CHIRURGENMAGAZIN
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<strong>CHIRURGENMAGAZIN</strong><br />
Heft 54 | Ausgabe 6.2011 | ISSN 1611-5198 | Preis 12,00 Euro<br />
Für den niedergelassenen Chirurgen<br />
Versorgungsstrukturgesetz<br />
Bessere Medizin oder neue<br />
bürokratische Fesseln ?<br />
Trotz Ärztemangel<br />
Klinikum Region Hannover verzichtet<br />
neuerdings auf Honorarärzte<br />
BNC – Berufsverband Niedergelassener Chirurgen | www.bncev.de<br />
Krankenhaushygiene<br />
Crash-Kurs oder volle<br />
Facharztausbildung ?<br />
Wie wird man Hygieniker ?<br />
Tendopathien<br />
Tägliche Praxis am<br />
Beispiel der Tendopathie<br />
der Achillessehnen
Lohmann & Rauscher<br />
„ Der Patient im Mittelpunkt –<br />
therapiegerecht versorgt.“<br />
Rosidal ® sys<br />
indikationsgerechte Abstimmung aller Einzelkomponenten<br />
für die Behandlung des<br />
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gute Therapieergebnisse durch hohen<br />
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9503497 1011 d
Jahresausklang<br />
Das Versorgungsstrukturgesetz<br />
geht in die Zielgerade …<br />
In der Politik ist es wie im richtigen Leben: Manche Projekte müssen unbedingt<br />
noch im alten Jahr abgeschlossen werden, andere verschiebt man ohne große<br />
Gewissensbisse auf das neue Jahr. Im Gesundheitswesen wurde 2011 noch<br />
schnell das Versorgungsstrukturgesetz verabschiedet, während die überfällige<br />
GOÄ-Reform erst 2012 wieder in Angriff genommen wird.<br />
Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />
wenn Sie dieses Chirurgen<br />
Magazin in den Händen halten,<br />
wird das neue Versorgungsstruk-<br />
turgesetz wahrscheinlich auch<br />
den Bundesrat passiert haben.<br />
Zuletzt waren noch viele Ge-<br />
spräche notwendig, um unsere<br />
berechtigten Forderungen bei<br />
den Politikern einzubringen.<br />
Angefangen bei der Regelung<br />
des Verkaufs von Praxen in über-<br />
versorgten Gebieten, bis zur prä-<br />
und poststationären Behand-<br />
lung von Patienten in den Praxen<br />
zu Lasten des Krankenhauses<br />
(§ 115a) und zum Vertrag nach<br />
§ 115b, Ambulantes Operieren im<br />
Krankenhaus.<br />
G-BA ist als schwerfälliges<br />
Gremium bekannt<br />
Ein heißes Eisen war auch<br />
unter uns Fachärzten die Diskus-<br />
sion um den § 116b SGB V, die<br />
spezialfachärztliche Versorgung.<br />
Ebenso wie die meisten fachärzt-<br />
lichen Berufsverbände forderte<br />
auch der BNC die Herausnahme<br />
Heft 54 | Jahrgang 9 | Ausgabe 6.2011<br />
des § 115b aus dem neuen § 116b<br />
(siehe auch Artikel auf Seite 8).<br />
Immerhin soll es allein dem als<br />
schwerfällig bekannten Gemein-<br />
samen Bundesausschuss (G-BA)<br />
obliegen, einige wenige Opera-<br />
tionen zu definieren, die dem<br />
§ 116b zugeordnet werden.<br />
Bei der derzeitigen Regelung<br />
über dreiseitige Verträge können<br />
wir immerhin auf Bundesebene<br />
und in den Regionen mitdiskutie-<br />
ren. In 2012 können wir zumin-<br />
dest wieder budgetfrei operieren,<br />
zudem sollen die Verlagerungs-<br />
effekte von stationär zu ambu-<br />
lant beim Ambulanten Operieren<br />
berechnet werden.<br />
Warum sollten die Kassen das<br />
Paradies freiwillig verlassen ?<br />
Ab 2013 sollen dann wie-<br />
der qualitätsbezogene Zusatz-<br />
vergütungen eingeführt werden.<br />
Hierfür werden wir aber kämp-<br />
fen müssen – denn nachdem wir<br />
derzeit operative Leistungen zu<br />
einem Punktwert von 3,5 Cent<br />
erbringen, wird doch jede Kasse<br />
fragen, weshalb sie von diesem<br />
paradiesischen Zustand abrücken<br />
und mehr bezahlen sollte.<br />
Intensiv gearbeitet wird auch<br />
in der UV-GOÄ-Kommission der<br />
KBV. Wir fordern eine Erhöhung<br />
der Gutachtengebühren und eine<br />
Anpassung der Honorare für am-<br />
bulante Operationen und Narko-<br />
sen sowie für die Sachkosten an<br />
die Kostenentwicklung.<br />
Auch ist noch unklar, ob die<br />
neue GOÄ 2012 endlich fertig-<br />
gestellt wird. Mit einem Zuwachs<br />
von sechs Prozent wie bei den<br />
Zahnärzten werden wir aller-<br />
dings nicht einverstanden sein.<br />
Zum Abschluss dieses Jah-<br />
res wünsche ich Ihnen allen ein<br />
gesegnetes Weihnachtsfest und<br />
einen guten Rutsch ins Neue Jahr.<br />
Kämpfen Sie weiterhin mit uns<br />
für bessere Bedingungen im GKV-<br />
und PKV-System. Die Aussichten<br />
sind gut.<br />
Ihr Dieter Haack<br />
Editorial<br />
Dr. Dieter Haack<br />
geschäftsführender Vorsitzender<br />
des Berufsverbandes<br />
Niedergelassener Chirurgen (BNC)<br />
und niedergelassener Chirurg<br />
in Stuttgart<br />
Foto: Haack
Inhalt<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
BNC aktuell<br />
8 gKV-Versorgungsstrukturgesetz<br />
Chance auf bessere Medizin oder neue<br />
bürokratische Fesseln für Ärzte?<br />
12<br />
14. BNC-Kongress<br />
Gemeinsam Stärke zeigen –<br />
vom 2. bis 4. März 2012 in Nürnberg!<br />
14 Ärztemangel<br />
Ende der Abwärtsspirale? Klinik in<br />
Hannover verzichtet auf Honorarärzte<br />
aNC aktuell<br />
16 ansprechpartner<br />
Adressen und Kontaktdaten der<br />
Vorstände des BNC und der ANC<br />
17 Meldungen<br />
Aktuelle Nachrichten aus den<br />
regionalen ANC<br />
Service<br />
24 arztrecht<br />
Arzt muss Überwachung sedierter<br />
Patienten gewährleisten<br />
25 arztrecht<br />
Narbenbehandlung zur Erweiterung<br />
des IGeL-Spektrums<br />
26 Wirtschaft<br />
Praxishomepage: Vorsicht bei der<br />
Verwendung fremder Materialien!<br />
28 Praxisteam<br />
Arzthelferin des Jahres 2011: „In einer<br />
chirurgischen Praxis gibt es viel zu tun!“<br />
Titelfoto: © iStockphoto.com/plrang; Foto Seite 17, 24: iStockphoto.com/YanC<br />
Medizin<br />
38 Hygiene<br />
Crash-Kurs oder volle Facharztausbildung?<br />
Wie wird man Hygieniker?<br />
40 Tendopathien<br />
Tägliche Praxis – am Beispiel der<br />
Achillessehnentendopathie<br />
44 Wundbehandlung<br />
Wunden dechronifizieren mit negativ<br />
geladenen Polystyrol-Mikrosphären?<br />
48 DKOu<br />
Zu viele Operationen? Dafür fehlen<br />
Belege aus der Versorgungsforschung!<br />
Verschiedenes<br />
4 impressum<br />
Kontakt zu Herausgeber, Redaktion,<br />
Verlag, Grafik und Anzeigenabteilung<br />
5 Nachrichten<br />
Aktuelle Informationen<br />
aus Politik und Wissenschaft<br />
30 Buchtipps<br />
Aktuelle Neuerscheinungen in der<br />
chirurgischen Fachliteratur<br />
33 Termine<br />
Kongresse, Seminare und Workshops<br />
für die chirurgische Fortbildung<br />
36 industrie<br />
Nachrichten und Produktneuheiten<br />
unserer Partner aus der Industrie<br />
43<br />
umfrage in eigener Sache<br />
Buchpaket zu gewinnen: Welche<br />
Produkte nutzen Sie in Ihrer Praxis?<br />
51 Beitrittscoupon<br />
für die Mitgliedschaft im BNC und<br />
in Ihrer regionalen ANC<br />
Impressum<br />
CHirurgeNMagaziN<br />
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4 CHirurgeNMagaziN
Bundesärztekammer<br />
Langjähriger BÄK-Präsident Professor<br />
Jörg-Dietrich Hoppe gestorben<br />
Der langjährige Präsident der<br />
Bundesärztekammer (BÄK) und<br />
der Landesärztekammer Nord-<br />
rhein, Professor Jörg-Dietrich<br />
Hoppe, ist am 7. November 2011<br />
im Alter von 71 Jahren gestorben.<br />
Sein Nachfolger im Amt,<br />
BÄK-Präsident Dr. Frank Ulrich<br />
Montgomery sagte hierzu: „Mit<br />
Jörg-Dietrich Hoppe verliert die<br />
deutsche Ärzteschaft viel zu früh<br />
nicht nur einen ihrer großen Prä-<br />
sidenten und einen leidenschaft-<br />
lichen Kämpfer für den freiheit-<br />
lichen Arztberuf, sondern auch<br />
einen ganz außergewöhnlichen<br />
Menschen.“<br />
Zahlreiche Fachgesellschaf-<br />
ten und Berufsverbände lobten<br />
Hoppe als einen Arzt, der trotz<br />
der Kommerzialisierung des Ge-<br />
sundheitswesens Arzt geblieben<br />
sei und sich seine Menschlichkeit<br />
sowie hohe ethische Grundsätze<br />
bewahrt habe.<br />
Den Vorsitz der Ärztekam-<br />
mer Nordrhein, den Hoppe bis zu<br />
Heft 54 | Jahrgang 9 | Ausgabe 6.2011<br />
Nachrichten<br />
Bundesärztekammer<br />
Dr. Bernhard Rochell wird neuer<br />
Geschäftsführer ab Januar 2012<br />
Die Bundesärztekammer (BÄK)<br />
hat einen neuen Hauptge-<br />
schäftsführer berufen. Wie die<br />
BÄK mitteilte, wird Dr. Bernhard<br />
Rochell ab Januar 2012 das Amt<br />
übernehmen.<br />
Der 45-jährige Arzt ist in<br />
der Bundesärztekammer aller-<br />
dings kein Unbekannter: Nach<br />
klinischer Tätigkeit in den un-<br />
fallchirurgischenUniversitäts- kliniken in Münster und<br />
Magdeburg sowie seinem Wech-<br />
sel in die Selbstverwaltung als<br />
Referent in der Deutschen Kran-<br />
kenhausgesellschaft war er ab<br />
dem Jahr 2000 in der Bundes-<br />
ärztekammer tätig, zuletzt als<br />
stellvertretender Dezernent im<br />
Krankenhausdezernat.<br />
Seit 2004 leitet Rochell zudem<br />
das Dezernat Vergütung, Gebüh-<br />
renordnung und Morbiditätsori-<br />
entierung der Kassenärztlichen<br />
Bundesvereinigung. Anläss-<br />
lich seiner Benennung erklärte<br />
Rochell, die Ziele der BÄK seien<br />
der Aufbau einer zukunftsfähigen<br />
Patientenversorgung, einer neuen<br />
Wertschätzung ärztlicher Arbeit<br />
und einer Intensivierung in der<br />
Zusammenarbeit der ärztlichen<br />
Organisationen.<br />
Rochell tritt die Nachfolge<br />
von Professor Christoph Fuchs<br />
an, der nach 21 Jahren als BÄK-<br />
Hauptgeschäftsführer in den<br />
Ruhestand getreten ist.<br />
Umfrage<br />
DGCH legt Studie unter Chirurgen vor: Geringe Lebensqualität im Traumberuf<br />
Chirurgen in Deutschland schät-<br />
zen ihre Lebensqualität schlech-<br />
ter ein als andere Ärzte und die<br />
Allgemeinbevölkerung. Obwohl<br />
Operieren ihnen nahezu das<br />
Liebste ist, verleiden ihnen lange<br />
Arbeitszeiten, Stress und Büro-<br />
kratie die Freude am Beruf.<br />
Dies geht aus einer Umfrage<br />
unter 2.991 Chirurgen aller Fach-<br />
richtungen im Auftrag der Deut-<br />
schen Gesellschaft für Chirurgie<br />
(DGCH) hervor. Demzufolge sind<br />
Foto: BÄK<br />
Leidenschaftlicher Kämpfer<br />
für den freiheitlichen Arztberuf:<br />
Professor Jörg-Dietrich Hoppe<br />
seinem Tod innehatte, übernahm<br />
am 19. November der Vorsitzende<br />
des Marburger Bundes und CDU-<br />
Bundestagsabgeordnete Rudolf<br />
Henke. Henke bleibt Kammervor-<br />
sitzender bis zum Ende der regu-<br />
lären Wahlperiode 2014.<br />
www.bundesaerztekammer.de<br />
Chirurgen zwar hoch motiviert:<br />
„In unserer Umfrage geben über-<br />
zeugende 96 Prozent der Teil-<br />
nehmer an, dass Operieren ihre<br />
am meisten geschätzte Tätigkeit<br />
sei“, sagte DGCH-Generalsekre-<br />
tär Professor Hartwig Bauer. Der<br />
gleiche Prozentsatz betrachte<br />
den Beruf Chirurg als wichtigstes<br />
Lebensziel. Mehr als 77 Prozent<br />
würden ihn wieder wählen.<br />
Doch die Begeisterung stehe<br />
im Gegensatz zu weiteren Er-<br />
gebnissen: Chirurgen lägen mit<br />
ihrer Arbeitsbelastung im Durch-<br />
schnitt immer noch deutlich<br />
oberhalb der Normen des Ar-<br />
beitszeitgesetzes. Auch die hohe<br />
Arbeitsverdichtung zerre an<br />
den Nerven. Mehr als zwei Drit-<br />
tel klagten zudem über zu viele<br />
Verwaltungsaufgaben.<br />
Die Unzufriedenheit wirke<br />
sich negativ auf die Lebensqua-<br />
lität aus: Leistungsvermögen,<br />
Genuss- und Entspannungsfä-<br />
Neuer BÄK-Hauptgeschäfts-<br />
führer ab Januar 2012:<br />
Dr. Bernhard Rochell<br />
higkeit, Stimmung, Kontaktver-<br />
mögen und Zugehörigkeitsgefühl<br />
seien schlechter als bei anderen<br />
Ärzten. „Die chirurgischen Kolle-<br />
gen schneiden sogar schlechter<br />
ab als verschiedene Patienten-<br />
gruppen“, sagte Bauer. Sie seien<br />
berufsbedingt auch weniger in<br />
der Lage, sich Familie und Privat-<br />
leben ausreichend zu widmen.<br />
Literatur: Dtsch med Wochenschr<br />
2011; 136: 2140-2144<br />
Foto: BÄK<br />
5
Foto: BMG<br />
Nachrichten<br />
50 Jahre BMG<br />
Jubiläum: Ministerium erinnert an<br />
Ministerin Eliabeth Schwarzhaupt<br />
Das Bundesgesundheitsminis-<br />
terium (BMG) hat in diesem Jahr<br />
seinen 50-jährigen Geburtstag<br />
gefeiert. Anlässlich dieses Ju-<br />
biläums erinnerte das BMG an<br />
die erste Gesundheitsministerin<br />
Elisabeth Schwarzhaupt.<br />
Nach der Bundestagswahl<br />
1961 bekleidete Schwarzhaupt als<br />
erste Frau in der Geschichte der<br />
Bundesrepublik ein Ministeramt.<br />
Am 14. November 1961 wurde<br />
sie als Bundes ministerin für das<br />
Gesundheits wesen in die von<br />
Bundeskanzler Konrad Adenauer<br />
geführte Bundesregierung beru-<br />
fen. Auch unter Bundeskanzler<br />
Ludwig Erhard übte Schwarzhaupt<br />
dieses Amt aus. Im Januar 1966<br />
erhielt Elisabeth Schwarzhaupt –<br />
abermals als erste Frau – das<br />
Großkreuz des Bundesverdienst-<br />
kreuzes verliehen.<br />
Trotz ihrer großen Popula-<br />
rität in der Öffentlichkeit hatte<br />
Schwarzhaupt mit vielen par-<br />
teiinternen Schwierigkeiten zu<br />
kämpfen: Es gab weder Verständ-<br />
nis, noch die nötige Anerken-<br />
nung für ihre Arbeit. Mehrmals<br />
überlegte sie, ihr Amt niederzule-<br />
gen. Doch Bundeskanzler Konrad<br />
Adenauer verstand es immer wie-<br />
der, sie in der Fortsetzung ihrer<br />
Arbeit zu stärken.<br />
Im Dezember 1966 berief<br />
Bundeskanzler Georg Kiesinger<br />
die neue Gesundheitsministe-<br />
rin Käte Strobel in ihr Amt. Ob-<br />
wohl Schwarzhaupt den Wunsch<br />
geäußert hatte, ihr Amt nie-<br />
derzulegen, war es ein persön-<br />
licher Affront gegen sie: Georg<br />
Kiesinger stellte sie vor vollende-<br />
te Tat sachen, indem er ihre Ent-<br />
lassung und die Einführung der<br />
Nach folgerin in das Amt ohne ein<br />
Wort der Erklärung in nur einem<br />
Akt besiegelte. Tage zuvor hatte er<br />
noch an ihrer Person festhalten<br />
wollen.<br />
Elisabeth Schwarzhaupt zog<br />
sich enttäuscht fast völlig aus der<br />
Gesundheitspolitik zurück.<br />
