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Die Kirche von Obermeiser - gesangverein-obm.de

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<strong>Kirche</strong> und <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>de</strong>n Anfängen bis 2009<br />

Rolf Schmidt<br />

Marianne Wolff Zierenberg 2010


2<br />

Dank für Unterstützung<br />

Wir danken folgen<strong>de</strong>n Damen, Herren und Institutionen für ihre Hilfe,<br />

Mitwirkung, Beratung und zur Verfügung Stellung <strong>von</strong> Informationen:<br />

Albrecht, Carola; Bialek, E<strong>de</strong>ltraut; Böcker-Jütte, Carola; Dräger,<br />

Hans Georg; Engemann, Dr. Herbert; Exler, Gerlin<strong>de</strong>; Glaser, Alberdt;<br />

Hengel, Fritz; Höhmann, Mathil<strong>de</strong>; Hold, Richard; Küllmer,<br />

Detlef und Verena; Lan<strong>de</strong>feld, Fritz; Lange, Bernd; Lange, Ewald;<br />

Lange, Klaus Peter; Leck, Edith und Harald; Meißner-Praus, Anna;<br />

Neumeyer, Sarah; Pimpl, Matthias; Ronneburger, Elke und Toralf;<br />

Schippmann, Gisela; Schnei<strong>de</strong>r, Bernhard; Schopf, Helmuth; Wischnath,<br />

Thomas; Zemitsch, Christoph;<br />

<strong>de</strong>r Handschriftenabteilung <strong>de</strong>r Universitätsbibliothek Kassel;<br />

<strong>de</strong>m Archiv <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> Westuffeln / <strong>Obermeiser</strong> in Westuffeln;<br />

<strong>de</strong>m <strong>Kirche</strong>narchiv <strong>de</strong>s Dekanates in Hofgeismar;<br />

<strong>de</strong>m Lan<strong>de</strong>skirchenarchiv in Kassel, hier insbeson<strong>de</strong>re Herrn Bernd<br />

Brei<strong>de</strong>nbach;<br />

<strong>de</strong>m Hessischen Staatsarchiv in Marburg<br />

und damit auch <strong>de</strong>n Familien <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Malsburg, die uns Einsicht in ihre<br />

dort ausgelagerten Akten gewährt und uns mit zusätzlichen Informationen<br />

unterstützt haben, hierbei insbeson<strong>de</strong>re die Herrn Dr. Otto<br />

Elsner <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Malsburg, Gero <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Malsburg und Prof. Dr. Raban<br />

<strong>von</strong> <strong>de</strong>r Malsburg.<br />

Wir danken <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> Cal<strong>de</strong>n für eine Spen<strong>de</strong>, die zur Verbilligung<br />

<strong>de</strong>s Kaufpreises dieses Werkes verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n konnte.<br />

In dieser Schrift fin<strong>de</strong>n Sie als Auflockerung kleine konfirman<strong>de</strong>nbezogene<br />

Erlebnisse, an die sich heutige Erwachsene noch gern<br />

erinnern.<br />

1 Karte <strong>von</strong> 1977 mit frdl. Genehmigung <strong>de</strong>s SPD-Ortsvereines <strong>Obermeiser</strong><br />

<strong>Kirche</strong>nstandort 1


Vorwort <strong>von</strong> Marianne Wolff<br />

Vorwort 3<br />

Achthun<strong>de</strong>rt Jahre sind wir zurück gegangen, um an die Wurzeln <strong>de</strong>r<br />

<strong>Kirche</strong> und <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong> <strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong> zu gelangen. Wir haben<br />

uns bemüht, Erinnerungswürdiges zusammen zu tragen:<br />

Wann gab es erste Informationen zur <strong>Kirche</strong>, wann tauchten früheste<br />

<strong>Kirche</strong>ngebäu<strong>de</strong> auf, wie gestalteten sich Unterhaltungsmaßnahmen<br />

<strong>de</strong>r Gebäu<strong>de</strong>, was waren die früheren Lebensbedingungen <strong>de</strong>r Pfarrer,<br />

welches sind Tätigkeiten und Aufgaben <strong>de</strong>r Pfarrer, wie hat sich die<br />

Zusammenarbeit <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>nmitglie<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>n Pfarrern entwickelt,<br />

wie sieht das kirchliche Leben heute aus.<br />

Rolf Schmidt hat meine Fragen nach <strong>de</strong>r Vergangenheit <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong><br />

aufgegriffen und zu seinen Fragen gemacht. Zwischen <strong>de</strong>r angeblich<br />

zerstörten <strong>Kirche</strong> <strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong> im 30-jährigen Krieg und <strong>de</strong>r Erbauung<br />

<strong>de</strong>r neuen <strong>Kirche</strong> im Jahr 1771 liegen fast 100 Jahre. Wo fan<strong>de</strong>n<br />

in dieser Zeit Gottesdienste statt? Das war die Ausgangsfrage, die<br />

sich mir stellte, nach<strong>de</strong>m mich Pfarrer Küllmer bat, in Stichpunkten<br />

einiges über die <strong>Kirche</strong> in <strong>Obermeiser</strong> für eine Internetseite <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong><br />

zu schreiben.<br />

Durch ausführliche Recherchen konnten wir <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> ein historisches<br />

und zeitnahes Gesicht geben. Dennoch wur<strong>de</strong>n einige Fragen<br />

wegen fehlen<strong>de</strong>r Quellen nicht beantwortet. Insbeson<strong>de</strong>re kennen wir<br />

bisher nicht das Erbauungsjahr <strong>de</strong>r Vorgängerkirche.<br />

In dieser <strong>Kirche</strong>ngeschichte sollte auch die jüngere Vergangenheit und<br />

Gegenwart Platz fin<strong>de</strong>n. So konnte ich aus meiner langjährigen Erfahrung<br />

mit <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> und <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong> einen kleinen Beitrag leisten.<br />

Eine <strong>Kirche</strong> ist auch immer ein Glaubenszeugnis <strong>von</strong> Menschen. In<br />

<strong>de</strong>r alten und neuen <strong>Kirche</strong> in <strong>Obermeiser</strong> haben Menschen Gottes<br />

Wort verkün<strong>de</strong>t. Hier versammelte sich die Gemein<strong>de</strong>, um Gott zu loben,<br />

ihm zu danken o<strong>de</strong>r ihre Not vor ihm auszubreiten. Nicht immer<br />

hat das, was im Namen Gottes <strong>von</strong> <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> gere<strong>de</strong>t und getan wur<strong>de</strong>,<br />

unsere Zustimmung gefun<strong>de</strong>n. Da ist auch menschliches Denken<br />

und Han<strong>de</strong>ln dabei, das nie vollkommen sein kann.<br />

Aber ich glaube, dass Jesus Christus, durch <strong>de</strong>n Gott Mensch wur<strong>de</strong>,<br />

uns mit seinem Re<strong>de</strong>n und Han<strong>de</strong>ln eine Grundorientierung gibt.


4<br />

Vorwort<br />

Durch ihn wird uns Gott begreiflicher und kommt uns nahe, obwohl<br />

wir seine Größe nicht erfassen können.<br />

Eine lebendige <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong> sollte immer unterwegs sein. Wir<br />

wünschen uns, dass sich alle Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>ngemeinschaft zugehörig<br />

fühlen und mit ihren unterschiedlichen Begabungen das kirchliche<br />

Leben mit gestalten.<br />

Viele, die in <strong>de</strong>r Vergangenheit mit mir unterwegs waren und es zum<br />

Teil noch sind, haben <strong>von</strong> <strong>de</strong>m berichtet, was ihnen wichtig war. Das<br />

Engagement <strong>de</strong>r kirchlichen Mitarbeiter in dieser kleinen Gemein<strong>de</strong><br />

<strong>Obermeiser</strong> ist ungebrochen groß.<br />

Es wäre schön, wenn wir mit dieser <strong>Kirche</strong>ngeschichte Menschen in<br />

<strong>Obermeiser</strong> eine Freu<strong>de</strong> bereiten könnten, in<strong>de</strong>m wir sie durch einige<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rte Entwicklung führen.<br />

Gleichzeitig soll sie eine Anregung sein, Menschen zu berühren und<br />

anzustoßen um durch ihre eigenen Beiträge unsere <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong><br />

mit immer neuem Leben zu füllen.<br />

Für Anregungen und Mitwirkungen sind PfarrerIn und <strong>Kirche</strong>nvorstand<br />

stets dankbar.<br />

Marianne Wolff<br />

Wo wohnst du, Gott?<br />

Wohnst du in <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>,<br />

in <strong>de</strong>r wir beten und Gottesdienst feiern?<br />

Wohnst du in <strong>de</strong>r Natur,<br />

wo Vögel und Blumen blühen?<br />

Wohnst du in unseren Häusern,<br />

in <strong>de</strong>r Wohnung, in <strong>de</strong>r Schule,<br />

im Büro, in <strong>de</strong>r Fabrik?<br />

Wohnst du in meinem Herzen,<br />

in meinen Gedanken, in meinem Körper?<br />

Wo Güte, Liebe, Freu<strong>de</strong> sind, da wohnst du, Gott.<br />

Wo Hoffnung, Glaube, Freiheit und Frie<strong>de</strong>n sind,<br />

da wohnst du, Gott. 2<br />

2 Gedicht aus einem Band <strong>de</strong>r Engelsburg, Gymnasium in Kassel


Kap. Inhalt<br />

Inhalt 5<br />

Seite<br />

1 Religionen und Kultstätten 6<br />

2 Früheste Religions- und <strong>Kirche</strong>ninformationen <strong>von</strong><br />

<strong>Obermeiser</strong><br />

7<br />

3 Erste <strong>Kirche</strong>ngebäu<strong>de</strong>informationen 9<br />

4 <strong>Die</strong> Reformation und die Pfarrer <strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong> 11<br />

5 Zauberei-Prozesse in <strong>Obermeiser</strong> 15<br />

6 Zuordnung <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong> <strong>Obermeiser</strong> in <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>nhierarchie<br />

21<br />

7 Län<strong>de</strong>reien <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> und Einkommen <strong>de</strong>r Pfarrer 25<br />

8 Das Patronat <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong> <strong>Obermeiser</strong> 28<br />

9 Neubau <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> in <strong>Obermeiser</strong> 34<br />

10 Neubau und Renovierungen <strong>de</strong>s alten Pfarrhauses 46<br />

11 Ausbesserungsarbeiten an <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> 51<br />

12 Der Friedhof, Bauten und Verän<strong>de</strong>rungen 62<br />

13 Beispiele <strong>von</strong> Presbyterialprotokollen 68<br />

14 Aus <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>r früheren Pfarrer 72<br />

15 Pfarrer im 3. Reich 77<br />

16 <strong>Die</strong> Partnergemein<strong>de</strong> Haynsburg aus <strong>de</strong>r ehemaligen DDR 78<br />

17 Das heutige „Gesicht“ <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> <strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong> 81<br />

18 Der neue evangelische Gemein<strong>de</strong>treff 86<br />

19 Aus <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>r kirchlichen Gemein<strong>de</strong>kreise 87<br />

19.1 Erinnerungen an Frauenkreis und <strong>Kirche</strong>nchor 87<br />

19.2 Der Seniorenkreis 90<br />

19.3 Der Besuchsdienstkreis 93<br />

19.4 <strong>Die</strong> Kin<strong>de</strong>rkirche 94<br />

19.5 Der lebendige Adventskalen<strong>de</strong>r 96<br />

19.6 <strong>Die</strong> Arbeitsgruppe „an<strong>de</strong>rer Gottesdienst“ 97<br />

19.7 Der <strong>Kirche</strong>nvorstand 98<br />

19.8 <strong>Die</strong> <strong>Kirche</strong>nältesten 100<br />

19.9 <strong>Die</strong> <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong> als Mitglied <strong>de</strong>r<br />

Vereinsgemeinschaft<br />

102<br />

20 <strong>Die</strong> Konfirman<strong>de</strong>n 103<br />

21 Kin<strong>de</strong>r- und Jugendarbeit im <strong>Kirche</strong>nbezirk Wilhelmsthal 106<br />

21.1 <strong>Die</strong> Kin<strong>de</strong>rgruppe in <strong>Obermeiser</strong> 107<br />

21.2 Kin<strong>de</strong>rzeltlager im Hagen <strong>von</strong> Westuffeln 107<br />

21.3 Jugendarbeit in <strong>Obermeiser</strong> 109<br />

22 Organistin und Läuter 110<br />

23 Mitteilungen <strong>de</strong>r <strong>de</strong>rzeitigen Pfarrerin, Frau Verena Küllmer 114<br />

24 Anmerkung zur <strong>de</strong>rzeitigen Pfarrstellenbesetzung 115<br />

25 Weitere Hinweise aus Literatur und Quellen 116<br />

26 Anhang (Arbeitsthemen <strong>de</strong>s Seniorenkreises) 117<br />

27 Literatur- und Quellenangabe 118<br />

28 Bild- und Textnachweise 124<br />

29 Zeittafel 125<br />

30 Stichwortverzeichnis + Münzen und Maße 127


6<br />

Religionen und Kultstätten<br />

1. Religionen und Kultstätten<br />

<strong>Kirche</strong> <strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong> - Bild 1<br />

Wieso leben wir, woher stammen wir, was passiert mit uns nach <strong>de</strong>m<br />

Tod, wer hilft uns in Nöten, wem müssen o<strong>de</strong>r dürfen wir danken? All<br />

dies sind Fragen, die Menschen seit jeher bewegten und noch heute<br />

bewegen. Aus diesen Fragen entstan<strong>de</strong>n Religionen, die alle sich zur<br />

Aufgabe gestellt haben, Menschen auf solche Fragen eine Antwort zu<br />

geben. Weil es Religionen nicht nur bei uns gibt, son<strong>de</strong>rn bei allen<br />

Völkern auf <strong>de</strong>r Welt, liegt es nahe, dass die Antworten unterschiedlich<br />

ausfallen.<br />

Gemeinsam ist <strong>de</strong>n zahlreichen Religionen 3 , dass sie alle Kultstätten<br />

besitzen. <strong>Die</strong>se Kultstätten haben sich im Laufe <strong>de</strong>r Geschichte gewan<strong>de</strong>lt.<br />

Für die großen Religionen gilt, dass ihre Kultstätten große<br />

Bauwerke sind.<br />

<strong>Die</strong> Kultstätten <strong>de</strong>r Christen sind die <strong>Kirche</strong>n, die seit <strong>de</strong>r Christianisierung<br />

nicht nur in Städten, son<strong>de</strong>rn allmählich in je<strong>de</strong>m Dorf gebaut<br />

wur<strong>de</strong>n. So hat auch <strong>Obermeiser</strong> eine solche, nur weiß man nicht,<br />

wann sie, o<strong>de</strong>r besser, wann die erste <strong>Kirche</strong> in <strong>Obermeiser</strong> gebaut<br />

wur<strong>de</strong>.<br />

3 Christentum, Islam, Ju<strong>de</strong>ntum, Hinduismus, Buddhismus, Konfuzianismus, Taoismus, Götter <strong>de</strong>r<br />

Germanen, <strong>de</strong>r Griechen, <strong>de</strong>r Römer, <strong>de</strong>r Ägypter, <strong>de</strong>r Indianer, <strong>de</strong>r Eingeborenen Afrikas und<br />

Südamerikas, zahlreiche Sekten, also Abspaltungen <strong>de</strong>r Großen Religionen und viele an<strong>de</strong>re.


Früheste Religions- und <strong>Kirche</strong>ninformationen <strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong><br />

2. Früheste Religions- und <strong>Kirche</strong>ninformationen <strong>von</strong><br />

<strong>Obermeiser</strong><br />

<strong>Die</strong> Ersterwähnung <strong>von</strong> Meiskere in pago Hassia fin<strong>de</strong>t sich in einer<br />

Kaiserurkun<strong>de</strong> <strong>von</strong> 1019. ... Im Mittelalter gehörte <strong>Obermeiser</strong> zur<br />

Herrschaft Schartenberg. 4<br />

Schon 1074 wird, aufgezeichnet in einer nach Heinemeyer gefälschten<br />

Gründungsurkun<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Klosters Hasungen, Güterbesitz <strong>de</strong>r Mönche in<br />

Kirchmeischere und minor Meischere erwähnt, 5 wie Nie<strong>de</strong>r- und<br />

<strong>Obermeiser</strong> damals genannt wur<strong>de</strong>n. 6<br />

Allein diese Ortsnamen lassen vermuten, dass ursprünglich nur in<br />

Nie<strong>de</strong>rmeiser ein wenigstens kleines <strong>Kirche</strong>ngebäu<strong>de</strong> stand, das möglicherweise<br />

<strong>von</strong> <strong>de</strong>n Bewohnern <strong>Obermeiser</strong>s (allerdings durch keine<br />

Quelle belegt) mit genutzt wor<strong>de</strong>n ist.<br />

Im Jahre 1296 wird im Urkun<strong>de</strong>narchiv <strong>de</strong>s Klosters Hasungen ein<br />

„Pleban <strong>von</strong> Meiser“ genannt. 7 Ein „Pleban war ein Geistlicher, <strong>de</strong>r<br />

eine Stelle mit pfarrlichen Rechten (plebes, Pfarrkirche od. Pfrün<strong>de</strong>)<br />

tatsächlich besetzte. Er konnte Pfarrer sein, die Seelsorge im Auftrag<br />

<strong>de</strong>s Besitzers <strong>de</strong>r Pfarrrechte ausführen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n (amtsunfähigen)<br />

Pfarrer vertreten. Er war in <strong>de</strong>r Regel Weltgeistlicher, unterstand also<br />

im Gegensatz zu Geistlichen, die einem Kloster o<strong>de</strong>r einer Herrschaft<br />

dienten und <strong>von</strong> diesen abhängig waren, <strong>de</strong>m Bischof.“ 8<br />

Albert <strong>von</strong> Herste war 1357 Pleban <strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong>. „Er ist als Pleban<br />

in <strong>Obermeiser</strong> (Obirmezere) 1357 November 8 in einer Urkun<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />

Klosters Ahnaberg bezeugt.“ 9<br />

Man ist sich über die Zugehörigkeit <strong>de</strong>s 1296 genannten Plebanes<br />

nicht sicher. <strong>Die</strong> Quelle <strong>von</strong> 1074 legt für uns eher die Schlussfolgerung<br />

nahe, dass mit Meiser <strong>de</strong>r Ort Nie<strong>de</strong>rmeiser (Kirchmeischere)<br />

und nicht <strong>Obermeiser</strong> (minor Meischere) gemeint ist, obgleich Desel<br />

wegen <strong>de</strong>s 1357 genannten ausdrücklich zu <strong>Obermeiser</strong> gehören<strong>de</strong>n<br />

Plebanes <strong>de</strong>n <strong>von</strong> 1296 genannten eher auch zu <strong>Obermeiser</strong> zählen<br />

4<br />

vgl. Geilert, S. 11 f<br />

5<br />

vgl. Desel, S. 796<br />

6<br />

vgl. Reimer, S. 325<br />

7<br />

Classen, S. 249, vgl. auch Westfälisches Urkun<strong>de</strong>nbuch IV Nr. 2402<br />

8<br />

Wikipedia (03.10.2008)<br />

9<br />

Desel, S. 797<br />

7


8<br />

Früheste Religions- und <strong>Kirche</strong>ninformationen <strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong><br />

möchte. 10 Ebenso ordnet auch Classen <strong>de</strong>n Pleban <strong>von</strong> 1296 <strong>Obermeiser</strong><br />

zu, allerdings ohne einen Grund zu nennen. 11<br />

1444 Umfasst das Fritzlarer Archidiakonat auch die Probstei Hofgeismar.<br />

12<br />

In <strong>de</strong>m Subsidienregister <strong>de</strong>s Archidiakonates Fritzlar wird <strong>Obermeiser</strong><br />

im Jahr 1464 aufgeführt. 13 Im Subsidienregister <strong>von</strong> Hofgeismar<br />

<strong>von</strong> 1464 wer<strong>de</strong>n ohne Namensangabe für superior Meissere (<strong>Obermeiser</strong>)<br />

und für inferiori Meissere (Nie<strong>de</strong>rmeiser) je ein Pleban genannt.<br />

14<br />

„Vielleicht ist die Pfarrei die Malsburgische Stiftung o<strong>de</strong>r wenigstens .... das<br />

Gegentheil nicht bewiesen wor<strong>de</strong>n, eine St(iftung) <strong>de</strong>r Herrn v. Schartenberg und<br />

<strong>von</strong> diesen ist <strong>de</strong>r Ort <strong>Obermeiser</strong> mit seinen Besitzungen an die Herrn<br />

v.d. Malsburg übergegangen, sei es nun durch Erbschaft, durch Kauf o<strong>de</strong>r durch<br />

Gewalt. Dass <strong>Obermeiser</strong> zur Gau Schartenburg gehört habe, lehrt ... Wank in<br />

<strong>de</strong>r hessischen Geschichte. <strong>Die</strong> Gemein<strong>de</strong> hat noch Hutegerechtigkeiten .....<br />

Schartenberge, und in <strong>de</strong>n Gemein<strong>de</strong>nschriften fin<strong>de</strong>t sich, dass <strong>Obermeiser</strong> zum<br />

Amte Schartenburg gehört habe. Gleichfalls habe die Pfarrei zu <strong>Obermeiser</strong> nach<br />

<strong>de</strong>n frühesten congenten Nachrichten drey Klafter Besoldungsholz <strong>von</strong> Schartenburg<br />

erhalten; und ein Weg <strong>von</strong> hier nach <strong>de</strong>r Schartenburg, heist itzt noch<br />

<strong>de</strong>r Burgpfad.“ 15<br />

<strong>Die</strong>s sind Mutmaßungen <strong>de</strong>s Pfarrers Johann Konrad Fülling, <strong>de</strong>r als<br />

Pfarrer <strong>von</strong> 1815-1846 in <strong>Obermeiser</strong> tätig war. Sie enthalten möglicherweise<br />

einen teilweisen Wahrheitsgehalt. Ähnliche Entwicklungen<br />

hat man an<strong>de</strong>rnorts gelegentlich belegen können.<br />

Kleine Konfirman<strong>de</strong>ngeschichte <strong>von</strong> Edith Leck<br />

Wenn draußen Schnee lag, konnte Pfarrer Eckhard oft nicht wi<strong>de</strong>rstehen,<br />

die Konfirman<strong>de</strong>n einfach zum Schlitten fahren nach<br />

Hause zu schicken. Aber „auswendig lernen müsst ihr trotz<strong>de</strong>m“,<br />

so <strong>de</strong>r Pfarrer, und die Konfirman<strong>de</strong>n konnten in <strong>de</strong>r nächsten<br />

Stun<strong>de</strong> das aufgegebene Pensum.<br />

10<br />

vgl. Desel, S. 796<br />

11<br />

vgl. Classen, S. 249<br />

12<br />

vgl. a.a.O., S. 14<br />

13<br />

vgl. a.a.O., S. 239 (In <strong>de</strong>n Subsidienregistern wur<strong>de</strong>n Zahlungen aufgeführt)<br />

14<br />

vgl. Desel, S. 797<br />

15<br />

EPfW: <strong>Kirche</strong>nchronik <strong>Obermeiser</strong> ab 1828 (Pf. Fülling )


Erste <strong>Kirche</strong>ngebäu<strong>de</strong>informationen<br />

3. Erste <strong>Kirche</strong>ngebäu<strong>de</strong>informationen<br />

Älteste Glocke <strong>von</strong> 1504 - Bild 2<br />

Gegossen 1504 – Tonhöhe ais<br />

Inschrift ins Deutsche übersetzt:<br />

Gegrüßet seist du, holdselige Maria, die Gesegnete<br />

unter <strong>de</strong>n Frauen. Im Jahre <strong>de</strong>s Herrn 1504<br />

<strong>Die</strong>se Glocke wur<strong>de</strong> <strong>von</strong><br />

Heinrich Wenzel beschrieben<br />

in:<br />

Hessische Glockenkun<strong>de</strong><br />

13. Band, Kassel 1941<br />

4° Ms. Hass 332 Bd. 13<br />

Universitätsbibliothek<br />

Kassel, Handschriftenabt.<br />

Mit freundlicher Genehmigung<br />

<strong>de</strong>r Handschriftenabteilung <strong>de</strong>r<br />

Universitätsbibliothek Kassel<br />

Unter <strong>de</strong>m Wort gracia ein Bischof mit Mitra und Pallium, in <strong>de</strong>r linken Hand<br />

einen Krummstab haltend, in <strong>de</strong>r rechten Hand ein Spruchband haltend. Unter<br />

<strong>de</strong>m Wort tecum ein Wallfahrtszeichen, in Form einer rechteckigen Tafel. Es<br />

zeigt in vier Reihen untereinan<strong>de</strong>r Christus und die 14 Nothelfer, am unteren<br />

En<strong>de</strong> eine unleserliche Inschrift und das Zisterzienser Wappen. Über <strong>de</strong>r Tafel<br />

ein krabbesetzter Giebel. <strong>Die</strong>ses Zeichen stammt aus zwei Glocken in Dissen,<br />

Kreis Fritzlar, und Böddiger, Kreis Melsungen her. Es liegt daher die Vermutung<br />

nahe, dass auch diese Glocke in <strong>Obermeiser</strong> <strong>von</strong> <strong>de</strong>m Homberger Kupfer-<br />

9


10<br />

Erste <strong>Kirche</strong>ngebäu<strong>de</strong>informationen<br />

schmied Herrn Kertrez gegossen wor<strong>de</strong>n ist, <strong>de</strong>r an über 32 Glocken zu dieser<br />

angegegebenen Zeit nachzuweisen ist.<br />

Unter <strong>de</strong>m Wort muligeribus (statt mulieribus) nochmals ein Bischof mit Mitra,<br />

Pallium, Krummstab und Spruchband. An <strong>de</strong>r Krone 6 gebogene Bügel. Am Hals<br />

zwischen schmalen Streifen genannte Inschrift in gotischen Minuskeln. <strong>Die</strong> Inschrift<br />

lautet in <strong>de</strong>utscher Sprache: Im Jahre <strong>de</strong>s Herrn 1504. Gegrüßet seist du<br />

holdselige Maria, die Gesegnete unter <strong>de</strong>n Frauen. Auf <strong>de</strong>m Mantel sind einige<br />

kleine Reliefs. Unter (<strong>de</strong>m)m eine Pieta mit Baldachinumrahmung und mit<br />

krabbesetztem Giebel und seitlichem Fialen, an <strong>de</strong>n Seiten run<strong>de</strong> Öfen. Unten<br />

eine Inschrift v. ?Weitershausen?, in <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>r Schrift ein Wappen mit einer<br />

Büste. Transkribiert <strong>von</strong> Rolf Schmidt und Herbert Engemann<br />

Im Jahr 1504 erhält die <strong>Kirche</strong> in <strong>Obermeiser</strong> eine Glocke mit <strong>de</strong>r Inschrift<br />

(ins Deutsche übersetzt) „Gegrüßet seist du, holdselige Maria,<br />

die Gesegnete unter <strong>de</strong>n Frauen. Im Jahre <strong>de</strong>s Herrn 1504“. Sie „zählt<br />

zu <strong>de</strong>n ältesten Glocken in <strong>de</strong>r näheren und weiteren Umgebung und steht daher<br />

auch unter Denkmalschutz. Noch kurz vor En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 2. Weltkrieges (1942)<br />

musste die Glocke für Rüstungszwecke abgeliefert wer<strong>de</strong>n. Sie wur<strong>de</strong> hoch vom<br />

Turm auf einen großen Reisighaufen geworfen und überstand <strong>de</strong>n Sturz ohne<br />

Scha<strong>de</strong>n. Von hier wur<strong>de</strong> sie zum sogenannten Glockenfriedhof unweit <strong>von</strong><br />

Hamburg transportiert. Zum Einschmelzen kam es aber nicht mehr, <strong>de</strong>nn das<br />

Kriegsen<strong>de</strong> stand bereits unmittelbar (?) bevor. So konnte sie dann später wohlbehalten<br />

in die Heimat zurückgebracht wer<strong>de</strong>n.“ 16 Soweit Fritz Göllner, ein<br />

ehemaliger Bewohner aus <strong>Obermeiser</strong>.<br />

„Im Winter 41/42 (Januar 1942) musste die alte vorreformatorische Glocke abgeliefert<br />

wer<strong>de</strong>n“ 17 , bestätigt auch Pfarrer Heldmann in <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>nchronik.<br />

Es ist jetzt klar, dass min<strong>de</strong>stens ab 1504 eine <strong>Kirche</strong> in <strong>Obermeiser</strong><br />

gestan<strong>de</strong>n haben muss, weil man sich schlecht vorstellen kann, dass<br />

für <strong>Obermeiser</strong> eine Glocke gegossen wor<strong>de</strong>n ist, ohne dass <strong>de</strong>r notwendige<br />

Kirchturm zum Aufhängen dieser Glocke vorhan<strong>de</strong>n war. Es<br />

sei <strong>de</strong>nn, die Glocke gehörte ursprünglich zu einer an<strong>de</strong>ren <strong>Kirche</strong>,<br />

wofür aber bisher kein Beleg gefun<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>n ist. Es ist sogar anzunehmen,<br />

dass <strong>Obermeiser</strong> (wegen <strong>de</strong>r/<strong>de</strong>s angeführten Plebane[s]) sich<br />

schon weit vor 1504 mit einer <strong>Kirche</strong> schmücken durfte.<br />

16 Göllner, Fritz in einem Schreibmaschinenbericht o.J.<br />

17 EPfW: <strong>Kirche</strong>nchronik <strong>Obermeiser</strong> ab 1892 (Pf. Heldmann)


<strong>Die</strong> Reformation und die Pfarrer <strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong><br />

Kleine Konfirman<strong>de</strong>ngeschichte <strong>von</strong> Edith Leck<br />

Walter hatte als Konfirmand die Aufgabe, Holz unter <strong>de</strong>m<br />

Balkon <strong>de</strong>s Pfarrhauses aufzustapeln. Als ihm nach anstrengen<strong>de</strong>r<br />

Arbeit ein Teil da<strong>von</strong> wie<strong>de</strong>r zusammen fiel,<br />

konnte er sich eines fürchterlichen Fluches nicht enthalten.<br />

Gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>m Augenblick kam die Schwester Änne <strong>de</strong>s<br />

Pfarrers Eckhard vorbei, hörte selbiges und mahnte ihrerseits<br />

entschie<strong>de</strong>n: „Walter, in einem Gotteshaus wird nicht<br />

geflucht!“<br />

4. <strong>Die</strong> Reformation und die Pfarrer <strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong><br />

Ab 1527 fin<strong>de</strong>n wir fast vollständig die Namen <strong>de</strong>r Pfarrer <strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong>.<br />

<strong>Die</strong>s ist ein Jahr nach <strong>de</strong>r berühmten Homberger Syno<strong>de</strong>, in<br />

<strong>de</strong>r unter <strong>de</strong>n Augen <strong>de</strong>s Hessischen Landgrafen Philipp <strong>de</strong>s Großmütigen<br />

die „<strong>de</strong>mokratischen“ Grundlagen zu einer evangelischen <strong>Kirche</strong>nverfassung<br />

entworfen wor<strong>de</strong>n sind.<br />

1517 hatte Martin Luther seine 95 Thesen an die Schlosskirche zu<br />

Wittenberg geheftet und damit heftige Kritik an <strong>de</strong>r katholischen <strong>Kirche</strong><br />

und insbeson<strong>de</strong>re an ihrem verbreiteten Ablasshan<strong>de</strong>l geübt, mit<br />

<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Bau <strong>de</strong>s Petersdomes in Rom finanziert wer<strong>de</strong>n sollte.<br />

Schon 1520 hatte Luther erkannt, dass die alte <strong>Kirche</strong> nicht reformierbar<br />

sei. In seiner Schrift „An <strong>de</strong>n christlichen A<strong>de</strong>l <strong>de</strong>utscher Nation“<br />

for<strong>de</strong>rte er die Fürsten auf, die Reformation (= Erneuerung) voranzutreiben.<br />

Als getaufte Christen seien sie dazu in <strong>de</strong>r Lage.<br />

1524 trat Landgraf Philipp <strong>von</strong> Hessen zu <strong>de</strong>m neuen evangelischen<br />

Glauben über, und nach <strong>de</strong>r Homberger Syno<strong>de</strong> im Jahr 1526 begann<br />

er, <strong>de</strong>n reformierten Glauben in seinem ganzen Land einzuführen.<br />

Auf <strong>de</strong>m Reichstag in Speyer 1529 verurteilten die katholischen Stän<strong>de</strong><br />

die reformatorischen Verän<strong>de</strong>rungen in Hessen und an<strong>de</strong>ren evangelischen<br />

Fürstentümern. Fünf Fürsten und 14 Städte protestierten dagegen.<br />

Seit diesem Wi<strong>de</strong>rspruch gegen die katholische Einmischung<br />

in religiöse Fragen wer<strong>de</strong>n evangelische Gläubige auch als „Protestanten“<br />

bezeichnet. 18<br />

18 vgl. Vehse, S. 12<br />

11


12<br />

<strong>Die</strong> Reformation und die Pfarrer <strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong><br />

Nicht nur nach <strong>de</strong>r Französischen Revolution <strong>von</strong> 1789, son<strong>de</strong>rn auch<br />

schon nach <strong>de</strong>r Reformation 1517 wur<strong>de</strong>n in vielen evangelischen Regionen<br />

Klöster säkularisiert (verweltlicht). So z. B. auch im Jahre<br />

1528 das Kloster Hasungen. 19<br />

Amtszeiten <strong>de</strong>r Pfarrer <strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong><br />

Amtszeit Name Literatur / Quelle<br />

1296-? ein Pleban in Ober- o<strong>de</strong>r in Nie<strong>de</strong>rmeiser<br />

Classen S. 249<br />

1357-? Pleban Albert <strong>von</strong> Herste Desel S. 797<br />

ohne Pleban ohne Namensangabe Subsidienregister<br />

Jahresangabe<br />

Pfarrer nach <strong>de</strong>r Reformation<br />

<strong>von</strong> Hofgeismar (1464)<br />

Um 1527 Schwarz, Ludwig HStAM 22 a Pag. 22<br />

1541-1556 Becker, Pistorius Johannes Hütteroth-Milbradt S. 528<br />

1556-1576 Uhle, Valentin (nicht ganz sicher)<br />

Hütteroth-Milbradt S. 528<br />

ca. 1576-1579 Schüßler, Johannes Hütteroth-Milbradt S. 528<br />

ca. 1585-1590 Möller, Philip Hütteroth-Milbradt S. 528<br />

ca. 1590-1612 Klinkhammer (Klinghamer),<br />

Quirin<br />

Desel S. 799<br />

1612-1633 keine Informationen vorhan<strong>de</strong>n<br />

ca. 1633-1637 Pötter, Engelhard Figulus Desel S. 799<br />

1637-1681 20<br />

Bromsenius (Brombsen), Ludwig<br />

Desel S. 799<br />

1673-1681 Hun<strong>de</strong>mann, Johannes,<br />

Pfarradjunkt<br />

Desel S. 800<br />

1681-1712 Hun<strong>de</strong>mann, Johannes HStAM 315 I Nachträge, Nr. 62<br />

1713-1749 Sostmann, Georg Konrad Desel S. 801<br />

1749-1759 Herold, Johann Heinrich Desel S. 802<br />

1759-1764 Wagner, Johann Heinrich Friedrich<br />

Desel S. 802<br />

1764-1774 Knyrim, Johann Conrad Desel S. 803<br />

19 vgl. Hufschmidt, S. 185<br />

20 Desel gibt an, dass Bromsenius bis 1684 Pfarrer in <strong>Obermeiser</strong> war. Das steht im Wi<strong>de</strong>rspruch<br />

zur Amtszeit seines Nachfolgers Hun<strong>de</strong>mann. Es ist unklar, wo Desel diese Jahreszahl hergenommen<br />

hat, schreibt er doch selbst, dass Bromsenius nur in <strong>de</strong>n Jahren 1635, 1655, 1664 und 1673 als<br />

Pfarrer genannt wird. Vgl. Desel, S. 800, vgl. auch HStAM: 315 I Nachträge, Nr. 80 und 315 a C<br />

325.


<strong>Die</strong> Reformation und die Pfarrer <strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong><br />

Amtszeit Bild Name<br />

Literatur / Quelle<br />

1774-1815 Fülling, Henricus Otto Desel S. 804<br />

1815-1846 Fülling, Johann Konrad Desel S. 805<br />

1846-1892 Karff, Friedrich August Presbyterialprotok. Obm.<br />

1892-1901 Schwarzenberg, Georg Friedrich Presbyterialprotok. Obm.<br />

1901-1907 Baustädt, Rudolf Wilhelm Presbyterialprotok. Obm.<br />

1907-1908<br />

1908-1915<br />

1915-1922<br />

1923-1930<br />

1931-1936<br />

1936-1937<br />

1937-1940<br />

1941-1943<br />

1943-1945<br />

ohne Bild<br />

ohne Bild<br />

Vertreter:<br />

Vertreter:<br />

Stippich, C.<br />

Bild 3<br />

Menge, Ernst Carl Friedrich<br />

Hafner, August Wilhelm<br />

Bild 4<br />

Wittekindt, Wilhelm<br />

Gottfried Eduard F.<br />

Bild LAK<br />

Hochgrebe, Friedrich<br />

Bild 5<br />

Wittekindt, Hans Karl in<br />

Nie<strong>de</strong>rmeiser hat <strong>Obermeiser</strong><br />

mit versehen<br />

Heldmann, Reinhard<br />

Bild 6<br />

Wittekind, Hans Karl<br />

Metz, Walter<br />

1945-1951 siehe oben Heldmann, Reinhard<br />

1951-1963<br />

Eckhardt, Georg Theodor<br />

Paul<br />

Bild 7<br />

Presbyterialprotokolle<br />

<strong>Obermeiser</strong><br />

Desel S. 808<br />

Desel S. 809,<br />

Magdanz S. 173<br />

Desel S. 810<br />

Desel S. 811,<br />

Carl S. 356<br />

Desel S. 811<br />

Desel S. 811<br />

EPfW Chronik (Heldmann)<br />

EPfW Chronik (Heldmann)<br />

Desel S. 811<br />

Desel S. 812<br />

13


14<br />

<strong>Die</strong> Reformation und die Pfarrer <strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong><br />

Amtszeit Bild Name<br />

1964-1976<br />

1976-1978<br />

1978-1980<br />

1980-1986<br />

1986-1995<br />

1995-heute<br />

Teichert, Paul Michael<br />

Walter<br />

Bild 8<br />

Otto, Peter aus Cal<strong>de</strong>n<br />

hat <strong>Obermeiser</strong> mit versehen<br />

Bild 9<br />

Stephan, Klaus <strong>Die</strong>ter<br />

Bild 10<br />

Wondrak, Bernd<br />

Bild 11<br />

Bertelmann, Joachim<br />

Bild 12<br />

Küllmer, Verena<br />

Bild 13<br />

Kleine Konfirman<strong>de</strong>ngeschichte <strong>von</strong> Edith Leck<br />

Literatur / Quelle<br />

Chronik Westuffeln<br />

S. 224<br />

persönliche Mitteilung<br />

Chronik Westuffeln<br />

S. 225<br />

Chronik Westuffeln<br />

S. 225<br />

Chronik Westuffeln<br />

S. 225<br />

Derzeitige Pfarrerin<br />

Der heutige Spielplatz nahe <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> war früher Pfarrgarten.<br />

Wenn die Konfirman<strong>de</strong>n gelegentlich gar keine<br />

Lust zur Konfirman<strong>de</strong>nstun<strong>de</strong> hatten, fiel schon mal einem<br />

ein, auf die Unordnung und das viele Unkraut im<br />

Pfarrgarten hinzuweisen. Meist lies sich <strong>de</strong>r Pfarrer Eckhard<br />

dann gern überre<strong>de</strong>n, und die Rasselban<strong>de</strong> brauchte<br />

nicht mehr geistig, son<strong>de</strong>rn nur noch körperlich zu arbeiten.<br />

Aber „auswendig gelernt muss trotz<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n“, so <strong>de</strong>r<br />

Pfarrer, und die Konfirman<strong>de</strong>n konnten tatsächlich in <strong>de</strong>r<br />

nächsten Stun<strong>de</strong> das aufgegebene Pensum.


Zauberei-Prozesse in <strong>Obermeiser</strong><br />

5. Zauberei-Prozesse in <strong>Obermeiser</strong><br />

In <strong>de</strong>n Jahren 1596 und 1603 gab es in <strong>Obermeiser</strong> zwei Zaubereiprozessverfahren.<br />

21 Es war eine Zeit, in <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>norgane nicht nur <strong>de</strong>r<br />

katholischen, son<strong>de</strong>rn auch <strong>de</strong>r evangelischen <strong>Kirche</strong> <strong>de</strong>r Zauberei<br />

o<strong>de</strong>r gar <strong>de</strong>r Hexerei angeklagten Menschen nicht nur keine Verteidigungsrechte<br />

gaben, son<strong>de</strong>rn sie unter grausamen Verhörmetho<strong>de</strong>n zu<br />

Geständnissen zwangen, die ihre Hinrichtungen „rechtfertigten“.<br />

Aus <strong>de</strong>m Jahre 1655 stammt beispielsweise eine „Beschwer<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Gemein<strong>de</strong> <strong>Obermeiser</strong> über ihren Pfarrer Brombsenius (Bromsenius)<br />

wegen seiner Äußerung, „es gäbe in <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> nur Zauberer und<br />

Unhol<strong>de</strong>“ 22 . Solche Äußerungen waren oft Anlass, Untersuchungen<br />

einzuleiten, die auf Grund <strong>de</strong>r Verhörmetho<strong>de</strong>n (Folter) als Selbstläufer<br />

bezeichnet wer<strong>de</strong>n können. Setzte man nämlich eine Beschuldigte<br />

(meist waren es Frauen) <strong>de</strong>r „peinlichen Befragung“ aus, so gab diese<br />

leicht weitere Namen an, nur um <strong>de</strong>n unerträglichen Schmerzen zu<br />

entfliehen, die man ihr androhte o<strong>de</strong>r schon zugefügt hatte.<br />

Erst durch das aufrütteln<strong>de</strong> Werk „Cautio Criminalis“ <strong>von</strong> <strong>de</strong>m Jesuiten<br />

Friedrich <strong>von</strong> Spee aus <strong>de</strong>m Jahr 1631 begann man allmählich,<br />

über diese Prozesse nachzu<strong>de</strong>nken. Endgültig verboten wur<strong>de</strong>n Zauberei-<br />

und Hexenprozesse in <strong>de</strong>n letzten Winkeln Europas aber erst nach<br />

<strong>de</strong>r Französischen Revolution <strong>von</strong> 1789.<br />

<strong>Die</strong> bei<strong>de</strong>n in <strong>Obermeiser</strong> geführten Prozesse waren allerdings eine<br />

Ausnahme. Zum ersten waren sie nicht <strong>von</strong> <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> inszeniert, und<br />

zum zweiten hielt <strong>de</strong>r Richter die Prozessursachen für so geringfügig,<br />

dass sie eigentlich kein Gerichtsverfahren rechtfertigten. Aber die betroffenen<br />

Parteien bestan<strong>de</strong>n auf einem Verfahren.<br />

Wir behan<strong>de</strong>ln als Beispiel <strong>de</strong>n Prozess <strong>von</strong> 1596. In diesem Prozess<br />

ging es um Frauen, die sich gegenseitig <strong>de</strong>r Zauberei beschuldigten.<br />

Beschrieben wird die Situation <strong>de</strong>s Richters, <strong>de</strong>r bei seiner vorgesetzten<br />

<strong>Die</strong>nststelle Rat einholte, um die Zulassung <strong>de</strong>r Verhandlung wegen<br />

Geringfügigkeit ablehnen zu können.<br />

Zuständiger Richter <strong>de</strong>r peinlichen Gerichtsbarkeit für <strong>Obermeiser</strong><br />

nach <strong>de</strong>r im Jahre „1535 (vom Hessischen Landgrafen) erlassenen peinli-<br />

21 HStMA: Bestand 17, I. Alte Kasseler Räte (1518-1708), Pagina 1295, 2705, 3099<br />

22 Repertorien <strong>de</strong>s HStAM: Übersicht über <strong>de</strong>n Bestand 17, Band 4, S. 314<br />

15


16<br />

Zauberei-Prozesse in <strong>Obermeiser</strong><br />

chen Halsgerichtsordnung“ 23 war zu dieser Zeit bereits <strong>de</strong>r vom<br />

Landgrafen Moritz, <strong>de</strong>m Gelehrten, eingesetzte Beamte (Schultheiß<br />

o<strong>de</strong>r Amtmann) <strong>de</strong>s Amtes Zierenberg zusammen mit in <strong>de</strong>r Regel 7<br />

eingesetzten Schöffen. 24 Spätestens ab Mai 1596 war dieses ursprünglich<br />

<strong>de</strong>nen <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Malsburg und Schartenburg zustehen<strong>de</strong> Recht vom<br />

Hessischen Landgrafen auf seine Beamten übertragen wor<strong>de</strong>n. 25 Vorgesetzte<br />

<strong>Die</strong>nststelle <strong>de</strong>s Amtes Zierenberg und zugleich oberstes Gericht<br />

(an das sich auch im o.a. Verfahren <strong>de</strong>r Amtsrichter <strong>von</strong> Zierenberg<br />

um Rat wandte) war das im Jahre 1567 eingerichtete Oberappelationsgericht<br />

in Cassel. 26<br />

Im Folgen<strong>de</strong>n geben wir eine Originalseite und zusätzlich die wörtliche<br />

und eine sinngemäße Transkription dieser Seite wie<strong>de</strong>r.<br />

Im anschließen<strong>de</strong>n Teil notieren wir nur noch die sinngemäße Wie<strong>de</strong>rgabe<br />

<strong>de</strong>r nachfolgen<strong>de</strong>n Aufzeichnungen.<br />

23 Weiss, S. 117<br />

24 vgl. Hufschmidt, S. 17 f<br />

25 vgl. a.a.O., S. 23 f<br />

26 vgl. Weiss, S. 79, vgl. auch Chronik Westuffeln, S. 54 ff


Zauberei-Prozesse in <strong>Obermeiser</strong><br />

Wörtliche Transkription Sinngemäße Darstellung<br />

Gestrenge edle ehrenwerte hoch- und<br />

wohlgelehrte fürstlich verordnete<br />

Herrn Stadhalter, Langlar und Rethe<br />

groß gebieten<strong>de</strong> Herrn, C. Gft. E.E.<br />

und G. gb. sollen wir in Un<strong>de</strong>rthenigkeit<br />

unangemeldt nicht lassen, das<br />

durch ein Geplapper vier etzliche<br />

Weiber zu Obernmeischer sich umb<br />

nichtig Ursachen willen, Zauberische<br />

gescholten, darüber sie vor uns erschienen<br />

und sich <strong>de</strong>ßen eins Theils<br />

beclagt das man sie darüber hören<br />

müsse.<br />

Weil nun die Scheltung eins <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>rn<br />

gestendig, und das clagen<strong>de</strong><br />

Theil nicht abstehen will, sie haben<br />

sich <strong>de</strong>nn mitt und uff <strong>de</strong>r Wasser<br />

Probe gehabt und J<strong>de</strong>s sein Recht<br />

darauff außgestan<strong>de</strong>n, unangesehen<br />

wir ihnen dar<strong>von</strong> gerathen und sie<br />

etwa vergleichen wollen, so doch will<br />

das doch nicht stad haben, son<strong>de</strong>rn<br />

begehren zum hefftigsten, dass man<br />

darüber das Recht ergehen lassen<br />

wolle. Darmit nun in dissem Punct<br />

nur nicht etwas Ungepürlichs vornehme<br />

so haben zufor<strong>de</strong>rst e. gst. e.<br />

e. und G. gb, günstige ...rung, ... darüber<br />

vornehmen wollen, diselb<br />

bitten<strong>de</strong>, aus uns in <strong>de</strong>r Sachen zu<br />

thun<strong>de</strong>, günstig befehlen wollen, und<br />

habent <strong>de</strong>ren in Un<strong>de</strong>rthänigkeit<br />

nicht unangemeldt lassen sollen, mit<br />

Emphelung götlichem Segen.<br />

Actum Zirenbergk am 1. August Anno<br />

(15)96<br />

C Gft. E. E. und G. H.<br />

un<strong>de</strong>rthenige und gehorsame<br />

Unterschriften<br />

17<br />

Gestrenge, edle, ehrenwerte,<br />

hoch- und wohlgelehrte fürstlich<br />

angestelle Herrn Stadthalter<br />

Langlar und Rethe, groß gebieten<strong>de</strong><br />

Herrn <strong>de</strong>s C. Gft. E. E.<br />

und G. gb., wir fragen an, ob wir<br />

un<strong>de</strong>rthänigst nicht ein Verfahren<br />

gegen vier Weiber <strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong><br />

ablehnen sollen, die sich in<br />

weibischem Geplapper wegen<br />

nichtiger Ursachen als Zauberische<br />

beschimpft haben. Sie sind<br />

bei uns erschienen und haben gefor<strong>de</strong>rt,<br />

vom Gericht gehört zu<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Weil nun die eine Seite die Beschimpfungen<br />

zugibt und die an<strong>de</strong>re<br />

Seite <strong>von</strong> ihrer Klage nicht<br />

Abstand nehmen will, for<strong>de</strong>rn sie<br />

unabhängig da<strong>von</strong>, wer ihnen geraten<br />

o<strong>de</strong>r abgeraten hat, dass<br />

hierüber Recht gesprochen wird,<br />

und sogar auch dann, wenn eine<br />

Wasserprobe durchgeführt wer<strong>de</strong>n<br />

soll.<br />

Damit hier keine überzogene<br />

Verurteilung entsteht, wollten<br />

wir zunächst diese Verhandlung<br />

ablehnen und bitten hierzu un<strong>de</strong>rthänigst<br />

um Ihre günstige<br />

Hilfe hierzu.<br />

Mit Empfehlung und göttlichem<br />

Segen,<br />

Zierenberg, 01.08.1596<br />

Unterschriften<br />

Gestrenge, edle, ehrenwerte, hoch- und wohlgelehrte fürstlich angestellte Herrn<br />

Stadthalter Langlar und Rethe, großgünstige, gebieten<strong>de</strong> Herrn ....


