Die Heckklappe des Audi R8 GT - Audi Geschäftsbericht 2011
Die Heckklappe des Audi R8 GT - Audi Geschäftsbericht 2011
Die Heckklappe des Audi R8 GT - Audi Geschäftsbericht 2011
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High-End-Werkstoff CFK<br />
<strong>Die</strong> Richtung<br />
muss stimmen<br />
Kohlefaserverstärkte Kunst- Kunststoff<br />
e (CFK) sind ein exzellen-<br />
ter Werkstoff in der Luft- und<br />
Raumfahrtindustrie, aber auch<br />
im Automobilbau. Im Motor-<br />
sport zeigen sie ihre Stärken<br />
schon lange: Sie erzielen je<br />
nach Ausführung überragende<br />
Zugfestigkeitswerte von 500 bis<br />
1.350 Newton pro Quadratmil-<br />
Quadratmil-<br />
limeter, sie absorbieren Energie<br />
sehr gut, sind extrem leicht und<br />
bieten größtmögliche Freiheit in<br />
der Formgestaltung.<br />
Eine einzige Kohlenstoff faser<br />
ist nur fünf bis acht Mikrometer<br />
dick, etwa das Zehntel eines<br />
menschlichen Haars. In der<br />
Regel werden 1.000 bis 50.000<br />
von ihnen zu sogenannten Ro-<br />
vings (Strängen) gebündelt, die<br />
als Grundlage für die Gewebe<br />
dienen. Der Lagenaufbau entscheidet<br />
über die Materialeigen-<br />
schaften – CFK-Materialien sind<br />
nur in Faserrichtung hochfest,<br />
<strong>des</strong>halb liegen die einzelnen<br />
Schichten in verschiedenen<br />
Richtungen. Sie werden in<br />
eine sogenannte Matrix, meist<br />
Epoxidharz, gebettet; mit dem<br />
Aushärten <strong>des</strong> Harzes entsteht<br />
das Bauteil. Der Aufbau der Teile<br />
erfordert heute noch ein hohes<br />
Maß an Handarbeit. Für einen<br />
zukünftigen Einsatz in der Großserie<br />
sind weitere Entwicklun-<br />
gen der Fertigungstechnologien<br />
notwendig.<br />
Hightech fürs Auge: CFK-Sideblade<br />
beim <strong>Audi</strong> <strong>R8</strong> <strong>GT</strong>.<br />
grad bei der A8 Produktion nahezu dem<br />
einer herkömmlichen Stahlblechkarosserie<br />
ähnelt, hat die Herstellung <strong>des</strong><br />
exklusiven Hochleistungssportwagens<br />
<strong>R8</strong> eher Manufakturcharakter.<br />
Beim <strong>R8</strong> entstehen der Vorderwagen,<br />
der Mittelboden und der Hinterwagen<br />
voneinander getrennt. Nachdem die<br />
Baugruppen zum Unterbau zusammengefügt<br />
sind, kommen die Säulen und<br />
die großen Blechteile hinzu – vor allem<br />
das Dach, die Seitenwände, die Türen<br />
und die Klappen. „Der Schlüsselfaktor<br />
ist die Verbindungstechnik“, erläutert<br />
Elend, „in der Fertigung benutzen wir<br />
überwiegend von <strong>Audi</strong> entwickelte und<br />
patentierte Fügeverfahren.“<br />
Das perfekte Zusammenspiel in der<br />
gesamten Prozesskette – von der Entwicklung<br />
und Planung, dem Anlagen-,<br />
Vorrichtungs- und Werkzeugbau über<br />
das Presswerk, den Karosseriebau und<br />
die Lackiererei bis zur Montage – verläuft<br />
nach den strengen Qualitätsmaßstäben<br />
von <strong>Audi</strong>.<br />
Eine vollautomatische Messanlage<br />
überprüft die Maßhaltigkeit jeder Karosserie<br />
auf zehntel Millimeter. Der Scanner<br />
arbeitet berührungsfrei und prüft mit<br />
seinen 95 Lasersensoren binnen fünf<br />
Sekunden 220 Punkte durch.<br />
Mit der Elektromobilität<br />
steht ein Systemwechsel im<br />
Automobilbau bevor.<br />
Den Vorsprung in Konstruktion und<br />
Fertigung weiter auszubauen, ist auch<br />
für Dr. Lutz-Eike Elend der Ansporn<br />
zu immer neuen Innovationen. Denn<br />
