Kyphoplastie â ein minimal-invasives Verfahren ... - Klinikum Ansbach
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IL-1<br />
Kinine<br />
Substance P<br />
Acetylcholin<br />
CGrP<br />
um- und Vitamin-D-Mangel bedingtem<br />
sekundärem Hyperparathyreoidismus,<br />
adäquater Diät bei der Sprue, Therapie<br />
<strong>ein</strong>es Morbus Crohn oder <strong>ein</strong>er Pankreatitis<br />
bei Malassimilationssyndromen, operativer<br />
Entfernung <strong>ein</strong>es Nebenschilddrüsenadenoms<br />
bei primärem Hyperparathyreoidismus,<br />
Chemotherapie und Stammzelltransplantation<br />
beim multiplen Myelom<br />
oder Lymphom, Testosteronsubstitution<br />
beim männlichen Hypogonadismus,<br />
psychosomatische Therapie <strong>ein</strong>er Anorexie.<br />
In diesen Fällen ist nach sorgfältiger<br />
differenzialtherapeutischer Abwägung <strong>ein</strong>e<br />
gezielte osteotrope Therapie z. B. mit<br />
Bisphosphonaten oder Parathormon in<br />
Ergänzung zu der Osteoporosebasistherapie<br />
mit Kalzium- und Vitamin-D-Substitution<br />
schnellstmöglich zu initiieren.<br />
> Etwa 40% der neuen<br />
Wirbelkörperfrakturen<br />
können durch Pharmaka<br />
nicht verhindert werden<br />
Auch bei guter Compliance der Patienten<br />
gegenüber der Medikamenten<strong>ein</strong>nahme<br />
kommt es trotz des indizierten, richtig dosierten<br />
und längerfristigen Einsatzes dieser<br />
Pharmaka weiterhin zu Wirbelkörperfrakturen.<br />
Nach dem typischen 3-jährigen<br />
Behandlungszeitraum können im Vergleich<br />
zu <strong>ein</strong>er Kontrollgruppe 50–60% aller<br />
neuen osteoporotischen Wirbelkörper-<br />
PGE2<br />
ET-1<br />
TGFß<br />
• Irritation des Periostes durch<br />
Mikrofrakturen<br />
• Freisetzung von Schmerzmediatoren<br />
durch Malignomzellen<br />
a b<br />
Stabilisierung durch den Zement:<br />
• Prävention weiterer Sinterung =,, k<strong>ein</strong>e<br />
periostale Irritation'' mehr<br />
• Hitzekoagulation von<br />
Malignomzellen=Schmerzreduktion?<br />
Abb. 1 8 Hypothese zur Schmerzursache bei Wirbelkörperfrakturen. a Die Freisetzung von Schmerzmediatoren<br />
bei osteoporotischen oder pathologischen Wirbelkörperfrakturen wird durch die permanente<br />
Mikrofrakturierung des Knochengewebes bzw. durch Malignomzellen stimuliert. b Eine <strong>Kyphoplastie</strong><br />
stabilisiert den Sinterungsprozess sofort, was zur verminderten Freisetzung von Schmerzmediatoren<br />
führt. Die Wärmeentwicklung durch den erhärtenden PMMA-Kunststoff in <strong>ein</strong>er Osteolyse<br />
führt zur Hitzeschädigung der Malignomzellen und dadurch zu <strong>ein</strong>er verminderten Sekretion von<br />
Schmerzmediatoren<br />
946 | Der Chirurg 10 · 2008<br />
Leitthema<br />
frakturen mit den besten evidenzbasierten<br />
Pharmaka verhindert werden, was bedeutet,<br />
dass etwa 40% der neuen Wirbelkörperfrakturen<br />
mit den verfügbaren Substanzen<br />
nicht verhindert werden können<br />
[43, 2, 24, 16, 52, 3, 4]. Wirbelkörperfrakturen<br />
sind neben Hüft- und Radiusfrakturen<br />
die häufigste Manifestation <strong>ein</strong>es osteoporosebedingten<br />
Knochenbruchs [25],<br />
wobei 50% aller neuen Wirbelbrüche zumindest<br />
vorübergehend mit gravierenden<br />
Schmerzen <strong>ein</strong>hergehen [28].<br />
<strong>Kyphoplastie</strong> – Konzept zur<br />
Behandlung des Schmerzes<br />
Bei der osteoporotischen Sinterungsfraktur<br />
<strong>ein</strong>es Wirbelkörpers handelt es<br />