18<br />

Zauberei-Prozesse in <strong>Obermeiser</strong><br />

Als Antwort sollen wir in Un<strong>de</strong>rthänigkeit entsprechend <strong>de</strong>s uns zugegangenen<br />

Berichtes über die vier Weiber, die sich als Zauberinnen beschimpft haben, in <strong>de</strong>r<br />

Sache so viel als möglich nachfragen.<br />

Wir haben erfahren, dass die Witwe Elsa Mohln Hühner hatte. <strong>Die</strong>se seien in<br />

Jacob Kasebergs Haus rein und raus geflogen. Darüber haben sich bei<strong>de</strong> mit<br />

Mann und Weib so gezankt, dass Jacob gesagt hat, er wolle die Hühner totschlagen.<br />

Mohln Elsa erwi<strong>de</strong>rte, dass dies ihn eine Kuh kosten wür<strong>de</strong> und dass sie <strong>de</strong>ren<br />

Eier nicht essen dürfen.<br />

Des Jacobs Frau schimpfte und sagte, sie (Mohln Elsa) sei eine Zauberin. Während<strong>de</strong>ssen<br />

kam ihre (<strong>de</strong>r Mohln Elsa) Tochter Kunne auch dazu, und ein Wort<br />

fand das an<strong>de</strong>re.<br />

Sie sagte, die Mutter müsse die Hühner füttern und sie (Kasebergs) essen die Eier.<br />

Darauf erwi<strong>de</strong>rte Jacobs Frau, sie wür<strong>de</strong> als Zaubersche lügen.<br />

Im übrigen hatte Jacobs Frau ein Kind, das sehr krank war und wohl die böse<br />

Plage hatte.<br />

Ebenso solches hat auch Zorgen Bellers Frau Magdalena gesagt. Das ist durch<br />

Kunne an die Frau <strong>de</strong>s großen Jacobs weiter gesagt wor<strong>de</strong>n, was diese sehr verdross.<br />

Als Zorgen Bellers Frau verarbeitet hatte, dass sie (die Kunne) gesagt habe, ihr (<strong>de</strong>r<br />

Kasebergs) Kind habe die böse Plage gehabt und sei daran gestorben, sei sie zur<br />

Kunnen gegangen, und es habe ein großes Schimpfen begonnen.<br />

Sie (die Kunne) wur<strong>de</strong> als Zauberische gescholten, und wenn jemand in <strong>Obermeiser</strong><br />

verbrannt wer<strong>de</strong>n sollte, solle sie die erste sein.<br />

<strong>Die</strong>s hörte <strong>de</strong>r Kunnen Mann Johann Schwarzferber. Daraufhin will er seine<br />

Frau nicht mehr ohne rechtliches Verfahren bei sich dul<strong>de</strong>n.<br />

Er hat geklagt, dass man bei<strong>de</strong> verhören müsse und dass die Weiber wegen ihrer<br />

unmäßigen Beschimpfungen festgesetzt wer<strong>de</strong>n sollen.<br />

Als sie heute wie<strong>de</strong>r vernommen und zum Einlenken ermahnt wur<strong>de</strong>n, wollen<br />

doch we<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Johann Schwartzferber, noch seine Schwiegermutter Mohln Elsa,<br />

noch auch sein Weib (Kunnen) nachgeben.<br />

Dadurch sagen auch die an<strong>de</strong>ren Männer, dass sie ebenfalls ihre Weiber in solcher<br />

Unehr nicht wie<strong>de</strong>r haben wollen.<br />

Und wenn sie sich doch in <strong>de</strong>r Sache wie<strong>de</strong>r einigten, müssten sie doch wegen <strong>de</strong>s<br />

Geschwätzes in <strong>de</strong>r Schan<strong>de</strong> bleiben. Und da man hier am Ort keine Wasserprobe<br />

durchführen könne, sollten sie nach Volkmarschen gehen und sich dort gegeneinan<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r Wasserprobe stellen, o<strong>de</strong>r aber verbrannt wer<strong>de</strong>n.<br />

Wenn man aber an<strong>de</strong>rweitig <strong>de</strong>r Wahrheit näher kommen wolle, so hat Zorge<br />

Bellers Weib eine 8-jährige Tochter.<br />

Und in <strong>Obermeiser</strong> hat <strong>de</strong>r arme Mann Johann Zan auch eine 8-jährige Tochter.<br />

<strong>Die</strong> (Bellers Tochter) hat gesagt, sie (Zans Tochter) wolle eine Eierschale, gefüllt mit<br />

etwas an<strong>de</strong>rem, unter die Schwelle legen. Wer nun über die Schwelle ginge, <strong>de</strong>r<br />

wür<strong>de</strong> bald so reich wer<strong>de</strong>n, wie die Zorges.


Zauberei-Prozesse in <strong>Obermeiser</strong><br />

Das Mädchen, <strong>de</strong>s Zorge Bellers Tochter, bestreitet dies aber zum Äußersten und<br />

sagt, da wäre das Mädchen <strong>von</strong> Seßen Hunßen zu ihr gekommen und habe gesagt,<br />

wenn sie ihr etwas zu essen gäbe, wolle sie ihr das Zaubern lehren.<br />

<strong>Die</strong>s wie<strong>de</strong>rum hat Zans Tochter verneint. Und sie hat solches ihrem Vater,<br />

Mutter und auch <strong>de</strong>m Johan Zan erzählt, als diese aus <strong>de</strong>m Fel<strong>de</strong> kamen, was<br />

Bellers Tochter ihr mit <strong>de</strong>n Eierschalen gesagt habe.<br />

<strong>Die</strong>s bestätigt Johan Zan.<br />

Da ergibt sich ein Wi<strong>de</strong>rspruch, <strong>de</strong>nn als die Bellers aus <strong>de</strong>m Fel<strong>de</strong> kamen, sagt<br />

die Mutter, habe ihre Tochter gesagt, dass ein Mädchen bei ihr gewesen sei, das<br />

sie beten lehren wollte, wenn sie ihr etwas zu essen gäbe.<br />

<strong>Die</strong> Mutter fragte, warum sie ihr nichts gegeben habe. <strong>Die</strong> Tochter antwortete,<br />

sie habe keine Schlüssel gehabt. Fast aber hätte sie ihr etwas gegeben, weil das<br />

Gebet sehr schön gewesen sei.<br />

<strong>Die</strong> Mutter fragte nach <strong>de</strong>m Inhalt. <strong>Die</strong> Tochter antwortete, Maria auf <strong>de</strong>n<br />

Kirchhof trat, mehr aber wusste sie nicht mehr o<strong>de</strong>r wollte sie nicht mehr wissen.<br />

Das Mädchen (Hunsens Tochter) leugnete dies im Angesicht ihrer Mutter. Sie sagte,<br />

sie wisse nichts da<strong>von</strong>, und sie habe auch nichts zu ihr (Bellers Tochter) gesagt.<br />

Und diese Verständigungen haben uns verwun<strong>de</strong>rt. Zwar sei die Sache etwas<br />

unrein, aber es sei viel Lärm um ein Ei, was eigentlich kein Gerichtsverfahren<br />

rechtfertigt.<br />

Wenn man <strong>de</strong>n Bericht <strong>de</strong>r Dorfschaft gelesen hat (siehe unten Mitteilung <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>),<br />

wird es schwierig und wir bitten, dass Sie uns in <strong>de</strong>r Sache helfen wollen<br />

und uns einen günstigen Befehl zukommen lassen, dass man <strong>von</strong> einer Verhandlung<br />

abkomme.<br />

Wenn sie aber auf <strong>de</strong>r Probe bestehen, möge man sie schwimmen o<strong>de</strong>r sinken lassen.<br />

Und welche für verachtet befun<strong>de</strong>n wird, muss ihr Holz selbst zusammen<br />

tragen, mit <strong>de</strong>m sie verbrannt wird.<br />

Dann wer<strong>de</strong>n wohl alle Männer zufrie<strong>de</strong>n sein.<br />

Wir sorgen dafür, dass sie (durch Einsperrung) zum Erzählen keine Möglichkeit haben<br />

sollen und hoffen für dieselben auf <strong>de</strong>n Segen <strong>de</strong>s Herrn.<br />

06... 1596<br />

Unterschriften<br />

Mitteilung <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> (Bericht <strong>de</strong>rer <strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong>)<br />

Wir Greben und Amtsvorsteher und die ganze Gemein<strong>de</strong> bekennen, das was mit<br />

<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn im Dorfe im allgemeinen geschehen, ist gerecht gewesen. Was aber<br />

in an<strong>de</strong>ren Orten geschehen ist, können wir auch nicht <strong>von</strong> <strong>de</strong>nen sagen, die <strong>de</strong>rzeit<br />

hier sind.<br />

Aber was Kunnen anbelangt, die in unserem Dorf geboren ist, die können wir<br />

beurteilen. Aber die 3 Personen, die nicht aus unserem Dorf stammen, <strong>de</strong>nen<br />

19


20<br />

Zauberei-Prozesse in <strong>Obermeiser</strong><br />

können wir nicht scha<strong>de</strong>n und können sie auch nicht fromm machen. Sie haben<br />

untereinan<strong>de</strong>r Schuld auf sich gela<strong>de</strong>n.<br />

So sind sie in <strong>de</strong>s Herren Hän<strong>de</strong>n, da mögen sie ihre Strafe erhalten.<br />

An<strong>de</strong>rs können wir in <strong>Obermeiser</strong> keine Entscheidung über diese Vergehen treffen.<br />

27<br />

Es lassen sich keine weiteren Informationen zu diesem Prozess fin<strong>de</strong>n.<br />

Es liegt daher nahe, zu vermuten, dass die Prozessbeteiligten anlässlich<br />

<strong>de</strong>r zu erwarten<strong>de</strong>n Strafprozeduren doch noch einem Vergleich<br />

zugestimmt haben und somit das Verfahren eingestellt wor<strong>de</strong>n ist.<br />

Hierzu muss man wissen, dass eine Wasserprobe allein schon für alle<br />

daran Beteiligten einem To<strong>de</strong>surteil nahe kam.<br />

War es doch so, dass <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Regel nackten Angeklagten die Hän<strong>de</strong><br />

an die Füße gebun<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n. Dann wur<strong>de</strong>n sie ins Wasser geworfen.<br />

Gingen sie nicht unter, waren sie Hexen und schuldig, weil entwe<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r Teufel sie abstützte o<strong>de</strong>r weil sie leichter waren als an<strong>de</strong>re, um<br />

(auf <strong>de</strong>m Besen) fliegen zu können.<br />

Gingen sie unter, waren sie unschuldig, wur<strong>de</strong>n aber oft so spät wie<strong>de</strong>r<br />

herausgezogen, dass sie bereits ertrunken waren.<br />

Wasserprobe 28 - Bild: Rill S. 74<br />

27 vgl. HStAM: Bestand 17e, I. Alte Kasseler Räte (1518-1708), Pagina 1295 ff (Transkription:<br />

Rolf Schmidt, Marianne Wolff, Herbert Engemann)<br />

28 vgl. http://www.geschichtsatlas.<strong>de</strong>/~gc28/Verfahren/wasserprobe.htm (19.09.2009); vgl. auch<br />

Rill, S. 73 ff; vgl. auch Deschner, S. 490


Zuordnung <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong> <strong>Obermeiser</strong> in <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>nhierarchie<br />

6. Zuordnung <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong> <strong>Obermeiser</strong> in <strong>de</strong>r<br />

<strong>Kirche</strong>nhierarchie<br />

Von <strong>de</strong>r Zuordnung <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong> wissen wir, dass sie möglicherweise<br />

schon vor, je<strong>de</strong>nfalls aber ab 1464 zum Mainzer Archidiakonat<br />

Hofgeismar gehörte, das wie<strong>de</strong>rum zeitweilig <strong>von</strong> <strong>de</strong>m Archidiakonat<br />

Fritzlar mit verwaltet wur<strong>de</strong>. 29<br />

Nach <strong>de</strong>r Reformation, spätestens ab 1537, unterstand das Archidiakonat<br />

Hofgeismar <strong>de</strong>r neu eingerichteten Superinten<strong>de</strong>ntur Kassel. Zur<br />

Unterstützung <strong>de</strong>s Superinten<strong>de</strong>nten, <strong>de</strong>r im Auftrag nicht mehr <strong>de</strong>s<br />

Papstes, son<strong>de</strong>rn jetzt <strong>de</strong>s Hessischen Landgrafen für Verwaltung und<br />

Visitation <strong>de</strong>r Pfarrer zuständig war, wur<strong>de</strong>n Klassen eingerichtet.<br />

<strong>Die</strong>sen stan<strong>de</strong>n Metropolitane vor, die auch die jährlich stattfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Klassenkonvente zu leiten hatten.<br />

Nach <strong>de</strong>r Einführung einer neuen <strong>Kirche</strong>nordnung im Jahre 1657<br />

wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Superinten<strong>de</strong>ntur Kassel 17 Pfarreiklassen gebil<strong>de</strong>t, <strong>von</strong><br />

<strong>de</strong>nen 5 im Bereich <strong>de</strong>s heutigen <strong>Kirche</strong>nkreises Hofgeismar lagen:<br />

Gottsbüren, Grebenstein, Hofgeismar, Tren<strong>de</strong>lburg und Zierenberg.<br />

<strong>Obermeiser</strong> wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Klasse Zierenberg zugeordnet. Metropolitan<br />

dieser Klasse war in <strong>de</strong>r Regel <strong>de</strong>r Pfarrer <strong>von</strong> Zierenberg. 30<br />

<strong>Die</strong> Pfarreiklassen hatten Bestand bis zum Erlaß <strong>de</strong>r neuen Verfassung<br />

<strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>skirche Hessen-Kassel im Jahre 1927. „Seit 1929 gehört die<br />

Pfarrei <strong>Obermeiser</strong> zum neugegrün<strong>de</strong>ten <strong>Kirche</strong>nkreis Hofgeismar.“ 31<br />

Von 1541-1556 wur<strong>de</strong> <strong>Obermeiser</strong> <strong>von</strong> Nie<strong>de</strong>rlistingen durch <strong>de</strong>n<br />

Pfarrer Becker betreut. 32<br />

Spätestens ab 1585 wird Nie<strong>de</strong>rlistingen Filial <strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong>, 33 das<br />

heißt, <strong>de</strong>r Pfarreisitz kam <strong>von</strong> Nie<strong>de</strong>rlistingen nach <strong>Obermeiser</strong>, und<br />

<strong>de</strong>r <strong>Obermeiser</strong>er Pfarrer musste jetzt Nie<strong>de</strong>rlistingen mit betreuen.<br />

29<br />

vgl. Classen, S. 139, vgl auch Desel, S. 797<br />

30<br />

vgl. Desel, S. LVI f<br />

31<br />

Desel, S. 797<br />

32<br />

vgl. Hütteroth-Milbradt, S. 15, vgl. auch Desel, S. 798<br />

33 vgl. Classen, S. 249<br />

21


22<br />

Zuordnung <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong> <strong>Obermeiser</strong> in <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>nhierarchie<br />

„Daß die <strong>Kirche</strong> zu Nie<strong>de</strong>rlistingen vormals einen eigenen Pfarrer gehabt hat,<br />

ersieht man aus <strong>de</strong>m <strong>von</strong> Dr. Falkenhainer (Geschichte Hessischer Städte und<br />

Stifter Bd. II) mit getheilten Subsidienregister aus <strong>de</strong>m Jahre 1464, wonach <strong>de</strong>r<br />

plebanus in inferiori listungen 2 Solidos beigesteuert hatte. <strong>Die</strong>se Pfarrei stand<br />

ebenfalls unter <strong>de</strong>m Patronat <strong>de</strong>r Familie <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Malsburg, und dies ist auch<br />

<strong>de</strong>r Grund, weshalb sie nicht mit <strong>de</strong>r viel näher gelegenen, nur 1/8 Meile entfernten<br />

Pfarrei zu Oberlistingen, <strong>de</strong>ren Patron die Herren Spiegel zum Desenberg<br />

sind, unirt wor<strong>de</strong>n ist. Wann aber die Vereinigung mit <strong>Obermeiser</strong> stattgefun<strong>de</strong>n<br />

hat darüber fehlen alle Nachrichten.“ 34<br />

Desel führt an, dass auch die Rittergüter Sieberhausen und Hohenborn<br />

Filial <strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong> wur<strong>de</strong>n. Weiter schreibt er, dass Hohenborn<br />

1811 (<strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong>) nach Breuna wechselte und ab 1841 an<br />

Westuffeln angeschlossen wur<strong>de</strong>. 35 Dagegen schreibt Hufschmidt,<br />

„nach einem Konsistorialbescheid vom 1. Juli 1692 `kann sich Hohenborn<br />

einen reformierten Prediger zur Verrichtung <strong>de</strong>r Gottesdienste<br />

aus <strong>de</strong>n benachbarten Gemein<strong>de</strong>n wählen.´ Es schloss sich <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong><br />

zu Westuffeln an.“ 36 , dieser Anschluss an Westuffeln fand also<br />

wahrscheinlich erst 1841 statt.<br />

Nach <strong>de</strong>m gleichen Bescheid hatten die Besitzer <strong>von</strong> Sieberhausen das<br />

Recht, „sich zur Verrichtung <strong>de</strong>r Gottesdienste einen reformierten Pfarrer zu<br />

wählen, <strong>de</strong>r an bestimmten Sonntagen auf <strong>de</strong>m Hofe predigte und die gottesdienstlichen<br />

Handlungen vornahm. ... seit <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s vorigen (19.) Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

gehört Sieberhausen zu <strong>de</strong>m Kirchspiel Listingen.“ 37 <strong>Die</strong>s wird durch<br />

Hochhuth bestätigt, bei <strong>de</strong>m wir lesen, dass <strong>de</strong>r Hof Sieberhausen<br />

„früher nach <strong>Obermeiser</strong> eingepfarrt (war), seit 1866 ist <strong>de</strong>rselbe Nie<strong>de</strong>rlistingen<br />

zugewiesen.“ 38 Demzufolge wählte Sieberhausen offen-<br />

34<br />

EPfW: <strong>Kirche</strong>nchronik <strong>Obermeiser</strong> ab 1828 (Pf. Karff)<br />

35<br />

vgl. Desel, S. 796<br />

36<br />

Hufschmidt, S. 273 (Anmerkung)<br />

37<br />

a.a.O., S. 274 f<br />

38<br />

Hochhuth, S. 264, vgl. auch Consist.-Register vom 24.05.1866, Nr. 2848 (Quelle nach Hochhuth)


Zuordnung <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong> <strong>Obermeiser</strong> in <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>nhierarchie<br />

sichtlich bis 1866 für seine Gottesdienste <strong>de</strong>n jeweiligen Pfarrer aus<br />

<strong>Obermeiser</strong>.<br />

1934 wur<strong>de</strong> Nie<strong>de</strong>rlistingen <strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong> abgetrennt und in die<br />

Pfarrei Oberlistingen eingeglie<strong>de</strong>rt. 39<br />

<strong>Die</strong>se Än<strong>de</strong>rung zeichnete sich schon einige Jahre früher ab:<br />

„Am 1. April 1931 wur<strong>de</strong> Friedrich Walter Johannes Hochgrebe Pfarrer <strong>von</strong><br />

Westuffeln und versah <strong>von</strong> Westuffeln aus die unbesetzte Pfarrstelle <strong>Obermeiser</strong><br />

bis zu seiner Versetzung nach Gemün<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>r Wohra am 1. Dezember<br />

1936. Da während dieser Zeit keine Eintragungen in die Pfarreichronik erfolgten,<br />

lege ich die wichtigsten Daten nach so weit sie mir aus schriftlichen Unterlagen<br />

und mündlichen Berichten bekannt gewor<strong>de</strong>n sind.<br />

Das wichtigste Ereignis dieser Zeit ist die Lösung <strong>de</strong>s Filialverhältnisses <strong>von</strong><br />

Nie<strong>de</strong>rlistingen, das eingepfarrt wird in das nähergelegene Oberlistingen.“ 40<br />

„Schon im Dezember 1930 hatten sich die vereinigten <strong>Kirche</strong>nvorstän<strong>de</strong> <strong>Obermeiser</strong><br />

und Nie<strong>de</strong>rlistingen mit <strong>de</strong>r offenbar beim Lan<strong>de</strong>skirchenamt bestehen<strong>de</strong>n<br />

Absicht beschäftigt, die Pfarrstelle <strong>Obermeiser</strong> zu Gunsten <strong>von</strong> Westuffeln eingehen<br />

zu lassen und Nie<strong>de</strong>rlistingen abzutrennen. Es wur<strong>de</strong>n gegen diese Absicht<br />

geltend gemacht die überkommenen Rechte <strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong> als Pfarrei und<br />

die Spannungen, die seit jeher zwischen <strong>de</strong>n Einwohnern <strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong> und<br />

Westuffeln bestan<strong>de</strong>n.<br />

Gegen eine zeitweilige Vertretung <strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong> und Versorgung <strong>von</strong> Westuffeln<br />

aus wur<strong>de</strong>n keine Einwän<strong>de</strong> erhoben. Von Oberlistingen aus wur<strong>de</strong> jedoch<br />

seit 1932 mit Nachdruck die Umpfarrung <strong>von</strong> Nie<strong>de</strong>rlistingen betrieben und<br />

schließlich am 3. März 1934 wur<strong>de</strong> die einstweilige <strong>Kirche</strong>nteilung auch verfügt.<br />

39 vgl. Desel, S. 797<br />

40 EPfW: <strong>Kirche</strong>nchronik <strong>Obermeiser</strong> ab 1892 (Pf. Heldmann)<br />

23


24<br />

Zuordnung <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong> <strong>Obermeiser</strong> in <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>nhierarchie<br />

Eine dauern<strong>de</strong> Preisgabe <strong>de</strong>r Pfarrstelle <strong>Obermeiser</strong> wur<strong>de</strong> nicht verfügt, aber offenbar<br />

hat man angenommen, dass sie kommen wür<strong>de</strong>. Denn nur so ist es zu erklären,<br />

dass Nie<strong>de</strong>rlistingen sich Rechte vorbehielt bei einem etwaigen Verkauf<br />

<strong>de</strong>s Pfarrhauses <strong>Obermeiser</strong>, nämlich 1/3, entsprechend <strong>de</strong>n bisherigen anteiligen<br />

Baulasten. Lei<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong> nicht festgelegt, wer hinfort nach <strong>de</strong>m Wegfall <strong>von</strong><br />

Nie<strong>de</strong>rlistingen, das Drittel Baulast vom Pfarrhaus übernimmt, das bisher <strong>von</strong><br />

N. getragen wur<strong>de</strong>. In <strong>de</strong>m Augenblick, in <strong>de</strong>m nicht nach Westuffeln, son<strong>de</strong>rn<br />

<strong>Obermeiser</strong> Pfarrsitz wür<strong>de</strong>, alte Filialeinnahmen wegfielen, musste sich das ungünstig<br />

auswirken als finanzielle Belastung <strong>Obermeiser</strong>s.“ 41<br />

Trotz gelegentlicher Spannungen zwischen <strong>Obermeiser</strong> und Westuffeln<br />

wird <strong>Obermeiser</strong> 1974 Filial <strong>von</strong> Westuffeln. 42<br />

„<strong>Die</strong> Konfirman<strong>de</strong>n <strong>von</strong> Westuffeln und <strong>Obermeiser</strong> wer<strong>de</strong>n getrennt in bei<strong>de</strong>n<br />

Orten unterrichtet, da bei <strong>de</strong>r Verschie<strong>de</strong>nartigkeit <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Gemein<strong>de</strong>n eine<br />

Zusammenfassung angeblich unmöglich ist.“ 43<br />

„Der Kin<strong>de</strong>rgottesdienst fand in <strong>Obermeiser</strong> nicht <strong>de</strong>n erhofften Anklang während<br />

in Westuffeln <strong>de</strong>r Besuch beständig wur<strong>de</strong> und in <strong>de</strong>n letzten Jahren ganz<br />

erfreulich war.“ 44<br />

„In Westuffeln gestaltete sich die Frauenarbeit an<strong>de</strong>rs (als in <strong>Obermeiser</strong>) / Es<br />

wur<strong>de</strong>n nur die jungen Frauen gesammelt und ein Jungmütterkreis ins Leben gerufen,<br />

<strong>de</strong>m heute 12-20 Frauen angehören. Er blieb beständig. / <strong>Die</strong> Aben<strong>de</strong> verliefen<br />

inhaltlich ähnlich wie in <strong>Obermeiser</strong>, nur wur<strong>de</strong> die Bibelarbeit intensiver<br />

betrieben, da hier mehr Aufgeschlossenheit !“ 45<br />

41<br />

EPfW: <strong>Kirche</strong>nchronik <strong>Obermeiser</strong> ab 1892 (Pf. Heldmann)<br />

42<br />

vgl. Desel, S. 813<br />

43<br />

EPfW: <strong>Kirche</strong>nchronik <strong>Obermeiser</strong> ab 1892 (Pf. Heldmann)<br />

44<br />

EPfW: <strong>Kirche</strong>nchronik <strong>Obermeiser</strong> ab 1892 (Pf. Eckhardt)<br />

45 a.a.O.


Zuordnung <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong> <strong>Obermeiser</strong> in <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>nhierarchie<br />

Später haben die Frauenkreise bei<strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong>n gelegentlich gemeinsame<br />

Festlichkeiten veranstaltet, wie ein Beispiel stellvertretend für an<strong>de</strong>re zeigt:<br />

„Der Adventsbasar <strong>de</strong>r Evangelischen <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong>n <strong>Obermeiser</strong> und<br />

Westuffeln in <strong>de</strong>r Westuffler Turnhalle am 1. Advent, <strong>de</strong>m 29.11.1981, war eine<br />

große Überraschung. <strong>Die</strong> Premiere, <strong>de</strong>r erste Basar in <strong>de</strong>r Westuffler Turnhalle,<br />

zum ersten Mal <strong>von</strong> <strong>de</strong>m neu gegrün<strong>de</strong>ten Frauenkreis Westuffeln in Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>m Frauenkreis <strong>Obermeiser</strong> ausgerichtet, übertraf alle Erwartungen.“<br />

46<br />

7. Län<strong>de</strong>reien <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> und Einkommen <strong>de</strong>r Pfarrer<br />

Der gesamte Pfarreibesitz wird in <strong>de</strong>r Zeit um 1850 wie folgt angegeben:<br />

„<strong>Die</strong> Gesamtgröße <strong>de</strong>r Pfarreigrundstücke besteht also, da das Hufentriesch lit.<br />

C. No. 292 3/8 Ack. 17 Rth. nicht im Besitze <strong>de</strong>r Pfarrei, son<strong>de</strong>rn wie auch die<br />

Karte bezeugt, <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> ist, außer <strong>de</strong>m Hause nebst Hofwei<strong>de</strong> aus 1 Acker<br />

10 Ruth Garten, 52 1/8 Acker Land nebst <strong>de</strong>n jetzt betreuten 3 3/8 Acker 10<br />

Ruthen Hufentriesch und 9 7/8 Acker 11 Ruthen Wiesen.<br />

Der Reinertrag ist auf jährlich 237 Thaler, 2 Groschen 6 Heller abgeschätzt.<br />

Hier<strong>von</strong> geht ab <strong>de</strong>r jährlich (wenn ich nicht irre, bis zum Jahre 1893) gm. an<br />

<strong>de</strong>n Zehntgel<strong>de</strong>rheber in halbjährigen Raten zu zahlen<strong>de</strong> Betrag <strong>von</strong> 12 Thaler<br />

28 Groschen 10 Heller als Zehntzinse nebst Capitalertrag.“ 47<br />

<strong>Die</strong> Einzelaufstellung <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>nlän<strong>de</strong>reien kann ein Interessierter in<br />

<strong>de</strong>r unten angegebenen <strong>Kirche</strong>nchronik <strong>Obermeiser</strong> ab 1828 in <strong>de</strong>m<br />

<strong>von</strong> Pfarrer Karff erstellten Teil nachlesen.<br />

46 Gemein<strong>de</strong>brief Westuffeln – <strong>Obermeiser</strong>, Advent und Weihnachten 1981, S. 10 f<br />

47 EPfW: <strong>Kirche</strong>nchronik <strong>Obermeiser</strong> ab 1828 (Pf. Karff)<br />

25


26<br />

Län<strong>de</strong>reien <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> und Einkommen <strong>de</strong>r Pfarrer<br />

Im Jahr 1611 gibt <strong>de</strong>r damalige Pfarrer Quirinius Klinghammer<br />

(Klinkhammer) als Collatur (Recht, eine Pfarrstelle zu besetzen) die <strong>von</strong><br />

<strong>de</strong>r Malsburg an und führt folgen<strong>de</strong>s aus:<br />

„4 Hufen Land und Wiesen ... ; 2 Hufen hat <strong>de</strong>r Pfarrer in Gebrauch, .... ; 4<br />

A(cker) hat <strong>de</strong>r Pfarrer im Lin<strong>de</strong>rfeld, ... Von <strong>de</strong>r verkauften Wiese in Hofgeismar<br />

sind 6 A. Land gekauft. Am Christabend gibt je<strong>de</strong>r Ackermann ein Brot und<br />

eine Bratwurst, ein Köthner 6 Hlr .“<br />

Zur Besoldung teilt er mit:<br />

„Ständig 34 Thlr. 5 Sgr. 7 Hlr., Unständig (=) 102 Thlr. 29 Sgr. 8 Hlr., 3 ½<br />

B(echer) Korn, 2 B. Hafer 17 Thlr. 15 Sgr., 6 ½ Kl(after) Buchenscheitholz (=)<br />

32 Thlr. 22 Sgr., Unständige Naturalgefälle (=) 57 Thlr. 21 Sgr. 7 Hlr., 1 A Garten,<br />

55 ½ A. Land, 9 5/8 A. Wiesen (=) 237 Thlr. 2 Sgr. 6 Hlr., Wohnung (=)<br />

20 Thlr., Sonstige <strong>Die</strong>nstvortheile (=) 11 Thlr. 2 Sgr. 6 Hlr. (Abgabe 14 Thlr. 6<br />

Sgr. 4 Hlr.) = 499 Thlr. 2 Sgr. 6 Hlr.“ 48<br />

1 Thlr. (Thaler) = 1 rt (Reichstaler) = 32 Sgr. (Silbergroschen)<br />

1 Sgr. = 1 Alb. (Albus) = 12 Hlr. (Heller)<br />

1 A = 1 Acker = 2500 m², 1 Steige = 24 (?) Stück 49<br />

Son<strong>de</strong>rzuwendungen, die <strong>de</strong>m Pfarrer zu bestimmten Jahreszeiten <strong>von</strong><br />

<strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong> Nie<strong>de</strong>rlistingen (und ähnlich auch <strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong>)<br />

zugewiesen wer<strong>de</strong>n:<br />

„Je<strong>de</strong>r Confirmand gibt zur Confirmation 1 Steige Eier a 2 ½ Sgr ab. Von <strong>de</strong>n<br />

Pfarrrechnungen im Jahre 1779 zuerst heißt es: Auf Grünendonnerstag die Eier<br />

zu erheben, und 1828: <strong>Die</strong>se Eier muss <strong>de</strong>r Pfarrer auf Grünendonnerstag<br />

Nachmittag Sammel ... leisten, je<strong>de</strong>r Einwohner gibt nach Belieben 3. 4. 5 Stück.<br />

Der Durchschnitt <strong>de</strong>r letzten 10 Jahre ist meißtens nur 2 Stück gegeben sind,<br />

betr.. 3 ¾ Steige ......, sie wer<strong>de</strong>n <strong>von</strong> <strong>de</strong>m Boten gesammelt, <strong>de</strong>r die Bratwürste<br />

zu sammeln hat.<br />

Schnupftücher, Bro<strong>de</strong> und Eier bei Trauungen.<br />

Hiermit verhält es sich ganz, wie zu <strong>Obermeiser</strong>, nur mit <strong>de</strong>m Unterschie<strong>de</strong>, dass<br />

Brod und Eier stets bezahlt wer<strong>de</strong>n, da <strong>de</strong>ren Transport nach <strong>Obermeiser</strong><br />

unthunlich und daher auch ungebräuchlich ist.<br />

Brod und Wurst.<br />

Schon im Jahre 1725 heißt es: Auf Christsonnabend gibt ein je<strong>de</strong>r Einwohner zu<br />

Nie<strong>de</strong>rlistingen <strong>de</strong>m Pfarrer jährlich 1 Brod und 1 Bradwurst, und im Jahre<br />

1828: <strong>von</strong> <strong>de</strong>n ..... jetzt 30 Laibe Brod und ebensoviele Bradwürste; das Brod<br />

48 vgl. Hochhut, S. 265<br />

49 vgl. Wikipedia „Alte Maße und Gewichte“ (27.01.10); vgl. auch Carl, S. 438


Län<strong>de</strong>reien <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> und Einkommen <strong>de</strong>r Pfarrer<br />

zu 3 Sgr und die Bradwurst zu 1 ½ Sgr. Zu Weihnachten muß je<strong>de</strong>r Einwohner<br />

diese Bro<strong>de</strong> und Bradwürste entrichten, es sind freilich mehr als 30 Einwohner,<br />

die übrigen aber, und nicht diese alle, können wegen Dürftigkeit diese Abgabe<br />

entrichten. Bro<strong>de</strong> und Würste muß <strong>de</strong>r Pfarrer vom Vorrat holen lassen.<br />

Der Pfarrer erhält dieses Gefälle <strong>von</strong> allen Einwohnern, welche einen eigenen<br />

Haushalt (Rauch) haben, <strong>de</strong>ren Durchschnittssumme in <strong>de</strong>n letzten 10 Jahren 53<br />

4/10 betrug; allein trotz<strong>de</strong>m dass 9 6/10 ohne weiteres erlassen wur<strong>de</strong>, bleiben<br />

doch noch 5 4/10 Rest, die wirkliche Einnahme betrug 38 4/10 (Sgr?), die berechnet<br />

wor<strong>de</strong>n ist. Und zwar die Bro<strong>de</strong> zu 3 ¾ Sgr und die Bradwürste zu 2 Sgr.<br />

Den Transport <strong>de</strong>r Bro<strong>de</strong> besorgen die Confirman<strong>de</strong>n <strong>von</strong> Nie<strong>de</strong>rlistingen, welche<br />

dieselben nach und nach einsammeln und <strong>de</strong>m Pfarrer nach <strong>Obermeiser</strong> bringen,<br />

ohne dass sie jedoch vor Christtag, <strong>de</strong>m eigentlichen Fälligkeitstage, for<strong>de</strong>rn<br />

dürfen. <strong>Die</strong> Bradwürste dagegen wer<strong>de</strong>n am Grünendonnerstage erst zum Pfarrer<br />

gesandt.“ 50<br />

Kleine Konfirman<strong>de</strong>ngeschichte <strong>von</strong> Edith Leck<br />

Pfarrer Eckhard saß während <strong>de</strong>r Konfirman<strong>de</strong>nstun<strong>de</strong><br />

immer an einem Tisch, in <strong>de</strong>ssen Schubla<strong>de</strong> Bibel, Katechismus,<br />

Bleistift und ähnliches aufbewahrt wur<strong>de</strong>n, Dinge,<br />

die er während <strong>de</strong>r Stun<strong>de</strong> benötigte.<br />

Um etwas zur Abwechselung beizutragen, brachte ein<br />

Konfirmand eines Tages eine Junghenne mit, die er zur<br />

Freu<strong>de</strong> <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren in besagte Schubla<strong>de</strong> einsperrte, bevor<br />

<strong>de</strong>r Pfarrer <strong>de</strong>n Raum betrat.<br />

<strong>Die</strong> Spannung aller kann man nacherleben, als Pfarrer<br />

Eckhard sich an <strong>de</strong>n Tisch setzte. Wann wird er die La<strong>de</strong><br />

öffnen? Was wird passieren? Und dann geschah es und –<br />

das Huhn flattere urplötzlich aus <strong>de</strong>r Schubla<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n<br />

Raum. – Tosen<strong>de</strong>s Gelächter, und auch <strong>de</strong>r Pfarrer musste<br />

mit lachen. Allerdings gab es doch eine kleine Strafe. Ursprünglich<br />

sollte je<strong>de</strong>r die ersten 6 Strophen eines Gesangbuchlie<strong>de</strong>s<br />

zur nächsten Stun<strong>de</strong> lernen, nun wur<strong>de</strong>n daraus<br />

alle Strophen.<br />

50 EPfW: <strong>Kirche</strong>nchronik <strong>Obermeiser</strong> ab 1928 (Pf. Karff)<br />

27


28<br />

Das Patronat <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong> <strong>Obermeiser</strong><br />

8. Das Patronat <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong> <strong>Obermeiser</strong><br />

Das Patronat in <strong>Obermeiser</strong> hatten die Herren <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Malsburg inne.<br />

In <strong>de</strong>r Festschrift „975 Jahre <strong>Obermeiser</strong>“ wird angeführt, dass dies<br />

schon für das Jahr 1295 gilt. 51 Lei<strong>de</strong>r ist hierfür keine Quelle angegeben.<br />

Classen schreibt, dass das Patronat <strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong> bereits in <strong>de</strong>n<br />

Jahren 1545 und 1585 in <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>rer <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Malsburg lag, allerdings<br />

auch ohne Quellenangabe. 52 Bach spricht ebenfalls ohne<br />

Quellenangabe <strong>von</strong> einem Patronat <strong>de</strong>r Malsburger in <strong>Obermeiser</strong>, 53<br />

und Hochhut zitiert eine Nie<strong>de</strong>rschrift <strong>de</strong>s Pfarrers Klinghammer, <strong>de</strong>r<br />

notiert, dass im Jahre 1611 die Malsburger im Besitz <strong>de</strong>r Collatur<br />

(Recht, eine Pfarrstelle zu besetzen) <strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong> gewesen seien. 54<br />

Bei Led<strong>de</strong>rhose (1781 erschienen) lesen wir: „Ober-Meiser, nebst <strong>de</strong>m Filial<br />

Nie<strong>de</strong>rlistingen. Sämtliche <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Malsburg, sind Patronen dieser <strong>Kirche</strong>n. <strong>Die</strong><br />

Herrmanns Linie, führt dieses Recht überhaupt in <strong>de</strong>r Lehns-Specification.“ 55<br />

Im Zierenberger Salbuch <strong>von</strong> 1572, wohl die für uns früheste verlässliche<br />

Quelle, steht unter „Obernmeisch, Pfarr belangt“: „<strong>Die</strong> Collatur<br />

und Präsentation <strong>de</strong>r Pfarr <strong>Kirche</strong> zu <strong>Obermeiser</strong> ist <strong>de</strong>n sämtlichen <strong>von</strong> <strong>de</strong>r<br />

Malsburg zuständig.“ 56<br />

Damit steht fest, dass das Patronat <strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong> min<strong>de</strong>stens seit<br />

1572 in <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>rer <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Malsburg liegt.<br />

Im <strong>Kirche</strong>nbuch 1714-1769 <strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong> wird als weitere Information<br />

auf Seite 2 das Patronat <strong>de</strong>rer <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Malsburg bei <strong>de</strong>r Stellenbesetzung<br />

<strong>de</strong>s Pfarrers Sostmann ausdrücklich erwähnt:<br />

51 vgl. Geilert, S. 21<br />

52 vgl. Classen, S. 249, vgl. auch Bleibaum, S. 180<br />

53 vgl. Bach, S. 258 und S. 238<br />

54 vgl. Hochhut, S. 265<br />

55 Led<strong>de</strong>rhose Bd. 3, S. 133<br />

56 Salbuch über die Stadt Zierenbergk und Amt Schartenbergk, Abschnitt Obernmeischer


Das Patronat <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong> <strong>Obermeiser</strong><br />

„Ich, Georgius Conradus Soistmann, Westuffeln in Hessen bin <strong>von</strong> <strong>de</strong>n Adligen<br />

<strong>von</strong> <strong>de</strong>r Malsburg als Inhaber <strong>de</strong>s Patronats <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>n, welches durch Christus,<br />

<strong>de</strong>m Heiland, <strong>Obermeiser</strong> und Nie<strong>de</strong>rlistingen verbin<strong>de</strong>t, am 19. Mai 1713<br />

in legitimem Verfahren vom Oberen Consistorium Principal Hessen Kassel als<br />

Kandidat für eine Pfarrstelle geprüft und <strong>de</strong>n oben erwähnten <strong>Kirche</strong>n <strong>Obermeiser</strong><br />

und Nie<strong>de</strong>rlistingen als Pastor zugewiesen wor<strong>de</strong>n.“ 57<br />

Eine an<strong>de</strong>re Nachricht zum Patronat <strong>de</strong>r Malsburger in <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong><br />

<strong>Obermeiser</strong> ist eine Quelle aus <strong>de</strong>m Lager-, Stück- und<br />

Steuerbuch <strong>de</strong>r Dorfschaft <strong>Obermeiser</strong> <strong>von</strong> 1786:<br />

57 DH: <strong>Kirche</strong>nbuch <strong>Obermeiser</strong> 1714-1769, Sterberegister (übersetzt <strong>von</strong> Herbert Engemann)<br />

29


30<br />

Das Patronat <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong> <strong>Obermeiser</strong><br />

„<strong>Die</strong> <strong>Kirche</strong> allhier (in <strong>Obermeiser</strong>) ist<br />

die Mutter-<strong>Kirche</strong> <strong>von</strong> <strong>de</strong>n zu Nie<strong>de</strong>rlistingen<br />

und muß <strong>de</strong>r hiesige Pfarrer<br />

alle Sonn- und Festtage an bei<strong>de</strong>n Orten<br />

alternative die erste <strong>Kirche</strong> halten,<br />

an <strong>de</strong>m großen Bäthtage ist Nie<strong>de</strong>rlistingen<br />

schuldig anhero (nach <strong>Obermeiser</strong>)<br />

zur <strong>Kirche</strong> zu kommen, <strong>de</strong>n<br />

monatlichen Bäthtags Gottesdienst<br />

hingegen hält <strong>de</strong>r Prediger erst hier und<br />

darnach zu Nie<strong>de</strong>rlistingen.<br />

Das Jus Prohentendi „(sic)“eines<br />

<strong>Kirche</strong> und<br />

Ius Patronatus!<br />

neuen Predigers hat die Familie <strong>de</strong>rer<br />

<strong>von</strong> Malsburg G. Patronata Eclesia<br />

einzig und allein, so wie hingegen das<br />

Jus Confirmandi wie auch alle übrige<br />

Jura Episcopalia gnädigsten Herrschaft<br />

und höchst <strong>de</strong>rselben nach gesetzten<br />

Confistorio zustehen.“ 58<br />

Transkribiert <strong>von</strong> Herbert Engemann und Rolf Schmidt.<br />

Eine Ge<strong>de</strong>nktafel in <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> <strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong> zur Erinnerung an die<br />

Gefallenen im Krieg 1814 gegen Frankreich (Napoleon I.) enthält<br />

ebenfalls einen Hinweis auf das Patronat <strong>de</strong>r Malsburger:<br />

Gemein<strong>de</strong> <strong>Obermeiser</strong>: im Krieg gegen Frankreich 1814<br />

Gottlob Theodor Heinrich Otto <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Malsburg<br />

Rittmeister und Patron dieser <strong>Kirche</strong> 59<br />

Das Patronat einer <strong>Kirche</strong> ist das „Präsentationsrecht, also das Vorschlagsrecht<br />

für die Besetzung eines kirchlichen Amtes, die Aufsichtsbefugnis<br />

über Verwaltung und Stiftungsvermögen o<strong>de</strong>r auch ein<br />

Ehrenplatz in <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>. <strong>Die</strong> wichtigsten Pflichten sind die ganze<br />

o<strong>de</strong>r (meistens) anteilige Übernahme <strong>de</strong>r Baulasten kirchlicher Gebäu<strong>de</strong><br />

(z. B. <strong>de</strong>r Kirchtürme, weil <strong>de</strong>ren Be<strong>de</strong>utung als Feuerwachturm<br />

und Standort öffentlicher Uhren wichtig war) o<strong>de</strong>r auch die Dotationsergänzung<br />

(Zuschuss zur Pfarrbesoldung).“ 60<br />

Für <strong>Obermeiser</strong> lesen wir bei Hochhuth, dass bezüglich <strong>de</strong>s Präsentationsrechtes<br />

1814 ein Familienvertrag <strong>de</strong>rer <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Malsburg abgeschlossen<br />

wur<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r „auf einer Conferenz zu Wilhelmsthal 1846 dahin<br />

abgeän<strong>de</strong>rt (wor<strong>de</strong>n ist), dass die drei Familien sämtliche Patronatstellen<br />

unter sich vertheilt haben.“ 61<br />

58 HStAM: Kataster I <strong>Obermeiser</strong> B1 (Duplikat), Lager-Stück- und Steuer-Buch <strong>de</strong>r Dorfschaft<br />

