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Jahresbericht 2003 - Naturmuseum Solothurn

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<strong>Naturmuseum</strong> <strong>Solothurn</strong><br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2003</strong>


Titelbild: Sonderausstellung «Nachtleben»<br />

2<br />

<strong>Naturmuseum</strong> <strong>Solothurn</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2003</strong>


Über diesen <strong>Jahresbericht</strong><br />

Museale Vorurteile<br />

Viele Leute stellen sich unter einem<br />

Museum noch immer ein eher staubiges<br />

Institut vor, in dem ebenso ordentliche<br />

wie langweilige Leute geschäftig herumwuseln<br />

und auf Kosten der Steuerzahler<br />

völlig unzeitgemäss eine ruhige Kugel<br />

schieben...ein Vorurteil!<br />

Im Militär pflegten mich die Kameraden<br />

mit meinem «geschützten Museumsjob»<br />

aufzuziehen - fast so wie den Kollegen,<br />

der im Zeughaus arbeitete, welches als<br />

eine Art von übersteigertem Museum<br />

wahrgenommen wird - und den sie beim<br />

Einrücken spottend fragten, wer denn<br />

jetzt an seiner Stelle die vielen tausend<br />

Stoppuhren in den Militärsportsäcken<br />

aufziehen würde... ein Vorurteil!<br />

Bei Führungen hinter den Kulissen in<br />

den Arbeits- und Sammlungsräumen<br />

schlägt das Vorurteil häufig in Erstaunen<br />

um, wenn die Leute erkennen, dass hier<br />

keine ordnungssüchtigen Kellermäuse,<br />

sondern kreative und bisweilen sogar<br />

chaotische Museumsmacher/innen am<br />

Werke sind, die eine spannende und<br />

wichtige Arbeit leisten... kein Vorurteil!<br />

Wenn Sie diesen Bericht gelesen haben,<br />

dann werden Sie sich gar fragen, ob nicht<br />

für Museumsleiter und -leiterinnen eine<br />

Gefahrenzulage angebracht wäre.<br />

Fussballtrainer haben es nämlich vergleichsweise<br />

einfach. Ihnen droht nur die<br />

Verbannung - nicht das Gefängnis! Sie<br />

haben es nur mit eitlen Primadonnen und<br />

ausrastenden Hooligans zu tun - nicht<br />

aber mit deutschen Bundesämtern!<br />

Ein spannendes Museumsjahr<br />

Es gibt viel von Sonderausstellungen,<br />

von Reorganisationen, von Umbauten<br />

und von Renovationen zu berichten.<br />

So wie bei allen anderen Naturmuseen<br />

der gleichen Generation, die für ziemlich<br />

viel Aufruhr in der damals eher ruhigen<br />

Museumsszene sorgten, steht auch bei<br />

uns in <strong>Solothurn</strong> langsam aber sicher<br />

eine Gesamtrenovation an, die es gut<br />

vorzubereiten gilt, wenn der Höhenflug<br />

anhalten soll - heute würde man von<br />

«nachhaltig» sprechen.<br />

Nicht oder nur beschränkt renovationstauglich<br />

sind zum Beispiel die langsam<br />

älter werdenden und inzwischen ihre<br />

Dienstjubiläen feiernden ehemaligen<br />

Pioniere... kein Vorurteil.<br />

Walter Künzler, 25 Dienstjahre<br />

In good company - oder nur scheinheilig?<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2003</strong> <strong>Naturmuseum</strong> <strong>Solothurn</strong><br />

3


Impressum Inhalt<br />

Berichtverfasser:<br />

Bildernachweis:<br />

Titelbild<br />

Heiliger S. 3<br />

Museum S. 6<br />

Brand S. 6<br />

Steinböcke S. 7<br />

Aquarium S. 7<br />

Nachtleben S. 8<br />

Fuchs S. 8<br />

Hai S. 9<br />

Putti S. 9<br />

Plakat S. 10<br />

Beamte S. 11<br />

SoBa Foto S. 12<br />

SoBa Skizze S. 12<br />

MuPäd S. 13<br />

Nachtbar S. 13<br />

Familientag S. 14<br />

Kindergeburtstag S. 15<br />

Wirbeltiere S. 16<br />

Grafik S. 17<br />

Käfer, Fliege S. 18<br />

Waldschabe S. 18<br />

Geologie S. 19<br />

Hirsch S. 22<br />

Wildschwein S. 23<br />

Hochofen S. 24<br />

Leitbild S. 25<br />

inatura S. 26<br />

4<br />

Walter Künzler<br />

Andreas Schäfer<br />

Andreas Schäfer<br />

Andreas Schäfer<br />

Walter Künzler<br />

Andreas Schäfer<br />

Walter Künzler<br />

Andreas Schäfer<br />

Andreas Schäfer<br />

Andreas Schäfer<br />

Pfalzmuseum<br />

HelmutCartoons by Bulls<br />

Andreas Schäfer<br />

Walter Künzler<br />

Andreas Schäfer<br />

Kurt Eggenschwiler<br />

Andreas Schäfer<br />

Eva Plattner<br />

Andreas Schäfer<br />

Andreas Schäfer<br />

Andreas Schäfer<br />

Hannes Baur<br />

Andreas Schäfer<br />

Andreas Schäfer<br />

Gästebuch<br />

Ronny Rössler<br />

Walter Künzler<br />

Andreas Schäfer<br />

Layout und Satz mit Adobe Indesign CS<br />

Rüegger Satz + Druck, <strong>Solothurn</strong><br />

Über diesen <strong>Jahresbericht</strong><br />

Impressum, Inhalt<br />

Besuche<br />

Allgemeiner Betrieb<br />

Dauerausstellung<br />

Sonderausstellungen:<br />

Nachtleben<br />

Haie - gejagte Jäger<br />

HiTechNatur<br />

Leitbild<br />

Museumspädagogik<br />

Sammlungen:<br />

Wirbeltiere<br />

Wirbellose Tiere<br />

Erdwissenschaften<br />

Donatorinnen und Donatoren<br />

Budget<br />

Tagungen<br />

Kommission, Leitbild<br />

Personal<br />

<strong>Naturmuseum</strong> <strong>Solothurn</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2003</strong><br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

