Quizfragen zur Trocknung - Offset-Druck-Farben
Quizfragen zur Trocknung - Offset-Druck-Farben
Quizfragen zur Trocknung - Offset-Druck-Farben
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<strong>Quizfragen</strong> Dr. Bernd Th. Grande <strong>Farben</strong>trocknung<br />
<strong>Quizfragen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Trocknung</strong><br />
Strg + Klick auf eine Frage führt <strong>zur</strong> Antwort<br />
1. Welche <strong>Trocknung</strong>sarten haben normale Bogenoffsetfarben, und in welcher Zeit<br />
nach <strong>Druck</strong> wirken sie?<br />
2. Wenn man mit dem Finger kräftig über eine Zeitung reibt, kann sie abfärben. Bei<br />
einer Zeitschrift oder einer Illustrierten gelingt das nicht. Woran liegt das?<br />
3. Neuerdings wird der Zeitungs - Flexodruck in der Fachpresse wieder diskutiert. Er<br />
liefert wischfeste <strong>Druck</strong>e - ganz im Gegensatz zum Coldset oder dem alten<br />
Buchdruck. Woran liegt das?<br />
4. Wie geschieht die Verfestigung (= <strong>Trocknung</strong>) der <strong>Druck</strong>e im Rollenoffset –<br />
Heatset?<br />
5. Wasser kann Lösemittel bzw. die Flüssigkeit in <strong>Druck</strong>farben und -lacken sein. An<br />
welchen <strong>Trocknung</strong>smechanismen nimmt es teil?<br />
6. Kennen Sie die Unterschiede zwischen Ablegen, Blocken und Siegeln ?<br />
7. Welche <strong>Druck</strong>verfahren benutzen einen Anteil wegschlagender <strong>Trocknung</strong>?<br />
8. Welche <strong>Trocknung</strong>smechanismen finden wir im Bogenoffset, Heatset und<br />
Coldset?<br />
9. Was macht einen Dispersionslack 1. trocken, 2. wasserfest und 3. scheuerfest?<br />
10. Wie trocknen die <strong>Farben</strong> für den wasserlosen <strong>Offset</strong>druck?<br />
11. Welche Verfestigungsarten im <strong>Druck</strong> kennen Sie, die keine <strong>Trocknung</strong> im<br />
umgangssprachlichen Sinne sind?<br />
12. Kann man einen vollständig weggeschlagenen <strong>Druck</strong> als „trocken“ bezeichnen?<br />
13. Wieso ist ein Dispersionslack nach der <strong>Trocknung</strong> wasserfest, obwohl er vorher<br />
hauptsächlich Wasser enthielt?<br />
14. Welcher Vorgang ermöglicht es, dass eine Dispersions - Lackierung einen<br />
bedruckten Bogen frisch zwar gerade gut weiterverarbeitbar macht, nach ein paar<br />
Stunden jedoch sogar äußerst scheuerfest ist?<br />
15. Wozu dient die IR – Strahlung und wozu die Heißluft in einer Bogenoffset-<br />
maschine bei der <strong>Trocknung</strong> von <strong>Druck</strong>farben und Dispersionslacken?<br />
16. Warum wird das Feuchtmittel im <strong>Offset</strong> auf einen bestimmten pH-Bereich<br />
gepuffert?<br />
17. Kennen Sie die Unterschiede zwischen Ablegen, Blocken und Siegeln?<br />
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18. Wann ist ein <strong>Druck</strong> siegelfest und wann ist er siegelbar?<br />
19. Beschleunigt der Zusatz von Sikkativ immer die <strong>Trocknung</strong>?<br />
20. Welche Risiken kann es geben, wenn man eine Heatsetfarbe im Bogenoffset<br />
verdruckt?<br />
21. Kann der Bedruckstoff die <strong>Farben</strong>trocknung beeinträchtigen?<br />
22. Kann man durch chemische Zusätze im Feuchtmittel die oxidative Verfilmung<br />
einer <strong>Offset</strong>farbe beschleunigen?<br />
23. Gibt es besondere Infrarotfarben für den Bogenoffset?<br />
24. Was ist bei den Strahlentrocknern der grobe Unterschied zwischen<br />
Elektronenstrahlen und UV - Strahlen?<br />
25. Was nützt es einem Bogenoffset - <strong>Druck</strong>er, wenn er die<br />
<strong>Trocknung</strong>smechanismen seiner <strong>Farben</strong> kennt?<br />
26. Wie verfestigen sich Inkjet-<strong>Farben</strong>?<br />
27. Gibt es im Bogenoffset <strong>Farben</strong>, die mit Wärme trocknen?<br />
28. Wie trocknen die Pudertoner im Laserdruck?<br />
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<strong>Quizfragen</strong> mit Antworten<br />
1. Welche <strong>Trocknung</strong>sarten haben normale Bogenoffsetfarben, und in welcher<br />
Zeit nach <strong>Druck</strong> wirken sie?<br />
Antwort:<br />
Konventionelle Bogenoffsetfarben trocknen im Normalfall, also auf Papier oder<br />
Karton durch Wegschlagen und durch oxidative Verfilmung.<br />
Das Wegschlagen geschieht sehr schnell durch Absaugen von Verdünner aus dem<br />
<strong>Druck</strong>farbfilm in den Papierstrich, in wenigen Sekunden bis einigen Minuten. Es<br />
macht aus einem frischen, klebrigen Emulgat einen halbwegs berühr-trockenen<br />
<strong>Druck</strong>.<br />
Die oxidative Verfilmung ist eine Verknüpfung von kettenförmigen Molekülen (von z.<br />
B. Pflanzenölen) durch Brücken aus Sauerstoffmolekülen. Hierzu müssen große,<br />
träge Bindemittelmoleküle (z. B. Linolensäure - Glycerin - ester) sich passend<br />
zueinander ausrichten und dann von aktivierten Sauerstoffmolekülen miteinander<br />
verbrückt werden. Das dauert mindestens Stunden - bis es weitgehend fertig ist,<br />