Obermeißer, Amt Zierenberg, § 4, verkündiget im Jahre 1786 (1780)<br />

59 vgl. Ge<strong>de</strong>nktafel in <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> zu <strong>Obermeiser</strong> (siehe Bild 32)<br />

60 http://www.ekd.<strong>de</strong>/kirchenfinanzen/1662.php (30.08.2009)<br />

61 Hochhuth, S. 240 f.; vgl. auch Led<strong>de</strong>rhose, Bd. IV, S. 327 ff


Das Patronat <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong> <strong>Obermeiser</strong><br />

Auszug aus <strong>de</strong>m Familienvertrag <strong>de</strong>rer <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Malsburg <strong>von</strong> 1846. 62<br />

Zu präsentieren haben:<br />

A. Das Haus Elmarshausen<br />

1. nach Oberelsungen<br />

2. nach Nie<strong>de</strong>rmeiser<br />

3. nach Brün<strong>de</strong>rsen<br />

B. Das Haus Malsburg<br />

1. nach Westuffeln<br />

2. nach <strong>Obermeiser</strong>, mit Nie<strong>de</strong>rlistingen<br />

3. nach Ersen, mit Herlinghausen,<br />

C. Das Haus Escheberg<br />

1. nach Breuna<br />

2. nach Nie<strong>de</strong>relsungen<br />

Demzufolge besitzt 1846 die Linie Malsburg v.d. Malsburg das Patronat<br />

für <strong>Obermeiser</strong>.<br />

Im Gegensatz hierzu aber berichtet Pfarrer Heldmann am 20.08.1946<br />

in einem Schreiben an das Lan<strong>de</strong>skirchenamt in Kassel:<br />

„Bei meiner eigenen Bestallung mit <strong>de</strong>r Pfarrstelle <strong>Obermeiser</strong> im<br />

Jahre 1937 sagte mir Herr Oberlan<strong>de</strong>sgerichtsrat D. Dr. Merzyn<br />

mündlich, die Pfarrstelle <strong>Obermeiser</strong> sei Patronat <strong>de</strong>r Familie <strong>von</strong> <strong>de</strong>r<br />

Malsburg auf Escheberg; in meinem Fall habe Herr Baron <strong>von</strong> <strong>de</strong>r<br />

Malsburg <strong>von</strong> einer Präsentation Abstand genommen und ihm die Besetzung<br />

nach eigenem Ermessen anheim gestellt.“ 63<br />

Frau Wolff (Bürgerin aus <strong>Obermeiser</strong> und Mitautorin) kannte persönlich<br />

Frau Frie<strong>de</strong>rike Elsner <strong>von</strong> Gronau, geb. <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Malsburg (2007<br />

verstorben). Sie habe ihr berichtet, sie (Frau Frie<strong>de</strong>rike) habe auch das<br />

Patronat <strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong> inne (natürlich nicht mehr in früherer Form),<br />

kann sich Frau Wolff erinnern. Bestätigt wur<strong>de</strong> uns <strong>von</strong> Herrn Dr. Otto<br />

Elsner <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Malsburg, Sohn <strong>von</strong> Frau Frie<strong>de</strong>rike Elsner <strong>von</strong><br />

Gronau, dass seine Mutter über das Patronat <strong>von</strong> Oberelsungen verfügte<br />

und dort 1947 noch <strong>de</strong>r Ernennung <strong>de</strong>s Pfarrers Wicke zugestimmt<br />

hat.<br />

Frau Frie<strong>de</strong>rike Elsner <strong>von</strong> Gronau gehörte <strong>de</strong>r Elmarshäuser Linie an.<br />

62 HStAM, Bestand 340, Depos. v.d. Malsburg, Gesamtarchiv, Verz. 2, Titel 129, Nr. 13<br />

63 Schreiben <strong>von</strong> Pfarrer Heldmann an das Lan<strong>de</strong>skirchenamt in Kassel vom 20.08.1946<br />

31


32<br />

Das Patronat <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong> <strong>Obermeiser</strong><br />

Offiziell allerdings war und ist auch noch heute Herr Elmar Elsner<br />

<strong>von</strong> <strong>de</strong>r Malsburg Patron <strong>von</strong> Oberelsungen. 64<br />

Wir sind also in <strong>de</strong>r unglücklichen Lage <strong>de</strong>r Existenz <strong>von</strong> Belegen für<br />

Patronatsinhaber <strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong> aus je<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r drei Malsburger Linien.<br />

Ein ähnlicher Wi<strong>de</strong>rspruch bestand zunächst bei <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> Westuffeln,<br />

<strong>de</strong>ren Patronat Hochhuth nach <strong>de</strong>r „Conferenz <strong>von</strong> 1846“ (s.o.)<br />

<strong>de</strong>r Malsburger Linie zuordnet. Heldmann aber schreibt: „Aus einem<br />

Schreiben <strong>de</strong>s Barons <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Malsburg – Escheberg vom 27. August<br />

1887 an <strong>de</strong>n damaligen Pfarrstelleninhaber geht hervor, dass <strong>de</strong>r damalige<br />

Inhaber <strong>de</strong>r Pfarrstelle seiner Zeit <strong>von</strong> Herrn Baron <strong>von</strong> <strong>de</strong>r<br />

Malsburg – Elmarshausen präsentiert wur<strong>de</strong>.“ 65<br />

<strong>Die</strong>ser Wi<strong>de</strong>rspruch löst sich dort dadurch auf, dass 1885/86 Rudolf<br />

<strong>von</strong> <strong>de</strong>r Malsburg – Malsburg sein Patronatsrecht nicht mehr ausüben<br />

konnte, „weil er seinen Grundbesitz verloren hat. Seither wur<strong>de</strong> das<br />

Patronatsrecht <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Linie Malsburg – Elmarshausen ausgeübt.“ 66<br />

Wir müssen also da<strong>von</strong> ausgehen, dass auch in <strong>Obermeiser</strong> sich die<br />

Patronatszuständigkeiten aus uns bisher lei<strong>de</strong>r nicht bekannten Grün<strong>de</strong>n<br />

im Laufe <strong>de</strong>r Zeit verän<strong>de</strong>rt haben.<br />

Wahrscheinlich lag das Patronat <strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong> schon 1814 in <strong>de</strong>n<br />

Hän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Malsburger Linie. Gehört doch <strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>r Ge<strong>de</strong>nktafel in<br />

unserer <strong>Kirche</strong> notierte Patron <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> Gottlob Theodor Heinrich<br />

Otto <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Malsburg <strong>de</strong>r Malsburger Linie an. 67 Mit Sicherheit war<br />

dies (nach <strong>de</strong>r Malsburger Familienchronik) <strong>de</strong>r Stand ab 1846 (s.o.).<br />

Bei seiner Amtseinführung in <strong>Obermeiser</strong> spricht Pfarrer Baustädt<br />

1901 <strong>von</strong> <strong>de</strong>m Patronat <strong>de</strong>r Malsburger:<br />

„Am 1. Oktober 1901 trat ich, Rudolf Wilhelm Baustädt, geboren am 24. Juli<br />

1869 zu Densberg, die Pfarrstelle zu <strong>Obermeiser</strong> an.<br />

Am 20. Oktober 1901 wur<strong>de</strong> ich in das Pfarramt eingeführt durch Herrn Superinten<strong>de</strong>nten<br />

Wissemann unter Assistenz <strong>von</strong> Herrn Metropolitan Peter, Zierenberg<br />

und Pfarrer Fischer, Ehrsten. Der Text <strong>de</strong>r Einführungspredigt war 1. Cor.<br />

IV 1 u. 2.<br />

64<br />

Nach E-Mail-Auskunft vom <strong>de</strong>rzeitigen Pfarrer <strong>von</strong> Oberelsungen, Herrn Dr. Schmalz (2009).<br />

65<br />

Schreiben <strong>von</strong> Pfarrer Heldmann an das Lan<strong>de</strong>skirchenamt in Kassel vom 20.08.1946<br />

66<br />

Chronik Westuffeln, S. 217<br />

67<br />

Stammtafeln <strong>de</strong>r Althessischen Ritterschaft aus neuerer Zeit, Blatt 26


Das Patronat <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong> <strong>Obermeiser</strong><br />

Der Einführungsfeier wohnte außer <strong>de</strong>m Herrn Landrat <strong>von</strong> Hofgeismar, auch<br />

<strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>npatron Sn. Excellenz K. ... Sommerer, Herr <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Malsburg bei.“ 68<br />

Hierbei müsste es sich (nach Auskunft <strong>von</strong> Herrn Dr. Elsner v. d.<br />

Malsburg) um Herrn Hans Karl Otto v.d. M. han<strong>de</strong>ln, <strong>de</strong>r in dieser<br />

Zeit Einzige, <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Titel Excellenz zukam, geboren in Escheberg<br />

und <strong>de</strong>mzufolge <strong>de</strong>r Linie Escheberg zugehörig. 69<br />

Er könnte allerdings auch in seiner Funktion als Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Gesamt-Synodalausschusses<br />

bei <strong>de</strong>r Amtseinführung gewesen sein, wird<br />

aber <strong>von</strong> Baustädt (s.o.) ausdrücklich als <strong>Kirche</strong>npatron (gemeint ist<br />

da doch wohl <strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong>) bezeichnet.<br />

Es erscheint uns also wahrscheinlich, dass zu dieser Zeit bereits die<br />

Escheberger Linie für <strong>Obermeiser</strong> zuständig war. Wahrscheinlich hatte<br />

diese Neuzuordnung <strong>de</strong>n gleichen Grund wie auch bei Westuffeln.<br />

Irgendwann in <strong>de</strong>r Folgezeit (1937 bei <strong>de</strong>r Präsentation <strong>von</strong> Pfarrer<br />

Heldmann war Escheberg noch für <strong>Obermeiser</strong> zuständig, siehe<br />

S. 31), also irgendwann nach 1937 muss das Patronat schließlich auf<br />

die Elmarshäuser Linie übergegangen sein.<br />

Wann nun en<strong>de</strong>te das Malsburger Patronat über <strong>Obermeiser</strong>?<br />

In <strong>de</strong>r Regel fan<strong>de</strong>n erste Patronats-Än<strong>de</strong>rungen o<strong>de</strong>r Aufhebungen im<br />

letzten Drittel <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts im Rahmen <strong>de</strong>r Trennung <strong>von</strong><br />

Staat und <strong>Kirche</strong> (Bismarck) statt. Dabei wur<strong>de</strong>n die Verpflichtungen<br />

aus <strong>de</strong>n Patronaten entwe<strong>de</strong>r finanziell abgegolten o<strong>de</strong>r durch geringere<br />

laufen<strong>de</strong> Beiträge und Aufgaben abgelöst.<br />

Unter <strong>de</strong>r Annahme <strong>de</strong>r Aussage <strong>von</strong> Frau Wolff muss die Auflösung<br />

<strong>de</strong>s Patronates in <strong>Obermeiser</strong> aber erst mit <strong>de</strong>m Ableben <strong>von</strong> Frau<br />

Frie<strong>de</strong>rike Elsner <strong>von</strong> Gronau, also im Jahre 2007, erfolgt sein. Sicher,<br />

weil sich kein interessierter Nachfolger mehr gefun<strong>de</strong>n hat.<br />

Unklar muss bisher bleiben, in welcher Weise die Rechte und Pflichten<br />

<strong>de</strong>r Patronatsinhaber sich im Laufe <strong>de</strong>r Zeit abgebaut haben.<br />

Das Breunaer Patronat <strong>de</strong>rer <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Malsburg zu Escheberg zum Beispiel<br />

gibt es noch heute, „weil es nicht in Vergessenheit geraten ist<br />

und niemand verzichtet hat. Das fiel umso leichter, als es keine rechtlich<br />

dinglichen Pflichten wie Baulasten mehr für <strong>de</strong>n Patron gab. Es<br />

äußert sich heute darin, dass <strong>de</strong>r Inhaber <strong>de</strong>s Hauses Escheberg (Herr<br />

Gero <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Malsburg) bis heute vom Lan<strong>de</strong>skirchenamt über die<br />

Stellenbesetzung in Breuna informiert wird“ 70 und noch immer berechtigt<br />

ist, in beson<strong>de</strong>ren Fällen Einspruch zu erheben. 71<br />

68 EPfW: <strong>Kirche</strong>nchronik <strong>Obermeiser</strong> ab 1892 (Pf. Baustädt)<br />

69 E-Mail - Mitteilung <strong>von</strong> Herrn Dr. Otto Elsner <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Malsburg vom 05.09.1009<br />

70 E-Mail - Mitteilung <strong>de</strong>s <strong>de</strong>rzeitigen Pfarrers Thomas Wischnath aus Breuna vom 30.09.2009<br />

71 Nach mündlicher Information <strong>von</strong> Herrn Gero <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Malsburg im Jahr 2009<br />

33


34<br />

Neubau <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> in <strong>Obermeiser</strong><br />

Kleine Konfirman<strong>de</strong>ngeschichte <strong>von</strong> Edith Leck<br />

Berlinhilfe: Je<strong>de</strong>r Konfirmand hatte einen Bezirk im Ort,<br />

in <strong>de</strong>m er je<strong>de</strong>n Sonntag die Pfennighilfe für die abgeteilte<br />

Stadt Berlin sammelte. Es gab keine großen Beträge,<br />

man freute sich über je<strong>de</strong>n Pfennig. Und wenn ein<br />

Sammler mal 30 Pfennige zusammengetragen hatte, war<br />

er richtig stolz.<br />

<strong>Die</strong>s machte man gern, weil man sich freute, <strong>de</strong>r bedrängten<br />

Stadt Berlin helfen zu dürfen, und weil man in<br />

Dankbarkeit wusste, dass Pfarrer Eckhard einem Kind<br />

schon mal aus eigener Tasche einen Zuschuss zu einer Konfirman<strong>de</strong>nfahrt<br />

spen<strong>de</strong>te, wenn das Geld dort nicht reichte.<br />

9. Neubau <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> in <strong>Obermeiser</strong><br />

Wann wur<strong>de</strong> die <strong>Kirche</strong> gebaut?<br />

Wir wissen nicht, wann die erste <strong>Kirche</strong> gebaut wur<strong>de</strong>. Aber wir wissen,<br />

wann die jetzige <strong>Kirche</strong> entstand.<br />

An <strong>de</strong>r Stelle <strong>de</strong>r heutigen <strong>Kirche</strong> stand ebenfalls die Vorgängerkirche<br />

72 , die im 30-jährigen Krieg erheblich beschädigt und in einer<br />

(heute nicht mehr vorhan<strong>de</strong>nen) <strong>Kirche</strong>nrechnung als Brandstätte dargestellt<br />

ist. Wie weit sie durch Brand geschädigt wur<strong>de</strong>, ist nicht weiter<br />

erwähnt. 73 Aber sie muss wie<strong>de</strong>r hergerichtet und genutzt wor<strong>de</strong>n<br />

sein, wie man aus mehreren kleineren Reparaturrechnungen folgern<br />

ten<br />

2 Alben“<br />

„ 1715<br />

er) vor zwey felle uf <strong>de</strong>m Chordache<br />

auern gegeben<br />

Summa verbauet 2 Thaler 18 Alben“ 74<br />

kann:<br />

„1660 in <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> verbaut: nichts“<br />

1671 keine Notiz zu <strong>Kirche</strong>nbaukos<br />

„1713 in <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> verbaut: 4<br />

in <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> verbaut:<br />

Den Leien<strong>de</strong>ckern (Dach<strong>de</strong>ck<br />

umzulegen und zu repariren<br />

Vor ein neu Glockenseill zur Helfte bezahlet<br />

Dem Maurer in <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>n ein ... zu m<br />

72 Vgl. Warlich-Schenk, S. 112<br />

73 Hochhuth, S. 264<br />

74 EPfW: <strong>Kirche</strong>nrechnungen 1660; 1671; 1713; 1715, pag. 17


Neubau <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> in <strong>Obermeiser</strong><br />

Für die Zeiten <strong>von</strong> vor 1660, <strong>von</strong> 1661-1670 und <strong>von</strong> 1672-1712 liegen<br />

lei<strong>de</strong>r keine <strong>Kirche</strong>nrechnungen mehr vor.<br />

Aus <strong>de</strong>m Jahr 1734 haben wir <strong>Kirche</strong>nrechnugen, die einige Renovierungsarbeiten<br />

belegen. 75<br />

Thlr | Alb | Hlr<br />

1 Thlr (Thaler) = 32 Alb (Albus)<br />

1 Alb = 12 Hlr (Heller)<br />

75 EPfW: <strong>Kirche</strong>nrechnungen 1734, pag. 14<br />

1734 – Geldbeträge siehe im linken<br />

Original.<br />

Ausgabe Geldt verbauett<br />

35<br />

Dem Tyröler gegeben, weil er an <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> die<br />

aufgewichene Mauer und Fensterlöcher auf-<br />

und größer gebrochen, mitt einem Gewölbe<br />

oben wie<strong>de</strong>r versehen, und verfertigett, und<br />

inwendig die Mauer übertünchett hatt.<br />

Noch <strong>de</strong>mselben gegeben, weil er das Dach<br />

über <strong>de</strong>r aufgewichenen Mauer an <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>n<br />

abgenommen, und wie<strong>de</strong>r aufgelegett hatt.<br />

Noch <strong>de</strong>mselben ...<br />

Dem Schmidt vor eine ... an <strong>de</strong>r kleine<br />

Kirchthürr anzuschlagen.<br />

Dem Fenstermacher vor 2 neue große Fenster<br />

in die <strong>Kirche</strong> bei <strong>de</strong>r Cantzell in das aufgebrochene<br />

Loch <strong>de</strong>r abgewichenen mauern.<br />

Dem Zimmermann, weil er <strong>de</strong>n ...strich unter<br />

das Dach über die verfertigte Mauer gemacht,<br />

die Balken unterstützett, und sonsten am<br />

Dach verschie<strong>de</strong>nes wie<strong>de</strong>r befestigett hatt.<br />

Dem Schreiner, weil er <strong>de</strong>r Kirch eine doppelte<br />

Fensterzarge verfertigett.<br />

Dem Schreiner, weilen er in <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>n die<br />

abgebrochenen Stühle, weil die <strong>de</strong>m Tyröler<br />

ver..., wie<strong>de</strong>r zurecht gemacht, und sonst eins<br />

und an<strong>de</strong>rs in <strong>de</strong>r Kirch ausgebessert hatt, gegeben.


36<br />

Neubau <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> in <strong>Obermeiser</strong><br />

Bei Renovierungsarbeiten in <strong>de</strong>n Jahren 2001-2004 sind nach Informationen<br />

<strong>de</strong>s <strong>Kirche</strong>nvorstan<strong>de</strong>s Hinweise auf <strong>de</strong>n o.a. Brand gefun<strong>de</strong>n<br />

wor<strong>de</strong>n (angekohltes Holz). 76<br />

Auf <strong>de</strong>r Wetterfahne <strong>de</strong>r heutigen <strong>Kirche</strong> steht das Jahr 1771. Desel<br />

gibt das gleiche Jahr als Baujahr <strong>de</strong>r <strong>Obermeiser</strong>schen <strong>Kirche</strong> an und<br />

bezieht sich dabei auf Hochhut, S. 264. 77 Bei Bach fin<strong>de</strong>n wir als Baujahr<br />

1773. 78 In <strong>de</strong>r Chronik <strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong> wird eine Bauzeit <strong>von</strong><br />

1771-1774 79 angeführt.<br />

Eine <strong>Kirche</strong>nrechnung aus <strong>de</strong>m Jahr 1772 allerdings lässt vermuten,<br />

dass <strong>de</strong>r Kirchturm in diesem Jahr bereits fertig gestellt sein musste.<br />

Wetterfahne mit Baudatum 1771 + Kirchturmkugel, gefüllt mit Aufzeichnungen<br />

- Bild 14<br />

76 Bericht <strong>von</strong> Marianne Wolff<br />

77 vgl. Desel, S. 796<br />

78 vgl. Bach, S. 258<br />

79 vgl. Geilert, S. 46


Aus <strong>de</strong>n <strong>Kirche</strong>nrechnungen<br />

<strong>von</strong> 1772<br />

Neubau <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> in <strong>Obermeiser</strong><br />

Ausgabe Geldt, verbaut in <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong><br />

37<br />

Weilen die hiesige <strong>Kirche</strong>n Uhr total<br />

ruiniert und selbige zu repariren <strong>de</strong>r<br />

Gemein<strong>de</strong> auf 28 Thlr. gekommen, so<br />

sind zur Bestreitung dieser Kosten beson<strong>de</strong>rs,<br />

da ein Uhr Zeiger, welchen<br />

mann vorhero niemahlen gehabt verfertigt<br />

wer<strong>de</strong>n sollte, <strong>von</strong> dhl Pfarr in <strong>de</strong>n<br />

Kasten aßignirt und ausbezahlt wor<strong>de</strong>n.<br />

Lt. auit. Nr. 1 1 Thlr, 31 Alb.<br />

Wur<strong>de</strong> doch die <strong>Kirche</strong>nuhr repariert, die offensichtlich bisher nur ein<br />

Läutwerk, aber keine Uhrzeiger besaß. Das Ziffernblatt mit <strong>de</strong>n Uhrzeigern<br />

muss also spätestens 1772 an <strong>de</strong>m Kirchturm angebracht wor<strong>de</strong>n<br />

sein, sonst hätte man diese Rechnung sicher noch nicht beglichen.<br />

Das alte Uhrwerk (ohne Zeiger und Ziffernblatt) <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> ist heute noch in einem<br />

Abstellraum <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> zu sehen. - Bild 15<br />

Nach Informationen <strong>von</strong> Fritz Hengel<br />

Nun ist es aus statischen Grün<strong>de</strong>n nicht vorstellbar, dass <strong>de</strong>r Kirchturm<br />

spätestens 1772 fertig gestellt war und das <strong>Kirche</strong>nschiff erst


38<br />

Neubau <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> in <strong>Obermeiser</strong><br />

später in Angriff genommen wor<strong>de</strong>n ist. Darüber hinaus war und ist es<br />

üblich, ein Baujahr (hier auf <strong>de</strong>r Wetterfahne) als Fertigstellungsjahr<br />

und nicht als Jahr <strong>de</strong>s Baubeginnes anzugeben. Demzufolge glauben<br />

wir, dass die <strong>Kirche</strong> im Jahre 1771 fertig gestellt wur<strong>de</strong>. Über <strong>de</strong>n<br />

Baubeginn schweigen wir uns aus.<br />

Erstaunlich war, dass we<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n <strong>Kirche</strong>nrechnungen, noch in an<strong>de</strong>ren<br />

Quellen einschließlich <strong>de</strong>s Depositums <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Malsburg Informationen<br />

über eine Beteiligung <strong>de</strong>s Patronats <strong>de</strong>rer <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Malsburg am<br />

<strong>Kirche</strong>nneubau <strong>von</strong> 1771 in <strong>Obermeiser</strong> zu fin<strong>de</strong>n waren. 80 Heißt es<br />

doch, s.o., dass ein Patronat sich in <strong>de</strong>r Regel auch an <strong>Kirche</strong>nbautätigkeiten<br />

wenigstens beteiligt. <strong>Die</strong>s geschah z.B. bei <strong>de</strong>n <strong>Kirche</strong>numbauten<br />

1768 an <strong>de</strong>r Westuffeler <strong>Kirche</strong> (allerdings im Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>r Malsburg – Siebernhausen´schen Erbbegräbnisstelle in dieser<br />

<strong>Kirche</strong>) und ist ausführlich dokumentiert.<br />

„Bei <strong>de</strong>r im 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt (1768, Hochhut S. 268) vorgenommenen Ausbesserung<br />

dieser <strong>Kirche</strong> wur<strong>de</strong>n die Patrone, als solche und als Besitzer einiger in <strong>de</strong>r<br />

Feldmark liegen<strong>de</strong>n contributionsfreien Güter, zur Zahlung eines verhältnismäßigen<br />

Beitrages angewiesen. Da sie sich nun über <strong>de</strong>nselben in Güte nicht verglichen,<br />

wur<strong>de</strong>n sie zu <strong>de</strong>r Hälfte <strong>de</strong>r Kosten, und die Gemein<strong>de</strong> zu <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />

Hälfte nebst <strong>de</strong>n Hand- und Spanndiensten, so weit die Kosten nicht aus <strong>de</strong>m<br />

<strong>Kirche</strong>nkasten bezahlt wur<strong>de</strong>n, schuldig erkannt.“ 81<br />

Auch beim <strong>Kirche</strong>nbau in Nie<strong>de</strong>rlistingen war das Patronat Malsburg<br />

maßgeblich beteiligt:<br />

„Da <strong>de</strong>r verstorbene Kammerherr Karl Levin Otto <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Malsburg zu Escheberg<br />

die Gemein<strong>de</strong> beim <strong>Kirche</strong>nbau (in Nie<strong>de</strong>rlistingen) reichlich unterstützt<br />

und beschenkt hatte, wur<strong>de</strong> ihm weil er obgleich als Patron nicht dazu verpflichtet<br />

war, son<strong>de</strong>rn bei <strong>de</strong>r großen Dürftigkeit <strong>de</strong>s <strong>Kirche</strong>nkastens (er enthält<br />

nur 750 rt Capital) die Gemein<strong>de</strong> alle in <strong>de</strong>n Bau und die Unterhaltung <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong><br />

tragen muß, aus Dankbarkeit ein beson<strong>de</strong>rer <strong>Kirche</strong>nstand zugewiesen.“ 82<br />

Sollte es wirklich sein, dass das Patronat <strong>de</strong>r Malsburger sich an einem<br />

kompletten Neubau <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> in <strong>Obermeiser</strong> nicht beteiligt hat?<br />

Das ist nur schwer zu glauben und eher unwahrscheinlich. Lei<strong>de</strong>r<br />

können wir aber hierzu nichts weiter berichten. Ein geson<strong>de</strong>rter <strong>Kirche</strong>nstand<br />

für <strong>de</strong>n Patronatsinhaber ist hier je<strong>de</strong>nfalls nicht vorhan<strong>de</strong>n.<br />

80 vgl. HStAM: Bestand 340 Depositum v.d. Malsburg<br />

81 Bach, S. 259, vgl. auch <strong>Kirche</strong>nchronik <strong>Obermeiser</strong> ab 1828 (Pf. Karff)<br />

82 EPfW: <strong>Kirche</strong>nchronik <strong>Obermeiser</strong> ab 1828 (Pf. Karff) . 750 rt (Reichstaler) erscheint mir viel.


Neubau <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> in <strong>Obermeiser</strong><br />

Wir vermuten, dass einerseits Handwerker aus <strong>Obermeiser</strong> o<strong>de</strong>r min<strong>de</strong>stens<br />

<strong>de</strong>r näheren Umgebung mit <strong>de</strong>n Bauarbeiten beauftragt waren.<br />

Sicher haben Gemein<strong>de</strong> und <strong>Kirche</strong>nbehör<strong>de</strong> am Neubau <strong>de</strong>r durch<br />

Kriegseinwirkung beschädigten <strong>Kirche</strong> maßgeblichen Anteil.<br />

<strong>Die</strong>s waren die Informationen, die wir zunächst gefun<strong>de</strong>n hatten. Weil<br />

die Ergebnisse unbefriedigend gewesen sind, forschten wir weiter.<br />

Und wie gelegentlich in <strong>de</strong>r Archäologie plötzlich ein erstaunlicher<br />

Fund auftaucht, so hatten wir doch noch das Glück, genau die Unterlagen<br />

zu fin<strong>de</strong>n, <strong>von</strong> <strong>de</strong>nen wir dachten, sie seien für immer verschollen:<br />

„Unterthänig – gehorsamster Bericht an Hochfürstl. Consistorium<br />

Befehl vom 25. Aug. 1766<br />

In gehorsamster Folge, habe <strong>de</strong>n baufälligen Kirch Thurm in Ober Meißer in<br />

Augenschein genommen, und daran wahr gefun<strong>de</strong>n, dass seit Ano 1750 als in<br />

welchem Jahre diesen Thurm schon einmahl in Augenschein genommen, und<br />

da<strong>von</strong> an Hochfürstl Consistorium unterthänigen Bericht abgestattet habe,<br />

die Baugebrechen <strong>de</strong>sselben sich schon stark vermehret, in <strong>de</strong>m die Mauern<br />

an <strong>de</strong>m Thurm, welche inwendig mit einem Creutz-Gewölbe versehen, und<br />

mit <strong>de</strong>r Thurm Mauer verbun<strong>de</strong>n sind, so stark ausgewichen, dass man <strong>de</strong>ren<br />

Einsturtz befürchten muß, nicht weniger sind die bey<strong>de</strong>n äußersten Ecken an<br />

<strong>de</strong>m <strong>von</strong> Steinen erbauten Thurm auf 30 Fuß hoch herauswerts abgewichen,<br />

und drohen ebenmäßig <strong>de</strong>n baldigen Einsturtz, zumahlen da die Mauern dieses<br />

Gebäu<strong>de</strong>s nicht mit <strong>de</strong>r besten Verbindung ausgeführet sind. Wann nun<br />

diese Gebrechen so beschaffen, dass nicht wohl eine Reparation, die Bestand<br />

haben kan, damit vorzunehmen stehet, so wäre mein ohnmaßgeblicher Vorschlag,<br />

die schadhaften Mauern an <strong>de</strong>m Thurm, gesamt <strong>de</strong>nen Thurm Mauern<br />

abzubrechen, und so dann die Mauern <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> in Gera<strong>de</strong>linia und<br />

Breite <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>, biß auf die Länge <strong>de</strong>s vorhero vorspringen<strong>de</strong>n Thurmes, in<br />

<strong>de</strong>r Höhe <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>n Mauer <strong>von</strong> neuem wie<strong>de</strong>r aufzuführen und darauf ein<br />

proportionierliches hölzernes Thurm und Dach Gebäu<strong>de</strong>, worin die Glocken<br />

hangen können, wie<strong>de</strong>r darauf zu setzen, wodurch <strong>de</strong>ro auch die <strong>Kirche</strong> um<br />

ein merkliches vergrößert wer<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>, gleich wie aber dazu nach <strong>de</strong>m da<strong>von</strong><br />

gemachten Überschlage, auf die 900 Th. erfor<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n dürften, so<br />

habe Hochfürstl. Consistorio solches hierdurch zu fernerer ... und ... Verordnunge,<br />

unterthänig gehorsamst einberichten sollen.<br />

Cassell, <strong>de</strong>n 27. Febr. 1767, <strong>de</strong>m Hochfürstl. Consistory<br />

unterthänig gehorsamster J. F. Jushow.“ 83<br />

83 HStAM, Bestand 315 II, Nr. IV.1 + 3<br />

39


40<br />

Neubau <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> in <strong>Obermeiser</strong><br />

Was sagt uns dieser Baumeister Jushow?<br />

1. 1750 war er schon einmal zu einer Scha<strong>de</strong>nsaufnahme <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong><br />

angewiesen wor<strong>de</strong>n, die wohl im Aktenschrank <strong>de</strong>s Konsistoriums<br />

verstaubt ist.<br />

2. Er spricht <strong>von</strong> erheblichen Baumängeln, ja <strong>von</strong> Einsturzgefahren.<br />

3. Er stellt fest, dass die Außenmauern, auf <strong>de</strong>nen ein inneres<br />

Kreuzgewölbe aufliegt, sich so verschoben haben, dass sie einzustürzen<br />

drohen.<br />

4. Der Turm war an <strong>de</strong>r alten <strong>Kirche</strong> offensichtlich vom Fundament<br />

aus hoch gemauert und mit <strong>de</strong>r östlichen Außenmauer <strong>de</strong>r<br />

<strong>Kirche</strong> verzahnt. <strong>Die</strong>se Verzahnung scheint schlecht gearbeitet<br />

gewesen zu sein. Es waren bereits Spalten zwischen Turmmauer<br />

und <strong>Kirche</strong>nmauer entstan<strong>de</strong>n. Zusätzlich muss <strong>de</strong>r Turm<br />

sich etwas schräg gestellt haben (im Sinne <strong>de</strong>s berühmten Turmes<br />

<strong>von</strong> Pisa), so dass auch bei ihm Einsturzgefahr bestand.<br />

Es leuchtet ein, dass bei solchen Mängeln eine Reparatur nicht mehr<br />

ausreichen konnte. Vorgeschlagen und dann auch realisiert wur<strong>de</strong> ein<br />

verän<strong>de</strong>rter Neubau, bei <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Turm nicht mehr separat in Massivbau<br />

erstellt, son<strong>de</strong>rn als Holzaufbau auf die obere <strong>Kirche</strong>n<strong>de</strong>cke <strong>de</strong>r<br />

um die Kirchturmgröße erweiterten <strong>Kirche</strong> aufgesetzt wur<strong>de</strong>. Hierdurch<br />

erhielt das <strong>Kirche</strong>nschiff eine beachtliche Vergrößerung <strong>de</strong>s<br />

<strong>Kirche</strong>ninnenraumes, ohne dass sich <strong>de</strong>r Gesamt-Außengrundriss <strong>de</strong>r<br />

<strong>Kirche</strong> verän<strong>de</strong>rte. <strong>Die</strong> <strong>Kirche</strong> steht also an genau <strong>de</strong>m alten Standort.<br />

Nur <strong>de</strong>r Kirchturm hat sich nicht nur im Baumaterial, son<strong>de</strong>rn auch in<br />

<strong>de</strong>r Form etwas verän<strong>de</strong>rt.<br />

Der Neubau ist eine<br />

„Spätbarocke Saalkirche, erbaut 1771-1773 (?). Einfacher längsrechteckiger<br />

Saalbau mit Dachreiter im Osten. Vouten<strong>de</strong>cke mit Stuckrahmung. Einfache<br />

Westempore auf Holzstützen. Ostempore mit Orgel auf gemauerten Pfeilern. Polygonale<br />

Kanzel auf Holzfuß mit Schall<strong>de</strong>ckel mit reichen Drechsel- und<br />

Schnitzarbeiten. Künstlerische, geschichtliche und städtebauliche Be<strong>de</strong>utung als<br />

beschei<strong>de</strong>ne spätbarocke ev. Saalkirche in inselartiger Bebauungssituation im<br />

Nor<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Dorfes.“ 84<br />

84 Warlich, S. 116


Neubau <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> in <strong>Obermeiser</strong><br />

Als Baumaterial wur<strong>de</strong>n Kalksteine aus Kalksteinbrüchen <strong>de</strong>r Umgebung<br />

genutzt. <strong>Die</strong> Ecksteine bestehen aus behauenen Sandsteinen und<br />

sollen <strong>de</strong>m Gebäu<strong>de</strong> neben <strong>de</strong>m künstlerischen Aspekt eine beson<strong>de</strong>re<br />

Stabilität geben.<br />

<strong>Die</strong> Ausrichtung <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> nach Osten, wie es in frühchristlichen<br />

Zeiten lange üblich war, ist bei dieser <strong>Kirche</strong> noch annähernd vorhan<strong>de</strong>n.<br />

Begrün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong> sie früher mit <strong>de</strong>r Erwartung <strong>de</strong>r baldigen Wie<strong>de</strong>rkehr<br />

<strong>von</strong> Jesus und in <strong>de</strong>r Zuwendung im Gebet zur aufgehen<strong>de</strong>n<br />

Sonne. In neuerer Zeit wird diesem Umstand keine Beachtung mehr<br />

geschenkt. Heute stehen bauliche Umstän<strong>de</strong> im Vor<strong>de</strong>rgrund.<br />

Ebenso wie wir Informationen über <strong>de</strong>n <strong>Kirche</strong>nneubau zwar spät,<br />

aber nicht zu spät gefun<strong>de</strong>n haben, fielen uns endlich auch Aufzeichnungen<br />

über einen möglichen Beitrag <strong>de</strong>r Malsburger Patrone in die<br />

Hän<strong>de</strong>.<br />

Wir konnten feststellen, dass <strong>de</strong>r Bauträger <strong>de</strong>s <strong>Kirche</strong>nneubaues die<br />

politische Gemein<strong>de</strong> <strong>Obermeiser</strong> war. Nun ist auch klar, wieso wir<br />

keine <strong>Kirche</strong>nrechnungen hierzu gefun<strong>de</strong>n haben.<br />

<strong>Die</strong> Gemein<strong>de</strong> war gezwungen, in Ermangelung <strong>von</strong> ausreichend Eigenkapital<br />

(die Gesamtkosten beliefen sich auf 1670 Thlr.) Gel<strong>de</strong>r zu<br />

leihen. <strong>Die</strong> Anfallen<strong>de</strong>n Zins- und Abtragskosten waren eine Überfor<strong>de</strong>rung.<br />

Das Konsistorium in Kassel hatte <strong>Obermeiser</strong> wie<strong>de</strong>rholt auf<br />

das Patronat <strong>de</strong>rer <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Malsburg hingewiesen. <strong>Die</strong> Gemein<strong>de</strong> bemühte<br />

sich sehr um einen Zuschuss <strong>von</strong> dieser Stelle, aber ohne Erfolg.<br />

Schließlich klagte sie lange nach Fertigstellung <strong>de</strong>s Neubaues im<br />

Jahr 1775 um Unterstützung durch <strong>de</strong>n Patron.<br />

<strong>Die</strong>ser machte geltend, dass er in <strong>Obermeiser</strong> nur ein Haus besitze und<br />

<strong>de</strong>mzufolge nicht zu mehr herangezogen wer<strong>de</strong>n könne als an<strong>de</strong>re<br />

Hausbesitzer. In seiner Eigenschaft als Patron habe er schon wie<strong>de</strong>rholt<br />

erhebliche Zuschüsse geleistet. Zur Zahlung <strong>von</strong> Bauleistungen<br />

sei er nicht verpflichtet:<br />

„Es seyn eines durch die Ober Appellations Gerichts Decihionar, ..stgesetzte Sache,<br />

daß die Patroni qua tala zum <strong>Kirche</strong>nbau keine Beitrag zu thun verbun<strong>de</strong>n<br />

wären, da die ... nun auch <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> <strong>Obermeiser</strong> keine eigenthümliche<br />

Güter beseßen, außer daß <strong>de</strong>r M... Obrist <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Malsburg ein Haus bey <strong>Obermeiser</strong><br />

hätte <strong>von</strong> welchem er gleich an<strong>de</strong>ren Häusern Besitzern in <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong><br />

beizutragen erböthig, und durch die verwilligten 15 ... bereits mehr als es ihm ertragen<br />

wür<strong>de</strong>, beigetragen hätte, so könnten sie auch nach <strong>de</strong>m Tenore <strong>de</strong>r ...<br />

Verordnung wegen <strong>de</strong>s Beitrags zur <strong>Kirche</strong>n-Reparatur <strong>von</strong> <strong>de</strong>r klagen<strong>de</strong>n Gemein<strong>de</strong><br />

zu keiner Convirrent gezogen wer<strong>de</strong>n, zumahlen letztere nicht erweidlich<br />

41


42<br />

Neubau <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> in <strong>Obermeiser</strong><br />

darthun wür<strong>de</strong>n, daß sie ... zu einem solchen nothwendigen Beitrag gezogen<br />

wor<strong>de</strong>n....“ 85 = Übertragung <strong>de</strong>s folgen<strong>de</strong>n Textes<br />

Nach unserer Einschätzung kam das Gericht (im Gegensatz zu <strong>de</strong>m<br />

Westuffeler Fall 86 ) zu <strong>de</strong>m Ergebnis, dass <strong>de</strong>r Patron nicht zu<br />

Zwangszahlung verpflichtet wer<strong>de</strong>n könne. 87<br />

Am Beispiel <strong>de</strong>r hierzu gehörigen Gerichtsurteils-Urkun<strong>de</strong> (S. 43) ist<br />

interessant zu sehen, welche Machtbefugnis zu <strong>de</strong>r damaligen Zeit die<br />

politische Führung noch besaß, in diesem Fall <strong>de</strong>r Hessische Landgraf<br />

Friedrich II. <strong>von</strong> Hessen Kassel. Sie äußert sich ein wenig in <strong>de</strong>r ungeheueren<br />

Fülle seiner in dieser Urkun<strong>de</strong> aufgeführten Titel. Sein<br />

Standbild kann auf <strong>de</strong>m Friedrichsplatz in Kassel besichtigt wer<strong>de</strong>n.<br />

85 HStAM: Bestand 315 II, Nr. IV.1 Lan<strong>de</strong>skirchenamt (Kassel), Abschnitt 41<br />

86 vgl. Bach, S. 259, vgl. auch <strong>Kirche</strong>nchronik <strong>Obermeiser</strong> ab 1828 (Pf. Karff)<br />

87 Unsere Einschätzung <strong>de</strong>s u.a. Gerichtsurteiles wur<strong>de</strong> unter Berücksichtigung weiterer Informationen<br />

aus – HStAM, Bestand 315 II, Nr. IV.1 + 3 – vom Juristen Alberdt Glaser als naheliegend<br />

bestätigt.


Neubau <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> in <strong>Obermeiser</strong><br />

Von Gottes Gna<strong>de</strong>n wir Friedrich, Landgraf zu Hessen, Fürst zu Hersfeld,<br />

Graf zu Katzenellenbogen, <strong>Die</strong>tz, Ziegenhayn, Nidda, Schaumburg und<br />

Hanau, Ritter <strong>de</strong>s königl. Grosbrittannischen Or<strong>de</strong>ns vom blauen Hosenbun<strong>de</strong>,<br />

wie auch <strong>de</strong>s königl. Preussischen Or<strong>de</strong>ns vom schwarzen Adler p.p.<br />

43<br />

urkun<strong>de</strong>n und bekennen, dass<br />

heut untengesetzten Dato bey<br />

unserem Ober Appellattions<br />

Gericht nachstehen<strong>de</strong>s Decret<br />

ertheilet wor<strong>de</strong>n:<br />

In Sachen <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong><br />

Ober Meißer, wi<strong>de</strong>r die<br />

<strong>von</strong> Malsburg, appelationis<br />

in integrum, Beytrag zu<br />

<strong>Kirche</strong>n-Baukosten betreffend:<br />

Wird Procurator Dr.<br />

Vietor sein <strong>de</strong>r Restitution<br />

halber beschehenes Suchen<br />

als unerheblich auch<br />

unstatthaft abgeschlagen.<br />

Gegeben in unserem<br />

OberAppellationsGericht<br />

zu Cassell,<br />

<strong>de</strong>n 25. Octobris 1775.<br />

Ad mandatum ...<br />

Landgravii proprium<br />

Unterschrift 88<br />

Nach Fertigstellung <strong>de</strong>s Neubaues wur<strong>de</strong> Pfarrer Knyrim, <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r<br />

Baufälligkeit und <strong>de</strong>m Neubau <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> viel Aufwand hatte, schon<br />

bald nach Wolfershausen (bei Felsberg) versetzt. <strong>Die</strong> <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong><br />

<strong>Obermeiser</strong> bekam 1774 Herrn Henricus Otto Fülling als neuen<br />

Pfarrer zugewiesen.<br />

88 HStAM, Bestand 315 II, Nr. IV.1 + 3


44<br />

Neubau <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> in <strong>Obermeiser</strong><br />

Herr Fülling sorgte dafür, dass die <strong>Kirche</strong> 1777 neben neuen Bänken<br />

auch eine neue Kanzel (gemeint war wohl ein Altar) 89 erhielt, die an<br />

die Stelle <strong>de</strong>r noch in Benutzung stehen<strong>de</strong>n alten gesetzt wur<strong>de</strong>. Für<br />

diese neue Kanzel (Altar) schenkte <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> stammen<strong>de</strong><br />

Han<strong>de</strong>lsmann Jacob Heuser <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> „eine schöne neue Bekleidung <strong>von</strong><br />

schwartzem Manschester, weiß und schwartz Band und schmahle Silber-Borte,<br />

welches ich (H.O.Fülling) aufnähen ließ.“ 90 Zusätzlich wur<strong>de</strong> die Kanzel mit<br />

lebhaften Farben gestrichen, damit sie ein schöneres Bild abgab. Weiter<br />

ließ Pfarrer Fülling einen neuen silbernen Abendmahls-Kelch mit<br />

innerer Vergoldung an Stelle <strong>de</strong>s vorhan<strong>de</strong>nen schlechten, alten, kupfernen<br />

<strong>von</strong> <strong>de</strong>m Goldschmied Schöd<strong>de</strong> aus Mün<strong>de</strong>n für 30 Thlr. 16<br />

Alb. anfertigen. Das hierzu noch fehlen<strong>de</strong> Geld sammelte <strong>de</strong>r Pfarrer<br />

durch freiwillige Steuern und Kollekten ein. 91<br />

Herr Fülling war außer<strong>de</strong>m interessiert, die Größe <strong>de</strong>s <strong>Kirche</strong>ngrundstückes<br />

(<strong>Kirche</strong>, Pfarrhaus, Pfarrgarten und Hofbereiche) genau zu erfassen.<br />

Hatten sich doch wegen fehlen<strong>de</strong>r Unterlagen Unklarheiten ergeben:<br />

„Im Frühjahr <strong>de</strong>s Jahres 1775, als ich eben hierher gekommen, wolte Joh. George<br />

Hold, <strong>de</strong>r das Hun<strong>de</strong>mannische Haus, nächst <strong>de</strong>m Pfarrhause, gekauft hatte, eine<br />

Scheüre an dasselbe bauen, zwar auf sein Eigenthum, aber doch so, daß er die<br />

Einfahrt über einen Platz nehmen wollte, <strong>de</strong>r, meines Erachtens, zur <strong>Kirche</strong> und<br />

Pfarre gehörte, auch auf einen solchen Platz seine Holtz- und Mistenstätte machen,<br />

dabey auch dieser Scheüren-Bau <strong>de</strong>r Aussicht <strong>de</strong>s Pfarrhauses hin<strong>de</strong>rlich<br />

wür<strong>de</strong>.“ 92<br />

Als Pfarrer Fülling Einspruch gegen <strong>de</strong>n Neubau dieser Scheune erhob,<br />

mischte sich die Gemein<strong>de</strong> ein und behauptete, alle freien Plätze<br />

um die <strong>Kirche</strong> herum gehörten (ähnlich an<strong>de</strong>rnorts im Dorf) <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>.<br />

<strong>Die</strong>se Aussage konnte nun nach Auffassung <strong>de</strong>s Pfarrers überhaupt<br />

nicht stimmen. War doch zum ersten das Gebiet um die <strong>Kirche</strong> früher<br />

Gottesacker (Friedhof) gewesen, <strong>de</strong>r zum <strong>Kirche</strong>neigentum gehört habe.<br />

Zum zweiten habe <strong>de</strong>r nahe gelegene Brunnen schon immer Pfarrbrunnen<br />

gehießen. Auch sei dieser stets <strong>von</strong> <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> und nicht <strong>von</strong><br />

<strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> gereinigt wor<strong>de</strong>n. Drittens wür<strong>de</strong>n laut <strong>Kirche</strong>nrech-<br />

89 Hier hat sich Herr Fülling sicher verschrieben, <strong>de</strong>nn das schwarze Tuch, das im Folgen<strong>de</strong>n erwähnt<br />

wird, kann ja nur für <strong>de</strong>n Altar und nicht für die Kanzel vorgesehen gewesen sein.<br />

90 DH: <strong>Kirche</strong>nbuch <strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong> 1770-1827 ohne Seitenangabe (Kopie). <strong>Die</strong> Transkription <strong>de</strong>r<br />

Nachrichten <strong>von</strong> Pfarrer H.O. Fülling wur<strong>de</strong> <strong>von</strong> Klaus Peter Lange vorgenommen.<br />

91 vgl. a.a.O.<br />

92 a.a.O.