Link:<br />
Auch in den Anfängen der<br />
Bundesrepublik war das BMG ein<br />
eher undankbares Ressort: die<br />
erste Bundesgesundheitsminis-<br />
terin Elisabeth Schwarzhaupt<br />
www.bmg.bund.de<br />
Krankenkassen<br />
Bundesrechnungshof bemängelt zu<br />
große und zu teure Mietobjekte<br />
Der Bundesrechnungshof (BRH)<br />
hat in seinen „Bemerkungen 2011<br />
zur Haushalts- und Wirtschafts-<br />
führung des Bundes“ Millio-<br />
nenverluste bei Krankenkassen<br />
durch hohe Mieten und nicht be-<br />
nötigte Bürofl ächen kritisiert.<br />
Der BRH hatte stichproben-<br />
artig die Mietverträge gesetz-<br />
licher Krankenkassen untersucht<br />
und dabei festgestellt, dass viele<br />
Mieten über dem ortsüblichen<br />
Niveau lagen, dass Laufzeiten<br />
von bis zu 20 Jahren ohne ordent-<br />
liches Kündigungsrecht verein-<br />
bart wurden und dass die ange-<br />
mieteten Flächen den Bedarf der<br />
Krankenkassen überschritten.<br />
So habe eine Kasse 32.000<br />
m² Fläche in drei noch zu errich-<br />
tenden Gebäuden angemietet,<br />
aber lediglich gut ein Drittel der<br />
Fläche genutzt. Aus Untervermie-<br />
tung habe sie einen Teil der Miete<br />
refi nanzieren können, aller dings<br />
zu schlechteren Konditionen.<br />
Hieraus sei ihr ein fi nanzieller<br />
Nachteil von mindestens sechs<br />
Millionen Euro bis Ende 2010<br />
entstanden.<br />
Eine andere Krankenkasse<br />
habe sich verpfl ichtet, ab dem Jahr<br />
2011 ein noch zu errichtendes Ge-<br />
bäude mit einer Büro fl äche von<br />
18.933 m² zu mieten. Der Bedarf<br />
habe aber nur bei 8.000 m² gele-<br />
gen. Die von der Kranken kasse zu<br />
zahlende Miete sei deutlich höher<br />
als die ortsübliche Miete gewesen.<br />
Der Vertrag habe darüber hinaus<br />
eine Laufzeit von über 15 Jahren<br />
gehabt, ohne dass eine der Par-<br />
teien den Vertrag hätte kündigen<br />
können.<br />
Viele Mietverträge von ge-<br />
setzlichen Krankenkassen sind<br />
unwirtschaftlich, moniert der<br />
Bundesrechnungshof<br />
Der BRH monierte, dass die<br />
Aufsichtsbehörden derzeit un-<br />
wirtschaftliche Mietverträge<br />
nicht verhindern könnten, weil<br />
sie erst nach Vertragsabschluss<br />
davon erfahren. Daher sollten<br />
nach Auffassung des BRH Kran-<br />
kenkassen gesetzlich verpfl ich-<br />
tet werden, Mietvertragsentwürfe<br />
den Aufsichtsbehörden vorzule-<br />
gen. Die Wirksamkeit der Miet-<br />
verträge solle dann von der Ge-<br />
nehmigung der Aufsichtsbehörde<br />
abhängig gemacht werden.<br />
www.bundesrechnungshof.de<br />
6 CHirurgeNMagaziN<br />
Foto: Barmer GEK
Honorartransparenz<br />
Versicherte sollen Kosten ihrer<br />
Behandlung online einsehen können<br />
Die Regierungskoalition plant<br />
einem Bericht des Hamburger<br />
Nachrichtenmagazins „Spiegel“<br />
(Ausgabe 46.2011) zufolge einen<br />
Vorstoß in Sachen Transparenz:<br />
So sollen GKV-Versicherte<br />
künftig auf der Homepage ihrer<br />
Krankenkasse online einsehen<br />
können, wie viel ihr Arzt für Behandlungen<br />
und Verordnungen<br />
abgerechnet hat.<br />
Der „Spiegel“ bezog sich<br />
dabei auf die Beratungen zum<br />
GKV-Versorgungsstrukturgesetzt<br />
(GKV-VSG), bei denen Gesundheitsexperten<br />
von Union und<br />
FDP beschlossen haben sollen,<br />
auf diese Weise für mehr Abrechnungstransparenz<br />
zu sorgen.<br />
Auf diese Weise könnten Patienten<br />
kontrollieren, „ob der<br />
Doktor nur das in Rechnung gestellt<br />
hat, was er tatsächlich auch<br />
geleistet hat“, heißt es in dem<br />
Bericht weiter. Was in dem Artikel<br />
allerdings nicht zur Sprache<br />
kommt, ist die verzögerte Zah-<br />
Heft 54 | Jahrgang 9 | Ausgabe 6.2011<br />
Nachrichten<br />
Chirurgische Fortbildung<br />
European Surgical Institute (ESI)<br />
feiert 20-jähriges Bestehen<br />
Das European Surgical Institute<br />
(ESI) in Norderstedt bei Hamburg<br />
hat Ende September 2011 seinen<br />
20. Jahrestag gefeiert. Anläss-<br />
lich des runden Geburtstags ver-<br />
wies das ESI – 1991 von der Firma<br />
Johnson&Johnson gegründet –<br />
auf seine Erfolge als Institut für<br />
die chirurgische Fortbildung.<br />
So sei das ESI die erste Fort-<br />
bildungseinrichtung für mini-<br />
mal invasive Chirurgie gewesen.<br />
Es habe als erste einen stimm-<br />
kontrollierten Roboterarm für<br />
laparoskopische Chirurgie eingesetzt.<br />
Der Vater des ESI, Dr. Jürgen<br />
Brenner, ist stolz darauf, dass von<br />
den 21 Teilnehmern des ersten<br />
Kurses alle Chefärzte oder Professoren<br />
geworden sind.<br />
Insgesamt hätten bislang<br />
mehr als 170.000 Chirurgen die<br />
Kurse des ESI besucht, jedes Jahr<br />
zähle man rund 13.500 Teilnehmer<br />
aus aller Welt. Heute umfasse<br />
ESI zehn Labore für praktische<br />
Trainings, zehn Konferenzräu-<br />
me, ein Auditorium mit 350 Plätzen<br />
und ein Virtual-Reality-Labor<br />
mit Computersimulatoren für die<br />
chirurgische Ausbildung.<br />
Im zwanzigsten Jahr des Bestehens<br />
hat Brenner nun die Leitung<br />
an Dr. George Alevizopoulos<br />
übergeben.<br />
www.esi-online.de<br />
GKV-Kostenentwicklung<br />
Berechnungen des WIdO: Demographischer Wandel ist kein Kostentreiber !<br />
Die steigende Lebenserwartung<br />
der Menschen belastet die Finanzen<br />
der Gesetzlichen Krankenversicherung<br />
(GKV) weit weniger<br />
als bislang angenommen. Dies<br />
ist das Ergebnis des Versorgungs-<br />
Reports 2012 des Wissenschaftlichen<br />
Instituts der AOK (WIdO),<br />
der sich dem Thema „Gesundheit<br />
im Alter“ widmet.<br />
Nach Berechnungen des Gesundheitsökonomen<br />
Professor<br />
Stefan Felder von der Universi-<br />
lung im KV-System. Sollte der<br />
Patient in Zukunft tatsächlich on-<br />
line die Abrechnung seines Arztes<br />
kontrollieren können, wird er<br />
sich vermutlich zuallererst dar-<br />
über wundern, dass dieser sechs<br />
Monate nach der Leistung über-<br />
haupt erst sein Geld erhält.<br />
Dr. Johannes Gensior, koop-<br />
tiertes Vorstandsmitglied des<br />
BNC, bezeichnete die Pläne<br />
als „schlechten Witz“. Gensior<br />
sagte: „Bei gedeckelten Hono-<br />
raren und Regelleistungsvolumi-<br />
na (RLV) sowie der Versenkung<br />
der tatsächlichen Leistungen in<br />
Pauschalen ist die angekündig-<br />
te Transparenz absolute Augen-<br />
wischerei.“<br />
Kein Patient werde zum Bei-<br />
spiel in einer Ziffer Z 07311 die an<br />
ihm erbrachten Leistungen wie-<br />
derfinden. „Ganz zu schweigen<br />
davon, dass die seinerzeit einge-<br />
führte Euro-Gebührenordnung<br />
durch RLV/QZV konterkariert<br />
wird“, kritisierte Gensior.<br />
tät Basel steigen die GKV-Ausgaben<br />
aufgrund des wachsenden<br />
Anteils Älterer an der Bevölkerung<br />
bis 2050 um bis zu 20 Prozent.<br />
Das verursache allerdings<br />
lediglich ein Ausgabenplus von<br />
0,4 Prozent pro Jahr.<br />
Zwischen 2005 und 2009<br />
seien die Ausgaben der GKV<br />
insgesamt im Jahresmittel um<br />
3,7 Prozent gestiegen. Demnach<br />
ziehe die steigende Lebenserwartung<br />
zwar höhere Ausgaben<br />
nach sich, aber bei weitem nicht<br />
im Ausmaß einer Kostenexplosion.<br />
Man habe beobachtet, dass<br />
die Behandlungskosten unmittelbar<br />
vor dem Tod eines Menschen<br />
besonders hoch sind, allerdings<br />
unabhängig davon, ob er mit 70,<br />
80 oder 90 Jahren sterbe.<br />
Felder ist zudem der Überzeugung,<br />
dass der medizinische<br />
Fortschritt deutlich mehr Einfluss<br />
auf die Gesundheitsausgaben<br />
haben wird als die Alterung.<br />
Blick ins Auditorium des<br />
ESI bei einem der zahlreichen<br />
Symposien<br />
Uwe Deh, Geschäftsführender<br />
Vorstand des AOK-Bundesverbandes,<br />
sagte: „Die Daten zeigen,<br />
dass wir die finanziellen Auswirkungen<br />
der erfreulich längeren<br />
Lebenserwartung der Menschen<br />
in den Griff bekommen können.“<br />
Günter, Klose, Schmacke (Hg.): Versor-<br />
gungsreport 2012. Schwerpunkt: Ge-<br />
sundheit im Alter. Stuttgart: Schattau-<br />
er Verlag, 2012. 439 Seiten, 49,95 Euro.<br />
www.versorgungs-report-online.de<br />
Foto: VMK<br />
7
GKV-Versorgungsstrukturgesetz<br />
Chance auf bessere Medizin oder<br />
neue bürokratische Fesseln für Ärzte ?<br />
Die parlamentarische Hürde ist genommen, weite Teile des neuen GKV-<br />
Versorgungsstrukturgesetzes können damit zum 1. Januar 2012 in Kraft treten.<br />
Die Ärzteschaft lobt, das Gesetz enthalte gute Ansätze zur Bekämpfung des<br />
Ärztemangels. Die Kassen hingegen fürchten eine neue Kostenexplosion.<br />
Von Antje Thiel<br />
BNC Aktuell<br />
Am 1. Dezember 2012 hat der<br />
Deutsche Bundestag das Gesetz<br />
zur Verbesserung der Versor-<br />
gungsstrukturen in der gesetz-<br />
lichen Krankenversicherung<br />
(GKV-VSG) beschlossen. Das Ge-<br />
setz soll demographiebedingten<br />
Versorgungsengpässen entgegen-<br />
steuern und gezielt die medizi-<br />
nische Versorgung verbessern.<br />
Aufgrund dieser Zielsetzung<br />
war in den Medien in den vergan-<br />
genen Monaten auch häufig von<br />
dem „Gesetz gegen den Landärzte-<br />
mangel“ die Rede. Doch führt das<br />
neue Gesetz tatsächlich zur Flexibilisierung<br />
und Deregulierung der<br />
Gesundheitsversorgung, die den<br />
Beteiligten vor Ort endlich wieder<br />
mehr Handlungsspielraum<br />
eröffnet?<br />
Mehr Mitwirkung und<br />
Gestaltung auf Länderebene<br />
Das Bundesgesundheitsministerium<br />
(BMG) zumindest<br />
verspricht, dass die Länder mit<br />
dem neuen Gesetz mehr Mitwir-<br />
kungs- und Gestaltungsoptionen<br />
erhalten. Gleichzeitig werde die<br />
vertragsärztliche Vergütung flexi-<br />
bilisiert und regionalisiert.<br />
Bundesgesundheitsminister<br />
Daniel Bahr (FDP) sagte anläss-<br />
lich der Verabschiedung des GKV-<br />
VSG: „Wir sorgen dafür, dass Arzt-<br />
praxen in Zukunft dort zu finden<br />
sein werden, wo die Menschen<br />
sie brauchen.“<br />
Beschlossen wurden im GKV-<br />
VSG im Wesentlichen nun die fol-<br />
genden Regelungen.<br />
Noch vor Weihnachten vom<br />
Tisch: Der Bundestag hat das<br />
GKV-VSG beschlossen<br />
Ärztliche Versorgung und<br />
Versorgungsstrukturen<br />
} Ärzte in unterversorgten Ge-<br />
bieten werden von der Men-<br />
genbegrenzung ausgenommen.<br />
Es gibt die Möglichkeit, Preis-<br />
zuschläge für „besonders för-<br />
derwürdige Leistungen“ sowie<br />
„Leistungen von besonders för-<br />
derungswürdigen Leistungser-<br />
bringern“ zu vereinbaren, die<br />
in strukturschwachen Gebieten<br />
tätig sind (zum Beispiel mit hö-<br />
herer Versorgungsqualität).<br />
} Der ärztliche Notdienst wird<br />
sektorenübergreifend organisiert,<br />
es wird mit 116 117 eine bundes-<br />
einheitliche Notdienstnummer<br />
für den ärztlichen Bereitschafts-<br />
dienst bereitgestellt. Diese wird<br />
von der Kassenärztlichen Bundes-<br />
vereinigung in Deutschland ein-<br />
gerichtet und betrieben.<br />
} Mobile Versorgungskonzepte<br />
werden gefördert.<br />
} Ärzte sollen die Chance haben,<br />
Familie und Beruf besser zu ver-<br />
einbaren. Die Möglichkeit für<br />
Vertragsärztinnen, sich im zeit-<br />
lichen Zusammenhang mit einer<br />
Entbindung vertreten zu lassen,<br />
wird von sechs auf zwölf Monate<br />
verlängert. Die Möglichkeit für<br />
die Beschäftigung eines Entlas-<br />
tungsassistenten wird für die Er-<br />
ziehung von Kindern für bis zu<br />
36 Monate sowie für die Pflege<br />
von Angehörigen für bis zu sechs<br />
Monate eröffnet.<br />
8 CHirurgeNMagaziN<br />
Foto: Deutscher Bundestag / Lichtblick / Achim Melde
} Vernetzungen und Koopera-<br />
tionen auf Ärzteseite, die be-<br />
stimmten Qualitätskriterien ent-<br />
sprechen, können künftig durch<br />
gezielte finanzielle Fördermög-<br />
lichkeiten unterstützt werden.<br />
} Der Grundsatz „Beratung vor<br />
Regress“ bei Wirtschaftlichkeits-<br />
prüfungen im Arzneimittel- und<br />
Heilmittelbereich soll gestärkt<br />
werden. Gleichzeitig soll Transpa-<br />
renz im Rahmen der Richtgrößen<br />
und bei der Anerkennung von<br />
Praxisbesonderheiten im Heil-<br />
mittelbereich geschaffen werden.<br />
} Die Richtgrößenprüfung im<br />
Arzneimittelbereich wird in einer<br />
Modellregion befristet auf drei<br />
Jahre abgelöst durch einen von<br />
der Selbstverwaltung zu erarbei-<br />
tenden Medikationskatalog, um<br />
insbesondere die Verbesserung<br />
der Therapietreue der Patienten,<br />
der Arzneimittelsicherheit und<br />
der Wirtschaftlichkeit der Arznei-<br />
mittelversorgung zu erproben.<br />
} Die Zulassungsregelungen<br />
für Medizinische Versorgungs-<br />
zentren (MVZ) werden modifiziert,<br />
um die Freiberuflichkeit und die<br />
Unabhängigkeit medizinischer<br />
Entscheidungen zu sichern.<br />
} Der Zulassungsausschuss kann<br />
bereits im Vorfeld eines Nach-<br />
besetzungsverfahrens in über-<br />
versorgten Planungsbereichen<br />
entscheiden, ob ein Nachbeset-<br />
zungsverfahren überhaupt erfol-<br />
gen soll. Entscheidet er sich da-<br />
gegen, erhält der ausscheidende<br />
Vertragsarzt von der KV eine<br />
Entschädigung in Höhe des Ver-<br />
kehrswertes der Praxis.<br />
Leistungsverbesserungen<br />
und Transparenz<br />
} Der Sicherstellungsauftrag soll<br />
auch beinhalten, Versicherten in<br />
einem angemessenen Zeitraum<br />
fachärztliche Versorgung zukom-<br />
Heft 54 | Jahrgang 9 | Ausgabe 6.2011<br />
men zu lassen. Auf diese Weise<br />
sollen vermeidbare Wartezeiten<br />
in der fachärztlichen Versorgung<br />
vermindert und die „erlebte Ver-<br />
sorgungsrealität“ der Patienten<br />
verbessert werden.<br />
} Es wird schrittweise ein sek-<br />
torenverbindender neuer Bereich<br />
der ambulanten spezialfachärzt-<br />
lichen Versorgung eingeführt, in<br />
dem bestimmte spezialfachärzt-<br />
liche Leistungen unter gleichen<br />
Qualitäts- und Vergütungsbe-<br />
dingungen sowohl von Kranken-<br />
hausärzten als auch von nie-<br />
dergelassenen Vertragsärzten<br />
