Überblick über die Erinnerungskultur zur innerdeutschen Grenze

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Inhalt Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 | Justus H. Ulbricht | Erinnerungskultur innerdeutsche Grenze | Frank Möller | Geschichte und Gedächtnis – zur Sicherung und Bewahrung der Erinnerungskultur entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 | Reinhold Albert | Vor zwanzig Jahren ö� nete sich der »Eiserne Vorhang« – Erlebnisse an und mit der innerdeutschen Grenze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 | Th omas Schwämmlein | Leben mit »der Grenze« – das ehemalige Sperrgebiet im Landkreis Sonneberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 | Hannelore Schmidt | Die friedliche Revolution 1989 im Wartburgkreis – eine Wanderausstellung des Arbeitskreises Ortschronisten und Heimatpfleger . . . . . . . . 37 Das Grüne Band – Geschichte, Projekte und Initiativen | Melanie Kreutz | Das Grüne Band Europa – Vom »Eisernen Vorhang« zum Biotopverbund . . . . . . . . . . . . 39 | Beate Schrader | Die Stiftung Naturschutz Thüringen – Großgrundbesitzer im Grünen Band . . . . . . . . . . 47 | Wiebke Preusser | Erlebnis Grünes Band – Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben zwischen Mitwitz und Mödlareuth . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 | H.-J. Petzold | Audio Guide – Akustischer Reiseführer zur Geschichte der innerdeutschen Grenze . . . . . 52 | Ines Kinsky/Sören Kube | Die Bedeutung des Grünen Bandes für die Entwicklung im ländlichen Raum . . 53 Literaturhinweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 Veranstaltungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 Der Druck erfolgte mit freundlicher Unterstützung: Der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen Des Thüringer Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur Der LEADER-Region Saalfeld-Rudolstadt Der LEADER-Region Saale-Orla Heimat THÜRINGEN 4/2009
Erinnerungskultur innerdeutsche Grenze 1. Ausgangslage und überraschende Erkenntnisse Im Sommer 2008 hatte ich die Gelegenheit, für den Deutschlandfunk ein knapp einstündiges Feature über die Erinnerungskultur entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze zu produzieren. 1 ) Dabei erschloss ich mir Grenze und Grenzregion mit dem Rad und fuhr deren südlichen Teil ab. Der Ausgangspunkt für die rund 800 Kilometer lange Tour lag nördlich von Goslar, Ende der Reise war am ehemaligen Dreiländereck von Bundesrepublik, DDR und Tschechien, südlich von Hof in Bayern. 2 ) Mein Interesse galt in erster Linie den verschiedenen Elementen von Erinnerung, von Gedenken und von inszenierter Grenzgeschichte, die sich im Laufe eines halben Jahrhunderts herausgebildet haben. Die Recherchen für das Rundfunk-Feature sowie eine Reihe früherer Grenzbesuche lieferten mir hinreichend Material und Erkenntnis, das Thema »Grenzgeschichte & Grenzerinnerung« anschließend auch in Form eines Vortrags auszuarbeiten, den ich seit 2009 vor unterschiedlichen Zielgruppen – Zeithistoriker, Historische Geographen, Naturkundler, Heimatpfleger – gehalten habe. Die Erfahrungen, die ich bei den anschließenden Diskussionen machen konnte, haben mich zum Teil überrascht. Dazu nur vier Punkte: · Das Interesse an den Relikten der ehemaligen innerdeutschen Grenze – immerhin eines der größten Flächendenkmäler Deutschlands, wenn nicht das größte überhaupt – schwindet, je weiter man sich geografi sch von der Grenze entfernt. Das ist für Denkmäler durchaus nicht selbstverständlich. · Beschäftigungen