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Vom rechten Maß - LVHS Niederalteich

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Rundbrief<br />

Zeitung für die Freunde, Partner und Ehemaligen der Landvolkshochschule St. Gunther<br />

2 11<br />

Dem Leben<br />

Richtung geben<br />

Bildungshaus<br />

Landvolkshochschule<br />

<strong>Niederalteich</strong><br />

LEBENSKUNST IST MASSARBEIT SEITE 4<br />

MEMORANDUM ZUR KULTURELLEN ERNEUERUNG SEITE 9<br />

NEUER BEIRAT IN KLAUSUR SEITE 16<br />

<strong>Vom</strong> <strong>rechten</strong> <strong>Maß</strong>


Dass unser Leben jeden Tag mehr werde<br />

Jeden Tag schenkst Du mir einen neuen Morgen,<br />

damit ich wieder anfangen kann,<br />

mir dein Vertrauen schenken zu lassen<br />

und dir darauf zu antworten.<br />

Dass unser Leben mehr werde<br />

als ein hektischer Ablauf von Stunden, Tagen, Jahren,<br />

danach sehnen wir uns, Gott:<br />

nach Sinn und Erfüllt-Sein.<br />

Jeden Tag lässt du die Sonne aufgehen<br />

und mir einen Strahl deines göttlichen Lichtes zufallen,<br />

damit ich dich in allem finden kann.<br />

Dass unser Leben mehr werde<br />

als ein ungeordneter Haufen von Gedanken,<br />

Wünschen, Begierden und Erwartungen,<br />

danach sehnen wir uns, Gott:<br />

nach Sinn und Ziel.<br />

Jeden Tag findest du Wohlgefallen an mir<br />

und überraschst mich mit deinem Entgegenkommen,<br />

damit ich mich darüber freuen kann.<br />

Dass unser Leben mehr werde<br />

als eine zufällige Reihe von Handlungen,<br />

Taten, Werken und Leiden,<br />

danach sehnen wir uns, Gott:<br />

nach Sinn und Gelingen.<br />

Jeden Tag hast du ein gutes Wort für mich,<br />

um es mir mitzugeben,<br />

damit ich im Gespräch bleibe mit dir und den Menschen.<br />

Dass unser Leben mehr werde<br />

als ein verworrenes Knäuel von Beziehungen,<br />

Sympathie, Miteinander und Gegeneinander,<br />

danach sehnen wir uns, Gott:<br />

nach Sinn und Liebe.<br />

Jeden Tag schaust du mich an<br />

mit liebendem Blick,<br />

damit ich mich nicht verliere im Alltagsvielerlei.<br />

Dass unser Leben mehr werde,<br />

die Erfahrung von Sinn darin sei,<br />

danach sehnen wir uns, Gott,<br />

darum bitten wir. Amen.<br />

Quelle unbekannt


VORWort<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser!<br />

„D´Viecher wissen, wann´s aufhör´n müssen, der Mensch nicht!“ –<br />

Diese bäuerliche Weisheit hab ich daheim oft genug gehört, so dass sie<br />

mir in Fleisch und Blut übergegangen ist.<br />

Mit Vernunft und Erkenntnis scheint das <strong>Maß</strong>halten können also wenig<br />

zu tun zu haben, sonst würde es uns nicht gar so schwer fallen, das rechte<br />

<strong>Maß</strong> zu finden und zu halten. Angefangen von den Propheten des Alten<br />

Testaments über viele Mystikerinnen und Philosophen in der Geschichte<br />

bis hin zu Forschern und Vordenkern unserer Tage wurde darüber viel<br />

nachgedacht. Auch wir erachten es zum jetzigen Zeitpunkt als notwendig,<br />

das Thema ins Spiel zu bringen und auf Entwicklungen hinzuweisen,<br />

die nicht zum guten Leben, zum „Wohlstand für alle“ führen werden.<br />

Und, um es gleich vorwegzunehmen, wir bleiben dabei:<br />

„Groß ist ungeschickt.“ (Johann Nestroy).<br />

Meldungen zu Burnout, Eurokrise, pastoralen Großraumplanungen,<br />

demografischem Wandel, Vernichtung von Lebensmittel, Konsumverhalten<br />

u.v.m. lässt uns fragen: Worin besteht das rechte <strong>Maß</strong>? Wie viel Wachstum<br />

vertragen wir auf einem endlichen Planeten? Wie entkommen wir dem<br />

Größenwahn? Was heißt Wohlstand?<br />

Weihnachten verweist uns auf das Kleine, Unbedeutende, Unscheinbare.<br />

Und geht uns nicht das Herz auf, wenn wir auf das Kind in der Krippe<br />

schauen? „…das Törichte in der Welt hat Gott erwählt, um die Weisen<br />

zuschanden zu machen, und das Schwache in der Welt hat Gott erwählt,<br />

um das Starke zuschanden zu machen“, schreibt Paulus (1Kor 1,27).<br />

Das ist wirklich nicht von dieser Welt!<br />

So gehen wir dem Fest entgegen, an dem Gott sich quasi nieder gemacht<br />

hat auf unsere Erde und nun durch uns Menschen zur Welt kommen will.<br />

Echt stark. Echt alternativ. Gar nicht im Trend!<br />

Darum mein Wunsch zu Weihnachten und darüber hinaus:<br />

Stets das rechte <strong>Maß</strong> in materiellen und immateriellen Dingen, genügend<br />

Zeit zum Sinnieren und ein gutes Leben – auch im neuen Jahr 2012!<br />

Im Namen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und im Namen des<br />