12<br />

13<br />

16<br />

18<br />

19<br />

20<br />

23<br />

24<br />

25<br />

26


Besuche<br />

Total<br />

Erwachsene<br />

Kinder und Jugendliche<br />

Einzelbesuche<br />

Gruppenbesuche<br />

Anzahl Gruppen<br />

Stadt <strong>Solothurn</strong><br />

Kanton SO (ohne Stadt)<br />

ausserkantonal<br />

Kindergarten<br />

Primarschule<br />

Oberstufe<br />

Mittelschulen<br />

andere<br />

Der Jahrhundert-Sommer<br />

Seit die politischen Behörden «Firma»<br />

spielen und wie Verwaltungsräte den<br />

Erfolg in Zahlen und nicht mehr in der<br />

Wirklichkeit messen wollen, können wir<br />

Museumsleute unsere Besuchszahlen<br />

nicht mehr irgendwo in einem Nebensatz<br />

des <strong>Jahresbericht</strong>s verstecken.<br />

Früher galten wir Museumsleiter, die<br />

freiwillig und stolz die Besuchszahlen<br />

an erster Seite publizierten, noch als<br />

«zahlengeil». Jetzt könnten wir über die<br />

Zahlen- und Begründungsakrobatik der<br />

anderen lachen, weil sie von oben unter<br />

Zahlendruck gesetzt, ihre vornehme<br />

Zurückhaltung aufgeben mussten und<br />

sich entsprechend winden - wenn wir nur<br />

etwas bessere Zahlen vorweisen könnten<br />

und so nicht gemeinsam mit ihnen den<br />

heissen Sommer bemühen müssten!<br />

2002<br />

32'955<br />

16'660<br />

16'295<br />

26'311<br />

6'644<br />

363<br />

112<br />

127<br />

123<br />

13<br />

150<br />

27<br />

29<br />

144<br />

...keine faulen Ausreden<br />

100%<br />

51%<br />

49%<br />

80%<br />

20%<br />

100%<br />

31%<br />

35%<br />

34%<br />

4%<br />

41%<br />

7%<br />

8%<br />

40%<br />

<strong>2003</strong><br />

30'413<br />

15'407<br />

15'006<br />

24'008<br />

6'405<br />

351<br />

82<br />

116<br />

153<br />

16<br />

133<br />

32<br />

12<br />

158<br />

100%<br />

51%<br />

49%<br />

79%<br />

21%<br />

100%<br />

23%<br />

33%<br />

44%<br />

5%<br />

38%<br />

9%<br />

3%<br />

45%<br />

Faule Ausreden<br />

Das Lachen bleibt mir endgültig im Halse<br />

stecken, wenn ich von einem Kollegen<br />

höre, dass sein «Verwaltungsrat» den<br />

Rückgang um 7% detailliert begründet<br />

haben will, wie den Umsatzrückgang in<br />

einer Schraubenfabrik, und den Sommer<br />

mit der Bemerkung «wir haben im Büro<br />

auch geschwitzt!» als Ausrede abtut.<br />

Die Geister, die wir riefen<br />

Es rächt sich heute, dass wir uns von den<br />

Controllern, in Ermangelung geeigneter<br />

Parameter, die Besuchszahlen haben<br />

als Leistungsmass aufschwatzen lassen.<br />

Jetzt machen sie aus der Zahlenspielerei<br />

bitteren Ernst, weil sie eben nur in Zahlen<br />

denken können. Unter dem Druck werden<br />

zwar die Zahlen steigen - aber nicht die<br />

Leistung und schon gar nicht die Qualität.<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2003</strong> <strong>Naturmuseum</strong> <strong>Solothurn</strong><br />

5


Allgemeiner Betrieb<br />

Der tägliche Parkkrieg<br />

Früher gab es vor dem Museum weisse<br />

und blaue Parkplätze - eine sehr verkehrsfördernde<br />

Mischung. Es begann jeweils<br />

am frühen Morgen mit den Büroleuten,<br />

die in der Hoffnung auf das grosse Los<br />

des Tages, d. h. auf einen weissen Parkplatz,<br />

ihre Runden drehten oder sich an<br />

einer strategisch günstigen Ecke auf die<br />

Lauer legten - und sich beim Auftauchen<br />

eines kofferschleppenden Hotelgastes<br />

gegenseitig auszutricksen suchten.<br />

Nach sinnloser Warterei versuchten es<br />

die einen beim Tennisplatz, während<br />

die andern sich mit einem blauen Feld<br />

begnügten und entweder alle eineinhalb<br />

Stunden mit schuldvollem Seitenblick ihre<br />

Parkscheibe nachstellten oder mutig auf<br />

Risiko setzten. Erstaunlich war immer,<br />

wie «flexibel» dabei auf die Präsenz der<br />

Polizei reagiert wurde.<br />

Unbeeindruckt davon gaben sich nur<br />

einige wichtige Zeitgenossen mit teuren<br />

Autos und tiefen Nummern, die sich eh<br />

nie an die Parkfelder halten, wobei es für<br />

uns kleine Bürger tröstlich war, feststellen<br />

zu können, dass einige Polizisten sich<br />

überhaupt nicht beeindrucken liessen.<br />

Mit Parkplatzbewirtschaftung<br />

Nachdem alle Felder in bewirtschaftete<br />

Kurzzeitparkplätze umgewandelt wurden,<br />

ist es friedlich geworden. Am Morgen ist<br />

der Platz wie leergefegt. Wer nur schnell<br />

etwas abholen will, findet immer einen<br />

Parkplatz, der allerdings teurer als im<br />

Parkhaus ist. Wo jetzt die Pendlerautos<br />

stehen, weiss ich nicht, wurden doch die<br />

umliegenden Quartiere durch Anwohnerprivilegierung<br />

vor ihnen geschützt.<br />

6<br />

...vor dem Museum<br />

Der jetzt von den Pendlerautos befreite,<br />

luftige, grosse, schöne und frühmorgens<br />

provozierend leere Klosterplatz, fotografiert<br />

von unserem Hoffotografen Andreas<br />

Schäfer in einer spiegelnden Radkappe.<br />

Fast ausgeräuchert wurden wir durch<br />

ein in Brand geratenes Auto auf dem<br />

Klosterplatz. Es war in jeder Beziehung<br />

eindrücklich: wie schnell die Feuerwehr<br />

anrückte, wie oft das Feuer durch die<br />

Hitze immer wieder entflammte und wie<br />

bald und vollständig der offene und gut<br />

durchlüftete Platz in stinkenden und<br />

wahrscheinlich ziemlich giftigen Qualm<br />

gehüllt war - eine leise Vorahnung vom<br />

Inferno bei einem Tunnelbrand.<br />

<strong>Naturmuseum</strong> <strong>Solothurn</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2003</strong>


Dauerausstellung<br />

Umbau im Parterre<br />

Durch Anpassungen und Renovationen<br />

versuchen wir unsere Dauerausstellung<br />

attraktiv, modern und aktuell zu erhalten.<br />

Nach den Wildschweinen und Bären sind<br />

jetzt die Alpentiere an der Reihe. Zuerst<br />

wurde das auf einem grossen Kunststoff-<br />

Felsen stehende Steinbock-Paar ersetzt<br />

und in den nächsten Jahren sollen auch<br />

die Gämsen ummontiert werden.<br />

Die attraktive schwarz-weisse Walliser<br />

Ziege möchten wir mit einer weitere<br />

Hausziege-Rasse ergänzen.<br />

Von Grund auf neu bauen werden wir die<br />

verrostete Aquarienanlage - und damit<br />

uns den Unterhalt erleichtern und gleichzeitig<br />

das Foyer grosszügiger gestalten.<br />

In Planung ist die Neugestaltung der<br />

Aquarienanlage im Foyer. Diese Fotomontage<br />

zeigt, wie wir uns das neue<br />

Aquarium vorstellen. Wir verzichten auf<br />

den Bach und Fluss und konzentrieren<br />

uns auf ein grosses Teichbecken.<br />

...wer rastet, rostet<br />

Jetzt stehen bei uns die Steinböcke auf<br />

natürlichem Felsen. Wir möchten damit<br />

einen natürlichen Eindruck von ihrem<br />

Lebensraum in den Bergen geben - ohne<br />

gleich ein Diorama zu bauen.<br />

Der alte Steinbock auf seinem letzen<br />

Weg - ins Depot. Mit Wehmut schaut er<br />

zurück zum Museum. Dank seinem, zwar<br />

etwas unnatürlich wirkenden, aber dafür<br />

sehr leichten Kunstfelsen, wird er als<br />

Ausleihpräparat eingesetzt werden.<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2003</strong> <strong>Naturmuseum</strong> <strong>Solothurn</strong><br />

7


Sonderausstellung<br />

Nachtleben - Geheimnisse der Finsternis<br />

Schneeeule in der Polarnacht.<br />

Januar <strong>2003</strong> - Oktober <strong>2003</strong><br />

Die Sonderausstellung des Oltner <strong>Naturmuseum</strong>s<br />

wurde speziell für die dunklen<br />

Ausstellungsräume in Olten gestaltet.<br />

Nach der Idee der blinden Kuh an der<br />

Expo drehten wir bei uns in <strong>Solothurn</strong> die<br />

Ausstellung um. Wir holten die schwarzen<br />

Tafeln ans Tageslicht und bildeten mit<br />

diesen die Aussenwände einer riesigen<br />

und geheimnisvollen Nachtkiste, welche<br />

die Besucher und Besucherinnen nur<br />

im Dunkeln blind tastend oder mit einer<br />

Taschenlampe entdecken konnten.<br />

Wir scheuten beim Aufbau keinen Aufwand<br />

und sorgten zum Beispiel bei der<br />

Schneeeule in der Polarnacht mit UV-<br />

Licht, Windgeheul und Kühlgebläse für<br />

ein physisch fröstelndes Klima, das sich<br />

im rekordheissen Sommer als wahrer<br />

Publikumshit entwickelte.<br />

Wie intensiv der Dunkelraum benutzt<br />

wurde, zeigte sich übrigens am grossen<br />

Batterienverbrauch der Taschenlampen.<br />

8<br />

Fuchs auf ungewöhnlicher Nachtwarte.<br />

Das in die Nacht leuchtende Eulenfenster<br />

(siehe ganz oben) sorgte im Nachtleben<br />

von <strong>Solothurn</strong> für Missverständnisse, weil<br />

Passanten in den wohlgerundeten Augen<br />

etwas Anderes erkannten und eine neue<br />

Stripbar vermuteten. In der Nacht kann<br />

man eben leicht getäuscht werden...<br />

<strong>Naturmuseum</strong> <strong>Solothurn</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2003</strong>