auch Tage.<br />
Wenn man also einen Bogen mattgestrichenes Papier schon nach einer halben<br />
Stunde umschlagen will, kann man nur die wegschlagende <strong>Trocknung</strong> ausnutzen.<br />
Das heißt, die Farbe - Papier - Kombination muss stimmen, und Infrarot mag helfen.<br />
Es ist gar nicht hilfreich, zusätzlich Sikkativ (Trockenstoff) in die Farbe zu mischen,<br />
weil der möglicherweise beschleunigte Prozess erst viel zu spät wirken kann.<br />
nach oben ↑<br />
2. Wenn man mit dem Finger kräftig über eine Zeitung reibt, kann sie abfärben.<br />
Bei einer Zeitschrift oder einer Illustrierten gelingt das nicht. Woran liegt das?<br />
Antwort:<br />
Die <strong>Druck</strong>farbe einer im Rollenoffset Coldset gedruckten Zeitung trocknet<br />
ausschließlich durch Wegschlagen der Verdünner in ein grobporiges Papier. Dabei<br />
ist die Möglichkeit einer robusten Verfestigung recht begrenzt. Dies ist für das<br />
aktuelle Ein - Tages - Produkt auch gut genug.<br />
Eine Zeitschrift ist typischerweise ein Produkt des Rollenoffset Heatset. Dort werden<br />
die verdünnenden Mineralöle durch Hitze aus dem <strong>Druck</strong> ausgetrieben. Sie trennen<br />
sich viel schärfer von den Harzen des Bindemittels, als es im Coldset möglich ist.<br />
Damit kann der Farbfilm deutlich abriebfester gestaltet werden.<br />
Bei Illustrierten dominiert der Illustrationstiefdruck. Bei ihm verdunsten die flüchtigen<br />
Lösemittel aus dem <strong>Druck</strong>, eine noch wesentlich schärfere Abtrennung als im<br />
Heatset. Damit kann der <strong>Druck</strong> noch fester werden.<br />
Ältere Zeitungen, die im Hochdruck gedruckt wurden, hatten das gleiche<br />
<strong>Trocknung</strong>sproblem wie die Coldset - <strong>Farben</strong>. Lediglich im Zeitungs - Flexodruck<br />
herrschen die Vorteile einer Lösemittelfarbe. Dieser hat sich jedoch nicht<br />
durchsetzen können und ist nur in Italien und Großbritannien anzutreffen.<br />
nach oben ↑<br />
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3. Neuerdings wird der Zeitungs - Flexodruck in der Fachpresse wieder<br />
diskutiert. Er liefert wischfeste <strong>Druck</strong>e - ganz im Gegensatz zum Coldset oder<br />
dem alten Buchdruck. Woran liegt das?<br />
Antwort:<br />
Früher im Buchdruck und heute im Rollenoffset Coldset werden rein wegschlagende<br />
<strong>Farben</strong> verdruckt. Die relativ viskosen Verdünner (z. B. Mineralöle) dringen zwar in<br />
den Bedruckstoff ein. Ein guter Prozentsatz davon verbleibt jedoch im Farbfilm.<br />
Damit wird der nie richtig wischfest oder abriebbeständig.<br />
Im Zeitungsflexodruck werden Bindemittel verarbeitet, die denen unserer<br />
Dispersionslacke ähneln: Sie trocknen kurzzeitig durch Wegschlagen und auch<br />
etwas Verdunsten von Wasser, was schon bedeutend gründlicher klappt als die<br />
Trennung von Bindemitteln und Coldset - Verdünnern. Hinzu kommen noch zwei<br />
andere Hilfsmechanismen. Es fällt bei der <strong>Trocknung</strong> wässriger Flexofarben die<br />
neutrale Harzform der bisher ammoniakalisch gelösten Harzsäure aus. Sie ist<br />
bedeutend fester als ein Restöl - haltiges Hartharz im <strong>Offset</strong>. Und damit nicht genug:<br />
Die fadenförmigen Bindemittelmoleküle der Acrylate verknäulen sich auch noch<br />
miteinander und verfestigen den Farbfilm noch stärker. Bei Interesse gibt es nähere<br />
Details im Skript "<strong>Trocknung</strong>smechanismen in <strong>Druck</strong>farben" unter Downloads, DV II.<br />
Aber alles hat auch Rückseiten: <strong>Druck</strong>e der wässrigen Flexofarben sind nicht mit<br />
dem bisherigen Standardverfahren deinkbar (Flotation in alkalischer<br />
Aufschlämmung).<br />
nach oben ↑<br />
4. Wie geschieht die Verfestigung (= <strong>Trocknung</strong>) der <strong>Druck</strong>e im Rollenoffset –<br />
Heatset?<br />
Antwort:<br />
Der allgemein bekannte Mechanismus ist das Austreiben (Verdunsten) von<br />
Mineralölen. Die Siedebereiche der verwendeten Verdünner liegen dabei<br />
hauptsächlich bei 240 - 270 °C und 260 - 290 °C. Die Bahntemperatur beträgt jedoch<br />
nur etwa 120 °C. Es ist also ein Verdunsten, kein echtes Verdampfen.<br />
Der <strong>Druck</strong> wird durch die Passage im Trockner so warm, dass er trotz des<br />
Ölverlustes klebrig ist, weil die Hartharze bei etwa 140 °C zu schmelzen beginnen,<br />
und weil immer ein Teil des Verdünners im Farbfilm verbleibt (s. a. Ölretention).<br />
An der silikonbeschichteten Kühlwalze wird er abgeschreckt und erstarrt. Dadurch<br />
„friert“ die Oberfläche sehr glatt ein, so glatt eben die Oberfläche der Kühlwalze ist:<br />
Der <strong>Druck</strong> wird gebügelt. Das bringt den hohen Glanz des Heatset.<br />
Oft werden noch Hilfsmechanismen verwendet, z. B. ein gewisser Anteil oxidativer<br />
Verfilmung, wenn etwa Laserformulare gedruckt werden.<br />
nach oben ↑<br />
5. Wasser kann Lösemittel bzw. die Flüssigkeit in <strong>Druck</strong>farben und -lacken<br />