Ehemaligenbeirates<br />

Ihre/ Eure<br />

Helga Grömer<br />

Inhalt<br />

THEMEN 2011<br />

Editorial Seite 3<br />

Lebenskunst ist Seite 4<br />

<strong>Maß</strong>arbeit<br />

Wohlstand ohne Seite 6<br />

Wachstum?<br />

LILA-Werte Seite 8<br />

Memorandum zur Seite 9<br />

kulturellen Erneuerung<br />

<strong>Maß</strong>voll leben Seite 10<br />

Wachsen oder Seite 12<br />

Schrumpfen?<br />

Michael Breisky Seite 14<br />

im Gespräch<br />

Versuchungen und Seite 15<br />

Tugendpfade<br />

Ehemaligengemeinschaft Seite 16<br />

Lebendiges Leitbild Seite 17<br />

Projekt Dagatch Seite 19<br />

Via Nova Pilgerweg Seite 20<br />

VorSchau Seite 21<br />

Glückwünsche Seite 22<br />

Lebenswege Seite 23<br />

Unser Lieblingsrezept Seite 23<br />

Impressum Seite 23


<strong>Vom</strong> <strong>rechten</strong> <strong>Maß</strong> 04<br />

Epikur Aristoteles<br />

Lebenskunst ist <strong>Maß</strong>arbeit<br />

Von der herz-<br />

erfrischenden Aktualität<br />

antiker Philosophie –<br />

Ein Blick zurück<br />

nach vorn.<br />

Ausgerechnet Griechenland! Das hat etwas<br />

wahrhaft Tragisches. Europa verdankt den<br />

Griechen derzeit seine größte Krise, meldet die<br />

Tagesschau täglich. Dabei verdanken wir den<br />

Griechen, wenn wir ganz weit zurückschauen,<br />

wahrhaft Großes: Die Demokratie. Die Tragödiendichtung.<br />

Und die antike Philosophie.<br />

Ein Blick zurück lohnt sich gerade in Zeiten wie<br />

diesen: Denn die Lebens-Philosophie der<br />

„alten Griechen” ist alles andere als antiquiert.<br />

Nehmen wir zum Beispiel Epikur (371 - 270<br />

v.Chr.). Der kannte höchstwahrscheinlich keine<br />

Bankenkrisen und keine Rettungsschirme.<br />

Doch den inneren Kern unserer heutigen<br />

Probleme hat er schon vor 2300 Jahren auf<br />

den Punkt gebracht: „Den Menschen nützt der<br />

naturwidrige Reichtum ebenso wenig wie das<br />

Nachfüllen von Wasser in ein schon gefülltes<br />

Gefäß. Denn offenbar fließt beides nach außen<br />

wieder ab.”<br />

So nüchtern und so nachvollziehbar pflegte<br />

man im antiken Griechenland zu philosophieren.<br />

Angesichts von überschuldeten Staaten<br />

und überhitzten Märkten erscheinen Epikurs<br />

Überlegungen zur Lebenskunst nachgerade<br />

prophetisch: „Wenn du nach der Natur lebst,<br />

wirst du niemals arm. Wer der Natur folgt und<br />

nicht den leeren Meinungen, der genügt in<br />

allen Dingen sich selbst. Denn im Hinblick auf<br />

das Genügende ist jeder Besitz ein Reichtum,<br />

im Hinblick auf die unbegrenzten Begierden ist<br />

aber auch der größte Reichtum Armut.”<br />

Wie entfaltet der Mensch sich selbst?<br />

Unbegrenzte Begierden? Naturgemäße Genügsamkeit?<br />

Lange nichts mehr davon gehört.<br />

Wir sind Wohlstand und Wachstum gewohnt.<br />

Und dem entsprechend wird heute, wenn<br />

überhaupt, auch übers Leben nachgedacht.<br />

„Die Moderne”, sagt der Marburger Altphilologe<br />

Arbogast Schmitt, „konzentriert sich stark


05<br />

auf Erhaltungs-Techniken: Wie erhält der<br />

Mensch sein Leben, seine Wirtschaft?” Das<br />

seien die praktischen Fragen der Lebensbewältigung.<br />

In der klassischen griechischen Philosophie<br />

dagegen steht das gute Leben im Mittelpunkt:<br />

„Wie führe ich ein erfülltes, ein glückliches<br />

Leben?” Und: „Wie entfaltet man sich selbst?”<br />

Eine solche Haltung führe nicht nur zur<br />

Weiterentwicklung des einzelnen Menschen,<br />

sondern sogar zur Veränderung der Gesellschaft.<br />

Allerdings „nach diesem Konzept eben<br />

nicht über Technik oder Ökonomie, sondern<br />

über Bildung”.<br />

Ähnliches ist schon nachzulesen beim großen<br />

Aristoteles (384 – 322). In seinem Buch<br />

über die Ethik beschreibt auch er als Ziel des<br />

menschlichen Daseins „das gute Leben, das<br />

Glück”. Dies sei allerdings nicht ganz billig zu<br />

haben. „Für ein glückliches Leben muss man<br />

Verstandes-Tugenden und – durch Erziehung<br />

und Gewöhnung – Charakter-Tugenden ausbilden,<br />

wozu ein entsprechender Umgang mit<br />

Begierden und Gefühlen gehört.” Wie ein<br />

roter Faden zieht sich durch seine Lebenskunst-Philosophie<br />

die Lehre vom „<strong>rechten</strong> <strong>Maß</strong>”.<br />

Im Original klingt das, ein wenig geschraubt<br />

und doch durchaus verständlich, so: „Ihrem<br />

Wesen und Begriffe nach, der das bleibende<br />

gestaltende Prinzip bezeichnet, ist also Sittlichkeit<br />

das Innehalten der Mitte.”<br />

Die Mitte sollen wir immer wieder finden<br />

zum Beispiel zwischen „Furchtsamkeit und<br />

Kühnheit, zwischen Schmerz und Genuss”.<br />

Dabei sei es unvermeidlich, „gelegentlich nach<br />

der Seite des Zuviel, dann nach der Seite des<br />

Zuwenig auszubiegen, denn so werden wir am<br />

leichtesten das Richtige treffen”. Das braucht<br />

Übung, das ist anspruchsvoll, ja mitunter<br />

anstrengend. Lebenskunst ist also buchstäblich<br />

<strong>Maß</strong>-Arbeit.<br />

Der <strong>Maß</strong>stab ist der dosierte Lustgewinn<br />

Was bei Aristoteles sehr weise und vernünftig<br />

und mitunter akademisch klingt, kommt<br />

bei Epikur ein wenig luftiger, ja herzerfrischender<br />

daher. Auch ihm geht es um das <strong>Maß</strong>,<br />

aber vor allem geht es ihm um die Lust. Sie sei<br />

das höchste Gut, das einem Menschen zur<br />

Verfügung steht, und nach dem alle streben,<br />

wie die Erfahrung zeige. Wobei er immer wieder<br />

Missverständnisse ausräumen muss. Es<br />

gehe ihm eben nicht „um die Lüste der<br />

Wüstlinge und das bloß Genießen an sich.”<br />

Epikurs <strong>Maß</strong>stab ist der wohl dosierte<br />

Lustgewinn. Dass die Waage des Lebens mal<br />

auf dieser, mal auf jener Seite ausschlägt, ist<br />

für ihn nur allzu menschlich. Im Ergebnis aber<br />

soll die Zufriedenheit, um im Bild zu bleiben,<br />

überwiegen.<br />

Lebenskunst besteht nach Epikur zum einen<br />

in der Fähigkeit zu genießen, zum andern in<br />

der Selbstgenügsamkeit, die er sehr differenziert<br />

und zugleich anschaulich beschreibt: „Sie<br />

ist ein großes Gut – nicht um uns in jedem<br />

Falle mit Wenigem zu begnügen, sondern<br />

damit wir, wenn wir das Viele nicht haben, mit<br />

dem Wenigen auskommen”. Dann könne man<br />

erleben, dass zum Beispiel „bescheidene<br />

Suppen ebenso viel Lust erzeugen wie ein<br />

üppiges Mahl. Sich zu gewöhnen an einfaches<br />

Essen verschafft nicht nur volle Gesundheit,<br />

sondern macht den Menschen auch unbeschwert;<br />

wir werden zufriedener, wenn wir in<br />

Abständen uns einmal an eine kostbare Tafel<br />

begeben, und wir gewinnen Furchtlosigkeit<br />

vor den Wechselfällen des Lebens”.<br />

Da erreichen uns Botschaften aus einer fernen<br />

Zeit, und fast scheint es, aus einer fremden<br />

Welt: Als die Menschen, wenn sie über<br />

das Leben nachdachten, von Lustgewinn und<br />

von Genügsamkeit gleichzeitig sprechen<br />

konnten – und beides offenbar ganz gut<br />

zusammenbrachten. Vielleicht liegt es auch<br />

daran, dass in der griechischen Antike die<br />

Philosophie nicht nur an Akademien betrieben<br />

wurde, sondern mitten im Alltagsleben unter-<br />

<strong>Vom</strong> <strong>rechten</strong> <strong>Maß</strong><br />

wegs war. Sokrates ging bekanntlich am liebsten<br />

auf den Markplatz, um seine Zeitgenossen<br />

mit Glaubens-, Wissens- und Sinnfragen<br />

zu provozieren.<br />

Philosophie, die in Bewegung bringt<br />

Die Schüler des Aristoteles tauschten<br />

grundsätzlich ihre Gedanken nicht im Sitzen<br />

aus, sondern im Peripatos – im Umhergehen.<br />

Und Epikur betrieb seine Denk-Schule in<br />

einem Garten vor den Toren der Stadt. Lernen<br />

im Grünen, sozusagen. Auf Raffaels Gemälde<br />

„Die Schule von Athen” ist das wunderbar dargestellt.<br />

Wir sehen Männer und Frauen jeden<br />

Alters bei Epikur versammelt; später wurde er<br />

deshalb auch als Vordenker des Lebenslangen<br />

Lernens bezeichnet.<br />

Und wir heute? Von den alten Griechen lernen,<br />

heißt Lebenskunst lernen. Wir können<br />

immer nur bei uns selbst anfangen. Wie können<br />

uns jeden Tag auf den Weg machen und<br />

in Bewegung bleiben, körperlich und geistig.<br />

Wir können uns entfalten und weiter entwikkeln,<br />

maßvoll und mutig, lustvoll und lebendig,<br />

bescheiden und beherzt. Und wir können<br />

als derart gebildete Menschen Kreise ziehen.<br />

Bei Epikur heißt es einmal: „Aus dem kleinen<br />

Freundeskreis des Gartens erwächst die<br />

Fähigkeit zur Freundschaft mit der Welt.” Das<br />

ist nichts Antiquiertes. Das hat etwas wahrhaft<br />

Großes. Zukunftsweisendes.<br />

Konrad Haberger


<strong>Vom</strong> <strong>rechten</strong> <strong>Maß</strong> 06<br />

Wohlstand ohne Wachstum?<br />

Oder: Warum unsere<br />

Unersättlichkeit ein Ende<br />

haben muss<br />

Im Durchschnitt besitzt derzeit jeder Deutsche in seinem<br />

Haushalt ca. 10.000 Dinge, die er braucht oder meint<br />

zu brauchen. Und genügend Leute haben – nicht nur zur<br />

Weihnachtszeit – großes Interesse, dass diese Zahl noch<br />

gesteigert wird. Dafür schuften wir in einem Affentempo,<br />

setzen uns über Stresserkrankungen schulterzuckend hinweg<br />

und hoffen nur, dass wir selber nicht unter die Räder<br />

kommen. Frisst der Kapitalismus also doch seine Kinder?<br />

Warum nur tun wir uns so schwer, der Wachstumsfalle<br />

zu entkommen und das rechte <strong>Maß</strong> zu finden?<br />

Darüber nachzudenken ist notwendig.<br />

Anregungen aus dem Buch von Tim<br />

Jackson „Wohlstand ohne Wachstum“:<br />

„Die Bruchlinien des Kapitalismus werden<br />

größer. Was einmal winzige, mit bloßem<br />

Auge kaum zu erkennende Risse waren, hat<br />

sich zu tiefen Klüften ausgewachsen, in<br />

denen ganze Nationen zu versinken drohen.<br />

Dabei schien der Stern des Kapitalismus nie<br />

heller zu leuchten als zwischen dem Fall der<br />

Berliner Mauer 1989 und der Finanzkrise<br />

2008. … Die auf das angelsächsische Modell<br />

fixierten Nationen sangen das Lob „liberalisierter<br />

Märkte”. Deutschland und Frankreich<br />

verteidigten die „soziale Marktwirtschaft”.<br />

China entwickelte seine eigene Spielart eines<br />

zentral gesteuerten Kapitalismus und versetzte<br />

das westliche Gemüt in eine Mischung<br />

aus Angst und stiller Genugtuung.<br />

Alle diese Kapitalismen leben im Kern<br />

von der unterstellten Unersättlichkeit<br />

menschlicher Bedürfnisse, das heißt von<br />

der Erwartung eines unermüdlichen Wachstums<br />

der Verbraucherausgaben. Weltweit<br />

schreitet der Kapitalismus voran, indem er<br />

neue Märkte für neue Konsumgüter erschließt,<br />

die das Alte zugunsten des Neuen


07<br />

beseitigen und das Eindringen der Märkte in<br />

immer persönlichere Bereiche unseres Lebens<br />

forcieren.<br />

Dieser Prozess kann anfangs ungeheuer<br />

produktiv sein und zu Verbesserungen unseres<br />

Lebensstandards führen. Um ihn aber auf<br />

unbegrenzte Zeit am Laufen zu halten,<br />

braucht es Menschen, die süchtig nach allen<br />

möglichen Dingen sind …. Wenn wir ehrlich<br />

sind, ist es nicht schwer, diese Menschen zu<br />

finden. Wir sind am Neuen interessiert.<br />

Durch Neuheiten erzählen wir einander<br />

Geschichten darüber, wie wichtig wir<br />

sind. Die Statusfrage ist nur eine der sozialen<br />

Dynamiken, die durch das Neue gedeihen.<br />

Auch künden Neuerungen vom Fortschritt –<br />

von der Hoffnung auf eine bessere, schönere<br />

Welt für unsere Kinder und Kindeskinder.<br />

Und sollten wir diese Sehnsucht jemals vergessen<br />

oder preisgeben, steht eine Phalanx<br />

gewiefter Werber, Marketingexperten, Investoren<br />

und Politiker parat, um uns davon zu<br />

überzeugen, Geld, das wir nicht haben,<br />

für Dinge auszugeben, die wir nicht<br />

brauchen, um Eindrücke, die nicht von<br />

Dauer sind, bei Menschen zu hinterlassen,<br />

die uns nichts bedeuten.<br />

Kurzum, die Erfordernisse des Kapitals<br />

und die rastlose Seele des Konsumenten<br />

scheinen auf unheimliche Weise ineinander<br />

zu greifen. Mit dem Verweis auf dieses<br />

Grundprinzip und dem Wirtschaftswachstum<br />

als seinem Mantra scheint der Kapitalismus<br />

per se nicht aufzuhalten. … Die Grundannahme<br />

lautet, dass das Wachstum unaufhörlich<br />

weitergeht. Nicht nur für die ärmsten<br />

Länder, die dringend auf eine Verbesserung<br />

der Lebensqualität angewiesen sind, sondern<br />

selbst für die reichsten Nationen, in denen<br />

der Wohlstand inzwischen die Grundlagen<br />

unseres Wohlergehens bedroht. Bleibt es bei<br />

der historischen Wachstumsrate, dann wird<br />

die Weltwirtschaft am Ende dieses Jahrhunderts<br />

80-mal so groß sein wie vor 50 Jahren.<br />

Diese außerordentliche Steigerung der<br />

Wirtschaftstätigkeit ist in der Geschichte<br />

ohne Beispiel. Sie steht in völligem Widerspruch<br />

zu unseren wissenschaftlichen<br />

Erkenntnissen über die endliche Ressourcenbasis<br />

unseres Planeten und die störungsanfällige<br />

Ökologie, von der unser Überleben<br />

abhängt. Sie ist im Übrigen bereits mit<br />

einer Schädigung von geschätzten 60 Prozent<br />

der weltweiten Ökosysteme einhergegangen.<br />

Im Großen und Ganzen neigen wir<br />

dazu, die krasse Wirklichkeit zu ignorieren,<br />

die sich in diesen Zahlen ausdrückt.<br />

<strong>Vom</strong> <strong>rechten</strong> <strong>Maß</strong><br />

Tim Jackson ...und sein Buch: Wohlstand ohne Wachstum<br />

Nach dem Grund für unsere kollektive<br />

Blindheit muss man nicht lange suchen. Die<br />

Nachfrage zu stärken ist der Standardmechanismus,<br />

um wirtschaftliche Stabilität<br />

zu erlangen. Schwächelt die Nachfrage, wird<br />

es unangenehm. Unternehmen kämpfen<br />

ums Überleben. Menschen verlieren ihren<br />

Arbeitsplatz, eine Abwärtsspirale droht.<br />

Unter diesen Umständen gilt es als Akt des<br />

Wahnsinns, als Tat von Idealisten und<br />

Revolutionären, das Wachstum infrage zu<br />

stellen. Und doch: Wir müssen es infrage<br />

stellen…. > weiter auf Seite 8


<strong>Vom</strong> <strong>rechten</strong> <strong>Maß</strong> 08<br />

> Fortsetzung von Seite 7<br />

Der einzige moralische Rahmen, der dem<br />

Kapitalismus noch bleibt, ist einer, in dem<br />

ökologische und soziale Gerechtigkeit<br />

Hand in Hand gehen. Wohlstand für wenige,<br />

der mit Umweltzerstörung und Ungerechtigkeit<br />

erkauft wird, ist keine Grundlage<br />

für eine zivilisierte Gesellschaft. Ein elementarer<br />

Fehler des Kapitalismus besteht darin,<br />

Bürger mit Konsumenten zu verwechseln<br />

und Wohlstand mit Einkommen. Auf einem<br />

endlichen Planeten ein gutes Leben zu führen,<br />

kann weder darin bestehen, immer<br />

mehr Güter zu konsumieren, noch darin,<br />

immer mehr Schulden anzuhäufen. Denn<br />

wenn der Begriff des Wohlstands irgendeinen<br />

Sinn haben soll, dann muss er auf die<br />

Qualität unseres Lebens und unserer Bezie-<br />

Umkehr zum Leben<br />

LILA – Werte als Prinzipien der Zukunft<br />

Was gibt unserem Leben Sinn? Wonach richten wir uns aus?<br />

Durch eine „Umkehr zum Leben“ werden wir einer lebens- und menschenge<strong>rechten</strong><br />

Zukunft entgegen gehen können. Der österreichische Zukunftsforscher Johannes<br />

