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Fassaden - Feroplan Engineering AG, Chur

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<strong>Fassaden</strong><br />

Sanieren auf nachhaltige Weise<br />

News<br />

4b-fassaden.ch<br />

1 | 2007<br />

Rathaus St. Gallen


In der Zeit von April 2005 bis April 2007<br />

wurde das 1976 bezogene Rathaus der Stadt<br />

umfassend renoviert. Total ersetzt wurde auch<br />

die Fassade. Das elegant verglaste Gebäude<br />

setzt einen modernen städtebaulichen Akzent<br />

an zentraler Lage. Trotz teilweise beachtlicher<br />

Eingriffstiefe hat der erneuerte Bau ein<br />

adäquates Mass an Vertrautheit bewahrt.<br />

<strong>Fassaden</strong>ersatz bei der Renovation des Rathauses St. Gallen<br />

Neuer Glanz<br />

für die Stadt<br />

Prolog<br />

Seit 1976 ist das beim Bahnhof stehende,<br />

von den Architekten Custer Bleiker Hochstrasser<br />

erbaute, 52 m hohe Hochhaus mit<br />

dem ausladenden Flachbau die Visitenkarte<br />

der Stadt. Bereits wenige Jahre nach Bezug<br />

stellten sich wegen Undichtheiten Verfärbungen<br />

im <strong>Fassaden</strong>glas ein. Schadhafte<br />

Gläser wurden jeweils ersetzt. Schliesslich<br />

wurde die Neubearbeitung des architektonischen<br />

Konzeptes unumgänglich, weil die<br />

Lebensdauer etlicher Bauteile abgelaufen<br />

war.<br />

Nach einer Grobanalyse (1991) und der<br />

Grundlagenerarbeitung zur Sanierung<br />

(1995: <strong>Fassaden</strong>konzept, Innenumbau,<br />

Energiestudie, Sicherheitsmanagement)<br />

veranstaltete die Stadt im Jahr 2000 einen<br />

Wettbewerb. Neben Lösungen zu Brandschutz-<br />

und Energieeffizienz sollte der neue<br />

Vorschlag auch Möglichkeiten zur innenräumlichen<br />

Neuorganisation sowie Lösungen<br />

zur besseren Einbindung des Baukörpers<br />

in den historischen Kontext aufzeigen.<br />

Vorgegeben war zudem die Nutzung des<br />

Gebäudes. Wie bisher mussten im dreigeschossigen<br />

Flachbau Dienstleistungsräume<br />

für das Publikum verfügbar (1. und 2. OG)<br />

und in den zehn Turmgeschossen die weiteren<br />

räumlichen Bedürfnisse der Verwaltung<br />

gedeckt werden. Das Erdgeschoss<br />

sollte Mietern weiterhin als Ladenzone zur<br />

gewerblichen Nutzung dienen.<br />

Aufgrund eines Brandfalls in einem Untergeschoss<br />

des Gebäudes wurde die Renovation<br />

dringend. Ende November 2004<br />

stimmte das Volk der vom Stadtrat empfohlenen<br />

Gesamterneuerung des Rathauses<br />

zu.<br />

Architektonische Festlegungen<br />

Das im Rahmen des Wettbewerbs ausgewählte<br />

und heute umgesetzte Renovationskonzept<br />

von Boltshauser Architekten<br />

zeigt respektvolle Haltung gegenüber dem<br />

Bestand. Neben der Verfeinerung der Fassade<br />

wurde mit wenigen Eingriffen eine volumetrische<br />

Justierung des Baukörpers er-<br />

1


1 Das «neue» St. Galler<br />

Rathaus, Markenzeichen<br />

und «Spiegel» der Stadt.<br />

2 Vertikale Profilierung:<br />

Die Tiefenwirkung und<br />

Plastizität der Hülle wird<br />

mit «aufgelegten»<br />

Lisenen erzielt.<br />

3, 4, 6, 7 Impressionen<br />

durch Glas: Das Tageslicht<br />

bestimmt die Optik des<br />

Gebäudes laufend neu.<br />

5 Volumen-Ergänzungen<br />

der Renovation<br />

8 Ausstattung im<br />

überhohen Konferenzgeschoss<br />

(12. OG)<br />

9 Vertikalschnitt bzw.<br />

Horizontalschnitt<br />

2<br />

3<br />

reicht, die städtebaulich und innenräumlich<br />

beachtliche Wirkung entfaltet. (Unter anderem<br />

