Sachkunde-Zertifikat löst Kälteschein ab - Innung für Sanitär ...
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K l i m a t e C h n i K<br />
Während die „klassischen<br />
Treibhausgase“ meist<br />
als unerwünschte Nebenprodukte<br />
freigesetzt werden, z. B.<br />
bei der Verbrennung fossiler<br />
Rohstoffe, werden fluorierte<br />
Treibhausgase (sogenannte<br />
F-Gase) zum überwiegenden<br />
Teil gezielt produziert und<br />
eingesetzt. Sie sind aufgrund<br />
ihrer hohen Klimawirksamkeit<br />
(100- bis 24 000-mal höher<br />
als CO₂) die Hauptverantwortlichen<br />
<strong>für</strong> die Zerstörung<br />
der Ozonschicht. Die fluorierten<br />
Treibhausgase wurden<br />
bisher überwiegend als Treibgas<br />
in Sprays, als Treibmittel<br />
in Schäumen und Dämmstoffen,<br />
als Kältemittel in Kälte-<br />
und Klimaanlagen und als<br />
Feuerlöschmittel verwendet.<br />
In der Kälte- und Klimatechnik<br />
sind die Fluorkohlenwasserstoffe<br />
(FKW) und in erster<br />
Linie die teilhalogenierten<br />
Fluorkohlenwasserstoffe (H-<br />
FKW) betroffen. F-Gase unterliegen<br />
künftig schärferen Sicherheitsbestimmungen,<br />
die<br />
einen Austritt der Gase in die<br />
Atmosphäre und damit eine<br />
*) Friedrich-W. Göbel,<br />
Referat Berufsbildung, Carsten<br />
Müller-Oehring, Referat Recht,<br />
Zentralverband <strong>Sanitär</strong> Heizung<br />
Klima, Sankt Augustin<br />
<strong>Sachkunde</strong>-<strong>Zertifikat</strong> <strong>löst</strong><br />
<strong>Kälteschein</strong> <strong>ab</strong><br />
Neuregelung <strong>für</strong> Arbeiten an kältemittelführenden Anlagen<br />
Friedrich-W. Göbel, Carsten Müller-Oehring*<br />
Seit dem 4. Juli 2008 muss <strong>für</strong> Arbeiten an Kälte-, Klima-, Wärmepumpen- und<br />
Brandschutzanlagen, die bestimmte fluorierte Treibhausgase enthalten, eine<br />
<strong>Sachkunde</strong>qualifikation vorliegen. Für Betriebe und Personen, die vor dem<br />
Stichtag eine entsprechende Schulung (z. B. 5-kg-<strong>Kälteschein</strong>) <strong>ab</strong>solviert<br />
h<strong>ab</strong>en, gilt der Bestandsschutz nur noch bis zum 4. Juli dieses Jahres. Der<br />
nachfolgende Beitrag zeigt die Neuregelung sowie eine Schulungsmaßnahme zur<br />
Zertifizierung auf.<br />
Klimaschädigung verhindern<br />
sollen.<br />
Kyoto-Protokoll<br />
Das Kyoto-Protokoll sieht<br />
verbindliche Ziele <strong>für</strong> die Verringerung<br />
des Ausstoßes von<br />
Treibhausgasen – die als Auslöser<br />
der globalen Erderwärmung<br />
gelten – vor. Es wurde<br />
1997 als Zusatzprotokoll<br />
zur Ausgestaltung der Klima-<br />
Rahmenkonvention der Vereinten<br />
Nationen <strong>für</strong> den Klimaschutz<br />
beschlossen. D<strong>ab</strong>ei<br />
h<strong>ab</strong>en sich die beteiligten Industriestaaten<br />
verpflichtet,<br />
zusammengenommen eine<br />
Reduzierung von mindestens<br />
5 % der Treibhausgase im<br />
Zeitraum 2008 bis 2012, verglichen<br />
zum Basisjahr 1990,<br />
zu erreichen. Zur Umsetzung<br />
dieses Ziels muss Deutschland<br />
im Rahmen der EU-Lastenteilung<br />
die Treibhausgasemissionen<br />
