicht im Museum selbst, aber im<br />
Dachstock des Stadtpolizeigebäudes, wo<br />
die Wirbeltiersammlung untergebracht ist,<br />
gibt es - zugegeben - immer noch einige<br />
staubige Ecken. Und folglich gibt es sie<br />
also doch noch, die berühmt-berüchtigten<br />
Museumsleute, die im ebenso berühmtberüchtigten<br />
Museumsstaub geschäftig<br />
herumwuseln. Aber das wird sich schon<br />
im bereits angebrochenen Jahr ändern:<br />
neben der geplanten Putzaktion soll auch<br />
die mangels «Human Ressources» vernachlässigte<br />
Aufarbeitung der Sammlung<br />
vorangetrieben werden.<br />
Ein Ausleihboom<br />
Die Sammlungsarbeit wurde wiederum<br />
und noch verstärkt vom Ausleihbetrieb<br />
geprägt. Bei über 80 Ausleihen wurden<br />
fast 300 Objekte ausgeliehen, was eine<br />
Verdreifachung innerhalb der letzten drei<br />
Jahre bedeutet.<br />
Aufwändig ist die Ausleihtätigkeit nicht<br />
nur wegen der Übergabe und der Rücknahme<br />
der Objekte, sondern auch wegen<br />
den vorgängig geführten, telefonischen<br />
Beratungen und Absprachen mit den<br />
Leihnehmer/innen, sowie der sorgfältigen<br />
Verpackung der Objekte.<br />
Zur unserer Ausleih-Stammkundschaft<br />
gehören Lehrer/innen und Schüler/innen,<br />
aber auch Jäger und Dekorateur/innen.<br />
Meist ist ihre Begeisterung gross, wenn<br />
sie nach 92 Treppenstufen völlig ausser<br />
Atem im Dachstock angelangen und<br />
von den über 3'000 zwar stummen, aber<br />
eindrücklichen Präparaten empfangen<br />
werden. Nicht selten bringen sie bei der<br />
Rückgabe der ausgeliehenen Objekte<br />
16<br />
gleich ihre ganze Familie mit - nicht etwa<br />
um ihre garstigen Kids dem Museum zu<br />
«überlassen», sondern um ihnen das so<br />
faszinierende Kabinett zu zeigen.<br />
Einheimische Tiere sind gefragt<br />
Erfreulicherweise stehen ganz oben auf<br />
der Ausleihrangliste die einheimischen<br />
Säugetiere, wie Fuchs, Marder, Igel,<br />
Hase oder Maulwurf und einheimische<br />
Vögel, wie Amsel, Buchfink, Buntspecht,<br />
Waldohreule oder Elster - und nicht etwa<br />
farbige und exotische Papageien.<br />
Offensichtlich interessieren sich auch die<br />
Schulen für die einheimische Natur und<br />
setzen sich mit ihr auseinander.<br />
<strong>Naturmuseum</strong> <strong>Solothurn</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2003</strong>
Das Raumklima<br />
Jetzt liegen uns die Messdaten eines<br />
ganzen Jahres bezüglich Temperatur<br />
und relativer Luftfeuchtigkeit unseres<br />
Aussendepots im Stadtpolizeigebäude<br />
vor. Was längst vermutet wurde, hat sich<br />
dabei ziemlich klar bestätigt. Das Raumklima<br />
ist für die eingelagerten Präparate<br />
nicht sehr ideal. Aber welches Museum<br />
hat schon Depots mit idealem Klima?<br />
Einige Feststellungen sollen Ihnen bei<br />
der Interpretation der untenstehenden<br />
Messkurven weiter helfen:<br />
1. Grosse Schwankungen der Luftfeuchtigkeit<br />
fördern die Alterung der<br />
Präparate erheblich. Das wiederholte<br />
Dehnen und Zusammenziehen der Felle<br />
durch die wiederholte Feuchtigkeitsaufnahme<br />
und -abgabe verursacht immer<br />
neue Risse in den Tierhäuten.<br />
2. Tierische Schädlinge, wie zum Beispiel<br />
der berühmt-berüchtigte Museumskäfer,<br />
finden bei Temperaturen über 15°C und<br />
einer Luftfeuchtigkeit von mehr als 50%<br />
ideale Lebensbedingungen vor, was dann<br />
immer wieder Vergiftungsaktionen nach<br />
sich zieht.<br />
3. Bei einer Luftfeuchtigkeit von über 70%<br />