Sonderausstellung<br />

Haie - gejagte Jäger<br />

November <strong>2003</strong> - April 2004<br />

Die von der Hai-Stiftung (www.hai.ch)<br />

produzierte Sonderausstellung stiess auf<br />

grosses Publikumsinteresse und wurde<br />

trotz den vielen und langen Texten gut<br />

aufgenommen. Offensichtlich suchen die<br />

Leute objektive Informationen und wollen<br />

nicht nur die «Monster» sehen. Warum<br />

in <strong>Solothurn</strong> im Unterschied zu Basel<br />

nur wenige Schulklassen die Ausstellung<br />

besucht haben, wissen wir (noch) nicht.<br />

Stiftung<br />

Shark Foundation<br />

Ein Grauer Riffhai im Pazifi k von Andreas Schäfer fotografi ert - er hat es überlebt...<br />

Die Ausstellung wurde intensiv genutzt<br />

und von Bernhard Eggimann, wie auf<br />

dem Bild zu sehen, mit Inbrunst gepfl egt.<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2003</strong> <strong>Naturmuseum</strong> <strong>Solothurn</strong><br />

9


Sonderausstellung<br />

HiTechNatur jetzt in Bad Dürkheim<br />

November <strong>2003</strong> - September 2004<br />

Nach der dreijährigen Schweizertour von<br />

<strong>Solothurn</strong> über Luzern, St. Gallen, Bern,<br />

Olten und Winterthur, wagten wir uns<br />

über die Grenze nach Deutschland.<br />

Im Kurort in der Pfalz mit dem grössten<br />

Weinfass der Welt hat unsere Ausstellung<br />

einen veritablen Bionik-Boom mit vielen<br />

Begleitveranstaltungen ausgelöst - dank<br />

einem engagierter Ausstellungsteam.<br />

10<br />

Wenn die Mona Lisa eine Amsel wäre<br />

Man könnte zwar tatsächlich meinen,<br />

dass es keine unlösbare Aufgabe sei,<br />

zwei ausgestopfte Amseln nach Deutschland<br />

zu bringen - jedenfalls einfacher als<br />

zum Beispiel die Mona Lisa nach Nepal.<br />

Irrtum! Die Mona Lisa mag zwar wertvoll<br />

und Nepal weit weg sein, aber Nepal ist<br />

nicht in der EU und die Mona Lisa wird<br />

nicht vom Bundesamt für Naturschutz in<br />

Bonn beschützt! Lassen Sie sich in die<br />

Geheimnisse des kleinen Grenzverkehrs<br />

einführen...<br />

1. Das Artenschutz-Abkommen<br />

Es bringt wenig, die Elefanten in Afrika zu<br />

schützen, wenn mit den Stosszähnen ein<br />

blühender Handel getrieben wird. Was in<br />

der dritten Welt gewildert und abgeholzt<br />

wird, kann vor Ort nur verhindert werden,<br />

wenn weltweit der Handel gestoppt wird.<br />

Genau dafür wurde das Washingtoner<br />

Artenschutzabkommen abgeschlossen.<br />

Wer Tiere, die im Abkommen aufgelistet<br />

sind, irgendwo auf der Welt einführen will,<br />

braucht eine Bewilligung...<br />

2. Das Carnet ATA<br />

Jede Firma, die einmal einem Stand an<br />

einer Messe im Ausland hatte, kennt das<br />

nützliche Carnet ATA, in dem die Vitrinen<br />

und Objekte aufgelistet werden und so<br />

als (noch) nicht exportiert gelten.<br />

Nach dem gleichen Prinzip darf auch Ihr<br />

Auto über die Grenze fahren. Der Ärger<br />

beginnt erst, wenn es gestohlen wird<br />

oder Sie es zu Schrott fahren - dann<br />

müssen Sie es rückwirkend verzollen.<br />

Im Prinzip dürfen auch naturkundliche<br />

Ausstellungen mit dem Carnet reisen...<br />

<strong>Naturmuseum</strong> <strong>Solothurn</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2003</strong>


3. Die sinnvolle Zollpraxis<br />

Bei Objekten, die dem Washingtoner<br />

Artenschutzabkommen unterstellt sind,<br />

stellt sich die Frage der zolltechnischen<br />

Behandlung. Die praxisnahen und buchstabenfernen<br />

Zollämter stempeln die<br />

schweizerischen Artenschutzpapiere<br />

zusammen mit dem Carnet ATA ab und<br />

setzen so dessen Grundidee sinngemäss<br />

in die Artenschutzpraxis um. Seit Jahren<br />

werden auf diese Weise Ausstellungen<br />

ein- und ausgeführt. Weil es besonders<br />

sensible Objekte, wie ein Stosszahn, in<br />

der Ausstellung hat, wurde uns vom Amt<br />

in Bern geraten, auch eine Bewilligung<br />

beim deutschen Bundesamt einzuholen,<br />

die auf Grund der Schweizer Papiere<br />

formell erteilt würde - sowas würde sogar<br />

in Rom nur Stunden dauern...<br />

Wir taten wie geraten, mussten aber bald<br />

feststellen, dass im Unterschied zum<br />

deutschen Zoll und zum Amt in Rom, das<br />

Bundesamt für Naturschutz in Bonn gar<br />

keinen Sinn für das praktisch Sinnvolle<br />

hat. Es sah keine Möglichkeit, auf Grund<br />

eidgenössischer Artenschutzpapiere eine<br />

Bewilligung zu erteilen und drohte dafür<br />

umgehend mit Staatsgewalt.<br />

Auf die naiv-böse Frage, warum denn der<br />

deutsche Zoll keine deutsche Bewilligung<br />

verlange, entgegnete es schnippisch,<br />

dass der Zoll nicht zuständig sei...<br />

4. Die blühende Bürokratie<br />

So durften wir erst nach wochenlanger<br />

amtlicher Überprüfung des «speziellen<br />

artenschutzbezogenen Charakters des<br />

Ausstellungsvorhabens» die Präparate<br />

einführen - und mussten die Ausstellung<br />

zuerst einmal ohne sie eröffnen.<br />

Warum ausgerechnet die Amseln am<br />

meisten Schwierigkeiten machten, ist<br />

nur durch die sehr spezielle Amtslogik<br />

zu erklären, die sich auch beim Gürteltierpanzer<br />

zeigte: weil dieser mir nämlich<br />

zuwenig wichtig für die Ausstellung war,<br />

um den zusätzlichen Aufwand für die<br />

vom Amt geforderte Artbestimmung zu<br />

rechtfertigen, erklärte ich aufmüpfig,<br />

dass eine Artbestimmung nicht möglich<br />

sei - worauf die Einfuhr bewilligt wurde.<br />

Hätte ich Trottel nur die zwei Amseln als<br />

«nicht bestimmbare schwarze Singvögel»<br />

deklariert!<br />

Logischerweise müssen wir für den<br />

Rücktransport eine neue Bewilligung<br />

einreichen? Wenn Bonn sie verweigert,<br />

machen wir uns in der Schweiz strafbar...<br />

5. Der deutsche Alltag<br />

Auch im Binnenverkehr brauchen die<br />

deutschen Museen solche Bewilligungen.<br />

Kein Wunder, wenn es in Deutschland so<br />

wenig Wanderausstellungen gibt.<br />

Den deutschen Kolleginnen und Kollegen<br />

deshalb zum Trost: die wochenlange Begutachtung<br />

in Bonn kostete 20 Euro, die<br />

halbstündige in Bern 200 Franken.<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2003</strong> <strong>Naturmuseum</strong> <strong>Solothurn</strong><br />