sein. An welchen <strong>Trocknung</strong>smechanismen nimmt es teil?<br />
Antwort:<br />
Sofern der Bedruckstoff Poren besitzt und von Wasser benetzt wird, schlägt ein<br />
großer Teil des Wassers aus dem Farbfilm in den Bedruckstoff weg. Wesentlich<br />
langsamer geht dann die Verdunstung des restlichen und des weggeschlagenen<br />
Wassers vor sich, weil es eine sehr hohe Verdampfungswärme besitzt.<br />
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Durch das Verdunsten engt sich bei Dispersionslacken und wässrigen Tief- und<br />
Flexodruckfarben auch der Lösungsraum für Ammoniak bzw. Amine ein, und sie<br />
verdunsten ebenfalls. Hier ist das Wasser also indirekt mitbeteiligt. Immerhin bewirkt<br />
dieser Mechanismus, dass eine vorher wasserverdünnbare Farbe nachher<br />
wasserfest trocken wird, weil nun der Ammoniak fehlt, der die Harzsäuren früher<br />
gelöst hatte.<br />
nach oben ↑<br />
6. Kennen Sie die Unterschiede zwischen Ablegen, Blocken und Siegeln?<br />
Antwort:<br />
Wenn im Stapel die bedruckten Bogenoberflächen in Kontakt mit den Rückseiten der<br />
darüber liegenden Bögen bekommen, kann es zum Übertrag von Farbe kommen.<br />
Dieser Transfer heißt im Fachjargon „Ablegen“, manchmal auch „Abliegen“. Man<br />
erkennt es unter dem Fadenzähler oder Mikroskop, weil sich Farbe oberflächlich auf<br />
der Bogenrückseite dort befindet, wo die Vorderseite bedruckt ist und nicht im<br />
Papierstrich verankert ist. Ablegen ist von Karbonieren manchmal schwer zu<br />
unterscheiden, dem Transfer von Farbe unter <strong>Druck</strong>.<br />
Wenn der Kontakt der Bögen so lange dauert, dass die Farbe verfilmen kann,<br />
verbindet sie an den betroffenen Stellen beide Bogenseiten, und sie knistern beim<br />
Vereinzeln. Diese Verbindung kann so stabil sein, dass mehrere Bögen miteinander<br />
geradezu verklebt sind. Das ist dann „Blocken“ oder „Kleben“. Beide Probleme sind<br />
also miteinander verwandt.<br />
Blocken und Kleben kann besonders tückisch nachträglich im Stapel auftreten, wenn<br />
die <strong>Druck</strong>oberflächen zwar erst klebfrei sind, durch die Temperaturerhöhung im<br />
Stapel (exotherme Oxidationsreaktion) aber wieder klebrig werden. So scheint der<br />
Stapel eine Stunde nach <strong>Druck</strong> in Ordnung; der <strong>Druck</strong>er geht heim - und findet ihn<br />
am nächsten Morgen verblockt vor.<br />
Das Blocken tritt gerne auch bei trockenen <strong>Druck</strong>en unter hohem lokalem<br />
Anpressdruck statt, meist im Buch- oder Heftblock, wenn z. B. Klammern auftragen.<br />
Speziell Dispersionslacke werden auf Blockfreiheit hin entwickelt und geprüft, weil die<br />
Gefahr im Verpackungsbereich hoch sein kann (Tiefkühlblocken, Nassblocken in<br />
Sixpacks usw.).<br />
Will man im Verpackungsdruck gerade zwei Flächen miteinander verbinden, dann<br />
nennt man das Siegeln und nicht mehr Blocken. Gewöhnlich wird als „Kleber“ eine<br />
Siegelmasse aufgedruckt, meist im Flexo- oder auch im Tiefdruck. Siegelbar heißt<br />
dann, dass etwas siegeln kann, siegelfest, gerade das Gegenteil, dass eine Fläche<br />
eben nicht siegelt - z. B. bei Erwärmung. Blisterpackungen sind anspruchsvolle<br />
Objekte in diesem Zusammenhang.<br />
nach oben ↑<br />
7. Welche <strong>Druck</strong>verfahren benutzen einen Anteil wegschlagender <strong>Trocknung</strong>?<br />
Antwort:<br />
Die Grundvoraussetzung ist natürlich ein saugfähiger Bedruckstoff. Das muss<br />
keineswegs gestrichenes oder ungestrichenes Papier oder Karton sein. Viele<br />
moderne Kunststofffolien werden heute mit einer Art Deckweiß z. B. im Flexo<br />
bedruckt und verhalten sich fast wie gestrichenes Papier - ohne die Notwendigkeit<br />
von Folienfarben, falls man sie im <strong>Offset</strong> einsetzen will. Auch bei Tiefkühlpackungen<br />
(PE-beschichteter Karton) schlägt munter ein guter Teil des Mineralöls aus der Farbe<br />
in die PE-Schicht. Nur bei Transparentpapier rührt sich extrem wenig.<br />
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Meines Wissens findet sich das Wegschlagen als Haupt- oder Nebenmechanismus<br />
im<br />
1. Rollenoffset Coldset einschließlich der Buchdruckreste für Zeitungen<br />
2. Rollenoffset Heatset als Zwischenschritt vor der Verdunstung,<br />
3. Bogenoffset auf Papier, Karton und in Spezialfällen, dabei mit konventionellen<br />
<strong>Farben</strong> und auch wasserlos, mit Hybridsystemen und in vielen Spezialvarianten<br />
speziell für Verpackungen, sogar Glykolfarben, falls die heute noch verwendet<br />
werden,<br />
4. Flexodruck und Tiefdruck mit wasserbasierten <strong>Farben</strong> auf saugfähigen<br />
Bedruckstoffen, einschließlich der Lackierwerke an <strong>Offset</strong>maschinen und<br />
Zeitungs-Flexodruck,<br />
5. Endlosdruck als schmalbahnigem Rollenoffset,<br />
6. Siebdruck auf saugfähigem Material einschließlich Textilien,<br />
7. Ink Jet und<br />
8. Slotterdruck auf Wellpappe, ein Hochdruckverfahren.<br />