gedeihen auch Schimmelpilze prächtig.<br />
4. Bei Temperaturen unter 10°C und über<br />
30°C sinkt dafür die Aktivitätsrate des<br />
Sammlungsbetreuers auf ein Minimum.<br />
Andreas Schäfer<br />
<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2003</strong> <strong>Naturmuseum</strong> <strong>Solothurn</strong><br />
17
Sammlungen<br />
Wirbellose Tiere<br />
Untermieter<br />
Wohl wegen unserer Präsenz im Internet<br />
haben die Anfragen zu «Schädlingen im<br />
Haus» stark zugenommen. Neben echten<br />
Hausschädlingen, wie Dörrobstmotten,<br />
wurden harmlose Widderböcke gebracht,<br />
die im Haus nur aus dem Cheminéeholz<br />
ausschlüpfen. Bei den verschiedensten<br />
Fliegenmaden, die uns gezeigt wurden,<br />
gab es fast immer einen Zusammenhang<br />
mit Hornissen-, Wespen- oder Honigbienennestern<br />
im Estrich, in denen die<br />
Fliegenmaden als Untermieter leben oder<br />
im Herbst die gestorbenen Bewohner<br />
verwerten. Zum Verpuppen wandern sie<br />
aus dem Nest aus und geraten dabei<br />
häufig in die darunter liegende Wohnung.<br />
Die Renner der Saison waren aber die<br />
Bernsteinwaldschaben, die sich erst seit<br />
wenigen Jahren auf der Alpennordseite<br />
ausbreiten. Auf der Suche nach einem<br />
Überwinterungsplatz dringen sie als<br />
harmlose Besucher in unsere Häuser ein<br />
und treffen dort andere wärmeliebende<br />
Wintergäste, wie die Feldgrille oder den<br />
Rüsselkäfer Otiorhynchus crataegi, auch<br />
er ursprünglich ein Südländer.<br />
18<br />
Rüsselkäfer Otiorhynchus crataegi<br />
Sammlungsarbeiten<br />
Um eine erste Ordnung in die Fülle der<br />
Sammlung Schmassmann zu bringen,<br />
wurden die 400 Kästen geordnet und an<br />
jedem eine kurze Inhaltsliste angebracht.<br />
Die Ritterfalter wurden hingegen bereits<br />
in unsere Museumssammlung integriert.<br />
Raritäten<br />
Felix Amiet hat uns erneut eine kleine<br />
Sammlung von Fliegen überlassen. Sein<br />
an Bienen geschärfter Blick entdeckt<br />
immer wieder Raritäten, wie die seltene<br />
Schwebfliege Eriozona syrphoides.<br />
Elsa Obrecht<br />
Bernsteinwaldschabe Ectobius vittiventris Schwebfliege Eriozona syrphoides<br />
<strong>Naturmuseum</strong> <strong>Solothurn</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2003</strong>
Sammlungen<br />
Erdwissenschaften<br />
Sammlungsarbeit<br />
Schwerpunkt war die Arbeit in den<br />
Sammlungen. Diese gehen zurück auf<br />
1824, als Franz Josef Hugi das erste<br />
Naturalienkabinett aufbaute. Über viele<br />
Jahrzehnte kam immer mehr Material<br />
dazu. Jede Generation versuchte zwar,<br />
den Überblick zu bewahren, aber bevor<br />
es Computer gab, war dies doch ziemlich<br />
schwierig - Etiketten gingen verloren und<br />
Objekte wurden vertauscht.<br />
Heute gilt es alte Etiketten zu entziffern,<br />
jedes Objekt zu begutachten und darüber<br />
zu entscheiden, ob es in die Datenbank<br />
aufgenommen werden soll. Wenn es<br />
Zweifel an der Etikette gibt, wenn kein<br />
Eintrag im Eingangsbuch, oder wenn<br />
keine Funddaten vorhanden sind, dann<br />
gilt es auch zu überlegen, ob das Objekt<br />
überhaupt aufbewahrt werden soll.<br />
Inzwischen ist diese «Sisyphusarbeit» in<br />
der paläontologischen Sammlung doch<br />
so weit fortgeschritten, dass jetzt mit den<br />
Muscheln die letzte grosse Gruppe in<br />
Angriff genommen werden konnte.<br />
Drei Muscheln und eine Etikette mit zwei<br />
Fundortangaben: welche kommt von<br />