11


Sonderausstellung<br />

Unser Leitbild in der Bank<br />

Oktober <strong>2003</strong> - März 2004<br />

Ein Thema in Form einer Ausstellung<br />

darzustellen und zu gestalten, das gehört<br />

zum «Kerngeschäft» eines Museums.<br />

Deshalb haben wir auch das Angebot<br />

der Baloise Bank SoBa in <strong>Solothurn</strong>,<br />

uns in der Bank mit einer Ausstellung<br />

vorstellen und für uns werben zu können,<br />

angenommen. Wohl angeregt durch das<br />

betriebswirtschaftliche Klima einer Bank,<br />

sind wir auf die Idee gekommen, unser<br />

neues Leitbild in der dreidimensionalen<br />

Form einer Ausstellung darzustellen und<br />

damit die Idee der grafischen Darstellung<br />

(siehe S. 25), konsequent weiter zu entwickeln.<br />

So boten wir der wirtschaftlichen<br />

Öffentlichkeit in betriebswirtschaftlich<br />

vertrauter Sprache eine neuartige und<br />

reizvolle Sicht auf unseren umfassenden<br />

Museumsbetrieb mit den drei Bereichen<br />

Sammeln, Forschen und Vermitteln.<br />

Wir konnten damit zeigen, dass wir nicht<br />

etwa selbst «museumsreif» geworden<br />

sind, sondern uns als modernes Institut<br />

in der heutigen Welt erfolgreich bewegen<br />

und behaupten können.<br />

12<br />

Die Leitbildausstellung in der Wirklichkeit<br />

(oben) und in der Vorstellung (unten).<br />

Wir versuchten unsere Ausstellung dem<br />

transparenten Raum anzupassen.<br />

<strong>Naturmuseum</strong> <strong>Solothurn</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2003</strong>


Museumspädagogik ...endlich eine Stelle<br />

Judith Vonwil, die als Reiseleiterin auf<br />

Galapagos «hart trainierte» Biologin mit<br />

Ausbildung zur Waldschullehrerin, dürfte<br />

auch unseren Schulen gewachsen sein.<br />

Ein echtes Bedürfnis<br />

Der Ausruf «...endlich eine Stelle» bezieht<br />

sich weniger auf die neue Museumspädagogin,<br />

als auf das Museum. Endlich<br />

konnten wir nämlich eine 40%-Stelle<br />

für Museumspädagogik schaffen und<br />

damit zumindest teilweise einen alten<br />

Wunschtraum erfüllen. Eigentlich hofften<br />

wir ursprünglich den Kanton wenigstens<br />

im Schulbereich finanziell einbinden zu<br />

können, mussten aber leider in den vergangenen<br />

Jahren feststellen, dass der<br />

Kanton offenbar von der Politik bewusst<br />

bankrott gehalten wird, damit er wenig<br />

Lust zeigt, sich bei uns oder anderswo zu<br />

engagieren.<br />

So haben wir nach einer andern Lösung<br />

gesucht und diese auch dank der Unterstützung<br />

des Lotteriefonds und der Stadt<br />

gefunden. Auch wenn die Stadtschulen<br />

privilegiert sind, können alle Schulen des<br />

Kantons das erweiterte Angebot nutzen.<br />

Bisher konnten wir nur ausnahmsweise<br />

Führungen und Workshops durchführen;<br />

jetzt können wir besser auf die Wünsche<br />

und Bedürfnisse der Gruppen eingehen.<br />

Ein beschränktes Angebot<br />

Mit einem 40%-Pensum lässt sich viel<br />

erreichen, aber keine Wunder bewirken.<br />

Wer keine Grenzen ziehen kann, geht bei<br />

dieser faszinierenden Arbeit vor lauter<br />

Begeisterung «in Flammen auf».<br />

Weil wir nicht jedes Jahr die Stelle neu<br />

ausschreiben wollen, versuchen wir den<br />

Einsatz auf die museumspädagogischen<br />

Kernaufgaben zu beschränken...<br />

Nacht-Bar im <strong>Naturmuseum</strong> (siehe S.8).<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2003</strong> <strong>Naturmuseum</strong> <strong>Solothurn</strong><br />

13


Museumspädagogik<br />

Familientag<br />

Wasser<br />

14<br />

<strong>Naturmuseum</strong> <strong>Solothurn</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2003</strong>


Die von Eva Plattner bei uns durchgeführten Kindergeburtstage haben sich inzwischen<br />

als echte Renner erwiesen. Nachdem wir uns noch im vorletzten Bericht gefragt haben,<br />

warum in Olten eine grössere Nachfrage besteht, hat sich das Bild jetzt korrigiert<br />

- es wurden über zwanzig Geburtstage mitten in der Ausstellung gefeiert.<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2003</strong> <strong>Naturmuseum</strong> <strong>Solothurn</strong><br />

15


Sammlungen<br />

Wirbeltiere<br />

Im Staub herumwuseln<br />

Zwar nicht im Museum selbst, aber im<br />

Dachstock des Stadtpolizeigebäudes, wo<br />

die Wirbeltiersammlung untergebracht ist,<br />

gibt es - zugegeben - immer noch einige<br />

staubige Ecken. Und folglich gibt es sie<br />

also doch noch, die berühmt-berüchtigten<br />

Museumsleute, die im ebenso berühmtberüchtigten<br />

Museumsstaub geschäftig<br />

herumwuseln. Aber das wird sich schon<br />

im bereits angebrochenen Jahr ändern:<br />

neben der geplanten Putzaktion soll auch<br />

die mangels «Human Ressources» vernachlässigte<br />

Aufarbeitung der Sammlung<br />

vorangetrieben werden.<br />

Ein Ausleihboom<br />

Die Sammlungsarbeit wurde wiederum<br />

und noch verstärkt vom Ausleihbetrieb<br />

geprägt. Bei über 80 Ausleihen wurden<br />

fast 300 Objekte ausgeliehen, was eine<br />

Verdreifachung innerhalb der letzten drei<br />

Jahre bedeutet.<br />

Aufwändig ist die Ausleihtätigkeit nicht<br />

nur wegen der Übergabe und der Rücknahme<br />

der Objekte, sondern auch wegen<br />

den vorgängig geführten, telefonischen<br />

Beratungen und Absprachen mit den<br />

Leihnehmer/innen, sowie der sorgfältigen<br />

Verpackung der Objekte.<br />

Zur unserer Ausleih-Stammkundschaft<br />

gehören Lehrer/innen und Schüler/innen,<br />

aber auch Jäger und Dekorateur/innen.<br />

Meist ist ihre Begeisterung gross, wenn<br />

sie nach 92 Treppenstufen völlig ausser<br />

Atem im Dachstock angelangen und<br />

von den über 3'000 zwar stummen, aber<br />

eindrücklichen Präparaten empfangen<br />

werden. Nicht selten bringen sie bei der<br />

Rückgabe der ausgeliehenen Objekte<br />

16<br />

gleich ihre ganze Familie mit - nicht etwa<br />

um ihre garstigen Kids dem Museum zu<br />

«überlassen», sondern um ihnen das so<br />

faszinierende Kabinett zu zeigen.<br />

Einheimische Tiere sind gefragt<br />

Erfreulicherweise stehen ganz oben auf<br />

der Ausleihrangliste die einheimischen<br />

Säugetiere, wie Fuchs, Marder, Igel,<br />

Hase oder Maulwurf und einheimische<br />

Vögel, wie Amsel, Buchfink, Buntspecht,<br />

Waldohreule oder Elster - und nicht etwa<br />

farbige und exotische Papageien.<br />

Offensichtlich interessieren sich auch die<br />

Schulen für die einheimische Natur und<br />

setzen sich mit ihr auseinander.<br />

<strong>Naturmuseum</strong> <strong>Solothurn</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2003</strong>