mit der Grenze haben meist lokalen oder regionalen Charakter. Detailreichen Lokaluntersuchungen steht aber eine erstaunliche Gleichgültigkeit gegenüber der Grenze als Gesamtobjekt entgegen. Frank Möller Geschichte und Gedächtnis Zur Sicherung und Bewahrung der Erinnerungskultur entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze · Die Beschäftigung mit der Grenze ist einerseits vielfältig; für grenznahe Heimatpfl eger, Naturschützer, Tourismusentwickler, Museumsleiter ist sie selbstverständliches Objekt. Für Zeithistoriker und Historische Geographen ist sie dagegen nach wie vor eher etwas Abseitiges. Auch das ist nicht selbstverständlich, entspricht aber der Erfahrung, dass sich akademische Disziplinen oft schwer damit tun, Fragestellungen ausgehend von großfl ächigen oder weiträumigen baulichen Manifestationen eines Regimes her zu entwickeln. Auch eine seriöse wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem von Basel bis Kleve über 630 Kilometer reichenden, von den Nationalsozialisten errichteten Westwall hat erst vor kurzem begonnen und bedurfte dazu eines »Weckrufs« von außen. 3 ) · Zusammenarbeit zwischen der universitären Forschung und den so genannten Heimatforschern fi ndet kaum statt. Zugespitzt: Man pfl egt eine Koexistenz aus gegenseitiger Ignoranz. Das ist bedauerlich, denn es wäre nahe liegend, akademischen Sachverstand, der seine Stärken im methodischen Denken, in der kritischen Quellenanalyse und in der Kenntnis der Makrogeschichte z. B. des Kalten Krieges und der Deutschlandpolitik hat, mit regional- und lokalgeschichtlichen Sammlungs- und Forschungserkenntnissen zu beiderseitigem Nutzen zu vernetzen. Das Problem ist altbekannt und in mancher Hinsicht spezifi sch deutsch. Vorurteilen auf der akademischen Seite gegenüber den »unwissenschaftlich« operierenden Freizeitforschern vor Ort stehen Besorgnisse gegenüber, die Intervention von Wissenschaft könne für Unruhe im lokalen, meist ländlichen Umfeld sorgen, manches zu Tage fördern, was man nicht aufgearbeitet wissen möchte und so zur Bedrohung kollektiver Geschichtsbilder werden. Man wird die Zusammenarbeit zwischen den beiden verschiedenen Milieus nicht erzwingen können. Es dürfte aber von Nutzen sein, wenn Grenzgänger aus beiden Milieus oder Institutionen, die beide Milieus zusammenbringen können, FRANK MÖLLER ist freier Journalist und Historiker. Dieser Vortrag wird unwesentlich verändert in der Fachzeitschrift »Siedlungsforschung« veröffentlicht. 1 Die Sendung »Grenzerfahrungen – Reise durch eine deutsch-deutsche Erinnerungslandschaft« wurde am 3.10.2008 von 20.05 bis 21.00 Uhr vom Deutschlandfunk ausgestrahlt. 2 Unterstützende Hinweise lieferte mir im Vorfeld der Europa-Abgeordnete der Grünen Michael Cramer, der einen historisch fundierten und wegetechnisch präzisen Radwanderführer zur Grenzregion verfasst hat: Michael Cramer, Deutsch- Deutscher Radweg. Iron Curtain Trail. Am Grünen Band von der Ostsee bis zur tschechischen Grenze (= bikeline-Radtourenbuch). Rodingersdorf /Österreich 2007. Einen anregenden Beitrag zum Thema Grenze hat auch der ostdeutsche Autor Landolf Scherzer verfasst, in dessen Mittelpunkt die Frage steht, wieweit die beiden deutschen (Grenz-) Gesellschaften inzwischen zusammengewachsen sind bzw. was sie weiterhin oder neuerdings trennt, eine mentale Spurensuche also. Landolf Scherzer, Der Grenzgänger. 4. Aufl ., Berlin 2006, Tbausg. Berlin 2007. 3 Erst nach der von der Kölner »Gesellschaft für interdiszipli- Heimat THÜRINGEN 4/2009 3
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