Kienberg, welche aus dem Röserental?<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
Es macht immer wieder Spass, mit<br />
dem reichen Sammlungsmaterial<br />
eine Ausstellungen zu gestalten. So<br />
konnten wir nach der Schenkung der<br />
Juramineralien-Sammlung von Hans-<br />
Jörg Rawyler eine Auswahl dieser<br />
wunderschönen Mineralien in einer<br />
Aussenvitrine zeigen. Es ermöglichte es<br />
uns auch, etwas über die Geschichte<br />
dieser Sammlung zu erzählen.<br />
Vier auswärtige Wissenschafter/innen<br />
haben unsere Sammlungen besucht. Ein<br />
Geologe aus Indien wollte sich darüber<br />
informieren, wie wir erdwissenschaftliche<br />
Themen darstellen und vermitteln. Eine<br />
Studentin aus Bern lieh Turmschnecken<br />
für ihre Untersuchungen aus. Ein Student<br />
aus Yale (USA) studierte die Originale<br />
und eine Studentin aus Portsmouth (GB)<br />
arbeitete sogar eine ganze Woche in<br />
unserer Sammlung der weltbekannten<br />
<strong>Solothurn</strong>er Schildkröten.<br />
Dr. Edith Müller-Merz<br />
Ein Blick in unsere Rollschrankanlage<br />
im Depot: alles noch zu bearbeitende<br />
Schubladen mit Muscheln.<br />
<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2003</strong> <strong>Naturmuseum</strong> <strong>Solothurn</strong><br />
19
Donatorinnen und Donatoren<br />
Donator/in Objekt Fundort<br />
Amiet Felix, <strong>Solothurn</strong> Waldohreule, Asio otus, Schädel <strong>Solothurn</strong>, SO<br />
Steinmarder, Martes foina, Schädel Härkingen, SO<br />
Igel, Erinaceus europaeus, Schädel <strong>Solothurn</strong>, SO<br />
Schermaus, Arvicola terrestris, Schädel Luterbach, SO<br />
Juchtenkäfer, Osmoderma eremita <strong>Solothurn</strong>, SO<br />
Apollo, Parnassius apollo Selzach, SO<br />
88 Fliegen, div. Arten -<br />
Anliker Doris, Zuchwil Buchfink, Fringilla coelebs, Nest Zuchwil, SO<br />
Pferdebremse, Tabanus sp. Zuchwil, SO<br />
Hornisse, Vespa crabro Zuchwil, SO<br />
Nagelfleck, Aglia tau Zuchwil, SO<br />
Waffenfliege, Sargus bipunctatus Zuchwil, SO<br />
Schlupfwespe, unbestimmt Zuchwil SO<br />
Arni Adrian, Lüterkofen Schädel, indet. -<br />
Wildschwein, Sus scrofa, Zahn -<br />
Schwalbennest -<br />
Drosselnest -<br />
Beer, Familie, Langendorf Elster, Pica pica Langendorf, SO<br />
Amsel, Turdus merula Langendorf, SO<br />
Schwalbenschwanz, Papilio machaon Langendorf, SO<br />
Mauerfuchs, Lasiommata megera Langendorf, SO<br />
Hornisse, Vespa crabro Langendorf, SO<br />
Steunhummel, Bombus lapidarius Langendorf, SO<br />
6 Mosaikjungfern, Aeshna cyanea Langendorf, SO<br />
div. Wespen, Fliegen und Käfer Langendorf SO<br />
Bichsel Willy, <strong>Solothurn</strong> Amsel, Turdus merula <strong>Solothurn</strong>, SO<br />
Haussperling, Passer domesticus <strong>Solothurn</strong>, SO<br />
Bleisch Christian, Derendingen Hornissenwaben, Vespa crabro Derendingen, SO<br />
Bracher Jürg, Feldbrunnen 3 Widderböcke, Clytus arietis Feldbrunnen-St. Niklaus, SO<br />
Brunner Regula, Bibern Igel, Erinaceus europaeus Mühledorf, SO<br />
Eichhörnchen, Sciurus vulgaris Gächliwil, SO<br />
Eichhörnchen, Sciurus vulgaris Tscheppach, N, SO<br />
Eichhörnchen, Sciurus vulgaris Biberist, SO<br />
Eggenschwiler Sandra, <strong>Solothurn</strong> Haussperling, Passer domesticus Subingen, SO<br />
Eggenschwiler Kurt, <strong>Solothurn</strong> Blaugr. Mosaikjungfer, Aeshna cyanea <strong>Solothurn</strong>, SO<br />
Bernsteinwaldschabe, Ectob. vittiventris <strong>Solothurn</strong>, SO<br />