Bei UV-härtenden <strong>Druck</strong>farben im <strong>Offset</strong> und Flexo tritt es als Fehler aus, wenn die<br />
Härtung nicht schnell genug ist.<br />
nach oben ↑<br />
8. Welche <strong>Trocknung</strong>smechanismen finden wir im Bogenoffset, Heatset und<br />
Coldset?<br />
Antwort:<br />
1. Bogenoffset:<br />
a, Wegschlagen und oxidative Verfilmung im klassischen Fall,<br />
b, nur Wegschlagen bei Spezialfarben z. B. für Lebensmittelverpackungen,<br />
c, nur oxidative Verfilmung bei Folienfarben,<br />
d, Strahlenhärtung / Energiehärtung („UV-<strong>Trocknung</strong>“) <strong>zur</strong>zeit stark kommend,<br />
e, Mix aus a und d bei Hybridfarben,<br />
f, wärmeinduzierte Polymerisation in speziellen Verpackungsfarben oder<br />
g, Ausfällen des Bindemittelharzes durch hydrolytische Spaltung nach Wegschlagen<br />
bei Glykolfarben<br />
2. Rollenoffset Heatset:<br />
a, Verdunsten der Mineralöle bei erhöhter Temperatur mit ein wenig Wegschlagen<br />
vorher,<br />
b, a, verstärkt durch einen Anteil oxidativer Verfilmung bei mattgestrichenen Papieren<br />
und Laserdruckerformularen, oder<br />
c, Strahlenhärtung wäre prinzipiell vorteilhaft, wenn bezahlbar für<br />
Publikationsmaterial. Ich kenne keinen Fall.<br />
3. Rollenoffset Coldset:<br />
nur wegschlagende <strong>Trocknung</strong>. Frühere Versuche mit Elektronenstrahlhärtung waren<br />
an den Kosten gescheitert.<br />
nach oben ↑<br />
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9. Was macht einen Dispersionslack 1. trocken, 2. wasserfest und 3.<br />
scheuerfest?<br />
Antwort:<br />
1. Das Wegschlagen und Verdunsten von Wasser,<br />
2. die Ausfällung wasserunlöslicher Harzsäuren und<br />
3. die Koagulation, auch Verfilzung fadenförmiger Moleküle nennbar.<br />
nach oben ↑<br />
10. Wie trocknen die <strong>Farben</strong> für den wasserlosen <strong>Offset</strong>druck?<br />
Antwort:<br />
Die meisten Wasserlosfarben sind aus ähnlichen Rohstoffen aufgebaut wie<br />
konventionelle, trocknen also wegschlagend und oxidativ. Es gibt auch hier die<br />
Alternative der UV-Härtung.<br />
Eine Zeitlang wurde versucht, wasserverdünnbare bzw. -abwaschbare <strong>Druck</strong>farben<br />
hier einzusetzen. Trotz hervorragender technischer Aspekte wird diese Entwicklung<br />
offensichtlich inzwischen fallen gelassen, weil eine zu schnelle <strong>Trocknung</strong> (bereits in<br />
der Maschine) durch Verdunsten von Wasser und der resultierende<br />
Viskositätsanstieg offensichtlich noch nicht beherrschbar sind.<br />
Im Rollenoffset Heatset trocknen auch die Wasserlosfarben durch hitzeunterstützte<br />
Verdunstung von Mineralölen oder alternativer Verdünner, im Coldset<br />
(Zeitungsoffset) nur durch Wegschlagen.<br />
nach oben ↑<br />
11. Welche Verfestigungsarten im <strong>Druck</strong> kennen Sie, die keine <strong>Trocknung</strong> im<br />
umgangssprachlichen Sinne sind?<br />
Antwort:<br />
Wenn man umgangssprachlich die Vorgänge als <strong>Trocknung</strong> bezeichnet, bei denen<br />
Flüssigkeiten aus einer Sache verschwinden und sie nachher nicht mehr flüssig,<br />
klebrig oder gar fest sind, zählen<br />
die oxidative Verfilmung,<br />
die Strahlenhärtung (UV oder Elektronenstrahl),<br />
die Ausfällung wasserunlöslicher Harzsäuren (Dispersionen),<br />
die Koagulation (Verfilmung fadenförmiger Bindemittelmoleküle),<br />
sämtliche Vernetzungsmechanismen (2-Komponentensysteme),<br />
die thermisch induzierte Vernetzung,<br />
das Erstarren von Schmelzen und<br />
die vermutlich inzwischen ausrangierten Typen „steam set“ und „moisture set“<br />
nicht <strong>zur</strong> <strong>Trocknung</strong>. Wenn man aber ganz puristisch denkt und nur das Entfernen<br />
von Wasser meint, gehörte die Verdunstung von Lösemitteln auch nicht dazu. Ihnen<br />
erscheint das vielleicht überspitzt. Es gibt aber im organisch-chemischen Labor den<br />
Begriff „trockener Ether“ für wasserfreien Ether. So gesehen, können also auch<br />
Flüssigkeiten „trocken sein“.<br />
nach oben ↑<br />
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12. Kann man einen vollständig weggeschlagenen <strong>Druck</strong> als „trocken“<br />
bezeichnen?<br />
Antwort:<br />
Ja, natürlich. Im umgangssprachlichen Sinne „trocken“ ist ein <strong>Druck</strong>, den man<br />
berühren kann, ohne sich die Finger anzufärben. Er muss im Falle eines<br />
<strong>Offset</strong>druckes klebfrei sein. Trocken kann aber auch ein <strong>Druck</strong> sein, bei dem zu viele<br />
niedrig- und auch mittelviskose Komponenten weggeschlagen sind. Dann mehlt er<br />
ab.<br />
In der Praxis wird „<strong>Trocknung</strong>“ oft mit „Verfestigung“ in einen Topf geworfen. Dort<br />
versucht man, Funktionen z. B. der oxidativen Verfilmung zu fordern, obwohl erst das<br />
Wegschlagen stattgefunden hat.<br />
nach oben ↑<br />
13. Wieso ist ein Dispersionslack nach der <strong>Trocknung</strong> wasserfest, obwohl er<br />