sich nicht um <strong>ein</strong> <strong>ein</strong>maliges kurzfristiges<br />
Ereignis, sondern um <strong>ein</strong>en über Wochen<br />
oder gar Monate dauernden Vorgang,<br />
bevor die Wirbelkörperhöhenminderung<br />
sistiert oder schließlich <strong>ein</strong>e<br />
Vertebra plana vorliegt. Ein solcher Vorgang<br />
kann durch permanente Mikrobewegungen<br />
Schmerzsensationen unterhalten,<br />
da das Periost und das Knochengewebe<br />
dicht von Schmerzfasern durchzogen<br />
werden [63, 41, 49], die durch <strong>ein</strong>en<br />
permanenten Sinterungsvorgang beständig<br />
irritiert werden (. Abb. 1). Die permanente<br />
Schmerzfaserreizung bei jeder<br />
Erschütterung des <strong>ein</strong>brechenden Wirbelkörpers<br />
sistiert erst dann, wenn sich<br />
der höhengeminderte Restwirbelkörper<br />
durch Frakturheilung stabilisiert oder der<br />
Zustand <strong>ein</strong>er Vertebra plana <strong>ein</strong>getreten<br />
ist. Im Zustand der Vertebra plana kann<br />
der Wirbelkörper selber nicht weiter <strong>ein</strong>brechen<br />
und daher auch k<strong>ein</strong>e Schmerzen<br />
mehr verursachen, wohl aber treten<br />
jetzt Fehlbelastungen des Bandscheiben-,<br />
Bänder- und Muskelapparates der Wirbelsäule<br />
auf mit meist schnell chronifizierenden<br />
Rückenschmerzen. Die frühe<br />
Stabilisierung <strong>ein</strong>es akut schmerzhaft <strong>ein</strong>brechenden<br />
Wirbelkörpers durch <strong>ein</strong>e <strong>Kyphoplastie</strong><br />
kann als innovatives Konzept<br />
somit die völlige Zerstörung osteoporosebedingt<br />
sinternder Wirbelkörper und die<br />
langfristige Chronifizierung von Rückenschmerzen<br />
verhindern. Die <strong>Kyphoplastie</strong><br />
ist bei der schmerzhaften osteoporotischen<br />
Sinterungsfraktur also <strong>ein</strong>e Facette<br />
der Schmerztherapie.<br />
Das Prinzip der internen Stabilisierung<br />
<strong>ein</strong>es <strong>ein</strong>brechenden Wirbelkörpers durch<br />
<strong>ein</strong> in situ aushärtendes Material im Rahmen<br />
<strong>ein</strong>er <strong>Kyphoplastie</strong> beruht auf dem<br />
sofortigen Sistieren des Sinterungsvorganges<br />
und der Schmerzfaserirritationen.<br />
Kasperk et al. zeigten, dass es für die sofortige<br />
lokale schmerzreduzierende Wirkung<br />
unerheblich ist, ob <strong>ein</strong> bei etwa 70°C<br />
durch exotherme Polymerisation aushärtender<br />
Kunststoff (Polymethylmetacrylat,<br />
PMMA) oder <strong>ein</strong> durch <strong>ein</strong>en Kristallisationsprozess<br />
bei Körpertemperatur aushärtender<br />
anorganischer Kalziumphosphatzement<br />
(CaP-Zement) beim Patienten<br />
verwendet wird; trotz der gänzlich<br />
unterschiedlichen physikochemischen<br />
Beschaffenheit haben beide Materialien<br />
den gleichen schmerzreduzierenden Effekt,<br />
sobald sie nach wenigen Minuten im<br />
<strong>ein</strong>gebrochenen Wirbelkörper ausgehärtet<br />
sind und der Patient am Tag nach der<br />
Operation wieder mobil ist [33]. Durch<br />
die <strong>Kyphoplastie</strong> wird also <strong>ein</strong> schmerzhafter<br />
Sinterungsvorgang <strong>ein</strong>es osteoporotischen<br />
Wirbelkörpers sofort aufgehalten<br />
und der <strong>ein</strong>brechende Wirbelkörper<br />
dauerhaft intern stabilisiert.<br />
Technisches Vorgehen<br />
bei der <strong>Kyphoplastie</strong><br />
Für die Versorgung von schmerzhaften osteoporotischen,<br />
pathologischen oder traumatischen<br />
Wirbelkörperfrakturen steht