Emch, Zuchwil Gimpel, Pyrrhula pyrrhula Zuchwil, SO<br />
Amsel, Turdus merula Zuchwil, SO<br />
Haussperling, Passer domesticus Zuchwil, SO<br />
Flück Hansruedi, Derendingen Turmfalke, Falco tinnunculus Luterbach, SO<br />
Turmfalke, Falco tinnunculus Selzach SO<br />
Schleiereule, Tyto alba Etziken, SO<br />
Flückiger St. und L., <strong>Solothurn</strong> Hermelin, Mustela erminea <strong>Solothurn</strong>, SO<br />
Fuhrer Nicole, Zuchwil Bernsteinwaldschabe, Ectob. vittiventris Zuchwil, SO<br />
Geissberger Fritz, <strong>Solothurn</strong> Fledermaus, indet. <strong>Solothurn</strong>, SO<br />
Glutz Nadine, Feldbrunnen Puppen Dörrobstmotte, Plodia interpunc. Feldbrunnen-St. Niklaus, SO<br />
Bernsteinwaldschabe, Ectob. vittiventris Feldbrunnen-St. Niklaus, SO<br />
Gschwind Josef, Rüttenen Schmeissfliegenmaden, Lucilia sp. Rüttenen, SO<br />
Hafner Georges, <strong>Solothurn</strong> Bernsteinwaldschabe, Ectob. vittiventris <strong>Solothurn</strong>, SO<br />
20<br />
<strong>Naturmuseum</strong> <strong>Solothurn</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2003</strong>
Donator/in Objekt Fundort<br />
Hostettler Sandro, Zuchwil Fuchs, Vulpes vulpes Günsberg, SO<br />
Huber Adalbert, Oberdorf Hornissennest, Vespa crabro Oberdorf, SO<br />
Hüsler Lucie, <strong>Solothurn</strong> Hirschgeweih, nacheiszeitlich Wauwilermoos<br />
Jenni, Familie, Aeschi Mönchsgrasmücke, Sylvia atricapilla Aeschi, SO<br />
Steinmarder, Martes foina Aeschi, SO<br />
Käslin Priska, <strong>Solothurn</strong> Hornisse, Vespa crabro <strong>Solothurn</strong>, SO<br />
Kehrli Margrit, Utzenstorf Schleiereule, Tyto alba Utzensdorf, BE<br />
Kölliker Lisa, Oberdorf Sperber, Accipiter nisus Oberdorf, SO<br />
Küenzi Franziska, Langendorf Schlangensterne, Muscheln, Schnecken, Armfüsser, Korallen, Seeigel,<br />
Seelilien, Ammoniten, Nautiliden, Belemniten; Minerale (teilweise mehrere):<br />
Pyrit, Flussspat, Fluorit, Eisenglanz, Ankerit, Aragonit, Kalkspat, Karbonat,<br />
Schwerspat, Coelestin, Epidot, Granat, Chlorit, Fuchsit, Adular, Opal, Achat,<br />
Quarz, Amethyst, Rauchquarz, Bergkristall, Bernstein, Radiolarit<br />
Kuhn Margarete, Niederbipp Schwanzmeise, Aegith. caudatus, Nest Arosio, TI<br />
Kuhn Marianne, <strong>Solothurn</strong> Winkelspinne, Tegenaria sp. <strong>Solothurn</strong>, SO<br />
Künzler Walter, Aeschi Grünling, Carduelis chloris Aeschi, SO<br />
Hermelin, Mustela erminea Etziken, SO<br />
Kupper Daniel, Grenchen Süsswasserkalk mit Heliciden Liesberg, BE<br />
Lehmann Marianne, <strong>Solothurn</strong> Lederlaufkäfer, Carabus coriaceus Bellach, SO<br />
Leuenberger Christine, <strong>Solothurn</strong> Buchfink, Fringilla coelebs Wiler b. Utzenstorf, BE<br />
Lo Stanco Kathrin, Biberist Maulwurf, Talpa europaea Zielebach, BE<br />
Meier Eugen, Feldbrunnen Bernsteinwaldschabe, Ectob. vittiventris Feldbrunnen-St. Niklaus, SO<br />
Mistfliege, Scatophaga stercoraria Feldbrunnen-St. Niklaus, SO<br />
Meyer Werner, Herbetswil Seeigel, Pygurus tenuis Hägendorf, SO<br />
Mombelli Felice, <strong>Solothurn</strong> Hecht, Esox lucius, Kopfpräparat -<br />
Reh, Capreolus capreolus, 3 Felle -<br />
Rothirsch, Cervus elaphus, Fell -<br />
Musée Schwab, Biel Beo, Gracula religiosa -<br />
Nauer Adolf, Zuchwil Mäusebussard, Buteo buteo Zuchwil, SO<br />
Rosenkäfer, Cetonia aurata Zuchwil, SO<br />
Feldmaikäfer, Melolontha melolontha Zuchwil, SO<br />
Wiesenhummel, Bombus pratorum Zuchwil, SO<br />
Mauerbiene, Osmia bicornis Zuchwil, SO<br />
div. andere Käfer, Bienen, Ameisen und Wanzen<br />