vorher hauptsächlich Wasser enthielt?<br />
Antwort:<br />
Die Bindemittel (polymere Acrylate) liegen in der Form organischer Säuren vor. Sie<br />
sind nicht wasserlöslich, sondern haben einen ausgesprochenen Fettcharakter. Ihre<br />
Säurefunktionen sind zwar nur wenige pro Makromolekül, verleihen ihm aber die<br />
Fähigkeit, in alkalischer Umgebung (Lauge) in die Salzform überzugehen. Und diese<br />
Salzform löst sich zwar nicht klassisch in Wasser, weil die Makromoleküle dafür zu<br />
groß sind. Sie werden als Anionen aber so polar, dass sie sich gut in Wasser<br />
verteilen und mit ihm einen guten Kontakt halten.<br />
Als Lauge nimmt der Lackhersteller trickreich wässrige Ammoniaklösung. Sie führt<br />
die Bindemittelmoleküle (die polymeren Acrylate) in die Salzform über und macht sie<br />
leicht in Wasser verteilbar.<br />
Trocknet der Lack (oder die „wasserbasierte“ Farbe, schrecklicher Jargon, aber leider<br />
üblich), dann verdunstet nicht nur das Wasser. Mit ihm verfliegt auch der Ammoniak,<br />
weil er sich nur im Wasser hält. Dadurch verwandelt sich das Bindemittel wieder in<br />
die alte Säureform - und ist fortan wasserfest.<br />
Der Trick hat natürlich einen Haken: So eine Lackierung ist nur gegen Wasser oder<br />
Säuren beständig. Jede Lauge löst sie wieder an. Damit ist auch gleich klar, wie wir<br />
Lackspritzer von der Maschine waschen, nämlich z. B. mit Seifen. Wenn Sie es<br />
versuchen, verwenden Sie bitte nicht eine teure Duschseife von zu Hause. Diese<br />
sind oft pH-neutral, für unseren Zweck also ungeeignet. Besser ist hier ein leicht<br />
alkalisches Reinigungsmittel, das der Lackhersteller gegen Entgelt gerne mitliefert.<br />
nach oben ↑<br />
14. Welcher Vorgang ermöglicht es, dass eine Dispersions - Lackierung einen<br />
bedruckten Bogen frisch zwar gerade gut weiterverarbeitbar macht, nach ein<br />
paar Stunden jedoch sogar äußerst scheuerfest?<br />
Antwort:<br />
Nachdem der Lack getrocknet ist, kommen die Bindemittelkügelchen in innigen<br />
Kontakt miteinander. Sie verschmelzen miteinander, indem die fadenförmigen<br />
Moleküle mit Hilfe der Brown´schen Molekularbewegung verfilzen. Dadurch hält der<br />
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Lackfilm erheblich besser allen mechanischen Angriffen stand als z. B. ein<br />
Öldrucklack trotz dessen oxidativer Verfilmung.<br />
nach oben ↑<br />
15. Wozu dient die IR – Strahlung und wozu die Heißluft in einer Bogenoffset-<br />
maschine bei der <strong>Trocknung</strong> von <strong>Druck</strong>farben und Dispersionslacken?<br />
Antwort:<br />
IR-Strahlung überträgt Wärmeenergie auf Partien des Bogens, die viel IR<br />
absorbieren, sehr effektiv, also gerade die dunkel bedruckten. Dadurch werden alle<br />
Prozesse beschleunigt, physikalische wie chemische. Der <strong>Druck</strong>er merkt die Wirkung<br />
z. B. an einer Erhöhung der Stapeltemperatur.<br />
Liegt über den <strong>Druck</strong>partien ein Dispersionslack, so wird das Wegschlagen und das<br />
Verdunsten des Wassers mit der Temperaturerhöhung beschleunigt. Nach Arrhenius<br />
bewirkt eine Erhöhung um 10 °C eine etwa Verzehnfachung der Vorgänge.<br />
Über dem <strong>Druck</strong> bildet sich noch während des Laufs in der Maschine eine<br />
Wasserdampfschicht, die das weitere Verdunsten von Wasser behindert. An dieser<br />
Stelle greift die Warmluft ein: Sie saugt begierig Wasserdampf ein und transportiert<br />
ihn von der Bogenoberfläche weg, lässt dadurch weiteren Wasserdampf aus dem<br />
<strong>Druck</strong> heraustreten.<br />
Heiße Luft wäre ein schlechtes Mittel, den Bogen zu erwärmen, weil<br />
Wärmeleitfähigkeit und Wärmekapazität der Luft recht niedrig sind. Hier ist IR-<br />
Strahlung das Mittel der Wahl.<br />
Eine Kombination beider Heiztechniken ist folglich am effektivsten.<br />
Übrigens heizen auch die meisten UV-Strahler die Bögen stark auf. Natürlich tun sie<br />
das nicht mit ihrer UV-Strahlung, sondern mit der bei den üblichen<br />
Quecksilberlampen als Nebenprodukt abgegebenen IR-Strahlung.<br />
nach oben ↑<br />
16. Warum wird das Feuchtmittel im <strong>Offset</strong> auf einen bestimmten pH-Bereich<br />
gepuffert?<br />
Antwort:<br />
Im klassischen <strong>Offset</strong> - Feuchtmittel sollte der pH-Wert um 5 herum liegen, z. B. von<br />
4,7 bis 5,3. Dies ist ein mild saurer Bereich, der einen Kompromiss darstellt. Hebt<br />
man den pH an in Richtung Neutralpunkt, dann nehmen sprungartig<br />
Tonerscheinungen zu: Zulaufen hochprozentiger Raster, Freilaufschwierigkeiten<br />
nach Stopps. Senkt man ihn dagegen noch weiter in die saure Zone, dann steigt das<br />
vermögen, Kalk aufzulösen (und diverse Probleme mit chemischen Ausfällungen zu<br />
bekommen), die Korrosionsgefahr der Maschinenteile (Schmitzringe, Walzen und<br />
Zylinder) und ab 4,5 auch noch der chemische Tod der Trockenstoffe, z. B. Co-<br />
Octoat.<br />