Das Raumklima<br />

Jetzt liegen uns die Messdaten eines<br />

ganzen Jahres bezüglich Temperatur<br />

und relativer Luftfeuchtigkeit unseres<br />

Aussendepots im Stadtpolizeigebäude<br />

vor. Was längst vermutet wurde, hat sich<br />

dabei ziemlich klar bestätigt. Das Raumklima<br />

ist für die eingelagerten Präparate<br />

nicht sehr ideal. Aber welches Museum<br />

hat schon Depots mit idealem Klima?<br />

Einige Feststellungen sollen Ihnen bei<br />

der Interpretation der untenstehenden<br />

Messkurven weiter helfen:<br />

1. Grosse Schwankungen der Luftfeuchtigkeit<br />

fördern die Alterung der<br />

Präparate erheblich. Das wiederholte<br />

Dehnen und Zusammenziehen der Felle<br />

durch die wiederholte Feuchtigkeitsaufnahme<br />

und -abgabe verursacht immer<br />

neue Risse in den Tierhäuten.<br />

2. Tierische Schädlinge, wie zum Beispiel<br />

der berühmt-berüchtigte Museumskäfer,<br />

finden bei Temperaturen über 15°C und<br />

einer Luftfeuchtigkeit von mehr als 50%<br />

ideale Lebensbedingungen vor, was dann<br />

immer wieder Vergiftungsaktionen nach<br />

sich zieht.<br />

3. Bei einer Luftfeuchtigkeit von über 70%<br />

gedeihen auch Schimmelpilze prächtig.<br />

4. Bei Temperaturen unter 10°C und über<br />

30°C sinkt dafür die Aktivitätsrate des<br />

Sammlungsbetreuers auf ein Minimum.<br />

Andreas Schäfer<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2003</strong> <strong>Naturmuseum</strong> <strong>Solothurn</strong><br />

17


Sammlungen<br />

Wirbellose Tiere<br />

Untermieter<br />

Wohl wegen unserer Präsenz im Internet<br />

haben die Anfragen zu «Schädlingen im<br />

Haus» stark zugenommen. Neben echten<br />

Hausschädlingen, wie Dörrobstmotten,<br />

wurden harmlose Widderböcke gebracht,<br />

die im Haus nur aus dem Cheminéeholz<br />

ausschlüpfen. Bei den verschiedensten<br />

Fliegenmaden, die uns gezeigt wurden,<br />

gab es fast immer einen Zusammenhang<br />

mit Hornissen-, Wespen- oder Honigbienennestern<br />

im Estrich, in denen die<br />

Fliegenmaden als Untermieter leben oder<br />

im Herbst die gestorbenen Bewohner<br />

verwerten. Zum Verpuppen wandern sie<br />

aus dem Nest aus und geraten dabei<br />

häufig in die darunter liegende Wohnung.<br />

Die Renner der Saison waren aber die<br />

Bernsteinwaldschaben, die sich erst seit<br />

wenigen Jahren auf der Alpennordseite<br />

ausbreiten. Auf der Suche nach einem<br />

Überwinterungsplatz dringen sie als<br />

harmlose Besucher in unsere Häuser ein<br />

und treffen dort andere wärmeliebende<br />

Wintergäste, wie die Feldgrille oder den<br />

Rüsselkäfer Otiorhynchus crataegi, auch<br />

er ursprünglich ein Südländer.<br />

18<br />

Rüsselkäfer Otiorhynchus crataegi<br />

Sammlungsarbeiten<br />

Um eine erste Ordnung in die Fülle der<br />

Sammlung Schmassmann zu bringen,<br />

wurden die 400 Kästen geordnet und an<br />

jedem eine kurze Inhaltsliste angebracht.<br />

Die Ritterfalter wurden hingegen bereits<br />

in unsere Museumssammlung integriert.<br />

Raritäten<br />

Felix Amiet hat uns erneut eine kleine<br />

Sammlung von Fliegen überlassen. Sein<br />

an Bienen geschärfter Blick entdeckt<br />

immer wieder Raritäten, wie die seltene<br />

Schwebfliege Eriozona syrphoides.<br />

Elsa Obrecht<br />

Bernsteinwaldschabe Ectobius vittiventris Schwebfliege Eriozona syrphoides<br />

<strong>Naturmuseum</strong> <strong>Solothurn</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2003</strong>


Sammlungen<br />

Erdwissenschaften<br />

Sammlungsarbeit<br />

Schwerpunkt war die Arbeit in den<br />

Sammlungen. Diese gehen zurück auf<br />

1824, als Franz Josef Hugi das erste<br />

Naturalienkabinett aufbaute. Über viele<br />

Jahrzehnte kam immer mehr Material<br />

dazu. Jede Generation versuchte zwar,<br />

den Überblick zu bewahren, aber bevor<br />

es Computer gab, war dies doch ziemlich<br />

schwierig - Etiketten gingen verloren und<br />

Objekte wurden vertauscht.<br />

Heute gilt es alte Etiketten zu entziffern,<br />

jedes Objekt zu begutachten und darüber<br />

zu entscheiden, ob es in die Datenbank<br />

aufgenommen werden soll. Wenn es<br />

Zweifel an der Etikette gibt, wenn kein<br />

Eintrag im Eingangsbuch, oder wenn<br />

keine Funddaten vorhanden sind, dann<br />

gilt es auch zu überlegen, ob das Objekt<br />

überhaupt aufbewahrt werden soll.<br />

Inzwischen ist diese «Sisyphusarbeit» in<br />

der paläontologischen Sammlung doch<br />

so weit fortgeschritten, dass jetzt mit den<br />

Muscheln die letzte grosse Gruppe in<br />

Angriff genommen werden konnte.<br />

Drei Muscheln und eine Etikette mit zwei<br />

Fundortangaben: welche kommt von<br />

Kienberg, welche aus dem Röserental?<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Es macht immer wieder Spass, mit<br />

dem reichen Sammlungsmaterial<br />

eine Ausstellungen zu gestalten. So<br />

konnten wir nach der Schenkung der<br />

Juramineralien-Sammlung von Hans-<br />

Jörg Rawyler eine Auswahl dieser<br />

wunderschönen Mineralien in einer<br />

Aussenvitrine zeigen. Es ermöglichte es<br />

uns auch, etwas über die Geschichte<br />

dieser Sammlung zu erzählen.<br />

Vier auswärtige Wissenschafter/innen<br />

haben unsere Sammlungen besucht. Ein<br />

Geologe aus Indien wollte sich darüber<br />

informieren, wie wir erdwissenschaftliche<br />

Themen darstellen und vermitteln. Eine<br />

Studentin aus Bern lieh Turmschnecken<br />

für ihre Untersuchungen aus. Ein Student<br />

aus Yale (USA) studierte die Originale<br />

und eine Studentin aus Portsmouth (GB)<br />

arbeitete sogar eine ganze Woche in<br />

unserer Sammlung der weltbekannten<br />

<strong>Solothurn</strong>er Schildkröten.<br />

Dr. Edith Müller-Merz<br />

Ein Blick in unsere Rollschrankanlage<br />

im Depot: alles noch zu bearbeitende<br />

Schubladen mit Muscheln.<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2003</strong> <strong>Naturmuseum</strong> <strong>Solothurn</strong><br />

19


Donatorinnen und Donatoren<br />

Donator/in Objekt Fundort<br />

Amiet Felix, <strong>Solothurn</strong> Waldohreule, Asio otus, Schädel <strong>Solothurn</strong>, SO<br />

Steinmarder, Martes foina, Schädel Härkingen, SO<br />

Igel, Erinaceus europaeus, Schädel <strong>Solothurn</strong>, SO<br />

Schermaus, Arvicola terrestris, Schädel Luterbach, SO<br />

Juchtenkäfer, Osmoderma eremita <strong>Solothurn</strong>, SO<br />

Apollo, Parnassius apollo Selzach, SO<br />

88 Fliegen, div. Arten -<br />

Anliker Doris, Zuchwil Buchfink, Fringilla coelebs, Nest Zuchwil, SO<br />

Pferdebremse, Tabanus sp. Zuchwil, SO<br />

Hornisse, Vespa crabro Zuchwil, SO<br />

Nagelfleck, Aglia tau Zuchwil, SO<br />

Waffenfliege, Sargus bipunctatus Zuchwil, SO<br />

Schlupfwespe, unbestimmt Zuchwil SO<br />

Arni Adrian, Lüterkofen Schädel, indet. -<br />

Wildschwein, Sus scrofa, Zahn -<br />

Schwalbennest -<br />

Drosselnest -<br />

Beer, Familie, Langendorf Elster, Pica pica Langendorf, SO<br />

Amsel, Turdus merula Langendorf, SO<br />

Schwalbenschwanz, Papilio machaon Langendorf, SO<br />

Mauerfuchs, Lasiommata megera Langendorf, SO<br />

Hornisse, Vespa crabro Langendorf, SO<br />

Steunhummel, Bombus lapidarius Langendorf, SO<br />

6 Mosaikjungfern, Aeshna cyanea Langendorf, SO<br />

div. Wespen, Fliegen und Käfer Langendorf SO<br />

Bichsel Willy, <strong>Solothurn</strong> Amsel, Turdus merula <strong>Solothurn</strong>, SO<br />