Neubau <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> in <strong>Obermeiser</strong><br />

nungen alle um die <strong>Kirche</strong> liegen<strong>de</strong>n Häuser nebst Miststätten, Holzplätzen<br />

und Gärten <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> jährlich einen Grundzins zahlen, <strong>de</strong>r<br />

bezeuge, dass doch min<strong>de</strong>stens diese Plätze zur <strong>Kirche</strong> und nicht zur<br />

Gemein<strong>de</strong> gehörten. Schließlich gebe es viertens Grenzsteine die das<br />

<strong>Kirche</strong>ngelän<strong>de</strong> als Ganzes <strong>von</strong> <strong>de</strong>n umliegen<strong>de</strong>n gemeinen Gütern<br />

abgrenzten.<br />

Herr Fülling bedauerte, dass all diese Argumente selbst beim Hochfürstlichen<br />

Konsistorium kein Gehör fan<strong>de</strong>n. Grund sei wohl, dass die<br />

Dorfbewohner mit <strong>de</strong>m zuständigen Amtmann und erst recht untereinan<strong>de</strong>r<br />

sehr gut bekannt sind.<br />

So blieb ihm nichts an<strong>de</strong>res übrig, als einem Kompromiss zuzustimmen,<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> nur einige freie Bereiche als Besitz zusprach. Und<br />

J.G. Hold bekam die Einfahrt zu seiner neuen Scheune gestattet mit<br />

<strong>de</strong>r Auflage, diese je<strong>de</strong>rzeit freizuhalten. 93<br />

Im Folgen<strong>de</strong>n haben wir einen etwaigen Überblick über Standorte <strong>de</strong>s<br />

ehemaligen Pfarrgrundstückes im heutigen Dorfbild dargestellt.<br />

Spielplatz<br />

früherer <strong>Kirche</strong> altes frühere neuer<br />

Meierhof Pfarrhaus Zehntscheune Gemein<strong>de</strong>treff<br />

93 vgl. DH: <strong>Kirche</strong>nbuch <strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong> 1770-1827 ohne Seitenangabe (Kopie)..<br />

45


46<br />

Neubau und Renovierungen <strong>de</strong>s alten Pfarrhauses<br />

Kleine Konfirman<strong>de</strong>ngeschichte <strong>von</strong> einem, <strong>de</strong>r nicht genannt sein möchte<br />

Konfirman<strong>de</strong>n waren auch gelegentlich während, vor o<strong>de</strong>r nach<br />

<strong>de</strong>r Konfirman<strong>de</strong>nstun<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>. Natürlich war es dort<br />

mitunter langweilig, daher tauschte man schon mal die Orgelpfeifen<br />

aus.<br />

Bedauerlicher Weise gab das für <strong>de</strong>n Organisten Albrecht dann<br />

eine böse Überraschung, und für die Täter einigen Ärger.<br />

10. Neubau und Renovierungen <strong>de</strong>s alten Pfarrhauses<br />

Aus <strong>de</strong>r Quelle <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>nrechnungen kennen wir die Zeit <strong>de</strong>s Pfarrhausneubaues.<br />

94<br />

1726, S. 14<br />

Ausgabe Geldt verbauet in <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> und Pfarrhause<br />

In <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>n<br />

.............<br />

In <strong>de</strong>r Pfarr<br />

Dem Tyrolern u. Tagelöhnern gegeben (30 Thaler); Davor haben die das alte<br />

Kellergewölbe sambt Häusgen über <strong>de</strong>mselben abgebrochen; das Kellergewölbe<br />

wie<strong>de</strong>r an das zum Pfarrhaus gemacht. <strong>Die</strong> Bogen zum Gewölbe verfertigett.<br />

Das Häusgen wie<strong>de</strong>r darauf gesetzt, mit Ziegeln ge<strong>de</strong>ckt; die Steine aus <strong>de</strong>r<br />

Er<strong>de</strong>n wo das alte Kellergewölbe gestan<strong>de</strong>n, tief aus <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> gebrochen, mit<br />

Gewaldt noch bey die iz ... Steine, welche noch mangelten gebrochen u. z. Estrich<br />

uf <strong>de</strong>m Kellerhäusgen geschlagen, eines <strong>de</strong>sselben gepatschett, das Logiment<br />

(Wohnbereich) über <strong>de</strong>m Keller doppelt gekleibet, u. inwendig bekleistert.<br />

Wie dann auch Ihro sgn. Ehrwür<strong>de</strong>n diese Summa auf <strong>de</strong>m receß <strong>de</strong>s 1725 ten<br />

Jahres in specie zu diesem Keller zu verbauen permittiret (erlaubt) haben.<br />

Summa thutt<br />

33 Thlr, 25 alb<br />

94 EPfW: <strong>Kirche</strong>nrechnungen <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong> <strong>Obermeiser</strong> <strong>von</strong> 1726, S. 14<br />

= Übertragung <strong>de</strong>s folgen<strong>de</strong>n Textes


Neubau und Renovierungen <strong>de</strong>s alten Pfarrhauses<br />

Schon im Jahr 1611 gibt es ein (allerdings unbequemes) Pfarrhaus in<br />

<strong>Obermeiser</strong>. 95<br />

Im 30-jährigen Krieg (1618-1648) wur<strong>de</strong> das (alte) Pfarrhaus ebenso<br />

wie die (alte) <strong>Kirche</strong> so stark beschädigt, dass diese noch in <strong>de</strong>r (heute<br />

lei<strong>de</strong>r nicht mehr vorhan<strong>de</strong>nen) <strong>Kirche</strong>nrechnung <strong>von</strong> „1653 als Brandstätten<br />

bezeichnet wer<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>r Pfarrer bis zur Erbauung <strong>de</strong>s gegenwärtigen<br />

Pfarrhauses in einem zum Gute gehörigen Hause (sicherlich <strong>de</strong>r Malsburger Meierhof,<br />

<strong>de</strong>r sich gleich im Anschluss an das <strong>Kirche</strong>ngrundstück befand) zur Miethe<br />

gewohnt haben soll.“ 96<br />

95 Vgl. Desel, S. 796<br />

96 Hochhuth, S. 264<br />

47


48<br />

Thlr | Alb | Hlr<br />

Neubau und Renovierungen <strong>de</strong>s alten Pfarrhauses<br />

Ein im Jahre 1733 gegrabener Brunnen (Den Tyrölern <strong>von</strong> Verfertigung eines<br />

gantz neuen Brunnens bey <strong>de</strong>r Pfarr gegraben) 97 diente zur Wasserversorgung <strong>de</strong>s<br />

Pfarrhauses. Wahrscheinlich wur<strong>de</strong> er im Zuge <strong>de</strong>s Wasserleitungsbaues<br />

im Jahre 1911 zugeschüttet. 98<br />

Es „gehört noch <strong>de</strong>r etwa 12 Schritt westlich vom Hause entlegene, im Jahre<br />

1733 auf <strong>Kirche</strong>nkosten gegrabene Brunnen zur Pfarrei, <strong>de</strong>ssen Benutzung außer<br />

<strong>de</strong>m Pfarrer nur <strong>de</strong>n Bewohnern <strong>de</strong>s vormaligen Schulhauses (jetzt Gemein<strong>de</strong>haus)<br />

und <strong>de</strong>s zwischen <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> und <strong>de</strong>m Meierhofe gelegenen Hauses, <strong>de</strong>ssen<br />

Eigenthümer jetzt <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong>rmeister Wagner ist, zusteht; allen übrigen<br />

Nachbarn hat mein Amtsvorgänger (Fülling) noch im Jahre 1842 dieselbe streitig<br />

machen wollen.<br />

Seit<strong>de</strong>m aber <strong>de</strong>r Ziehbrunnen in eine Pumpe verwan<strong>de</strong>lt ist, fin<strong>de</strong> ich, da <strong>de</strong>r<br />

Brunnen stets gutes Wasser in Fülle hat, keine Veranlassung, <strong>de</strong>ssen Benutzung<br />

irgend zu wehren. <strong>Die</strong> Reparaturen am Brunnen und Pumpe hat die Gemein<strong>de</strong><br />

stets ohne Wi<strong>de</strong>rre<strong>de</strong> besorgt; sie wür<strong>de</strong>n geringer sein, wenn <strong>de</strong>r Brunnen nicht<br />

am offenen Wege läge und dadurch <strong>de</strong>r Spielwuth unbeaufsichtigter Kin<strong>de</strong>r entzogen<br />

wäre.“ 99<br />

Heute je<strong>de</strong>nfalls ist sein ehemaliger Standort nicht mehr sichtbar. Er<br />

befand sich westlich <strong>de</strong>s Pfarrhauses, vermutlich zwischen <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong><br />

und <strong>de</strong>m heutigen alten Gemein<strong>de</strong>haus.<br />

97 vgl. EPfW: <strong>Kirche</strong>nrechnung 1733, pag. 14<br />

98 Mündliche Information <strong>de</strong>s ehemaligen Bürgermeisters Richard Hold (2009)<br />

99 EPfW: <strong>Kirche</strong>nchronik <strong>Obermeiser</strong> ab 1828 (Pf. Karff)


Neubau und Renovierungen <strong>de</strong>s alten Pfarrhauses<br />

Pfarrhaus mit „Sommerstube“ (Veranda) - Bild 16<br />

Wie wir oben gesehen haben, wur<strong>de</strong> das Pfarrhaus 1725-1726 ganz<br />

abgerissen und an alter Stelle neu aufgesetzt. 1861 ist es „völlig umgewan<strong>de</strong>lt<br />

wor<strong>de</strong>n; die Scheune ist (nach Hochhuth) 1836 neu hergerichtet.“<br />

100<br />

Pfarrer Karff allerdings schreibt, sie (die Scheune) sei im Jahre 1835<br />

völlig neu (wohl an alter Stelle) gebaut wor<strong>de</strong>n. 101 <strong>Die</strong>s scheint uns<br />

wahrscheinlicher, weil Karff schon 1846 die Pfarrstelle in <strong>Obermeiser</strong><br />

angetreten hat und <strong>de</strong>mzufolge sicher über <strong>de</strong>n erst kürzlich erfolgten<br />

Um- o<strong>de</strong>r Neubau besser unterrichtet gewesen sein wird.<br />

Zur Scheune gehörten auch noch Stallungen, Miste und Holzlagerplätze.<br />

100 Hochhuth, S. 264<br />

101 vgl. EPfW: <strong>Kirche</strong>nchronik <strong>Obermeiser</strong> ab 1828 (Pf. Karff)<br />

49


50<br />

Neubau und Renovierungen <strong>de</strong>s alten Pfarrhauses<br />

<strong>Die</strong> alte Zehntscheune <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> - Bild 17<br />

1893 wur<strong>de</strong> das Pfarrhaus umfangreich renoviert:<br />

„Vom März bis Juli (1893) wur<strong>de</strong> das Pfarrhaus zu <strong>Obermeiser</strong> in umfassen<strong>de</strong>r<br />

Weise hergestellt und theilweise umgebaut. Von <strong>de</strong>n unteren Räumen wur<strong>de</strong>n<br />

zwei drainiert. <strong>Die</strong> frühere ...<strong>Die</strong>le wur<strong>de</strong>, soweit dies nicht schon früher geschehen,<br />

ausgebaut, die Wohnräume <strong>de</strong>s oberen Stockwerkes und <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>n durch<br />

Decken abgeschlossen, im Obergeschoß mehrere Kammern und im Untergeschoß<br />

ein Waschhaus (Waschküche) neu angelegt. Für <strong>de</strong>n Sommer wur<strong>de</strong> über <strong>de</strong>m<br />

Keller, an <strong>de</strong>r Nordseite <strong>de</strong>s Hauses, eine Sommerstube aus einer alten, halb verfallenen<br />

Kammer hergerichtet (Verandah) und dieselbe mit einer in <strong>de</strong>n Garten<br />

hinabführen<strong>de</strong>n Treppe versehen. Das Dach <strong>de</strong>s Pfarrhauses wur<strong>de</strong> neu hergerichtet.<br />

<strong>Die</strong> gesamten Kosten betrugen ungefähr 4000 Mark.“ 102<br />

„Während <strong>de</strong>s Jahres 1924 wur<strong>de</strong> das ganze Pfarrhaus gründlich repariert und<br />

außen gestrichen. Ebenso wur<strong>de</strong> das Pflaster <strong>de</strong>s Hofes z.T. gehoben und die<br />

Miststätte eingefaßt.“ 103<br />

„Im Winter 1950/51 wur<strong>de</strong> im Pfarrhaus ein W.C. auch für die Pfarrerwohnung<br />

angelegt und die bisherige unzulängliche Grube im Pfarrhof durch eine<br />

Dreikammergrube ersetzt.<br />

Angeschlossen wur<strong>de</strong>n die Küchenabwässer <strong>de</strong>r eigentlichen Pfarrerwohnung<br />

vom 1. Stock und die aus <strong>de</strong>r Küche <strong>de</strong>s Mieters Trieschmann vom Erdgeschoß,<br />

102 EPfW: <strong>Kirche</strong>nchronik <strong>Obermeiser</strong> ab 1892 (Pf. Schwarzenberg)<br />

103 EPfW: <strong>Kirche</strong>nchronik <strong>Obermeiser</strong> ab 1892 (Pf. Wittekind)


Neubau und Renovierungen <strong>de</strong>s alten Pfarrhauses<br />

nicht aber die Waschküche und das W.C. vom Erdgeschoß. <strong>Die</strong> letztgenannte<br />

Arbeit wur<strong>de</strong> die Legung einer Rohrleitung für die Abwässer bis zum Überlaufgraben<br />

hinter <strong>de</strong>m Pfarrgarten (vor <strong>de</strong>m Pfarrhaus), (sie) unterblieb auf Beschluß<br />

<strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>verwaltung wegen Geldmangel.“ 104<br />

Das alte Pfarrhaus während seiner<br />

Renovierung 1994 - Bild 18<br />

Das alte Pfarrhaus nach seiner Renovierung<br />

1994 - Bild 19<br />

1994 wur<strong>de</strong>n u.a. Balken <strong>de</strong>r westlichen Giebelwand <strong>de</strong>s Pfarrhauses<br />

erneuert. 105 Von <strong>de</strong>r unteren Denkmalschutzbehör<strong>de</strong> in Hofgeismar<br />

wur<strong>de</strong> zur (nicht billigen) Auflage gemacht, die neuen Balken nach ihren<br />

Vorgängern zu schnitzen, obwohl klar war, dass diese mit Schiefer<br />

verklei<strong>de</strong>t wür<strong>de</strong>n. Schließlich wur<strong>de</strong> das Gebäu<strong>de</strong> 2006 an eine<br />

private Familie verkauft.<br />

11. Ausbesserungsarbeiten an <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong><br />

<strong>Die</strong> frühere <strong>Kirche</strong> soll dunkel und beschränkt gewesen sein. 106 Mit<br />

„beschränkt“ ist wohl gemeint, dass sie nicht ausreichend Platz für alle<br />

Kirchgänger besaß. Der Bau <strong>de</strong>r jetzigen <strong>Kirche</strong> ist sehr wahrscheinlich<br />

1771 abgeschlossen. Geilert vermutete bereits, dass sie „mit<br />

Sicherheit einen mittelalterlichen Vorgängerbau an gleicher Stelle“<br />

104<br />

EPfW: <strong>Kirche</strong>nchronik <strong>Obermeiser</strong> ab 1892 (Pf. Heldmann)<br />

105<br />

Erinnerung <strong>de</strong>s Lehrers Hans Georg Dräger (2009)<br />

106<br />

vgl. Hochhut, S. 264<br />

51


52<br />

Ausbesserungsarbeiten an <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong><br />

hatte. 107 <strong>Die</strong>s konnten wir bestätigen. Zusätzlich wissen wir inzwischen,<br />

dass auch die Platzfrage besser gewor<strong>de</strong>n ist, weil die <strong>Kirche</strong><br />

um das Fundament <strong>de</strong>s Kirchturmes vergrößert wur<strong>de</strong>.<br />

1853 ließ eine Wasserflut die Warme und die Nebelbeeke so ansteigen,<br />

dass das Wasser „in <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> so hoch stieg, daß das Wasser noch einen<br />

Fuß über <strong>de</strong>n Schwellen <strong>de</strong>s Altars stand und im Pfarrhause zwei Fuß hoch in<br />

<strong>de</strong>r Wohnstube stieg“. 108<br />

„Im Sommer 1882 traf ein Blitzstrahl <strong>de</strong>n Thurm <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> in <strong>Obermeiser</strong>, beschädigte<br />

diesen wenig, zertrümmerte aber die Orgel vollständig“, mel<strong>de</strong>t Pfarrer<br />

Karff in einer Notiz im <strong>Kirche</strong>nbuch. 109<br />

In einem Schreiben an das Königliche Konsistorium in Kassel, das wir<br />

im Staatsarchiv Marburg gefun<strong>de</strong>n haben, präzisiert Pfarrer Karff diesen<br />

Scha<strong>de</strong>nsfall, <strong>de</strong>r am 29. Juni 1882 vor allem die Orgel betraf. Er<br />

schreibt, die Glocke sei vom Blitz überhaupt nicht getroffen wor<strong>de</strong>n,<br />

und auch an <strong>de</strong>n Fenstern <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> sei nur geringer Scha<strong>de</strong>n entstan<strong>de</strong>n.<br />

Aber an <strong>de</strong>r Orgel sei die Beschädigung so groß, dass nach<br />

Überprüfung durch <strong>de</strong>n Gottsbürener Orgelbauer Euler <strong>von</strong> einer Reparatur<br />

abgeraten wor<strong>de</strong>n sei. Statt<strong>de</strong>ssen könne <strong>de</strong>r Scha<strong>de</strong>n nur<br />

durch einen völligen Umbau <strong>de</strong>r Orgel wie<strong>de</strong>r behoben wer<strong>de</strong>n.<br />

Herr Karff teilt <strong>de</strong>m Konsistorium mit, dass <strong>de</strong>r Bürgermeister Hold<br />

<strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong> ihm versichert habe, die Gemein<strong>de</strong> wür<strong>de</strong> sämtliche<br />

Wie<strong>de</strong>rherstellungskosten an <strong>Kirche</strong> und Orgel übernehmen. Unter<br />

dieser Voraussetzung erhält <strong>de</strong>r Pfarrer die Genehmigung <strong>de</strong>s Konsistoriums.<br />

110 Und so muss die Orgel in relativ kurzer Zeit wie<strong>de</strong>r<br />

einsatzbereit gewor<strong>de</strong>n sein.<br />

Zwar ist in Karffs Schreiben die Re<strong>de</strong> <strong>von</strong> einem Kostenvoranschlag,<br />

und schließlich musste die Rechnung auch <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> bezahlt<br />

wer<strong>de</strong>n. Wir können aber über die Höhe <strong>de</strong>r Kosten lei<strong>de</strong>r keine Aussagen<br />

machen, weil diese Belege <strong>von</strong> uns bisher nicht gefun<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>n<br />

sind.<br />

107 Geilert, S. 46<br />

108 DH: <strong>Kirche</strong>nbuch <strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong> 1714-1769, S. 488 (2. Teil)<br />

109 a.a.O., S. 490 (2. Teil). Das Jahr 1882 gehört zwar nicht mehr zu diesem <strong>Kirche</strong>nbuch (Eintragungen<br />

<strong>de</strong>r Geburten und To<strong>de</strong>sfälle bis 1769), <strong>de</strong>nnoch steht obige Notiz <strong>von</strong> Pfarrer Karff unter<br />

<strong>de</strong>m Stichwort „Geschichtskalen<strong>de</strong>r“ in diesem <strong>Kirche</strong>nbuch.<br />

110 vgl. HStAM, Bestand 315 III, Nr. 3


Ausbesserungsarbeiten an <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> 53<br />

„1890 trat die Warme über, drang bis in die <strong>Kirche</strong> und in das Pfarrhaus, alles<br />

mit Schlamm be<strong>de</strong>ckend; doch nicht ganz so schlimm wie im Jahre 1853.“ 111<br />

1898 gab es Instandsetzungsarbeiten an <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>, die wahrscheinlich<br />

nicht die ersten waren. 112<br />

1924 wur<strong>de</strong> die Kugel an <strong>de</strong>r Kirchturmspitze mit Unterlagen gefüllt,<br />

z. B. mit einer Notiz über <strong>de</strong>n zu diesem Zeitpunkt jüngsten (Kurt<br />

Neumeyer) und über <strong>de</strong>n ältesten DorfbewohnerIn und vielen an<strong>de</strong>ren<br />

Informationen.<br />

„Vom 11. Juli bis 7. August (1927) Neumalung <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> (in <strong>Obermeiser</strong>)<br />

durch die Weissbin<strong>de</strong>r Göllner und Heer unter Anleitung <strong>von</strong> Kunstmaler ....<br />

Schlieghacke – Kassel. (Preis ca. 600 M). Während<strong>de</strong>ssen fan<strong>de</strong>n die Gottesdienste<br />

in <strong>de</strong>r Halle auf <strong>de</strong>m Friedhof statt. Am 7. August Einweihung <strong>de</strong>s Gotteshauses.“<br />

113<br />

„Zur Zeit (1948) gehen die Dach<strong>de</strong>ckerarbeiten am Kirchturm <strong>Obermeiser</strong> ihrem<br />

En<strong>de</strong> entgegen. Der obere (achteckige) Teil <strong>de</strong>s Turmes ist mit Schiefer aus Willingen<br />

völlig neu einge<strong>de</strong>ckt. Der Bretterbelag wur<strong>de</strong> fast durchweg dabei erneuert.<br />

Der untere Teil (vierseitig) wur<strong>de</strong> ausgeflickt, nur die Westseite völlig erneuert.<br />

Gleichfalls erfolgt Ergänzung einiger schadhafter Biberschwänze auf <strong>de</strong>m<br />

Kirchdach und Neuverstreichung. Das dringend nötige Neuein<strong>de</strong>cken <strong>de</strong>s Daches<br />

muß aus Geldmangel zurückgestellt wer<strong>de</strong>n. (Lei<strong>de</strong>r konnten diese Arbeiten<br />

durch die Ungunst <strong>de</strong>r Zeitverhältnisse und mangeln<strong>de</strong> Einsicht einiger weniger<br />

nicht vor <strong>de</strong>r Währungsreform durchgeführt wer<strong>de</strong>n; auch die Inneninstandsetzung<br />

<strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> unterblieb, da die Währungsreform <strong>de</strong>m Arbeitsbeginn zuvor<br />

kam; die Arbeiten wollte die Firma Müller u. Schalles in Kassel durchführen).<br />

<strong>Die</strong> Dach<strong>de</strong>ckerarbeiten besorgt die Firma Bönning in Hofgeismar. Finanzierung<br />

erfolgt durch die baulastpflichtige politische Gemein<strong>de</strong>.“ 114<br />

1950 erhielt die <strong>Kirche</strong> einen Heißluftofen für kalte Wintertage.<br />

Das <strong>Kirche</strong>ngebäu<strong>de</strong> selbst ist ein massiver Kalksteinbau, <strong>de</strong>ssen Eckrandsteine,<br />

Fenster- und Portalumrahmungen aus Sandstein das Ge-<br />

111 DH: <strong>Kirche</strong>nbuch <strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong> 1714-1769, S. 488 (2. Teil)<br />

112 Ritter, S. 64. Vgl. auch Überflutung <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> <strong>von</strong> 1853 (s.o.)<br />

113 EPfW: <strong>Kirche</strong>nchronik <strong>Obermeiser</strong> ab 1892 (Pf. Wittekind)<br />

114 EPfW: <strong>Kirche</strong>nchronik <strong>Obermeiser</strong> ab 1892 (Pf. Heldmann)


54<br />

Ausbesserungsarbeiten an <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong><br />

samtbild <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> <strong>de</strong>utlich beleben. Der mit Schiefer verklei<strong>de</strong>te<br />

Kirchturm allerdings vermittelt, ähnlich wie früher das Innengebäu<strong>de</strong>,<br />

<strong>de</strong>m Betrachter auch <strong>von</strong> außen ein eher düsteres Bild (siehe S. 6).<br />

Das Hauptportal <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> - Bild 20<br />

1962-1963 begann wie<strong>de</strong>r eine große Renovierung <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>. Ein<br />

Spezialkalk-Außenputz wur<strong>de</strong> auf das verwitterte Kalksteingemäuer<br />

aufgetragen, um das Innere vor <strong>de</strong>m Eindringen <strong>von</strong> Feuchtigkeit zu<br />

schützen.<br />

Aus Geldmangel konnten die Arbeiten erst 1965-1966 fortgesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n. <strong>Die</strong> <strong>Kirche</strong> bekam eine neue Bestuhlung und durch einen<br />

neuen Anstrich im Inneren mit verän<strong>de</strong>rter Farbgebung wur<strong>de</strong> sie zu<br />

einem helleren und freundlicheren Ort. 115<br />

Im Handbuch <strong>de</strong>s Heimatbun<strong>de</strong>s für Kurhessen, Wal<strong>de</strong>ck und Oberhessen<br />

III wird die <strong>Kirche</strong> im Jahre 1966 wie folgt beschrieben:<br />

„Predigtraum mit flacher Decke auf hoher Voute 116 oben und unten<br />

durch Profile gefasst. Im Westen Empore, im Osten <strong>de</strong>sgleichen, hier<br />

115 Gemein<strong>de</strong>brief Westuffeln – <strong>Obermeiser</strong>, Bericht <strong>von</strong> Marianne Wolff; vgl. auch u.a. Zeitungsausschnitt<br />

<strong>de</strong>r HNA vom 12.05.1966; vgl. auch EPfW: <strong>Kirche</strong>nchronik ab 1892 (Pf. Heldmann)<br />

116 Eine Voute ist eine dreieckförmige Abschrägung eines Auflagers, die Verbreiterung einer sonst<br />

gleichmäßig breiten Stütze unter <strong>de</strong>m Auflager am Übergang einer Säule o<strong>de</strong>r eines Pfeilers in eine<br />

Decke o<strong>de</strong>r eine Wand (Wikipedia 23.08.2009).


Ausbesserungsarbeiten an <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong><br />

Orgel mit 3-türigem Prospekt, geschnitzten Laubwerkrohren und<br />

Schleierbrettern.<br />

Freistehen<strong>de</strong>r Altartisch aus Holz. <strong>Die</strong> Kanzel: Fünfachteltyp mit Ecksäulchen<br />

auf Konsolen, auf kräftiger 8-kantiger Stütze und ebensolchem<br />

Fuß, <strong>de</strong>r Kanzel<strong>de</strong>ckel entspricht <strong>de</strong>r Rumpfform mit 5 Seiten<br />

<strong>de</strong>s Achtecks, <strong>de</strong>r reichprofilierte Rand trägt ornamentalen Besatz und<br />

Sägearbeit. Das Gestühl mit geschweiften Wangen ist in alter Form<br />

erhalten (Gestühl und Kanzel gleichzeitig, vielleicht 1649, Jahreszahl<br />

an Täfelung mit Inschrift).<br />

Fassa<strong>de</strong> in Bruchsteinen mit Werksteinkanteneinfassung (verputzt).<br />

Türen in Bretterverdoppelung aus <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>r Erbauung. Viereckiger<br />

Dachreiter mit welscher Haube, in <strong>de</strong>r Wetterfahne die Jahreszahl<br />

1771.“ 117<br />

<strong>Kirche</strong> mit Blick auf <strong>de</strong>n Altarraum mit Sakristei vor <strong>de</strong>r Renovierung im Jahre 1962/63<br />

- Bild 21<br />

117 Bleibaum, S. 180. Siehe auch Bild 20<br />

55


56<br />

Ausbesserungsarbeiten an <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong><br />

Zeitungsausschnitt aus <strong>de</strong>r Hessischen Allgemeinen vom 12.05.1966<br />

Weiter wur<strong>de</strong> eine Elektroheizung unter <strong>de</strong>n Fußleisten <strong>de</strong>r Bänke angebracht,<br />

die es später ermöglichte, <strong>de</strong>n häufig stark rauchen<strong>de</strong>n Heißluftofen<br />

gegenüber <strong>de</strong>r Kanzel wie<strong>de</strong>r auszubauen.<br />

Zusätzlich wur<strong>de</strong> die Sakristei vor <strong>de</strong>m Kanzelaufgang entfernt.


Ausbesserungsarbeiten an <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> 57<br />

Zeitungsausschnitt aus <strong>de</strong>r Hessischen Allgemeinen vom 18.05.1966<br />

Mit Hilfe <strong>von</strong> 8000 DM Spen<strong>de</strong>ngel<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> konnte man<br />

einen neuen Altar an Stelle <strong>de</strong>s alten, <strong>de</strong>r immer mit einem schwarzen<br />

Tuch verhüllt war, in Auftrag geben.<br />

<strong>Die</strong> Säulen dieses Altares waren Drechslerarbeit <strong>von</strong> Georg Schwarz<br />

aus <strong>Obermeiser</strong>. <strong>Die</strong> Tischplattenanfertigung und <strong>de</strong>r Zusammenbau<br />

lag in <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Schreinerei Neumeyer.<br />

Für <strong>de</strong>n Altar hatte man Holz und nicht Stein gewählt, weil es in <strong>de</strong>r<br />

Umgebung reichlich Holz gab und <strong>de</strong>r Altar so leichter zu bewegen<br />

war als ein steinerner.<br />

Ein neues Kreuz wur<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r Größe <strong>de</strong>s Altares angepasst, vom <strong>Kirche</strong>nvorstand<br />

angeschafft.


58<br />

Ausbesserungsarbeiten an <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong><br />

Der alte kleinere Altar, 1985 <strong>von</strong> Heinrich Wolff restauriert, schmückt<br />

heute zusammen mit <strong>de</strong>m alten Kreuz ohne Korpus (ohne Christusgestalt)<br />

<strong>de</strong>n Gemein<strong>de</strong>raum <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>. Pfarrer Heldmann hatte es 1947<br />

gestiftet. Im gleichen Jahr 1947 spen<strong>de</strong>te Georg Schwarz <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong><br />

zwei gedrechselte Holzleuchter. Der kleinere Altar mit Kreuz wird<br />

heute gelegentlich auch bei Gottesdiensten in <strong>de</strong>r Friedhofshalle und<br />

bei Andachten genutzt.<br />

1984 folgte eine weitere Renovierung nach <strong>de</strong>m Jahrhun<strong>de</strong>rthochwasser,<br />

das auch die <strong>Kirche</strong> wie<strong>de</strong>r einmal durchflutete. Der Fußbo<strong>de</strong>n<br />

war mit Schlamm be<strong>de</strong>ckt und musste <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Feuerwehr ausgespritzt<br />

wer<strong>de</strong>n. <strong>Die</strong> Feuchtigkeit war stark in die Wän<strong>de</strong> gezogen.<br />

„Mit einem Kostenaufwand <strong>von</strong> 26 000 DM ist die <strong>Kirche</strong> in <strong>Obermeiser</strong><br />

(1984) saniert wor<strong>de</strong>n. Der alte <strong>von</strong> Feuchtigkeit zersetzte Innenputz<br />

wur<strong>de</strong> abgeschlagen und durch einen neuen Spezialputz ersetzt.<br />

<strong>Die</strong> Wän<strong>de</strong> und Decke sind neu gestrichen wor<strong>de</strong>n. Der alte<br />

(Heißluft-) Ofen (<strong>von</strong> 1950, s.o.) wur<strong>de</strong> entfernt. Das faule Holzpo<strong>de</strong>st<br />

unter <strong>de</strong>n linken Bankreihen (wur<strong>de</strong>) abgerissen und entsprechend <strong>de</strong>r<br />

an<strong>de</strong>ren Seite mit Beton ausgefüllt. Durch <strong>de</strong>n Wegfall <strong>de</strong>s Ofens<br />

konnte <strong>de</strong>r Altarraum vergrößert wer<strong>de</strong>n. Der Anstrich <strong>de</strong>r Holzteile,<br />

Emporen, Orgel, Kanzel und Bänke soll(te) Anfang 1985 vorgenommen<br />

wer<strong>de</strong>n.“ 118<br />

Ein Platz zum Aufbewahren einiger Dokumente <strong>de</strong>s Ortes aus historischer<br />

Zeit ist häufig die Kugel auf <strong>de</strong>r Kirchturmspitze, <strong>de</strong>m „Wetterfahnenknopf“,<br />

wie sie einst <strong>von</strong> Lehrer Kurz genannte wur<strong>de</strong>. So auch<br />

in <strong>Obermeiser</strong>. <strong>Die</strong>se Kugel wur<strong>de</strong> während <strong>de</strong>r Renovierung <strong>de</strong>s <strong>Kirche</strong>ndaches<br />

1984 geöffnet, restauriert und sein Inhalt gesichtet und ergänzt.<br />

119<br />

Kugel auf <strong>de</strong>r Kirchturmspitze (siehe Bild 14)<br />

118 Gemein<strong>de</strong>brief Westuffeln – <strong>Obermeiser</strong>, Weihnachten 1985, S. 3<br />

119 Bericht <strong>de</strong>r HNA, Hofgeismarer Ausgabe vom 18.10.1984. Vgl. auch S. 53


HNA, Ausgabe Hofgeismar, vom18.10.1984<br />

Ausbesserungsarbeiten an <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> 59<br />

„Inhalt in <strong>de</strong>r Kassette in <strong>de</strong>r Kugel auf <strong>de</strong>r Kirchturmspitze in <strong>Obermeiser</strong>,<br />

(wie<strong>de</strong>r) eingelegt am Mittwoch, <strong>de</strong>m 17. Oktober 1984 um 12.30 Uhr<br />

1. Brief <strong>de</strong>s Pfarrers B. Wondrak<br />

2. Re<strong>de</strong> <strong>von</strong> R. Geilert als Vorsitzen<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>vertretung<br />

Cal<strong>de</strong>n zum Dorffest in <strong>Obermeiser</strong> 120<br />

3. Zusammenstellung <strong>von</strong> R. Geilert: „Politische Situation“ am<br />

17.10.1984<br />

4. Kurzchronik <strong>de</strong>r Schule <strong>Obermeiser</strong> <strong>von</strong> H. G. Dräger 121<br />

5. Zahlentabelle über <strong>Obermeiser</strong><br />

6. Bil<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Konfirman<strong>de</strong>n 1984<br />

7. Drei Bil<strong>de</strong>r vom Öffnen <strong>de</strong>s Turmknaufes (Kugel)<br />

8. Eine Postkarte vom Kirchplatz aus alter Zeit<br />

9. Abschrift <strong>de</strong>s Briefes <strong>de</strong>s Lehrers Kurz <strong>von</strong> 1924<br />

10. Originalliste <strong>de</strong>r Schüler <strong>von</strong> 1924<br />

11. Zeitungsausschnitt vom Dorffest (Hessisch Nie<strong>de</strong>rsächsische<br />

Allgemeine vom 09.10.1984)<br />

12. Gottesdienstprogramm zum Dorffest<br />

13. Zeitungsausschnitt <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Gol<strong>de</strong>nen Konfirmation<br />

(HNA 3.10.84)<br />

14. Gemein<strong>de</strong>brief <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong><br />

120 Geilert, S. 149 ff<br />

121 a.a.O., S. 139 ff


60<br />

Ausbesserungsarbeiten an <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong><br />

15. Gottesdienstprogramm: Erntedank und Gol<strong>de</strong>ne Konfirmation<br />

16. Werbeschrift Cal<strong>de</strong>n<br />

17. „Rund um <strong>de</strong>n Flughafen“, Nr. 40 vom 5.10.1984<br />

18. Kopie vom Knauf-Fund aus „Rund um <strong>de</strong>n Flughafen“<br />

19. Eine Tageszeitung vom 16.10.1984 (HNA = Hessisch-<br />

Nie<strong>de</strong>rsächsische Allgemeine)<br />

20. Drei alte Münzen und vier alte Geldscheine aus <strong>de</strong>m Fund im<br />

Knauf <strong>von</strong> 1924<br />

21. Münzen: 2-Mark-Stück + 5-Mark-Stück (alt),<br />

neue Münzen: 1 Pf., 2 Pf., 5 Pf., 10 Pf. (= 1 Groschen),<br />

50 Pf., 1 DM (Deutsche Mark), 5 DM“ 122<br />

Bei <strong>de</strong>r letzten Renovierung (2001-2003) erfolgte eine neuerliche Trockenlegung.<br />

1965/66 angebrachter Außenanstrich und Putz wur<strong>de</strong>n<br />

wie<strong>de</strong>r vollständig entfernt, und ein neuer Putz soll Atmungsaktivität<br />

garantieren.<br />

Grund <strong>de</strong>r Arbeiten war Feuchtigkeit, die im nicht isolierten Fundament<br />

im Mauerwerk hoch steigen konnte. Der alte, nicht atmungsaktive<br />

Außenputz hielt die Feuchtigkeit im Inneren fest. Dadurch hatte er<br />

zur Schimmelbildung im <strong>Kirche</strong>ngebäu<strong>de</strong> beigetragen.<br />

Ein neues Heizsystem (Pellet-Heizung) sollte durch dauern<strong>de</strong> Temperierung<br />

die <strong>Kirche</strong> austrocknen. Heizrohre wur<strong>de</strong>n im Fußbo<strong>de</strong>n und<br />

in <strong>de</strong>n Wän<strong>de</strong>n verlegt.<br />

<strong>Die</strong> gesamten Innenwän<strong>de</strong>, Holzverkleidungen und die Ausstattungen<br />

bekamen eine neue Farbgebung. Das sanfte Blau <strong>de</strong>r Decke ist als<br />

Symbol für <strong>de</strong>n Himmel, das unendlich Weite, das Göttliche, zu verstehen.<br />

Der vertiefte Mittelgang wur<strong>de</strong> angehoben, die Ballustra<strong>de</strong>n entfernt<br />

und die Bänke nicht mehr im Fußbo<strong>de</strong>n verschraubt. Hierdurch ist es<br />

möglich, die Bänke in <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> umzustellen und so das <strong>Kirche</strong>ngebäu<strong>de</strong><br />

bei Festveranstaltungen mit einzubeziehen.<br />

In ihm scheut man sich heute nicht, zu lachen, zu klatschen und fröhlich<br />

zu sein. Menschen sind eingela<strong>de</strong>n, miteinan<strong>de</strong>r Gottes Wort zu<br />

hören, Gott zu loben, miteinan<strong>de</strong>r zu essen und Gemeinschaft zu erleben,<br />

aber auch zu meditieren und zum stillen Gebet.<br />

Mit <strong>de</strong>r alten, im Zug <strong>de</strong>r Renovierung restaurierten „Heeren“-Orgel<br />

aus <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts besitzen wir ein Kleinod in unserer<br />

122 Geilert, S. 155


Ausbesserungsarbeiten an <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong><br />

<strong>Kirche</strong>, das <strong>von</strong> Kennern geschätzt und <strong>von</strong> Könnern auch gern bei<br />

kleinen Konzerten zum Erklingen gebracht wird. <strong>Die</strong> Renovierung<br />

kostete damals 70 000 €, <strong>von</strong> <strong>de</strong>nen 22 000 € als Spen<strong>de</strong>n <strong>von</strong> Gemein<strong>de</strong>glie<strong>de</strong>rn<br />

aufgebracht wor<strong>de</strong>n sind. Möglicherweise wur<strong>de</strong> die<br />

Orgel mit <strong>de</strong>m <strong>Kirche</strong>nneubau 1771 angeschafft, und man kann annehmen,<br />

dass sie beim Eröffnungsgottesdienst erstmals zu hören war.<br />

Orgelpfeifen <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>norgel aus <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s 18. Jh. (Heeren-Orgel) - Bild 22<br />

<strong>Die</strong> Möglichkeit, bei dieser Renovierung die Grundmauern zu untersuchen<br />

(als <strong>de</strong>r Fußbo<strong>de</strong>n teilweise geöffnet war) und hieraus Rückschlüsse<br />

auf <strong>de</strong>n Standort o<strong>de</strong>r die Größe einer früheren <strong>Kirche</strong> zu<br />

ziehen, konnte lei<strong>de</strong>r aus Sachzwängen nicht realisiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Bernd Lange hatte 2003 (während <strong>de</strong>s Irakkrieges) einen großen Kerzenleuchter<br />

für eine Kerze gedrechselt, die zu Frie<strong>de</strong>nsgebeten und für<br />

Frie<strong>de</strong>n, Gerechtigkeit und zur Bewahrung <strong>de</strong>r Schöpfung entzün<strong>de</strong>t<br />

wur<strong>de</strong>. Heute trägt dieser die Osterkerze.<br />

Zu Beginn <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts wur<strong>de</strong>n vom <strong>Kirche</strong>nvorstand eine<br />

Messing-Kanne und eine Messing-Taufschale erworben. <strong>Die</strong> Schale<br />

enthält die Inschrift „Lasset die Kindlein zu mir kommen.“<br />

61


62<br />

Der Friedhof, Bauten und Verän<strong>de</strong>rungen<br />

12. Der Friedhof, Bauten und Verän<strong>de</strong>rungen<br />

Der Friedhof wan<strong>de</strong>lte sich ebenso im Laufe <strong>de</strong>r Zeit. Ursprünglich<br />

war es (wie allgemein üblich) ein Kirchhof, er lag also direkt an <strong>de</strong>r<br />

<strong>Kirche</strong>. Es ist nicht genau belegt, wann er verlegt wur<strong>de</strong>. Der <strong>von</strong><br />

Bach angegebene Zeitpunkt 1770 123 scheint nicht korrekt zu sein, da<br />

Pfarrer Karff 1866 in seiner <strong>Kirche</strong>nchronik notiert:<br />

„Der Totenhof zu <strong>Obermeiser</strong> liegt fern <strong>von</strong> <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> am nordwestlichen En<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>s Dorfes auf einer Anhöhe; es befin<strong>de</strong>t sich auf <strong>de</strong>mselben eine aus Holz und<br />

Fachwerk bestehen<strong>de</strong> Halle, und <strong>de</strong>rselben gegenüber ein im Jahre 1742 erbautes<br />

o<strong>de</strong>r erneuertes Häuschen, worin die Leichenpredigten gehalten wer<strong>de</strong>n.“ 124<br />

Lei<strong>de</strong>r haben we<strong>de</strong>r Bach noch Karff die <strong>von</strong> ihnen angegebenen Jahre<br />

durch Quellen belegt.<br />

Allerdings existieren in <strong>de</strong>n <strong>Kirche</strong>nrechnungen <strong>von</strong> 1742 und 1743<br />

Kostenbelege für das Predigerhäuschen (1742) und das Canzelhäuschen<br />

(1743) das wohl dasselbe bezeichnen soll (s.u.). 125 Weitere Kostenrechnungen<br />

für <strong>de</strong>n Friedhof o<strong>de</strong>r die Friedhofshalle konnten wir<br />

bisher nicht fin<strong>de</strong>n.<br />

Auf die o.a. <strong>Kirche</strong>nrechnungs-Quellen hat sich wohl die Feststellung<br />

<strong>von</strong> Karff bezüglich <strong>de</strong>s Predigerhäuschens bezogen. Und es ist kaum<br />

anzunehmen, dass das Predigerhäuschen noch vor <strong>de</strong>r Anlage <strong>de</strong>s<br />

neuen Friedhofes erstellt wur<strong>de</strong>, da es keinem sonstigen Zwecke diente.<br />

Zu<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong> es nicht gebraucht, solange <strong>de</strong>r Friedhof noch an <strong>de</strong>r<br />

<strong>Kirche</strong> lag, weil zu vermuten ist, dass die Totenpredigten in <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong><br />

stattfan<strong>de</strong>n. Zwar kann man da nicht ganz sicher sein, weil es auch<br />

vorgekommen ist, dass eine Friedhofskapelle schon mal direkt neben<br />

eine <strong>Kirche</strong> gebaut wur<strong>de</strong>. 126 Aber für <strong>de</strong>n Fall <strong>Obermeiser</strong> ist das<br />

sehr unwahrscheinlich, und ein Predigerhäuschen ist auch keine<br />

Friedhofskapelle. Schließlich wird in <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>nrechnung <strong>von</strong> 1742<br />

zwischen <strong>de</strong>m Kirchhof und <strong>de</strong>m Totenhof unterschie<strong>de</strong>n. Man kann<br />

vermuten, dass das Gräberfeld <strong>de</strong>s Kirchhofes nahe <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> nach<br />

Fertigstellung <strong>de</strong>r Friedhofs-Neuanlage am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Dorfes vorläufig<br />

durch eine Schranke separiert wur<strong>de</strong> (s.u.), und dass mit „Todtenhof“<br />

<strong>de</strong>r neu angelegte Friedhof gemeint ist.<br />

Demzufolge müsste <strong>de</strong>r Friedhof schon min<strong>de</strong>stens ab 1742, möglicherweise<br />

noch früher <strong>von</strong> <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> nach außerhalb verlegt wor<strong>de</strong>n<br />

123 vgl. Bach, S. 258<br />

124 EPfW: <strong>Kirche</strong>nchronik <strong>Obermeiser</strong> ab1828 (Pf. Karff)<br />

125 EPfW: <strong>Kirche</strong>nrechnungen <strong>von</strong> 1742 und 1743<br />

126 Mündliche Information <strong>von</strong> Pfarrer Wischnath (2009)


Der Friedhof, Bauten und Verän<strong>de</strong>rungen<br />

sein. Der Zeitpunkt <strong>de</strong>r Fertigstellung <strong>de</strong>r ersten (offenen) Friedhofshalle<br />

ist uns (noch) nicht bekannt.<br />

Thlr | Alb | Hlr<br />

1742, pag. 15 – (Geldbeträge siehe obiges Original)<br />

Ausgaben verbauett in <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>n und Pfarrhause<br />

...<br />

Den Sägeschnittern, ein Holz zum Predigthäuschen aufm Todtenhoft zu schnei<strong>de</strong>n<br />

gegeben.<br />

Dem Tyröler das Prdigthäusgen zu untermauern und die Wän<strong>de</strong> mitt Dicksteinen<br />

zuzumachen gegeben.<br />

Vor einen Umläufer und Zweyschlagbaum vor <strong>de</strong>m Kirchhof zu verfertigen.<br />

...<br />

...<br />

...<br />

...<br />

Den Zimmerleuten das Predigthäusgen aufm Todtenhoft zu zimmern.<br />

63


64<br />

Der Friedhof, Bauten und Verän<strong>de</strong>rungen<br />

1743, pag. 16 – (Geldbeträge siehe obiges Original)<br />

Ausgaben verbauet<br />

...<br />

...<br />

...<br />

Dem Schreiner, weil er das Cantzelhäuschen auf <strong>de</strong>m Todtenhoft mit <strong>Die</strong>len ge<strong>de</strong>ckt<br />

und sonst zurecht gemacht.<br />

Das Predigerhäuschen diente <strong>de</strong>m Pfarrer bei schlechtem und wahrscheinlich<br />

auch bei gutem Wetter. Wenn die Gemein<strong>de</strong> sich in <strong>de</strong>r<br />

damals noch offenen ersten Friedhofshalle versammelt hatte, konnte<br />

er aus einem gegenüberliegen<strong>de</strong>n, etwas geschützten Bereich, <strong>de</strong>m<br />

Kanzelhäuschen, seine Predigt abhalten.<br />

Nach <strong>de</strong>r Neuanlage <strong>de</strong>s Friedhofes am Westen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Dorfes hat man<br />

bis heute und wohl auch noch weit in die Zukunft genügend Platz zur<br />

Verfügung für neue Gräber.<br />

<strong>Die</strong> Friedhofshalle, die für Beerdigungen vorgesehen war, wur<strong>de</strong> in<br />

<strong>de</strong>r Weimarer Zeit, also irgend wann nach 1918, einmal nicht mit Verstorbenen,<br />

son<strong>de</strong>rn mit jungen Schülerinnen und Schülern gefüllt, die<br />

aus Platzmangel eine kurze Zeit dort, anstatt in <strong>de</strong>m Schulgebäu<strong>de</strong>, ihrem<br />

Unterricht nachgehen mussten. 127<br />

127 Nach einem mdl. Erinnerungsbericht <strong>von</strong> Fritz Lan<strong>de</strong>feld (2009). Er hat dies als Schüler erlebt.