Nydegger Peter, Niederwil Fliegenmaden, unbestimmt Niederwil, SO<br />
Hornisse und Larven, Vespa crabro Niederwil, SO<br />
Oberholzer Alex, <strong>Solothurn</strong> Mauersegler, Apus apus <strong>Solothurn</strong>, SO<br />
Obrecht Elsa, Küttigkofen 2 Amseln, Turdus merula Küttigkofen, SO<br />
Singdrossel, Turdus philomelos Küttigkofen, SO<br />
Mistkäfer, Geotrupes sp. Bätterkinden, BE<br />
Oltex AG, Egerkingen Rüsselkäfer, Otiorhynchus crataegi Obergösgen, SO<br />
Principi Cornelia, Nennigkofen Schleiereule, Tyto alba Nennigkofen, SO<br />
Probst Margrit, Zuchwil Kleiner Fuchs, Aglais urticae Zuchwil, SO<br />
Raone Judith, Bellach Windenschwärmerraupe, Agr. convolvuli Bellach, SO<br />
Reber Vera, <strong>Solothurn</strong> Steinmarder, Martes foina <strong>Solothurn</strong>, SO<br />
Ruefer-Christ Heidi, <strong>Solothurn</strong> Amsel, Turdus merula, Nest <strong>Solothurn</strong>, SO<br />
Ruf Hansruedi, Riedholz Iltis, Mustela putorius Feldbrunnen-St. Niklaus, SO<br />
Rufer R. und E., <strong>Solothurn</strong> Schleiereule, Tyto alba <strong>Solothurn</strong>, SO<br />
Ryser D. und T., <strong>Solothurn</strong> Wühlmaus, indet. Subingen, SO<br />
<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2003</strong> <strong>Naturmuseum</strong> <strong>Solothurn</strong><br />
21
Donatorinnen und Donatoren<br />
Donator/in Objekt Fundort<br />
Schäfer Andreas, Burgdorf Schmeissfliege, Made, Lucilia sericata Burgdorf, BE<br />
Schärer Gregor, Biegenthal Star, Sturnus vulgaris Kriegstetten, SO<br />
Schärer F. & R., Kriegstetten Mönchsgrasmücke, Sylvia atricapilla Kriegstetten, SO<br />
Amsel, Turdus merula Kriegstetten, SO<br />
Sumpfmeise, Parus palustris Kriegstetten, SO<br />
Schmid Marco, Lüterwil Sägebock, Prionus coriarius Lüterswil, SO<br />
Schneller Ronald, Hägendorf Bernsteinwaldschabe, Ectob. vittiventris Hägendorf SO<br />
Siegenthaler Heidi, <strong>Solothurn</strong> Dörrobstmotte, Plodia interpunctella <strong>Solothurn</strong>, SO<br />
Soverna Denise, Günsberg Bienendrohne, Apis mellifera <strong>Solothurn</strong>, SO<br />
Stottrop Ulrike, Essen Anthrazit Ibbenbüren, Steinkohlebergwerk, D<br />
Strähl Patricia, Flumenthal Schwebfliegenlarven, Volucella sp. Flumenthal, SO<br />
Streit Martin, Wangen a/Aare Windenschwärmerraupe, H. convolvuli Wangen a/Aare, BE<br />
Stucki Brigitte, <strong>Solothurn</strong> Sächsische Wespe, D. saxonica, Nest Lengnau, AG<br />
Urbanyik Roland Grenchen Feldgrille, Gryllus campestris Grenchen, SO<br />
Vonmoos Nelly, <strong>Solothurn</strong> Deutsche Wespe, V. germanica, Nest Zuchwil, SO<br />
Zäch Alois, <strong>Solothurn</strong> Amsel, Turdus merula Welschenrohr, SO<br />
Zaugg-Bigler Gabriela, Aeschi Haussperling, Passer domesticus Aeschi, SO<br />
Zürcher Hanni, Oberburg Borkenkäferspuren, Leperisinus varius Burgdorf, BE<br />
Schenkungen<br />
Wir möchten uns einmal mehr bei den<br />
vielen Donatorinnen und Donatoren<br />
für die Objekte danken, die sie uns geschenkt<br />
oder gebracht haben.<br />
Gemäss unserem Leitbild (siehe S. 25)<br />
übernehmen wir treuhänderisch für die<br />
Gesellschaft Naturobjekte und stellen<br />
diese präpariert, konserviert und katalogisiert<br />
der Öffentlichkeit zur Verfügung.<br />
Wir betreiben mit den Objekten keinen<br />
Tausch und keinen Handel, suchen aber<br />
bei grossen Sammlungen, die wir mit<br />
unseren Möglichkeiten nicht sorgfältig betreuen<br />
können, die Zusammenarbeit mit<br />
grösseren Museen und Instituten. Wenn<br />
