31.07.2014 Views

Die Kunst zum Leben.

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<strong>Leben</strong>sWelten.<br />

<strong>Leben</strong>sWelten.<br />

Auf einen<br />

Blümchenkaffee<br />

mit Uwe Steimle<br />

von sylva-michèle sternkopf<br />

„Da ham Se sich aber ni lumpen lassen!“<br />

Sommer 2014. Es ist heiß. Uwe Steimle hat uns nach<br />

Dresden zu sich nach Hause eingeladen. „Da trinken<br />

wir einen schönen Bohnenkaffee“, hat er versprochen.<br />

Ich trinke lieber Blümchenkaffee, der ist nicht so stark.<br />

Das Gespräch kann beginnen.<br />

Er betrachtet den Picus-Räuchermann, der noch auf dem großen<br />

Holztisch mit der Leinendecke steht, und sinniert: „Sehen Sie, das ist<br />

es auch, was mir an diesem Räuchermann so gefällt: Das Alte wurde<br />

neu interpretiert, und das Moderne hat trotzdem Seele.“ Er steht auf<br />

und zeigt mir ein Gemälde. Ralph Ebersbach, naive Malerei. Öl auf<br />

Malpappe, in seiner schlichten Einfachheit ein Feuerwerk kraftvollen<br />

Ausdrucks. „Sehen Sie“, sagt er, „dieses Bild hat auch etwas von<br />

Volkskunst. Das Kleine, Einfache gibt ihm Seele. Wohl dem, der die<br />

<strong>Kunst</strong> beherrscht, lange hungrig zu bleiben.“ Er denkt kurz nach und<br />

ergänzt: „Satt sind wir Gott sei Dank jeden Tag.“<br />

Gefällt ihm dieses erzgebirgische <strong>Leben</strong>sgefühl?<br />

„Ich sage immer: ‚Ich bin der größte Kleinbürger. Man muss ni mehr<br />

tun, als mer is. Kee Getue, kee Gemache.‘ Das Erzgebirge ist immer<br />

Heimat. Wenn man von Dresden die Silberstraße rausfährt, nach<br />

Frauenstein, der Freiberger Dom … Es ist Provinz, aber ich liebe<br />

Provinz! Und wissen Sie, was das Allerbeste ist? Buttermilchgetzen.<br />

<strong>Die</strong> leckersten gibt es in einem Kiosk an der Ecke in Olbernhau“,<br />

verrät er. Und schenkt noch einen Kaffee nach.<br />

zur person<br />

Uwe Steimle, Schauspieler, Kabarettist und Buchautor, präsentiert<br />

sich neben erfolgreichen Theaterengagements in zahlreichen<br />

Film- und Fernsehrollen, darunter als Hauptkommissar Jens Hinrichs<br />

in 31 Folgen der Fernsehserie Polizeiruf 110. Mitte 2012 lief der<br />

Kinofilm „Sushi in Suhl“ mit Uwe Steimle in der Hauptrolle. 2005<br />

wurde Uwe Steimle mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet.<br />

Café und Kaffee<br />

Uwe Steimle in Wort und Bild<br />

Hören: Auf seiner aktuellen CD anlässlich 25 Jahren „Kehre“<br />

ergründet Uwe Steimle die tiefere Bedeutung des Lieblingswortes<br />

der Sachsen: „Fourschbar“ (auf Deutsch: Furchtbar).<br />

Lesen: In neuen Buch „Heimatstunde.<br />

Neues vom Zauberer von Ost“ hat Uwe<br />

Steimle seine Kindheitserinnerungen<br />

aufgeschrieben. „Für mich selber“, wie<br />

er sagt. „Aber ich freue mich, wenn sie<br />

einen Widerhall finden und die Leute<br />

sagen: ‚Das kenn ich och‘. Das Buch<br />

passt auch gut <strong>zum</strong> Erzgebirge“, verrät<br />

der Autor mit Augenzwinkern.<br />

Sehen: Am 3.12.2014 strahlt die ARD die aberwitzige, aber<br />

wahre Geschichte von einem leidenschaftlichen Gastronomen<br />

aus, der in den Siebzigern in Suhl ein Sushi-Restaurant<br />

betreibt. Uwe Steimle brilliert in der Hauptrolle.<br />

Erleben: Im August 2014 zeigt der MDR immer sonntags<br />

um 21 Uhr „Steimles Welt“, wo Uwe Steimle auch im Erzgebirge<br />

live unterwegs ist.<br />

„Gucken Sie mal“ sagt Uwe Steimle gleich zu Beginn und zieht das<br />

Rollo hoch, das bei der glühenden Sommerhitze geschlossen war. Und<br />

tatsächlich – da stehen auf dem Fensterbrett drei Holzfiguren aus<br />

dem Erzgebirge. „<strong>Die</strong> habe ich nicht extra für Sie hingestellt! <strong>Die</strong><br />