Der Friedhof, Bauten und Verän<strong>de</strong>rungen<br />

Für die Jahre <strong>de</strong>r Evakuierten- und Flüchtlingsströme in und nach <strong>de</strong>m<br />

3. Reich war die Halle nicht mehr groß genug. Daher wur<strong>de</strong> 1949 ein<br />

neues, geschlossenes Haus nahe <strong>de</strong>m alten Standort gebaut, das <strong>de</strong>n<br />

gewachsenen Ansprüchen gerecht wer<strong>de</strong>n konnte.<br />

Ehemaliges Predigerhäuschen<br />

- Bild 23<br />

Friedhofshalle nach 1949 - Bild 24<br />

„<strong>Die</strong> (neue)Leichenhalle auf <strong>de</strong>m Friedhof wur<strong>de</strong> nötig, weil nach <strong>de</strong>m Einströmen<br />

<strong>de</strong>r Evakuierten und Flüchtlinge vielfach nicht noch die Möglichkeit bestand,<br />

die Leichen bis zur Beerdigung in <strong>de</strong>n Wohnungen aufzubahren. <strong>Die</strong> Anregung<br />

zum Bau <strong>von</strong> Leichenhallen wur<strong>de</strong> auf einer Versammlung <strong>de</strong>r Bürgermeister<br />

schon vor <strong>de</strong>r Währungsreform vom Landrat ausgesprochen. Der ursprüngliche<br />

Plan, in die vorhan<strong>de</strong>ne offene Friedhofshalle eine Leichenhalle ein-<br />

zubauen, erwies sich nach einstimmiger Meinung <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Friedhofsversammlung<br />

als undurchführbar, jedoch verzögerte sich die Ausführung <strong>de</strong>s bereits<br />

im November 1947 beschlossenen Baus einer eigenen Leichenhalle dadurch,<br />

dass <strong>de</strong>r ehemalige Bürgermeister im Gegensatz zu <strong>de</strong>m gemeinsamen Beschluß<br />

einen Neubau <strong>de</strong>r vorhan<strong>de</strong>nen Halle ablehnte, <strong>de</strong>r die unter Denkmalschutz<br />

stehen<strong>de</strong> Halle völlig verän<strong>de</strong>rt hätte und vor allen Dingen praktisch aus vielen<br />

Grün<strong>de</strong>n unzweckmäßig gewesen wäre.<br />

<strong>Die</strong> Zeichnung für einen Kompromissauftrag (Einbau) wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>m Lan<strong>de</strong>skonservator<br />

durch die Bummelei <strong>de</strong>s vom Bürgermeister beauftragten Architekten<br />

nie vorgelegt. So kam die Währungsreform. Und nun sah sich die Gemein<strong>de</strong> nach<br />

diesen unheilsamen Verzögerungen genötigt, zu ungleich ungünstigeren Bedingungen<br />

die Halle zu bauen.<br />

Der Entwurf zu <strong>de</strong>r heute stehen<strong>de</strong>n Leichenhalle stammt im wesentlichen <strong>von</strong><br />

mir (Heldmann) selbst, ist freilich vom Architekten (Kreishochbauamt; Architekt<br />

Evers nun Lan<strong>de</strong>skonservator) überarbeitet und sachgemäß ausgearbeitet wor-<br />

65


66<br />

Der Friedhof, Bauten und Verän<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>n. In Anlehnung an die vorhan<strong>de</strong>nen Anlagen, die zwar <strong>de</strong>r Erneuerung bedürfen,<br />

aber erhalten wer<strong>de</strong>n sollen, wur<strong>de</strong> eine Dachführung gewählt. Es war<br />

vorgesehen, im rückwärtigen Teil <strong>de</strong>r Leichenhalle die Totenbahre und das<br />

Friedhofsgerüst unterzubringen, zugänglich durch einen eigenen Eingang auf<br />

<strong>de</strong>r Rückseite.<br />

<strong>Die</strong>sem neuen genehmigten Plan gegenüber wur<strong>de</strong> nach <strong>de</strong>r Tagung <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>versammlung<br />

auch <strong>de</strong>r Einwand entgegen gehalten, damit wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>r eigentliche<br />

Raum <strong>de</strong>r Leichenhalle zu klein (es war aber nur eine ganz geringe Tiefe für<br />

<strong>de</strong>n Geräteraum vorgesehen gewesen!), da man da<strong>von</strong> re<strong>de</strong>te, es müsse doch später<br />

ein Leichenwagen angeschafft wer<strong>de</strong>n und in <strong>de</strong>n Schuppen dafür könnten<br />

die Geräte kommen, gab ich nach. So ist die Leichenhalle selbst eine Kleinigkeit<br />

geräumiger gewor<strong>de</strong>n als nötig war für eine Halle, die ausschließlich <strong>de</strong>r Aufbahrung<br />

dient, doch hat auch das seinen Vorteil.<br />

Man wird nur darauf achten müssen, dass die Geräte we<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Leichenhalle<br />

noch (auf die ... ) in <strong>de</strong>m bisherigen Verschlag <strong>de</strong>r offenen Friedhofshalle verbleiben.<br />

Der Bau wur<strong>de</strong> 1949 erstellt. Für <strong>de</strong>n Sandsteinsockel verwen<strong>de</strong>te man<br />

Steine <strong>von</strong> einem abgerissenen Gemein<strong>de</strong>-Backhaus. <strong>Die</strong> Einweihung fand am<br />

Totensonntag 1949 statt.“ 128<br />

Gut 20 Jahre später war auch diese Lösung nicht mehr zeitgerecht.<br />

1972 wur<strong>de</strong> eine neue Halle wie<strong>de</strong>r nahe <strong>de</strong>m Standort <strong>de</strong>r alten erbaut<br />

129 , die noch heute (2009) ihren Zweck erfüllt, obgleich bei manchen<br />

großen Beerdigungen auch hier nicht für alle Trauergäste im Inneren<br />

ausreichend Platz ist.<br />

Neue Friedhofshalle - Bild 25<br />

Ehemaliges Relief eines<br />

Soldaten am Krieger<strong>de</strong>nkmal<br />

- Bild 26a<br />

Krieger<strong>de</strong>nkmal auf <strong>de</strong>m<br />

Friedhof - Bild 26<br />

128 EPfW: <strong>Kirche</strong>nchronik <strong>Obermeiser</strong> ab 1892 (Pf. Heldmann)<br />

129 vgl. Geilert, S. 143; dies wur<strong>de</strong> auch <strong>von</strong> Richard Hold, Bürgermeister <strong>von</strong> 1946-1947 und <strong>von</strong><br />

<strong>de</strong>m heute 98-jährigen Senior <strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong>, Fritz Lan<strong>de</strong>feld, mündlich bestätigt (2009).


Der Friedhof, Bauten und Verän<strong>de</strong>rungen<br />

Gleich in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>s Haupteinganges zum Friedhof befin<strong>de</strong>t sich<br />

ein Krieger<strong>de</strong>nkmal zur Erinnerung an die Gefallenen <strong>de</strong>r Jahre 1914-<br />

1918 und 1939-1945.<br />

Das Denkmal wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r „Weimarer Zeit“ für die Gefallenen <strong>de</strong>s<br />

1. Weltkrieges erstellt. Auf <strong>de</strong>r im Bild abgebil<strong>de</strong>ten Seite stehen die<br />

Namen <strong>de</strong>r Gefallenen <strong>de</strong>s 1. Weltkrieges. Auf <strong>de</strong>r Hinterseite trug<br />

das Denkmal als Relief einen in Stein gehauenen Soldaten.<br />

Nach <strong>de</strong>m 2. Weltkrieg wur<strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>r Gefallene beklagt. Man meißelte<br />

auch ihre Namen auf eine Steinplatte. Sie sollte die an<strong>de</strong>re Seite<br />

<strong>de</strong>s Denkmales schmücken. Um sie aber dort anbringen zu können,<br />

musste das Relief <strong>de</strong>s an dieser Stelle vorhan<strong>de</strong>nen Soldaten erst abgemeißelt<br />

wer<strong>de</strong>n. Bild 26a zeigt <strong>de</strong>n ursprünglich dargestellten Soldaten,<br />

<strong>de</strong>r lei<strong>de</strong>r nicht mehr hergerichtet wer<strong>de</strong>n kann. 130<br />

Das Denkmal wur<strong>de</strong> zur Erinnerung an Menschen gebaut, die im<br />

Glauben gestorben sind, die Heimat zu verteidigen. Menschen, die gelegentlich<br />

sogar an<strong>de</strong>re angegriffen haben in <strong>de</strong>r Überzeugung, sie<br />

hätten Anspruch auf mehr Lebensraum o<strong>de</strong>r gar das Recht, an<strong>de</strong>re zu<br />

beherrschen. In <strong>de</strong>n letzten bei<strong>de</strong>n Kriegen sind sie gänzlich wi<strong>de</strong>rlegt<br />

wor<strong>de</strong>n .<br />

Sind diese Soldaten umsonst gestorben? – Ich glaube, nein. Waren es<br />

doch sicherlich auch diese schrecklichen Kriegserlebnisse, die uns die<br />

Augen geöffnet haben.<br />

<strong>Die</strong> Bibelworte „du sollst <strong>de</strong>inen Nächsten lieben wie dich selbst“ erweisen<br />

sich hier als heilsam. Heute in einem vereinten Europa wissen<br />

wir endlich, dass die (vom Staat) uns eingere<strong>de</strong>ten Fein<strong>de</strong> (man <strong>de</strong>nke<br />

nur an <strong>de</strong>n „Erzfeind“ Frankreich) gar nicht unsere Fein<strong>de</strong> sind, son<strong>de</strong>rn<br />

Menschen „wie du und ich“. – Ja, dafür können wir dankbar sein,<br />

wenn auch die Gefallenen dies selbst nicht mehr erleben durften.<br />

Kleine Konfirman<strong>de</strong>ngeschichte <strong>von</strong> einem, <strong>de</strong>r nicht genannt sein möchte<br />

Ein Ortseinwohner war Orgel-Blasebalgtreter während <strong>de</strong>r<br />

Gottesdienste. Nun verlief <strong>de</strong>r Weg <strong>de</strong>r Luft vom Blasebalg<br />

zur Orgel durch ein Kästchen, das mit einem Stöpsel geschlossen<br />

war, <strong>de</strong>r im Laufe <strong>de</strong>r Jahre an Dichtigkeit verloren<br />

hatte. Der Blasebalgtreter hatte die undichte Stelle mit<br />

130 Nach mündlichen Informationen <strong>von</strong> Helmut Schopf, <strong>de</strong>rzeit Ortsvorsteher (2010)<br />

67


68<br />

Der Friedhof, Bauten und Verän<strong>de</strong>rungen<br />

einem Lappen abgedichtet. Wenn nun gera<strong>de</strong> während <strong>de</strong>s<br />

Gottesdienstes die Orgel nicht ertönen musste, setzte sich <strong>de</strong>r<br />

Blasebalgtreter etwas abseits <strong>von</strong> <strong>de</strong>m Blasebalg. Somit<br />

verlor er ihn aus <strong>de</strong>n Augen, nichts Böses ahnend.<br />

<strong>Die</strong> Konfirman<strong>de</strong>n, die natürlich <strong>de</strong>m Gottesdienst nicht so<br />

hingebend lauschten, langweilten sich gelegentlich. Es<br />

musste etwas getan wer<strong>de</strong>n. Also entfernte man <strong>de</strong>n Lappen<br />

vom Stöpsel. Wie wun<strong>de</strong>rte sich <strong>de</strong>r Blasebalgtreter<br />

anschließend, als die Orgelklänge sich verlangsamten und<br />

schließlich ganz zum Erliegen kamen, obgleich er <strong>de</strong>n Blasebalg<br />

doch kräftig trat.<br />

Von dieser Zeit an hatten Konfirman<strong>de</strong>n Aufenthaltsverbot<br />

auf <strong>de</strong>r Empore.<br />

13. Beispiele <strong>von</strong> Presbyterialprotokollen<br />

Als Presbyter (= Ältester) bezeichnete man früher die <strong>Kirche</strong>nältesten.<br />

Es waren in <strong>de</strong>r Regel 3 Gemein<strong>de</strong>mitglie<strong>de</strong>r, die in öffentlicher Wahl<br />

in <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> in das Amt <strong>de</strong>s <strong>Kirche</strong>nvorstan<strong>de</strong>s (damals Presbyterium)<br />

gewählt wur<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>m Pfarrer beratend und auch mitentschei<strong>de</strong>nd<br />

zur Seite stan<strong>de</strong>n.<br />

Bis etwa 1886 war, abgesehen <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Erfassung <strong>de</strong>r Konfirman<strong>de</strong>n,<br />

die wichtigste Aufgabe <strong>de</strong>r Presbyter, über <strong>de</strong>n Lebenswan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r<br />

Gemein<strong>de</strong>mitglie<strong>de</strong>r zu wachen. Hierbei ging es vordringlich um „außereheliche<br />

Unzucht“, die als Sün<strong>de</strong> empfun<strong>de</strong>n und gelegentlich mit<br />

<strong>de</strong>m Verbot belegt wur<strong>de</strong>, am heiligen Abendmahl teilnehmen zu dürfen,<br />

sofern man sich nicht reuig und bußfertig zeigte. In Verdacht stehen<strong>de</strong><br />

Personen konnten vor das Presbyterium gela<strong>de</strong>n und dort verhört<br />

wer<strong>de</strong>n. Nach Reue und Bußbereitschaft erteilte <strong>de</strong>r Pfarrer Absolution.<br />

„Einen <strong>Kirche</strong>nvorstand als Leitungsorgan <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong> in<br />

unserem heutigen Sinn gibt es erst seit 1886. In jenem Jahr wur<strong>de</strong><br />

durch <strong>de</strong>n preußischen Staat im damals so genannten ‚Konsistorialbezirk<br />

Kassel’ eine ‚Presbyterial- und Synodalordnung’ eingeführt, welche<br />

die hessische Presbyterial-Ordnung <strong>von</strong> 1658 ablöste. <strong>Die</strong> neue<br />

‚Presbyterial- und Synodalordnung’ führte – wenn auch immer noch


Beispiele <strong>von</strong> Presbyterialprotokollen<br />

unter staatlicher Oberaufsicht – eine kirchliche Selbstverwaltung ein,<br />

die es in <strong>de</strong>r hessischen evangelischen <strong>Kirche</strong> zuvor so nicht gegeben<br />

hatte.“ 131 Beispiele <strong>von</strong> Presbyterialprotokollen:<br />

Presbyterialsitzung Aetum <strong>Obermeiser</strong><br />

<strong>de</strong>n 29 ten Decembr. 1788<br />

Wur<strong>de</strong> Anna Margaretha XXXXXXX aus Oberlistingen, welche als Magd bey <strong>de</strong>m hiesigen<br />

Wirth Joh. Christoph XXXX dienet, vor das presbyterium gefor<strong>de</strong>rt, weil sie berüchtigt<br />

war, dass sie in Unpflichten schwanger sey, sie erschien auch und wur<strong>de</strong> also<br />

gefragt:<br />

1. ob sie schwanger sey?<br />

Antwort: Nein, nach ihrer meynung, sey sie nicht schwanger.<br />

<strong>Die</strong>weil aber doch <strong>de</strong>r Verdacht <strong>de</strong>r Schwangerschaft stark ward, so wird die<br />

hiesige Hebamme gerufen, um sie zu besichtigen, darob sie dieselbe für schwanger<br />

hielt;<br />

<strong>Die</strong>ses wur<strong>de</strong> also hiermit zu protocoll genommen, so geschehen, ut supra<br />

H. C. Fülling, Pfarrer<br />

Johan Conrad Himmelmann <strong>Kirche</strong>neltester<br />

Johann Christoph Holdt Sen <strong>Kirche</strong>neltester<br />

Henricus Gabell <strong>Kirche</strong>neltester<br />

131 Wischnath, S. 57<br />

69


70<br />

Beispiele <strong>von</strong> Presbyterialprotokollen<br />

Aetum <strong>Obermeiser</strong><br />

<strong>de</strong>n 12 ten Jan. 1789<br />

Erschienen Anna Margaretha XXXXXX aus Oberlistingen, die als Magd alhier bey<br />

<strong>de</strong>m Wirth Joh. Christoph XXXX gedient, vor <strong>de</strong>m hiesigen presbyterio, ihre in Unpflichten<br />

geschehene Schwängerung anzuzeigen. Sie wur<strong>de</strong> also gefragt<br />

1. ob sie schwanger sey.<br />

Antwort: Ja.<br />

2. Wer sie geschwängert habe?<br />

Antwort: Jost Henrich XXXX alhier, Soldat bey <strong>de</strong>r ersten Gar<strong>de</strong>.<br />

3. Wo es geschehen sey<br />

Antwort: hier in loco, in obermeiser<br />

<strong>Die</strong>s ist die Erkänntnis und Aussage <strong>de</strong>r obenbenahmten Anna, welches hiermit ad<br />

protocoll genommen, so geschehen, ut supra<br />

Henr. C. Fülling, Pfarrer<br />

Johan Conrad Himmelmann <strong>Kirche</strong>neltester<br />

Johann Christoph Holdt Sen. <strong>Kirche</strong>neltester<br />

Henricus Gabell <strong>Kirche</strong>neltester


Presbyterialsitzung Aetum <strong>Obermeiser</strong><br />

<strong>de</strong>n 11 ten febr. 1789<br />

Beispiele <strong>von</strong> Presbyterialprotokollen<br />

Wur<strong>de</strong> Jost Henrich XXXX alhier, Soldat beym 2ten Regim. Gar<strong>de</strong> vor das presbyterium<br />

gefor<strong>de</strong>rt, um <strong>von</strong> ihm zu vernehmen, ob er das angeben <strong>de</strong>r Anna Marg. XXXXX,<br />

dass er sie in Unpflichten geschwängert habe, eingestehe, nach<strong>de</strong>m er nun erschien,<br />

wur<strong>de</strong> er gefragt<br />

1. ob er die die Anna Marg. XXXXXXX geschwängert habe.<br />

Antwort: Nein, er erwarte die Klage <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Dirne.<br />

<strong>Die</strong>ses wur<strong>de</strong> also hiermit ad protocoll genommen, so geschehen, ut supra<br />

Henr. C. Fülling<br />

Johann Christoph Holdt Sen <strong>Kirche</strong>neltester<br />

Henricus Gabell <strong>Kirche</strong>neltester 132<br />

132 EPfW: Presbyterialprotokolle 1786-1838, (Pf. Fülling)<br />

71


72<br />

Beispiele <strong>von</strong> Presbyterialprotokollen<br />

Erst in <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>s „<strong>Kirche</strong>nkampfes“ unter Bismarck än<strong>de</strong>rten sich<br />

auch die Aufgaben <strong>de</strong>r Presbyter. <strong>Die</strong> Überwachung <strong>de</strong>s Lebenswan<strong>de</strong>ls<br />

<strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>mitglie<strong>de</strong>r hatte eine immer geringere Be<strong>de</strong>utung,<br />

die Behandlung an<strong>de</strong>rer Fragen wur<strong>de</strong> wichtiger. Und dabei zeigte<br />

sich auch, dass die Presbyter nicht nur „ja-Sager“ waren.<br />

„Presbyterialsitzung No 4. Geschehen <strong>Obermeiser</strong>, <strong>de</strong>n 22. April 1874.<br />

Heute als am monatlichen Bettage machten die <strong>Kirche</strong>nältesten keine Anzeige;<br />

doch bemerkte <strong>de</strong>r Kichenälteste Hold, dass doch mal angemessen sei, wenn die<br />

über das bisher statt <strong>de</strong>s früher gelieferten Armenkornes vom Staate <strong>de</strong>n hiesigen<br />

Hausarmen ausgezahlte und durch das Presbyterium verteilte Geld vor kurzem<br />

getroffenen neuen Bestimmungen ins Protokoll aufgenommen wür<strong>de</strong>n, es geschah<br />

dies also:<br />

Wie aus <strong>de</strong>m Presbyterialprotokolle no.3/1873 zu ersehen ist, hatte das Presbyterium,<br />

weil das Ablösungscapital an die hiesige Gemein<strong>de</strong>kasse, nicht an die<br />

kirchliche Legatenkasse ausgezahlt wer<strong>de</strong>n sollte, <strong>de</strong>n Ablösungsvertrag nur bedingungsweise<br />

unterschrieben; darauf verlangte Königliche Regierung zu Kassel,<br />

dass diese Bedingung wi<strong>de</strong>rrufen wer<strong>de</strong>, worauf, als solches <strong>von</strong> <strong>de</strong>n <strong>Kirche</strong>nältesten<br />

abgelehnt wur<strong>de</strong>, auf Befehl Königlichen Landrathsamtes zu Hofgeismar<br />

vom 17. Februar 1874 über dieses Geld nachfolgen<strong>de</strong> Bestimmung festgesetzt<br />

und darauf erst vom Presbyterium die früher gestellte Bedingung zurückgenommen<br />

wur<strong>de</strong>.“ 133<br />

14. Aus <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>r früheren Pfarrer<br />

Wir erfahren an dieser Stelle etwas <strong>von</strong> <strong>de</strong>n Aufgaben, die frühere<br />

Pfarrer wahrnehmen mussten, die <strong>Obermeiser</strong> und Nie<strong>de</strong>rlistingen zu<br />

betreuen hatten.<br />

„Der hiesige Prediger hat außer <strong>de</strong>n gewöhnlichen <strong>Die</strong>nstgeschäften, die Sonntags-<br />

und monatlichen Bättags-Predigten, <strong>de</strong>n Confirman<strong>de</strong>nunterricht, die öffentlichen<br />

Catechisationen und die übrigen geistlichen Handlungen, so wie die<br />

vorschriftsmäßigen Schulbesuche, seine beson<strong>de</strong>ren Obliegenheiten; die Catefisationen<br />

wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Mutterkirche <strong>de</strong>s Nachmittags, auf <strong>de</strong>m Filial gleich nach<br />

<strong>de</strong>r Morgenpredigt gehalten, die Schulbesuche rauben <strong>de</strong>m Pfarrer, ...... viel<br />

Zeit.“ 134<br />

133 EPfW: Presbyterialprotokolle 1867-1908, (Pf. Karff)<br />

134 EPfW: Chronik <strong>Obermeiser</strong> ab 1928 (Pf. Fülling)


Aus <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>r früheren Pfarrer<br />

„Obliegenheiten <strong>de</strong>s Pfarrers.<br />

<strong>Die</strong>selben sind die gewöhnlichen einer Pfarrei mit 2 <strong>Kirche</strong>n. Der Pfarrgottesdienst<br />

beginnt um 8 und 11 Uhr; mit Früh- und Spätkirche wechseln die Orte<br />

ab; doch hat an <strong>de</strong>n ersten Feiertagen <strong>de</strong>r 3 hohen Feste stets <strong>Obermeiser</strong>, an <strong>de</strong>n<br />

zweiten Feiertagen dagegen, sowie am Confirmationstage und am jährlichen<br />

Bußtage Nie<strong>de</strong>rlistingen die Frühkirche. Den Nachmittagsgottesdienst hält an<br />

bei<strong>de</strong>n Orten <strong>de</strong>r Lector, außer zu <strong>Obermeiser</strong> an <strong>de</strong>njenigen Sonntagen, an welchen<br />

eine Trauung o<strong>de</strong>r Taufe in <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> zu halten ist. <strong>Die</strong>se Ministerialhandlungen<br />

wer<strong>de</strong>n nämlich herkömmlich im Nachmittagsgottesdienst vollzogen,<br />

abweichend vom Filiale, wo sie im Hauptgottesdienst verrichtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Der monatliche Bettag beginnt in <strong>Obermeiser</strong> um 8 Uhr, im Sommer auch mal<br />

früher, in Nie<strong>de</strong>rlistingen stets um 11 Uhr. Das heilige Abendmahl wird an bei<strong>de</strong>n<br />

Orten jährlich fünfmal gespen<strong>de</strong>t, nämlich an <strong>de</strong>n 3 hohen Festen, am Confirmationstag,<br />

und um Michaelis.<br />

Der Confirman<strong>de</strong>n-Unterricht wird nur zu <strong>Obermeiser</strong> ertheilt in <strong>de</strong>r Schulstube,<br />

und die Kin<strong>de</strong>r vom Filiale müssen dahin kommen. <strong>Die</strong> Katechisationen wer<strong>de</strong>n<br />

nach Vorschrift gehalten. – Wochenkirchen waren bisher nicht üblich. –<br />

In Betreff <strong>de</strong>r Begräbnisse ist zu bemerken, dass an bei<strong>de</strong>n Orten die sogenannten<br />

Singeleichen (ein Leichengottesdienst) noch eine Ehre sind, welche die Hinterbliebenen<br />

ihren Todten nicht gern vorenthalten; auch bei Kin<strong>de</strong>rleichen wird die<br />

Mitwirkung <strong>de</strong>s Pfarrers, welcher am Grabe ein langes Gebet spricht, erbeten;<br />

selten erfolgt eine stille Beisetzung.<br />

Bei Singeleichen, welche <strong>de</strong>s Morgens durch ein beson<strong>de</strong>res Geläute angezeigt<br />

wer<strong>de</strong>n, herrscht noch die alte Ordnung: Der Lehrer mit <strong>de</strong>n Schülern (die Mädchen<br />

ausgenommen) geht voran, nach<strong>de</strong>m vor <strong>de</strong>m Hause <strong>de</strong>s Verstorbenen einige<br />

Lie<strong>de</strong>rverse, welche bisweilen vom Verstorbenen selbst bestimmt waren, gesungen.<br />

........ welche sich stets sehr zahlreich einfin<strong>de</strong>t, da an bei<strong>de</strong>n Orten die bestehen<strong>de</strong><br />

Schützengesellschaft (ohne vom Pfarrer veranlasst zu sein) das Erscheinen<br />

zur Pflicht gemacht und unentschuldigtes Ausbleiben mit einer Geldstrafe<br />

zu Gunsten <strong>de</strong>r Schützenkasse belegt hat; darauf kommt <strong>de</strong>r Pfarrer, <strong>de</strong>m<br />

<strong>de</strong>r Sarg, welcher bei verheiratheten o<strong>de</strong>r bescholtenen Personen schmucklos <strong>von</strong><br />

Männern, bei unverheiratheten u. unbescholtenen Personen und Kin<strong>de</strong>rn mit<br />

Blumen und Kränzen geschmückt <strong>von</strong> Jünglingen getragen wird; ihm folgen die<br />

Hinterbliebenen und gela<strong>de</strong>nen Gäste, und diesen schließen sich die übrigen<br />

Frauen und Mädchen <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> an. So zieht <strong>de</strong>r Zug singend unter <strong>de</strong>m Geläute<br />

<strong>de</strong>r Glocken zum Todtenhofe.<br />

Ist das Begräbnis zu <strong>Obermeiser</strong> an einem Wochentage, so tritt die Gemein<strong>de</strong> sofort<br />

in die Halle und singt während <strong>de</strong>r Einsenkung <strong>de</strong>s Sarges <strong>de</strong>n Anfang <strong>de</strong>s<br />

73


74<br />

Aus <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>r früheren Pfarrer<br />

Lie<strong>de</strong>s: Begrabt <strong>de</strong>n Leib pp., während <strong>de</strong>r Pfarrer, welcher mit <strong>de</strong>n Leidtragen<strong>de</strong>n<br />

vorher an das Grab getreten war, in das Kanzelhäuschen geht, darauf die<br />

Predigt hält, die Personalien verliest und das vorgeschriebene Gebet betet; zuletzt<br />

wird <strong>de</strong>r Schluß <strong>de</strong>s obigen Lie<strong>de</strong>s gesungen.<br />

An einem Sonntage dagegen und zu Nie<strong>de</strong>rlistingen immer stellen sich alle ums<br />

Grab und gehen, nach<strong>de</strong>m während <strong>de</strong>r Einsenkung <strong>de</strong>s Sarges <strong>de</strong>r Anfang <strong>de</strong>s<br />

Grablie<strong>de</strong>s gesungen ist, in die <strong>Kirche</strong>, wo nach Absingung eines Eingangslie<strong>de</strong>s<br />

die Leichenfeier ganz nach obiger Art beendigt wird. <strong>Die</strong> Leichen <strong>de</strong>r zu Sieberhausen<br />

verstorbenen wer<strong>de</strong>n still bis zum Eingang <strong>de</strong>s Dorfes gebracht, dort vom<br />

Pfarrer und Küster, auf beson<strong>de</strong>ren Wunsch auch <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>, empfangen<br />

und auf <strong>de</strong>n Todtenhof geleitet.“ 135<br />

Je<strong>de</strong>r Pfarrer, <strong>de</strong>r eine Einstellung auf eine Planstelle wünschte, musste<br />

sich (je<strong>de</strong>nfalls noch bis 1918) schriftlich einverstan<strong>de</strong>n erklären<br />

mit einigen Grun<strong>de</strong>insichten, Grundvorstellungen, Arbeitsbedingungen<br />

und Verhaltensweisen, die <strong>von</strong> <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> in <strong>de</strong>r damaligen Zeit<br />

als unverzichtbar angesehen wur<strong>de</strong>n. 136 Inzwischen hat sich die Sicht<br />

<strong>de</strong>r evangelischen <strong>Kirche</strong> auch in diesen Fragen um einiges gewan<strong>de</strong>lt.<br />

135 EPfW: Chronik <strong>Obermeiser</strong> ab 1828 (Pf. Karff)<br />

136 LAK Beifügungen in Personalakten <strong>von</strong> Pfarrern um 1900


Aus <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>r früheren Pfarrer 75


76<br />

Aus <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>r früheren Pfarrer<br />

Unterschrift.


<strong>Die</strong> <strong>Kirche</strong> im 3. Reich<br />

Kleine Konfirman<strong>de</strong>ngeschichte <strong>von</strong> Mathil<strong>de</strong> Höhmann<br />

Wenn es draußen kalt war, gehörte es zu <strong>de</strong>n Aufgaben <strong>de</strong>r Konfirman<strong>de</strong>n,<br />

<strong>de</strong>n Kanonenofen anzuheizen.<br />

Im Herbst hatten in kluger Weitsicht manche Jungen kräftig<br />

Kastanien gesammelt. Wenn nun das Feuer im Ofen brannte und<br />

Herr Pfarrer Heldmann sich <strong>de</strong>m Konfirman<strong>de</strong>nraum näherte,<br />

wur<strong>de</strong>n flugs ein paar Kastanien in <strong>de</strong>n Ofen geworfen. Der<br />

Schreck bei Herrn Heldmann und die Freu<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>n Konfirman<strong>de</strong>n<br />

waren groß, wenn diese dann nach und nach platzten.<br />

15. <strong>Die</strong> <strong>Kirche</strong> im 3. Reich<br />

Wie überall in Deutschland, so gab es auch in <strong>Obermeiser</strong> während<br />

<strong>de</strong>s 3. Reiches unterschiedliches Verhalten. Pfarrer Heldmann berichtet<br />

<strong>von</strong> <strong>Kirche</strong>naustritten, sogar <strong>von</strong> Personen in kirchlichen Funktionen<br />

neben manchen an<strong>de</strong>ren.<br />

Man musste schon mal eine lange festgelegte Konfirmation verlegen,<br />

weil die politische Führung (mutwillig) die Hitlerjugend an solch einem<br />

Tag zu einer Son<strong>de</strong>rveranstaltung verpflichtete.<br />

Pfarrer Heldmann bekam in <strong>de</strong>n Jahren seines Militäreinsatzes oft an<br />

<strong>de</strong>n Wochenen<strong>de</strong>n Genehmigung, nach Hause zu kommen, um Gottesdienste<br />

zu halten, obwohl dort Vertretung für ihn vorgesehen war.<br />

„Zu Beginn <strong>de</strong>s Krieges kamen Evakuierte aus <strong>de</strong>m Saargebiet in unser Dorf. Sie<br />

wur<strong>de</strong>n herzlich aufgenommen. Ab 1. X. 1939 fan<strong>de</strong>n vierzehntägig in <strong>de</strong>r hiesigen<br />

<strong>Kirche</strong> mit Zustimmung <strong>de</strong>s <strong>Kirche</strong>nvorstan<strong>de</strong>s katholische Gottesdienste<br />

statt. Für <strong>de</strong>n katholischen Religionsunterricht gestattete ich Mitbenutzung <strong>de</strong>s<br />

Konfirman<strong>de</strong>nraumes. Auch ein Flüchtlingsehepaar wur<strong>de</strong> im Pfarrhaus aufgenommen,<br />

das zwar nicht zugewiesen war, aber da, wo es gewesen war, in Unfrie<strong>de</strong>n<br />

mit seinen Wirtsleuten geraten war. Das Verhältnis zwischen Einheimischen<br />

und Saarlän<strong>de</strong>rn verschlechterte sich überhaupt im Lauf <strong>de</strong>r Zeit. <strong>Die</strong><br />

Saarleute waren durch die Franzosen und nach <strong>de</strong>r Saarabstimmung, durch die<br />

Deutschen aus politischen Grün<strong>de</strong>n bevorzugt behan<strong>de</strong>lt wor<strong>de</strong>n. Nun kamen sie<br />

in eine weniger bevorzugte Gegend, zugleich in <strong>de</strong>n Beginn <strong>de</strong>r Lebensmittelbewirtschaftung.<br />

Hinzu kam <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Lebensstil zwischen Land- und Stadtbevölkerung.<br />

Der erfolgreiche Frankreichfeldzug been<strong>de</strong>te gleichfalls die Evakuierungszeit<br />

<strong>de</strong>r Saarlän<strong>de</strong>r.“ 137<br />

137 EPfW: <strong>Kirche</strong>nchronik <strong>Obermeiser</strong> ab 1892 (Pf. Heldmann)<br />

77


78<br />

<strong>Die</strong> <strong>Kirche</strong> im 3. Reich<br />

<strong>Die</strong> <strong>Kirche</strong> bemühte sich, mit Sammlungen <strong>de</strong>n Menschen <strong>de</strong>n Aufenthalt<br />

zu erleichtern. Es gab eine beachtliche Bereitschaft im Dorf, zu<br />

helfen.<br />

„Beson<strong>de</strong>rs seit 1943 strömten in zunehmen<strong>de</strong>m Maße Städter – aus <strong>de</strong>m Ruhrgebiet<br />

und aus Kassel – nach <strong>Obermeiser</strong>, um <strong>de</strong>n Bombenangriffen zu entgehen.<br />

Oft blieben die Männer in <strong>de</strong>n Städten und nur Frauen und Kin<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong>n ausgesie<strong>de</strong>lt.<br />

Nach <strong>de</strong>m Großangriff auf Kassel am 22. Oktober 1943, bei <strong>de</strong>m Tausen<strong>de</strong><br />

in Kassel umkamen, wur<strong>de</strong>n viele Ausgebombte nach <strong>Obermeiser</strong> evakuiert.<br />

Der Brand <strong>von</strong> Kassel in <strong>de</strong>r Nacht vom 22. zum 23. Oktober bewirkte einen<br />

starken Brandwind, <strong>de</strong>r selbst hier in <strong>Obermeiser</strong> noch <strong>de</strong>utlich auffiel. In<br />

jener Nacht kamen zwei Gemein<strong>de</strong>glie<strong>de</strong>r in Kassel um: Anna Hold 20 Jahre alt<br />

in Kassel in Stellung und die Tochter <strong>de</strong>s Lehrers Kurz, Margarete Saydler geb.<br />

Kurz, verheiratet in Kassel.<br />

<strong>Die</strong> Handwerker, die nicht Soldaten waren, mussten trotz ihres z.T. hohen Alters<br />

zu Instandsetzungsarbeiten <strong>de</strong>r beschädigten Häuser als Arbeitsverpflichtete<br />

nach Kassel fahren. Gegen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Krieges erschienen mehrfach feindliche<br />

Jagdflugzeuge und nahmen Fahrzeuge <strong>de</strong>r Landstraße, gelegentlich auch einzelne<br />

Personen, die auf <strong>de</strong>n Fel<strong>de</strong>rn arbeiteten unter Feuer. Durch Evakuierung<br />

kam 1943 die vierköpfige Familie Trischmann in das Pfarrhaus und die neunköpfige<br />

Familie meines Schwagers, Pfarrers Slenzka aus Kassel nebst Hausmädchen.“<br />

138<br />

1933 gewannen die „Deutschen Christen“ die <strong>Kirche</strong>nwahlen in <strong>de</strong>r<br />

ev. <strong>Kirche</strong>. Schon bald bil<strong>de</strong>te sich hierzu als Protestbewegung <strong>de</strong>r<br />

Pfarrernotbund, und 1934 spaltete sich diese Bewegung zusammen<br />

mit an<strong>de</strong>ren Gruppen zur Bekennen<strong>de</strong>n <strong>Kirche</strong> ab. <strong>Die</strong> Pfarrer Hochgrebe<br />

und Heldmann (<strong>von</strong> <strong>de</strong>n Vertretern ist nichts berichtet) gehörten<br />

mit viel Mut zu <strong>de</strong>nen, die sich offen gegen das 3. Reich stellten und<br />

sich <strong>de</strong>r Bekennen<strong>de</strong>n <strong>Kirche</strong> anschlossen. 139 Glücklicherweise hat<br />

das Schicksal unsere bei<strong>de</strong>n Pfarrer vor einer Verhaftung und damit<br />

vor <strong>de</strong>m Konzentrationslager bewahrt.<br />

16. <strong>Die</strong> Partnergemein<strong>de</strong> Haynsburg aus <strong>de</strong>r ehemaligen<br />

DDR Text <strong>von</strong> Marianne Wolff<br />

In <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>s geteilten Deutschlands, beson<strong>de</strong>rs nach <strong>de</strong>m Mauerbau,<br />

wur<strong>de</strong>n Kontakte <strong>von</strong> Ost- nach West<strong>de</strong>utschland immer schwieriger<br />

138 EPfW: <strong>Kirche</strong>nchronik <strong>Obermeiser</strong> ab 1892 (Pf. Heldmann)<br />

139 a.a.O.


<strong>Die</strong> Partnergemein<strong>de</strong> Haynsburg aus <strong>de</strong>r ehemaligen DDR<br />

und waren für manche Menschen ganz verboten. Als Antwort hierauf<br />

wur<strong>de</strong>n <strong>von</strong> kirchlicher Seite Partnerschaften zwischen ost- und west<strong>de</strong>utschen<br />

<strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong>n hergestellt. Für <strong>Obermeiser</strong> war es die<br />

Partnergemein<strong>de</strong> Haynsburg im Kreis Zeitz. In diesem Kirchspiel waren<br />

sechs <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong>n zusammengefasst: Schkauditz, Ossig,<br />

Salsitz, Haynsburg, Breitenbach und Schellbach.<br />

In je<strong>de</strong>r dieser <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong>n gab es nur wenig offizielle Gemein<strong>de</strong>glie<strong>de</strong>r.<br />

Viele waren aus Angst vor Nachteilen aus <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong><br />

ausgetreten.<br />

Da die Gemein<strong>de</strong>n sehr arm waren, versuchten die hiesigen <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong>n,<br />

die Lage dieser Menschen mit dringend benötigten Dingen<br />

ein wenig zu erleichtern und zu verbessern.<br />

So war es einmal eine Toilettenspülung, ein an<strong>de</strong>res Mal einige m²<br />

Fußbo<strong>de</strong>nbelag für das Pfarrhaus mit Gemein<strong>de</strong>saal. Beson<strong>de</strong>rs<br />

schwierig wur<strong>de</strong> es für uns, als eine 30 m lange Dachrinne benötigt<br />

wur<strong>de</strong>. Größere Längen als 1 m durften nicht verschickt wer<strong>de</strong>n. Also<br />

musste man die Dachrinne beim Hersteller in 1 m-Stücken bestellen,<br />

<strong>von</strong> <strong>de</strong>nen jeweils immer nur 3 Stück, gut verpackt, per Post verschickt<br />

wer<strong>de</strong>n durften, ein beachtlicher Aufwand.<br />

<strong>Die</strong> Haynsburger lagerten die Dachrinnenteile auf <strong>de</strong>m Dachbo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />

Pfarrhauses, auf <strong>de</strong>m fataler Weise ein Dachstuhlbrand ausbrach, <strong>de</strong>r<br />

alle Teile noch vor ihrem Einbau vernichtete. Und diese gut gemeinten<br />

Bemühungen <strong>von</strong> uns waren umsonst.<br />

Der gewünschte Fußbo<strong>de</strong>nbelag konnte bei einer Firma in Süd<strong>de</strong>utschland<br />

bestellt wer<strong>de</strong>n, die einen Vertrag mit <strong>de</strong>r DDR hatte,<br />

Waren nach „drüben“ liefern zu dürfen.<br />

Als Besuche erlaubt wur<strong>de</strong>n, knüpften zunächst die <strong>Kirche</strong>nvorstän<strong>de</strong><br />

aus <strong>Obermeiser</strong> und Westuffeln mit ihrem Pfarrer persönliche Kontakte.<br />

Beim ersten Besuch war <strong>de</strong>r Treffpunkt aus verständlichen Ängsten<br />

nicht in <strong>de</strong>r Heimatgemein<strong>de</strong>. Nach Vorliegen <strong>von</strong> Einreisevisa brachen<br />

die <strong>Obermeiser</strong>er <strong>Kirche</strong>nvorsteherInnen nach Eisenach auf, um<br />

dort die Haynsburger zu treffen. Nach <strong>de</strong>r Grenzkontrolle und <strong>de</strong>m<br />

Geldumtausch am Kontrollpunkt Herleshausen war Eisenach bald erreicht,<br />

und es gab ein herzliches Begrüßen. <strong>Die</strong> mitgebrachten Geschenke,<br />

Bananen, Kaffee, Schokola<strong>de</strong> u.a., wur<strong>de</strong>n unter Freu<strong>de</strong>ntränen<br />

entgegen genommen.<br />

79


80<br />

<strong>Die</strong> Partnergemein<strong>de</strong> Haynsburg aus <strong>de</strong>r ehemaligen DDR<br />

Beson<strong>de</strong>re Erlebnisse waren später die Besuche direkt in Haynsburg<br />

zu Gemein<strong>de</strong>festen. Wir waren immer wie<strong>de</strong>r neu <strong>von</strong> <strong>de</strong>r herzlichen<br />

Gastfreundschaft überwältigt, wenn wir am Samstag anreisten und am<br />

Sonntag, liebevoll verabschie<strong>de</strong>t, die Heimreise antraten.<br />

Über viele Jahre fan<strong>de</strong>n die Begegnungen dann im Wechsel zwischen<br />

<strong>Obermeiser</strong> / Westuffeln und Haynsburg statt. Auch wir bereiteten<br />

diese Begegnungen immer mit viel Freu<strong>de</strong> und Mühen vor. Ganz<br />

selbstverständlich wur<strong>de</strong>n die Gäste in <strong>de</strong>n hiesigen Familien aufgenommen,<br />

und stets waren die gemeinsamen Feste Höhepunkte im<br />

Gemein<strong>de</strong>leben. In dieser Zeit haben wir gelernt, über unsere Gemein<strong>de</strong>grenzen<br />

hinweg zu sehen.<br />

Nach <strong>de</strong>m Mauerfall 1989 hofften die dortigen Gemein<strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>r auf<br />

viele <strong>Kirche</strong>neintritte, die aber lei<strong>de</strong>r ausblieben. <strong>Die</strong> Pfarrstelle wur<strong>de</strong><br />

aufgelöst und die wenigen Gemein<strong>de</strong>glie<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Gemein<strong>de</strong>n zugeordnet.<br />

Viele damals geknüpften Freundschaften bestehen noch<br />

immer.<br />

Heidi Leck, eine ehemalige <strong>Kirche</strong>nvorsteherin aus <strong>Obermeiser</strong>, erinnert<br />

sich noch heute an einen ganz persönlichen Vorfall:<br />

Am Kontrollpunkt Herleshausen wur<strong>de</strong> unser Auto, ein Merce<strong>de</strong>s,<br />

kontrolliert. „Haben sie etwas zu verzollen?“ wur<strong>de</strong>n wir gefragt. Wir<br />

verneinten. „Sie wollen nach Eisenach?“ Unsere Antwort: „Ja, auf die<br />

Wartburg.“ Da wir zu dritt 5 Pfund Kaffee dabei hatten, fragte einer<br />

<strong>de</strong>r Grenzpolizisten, „und was wollen sie mit 5 Pfund Kaffee auf <strong>de</strong>r<br />

Wartburg?“ Verlegenes Achselzucken unsererseits und verständnisvolles<br />

Durchwinken <strong>de</strong>s Kontrollbeamten.<br />

Bei einem an<strong>de</strong>ren Besuch hatte ich an <strong>de</strong>r Grenze nicht alles Geld<br />

angegeben, das ich dabei hatte. Zum Glück wur<strong>de</strong> dies nicht vom<br />

Grenzpolizisten bemerkt. So konnte ich meine Gastgeber mit 20 DM<br />

beschenken, die ich ihnen beim Besichtigen ihres Kuhstalles überreichte.<br />

<strong>Die</strong> Freu<strong>de</strong> bei unserem Gastgeber darüber war so groß, dass<br />

er später oft erzählte, es sei sein schönstes Erlebnis gewesen, dass ihm<br />

„die Frau im gelben Kleid im Kuhstall 20 DM geschenkt“ habe.<br />

Und hier eine kleine Erinnerung <strong>von</strong> Herrn Christoph Zemitsch, einem<br />

ehemaliger Bürger <strong>de</strong>r Partnergemein<strong>de</strong>:<br />

„Wir waren richtige DDR-Kin<strong>de</strong>r ohne Verwandte im ‚Westen’ und<br />

hatten nie an Wie<strong>de</strong>rvereinigung o<strong>de</strong>r so etwas geglaubt. Den ersten<br />

richtigen Kontakt zur Partnergemein<strong>de</strong> hatten wir in <strong>de</strong>n 80er Jahren,<br />

als Fritz Neumeyer und Friedhelm Göllner zusammen mit <strong>de</strong>m Pfarrer


<strong>Die</strong> Partnergemein<strong>de</strong> Haynsburg aus <strong>de</strong>r ehemaligen DDR<br />

Stefan mal ein Wochenen<strong>de</strong> bei Barths in Haynsburg waren. Mir ist in<br />

Erinnerung geblieben, dass sich niemand weiter aus <strong>de</strong>r Partnergemein<strong>de</strong><br />

<strong>Obermeiser</strong> so richtig getraut hat, in <strong>de</strong>n Osten zu fahren. Das<br />

konnte ich gar nicht verstehen.<br />

Dann kam die Zeit <strong>de</strong>s Treffens im kleinen Grenzverkehr in Eisenach.<br />