es im Interesse der Sammlungen ist, sind<br />
wir auch bereit diese, zum Beispiel gegen<br />
die Verpflichtung der wissenschaftlichen<br />
Aufarbeitung, zu übergeben. Dabei muss<br />
man wissen, dass eine wissenschaftliche<br />
Aufarbeitung schnell mehrere hunderttausend<br />
Franken kosten kann.<br />
22<br />
Ein Hirschgeweih aus dem Wauwilermoos.<br />
Ein Fall für die Zoologie oder für<br />
die Paläontologie?<br />
Die präzise Altersbestimmung mit der<br />
sogenannten C14-Methode an der ETH<br />
ergab ein Alter von 7'000 Jahren.<br />
Solche nacheiszeitlichen Tierfunde<br />
werden bei uns der Paläontologie zugewiesen<br />
- ein Geweih aus dem Mittelalter<br />
hingegen der Zoologie.<br />
<strong>Naturmuseum</strong> <strong>Solothurn</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2003</strong>
Budget<br />
Gesamtvoranschlag<br />
Personal inkl. Sozialleistungen<br />
Sachkredite<br />
Freiwillige Eintritte<br />
Verkauf von Drucksachen usw.<br />
Verschiedene Erträge<br />
Kantonsbeitrag Lotteriefonds<br />
Wir werden älter und teurer<br />
Zahlenmenschen werden auf den ersten<br />
Blick die Aufwandsteigerung um über 8%<br />
erkennen. Warum? Auch wenn nicht die<br />
ganze Bescherung auf Treue- und Altersprämien<br />
zurückzuführen ist, spielen diese<br />
doch eine wesentliche Rolle. Verjüngung<br />
wäre hier angesagt...<br />
Formell zu Buche schlägt auch die neue<br />
Teilzeitstelle für Museumspädagogik, die<br />
allerdings weitgehend durch den Lotteriefonds<br />
finanziert und in der Rechnung mit<br />
Einnahmen kompensiert wird.<br />
Mausarm - aber auf hohem Niveau<br />
Wir bemühen uns mit den beschränkten<br />
Mitteln einer Kleinstadt, wie <strong>Solothurn</strong><br />
es nun einmal ist, auszukommen und<br />
unter den Verwaltungsabteilungen keine<br />
Sonderrolle zu beanspruchen.<br />
Mit einiger Besorgnis, aber ohne Neid,<br />
sehen wir gleichzeitig wie gegenwärtig<br />
andere Naturmuseen mit kräftigen<br />
Investitionsschüben renoviert werden.<br />
Um kein wütendes Geheul unter<br />
den Kollegen/innen auszulösen, sei<br />
zugegeben, dass es auch Museen gibt,<br />
deren Budget massiv «eingekürzt» wurde<br />
oder die sogar geschlossen werden.<br />
2002<br />
<strong>2003</strong><br />
Aufwand Ertrag Aufwand Ertrag<br />
680'170 48'050 737'850 63'050<br />
468'450<br />
519'400<br />
211'720<br />
218'450<br />
18'000<br />
18'000<br />
8'000<br />
8'000<br />
2'050<br />
2'050<br />
20'000<br />
35'000<br />
Wir möchten auch nicht mit den armen<br />
deutschen Museen tauschen, die sich vor<br />
ihrer bankrotten öffentlichen Trägerschaft<br />
in eine Stiftung «retten» und freiwillig<br />
bereit sind, in Zukunft mit der Hälfte<br />
des Geldes auszukommen, einfach<br />
weil dieses wenigstens gesichert ist<br />
- im Unterschied zum alten Budget, das<br />
jeweils bis Ende März und meist wieder<br />
ab September politisch gesperrt war.<br />
Nischenplayer<br />
Wenn ich höre, dass die Neugestaltung<br />
eines mittleren <strong>Naturmuseum</strong>s heute<br />
zwischen zwei und fünf Millionen Franken<br />
kostet und gleichzeitig sehe, wie sich<br />
eine solche Investition auf die 15'000-<br />
Seelen-Stadt auswirkt und welche andere<br />
Aufgaben darunter leiden müssten, dann<br />
kann ich diese Millionen nicht fordern.<br />
So wie wir bereits beim Aufbau unseres<br />
Museums in liebevoller Bastelarbeit eine<br />
moderne Dauerausstellung aufgebaut<br />
haben, werden wir auch in Zukunft einen<br />
