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lehrer - SLÖ Kärnten

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LehrerInnenalltag<br />

sozial · demokratisch · zukunftsorientiert<br />

<strong>lehrer</strong> Stimme <strong>SLÖ</strong><br />

K ä r n t e n<br />

Paul Tresselt Der Weg zum<br />

sicheren Burnout<br />

– Ein erprobtes Rezept für Lehrerinnen und Lehrer –<br />

Paul Tresselt: Der Internetberater für Lehrer,<br />

Schulleiter und Lehramtsanwärter<br />

www.Tresselt.de<br />

Hinweis: Aus Gründen der Textvereinfachung<br />

wurden bei den Berufsbezeichnungen immer<br />

nur die männlichen Bezeichnungen verwendet,<br />

wohl wissend, dass sie sich auch auf<br />

Kolleginnen beziehen könnten.<br />

In den letzten Monaten habe ich mich mit<br />

den Symptomen des „Burnout-Syndroms“<br />

näher beschäftigt, wobei mir aufgefallen<br />

ist, dass die Kolleginnen und Kollegen, die<br />

in psychosomatischen Kliniken behandelt<br />

wurden, sehr oft ähnliche Krankheitserscheinungen<br />

hatten. Diese wurden fast<br />

immer von ziemlich gleichartigen Faktoren<br />

verursacht. Als ich diese näher erforschte,<br />

wurde mir plötzlich bewusst, welche Ursachen<br />

den Krankheiten zugrunde lagen. Daher<br />

fasse ich im Folgenden diese in Form<br />

von Ratschlägen zusammen:<br />

� Lächeln Sie nicht – Unterricht ist ein<br />

ernstes Geschäft!<br />

Ihr Gesicht muss Durchsetzungsfähigkeit<br />

und Härte ausstrahlen. Wenn Sie lächeln,<br />

werden Sie von Schülern nicht ernst genommen.<br />

Die Eltern meinen, Sie verachten<br />

ihre Erziehungsmethoden, und Ihr<br />

Schulleiter glaubt, Sie nehmen die Sache<br />

nicht ernst. Es gilt, die Lehrpläne zu erfüllen.<br />

Die Wirtschaft und die Schulaufsicht<br />

erwarten das von Ihnen. Nehmen<br />

Sie nichts auf die leichte Schulter, denn<br />

Lernen ist kein Spaß, sondern harte Arbeit.<br />

Das muss auch Ihren Schülern klar<br />

werden! Lachen hat im Unterricht nichts<br />

zu suchen. Es geht vielmehr um Klassenarbeiten,<br />

Tests, Prüfungen, Versetzungen,<br />

Abschlüsse – alles Dinge, bei denen es<br />

nichts zu lachen gibt.<br />

Für Schulleiter: Wenn Sie lächeln, ist Ihre Vorgesetztenfunktion<br />

in Gefahr. Stellen Sie sich<br />

vor, der Schulrat sieht, wie Sie lächelnd ins<br />

Lehrerzimmer gehen. Wie wollen Sie dann<br />

mit Ihren dienstlichen Beurteilungen ernst<br />

genommen werden?<br />

� Machen Sie alles 150%ig – nur der<br />

perfekte Lehrer ist ein guter Lehrer!<br />

Hassen Sie jede Form von Unvollkommenheit!<br />

Es reicht völlig, wenn die Schü-<br />

ler so sind. Lehrer müssen Vorbilder sein<br />

für die Jugend! Seien also auch Sie ein<br />

leuchtendes, vollkommenes Vorbild! Bestrafen<br />

Sie jede Form von Liederlichkeit<br />

und Unordnung: Kein Bruchstrich ohne<br />

Lineal! – Niemals den Rand beschriften!<br />

– Alle Zeilen nummerieren! – Jedes Heft<br />

muss einen andersfarbigen Umschlag haben!<br />

– Lassen Sie die Berichtigungen so<br />

oft wiederholen, bis wirklich alles fehlerlos<br />

ist!<br />

Lassen Sie keinen Pfusch durchgehen!<br />

Es gibt schon genug Pfusch in der Welt,<br />

im Beruf, in der Politik, in der Wirtschaft.<br />

Bleiben Sie bei jeder Prüfung hart! Passen<br />

Sie auf wie ein Luchs! Lassen Sie nichts<br />

durchgehen. Gehen Sie vor allem keine<br />

faulen Kompromisse bei Konferenzen<br />