um 21 % senken.<br />
Chemikalien-Ozonschichtverordnung<br />
Seit dem 1. Dezember 2006<br />
ist die Chemikalien-Ozonschichtverordnung<br />
(Chem-<br />
OzonschichtV) in Kraft. Sie<br />
ist eine Verordnung über Stoffe,<br />
die die Ozonschicht schädigen<br />
und <strong>löst</strong> die bisherige<br />
deutsche FCKW-Halon-Verbotsverordnung<br />
von 1991 <strong>ab</strong>.<br />
Die ChemOzonschichtV<br />
ergänzt die EU-Verordnung<br />
2037/2000 über Stoffe, die zu<br />
einem Abbau der Ozonschicht<br />
führen und legt zum ersten<br />
Mal Strafen <strong>für</strong> Verstöße gegen<br />
diese Verordnung fest.<br />
So werden z. B. nicht durchgeführte<br />
Dichtheitsprüfungen<br />
an FCKW- und H-FCKW-Anlagen<br />
nun als Ordnungswidrigkeiten<br />
gemäß dem Chemikaliengesetz<br />
(ChemG) behandelt<br />
und können mit Geldbußen<br />
bis zu 50 000 Euro geahndet<br />
werden. Des Weiteren wird<br />
in der Verordnung die <strong>Sachkunde</strong><br />
<strong>für</strong> Arbeiten an Kälte-,<br />
Klima- und Wärmepumpenanlagen<br />
genau definiert<br />
(z. B. durch Vorg<strong>ab</strong>e der Lerninhalte<br />
mit ihrem jeweiligen<br />
zeitlichen Umfang).<br />
Chemikalien-Klimaschutzverordnung<br />
Galt bisher <strong>für</strong> FCKW- und<br />
H-FCKW-haltige Kältemittel<br />
in Kälte-, Klima- und Wärmepumpenanlagen<br />
allein<br />
die ChemOzonschichtV, so regelt<br />
seit Mai 2006 parallel die<br />
EU-Verordnung 842/2006 die<br />
Verwendung fluorierter Treibhausgase<br />
(F-Gase Verordnung).<br />
Die nationale Umsetzung<br />
dieser EU-Verordnung ist<br />
in Deutschland durch die Chemikalien-Klimaschutzverord-<br />
nung (ChemKlimaschutzV)<br />
erfolgt, die am 1. August 2008<br />
in Kraft getreten ist.<br />
Für FKW- und H-FKW-haltige<br />
Kältemittel (F-Gase) in<br />
Kälte-, Klima- und Wärmepumpenanlagen<br />
ist somit<br />
die ChemKlimaschutzV zu beachten.<br />
Sie fordert künftig <strong>für</strong><br />
Arbeiten an diesen Anlagen<br />
den Nachweis der da<strong>für</strong> befähigenden<br />
<strong>Sachkunde</strong>. Anlagenbetreiber<br />
h<strong>ab</strong>en da<strong>für</strong> Sorge<br />
zu tragen, dass nur Sachkundige<br />
sowie entsprechend<br />
zertifizierte Personen und Betriebe<br />
Arbeiten an ihren Anlagen<br />
durchführen.<br />
Die ChemKlimaschutzV regelt<br />
neben Installation, Wartung<br />
und Rückgewinnung<br />
der Kältemittel auch die vorgeschriebenenDichtheitskontrollen<br />
und Dichtheitsanforderungen<br />
(Grenzwerte)<br />
<strong>für</strong> ortsfeste Anlagen sowie<br />
die Prüfpflichten <strong>für</strong> mobile<br />
Einrichtungen. Zudem ist sie<br />
maßgebend <strong>für</strong> die Rücknahme-<br />
und Rückgewinnungsvorschriften,<br />
die Aufzeichnungs-<br />
und Aufbewahrungspflichten<br />
sowie <strong>für</strong> die Kennzeichnung<br />
von Anlagen und Kältemitteln.<br />
Die Installation, Wartung<br />
und Rückgewinnung der<br />
Kältemittel darf in diesem Zu-<br />
34 IKZ-HaustecHnIK · Heft 4/2009
K l i m a t e C h n i K<br />
Europääische<br />
Richttlinie<br />
Nationale Umsetzung<br />
U<br />