durch die sägezahnartige Ergänzung<br />

des Flachbaus zum Bahnhofplatz, den<br />

Ausbau der zwölften Turmetage zu einem<br />

überhohen Konferenzgeschoss und die geschosshohe<br />

Erweiterung mit einem Technikaufbau<br />

auf dem Westteil des Flachbaus.)<br />

Durch das «Auflegen» vertikal gesetzter<br />

T-Schwerter in der äusseren Glasebene erwächst<br />

der Hülle optische Tiefe und Profilierung.<br />

Die bei Vollverglasungen sonst<br />

übliche «Nacktheit» entfällt. Je nach Blickwinkel<br />

und Lichteinfall verändern sich Reflexion<br />

und Farbspektrum der Hülle. Jeder<br />

Schattenwurf «verstärkt» die Profilierung.<br />

Geeignete Gläser für diese Glasfassade zu<br />

finden fiel nicht leicht. Die Auswahl entwickelte<br />

sich aus gestalterischen Bedürfnissen<br />

zur Transparenz und bauphysikalischen<br />

Forderungen nach Wärmeschutz. Lichttransmission<br />

und Farbton von Gläsern stehen<br />

in Beziehung zur Energiebilanz; eine<br />

Bedingung, welche die Glaswahl eher einschränkt<br />

und zu Transparenzverlust führen<br />

kann.<br />

Zum <strong>Fassaden</strong>konzept<br />

Das ursprüngliche <strong>Fassaden</strong>konzept basierte<br />

auf Beibehaltung der bestehenden<br />

Pfosten-Riegel-Konstruktion (Grundrissraster<br />

90 cm), die als Grundträger der neuen<br />

Hülle vorgesehen war. Im Umsetzungsprozess<br />

erwies sich ein Totalersatz schliesslich<br />

als kostengünstiger. Die neue Glasfassade<br />

des Rathauses ist als moderne, nachhaltige<br />

Doppelhaut mit dazwischenliegendem<br />

Sonnenschutz konzipiert. Der bestehende<br />

Grundraster wurde übernommen. Die<br />

Regelgeschosshöhe beträgt im Hochbau<br />

3,15, im Flachbau 3,8 Meter. (Die folgend<br />

diskutierten Abmessungen beziehen sich<br />

auf die Regelgeschosse des Hochbaus.)<br />

Zur inneren Haut: Die werkseits produzierten<br />

Elemente wurden an den Deckenrändern<br />

an Konsolen einzeln angeschlagen<br />

und dampfdicht angeschlossen. Isolierte<br />

Paneele decken die Eckbereiche ab. Die<br />

Innenhaut besteht aus einer ununterbrochenen<br />

Abwicklung von Drehflügeln, die<br />

zur Lüftung und Reinigung geöffnet<br />

werden können. Brüstungen und Deckenstirnen<br />

sind isoliert und mit Alu-Blech abgedeckt.<br />

Das Standardelement der Innenverglasung<br />

besteht aus Alu-Rahmen (konzipiert<br />

als Ständerkonstruktion aus zwei<br />

geschosshohen Pfosten à 265 cm und zwei<br />

Sprossen à 90 cm) und Fensterflügel (bestehend<br />

aus Aluminium-Rahmen 158 cm x<br />

81 cm und transparentem Zweifach-Isolierglas<br />

6/12/6 mm).<br />

Zur äusseren Haut: Während für die Innenhaut<br />

– in engen Vorgaben des Bestandes –<br />

Normprodukte eingesetzt wurden, handelt


es sich bei der Aussenhaut um eine «massgeschneiderte»<br />

Konstruktion. Die rund 140<br />

mm weit vorstehenden Lisenenprofile sind<br />

im Deckenrandbereich über Konsolen festgehalten.<br />

Diese jeweils geschosshoch geführten<br />

Alu-Profile übernehmen teilweise<br />

eine aussteifende Funktion und dienen zugleich<br />

als «Passstück», das die vertikale<br />

Halterung der äusseren Verbundgläser gewährleistet.<br />

Mit der Positionierung von<br />

Brüstungs-, Luftleit- und Sturzblechen entstehen<br />

zwischen Innen- und Aussenhaut<br />

kastenartige Räume, die durch Schlitze im<br />

Lisenenprofil entlüftbar sind, so gegen<br />

Überhitzung schützen und auch Platz für<br />