erbracht werden können. Eine<br />
bestmögliche Versorgung der Ver-<br />
sicherten steht dabei im Mittel-<br />
punkt und nicht mehr die Frage,<br />
wer die Leistung erbringt (siehe<br />
Kasten rechts).<br />
} Krankenkassen sollen künftig<br />
Satzungsregelungen zur Haus-<br />
haltshilfe über den Pflichtleis-<br />
tungsanspruch hinaus für den<br />
Fall vorsehen, dass Versicherte<br />
wegen einer ambulanten Kranken-<br />
behandlung ihren Haushalt nicht<br />
weiter führen können, etwa die<br />
Gewährung einer Haushaltshilfe<br />
auch an Alleinstehende.<br />
} Die Angebotsmöglichkeiten der<br />
Krankenkassen für Satzungsleis-<br />
tungen werden deutlich ausge-<br />
weitet. Dies gilt für Vorsorge- und<br />
Reha-Maßnahmen, künstliche<br />
Befruchtung, zahnärztliche Be-<br />
handlung (ohne Zahnersatz),<br />
nicht verschreibungspflichtige<br />
apothekenpflichtige Arzneimittel,<br />
Heil- und Hilfsmittel, häusliche<br />
Krankenpflege und Haushaltshil-<br />
fe sowie Leistungen von nicht zu-<br />
gelassenen Leistungserbringern.<br />
} Das Entlassmanagement nach<br />
Krankenhausaufenthalten soll<br />
verbessert werden. Ziel ist es, die<br />
Kontinuität der Versorgung zu ge-<br />
währleisten, die Kommunikation<br />
zwischen den beteiligten ambu-<br />
lanten oder stationären Versor-<br />
gungsbereichen zu verbessern,<br />
die Entlastung von Patienten und<br />
ihren Angehörigen zu ermögli-<br />
chen sowie den „Drehtüreffekt“<br />
zu vermeiden.<br />
} Innovationen sollen schnel-<br />
ler in den Leistungskatalog der<br />
Gesetzlichen Krankenversiche-<br />
rung aufgenommen werden. Der<br />
Gemeinsame Bundesausschuss<br />
(G-BA) erhält ein neues Instru-<br />
ment zur Erprobung neuer Un-<br />
tersuchungs- und Behandlungs-<br />
methoden, deren Nutzen noch<br />
nicht mit hinreichender Evidenz<br />
belegt ist. Er kann innovative Un-<br />
tersuchungs- und Behandlungs-<br />
methoden mit Potenzial künftig<br />
zeitlich begrenzt unter struktu-<br />
rierten Bedingungen bei gleich-<br />
zeitigem Erkenntnisgewinn unter<br />
Aussetzung des Bewertungsver-<br />
fahrens erproben.<br />
antje Thiel<br />
BNC Aktuell<br />
Redaktion Chirurgen Magazin<br />
und www.bncev.de<br />
Essener Straße 4, D<br />
22419 Hamburg<br />
Tel.: 040 2596116<br />
Fax: 040 2596112<br />
antje.thiel@bncev.de<br />
www.vmk-online.de<br />
} Im Leistungsrecht soll klarge-<br />
stellt werden, dass Versicherte<br />
mit einer lebensbedrohlichen Er-<br />
krankung, für die eine allgemein<br />
anerkannte, dem medizinischen<br />
Spezialfachärztliche Versorgung: Die Position des BNC<br />
In der Diskussion um den neuen § 116b SGB V, namentlich die ambulante<br />
spezialfachärztliche Versorgung, schlugen auch unter den fachärztlichen<br />
Berufsverbänden die Wogen hoch. Einig sind sich die Verbände immerhin<br />
in einem Punkt: Es ist gut, dass diese neue Versorgungsebene nun nach<br />
zähem Ringen präziser definiert wurde: Was in früheren Versionen des<br />
Gesetzentwurfes noch „ambulante spezialärztliche Versorgung“ hieß, trägt<br />
nun den Namen „ambulante spezialfachärztliche Versorgung“.<br />
Die Leistungen nach § 115b SGB V wurden entgegen früherer Planungen<br />
nun doch aus dem neuen § 116b herausgenommen. BNC-Präsident Dr. Dieter<br />
Haack erklärte hierzu: „Natürlich hätten sich alle ambulanten Operateure<br />
gewünscht, dass alle Leistungen des § 115b in den neuen, extrabudgetär<br />
vergüteten § 116b wandern. Allerdings munkeln Insider bei der KBV, dass<br />
die Umsetzung des § 116b durch den als schwerfällig bekannten Gemeinsamen<br />
Bundesausschuss bis 2013 oder sogar 2014 dauern wird.“ Zudem beschränkte<br />
sich die Definition des § 116b zuletzt nur noch auf einige wenige<br />
Erkrankungen mit besonderen Krankheitsverläufen und schweren Verlaufsformen.<br />
Realpolitisch sei die Herausnahme daher vernünftig, sagte Haack.<br />
Haack erklärte, eine Einflussnahme der Ärzteschaft auf die Gestaltung<br />
dieser Verträge wäre ebenfalls nicht mehr möglich gewesen. Denn der paritätisch<br />
besetzte G-BA soll künftig einen neutralen Vorsitzenden erhalten, der<br />
2012 neu gewählt werden soll und der bei Meinungsverschiedenheiten je<br />
nach Provenienz auch krankenhausfreundlich entscheiden könnte. „Was<br />
das für das Ambulante Operieren bedeuten würde, kann sich jeder vorstellen“,<br />
warnte Haack. Aus diesem Grund hatte der BNC auf eine Beibehaltung<br />
des bewährten Systems der dreiseitigen Verträge gedrungen. „Bei der<br />
derzeitigen Regelung über dreiseitige Verträge können wir zumindest auf<br />
Bundesebene und in den Regionen mitdiskutieren“, sagte Haack.<br />
Foto: Thiel<br />
9
BNC Aktuell<br />
Bundestagsdebatte zum VSG: Auszüge aus der Diskussion<br />
} „Entscheidend bei einem Flug ist, dass Sie sicher von A nach B kommen,<br />
dass die entsprechenden Sicherheitsanforderungen erfüllt sind, dass<br />
der Pilot die entsprechende Ausbildung hat, dass Sie angenehm sitzen<br />
können. Derjenige, der dann zusätzlich etwas will – meinetwegen die<br />
Schokolade bei der Landung –, gönnt sich die Businessclass. Genau das<br />
ist unser Verständnis von Gesundheitspolitik.“ (Jens Spahn, CDU)<br />
} „Womit haben wir es jetzt zu tun? Das Gesetz ist ein Versorgungsgesetz.<br />
Aber um welche Versorgung geht es denn? Es geht doch nicht um die Ver-<br />
sorgung der Patienten oder der Versicherten. Es geht um die Ärzteversor-<br />
gung. Das Gesetz müsste korrekterweise Ärzteversorgungsgesetz heißen<br />
oder noch präziser: Gesetz zur Stärkung der Kassenärztlichen Vereini-<br />
gungen.“ (Prof. Karl Lauterbach, SPD)<br />
} „Wenn es etwas gebracht hat, dass die FDP im Bundesgesundheits-<br />
ministerium ist und Sie in der Opposition sind, dann ist es offensichtlich<br />
eines: dass wir heute über einen drohenden Ärztemangel reden und<br />
endlich Schritte diskutieren, wie dieser drohende Ärztemangel ange-<br />
gangen wird.“ (Daniel Bahr, FDP)<br />
} „Die zweite Botschaft war die Schaffung eines Landarztgesetzes. Unter<br />
diesem Deckmantel bringen Sie eine erneute Reform der vertragsärzt-<br />
lichen Vergütung auf den Weg. Angeblich sollen die regionalen Ver-<br />
antwortlichkeiten gestärkt werden. In der Praxis wird Ihre Reform aber<br />
eher dazu führen, dass wieder diejenigen bei der Honorarverteilung das<br />
Rennen machen, deren Einfluss am weitesten reicht. – Willkommen in<br />
der Vergangenheit!“ (Dr. Harald Terpe, Grüne)<br />
} „Der vorliegende Gesetzentwurf ist alles andere als ein großer Wurf. Das<br />
Gesetz beinhaltet erste klägliche Schritte eines notwendigen Marathons.<br />
Kein Grund, sich zu rühmen! (…) Alle Gesundheitsberufe müssen in die<br />
Bedarfsplanung einbezogen werden, auch die Pflegeberufe, auch die<br />
Heilberufe, auch die Hebammen. Gesundheitsversorgung ist mehr als<br />
ärztliche Versorgung.“ (Dr. Martina Bunge, Linke)<br />
} „Sie tun keinen einzigen Schritt, um die überholte Trennung von GKV und<br />
PKV aufzuheben. Auch das ist eines der Probleme, das wir in unserem<br />
Gesundheitswesen haben. Warum müssen denn so viele gesetzlich ver-<br />
sicherte Patienten und Patientinnen auf Termine beim Facharzt oder bei<br />
der Fachärztin warten? Das liegt nicht daran, dass es zu wenige Fachärzte<br />
gibt – in den überversorgten Gebieten kann man besichtigen, dass es<br />
genügend gibt –, sondern schlicht und ergreifend daran, dass für PKV-<br />
Versicherte bei gleicher Leistung deutlich höhere Honorare als für ge-<br />
setzlich Versicherte gezahlt werden.“ (Elke Ferner, SPD)<br />
} „Ich erinnere an meine allererste parlamentarische Anfrage 2002 an die<br />
damalige Gesundheitsministerin Frau Schmidt. Dabei ging es um genau<br />
dieses Thema. In der Antwort wurde geleugnet, dass ein Mangel droht,<br />
dass vielleicht sogar schon ein Problem besteht. Es hat lange gedauert,<br />
bis über dieses Thema ernsthaft in der Politik diskutiert wurde.“ (Maria<br />
Michalk, CDU / CSU)<br />
} „Es gibt ein tiefes Misstrauen gegenüber modernen Versorgungsstruk-<br />
turen wie zum Beispiel Medizinischen Versorgungszentren. Auch wenn<br />
die Medizinischen Versorgungszentren hier gerade sehr gelobt worden<br />
sind, muss man doch feststellen, dass den Medizinischen Versorgungs-<br />
zentren mit diesem Gesetz wieder Fesseln angelegt werden.“ (Dr. Marlies<br />
Vollmer, SPD)<br />
}<br />
„Diese finanziellen Anreize sind notwendig, und es ist auch richtig, diese<br />
am konkreten Bedarf vor Ort auszurichten, indem die Honorare dezentral<br />
festgesetzt und Abstaffelungen abgeschafft werden. Wenn ein Arzt seine<br />
Praxis in einer Gemeinde schließt und dort nur noch ein Arzt übrig bleibt,<br />
dann kann es nicht sein, dass dieser dafür bestraft wird, dass er mehr<br />
arbeitet als bisher.“ (Lothar Riebsamen, CDU / CSU)<br />
Das vollständige Plenarprotokoll kann nachgelesen werden unter<br />
www.bundestag.de/dokumente/protokolle/plenarprotokolle/index.html<br />
Standard entsprechende Leis-<br />
tung nicht zur Verfügung steht,<br />
eine noch nicht allgemein aner-<br />
kannte Leistung beanspruchen<br />
können, wenn Aussicht auf Hei-<br />
lung oder eine spürbare positive<br />
Einwirkung auf den Krankheits-<br />
verlauf besteht.<br />
} Die ambulante Rehabilitation<br />
soll gestärkt werden. Ambulante<br />
Rehabilitationseinrichtungen<br />
werden den stationären gleich-<br />
gestellt, indem einheitliche Ver-<br />
sorgungsverträge geschlossen<br />
werden. Zudem wird auch für<br />
die ambulante Rehabilitation ein<br />
Schiedsverfahren zu den Vergü-<br />
tungsverträgen vorgesehen.<br />
} Versicherte, die langfristig Heil-<br />
mittelbehandlungen benötigen<br />
(etwa Menschen mit schweren<br />
Behinderungen oder chronisch<br />
Kranke), erhalten die Möglich-<br />
keit, sich die erforderlichen Heil-<br />
mittel für einen geeigneten Zeit-<br />
raum von ihrer Krankenkasse<br />
genehmigen zu lassen. Dies soll<br />
die Behandlungskontinuität der<br />
Versicherten gewährleisten und<br />
die verordnenden Vertragsärzte<br />
entlasten.<br />
} Das Verfahren der Versicher-<br />
teninformation wird neu gere-<br />
gelt. Ziel ist es, den Versicherten<br />
einen unkomplizierten Zugang<br />
zu Informationen über die von<br />
ihnen in Anspruch genommenen<br />
Leistungen und deren Kosten zu<br />
ermöglichen.<br />
} Es werden Regelungen getrof-<br />
fen, die den Versicherten im Falle<br />
von Krankenkassenschließungen<br />
den Kassenwechsel erleichtern<br />
und dabei die unterbrechungs-<br />
freie Krankenversicherung sicher-<br />
stellen. Die Krankenkassen wer-<br />
den dazu verpflichtet, ihre<br />
Mitglieder bei einer drohenden<br />
Insolvenz acht Wochen vorher<br />
schriftlich über die Schließung<br />
zu informieren und ihnen eine<br />
Liste aller Krankenkassen zur<br />
Verfügung zu stellen, in welche<br />
die Mitglieder nach der Kassen-<br />
schließung wechseln können.<br />
} Es soll mehr Transparenz durch<br />
Veröffentlichung der zentralen<br />
Ergebnisse der Jahresrechnung<br />
der Krankenkassen geschaffen<br />
werden. Hierzu gehört die obliga-<br />
torische Prüfung und Testierung<br />
der Jahresrechnung durch Wirt-<br />
schafts- oder Buchprüfer.<br />
} Geplant ist eine Neuausgestal-<br />
tung der Regelungen zur Daten-<br />
transparenz. Ziel ist es, auf die-<br />
sem Wege die Datengrundlage<br />
für die Versorgungsforschung<br />
und die Weiterentwicklung des<br />
Systems der gesetzlichen Kran-<br />
kenversicherung zu verbessern.<br />
} Der Ausgabeprozess der elek-<br />
tronischen Gesundheitskarte<br />
wird fortgesetzt. Ziel ist, dass bis<br />
Ende des Jahres 2012 mindestens<br />
70 Prozent der Versicherten eine<br />
elektronische Gesundheitskarte<br />
10 CHirurgeNMagaziN<br />
haben.<br />
Wie seine Vorgängergesetze<br />
ist auch das GKV-VSG keine eier-<br />
legende Wollmilchsau. Es kann<br />
nicht alle strukturellen Defizite<br />
des deutschen Gesundheitswe-<br />
sens von heute auf morgen be-<br />
seitigen. Noch viel weniger kann<br />
es alle Akteure dieses Haifisch-<br />
beckens zufrieden stellen.<br />
Bundesärztekammer äußert<br />
vorsichtig optimistisches Lob<br />
Es ist allerdings seit vielen<br />
Jahren das erste Mal, dass die<br />
Ärzteschaft überwiegend positiv<br />
über eine anstehende Gesund-<br />
heitsreform urteilt. So lobte die<br />
Bundesärztekammer (BÄK) das<br />
Engagement der Politik gegen<br />
den Ärztemangel. BÄK-Präsident<br />
Dr. Frank-Ulrich Montgomery
sagte, „bei aller Kritik an einzel-<br />
nen Bestimmungen“ erkenne<br />
man an, dass die Koalition zu-<br />
mindest den Versuch unternom-<br />
men hat, ihrer Verantwortung für<br />
die Beseitigung des Ärzteman-<br />
gels gerecht zu werden.<br />
Das Gesetzpaket sei „in Tei-<br />
len geeignet“, mehr Ärzte zu einer<br />
Tätigkeit in strukturschwachen<br />
Gebieten zu motivieren und<br />
die verschiedenen Versorgungs-<br />
bereiche besser miteinander zu<br />
verzahnen. Montgomery wand-<br />
te aber ein: „Gelöst sind die Pro-<br />
bleme damit aber noch lange<br />
nicht. Es wurde die Grundlage ge-<br />
schaffen, auf der Bund und Län-<br />
der bei kommenden Reformen<br />
aufbauen können – nicht mehr<br />
und nicht weniger.“<br />
KBV begrüßt die Abkehr<br />
von der Kostendämpfung<br />
Und auch der Vorstandsvor-<br />
sitzende der Kassenärztlichen<br />
Bundesvereinigung, Dr. Andreas<br />
Köhler, lobte: „Die Politik ver-<br />
lässt damit endlich den Weg der<br />
Kostendämpfung im Gesund-<br />
heitswesen. Die Kassenärztlichen<br />
Vereinigungen werden nun in<br />
den Regionen den Instrumen-<br />
Heft 54 | Jahrgang 9 | Ausgabe 6.2011<br />
tenkoffer des Gesetzgebers nut-<br />
zen können.“ Köhler unterstrich<br />
aber: „Damit kommen aber nicht<br />
automatisch auf die Schnelle<br />
neue Ärzte aufs Land.“<br />
BDI: „Kalte Enteignung durch<br />
den Zulassungsausschuss !“<br />
In Detailfragen des Gesetzes<br />
gab es aber auch Kritik von Seiten<br />
