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Die Oberste Bauleitung Reichsautobahnen in Breslau und der ...

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schloss RM 66000 für nicht vorhergesehene Kosten e<strong>in</strong>, welche angeblich u.a. die OBR <strong>Breslau</strong><br />

durch mehrmaligen An- <strong>und</strong> Abtransport jüdischer Zwangsarbeiter verursacht hatte.<br />

Am 17. Januar 1942 verfügte Fritz Todt (1891-1942), <strong>der</strong> General<strong>in</strong>spektor des deutschen<br />

Straβenwesens, e<strong>in</strong>en weitgehenden Baustopp fur die <strong>Reichsautobahnen</strong>. <strong>Die</strong> RAB-Lager für<br />

Juden im westlichen Oberschlesien waren im Verlauf jenes Jahres nur noch an Restarbeiten<br />

beteiligt. E<strong>in</strong>ige wurden im Sommer 1942 aufgelöst, darunter Geppersdorf etwa Ende Juni 1942.<br />

Es fällt auf, dass ab Juli 1942 die verbleibenden Lager, darunter Gross Sarne, Ottmuth <strong>und</strong><br />

Sakrau, <strong>in</strong> Postkarten nicht mehr als „R. A. B. Lager”, son<strong>der</strong>n als „Z. A. Lager”, also Zwangsarbeitslager<br />

bezeichnet wurden. <strong>Die</strong>s ist e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis darauf, dass die <strong>Die</strong>nststelle Schmelt<br />

damals die Verwaltung dieser Lager übernahm, was für ihre Insassen e<strong>in</strong>e weitere<br />

Verschlechterung ihrer Lebensbed<strong>in</strong>gungen bedeutete. Am 1. Januar 1943 standen <strong>der</strong><br />

<strong>Die</strong>nststelle Schmelt <strong>in</strong>sgesamt 42382 Juden aus Ostoberschlesien zur Verfügung, ferner 8188<br />

Juden, die <strong>in</strong> westeuropäischen Län<strong>der</strong>n verhaftet worden waren, darunter auch viele exilierte<br />

deutsche Juden. Durch die Anglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> meisten RAB-Lager erhöhte sich die Zahl <strong>der</strong><br />

hauptsächlich <strong>in</strong> Schlesien bef<strong>in</strong>dlichen Schmelt-Lager auf über 160. Der von <strong>der</strong> OBR <strong>Breslau</strong><br />

betriebene Bau <strong>der</strong> Teilstrecke Brieg -- Gleiwitz sollte Stückwerk bleiben. Er wurde erst <strong>in</strong> den<br />

neunziger Jahren von <strong>der</strong> polnischen Regierung vollendet. Ke<strong>in</strong>e Gedenktafel er<strong>in</strong>nert an die<br />

dreizehn oberschlesischen RAB-Lager für Juden.<br />

Dem Bericht des Rechnungshofes des Deutschen Reiches über die Prüfung des Abschlusses<br />

des Unternehmens „<strong>Reichsautobahnen</strong>” für das Geschäftsjahr 1942 vom 1. Juni 1943 lässt sich<br />

entnehmen, dass die OBR <strong>Breslau</strong> den „Judene<strong>in</strong>satz” <strong>und</strong> damit die Zusammenarbeit mit <strong>der</strong><br />

<strong>Die</strong>nststelle Schmelt <strong>in</strong> Sosnowiec nicht zuletzt aus f<strong>in</strong>anziellen Gründen fortführte. Es ist<br />

erschreckend, wie <strong>in</strong> diesem Dokument die vom NS-Regime ausgeübte Gewalt gegen Menschen<br />

<strong>in</strong> bürokratisch-buchhalterischer Sprache dargestellt wird:<br />

„In den ersten Monaten des Gj 1942 war auch noch e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Bautätigkeit zugelassen,<br />

um die durch die RAB-Lager durchzuschleusenden russischen Kgf. <strong>und</strong> Juden zu beschäftigen.<br />

[…] <strong>Die</strong> für den Bau <strong>der</strong> RAB im Bereich <strong>der</strong> OBR <strong>Breslau</strong> im Gj 1942 e<strong>in</strong>gesetzten<br />

jüdischen Zwangsarbeiter wurden zu Beg<strong>in</strong>n des W<strong>in</strong>ters nicht entlassen, son<strong>der</strong>n mit<br />

Zustimmung <strong>der</strong> RAB-Dir[rektion] den W<strong>in</strong>ter über durchgehalten, um sie im Frühjahr 1942<br />

bei <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>aufnahme <strong>der</strong> Bauarbeiten sofort e<strong>in</strong>setzen zu können. Dazu kam es aber<br />

nicht, weil die Bautätigkeit <strong>der</strong> RAB zu Beg<strong>in</strong>n des Gj 1942 e<strong>in</strong>gestellt wurde. <strong>Die</strong> Juden<br />

muβten nunmehr auf den Ausbau <strong>der</strong> Rüstungs<strong>in</strong>dustrie o<strong>der</strong> die Rüstungsfertigung<br />

umgestellt werden. Zur Deckung des groβen Bedarfs an Arbeitskräften für den Ausbau <strong>der</strong><br />

Rüstungs<strong>in</strong>dustrie wurden durch Vermittlung <strong>der</strong> SS noch mehrere Tausend jüdische<br />

Zwangsarbeiter aus Ost-Oberschlesien geholt. Sie wurden zunächst <strong>in</strong> RAB-Lagern als<br />

Auffanglager untergebracht <strong>und</strong> auf den Baustellen <strong>der</strong> RAB e<strong>in</strong>gearbeitet.<br />

<strong>Die</strong> RAB haben die Durchhaltung <strong>und</strong> die E<strong>in</strong>arbeitung <strong>der</strong> Juden vorf<strong>in</strong>anziert. Das hierfür<br />

e<strong>in</strong>gerichtete Vorschusskonto „Judene<strong>in</strong>satz” wies am Schluss des Gj 1942<br />

www.breslau-wroclaw.de, 04.05.2012 veröffentlicht<br />

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