wieder einmal steht ein Systemwechsel<br />
im Automobilbau bevor, und der bringt<br />
neue Aufgaben für die Leichtbauspezialisten<br />
mit sich. „Antriebskonzepte der<br />
Zukunft stellen neue Anforderungen<br />
an die Karosserie und bringen zusätzliches<br />
Gewicht ins Auto“, sagt der Leiter<br />
<strong>des</strong> <strong>Audi</strong> Leichtbau Zentrums, „daraus<br />
ergeben sich für uns ganz neue Herausforderungen<br />
bei der werkstoff gerechten<br />
Umsetzung.“<br />
Den signifi kanten Gewichtszuwächsen<br />
für elektrifi zierte Antriebe wird <strong>Audi</strong><br />
mit neuen Leichtbaukonzepten begegnen.<br />
Dazu zählt auch die Verwendung<br />
innovativer Werkstoff e. Bereits 2009<br />
hat das Unternehmen <strong>des</strong>halb in ein<br />
neues Technikum für Faser-Kunststoff -<br />
Verbundwerkstoff e investiert.<br />
Dazu zählen vor allem kohlefaserverstärkte<br />
Kunststoff e (CFK), die <strong>Audi</strong><br />
in einem intelligenten Materialmix<br />
einsetzen wird, zum Beispiel mit Aluminium<br />
und Stahl, aber auch mit dem<br />
ultraleichten Magnesium. <strong>Die</strong> Pionierleistungen<br />
auf dem Gebiet der Aluminiumbauweise<br />
werden dabei helfen,<br />
das Know-how auch auf andere Technologien<br />
und Werkstoff e zu übertragen.<br />
„Wir wissen, was es heißt, einen neuen<br />
Werkstoff in die Serienreife zu überführen“,<br />
erklärt Vorstandsmitglied Michael<br />
Dick, „und das werden wir nun auch bei<br />
CFK unter Beweis stellen.“<br />
Beim <strong>R8</strong> Coupé* ist der Leichtbau<br />
sogar sichtbar. Seine in CFK ausgeführten<br />
„Sidebla<strong>des</strong> in Strukturgewebeoptik“<br />
sind ein unverwechselbares<br />
Designelement. Bei der off enen Version,<br />
dem <strong>R8</strong> Spyder*, wurde der Anteil der<br />
CFK-Bauteile noch erhöht. <strong>Die</strong> Seitenteile<br />
und die komplexe Verdeckkastenabdeckung<br />
bestehen aus der leichten<br />
Carbonfaser. „<strong>Die</strong> CFK-Klappe bringt<br />
gegenüber Aluminium etwa 20 Prozent<br />
Gewichtsersparnis“, erklärt Elend. Und<br />
Vorgänger Timm, unter <strong>des</strong>sen Leitung<br />
die Struktur <strong>des</strong> <strong>R8</strong> entwickelt wurde,<br />
ergänzt: „Gerade dieses Bauteil ist so<br />
komplex geformt, das würde man mit<br />
metallischen Werkstoff en gar nicht<br />
hinbekommen.“<br />
So bieten die neuen Werkstoff e<br />
nicht nur erhebliche Gewichtsvorteile,<br />
sondern auch neue Möglichkeiten<br />
im Design. Welches Potenzial in den<br />
Verbundwerkstoff en steckt, zeigt sich<br />
auch beim <strong>R8</strong> <strong>GT</strong>*. So ist die <strong>Heckklappe</strong><br />
<strong>des</strong> limitierten Modells aus CFK gefertigt,<br />
das ergibt einen Gewichtsvorteil<br />
von 6,6 Kilogramm. <strong>Die</strong> Schalensitze,<br />
deren Chassis aus glasfaserverstärktem<br />
Kunststoff (GFK) gefertigt sind, sparen<br />
31,5 Kilogramm.<br />
Künftig wird die Herausforderung<br />
darin liegen, die neuen, superleichten<br />
Werkstoff e auch wirtschaftlich in großen<br />
Mengen herstellen zu können. <strong>Die</strong><br />
Arbeit wird den Leichtbauspezialisten<br />
aus Neckarsulm also nicht ausgehen.<br />
<strong>Die</strong> Ideen mit Sicherheit auch nicht.<br />
THOMAS AMMANN<br />
Ein Besuch im <strong>Audi</strong> Leichtbau<br />
Zentrum: www.audi.de/gb2010/<br />
leichtbau<br />
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