der Ärzteschaft. So warnte der<br />
Berufsverband Deutscher Inter-<br />
nisten (BDI) vor der vorgesehenen<br />
Regelung, dass im Zweifelsfall<br />
auch der Zulassungsausschuss<br />
über die Nachbesetzung eines<br />
Vertragsarztsitzes entscheiden<br />
können soll.<br />
BDI-Präsident Dr. Wolfgang<br />
Wesiack kritisierte: „Das ist<br />
nichts anderes als eine kalte Ent-<br />
eignung.“ Der Verkehrswert einer<br />
Praxis fiele praktisch gegen Null,<br />
wenn kein Markt für die abzuge-<br />
bende Praxis mehr existiere. Beim<br />
Ausscheiden eines Kollegen aus<br />
einer Gemeinschaftspraxis wäre<br />
diese in ihrem Versorgungsange-<br />
bot unter Umständen so einge-<br />
engt, dass sie nicht mehr weiter-<br />
geführt werden könne.<br />
Der BDI bezeichnete die ge-<br />
plante Regelung daher als einen<br />
Verstoß gegen den im Grund-<br />
gesetz verankerten Schutz des<br />
Eigentums und machte ver-<br />
fassungsrechtliche Bedenken<br />
geltend.<br />
Die Kritik der Krankenkas-<br />
sen fiel hingegen eher grund-<br />
sätzlich aus. So fasste Uwe Deh,<br />
Geschäftsführender Vorstand<br />
des AOK-Bundesverbandes die<br />
Kritik seines Verbandes am GKV-<br />
VSG zusammen: „Das Gesetz stif-<br />
tet für Versicherte und Patienten<br />
kaum Nutzen. Vor allem bringt<br />
es keine effektiven Strukturre-<br />
formen zur Bewältigung der mit<br />
dem demographischen Wandel<br />
verbundenen Aufgaben.“<br />
Honorarabschläge für Ärzte<br />
in überversorgten Gebieten<br />
Die Vorstandsvorsitzen-<br />
de des GKV-Spitzenverbandes<br />
Dr. Doris Pfeiffer hatte schon in<br />
den Wochen vor der endgültigen<br />
Abstimmung im Bundestag er-<br />
klärt, die Bundesregierung gehe<br />
zwar die richtigen Ziele an, aber<br />
mit den im Gesetz vorgesehenen<br />
Maßnahmen seien diese kaum<br />
zu erreichen.<br />
Abrechnung<br />
ist Knochenarbeit<br />
Der GKV-Spitzenverband for-<br />
derte, anstatt Ärzten in unter-<br />
BNC Aktuell<br />
versorgten Regionen Honorar-<br />
zuschläge zu gewähren, sollten<br />
vielmehr Honorarabschläge für<br />
Ärzte in überversorgten Gebieten<br />
vereinbart werden.<br />
GKV-Spitzenverband<br />
warnt vor Kostenexplosion<br />
Und auch Pfeiffers Stell-<br />
vertreter Johann-Magnus von<br />
Stackelberg war in der Diskus-<br />
sion um das geplante Gesetz<br />
durch markige Sprüche aufgefal-<br />
len, in denen er eine Ausgaben-<br />
begrenzung in der ambulanten<br />
spezialfachärztlichen Versorgung<br />
forderte und vor einer „Kosten-<br />
explosion durch Spezialärzte“<br />
warnte.<br />
Dieser enge Blick auf die<br />
Kosten ist vielen Berufsverbän-<br />
den ein Dorn im Auge. So kriti-<br />
sierte der Präsident des Bundes-<br />
verbandes Ambulantes Operieren<br />
(BAO), Dr. Axel Neumann, der<br />
GKV-Spitzenverband wolle den<br />
neuen Versorgungsbereich ein-<br />
seitig und vornehmlich mone-<br />
tär definieren. „Er beweist damit,<br />
dass ihm undifferenzierte Kosten-<br />
senkung wichtiger ist als eine<br />
mutige Reform zur Verbesserung<br />
der Patientenversorgung.“<br />
... und erfordert Spezialwissen, Akribie und Durchsetzungsvermögen!<br />
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11
Unser Gesundheitswesen steht<br />
vor großen Herausforderungen.<br />
Nur einige Schlagwörter wie<br />
demographischer Wandel, medi-<br />
zinischer Fortschritt, Fachkräfte-<br />
mangel, Wachstumsmarkt Ge-<br />
sundheitswesen, Defizite bei der<br />
Finanzierung der gesetzlichen<br />
Kranken- und Pflegeversiche-<br />
rung, Rationierung, Priorisierung<br />
sollen genannt werden.<br />
Vor diesem Hintergrund be-<br />
finden wir uns als Ärzte und<br />
Chirurgen in einem besonderen<br />
Spannungsfeld. Bereits im März<br />
2011 hat sich unser gemeinsamer<br />
Bundeskongress in Nürnberg bei<br />
der Eröffnung dem Thema „Wird<br />
in Deutschland zu viel operiert?“<br />
gewidmet.<br />
BNC Aktuell<br />
14. Bundeskongress der niedergelassenen Chirurgen<br />
Gemeinsam Stärke zeigen –<br />
vom 2. bis 4. März 2012 in Nürnberg !<br />
Ist das neue Versorgungsstrukturgesetz ein Befreiungsschlag oder nur eine weitere<br />
Fessel für Vertragsärzte? Darüber können niedergelassene Chirurgen am ersten<br />
Wochenende im März 2012 diskutieren. Für diese Podiumsdiskussion hat Bundes-<br />
gesundheitsminister Daniel Bahr ebenso zugesagt wie KBV-Chef Dr. Andreas Köhler.<br />
Von Dr. Stephan Dittrich<br />
Klare Antworten noch vor der<br />
allgemeinen Medienschelte<br />
Unsere Diskussion basierte<br />
auf eindeutigen Gutachten und<br />
gab klare Antworten, noch ehe<br />
die Diskussion durch vermeint-<br />
lich potente Zweitmeinungsbild-<br />
ner über die Medien wieder mit<br />
oft unsachlicher Verunglimpfung<br />
der Operateure breitgetreten<br />
wurde.<br />
Dabei ist diese Frage für die<br />
eingangs genannten Probleme<br />
eher belanglos. Vielmehr ist für<br />
die Behandlung unserer Patien-<br />
ten entscheidend: Wer behan-<br />
delt was, wo, wie, welcher Nut-<br />
zen besteht für den Patienten,<br />
und welche Kosten sind damit<br />
verbunden?<br />
Heilung, Linderung und<br />
Schutz vor Sekundärschäden<br />
Dazu ist es erforderlich, auf<br />
Basis der Mystik des Arzt-Patien-<br />
tenverhältnissessektorenüber- greifende Konzepte für entspre-<br />
chende Struktur-, Prozess- und<br />
Ergebnisqualität zu entwickeln.<br />
Einzig sinnvolle Indikatoren sind<br />
Heilung, Linderung und die Be-<br />
wahrung vor Sekundärschäden.<br />
Die Federführung bei der<br />
Konzeption, an der sich alle Leis-<br />
tungserbringer aus Klinik, Praxis,<br />
Pflege, Rehabilitation, Lehre und<br />
Forschung sowie Industrie und<br />
Fachhandel beteiligen sollten,<br />
müssen kommunikations- und<br />
integrationsfähige Ärzte über-<br />
nehmen, die sich noch als Frei-<br />
berufler verstehen.<br />
Abhängigkeit durchbrechen<br />
und zusammen Stärke zeigen<br />
Die diesbezügliche Abhän-<br />
gigkeit von Kostenträgern, Öko-<br />
nomen oder gesellschafts-<br />
politischer Beliebigkeit muss<br />
durchbrochen werden. Es gilt für<br />
die Leistungserbringer im Ge-<br />
sundheitswesen: Gemeinsam<br />
Stärke zeigen. Dieses Motto hat<br />
sich der gemeinsame Bundes-<br />
kongress des Berufsverbandes<br />
der niedergelassenen Chirurgen<br />
(BNC), des Berufsverbandes Deut-<br />
scher Chirurgen (BDC) und des<br />
Bundesverbandes Ambulantes<br />
Operieren (BAO) auf die Fahnen<br />
geschrieben.<br />
Weitere Mitwirkende sind im<br />
Jahr 2012 die Deutsche Gesell-<br />
schaft für Plastische und Wieder-<br />
herstellungschirurgie (DGPW),<br />
der Berufsverband der Orthopä-<br />
den und Unfallchirurgen (BVOU)<br />
und der Bundesverband der<br />
12 CHirurgeNMagaziN
Durchgangsärzte. Der Kongress<br />
setzt die Tradition des Bundes-<br />
kongresses des BNC fort und wird<br />
durch die Jahrestagung des BAO<br />
und des Chirurgentages des BDC<br />
erweitert und weiterentwickelt.<br />
Er bietet eine gemeinsame, sek-<br />
torenverbindende fachliche und<br />
berufspolitische Kommunika-<br />
tionsplattform nicht nur für<br />
Ärzte, sondern auch für medizi-<br />
nische Fachberufe, Industrie und<br />
Fachhandel.<br />
Ein breites Spektrum praxis-<br />
und klinikrelevanter Themen<br />
der Allgemein-, Viszeral-, Kin-<br />
der-, Gefäß- und Unfallchirurgie/<br />
Orthopädie wird in Form von<br />
Übersichtsreferaten fachkom-<br />
petenter Kollegen mit anschlie-<br />
ßender Podiums- und Publikums-<br />
diskussion abgehandelt. Dabei<br />
reicht das Spektrum von der<br />
„Chirurgie des Häufigen“ – zum<br />
Beispiel dem eingewachsenen<br />
Zehennagel – über die Trauma-<br />
tologie von Schulter und Arm bis<br />
zur Palliativmedizin. Es schließt<br />
auch die Nachbehandlung sowie<br />
konservative Behandlungsme-<br />
thoden mit ein.<br />
Aber auch die Darstellung<br />
der „Chirurgie abseits vom Main-<br />
stream“ mit Blick über den Teller-<br />
rand von Praxis und Klinik auf<br />
Hilfsorganisationen, die Bundes-<br />
wehr oder soziales Engagement<br />
für Obdachlose soll etablierten<br />
und zukünftigen Kollegen die<br />
Möglichkeiten und Vielfalt chir-<br />
urgischer Tätigkeit aufzeigen.<br />
Diskussion: „Der Chirurg –<br />
vergöttert und verteufelt“<br />
Höhepunkte des Kongresses<br />
werden die Eröffnung, der poli-<br />
tische Vormittag und „Was gibt es<br />
Neues in der Chirurgie?“ sein. Bei<br />
der Eröffnung mit Grußworten<br />
der Verbände und der Deutschen<br />
Heft 54 | Jahrgang 9 | Ausgabe 6.2011<br />
Gesellschaft für Chirurgie (DGCH)<br />
geht es um das Thema „Der Chi-<br />
rurg – vergöttert und verteufelt“<br />
und in der politischen Diskussi-<br />
on am Samstagvormittag um die<br />
Frage „Versorgungsstrukturge-<br />
setz – Befreiung oder Fessel?“.<br />
Hierbei werden sich primär<br />
der Bundesgesundheitsminister<br />
Daniel Bahr, der KBV-Vorstands-<br />
vorsitzende Dr. Andreas Köhler,<br />
der VdEK-Vorstandsvorsitzende<br />
Thomas Ballast, und der Chirurg<br />
Dr. Karl-Dieter Stotz zu Wort mel-<br />
den. Über Neues aus der Chirur-<br />
gie, dieses Mal der Gefäßchirur-<br />
gie, wird Professor Werner Lang,<br />
Präsident der Deutschen Gesell-<br />
schaft für Gefäßchirurgie und<br />
Gefäßmedizin e. V., berichten.<br />
Ein weiterer Schwerpunkt ist<br />
das Versorgungsmanagement.<br />
Es umfasst die Themen Praxis-<br />
organisation, das Management<br />
ambulanter Operationen in Kli-<br />
nik und Praxis sowie Koopera-<br />
tionen zwischen Ärzten, Indus-<br />
trie und Fachhandel. Joachim<br />
M. Schmitt, Geschäftsführer des<br />
Bundesverbandes Medizintech-<br />
nologie (BVMed) wird in dieser<br />
Sitzung zum Thema „Healthcare<br />
compliance“ sprechen.<br />
Viele Kurse und Workshops<br />
auch für das Praxisteam<br />
Abgerundet wird der Kongress<br />
durch den erstmals in dieser Form<br />
geplanten „Tag der medizinischen<br />
Fachberufe“. Diese Veranstaltung<br />
richtet sich an Medizinische<br />
Fachangestellte (MFA), Gesund-<br />
heits- und Krankenpfleger, MTRA,<br />
Wundschwestern und -experten<br />
sowie Physiotherapeuten.<br />
Darüber hinaus bietet der<br />
Kongress zahlreiche praktische<br />
Workshops und Weiterbildungs-<br />
kurse. In diesem Zusammenhang<br />
sei insbesondere auf die zertifi-<br />
zierten Laparoskopiekurse, den<br />
Zweitageskurs „Weiterbildung<br />
zum Sterilgutassistenten“ für<br />
ambulant operierende Praxen/<br />
Ambulanzen/MVZ, die Möglich-<br />
keit der Auffrischung der Fach-<br />
kunde Strahlenschutz für Ärzte<br />
und MTRA/MFA sowie kosten-<br />
lose Workshops wie Phlebologie<br />
für Einsteiger und Fortgeschritte-<br />
ne, Refresher Sonographie Bewe-<br />
gungsapparat etc. hingewiesen –<br />
besten Dank an unsere Sponsoren<br />
aus Industrie und Handel!<br />
Gemeinsamer Festabend<br />
in lockerer Atmosphäre<br />
Bei allen Veranstaltungen<br />
sollen die Diskussion und das<br />
sektorenverbindende kollegiale<br />
Gespräch im Vordergrund stehen.<br />
Diesem Ansinnen sind auch eine<br />
vielfältige Industrieausstellung<br />
und unser gemeinsamer Gesell-<br />
schaftsabend gewidmet, welcher<br />
am Samstag, den 3. März 2012<br />
in lockerer Atmosphäre in den<br />
Räumen des Germanischen Mu-<br />
seums im Zentrum von Nürnberg<br />
stattfinden wird. Hierbei besteht<br />
natürlich auch die Möglichkeit<br />
einer Museumsbesichtigung.<br />
Liebe Kolleginnen und Kolle-<br />
gen, vielfach reduzieren wir uns<br />
als Chirurgen auf die reine ope-<br />
rative Tätigkeit, die sicherlich<br />
Herzenssache, in der Außendar-<br />
stellung spektakulär, am meisten<br />
befriedigend und manchmal auch<br />
erholsamer Rückzug ist. Aber<br />
diese Reduktion birgt die Gefahr<br />
in sich, das wir als reine Hand-<br />
werker wahrgenommen und als<br />
solche behandelt werden, wie die<br />
Erfahrungen in etlichen interdis-<br />
ziplinären Zentren zeigen.<br />
Ureigene chirurgische Pro-<br />
fessionen und Kompetenzen,<br />
etwa die Behandlung chronischer<br />
Wunden, die Frakturnachbe-<br />
BNC Aktuell<br />
Dr. Stephan Dittrich<br />
Leiter der gemeinsamen<br />
Kongresskommission BNC / BDC / BAO<br />
Neue Straße 1<br />
08525 Plauen-Kauschwitz<br />
Tel.: 0 741 5506 1<br />
dr.dittrich@gmx.de<br />
handlung oder die chirurgische<br />
Onkologie geben wir zunehmend<br />
aus der Hand. Für die Ausübung<br />
konservativer chirurgischer Be-<br />
handlungsmethoden muss man<br />
sich schon fast schämen, und die<br />
Diagnostik überlassen wir Drit-<br />
ten. So wird möglicherweise die<br />
Indikation der Behandlungswei-<br />
se bald völlig fremdbestimmt.<br />
Schönheit und Vielfalt dieses<br />
wunderbaren Faches zeigen<br />
Ziel des Kongresses ist es<br />
daher auch, die Schönheit und<br />
Vielfalt, die zahlreichen Facet-<br />
ten unseres wunderbaren, um-<br />
fassenden und doch in sich not-<br />
wendigerweise spezialisierten<br />
Fachgebietes darzustellen und<br />
insbesondere jungen Kollegen<br />
nahe zu bringen.<br />
Das Team der gemeinsamen<br />
Kongresskommission und die<br />
mitwirkenden Verbände haben<br />
dafür hochkarätige Referenten<br />
gewinnen können. Ich würde<br />
mich freuen, Sie auf dem gemein-<br />
samen Bundeskongress Chirur-<br />
gie 2012 in Nürnberg begrüßen zu<br />
dürfen, um gemeinsam Stärke<br />
zu zeigen.<br />
Foto: Dittrich<br />
1
Ärztemangel<br />
Ende der Abwärtsspirale? Klinikum Region<br />
Hannover verzichtet auf Honorarärzte<br />
Seit Oktober 2011 setzt das Klinikum Region Hannover (KRH) in den Anästhesie-<br />
abteilungen seiner neun Häuser keine Honorarärzte mehr ein. Das Chirurgen<br />
Magazin sprach mit KRH-Unternehmensentwickler Dr. Hans-Georg Güse über<br />
die Hintergründe und die Auswirkungen dieses Verzichts.<br />
Von Antje Thiel<br />
BNC Aktuell<br />
Weil sie nicht genügend festan-<br />
gestellte Fachärzte haben, greifen<br />
immer mehr Krankenhäuser auf<br />
Honorarärzte zurück. Die selbst-<br />