Millendorfer (1921 – 2001) hat aus tiefster christlicher Gesinnung heraus bereits in<br />

den 1980-er Jahren als „Hoffnung des Trotzdem“ Prinzipien der Zukunft formuliert.<br />

L ebensbereich vor dem Produktionsbereich in der Gesellschaft<br />

I mmaterielle Faktoren vor materiellen Faktoren in der Wirtschaft<br />

L angfristigkeit und Ganzheitlichkeit in den Werten und Zielen<br />

A lternative Sanftheit im Umgang mit der Welt<br />

Quelle:<br />

Wolfgang Baaske, Johann Millendorfer,<br />

Aufbruch zum Leben – Wirtschaft,<br />

Mensch und Sinn im 21. Jahrhundert,<br />

Linz 2002<br />

hungen zu anderen Menschen zielen, auf die<br />

Anpassungsfähigkeit und Widerstandskraft<br />

unserer Gemeinschaften sowie auf unser<br />

Gefühl dafür, was uns individuell und kollektiv<br />

etwas bedeutet.<br />

Wohlstand, Prosperität, Gedeihen – all<br />

dies hat mit Hoffnung zu tun, Hoffnung<br />

für die Zukunft, für unsere Kinder, für uns<br />

selbst. Diese Hoffnung aufrechtzuerhalten<br />

bleibt eine Aufgabe, die alle Mühen wert ist.<br />

Der Kapitalismus muss sich an sie anpassen.<br />

Oder untergehen.“<br />

Quelle: Jackson, Tim, Wohlstand ohne Wachstum,<br />

Leben und Wirtschaften in einer endlichen Welt,<br />

München 2011; in „DIE ZEIT“ Nr. 44, 27.10.2011,<br />

Übersetzung von Michael Adrian, „http://www.zeit.<br />

de/2011/44/Kapitalismus/komplettansicht”.<br />

Memorandum zur kulturellen Erneuerung unserer Gesellschaft


09<br />

M E M O R A N D U M<br />

1. Die Gesellschaften früh industrialisierter<br />

Länder sind Konsumgesellschaften, ihre<br />

Kultur ist eine Konsumkultur. Das Problem:<br />

Das Fundament dieser Kultur zerfällt.<br />

Voraussetzung für ihren Bestand sind fortwährendes<br />

Wirtschaftswachstum und materielle<br />

Wohlstandsmehrung. Künftig wird der<br />

materielle Wohlstand breiter Bevölkerungsschichten<br />

jedoch spürbar sinken.<br />

Zum einen stößt der generationenlange<br />

Raubbau an natürlichen Ressourcen, Umwelt<br />

sowie Mensch und Gesellschaft an Grenzen.<br />

Zum anderen dürfte in alternden Gesellschaften<br />

die Leistungs-, vor allem aber die<br />

Risikobereitschaft abnehmen. Hinzu kommt<br />

die manifest gewordene Unmöglichkeit, den<br />

materiellen Wohlstand durch immer höhere<br />

Schulden zu steigern.<br />

2. In Gesellschaften, die wie die deutsche<br />

auf steigenden Konsum und materielle Wohlstandsmehrung<br />

fokussiert sind, dürften deren<br />

Rückgang soziale Spannungen und möglicherweise<br />

sogar erhebliche Störungen auslösen.<br />

Sollen diese vermieden oder zumindest<br />

gemildert werden, müssen die Grundlagen<br />

individueller Zufriedenheit und gesellschaftlicher<br />

Funktionsfähigkeit den veränderten<br />

Bedingungen angepasst werden.<br />

Dies setzt eine kulturelle Erneuerung voraus.<br />

Die Verengung auf Konsum und materiellen<br />

Wohlstand muss gelockert und das Wohlstandsverständnis<br />

um immaterielle Aspekte<br />

erweitert werden: Zeit für sich selbst und<br />

andere, um sich an der Natur und den<br />

Künsten zu erfreuen, sich zu bilden und seinen<br />

Horizont zu weiten, eine Fremdsprache<br />

zu erlernen, Sport zu treiben, müßig zu<br />

sein oder sich am politisch-gesellschaftlichen<br />

Leben zu beteiligen. Unverzichtbar für ein<br />

erweitertes Wohlstandsverständnis sind darüber<br />

hinaus Wirtschafts- und Lebensformen,<br />

die ökologisch ungleich nachhaltiger sind<br />

als die Wirtschafts- und Lebensformen von<br />

Konsumkulturen.<br />

3. Auf diesen Bewusstseinswandel<br />

sind weite Teile der Gesellschaft bisher kaum<br />

vorbereitet. Zwar wächst seit geraumer Zeit<br />

die Zahl derer, die meinen, dass die gegenwärtigen<br />

Wirtschafts- und Lebensweisen<br />

nicht zukunftsfähig sind. Doch folgen dieser<br />

Erkenntnis keine Taten, da es äußerst schwierig<br />

ist, Menschen von ihren lange praktizierten<br />

und tief verinnerlichten Verhaltensmustern<br />

abzubringen. Mitunter dauert dies<br />

Generationen.<br />

Angesichts Herausforderungen wie dem<br />

Klimawandel, rasant schwindenden natürlichen<br />

Ressourcen und zunehmenden sozialen<br />

Konflikten ist die Zeit für einen Bewusstseinswandel<br />

allerdings knapp bemessen. Um<br />

ihn möglichst rasch herbeizuführen, bedarf<br />

es der Aktivierung aller individuellen und<br />

kollektiven Kräfte.<br />

In einem offenen und breiten Suchprozess<br />

muss die Gesellschaft stärker immateriell<br />

geprägte Lebensstile entwickeln. Besonders<br />

gefordert sind dabei Menschen, die Vorbilder<br />

und/oder aufgrund überdurchschnittlicher<br />

Fähigkeiten sowie Einkommen und Vermögen<br />

in der Lage sind, mehr zu leisten und weitsichtiger<br />

zu handeln als andere. Ohne ihr<br />

stärkeres und verlässliches Engagement für<br />

das gemeine Wohl wird die Funktionsfähigkeit<br />

der Gesellschaft früher oder später<br />

nachhaltig beeinträchtigt werden.<br />

<strong>Vom</strong> <strong>rechten</strong> <strong>Maß</strong><br />

Für einen Bewusstseinswandel.<br />

Von der Konsum- zur Wohlstandskultur<br />

4.<br />

5. Besondere Verantwortung tragen<br />

darüber hinaus Vertreter der Medien, des<br />

Bildungswesens und zivilgesellschaftlicher<br />

Organisationen. Sie müssen die Bevölkerung<br />

umfassend über die Risiken ihres derzeitigen,<br />

materiell geprägten Lebensstils aufklären<br />

und sie gleichzeitig dabei unterstützen, Kompetenzen<br />

und Fertigkeiten zu entwickeln, um<br />

mit weniger materiellem Aufwand erfüllte<br />

Leben zu haben.<br />

6.<br />

Angesichts der kurzen Zeitachse muss<br />

der Wandel von der materiell geprägten<br />

Konsum- hin zu einer stärker immateriell<br />

geprägten Wohlstandskultur durch den Staat<br />

beschleunigt werden. Konkret muss dieser<br />

Hemmnisse, die immateriellen Lebensweisen<br />

im Weg stehen, abbauen, die Förderung<br />

ressourcenaufwändiger Wirtschafts- und<br />

Lebensweisen beenden und stattdessen <strong>Maß</strong>nahmen<br />

verstärken, die den Ressourcenverbrauch<br />

senken. Zugleich muss der Staat<br />

soziale Sicherungssysteme und politische<br />

Strukturen so gestalten, dass sie der Bevölkerung<br />

auch bei sinkendem materiellem<br />

Wohlstand ein ausreichendes <strong>Maß</strong> an Sicherheit<br />

bieten. Ferner muss er auf internationaler<br />

Ebene für eine kulturelle Erneuerung<br />

werben.<br />

Autoren: Meinhard Miegel, Stefanie Wahl,<br />

Martin Schulte u.a., Denkwerk Zukunft, Stiftung<br />

kulturelle Erneuerung, Bonn,<br />

„http://www.denkwerkzukunft.de/indix.php/<br />

aktivitaeten/index/Bewusstseinswandel%<br />

20Memorandum”


<strong>Vom</strong> <strong>rechten</strong> <strong>Maß</strong> 10<br />

Der Verbrauch an natürlichen Ressourcen steigt<br />

dramatisch an. Ursache ist die Zunahme der<br />

Weltbevölkerung und das stetige globale Wirtschafts-<br />

wachstum. Das Ergebnis sind steigende Rohstoffpreise<br />

aufgrund der Verknappung der natürlich vorkommenden<br />

Materialien. Aber auch die Biosphäre unseres Planeten<br />

ist bis über die Grenzen hinaus belastet. Dazu kommt<br />

die ungerechte Verteilung des Ressourcenverbrauchs.<br />

Besonders die westlichen Industriestaaten verbrauchen<br />

* Benjamin Disraeli,<br />

1804-1881, brit. Politiker<br />

und Schriftsteller<br />

<strong>Maß</strong>voll leben<br />

Der Mensch ist nicht das Produkt seiner Umwelt – die<br />

Umwelt ist das Produkt des Menschen. Benjamin Disraeli*<br />

enorme Mengen und belasten damit die Umwelt<br />

überproportional.<br />

Menschen können aber auf diesem Planeten<br />

nur dann existieren, wenn sie die Grundlagen<br />

ihrer Existenz nicht auf Dauer übernutzen. Die<br />

Ökosphäre stellt alles was wir brauchen zur<br />

Verfügung, aber eben nur begrenzt. Wasser,<br />

Luft und bebaubarer Boden sind ebenso<br />

begrenzt wie die natürlich vorkommenden<br />

Ressourcen. Der Rohstoffverbrauch ist darüber<br />

hinaus immer verbunden mit CO 2 -Emissionen,<br />

mit der Produktion von Abfällen und der Zerstörung<br />

von Naturraum. Uns muss klar sein:<br />

Ein „Weiter so!“ wie bisher gibt es nicht.<br />

Wenn die obrige Aussage von B. Disraeli<br />

zutrifft, dann spiegelt sich die innere Zerstrittenheit<br />

des Menschen im Zustand der Umwelt<br />

wider. Was sucht der Mensch? Sucht er<br />

Reichtum und Wohlstand, oder sucht er Glück<br />

und Zufriedenheit? Es scheint die „innere Ökologie<br />

des Menschen“ ins Ungleichgewicht<br />

geraten zu sein – wonach soll er streben?<br />

Die Ökologie des Menschen<br />

Zu diesem Thema hat sich Papst Benedikt<br />

XVI bei seiner Rede im Deutschen Bundestag<br />

klar geäußert. Im Zusammenhang mit dem<br />

Auftreten der ökologischen Bewegung sprach<br />

er davon: „Jungen Menschen war bewusst<br />

geworden, dass irgendetwas in unserem<br />

Umgang mit der Natur nicht stimmt. Dass<br />

Materie nicht nur Material für unser Machen<br />

ist, sondern dass die Erde selbst ihre Würde<br />

in sich trägt und wir ihrer Weisung folgen<br />

müssen“.<br />

Und er verdeutlichte:<br />

„Die Bedeutung der Ökologie ist inzwischen<br />

unbestritten. Wir müssen auf die Sprache der<br />

Natur hören und entsprechend antworten. Ich<br />

möchte aber nachdrücklich einen Punkt noch<br />

ansprechen, der nach wie vor weitgehend ausgeklammert<br />

wird: Es gibt auch eine Ökologie<br />

des Menschen. Auch der Mensch hat eine<br />

Natur, die er achten muss und die er nicht<br />

beliebig manipulieren kann. Der Mensch ist<br />

nicht nur sich selbst machende Freiheit. Der<br />

Mensch macht sich nicht selbst. Er ist Geist<br />

und Wille, aber er ist auch Natur, und sein<br />

Wille ist dann recht, wenn er auf die Natur<br />

hört, sie achtet und sich annimmt als der, der<br />

er ist und der sich nicht selbst gemacht hat.<br />

Gerade so und nur so vollzieht sich wahre<br />

menschliche Freiheit“.


