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Carmen Böker, Lerchenhöhe 10, 96158 Reundorf www ...

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Hallo Frau Halisch, Toni und liebe Tierheimmitarbeiter,<br />

<strong>Carmen</strong> <strong>Böker</strong>, <strong>Lerchenhöhe</strong> <strong>10</strong>, <strong>96158</strong> <strong>Reundorf</strong><br />

<strong>www</strong>.hundeausbildung-boeker.de<br />

nun ist Bongo aus Ihrem Tierheim schon knapp drei Wochen bei uns und ich will Ihnen<br />

hier kurz erzählen, wie wir gerade zu diesem Hund fanden. Am 13. Februar starb unser<br />

Mischlingsrüde Bingo im Alter von knapp 15 Jahren. Wir haben Bingo mit ca. 7 Jahren<br />

vom Tierschutz übernommen, er hatte zahlreiche Besitzer hinter sich und in für ihn<br />

kritischen, bedrängenden Situationen reagierte er mit ernsthaftem Drohverhalten<br />

(aufgrund eines Fehlers meinerseits, biss er mich). Wir haben ihm einfach Zeit gelassen,<br />

bauten klare Kommunikationsformen auf und er schenkte uns sein grenzenloses<br />

Vertrauen und bereicherte unser Leben für fast 8 gemeinsame Jahre. Bingo hatte Krebs,<br />

konnte, ja wollte nicht mehr und so schlief er daheim auf seinem Lieblingssofa durch die<br />

Spritze einer Tierärztin ein. Nach vielen Tagen dann surfte ich wieder im Internet auf<br />

diversen Tierschutzseiten und so erschien auf meinem PC eines Abends das Portrait von<br />

Bongo. Dieser Hundetyp erinnerte mich einfach an Bingo, ich las seinen Namen und ein<br />

bisschen Gänsehaut überlief mich, denn irgendwie sagte mir mein Innerstes, dass dieser<br />

Hund auf uns wartet.<br />

Manche Menschen glauben zwar nicht an Übersinnliches, aber ich bin sicher, es<br />

passieren manchmal Dinge in unserem Leben, die wir uns nicht erklären können, die aber<br />

für uns Bestimmung sind bzw. werden. Vielleicht haben ja auch unsere verstorbenen<br />

Freunde „ihre Pfoten“ mit im Spiel, wenn es um ihre Nachfolge hier auf Erden geht. Egal<br />

ob Schicksal, Zufall oder Bestimmung, für mich war an diesem Abend klar, dass wir Bongo<br />

gerne kennen lernen wollten. Unsere wichtigste Prämisse war eigentlich nur, dass Bongo<br />

sich mit unserer 12-jährigen Mischlingshündin Mücke versteht. Das war uns wichtig, da sie<br />

altersbedingt bereits unter leichter Arthrosenbildung leidet. Und Bongo ist ein echter<br />

Gentleman, denn er belästigt oder bedrängt Mücke in keinster Weise. Ganz im Gegenteil,<br />

in Form von subtiler Kommunikation nimmt er freundlichen Kontakt auf, akzeptiert ggf.<br />

auch ihre Distanzeinforderung und die Beiden begrüßen sich mittlerweile sehr vertraut,<br />

wenn sie sich morgens von ihren Schlafplätzen erheben. Man sieht und spürt, dass sich<br />

hier eine „Beziehung“ zwischen diesen beiden Oldies anbahnt.<br />

Bongo ist ein wirklich liebenswerter, charismatischer Rüde. Allerdings muss man diesem<br />

Charme auch manchmal konsequent widerstehen, nämlich spätestens dann, wenn er in<br />

seine Geruchswelt bei Spaziergängen eintaucht und der „Retriever-Kopf“ schon manchmal<br />

auf Durchzug stellen möchte. Bongo läuft derzeit noch an einer <strong>10</strong>m-Schleppleine und wir<br />

beginnen mit dem Aufbau der Kommunikation eben ganz von vorne, mit viel Spaß und<br />

Motivation an der gemeinsamen Aktion. Nach nur ein paar Übungseinheiten nahm er auch<br />

schon mit Begeisterung den mit Futter gefüllten „Dummy“ auf und brachte ihn.<br />

Die erste Aktion unsererseits, nachdem er bei uns einzog, war die veränderte Stellung des<br />

Haustürgriffes. Denn wie Sie uns mitteilten, öffnet er leidenschaftlich gerne Türen. Meines<br />