den Sonnenschutz (Rafflamellenstoren)<br />

bieten. Glas- und Lisenenstösse sind im<br />

Deckenstirnbereich vertikal versetzt angeordnet,<br />

was das Erscheinungsbild der<br />

<strong>Fassaden</strong> wesentlich beeinflusst. Die Vorverglasung<br />

(VSG 12-2, beschichtet, Fensterglas<br />

181 cm x 76 cm, Brüstungsglas<br />

127 x 76 cm) kann mit Hilfe eines stationären<br />

<strong>Fassaden</strong>liftes gereinigt werden.<br />

Randnotizen<br />

<strong>Fassaden</strong>renovationen dieser Grössenordnung<br />

sind technisch komplex und<br />

aufwändig. Neben energie- und sicherheitstechnischen<br />

Anforderungen sind Produktionsmethoden,<br />

konstruktive Parameter,<br />

die Etappierung von Bauprozessen, Termindruck<br />

und Logistik relevant.<br />

Die Renovation des St. Galler Rathauses erfolgte<br />

in zwei Ausführungsetappen von<br />

zwölf Monaten sehr rasch im Rahmen eines<br />

eng gesetzten Terminprogramms. Die<br />

erste Etappe ab April 2005 umfasste den<br />

Hochhausbereich, die Folgeetappe ab April<br />

2006 den Flachbau, der während des ersten<br />

Bauabschnitts in Betrieb blieb.<br />

Die Sanierung umfasste neben <strong>Fassaden</strong><br />

und Haustechnik auch den gesamten<br />

Innenausbau. Für Materialumschlag stand<br />

wenig Platz und Zeit zur Verfügung, was<br />

eine «Just-in-Time-Anlieferung» des Materials<br />

bedingte. Die Transportlogistik vor Ort<br />

bestand aus Turmdrehkran und <strong>Fassaden</strong>lift.<br />

Das Baugerüst ermöglichte Demontagen<br />

und Montagen. Folgend einige Notizen<br />

zu Planung und Baugeschehen:<br />

� Montage: Die Renovation des Hochhauses<br />

erfolgte von oben (ab 11. OG) nach<br />

unten. «Alte Konsolen» an Deckenstirnen,<br />

die als wiederverwendete Bauteile<br />

der neuen Fassade funktionieren, wurden<br />

auf Zustand, Masshaltigkeit und Tragfähigkeit<br />

überprüft, neu im Rohbau verankerte<br />

Unterkonstruktionen unter Belastung<br />

getestet. Die Montage der Innenund<br />

Aussenhaut wurde stockwerkweise<br />

vorgenommen, das Material entsprechend<br />

angeliefert und eingebaut, wobei<br />

die Montage raumseitig beziehungsweise<br />

4<br />

5


ab Gerüst geschah. Zum Antransport<br />

der Konstruktionselemente der gesamten<br />

Fassade waren insgesamt rund 100 Lieferungen<br />

per Lkw erforderlich. Das Auftragsvolumen<br />

«<strong>Fassaden</strong>bau» beinhaltete<br />

die Detailplanung und die Ausführung<br />

der <strong>Fassaden</strong>.<br />

� Einmesskonzept: Zur passgenauen Installation<br />

der grossflächigen Doppelhaut an<br />

der relativ «ungenauen» Rohbaukonstruktion<br />

wurden feste Axen und Koten<br />

definiert, von Spezialisten am Objekt eingemessen<br />

und markiert. Auf Basis dieses<br />

fixen geometrischen Rasters erfolgte die<br />

Vermessung des ganzen Rohbaus. Jede<br />

Abweichung wurde protokolliert und die<br />

Fertigung betroffener Elemente darauf<br />

abgestimmt. Insbesondere die 34 Eckelemente<br />

des Flachbaus mit Anschluss in<br />

mehreren Glasebenen erwiesen sich als<br />

heikel.<br />

� Umfassende Simulationen: Die Fassade<br />

des Rathauses bestimmt den Energiehaushalt<br />

des Gebäudes sowie den Komfort<br />

in den Räumen massgeblich. Durch<br />

modellhafte Simulation waren Funk-<br />

7 8<br />

tionsweise und -tauglichkeit der eingesetzten<br />

Systeme vor einem Einbau relativ<br />

genau überprüfbar und so Systemoptimierungen<br />

möglich. Simuliert und untersucht<br />