Weg finden, der den Ansprüchen der Zeit<br />
und dem Geldsack der Stadt entspricht.<br />
Mit professioneller Ressourcenplanung<br />
geht das allerdings nicht - da braucht es<br />
schon die «Zauberei der Kleinen».<br />
<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2003</strong> <strong>Naturmuseum</strong> <strong>Solothurn</strong><br />
23
Tagungen<br />
Blühender Herbst im Kohlepott<br />
Die sogenannte Herbsttagung der «Fachgruppe<br />
naturwissenschaftliche Museen<br />
im Deutschen Museumsbund» führte ins<br />
Ruhrgebiet nach Essen. Unter dem Titel<br />
«Natur in der Industriekultur» bot uns die<br />
Leiterin der geologischen Abteilung des<br />
Ruhrlandmuseums Ulricke Stottrop mit<br />
Unterstützung vieler Mitarbeiter/innen<br />
ein reichhaltiges Programm, das selbst<br />
trockene Naturwissenschaftler/innen aus<br />
der Reserve lockte und zwischendurch<br />
verzauberte. Wir pilgerten zwischen<br />
Sterntaler, Himmelsleiter, Haldenbergen<br />
und Hochöfen durch den «Emscher<br />
Landschaftspark». So nennt sich heute<br />
die unendliche, jetzt grün vernarbende<br />
Industriewüste mit den keine Kohle mehr<br />
verschlingenden Eisenmolochen, die zu<br />
Kunstwerken umdefiniert wurden, weil<br />
das billiger als entsorgen war - ein neues<br />
Kunstverständnis, und ein fantastisches<br />
Erlebnis mit apokalyptischem Einschlag<br />
für einen Sennenbueb aus der niedlichen<br />
Schweiz. Fassungslos staunend, wie ein<br />
Friesländer vor dem Matterhorn, liess<br />
ich mir erklären, dass mit einer einzigen<br />
Ausnahme alle Hügel und Bergkegel<br />
am weiten Horizont aus künstlich aufgeschütteten<br />
Abraumhalden bestehen. Ich<br />
verstand dabei erst die Bedeutung des<br />
für uns seltsamen Begriffs der «Landmarke»,<br />
einer künstlich geschaffenen<br />
Orientierungshilfe in einer mehrfach umgekrempelten<br />
Landschaft. Und was den<br />
Titel mit dem blühenden Herbst betrifft: er<br />
ist wörtlich gemeint! Wir wanderten tatsächlich<br />
im Oktober durch eine goldgelb<br />
blühende Heide. Die mit südafrikanischer<br />
Kohle eingeschleppten Pflanzen haben<br />
24<br />
Auf den gigantischen Hochöfen klettern<br />
heute Touristen herum und schauen wie<br />
von einem Kirchturm herab auf die jetzt<br />
friedlich daliegende Industriewüste. Es<br />
fällt schwer sich das ohrenbetäubende<br />
Brausen und die glühende Hitze vorzustellen,<br />
die hier noch vor kurzer Zeit die<br />
Luft und den Raum erfüllt haben.<br />
den Frühling in ihrer Heimat noch nicht<br />
vergessen. Sie blühen zweimal, im Mai<br />
zur Fortpflanzung und im Oktober zur<br />
Erinnerung.<br />
Am meisten beeindruckt haben mich<br />
aber die Menschen, die sich vom Niedergang<br />
der neuen Eisenzeit einfach nicht<br />
unterkriegen lassen und sich über die<br />
Rückkehr der Natur freuen können.<br />
<strong>Naturmuseum</strong> <strong>Solothurn</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2003</strong>
Fachkommission<br />
Das im letzten Bericht angekündigte Leitbild in der am 14. März <strong>2003</strong> verabschiedeten<br />
Fassung. Die zweidimensionale, bildliche Darstellungsform hat in der Zwischenzeit<br />
eine dreidimensionale Nachfolgerin in Form einer Ausstellung erhalten (siehe S. 12).<br />
Leitbild und Zukunft<br />
Auch wenn das aktive und eingespielte<br />
Museumsteam die Arbeit der Aufsichtskommission<br />
einfach macht, gilt es die<br />
Fachkommission 2001 - 2005:<br />
Dr. Alex Oberholzer, Präsident<br />