Erachtens basiert dieses erlernte Verhalten, entweder durch einen „Zufallstreffer“ und dem<br />

damit verbundenen Lernerfolg, durch „Nachahmung“ (bspw. wenn Katzen oder<br />

Artgenossen dies vormachen) oder aber bei Hunden, die sehr lange alleine sind und/oder<br />

unterbeschäftigt sind, so dass sie eben versuchen selbstständig nach draußen zu


kommen, um Beschäftigung zu finden. Welche Motivation ihn dazu veranlasste, dieses<br />

Verhalten zu zeigen, wird wohl sein Geheimnis bleiben. Nachdem Bongo allerdings ein<br />

paar Mal erfolglos versuchte, die Haustüre zu öffnen, unterließ er es.<br />

Bongo ist ein selbstbewusster Rüde, der auch hier bei uns im Grundstück natürlich nach<br />

einigen Tagen selbstbewusster und territorialer in seinem Verhalten auftrat. Wenn ein<br />

nicht kastrierter Rüde seine Markiermarken im Frontbereich des Gartens absetzt und auch<br />

mal in aufmerksamer Anspannung an den Zaun tritt, wenn der Nachbar sein Haus<br />

verlässt, ist das für mich durchaus vertretbar. Bei einem Abrufen kommt er jederzeit heran<br />

oder ins Haus zurück. Den ebenfalls 8-jährigen unkastrierten Dalmatinerrüden begrüßt er<br />

täglich sehr freundlich am Zaun der Grundstücksgrenze. Dies ist für die Beiden<br />

mittlerweile schon zum Tagesritual geworden.<br />

Nun, warum Bongo von seinen ehemaligen Besitzern im Tierheim abgegeben und sogar<br />

eingeschläfert werden sollte, ist für mich nicht nachvollziehbar und unbegreiflich. Aber<br />

manchmal will man in der Tierschutzarbeit auch gar nicht mehr all die Lügen,<br />

Abschiebegründe und an das Tier gerichtete Schuldzuweisungen hören. Die Ideenvielfalt<br />

hinsichtlich der Abgabegründe ist sehr facettenreich und für die ehemaligen Besitzer<br />

oftmals eine billige Lösung, denn dafür sind „die“ vom Tierschutz ja da.<br />

Bongo zeigte bei uns bisher in keiner Situation „ernsthaftes Drohverhalten“. Weder beim<br />

Wegnehmen des Napfes, als er bereits fraß (Ausnahme -> denn er schob all die<br />

Hühnerbrühe seines Futters mit seiner dicken Nase über den Rand auf den Teppich und<br />

ich stellte den Napf nur um), noch bei der Gabe von Leckerlis neben unserer Hündin. Und<br />

bei den kleinen täglichen Übungen entstehen zahlreiche Situationen, wo es eben um die<br />

Leckerlis aufgrund der „Futterbestätigung“ geht.<br />

Bei uns zeigt sich eben dieser ganz andere Bongo. Aber vielleicht zeigt er sich bei uns<br />

auch in so besonderer liebenswerter Weise, weil all die Tierheimhunde, die uns<br />

begleiteten, „hundegerechte Kommunikationsformen in der Erziehung, körperliche und<br />

geistige Auslastung (Spaziergänge, Dummy-Training, Nasenarbeit, Tricks und<br />

Spaßübungen...) auf das Alter und den Gesundheitszustand des jeweiligen Hundes<br />

abgestimmt, sowie Zuneigung und ungestörte Ruhephasen“ fanden. Eigentlich sind das<br />

nur ein paar wenige Faktoren in der Mensch-Hund-Beziehung, aber sie bescherten uns<br />

bist jetzt immer Tierheimhunde, die unseren Alltag bereichern und uns ihr grenzenloses<br />

Vertrauen schenkten. Natürlich kann es durchaus sein, dass der ein oder andere Weg des<br />

harmonischen Zusammenlebens mit einem Hund ein weniger länger ist und man mehr<br />

Zeit und Arbeit in das Training und die Erziehung mit einem Hund investieren muss. Aber<br />

das Resultat war für uns immer das Gleiche: Wir fanden „Persönlichkeiten und<br />

Traumhunde“.<br />

Liebe Tierheimmitarbeiter, Bongo ist ein weiterer „Traumhund“ aus einem Tierheim, der<br />

uns hoffentlich noch lange begleitet. Er ist 8 Jahre und wir hoffen, dass wir noch viele<br />

