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ezensionen<br />
Der Tag, an dem Marie<br />
ein Ungeheuer war<br />
Lotte Kinkshofer & Verena Ballhaus<br />
Verlag Beltz & Gelberg, 2009 erstm<strong>als</strong><br />
in der Reihe MINIMAX erschienen<br />
24 Seiten, € 5,95<br />
ISBN 9873407760715<br />
Marie ist sich ganz sicher – nie wieder<br />
würde jemand was mit ihr zu tun<br />
haben wollen, denn mit den riesigen<br />
Füssen, ihrer Kartoffelnase, den Glotzaugen<br />
und einem dicken Bauch war<br />
sie viel zu hässlich. Wer könnte auch<br />
schon ein Ungeheuer, das Borsten am<br />
Kopf und Flossen anstelle von Händen<br />
hatte, lieb haben? Daweil war<br />
doch heute Morgen noch alles gut...<br />
bis Raphaela und Kai und dann auch<br />
noch Tina und die Geschwister mit ihren<br />
lieblosen Worten Marie mitten ins<br />
Herz trafen.<br />
Wie unachtsam dahin gesagte<br />
Worte auf der Seele unserer Kinder<br />
lasten und in Folge aus verzerrter<br />
Fremdwahrnehmungen Selbstbilder<br />
konstruiert werden – das erzählt uns<br />
Marie’ s Geschichte.<br />
Wie schnell sind wir bereit unsere<br />
Identität auf das zu reduzieren, was<br />
andere in uns sehen?<br />
Und was braucht’ s, dass wir unsere<br />
Kinder mit einem gestärkten Selbstbewusstsein<br />
dem Leben anvertrauen<br />
können?<br />
Im Fall von Marie wird spürbar, wie<br />
heilsam es wirkt, <strong>als</strong> ihre Mama, die<br />
sie liebt und ihren Schmerz versteht,<br />
ihr ihre innewohnende Schönheit<br />
widerspiegelt: „Du bist Marie...und du<br />
bist schön.“ Das stärkt. Und mit den<br />
Dingen ins richtige Licht gerückt – so,<br />
dass eine Nase wieder eine Nase und<br />
Augen einfach wieder „schön blau“<br />
sein dürfen – können wir vielleicht<br />
entdecken, wie die Dinge sind, bevor<br />
wir ihnen eine Bedeutung geben. Und<br />
so kann sich Schönheit entfalten......<br />
Ein Bilderbuch, das mit seinen gefühlvollen<br />
Illustrationen und seiner<br />
zeitlosen Botschaft wohl so manches<br />
Herz zu berühren vermag.<br />
Cristina Maier<br />
Jedes Kind lernt anders.<br />
Stärken fördern – Schwächen<br />
verstehen.<br />
Berit Bergström<br />
Patmos Verlag, 2008<br />
156 Seiten, € 17,40<br />
ISBN 9783491401232<br />
Einen SympathieBonus gleich auf der<br />
ersten Seite: Bergström widmet das<br />
Buch denen, die ihr am allermeisten<br />
am Herzen liegen: „Allen Kindern auf<br />
der Welt.“ Fachlich versiert berichtet<br />
sie von ihren Erfahrungen und Erkenntnissen<br />
beim Aufbau einer Regelschule,<br />
die die Vielfalt der Bedürfnisse<br />
aller SchülerInnen abzudecken vermag<br />
– eine Pädagogik, die mit dem Herzen<br />
wahrnimmt und aus dieser wahrnehmenden<br />
Position Kinder begleitet.<br />
Bergström sieht Schule <strong>als</strong> Spiegelbild<br />
der Gesellschaft, in der wir<br />
leben. Wenn allerdings unsere Ideale<br />
nicht mehr mit diesem Bild übereinstimmen,<br />
so meint sie, dann entsteht<br />
Frustration bei LehrerInnen, Eltern<br />
und Kindern. Als langjährige Schuldirektorin<br />
in Stockholm öffnet sie in<br />
der Not die Türen für neue Konzepte<br />
und beginnt mit ihrem Kollegium,<br />
Lernprozesse auf der Basis langjähriger<br />
Forschungsergebnisse namens<br />
Human Design umzugestalten. Die<br />
Grundannahme dabei ist, dass manche<br />
Menschen eher mental, andere<br />
eher emotional und wieder andere<br />
physisch zentriert sind. Der mentale,<br />
physische und emotionale Bereich<br />
sind in jedem Kindaktiv und miteinander<br />
dynamisch verbunden. Das Modell<br />
setzt eine Menge Beobachtungen<br />
voraus, aus denen können Ideen hinsichtlich<br />
einzelner Persönlichkeitsdynamiken<br />
erwachsen. Man orientiert<br />
sich <strong>als</strong>o nicht – wie leider oft üblich<br />
– am Defizit, <strong>als</strong>o daran, was das Kind<br />
noch nicht kann, sondern erfasst sein<br />
Wesen aus ganzheitlicher Sicht, um<br />
dann die „Stärken zu fördern und<br />
Schwächen zu verstehen“.<br />
Mit einfühlsam vorgestellten Beispielen<br />
rückt Bergström die Kinder ins<br />
Zentrum des Buches, dadurch fällt es<br />
leicht, ihren fachlichen Erklärungen<br />
zu folgen. Sorgsam beschreibt sie alle<br />
Lerntypen und wie man deren individuellen<br />
Bedürfnissen auch im institutionellen<br />
Rahmen gerecht werden kann.<br />
Offen werden zugrunde liegende<br />
gesellschaftliche Normen hinterfragt,<br />
wenn damit z. B. körperlich zentrierte<br />
Kinder <strong>als</strong> lernschwach kategorisiert<br />
oder vorschnell mit Zuschreibungen<br />
wie ADHS aus der Gruppe „wegdiagnosdiziert“<br />
werden. Gerade hier<br />
16 frische BÖE Nr. 70 / September 2009