ständigen Ärzte springen tage-,<br />
wochen- oder auch monateweise<br />
ein, wann immer es schwierig<br />
wird, den Betrieb mit eigenem<br />
Personal am Laufen zu halten.<br />
Für viele krankenhausmüde<br />
Fachärzte, aber auch für man-<br />
che gestandene Niedergelassene,<br />
ist die Honorararzttätigkeit ein<br />
lukratives Geschäft. Denn von<br />
Stundensätzen ab etwa 80 Euro<br />
plus Spesen bei frei wählbaren<br />
Einsatzorten und Dienstzeiten<br />
können sowohl Klinik- als auch<br />
Praxisärzte meist nur träumen.<br />
Honorarärzte sind nicht<br />
immer wohlgelitten<br />
Allerdings sind Honorarärzte<br />
in den Kliniken nicht immer<br />
wohlgelitten. Chefärzte, kauf-<br />
männische Direktoren, fest-<br />
angestellte Kollegen und auch<br />
Rechtsabteilungen halten oft nur<br />
widerwillig an externen Honorarkräften<br />
fest. Grund für die verbreitete<br />
Skepsis sind personalpolitische,<br />
aber auch rechtliche<br />
Bedenken. Auch der Bundesverband<br />
Honorarärzte e. V. beklagt<br />
seit geraumer Zeit, dass Honorarärzte<br />
sich in ihrer Tätigkeit in<br />
vielerlei Hinsicht in einer juristischen<br />
Grauzone bewegen.<br />
Im Klinikum Region Hannover<br />
(KRH) teilte man diese Bedenken<br />
– und zog Konsequenzen: In<br />
den Anästhesieabteilungen aller<br />
neun Häuser des Klinikverbundes<br />
werden seit Oktober 2011 keine<br />
Honorarärzte mehr eingesetzt.<br />
Das Krankenhaus leidet unter<br />
dem Honorararztwesen<br />
Treibende Kraft hinter dem<br />
Beschluss war Dr. Hans-Georg<br />
Güse. Der Anästhesist arbeitete<br />
viele Jahre lang als Ober- und<br />
Chefarzt, seit Beginn seines<br />
Ruhestands konzentriert er sich<br />
ganz auf seine Firma Güse Medi<br />
Consult. Im KRH hat er eine<br />
Stabsstelle bei der Geschäftsfüh-<br />
rung und verantwortet die Unternehmensentwicklung<br />
des Geschäftsfeldes<br />
Anästhesie.<br />
„Ich mag die Institution Krankenhaus“,<br />
sagte Güse, „doch das<br />
Krankenhaus leidet unter dem<br />
Honorararztwesen, auch wenn es<br />
zu den daraus entstehenden Problemen<br />
oft durch allzu engagierte<br />
Personaleinsparungen einen<br />
eigenen Beitrag geliefert hat.“<br />
Natürlich gebe es in Kliniken<br />
Notsituationen, in denen man<br />
nur durch den Einsatz externer<br />
Mitarbeiter den Betrieb aufrecht<br />
halten könne. „Doch Honorarärzte<br />
können nur kurzfristig Engpässe<br />
abdecken, das ist kein dauerhaftes<br />
Modell, das setzt leicht<br />
eine Abwärtsspirale in Gang“,<br />
warnte Güse.<br />
Honorarärzte werden oft als<br />
Rosinenpicker empfunden<br />
Honorarärzte seien nicht<br />
verpflichtet, Wochenend- oder<br />
Bereitschaftsdienste zu leisten.<br />
„In unserer Klinik haben wir seinerzeit<br />
auch erlebt, dass man-<br />
An „seinen“ Kliniken gibt es<br />
keinen Markt für Honorarärzte<br />
mehr: Dr. Hans-Georg Güse vom<br />
Klinikum Region Hannover<br />
che Honorarärzte sich geweigert<br />
haben, bestimmte Leistungen zu<br />
erbringen“, berichtete Güse.<br />
„Das empfinden Festangestell-<br />
te schnell als Rosinenpickerei, die<br />
sie ausbaden müssen. Die Leute<br />
machen das nicht unbegrenzt<br />
mit.“ In einer solchen Situation<br />
seien viele Ansgestellte versucht,<br />
der Klinik ebenfalls den Rücken<br />
zu kehren und als Honorarärzte<br />
gutes Geld zu verdienen.<br />
14 CHirurgeNMagaziN<br />
Foto: Güse
Man könne aber keine Klinik<br />
führen, aus der nach und nach<br />
alle Fachärzte in die Honorararzt-<br />
tätigkeit abdriften. „Dann gibt es<br />
auch zu wenig Ausbilder in den<br />
Kliniken, das ist insgesamt keine<br />
gute Entwicklung“, betonte Güse.<br />
Daher will er Honorarärzten zu-<br />
mindest in seinem Einflussbe-<br />
reich keinen Markt mehr bieten.<br />
Fünf konkrete Gründe für den<br />
Verzicht auf Honorarärzte<br />
Insgesamt benannte Güse<br />
fünf konkrete Gründe für seinen<br />
Verzicht auf Honorarärzte:<br />
1.<br />
Arbeitsrechtliche Aspekte.<br />
Personal, das im Krankenhaus<br />
arbeitet, müsse grundsätzlich<br />
der Verantwortung der Personal-<br />
abteilung unterstehen. „Dies wi-<br />
derspricht aber diametral dem<br />
Anspruch des Honorararztes<br />
auf Selbstständigkeit“, erklärte<br />
Güse. Ein Honoararzt, der dem<br />
Krankenhauspersonal zugeord-<br />
net werde, gelte arbeitsrechtlich<br />
als scheinselbstständig.<br />
2.<br />
Sozialrechtliche Aspekte. Der<br />
Krankenhausträger habe mit den<br />
Krankenkassen einen Vertrag<br />
über die Erbringung von Kranken-<br />
hausleistungen geschlossen. Ein<br />
Honorararzt könne als Selbst-<br />
ständiger aber keine Kranken-<br />
hausleistungen erbringen. Dazu<br />
habe das Bundessozialgericht<br />
kürzlich ein richtungweisendes<br />
Urteil gefällt<br />
3.<br />
Medikolegale Aspekte. „Die<br />
meisten Honorarärzte werden<br />
nicht auf Herz und Nieren ge-<br />
prüft, bevor sie angeheuert und<br />
im OP-Saal eingesetzt werden“,<br />
berichtete Güse. Das Kranken-<br />
haus und der Chefarzt machten<br />
sich damit strafrechtlich angreif-<br />
bar: „Sie müssten die Zeugnisse<br />
prüfen, tun es aber in der Regel<br />
nicht.“ Bislang habe es zwar<br />
Heft 54 | Jahrgang 9 | Ausgabe 6.2011<br />
keine bekannten Fälle gegeben,<br />
in denen eine erfahrene Anästhe-<br />
siefachkraft sich als Anästhesist<br />
getarnt habe, „doch möglich wäre<br />
es“, warnte Güse.<br />
4.<br />
Aspekte der Teambildung.<br />
Honorarärzte lassen sich nicht in<br />
dem Maße in das Team einbin-<br />
den, wie es für eine gute Zusam-<br />
menarbeit notwendig wäre: „Wir<br />
haben es hier mit Kolleginnen<br />
und Kollegen zu tun, die wir nur<br />
vom Hörensagen kennen. Doch<br />
ich muss die Menschen kennen,<br />
mit denen ich arbeite. Das ist bei<br />
fliegenden Händlern nicht der<br />
Fall“, warnte Güse.<br />
5.<br />
Kostenaspekte. Honorarärzte<br />
kosten mehr Geld als festange-<br />
stellte Mitarbeiter: „Für das Geld,<br />
das mich ein Honorararzt kostet,<br />
kann ich zwei volle Stellen schaf-<br />
fen“, berichtete Güse, „mit so<br />
einer Rechnung lässt sich auch<br />
ein Kaufmännischer Direktor<br />
überzeugen, in eigene Mitarbei-<br />
ter zu investieren.“<br />
Der Verzicht auf Honorar-<br />
ärzte funktioniert im KRH, weil<br />
der Klinikverbund die Arbeits-<br />
bedingungen deutlich verbes-<br />
sert hat. Hierzu zählen Güse zu-<br />
folge Teilzeitmodelle, Zuschüsse<br />
zu den Kinderbetreuungskosten<br />
und eigene Kindergartenplätze.<br />
Honorarärzte sind nicht<br />
angestellt und lassen sich<br />
daher oft nur schwer ins Team<br />
integrieren<br />
Bessere Weiterbildung sichert<br />
den ärztlichen Nachwuchs<br />
Wichtigstes Element sei<br />
aber die Verbesserung der Wei-<br />
terbildung am KRH: „Wir bieten<br />
das komplette Weiterbildungs-<br />
angebot für alle bei uns vertre-<br />
tenen Fachrichtungen“, erzählte<br />
Güse. Hierzu zählten auch Tu-<br />
torenkonzepte und zusätzliche<br />
Angebote wie beispielsweise<br />
Reanimationskurse.<br />
„Wir stehen bei der Weiter-<br />
bildung natürlich in Konkurrenz<br />
zur MHH“, betonte Güse. „Wir<br />
sind keine wissenschaftlichen<br />
Foto: DAK / Scholz<br />
www.vmk-online.de<br />
Chirurgen Magazin<br />
Online-Archiv<br />
und Aktuelles aus<br />
dem Verlag<br />
BNC Aktuell<br />
Einrichtungen, sondern Versor-<br />
gungskrankenhäuser. Doch bei<br />
uns erhalten Ärzte eine gute<br />
praktische Ausbildung.“ Fach-<br />
ärzte, die am KRH ihre Weiterbil-<br />
dung absolviert haben, bewerben<br />
sich Güse zufolge fast ausnahms-<br />
los auf einen unbefristeten Ver-<br />
trag im KRH.<br />
Auch der Standort Hannover<br />
ist für Bewerber attraktiv<br />
„Es gelingt uns auch meist, in<br />
einem unserer neun Häuser eine<br />
angemessene Stelle für den Be-<br />
werber zu finden, die seinen In-<br />
teressen und Fähigkeiten ent-<br />
spricht.“ Güse ist sich bewusst,<br />
dass auch der Standort der Kli-<br />
niken in der Metropole Hannover<br />
und im näheren Umland durch-<br />
aus eine Rolle dabei spielt, dass<br />
das KRH offene Stellen besetzen<br />
kann: „In einer ländlichen Region<br />
wäre ein Verzicht auf Honorar-<br />
ärzte sicherlich nicht so ohne<br />
Weiteres möglich gewesen.“<br />
Dennoch riet Güse anderen<br />
Krankenhäusern eindringlich<br />
zur Zurückhaltung beim Ein-<br />
satz von Honorarärzten: „Seien<br />
Sie vorsichtig, nicht auf eine ab-<br />
schüssige Linie zu geraten. Die<br />
Abwärtsspirale lässt sich schwer<br />
aufhalten.“<br />
<strong>CHIRURGENMAGAZIN</strong><br />
VMK Verlag für<br />
Medizinkommunikation GmbH<br />
15
ANC Aktuell<br />
1. Vorsitzende<br />
der ANC<br />
ANC Baden-Württemberg Nord<br />
Dr. Werner Schebesta<br />
Karlstraße 24–26<br />
74564 Crailsheim<br />
Telefon 07951 64 70<br />
Fax 07951 435 61<br />
ANC Berlin<br />
Dr. Thomas Kühne<br />
Senftenberger Ring 5 a<br />
13439 Berlin<br />
Telefon 030 415 90 93<br />
Fax 030 415 90 30<br />
ANC Brandenburg<br />
Dr. Torsten Braunsdorf<br />
Karl-Marx-Straße 104<br />
03205 Calau<br />
Telefon 03541 80 17 77<br />
Fax 03541 80 19 19<br />
ANC Hamburg<br />
Dr. Manfred Giensch<br />
Am Wall 1<br />
21073 Hamburg<br />
Telefon 040 766 13 60<br />
Fax 040 77 73 72<br />
HCV Hessen<br />
Dr. Christoph Schüürmann<br />
Louisenstraße 19<br />
61348 Bad Homburg<br />
Telefon 06172 210 39<br />
Fax 06172 17 79 97<br />
ANC Mecklenburg-Vorpommern<br />
Ulrich Braune<br />
Rahlstedter Straße 29<br />
19057 Schwerin<br />
Telefon 0385 550 75 02<br />
Fax 0385 56 95 01<br />
ANC Mittelfranken<br />
Dr. Georg Eppinger<br />
Holzgasse 28 B<br />
91781 Weißenburg<br />
Telefon 09141 50 60<br />
Fax 09141 738 20<br />
ANC Niederbayern<br />
Dr. Walter Richter<br />
Achdorferweg 5<br />
84036 Landshut<br />
Telefon 0871 250 55<br />
Fax 0871 251 50<br />
Überblick der ANC-Niederlassungen<br />
ANC Niedersachsen<br />
Dr. Gerd-Dieter von Koschitzky<br />
Großer Graben 23<br />
29664 Walsrode<br />
Telefon 05161 730 21<br />
Fax 05161 730 23<br />
ANC Nordrhein<br />
Dr. Manfred Weisweiler<br />
Vogteistraße 16<br />
52511 Geilenkirchen<br />
Telefon 02451 910 68-0<br />
Fax 02451 910 68-20<br />
ANC Oberbayern<br />
Dr. Dieter Galewski<br />
Rosenheimer Str. 41 d<br />
83043 Bad Aibling<br />
Telefon 08061 93 36-0<br />
Fax 08061 93 36-22<br />
ANC Oberfranken<br />
Dr. Rainer Woischke<br />
Luitpoldstraße 11<br />
95326 Kulmbach<br />
Telefon 09221 666 66<br />
Fax 09221 60 70 30<br />
ANC Oberpfalz<br />
Dr. Martin Pöllath<br />
Obere Gartenstraße 13 A<br />
92237 Sulzbach-Rosenberg<br />
Telefon 09661 803 36<br />
Fax 09661/803 37<br />
BNC Vorstand<br />
Dr. Dieter Haack<br />
Geschäftsführer und 1. Vorsitzender<br />
Eierstraße 46<br />
70199 Stuttgart<br />
Telefon 0711 60 17 60-0<br />
Fax 0711 60 17 60-29<br />
Dr. Michael Bartsch<br />
Schatzmeister<br />
Gartenstraße 81<br />
91154 Roth<br />
Telefon 09171 622 62<br />
Fax 09171 604 86<br />
Dr. Gerd-Dieter von Koschitzky<br />
Großer Graben 23<br />
29664 Walsrode<br />
Telefon 05161 730 21<br />
Fax 05161 730 23<br />
ANC Rheinland-Pfalz<br />
Dr. Lutz Riedel<br />
Am Brand 12<br />
55116 Mainz<br />
Telefon 06131 23 34 42<br />
Fax 06131 23 10 63<br />
ANC Saarland<br />
Dr. Achim Schweitzer<br />
Schwarzenbergstraße 5<br />
66663 Merzig<br />
Telefon 06861 720 42<br />
Fax 06861 722 47<br />
ANC Sachsen<br />
Dr. Roland Kluge<br />
Naumannstraße 3<br />
01309 Dresden<br />
Telefon 0351 314 22 40<br />
Fax 0351 314 22 38<br />
ANC Sachsen-Anhalt<br />
Dr. Hans-Juergen Höhler<br />
Albert-Einstein-Straße 3<br />
06122 Halle<br />
Telefon 0345 209 07 09<br />
Fax 0345 209 07 10<br />
ANC Schleswig-Holstein<br />
Dr. Jan Ulmer<br />
Apenrader Straße 2<br />
24939 Flensburg<br />
Telefon 0461 40 81<br />
Fax 0461 47 01 81<br />
Dr. Philipp Zollmann<br />
2. Vorsitzender<br />
Post-Carré Engelplatz 8<br />
07743 Jena<br />
Telefon 03641 69 93 00<br />
Fax 03641 69 93 99<br />
Dr. Peter Schwalbach<br />
Promenadenstraße 18<br />
64625 Bensheim<br />
Telefon 06251 58 01 50<br />
Fax 06251 58 07 53<br />
ANC Schwaben<br />
Dr. Thomas Fleiner<br />
Frölichstraße 13<br />
86150 Augsburg<br />
Telefon 0821 519077<br />
Fax 0821 311726<br />
ANC Südbaden<br />
Dr. Alex Furtwängler<br />
Wirthstraße 11 a<br />
79110 Freiburg<br />
Telefon 0761 208 82 00<br />
Fax 0761 28 99 46<br />
ANC Südwürttemberg<br />
Dr. Hans-Eckardt Süssmann<br />
Sandöschstraße 1<br />
88045 Friedrichshafen<br />
Telefon 07541 337 33<br />
Fax 07541 337 34<br />
ANC Thüringen<br />
Dr. Philipp Zollmann<br />
Post-Carré Engelplatz 8<br />
07743 Jena<br />
Telefon 03641 69 93 00<br />
Fax 03641 69 93 99<br />
ANC Unterfranken<br />
Dr. Harald Herterich<br />
Hermann-Löns-Straße 2<br />
97447 Gerolzhofen<br />
Telefon 09382 999 92<br />
Fax 09382 999 93<br />
ANC Westfalen-Lippe<br />
Dr. Karl-Dieter Stotz<br />
Brüderstraße 4<br />
58285 Gevelsberg<br />
Telefon 02332 21 71<br />
Fax 02332 127 87<br />
BNC Geschäftsstelle<br />
Rosemarie Plassmann<br />
Wulfsdorfer Weg 7<br />
22359 Hamburg<br />
Telefon 040 60 32 91 10<br />
Fax 040 60 32 91 18<br />
BNC Redaktion<br />
Antje Thiel<br />
Essener Straße 4, D3 – Belle Etage R7<br />
22419 Hamburg<br />
Tel.: 040 32 59 61 16<br />
Fax: 040 32 59 61 12<br />
16 CHirurgeNMagaziN
BNC-Vorstand<br />
Delegierte bestätigten Mitglieder<br />
des BNC-Vorstands im Amt<br />
Die Mitglieder des BNC sind of-<br />
fenbar sehr zufrieden mit der<br />
Arbeit ihres Verbandes. Denn bei<br />
der BNC-Delegiertentagung am<br />
5. November 2011 in Kassel be-<br />
stätigten die Delegierten der ANC<br />
den BNC-Vorstand im Amt.<br />
Damit wählten sie Dr. Dieter<br />
Haack (Stuttgart, ANC Baden-<br />
Württemberg) erneut zum ge-<br />
schäftsführendenBNC-Präsiden- ten und Dr. Philipp Zollmann<br />
(Jena, ANC Thüringen) zu seinem<br />
Stellvertreter. Schatzmeister<br />
bleibt auch in den kommenden<br />
drei Jahren Dr. Michael Bartsch<br />
(Roth, ANC Mittelfranken), Bei-<br />
sitzer sind Dr. Peter Schwalbach<br />