Besonders wegen der Kalkverbindungen, aber auch aus <strong>Trocknung</strong>sgründen, gibt es<br />
ein starkes Interesse an höheren pH-Werten, stellenweise wir bis zum Neutralpunkt 7<br />
gegangen. Dabei muss man jedoch die Tonerscheinungen auf irgendeine andere<br />
Weise bekämpfen, was dann wie jede Medizin die Gefahr von Nebenwirkungen<br />
bringt.<br />
Es lohnt sich, <strong>zur</strong>zeit diese Versuche zu beobachten.<br />
nach oben ↑<br />
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<strong>Quizfragen</strong> Dr. Bernd Th. Grande <strong>Farben</strong>trocknung<br />
17. Kennen Sie die Unterschiede zwischen Ablegen, Blocken und Siegeln?<br />
Antwort:<br />
Ablegen sagt man, wenn z. B. im Stapel feuchte Farbe von der Vorderseite eines<br />
Bogens auf die Hinterseite des darüber liegenden übertragen wird.<br />
Wenn die Farbe nach dem Ablegen genug Zeit hat zu trocknen, verklebt sie beide<br />
Bogenseiten. Das heißt dann Blocken. Es kann auch zwischen zwei trockenen<br />
<strong>Druck</strong>en unter Anpressdruck vorkommen oder beim Etikettieren von Flaschen, wenn<br />
sie nass zusammen gepackt werden. Auch in der Tiefkühltruhe können <strong>Druck</strong>e<br />
verblocken, dann allerdings mit Eis.<br />
Wenn man einen <strong>Druck</strong> mit einer Gegenseite verkleben will, kann man das durch<br />
Wärme (Blistern, um 200 °C) oder durch Ultraschall erreichen. Das heißt dann<br />
Siegeln.<br />
nach oben ↑<br />
18. Wann ist ein <strong>Druck</strong> siegelfest und wann ist er siegelbar?<br />
Antwort:<br />
Eine Zigarettenpackung wird z. B. mit einer klaren Kunststofffolie umwickelt. Damit<br />
die Folie hält, wird sie im Boden- und im Kopfbereich zugesiegelt. Die Folie selbst<br />
muss eine schmelzbare Schicht auf der Oberfläche besitzen, damit sie unter Hitze<br />
verklebt. Sie muss also siegelbar sein.<br />
Der <strong>Druck</strong> auf der Faltschachtel soll sich beim Siegelprozess nicht mit der Folie<br />
verkleben lassen, also abstoßend wirken. Er muss siegelfest sein.<br />
nach oben ↑<br />
19. Beschleunigt der Zusatz von Sikkativ immer die <strong>Trocknung</strong>?<br />
Antwort:<br />
Sikkative beschleunigen als Katalysatoren die oxidative Verfilmung von Bindemitteln<br />
auf der Basis von „trocknenden Ölen“. Bis zu einer Optimal - Dosis beschleunigt eine<br />
Zugabe von Sikkativ damit also auch diese <strong>Trocknung</strong>. Darüber hinaus wird sie<br />
immer weniger wirksam, bis sie so weit abklingt, dass andere chemische Prozesse in<br />
den Vordergrund treten, die sie auch fördern. Den Abbau der Molekülketten zum<br />
Beispiel. Dann beginnt eine so genannte Über - Sikkativierung. Die hat einen lustigen<br />
Effekt: Erst trocknet der <strong>Druck</strong> ganz gut, und nach ein paar Tagen versprödet er so,<br />
dass er im Extremfall abmehlt.<br />
Die Dosierung solcher sensiblen Additive ist eben Sache für Spezialisten und nicht<br />
für den „Praktiker“ geeignet.<br />
Die handelsüblichen Trocknerpasten sind ohnehin wegen dieses Risikos hoch<br />
verdünnt. Damit stellt sich die Frage, was ein <strong>Druck</strong>er durch eine Spachtel solcher<br />
Paste bewirkt. Aus jeden Fall verdünnt er die Farbe.<br />
Ich fürchte, man merkt mir an, dass ich von diesen ganzen Zusätzen wenig halte. Es<br />
gibt nur wenige, wirklich berechtigte Hilfsmittel im der Hand des <strong>Druck</strong>ers. Und die<br />
kann ich an einer Hand abzählen und auch einzeln gut begründen.<br />
Der Rest hilft nur dem Verkäufer - und manchmal der Psyche des <strong>Druck</strong>ers.<br />
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20. Welche Risiken kann es geben, wenn man eine Heatsetfarbe im<br />
Bogenoffset verdruckt?<br />
Antwort:<br />
Im Grunde lässt sich auch eine Heatsetfarbe auf einer Bogenoffsetmaschine<br />
verdrucken. Sie wird wegen der geringeren Zügigkeit lediglich höhere<br />
Tonwertzunahmen zeigen, denkt man auf den ersten Blick.<br />
Man sollte aber nicht vergessen, dass eine solche Farbe normalerweise gar nicht<br />
sikkativiert ist, weil sie ja durch Verdunsten trocknen soll. Im Gegenteil, oft sind in<br />
Heatsetfarben Verzögerer enthalten, die sich nicht während des <strong>Druck</strong>prozesses<br />
verflüchtigen. Also hat selbst ein Trocknerzusatz keine Chancen.<br />
Außerdem finden sich <strong>zur</strong> Erhöhung der Scheuerfestigkeit dort auch so genannte<br />
Fischer - Tropsch - Wachse, benannt nach Ihrem Herstellungsprozess. Sie wirken<br />
zwar gut, stören aber eine eventuelle nachträgliche Veredelung mit z. B. Dispersions-<br />
oder UV - Lack. Nur <strong>Druck</strong>lack klebt auf diesen Oberflächen.<br />
Etwas weniger wichtig scheint dagegen das Aufbaurisiko an der Abrisskante auf den<br />
Folge - Gummitüchern, das durch die relativ schnell wegschlagenden Mineralöle<br />
verursacht würde.<br />
Man könnte also bei einer in - line - Lackierung mit z. B. Dispersionslack durchaus<br />
einmal eine Sonderfarbe im 5. Werk verdrucken, die aus der Rollenabteilung noch<br />