11<br />

Auf die Sprache der Natur hören<br />

Was ist aber die Sprache der Natur? Ich<br />

meine, man kann sie besser ergründen, wenn<br />

man so viel wie nur möglich in ihr unterwegs<br />

ist – möglichst „naturbelassen“ von Kindesbeinen<br />

an. Denn wir haben unsere fünf Sinne<br />

dazu: Gerüche, Geräusche, die Farben und<br />

Bewegungen, die visuellen Reize, die wahrgenommene<br />

Temperatur auf der Haut – all das<br />

ermöglicht uns, Natur zu verstehen. Das ist<br />

eine ganzheitliche Sprache, die unser ganzes<br />

Wesen erfasst und uns deutlich macht: Auch<br />

wir sind Teil der Natur, ausgestattet mit all den<br />

Seismographen dafür.<br />

■ Die Sprache der Natur geht von Kreisläufen<br />

aus! Natur erneuert sich immer wieder<br />

selbst, gespeist von der Energie der Sonne.<br />

Dieses Kreislaufdenken müssen wir in unsrem<br />

wirtschaftlichen Denken verinnerlichen.<br />

■ Natur erkennt Grenzen an! Auch diese<br />

Grenzen des Wachstums müssen wir anerkennen<br />

und danach handeln. Die Begrenztheit der<br />

Ressourcen und der Biosphäre müssen wir als<br />

Leitgedanken für die zukünftige Entwicklung<br />

unserer Wirtschaft und Gesellschaft ansehen.<br />

Franz Fischler von Ökosozialen Forum Wien<br />

meint dazu: „Wir müssen alle eine positive<br />

Vorstellung davon bekommen, dass wachsende<br />

Lebensqualität für uns alle mit einem geringeren<br />

Energie- und Ressourcenverbrauch<br />

möglich ist“.<br />

■ Die Natur kennt auch zeitliche Rahmen.<br />

Die Natur kennt Zeiten des Wachsens und<br />

Reifens und Zeiten des Ruhens und sich Erneuerns,<br />

festgelegt bei uns in der Jahreszeitenabfolge.<br />

Diese stellen wir aber ständig auf<br />

den Kopf: Ganzjährig alle Lebensmittel der<br />

Erde auf unseren Tischen. Wir werkeln Tag um<br />

Tag und gönnen uns nicht einmal mehr die<br />

sonntäglichen Ruhepausen. Letztendlich müssen<br />

wir verstehen, dass Leben ein Kommen<br />

und Vergehen ist und wir selbst eingebunden<br />

sind in einen immer währenden Kreislauf.<br />

Wo Menschen glücklich leben!<br />

Was macht „gutes Leben“ aus, worin<br />

besteht es? Was müssen wir ändern, um eine<br />

andere Stufe des Fortschritts zu erreichen? Im<br />

Happy-Planet Index, einer Studie zu den<br />

Orten, wo Menschen am glücklichsten sind,<br />

verdeutlichen die Autoren: „Die freiwillige<br />

Selbstunterwerfung unter das Wachstumsparadigma<br />

und das Diktat des Bruttosozialprodukts<br />

hinterließ über eine Milliarde Menschen<br />

in bitterer Armut, es hat auch weder wesentlich<br />

den Wohlstand derer gesteigert, die bereits<br />

reich waren, noch hat es uns ökonomi-<br />

<strong>Vom</strong> <strong>rechten</strong> <strong>Maß</strong><br />

sche Stabilität verschafft. Stattdessen habe es<br />

einen unvorstellbaren Klimawandel bewirkt.“<br />

In Costa Rica, einem kleinen mittelamerikanischen<br />

Land, wurde die höchste Zufriedenheit<br />

der Bürger gemessen, gekoppelt mit einer<br />

hohen Lebenserwartung und einem relativ geringen<br />

„ökologischem Fußabdruck”. Danach<br />

folgen weitere lateinamerikanische Länder. Die<br />

reichen Nationen landen allesamt im Mittelfeld<br />

auf der Liste von insgesamt 143 Nationen. Am<br />

besten platziert die Niederlande auf Rang 43,<br />

Deutschland auf Platz 51 und die USA wegen<br />

ihrer verheerenden Öko-Bilanz auf Rang 114.<br />

Nur eine Studie, könnte man meinen. Sie<br />

macht aber eines deutlich: Glück gibt es, was<br />

den Verbrauch des Planeten angeht, auch billiger.<br />

Es bedarf eines schonenden Umgangs<br />

mit den Ressourcen, einhergehend mit der<br />

Veränderung sozialer Prioritäten. Aufklärung<br />

über ökologische Zusammenhänge und ein<br />

Umdenken im großen <strong>Maß</strong>stab sind nötig. Das<br />

fängt bei jedem persönlich an, geht weiter in<br />

Schulen und dem Bildungsbereich, in Wirtschaft<br />

und Politik, betrifft alle gesellschaftlichen<br />

Gruppierungen und besonders die<br />

Kirche.<br />

Josef Holzbauer


<strong>Vom</strong> <strong>rechten</strong> <strong>Maß</strong> 12<br />

Wachsen oder Schrumpfen?<br />

Ein Aufriss von Sepp Rottenaicher<br />

Seit einiger Zeit wird (endlich) immer mehr über den „demo-<br />

graphischen Wandel“ geredet und geschrieben. Was verbirgt<br />

sich dahinter und welche Schlussfolgerungen sind vor allen<br />

Dingen im ländlichen Raum zu ziehen? Von den Karl<br />

May-Geschichten um Old Shatterhand und Winnetou ist mir<br />

vor allem eine wichtige Lebensregel in Erinnerung geblieben:<br />

Eine Gefahr, der man ins Auge sieht, ist nur halb so groß.<br />

500<br />

Altersaufbau: 2050<br />

Deutschland<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

Männer Frauen<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

300<br />

0<br />

300 500<br />

Tausend Tausend<br />

Allgemeine Entwicklung<br />

In diesem Jahr kam der siebenmilliardste<br />

Erdenbürger auf die Welt, die Weltbevölkerung<br />

wächst also weiter, jährlich um die Einwohnerzahl<br />

von Deutschland, ca. 80 Millionen.<br />

Völlig entgegengesetzt verläuft die<br />

Entwicklung in Europa, also auch in Deutschland.<br />

Seit Anfang der 1970er Jahre sinkt die<br />

Geburtenrate – übrigens unabhängig von<br />

der religiösen Prägung der einzelnen Länder.<br />

Seit vielen Jahren liegt die „Reproduktionsrate“<br />

bei unter 1,4 Kindern pro Paar. Zur<br />

„Bestandserhaltung“ wären jedoch 2,1 – 2,2<br />

Kinder erforderlich.<br />

Allgemein meint also „demographischer<br />

Wandel“ bei uns mehr Särge als Wiegen,<br />

und dies seit etwa vier Jahrzehnten. Aus der<br />

natürlichen „Alterspyramide“ ist nunmehr<br />

ein „Alterspilz“ geworden.<br />

Wanderungen verschärfen die Lage<br />

im ländlichen Raum<br />

Für Deutschland ergibt die unumkehrbare<br />

Entwicklung, dass wir ohne Zuwanderung<br />

bis 2050 auf ca. 55 Mio. und bis 2100 auf<br />

ca. 23 Mio. Einwohner schrumpfen würden.<br />

Innerhalb Europas, aber auch innerhalb<br />

Deutschlands, läuft die Entwicklung aber sehr<br />

unterschiedlich. Zu der natürlichen Entwicklung<br />

kommt noch ein wesentlicher Einflussfaktor<br />

dazu: die Wanderungsbewegungen.<br />

Und diese verschärfen die Schrumpfung für<br />

manche Bundesländer und Regionen dramatisch,<br />

wobei die Wanderung/Migration meist<br />

von Ost nach West erfolgt. Besonders junge<br />

und gut ausgebildete Menschen ziehen zu<br />

den Arbeitsplätzen in oder rund um die<br />

Zentren und mit den Fachkräften wandern<br />

schließlich auch die Familien nach. So wer-


13<br />

den im „Speckgürtel“ von München derzeit<br />

drei neue Gymnasien gebaut, während in<br />

den peripheren Gebieten um die Erhaltung<br />

von Schulstandorten gerungen muss.<br />

Erwerbsfähige im Alter von 20 bis 64*<br />

Angaben in Millionen<br />

50<br />

wenn jährlich<br />

200.000 Pers.<br />

45<br />

zuziehen<br />

bzw. 100.000<br />

40<br />

35<br />

30<br />

0<br />

* Annahme: Geburtenrate 1,4<br />

und Lebenserwartung steigt leicht<br />

2010<br />

‘20 ‘30 ‘40 ‘50 ‘60<br />

Für den ostbayerischen Raum gilt die<br />

schockierende Prognose: hohe Bildungsmigration<br />

mit teilweisem Familiennachzug und<br />

infolgedessen eine massive Veralterung der<br />

verbleibenden Bevölkerung.<br />

Was ist zu erwarten?<br />

Weniger Güter und Dienstleistungen<br />

Weniger Kinder brauchen weniger Windeln,<br />

Kinderwagen, Babykost und -bekleidung, Kitaplätze<br />

etc. Weniger Menschen insgesamt verlangen<br />

nach weniger Autos, Wohnungen, Lebensmitteln,<br />

Geschäften, Wirtshäusern usw.<br />

Weniger unternehmerisches Handeln<br />

Ältere Menschen unternehmen meist nichts<br />

grundlegend Neues mehr, gründen keine<br />

neuen Firmen und schaffen somit kaum<br />

Arbeitsplätze. Im Jahreslauf der Natur gibt es<br />

zunächst ein schnelles Wachstum (Frühling),<br />

dann ein verstetigtes Wachsen und Ausreifen<br />

(Sommer), sodann eine Zeit der Ernte<br />

(Herbst) und schließlich das Ausruhen und<br />

das Sterben (Winter). So ist auch das<br />

menschliche Leben nicht auf dauerndes aktives<br />

Handeln ausgelegt.<br />

Veränderungen für die Landwirtschaft<br />

Millionen weniger Menschen brauchen natürlich<br />

auch entsprechend weniger Nahrungsmittel.<br />

Auch die Speisepläne ändern<br />

sich mit dem Alter: weniger Menge und<br />

leichter verdauliche Kost. Aber vielleicht<br />

wächst der Trend zu ökologisch und geschmacklich<br />

hochwertigeren Lebensmittel?<br />

Zuzüge verändern die Gesellschaft<br />

In vielen Gemeinden und Städten leben bereits<br />

jetzt Menschen aus verschiedenen<br />

Herkunftsländern. Deren Lebensweisen beeinflussen<br />

Verzehrsgewohnheiten, Sitten,<br />

Bräuche und Riten. Die Kirchengemeinden<br />

können hier ein neues Betätigungsfeld finden,<br />

damit die Toleranz wächst und die<br />

Pflege der eigenen Kulte und Rituale seinen<br />

Platz hat.<br />

Veränderungen für Organisationen<br />

und Vereine<br />

Schon jetzt helfen sich Sportvereine mit<br />