wurde unter anderem der Energiedurchgang<br />

durch die Doppelhaut bei<br />

Sonneneinstrahlung, unterschiedlicher<br />

Belüftung und mit verschiedenen Gläsern,<br />

das Strömungsverhalten in der<br />

Kastenkonstruktion sowie der Tageslichteinfall<br />

für diverse Büroräume.<br />

� Sonnenschutz: Der Sonnenschutz wird<br />

zentral in Abhängigkeit des Tageslichts<br />

gesteuert und besteht aus motorisierten<br />

Rafflamellenstoren (Lamellen in Aluminium).<br />

Bei Bedarf ist eine individuelle<br />

Regulierung möglich.<br />

� Alu-Lisenenprofil: Die 3,15 m langen Vertikallisenen<br />

sind durch ihre vorstehende<br />

Lage starken Windlasten ausgesetzt. Im<br />

Rahmen einer statischen Analyse wurden<br />

Deformationen und Spannungszustände<br />

detailliert untersucht. Um mögliche Geräuschpegel<br />

wegen Hohlraumfrequenzen<br />

zu eruieren, erfolgten zudem verschiedene<br />

Tests im Windkanal.<br />

� Flachbau, überhohes Konferenzgeschoss:<br />

Der Flachbau weist gegenüber<br />

dem Hochbau höhere Regelgeschosse<br />

(3,8 gegenüber 3,15 m) und damit andere<br />

Konstruktionshöhen auf. Im noch<br />

höheren zwölften Turmgeschoss (6,7 m)<br />

sind auf Geschosshöhe zwei gleich hohe<br />

Fensterelemente gesetzt.<br />

Bildnachweis:<br />

Beat Bühler, Zürich, und Ernst Schär,<br />

St. Gallen<br />

Quellennachweis:<br />

«FASSADE Ausgabe 3/2007»


Vertikalschnitt<br />

Horizontalschnitt<br />

� Unterkonstruktionen<br />

� Brüstungsisolation (Mineralwolle)<br />

� Brüstungsabdeckung (Alu)<br />

� Innenverglasung (2-IV, Rahmen in Alu)<br />

� Windleitblech/Sturzblech/Brandabschottung<br />

� Fensterbank (Alu)<br />

� Lisenenprofile (Alu)<br />

� Entlüftungsschlitze in Lisene<br />

� Vorverglasung (VSG 12-2)<br />

� Storenführung<br />

� Rückhaltekonstruktion (Vorverglasung aufgeklebt)<br />

� Paneelkonstruktion, isloliert<br />

9<br />

Bautafel<br />

Bauherr:<br />

Stadt St. Gallen (Hochbauamt)<br />

Architekt: Boltshauser Architekten <strong>AG</strong>,<br />

ETH/SIA/BSA, Zürich<br />

Baumanagement: HRS Hauser<br />

Rutishauser Suter <strong>AG</strong>, St. Gallen<br />

Bauphysik: Mühlebach Akustik +<br />

Bauphysik, Wiesendangen<br />

<strong>Fassaden</strong>planung:<br />

<strong>Feroplan</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>AG</strong>, <strong>Chur</strong><br />

<strong>Fassaden</strong>/Ausführung:<br />

4B <strong>Fassaden</strong> <strong>AG</strong>, Hochdorf<br />

Kennwerte der Fassade<br />

Innenverglasung<br />

Zweifach-Isolierglas (6/12/6 mm,<br />

transparent), U: 1,0 W/m 2 K,<br />

g: 54%, Lt: 77%<br />

(Fensterrahmen U: 1,95 W/m 2 K)<br />

Vorverglasung<br />

VSG 12-2 (Antelio Clear 6 mm,<br />

PVB-Folie klar, Planilux 6 mm)<br />

g: 49%, Lt: 43%,<br />

Reflexion aussen 32%; innen 24%<br />

Doppelhaut/ Fenster<br />

U: 0,89 W/m 2 K, g: 24%, Lt: 34%,<br />

Rw: 40 dB (Mittelwerte)<br />

Doppelhaut mit Sonnenschutz g: 10%<br />

Gebäudedaten<br />

Gebäudehöhe (Hochbau): 52 m<br />

Gebäudevolumen (Hoch- und<br />

Flachbau): 53 300 m 3<br />

<strong>Fassaden</strong>fläche (Hoch- und Flachbau):<br />

6500 m 2 (exkl. EG)<br />

Sanierungskosten total: 48,3 Mio. CHF<br />

Bauzeit des Objektes:<br />

März 2005 bis April 2007<br />

Inbetriebnahme: Mai 2007


4B <strong>Fassaden</strong> <strong>AG</strong> | an der Ron 7 | CH-6281 Hochdorf<br />

Tel +41 (0)41 914 57 57 | Fax +41 (0)41 914 57 00 4b-fassaden.ch

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