Das war freundlich und herzlich. Und immer gab es Geschenke für<br />

uns. Von nun an bestan<strong>de</strong>n viele Briefkontakte.<br />

Für mich waren die Menschen aus <strong>de</strong>m ‚Westen’ an<strong>de</strong>re Leute aus einer<br />

an<strong>de</strong>ren Welt.<br />

Wie an<strong>de</strong>rs die Welt war, haben wir ja dann im Herbst 1989 gesehen,<br />

als die Mauer aufging. <strong>Die</strong> vielen Autohäuser, die Werbungen, die<br />

Gewerbegebiete, die Einkaufsmärkte und vor allem die Ordnung und<br />

Sauberkeit.<br />

In <strong>de</strong>r Adventszeit sind wir zum ersten Mal nach <strong>Obermeiser</strong> zu Richelings<br />

gefahren. Uns haben die vielen Eindrücke fast erschlagen.<br />

Unsere Kin<strong>de</strong>r erinnern sich: Ericas Teddy war riesengroß, und im<br />

Garten eine Schildkröte. <strong>Die</strong> vielen Werbeschil<strong>de</strong>r am Straßenrand in<br />

Kassel. Sigrid, meine Frau, hat in Erinnerung, dass wir, ohne Schuhe<br />

auszuziehen, in die Wohnungen gegangen sind, weil doch draußen alles<br />

gepflastert war. In <strong>de</strong>r Tageszeitung war fast nur Werbung zu sehen.<br />

Das kannten wir nicht. Wir sind in <strong>de</strong>n Tagen bei euch in <strong>Obermeiser</strong><br />

und Westuffeln bei vielen Familien <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong> gewesen.<br />

Überall gab es Geschenke und auch große und kleine Empfangsfeiern.<br />

Das war einfach toll, die Herzlichkeit und die Gemeinschaft.<br />

....<br />

In <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Jahren gab es ein Partnergemein<strong>de</strong>treffen einmal in<br />

Haynsburg und das an<strong>de</strong>re Jahr in <strong>Obermeiser</strong> o<strong>de</strong>r Westuffeln. Für<br />

uns war das je<strong>de</strong>s Mal ein Höhepunkt im Gemein<strong>de</strong>leben.“ 140<br />

17. Das heutige „Gesicht“ <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> <strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong><br />

Durch die wie<strong>de</strong>rholten Renovierungen haben sich im inneren Baustil<br />

<strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> Verän<strong>de</strong>rungen ergeben. Das ursprüngliche Bild ist nicht<br />

überliefert. <strong>Die</strong> barocke Orgel aus <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts beeindruckt<br />

neben Altar und Kanzel das Auge. <strong>Die</strong> zwei Sandsteinsäulen,<br />

die die Empore mit <strong>de</strong>m Zugang zur Orgel und zum Kirchturm<br />

tragen, sind mit <strong>de</strong>m Neubau entstan<strong>de</strong>n. <strong>Die</strong> Täfelung <strong>de</strong>r Emporen<br />

140 Erinnerungsbericht <strong>von</strong> Herrn Christoph Zemitsch vom 02.10.2009<br />

81


82<br />

Das heutige „Gesicht“ <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> <strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong><br />

allerdings sind <strong>de</strong>utlich jüngeren Alters und wohl schon Produkte <strong>von</strong><br />

Umbauten. Sie erwecken <strong>de</strong>n Eindruck <strong>de</strong>s Neoklassizismus, <strong>de</strong>n man<br />

in das frühe 20. Jahrhun<strong>de</strong>rt einordnet. Erkennbar wird dies durch <strong>de</strong>n<br />

so genannten Zahnschnitt, <strong>de</strong>n man an verschie<strong>de</strong>nen Stellen in <strong>de</strong>r<br />

<strong>Kirche</strong> antrifft, und <strong>de</strong>r in unterschiedlichen Formen auftrat. 141<br />

Zahnschnitt z.B. in <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> <strong>von</strong> Obm.<br />

- Bild 27<br />

An<strong>de</strong>res Beispiel eines Zahnschnittes<br />

- Bild 28<br />

<strong>Die</strong> Täfelung fin<strong>de</strong>n wir auch an <strong>de</strong>r Kanzel, nur hier farblich etwas<br />

prunkvoller gestaltet.<br />

Blick in die <strong>Kirche</strong><br />

Bankreihen und hintere Empore - Bild 29<br />

141 Untersuchung <strong>von</strong> Herbert Engemann (2009)


Das heutige „Gesicht“ <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> <strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong><br />

<strong>Die</strong> Kanzel - Bild 30<br />

Altar, Kanzel, kleine Empore und Orgel - Bild 31<br />

An Sitzplätzen bietet die <strong>Kirche</strong> heute etwa 170 Personen Platz. Durch<br />

die letzten Renovierungsarbeiten auch an <strong>de</strong>r Heizungsanlage ist die<br />

<strong>Kirche</strong> im Winter angenehm temperiert.<br />

83


84<br />

Das heutige „Gesicht“ <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> <strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong><br />

Wie in vielen an<strong>de</strong>ren <strong>Kirche</strong>n haben auch in <strong>Obermeiser</strong> Ge<strong>de</strong>nktafeln<br />

an die Gefallenen <strong>de</strong>r letzten Kriege einen Platz gefun<strong>de</strong>n. Es sind<br />

hier Erinnerungen an <strong>de</strong>n Deutsch-Französischen Krieg 1814 gegen<br />

Napoleon und an <strong>de</strong>n Krieg 1870/71 wie<strong>de</strong>r gegen <strong>de</strong>n ewigen „Erzfeind“<br />

Frankreich.<br />

Gefallene im Krieg 1814 gegen Frankreich<br />

- Bild 32<br />

Gefallene im Krieg 1870/71 gegen<br />

Frankreich - Bild 33<br />

Schließlich erweckt <strong>de</strong>r Sockel eines Taufsteinbeckens (Bild 34) vor<br />

<strong>de</strong>m Hinteren Eingangsportal die Aufmerksamkeit.<br />

Der obere Rand ist stark beschädigt. An <strong>de</strong>n unteren Ecken sind (mit<br />

etwas Phantasie) Figuren erkennbar, unter an<strong>de</strong>rem wohl auch ein beschädigter<br />

Stierkopf. Hierüber entspann sich eine kleine Diskussion,<br />

ob die <strong>Kirche</strong> möglicherweise <strong>de</strong>m Evangelisten Lukas geweiht gewesen<br />

sei. <strong>Die</strong> 4 Evangelisten haben nämlich historisch folgen<strong>de</strong> Zuordnung:<br />

Matthäus – Mensch, Markus – Löwe, Lukas – Stier, Johannes – Adler. 142<br />

Allerdings ist bisher nicht bekannt, dass je eine <strong>Kirche</strong> <strong>de</strong>m Lukas<br />

geweiht wur<strong>de</strong>. In <strong>de</strong>r Regel waren es Heilige, <strong>de</strong>nen man solche Ehren<br />

zuteil wer<strong>de</strong>n ließ. Das Taufstein-Relikt muss je<strong>de</strong>nfalls sehr alt<br />

142 www.bildungsservice.at/kirche–jenbach/html/evangelisten.html (05.10.2008)


Das heutige „Gesicht“ <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> <strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong><br />

sein, stammt es doch noch aus <strong>de</strong>r vorreformatorischen Zeit, die in<br />

Hessen etwa ab 1527 zu En<strong>de</strong> gewesen ist. 143<br />

Bild 35 Zeigt ein solches vollständiges Taufbecken aus <strong>de</strong>m 12. Jh.,<br />

das noch heute in <strong>de</strong>r evangelisch-lutherischen St. Johannis <strong>Kirche</strong> in<br />

Nieblum auf Föhr zu sehen ist. 144<br />

Sockel eines Taufsteinbeckens - Bild 34 Taufbecken aus <strong>de</strong>m 12. Jh.<br />

- Bild 35<br />

Der Taufsteinsockel selbst hat eine Reise hinter sich. Er lag als Sandstein<br />

viele Jahre nahe <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> <strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong>, ohne dass ihm beson<strong>de</strong>re<br />

Aufmerksamkeit geschenkt wur<strong>de</strong>. Herr Peter, ein Gemein<strong>de</strong>vorstandsmitglied,<br />

und Herr Bürgermeister Göllner überließen ihn auf<br />

Nachfrage einem befreun<strong>de</strong>ten Landwirt aus Hofgeismar, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m historischen<br />

Gebil<strong>de</strong> einen beson<strong>de</strong>ren Platz auf seinem Hof zuwies.<br />

Nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Stein in <strong>Obermeiser</strong> verschwun<strong>de</strong>n war, wur<strong>de</strong> er plötzlich<br />

<strong>von</strong> alten <strong>Obermeiser</strong>ern und vom <strong>Kirche</strong>nvorstand vermisst. Man<br />

vermutete jetzt, sicher zu recht, er stamme aus <strong>de</strong>r früheren <strong>Kirche</strong> aus<br />

vorreformatorischer Zeit und bemühte sich um die Rückführung <strong>de</strong>s<br />

Objektes. Hierzu setzte sich <strong>de</strong>r Schwiegersohn <strong>von</strong> Herrn Peter, Herr<br />

Robert Vöpel, beson<strong>de</strong>rs ein. Er schaffte die Rückführung <strong>de</strong>s Taufbecken-Sockelsteines<br />

zur <strong>Kirche</strong> <strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong>. <strong>Die</strong>ser steht heute<br />

rechts neben <strong>de</strong>m seitlichen Eingang <strong>de</strong>s Gotteshauses.<br />

Kleine Konfirman<strong>de</strong>ngeschichte <strong>von</strong> Edith Leck<br />

<strong>Die</strong> Konfirman<strong>de</strong>n lernten in einem Rundgang die Be<strong>de</strong>utung<br />

<strong>de</strong>s Glockenläutens bei unterschiedlichen Anlässen<br />

kennen. Dazu gehörte früher auch das Läuten bei Feueralarm.<br />

143 nach mündlicher Information <strong>von</strong> Herbert Engemann (2009)<br />

144 vgl. DKV-Kunstführer Nr. 306/4, München o. J.<br />

85


86<br />

Der neue evangelische Gemein<strong>de</strong>treff<br />

18. Der neue evangelische Gemein<strong>de</strong>treff<br />

Das 2009 neu errichtete Gemein<strong>de</strong>haus „Ev. Gemein<strong>de</strong>treff“ - Bild 36<br />

Abgebil<strong>de</strong>t sind Personen, die geholfen haben, <strong>de</strong>n Gemein<strong>de</strong>treff in vielen Stun<strong>de</strong>n Eigenleistung<br />

auszubauen.<br />

Von links (ohne die bei<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>r):<br />

Berthold Düsterhöft, Peter Pustolka, ver<strong>de</strong>ckte Person, Reinhard Böckenkamp, Lothar Schippmann,<br />

Gerhard Jordan, Fritz Hold, Matthias Pimpl, Andreas Peer, Fritz Hengel, Pfarrerin Verena<br />

Küllmer.<br />

Weiter waren mit Eigenleistungen beteiligt:<br />

Klaus <strong>Die</strong>rgardt, Franz Glöckl, <strong>Die</strong>ter Hengel, Philipp Heußner, Raimund Heußner, Adolf Jütte,<br />

Hartmut Jütte, Thomas Klüber, Philipp Lange, Karl-Heinz Lohne, Stefan Marschall, Gerhard<br />

Neumeyer, Günther Richeling, Timo Schnaubelt, Georg Wagner, Friedhelm Werner.<br />

<strong>Die</strong> Erhaltung <strong>de</strong>s alten Pfarrhauses (Bild 19) überfor<strong>de</strong>rte die Kasse<br />

<strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong> <strong>Obermeiser</strong> lei<strong>de</strong>r in letzter Zeit so sehr, dass<br />

man 2006 schweren Herzens zum Verkauf schreiten musste. Wo<br />

konnte man jetzt vor allem mit kleinen Gruppen (Senioren, Kin<strong>de</strong>rn)<br />

Veranstaltungen durchführen?<br />

Der Himmel hat I<strong>de</strong>en geschickt und viele, viele Menschen, jung und<br />

alt, haben ehrenamtlich mit geholfen. So ist aus einem Heizhäuschen<br />

für die <strong>Kirche</strong> ein ev. Gemein<strong>de</strong>treff mit Gruppenräumen entstan<strong>de</strong>n,<br />

<strong>de</strong>r durchaus für die kleine <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong> <strong>Obermeiser</strong> als ausreichend<br />

betrachtet wer<strong>de</strong>n kann.


Aus <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>r kirchlichen Gemein<strong>de</strong>kreise 87<br />

19. Aus <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>r kirchlichen Gemein<strong>de</strong>kreise<br />

19.1 Erinnerungen an Frauenkreis und <strong>Kirche</strong>nchor<br />

Text <strong>von</strong> Marianne Wolff<br />

Im Folgen<strong>de</strong>n möchten wir einen Rückblick <strong>von</strong> einigen Jahrzehnten<br />

geben. Allerdings kann das nur eine Auswahl <strong>von</strong> beson<strong>de</strong>ren Aspekten<br />

und Ereignissen sein.<br />

Waren es in früheren Zeiten nur die Pfarrer und Lehrer, die das kirchliche<br />

Leben bestimmten – in <strong>de</strong>r Hauptsache betraf es Gottesdienste,<br />

Verwaltung <strong>de</strong>r Sakramente, Konfirman<strong>de</strong>nunterricht, Trauungen und<br />

Beerdigungen. Außergewöhnliche Feste waren Missionsfeste und<br />

kirchliche Jubiläen – so gab es in <strong>de</strong>n 20er Jahren <strong>de</strong>s vorigen Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

schon beson<strong>de</strong>re Angebote für Burschen und junge Männer.<br />

Frauen kamen noch nicht vor. Sie waren auch nicht im <strong>Kirche</strong>nvorstand<br />

vertreten. Zur Christenlehre nach <strong>de</strong>r Konfirmation erscheinen<br />

noch junge Mädchen, dann verliert sich die weibliche Spur wie<strong>de</strong>r.<br />

Das Wort <strong>de</strong>s Apostels Paulus hatte für viele Männer hier in <strong>Obermeiser</strong><br />

noch lange unbedingte Gültigkeit: „ ..., lasset eure Weiber schweigen<br />

unter (in) <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>; <strong>de</strong>nn es soll ihnen nicht zugelassen wer<strong>de</strong>n,<br />

dass sie re<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn sollen unterthan sein, wie auch das Gesetz<br />

saget.“ 145<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 1930er Jahre entstand durch die auch als Organistin tätige<br />

Frau Heldmann, Ehefrau <strong>von</strong> Pfarrer Heldmann, ein Mädchenkreis.<br />

In <strong>de</strong>n 50er Jahren grün<strong>de</strong>te die Schwester <strong>de</strong>s Pfarrernachfolgers,<br />

Frau Änne Eckhard, erstmals einen Frauenkreis mit älteren Frauen<br />

und führte <strong>de</strong>n Weltgebetstag <strong>de</strong>r Frauen ein. En<strong>de</strong> 1960 kamen jüngere<br />

Frauen hinzu, und es wur<strong>de</strong> ein sehr kreativer Kreis, <strong>de</strong>r über 30<br />

Jahre bestehen sollte. Bestan<strong>de</strong>n die Angebote zuvor immer aus <strong>de</strong>m<br />

gleichen, festgefügten Rahmen (Bibelarbeit, Singen und Gebet), so<br />

entstand nun eine Frauenarbeit, die sich an <strong>de</strong>n Bedürfnissen <strong>de</strong>r<br />

Frauen orientierte. Frauen ent<strong>de</strong>ckten sich selbst und ihre Fähigkeiten<br />

und brachten sich auf vielfältige Weise in das bestehen<strong>de</strong> Gemein<strong>de</strong>leben<br />

ein, bereicherten, belebten und verän<strong>de</strong>rten es.<br />

Unterstützt vom Amt für Frauenarbeit <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>skirche gab es neben<br />

<strong>de</strong>n Gesprächsaben<strong>de</strong>n auch größere Veranstaltungen, z. B. „das Wochenen<strong>de</strong><br />

für die Frau“, das mit einem Theaterbesuch am Samstag be-<br />

145 Luther, Korinther 14 Vers 34


88<br />

Aus <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>r kirchlichen Gemein<strong>de</strong>kreise<br />

gann. Höhepunkt war <strong>de</strong>r Gottesdienst am Sonntag mit anschließen<strong>de</strong>r<br />

Gruppenarbeit. Nach <strong>de</strong>m gemeinsamen Mittagessen wur<strong>de</strong>n am<br />

Nachmittag jiddische Lie<strong>de</strong>r vorgetragen, und nach <strong>de</strong>m Singen <strong>von</strong><br />

Volkslie<strong>de</strong>rn klang <strong>de</strong>r Nachmittag mit einem Kaffeetrinken aus.<br />

Es gab Nachbarschaftstreffen mit Frauen aus <strong>de</strong>n umliegen<strong>de</strong>n Gemein<strong>de</strong>n<br />

in <strong>de</strong>r Gaststätte Sippel. Einmal kamen so viele Gäste, dass<br />

Tische und Stühle nicht ausreichten und Gast- und Nebenzimmer noch<br />

besetzt wer<strong>de</strong>n mussten.<br />

Christliches Denken und Han<strong>de</strong>ln, Lebens- und Glaubensfragen,<br />

Freu<strong>de</strong> am Leben, Selbstfindung und -behauptung in <strong>de</strong>n vielen Aufgaben,<br />

das Hin und Her zwischen Ehemann und Erziehung <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r,<br />

das waren Themenbereiche, die Frauen in dieser Zeit bewegten,<br />

auch hier in <strong>Obermeiser</strong>.<br />

<strong>Die</strong> jüngeren Frauen planten eine Adventsfeier für die ältere Generation.<br />

Für die erste Veranstaltung fehlte allerdings das Geld zur Bewirtung<br />

<strong>de</strong>r Gäste, die eingela<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n sollten. In <strong>de</strong>r Hoffnung auf ein<br />

Wun<strong>de</strong>r, wie es sich zur Zeit Jesu bei <strong>de</strong>r Speisung <strong>de</strong>r 5000 ereignet<br />

haben soll, waren die Frauen zuversichtlich und planten die Veranstaltung<br />

auch ohne eine Unterstützung <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong>. Pfarrer Teichert<br />

hatte nämlich mitgeteilt, dass für solche Zwecke kein Geld verfügbar<br />

sei.<br />

Einige Frauen berichteten das Problem ihren Ehemännern. Und so geschah<br />

es, dass Geldspen<strong>de</strong>n <strong>von</strong> Banken, Parteien, Privatpersonen und<br />

<strong>de</strong>r politischen Gemein<strong>de</strong> kamen. Es war so viel, dass wir die Gäste<br />

nicht nur bewirten, son<strong>de</strong>rn je<strong>de</strong>m auch noch ein kleines Geschenk<br />

überreichen konnten.<br />

Gottesdienst im Grünen - Bild 37<br />

Durch die Aktivität <strong>de</strong>s Frauenkreises<br />

wur<strong>de</strong>n auch Gottesdienste im Grünen<br />

gestaltet. Es sollten Menschen erreicht<br />

wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nen die <strong>Kirche</strong>nmauern zu<br />

dick waren. <strong>Die</strong> I<strong>de</strong>e wur<strong>de</strong> <strong>von</strong> Pfarrer<br />

Otto, <strong>de</strong>m Vakanzvertreter aus Cal<strong>de</strong>n,<br />

begleitet und über Jahre <strong>von</strong> <strong>de</strong>r<br />

Gemein<strong>de</strong> angenommen.


Aus <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>r kirchlichen Gemein<strong>de</strong>kreise<br />

<strong>Die</strong> Bestückung <strong>de</strong>r Adventsbasare durch Bastel- und Handarbeiten<br />

lag über einige Zeit in <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Frauenkreises. Und auch bei<br />

<strong>de</strong>r Gestaltung <strong>de</strong>s Basares wirkte dieser maßgeblich mit.<br />

1980 wur<strong>de</strong> die Frauenarbeit noch einmal durch Pfarrer Wondrak und<br />

seine Frau bereichert. Es gab in einem Winterhalbjahr ein Seminar mit<br />

<strong>de</strong>m Thema „Streiten will gelernt sein“.<br />

Zur Zeit <strong>von</strong> Pfarrer Bertelmann befassten sich die Frauen unter an<strong>de</strong>rem<br />

mit <strong>de</strong>n aktuellen Themen Frie<strong>de</strong>n, Gerechtigkeit und Bewahrung<br />

<strong>de</strong>r Schöpfung.<br />

Frauensingkreis - Bild 38<br />

89<br />

Sangesfreudige Frauen <strong>de</strong>s Frauenkreises<br />

ent<strong>de</strong>ckten bei einem<br />

fröhlichen Epiphaniastreffen ihre<br />

Singstimmen und schlossen sich<br />

1978 zu einem Singkreis zusammen,<br />

<strong>de</strong>r <strong>von</strong> Herrn Lehrer Bahn<br />

mit Freu<strong>de</strong> und Engagement dirigiert<br />

wur<strong>de</strong>.<br />

Von links: Heidi Leck, Ulla Schier, ver<strong>de</strong>ckt, Magdalena Hold, ver<strong>de</strong>ckt, Marianne Wolff, Irmgard<br />

Schwarzer, Elsbeth Scheimann, Mathil<strong>de</strong> Höhmann, Leni Könemann, Erica Richeling, Sophie<br />

Geilert, ver<strong>de</strong>ckt, Hanni Ro<strong>de</strong>, Elisabeth Hold, Christa Vöpel, Martha Jordan, Renate Sün<strong>de</strong>r,<br />

?, ver<strong>de</strong>ckt, Chorleiter Helmut Bahn<br />

<strong>Die</strong>ser Singkreis gestaltete viele Gottesdienste, kirchliche Feste und<br />

Feiern mit. Nach <strong>de</strong>m Tod <strong>von</strong> Herrn Bahn leitete ihn Herr Lehrer<br />

Dräger und danach die Vikarin Frau Holk-Gerstung. <strong>Die</strong>ser Kreis erfreute<br />

nicht nur die Gemein<strong>de</strong> im Ort, son<strong>de</strong>rn er brachte auch Freu<strong>de</strong><br />

zu Menschen ins Krankenhaus, in Alters- und Behin<strong>de</strong>rtenwohnheime.<br />

Im Jahr 1987 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Frauensingkreis <strong>Kirche</strong>nchor. Für einige Zeit<br />

dirigierte ihn <strong>de</strong>r Bezirkskantor Fricke aus Hofgeismar, mit <strong>de</strong>m er<br />

auch zwei unvergessene Singwochenen<strong>de</strong>n in Nie<strong>de</strong>nstein und Germero<strong>de</strong><br />

erleben durfte.<br />

Einige Konzerte mit Lesungen und Orgelstücken waren Höhepunkte<br />

<strong>de</strong>s Chores und wur<strong>de</strong>n <strong>von</strong> Frau Holk-Gerstung und Herrn Rumpf<br />

geleitet.


90<br />

Aus <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>r kirchlichen Gemein<strong>de</strong>kreise<br />

Chorgemeinschaft beim einem Weihnachtskonzert<br />

mit Dirigent Norbert Rumpf - Bild 39<br />

Mit <strong>de</strong>m Männer<strong>gesangverein</strong><strong>Obermeiser</strong><br />

bil<strong>de</strong>te <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>nchor<br />

ab 1994 eine<br />

Chorgemeinschaft<br />

und nach seiner Auflösung<br />

ab 1998 <strong>de</strong>n<br />

Gesangverein <strong>Obermeiser</strong><br />

mit <strong>de</strong>m allein<br />

nicht mehr singfähigenMänner<strong>gesangverein</strong>.<br />

In alter<br />

Tradition <strong>de</strong>s <strong>Kirche</strong>nchores<br />

beteiligt<br />

sich <strong>de</strong>r Gesangverein<br />

auch heute noch<br />

gelegentlich an <strong>de</strong>r<br />

Gestaltung <strong>von</strong> festlichenGottesdiensten.<br />

Weil zunehmend Frauen berufstätig waren und auch in an<strong>de</strong>ren Gruppen<br />

aktiv mitarbeiteten, löste sich <strong>de</strong>r Frauenkreis 1986/87 auf. So hat<br />

Jegliches seine Zeit und bereichert das Gemein<strong>de</strong>leben auf seine Weise.<br />

Ansprüche, Erwartungen und Aufgaben sind verän<strong>de</strong>rlich. Dennoch<br />

ist es wun<strong>de</strong>rbar zu erleben, dass sich immer wie<strong>de</strong>r Menschen<br />

neu und auf unterschiedliche Weise einbringen und mit helfen, an<br />

<strong>Kirche</strong> und <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong> zu bauen. Sie geben ihrem ganz persönlichen<br />

Glauben auf diese Weise eine Gestalt.<br />

19.2 Der Seniorenkreis<br />

Nach Informationen <strong>von</strong> Marianne Wolff , Mathil<strong>de</strong> Höhmann und Detlef Küllmer<br />

1971 entstand erstmals mit Hilfe <strong>de</strong>s Resorts <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>skirche eine<br />

neue und abwechselungsreiche Frauenarbeit. Aber für die ältere Generation<br />

gab es außer <strong>de</strong>r durch die jungen Frauen gestaltete jährliche<br />

Adventsfeier kein Angebot.<br />

Nun ist es Tradition, dass eine <strong>Kirche</strong> sich um alte Menschen beson<strong>de</strong>rs<br />

kümmert. So fan<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>r Verabschiedung <strong>von</strong> Pfarrer Teichert<br />

ausführliche Gespräche mit <strong>de</strong>m neuen (Vakanzvertreter) Pfarrer


Aus <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>r kirchlichen Gemein<strong>de</strong>kreise<br />

Otto aus Cal<strong>de</strong>n statt, die 1977 in Anlehnung an ein Cal<strong>de</strong>ner Mo<strong>de</strong>ll<br />

zur Gründung eines Seniorenkreises in <strong>Obermeiser</strong> führten.<br />

Ganz wichtig war es <strong>de</strong>n Organisatoren, die Aktivitäten <strong>de</strong>r Senioren<br />

zu för<strong>de</strong>rn. <strong>Die</strong>se sollten in die Gestaltung <strong>de</strong>r 14-tägigen Seniorennachmittage<br />

einbezogen wer<strong>de</strong>n. Ziel war es, nicht nur zuzuhören,<br />

son<strong>de</strong>rn sich auch an Gesprächen zu beteiligen und kreativ zu sein.<br />

<strong>Die</strong>s war nicht ganz einfach, weil es vor allem für viele Frauen völlig<br />

ungewohnt war, frei zu re<strong>de</strong>n, und weil auch die Feinmotorik <strong>de</strong>r Seniorenhän<strong>de</strong><br />

nicht mehr so ausgeprägt war wie früher. Mut machen<br />

war eine wichtige Aufgabe. Wenn dann etwa ein Wandbehang fertig<br />

gestellt und in <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> aufgehängt, Schmuckkarten und Adventsgestecke<br />

gebastelt, Servietten ganz neuartig gefaltet wor<strong>de</strong>n waren,<br />

konnte man Erstaunen und Stolz über die eigene Leistung und das gelungene<br />

Werk ent<strong>de</strong>cken.<br />

Beim Sammeln <strong>von</strong> alten Koch- und Backrezepten und auch alter Geschichten<br />

und Begebenheiten (Arbeit <strong>de</strong>r Gänsehirten, Backhausgespräche,<br />

Feste am Tanzeplatz, Spinnstubengeschichten) beteiligten<br />

sich viele. Natürlich gehörten Gesprächsrun<strong>de</strong>n zu Bibelthemen ebenso<br />

zum festen Programm. Sogar das Tischabendmahl wur<strong>de</strong> im Seniorenkreis<br />

eingeführt, das regelmäßig im Anschluss in ein gemeinsames<br />

Aben<strong>de</strong>ssen überging.<br />

Jung Gebliebene freuten sich auf sportliche Veranstaltungen (Seniorentanz,<br />

Gymnastik, Kegeln). Es wur<strong>de</strong>n Denksport und Gedächtnistraining,<br />

gemeinsames Singen angeboten. Zu Themen, die ältere Menschen<br />

beson<strong>de</strong>rs interessieren, gab es zahlreiche Vorträge <strong>von</strong> eingela<strong>de</strong>nen<br />

Referenten. Interessant waren Reiseberichte <strong>von</strong> Personen,<br />

die selbst teilgenommen hatten. Feste und Feiern wur<strong>de</strong>n mitgestaltet<br />

und besucht (Karneval, Grillfest, Erntedankfest, Weltgebetstag <strong>de</strong>r<br />

Frauen). 146<br />

Es gab Seniorenfahrten (z. B. E<strong>de</strong>rsee, Bun<strong>de</strong>sgartenschau, Wilhelm<br />

Busch-Museum in Ebergötzen), an <strong>de</strong>nen auch schon mal jüngere<br />

Gemein<strong>de</strong>glie<strong>de</strong>r teilnahmen. Ein beson<strong>de</strong>res Erlebnis war 2009 eine<br />

Planwagenfahrt. <strong>Die</strong> Leiterin Mathil<strong>de</strong> Höhmann berichtet:<br />

„Ziel war die Malsburg, an <strong>de</strong>r man sich durch mitgeführte Speisen<br />

und Getränke erfrischen konnte. Auf <strong>de</strong>r Rückfahrt machte die Gruppe<br />

<strong>von</strong> 14 Personen Halt an einer Wiese, auf <strong>de</strong>r die Blumen noch so<br />

blühten, wie ältere Menschen es <strong>von</strong> früher her kennen. Fast je<strong>de</strong>/r<br />

146 eine kleine Zusammenstellung <strong>von</strong> Themen, Vorträgen und Tätigkeiten, mit <strong>de</strong>nen sich die Senioren<br />

beschäftigt haben, sind unter Anhang auf Seite 117 angefügt.<br />

91


92<br />

Aus <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>r kirchlichen Gemein<strong>de</strong>kreise<br />

pflückte sich ein kleines Sträußchen, das sie/ihn auch nach Tagen<br />

noch an <strong>de</strong>n schönen Ausflug erinnerte.“ 147<br />

Planwagenfahrt <strong>de</strong>s Seniorenkreises 2009 zur Malsburg - Bild 40<br />

Von links: Mathil<strong>de</strong> Höhmann, Fritz Hold, Waltraud Hengel, Herta Rehrmann (halb ver<strong>de</strong>ckt), Elisabeth<br />

Göllner, Elsbeth Scheimann, Elfrie<strong>de</strong> Müller, Erika Schopf (kniend), Helga Sün<strong>de</strong>r, Elfrie<strong>de</strong><br />

Bringmann, Leni Neumeyer, Gertrud Rie<strong>de</strong>, Luise Praus.<br />

Und manchen Nachmittag verbrachte man zusammen mit Senioren<br />

aus entsprechen<strong>de</strong>n Kreisen <strong>von</strong> Cal<strong>de</strong>n, Ehrsten, Westuffeln und<br />

Nie<strong>de</strong>rmeiser.<br />

Das Angebot <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> wird gern angenommen und als Steigerung<br />

<strong>de</strong>r Lebensqualität empfun<strong>de</strong>n. Der Seniorenkreis gibt älteren Menschen,<br />

die häufig auch durch <strong>de</strong>n Tod <strong>de</strong>s Partners und die Berufstätigkeit<br />

<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r tagsüber allein sind, Gelegenheit zu gemeinsamer<br />

Zusammenkunft. Dabei ist auch nach <strong>de</strong>r Begrüßung durch die Leiterin<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Pfarrer und die Ehrung <strong>de</strong>r Geburtstagskin<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Plausch<br />

bei Kaffee und Kuchen eine willkommene Abwechselung.<br />

Derzeitige Leiterin <strong>de</strong>s Seniorenkreises ist Mathil<strong>de</strong> Höhmann. Sie<br />

wird unterstützt durch Waltraud Hengel, Erika Schopf und Herrn Pfarrer<br />

Detlef Küllmer.<br />

147 Mündliche Information <strong>von</strong> Mathil<strong>de</strong> Höhmann (2009)


Aus <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>r kirchlichen Gemein<strong>de</strong>kreise<br />

19.3 Der Besuchsdienstkreis<br />

Text <strong>von</strong> Marianne Wolff und Gerlin<strong>de</strong> Exler<br />

Der Besuchsdienstkreis entstand zur Zeit <strong>von</strong> Pfarrer Bertelmann im<br />

Jahr 1989. Frauen aus <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong> erklärten sich bereit, diesen<br />

<strong>Die</strong>nst zu übernehmen und wur<strong>de</strong>n in einem Seminar für diese<br />

Aufgabe zugerüstet.<br />

Es war angedacht, alte, kranke und einsame Menschen in Abstän<strong>de</strong>n<br />

im Namen <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong> zu besuchen. Nach <strong>de</strong>n ersten zwar<br />

gut vorbereiteten, aber doch noch etwas unsicheren Besuchen erlebte<br />

man, dass Nachbarschaft und Dorfgemeinschaft <strong>Obermeiser</strong> diese<br />

Aufgabe ganz selbstverständlich übernahmen. Wir beschränkten uns<br />

daher auf Geburtstagsbesuche. <strong>Die</strong> auch hierzu vorhan<strong>de</strong>ne Skepsis,<br />

bisher hatte <strong>de</strong>r Pfarrer solche Besuche stets selbst vorgenommen, legte<br />

sich, weil die Frage nach <strong>de</strong>m Pfarrer schon bald kaum noch gestellt<br />

wur<strong>de</strong>. Der Besuchsdienst wur<strong>de</strong> zum Selbstverständnis.<br />

Es ist schön zu erleben, wie gern <strong>de</strong>n Mitarbeiterinnen die Türen geöffnet<br />

wer<strong>de</strong>n, wenn sie die Glück- und Segenswünsche <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong><br />

ab <strong>de</strong>m 71. Geburtstag überbringen. 70., 75., 80., 85., 86.<br />

und alle folgen<strong>de</strong>n Geburtstage bleiben in <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Pfarrers<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Pfarrerin.<br />

Außer<strong>de</strong>m suchen Frauen <strong>de</strong>s Besuchsdienstkreises ältere, alleinstehen<strong>de</strong><br />

Personen und Kranke in Abstän<strong>de</strong>n auf. In <strong>de</strong>r Adventszeit<br />

überbringen die Frauen allen Senioren ab 75 Jahren und solchen, die<br />

<strong>de</strong>n Weg zum Gottesdienst und zu <strong>de</strong>n Veranstaltungen <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong><br />

nicht mehr gehen können, ein Advents- und Weihnachtsheft,<br />

das vom Besuchsdienstkreis selbst angefertigt wird. Hierin fin<strong>de</strong>n<br />

sich Geschichten, Gedichte, Gebete und <strong>de</strong>r Jahressegen für das<br />

Neue Jahr.<br />

Frau Pfarrerin Küllmer brachte aus ihrer früheren Pfarrstelle eine<br />

wun<strong>de</strong>rbare I<strong>de</strong>e mit, <strong>de</strong>n „Geburtstagskaffee“. Drei- bis viermal im<br />

Jahr wer<strong>de</strong>n alle Senioren mit ihren Partnern zu einem Geburtstagskaffee<br />

eingela<strong>de</strong>n, die in <strong>de</strong>n letzten 3-4 Monaten Geburtstag hatten.<br />

<strong>Die</strong>se Zusammenkunft steht stets unter einem beson<strong>de</strong>ren Thema, wie<br />

z.B. „Im Märzen <strong>de</strong>r Bauer ...“, „Wenn einer eine Reise tut ...“, „Brot<br />

<strong>de</strong>s Lebens ...“, „Der Weg ...“ und viele an<strong>de</strong>re.<br />

Mit Lie<strong>de</strong>rn, Gebeten, Gedichten, Geschichten, kleinen Ratespielen<br />

und Erzählungen <strong>de</strong>r Senioren zu <strong>de</strong>m ausgewählten Thema verbringen<br />

alle einen geselligen Nachmittag bei Kaffee und Kuchen.<br />

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94<br />

Aus <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>r kirchlichen Gemein<strong>de</strong>kreise<br />

Geburtstagskaffee - Bild 41<br />

Von links:<br />

Arthur Sittig, Elsbeth<br />

Scheimann, Sophie<br />

Geilert, Verena Küllmer,<br />

Rolf Geilert,<br />

Marianne Wolff, Lore<br />

Kepper, Herbert Richeling<br />

Schon die Treffen zur Vorbereitung solcher Nachmittage machen<br />

<strong>de</strong>m Besuchsdienstkreis-Team viel Freu<strong>de</strong>. <strong>Die</strong> Themen für die<br />

Geburtstagsnachmittage sorgen für Diskussionsstoff und geben<br />

Anregungen für die gemeinsame Arbeit, <strong>de</strong>ren Sinn es ist, <strong>de</strong>n<br />

Senioren eine beson<strong>de</strong>re Freu<strong>de</strong> zu bereiten.<br />

Das Team unternimmt jährlich einen gemeinsamen Ausflug, die<br />

Wartburg und Gotha waren bereits Reiseziele. Sie dienen zur<br />

Sammlung <strong>von</strong> Erfahrungen und geben Anregungen für die zukünftige<br />

Teamarbeit.<br />

<strong>Die</strong> <strong>de</strong>rzeitigen Teammitglie<strong>de</strong>r sind Gerlin<strong>de</strong> Exler, Fatima<br />

Hendricks, Eleonore Kampe, Verena Küllmer, Rosi Pilger, Erika<br />

Schopf, Margrit Schwarz, Marianne Wolff.<br />

19.4 <strong>Die</strong> Kin<strong>de</strong>rkirche<br />

Text <strong>von</strong> Carola Albrecht<br />

Einmal im Monat flattert bei <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn <strong>von</strong> 4-10 Jahren eine Einladung<br />

ins Haus in <strong>de</strong>n Farben gelb, grün, orange … Am ersten Samstag<br />

im Monat ist es wie<strong>de</strong>r so weit – die Kin<strong>de</strong>rkirche fin<strong>de</strong>t statt.<br />

Seit Anfang 2009 haben wir ein festes Domizil, <strong>de</strong>r ev. Gemein<strong>de</strong>treff.<br />

Scheint die Sonne, wird <strong>de</strong>r idyllische Spielplatz direkt nebenan<br />

zum Gotteshaus. Bisher nutzten wir die Bürgerbegegnungsstätte,<br />

sowie das alte Bürgermeisteramt.<br />

Es ist <strong>de</strong>r erste Samstag im Monat. Das Fenster <strong>de</strong>s ev. Gemein<strong>de</strong>treffs ist<br />

gekippt. Ein Spaziergänger nimmt sich ein wenig Zeit, nimmt Platz auf <strong>de</strong>r<br />

Bank vor <strong>de</strong>m ev. Gemein<strong>de</strong>treff. Er hört singen<strong>de</strong> Kin<strong>de</strong>r, Kin<strong>de</strong>r die erzählen,<br />

was sie freut, was sie traurig macht, beten<strong>de</strong>, lachen<strong>de</strong> Kin<strong>de</strong>r.


Aus <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>r kirchlichen Gemein<strong>de</strong>kreise<br />

<strong>Die</strong> Kin<strong>de</strong>rkirche wird <strong>von</strong> einem Team vorbereitet. <strong>Die</strong>s trifft sich<br />

einmal im Monat. Aktuell gehören zu diesem Team: Carola Albrecht,<br />

Angelika Hold, Verena Küllmer, und Michaela Ludwig.<br />

Themen in letzter Zeit waren u.a.:<br />

• Wir feiern das Purimfest (Thema: „Königin Esther“)<br />

• Behütet und geborgen (Thema: „Engel“)<br />

• Wir feiern das Abendmahl<br />

• Wir erleben das „Vater unser“ mit allen Sinnen<br />

• Vom Morgen bis zum Abend (Thema „Beten“)<br />

• Weihnachten im Schuhkarton (Wir teilen mit Kin<strong>de</strong>rn in Not)<br />

Kin<strong>de</strong>rkirche - Bild 42<br />

Von links: Jens Düsterhöft, Tim Schirl, Sören Erkelenz, Maike Schirl, Frie<strong>de</strong>rike <strong>von</strong> Starck, Tibor<br />

Hold, Carina Albrecht, Melina Neumeyer, Julia Düsterhöft, Alena Himmelmann, Antonia <strong>von</strong><br />

Starck<br />

Beson<strong>de</strong>re Aktionen:<br />

• Gottesdienst im Tierpark Sababurg<br />

• Lebendiger Adventskalen<strong>de</strong>r (siehe Kapitel 19.5)<br />

• Einüben <strong>de</strong>s Weihnachtsspieles, in diesem Jahr mit <strong>de</strong>r freundlichen<br />

Unterstützung <strong>von</strong> Gabriela Jütte, Vera Neumeyer und<br />

Sandra Voepel.<br />

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96<br />

Aus <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>r kirchlichen Gemein<strong>de</strong>kreise<br />

Kin<strong>de</strong>rgottesdienst gab es schon vor etwa 65 Jahren. Er fand an je<strong>de</strong>m<br />

Sonntag vor o<strong>de</strong>r nach <strong>de</strong>m Gottesdienst statt, bis er durch die Kin<strong>de</strong>rkirche<br />

abgelöst wur<strong>de</strong>.<br />

19.5 Der lebendige Adventskalen<strong>de</strong>r<br />

Nach Informationen <strong>von</strong> Carola Albrecht<br />

In <strong>de</strong>r Adventszeit wird im Ort täglich ein „Adventstürchen“ geöffnet,<br />

bei <strong>de</strong>nen Kin<strong>de</strong>r je<strong>de</strong>n Tag in einem an<strong>de</strong>ren Haushalt etwa 30 Minuten<br />

eingelassen und ganz unterschiedlich betreut wer<strong>de</strong>n. Je<strong>de</strong>r Gastgeber,<br />

<strong>de</strong>r seine Tür öffnet, setzt an<strong>de</strong>re Schwerpunkte. So sind die<br />

Kin<strong>de</strong>r an einem Tag am Basteln, an einem an<strong>de</strong>ren wird vor allem<br />

gesungen, bei wie<strong>de</strong>r einem an<strong>de</strong>ren hört man eine spannen<strong>de</strong> Weihnachtsgeschichte,<br />

o<strong>de</strong>r es wer<strong>de</strong>n einige Gesellschaftsspiele gespielt.<br />

<strong>Die</strong>ser lebendige Adventskalen<strong>de</strong>r ist ein ganz beson<strong>de</strong>res Erlebnis für<br />

die Kleinen im Ort, die sich hierzu gern und in großer Zahl einfin<strong>de</strong>n.<br />

Zu <strong>de</strong>n Einla<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n gehörten bisher neben unterschiedlichen Privatfamilien<br />

auch einige Ortsvereine, <strong>de</strong>r Ortsvorsteher und die Gaststätte<br />

Sippel. <strong>Die</strong>ser lebendige Adventskalen<strong>de</strong>r existiert schon seit 2001.<br />

Der lebendige Adventskalen<strong>de</strong>r - Bild 43<br />

Von links: Arvid Rosenthal, Julia Düsterhöft, Jens Düsterhöft, Luka Jordan, Felix Jordan, Leonie<br />

Neumeyer, Tanja Jordan (begleitete die Kin<strong>de</strong>r), Paul Jordan


Aus <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>r kirchlichen Gemein<strong>de</strong>kreise<br />

19.6 <strong>Die</strong> Arbeitsgruppe „an<strong>de</strong>rer Gottesdienst“<br />

Text <strong>von</strong> Gisela Schippmann und Marianne Wolf<br />

Warum an<strong>de</strong>re Gottesdienste? – Weil es „in“ ist, etwas An<strong>de</strong>res zu<br />

machen, weil <strong>de</strong>r normale Predigtgottesdienst „out“ ist?<br />

Nein, son<strong>de</strong>rn – weil <strong>de</strong>r Gottesdienst in seiner über Jahrhun<strong>de</strong>rte gewachsenen<br />

und geprägten Form nicht alle gleichermaßen anspricht.<br />

<strong>Die</strong>se Gedanken haben einige engagierte und interessierte Frauen –<br />

lei<strong>de</strong>r bisher noch keine Männer – veranlasst, unter Leitung <strong>von</strong> Frau<br />

Pfarrerin Verena Küllmer eine offene Arbeitsgruppe zu grün<strong>de</strong>n. Wir<br />

möchten unsere Gemein<strong>de</strong>glie<strong>de</strong>r einla<strong>de</strong>n, miteinan<strong>de</strong>r auf eine an<strong>de</strong>re<br />

Art Gottesdienste zu feiern und dabei eine beson<strong>de</strong>re Gemeinschaft<br />

zu spüren. Dabei ist uns wichtig, in diesen Gottesdiensten immer eine<br />

beson<strong>de</strong>re Stimmung zu schaffen,<br />

‐ mal familiär und fröhlich z.B. in sogenannten Speisungsgottesdiensten,<br />

‐ mal meditativ und entspannend, mit vielen Kerzen, entsprechen<strong>de</strong>r<br />

Musik und viel Raum für eigene Gedanken,<br />

‐ mal kritisch und auch durchaus provokativ.<br />

<strong>Die</strong> Themen <strong>de</strong>r Gottesdienste wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Vorbereitungstreffen<br />

festgelegt, dabei lassen wir uns <strong>von</strong> aktuellen Ereignissen o<strong>de</strong>r momentanen<br />

Stimmungen leiten. Mitunter wählen wir Themen aus, zu<br />

<strong>de</strong>nen man alleine nur schwer Zugang fin<strong>de</strong>t. Dabei haben wir auch<br />

<strong>de</strong>n Mut, diese Themen in <strong>de</strong>r Gruppe kontrovers zu diskutieren. Gera<strong>de</strong><br />

diese Diskussionen sind für uns als Mitarbeiterinnen immer sehr<br />

bereichernd. <strong>Die</strong> Zusammenarbeit ist offen, sehr ehrlich, z.T. sehr persönlich<br />

und anstrengend, aber für alle, ob „ Profi“ o<strong>de</strong>r „Laie“, immer<br />

wertvoll.<br />

Zum besseren Verständnis fügen wir drei Beispiele an:<br />

1. Speisungsgottesdienst zum Thema „<strong>Die</strong> Er<strong>de</strong> ist schön“.<br />

In ihm kamen verschie<strong>de</strong>ne Aspekte zur Geltung. Dank für die<br />

wun<strong>de</strong>rbare Schöpfung und Klage über die Ansprüche <strong>de</strong>r Menschen,<br />

die zu einer beängstigen<strong>de</strong>n Bedrohung dieser Schöpfung<br />

führen können.<br />

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98<br />

Aus <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>r kirchlichen Gemein<strong>de</strong>kreise<br />

2. Der Gottesdienst „Zum Mal gela<strong>de</strong>n“.<br />

Hier wur<strong>de</strong>n die Besucher zu einer Zeitreise eingela<strong>de</strong>n. Sie begann<br />

beim Passahfest in Jerusalem, <strong>de</strong>m letzten Mal Jesu mit<br />

seinen Jüngern, und führte durch die Jahrhun<strong>de</strong>rte bis zum heutigen<br />

Abendmahl. <strong>Die</strong> Entwicklung <strong>de</strong>s Abendmahls im Wan<strong>de</strong>l<br />

<strong>de</strong>r Zeiten und seine Be<strong>de</strong>utung wur<strong>de</strong>n hier in <strong>de</strong>n Blick genommen.<br />

Zum Mal gela<strong>de</strong>n sind dann auch alle Besucher, zu <strong>de</strong>m je<strong>de</strong>r,<br />