stehen das ganze Jahr über hier“, beeilt er sich zu versichern. Eine<br />

Kloßfrau, ein Schneemann-Räuchermann und ein geschnitzter<br />

Bergmann in trauter Einsamkeit nebeneinander. Mitten im Sommer.<br />

Schön! „Der Bergmann ist ganz alt, er stammt aus den 30er Jahren.<br />

Und der Schneemann, der sieht mir bissl ähnlich, weil ich auch so<br />

gerne rote Mützen trage.“<br />

Und wie hält er es mit dem Weihnachtsschmuck?<br />

„Auf dem Boden habe ich noch eine Pyramide, die kommt nur zu<br />

Weihnachten raus. Eine relativ einfache, nicht so verschnörkelt. <strong>Die</strong><br />

passt zu mir.“<br />

Als Gastgeschenk haben wir ihm einen Picus-Räuchermann mitgebracht,<br />

hübsch eingepackt in rotweiß kariertem Papier. „Das pack ich<br />

gleich mal aus“, sagt Uwe Steimle voller Erwartung. <strong>Die</strong> Freude steht<br />

ihm ins Gesicht geschrieben. „So ein schöner Räuchermann!“, staunt<br />

er, als er Picus in der Hand hält. „Da ham Se sich aber ni lumpen<br />

lassen! Ein schönes Geschenk – das geht sofort ins Herz. Das weeß ich<br />

sehr zu schätzen!“ Das Geschenkband wickelt er behutsam zu einer<br />

kleinen Rolle auf. „Das Bändl heem wer off“, meint er. „Meine Oma<br />

hätte jetzt gesagt: Wenn’s ma wieder annersrum kommt, ham wer<br />

wenigstens genug Strick!“<br />

Wie kommt Uwe Steimle, der gebürtige Dresdner,<br />

eigentlich <strong>zum</strong> Erzgebirge?<br />

„Im Erzgebirge habe ich meinen ersten Urlaub verbracht, den ich mir<br />

überhaupt leisten konnte. 1989 in Pobershau. Heute bin ich mit<br />

meinen Fernsehsendungen und Programmen oft im Erzgebirge<br />

unterwegs und bin immer wieder begeistert, was es dort alles zu<br />

entdecken gibt. In meiner Sendung Steimle staunt durfte ich einen<br />

Mann kennenlernen, der Kirschkerne schnitzt. Und was mich immer<br />

wieder fasziniert, sind die Reifendreher aus Seiffen. Ein echtes<br />

Alleinstellungsmerkmal, einzigartig in der Welt! Eine ganz alte<br />

<strong>Kunst</strong> – und so typisch erzgebirgisch. Ganz nach dem Prinzip ‚Not<br />

macht erfinderisch‘. Weil die Leute so arm waren, mussten sie sich<br />

etwas einfallen lassen. <strong>Die</strong> einen begannen, feine deutsche Uhren zu<br />

bauen, die anderen machten Pyramiden.“<br />

<strong>Die</strong> Sachsen und ihr Kaffee – eine liebenswerte Liaison. Wo Blümchenkaffee<br />

und Muggefugg zu Hause sind, regierte auch immer<br />

schon die Hochkultur des Kaffeegenusses. Kaffee-<strong>Kunst</strong> vom Feinsten<br />

erleben die Besucher in Neukirchen bei Chemnitz: Café und Rösterei<br />

am Stern, täglich geöffnet von 13 bis 18 Uhr, verbinden kulinarische<br />

Genüsse und Holzkunst-Erlebnisse im stilvollen Ambiente. Inhaber<br />

Steffen Lubojanski serviert im modernen, komplett barrierefreien<br />

Café Spezialitäten aus frisch geröstetem Kaffee – vom Cappuccino bis<br />

<strong>zum</strong> original italienischen Espresso. Außerdem stehen 15 verschiedene<br />

sortenreine Kaffeesorten auf der Karte, mehrmals wöchentlich<br />

frisch vor Ort geröstet. Yemen Mokka Matari, eine Rarität aus dem<br />

Land, in dem das edle Getränk erstmals kultiviert wurde, findet sich<br />

ebenso im Programm wie Sidamo aus Äthiopien oder indischer<br />

Monsooned Malabar, 12 Wochen im indischen Monsunregen gereift.<br />

Dazu gibt’s Eis, leckeren Kuchen und eine Auswahl an Snacks.<br />

Zahlreiche Stammkunden und immer mehr Erzgebirgs-Urlauber<br />

nutzen die Chance auf einen Ausflug nach Neukirchen vor den Toren<br />

von Chemnitz, um sich ganz in Ruhe Klassiker und aktuelle Trends der<br />

Erzgebirgischen Holzkunst anzuschauen, zu stöbern und zu kaufen.<br />

So macht Erzgebirgs-Shopping Spaß!<br />

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