14.02.2013 Aufrufe

fb70 zum Anschauen als pdf - Bundesverband Österreichischer ...

fb70 zum Anschauen als pdf - Bundesverband Österreichischer ...

fb70 zum Anschauen als pdf - Bundesverband Österreichischer ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

¬ R<br />

ezensionen<br />

Der Tag, an dem Marie<br />

ein Ungeheuer war<br />

Lotte Kinkshofer & Verena Ballhaus<br />

Verlag Beltz & Gelberg, 2009 erstm<strong>als</strong><br />

in der Reihe MINIMAX erschienen<br />

24 Seiten, € 5,95<br />

ISBN 987­3­407­76071­5<br />

Marie ist sich ganz sicher – nie wieder<br />

würde jemand was mit ihr zu tun<br />

haben wollen, denn mit den riesigen<br />

Füssen, ihrer Kartoffelnase, den Glotzaugen<br />

und einem dicken Bauch war<br />

sie viel zu hässlich. Wer könnte auch<br />

schon ein Ungeheuer, das Borsten am<br />

Kopf und Flossen anstelle von Händen<br />

hatte, lieb haben? Daweil war<br />

doch heute Morgen noch alles gut...<br />

bis Raphaela und Kai und dann auch<br />

noch Tina und die Geschwister mit ihren<br />

lieblosen Worten Marie mitten ins<br />

Herz trafen.<br />

Wie unachtsam dahin gesagte<br />

Worte auf der Seele unserer Kinder<br />

lasten und in Folge aus verzerrter<br />

Fremdwahrnehmungen Selbstbilder<br />

konstruiert werden – das erzählt uns<br />

Marie’ s Geschichte.<br />

Wie schnell sind wir bereit unsere<br />

Identität auf das zu reduzieren, was<br />

andere in uns sehen?<br />

Und was braucht’ s, dass wir unsere<br />

Kinder mit einem gestärkten Selbstbewusstsein<br />

dem Leben anvertrauen<br />

können?<br />

Im Fall von Marie wird spürbar, wie<br />

heilsam es wirkt, <strong>als</strong> ihre Mama, die<br />

sie liebt und ihren Schmerz versteht,<br />

ihr ihre innewohnende Schönheit<br />

widerspiegelt: „Du bist Marie...und du<br />

bist schön.“ Das stärkt. Und mit den<br />

Dingen ins richtige Licht gerückt – so,<br />

dass eine Nase wieder eine Nase und<br />

Augen einfach wieder „schön blau“<br />

sein dürfen – können wir vielleicht<br />

entdecken, wie die Dinge sind, bevor<br />

wir ihnen eine Bedeutung geben. Und<br />

so kann sich Schönheit entfalten......<br />

Ein Bilderbuch, das mit seinen gefühlvollen<br />

Illustrationen und seiner<br />

zeitlosen Botschaft wohl so manches<br />

Herz zu berühren vermag.<br />

Cristina Maier<br />

Jedes Kind lernt anders.<br />

Stärken fördern – Schwächen<br />

verstehen.<br />

Berit Bergström<br />

Patmos Verlag, 2008<br />

156 Seiten, € 17,40<br />

ISBN 978­3­491­40123­2<br />

Einen Sympathie­Bonus gleich auf der<br />

ersten Seite: Bergström widmet das<br />

Buch denen, die ihr am allermeisten<br />

am Herzen liegen: „Allen Kindern auf<br />

der Welt.“ Fachlich versiert berichtet<br />

sie von ihren Erfahrungen und Erkenntnissen<br />

beim Aufbau einer Regelschule,<br />

die die Vielfalt der Bedürfnisse<br />

aller SchülerInnen abzudecken vermag<br />

– eine Pädagogik, die mit dem Herzen<br />

wahrnimmt und aus dieser wahrnehmenden<br />

Position Kinder begleitet.<br />

Bergström sieht Schule <strong>als</strong> Spiegelbild<br />

der Gesellschaft, in der wir<br />

leben. Wenn allerdings unsere Ideale<br />

nicht mehr mit diesem Bild übereinstimmen,<br />

so meint sie, dann entsteht<br />

Frustration bei LehrerInnen, Eltern<br />

und Kindern. Als langjährige Schuldirektorin<br />

in Stockholm öffnet sie in<br />

der Not die Türen für neue Konzepte<br />

und beginnt mit ihrem Kollegium,<br />

Lernprozesse auf der Basis langjähriger<br />

Forschungsergebnisse namens<br />

Human Design umzugestalten. Die<br />

Grundannahme dabei ist, dass manche<br />

Menschen eher mental, andere<br />

eher emotional und wieder andere<br />

physisch zentriert sind. Der mentale,<br />

physische und emotionale Bereich<br />

sind in jedem Kindaktiv und miteinander<br />

dynamisch verbunden. Das Modell<br />

setzt eine Menge Beobachtungen<br />

voraus, aus denen können Ideen hinsichtlich<br />

einzelner Persönlichkeitsdynamiken<br />

erwachsen. Man orientiert<br />

sich <strong>als</strong>o nicht – wie leider oft üblich<br />

– am Defizit, <strong>als</strong>o daran, was das Kind<br />

noch nicht kann, sondern erfasst sein<br />

Wesen aus ganzheitlicher Sicht, um<br />

dann die „Stärken zu fördern und<br />

Schwächen zu verstehen“.<br />

Mit einfühlsam vorgestellten Beispielen<br />

rückt Bergström die Kinder ins<br />

Zentrum des Buches, dadurch fällt es<br />

leicht, ihren fachlichen Erklärungen<br />

zu folgen. Sorgsam beschreibt sie alle<br />

Lerntypen und wie man deren individuellen<br />

Bedürfnissen auch im institutionellen<br />

Rahmen gerecht werden kann.<br />

Offen werden zugrunde liegende<br />

gesellschaftliche Normen hinterfragt,<br />

wenn damit z. B. körperlich zentrierte<br />

Kinder <strong>als</strong> lernschwach kategorisiert<br />

oder vorschnell mit Zuschreibungen<br />

wie ADHS aus der Gruppe „wegdiagnosdiziert“<br />

werden. Gerade hier<br />

16 frische BÖE Nr. 70 / September 2009

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!