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Heft Ljubljana - Hugo Obermaier Gesellschaft

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Die Höhlenbären der Krizna jama, Slowenien<br />

Von GERNOT RABEDER<br />

Die Krizna jama oder Kreuzberghöhle liegt mitten im klassischen Karstgebiet von Slowenien<br />

und ist wohl in erster Linie wegen der prachtvollen Tropfsteingebilde bekannt. Entlang eines<br />

unterirdischen Wasserlaufes kann diese einzigartige Welt über eine Länge von über acht Kilometern<br />

mit Schlauchbooten befahren werden.<br />

Weniger bekannt ist die Krizna jama als Fundstelle von Höhlenbären und anderen Tieren des<br />

Eiszeitalters, obwohl bereits vor über 125 Jahren ein Forschungsteam des Naturhistorischen<br />

Museums in Wien die ersten Grabungen durchführte. Die Erforschung der Höhle in den Jahren<br />

1879 und 1881 leitete Ferdinand von Hochstetter, der bekannte österreichische Naturforscher,<br />

der auch an der Weltumsegelung der „Novara“ teilgenommen hat. Bereits 40 Jahre zuvor<br />

veröffentlichte J. ZÖRRER (1838) einen ersten Höhlenplan und beschrieb Funde von<br />

Höhlenbären.<br />

Die Grabungen von F. Hochstetter erbrachten ein reiches Fundmaterial, das vorwiegend aus<br />

Knochen des Höhlenbären bestand. Im Fundbericht spricht HOCHSTETTER (1881) von über<br />

100 Unterkiefern und Schädeln, sowie zahlreichen anderen Skelettelementen, die in zwei Seitenteilen<br />

(Bärengrotte und Kittl’s Bärenhöhle) zu Tage kamen. Die Funde gelangten ans Naturhistorische<br />

Museum in Wien und blieben seitdem unbeachtet. Allerdings sind die Schädel<br />

und Unterkiefer nicht auffindbar, sehr wohl aber die Elemente des postkranialen Skelettes.<br />

Eine paläontologische Aufarbeitung findet derzeit statt.<br />

In einer Kooperation des Institutes für Geologie der Univ. <strong>Ljubljana</strong> und des Institutes für<br />

Paläontologie der Univ. Wien wurden die Forschungen in der Höhle nun neu aufgenommen.<br />

Da sich natürlich sowohl Grabungsausrüstung und –methoden als auch der wissenschaftliche<br />

Kenntnisstand seit der Zeit der Monarchie grundlegend geändert haben, wurden in den Jahren<br />

1999 und 2001 Nachgrabungen an den von Hochstetter angegeben Stellen durchgeführt.<br />

Ziel war es, die Stratigraphie und die Chronologie der Sedimentlagen und der Knochen zu<br />

klären.<br />

Fragestellung und erste Ergebnisse<br />

Fünf 14 C-AMS-Daten belegen, dass die Höhlenbären aus „Hochstetter’s Schatzkammer“ aus<br />

dem Mittelwürm stammen, also rund 45.000 Jahre alt sind (RABEDER & WITHALM 2001).<br />

Die meisten Funde aus Kittl’s Bärenhöhle sind gleich alt, aber auch jüngere Nachweise von<br />

Höhlenbären um 32.000 BP liegen vor. Beide Fundbereiche liegen in höher gelegenen Seitenteilen<br />

der Höhle, die vor ständigen Wassereinbrüchen geschützt blieben. In Kittl’s Bärenhöhle<br />

liegen die Reste zum Teil in ungestörter Lagerung vor, das heißt die Knochen der Bären<br />

wurden nach ihrer Einbettung nicht oder nur wenig umgelagert. Da auch ausreichend<br />

Fundmaterial vorhanden ist, besteht die Möglichkeit, repräsentative Ergebnisse zur Populationsstruktur,<br />

Größe und zur morphologischen Charakteristik dieser Bärenpopulation zu erhalten.<br />

Auffällig ist vor allem die Größe der Bären - eine Schädellänge von über 50cm ist auch für<br />

Höhlenbären selten. Die Größe und das Kauflächenmuster der Zähne deuten daraufhin, dass<br />

diese Bären jenen Populationen entsprechen, die in alpinen Fundstellen, wie der Potocka zijalka<br />

in Nordslowenien oder der Gamssulzenhöhle in Oberösterreich, auftreten. Durch die<br />

Forschungen der letzten Jahre hat sich herausgestellt, dass diese Bären einem eigenständigen<br />

Zweig der Höhlenbärengruppe angehören (RABEDER & Hofreiter 2004).<br />

Die Auswertung der Prämolaren-Morphologie ergab eindeutig, dass die Bären der Krizna jama<br />

zu Ursus ingressus zu stellen sind (s. Diagramm). In einer umfangreichen Monographie, die<br />

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