Haussperling, Passer domesticus <strong>Solothurn</strong>, SO<br />

Bleisch Christian, Derendingen Hornissenwaben, Vespa crabro Derendingen, SO<br />

Bracher Jürg, Feldbrunnen 3 Widderböcke, Clytus arietis Feldbrunnen-St. Niklaus, SO<br />

Brunner Regula, Bibern Igel, Erinaceus europaeus Mühledorf, SO<br />

Eichhörnchen, Sciurus vulgaris Gächliwil, SO<br />

Eichhörnchen, Sciurus vulgaris Tscheppach, N, SO<br />

Eichhörnchen, Sciurus vulgaris Biberist, SO<br />

Eggenschwiler Sandra, <strong>Solothurn</strong> Haussperling, Passer domesticus Subingen, SO<br />

Eggenschwiler Kurt, <strong>Solothurn</strong> Blaugr. Mosaikjungfer, Aeshna cyanea <strong>Solothurn</strong>, SO<br />

Bernsteinwaldschabe, Ectob. vittiventris <strong>Solothurn</strong>, SO<br />

Emch, Zuchwil Gimpel, Pyrrhula pyrrhula Zuchwil, SO<br />

Amsel, Turdus merula Zuchwil, SO<br />

Haussperling, Passer domesticus Zuchwil, SO<br />

Flück Hansruedi, Derendingen Turmfalke, Falco tinnunculus Luterbach, SO<br />

Turmfalke, Falco tinnunculus Selzach SO<br />

Schleiereule, Tyto alba Etziken, SO<br />

Flückiger St. und L., <strong>Solothurn</strong> Hermelin, Mustela erminea <strong>Solothurn</strong>, SO<br />

Fuhrer Nicole, Zuchwil Bernsteinwaldschabe, Ectob. vittiventris Zuchwil, SO<br />

Geissberger Fritz, <strong>Solothurn</strong> Fledermaus, indet. <strong>Solothurn</strong>, SO<br />

Glutz Nadine, Feldbrunnen Puppen Dörrobstmotte, Plodia interpunc. Feldbrunnen-St. Niklaus, SO<br />

Bernsteinwaldschabe, Ectob. vittiventris Feldbrunnen-St. Niklaus, SO<br />

Gschwind Josef, Rüttenen Schmeissfliegenmaden, Lucilia sp. Rüttenen, SO<br />

Hafner Georges, <strong>Solothurn</strong> Bernsteinwaldschabe, Ectob. vittiventris <strong>Solothurn</strong>, SO<br />

20<br />

<strong>Naturmuseum</strong> <strong>Solothurn</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2003</strong>


Donator/in Objekt Fundort<br />

Hostettler Sandro, Zuchwil Fuchs, Vulpes vulpes Günsberg, SO<br />

Huber Adalbert, Oberdorf Hornissennest, Vespa crabro Oberdorf, SO<br />

Hüsler Lucie, <strong>Solothurn</strong> Hirschgeweih, nacheiszeitlich Wauwilermoos<br />

Jenni, Familie, Aeschi Mönchsgrasmücke, Sylvia atricapilla Aeschi, SO<br />

Steinmarder, Martes foina Aeschi, SO<br />

Käslin Priska, <strong>Solothurn</strong> Hornisse, Vespa crabro <strong>Solothurn</strong>, SO<br />

Kehrli Margrit, Utzenstorf Schleiereule, Tyto alba Utzensdorf, BE<br />

Kölliker Lisa, Oberdorf Sperber, Accipiter nisus Oberdorf, SO<br />

Küenzi Franziska, Langendorf Schlangensterne, Muscheln, Schnecken, Armfüsser, Korallen, Seeigel,<br />

Seelilien, Ammoniten, Nautiliden, Belemniten; Minerale (teilweise mehrere):<br />

Pyrit, Flussspat, Fluorit, Eisenglanz, Ankerit, Aragonit, Kalkspat, Karbonat,<br />

Schwerspat, Coelestin, Epidot, Granat, Chlorit, Fuchsit, Adular, Opal, Achat,<br />

Quarz, Amethyst, Rauchquarz, Bergkristall, Bernstein, Radiolarit<br />

Kuhn Margarete, Niederbipp Schwanzmeise, Aegith. caudatus, Nest Arosio, TI<br />

Kuhn Marianne, <strong>Solothurn</strong> Winkelspinne, Tegenaria sp. <strong>Solothurn</strong>, SO<br />

Künzler Walter, Aeschi Grünling, Carduelis chloris Aeschi, SO<br />

Hermelin, Mustela erminea Etziken, SO<br />

Kupper Daniel, Grenchen Süsswasserkalk mit Heliciden Liesberg, BE<br />

Lehmann Marianne, <strong>Solothurn</strong> Lederlaufkäfer, Carabus coriaceus Bellach, SO<br />

Leuenberger Christine, <strong>Solothurn</strong> Buchfink, Fringilla coelebs Wiler b. Utzenstorf, BE<br />

Lo Stanco Kathrin, Biberist Maulwurf, Talpa europaea Zielebach, BE<br />

Meier Eugen, Feldbrunnen Bernsteinwaldschabe, Ectob. vittiventris Feldbrunnen-St. Niklaus, SO<br />

Mistfliege, Scatophaga stercoraria Feldbrunnen-St. Niklaus, SO<br />

Meyer Werner, Herbetswil Seeigel, Pygurus tenuis Hägendorf, SO<br />

Mombelli Felice, <strong>Solothurn</strong> Hecht, Esox lucius, Kopfpräparat -<br />

Reh, Capreolus capreolus, 3 Felle -<br />

Rothirsch, Cervus elaphus, Fell -<br />

Musée Schwab, Biel Beo, Gracula religiosa -<br />

Nauer Adolf, Zuchwil Mäusebussard, Buteo buteo Zuchwil, SO<br />

Rosenkäfer, Cetonia aurata Zuchwil, SO<br />

Feldmaikäfer, Melolontha melolontha Zuchwil, SO<br />

Wiesenhummel, Bombus pratorum Zuchwil, SO<br />

Mauerbiene, Osmia bicornis Zuchwil, SO<br />

div. andere Käfer, Bienen, Ameisen und Wanzen<br />

Nydegger Peter, Niederwil Fliegenmaden, unbestimmt Niederwil, SO<br />

Hornisse und Larven, Vespa crabro Niederwil, SO<br />

Oberholzer Alex, <strong>Solothurn</strong> Mauersegler, Apus apus <strong>Solothurn</strong>, SO<br />

Obrecht Elsa, Küttigkofen 2 Amseln, Turdus merula Küttigkofen, SO<br />

Singdrossel, Turdus philomelos Küttigkofen, SO<br />

Mistkäfer, Geotrupes sp. Bätterkinden, BE<br />

Oltex AG, Egerkingen Rüsselkäfer, Otiorhynchus crataegi Obergösgen, SO<br />

Principi Cornelia, Nennigkofen Schleiereule, Tyto alba Nennigkofen, SO<br />

Probst Margrit, Zuchwil Kleiner Fuchs, Aglais urticae Zuchwil, SO<br />

Raone Judith, Bellach Windenschwärmerraupe, Agr. convolvuli Bellach, SO<br />

Reber Vera, <strong>Solothurn</strong> Steinmarder, Martes foina <strong>Solothurn</strong>, SO<br />

Ruefer-Christ Heidi, <strong>Solothurn</strong> Amsel, Turdus merula, Nest <strong>Solothurn</strong>, SO<br />

Ruf Hansruedi, Riedholz Iltis, Mustela putorius Feldbrunnen-St. Niklaus, SO<br />