<strong>de</strong>r möchte, etwas beitragen kann. Das gemeinsame Essen ist<br />

ein beson<strong>de</strong>res gemeinschaftsför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>s Erlebnis.<br />

3. Athmosphärische und spirituelle Gottesdienste waren unter an<strong>de</strong>rem<br />

ein musikalischer „Nachtgottesdienst“ und „Zeit für Gedanken“.<br />

Schon beim Eintreten in die dunkle <strong>Kirche</strong>, die nur im Altarraum<br />

durch Kerzen beleuchtet wur<strong>de</strong>, entstand für manchen<br />

Gottesdienstbesucher ein beson<strong>de</strong>res Gefühl <strong>de</strong>r Andacht.<br />

Harfenmusik, getragene Orgelbegleitung, dazu nach<strong>de</strong>nkliche<br />

Texte, sollten Menschen zur Ruhe und Besinnung kommen lassen<br />

in einer schnelllebigen Zeit.<br />

Am Schluss <strong>de</strong>s Gottesdienstes die Hand <strong>de</strong>r Nachbarin o<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>s Nachbarn zu halten schafft Nähe und Verbun<strong>de</strong>nheit.<br />

<strong>Die</strong> durchaus positiven Rückmeldungen <strong>de</strong>r Gottesdienstbesucher bestärken<br />

uns und machen uns Mut, auf diesem Wege weiter zu gehen.<br />

19.7 Der <strong>Kirche</strong>nvorstand<br />

Nach Informationen <strong>von</strong> Carola Böcker-Jütte in Absprache mit <strong>de</strong>m <strong>Kirche</strong>nvorstand<br />

Der <strong>Kirche</strong>nvorstand in <strong>Obermeiser</strong> besteht aus 6 Mitglie<strong>de</strong>rn und <strong>de</strong>r<br />

Pfarrerin, die in ihren Beratungen und Entscheidungen <strong>von</strong> <strong>de</strong>rzeit<br />

3 <strong>Kirche</strong>nältesten unterstützt wer<strong>de</strong>n. Zur Zeit sind als <strong>Kirche</strong>nvorsteherInnen<br />

tätig: Carola Böcker-Jütte, Gerlin<strong>de</strong> Exler, Simone Hengel,<br />

Fritz Hold, Klaus Neumeyer, Gisela Schippmann und Pfarrerin Verena<br />

Küllmer. Alle 6 Jahre wird ein neuer <strong>Kirche</strong>nvorstand gewählt.<br />

“<strong>Die</strong> Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s <strong>Kirche</strong>nvorstan<strong>de</strong>s leiten in gemeinsamer Verantwortung<br />

mit <strong>de</strong>n Pfarrern die Gemein<strong>de</strong>“, lehrt <strong>de</strong>r Artikel 35 <strong>de</strong>r<br />

Grundordnung <strong>de</strong>r ev. <strong>Kirche</strong> <strong>von</strong> Kurhessen-Wal<strong>de</strong>ck. Hieraus ergibt


Aus <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>r kirchlichen Gemein<strong>de</strong>kreise<br />

sich einerseits die Wichtigkeit, an<strong>de</strong>rerseits aber auch die Vielseitigkeit<br />

dieses Ehrenamtes.<br />

Über <strong>de</strong>n <strong>Kirche</strong>nvorstand hinaus gehören alle <strong>Kirche</strong>nvorstandsmitglie<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r Gesamtverbandsvertretung <strong>de</strong>s Gesamtverban<strong>de</strong>s <strong>Obermeiser</strong><br />

– Westuffeln sowie <strong>de</strong>r Gesamtverbandsvertretung <strong>de</strong>s <strong>Kirche</strong>nbezirkes<br />

Wilhelmsthal an.<br />

Weitergehend sind Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s <strong>Kirche</strong>nvorstan<strong>de</strong>s vertreten im<br />

Friedhofsausschuss, in <strong>de</strong>n Verbandsvorstän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Gesamtverban<strong>de</strong>s<br />

<strong>Obermeiser</strong> – Westuffeln und <strong>de</strong>s <strong>Kirche</strong>nbezirkes Wilhelmsthal, im<br />

Kuratorium <strong>de</strong>s <strong>Kirche</strong>nbezirkes Wilhelmsthal, in <strong>de</strong>r Kreissyno<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />

<strong>Kirche</strong>nkreises Hofgeismar, im Kreis <strong>de</strong>r Diakoniebeauftragten, im<br />

Arbeitskreis „Der an<strong>de</strong>re Gottesdienst“ sowie im Besuchsdienstkreis<br />

<strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong> und in <strong>de</strong>r Vereinsgemeinschaft <strong>Obermeiser</strong>.<br />

Im Jahr 2005 hat sich die <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong> <strong>Obermeiser</strong> zu einem Gesamtverband<br />

mit <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong> Westuffeln zusammen geschlossen.<br />

<strong>Die</strong>s be<strong>de</strong>utet eine engere Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m <strong>Kirche</strong>nvorstand<br />

Westuffeln. Über das Verwaltungstechnische hinaus feiern<br />

wir gemeinsame Gottesdienste, z. B. die Brückengottesdienste, die<br />

Gottesdienste zum Weltgebetstag <strong>de</strong>r Frauen, u.v.a..<br />

Der <strong>Kirche</strong>nvorstand verwaltet zusammen mit <strong>de</strong>r Pfarrerin die Gebäu<strong>de</strong><br />

und die Län<strong>de</strong>reien. Lei<strong>de</strong>r konnte aus finanziellen Grün<strong>de</strong>n das<br />

alte Gemein<strong>de</strong>haus in <strong>Obermeiser</strong> nicht mehr gehalten wer<strong>de</strong>n. So<br />

entschloss sich <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>nvorstand schweren Herzens, das Haus im<br />

Jahr 2006 zu verkaufen. Aus <strong>de</strong>m Erlös <strong>de</strong>s Verkaufs, einem zinslosen<br />

Darlehen <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>skirche, und mit großer Unterstützung <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>glie<strong>de</strong>r<br />

unter Fe<strong>de</strong>rführung <strong>de</strong>s Architekten Lothar Schippmann<br />

konnte 2009 ein kleiner, aber feiner Neubau, <strong>de</strong>r „Evangelische<br />

Gemein<strong>de</strong>treff“, eingeweiht wer<strong>de</strong>n.<br />

Zu <strong>de</strong>n weiteren Aufgaben <strong>de</strong>s <strong>Kirche</strong>nvorstan<strong>de</strong>s gehört die Mitgestaltung<br />

<strong>de</strong>s sonntäglichen Gottesdienstes durch die Schriftlesung, sowie<br />

die Gestaltung <strong>de</strong>s Altarschmuckes. Außer<strong>de</strong>m sorgt <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>nvorstand<br />

für die sonntägliche Öffnung bzw. Schließung <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong><br />

und gestaltet zu bestimmten Themen <strong>de</strong>n Konfirman<strong>de</strong>nunterricht mit.<br />

Vielfältig sind die Aufgaben einer <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong>.<br />

Der <strong>Kirche</strong>nvorstand ist dankbar für die vielen Gemein<strong>de</strong>glie<strong>de</strong>r, die<br />

die Arbeit mittragen und so mithelfen, dass wir eine lebendige <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong><br />

sind. Beson<strong>de</strong>rs hervorheben möchte <strong>de</strong>r Vorstand dabei<br />

das Ehepaar Waltraud und Fritz Hengel, die sich um <strong>Kirche</strong> und<br />

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Aus <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>r kirchlichen Gemein<strong>de</strong>kreise<br />

Gemein<strong>de</strong>treff liebevoll und verantwortungsbewusst weit über ihr<br />

Stun<strong>de</strong>nkontingent hinaus kümmern. Frau Petra Heußner spielt seit 26<br />

Jahren die Orgel und gestaltet ehrenamtlich <strong>de</strong>n Konfirman<strong>de</strong>nunterricht<br />

mit. Und Herr Helmut Schopf übernimmt – ab <strong>de</strong>m Jahr 2010<br />

sogar ehrenamtlich – überaus zuverlässig die Abrechnung <strong>de</strong>r Kollekten<br />

und die Vorbereitung <strong>de</strong>s Abendmahles.<br />

Mit viel Herz und Gottes Segen schafft „JEDER“, so gut er kann, zum<br />

Wohle <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong>.<br />

Der <strong>Kirche</strong>nvorstand 2009 - Bild 44<br />

Von links: Gisela Schippmann, Klaus Neumeyer, Gerlin<strong>de</strong> Exler, Carola Böcker-Jütte, Verena<br />

Küllmer (Pfarrerin), Simone Hengel. Nicht anwesend: Fritz Hold.<br />

19.8 <strong>Die</strong> <strong>Kirche</strong>nältesten<br />

Text <strong>von</strong> Marianne Wolff<br />

Das Amt <strong>de</strong>s <strong>Kirche</strong>nältesten hat eine lange Geschichte und geht zurück<br />

bis in die Zeit <strong>de</strong>r ersten christlichen Gemein<strong>de</strong>n. Nach <strong>de</strong>r Reformation<br />

wur<strong>de</strong> dieses Amt erneut für alle hessischen Gemein<strong>de</strong>n<br />

eingeführt.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Kirche</strong>nältesten (früher nannte man sie Presbyter) sind neben<br />

<strong>de</strong>m Pfarrer Mitarbeiter in <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong>leitung und Seelsorge.<br />

Wenn für die <strong>Kirche</strong> „etwas Wichtiges verhan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n muss, sollen<br />

allweg (immer) die Ältesten dabei sein und ihren treuen Rat und ih-


Aus <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>r kirchlichen Gemein<strong>de</strong>kreise<br />

re Hilfe nach bestem Vermögen erweisen“, heißt es schon in <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>nordnung<br />

<strong>von</strong> 1539. 148<br />

In <strong>de</strong>n letzten Jahren hatte dieses Amt etwas an Wichtigkeit und Be<strong>de</strong>utung<br />

verloren und ist heute für viele unbekannt. Jedoch besinnen<br />

sich jetzt wie<strong>de</strong>r einige Gemein<strong>de</strong>n darauf – so auch <strong>Obermeiser</strong>.<br />

<strong>Die</strong>ses „Amt ist zu wichtig, als dass es nicht in unseren Gemein<strong>de</strong>n<br />

wahrgenommen wer<strong>de</strong>n sollte“ 149 , sagte bereits Martin Luther. In <strong>de</strong>r<br />

Grundordnung <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> heißt es, dass die <strong>Kirche</strong>nältesten auch die<br />

Aufgabe haben, neben <strong>de</strong>m oben genannten <strong>de</strong>m Pfarrer in seinem<br />

Amt durch Gebet, Trost und Mahnung beizustehen. 150 Auch in vielen<br />

an<strong>de</strong>ren Situationen kann ihr Rat <strong>von</strong> beson<strong>de</strong>rer Wichtigkeit sein.<br />

Für dieses Amt darf <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>nvorstand beson<strong>de</strong>rs bewährte Gemein<strong>de</strong>glie<strong>de</strong>r<br />

vorschlagen und auf Dauer berufen.<br />

Zur Zeit gibt es in <strong>Obermeiser</strong> neben <strong>de</strong>n 6 <strong>Kirche</strong>nvorsteherInnen<br />

3 <strong>Kirche</strong>nälteste.<br />

<strong>Kirche</strong>nälteste <strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong> 2009 - Bild 45<br />

Von links: Günther Hold, Marianne Wolff, Reinhard Böckenkamp<br />

<strong>Die</strong> Zahl <strong>de</strong>r Verantwortlichen <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> auf diese Weise zu erweitern<br />

ist vorteilhaft für die Gemein<strong>de</strong>. So kann man unterschiedliche<br />

Gaben und Begabungen einbringen und nutzen, die zum Gelingen einer<br />

lebendigen Gemein<strong>de</strong> beitragen.<br />

148 Hilmes, S. 33<br />

149 a.a.O., S. 34<br />

150 vgl. a.a.O., S. 34, S. 298 (Grundordnung <strong>de</strong>r ev. <strong>Kirche</strong> <strong>von</strong> Kurhessen-Wal<strong>de</strong>ck, Artikel 40)<br />

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102<br />

Aus <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>r kirchlichen Gemein<strong>de</strong>kreise<br />

19.9 <strong>Die</strong> <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong> als Mitglied <strong>de</strong>r Vereinsgemein-<br />

schaft<br />

Als Mitglied <strong>de</strong>r Vereinsgemeinschaft <strong>Obermeiser</strong> gibt es für die <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong><br />

<strong>Obermeiser</strong> zahlreiche Wechselbeziehungen zwischen<br />

Gemein<strong>de</strong>- und <strong>Kirche</strong>naktivitäten. Ein alljährliches Dorffest wur<strong>de</strong><br />

vor Jahren <strong>von</strong> <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> angeregt und wie<strong>de</strong>rholt sogar durch ihre<br />

Mitglie<strong>de</strong>r organisiert. Bei gutem Wetter ist <strong>de</strong>r Festplatz dieses Dorffestes<br />

in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>.<br />

Festgottesdienste fin<strong>de</strong>n bei Vereinsfesten in <strong>Obermeiser</strong> regelmäßig<br />

statt, oft im ungewohnten Rahmen <strong>de</strong>r Festhalle am Sportplatz. <strong>Die</strong>se<br />

Gottesdienste sind stets gut besucht.<br />

Zu beson<strong>de</strong>ren Anlässen tritt <strong>de</strong>r Gesangverein <strong>Obermeiser</strong> bei diesen<br />

und manchmal auch bei an<strong>de</strong>ren Gottesdiensten auf.<br />

Musikalischer Gottesdienst in <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> zu <strong>Obermeiser</strong> am 09.06.2007 mit anschließen<strong>de</strong>m<br />

gemütlichen Beisammensein - Bild 46<br />

Pfarrer Detlef Küllmer (Mitte) zusammen mit <strong>de</strong>m stellvertreten<strong>de</strong>n Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s <strong>Kirche</strong>nvorstan<strong>de</strong>s<br />

<strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong>, Klaus Neumeyer (rechts) bei <strong>de</strong>r Getränkeausgabe. Bedient wur<strong>de</strong> gera<strong>de</strong><br />

Dr. Herbert Engemann (links).


<strong>Die</strong> Konfirman<strong>de</strong>n<br />

103<br />

Auftritt <strong>de</strong>s Gesangverei-<br />

nes <strong>Obermeiser</strong> mit seinem<br />

Dirigenten<br />

Andreas Kowalczyk<br />

während eines musikali-<br />

schen Gottesdienstes 2007<br />

- Bild 47<br />

Man kann sagen, die <strong>Kirche</strong> steht mitten im Leben <strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong>.<br />

20. <strong>Die</strong> Konfirman<strong>de</strong>n<br />

Nach Informationen <strong>von</strong> Anna Meißner-Praus und Verena Küllmer<br />

Konfirmationen fin<strong>de</strong>n noch in ähnlicher Form statt wie früher. Zwei<br />

Beispiele <strong>von</strong> Konfirmationssprüchen zeigen, dass das An<strong>de</strong>nken an<br />

die Konfirman<strong>de</strong>nzeit, <strong>de</strong>r Konfirmationsspruch, heute ähnlich ist, wie<br />

vor 125 Jahren. Aber es gibt auch Unterschie<strong>de</strong>.<br />

früher<br />

Einmal in <strong>de</strong>r Woche ging man in<br />

die Konfirman<strong>de</strong>nstun<strong>de</strong>. Hier<br />

hörte man Geschichten aus <strong>de</strong>r<br />

Bibel. Gleichnisse wur<strong>de</strong>n erzählt.<br />

Lie<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong>n gesungen.<br />

Aber man musste auch lernen,<br />

auswendig lernen. Z. B. Lie<strong>de</strong>r<br />

mit 5, 10 o<strong>de</strong>r auch 12 Strophen.<br />

Hinzu kamen Psalme, Sprüche<br />

und Gebete. Manche Konfirman<strong>de</strong>n<br />

lernten schnell, an<strong>de</strong>re mussten<br />

sich zu Hause sehr plagen, um<br />

zur nächsten Konfirman<strong>de</strong>nstun<strong>de</strong><br />

alles zu können.<br />

Je<strong>de</strong>n Sonntag musste/durfte man<br />

<strong>de</strong>n Gottesdienst besuchen und die<br />

heute<br />

Einmal in <strong>de</strong>r Woche geht man in<br />

die Konfirman<strong>de</strong>nstun<strong>de</strong>. Hier hört<br />

man Geschichten aus <strong>de</strong>r Bibel.<br />

Man spricht über die Geschichten.<br />

Man arbeitet selbst an kleinen Bibelprojekten.<br />

Auswendig lernen,<br />

das braucht man – Gott sei Dank –<br />

nicht viel.<br />

Mehrere Konfirman<strong>de</strong>nfreizeiten<br />

stehen auf <strong>de</strong>m Programm. Das kostet<br />

Zeit, bringt aber auch Abwechselung.<br />

Zwei mal im Monat musste/durfte<br />

man <strong>de</strong>n Gottesdienst besuchen und<br />

die lange Predigt ertragen. Es gab<br />

doch tatsächlich einige, die etwas


104<br />

lange Predigt ertragen. Es gab<br />

doch tatsächlich einige, die etwas<br />

<strong>von</strong> <strong>de</strong>r Predigt behalten hatten,<br />

wenn <strong>de</strong>r Pfarrer in <strong>de</strong>r Konfirman<strong>de</strong>nstun<strong>de</strong><br />

danach fragte. Aber<br />

das waren nur wenige.<br />

Man musste die Konfirman<strong>de</strong>nstun<strong>de</strong><br />

2 Jahre besuchen. Am En<strong>de</strong><br />

wur<strong>de</strong> es aufregend. Je<strong>de</strong>r<br />

wünschte sich, konfirmiert zu<br />

wer<strong>de</strong>n. Doch dazu musste man<br />

eine Woche vor <strong>de</strong>r Konfirmation<br />

eine Prüfung bestehen. Eine Prüfung,<br />

in <strong>de</strong>r alles gefragt wer<strong>de</strong>n<br />

konnte, was man während <strong>de</strong>r<br />

Konfirman<strong>de</strong>nzeit gelernt haben<br />

sollte. Der Pfarrer war meistens<br />

mil<strong>de</strong>. Irgendwie schien er zu wissen,<br />

wer etwas Schwereres und<br />

wer nur etwas Einfaches aufsagen<br />

konnte. So bestan<strong>de</strong>n die Prüfung<br />

zur Erleichterung in <strong>de</strong>r Regel alle.<br />

Jetzt konnte man entspannt und<br />

mit großer Freu<strong>de</strong> <strong>de</strong>m nächsten<br />

Sonntag entgegen sehen. Es war<br />

<strong>de</strong>r Tag <strong>de</strong>r Konfirmation. Es war<br />

<strong>de</strong>r Tag, an <strong>de</strong>m man aufhören<br />

durfte, Kind zu sein, und an <strong>de</strong>m<br />

man Jugendlicher wur<strong>de</strong>. Und<br />

man durfte sich das erste Mal so<br />

klei<strong>de</strong>n, wie die Erwachsenen, mit<br />

einem wun<strong>de</strong>rschönen Anzug o<strong>de</strong>r<br />

mit einem wun<strong>de</strong>rbaren Kleid.<br />

Schließlich gab es obendrein noch<br />

Geschenke und eine große Feier.<br />

Na, da hat sich die Mühe <strong>de</strong>r Konfirman<strong>de</strong>nzeit<br />

doch gelohnt.<br />

<strong>Die</strong> Konfirman<strong>de</strong>n<br />

<strong>von</strong> <strong>de</strong>r Predigt behalten hatten,<br />

wenn <strong>de</strong>r/die PfarrerIn in <strong>de</strong>r Konfirman<strong>de</strong>nstun<strong>de</strong><br />

danach fragte.<br />

Aber das waren nur wenige.<br />

Man musste die Konfirman<strong>de</strong>nstun<strong>de</strong><br />

1 Jahr besuchen. Am En<strong>de</strong> wur<strong>de</strong><br />

es aufregend. Je<strong>de</strong>r wünschte<br />

sich, konfirmiert zu wer<strong>de</strong>n.<br />

Zum Glück hat ein Pfarrer heute<br />

etwas mehr Freiheit als früher. Er<br />

kann sich seine eigene Prüfung aus<strong>de</strong>nken.<br />

Und so hat sich das Pfarrerehepaar<br />

Küllmer in Westuffeln / <strong>Obermeiser</strong><br />

ausgedacht, am En<strong>de</strong> nicht zu prüfen,<br />

ob man viel auswendig gelernt<br />

und behalten hat.<br />

Schon während <strong>de</strong>r Konfirman<strong>de</strong>nzeit<br />

muss je<strong>de</strong>/r eine Aufgabe bewältigen,<br />

nämlich eine Andacht für<br />

<strong>de</strong>n Beginn eines Konfirman<strong>de</strong>nunterrichtes<br />

vorbereiten. Bei Bedarf<br />

wird man durch <strong>de</strong>n/die PfarrerIn<br />

ein wenig unterstützt. Aber selbst<br />

muss man sich schon einiges einfallen<br />

lassen. Aufregend ist es immer<br />

noch. Auf <strong>de</strong>r letzten Freizeit wird<br />

<strong>von</strong> allen Konfirman<strong>de</strong>n gemeinsam<br />

<strong>de</strong>r Vorstellungsgottesdienst vorbereitet.<br />

Schön ist, dass auch diese Prüfung<br />

bisher im allgemeinen je<strong>de</strong>r bestan<strong>de</strong>n<br />

hat. Deshalb kann man <strong>de</strong>m<br />

Konfirmationstag heute schon etwas<br />

früher gelassen entgegen sehen.<br />

Freuen kann man sich wie früher<br />

auf eine Feier und in <strong>de</strong>r Regel inzwischen<br />

auf ein großes Sparbuch.


<strong>Die</strong> Konfirman<strong>de</strong>n<br />

Am Tag <strong>de</strong>r Konfirmation bekam/bekommt je<strong>de</strong>/r KonfirmandIn einen<br />

Konfirmationsspruch, an <strong>de</strong>n man sich in schönen, aber auch in<br />

schweren Zeiten erinnern und erbauen konnte/kann. <strong>Die</strong>s ist also heute<br />

noch so wie früher. Mitunter erhält man heute zusätzlich ein bedrucktes<br />

Holzkreuz o<strong>de</strong>r eine CD mit beson<strong>de</strong>ren Inhalten.<br />

Konfirmationsspruch <strong>von</strong> Friedrich<br />

Wilhelm Lan<strong>de</strong>feld 1885 - Bild 48<br />

Konfirmationsspruch <strong>von</strong> Anna Meißner-Praus<br />

2007 - Bild 49<br />

Und noch etwas ist ganz ähnlich wie früher. Vor einigen Jahren erzählte<br />

Pfarrerin, Frau Küllmer, während <strong>de</strong>r Konfirmationspredigt ein<br />

Gleichnis:<br />

Da treffen sich 3 Pfarrer. Der erste klagt: „Ich bin ganz verzweifelt. Bei mir in<br />

<strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> haben sich Fle<strong>de</strong>rmäuse eingenistet. Ich habe sie alle mühsam eingefangen<br />

und hinaus gesetzt. Was glaubt ihr, am nächsten Tag waren sie schon alle<br />

wie<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>.“<br />

Der zweite sieht auch ganz bedrückt aus und jammert: „Ja, das ist bei mir genau<br />

so. Nach<strong>de</strong>m ich meine Fle<strong>de</strong>rmäuse alle mühsam eingefangen hatte, habe ich sie<br />

sogar in meinem Auto 50 km weit weg gefahren und ins Freie gesetzt. Was<br />

glaubt ihr, am nächsten Sonntag waren alle wie<strong>de</strong>r bei mir in <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>.“<br />

„Och“, sagt <strong>de</strong>r dritte, „in meiner <strong>Kirche</strong> waren auch ganz viele Fle<strong>de</strong>rmäuse. Da<br />

habe ich sie einfach konfirmiert, und am nächsten Sonntag war keine mehr da.“<br />

Zitat frei nach Frau Pfarrerin Küllmer.<br />

Was wollte die Pfarrerin wohl mit diesem Gleichnis sagen?<br />

105


106<br />

Kin<strong>de</strong>r- und Jugendarbeit im <strong>Kirche</strong>nbezirk Wilhelmsthal<br />

21. Kin<strong>de</strong>r- und Jugendarbeit im <strong>Kirche</strong>nbezirk Wilhelmsthal<br />

Nach Informationen <strong>von</strong> Marianne Wolff und Verena Küllmer<br />

Nach <strong>de</strong>m Beitritt <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong>n <strong>Obermeiser</strong> und Westuffeln<br />

am 1. Juli 1973 zum <strong>Kirche</strong>nbezirk Wilhelmsthal wur<strong>de</strong> <strong>von</strong> diesem<br />

auch Jugendarbeit ins Leben gerufen.<br />

Schon am 1. September stellte <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>nbezirk Herrn Hans Barbknecht<br />

als Sozialtherapeuten an. Er richtete eine „offene Tür-Arbeit“<br />

ein, zu <strong>de</strong>r sich Jugendliche zwanglos treffen konnten. Aber es gab<br />

auch verbindliche Veranstaltungen, in <strong>de</strong>nen versucht wur<strong>de</strong>, in unterschiedlichen<br />

Gruppenarbeitsprojekten Problemen <strong>de</strong>r Jugendlichen<br />

gerecht zu wer<strong>de</strong>n.<br />

Da es in <strong>Obermeiser</strong> noch keine geeigneten Räumlichkeiten gab, wur<strong>de</strong>n<br />

die jungen Menschen mit einem <strong>Kirche</strong>nbezirksbus zum Jugendzentrum<br />

nach Cal<strong>de</strong>n gefahren.<br />

Aber dann begannen auch Umbauarbeiten am alten Pfarrhaus in<br />

<strong>Obermeiser</strong>. Im Bereich <strong>de</strong>s ehemaligen Holzstalles und in einem Teil<br />

<strong>de</strong>r Waschküche im hinteren Untergeschoss wur<strong>de</strong>n ansprechen<strong>de</strong> Jugendräume<br />

eingerichtet. Durch erhebliche Eigenleistungen <strong>von</strong> <strong>Kirche</strong>nvorstand,<br />

Gemein<strong>de</strong>glie<strong>de</strong>rn und vor allem auch <strong>von</strong> Jugendlichen<br />

selbst, sowie durch Spen<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> konnten die<br />

Räume <strong>de</strong>n Jugendlichen im Rahmen einer feierlichen Einweihung<br />

übergeben wer<strong>de</strong>n.<br />

Von jetzt ab fan<strong>de</strong>n für <strong>Obermeiser</strong> Jugendveranstaltungen in diesen<br />

Räumen statt:<br />

Jugendclub Donnerstags <strong>von</strong> 18.00 - 19.30 Uhr,<br />

Jungschar Montags ab 17.00 Uhr für 9 - 12-Jährige,<br />

I-Männchenclub Donnerstags ab 16.00 Uhr für 6 - 9-Jährige.<br />

Schwerpunkte waren zusätzlich Kin<strong>de</strong>r- und Jugendfreizeiten und<br />

Schulungen für ehrenamtliche Jugendliche, die bereit waren, Verantwortung<br />

in <strong>de</strong>r Jugendarbeit zu übernehmen.<br />

Man verstand die Jugendarbeit vor allem als Anregung zur sinnvollen<br />

Freizeitgestaltung, auch um Jugendliche <strong>von</strong> Alkohol, Rauschgift und<br />

an<strong>de</strong>ren Suchtmitteln abzulenken. Hilfen zur Orientierung in beson<strong>de</strong>ren<br />

Lebenssituationen gehörten ebenfalls zum Angebot. Da es sich um<br />

eine Einrichtung <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> han<strong>de</strong>lte, wünschte sich <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>nvorstand<br />

zum damaligen Zeitpunkt bisweilen auch ein wenig Orientierung<br />

in Glaubensfragen, die mitunter etwas zu kurz kam. Trotz hier


Kin<strong>de</strong>r- und Jugendarbeit im <strong>Kirche</strong>nbezirk Wilhelmsthal<br />

vorhan<strong>de</strong>ner unterschiedlicher Auffassungen und kontroverser Diskussionen<br />

war es im Rückblick eine aktive und intensive Zeit.<br />

Zwischen <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> Cal<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>n sechs <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong>n, die<br />

<strong>de</strong>n <strong>Kirche</strong>nbezirk Wilhelmsthal bil<strong>de</strong>n, besteht im Rahmen dieser Jugendarbeit<br />

ein Kooperationsvertrag. So finanziert die Kommune eine<br />

30-Std.-Stelle <strong>de</strong>r Jugendarbeiterin, Sozialarbeiterin Steffi Rapp und<br />

<strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>nbezirk Wilhelmsthal eine 39-Std.-Stelle <strong>de</strong>s Jugendarbeiters,<br />

Diakon Matthias Pimpl.<br />

Geschäftsführen<strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s <strong>Kirche</strong>nbezirkes Wilhelmsthal<br />

ist Pfarrer Detlef Küllmer.<br />

21.1 <strong>Die</strong> Kin<strong>de</strong>rgruppe in <strong>Obermeiser</strong><br />

Nach Informationen <strong>von</strong> Matthias Pimpl<br />

<strong>Die</strong> Kin<strong>de</strong>rgruppe (<strong>von</strong> 5-12 Jahren) trifft sich regelmäßig einmal wöchentlich.<br />

Viele Kin<strong>de</strong>r kommen sehr oft, weil ihnen <strong>de</strong>r Nachmittag<br />

immer gut gefällt. Unter Anleitung <strong>von</strong> Herrn Diakon Matthias Pimpl<br />

und in Betreuung durch einige Jugendliche können die Kin<strong>de</strong>r sich bei<br />

Spiel- und Bastelarbeiten entfalten und neue I<strong>de</strong>en verwirklichen.<br />

Auf <strong>de</strong>m Programm stehen z. B. kooperative -, Aktions-, Konzentrationsspiele<br />

und Bastelarbeiten. Manchmal nimmt man an einem Projekt<br />

teil, etwa Bil<strong>de</strong>r malen und gestalten und auch ausstellen.<br />

Themenbezogene Veranstaltungen kommen vor: „Was mir heilig ist“,<br />

„Mein schönstes Ferienerlebnis“, in Verbindung mit unterschiedlichen<br />

Darstellungs- und Drucktechniken (Stempeldruck, Batik, Farbdruck),<br />

um einiges zu nennen. Schließlich wer<strong>de</strong>n auch gelegentlich kleine<br />

Ausflugsfahrten unternommen.<br />

Betreuer sind <strong>de</strong>rzeit Jennifer Schnabel und Lena Neumeyer, aber<br />

auch Antje Hengel und Sandra Ronneburger, die in <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />

sehr aktiv waren, helfen gelegentlich noch aus.<br />

21.2 Kin<strong>de</strong>rzeltlager im Hagen <strong>von</strong> Westuffeln<br />

Nach Informationen <strong>von</strong> Elke und Thoralf Ronneburger<br />

Alljährlich bietet die <strong>Kirche</strong> (als Träger <strong>de</strong>r Veranstaltung) ein Kin<strong>de</strong>rzeltlager<br />

für Kin<strong>de</strong>r im Alter <strong>von</strong> 7-12 Jahren aus Westuffeln und<br />

<strong>Obermeiser</strong> in Westuffeln im Hagen an.<br />

107


108<br />

Kin<strong>de</strong>r- und Jugendarbeit im <strong>Kirche</strong>nbezirk Wilhelmsthal<br />

Derzeitige Betreuerin ist die Sozialpädagogin Steffi Rapp und etwa 10<br />

ehrenamtliche Betreuer und Mitarbeiter aus Westuffeln und <strong>Obermeiser</strong>.<br />

Ins Leben gerufen wur<strong>de</strong> diese Veranstaltung <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Fußball-Sparte<br />

<strong>de</strong>s Sportvereines Westuffeln Mitte <strong>de</strong>r 70er Jahre <strong>de</strong>s vorigen Jahrhun<strong>de</strong>rts.<br />

Später erklärte sich die <strong>Kirche</strong> bereit, als Träger dieser Veranstaltung<br />

aufzutreten und die Gemein<strong>de</strong> <strong>Obermeiser</strong> mit einzubeziehen.<br />

In Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>verwaltung Cal<strong>de</strong>n gelang<br />

es, auch eine/n JugendbetreuerIn zu gewinnen. Einige Eltern und auch<br />

einige fast erwachsene Jugendliche (meist solche, die als Kin<strong>de</strong>r schon<br />

selbst Teilnehmer waren) übernehmen Planung, Gestaltung und<br />

Betreuung <strong>de</strong>r Lager. Seit 1997 ist dieses Zeltlager eine feste Veranstaltung<br />

<strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Orte, an <strong>de</strong>m jeweils bis zu 60 Kin<strong>de</strong>r teilnehmen.<br />

Finanziert wird das Lager <strong>von</strong> je<strong>de</strong>m Teilnehmer mit 25 €. Da<strong>von</strong><br />

wird Frühstück und Aben<strong>de</strong>ssen bezahlt und durch Betreuer vorbereitet.<br />

Zum Nachmittags-Kaffee gibt es täglich Kuchen, <strong>de</strong>n Eltern selbst<br />

backen und spen<strong>de</strong>n. Das Mittagessen (ebenfalls im Preis enthalten)<br />

wird in <strong>de</strong>r Regel aus einem Betrieb fertig abgeholt.<br />

Übernachtung fin<strong>de</strong>t in eigenen 2 bis 6-Personen-Zelten statt. Zusätzlich<br />

stehen 3 Betreuerzelte zur Verfügung, die zur Übernachtung <strong>de</strong>r<br />

Betreuer und für Bastel- und sonstige Tätigkeiten genutzt wer<strong>de</strong>n<br />

können.<br />

Kin<strong>de</strong>rzeltlager im Hagen <strong>von</strong> Westuffeln - Bild 50


Kin<strong>de</strong>r- und Jugendarbeit im <strong>Kirche</strong>nbezirk Wilhelmsthal<br />

Je<strong>de</strong>s Jahr steht unter einem beson<strong>de</strong>ren Motto: Piraten, Leben im Hagen,<br />

In 4 Tagen um die Welt, Zirkus, Ritter, Steinzeit u.a.<br />

Täglich fin<strong>de</strong>n neben <strong>de</strong>n Mahlzeiten Spiele, Bastelarbeiten, Lagerfeuer<br />

(singen und Stockbrot backen), Nachtwan<strong>de</strong>rung und manches<br />

an<strong>de</strong>re statt. Aber die Kin<strong>de</strong>r haben auch Freizeit und einen eigenen<br />

„Dschungel“, <strong>de</strong>n die Betreuer nicht betreten dürfen.<br />

Wie bekommt man dann alle Kin<strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>r zusammen? Ein 3-faches<br />

Pfeifen genügt, und die Rasselban<strong>de</strong> taucht aus möglichen und unmöglichen<br />

Orten ohne große Verzögerung wie<strong>de</strong>r auf. Man kann sich<br />

tatsächlich auf die Kleinen verlassen.<br />

21.3 Jugendarbeit in <strong>Obermeiser</strong><br />

Nach Informationen <strong>von</strong> Sarah Neumeyer und Matthias Pimpl<br />

Jugendliche im Alter <strong>von</strong> 14 bis 18 haben in <strong>Obermeiser</strong> auch im<br />

kirchlichen Rahmen Möglichkeiten, Freizeit miteinan<strong>de</strong>r zu verbringen.<br />

Hierzu wur<strong>de</strong>n <strong>von</strong> <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> schon seit langem Räume zur Verfügung<br />

gestellt. Begonnen hat diese Arbeit mit <strong>de</strong>r Herrichtung einiger<br />

Räume im alten Pfarrhaus (siehe oben).<br />

Genutzt wur<strong>de</strong>n die Räumlichkeiten in <strong>de</strong>n letzten Jahren als Begegnungsstätte.<br />

Man traf sich zum „klönen“, um Aktivitäten (Fahrten,<br />

Schwimmbadbesuche u.a.) zu planen, gemeinsam einen Film anzusehen,<br />

o<strong>de</strong>r gar einen Film zu erstellen. Zeitweilig war eine Theatergruppe<br />

aktiv. Kontakte zu Nachbargemein<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n gepflegt. Oft<br />

widmete man sich auch Gesellschaftsspielen, <strong>de</strong>m Kicker, <strong>de</strong>r Play<br />

Station und <strong>de</strong>m Singstarspiel. Und es gab auch gemeinsame Übernachtungen,<br />

zu <strong>de</strong>nen dann das Kochen <strong>de</strong>s Aben<strong>de</strong>ssens und Nachtwan<strong>de</strong>rungen<br />

gehörten.<br />

Etwa alle drei Jahre fin<strong>de</strong>t bei <strong>de</strong>n Jugendlichen ein Generationenwechsel<br />

statt. In aller Regel kommen dann auch wie<strong>de</strong>r neue I<strong>de</strong>en<br />

und Aktionen zum Zuge. So wur<strong>de</strong> einmal eine Theke gebaut und eingebaut,<br />

ein an<strong>de</strong>res Mal wur<strong>de</strong> die Deckenverkleidung verän<strong>de</strong>rt und<br />

die Beleuchtung in an<strong>de</strong>rer Form erneuert. Eine an<strong>de</strong>re Gruppe hat<br />

sich mit <strong>de</strong>r Reparatur <strong>de</strong>s Fußball-Kickers beschäftigt. Und wie<strong>de</strong>r<br />

eine an<strong>de</strong>re Gruppe kümmerte sich um das Streichen <strong>von</strong> Decke und<br />

Wän<strong>de</strong>n, um sich in einem neu hergerichteten Raum wie<strong>de</strong>r wohl zu<br />

fühlen.<br />

Im Jahre 2006 hieß es auf einmal, es muss umgezogen wer<strong>de</strong>n. Das<br />

Pfarrhaus wur<strong>de</strong> verkauft. Der Jugendraum musste geräumt wer<strong>de</strong>n.<br />

Welche Alternative hatte man?<br />

109


110<br />

Kin<strong>de</strong>r- und Jugendarbeit im <strong>Kirche</strong>nbezirk Wilhelmsthal<br />

Es gab verschie<strong>de</strong>ne Optionen. Und dann hatte die <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong> die<br />

I<strong>de</strong>e, bei <strong>de</strong>m für die <strong>Kirche</strong> zu bauen<strong>de</strong>n Heizhäuschen das Dachgeschoss<br />

auszubauen. Weil dafür natürlich kein Geld vorhan<strong>de</strong>n war,<br />

musste wie<strong>de</strong>r Eigenarbeit her.<br />

Es war schön zu erleben, dass junge Menschen sich einfan<strong>de</strong>n, um bei<br />

<strong>de</strong>r Herrichtung dieses Jugendraumes anzupacken. Folgen<strong>de</strong> Arbeiten<br />

wur<strong>de</strong>n <strong>von</strong> Jugendlichen (natürlich unter fachlicher Beratung und Unterstützung)<br />

durchgeführt:<br />

<strong>Die</strong> Auslattung <strong>de</strong>r Wän<strong>de</strong> und Dachbereiche und das Einbringen <strong>von</strong><br />

Dämmmaterial, die Verkleidung mit Rigips-Platten, das Herrichten und<br />

Zimmern <strong>de</strong>r senkrechten Dachabsätze vom Dach zum Fußbo<strong>de</strong>n, das<br />

Anbringen <strong>von</strong> Fußleisten, und dann natürlich die Inventarisierung.<br />

Beson<strong>de</strong>rs beteiligt an diesen Tätigkeiten waren Philipp Heußner und<br />

Philipp Lange. Gelegentlich fan<strong>de</strong>n sich noch weitere Helfer ein. <strong>Die</strong><br />

Betreuung und aktive Unterstützung bei diesen Arbeiten leisteten vor allem<br />

Fritz Hengel und Matthias Pimpl.<br />

Seit 2009 ist <strong>de</strong>r Raum einsatzbereit und erfreut sich eines regen Besuches.<br />

<strong>Die</strong> jetzigen Aktivitäten <strong>de</strong>r Jugendlichen ähneln <strong>de</strong>m oben geschil<strong>de</strong>rten<br />

Vorgängerbereich.<br />

Natürlich kam und kommt es auch schon mal vor, dass gefeiert wird,<br />

ohne an das Aufräumen zu <strong>de</strong>nken. Wir wollen hier einige Namen <strong>von</strong><br />

solchen Jugendlichen nennen, die sich dann immer wie<strong>de</strong>r auch um<br />

diese Arbeiten kümmerten und kümmern:<br />

Anja Schwartz, Sarah Neumeyer, Swenja Hengel, Diane Geilert, Meike<br />

Neumeyer, Philipp Heußner, Philipp Lange, Timo Jordan.<br />

Hoffentlich haben sich die an<strong>de</strong>ren bei diesen auch mal bedankt.<br />

Verantwortlich für <strong>de</strong>n neuen Jugendraum ist zur Zeit Diakon Matthias<br />

Pimpl in Zusammenarbeit mit 7 fast erwachsenen und verantwortungsbewussten<br />

Jugendlichen.<br />

22. Organistin und Läuter<br />

Zum Gottesdienst gehört das Singen <strong>von</strong> <strong>Kirche</strong>nlie<strong>de</strong>rn. Was aber<br />

wäre dieser Gesang ohne Orgelbegleitung. <strong>Die</strong> <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong> ist<br />

stolz auf die wun<strong>de</strong>rbare Orgel aus <strong>de</strong>m 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt, die noch<br />

heute <strong>de</strong>m Gottesdienst einen feierlichen Rahmen bietet.<br />

<strong>Die</strong>s allerdings ist nur möglich, wenn auch ein(e) Organist(in) diese<br />

Orgel zum Klingen bringt. <strong>Die</strong> <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong> ist froh und dankbar<br />

dafür, dass viele Jahrzehnte Frau Düster die Tätigkeit <strong>de</strong>r Organistin<br />

auch in <strong>Obermeiser</strong> bis zu ihrem 90. Lebensjahr wahrgenommen hat,<br />

in <strong>de</strong>n letzten 26 Jahren in Stellenteilung mit Frau Heußner. Jetzt wird


Organistin und Läuter<br />

dieses Amt <strong>von</strong> Frau Heußner in Westuffeln und <strong>Obermeiser</strong> allein<br />

weiter geführt.<br />

Irmgard Düster, 57 Jahre Organistin<br />

in <strong>Obermeiser</strong>, bis zum 90. Lebensjahr - Bild 52<br />

Petra Heußner, Organistin ab 1983 - Bild 53<br />

Wichtige Arbeiten für die <strong>Kirche</strong> wur<strong>de</strong>n früher vom Küster wahrgenommen:<br />

„Ein Küster bereitet Gottesdienste vor bzw. nach, leistet<br />

<strong>Die</strong>nste in <strong>de</strong>r Liturgie und betreut die Sakristei. Zu <strong>de</strong>n Aufgaben gehören<br />

u. a. das Öffnen und Schließen <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>, das Anzün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />

Kerzen, Stecken <strong>de</strong>r Liedtafeln sowie die Vorbereitung <strong>de</strong>r liturgischen<br />

Gefäße für Eucharistie o<strong>de</strong>r Abendmahl. Küster übernehmen<br />

zu<strong>de</strong>m oft auch Hausmeisterdienste für <strong>Kirche</strong>, Gemein<strong>de</strong>haus, Pfarrhof<br />

und Kin<strong>de</strong>rgarten, die zu seiner Pfarrei gehören.“ 151 Hinzu<br />

kommt das Läuten <strong>de</strong>r Glocken, eine <strong>de</strong>r wichtigsten Aufgaben, die<br />

täglich vorzunehmen war.<br />

Der Läuter Fritz Hengel - Bild 54<br />

151 Wikipedia (23.09.2009)<br />

111<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>r auch für <strong>Kirche</strong>n notwendigen<br />

Sparmaßnahmen wer<strong>de</strong>n heute<br />

eine Reihe dieser Tätigkeiten ehrenamtlich<br />

erbracht. Geblieben sind die<br />

Aufgaben <strong>de</strong>s Glocken Läutens.<br />

Aus <strong>de</strong>m Küster wur<strong>de</strong> in <strong>Obermeiser</strong><br />

<strong>de</strong>r Läuter, <strong>de</strong>r seine Glocken nicht<br />

mehr mit einem Strick bewegen muss.<br />

Heute wird diese Arbeit durch ein elektrisches<br />

Läutewerk erleichtert.<br />

Der Läuter Fritz Hengel kümmert sich<br />

<strong>de</strong>rzeitig auch um die Heizung und zusammen<br />

mit seiner Ehefrau Waltraud<br />

um die Säuberung <strong>de</strong>s Gotteshauses und<br />

die Bearbeitung <strong>de</strong>r Beetanlagen nahe<br />

<strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>.