Spielgemeinschaften oder Fusionen. Vor ähnlichen<br />

Entwicklungen stehen auch andere<br />

kirchliche und weltliche Organisationen. Wie<br />

wird es gelingen, Zuzügler zu integrieren und<br />

neue Formen der Begegnung zu schaffen?<br />

Kommunale Herausforderungen<br />

Bisherige Gewohnheiten des Wachsens wie<br />

Ausweisung von Wohn- und Gewerbegebieten,<br />

neue Schulen, Straßenbau, ÖPNV<br />

etc. stehen auf dem Prüfstand. Besonderes<br />

Augenmerk wird künftig auf die Versorgung<br />

der (wenigeren und älteren) Menschen<br />

gelegt werden. Mobile Versorgung und<br />

Catering statt Dorfwirtshaus? Individuell<br />

organisierte Fahrdienste statt regelmäßigem<br />

Busverkehr? Mehr Seniorentreffs und Altenheime<br />

statt Kindergärten und Schulverbünde?<br />

Dann ist noch zu fragen, wie leer stehende<br />

Wohn- bzw. Geschäftshäuser oder Bauernhöfe<br />

sinnvoll genutzt oder aufgelöst werden<br />

können.<br />

Handeln statt jammern<br />

Neben den durch den „Zukunftsrat“ der<br />

bayerischen Staatsregierung ausgelösten<br />

Aktivitäten sollen zwei aktuelle Beispiele für<br />

konstruktives Befassen mit der Situation<br />

angeführt werden:<br />

■ Bei der Diözesanratsvollversammlung<br />

am 15. Oktober 2011 in <strong>Niederalteich</strong><br />

berichtete Bürgermeister Martin Behringer<br />

<strong>Vom</strong> <strong>rechten</strong> <strong>Maß</strong><br />

aus Thurmannsbang von einer recht erfolgreichen<br />

Kommunalallianz der neun Ilztal-<br />

Gemeinden. Gemeinsam werden Schritte in<br />

Richtung Wirtschaftsentwicklung und Nachhaltigkeit<br />

überlegt und konkret ins Auge<br />

gefasst. Eine gemeinsame Werbung gibt es<br />

sogar mit 18 Gemeinden in diesem Gebiet.<br />

■ Um mehr Kooperation statt Konkurrenzdenken<br />

geht es bei der „Kulturregion an<br />

Alz und Mörnbach“ auf Anregung des<br />

Unterneukirchner Bürgermeisters Georg<br />

Heindl. Acht Gemeinden aus den Landkreisen<br />

Altötting und Mühldorf wollen nicht<br />

nur im wirtschaftlichen, sondern auch im<br />

kulturellen, sozialen und sportlichen Bereich<br />

enger zusammenarbeiten, um Synergien für<br />

zukunftsgerechte Lösungen zu finden.<br />

Bevölkerungsabnahme in den Bundesländern<br />

2060 im Vergl. zu 2010 in %<br />

- 6<br />

- 11<br />

- 15<br />

- 16<br />

- 16<br />

- 19<br />

- 19<br />

- 20<br />

- 21<br />

- 22<br />

- 31<br />

- 33<br />

- 35<br />

- 36<br />

- 41<br />

-42<br />

Hamburg<br />

Bremen<br />

Bayern<br />

Berlin<br />

Baden-Württemb.<br />

Hessen<br />

Rheinland-Pfalz<br />

Nordrhein-Westf.<br />

Schleswig-Holstein<br />

Niedersachsen<br />

Sachsen<br />

Saarland<br />

Brandenburg<br />

Mecklenburg-Vorp.<br />

Thüringen<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Aus den jahrzehntelangen Erfahrungen<br />

mit Dorferneuerungsprozessen und anderen<br />

Entwicklungsinitiativen auf dem Land ist zu<br />

lernen, dass Resignation vor unausweichlichen<br />

Entwicklungen in jedem Fall der<br />

schlechteste Ratgeber ist. Dies gilt natürlich<br />

auch bei der demographischen Entwicklung<br />

mit Schrumpfung und Veralterung. Probleme<br />

sind Chancen und Aufgaben, die zu lösen<br />

sind. Und schon ist die Gefahr nur noch halb<br />

so groß.<br />

Sepp Rottenaicher,<br />

Ökosoziales Forum <strong>Niederalteich</strong> e.V.<br />

und Vorsitzender <strong>LVHS</strong>


<strong>Vom</strong> <strong>rechten</strong> <strong>Maß</strong> 14<br />

Nur eine überschaubare<br />

Welt macht Sinn<br />

Herr Dr. Breisky, Sie gehören zum<br />

wissenschaftlichen Beirat der Leopold-Kohr-<br />

Akademie in Salzburg. Welches sind<br />

die Hauptanliegen dieser Akademie?<br />

Breisky: Hauptaufgaben sind, kurz gesagt,<br />

die Betreuung des schriftlichen Nachlasses<br />

Leopold Kohrs, die Herausgabe einer Werksausgabe<br />

und die Propagierung seiner Ideen<br />

in einer den aktuellen Zeitumständen angemessenen<br />

Weise. Zu unseren Aufgaben gehören<br />

weiter die Vergabe des Leopold-Kohr-<br />

Preises, die Herausarbeitung der Elemente<br />

einer „Theorie kleinräumiger Wirtschaftskreisläufe”<br />

im Kohr`schen Werk als spezifischem<br />

Beitrag zur Wirtschaftstheorie und<br />

Perspektive für die Wirtschaftspolitik. Ganz<br />

wichtig ist uns die Unterstützung von Projekten<br />

eigenständiger Kultur- und Regionalentwicklung<br />

auch im europäischen Kontext.<br />

Wenn man sich heute auf Leopold Kohr<br />

und auf „small is beautiful“ beruft – birgt<br />

das nicht die Gefahr, dass man entweder<br />

für einen Kleingeist oder für allzu nostalgisch<br />

gehalten wird?<br />

Breisky: Kleinheit war für Leopold Kohr kein<br />

Selbstzweck, sondern nur die Metapher für<br />

eine überschaubare Umwelt. Das Gegenteil<br />

„Größe” war die Metapher für einen Trend zu<br />

unerträglich teurer und gefährlicher Komplexität.<br />

Berühmt geworden ist 1984 das Zitat von<br />

Österreichs Bundeskanzler Sinowatz: „Die<br />

Dinge sind so schrecklich kompliziert geworden...”.<br />

Die Rückführung überzogener Komplexität<br />

auf ein erträgliches <strong>Maß</strong> kann und<br />

muss nicht nur durch Vereinfachung – in der<br />

Regel Verkleinerung – der Strukturen erfolgen<br />

(sozusagen durch Arbeit an der „hardware“);<br />

sondern auch durch bessere Formen der<br />

Vernetzung zwischen den Mitgliedern einer<br />

Gesellschaft, also Arbeit an der „software“.<br />

Nostalgiker ist, wer beherrschbare Komplexität<br />

nur im „Dorf”-Modell der Vergangenheit<br />

sieht. Tatsächlich gibt es da heute auch<br />

andere Modelle, etwa das auf Internet bauende<br />

„virtuelle Dorf” der neuen Social<br />

Media. Kleingeist ist, wer große Strukturen<br />

von vorneherein als falsch ansieht – tatsächlich<br />

sollte man sie kritisch hinterfragen.<br />

Dass in Wirtschaft, Gesellschaft<br />

und Politik die Dinge in „so schrecklich<br />

kompliziert“ sind – ist das erst ein<br />

Problem unserer Zeit?<br />

Breisky: Nein. Vor knapp hundert Jahren gingen<br />

in Europa die Lichter aus. Der Grund<br />

dafür war, dass das Netz militärischer Bündnisverpflichtungen<br />

zu komplex geworden<br />

war, um von den Akteuren in den Staatskanzleien<br />

– durchwegs honorige Männer –<br />

noch beherrscht zu werden. Und so hat ein<br />

lokaler Konflikt am Balkan einen Weltenbrand<br />

ausgelöst. Heute hantieren die Banken<br />

mit Derivaten und zockenden Computern;<br />

also Dinge, die zu recht als finanzielle<br />

Massenvernichtungswaffen bezeichnet werden.<br />

Und wer behauptet, die Komplexität<br />

dieser Dinge soweit zu verstehen, um damit<br />

nachhaltig agieren zu können, ist höchst<br />

wahrscheinlich ein Lügner.<br />

Sie sprechen vom beginnenden Zeitalter<br />

der Post-Globalisierung. Wovon ist diese<br />

Epoche gekennzeichnet, und welche gesellschaftlichen<br />

Wertmaßstäbe brauchen wir,<br />

um sie gestalten zu können?<br />

Breisky: Während die Globalisierung dem Autofahrer<br />

gleicht, der auf angeblich freier Autobahn<br />

mit Vollgas in die Nebelwand fährt, versucht<br />

der Mensch der Post-Globalisierung nur<br />

so schnell zu fahren, als er die Risken noch<br />

überschauen kann. Globalisierung arbeitet also<br />

Im Gespräch:<br />

Michael Breisky, Generalkonsul a. D. und<br />

Autor des Buches „Groß ist ungeschickt"<br />

mit rationalen Projektionen, die sich linear in<br />

grenzenlose Weite erstrecken. Soweit sie<br />

(nur) rational begründet sind, vernachlässigen<br />

sie das ganzheitliche Umfeld außerhalb<br />

des engen Blickwinkels der Vernunft (also die<br />

Risiken im Nebel). In der Post-Globalisierung<br />

sucht man lineare Vernunft mit ganzheitlichen<br />

Hilfsmitteln der Erkenntnis zu ergänzen.<br />

Diese haben die Vermutung der Richtigkeit<br />

für sich; stimmen also meistens – können<br />

aber auch mit eindeutigen Gegenbeweisen<br />

widerlegt werden. Diese Hilfsmittel reichen<br />

von der unstrukturierten Methode des Dorftratsches<br />

über nachhaltige Tradition bis zu<br />

Religion und Kunst. Jedenfalls: Nur in einer<br />

überschaubaren Umwelt kann der Mensch<br />

Würde und Demokratie bewahren.<br />

Interview: Konrad Haberger<br />

Dr. jur.<br />

Michael Breisky (71)<br />

war 40 Jahre lang<br />

weltweit als Diplomat<br />

im Dienst des österreichischen Außenministeriums<br />

tätig. Seine Beschäftigung mit<br />

Europäischer Integration und Regionalismus<br />

führte ihn in den 80-er Jahren zur wissenschaftlichen<br />

Auseinandersetzung mit den<br />

Lehren des Philosophen Leopold Kohr (1909 –<br />

1994). Zu dessen Thesen vom „Ideal der<br />

Kleinheit“ in Wirtschaft und Politik hat er<br />

mehrere Bücher veröffentlicht, unter anderem<br />

„Groß ist ungeschickt” (Passagen, Wien) und<br />

„Der Kompass im Kopf” (Müller, Salzburg).<br />

Breisky ist Hauptreferent bei der<br />

<strong>Niederalteich</strong>er Tagung Ländlicher Raum<br />

am 21. April 2012.<br />

Thema: Kleiner ist feiner.<br />

<strong>Vom</strong> menschlichen <strong>Maß</strong> in der<br />

Landentwicklung.