übrig ist.<br />
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21. Kann der Bedruckstoff die <strong>Farben</strong>trocknung beeinträchtigen?<br />
Antwort:<br />
Im Bogenoffset kennen wir die <strong>Trocknung</strong> der <strong>Farben</strong> durch Wegschlagen und durch<br />
oxidativer Verfilmung.<br />
Das Wegschlagen hängt selbstverständlich nicht nur von der Bindemittel -<br />
Konstruktion der Farbe ab, sondern ebenso stark von den Saugeigenschaften der<br />
Bedruckstoff - Oberfläche. Ideal sind viele, aber kleine Poren, z. B. wie bei einem<br />
Bilderdruckpapier.<br />
Mit der oxidativen Verfilmung ist das schon komplizierter. Auf den ersten Blick<br />
scheint sie auf jedem Papier oder Karton zu funktionieren, wenn Farbe und<br />
Feuchtmittel dies zulassen. Auf den zweiten Blick muss man allerdings sehen, dass<br />
zusammen mit dem Feuchtmittel auch die Bedruckstoff - Oberfläche Einfluss nehmen<br />
kann, wenn nämlich wasserlösliche Substanzen im Strich sind. Das können von der<br />
Herstellung saure Stoffe sein; dann bremst oder unterbindet der Bedruckstoff die<br />
Verfilmung. Bei Naturpapieren war das vor 20 Jahren so.<br />
In den 90er Jahren wurde der chlorfrei gebleichte Zellstoff für <strong>Trocknung</strong>sstörungen<br />
verantwortlich gemacht. Das glaubt zum Glück heute niemand mehr.<br />
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22. Kann man durch chemische Zusätze im Feuchtmittel die oxidative<br />
Verfilmung einer <strong>Offset</strong>farbe beschleunigen?<br />
Antwort:<br />
Früher hatte man in speziellen Konzentraten Kobaltsulfat oder ein anderes<br />
Kobaltsalz. Inzwischen ist das nicht mehr erlaubt. Und trotzdem behaupten manche<br />
Hersteller, beschleunigende Zusätze zu verwenden.<br />
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Ich halte das aus zwei Gründen für einen reinen Werbegag.<br />
Einmal werden unsere klassischen Sikkative deaktiviert, sobald sie mit dem leicht<br />
sauren Feuchtmittel reagieren. Das ist ja gerade das Problem, wenn der <strong>Druck</strong>er<br />
sagt, die Farbe sei emulgiert und verfilme deshalb schlecht oder nicht. Eine echte<br />
Emulgierung der Farbe würde sich klar im <strong>Druck</strong>bild äußern. In Wirklichkeit ist das z.<br />
B. Kobaltoctoat hydrolysiert.<br />
Der zweite Grund meines Zweifels ist, dass ich von den wasserlöslichen<br />
Kobaltsalzen nie eine Wirkung habe nachweisen können - außer der leicht rosa<br />
Farbe der Lösung. Also halte ich sie für gering oder gar nur eingebildet, weil es eben<br />
so plausibel klingt.<br />
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23. Gibt es besondere Infrarotfarben für den Bogenoffset?<br />
Antwort:<br />
In den 80er Jahren wurden Skalenserien als besonders infrarotreaktiv beworben.<br />
Auch unter den Bindemitteln gab es diese Argumentation - damals gerichtet an<br />
Farbhersteller.<br />
Damals wollte man besonders hervorheben, dass eine Farbe, die von sich aus schon<br />
schnell wegschlägt, durch die Erwärmung besonders beschleunigt wurde. Dies<br />
wurde als eigenes <strong>Trocknung</strong>skonzept dargestellt, was fachlich gesehen, Unsinn ist.<br />
Werblich war es aber gut verwendbar, weil es so plausibel klang. Und es rückte diese<br />
<strong>Farben</strong> in eine Nähe zu den UV - <strong>Farben</strong>, machte aus ihnen also eine technologische<br />
Besonderheit.<br />
Dass auch noch heute frisch aufgelegte Fachbücher ihren Lesern diesen alten Bären<br />
aufbinden, deutet nur darauf hin, dass man als Autor gut schauen sollte, wo man<br />
Weisheit verbreitet - und wo man Unverstandenes nachplappert.<br />
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24. Was ist bei den Strahlentrocknern der grobe Unterschied zwischen<br />
Elektronenstrahlen und UV - Strahlen?<br />
Antwort:<br />
Elektronenstrahlen sind, wie ihr Name schon sagt, fliegende Elektronen. Sie werden<br />
auch Kathodenstrahlen genannt, weil sie von einer (negativ geladenen) Kathode<br />
ausgesendet werden. Man nennt die Gruppe auch Korpuskularstrahlen, weil<br />
Korpuskel emittiert werden. Die Braun´sche Röhre im alten Fernseher war so ein<br />
Ding.<br />
Elektronenstrahlen haben eine gute und eine schlechte Seite für ihre Verwendung<br />
bei der Farbtrocknung. Schlecht ist, dass die Strahler sehr aufwändig sind und, dass<br />
der frische <strong>Druck</strong> im Vakuum getroffen werden muss, weil hier die Luft stört. Das<br />
bedeutet teure Einrichtungen und auch kostenintensiven Betrieb.<br />
Gut an ihnen ist, dass sie eine hohe Durchschlagkraft haben. Es gibt praktisch kein<br />
Risiko, dass ein Acrylatteilchen sich am Boden der pigmentierten Farbschicht<br />
versteckt und nicht erwischt wird. Die Härtung ist also sehr gründlich, fast garantiert<br />
sicher. Das macht die Angelegenheit z. B. attraktiv für Lebensmittelverpackungen,<br />
weil die ganze Farbschicht in sich geschlossen wird und niemand heraus diffundieren<br />