Renata Gugelmann, Vizepräsidentin<br />
Matthias Halbeis<br />
Ursula Sattler<br />
Daniel von Büren<br />
Protokoll: Irene Emmenegger<br />
Weichen für die Zukunft rechtzeitig und<br />
richtig zu stellen. Die Erarbeitung des<br />
Leitbildes war ein erster Schritt auf dem<br />
Weg zur nächsten Museumsgeneration.<br />
Das heutige Museum mag zwar immer<br />
noch erfolgreich sein, aber wenn wir es<br />
nicht rechtzeitig «runderneuern», wird<br />
es den Anschluss an die Zeit verlieren<br />
und (wieder) in die Bedeutungslosigkeit<br />
versinken. Wir wissen dabei, dass wir mit<br />
der Forderung nach Investition quer in<br />
der heutigen Finanzlandschaft stehen.<br />
<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2003</strong> <strong>Naturmuseum</strong> <strong>Solothurn</strong><br />
25
Personal<br />
Oben vlnr: Bernadette Beer, Marianne Lehmann, Willy Bichsel, Irene Emmenegger,<br />
Marianne Kuhn und Alex Oberholzer. Unten: Margrit Probst, Kurt Eggenschwiler, Edith<br />
Müller, Walter Künzler, Judith Vonwil, Eva Plattner, Bernhard Eggimann, Elsa Obrecht<br />
und Andreas Schäfer.<br />
Immer bemüht, die neuen Entwicklungen<br />
im Museumsbereich mitzubekommen,<br />
haben wir die im Sommer neu eröffnete<br />
Vorarlberger Naturschau inatura besucht<br />
und kritisch begutachtet. Von der Fabrik-<br />
Architektur und den nicht zu zählenden<br />
Beamerschauen beeindruckt, haben wir<br />
uns zwischendurch, wie unser Techniker<br />
Kurt Eggenschwiler im nebenstehenden<br />
Bild, als echte Museums-Özis gefühlt.<br />
Wohl etwas ermüdet von den grellen<br />
Eindrücken einer multimedialen Erlebnisschau,<br />
sehnten wir uns mit der Zeit nach<br />
einem kleinen, gemütlichen Museum und<br />
kehrten heim - ohne zu wissen, wie wir<br />
unser Museum neu gestalten sollen. Zwei staunende inatura-Besucher.<br />
26<br />
<strong>Naturmuseum</strong> <strong>Solothurn</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2003</strong>
Personal<br />
Konservator (85%)<br />
Hauswart/Museumstechniker (100%)<br />
Schulbetreuung/Reinigung (50%)<br />
Aufsicht/Reinigung/Administration:<br />
(je ca. 25%)<br />
Wissenschaftliche Mitarbeiter/innen:<br />
Erdwissenschaften (30%)<br />
Entomologie/Bibliothek (25%)<br />
Zoologie (20% + Projekte)<br />
Museumspädagogik (40%)<br />
Kindergeburtstage (nach Bedarf)<br />
Buchhaltung/Protokoll Fachkommission<br />
(Verwaltung der Museen)<br />
Ausstellungsbetreuung HiTechNatur<br />
(Projektauftrag)<br />
Freiwillige Mitarbeiter:<br />
Entomologie<br />
Modellbau<br />
<strong>Naturmuseum</strong><br />
Klosterplatz 2<br />
CH-4500 <strong>Solothurn</strong><br />
Telefon: 032 622 70 21<br />
Fax: 032 622 70 52<br />
Infotel: 032 622 78 21<br />
E-Mail: info@naturmuseum-so.ch<br />
HomePage: www.naturmuseum-so.ch<br />
Walter Künzler<br />
Kurt Eggenschwiler<br />
Bernhard Eggimann<br />
Doris Anliker<br />
Bernadette Beer<br />
Marianne Kuhn<br />
Marianne Lehmann<br />
Margrit Probst<br />
Dr. Edith Müller<br />
Elsa Obrecht<br />
Andreas Schäfer<br />
Judith Vonwil<br />
Eva Plattner<br />
Irene Emmenegger<br />
Dr. Denis Vallan<br />
Felix Amiet<br />
Willy Bichsel<br />
Öffnungszeiten<br />
Dienstag - Samstag 14 - 17 Uhr<br />
Sonntag 10 - 17 Uhr<br />
Schulen und Gruppen auch vormittags<br />
nach Anmeldung. Bitte beachten Sie die<br />
Öffnungszeiten an Feiertagen.<br />
<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2003</strong> <strong>Naturmuseum</strong> <strong>Solothurn</strong><br />
27