15<br />

<strong>Vom</strong> <strong>rechten</strong> <strong>Maß</strong><br />

Versuchungen und Tugendpfade – Selbst wir<br />

modernen Menschen brauchen <strong>Maß</strong>stäbe<br />

Bei allem Wunsch nach<br />

persönlicher Entfaltung<br />

brauchen wir Menschen<br />

doch „<strong>Maß</strong>-Stäbe“ – an<br />

denen wir uns orientieren<br />

und die uns helfen heraus-<br />

zufinden, was für das<br />

Leben, für den Menschen,<br />

für eine Gesellschaft<br />

„hilfreich und gut“ ist und<br />

was zum Abgrund führt.<br />

Die sieben Todsünden sind keine Erfindung<br />

des Christentums. Schon archaische Völker<br />

des Orients wussten, dass es besonders<br />

schwer wiegende Verfehlungen gab, mit<br />

denen sich der Mensch von seinem göttlichen<br />

Ursprung trennt. Im Volk Israel hat man dann<br />

die Zehn Gebote (um 1000 v. Chr.) in Stein<br />

gehauen und davon Hauptvergehen abgeleitet,<br />

die sich im Laufe der späteren Kirchengeschichte<br />

zur Siebenzahl herausgebildet hat.<br />

Eine Todsünde geschieht nach katholischem<br />

Verständnis, wenn der Mensch bewusst und<br />

absichtlich ein wichtiges Gesetz Gottes übertritt.<br />

Dazu gehören: Hochmut, Geiz, Wollust<br />

(Genusssucht), Zorn, Völlerei (<strong>Maß</strong>losigkeit),<br />

Neid, Faulheit. Sie spielen heute als <strong>Maß</strong>stab<br />

oder zur Gewissenserforschung so gut wie<br />

keine Rolle mehr und doch sind sie nicht aus<br />

der Welt verschwunden.<br />

Den sieben Todsünden können wir die in<br />

der abendländischen Tradition bekannten und<br />

für unser Zusammenleben relevanten sieben<br />

Tugenden gegenüberstellen. In vielen Gemälden<br />

und Kunstwerken durch die<br />

Jahrhunderte wurden sie immer wieder dargestellt.<br />

Es sind dies Weisheit, Gerechtigkeit,<br />

Tapferkeit und Mäßigung, Glaube, Liebe und<br />

Hoffnung.<br />

Sie dienen uns Menschen als „<strong>Maß</strong>regelung“<br />

für unser Verhalten und symbolisieren<br />

ethische Ansprüche an jeden einzelnen von<br />

uns, an unsere Gesellschaft, an Wirtschaftssysteme<br />

und an die Politik. Sie haben nichts<br />

an Aktualität verloren und bleiben ein Programm,<br />

das den guten Ausgang zum Ziel<br />

hat.<br />

Helga Grömer<br />

Mahatma Gandhi (1869 – 1948)<br />

hat die sieben Todsünden der Modernen<br />

Welt definiert.<br />

■ Reichtum ohne Arbeit<br />

■ Genuss ohne Gewissen<br />

■ Wissen ohne Charakter<br />

■ Geschäft ohne Moral<br />

■ Wissenschaft ohne Menschlichkeit<br />

■ Religion ohne Opferbereitschaft<br />

■ Politik ohne Prinzipien


EHEMALIGEN Gemeinschaft<br />

Der neu gewählte Ehemaligenbeirat<br />

in klösterlicher Klausur<br />

Der neue Ehemaligenbeirat bei seiner Klausur.<br />

„Wer sind wir und was<br />

wollen wir?“ Unter diesem<br />

Motto traf sich der neu<br />

gewählte Ehemaligenbeirat<br />

im September zur Klausur.<br />

Knapp zwei Tage verbrachte die Gruppe in<br />

der Abtei nebenan: nahe genug an der <strong>LVHS</strong>,<br />

um sich heimisch zu fühlen und doch weit<br />

genug weg, um einen Blick von außen wagen<br />

zu können. Ziel war es, sich gegenseitig<br />

besser kennen zu lernen und die Inhalte und<br />

organisatorischen Rahmenbedingungen für<br />

die kommenden drei Jahre Amtszeit abzustecken.<br />

Helga Grömer und Sepp Holzbauer<br />

waren vom Haus mit dabei. In der Runde neu<br />

begrüßt wurden die beiden hinzu gerufenen<br />

Mitglieder Ingrid Grosser, Landkreis Landshut<br />

und Andreas Mühlbauer, Landkreis Regen.<br />

Unter fachkundiger Moderation von Gemeindeberater<br />

Ludwig Raischl aus Halsbach<br />

wurde schon in der Einstiegsrunde klar, dass<br />

viele unterschiedliche Lebensgeschichten<br />

eine enge Verbindung der einzelnen Mitglieder<br />

mit der <strong>LVHS</strong> bedeuten. Als „wertvoller<br />

Lernort“, als „Ort der Vergewisserung“<br />

und als „Mutmacher-Gemeinschaft“ wurden<br />

die <strong>LVHS</strong> und der Kreis der Ehemaligen<br />

beschrieben.<br />

Und auf dieser Grundlage wurde auch die<br />

Motivation für unsere ehrenamtliche Tätigkeit<br />

erarbeitet: Wir wollen uns mit brennenden<br />

Themen der Zeit beschäftigen, werteorientiert<br />

Meinungen bilden und Stellung beziehen.<br />

In einer Gesprächskultur, die die<br />

Person des Gegenübers achtet, wollen wir<br />

gleichzeitig kritisch und herzlich miteinander<br />

umgehen und Mut machen zu Engagement<br />

in Kirche und Gesellschaft. Wir schätzen die<br />

spirituelle Basis und Ausrichtung der Arbeit<br />

an der <strong>LVHS</strong> und können hier Alltag und<br />

Glaube in Einklang bringen.<br />

Als wichtige Themen für die kommenden<br />

Jahre wurden benannt: Agrarpolitik und die<br />

Aktivierung der persönlichen Beteiligung im<br />

ländlichen Raum, Mut zu Aufbrüchen in der<br />

Kirche, Stärkung von Familien und die Weiterarbeit<br />

am Thema der Denkschrift „Unsere<br />

christliche Verantwortung für die Erhaltung<br />

der Welt“. Einen festen Platz nimmt die<br />

Partnerschaft mit Senegal ein.<br />

16<br />

Ganz wichtig wurde uns, den bisherigen<br />

Namen „Gemeinschaft der Ehemaligen und<br />

Freunde der Landvolkshochschule <strong>Niederalteich</strong>“<br />

zu aktualisieren. Warum das? Es gibt<br />

an der <strong>LVHS</strong> keine „langen Kurse“ mehr, aus<br />

deren Teilnehmerkreis sich früher die Ehemaligengemeinschaft<br />

bildete, dafür aber genügend<br />

Leute, die durch die Teilnahme an verschiedenen,<br />

meist mehrteiligen Seminaren wie<br />

etwa die Mediationsausbildung oder die<br />

„Seelenzeit“ vom <strong>Niederalteich</strong>er Geist angesteckt<br />

wurden und sich dem Haus und seinen<br />

Inhalten sehr verbunden fühlen. Solche<br />

Leute brauchen wir in unserem <strong>Niederalteich</strong>er<br />

Kreis! In der kreativen Atmosphäre im<br />

Klosterinnenhof kamen wir auch überraschend<br />

schnell zu einem eindeutigen Ergebnis: „<strong>Niederalteich</strong>er<br />

Kreis – mutig, kritisch, herzlich“. Diese<br />

neue Bezeichnung wird der Mitgliederversammlung<br />

im kommenden Frühjahr beim Begegnungstag<br />

am 22. April 2012 zur Abstimmung<br />

vorgelegt.<br />

Nach <strong>Niederalteich</strong>er Art wurde mit einer<br />

ausgewogenen Mischung von intensiver<br />

Arbeit, Schöpfungserfahrung an der Donau<br />

und Geselligkeit an den beiden Tagen eine<br />

gute Saat gelegt für die weitere Arbeit des<br />

neuen Beirats und wir freuen uns auf unsere<br />

gemeinsame Amtszeit.<br />

Übrigens: Näher kennenlernen kann man<br />

den neuen Beirat auf der Homepage unter<br />

„Ehemaligengemeinschaft“. Es lohnt sich, mal<br />

reinzuschauen unter www.lvhs-niederateich.de.<br />

Und auch bei den anstehenden Jubiläumskurstreffen<br />

werdet ihr eine Vertreterin bzw.<br />

ein Vertreter des Beirates treffen können.<br />

Es grüßen Euch eure neuen Vorsitzenden<br />

Theresia Nüßlein und Hans Wimberger


17<br />

EHEMALIGEN Gemeinschaft<br />

Unser Leitbild wird lebendig –<br />

am Beispiel der Mediationsausbildung!<br />

In der Zukunftswerkstatt<br />

des neu gewählten Beirates<br />

am 9. und 10. September<br />

im Kloster Niederaltaich<br />

wurde die Idee des<br />

„Lebendigen Leitbildes“<br />

Rupert Zeitzler<br />

geboren.<br />

Das Leitbild der Landvolkshochschule <strong>Niederalteich</strong><br />

ist in seiner kraftvollen Klarheit jetzt<br />

schon einige Jahre Richtschnur für die Arbeit<br />

des Hauses. Wir fänden es nun spannend zu<br />

schauen, welche Gedanken des Leitbildes in<br />

der spezifischen Eigenart eines Kurses besonders<br />

zum Vorschein kommen. Wie spiegeln<br />

die einzelnen Kurse die Inhalte des Leitbildes<br />

wider und lassen es so„lebendig“werden?<br />

Dazu soll das Leitbild ab jetzt in jedem<br />

Rundbrief abgedruckt werden, zusammen mit<br />

einer auf das Leitbild bezogenen Betrachtung<br />

oder Beschreibung eines konkreten<br />

Angebotes aus dem aktuellen Programm der<br />

<strong>LVHS</strong>. Den ersten Versuch mache ich in dieser<br />

Ausgabe mit einigen Leitbild-Gedanken<br />

zu meiner Mediationsausbildung an der <strong>LVHS</strong>.<br />

Der Ausbildungslehrgang Mediation, eine<br />

Kooperation der Firma DESOSTA und der <strong>LVHS</strong>,<br />

wird im Programm 2012 bereits zum 4. Mal<br />

angeboten. Die Ziele der Ausbildung sind u.a.,<br />

die eigene Konfliktfähigkeit zu erhöhen und<br />

schließlich als Mediator in einem Konflikt zwischen<br />

Parteien vermitteln zu können.<br />

Schon der erste Blick auf das Leitbild und<br />

zugleich auf die Inhalte und Ziele der Mediationsausbildung<br />

ist verheißungsvoll. Schnell<br />

wird deutlich, dass die darin formulierten<br />

Aspekte des Miteinanders im Haus und die<br />

beschriebenen Ziele der Bildungsarbeit durch<br />

dieses Kursangebot lebendig werden.<br />

Im Leitbild wird die Haltung für die Zusammenarbeit<br />

des Teams und für die Arbeit mit<br />

den Teilnehmerinnen und Teilnehmern als<br />

„durchdrungen vom Geist der Freiheit und<br />

der Toleranz sowie gegenseitiger Wertschätzung“<br />

beschrieben. Man hört aufeinander,<br />

achtet sich gegenseitig in seiner Verschiedenheit<br />

und lernt voneinander.<br />

Diese Punkte benennen ziemlich genau die<br />

wesentlichen Bestandteile einer mediativen<br />

Haltung im Umgang miteinander. Sie schafft<br />

im Alltag eine achtsame Atmosphäre. In<br />

schwierigen Situationen ist sie wesentliche<br />

Voraussetzung dafür, Konflikte gut lösen zu<br />

können und dabei Beziehungen zu erhalten<br />

und sogar zu festigen. Von Beginn der Mediationsausbildung<br />

an lernen die Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer die mediative Haltung kennen<br />