kann.<br />
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Beim UV - Licht handelt es sich um einen Ausschnitt aus der großen Menge<br />
elektromagnetischer Strahlungen. Hier reisen also bestenfalls Photonen, keine<br />
nennenswerten Massen pro Teilchen.<br />
UV - Licht ist viel weniger energiegeladen. Das ist weniger teuer, aber auch weniger<br />
durchdringend. Wir haben die Härtungsrisiken gerade unten am Boden der<br />
Farbschicht, kaum an der Oberfläche. Ein eventuelles Härtungsproblem muss man<br />
also erst einmal orten. Dafür ist die Anlage erheblich billiger als die für<br />
Elektronenstrahlen. Das gilt auch für den Betrieb so einer Anlage, nicht nur für den<br />
Kauf. Besonders die neu kommenden UV - Dioden bieten verführerische<br />
Wirtschaftlichkeit an. Auf der anderen Seite benötigen wir die Fotoinitiatoren, die ja<br />
nicht mit vernetzt werden und daher migrationsfähig bleiben. In ihnen steckt eine der<br />
großen Schwierigkeiten, wenn man Lebensmittelverpackungen plant. Und Licht hat<br />
ein Durchdringungsproblem bei stark absorbierenden Pigmenten. Denken wir nur an<br />
den Ruß in schwarzen <strong>Druck</strong>farben...<br />
Nach einer jahrelangen Pause scheint die Elektronenstrahlhärtung übrigens gerade<br />
wieder aufzublühen.<br />
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25. Was nützt es einem Bogenoffset - <strong>Druck</strong>er, wenn er die<br />
<strong>Trocknung</strong>smechanismen seiner <strong>Farben</strong> kennt?<br />
Antwort:<br />
Allein im Standardfall, dem Wegschlagen und der oxidativen Verfilmung, stecken so<br />
viele spezifische Risikoquellen, dass er gut daran tut, sie gesondert zu<br />
berücksichtigen. Wer noch immer Trockenstoff hinzufügt, weil er innerhalb einer<br />
halben Stunde schon die Verfestigung absichern will, beruhigt vielleicht sich selbst.<br />
Der <strong>Trocknung</strong> tut er aber überhaupt keinen Gefallen, weil die oxidative Verfilmung in<br />
den ersten zwei Stunden bei normalen <strong>Farben</strong> keinen merkbaren Bruttoumsatz auf<br />
die Beine bringt. Deshalb brauchen wir ja das Wegschlagen. Und das wird durch das<br />
Hinzufügen irgendeiner Paste selten sicherer.<br />
Immerhin werden Zügigkeit und Viskosität durch die Zusätze aus ihrem sorgfältig<br />
eingestellten Zustand gebracht. Das bringt Übertragungsschwächen, erhöhte<br />
Tonwertzunahmen und Schwächung im Wasserverhalten.<br />
Bei nur 3 % Zugabe sind diese Verschlimmbesserungen nur mäßig, bei 10 % schon<br />
drastisch.<br />
Warum wird noch immer so gehandelt?<br />
Ich kann es nicht verstehen.<br />
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26. Wie verfestigen sich Inkjet-<strong>Farben</strong>?<br />
Antwort:<br />
Die Tinten und <strong>Druck</strong>farben für den Inkjet enthalten Wasser oder Lösemittel als<br />
Flüssigkomponenten. Das bedeutet, dass wegschlagende und verdunstende<br />
<strong>Trocknung</strong> als Mechanismus vorherrschen. Häufig werden Papiere mit ganz speziell<br />
angepassten Oberflächen (Porosität) eingesetzt, die die Tröpfchen fixieren helfen,<br />
bevor sie zerfließen.<br />
Besonders im LTP, großformatigen Inkjet, findet man strahlenhärtende <strong>Farben</strong>, die<br />
durch z. B. UV-Licht über eine Polymerisation aushärten.<br />
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27. Gibt es im Bogenoffset <strong>Farben</strong>, die mit Wärme trocknen?<br />
Triviale Antwort: Alle physikalischen und chemischen Vorgänge laufen flotter nach<br />
Erwärmung. Also ja.<br />
Sinngemäße Antwort: Wenn ein besonderer <strong>Trocknung</strong>smechanismus gesucht ist,<br />
der überhaupt nur über Wärme läuft - wie z. B. der Heatset oder der Dispersionslack<br />
- Dann gibt es in der Tat rare Spezialitäten im Verpackungsdruck. Deren Bindemittel<br />
ähneln denen der UV-<strong>Farben</strong>. Sie werden jedoch nicht mit einer UV-Lichtquelle <strong>zur</strong><br />
Polymerisation gebracht, sondern besitzen eine Sprungtemperatur, ab der die<br />
Polymerisation startet.<br />
Dieses Startprinzip für Polymerisationen ist im <strong>Druck</strong> sehr selten. In der industriellen<br />
Formtechnik mit Epoxiden, Polyesterharzen und Elastomeren ist es gang und gäbe.<br />
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28. Wie trocknen die Pudertoner im Laserdruck?<br />
Der Ausdruck „<strong>Trocknung</strong>“ wird in unserer Technik gerne für „Verfestigung“<br />
missbraucht. Hier fällt er völlig aus dem Rahmen. Wenn wir die Pudertoner nehmen,<br />
haben diese eine Art Hotmelt am Tonerkorn, das geschmolzen werden kann, damit<br />
es das Partikel an den Bedruckstoff klebt. Den Mechanismus müsste man also<br />
„Erstarren einer Schmelze“ nennen.<br />
Der aktuelle Stand bei Flüssigtonern arbeitet ähnlich, nur dass die Partikel in einer<br />
unpolaren Flüssigkeit verteilt sind und nicht in Luft.<br />
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