Jahre mit ihm verbringen dürfen. Für uns kommt es nicht darauf an, wie viel wir von einem<br />

Hund „in Jahren“ haben, sondern in welcher Intensität wir diese Zeit mit einem älteren<br />

Hund „leben“. Und wir haben die Erfahrung gemacht, dass das, was uns unsere besten<br />

Freunde schenken, nicht in einer Zahl von Lebensjahren messbar ist. Wir haben uns<br />

gezielt für einen älteren Hund entschieden, denn wir schätzen deren Ruhe, Souveränität,<br />

ihre abgeschlossene Persönlichkeitsentwicklung und damit besser einschätzbares Wesen.<br />

Natürlich haben auch sie ihre Ecken und Kanten, aber haben wir die nicht alle? Eigentlich<br />

müssten wir Menschen dem Individuum „Hund“ grenzenlos dankbar dafür sein, dass er


trotz manchmal schlimmer Erfahrungen mit den Menschen, immer wieder dazu bereit ist,<br />

sein Vertrauen und seine Liebe an uns Menschen neu zu verschenken.<br />

Im Freundeskreis und im Kreis von uns bekannten Tierschützern und Hundeausbilder-<br />

Kollegen entscheiden sich viele Personen gezielt für einen erwachsenen oder älteren<br />

Hund, weil sie eben gerade deren Vorzüge schätzen. Erwachsene und ältere Hunde<br />

überzeugen in meinen Ausbildungseinheiten durch mehr Souveränität, Ruhe und somit<br />

besserer Konzentrations- und Aufnahmefähigkeit bei neuen Übungen. Und so widmen<br />

sich drei Freundinnen von mir gezielt der Vermittlung von älteren Hunden in<br />

Zusammenarbeit mit Tierheimen bundesweit. Mehr zu der Tierschutzinitiative „Graue<br />

Schnauzen“ findet man unter <strong>www</strong>.graue-schnauzen.de.<br />

Bongo ist ein Traumhund – und es finden sich so viele TRAUMHUNDE in all den<br />

Tierheimen dieser Welt. Ich wünsche Ihnen und Ihren Mitarbeitern, viele Interessenten, die<br />

sich die Zeit nehmen, um gerade die älteren Tiere kennen zu lernen und ihnen ein neues<br />

Zuhause schenken.<br />

Per Post werde ich Ihnen ein Exemplar meines Buches „und immer wieder Hunde“ für Ihr<br />

Tierheim und deren Menschen zusenden. Ein Buch, in dem ich all meine Erfahrungen,<br />

Empfindungen und Gedanken zu den Hunden unserer heutigen Gesellschaft in lyrischer<br />

Form zusammen getragen habe. Es soll ein kleines Dankeschön für Ihren unendlichen<br />

Einsatz im Tierschutz sein.<br />

Denn Ihr Einsatz hat uns letztendlich Bongo geschenkt!<br />

Dafür sagen wir von ganzem Herzen „Dankeschön!“<br />

Ihre,<br />

<strong>Carmen</strong> <strong>Böker</strong>, Ehemann Dietmar <strong>Böker</strong> -<br />

Mücke & Bongo<br />

Nachdenkliches:<br />

Eine 45- jährige Hundebesitzern, die bei mir im Hundetraining ist (besitzt einen 6jährigen<br />

Rüden seit Welpenalter) stellte mir die Frage, warum ich denn so einen<br />

alten Hund (Bongo) genommen hätte. Der lerne doch nichts mehr. Worauf ich<br />

antwortete, dass der Alterungsprozess eines Menschen bereits ab dem 30.sten<br />

Lebensjahr beginnt und ob sie denn meine, sie selbst wäre nicht mehr lernfähig?<br />

Außerdem machte ich sie darauf aufmerksam, dass ich ihr beim Training den<br />

vorherigen Übungsablauf hinsichtlich des Aufbaues eines neuen Hörzeichens nun<br />

3x erklärt habe, bevor sie den Ablauf verstand. Also dreimaliges Erklären in<br />

„unserer Sprache“, der 6-jährige Rüde den Ablauf jedoch beim ersten Mal verstand<br />

und korrekt ausführte, obwohl er nicht „unsere Sprache“ versteht. Sie gab mir<br />

Recht, dass wohl auch ältere Hunde lernfähig sind. Nun ja, vielleicht entwickelt man<br />

mehr Verständnis für ältere Hunde, wenn man sich selbst erst mal an die „eigene<br />

Nase“ fassen muss.

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