und üben die mediativen Fertigkeiten ein.<br />

Weiter steht im Leitbild: „Die Landvolkshochschule<br />

St. Gunther ist ein Ort für persönliche<br />

Entfaltung... (Die Gäste erleben<br />

hier) herzliche Gastfreundschaft und Gemeinschaft<br />

im geschützten Raum.“<br />

Genau das habe ich während meiner Ausbildungszeit<br />

in ganz besonderem <strong>Maß</strong>e<br />

wahrgenommen und erlebt. Die Beschäftigung<br />

mit den Ausbildungsinhalten wie z.B.<br />

Gewaltfreie Kommunikation, Potenziale in<br />

Konflikten erkennen, seinen eigenen Stil im<br />

Konfliktverhalten erkennen und Flexibilität<br />

gewinnen, haben persönliche Wachstumsschritte<br />

und Entwicklung ausgelöst. Durch<br />

die relativ lange Zeitspanne des Lehrgangs<br />

und die feste Ausbildungsgruppe war das<br />

Gemeinschaftserlebnis besonders intensiv.<br />

Während der Ausbildungszeit gab es viele<br />

Möglichkeiten der Selbsterfahrung und der<br />

Selbstreflexion; ich lernte die Selbsteinfühlung<br />

kennen. Mit neu gewonnenen Erkenntnissen<br />

über mich selbst und der erworbenen<br />

Fähigkeit, meinen Gefühlen und Bedürfnissen<br />

immer besser auf die Spur zu kommen,<br />

konnte ich getroffene Entscheidungen mutig<br />

hinterfragen und anstehende Entscheidungen<br />

überzeugter treffen.<br />

So – und schließlich auch mit der Arbeit als<br />

Mediator, Konfliktparteien bei einer befriedigenden<br />

Konfliktlösung zu unterstützen – ist<br />

das Leitwort des Hauses „Dem Leben<br />

Richtung geben“ weit über das Kursende<br />

hinaus lebendig und wirkt unmittelbar hinein<br />

in die Gesellschaft, in mein berufliches und<br />

privates Leben. > Leitbild auf Seite 18<br />

Rupert Zeitzler, Mitglied<br />

im neuen Ehemaligenbeirat


EHEMALIGEN Gemeinschaft<br />

> Fortsetzung von Seite 17<br />

Leitbild des Bildungshauses<br />

Landvolkshochschule St. Gunther <strong>Niederalteich</strong><br />

Die Landvolkshochschule ist ein Bildungshaus für<br />

Begegnung, Besinnung und christliche Bewusstseinsbildung<br />

auf dem Land.<br />

Hier kann sinnstiftende und befreiende Begegnung<br />

stattfinden. Hier ist Zeit, immer wieder einmal Atem zu<br />

holen und aufzutanken. Hier ist ein Ort für persönliche<br />

Entfaltung und Kreativität durch gemeinsames Lernen<br />

und Tun in allen Lebensphasen. Menschen, die zu uns<br />

kommen, erleben herzliche Gastfreundschaft und<br />

Gemeinschaft im geschützten Raum.<br />

Unter dem Leitwort „Dem Leben Richtung geben“<br />

bieten wir Veranstaltungen, die Menschen ermutigen<br />

aufzubrechen und zur Mitte zu finden. Sie lernen<br />

darüber hinaus, Verantwortung einzuüben für die<br />

Mitgestaltung von Gesellschaft, Kirche und Politik vor<br />

Ort. Gemäß dem Wort „Prüft alles und behaltet das<br />

Gute“ geben wir Raum zur gründlichen Auseinandersetzung<br />

mit brennenden Themen unserer Zeit.<br />

Wir nehmen unsere Anwaltschaft für den ländlichen<br />

Raum wahr und machen uns stark für Lebensweisen<br />

und Konzepte, die dem „Leben in Fülle“ dienen.<br />

Verwurzelt im christlichen Glauben und in der<br />

Bibel wollen wir durch unser alltägliches Tun im Haus<br />

durch unser alltägliches Tun Zeugnis geben von der<br />

Hoffnung, die uns erfüllt und wissen uns dabei Gott<br />

und den Menschen nahe. Die Atmosphäre bei uns ist<br />

durchdrungen vom Geist der Freiheit und der Toleranz<br />

sowie gegenseitiger Wertschätzung und Freundlichkeit.<br />

Die Erfahrung offener Gemeinschaft, in der<br />

Menschen aufeinander hören, sich in ihrer Verschiedenheit<br />

achten und voneinander lernen wollen, ist<br />

Grundlage unserer Arbeit. Wir verstehen sie als sinnvollen<br />

Dienst für andere und wirken mit an einem<br />

aufmerksamen, freundlichen, respektvollen und<br />

verlässlichen Miteinander.<br />

Wir übernehmen Verantwortung für eine solidarische<br />

und gerechte Welt und unterstützen insbesondere<br />

die bäuerliche Landwirtschaft in unserer Region.<br />

Wir pflegen einen liebevollen Umgang mit den uns<br />

anvertrauten Gaben der Schöpfung und achten auf<br />

ökologisch unbedenkliche und fair gehandelte<br />

Produkte. Die uns zur Verfügung stehenden Kräfte<br />

und Mittel setzen wir sinnvoll und bewusst ein.<br />

In Kontakt mit Gästen, Partnern werden wir auf die<br />

gleich bleibende Qualität unserer Arbeit schauen<br />

und unserem einzigartigen Profil als Landvolkshochschule<br />

<strong>Niederalteich</strong> gerecht bleiben.<br />

Ehemalige machen Werbung<br />

Termine<br />

Ehemalige machen in ihrer Region auf die Landvolkshochschule<br />

und ihr Programm aufmerksam und werben dafür<br />

wie hier beim Bauernmarkt in Neustadt/ Waldnaab durch<br />

Maria Pleyer aus Waldthurn. (s. Bildmitte mit Kindern)<br />

Einladung zum <strong>Niederalteich</strong>er Begegnungstag<br />

(Haupttreffen) – der Gemeinschaft Englburg und<br />

<strong>Niederalteich</strong><br />

Termin: Sonntag, 22. April 2012, 9.30 Uhr bis 17.00 Uhr<br />

Kosten: Erwachsene 30 Euro, Kinder 7,50 Euro<br />

Anmeldung bis 12. April 2012<br />

Ausbildung zum Mediator/zur und Mediatorin<br />

Die nächste Ausbildung startet am 14. März 2012<br />

Für alle, die ihre persönliche Konfliktkompetenz im persönlichen und<br />

beruflichen Bereich erweitern wollen und als Mediator-/in arbeiten wollen.<br />

Informationsabende:<br />

■ 6. Dezember 2012, 19.30 Uhr, Schönau<br />

■ 25. Januar 2012, 19.30 Uhr, Landvolkshochschule <strong>Niederalteich</strong><br />