112<br />

Organistin und Läuter<br />

Von <strong>de</strong>r Glocke aus <strong>de</strong>m Jahre 1504 haben wir bereits gehört (siehe<br />

S. 9). Inzwischen wur<strong>de</strong>n zwei weitere angeschafft. Sie stammen aus<br />

<strong>de</strong>n Jahren 1697 und 1971. <strong>Die</strong> größere Glocke aus 1697 ist zum automatischen<br />

Anschlagen <strong>de</strong>r Stun<strong>de</strong>n ausgelegt. Das Geläut aller drei<br />

Glocken gleichzeitig ist z. B. Samstagabends, Sonntagmorgens und<br />

zum Kirchgang zu hören. Zwar ist das Geläut automatisiert, aber nur<br />

auf eine Glocke. Zum Läuten mehrerer Glocken muss <strong>de</strong>r Läuter (<strong>de</strong>rzeit<br />

Fritz Hengel) dortselbst die Handsteuerung betätigen.<br />

<strong>Die</strong> Glocken spielten früher eine <strong>de</strong>utlich größere Rolle als heute. Zunächst<br />

waren sie ebenso wie heute zuständig, zum Kirchgang zu rufen.<br />

Weiter waren sie Zeitinformationen für die Menschen auf <strong>de</strong>m Fel<strong>de</strong>,<br />

<strong>de</strong>nn dort hatte man damals in aller Regel noch keine Uhr dabei.<br />

Zum dritten wur<strong>de</strong>n sie bei ausgebrochenem Feuer betätigt. Schließlich<br />

halfen sie in sehr viel früheren Zeiten auch noch, vor Fein<strong>de</strong>n zu<br />

warnen, in<strong>de</strong>m man mit ihnen regelrecht Sturm läuten konnte.<br />

Gegossen 1971, Tonhöhe d - Bild 55<br />

Inschrift:<br />

Ehre sei Gott in <strong>de</strong>r Höhe<br />

<strong>Obermeiser</strong> 1971<br />

Gegossen 1697, Tonhöhe dis - Bild 56<br />

Inschrift:<br />

Her Johannes Hunnemann Pasr.<br />

Johannes Ulrich <strong>von</strong> Hersfeld gos mich<br />

Anno 1697


Organistin und Läuter<br />

<strong>Die</strong> heutige Läutevorschrift, die durch <strong>de</strong>n Läuter eingehalten wer<strong>de</strong>n<br />

muss, ist im Folgen<strong>de</strong>n dargestellt:<br />

Läutedienstordnung für das Geläut <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> zu <strong>Obermeiser</strong>! 152<br />

1. Das Früh,– Mittags,– Abendläuten <strong>von</strong> Sonntagabend bis einschl. Samstagmittag wird<br />

<strong>von</strong> <strong>de</strong>r Automatik gesteuert.<br />

2. Am Samstagabend wird um 17.00 Uhr o<strong>de</strong>r um 18.00 Uhr mit allen drei Glocken <strong>de</strong>r<br />

Sonntag eingeläutet (7 Min.). <strong>Die</strong>ses gilt auch für <strong>de</strong>n Vorabend eines kirchlichen<br />

Feiertages, dabei ist darauf zu achten, daß die Automatik vor 18.oo Uhr ausgeschaltet<br />

ist. Nach diesem Geläut sind 3x3 = 9 Gebetschläge zu erfolgen.<br />

3. Am Sonntagmorgen o<strong>de</strong>r an einem kirchlichen Feiertagmorgen wird um o8.oo Uhr genauso<br />

geläutet wie am Samstagabend mit anschließen<strong>de</strong>n Gebetschlägen.<br />

4. Der Gottesdienst: Es ist grundsätzlich vor je<strong>de</strong>r kirchlichen Handlung, z.B. Gottesdienst,<br />

Hochzeit, Andacht u.s.w., eine Stun<strong>de</strong> vor Beginn mit <strong>de</strong>r großen Glocke<br />

5 Min. vorzuläuten. Zu Gottesdiensten und Andachten wird zu Beginn 5 Min. mit allen<br />

drei Glocken geläutet. Bei Hochzeiten wird mit allen Glocken bis zum Eintreffen <strong>de</strong>s<br />

Brautpaares in <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> geläutet.<br />

5. Glockengeleit eines Verstorbenen zur Friedhofshalle: Der Tag, die Uhrzeit und die<br />

Dauer dieses Läutens mit allen drei Glocken sollte <strong>von</strong> <strong>de</strong>n Angehörigen o<strong>de</strong>r <strong>von</strong> einem<br />

Bestattungsunternehmen rechtzeitig <strong>de</strong>m Läuter / Läuterin gemel<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />

6. Am Tage einer Beerdigung ist an Stelle <strong>de</strong>s normalen Frühläutens mit <strong>de</strong>r kleinen Glocke<br />

(Totenglocke) 4 Min. zu läuten. Hierzu muß die Automatik vorher ausgeschaltet<br />

wer<strong>de</strong>n und danach wie<strong>de</strong>r ein.<br />

7. Beerdigung: Z.B. um 14.oo Uhr beginnt eine Trauerfeier, so ist eine Stun<strong>de</strong> vorher mit<br />

<strong>de</strong>r kleinen Glocke 5 Min zu läuten, und um 14 . 15 Uhr mit allen drei Glocken. <strong>Die</strong><br />

Dauer dieses Geläutes sollte mit <strong>de</strong>m Pfarrer abgesprochen wer<strong>de</strong>n.<br />

8. Beim Gottesdienst zur Feier <strong>de</strong>r Konfirmation o<strong>de</strong>r gol<strong>de</strong>nen Konfirmation ist während<br />

<strong>de</strong>r Einsegnung <strong>de</strong>r Konfirman<strong>de</strong>n mit allen drei Glocken zu läuten.<br />

9. In <strong>de</strong>r Silvesternacht ist zum Jahreswechsel 15 Min. mit allen drei Glocken zu läuten.<br />

10. Beim Einführungsgottesdienst eines neuen Pfarrers, sowie beim Abschiedsgottesdienst<br />

eines Pfarrers ist zum Schluß nach <strong>de</strong>m Segen mit <strong>de</strong>r großen Glocke <strong>de</strong>r Ausgang zu<br />

läuten.<br />

Aufgestellt und genehmigt durch <strong>de</strong>n <strong>Kirche</strong>nvorstand!<br />

152 Läutedienstordnung für <strong>Obermeiser</strong>, einsehbar bei Bernd Lange, <strong>Obermeiser</strong><br />

113


114<br />

Mitteilungen <strong>de</strong>r <strong>de</strong>rzeitigen Pfarrerin, Frau Verena Küllmer<br />

23. Mitteilungen <strong>de</strong>r <strong>de</strong>rzeitigen Pfarrerin, Frau Verena<br />

Küllmer Text <strong>von</strong> Verena Küllmer<br />

<strong>Die</strong> <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong> <strong>Obermeiser</strong> ist – noch – eine ländlich geprägte<br />

<strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong>. Viele tragen ehrenamtlich das Leben <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong><br />

mit, sodass man <strong>von</strong> einem vielfältigen und lebendigen<br />

Gemein<strong>de</strong>leben sprechen kann. Man hat als Pfarrerin nicht das Gefühl,<br />

gemeinsam mit <strong>de</strong>m stellenteilen<strong>de</strong>n Ehemann das Gemein<strong>de</strong>schiff<br />

allein durch das Meer <strong>de</strong>r Zeit steuern zu müssen, son<strong>de</strong>rn eher<br />

ein Teil einer großen Mannschaft zu sein. Und wie gut ist es, einen<br />

engagierten <strong>Kirche</strong>nvorstand und kundige <strong>Kirche</strong>nälteste im Leitungsteam<br />

zu haben.<br />

Dennoch sind die Zeichen <strong>de</strong>r Zeit auch an <strong>de</strong>r kleinen <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong><br />

<strong>Obermeiser</strong> nicht spurlos vorüber gegangen. <strong>Die</strong> Finanzkrise,<br />

die auch die ev. <strong>Kirche</strong> erreicht hat, hinterließ in <strong>Obermeiser</strong> ebenfalls<br />

ihre Spuren und wird auch dort die Zukunft mitgestalten.<br />

Das Gemein<strong>de</strong>haus, genannt „Altes Pfarrhaus“, war für <strong>de</strong>n kleinen<br />

Etat <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong> nicht mehr tragbar und musste verkauft<br />

wer<strong>de</strong>n. Nach <strong>de</strong>m Prüfen einiger Varianten entschied sich <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>nvorstand<br />

für <strong>de</strong>n Neubau eines kleinen Gemein<strong>de</strong>hauses, <strong>de</strong>n jetzigen<br />

„ev. Gemein<strong>de</strong>treff“. Er verfügt über einen Jugendraum und einen<br />

kleinen Raum für die gemeindlichen Gruppen. Darüber hinaus ist<br />

dort die Heizung für die <strong>Kirche</strong> und <strong>de</strong>n Gemein<strong>de</strong>treff untergebracht.<br />

Mit <strong>de</strong>r Wahl einer Pelletheizung hat sich <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>nvorstand bewusst<br />

für eine umweltfreundliche Variante entschie<strong>de</strong>n.<br />

Mit diesem Neubau eines Gemein<strong>de</strong>treffs und <strong>de</strong>r grundlegen<strong>de</strong>n Renovierung<br />

<strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> und <strong>de</strong>r Orgel, die durch viele Spen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>glie<strong>de</strong>r<br />

mitgetragen wur<strong>de</strong>, ist nötige räumliche Voraussetzung<br />

gesichert. Durch <strong>de</strong>n Zusammenschluss zu einem Gesamtverband mit<br />

<strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong> Westuffeln wur<strong>de</strong> versucht, <strong>de</strong>m einschnei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Zurückgehen <strong>de</strong>r Finanzzuweisung entgegen zu wirken.<br />

Noch ist die Talsohle <strong>de</strong>r Finanzkrise nicht erreicht. In <strong>de</strong>r Zeitung<br />

liest man <strong>von</strong> Gemein<strong>de</strong>zusammenlegungen, <strong>von</strong> Abbau <strong>von</strong> Pfarrstellen<br />

und vom Verkauf <strong>von</strong> Gemein<strong>de</strong>häusern. Noch ist <strong>de</strong>r Gesamtverband<br />

<strong>Obermeiser</strong> – Westuffeln nicht betroffen. Es ist zu hoffen, dass<br />

die Vorsorge <strong>de</strong>s <strong>Kirche</strong>nvorstan<strong>de</strong>s durch Neubau <strong>de</strong>s Gemein<strong>de</strong>treffs<br />

und die Sanierung <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> Früchte tragen wird. Dennoch<br />

wer<strong>de</strong>n auch für die <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong> <strong>Obermeiser</strong> die Finanzmittel<br />

spürbar enger. <strong>Die</strong> ehrenamtliche Arbeit gewinnt zunehmend an Ge-


Mitteilungen <strong>de</strong>r <strong>de</strong>rzeitigen Pfarrerin, Frau Verena Küllmer<br />

wicht. Der <strong>Kirche</strong>nvorstand wird in viele Richtungen <strong>de</strong>nken und vielleicht<br />

auch unpopuläre Wege gehen müssen, um das Schiff „<strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong>“<br />

durch das unruhige Meer <strong>de</strong>r Zeit zu steuern.<br />

In diesen Zeiten erscheint nun eine Chronik über die <strong>Kirche</strong> in <strong>Obermeiser</strong>.<br />

Ich meine, gera<strong>de</strong> zur rechten Zeit! Was hat die <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong><br />

<strong>Obermeiser</strong> nicht schon alles erlebt im Laufe <strong>de</strong>r Jahrhun<strong>de</strong>rte<br />

– bis hin zum völligen Nie<strong>de</strong>rgang <strong>de</strong>s <strong>Kirche</strong>ngebäu<strong>de</strong>s! Und wie gut<br />

steht sie heute wie<strong>de</strong>r da! Auch wenn das Meer <strong>de</strong>r Zeit manchmal<br />

tobt und bedrohlich erscheint, die Geschichte lehrt uns: Solange <strong>de</strong>r<br />

Herr <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>, Jesus Christus, die <strong>Kirche</strong> braucht, wird diese Bestand<br />

haben – in <strong>de</strong>r Welt und in <strong>Obermeiser</strong>.<br />

24. Anmerkung zur <strong>de</strong>rzeitigen Pfarrstellenbesetzung<br />

An dieser Stelle möchten wir erwähnen, dass die Pfarrei Westuffeln –<br />

<strong>Obermeiser</strong> <strong>de</strong>rzeit <strong>von</strong> einem Pfarrerehepaar betreut wird, <strong>von</strong> <strong>de</strong>nen<br />

je<strong>de</strong>/r eine halbe Stelle besetzt. So ist Herr Pfarrer Küllmer für<br />

Westuffeln und Frau Pfarrerin Küllmer für <strong>Obermeiser</strong> zuständig.<br />

Trotz dieser klaren Aufgabentrennung erleben wir immer wie<strong>de</strong>r, dass<br />

an Festtagen o<strong>de</strong>r bei beson<strong>de</strong>ren Feierlichkeiten bei<strong>de</strong> gleichzeitig<br />

<strong>de</strong>n Gottesdienst in <strong>Obermeiser</strong> und auch in Westuffeln gestalten.<br />

Hierzu möchten wir heute ein herzliches „Danke“ aussprechen.<br />

Pfarrerin Verena Küllmer Pfarrer Detlef Küllmer<br />

115


116<br />

Weitere Hinweise aus Literatur und Quellen<br />

25. Weitere Hinweise aus Literatur und Quellen<br />

Im Mittelalter gehörten Nie<strong>de</strong>rmeiser ebenso wie <strong>Obermeiser</strong> zur<br />

Herrschaft Schartenberg. In mittelalterlichen Urkun<strong>de</strong>n ist es nicht<br />

immer leicht, <strong>de</strong>n ohne Vorsilbe Meiser genannten Ort als Nie<strong>de</strong>r-<br />

o<strong>de</strong>r <strong>Obermeiser</strong> zu i<strong>de</strong>ntifizieren. Bei<strong>de</strong> Orte waren eng miteinan<strong>de</strong>r<br />

verbun<strong>de</strong>n und hatten gleiche politische und kirchliche Zugehörigkeiten.<br />

153<br />

Um 1200 lag die Gerichtsbarkeit für <strong>Obermeiser</strong> in <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />

Schartenberger. Seit 1422 war ¼ <strong>de</strong>s Dorfes Hessisches Lehen <strong>de</strong>r<br />

Spiegel vom Desenberg, 1571 bereits die Hälfte. 154 Damit verbun<strong>de</strong>n<br />

lag auch ein Teil <strong>de</strong>r Gerichtsbarkeit bei <strong>de</strong>n Herrn Spiegel v. D.<br />

Trotz<strong>de</strong>m können wir da<strong>von</strong> ausgehen, dass das Patronat <strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong><br />

allein bei <strong>de</strong>n Malsburgern lag, weil in diesem Zusammenhang<br />

die Spiegel mit <strong>Obermeiser</strong> in keiner Quelle in Verbindung gebracht<br />

wor<strong>de</strong>n sind. Wohl aber waren sie Collatoren (mit <strong>de</strong>m Recht, eine Pfarrstelle<br />

zu besetzen) etwa <strong>von</strong> Oberlistingen, Haueda und Zwergen. 155<br />

Im 7-jährigen Krieg (Friedrich <strong>de</strong>r Große <strong>von</strong> Preußen gegen Maria<br />

Theresia <strong>von</strong> Österreich mit Frankreich auf ihrer Seite [1756-1763])<br />

ist nach einer Notiz im <strong>Kirche</strong>nbuch „<strong>de</strong>r Pfarrer Wagner am 14. Juli<br />

1761 <strong>von</strong> <strong>de</strong>n (französischen) Fein<strong>de</strong>n als unschuldiger Spion gefänglich<br />

genommen, zwischen 2 Reitern geführt, geschlagen, <strong>von</strong> <strong>de</strong>n<br />

Pfer<strong>de</strong>n geschleift, verhöhnt und 7 Tage in Marburg im Gefängnis geblieben.“<br />

156<br />

153<br />

vgl. Desel, S. 776; vgl auch Schroe<strong>de</strong>r-Petersen, S. 114-128<br />

154<br />

vgl. Reimer, S. 325<br />

155<br />

vgl. Zimmermann (Der ökonomische Staat), S. 95<br />

156<br />

Hochhuth, S. 264 (Anmerkung)


Anhang (Arbeitsthemen <strong>de</strong>s Seniorenkreises) 117<br />

26. Anhang (Arbeitsthemen <strong>de</strong>s Seniorenkreises)<br />

Themen, Vorträge und Tätigkeiten, mit <strong>de</strong>nen sich die Senioren beschäftigt<br />

haben (aus <strong>de</strong>n Gästebüchern <strong>de</strong>r Seniorengruppe):<br />

30 Jahre Seniorenkreis<br />

Albert Schweitzer<br />

Alt wer<strong>de</strong>n kann man lernen<br />

Alte Gewohnheiten<br />

Alter und Diakonie<br />

Andacht zu <strong>de</strong>n Seligpreisungen<br />

Arbeit einer Gemein<strong>de</strong>schwester<br />

Arbeit und Leben <strong>de</strong>r Bienen<br />

Auf <strong>de</strong>m Kin<strong>de</strong>rspielplatz<br />

Auf <strong>de</strong>n Spuren <strong>de</strong>s Apostels Paulus<br />

Basteln <strong>von</strong> Adventsgestecken<br />

Basteln <strong>von</strong> Karten zum Verschicken<br />

Basteln <strong>von</strong> Kerzen<br />

Bauernregeln und Sprichwörter<br />

Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Taufe<br />

Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Abendmahles<br />

Beim Zahnarzt<br />

Berichte vom <strong>Kirche</strong>ntag<br />

Bewegung mit Musik<br />

Der Bürgermeister zu Gast<br />

Der ferne Nächste<br />

Diakoniestation in Cal<strong>de</strong>n<br />

Dias aus <strong>de</strong>m Kreis Hofgeismar<br />

Dias aus <strong>de</strong>r DDR<br />

<strong>Die</strong> Schöpfung<br />

Elisabeth <strong>von</strong> Thüringen<br />

Entstehung <strong>de</strong>r Bibel<br />

Erbrecht, Testament<br />

Ernährung im Alter<br />

Erntedankfest vorbereiten und feiern<br />

Fahrt zum E<strong>de</strong>rsee<br />

Fahrt zur Bun<strong>de</strong>sgartenschau<br />

Fauna und Flora <strong>de</strong>s Warmetales<br />

Frauen in <strong>de</strong>r Bibel<br />

Fußgänger im Straßenverkehr<br />

Fußpflege<br />

Gedächtnistraining<br />

Gedanken zum Reformationstag<br />

Gedichte vortragen<br />

Generationen in <strong>de</strong>r Familienchronik<br />

Geschichte erzählen<br />

Geschichten durch Oma erzählt<br />

Gesundheitsvorsorge<br />

Grillfest vorbereiten und feiern<br />

Gymnastik<br />

Hausmittel und Heilkräuter<br />

Heimatstübchen, Spinnstube damals<br />

Herbstgedanken und Bil<strong>de</strong>r<br />

Homöopatische Heilmittel<br />

Hospizbewegung<br />

Jahresrückblick<br />

Karneval vorbereiten und feiern<br />

Kegeln im Westuffeler Hof<br />

Konzentration auf das Fest<br />

Krankengymnastik im Alter<br />

Kriminalinformationen, Einbruch<br />

Kunst <strong>de</strong>s Schenkens<br />

Märchen erzählen<br />

Martin Luther<br />

Mutter Teresia<br />

Notruf + ASB<br />

Ostern, rund um das Ei<br />

Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht<br />

Persönlichkeiten <strong>de</strong>s Glaubens<br />

Physiotherapie und Verspannung<br />

Planwagenfahrt nach Heisebeck<br />

Politische und unpolitische Diskussion<br />

Quiz rund um <strong>de</strong>n Herbst<br />

Ratespiel<br />

Ratgeber zu Erkältungen<br />

Reiseberichte<br />

Rezepte zum Backen<br />

Rundgespräch über Liebe<br />

Schnud<strong>de</strong>l-Nachmittag<br />

Seniorentanz<br />

Servietten-Falttechnik<br />

SFOR in Bosnien Herzegowina<br />

Singen<br />

Singen mit Heidi Leck<br />

Sommerrückblick<br />

Soviel habe ich zu danken<br />

Steiff-Plüschtiere<br />

Tage <strong>de</strong>r älteren Generation<br />

Tischabendmahl<br />

Töpfern<br />

Vergänglichkeit, Tod und Sterben<br />

Volkslie<strong>de</strong>r<br />

Volksmusik<br />

Waffeln essen<br />

Was ist heute besser (als früher)<br />

Was wissen wir noch aus <strong>de</strong>r Bibel<br />

Wein und Zwiebelkuchen<br />

Welt <strong>de</strong>r Muslime und <strong>de</strong>r Koran<br />

Weltgebetstag<br />

Wenn jemand eine Reise tut<br />

Wilhelm-Busch-Museum Ebergötzen<br />

Wohin mit <strong>de</strong>n Alten<br />

Woran erinnere ich mich gern


118<br />

Literatur– und Quellenangaben<br />

27. Literatur- und Quellenangabe<br />

Benutzte Literatur<br />

Bach, Wilhelm; <strong>Kirche</strong>nstatistik <strong>de</strong>r evangelischen <strong>Kirche</strong> im Kurfürstentum Hessen;<br />

Cassel 1835<br />

Bleibaum, Friedrich; Kreis Hofgeismar; in: Handbuch <strong>de</strong>s Heimatbun<strong>de</strong>s für Kurhessen,<br />

Wal<strong>de</strong>ck und Oberhessen III; Marburg 1966<br />

Carl, <strong>Die</strong>ter; Geschichte bei<strong>de</strong>r Listingen; Breuna 1999<br />

Classen, Wilhelm; <strong>Die</strong> kirchliche Organisation Althessens im Mittelalter; in:<br />

Schriften <strong>de</strong>s Instituts für Geschichtliche Lan<strong>de</strong>skun<strong>de</strong> <strong>von</strong> Hessen und Nassau, 8.<br />

Stück; Marburg 1929; Nachdruck, Herausgeber: Stengel, Edmund, E.; Marburg<br />

1980<br />

Decker, Rainer; <strong>Die</strong> Geschichte <strong>de</strong>r Burgen im Raum Warburg / Zierenberg; Hofgeismar<br />

/ Zierenberg 1989<br />

Dehn-Rotfelser u.a.; Bau<strong>de</strong>nkmäler im Regierungsbezirk Cassel mit Benutzung<br />

amtlicher Aufzeichnungen beschrieben und in topographisch-alphabetischer Reihenfolge<br />

zusammengestellt, Cassel 1870; Faksimile-Reprint, Hrsg <strong>Die</strong>ter Carl;<br />

Vellmar 2004<br />

Deschner, Karlheinz; Abermals krähte <strong>de</strong>r Hahn; Düsseldorf, Wien, New York<br />

1987<br />

Desel, Jochen; Pfarrergeschichte <strong>de</strong>s <strong>Kirche</strong>nkreises Hofgeismar; Marburg 2004<br />

Dülfer, Kurt; Korn, Hans-Enno; Schrifttafeln zur Deutschen Paläographie <strong>de</strong>s<br />

16.-20. Jahrhun<strong>de</strong>rts Teil 1 + Teil 2; in: Veröffentlichungen <strong>de</strong>r Archivschule<br />

Marburg, Institut für Archivwissenschaften, Nr. 2; Marburg1982<br />

Engelsburg, Gymnasium in Kassel (Hrsg.); Unterwegs - Impulse für <strong>de</strong>n Tag;<br />

2. Auflage 1995<br />

Geilert, Rolf (Hrsg.); Historisches <strong>von</strong> Minor Meischere 1019-1994, 975 Jahre<br />

<strong>Obermeiser</strong>; Kassel 1994 � Chronik <strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong>


Literatur– und Quellenangaben<br />

Geschichtsverein Westuffeln e.V., Gemein<strong>de</strong> Cal<strong>de</strong>n (Hrsg.); Spuren <strong>de</strong>r Vergan-<br />

genheit; Cal<strong>de</strong>n 2007<br />

Hilmes, Christian; Der <strong>Kirche</strong>nvorstand – Ein Arbeitsbuch <strong>de</strong>r ev. <strong>Kirche</strong> <strong>von</strong><br />

Kurhessen-Wal<strong>de</strong>ck; Kassel 1989<br />

Hochhuth, C.W.H.; Statistik <strong>de</strong>r evangelischen <strong>Kirche</strong> im Regierungsbezirk Cassel;<br />

Kassel 1872<br />

Hold, Klaus; Kampe, Hermann; Lange, Wolfgang; Predak, Karl; Westuffeln ...et<br />

altera ufloun – das an<strong>de</strong>re Westuffeln ... Beiträge zur Geschichte <strong>de</strong>s Dorfes<br />

Westuffeln; Westuffeln 2004 � Chronik <strong>von</strong> Westuffeln<br />

Hütteroth, Oskar mit Nachträgen und Verzeichnissen <strong>von</strong> Milbradt, Hilmar; <strong>Die</strong><br />

althessischen Pfarrer <strong>de</strong>r Reformationszeit; Veröffentlichungen <strong>de</strong>r Historischen<br />

Kommission für Hessen und Wal<strong>de</strong>ck 22; Bd. 1-3; Marburg 1966<br />

Hufschmidt, Fritz; Versuch einer Gesch. <strong>de</strong>s oberen Warmetales; Wolfhagen 1905<br />

König, B. Emil; Hexenprozesse; Schwerte 1966<br />

Led<strong>de</strong>rhose, C. W.; Erdbeschreibung <strong>de</strong>r Hessischen Lan<strong>de</strong> Casselischen<br />

Antheils, Beiträge zur Beschreibung <strong>de</strong>s <strong>Kirche</strong>nstaates <strong>de</strong>r Hessen-Casselschen<br />

Lan<strong>de</strong>, Bd. 3; Faksimile-Reprint <strong>de</strong>r Ausgabe <strong>von</strong> 1781, Hrsg. <strong>Die</strong>ter Carl; Vellmar<br />

2004<br />

Magdanz, Ernst Werner; Pfarrgeschichte <strong>de</strong>s <strong>Kirche</strong>nkreises Kassel-Land <strong>von</strong> <strong>de</strong>n<br />

Anfängen bis 1977; Marburg 2002<br />

Malsburg <strong>von</strong> <strong>de</strong>r, Raban; Carl Otto Johann <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Malsburg – Geheimer Rat in<br />

Kurhessen (14.8.1742 bis 17.2.1821); in: Zeitschrift <strong>de</strong>s Vereins für hessische Geschichte<br />

und Lan<strong>de</strong>skun<strong>de</strong>, Bd. 103, Kassel 1998, S. 105-134<br />

Reimer, Heinrich; Historisches Ortslexikon für Kurhessen; in: Veröffentlichungen<br />

<strong>de</strong>r Historischen Kommission für Hessen 14; Marburg 1974<br />

Reyer, Herbert; <strong>Die</strong> Dorfgemein<strong>de</strong> im nördlichen Hessen – Untersuchungen zur<br />

hessischen Dorfverfassung im Spätmittelalter und in <strong>de</strong>r frühen Neuzeit; in:<br />

Schriften <strong>de</strong>s Hessischen Lan<strong>de</strong>samtes für geschichtliche Lan<strong>de</strong>skun<strong>de</strong>, Bd. 38;<br />

Marburg 1983<br />

119


120<br />

Literatur– und Quellenangaben<br />

Rill, Bernd; <strong>Die</strong> Inquisition und ihre Ketzer; Puchheim 1982<br />

Ritter, Gottfried; Kirchliches Handbuch; Marburg 1926<br />

Schroe<strong>de</strong>r-Petersen, Anna; <strong>Die</strong> Ämter Wolfhagen und Zierenberg. Ihre territoriale<br />

Entwicklung bis ins 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt; Marburg 1936<br />

Seib, Gerhard u.a.; Fachwerkkirchen im Landkreis Kassel, Jb78, S. 67-72, III. (S.<br />

72a); Königstein 1983<br />

Spe, Friedrich <strong>von</strong>; Cautio Criminalis o<strong>de</strong>r Rechtliches Be<strong>de</strong>nken wegen <strong>de</strong>r Hexenprozesse;<br />

unverän<strong>de</strong>rter Nachdruck <strong>de</strong>r ersten vollständigen Übersetzung <strong>von</strong> J.-F. Ritter; Weimar 1939<br />

Vehse, Carl Eduard; <strong>Die</strong> Höfe zu Hessen; Leipzig, Weimar 1991<br />

Warlich-Schenk, Brigitte; Braun, Emanuel; Kultur<strong>de</strong>nkmäler in Hessen, Kreis<br />

Kassel, Teil I; in: Denkmaltopographie Bun<strong>de</strong>srepublik Deutschland; Braunschweig,<br />

Wiesba<strong>de</strong>n 1988<br />

Weiss, Ulrich; <strong>Die</strong> Gerichtsverfassung in Oberhessen bis zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 16. Jahrhun<strong>de</strong>rts;<br />

in: Schriften <strong>de</strong>s Hessischen Lan<strong>de</strong>samtes für geschichtliche Lan<strong>de</strong>skun<strong>de</strong>,<br />

Bd. 37; Marburg 1978<br />

Wischnath, Thomas; „Eine Kapelle zu Ehren <strong>de</strong>r seeligen Margaretha“ – Geschichte<br />

<strong>de</strong>r Breunaer <strong>Kirche</strong> 1257-2007; Breuna 2007 � <strong>Kirche</strong>nchronik<br />

Zimmermann, Ludwig (Bearbeiter); Der ökonomische Staat Landgraf Wilhelms<br />

IV., Bd. 2; in: Veröffentlichungen <strong>de</strong>r Historischen Kommission für Hessen und<br />

Wal<strong>de</strong>ck XVII. 2; Marburg 1934


Gedruckte Quellen<br />

Literatur– und Quellenangaben<br />

Lan<strong>de</strong>skirchen-Archiv Kassel (LAK)<br />

Versicherung an Ei<strong>de</strong>sstatt, Vorschriften, <strong>de</strong>nen ein Pfarrer bei <strong>de</strong>r Übertragung<br />

einer Pfarrstelle in <strong>de</strong>r Zeit <strong>von</strong> 1866-1918 zustimmen musste.<br />

Luther, Martin; <strong>Die</strong> Bibel o<strong>de</strong>r die ganze Heilige Schrift <strong>de</strong>s Alten und Neuen<br />

Testaments, nach <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Übersetzung; Durchgesehene Ausgabe mit <strong>de</strong>m<br />

<strong>von</strong> <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen evangelischen <strong>Kirche</strong>nkonferenz genehmigten Text; Berlin<br />

1914<br />

Gemein<strong>de</strong>brief Westuffeln – <strong>Obermeiser</strong>, Weihnachten 1981, Weihnachten 1985<br />

Hun<strong>de</strong>rt Jahre Neugotisches <strong>Kirche</strong>nschiff Westuffeln, 1883-1983; Westuffeln<br />

1983<br />

Repertorien <strong>de</strong>s Hessischen Staatsarchivs Marburg: HStAM, Übersicht über <strong>de</strong>n<br />

Bestand 180, Landratsämter: Hofgeismar 1821-1952<br />

Repertorien <strong>de</strong>s Hessischen Staatsarchivs Marburg: HStAM, Übersicht über <strong>de</strong>n<br />

Bestand 17, Landgräfliche Hessische Regierung Kassel; I. Alte Kasseler Räte<br />

(1518-1708)<br />

Repertorien <strong>de</strong>s Hessischen Staatsarchivs Marburg: HStAM, Übersicht über <strong>de</strong>n<br />

Bestand 17, Landgräfliche Hessische Regierung Kassel, e. Ortsreposituren, Band<br />

4 und 5<br />

Stammtafeln althessischer Ritterschaft aus neuerer Zeit, Blatt 26; Rudolstadt o.J.;<br />

freundlicherweise zur Verfügung gestellt <strong>von</strong> Herrn Dr. Otto Elsner <strong>von</strong> <strong>de</strong>r<br />

Malsburg.<br />

Subsidienregister <strong>von</strong> Hofgeismar <strong>von</strong> 1464<br />

HStAM Fritzlarer Akten Ost 5490 (Druck bei Falckenheiner II S LV.)<br />

121


122<br />

Literatur– und Quellenangaben<br />

Ungedruckte (handschriftliche) Quellen<br />

Hessisches Staatsarchiv Marburg (HStAM)<br />

Bestand 17e, Landgräfliche Hessische Regierung Kassel; I. Alte Kasseler Räte<br />

(1518-1708)<br />

Bestand 22, Landgräfliche Hessische Regierung Kassel;<br />

(Schul- und <strong>Kirche</strong>nsachen)<br />

Bestand 180, Landratsämter: Hofgeismar 1821-1952<br />

Bestand 315 I Nachträge, Nr. 80 und 315 a C 325.<br />

Bestand 315 II + III Lan<strong>de</strong>skirchenamt (Kassel)<br />

Bestand 340, Depos. v.d. Malsburg Escheberg<br />

Bestand 340, Depos. v.d. Malsburg, Gesamtarchiv, Verz. 1 + Verz. 2<br />

Kataster I <strong>Obermeiser</strong> B1 (Duplikat), Lager-Stück- und Steuer-Buch <strong>de</strong>r Dorfschaft<br />

Obermeißer, Amt Zierenberg, § 4, verkündiget im Jahre 1786 (1780)<br />

Salbuch über die Stadt Zierenbergk und Amt Schartenbergk <strong>von</strong> 1572<br />

Lan<strong>de</strong>skirchen-Archiv Kassel (LAK)<br />

Schreiben <strong>de</strong>s Pf. Heldmann an das Landskirchenamt in Kassel vom 20.08.09<br />

Personalakten <strong>von</strong> Pfarrern<br />

Bibliothek <strong>de</strong>s Predigerseminars <strong>de</strong>r Evangelischen <strong>Kirche</strong> <strong>von</strong> Kurhessen-<br />

Wal<strong>de</strong>ck, Dekanatsarchiv Hofgeismar (DH)<br />

<strong>Kirche</strong>nbücher <strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong> (Kopien)<br />

1676-1712, 1714-1769, 1770-1827, 1828-1830, 1830-1893, 1890-1935<br />

Evangelische Pfarrei Westuffeln / <strong>Obermeiser</strong> in Westuffeln (EPfW)<br />

<strong>Kirche</strong>nrechnungen <strong>von</strong> 1657 bis 1785 (mit Unterbrechungen)<br />

<strong>Kirche</strong>nchronik <strong>Obermeiser</strong> <strong>von</strong> 1828-1883, Kopie (Fülling, Karff)<br />

<strong>Kirche</strong>nchronik <strong>Obermeiser</strong> <strong>von</strong> 1892-1964, Kopie (Schwarzenberg, Baustädt,<br />

Wittekind, Heldmann, Eckhardt)<br />

<strong>Die</strong> Genehmigung zur Veröffentlich <strong>von</strong> Aufzeichnungen <strong>de</strong>s vor 5 Jahren verstorbenen<br />

Pfarrers Reinhard Heldmann wur<strong>de</strong> uns durch seinen Sohn Konrad Heldmann am 28.02.2010<br />

schriftlich erteilt.<br />

Presbyterialprotokolle <strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong> 1786-1838; 1840-1867; 1867-1908<br />

Universitätsbibliothek Kassel, Handschriftenabteilung<br />

Hessische Glockenkun<strong>de</strong> 13. Band, Kassel 1941; 4° Ms. Hass 332 Bd. 13


Literatur– und Quellenangaben<br />

Mündliche und schriftliche Informationen <strong>von</strong> Zeitzeugen, Fachleuten<br />

und <strong>Kirche</strong>nkreismitglie<strong>de</strong>rn<br />

Albrecht, Carola: <strong>Die</strong> Kin<strong>de</strong>rkirche; 2009<br />

Engemann, Dr. Herbert: <strong>Kirche</strong>nbauinformationen; 2008<br />

Göllner, Fritz: Aufzeichnungen aus <strong>de</strong>r Erinnerung; o.J.<br />

Küllmer, Verena: Pfarreiinformationen; 2009<br />

Schippmann, Gisela + Wolff, Marianne:<br />

<strong>Die</strong> Arbeitsgruppe „an<strong>de</strong>rer Gottesdienst“; 2009<br />

Wolff, Marianne: Der Frauenkreis und <strong>Kirche</strong>nchor; 2009<br />

Wolff, Marianne: <strong>Die</strong> <strong>Kirche</strong>nältesten; 2009<br />

Wolff, Marianne + Zemitsch, Christoph: <strong>Die</strong> Partnergemein<strong>de</strong> Haynsburg; 2009<br />

Wolff, Marianne + Exler, Gerlin<strong>de</strong>: Der Besuchsdienstkreis; 2009<br />

Der Seniorenkreis: Nach Informationen <strong>von</strong> Marianne Wolff, Mathil<strong>de</strong> Höhmann<br />

und Detlef Küllmer; 2009<br />

Der lebendige Adventskalen<strong>de</strong>r: Nach Informationen <strong>von</strong> Carola Albrecht; 2009<br />

Der <strong>Kirche</strong>nvorstand: Nach Informationen <strong>von</strong> Carola Böcker-Jütte in Absprache mit<br />

<strong>de</strong>m <strong>Kirche</strong>nvorstand; 2009<br />

<strong>Die</strong> Konfirman<strong>de</strong>n:<br />

Nach Informationen <strong>von</strong> Anna Meißner-Praus und Verena Küllmer; 2009<br />

<strong>Die</strong> Kin<strong>de</strong>rgruppe: Nach Informationen <strong>von</strong> Matthias Pimpl; 2009<br />

Jugendarbeit in <strong>Obermeiser</strong>:<br />

Nach Informationen <strong>von</strong> Sarah Neumeyer und Matthias Pimpl; 2009<br />

Kin<strong>de</strong>r- und Jugendarbeit mit <strong>de</strong>m Kichenbezirk Wilhelmsthal<br />

Nach Informationen <strong>von</strong> Marianne Wolff und Verena Küllmer; 2009<br />

Kin<strong>de</strong>rzeltlager im Hagen <strong>von</strong> Westuffeln:<br />

Nach Informationen <strong>von</strong> Elke und Toralf Ronneburger; 2009<br />

Kleine Konfirman<strong>de</strong>ngeschichte;<br />

Nach Informationen <strong>von</strong> Mathil<strong>de</strong> Höhmann; 2009<br />

Kleine Konfirman<strong>de</strong>ngeschichten; Nach Informationen <strong>von</strong> Edith Leck; 2009<br />

Transkriptionen wur<strong>de</strong>n, wenn nicht an<strong>de</strong>rs angegeben, <strong>von</strong> Rolf Schmidt erstellt.<br />

123


124<br />

Bil<strong>de</strong>r und Texte, die zur Verfügung gestellt wur<strong>de</strong>n<br />

28. Bild- und Textnachweise, freundlicherweise zur Verfügung gestellt<br />

Nr. <strong>von</strong>:<br />

3, 5-8, 10-12 VG. Westuffeln durch Herrn Wolfgang Lange<br />

4 Christa Vöpel<br />

9 Peter Otto<br />

1, 13, 37-39<br />

Marianne Wolff<br />

16, 17, 18 Wilfried + Wilma Neumeyer<br />

23, 24, 26a Wolfgang Friedrich<br />

2, 14, 15, 19-22, 25-34,<br />

44-47, 52-56, 2. Umschlagseite<br />

Rolf Schmidt<br />

35 Aus <strong>de</strong>m DKV-Kunstführer Nr. 306/4, München o.J.<br />

(St. Johannis – <strong>Kirche</strong> in Nieblum auf Föhr, S. 13)<br />

36 Homepage <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> Westuffeln – <strong>Obermeiser</strong><br />

40, 42 Verena Küllmer<br />

41 Gerlin<strong>de</strong> Exler<br />

43 Carola Albrecht<br />

50 Toralf Ronneburger<br />

48 Fritz Lan<strong>de</strong>feld, Gabriele Meißner<br />

49 Anna Meißner-Praus<br />

Titelbild (1. Umschlagseite) Gemäl<strong>de</strong> <strong>von</strong> Günter Kaufmann, <strong>von</strong> Marianne Wolff<br />

bereit gestellt<br />

Läutedienstordnung<br />

Bernd Lange


29. Zeittafel<br />

Zeittafel<br />

Jahr Ereignis Seite<br />

1019 Ersterwähnung <strong>von</strong> Meiskere 7<br />

1074 Güterbesitz <strong>de</strong>r Mönche in Kirchmeischere und<br />

Minor Meischere<br />

7<br />

1296 Pleban <strong>von</strong> Meiser 7, 8<br />

1357 Pleban <strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong> 7<br />

1464 In <strong>de</strong>m Subsidienregister <strong>de</strong>s Archidiakonates 8, 12<br />

Fritzlar wird <strong>Obermeiser</strong> aufgeführt<br />

1504 Jahreszahl <strong>de</strong>r ältesten Glocke <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> <strong>Obermeiser</strong><br />

9 f<br />

ab 1527 Fast vollständige Erfassung aller Pfarrer <strong>von</strong> 12 f<br />

<strong>Obermeiser</strong> (nach <strong>de</strong>r Reformation)<br />

1537 <strong>Obermeiser</strong> untersteht im Archidiakonat Hofgeismar<br />

<strong>de</strong>r neu eingerichteten Superinten<strong>de</strong>ntur<br />

Kassel<br />

21<br />

1541-1556 Betreuung <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>de</strong> <strong>Obermeiser</strong><br />

durch Nie<strong>de</strong>rlistingen<br />

21<br />

1585 Nie<strong>de</strong>rlistingen wird spätestens in diesem Jahr<br />

Filial <strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong><br />

21<br />

1596+1603 Zaubereiprozesse in <strong>Obermeiser</strong> 15<br />

1657 Nach <strong>de</strong>r Einführung einer neuen <strong>Kirche</strong>nordnung<br />

wird <strong>Obermeiser</strong> <strong>de</strong>r Pfarreiklasse Zierenberg<br />

aus <strong>de</strong>r Superinten<strong>de</strong>ntur Kassel zugewiesen<br />

21<br />

1697 <strong>Die</strong> <strong>Kirche</strong> erhält eine zweite Glocke 112<br />

1726 Neubau <strong>de</strong>s Pfarrhauses an alter Stelle 46, 49<br />

1733 Westlich <strong>de</strong>s Pfarrhauses wird ein Brunnen gegraben<br />

48<br />

1742 Wahrscheinliche Auslagerung <strong>de</strong>s Friedhofs und<br />

Erstellung einer offenen Friedhofshalle mit Predigerhäuschen<br />

62<br />

1771 Neubau <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> in <strong>Obermeiser</strong> an alter Stelle 36<br />

1835 Zehntscheune wird an alter Stelle neu erbaut 49<br />

1861 Pfarrhaus wird renoviert 49<br />

1893 Pfarrhaus wird umfassend renoviert 50<br />

1898 Renovierungsarbeiten an <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> 53<br />

nach 1918 Errichtung eines Krieger<strong>de</strong>nkmals auf <strong>de</strong>m Friedhof<br />

64<br />

125


126<br />

Zeittafel<br />

1924 Pfarrhausrenovierungen 50<br />

1924 Kugel an <strong>de</strong>r Kirchturmspitze wird mit Unterlagen<br />

gefüllt<br />

53<br />

1927 Innenrenovierung <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> 53<br />

1927 Neue Verfassung <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>skirche Hessen-<br />

Kassel und Auflösung <strong>de</strong>r Pfarreiklassen<br />

21<br />

1929 <strong>Die</strong> Pfarrei <strong>Obermeiser</strong> wird <strong>de</strong>m neugegrün<strong>de</strong>ten<br />

<strong>Kirche</strong>nkreis Hofgeismar angeschlossen<br />

21<br />

1934 Nie<strong>de</strong>rlistingen wird <strong>von</strong> <strong>Obermeiser</strong> abgetrennt<br />

und in die Pfarrei Oberlistingen eingeglie<strong>de</strong>rt<br />

23<br />

ab 1943 Evakuierte und Flüchtlinge wer<strong>de</strong>n in <strong>Obermeiser</strong><br />

einquartiert<br />

78<br />

1948 Dach<strong>de</strong>ckerarbeiten an <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> 53<br />

1949 Neubau einer geschlossenen Friedhofshalle 65<br />

1950 Pfarrhausrenovierungen 50<br />

1950 <strong>Die</strong> <strong>Kirche</strong> erhält einen Heißluftofen 53<br />

1962-1966 Große <strong>Kirche</strong>nrenovierung einschließlich Fußleisten-Elektroheizung<br />

54<br />

1971 <strong>Die</strong> <strong>Kirche</strong> erhält ihre 3. Glocke 112<br />

1972 Erbauung <strong>de</strong>r heutigen Friedhofshalle 66<br />

1974 <strong>Obermeiser</strong> wird Filial <strong>von</strong> Westuffeln 24<br />

1984 Hochwasser-Sanierung <strong>de</strong>r <strong>Kirche</strong> 58<br />

1984 Kugel an <strong>de</strong>r Kirchturmspitze wird geöffnet, Unterlagen<br />

wer<strong>de</strong>n ergänzt<br />

58<br />

1994 Erneuerung <strong>de</strong>r nördlichen Giebelwand <strong>de</strong>s alten<br />

Pfarrhauses<br />

51<br />

2001-2003 Erneute intensive <strong>Kirche</strong>nrenovierung einschließlich<br />

<strong>de</strong>r Einrichtung eines Pellet-Heizsystemes<br />

und Aufarbeitung <strong>de</strong>r Orgel<br />

60<br />

2006 Das alte Pfarrhaus wird verkauft 51<br />

2009 Ein kleineres neues Gemein<strong>de</strong>haus wird eingeweiht,<br />

<strong>de</strong>r ev. Gemein<strong>de</strong>treff<br />

86


Stichwortverzeichnis + Münzen und Maße<br />

30. Stichwortverzeichnis + Münzen und Maße<br />

Stichwort Seite<br />

Adventskalen<strong>de</strong>r 95 f<br />

Albus 26, 35, 128<br />

Amtszeiten <strong>von</strong> Pfarrern 12 ff<br />

An<strong>de</strong>rer Gottesdienst 97<br />

Archidiakonat 8, 21<br />

Besuchsdienst 93 f, 100<br />

Brunnen 44, 48<br />

Collatur 26, 28<br />

Evakuierte 65, 77<br />

Filial 21 ff, 28, 72 f<br />

Flüchtlinge 65, 77<br />

Frauenkreis 25, 87 ff<br />

Friedhof 10, 44, 53, 58, 62 ff, 99, 113<br />

Geburtstagskaffee 93 f<br />

Gemein<strong>de</strong>treff 45, 81, 86, 94 f, 99 f, 114<br />

Glocke 9 f, 34, 39, 52, 73, 85, 111 ff<br />

Gottesdienst 3, 22 ff, 30, 53, 58 f, 61, 67 f, 73, 77, 87 ff,<br />

93, 97, 102 ff, 107 ff, 111 f, 114, 116<br />

Heller 25 f, 35, 128<br />

Hufe 25 f, 128<br />

Jugend 77, 104, 106 ff, 114, 123<br />

Kin<strong>de</strong>rgruppe 107<br />

Kin<strong>de</strong>rkirche 94 f<br />

<strong>Kirche</strong>nälteste 68, 72, 98, 100 f, 114<br />

<strong>Kirche</strong>nchor 87, 89 f<br />

<strong>Kirche</strong>nvorstand 4, 36, 57, 61, 68, 77, 85, 87, 98ff, 106, 113 ff<br />

Kirchturm 10, 36 f, 40, 52 ff, 58 f, 81<br />

Klafter 8, 128<br />

Klasse 21, 126<br />

Konfirmand 2, 8, 11, 14, 24, 27, 34, 46, 59, 67 f, 77, 85,<br />

87, 99 f, 103 ff, 113<br />

Krieg 3, 10, 30, 34, 39, 47, 61, 66 f, 77 f, 84, 116<br />

Krieger<strong>de</strong>nkmal 66 f<br />

Läutedienstordnung 113<br />

Läuter 110 ff<br />

Neubau 34, 38 ff, 43 f, 46, 49, 61, 65, 81, 99, 114<br />

127


128<br />

Stichwortverzeichnis + Münzen und Maße<br />

Nie<strong>de</strong>rlistingen 21 ff, 26 ff, 38, 72 ff<br />

Organist 46, 87, 110 f<br />

Partnergemein<strong>de</strong> 78 ff<br />

Patronat 22, 28 ff, 38, 41, 116<br />

Pfarreiklasse 21<br />

Pfarrhaus 11, 24, 44 ff, 63, 77 ff, 86, 106, 109, 114<br />

Pleban 7 ff, 10, 12, 22<br />

Presbyter 13, 68 ff, 100<br />

Reformation 11 f, 21, 100<br />

Religion 6 f, 77<br />

Renovierung 35 f, 46, 51, 54 f, 58, 60 f, 83, 115<br />

Ruthe 25 f, 128<br />

Seniorenkreis 90 ff, 117<br />

Silbergroschen 26, 128<br />

Singkreis 89<br />

Steige 26, 52, 60, 92, 128<br />

Superinten<strong>de</strong>ntur 21, 32<br />

Taufsteinbecken 84 f<br />

Thaler 25 f, 34 f, 46, 128<br />

Vereinsgemeinschaft 99, 102<br />

Wasserprobe 17 f, 20<br />

Weltgebetstag 87, 91, 99, 117<br />

Westuffeln 2, 14, 22 ff, 29, 31 f, 79 ff, 92, 99, 104, 106 ff,<br />

111, 114 f<br />

Zauber 15 ff<br />

Zeltlager 107 f<br />

Münzen und Maße<br />

1 Thlr. (Thaler) = 1 rt (Reichstaler) = 32 Sgr. (Silbergroschen)<br />

1 Sgr. = 1 Gr = 1 Alb. (Albus) = 12 Hlr. (Heller)<br />

1 Acker = 2500 m², 1 Ruthe = 14,185 bis 26,62 m²<br />

1 Hufe ist ein unklares Maß, in <strong>de</strong>r Regel viele ha.<br />

1 Klafter = 1,8 bis 3,9 m³, 1 Steige = 24 (?) Stück<br />

1 Fuß = ft ≈ 30 cm

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