Verordnung EG<br />
2037 / 2000<br />
betreffend<br />
Ozonschicht<br />
ChemOzonschichtV<br />
§ 5 Abs. 2 (Anerkennung und<br />
Durchführung von<br />
Fortbildungsveranstaltungen)<br />
Neuer Klima-Kurs<br />
∂ europäische/nationale Verordnungen zum Umgang mit ozonschichtschädigen Stoffen. Daraus <strong>ab</strong>leitend wird die<br />
ZVShK-Schulungsmaßnahme zur erlangung der <strong>Sachkunde</strong>qualifikation dargestellt.<br />
sammenhang nur noch durch<br />
Personal durchgeführt werden,<br />
das eine <strong>Sachkunde</strong>prüfung<br />
<strong>ab</strong>gelegt hat bzw. ein<br />
<strong>Sachkunde</strong>-<strong>Zertifikat</strong> der entsprechenden<br />
Kategorie (I bis<br />
IV) besitzt.<br />
neuer <strong>Kälteschein</strong> und<br />
Zertifizierung<br />
Seit dem 4. Juli 2008 müssen<br />
Betriebe, die Kälte-, Klima-<br />
und Wärmepumpenanlagen,<br />
einschließlich deren<br />
Kreisläufe, sowie Brandschutzsysteme,<br />
die bestimmte fluorierte<br />
Treibhausgase enthalten,<br />
installieren, warten oder<br />
instand halten, von der zuständigen<br />
Landesbehörde zertifiziert<br />
werden (§ 6 ChemKlimaschutzV).<br />
Ein Bestandsschutz ist <strong>für</strong><br />
alle Betriebe und Personen gegeben,<br />
die vor dem 4. Juli 2008<br />
Pflichten des Betreibers einer Anlage<br />
Neuer ZVSHK- ZVSHK-<br />
Klimakurs in<br />
(Durchführung der in einer<br />
Bildungsstätte<br />
Bildungsstätte)<br />
Verordnung<br />
EG-842 / 2006<br />
F-Gase Verordnung<br />
ChemikalienKlimaschutzV EG-303 / 2008<br />
E-Learning<br />
zur Vorbereitung auf die theoretische und<br />
praktische Prüfung vor einer Zertifizierungsstelle<br />
Prüfung in Theorie und<br />
Praxis in der Bildungsstätte<br />
Festlegung von<br />
Prüfungsanforderungen<br />
in Theorie und Praxis <strong>für</strong><br />
die Prüfung vor einer<br />
Zertifizierungsstelle<br />
Prüfung in Theorie und<br />
Praxis in der Bildungsstätte<br />
eine entsprechende Schulung<br />
(z. B. 5-kg-<strong>Kälteschein</strong>) <strong>ab</strong>solviert<br />
h<strong>ab</strong>en. Der Bestandsschutz<br />
gilt jedoch nur noch<br />
bis zum 4. Juli 2009. Um die<br />
Arbeiten weiterhin durchführen<br />
zu dürfen, ist eine <strong>Sachkunde</strong>qualifikation<br />
der Kategorien<br />
I, II, III oder IV durch<br />
eine behördlich anerkannte<br />
Schulungsmaßnahme notwendig.<br />
Die Kategorien I bis<br />
IV umfassen folgende Arbeiten:<br />
Kategorie I: Dichtheitskontrolle,Kältemittelrückgewinnung,<br />
Installation, Instandhaltung<br />
und Wartung aller<br />
Anlagen jeglicher Bauart und<br />
Größe. Die Kategorie I schließt<br />
automatisch die weiteren Kategorien<br />
II bis IV ein.<br />
Kategorie II: Dichtheitskontrolle<br />
ohne Eingriff in Kältemittelkreislauf<br />
an allen An-<br />
Zusätzlich zu beachtende nationale Gesetze<br />
Arbeitsschutzgesetz<br />
Betriebssicherheitsverordnung<br />
Gesetze<br />
zum<br />
Betrieb<br />
von<br />
Kälteanlagen<br />
Abf Abfall- ll<br />
gesetz<br />
Wasserhaushaltsgesetz<br />
Immissionsschutzgesetz<br />
Berufsgenossenschaft<br />
BGR 500<br />