Wir begrüßen unsere neuen Mitglieder<br />
An dieser Stelle veröffentlichen wir in regelmäßigen<br />
Abständen die Namen und die zuständige ANC neu<br />
beigetretener Mitglieder – wir heißen Sie im Namen<br />
des gesamten Berufsverbandes herzlich willkommen.<br />
ANC Berlin<br />
Dr. Bernhard Klumpp Berlin<br />
ANC Hamburg<br />
Dr. Gerd Fass Hamburg<br />
Dr. Florian Giensch Hamburg<br />
Dr. Richard Kamzela Hamburg<br />
Dr. Michaela Rothe Hamburg<br />
HCV Hessen<br />
Achim Hundsdorf Langen<br />
Dieter Kranz Offenbach<br />
Katalin Nass Rüdesheim<br />
ANC Sachsen<br />
Dipl.-Med. Gerd Lukas Delitzsch<br />
ANC Sachsen-Anhalt<br />
Dipl.-Med. Dietmar Giese Quedlinburg<br />
Dr. Erik Simon Dessau-Roßlau<br />
ANC Südbaden<br />
Dr. Joachim Sontheimer Freiburg<br />
Heft 54 | Jahrgang 9 | Ausgabe 6.2011<br />
(Bensheim, HCV Hessen) und<br />
Dr. Gerd-Dieter von Koschitzky<br />
(Walsrode, ANC Niedersachsen).<br />
Zum erweiterten Vorstand<br />
gehört als kooptiertes Mit-<br />
glied außerdem Dr. Johannes<br />
Gensior (Korschenbroich, ANC<br />
Nordrhein).<br />
Kontakt:<br />
haack-kerber@t-online.de (Haack)<br />
praxis.zollmann@web.de (Zollmann)<br />
dr.michaelbartsch@t-online.de<br />
(Bartsch)<br />
info@newaesthetic.de (Schwalbach)<br />
vonKoschitzky@TeleMED.de<br />
(von Koschitzky)<br />
drjgensior@unitybox.de (Gensior)<br />
ANC Aktuell<br />
ANC Schleswig-Holstein<br />
Verhältnis zu den den anderen<br />
Verbänden hat sich gut entwickelt<br />
Am 9. November 2011 fand in Kiel<br />
turnusgemäß eine Sitzung der<br />
ANC Schleswig-Holstein statt. Zu-<br />
nächst gab der ANC-Vorsitzende<br />
Dr. Jan Ulmer einen Tätigkeitsbe-<br />
richt über die vergangenen zwei<br />
Jahre ab.<br />
Ulmer wies daraufhin, dass<br />
sich in der KV Schleswig-Holstein<br />
das Verhältnis zu den anderen Be-<br />
rufsverbänden positiv entwickelt<br />
habe. So werde er regelmäßig von<br />
der Kassenärztlichen Vereinigung<br />
(KV) zu Sitzungen der Vorsitzen-<br />
den der verschiedenen Berufs-<br />
verbände eingeladen.<br />
Der Kassenwart Dr. Martin<br />
Bues teilte den Mitgliedern mit,<br />
dass die langjährige Sekretärin<br />
der ANC nach schwerer Krankheit<br />
verstorben sei. Daher habe sich<br />
der Einzug der Mitgliedsbeiträge<br />
in 2011 verzögert. Nach Prüfung<br />
der Kassenbücher und Entlas-<br />
tung des Kassenwartes sowie<br />
Entlastung des bisherigen Vor-<br />
stands begannen die Wahlen zum<br />
neuen ANC-Vorstand, wobei sich<br />
der bisherige Vorstand geschlos-<br />
sen erneut zur Wahl stellte.<br />
Alle Vorstandsmitglieder<br />
wurden einstimmig in ihrem<br />
Amt bestätigt. Der alte und neue<br />
Vorstand setzt sich somit zu-<br />
sammen aus dem Vorsitzenden<br />
Dr. Jan Ulmer (Flensburg), dem<br />
stellvertretenden Vorsitzenden<br />
Dr. Matthias Tennie (Kaltenkir-<br />
chen), dem Schriftführer Dr. Ralf<br />
Schmitz (Kiel), dem Kassenwart<br />
Dr. Martin Bues und den beiden<br />
Beiräten Dr. Klaus Bibow (Geest-<br />
hacht) und Dr. Peter Ahsbahs<br />
(Neumünster).<br />
Kontakt:<br />
ANC Schleswig-Holstein<br />
1. Vorsitzender: Dr. Jan Ulmer<br />
Apenrader Str. 2, 24939 Flensburg<br />
Tel.: 0461 4081<br />
ulmer.handchirurg.flensburg@<br />
t-online.de<br />
Tagesaktuelle Nachrichten<br />
aus Chirurgie und Gesundheitspolitik<br />
www.bncev.de<br />
17
ANC Aktuell<br />
LAVA-KVen<br />
„Gelder entsprechend der Morbidität in den Regionen verteilen !“<br />
In den selbsternannten „LAVA“-<br />
KVen brodelt es kräftig weiter.<br />
Das Bild eines aktiven Vulkans<br />
lässt sich kaum vemeiden und ist<br />
von den Akteuren wohl auch be-<br />
absichtigt – denn auch im Herbst<br />
erregten die beteiligten KVen<br />
durch diverse öffentliche Aktio-<br />
nen Aufsehen.<br />
Zum einen strengte der Zu-<br />
sammenschluss (siehe Kasten)<br />
eine Petition an den Deutschen<br />
Bundestag zur „Beseitigung der<br />
Schieflage in der ärztlichen Ver-<br />
sorgung in Deutschland“ an.<br />
Diese hatte binnen sechs Wochen<br />
bis zum offiziellen Ende der Mit-<br />
zeichnungsfrist am 20. Oktober<br />
2011 über 100.000 Unterstützer<br />
erreicht.<br />
„Damit wurden die Erwar-<br />
tungen aller an der Petition Be-<br />
teiligen um ein Vielfaches über-<br />
troffen“, hieß es dazu in einer<br />
Mitteilung der KV Rheinland-<br />
Pfalz. Gleichzeitig verdeutliche<br />
die große Zahl an Unterstüt-<br />
zern, „wie dringlich und akut das<br />
Petitionsanliegen sowohl für die<br />
Versicherten als auch die Ver-<br />
tragsärzte ist“.<br />
Die Vorsitzende der KV-RLP,<br />
Dr. Sigrid Ultes-Kaiser, sagte hier-<br />
zu: „Mehr als 100.000 Stimmen,<br />
die eine Beseitigung der Schief-<br />
lage in der medizinischen Ver-<br />
sorgung fordern, sind ein klares<br />
Signal an die Politik.“<br />
Mit 50.000 Unterstützern<br />
Ende September habe man das<br />
Quorum – also die für eine öffent-<br />
liche Verhandlung der Petition<br />
im Petitionsausschuss des Bun-<br />
destages notwendige Unter-<br />
stützeranzahl – bereits erreicht.<br />
Damit müsse der Petent zu den<br />
Beratungen der Ausschusssitzung<br />
eingeladen werden und ein aus-<br />
führliches Rederecht erhalten.<br />
Aktivitäten der ANC: Was ist los in Ihrer Region ?<br />
Die Rubrik „ANC Aktuell“ ist ein Marktplatz für regionale Nachrichten.<br />
Lassen Sie die Redaktion und damit auch die anderen Leser des Chirurgen<br />
Magazins an den Aktivitäten Ihrer ANC teilhaben.<br />
Bitte informieren uns über alle Neuigkeiten aus Ihrer Region – zum<br />
Beispiel, wenn Sie einen neuen ANC-Vorstand gewählt haben, wenn Sie<br />
mit einer politischen Aktion regional für Wirbel sorgen, wenn Sie Selektivverträge<br />
aushandeln, wenn Sie innerhalb Ihrer regionalen KV für die<br />
Interessen Ihrer Fachgruppe kämpfen oder wenn Sie im Zuge einzelnder<br />
Projekte mit anderen Verbänden kooperieren.<br />
Kontakt: Antje Thiel, Redaktion Chirurgen Magazin<br />
Tel.: 040 32596116, Fax: 040 32596112, antje.thiel@bncev.de<br />
Wer steckt hinter LAVA ? Acht KVen in Schieflage<br />
Hinter dem Kürzel der Arbeitsgemeinschaft LAVA verbirgt sich der Name<br />
„Länderübergreifender Angemessener Versorgungsanspruch“. In der Arbeits-<br />
gemeinschaft haben sich die Kassenärztlichen Vereinigungen Branden-<br />
burg, Nordrhein, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen,<br />
Schleswig-Holstein, Westfalen-Lippe zusammengeschlossen.<br />
Die acht LAVA-KVen sind mit vergleichbaren Problemen konfrontiert:<br />
Aufgrund der Demographie und Morbidität der Bevölkerungsstruktur<br />
müssen sie nach eigenem Dafürhalten einen überdurchschnittlich hohen<br />
medizinischen Behandlungsbedarf der Versicherten abdecken, bekommen<br />
dafür aber nur unterdurchschnittlich hohe Finanzmittel von den Kassen<br />
bereitgestellt.<br />
Die LAVA-KVen kritisieren, die Kassen zahlten im Bundesdurchschnitt<br />
für ambulante Medizin 344 Euro pro Versicherten und Jahr. In Westfalen-<br />
Lippe seien es aber nur 318 Euro, in Sachsen-Anhalt 322 Euro, in Nord-<br />
rhein 328 Euro, in Schleswig-Holstein 333 Euro, in Brandenburg, Rhein-<br />
land-Pfalz und Sachsen je 336 Euro und in Thüringen 337 Euro.<br />
Die jeweiligen Landesre-<br />
gierungen reagierten bislang<br />
nicht einheitlich auf die Protes-<br />
te ihrer KVen. Die brandenbur-<br />
gische Landesregierung war bei<br />
der Bundesratssitzung im Sep-<br />
tember einem Antrag der Länder<br />
Sachsen, Sachsen-Anhalt und<br />
Thüringen, die unterschiedliche<br />
Finanzmittelbereitstellung pro<br />
Versichertem in der ambulanten<br />
Versorgung zu beenden, nicht ge-<br />
folgt. Allerdings erklärte sich die<br />
Landes-CDU solidarisch mit den<br />
Forderungen der LAVA-KVen.<br />
Die nächste LAVA-Aktion war<br />
eine gemeinsame Erklärung, die<br />
nach einem Treffen am 13. No-<br />
vember 2011 in Berlin verbreitet<br />
wurde. Darin forderten die LAVA-<br />
KVen die Politik auf, gesetzlich<br />
zu regeln, dass die Gelder der<br />
Krankenkassen dorthin fließen,<br />
wo sie aus medizinischen Grün-<br />
den auch benötigt würden.<br />
Der Vorsitzende der KV Bran-<br />
denburg, Dr. Hans-Joachim Hel-<br />
ming betonte dabei: „Ohne eine<br />
Regelung im Gesetz gelingt es<br />
nicht. Die Kassen müssen dazu<br />
verpflichtet werden.“ Denn ob-<br />
wohl die gesetzlichen Kran-<br />
kenkassen aus dem Gesund-<br />
heitsfonds entsprechend der<br />
Morbidität ihrer Versicherten<br />
Gelder erhielten, würden diese<br />
nicht im vollen Umfang an die<br />
jeweiligen KVen weitergegeben.<br />
Das habe zur Folge, dass die me-<br />
dizinische Versorgung der Ver-<br />
sicherten „in unverantwortlicher<br />
Weise gefährdet“ werde.<br />
Die Diskussion des neuen GKV-<br />
Versorgungsstrukturgesetzes<br />
(GKV-VSG) ließ nach Auffassung<br />
der LAVA-KVen „bislang nicht er-<br />
kennen, dass der Gesetzgeber be-<br />
reit ist, sich für eine sachgerechte<br />
Verteilung der Finanzmittel per<br />
Gesetz zu entscheiden“.<br />
Für den Fall, dass über das<br />
GKV-VSG weiterhin keine ge-<br />
rechte Finanzierung erzielt<br />
werde, kündigten die LAVA-KVen<br />
an, über die jeweiligen Landes-<br />
regierungen einen Normenkon-<br />
trollantrag beim Bundesverfas-<br />
sungsgericht einzureichen.<br />
Die LAVA-KVen bezeichne-<br />
ten es als „politisch kurzsichtig“,<br />
wenn die Chance auf eine Korrek-<br />
tur der Verteilung der Gelder für<br />
die ambulante Medizin mit Hilfe<br />
des neuen Gesetzes vertan werde.<br />
„Das Finanzdefizit in den Ländern<br />
der LAVA-KVen verschärft sich<br />
von Jahr zu Jahr weiter und muss<br />
dann mit einem viel größeren<br />
Aufwand als heute gelöst wer-<br />
den“, sagte Helming.<br />
18 CHirurgeNMagaziN<br />
Links:<br />
www.kvwl.de, www.kvsa.de<br />
www.kvno.de, www.kvsh.de,<br />
www.kv-rlp.de, www.kvbb.de<br />
www.kvs.de<br />
www.kv-thueringen.de
Heft 54 | Jahrgang 9 | Ausgabe 6.2011<br />
ANC Aktuell<br />
KV Niedersachsen<br />
Vertragsärzte sind keine Amtsträger oder Beauftragte der Krankenkassen !<br />
Die Vertreterversammlung der<br />
Kassenärztlichen Vereinigung<br />
Niedersachsen (KVN) hat am<br />
19. November 2011 auf ihrer Sit-<br />
zung in Hannover der Auffassung<br />
widersprochen, Vertragsärzte<br />
handelten als Amtsträger oder gar<br />
Beauftragte der Krankenkassen.<br />
Wörtlich heißt es in einem<br />
einstimmig angenommenen An-<br />
trag: „Durch die Teilnahme am<br />
System der Gesetzlichen Kranken-<br />
versicherung und durch die so<br />
gewährleistete Sicherstellung<br />
der ärztlichen Versorgung der Be-<br />
völkerung treten die Vertragsärz-<br />
te freiwillig in gesellschaftliche<br />
Verantwortung.<br />
Ein hieraus abgeleitetes wei-<br />
tergehendes Rechtsverhältnis<br />
Reinigen/Desinfi zieren,<br />
Sterilisieren,<br />
Dokumentieren,<br />
Garantieren<br />
gegenüber Krankenkassen als<br />
deren ‚Beauftragte‘ mit unüber-<br />
sehbaren rechtlichen Folgen wird<br />
im Interesse der erforderlichen<br />
unabhängigen professionellen<br />
Berufsausübung abgelehnt.“<br />
Angesichts der Gefährdung<br />
der ambulanten Versorgung durch<br />
einen immer bedrohlicheren<br />
Nachwuchsmangel erachte die<br />
KVN-Vertreterversammlung diese<br />
Zuordnung als „schädlich und<br />
eindeutig kontraproduktiv“.<br />
*0,06 €/Anruf aus dem deutschen Festnetz, Mobilfunk max. 0,42 €/Min.<br />
In den vergangenen Mona-<br />
ten hatten mehrere Instanzge-<br />
richte richtungsweisende Urteile<br />
in dieser Frage gesprochen. So<br />
hatte das Landgericht Hamburg<br />
am 9. Dezember 2010 ein viel be-<br />
achtetes Urteil gefällt und einen<br />
Arzt wegen „Bestechlichkeit im<br />
geschäftlichen Verkehr“ verur-<br />
teilt, der Gelder in Form von Um-<br />
satzbeteiligung von der Firma<br />
Ratiopharm angenommen hatte.<br />
Das Unternehmen hatte über<br />
eine gesponsorte Praxis-Soft-<br />
ware zudem Zugriff auf die Ver-<br />
ordnungsdaten des Arztes.<br />
Der Anwalt des Angeklag-<br />
ten hatte argumentiert, sein<br />
Mandant verstehe sich nicht als<br />
Beauftragter der Gesetzlichen<br />
Krankenversicherung, sondern<br />
als Freiberufler, der als solcher<br />
seine Geschäftsbeziehungen frei<br />
gestalten dürfe.<br />
In der Urteilsbegründung<br />
hatte der Richter darauf hin-<br />
gewiesen, dass bislang nicht<br />
Klein-Sterilisator PS 1202B<br />
Schnell. 6 kg verpacktes Sterilgut in 24 min.<br />
Sicher. Schutzvorrichtung für Wasserzulauf, serienmäßig.<br />
Zuverlässig. VE-Wasser in bester Qualität, serienmäßig.<br />
Plus. Keine Kosten für Inbetriebnahme.<br />
höchstrichterlich geklärt sei, ob<br />
Vertragsärzte als Amtsträger oder<br />
gar Beauftragte der Krankenkas-<br />
sen gälten. Von dieser Einstufung<br />
hänge aber ab, ob § 299 des Straf-<br />
gesetzbuches (Bestechung) auf<br />
Ärzte anwendbar sei.<br />
Die KV Niedersachsen nahm<br />
mit ihrer Resolution auf ein seit<br />
Langem erwartetes Urteil des<br />
Großen Senats des Bundesge-<br />
richtshofs Bezug. Dieser hatte<br />
im Herbst 2011 eine Grundsatz-<br />
entscheidung angekündigt, die<br />
bei Redaktionsschluss allerdings<br />
noch nicht bekannt war.<br />
Links:<br />
www.bundesgerichtshof.de<br />
www.kvn.de<br />
Miele & Cie. KG<br />
www.miele-professional.de<br />
Telefon 0180 230 31 31*<br />
19
ANC Aktuell<br />
Existenzgründung<br />
Immer mehr KVen unterstützen Nachwuchsärzte bei der Niederlassung<br />
In weiten Teilen Deutschlands<br />
haben Vertragsärzte Schwierig-<br />
keiten, Nachfolger für ihre Pra-<br />
xen zu finden. Die Kassenärzt-<br />
lichen Vereinigungen (KVen)<br />
können längst nicht mehr alle<br />
Kassenarztsitze mit nachrücken-<br />
den Ärzten besetzen. Viele von<br />
ihnen versuchen nun, den Nach-<br />
wuchs mit Prämien und Förder-<br />
mitteln in die Niederlassung zu<br />
locken.<br />
So teilte die KV Mecklenburg-<br />
Vorpommern Anfang November<br />
2011 mit, dass sie in Sachen Nach-<br />
wuchsförderung nun gemein-<br />