ein. Sorgen Sie dafür, dass die Prinzipien<br />

gewahrt bleiben. Nachsicht lohnt nicht!<br />

Man dankt es Ihnen sowieso nicht, deshalb<br />

muss die Gerechtigkeit siegen.<br />

An Kleinigkeiten zeigt sich der wahre<br />

Muster<strong>lehrer</strong>. Ordnung ist das halbe Leben!<br />

Lassen Sie sich nicht beirren. Halten<br />

Sie sich an Grundsätze, halten Sie immer<br />

die Reihenfolge ein!<br />

Für Schulleiter: Die perfekte Schule ist das<br />

Ziel aller Eltern und auch des Schulträgers.<br />

Erfüllen Sie diesen Wunsch. Sorgen Sie für<br />

erstklassige Konferenzprotokolle und vorbildliche<br />

Aktenführung. Feilen Sie an Ihrer Organisationsstruktur!<br />

Alles lässt sich irgendwie<br />

noch besser machen.<br />

� Trauen Sie keinem – Kontrollieren<br />

Sie alles!<br />

Nur regelmäßige Kontrolle sichert die<br />

sorgfältige Erledigung aller Arbeiten. Ver-<br />

trauen ist gut, aber Kontrolle ist besser!<br />

Der Unterrichtstag muss mit Kontrolle<br />

beginnen und enden:<br />

Sind alle Schüler pünktlich? Wer<br />

schwänzt? Wer ist wirklich krank? Hat<br />

sich kein Schüler in der Toilette versteckt?<br />

Wer raucht da im Gebüsch? Hat da nicht<br />

jemand ohne Erlaubnis das Schulgelände<br />

verlassen? Steigt da nicht eine Rauchwolke<br />

aus dem Toilettenfenster? Sind die<br />

ausgeliehenen Bücher nicht beschmiert<br />

und pfleglich behandelt?<br />

Für Schulleiter: Sind die Lehrer auch wirklich<br />

pünktlich da? Wird der Unterricht auch<br />

pünktlich begonnen? Und nicht vorzeitig<br />

beendet? Ist die Aufsicht pünktlich an ihrem<br />

Einsatzort? Sind die Klassenbücher ordentlich<br />

geführt? Die Klassenarbeiten sorgfältig korrigiert?<br />

Die Haushefte regelmäßig nachgesehen?<br />

Stimmen die Eintragungen im Klassenbuch<br />

wirklich mit dem Lehrplan überein?<br />

Nur mit einer solchen Einstellung haben Sie<br />

die innere Genugtuung, Ihre Dienstpflichten<br />

wirklich korrekt erfüllt zu haben. Stellen Sie<br />

eine Checkliste auf. Wenn Sie alles abgehakt<br />

haben, werden Sie zufrieden sein.<br />

� Zeigen Sie Qualitätsbewusstsein –<br />

fordern Sie Leistung!<br />

In der heutigen Spaßgesellschaft ist es<br />

nicht leicht, für mehr Leistung einzutreten.<br />

Aber lassen Sie sich nicht beirren:<br />

Denken Sie daran, was Sie früher leisten<br />

mussten und was Sie noch vor einigen<br />

Jahren den Schülern abverlangt haben.<br />

Das geht heute auch noch. Sie müssen<br />

nur den Mut haben es durchzusetzen.<br />

Kehren Sie also dorthin zurück und leiten<br />

Sie die Wende ein. Die Wirtschaft<br />

wird es Ihnen danken. Und die Schulministerin<br />

auch, denn die fordert mehr<br />

Qualität von Schule. Lassen Sie sich nicht<br />

überreden, eine Leistung als „gut“ zu bezeichnen,<br />

die nicht wirklich gut ist. Hören<br />

Sie auf, Kinder zu verwöhnen und zu verweichlichen.<br />

Für Schulleiter: Steigern Sie die Leistung Ihres<br />

Kollegiums durch regelmäßige Unterrichtsbesuche<br />

und Leistungsberichte. Führen<br />

Sie Mitarbeitergespräche und legen Sie<br />

Zielvereinbarungen fest, die Sie halbjährlich<br />

überprüfen. Die Krankheitszeiten senken Sie<br />

durch ein cleveres Fehlzeitenmanagement.<br />

Nutzen Sie Ihre Vorgesetztenfunktion besser<br />

aus durch klare Dienstanweisungen und Aufgabendefinitionen.

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