Referenten: Karin Stanggassinger,<br />

Prof. Dr. Benedikta von Deym-Soden<br />

Weitere Informationen und Anmeldeunterlagen<br />

an der <strong>LVHS</strong> oder bei DESOSTA www.desosta.de<br />

Eine Kooperation der Firma DESOSTA und der<br />

Landvolkshochschule St. Gunther<br />

18


19 PROJEKT Dagatch<br />

Drei Wochen war Bischof<br />

Ernest Sambou aus dem<br />

Senegal im Rahmen des<br />

Monats der Weltmission in<br />

der Diözese Passau unterwegs.<br />

Er berichtete über die<br />

Situation der Kirche in<br />

diesem westafrikanischen<br />

Land.<br />

Bischof Sambou als Missio-Gast<br />

Viele Pfarreien nutzten die Gelegenheit, um<br />

sich über die aktuelle Situation der Christen in<br />

diesem vom Islam geprägten Land zu informieren.<br />

Dazu ein aktueller Überblick: Der<br />

Senegal zählt zu den 50 am wenigsten entwickelten<br />

Ländern der Welt. Mehr als die<br />

Hälfte der Menschen leben unter der<br />

Armutsgrenze. Zwei Drittel des Senegal liegt<br />

in der Sahelzone, was den Anbau von Nahrungsmitteln<br />

schwierig macht. Die Menschen<br />

leiden immer wieder unter Hungerwellen.<br />

Junge Senegalesen suchen nach Arbeit.<br />

Vielfach versuchen sie, nach Europa zu gelangen<br />

– und bezahlen dies mit ihrem Leben.<br />

Dennoch wollen die Menschen im Senegal<br />

ihre Zukunft aktiv gestalten. Prägende gesellschaftliche<br />

Kraft ist die katholische Kirche.<br />

Eine noch junge Kirche, die besonders durch<br />

ihren Einsatz im Schul- und Bildungssystem<br />

sowie im Gesundheitswesen landesweit sehr<br />

geschätzt wird. Speziell die Frauen können<br />

sich auf den Rückhalt in der Kirche verlassen –<br />

leisten diese doch informell einen erheblichen<br />

Beitrag zur Wirtschaftsleistung des Landes<br />

und ernähren ihre Familien. Die überwiegende<br />

Mehrheit der senegalesischen Bevölkerung<br />

ist muslimischen Glaubens (94 Prozent). Fünf<br />

Prozent sind Christen, ein Prozent Anhänger<br />

traditionell afrikanischer Religionen. Der Islam<br />

im Senegal gilt als gemäßigt.<br />

Der Dialog zwischen Muslimen und Christen,<br />

den der Alltag den Menschen auferlegt, funktioniert<br />

in vorbildlicher Weise.<br />

Der Arbeitskreis Senegal des Landvolks,<br />

Mitglieder des Ehemaligenbeirats der <strong>LVHS</strong><br />

und der Dagatchkreis <strong>Niederalteich</strong> nahmen<br />

dies zum Anlass, Bischof Sambou in seiner<br />

„Heimat auf Zeit“ im Kloster Thyrnau einen<br />

Besuch abzustatten und sich über die aktuelle<br />

Situation im Dagatchprojekt zu informieren.<br />

Hier die Entwicklungen in Kürze:<br />

Die Caritas Saint Louis hat mit dem neuen<br />

Direktor Paul Jacques Dieme einen Neuanfang<br />

gemacht und kann auf die Hilfe des Caritas-<br />

Nationaldirektors Abbé Ambroise Tine zählen.<br />

Die Unterstützung der Dagatcharbeit läuft in<br />

Zukunft über Projekte. Bischof Sambou sagte<br />

zu, sich nach seiner Rückkehr mit den<br />

Verantwortlichen zusammenzusetzen und uns<br />

bis Ostern 2012 entsprechende Projektanträge<br />

zukommen zu lassen (Frauenförderung, Brunnenbau,<br />

Unterstützung der Gemeinde in<br />

Matam).<br />

Noch nicht entschieden ist der Rechtsstreit<br />

um die Grundstücksfrage in Dagatch und die<br />

Abfindung von Pierre Lam Diom nach seinem<br />

Ausscheiden aus der Caritas. Bis zur endgültigen<br />

Klärung muss daher die Arbeit in Dagatch<br />

und die Abwicklung der Projekte über<br />

Dagatch ruhen.<br />

Text: Sepp Holzbauer Bilder: Sepp Gruber


EUROPÄISCHER PILGERWEG VIA NOVA<br />

Feierlich eröffnet<br />

VIA NOVA geht bis Pribram<br />

Ein wirklich grenzüberschreitendes Projekt ist der neue Zweig des<br />

Europäischen Pilgerwegs VIA NOVA: Seit 2009 wurde der Weg zwischen<br />

Vilshofen und dem böhmischen Wallfahrtsort Pribram eingerichtet.<br />

Seit dem 11. September 2011 ist er offiziell eröffnet.<br />

Bei strahlendem Sonnenschein trafen sich rund 500 Gäste zur<br />

Einweihung am symbolträchtigen Grenzort Bucina/Buchwald.<br />

Wo noch bis vor 20 Jahren der undurchdringliche „Eiserne<br />

Vorhang“ verlaufen war, feierten Politiker/-innen, Projektverantwortliche,<br />

Pilgerwegbegleiter/-innen und einfach<br />

Sympathisanten/-innen der VIA NOVA ein fröhliches und zugleich<br />

besinnliches Fest der Begegnung.<br />

Pfarrer Vaclav Hes aus Susice und Diakonin Regina Reimann<br />

aus Grafenau erteilten der neuen Wegstrecke und den<br />

Menschen, die sie gehen, den ökumenischen Segen.<br />

Bewegend und völkerverbindend klang die Eröffnungsfeier auch aus: mit dem<br />

Böhmerwaldlied, abwechselnd auf Deutsch und Tschechisch gesungen.<br />

Informationen unter: www.pilgerweg-vianova.eu<br />

und www.poutnicesta-vianova.cz<br />

Musikalischer Beitrag<br />

zur Völkerverständigung:<br />

Die Singgemeinschaft<br />

Annathal<br />

Diakonin Reimann und<br />

Pfarrer Hes segneten den Weg<br />

und die Pilgernden<br />

Feier-Stimmung von<br />

dem Hotel Alpenblick<br />

in Bucina<br />

Neuer Kurs für<br />

Pilgerweg<br />

begleiter/-innen<br />

Pilgergruppen führen und<br />

spirituell begleiten<br />

In fünf Kursmodulen und einem<br />

Praxisprojekt erhalten Sie Grundlagen<br />

zur Organisation und Durchführung<br />

einer ein- oder mehrtägigen Pilgerwanderung.<br />

Informationsabend:<br />

18. Januar 2012 um 19.30 Uhr an der<br />

Landvolkshochschule <strong>Niederalteich</strong><br />

Anmeldeschluss: 22. Februar 2012<br />

Weitere Informationen und<br />

Flyer zum Herunterladen:<br />

www.lvhs-niederalteich.de<br />

20


21<br />

Programmhinweise<br />

Bauer- und Unternehmerschulung BUS –<br />

Unternehmertraining für mehr Gewinn und<br />

Lebensqualität<br />

Start einer neuen Reihe – Beginn: 17. Januar 2012<br />

Schnupperveranstaltung (kostenlos): 7. Dezember 2011, 15.30 Uhr<br />

Leichter in Beziehung kommen<br />

Wochenende für Singles aus der Landwirtschaft<br />

Termin: 14. – 15. Januar 2012<br />

Referentin: Viola Röder<br />

<strong>Niederalteich</strong>er Perspektiven:<br />

„Wachstumsmotor GESUNDHEIT?“<br />

Termin: 16. März<br />

Referent: Erik Händeler<br />

Theater Werkstatt<br />

„Die ganze Welt spielt Theater“<br />

Foto: Laienbühne Simbach am Inn<br />

Termine:<br />

20. – 22. April und<br />

5. – 6. Oktober 2012<br />

Referent:<br />

Bohus Z. Rawik<br />

Oh!<br />

Ein angesehener Gelehrter besteigt eine Fähre, um auf<br />

die andere Seite des Flusses zu gelangen. Er will sich ein<br />

wenig unterhalten, und so fragt er den Fährmann:<br />

„Verstehen Sie etwas von Philosophie?“<br />

„Nein“, antwortete der, „dafür hatte ich nie Zeit.“<br />

„Oh, das tut mir aber Leid“, entgegnet der Gelehrte<br />

mitleidig. „Wie halten Sie das nur aus? Da fehlt Ihnen<br />

ja das halbe Leben!“<br />

Ein Sturm kommt auf. Die Wellen schlagen immer höher.<br />

„Können Sie schwimmen?“, ruft der Fährmann seinem<br />

Fahrgast zu. „Nein, wo denken Sie hin? Dafür hatte ich<br />

nie Zeit.“<br />

„Oh, das tut mir Leid. Dann fehlt Ihnen gleich das<br />

ganze Leben. Denn dieses Boot sinkt gerade.“<br />

Aus dem Buch: Oh! Noch mehr Geschichten für andere Zeiten<br />

VOR Schau ZUKUNFT Stiften<br />

Stiftung<br />

St. Gunther <strong>Niederalteich</strong><br />

Was unterstützen Sie<br />

mit Ihrer Zustiftung?<br />

■ den langfristigen Erhalt<br />

unseres Bildungshauses<br />

■ Angebote zur christlichen Bewusstseinsbildung<br />

für Leute vom Land<br />

■ unkomplizierte Hilfe, wo´s not tut –<br />

hier und weltweit<br />

Wir gewinnen:<br />

Wir freuen uns über Zustiftungen<br />

und Spenden in jeglicher Höhe.<br />

Wir können damit nach und nach<br />

den Vermögensstock aufbauen.<br />

Sie gewinnen:<br />

Sie können die Zuwendungsbestätigung<br />

beim Finanzamt vorlegen.<br />

Sie können Ihre Zuwendungen<br />

als Sonderausgaben bis zu 20% des<br />

Gesamtbetrags Ihrer Einkünfte<br />

abziehen.<br />

Interesse?<br />

Dann informieren wir Sie<br />

gerne näher<br />

Kontakt:<br />

Stiftung St. Gunther <strong>Niederalteich</strong><br />

Stiftungsrat Josef Rottenaicher<br />

c/o Landvolkshochschule <strong>Niederalteich</strong> e.V.


AUS DEM Hause 22<br />

Glück-<br />

Herzliche Glückwünsche zum Dienstjubiläum<br />

wünsche In der Verwaltung können zwei Mitarbeiterinnen<br />

ihr Dienstjubiläum begehen:<br />

Elisabeth Emlinger<br />

Auch wenn Elisabeth Emlinger schon lange Jahre verheiratet ist, kennen sie bis heute<br />

viele unter ihrem Geburtsnamen Elisabeth Dullinger. Als solche hat sie am 1.Oktober 1991<br />

bei uns im Büro begonnen und so ist sie schon<br />

ein Urgestein der <strong>LVHS</strong>. Mittlerweile kann<br />

sie auf 20 abwechslungsreiche Jahre im Haus<br />

zurückschauen, in denen sie viele verschiedene<br />

Aufgaben angepackt und zuverlässig und<br />

verbindlich ausgeführt hat.<br />

Theresa Wiedemann<br />

„So lange war ich noch nie an einer Stelle“ bekennt Theresa Wiedemann mit froher Miene, als wir ihr<br />

zum 15-jährigen Dienstjubiläum als Geschäftsführerin an der <strong>LVHS</strong> gratulieren. Seit 9. Sept. 1996<br />

leitet sie die Verwaltung und hat den Überblick über die betriebswirtschaftlichen und finanziellen Vorgänge<br />

der <strong>LVHS</strong> – vom Aufstellen des jährlichen Haushaltplans bis hin zu manchem Verhandlungsgespräch mit<br />

Kunden oder Firmen. Mit großem Geschick, Humor und viel Freude an Zahlen und Bilanzen geht sie ans<br />

Werk, immer die notwendigen Weiterentwicklungen von Personal und Betrieb im Blick. Ich danke herzlich<br />

für ihren Einsatz und die gute Zusammenarbeit und wünsche ihr für die Zukunft in jeglicher Hinsicht<br />

immer eine „gute Bilanz“!<br />

Nachruf<br />

Dankbar erinnern wir uns an unsere Kollegin und Mitarbeiterin<br />

Frau<br />

Marlies Grimm<br />

Sie kennt viele Ehemalige und weiß darum<br />

auch viele „alte“ Geschichten! Derzeit ist sie<br />

vor allem für den Bereich Belegung zuständig.<br />

Dir, liebe Elisabeth, herzlichen Dank für deinen<br />

langjährigen Einsatz für´s Haus, der oft über<br />

die Pflicht hinausgeht. Für die Zukunft weiterhin<br />

soviel Energie und Einfallsreichtum bei<br />

der Arbeit!<br />

Sie ist am 24. September 2011 im Alter von 74 Jahren nach längerer Krankheit verstorben.<br />

Seit 1981 bis zu ihrem Ruhestand 2002 war sie bei uns in der Hauswirtschaft beschäftigt.<br />

Marlies war eine treue und fleißige Mitarbeiterin, bei der es kein Nein gab, ganz gleich<br />

welche Arbeit dran war. Sie hat bis zuletzt stets zuverlässig und mit viel Freundlichkeit und<br />

Humor ihre Kraft und ihr Können für die Landvolkshochschule zur Verfügung gestellt.<br />

Wir danken ihr sehr für ihre Mitsorgen, ihre Kollegialität und ihre Verbundenheit zum Haus.<br />

Wir werden sie stets in guter Erinnerung behalten. O Herr, gib ihr die ewige Ruhe.


23<br />

Impressum<br />

Der Ehemaligen-Rundbrief ist<br />

das Mitteilungsblatt der Ehemaligengemeinschaft<br />

der Landvolkshochschule<br />

St. Gunther in <strong>Niederalteich</strong>.<br />

Herausgeber:<br />

Bildungshaus und Landvolkshochschule<br />

St. Gunther,<br />

Hengersberger Straße 10<br />

94557 <strong>Niederalteich</strong><br />

Telefon 09901 9352 - 0<br />

Telefax 09901 9352 - 19<br />

info@lvhs-niederalteich.de<br />

www.lvhs-niederalteich.de<br />

Redaktion: Elisabeth Emlinger,<br />

Christina Kaineder<br />

Titel: Friedenberger<br />

Layout: Hirmer_Kommunikation,<br />

München und Simbach am Inn<br />

Druck: Druckerei Mühlbauer,<br />

Hengersberg<br />

Die nächste Ausgabe erscheint<br />

im Sommer 2012.<br />

Redaktionsschluss ist am<br />

14. Mai 2012<br />

ROTE<br />

ZWIEBELRAHMSUPPE<br />

Zutaten:<br />

500 g rote Zwiebeln<br />

5 EL Öl<br />

Salz, Pfeffer<br />

150 ml Apfelsaft<br />

2 EL Tomatenmark<br />

1 ltr. kleine Zwiebel<br />

1½ EL Gemüsebrühe<br />

(instant)<br />

4 Sch. Bauernbrot<br />

ohne Kruste<br />

6 Majoranzweige<br />

(ersatzweise 1 TL<br />

getrockneter<br />

Majoran)<br />

200 g Creme fraiche<br />

!<br />

Liebe Ehemalige, liebe Freundinnen und Freunde des Hauses! Eure Beiträge<br />

sind uns jederzeit willkommen! Bitte schickt uns aktuelle Familiennachrichten<br />

oder Berichte rechtzeitig zu, dann werden wir sie gerne veröffentlichen.<br />

Teilt uns auch mit, wenn sich die Bankverbindung oder Adressen verändern!<br />

Lebenswege<br />

Neu auf dieser Erde<br />

angekommen ist:<br />

■ Die Eltern Karin und Anton<br />

Guggenberger freuen sich über<br />

die Geburt der Zwillinge Leopold<br />

Antonius und Maximilian Franz<br />

Xaver am 17. April 2011<br />

Von dieser Erde<br />

verabschiedet hat sich:<br />

■ Max Oberneder<br />

(2. Hauptkurs 1967) verstorben<br />

am 23. September 2011<br />

Gott schenke ihm<br />

die ewige Ruhe.<br />

AUS DEM Hause<br />

Zubereitung:<br />

Zwiebeln abziehen, halbieren und in feine Streifen<br />

schneiden.<br />

Zwiebelstreifen in 2 EL Öl bei mittlerer Hitze<br />

zugedeckt in 5 Minuten weich dünsten, dabei leicht<br />

salzen. 2 – 3 EL herausnehmen und beiseite stellen.<br />

Rest mit der Hälfte des Apfelsafts ablöschen und<br />

diesen ganz einkochen lassen. Vorgang mit übrigem<br />

Apfelsaft wiederholen.<br />

Tomatenmark einrühren und kurz anrösten.<br />

Gemüsebrühe dazugeben, mit Salz und Pfeffer<br />

würzen; 10 Min. köcheln lassen.<br />

Inzwischen das Brot würfeln. Majoranblättchen<br />

abzupfen.<br />

Übriges Öl (3 EL) in einer Pfanne erhitzen,<br />

Brotwürfeln in ca. 3 Minuten goldbraun rösten.<br />

Zum Schluss den Majoran und die übrigen Zwiebeln<br />

hinzufügen und kurz erhitzen.<br />

Creme fraiche in die Suppe rühren und diese<br />

mit dem Mixstab fein pürieren.<br />

Aufkochen, mit Salz und Pfeffer abschmecken<br />

und in Tellern oder Schalen anrichten.<br />

Suppe mit Croutons und Zwiebeln garniert<br />

servieren.<br />

Guten Appetit!<br />

Segen<br />

Herr, segne uns,<br />

lass uns dir dankbar sein,<br />

lass uns dich loben,<br />

solange wir leben,<br />

und mit den Gaben,<br />

die du uns gegeben,<br />

wollen wir tätig sein.<br />

Herr, sende uns,<br />

lass uns dein Segen sein,<br />

lass uns versuchen,<br />

zu helfen, zu heilen<br />

und unser Leben<br />

wie das Brot zu teilen,<br />

lass uns ein Segen sein.<br />

Lothar Zenetti


<strong>Maß</strong>halten<br />

Steh fest in dir!<br />

Lass dich nicht nach unten werfen,<br />

nicht nach oben ziehen,<br />

schweife nicht in allzu große Länge an,<br />

zersplittere dich nicht in übertriebener Breite!<br />

Halte die Mitte,<br />

wenn du das <strong>Maß</strong> nicht verlieren willst!<br />

Die Mitte ist der sichere Ort.<br />

Die Mitte ist die Heimat des <strong>Maß</strong>es,<br />

und das <strong>Maß</strong> ist die Tugend!<br />

Jedes Verweilen außerhalb des <strong>Maß</strong>es<br />

gilt dem Weisen als Verbannung.<br />

Er hält sich daher nicht in der Ferne auf,<br />

weil sie sich jenseits des <strong>Maß</strong>es erstreckt,<br />

genauso wenig in der Breite,<br />

weil sie außerhalb liegt,<br />

auch nicht in der Höhe oder Tiefe,<br />

weil die eine oberhalb, die andere aber unterhalb ist.<br />

Im Übrigen<br />

führt die Länge gewöhnlich zu jähem Ende,<br />

die Breite zum Riss,<br />

die Höhe zum Sturz<br />

und die Tiefe zum Versinken….<br />

Jetzt aber verstehe ich unter Länge das zu lange Leben,<br />

das sich der Mensch verspricht,<br />

unter Breite die überflüssigen Sorgen,<br />

auf die der Geist seine Aufmerksamkeit ausdehnt,<br />

unter Höhe, wenn er zu überheblich von sich denkt,<br />

und unter Tiefe, wenn er sich zu weit herabsinken lässt.<br />

Bernhard von Clairvaux (12.Jh.)

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