same Wege mit dem Landkreistag<br />
und dem Städte- und Gemeinde-<br />
tag Mecklenburg-Vorpommern<br />
gehen will. Man plane beispiels-<br />
weise gemeinsames Handeln in<br />
der Presse- und Öffentlichkeits-<br />
arbeit, um über Zulassungsmög-<br />
lichkeiten sowie finanzielle und<br />
weitere Fördermaßnahmen zu<br />
informieren.<br />
Gleichzeitig wollen die Part-<br />
ner eine Datenbank mit „Attrak-<br />
tivitätsparametern für das ge-<br />
samte Land“ erarbeiten. Diese<br />
Datenbank soll es niederlas-<br />
sungswilligen Ärzten erleichtern,<br />
einen Praxisstandort zu ermit-<br />
teln, der ihren persönlichen Le-<br />
bensumständen gerecht wird.<br />
BNC-Praxisbörse: Kleinanzeigenmarkt<br />
Praxis in Kaufbeuren abzugeben<br />
In Brandenburg hat die KV<br />
zwei konkrete Förderprogramme<br />
aufgelegt. Sie gewährt zum einen<br />
Investitionskostenzuschüsse<br />
und zum anderen eine Umsatz-<br />
garantie. Grundlage für beide Pro-<br />
gramme sei die Feststellung un-<br />
terversorgter Regionen durch den<br />
Landesausschuss.<br />
Bezugsgröße dafür seien<br />
die von der Gemeinsamen Lan-<br />
desplanungsabteilung Berlin-<br />
Brandenburg definierten 46 Mit-<br />
telbereiche des Landes. Bislang<br />
habe man in zehn Bereichen eine<br />
Unterversorgung mit Hausärzten<br />
festgestellt, in je einem Mittelbe-<br />
reich eine Unterversorgung mit<br />
Frauen- und Augenärzten und in<br />
drei Mittelbereichen eine Unter-<br />
versorgung mit Kinderärzten.<br />
Die KV Brandenburg gewährt<br />
Ärzten in unterversorgten Ge-<br />
bieten demnach bei Übernahme<br />
einer Praxis einen teilweise ge-<br />
staffelten Investitionszuschuss<br />
von 50.000 Euro, bei Neugrün-<br />
Etablierte chirurgische Praxis mit Tagesklinik in Kaufbeuren (Bayern,<br />
Regierungsbezirk Schwaben) aus Altersgründen abzugeben<br />
(Allgemein- und Unfallchirurgie, D-Arzt, ambulante Operationen).<br />
Kontakt:<br />
Wilfried Bridts<br />
80333 München<br />
Tel.: 089 2040005-0<br />
kanzlei@bnconsult.de<br />
dung einer Praxis 40.000 Euro und<br />
bei Weiterführung einer Praxis in<br />
Form einer Zweigpraxis 15.000<br />
Euro. Um den Zuschusses zu er-<br />
halten, müssten die Ärzte unter<br />
anderem mindestens fünf Jahre<br />
an ihrem neuen Vertragsarztsitz<br />
arbeiten und auch die erforder-<br />
lichen Hausbesuche durchführen.<br />
» Es soll eine bedarfsgerechte medizinische<br />
Versorgung gewährleistet werden – unabhängig<br />
vom Wohnort. Dies ist jedoch vor allem in den<br />
ländlichen Regionen zunehmend schwierig. «<br />
In Thüringen sind es die<br />
Krankenkassen, die gemeinsam<br />
mit der KV des Landes ein Förder-<br />
paket ins Leben gerufen haben.<br />
Es soll „gezielt in den von Unter-<br />
versorgung bedrohten Regionen<br />
in Thüringen wirken“. Die KV<br />
Thüringen und die Krankenkas-<br />
sen tragen jeweils hälftig die Fi-<br />
nanzierung dieser Maßnahmen.<br />
Demzufolge können in be-<br />
stimmten, festgelegten Planungs-<br />
bereichen jeweils eine Praxisneu-<br />
gründung sowie Übernahme einer<br />
bestehenden Praxis mit einer<br />
Investitionskostenpauschale<br />
in Höhe von 60.000 Euro unter-<br />
stützt werden. Die Gründung<br />
einer Zweigpraxis kann in den<br />
betreffenden Regionen mit bis zu<br />
15.000 Euro gefördert werden.<br />
Ebenso erhalten ältere Ärzte<br />
in Thüringen, die auch jenseits<br />
von 65 Jahren hinaus weiter ar-<br />
beiten, 1.500 Euro pro Quartal<br />
zusätzlich zu ihrem eigentlichen<br />
Honorar. Wie die KV Thüringen<br />
betonte, sind alle Förderungen auf<br />
Antrag und ohne Rückzahlungs-<br />
verpflichtung möglich. Einzige<br />
Bedingung sei auch hier das Er-<br />
füllen entsprechender Versor-<br />
gungskriterien in der konkreten<br />
Förderregion.<br />
Wie die KV Thüringen auf An-<br />
frage mitteilte, wurden bis Ende<br />
November 2011 dank dieses Pro-<br />
gramms insgesamt fünf Ärzte ge-<br />
fördert: „Ein Arzt hat eine Praxis<br />
übernommen, er erhält hier eine<br />
Investitionskostenpauschale in<br />
Höhe von 60.000 Euro. Zusätzlich<br />
werden vier Ärzte gefördert, die<br />
über das durchschnittliche Auf-<br />
gabealter von 65 Jahren hinaus<br />
weiterhin tätig sind.“<br />
Die KV weise Ärzte im Rah-<br />
men der Niederlassungsberatung<br />
gezielt auf die Förderung hin. Pro-<br />
bleme entstünden aber dadurch,<br />
dass die Förderung erst im August<br />
2011 für die Gebiete mit zusätz-<br />
lichem lokalen Versorgungsbe-<br />
darf beschlossen worden sei und<br />
vorerst nur bis zum 31. Dezember<br />
2011 gelte. Dadurch könne man<br />
für das Jahr 2012 noch keine För-<br />
derzusagen geben, die für eine<br />
längerfristige Planung erforder-<br />
lich wären.<br />
In Hessen wiederum setzt<br />
man vor allem darauf, Praxis-<br />
abgeber und Existenzgründer ge-<br />
zielt zusammen zu bringen. Am<br />
11. November 2011 veranstal-<br />
tete die KV in Kassel zum zwei-<br />
ten Mal in diesem Jahr daher das<br />
Hessische Gründer- und Abge-<br />
berforum, an dem 150 Ärzte teil-<br />
nahmen. Neben Inseraten von<br />
Abgebern und Gründern gab es<br />
Vortrags- und Beratungsangebote<br />
für die Teilnehmer.<br />
20 CHirurgeNMagaziN<br />
Links:<br />
www.kv-thueringen.de,<br />
www.kvbb.de, www.kvhessen.de
HCV Hessen<br />
KV Hessen verzögert Honorarnachzahlung an Vertragsärzte<br />
Viele hessische Vertragsärzte<br />
sind derzeit nicht gut auf ihre<br />
Selbstverwaltung zu sprechen.<br />
Grund ist ein Streit um die Um-<br />
setzung mehrerer Urteile des<br />
Bundessozialgerichts (BSG) vom<br />
vergangenen Jahr zum Honorar-<br />
verteilungsvertrag (HVV) 2005,<br />
die immer noch auf sich warten<br />
lässt.<br />
So hatte das BSG unter ande-<br />
rem am 18. August 2010 entschie-<br />
den, dass die Honorarbescheide,<br />
welche die Kassenärztliche Ver-<br />
einigung (KV) Hessen vom zwei-<br />
ten Quartal 2005 bis zum vierten<br />
Quartal 2008 ausgestellt hatte,<br />
rechtswidrig seien. Zum einen<br />
waren fälschlicherweise diverse<br />
medizinische Leistungen den<br />
Regelleistungsvolumina (RLV) zu-<br />
geordnet worden, die eigentlich<br />
extrabudgetär hätten vergütet<br />
werden müssen.<br />
Zum anderen hatte das BSG<br />
die Ausgleichsregelung in Zif-<br />
fer 7.5 des HVV als rechtswidrig<br />
eingestuft, soweit die KV Hessen<br />
Honorarminderungen daraus<br />
abgeleitet hat. Diese Ausgleichs-<br />
regelung sollte Honorarverwer-<br />
fungen aufgrund des neuen EBM<br />
kompensieren und orientierte<br />
sich – mit Ausnahme von jungen<br />
Praxen in der Aufbauphase – an<br />
der Fallzahl des Vorjahres.<br />
Der Verband von operativ<br />
und anästhesiologisch tätigen<br />
niedergelassenen Ärzten (LAOH),<br />
der Hessische Chirurgen Verband<br />
(HCV) und die Genossenschaft<br />
der niedergelassenen Opera-<br />
teure Hessen (GNOH) kritisieren,<br />
dass die KV Hessen trotz ihrer<br />
Niederlagen vor dem BSG bislang<br />
die infolge dieser Urteile noch<br />
ausstehenden Honorare nicht an<br />
Heft 54 | Jahrgang 9 | Ausgabe 6.2011<br />
die betroffenen Ärzte ausbezahlt<br />
habe.<br />
Die vom LAOH beauftragte<br />
Anwältin Dr. Karin Hahne erklär-<br />
te: „Obgleich wir die Auszahlung<br />
der ausstehenden Honorare in<br />
den vergangenen Monaten mehr-<br />
fach angemahnt haben, ja sogar<br />
zunächst mit Abschlagszah-<br />
lungen zufrieden gewesen wären,<br />
hat die KV Hessen nicht gehan-<br />
delt.“ Der LAOH habe daher vor<br />
dem Sozialgericht Marburg einen<br />
Vollstreckungsantrag gestellt.<br />
Unabhängig von den Aktivi-<br />
täten des LAOH hat auch der HCV<br />
für seine Mitglieder mehrere Ho-<br />
norarrückforderungsklagenein- gereicht und in einem weiteren<br />
Fall zudem eine Untätigkeits-<br />
klage gegen die KV Hessen erho-<br />
ben. Der Justiziar des HCV und<br />
auch der GNOH, Rechtsanwalt<br />
Andreas Rossa, sagte: „Allein im<br />
HCV waren zehn Mandanten be-<br />
troffen. Wir kritisieren insbeson-<br />
dere, dass die KV Hessen zwar<br />
Honorare, die im Zuge der Aus-<br />
gleichsregelung zu viel gezahlt<br />
wurden, umgehend zurückge-<br />
fordert und auch tatsächlich von<br />
den Ärzten eingezogen hat.“<br />
Ärger in der KV Hessen: Die<br />
Auszahlung zu niedrig berechneter<br />
Honorare verzögert sich<br />
Die KV Hessen habe dabei<br />
zumeist nicht die Rechtskraft<br />
gerichtlicher Entscheidungen<br />
abgewartet. Zu wenig gezahltes<br />
Honorar sei mit Verweis auf be-<br />
stehende Rechtsunsicherheiten<br />
und nunmehr auf einen erhöhten<br />
Verwaltungsaufwand aber wei-<br />
terhin nicht ausbezahlt worden.<br />
Bei der KV Hessen zeigte<br />
man kein Verständnis für die An-<br />
schuldigungen durch den LAOH,<br />
den HCV und die GNOH. Ihr Pres-<br />
sesprecher Karl Matthias Roth<br />
sagte gegenüber dem Chirurgen<br />
Magazin: „Wir haben diese Vorwürfe<br />
scharf zurückgewiesen,<br />
insbesondere den Vorwurf der<br />
Untätigkeit.“<br />
Es sei richtig, dass das BSG<br />
den hessischen HVV als unrechtmäßig<br />
zurückgewiesen habe: „Es<br />
ist nicht zulässig, Verluste und<br />
Gewinne auf fünf Prozent zu begrenzen“,<br />
gab Roth zu. Es habe<br />
aber eine klare Empfehlung des<br />
BSG gegeben, erst den Ausgang<br />
weiterer anhängiger Verfahren<br />
abzuwarten, bevor die Hono-<br />
Foto: iStockphoto.com/ErikdeGraaf<br />
ANC Aktuell<br />
rarbescheide korrigiert würden.<br />
„Das letzte Urteil, das wir abwarten<br />
mussten, wurde im März 2011<br />
gesprochen“, sage Roth. Danach<br />
sei man mit den Krankenkassen<br />
in neue Verhandlungen getreten:<br />
„Das hat gedauert, wie das in diesen<br />
Gremien eben so üblich ist.“<br />
Roth bestätigte, dass die KV<br />
Hessen in einigen Fällen bereits<br />
zu viel gezahlte Honorare von<br />
einzelnen Ärzten zurückgefordert<br />
hat: „Bei diesen Rückforderungen<br />
handelte es sich aber um<br />
Einzelfälle, die individuell prüfbar<br />
waren.“ Wer Anspruch auf Nachzahlungen<br />
in welcher Höhe habe,<br />
könne aber erst beantwortet werden,<br />
wenn 15 Quartale komplett<br />
neu berechnet seien.<br />
„Dafür ist ein kompletter Neudurchlauf<br />
des Abrechnungssystems<br />
erforderlich. Das ist bislang<br />
noch nicht geschehen“, erklärte<br />
Roth. Neue Zahlen lägen inzwischen<br />
immerhin für das erste der<br />
15 Quartale vor, so dass im November<br />
2011 die ausstehenden Honorare<br />
hierfür ausgezahlt worden<br />
seien.<br />
Hierauf erwiderte Rossa, die<br />
vollständige Abwicklung dieser<br />
Neuberechnung und Nachzahlungen<br />
werde nach den Vorgaben<br />
der KV noch einmal 15 Monate<br />
in Anspruch nehmen. „Das ist<br />
unzumutbar, wenn man bedenkt,<br />
dass die Honorarbescheide, um<br />
die es in dem Rechtsstreit geht,<br />
jetzt zwischen drei und mehr als<br />
sechs Jahre alt sind.“<br />
Links:<br />
www.hcv-ev.de<br />
www.gnoh.de<br />
www.laoh.net<br />
www.kvhessen.de<br />
21
ANC Aktuell<br />
ANC Hamburg<br />
Großes Interesse, neue Mitglieder und frischer Wind im neuen Vorstand<br />
Der Vorstand der ANC Hamburg<br />
ist sehr zufrieden mit dem Ver-<br />
lauf der jüngsten Mitglieder-<br />
versammlung am 22. Novem-<br />
ber 2011 in Hamburg. Immerhin<br />
haben sich gleich drei Teilnehmer,<br />
die bislang noch keine Mitglieder<br />
waren, im Laufe des Abends ent-<br />
schlossen, der ANC beizutreten.<br />
Der ANC-Vorsitzende Dr.<br />
Manfred Giensch berichtete, die<br />
niedergelassenen Chirurgen in<br />
Hamburg hätten im vergangenen<br />
Jahr im Schnitt Verluste zwischen<br />
15 und 20 Prozent hinnehmen<br />
müssen. Das ambulante Ope-<br />
rieren zu einem Punktwert von<br />
3,51 Cent sei defizitär. Dies treffe<br />
besonders die Betereiber ambu-<br />
lanter OP-Zentren: Diese ließen<br />
sich nicht mehr finanzieren, da<br />
die Gelder nicht kostendeckend<br />
seien, die durch Gastoperateure<br />
eingebracht würden.<br />
Auch Geburtstagskind BNC-<br />
Präsident Dr. Dieter Haack war<br />
nach Hamburg gekommen. Er<br />
berichtete, die Berufspolitik sei<br />
insgesamt professioneller ge-<br />
worden, dies zeige sich auch bei<br />
den Erfolgen in den bundeswei-<br />
ten Verhandlungen. Der BNC sei<br />
in den wichtigsten bundesweiten<br />
Gremien vertreten.<br />
Hamburgs KV-Vize Walter<br />
Plassmann erklärte, für 2012 sei<br />
mit einem Honoraranstieg von<br />
1,25 Prozent zu rechnen. Er for-<br />
derte die Anwesenden zur Mitar-<br />
beit in den KV-Gremien auf. An-<br />
ders lasse sich nicht verhindern,<br />
dass Fachärzte beispielsweise die<br />
Honoraranstiege der Psychothe-<br />
rapeuten mitbezahlen müssten.<br />
In der folgenden Diskussion<br />
über die Bedarfsplanung kritisier-<br />
te Dr. Michael Kerneck das viel zi-<br />
tierte Schlagwort der Überversor-<br />
gung. In der Metropole Hamburg<br />
mit 1,8 Millionen Einwohnern<br />
seien tatsächlich über 3,7 Millio-<br />
nen Menschen zu versorgen.<br />
Im nicht-öffentlichen Teil<br />
der ANC-Sitzung stand die Neu-<br />
wahl des ANC-Vorstands auf der<br />
Agenda. Der erste Vorsitzende<br />
Dr. Manfred Giensch wurde mit<br />
großer Mehrheit wiedergewählt.<br />
Als sein Stellvertreter wurde als<br />
Neuzugang im ANC-Vorstand<br />
Dr. Michael Kerneck gewählt. Ers-<br />
ter Beisitzer wurde Dr. Gerd Fass,<br />
der erst im Juli 2011 der ANC bei-<br />
getreten war. Zweite Beisitzerin<br />
wurde Dr. Michaela Rothe, die erst<br />
am selben Abend der ANC bei-<br />
getreten war. Rothe übernimmt<br />
auch das Amt der Schatzmeiste-<br />
rin. Für den Posten des Sekretärs<br />
und Schriftführers wurde erneut<br />
Dr. Elmar Schäfer gewählt.<br />
22 CHirurgeNMagaziN<br />
Kontakt:<br />
Bayern<br />
KV protestiert: Selbstverwaltung will keine Praxen abwickeln<br />
Als „unausgereift und nicht zu<br />
Ende gedacht“ hat der Vorstand<br />
der Kassenärztlichen Vereinigung<br />
Bayerns (KVB) Ende November<br />
2011 in München die geplante Ge-<br />