lagen sowie mit Eingriff und<br />
Kältemittelrückgewinnung,<br />
Installation, Service oder Wartung<br />
an Anlagen mit weniger<br />
als 3 kg Kältemittelinhalt (bis<br />
6 kg bei hermetisch geschlossenen<br />
Systemen).<br />
Kategorie III: Rückgewinnung<br />
von Kältemitteln aus<br />
Anlagen mit weniger als 3 kg<br />
Kältemittel (bis 6 kg bei hermetisch<br />
geschlossenen Systemen).<br />
Kategorie IV: Dichtheitskontrolle<br />
an allen Anlagen<br />
(ohne Eingriff in den Kältekreislauf).<br />
Voraussetzung <strong>für</strong> die Verg<strong>ab</strong>e<br />
der <strong>Zertifikat</strong>e aller Kategorien<br />
ist immer eine erfolgreich<br />
<strong>ab</strong>gelegte praktische<br />
und theoretische Prüfung. Die<br />
Prüfungsinhalte sind in den<br />
EU-Verordnungen 303/2008<br />
bis 307/2008 geregelt.<br />
∂ nur noch bis zum 4. Juli dieses<br />
Jahres gilt der Bestandsschutz <strong>für</strong> den<br />
bisherigen <strong>Kälteschein</strong>. Um die arbeiten<br />
weiterhin durchführen zu dürfen,<br />
ist eine <strong>Sachkunde</strong>qualifikation durch<br />
eine behördlich anerkannte Schulungsmaßnahme<br />
notwendig.<br />
Schulungskonzept des ZVShK<br />
Der Zentralverband <strong>Sanitär</strong><br />
Heizung Klima (ZVSHK)<br />
wird <strong>ab</strong> 2009 ein viertägiges<br />
Schulungskonzept zur Zertifizierung<br />
anbieten, das bundesweit<br />
als Grundlage <strong>für</strong> die<br />
Schulungen der SHK-Organisationen<br />
dienen soll. Die Schulungen<br />
beinhalten die Fortbildungsmaßnahme<br />
gemäß<br />
§ 5 ChemOzonschichtV, einschließlich<br />
zusätzlicher Lerninhalte<br />
der Verordnungen<br />
303/2008 und 304/2008, sowie<br />
die Prüfung gemäß<br />
ChemKlimaschutzV und der<br />
Verordnungen 303 und 304.<br />
Die bestandene Prüfung erlaubt<br />
Arbeiten entsprechend<br />
der Kategorie I durchzuführen.<br />
An der Fortbildungsmaßnahme<br />
können auch Nicht-<br />
Mitglieder der SHK-Organisation<br />
teilnehmen, sofern sie<br />
die erforderlichen Voraussetzungen<br />
erfüllen.<br />
Zum Ablauf: Vor Beginn<br />
der Schulungsmaßnahme<br />
müssen die Teilnehmer E-<br />
Learning-Module inklusive<br />
eines Multiple-Choice-<br />
Tests (M-C-Test) <strong>ab</strong>solvieren.<br />
Erst nach bestandenem<br />
M-C-Test erfolgt die Zulassung<br />
zur Fortbildungsschulung. Im<br />
Kurs wird dann nach den ersten<br />
zwei Tagen eine theoretische<br />
Prüfung in Form einer<br />
Abschlussklausur (M-C-Test)<br />
durchgeführt. Am dritten Tag<br />
folgt die praktische Unterweisung,<br />
zu der am letzten Tag<br />
eine Praxisprüfung durchgeführt<br />
wird.<br />
Nach bestandener schriftlicher<br />
und praktischer Prüfung,<br />
stellt die durchführende<br />
Bildungsstätte (z. B. SHK-<br />
<strong>Innung</strong>/-Landesverband,<br />
Handwerkskammer) eine<br />
<strong>Sachkunde</strong>bescheinigung in<br />
Form eines <strong>Zertifikat</strong>s aus. ∂<br />
Informationen zur ZVSHK-<br />
Schulungsmaßnahme erteilt<br />
Friedrich-W. Göbel,<br />
Tel.: 02241 9299-0,<br />
f.goebel@zentralverband-shk.de<br />
36 IKZ-HaustecHnIK · Heft 4/2009