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Laudatio Andrea Werthmüller_Schaufler 2012 - Katholische ...

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<strong>Andrea</strong> <strong>Werthmüller</strong> greift in ihrer Bachelorarbeit diese familiären Belastungen auf. Sie analysiert<br />

die Rolle der Eltern in diesem Zusammenhang und erörtert deren Möglichkeiten, einen<br />

Ausstieg aus der rechten Szene anzustoßen und zu begleiten. Basis für die Bearbeitung<br />

der Fragestellung ist zunächst die differenzierte Bestimmung des Begriffes „Rechtsextremismus“<br />

und eine Darstellung der damit verbundenen Einstellungen wie Autoritarismus,<br />

Nationalismus, Fremdenfeindlichkeit, Wohlstandschauvinismus, Antisemitismus und Pronazismus.<br />

Eine Beschreibung der relevanten Organisationen, Parteien und Gruppierungen der<br />

rechten Szene folgt und vermittelt einen Idee davon, was deren Attraktivität für eine bestimmte<br />

Gruppe von Jugendlichen ausmacht.<br />

Eindrücklich schildert die Autorin wie insbesondere die sogenannten „freien, autonomen<br />

oder nationalistischen Kameradschaften“ eine große Anziehungskraft entwickeln – mehr<br />

noch als die Jugendorganisation der Nationaldemokratische Partei Deutschlands, der NPD.<br />

Die scheinbar losen Kameradschaften bieten den Jugendlichen das Gefühl der Zugehörigkeit<br />

zu einer spezifischen jugendgemäßen Szene. Diese Szene lockt mit einer Verbindung<br />

von Lebensgefühl, Freizeitwert und eingängigen politischen Botschaften, mit Musik, Symbolen<br />

und eigenen Internetforen. Die Autoren Stefan Glaser und Thomas Pfeiffer bezeichnen<br />

sie zusammenfassend als „Erlebniswelt Rechtsextremismus“ und finden für ihr Buch den<br />

treffenden Untertitel „Menschenverachtung mit Unterhaltungswert“.<br />

Um Ansatzpunkte für die Förderung eines Ausstiegs aus der Szene benennen zu können,<br />

erörtert <strong>Andrea</strong> <strong>Werthmüller</strong> anschließend Einstiegsszenarien und Erklärungsmodelle für<br />

die Entwicklung rechtsextremer Orientierungs- und Handlungsweisen. Es gelingt ihr, die<br />

Vielfalt der Ansätze systematisch zu erfassen. Präzise arbeitet sie die relevanten sozialisations-<br />

und bindungstheoretischen Aussagen heraus, die sich auf das Familienklima, die<br />

Familienstruktur, die Erziehungspraxis sowie die Beziehungs- und Bindungsqualität beziehen.<br />

Im Kernteil ihrer Arbeit geht Frau <strong>Werthmüller</strong> der Frage nach, inwiefern eine fachliche Beratung<br />

der Eltern, diese darin unterstützen kann, einen Ausstieg ihres Kindes aus der Szene<br />

zu fördern, und sie stellt dar, welche Themen in einer qualifizierten Beratung zur Sprache<br />

kommen sollten.<br />

Betroffene Eltern, die Hilfe suchen, wenden sich häufig an Lehrerinnen und Lehrer, an das<br />

Jugendamt oder an Erziehungsberatungsstellen. Dort finden sie jedoch meist nicht die erhoffte<br />

Unterstützung. Auch Aussteigerprojekte, die seit 2001 in einigen Bundesländern<br />

etabliert sind, sind nicht auf die Beratung der Eltern vorbereitet - sie haben eher die Jugendlichen<br />

selbst im Blick. Erst in jüngerer Zeit beginnt man spezielle Beratungsstellen für Eltern<br />

rechtsextremer Jugendlicher einzurichten. Sie verbinden professionelle Beratung auf der<br />

einen Seite und Wissen über Rechtsextremismus auf der anderen Seite. In Bayern existiert<br />

ein entsprechendes Beratungsangebot seit dem Jahr 2009. Landesweit sind zu dieser Zeit<br />

allerdings nur sechs Beraterinnen bzw. Berater in diesem Feld tätig – und die können den<br />

steigenden Bedarf bei weitem nicht decken.<br />

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