Rufer R. und E., <strong>Solothurn</strong> Schleiereule, Tyto alba <strong>Solothurn</strong>, SO<br />

Ryser D. und T., <strong>Solothurn</strong> Wühlmaus, indet. Subingen, SO<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2003</strong> <strong>Naturmuseum</strong> <strong>Solothurn</strong><br />

21


Donatorinnen und Donatoren<br />

Donator/in Objekt Fundort<br />

Schäfer Andreas, Burgdorf Schmeissfliege, Made, Lucilia sericata Burgdorf, BE<br />

Schärer Gregor, Biegenthal Star, Sturnus vulgaris Kriegstetten, SO<br />

Schärer F. & R., Kriegstetten Mönchsgrasmücke, Sylvia atricapilla Kriegstetten, SO<br />

Amsel, Turdus merula Kriegstetten, SO<br />

Sumpfmeise, Parus palustris Kriegstetten, SO<br />

Schmid Marco, Lüterwil Sägebock, Prionus coriarius Lüterswil, SO<br />

Schneller Ronald, Hägendorf Bernsteinwaldschabe, Ectob. vittiventris Hägendorf SO<br />

Siegenthaler Heidi, <strong>Solothurn</strong> Dörrobstmotte, Plodia interpunctella <strong>Solothurn</strong>, SO<br />

Soverna Denise, Günsberg Bienendrohne, Apis mellifera <strong>Solothurn</strong>, SO<br />

Stottrop Ulrike, Essen Anthrazit Ibbenbüren, Steinkohlebergwerk, D<br />

Strähl Patricia, Flumenthal Schwebfliegenlarven, Volucella sp. Flumenthal, SO<br />

Streit Martin, Wangen a/Aare Windenschwärmerraupe, H. convolvuli Wangen a/Aare, BE<br />

Stucki Brigitte, <strong>Solothurn</strong> Sächsische Wespe, D. saxonica, Nest Lengnau, AG<br />

Urbanyik Roland Grenchen Feldgrille, Gryllus campestris Grenchen, SO<br />

Vonmoos Nelly, <strong>Solothurn</strong> Deutsche Wespe, V. germanica, Nest Zuchwil, SO<br />

Zäch Alois, <strong>Solothurn</strong> Amsel, Turdus merula Welschenrohr, SO<br />

Zaugg-Bigler Gabriela, Aeschi Haussperling, Passer domesticus Aeschi, SO<br />

Zürcher Hanni, Oberburg Borkenkäferspuren, Leperisinus varius Burgdorf, BE<br />

Schenkungen<br />

Wir möchten uns einmal mehr bei den<br />

vielen Donatorinnen und Donatoren<br />

für die Objekte danken, die sie uns geschenkt<br />

oder gebracht haben.<br />

Gemäss unserem Leitbild (siehe S. 25)<br />

übernehmen wir treuhänderisch für die<br />

Gesellschaft Naturobjekte und stellen<br />

diese präpariert, konserviert und katalogisiert<br />

der Öffentlichkeit zur Verfügung.<br />

Wir betreiben mit den Objekten keinen<br />

Tausch und keinen Handel, suchen aber<br />

bei grossen Sammlungen, die wir mit<br />

unseren Möglichkeiten nicht sorgfältig betreuen<br />

können, die Zusammenarbeit mit<br />

grösseren Museen und Instituten. Wenn<br />

es im Interesse der Sammlungen ist, sind<br />

wir auch bereit diese, zum Beispiel gegen<br />

die Verpflichtung der wissenschaftlichen<br />

Aufarbeitung, zu übergeben. Dabei muss<br />

man wissen, dass eine wissenschaftliche<br />

Aufarbeitung schnell mehrere hunderttausend<br />

Franken kosten kann.<br />

22<br />

Ein Hirschgeweih aus dem Wauwilermoos.<br />

Ein Fall für die Zoologie oder für<br />

die Paläontologie?<br />

Die präzise Altersbestimmung mit der<br />

sogenannten C14-Methode an der ETH<br />

ergab ein Alter von 7'000 Jahren.<br />

Solche nacheiszeitlichen Tierfunde<br />

werden bei uns der Paläontologie zugewiesen<br />

- ein Geweih aus dem Mittelalter<br />

hingegen der Zoologie.<br />

<strong>Naturmuseum</strong> <strong>Solothurn</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2003</strong>


Budget<br />

Gesamtvoranschlag<br />

Personal inkl. Sozialleistungen<br />

Sachkredite<br />

Freiwillige Eintritte<br />

Verkauf von Drucksachen usw.<br />

Verschiedene Erträge<br />

Kantonsbeitrag Lotteriefonds<br />

Wir werden älter und teurer<br />

Zahlenmenschen werden auf den ersten<br />

Blick die Aufwandsteigerung um über 8%<br />

erkennen. Warum? Auch wenn nicht die<br />

ganze Bescherung auf Treue- und Altersprämien<br />

zurückzuführen ist, spielen diese<br />

doch eine wesentliche Rolle. Verjüngung<br />

wäre hier angesagt...<br />

Formell zu Buche schlägt auch die neue<br />

Teilzeitstelle für Museumspädagogik, die<br />

allerdings weitgehend durch den Lotteriefonds<br />

finanziert und in der Rechnung mit<br />

Einnahmen kompensiert wird.<br />

Mausarm - aber auf hohem Niveau<br />

Wir bemühen uns mit den beschränkten<br />

Mitteln einer Kleinstadt, wie <strong>Solothurn</strong><br />

es nun einmal ist, auszukommen und<br />

unter den Verwaltungsabteilungen keine<br />

Sonderrolle zu beanspruchen.<br />

Mit einiger Besorgnis, aber ohne Neid,<br />

sehen wir gleichzeitig wie gegenwärtig<br />

andere Naturmuseen mit kräftigen<br />

Investitionsschüben renoviert werden.<br />

Um kein wütendes Geheul unter<br />

den Kollegen/innen auszulösen, sei<br />

zugegeben, dass es auch Museen gibt,<br />

deren Budget massiv «eingekürzt» wurde<br />

oder die sogar geschlossen werden.<br />

2002<br />

<strong>2003</strong><br />

Aufwand Ertrag Aufwand Ertrag<br />

680'170 48'050 737'850 63'050<br />

468'450<br />

519'400<br />

211'720<br />

218'450<br />

18'000<br />

18'000<br />

8'000<br />

8'000<br />

2'050<br />

2'050<br />

20'000<br />

35'000<br />

Wir möchten auch nicht mit den armen<br />

deutschen Museen tauschen, die sich vor<br />

ihrer bankrotten öffentlichen Trägerschaft<br />

in eine Stiftung «retten» und freiwillig<br />

bereit sind, in Zukunft mit der Hälfte<br />

des Geldes auszukommen, einfach<br />

weil dieses wenigstens gesichert ist<br />

- im Unterschied zum alten Budget, das<br />

jeweils bis Ende März und meist wieder<br />

ab September politisch gesperrt war.<br />

Nischenplayer<br />

Wenn ich höre, dass die Neugestaltung<br />

eines mittleren <strong>Naturmuseum</strong>s heute<br />

zwischen zwei und fünf Millionen Franken<br />

kostet und gleichzeitig sehe, wie sich<br />

eine solche Investition auf die 15'000-<br />

Seelen-Stadt auswirkt und welche andere<br />

Aufgaben darunter leiden müssten, dann<br />

kann ich diese Millionen nicht fordern.<br />

So wie wir bereits beim Aufbau unseres<br />

Museums in liebevoller Bastelarbeit eine<br />

moderne Dauerausstellung aufgebaut<br />

haben, werden wir auch in Zukunft einen<br />

Weg finden, der den Ansprüchen der Zeit<br />

und dem Geldsack der Stadt entspricht.<br />

Mit professioneller Ressourcenplanung<br />

geht das allerdings nicht - da braucht es<br />

schon die «Zauberei der Kleinen».<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2003</strong> <strong>Naturmuseum</strong> <strong>Solothurn</strong><br />

23


Tagungen<br />

Blühender Herbst im Kohlepott<br />

Die sogenannte Herbsttagung der «Fachgruppe<br />

naturwissenschaftliche Museen<br />

im Deutschen Museumsbund» führte ins<br />

Ruhrgebiet nach Essen. Unter dem Titel<br />

«Natur in der Industriekultur» bot uns die<br />

Leiterin der geologischen Abteilung des<br />

Ruhrlandmuseums Ulricke Stottrop mit<br />

Unterstützung vieler Mitarbeiter/innen<br />

ein reichhaltiges Programm, das selbst<br />

trockene Naturwissenschaftler/innen aus<br />

der Reserve lockte und zwischendurch<br />

verzauberte. Wir pilgerten zwischen<br />

Sterntaler, Himmelsleiter, Haldenbergen<br />

und Hochöfen durch den «Emscher<br />

Landschaftspark». So nennt sich heute<br />

die unendliche, jetzt grün vernarbende<br />

Industriewüste mit den keine Kohle mehr<br />

verschlingenden Eisenmolochen, die zu<br />

Kunstwerken umdefiniert wurden, weil<br />

das billiger als entsorgen war - ein neues<br />

Kunstverständnis, und ein fantastisches<br />

Erlebnis mit apokalyptischem Einschlag<br />

für einen Sennenbueb aus der niedlichen<br />

Schweiz. Fassungslos staunend, wie ein<br />

Friesländer vor dem Matterhorn, liess<br />

ich mir erklären, dass mit einer einzigen<br />

Ausnahme alle Hügel und Bergkegel<br />

am weiten Horizont aus künstlich aufgeschütteten<br />

Abraumhalden bestehen. Ich<br />

verstand dabei erst die Bedeutung des<br />

für uns seltsamen Begriffs der «Landmarke»,<br />

einer künstlich geschaffenen<br />

Orientierungshilfe in einer mehrfach umgekrempelten<br />

Landschaft. Und was den<br />

Titel mit dem blühenden Herbst betrifft: er<br />

ist wörtlich gemeint! Wir wanderten tatsächlich<br />

im Oktober durch eine goldgelb<br />

blühende Heide. Die mit südafrikanischer<br />

Kohle eingeschleppten Pflanzen haben<br />

24<br />

Auf den gigantischen Hochöfen klettern<br />

heute Touristen herum und schauen wie<br />

von einem Kirchturm herab auf die jetzt<br />

friedlich daliegende Industriewüste. Es<br />

fällt schwer sich das ohrenbetäubende<br />

Brausen und die glühende Hitze vorzustellen,<br />

die hier noch vor kurzer Zeit die<br />

Luft und den Raum erfüllt haben.<br />

den Frühling in ihrer Heimat noch nicht<br />

vergessen. Sie blühen zweimal, im Mai<br />

zur Fortpflanzung und im Oktober zur<br />

Erinnerung.<br />

Am meisten beeindruckt haben mich<br />

aber die Menschen, die sich vom Niedergang<br />

der neuen Eisenzeit einfach nicht<br />

unterkriegen lassen und sich über die<br />

Rückkehr der Natur freuen können.<br />

<strong>Naturmuseum</strong> <strong>Solothurn</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2003</strong>


Fachkommission<br />

Das im letzten Bericht angekündigte Leitbild in der am 14. März <strong>2003</strong> verabschiedeten<br />

Fassung. Die zweidimensionale, bildliche Darstellungsform hat in der Zwischenzeit<br />

eine dreidimensionale Nachfolgerin in Form einer Ausstellung erhalten (siehe S. 12).<br />

Leitbild und Zukunft<br />

Auch wenn das aktive und eingespielte<br />

Museumsteam die Arbeit der Aufsichtskommission<br />

einfach macht, gilt es die<br />

Fachkommission 2001 - 2005:<br />

Dr. Alex Oberholzer, Präsident<br />

Renata Gugelmann, Vizepräsidentin<br />

Matthias Halbeis<br />

Ursula Sattler<br />

Daniel von Büren<br />

Protokoll: Irene Emmenegger<br />

Weichen für die Zukunft rechtzeitig und<br />

richtig zu stellen. Die Erarbeitung des<br />

Leitbildes war ein erster Schritt auf dem<br />

Weg zur nächsten Museumsgeneration.<br />

Das heutige Museum mag zwar immer<br />

noch erfolgreich sein, aber wenn wir es<br />

nicht rechtzeitig «runderneuern», wird<br />

es den Anschluss an die Zeit verlieren<br />

und (wieder) in die Bedeutungslosigkeit<br />

versinken. Wir wissen dabei, dass wir mit<br />

der Forderung nach Investition quer in<br />

der heutigen Finanzlandschaft stehen.<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2003</strong> <strong>Naturmuseum</strong> <strong>Solothurn</strong><br />

25


Personal<br />

Oben vlnr: Bernadette Beer, Marianne Lehmann, Willy Bichsel, Irene Emmenegger,<br />

Marianne Kuhn und Alex Oberholzer. Unten: Margrit Probst, Kurt Eggenschwiler, Edith<br />

Müller, Walter Künzler, Judith Vonwil, Eva Plattner, Bernhard Eggimann, Elsa Obrecht<br />

und Andreas Schäfer.<br />

Immer bemüht, die neuen Entwicklungen<br />

im Museumsbereich mitzubekommen,<br />

haben wir die im Sommer neu eröffnete<br />

Vorarlberger Naturschau inatura besucht<br />

und kritisch begutachtet. Von der Fabrik-<br />

Architektur und den nicht zu zählenden<br />

Beamerschauen beeindruckt, haben wir<br />

uns zwischendurch, wie unser Techniker<br />

Kurt Eggenschwiler im nebenstehenden<br />

Bild, als echte Museums-Özis gefühlt.<br />

Wohl etwas ermüdet von den grellen<br />

Eindrücken einer multimedialen Erlebnisschau,<br />

sehnten wir uns mit der Zeit nach<br />

einem kleinen, gemütlichen Museum und<br />

kehrten heim - ohne zu wissen, wie wir<br />

unser Museum neu gestalten sollen. Zwei staunende inatura-Besucher.<br />

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<strong>Naturmuseum</strong> <strong>Solothurn</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2003</strong>


Personal<br />

Konservator (85%)<br />

Hauswart/Museumstechniker (100%)<br />

Schulbetreuung/Reinigung (50%)<br />

Aufsicht/Reinigung/Administration:<br />

(je ca. 25%)<br />

Wissenschaftliche Mitarbeiter/innen:<br />

Erdwissenschaften (30%)<br />

Entomologie/Bibliothek (25%)<br />

Zoologie (20% + Projekte)<br />

Museumspädagogik (40%)<br />

Kindergeburtstage (nach Bedarf)<br />

Buchhaltung/Protokoll Fachkommission<br />

(Verwaltung der Museen)<br />

Ausstellungsbetreuung HiTechNatur<br />

(Projektauftrag)<br />

Freiwillige Mitarbeiter:<br />

Entomologie<br />

Modellbau<br />

<strong>Naturmuseum</strong><br />

Klosterplatz 2<br />

CH-4500 <strong>Solothurn</strong><br />

Telefon: 032 622 70 21<br />

Fax: 032 622 70 52<br />

Infotel: 032 622 78 21<br />

E-Mail: info@naturmuseum-so.ch<br />

HomePage: www.naturmuseum-so.ch<br />

Walter Künzler<br />

Kurt Eggenschwiler<br />

Bernhard Eggimann<br />

Doris Anliker<br />

Bernadette Beer<br />

Marianne Kuhn<br />

Marianne Lehmann<br />

Margrit Probst<br />

Dr. Edith Müller<br />

Elsa Obrecht<br />

Andreas Schäfer<br />

Judith Vonwil<br />

Eva Plattner<br />

Irene Emmenegger<br />

Dr. Denis Vallan<br />

Felix Amiet<br />

Willy Bichsel<br />

Öffnungszeiten<br />

Dienstag - Samstag 14 - 17 Uhr<br />

Sonntag 10 - 17 Uhr<br />

Schulen und Gruppen auch vormittags<br />

nach Anmeldung. Bitte beachten Sie die<br />

Öffnungszeiten an Feiertagen.<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2003</strong> <strong>Naturmuseum</strong> <strong>Solothurn</strong><br />

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