setzesänderung zur Abwicklung<br />
von Praxen durch die Kassen-<br />
ärztlichen Vereinigungen (KVen)<br />
kritisiert.<br />
Das neue GKV-Versorgungs-<br />
strukturgesetz sehe vor, die KVen<br />
zu verpflichten, in angeblich<br />
überversorgten Regionen Praxen<br />
stillzulegen und die Ärzte und<br />
Psychotherapeuten dafür finan-<br />
ziell zu entschädigen. Der KVB-<br />
Vorstand hält dies für den Erhalt<br />
einer flächendeckenden ambu-<br />
lanten Versorgung für „absolut<br />
kontraproduktiv“.<br />
So fehle ein Maßstab, um<br />
Überversorgung sinnvoll zu de-<br />
finieren. „Die derzeit bundesweit<br />
gültige Bedarfsplanungsrichtlinie<br />
ist völlig ungeeignet, die heutige<br />
ambulante Versorgungssituation<br />
sowohl hinsichtlich des Ange-<br />
bots als auch der Nachfrage rea-<br />
listisch abzubilden“, sagte KVB-<br />
Chef Dr. Wolfgang Krombholz.<br />
Gleichzeitig kritisierte er die<br />
„Doppelzüngigkeit“ von Kranken-<br />
kassenvertretern, die einerseits<br />
eine Minderung des ambulanten<br />
Versorgungsangebots wegen<br />
» Patienten müssen sich einen neuen Arzt suchen,<br />
Praxismitarbeiter werden unverschuldet arbeitslos,<br />
und der Arzt bekommt große logistische und<br />
juristische Probleme aufgebürdet. «<br />
Überversorgung forderten, ande-<br />
rerseits aber kürzere Wartezeiten<br />
bei der Terminvergabe wollten.<br />
„Das ist ein Widerspruch in sich“,<br />
mahnte Krombholz.<br />
Sein Stellvertreter Dr. Pedro<br />
Schmelz wies zudem auf auf Pro-<br />
bleme bei der Ausgestaltung der<br />
Abwicklung von Praxen hin: „Die<br />
Wiedergewählt als erster<br />
Vorsitzender der ANC Hamburg:<br />
Dr. Manfred Giensch<br />
ANC Hamburg, Dr. Manfred Giensch<br />
Dr.med.M.Giensch@t-online.de<br />
Schließung einer Praxis ohne<br />
Nachfolger hat gravierende Fol-<br />
gen – für den Arzt, für die Patien-<br />
ten, für die Praxismitarbeiter,<br />
für die ganze Region“, erklärte<br />
Schmelz.<br />
Die Patienten müssten sich<br />
einen neuen Arzt suchen und<br />
dabei gegebenenfalls weite Wege<br />
in Kauf nehmen. Die Praxismit-<br />
arbeiter würden unverschuldet<br />
arbeitslos. Und auch dem Arzt,<br />
der in Ruhestand gehen wolle,<br />
würden große logistische und<br />
juristische Probleme, beispielsweise<br />
im Umgang mit den Patientenakten,<br />
aufgebürdet.<br />
Link:<br />
www.kvb.de<br />
Foto: Giensch
KV Berlin<br />
Keine Begehungen mehr in ambulanten OP-Praxen<br />
Die Kassenärztliche Vereinigung<br />
(KV) Berlin führt in Praxen, die<br />
ambulant operieren, keine Praxis-<br />
begehungen mehr durch, um die<br />
Qualität der Einrichtungen zu<br />
überprüfen. Ein entsprechender<br />
Beschluss des KV-Vorstands hatte<br />
in der Vertreterversammlung (VV)<br />
vom November 2011 zunächst für<br />
Irritationen gesorgt.<br />
So fühlten sich die Mitglieder<br />
der Kommission für Ambulantes<br />
Operieren übergangen, weil der<br />
Vorstand sein Vorgehen nicht<br />
mit ihnen abgestimmt und ohne<br />
Anhörung der Kommission ein-<br />
geleitet hatte. Sie bezeichneten<br />
die Entscheidung des Vorstands<br />
zudem als einen „Schlag ins Ge-<br />
sicht aller qualitätsorientierten<br />
Kollegen“.<br />
Der stellvertretende KV-Vor-<br />
sitzende Dr. Uwe Kraffel begrün-<br />
dete den Vorstandsbeschluss<br />
damit, dass mit Auslaufen der<br />
Strukturverträge zum Ambu-<br />
lanten Operieren keine Not-<br />
wendigkeit mehr für Praxisbe-<br />
gehungen bestehe. „Vor ein paar<br />
Jahren hatten wir im Rahmen<br />
dieser Strukturverträge einen<br />
Zuschlag für das Ambulante<br />
Operieren ausgehandelt und im<br />
Gegenzug bestimmten Quali-<br />
tätsanforderungen und Praxis-<br />
begehungen zugestimmt“, sagte<br />
Heft 54 | Jahrgang 9 | Ausgabe 6.2011<br />
Praxisbegehungen nach OP-<br />
Schluss sind mühsam für Praxis-<br />
betreiber und für Kontrolleure<br />
Kraffel im Gespräch mit dem Chi-<br />
rurgen Magazin.<br />
Diese Anforderungen hät-<br />
ten für Praxen und Krankenhäu-<br />
ser gleichermaßen gegolten. Die<br />
Krankenhäuser hätten die Bege-<br />
hungen und Qualitätskontrol-<br />
len aber rasch wieder eingestellt,<br />
weil die Berliner Krankenhausge-<br />
sellschaft nicht mitgezogen habe.<br />
„Im niedergelassenen Bereich<br />
haben wir das dennoch fortge-<br />
setzt“, betonte Kraffel.<br />
„Weil die Begehungen erst<br />
abends nach OP-Schluss möglich<br />
waren, war das sehr mühsam.“<br />
Mit Auslaufen der Strukturver-<br />
träge seien die Begehungen nicht<br />
mehr vorgeschrieben gewesen.<br />
Man wolle die Kollegen daher<br />
nicht länger mit Qualitätssiche-<br />
rungsmaßnahmen belasten, die<br />
nicht vorgeschrieben seien und<br />
für die es keine zusätzliche Ver-<br />
gütung gebe, sagte Kraffel.<br />
In der November-Sitzung<br />
wurde dann beschlossen, sich bei<br />
der nächsten VV im Dezember<br />
erneut mit dem Thema zu befas-<br />
sen. Die Kommission Ambulantes<br />
Operieren habe beantragt, die Pra-<br />
xisbegehungen wieder einzufüh-<br />
ren. Für die Festlegung freiwilliger<br />
Foto: DAK / Scholz<br />
Qualitätssicherungsmaßnahmen<br />
sei aus formalen Gründen aber<br />
ein VV-Beschluss nötig.<br />
Kraffel sagte, seiner persön-<br />
lichen Einschätzung nach werde<br />
man sich auch bei der erneuten<br />
Diskussion nicht auf neue Pra-<br />
xisbegehungen festlegen: „Bevor<br />
nicht neue bundesweite Richt-<br />
linien zur Qualitätssicherung<br />
vorliegen, die auch Begehungen<br />
umfassen, wird man sicher keine<br />
Alleingänge mehr machen wol-<br />
len. Warum auch?“<br />
Das Ergebnis der Diskussion<br />
bei der VV im Dezember 2011 lag<br />
bei Redaktionsschluss noch nicht<br />
vor.<br />
Link:<br />
www.kvberlin.de<br />
ANC Aktuell<br />
Will ambulante Operateure<br />
nicht mit Praxisbegehungen<br />
belasten, die weder vorgeschrie-<br />
ben sind, noch vergütet werden:<br />
Dr. Uwe Kraffel, stellvertretender<br />
Vorsitzender der KV Berlin<br />
Foto: KV Berlin<br />
2
Arztrecht<br />
Service<br />
Arzt muss Überwachung sedierter<br />
Patienten gewährleisten<br />
Steht ein Patient kurz nach einer<br />
Behandlung noch unter dem<br />
Einfluss des sedierenden Medi-<br />
kamentes Dormicum (Wirkstoff<br />
Midazolam), so ist eine Über-<br />
wachung zu gewährleisten.<br />
Mit diesem Beschluss emp-<br />
fahl das Oberlandesgericht (OLG)<br />
Oldenburg dem behandelnden<br />
Internisten, die Berufung wegen<br />
fehlender Erfolgsaussichten zu-<br />
rück zu nehmen. Der Internist<br />
hatte bei einer Patientin eine<br />
Gastroskopie und Koloskopie<br />
durchgeführt.<br />
8.000 Euro wegen Verletzung<br />
der Überwachungspflicht<br />
Die Patientin wurde dabei mit<br />
zehn Milligramm Midazolam se-<br />
diert. Etwa 35 Minuten nach Gabe<br />
des Medikamentes – die Unter-<br />
suchungen waren bereits abge-<br />
schlossen – stürzte die Patien-<br />
tin von der Untersuchungsliege.<br />
Die Liege war zuvor provisorisch<br />
mit einem Sonographiegerät und<br />
einem Schwingsessel abgesperrt<br />
worden.<br />
Das erstinstanzliche Gericht<br />
hatte den Arzt deshalb wegen<br />
Verletzung der Überwachungs-<br />
pflicht zu einem Schadensersatz<br />
und Schmerzensgeld in Höhe von<br />
8.000 Euro verurteilt.<br />
Lediglich eine niedrige Dosis<br />
des Sedativums verabreicht<br />
Der Internist hatte sich gegen<br />
die erstinstanzliche Entscheidung<br />
gewandt und vor dem OLG vorge-<br />
Tagesaktuelle Nachrichten<br />
aus Chirurgie und Gesundheitspolitik<br />
www.bncev.de<br />
tragen, bei der Dosis von zehn<br />
Milligramm Midazolam handele<br />
es sich um eine niedrige Dosis.<br />
Der Hersteller habe zum Zwecke<br />
der Narkoseeinleitung eine Dosis<br />
von maximal 0,2 Milligramm<br />
pro Kilogramm Köpergewicht<br />
empfohlen. Dementsprechend<br />
habe er der Klägerin, die 85 Kilo-<br />
gramm gewogen habe, eine Dosis<br />
von 17 Milligramm verabreichen<br />
24 CHirurgeNMagaziN<br />
dürfen.<br />
Der Senat bezog sich insoweit<br />
auf das vorliegende Gutachten,<br />
wonach die Angabe von 0,2 Milli-<br />
gramm maximal keineswegs in<br />
allen Fällen indiziert sei. Die an-<br />
gemessene Wirkstoffmenge sei<br />
stets anhand der individuellen<br />
Gegebenheiten zu bestimmen. Die<br />
Dosis sei außerdem bei Patienten<br />
über 60 Jahren zu reduzieren.<br />
Plasmahalbwertzeit des<br />
Sedativums beachten<br />
Weiter hatte der Sachverstän-<br />
dige festgestellt, dass die Plasma-<br />
halbwertzeit 1,5 bis 2,5 Stunden<br />
betrage. 35 Minuten nach Gabe<br />
des Medikamentes, also zum<br />
Zeitpunkt des Sturzes, sei ent-<br />
sprechend noch mehr als die<br />
Hälfte der verabreichten Dosis im<br />
Körper der Patientin gewesen.<br />
Insoweit sei die Klägerin in<br />
ihrer Einsichts- und Steuerungs-<br />
fähigkeit noch erheblich ein-<br />
geschränkt gewesen. Auch der<br />
Hinweis des Arztes, dass seine<br />
Patientin schon vor dem Sturz<br />
Jörg Hohmann<br />
Rechtsanwalt, Justiziar des BNC<br />
Kanzlei für Medizinrecht<br />
Hohmann & Kollegen<br />
Paul-Nevermann-Platz 5<br />
22765 Hamburg<br />
Tel.: 040 9106970<br />
Fax: 040 91069710<br />
www.lex-medicus.de<br />
ansprechbar gewesen sei und<br />
vernünftig reagiert habe, war<br />
nach Auffassung des Gerichts<br />
unbeachtlich.<br />
Von Bedeutung sei einzig<br />
und allein, dass es der Patientin<br />
gelungen war, die Liege allein zu<br />
verlassen. Dabei hätten die provisorischen<br />
Absperrungen nicht<br />
ausgereicht, um den Überwachungspflichten<br />
zu genügen.<br />
Die dem Arzt obliegende Fürsorgepflicht<br />
hätte es erfordert,<br />
die Patientin weiterhin zu überwachen,<br />
auch unabhängig, ob<br />
dieses Gegenstand einer Leitlinie<br />
sei oder nicht.<br />
Urteil des OLG Oldenburg<br />
vom 23. 9. 2010, Az. 5 U 111/10<br />
Foto: Websitefactory
Arztrecht<br />
Narbenbehandlung zur Erweiterung<br />
des IGeL-Spektrums<br />
Die Entwicklung von Narben ist<br />
ein physiologischer proliferativer<br />
Prozess des dermalen Gewebes<br />
nach operativen Eingriffen oder<br />
Verletzung der Haut. Die Narben-<br />
bildung verläuft individuell sehr<br />
unterschiedlich und praktisch<br />
kaum vorhersehbar.<br />
Nach ersten Entzündungs-<br />
reaktionen setzt im Rahmen des<br />
Wundheilungsprozesses die kör-<br />
pereigene Hautreparatur ein. Ver-<br />
schiedene Faktoren beeinflussen<br />
die Wundheilung unter Umstän-<br />
den negativ und können eine un-<br />
physiologische Narbenbildung<br />
fördern. Die Folge sind häufig<br />
unästhetische Narben oder derb<br />
wulstige Keloide, die sich sogar<br />
über den ursprünglichen Verlet-<br />
zungsrahmen hinaus ausbreiten.<br />
Der Operateur muss Patienten<br />
im Vorfeld einer Operation über<br />
dieses Risiko aufklären.<br />
Hiervon unterscheiden sich<br />
atrophe Narben, die durch Sub-<br />
stanzverlust als schüsselför-<br />
mige Einsenkungen entstehen<br />
(etwa Aknenarben) und für viele<br />
Patienten ein großes psycholo-<br />
gisches Problem sein können.<br />
Daher strebt man an, die Entste-<br />
hung von hypertrophen Narben<br />
und Keloiden zu vermeiden.<br />
Durch moderne, voraus-<br />
schauende Narbenprophylaxe<br />
und frühzeitige Behandlung (z. B.<br />
Ultraschall in Verbindung mit<br />
Allantoin, Contractubex ® ) kann<br />
Heft 54 | Jahrgang 9 | Ausgabe 6.2011<br />
der Vernarbungsprozess posi-<br />
tiv beeinflusst werden. Auch hie-<br />
rüber ist der Patient aufzuklären.<br />
Allerdings ist die Leistung im<br />
sozialrechtlichen Kontext nicht<br />
notwendig. Aus diesem Grund ist<br />
ein Patient vor der Operation da-<br />
rüber aufzuklären, dass gerade<br />
im Sichtbereich unästhetische<br />
Narben als Folge der Operation<br />
entstehen könnten, die grund-<br />
sätzlich nicht verhinderbar sind.<br />
Auch ältere Narben können<br />
mit den heutigen Möglichkeiten<br />
korrigiert oder abgemildert wer-<br />
den. Dies ist aber nicht eine Leis-<br />
tung, für die Leistungspflicht der<br />
gesetzlichen Krankenkasse be-<br />
steht. Wenn sie auf Wunsch des<br />
Patienten erfolgt, kann sie aus-<br />
schließlich im Rahmen einer<br />
Privatbehandlung erbracht und<br />
abgerechnet werden.<br />
Steht also fest, dass es sich<br />
bei Leistung (hier Narbenbehand-<br />
lung) nicht um eine GKV-Leistung<br />
handelt, die dennoch vom Pati-<br />
enten nachgefragt wird und die<br />
auch ärztlich vertretbar ist, gelten<br />
für die Inanspruchnahme und die<br />
Abrechnung der Narbenbeseiti-<br />
gung wie auch im Weiteren für<br />
sämtliche individuelle Gesund-<br />
heitsleistungen (IGeL) folgende<br />
Grundsätze:<br />
1.<br />
Aufklärung über Nutzen und<br />
Kosten der Leistung: Zunächst<br />
ist darüber aufzuklären, warum<br />
die konkrete Leistung keine ver-<br />
tragsärztliche Leistung ist. Diese<br />
darf auch nicht von der Kranken-<br />
kasse erstattet werden, der Arzt<br />
muss auch über den Kostenrah-<br />
men informieren.<br />
2.<br />
Freie Entscheidung: Der Arzt<br />
darf den Patienten in sachlicher<br />
und unaufdringlicher Weise über<br />
die Wunschleistung informieren,<br />
den Patienten aber nicht zu einer<br />
Inanspruchnahme drängen. Der<br />
Patient soll frei entscheiden, ob<br />
er von dem Angebot Gebrauch<br />
macht.<br />
3.<br />
Ordnungsgemäße Rechnung-<br />
stellung: Der Operateur darf für<br />
die erbrachten Wunschleistun-<br />
gen kein Pauschal- oder Erfolgs-<br />
honorar in Rechnung stellen.<br />
Ärzte müssen eine ordnungsge-<br />
mäße Rechnung nach der Gebüh-<br />
renordnung für Ärzte (GOÄ) er-<br />
stellen. Der Operateur ist nicht an<br />
die einfachen GOÄ-Sätze gebun-<br />
den und darf den Steigerungs-<br />
satz variieren. Auch der 3,5-fache<br />
Satz ist möglich, wenn Schwie-<br />
rigkeitsgrad und Zeitaufwand<br />
der Behandlung dies im Einzel-<br />
fall rechtfertigen. Da die GOÄ von<br />
1996 inzwischen veraltet ist, ist<br />
über Analogziffern auch ein höhe-<br />
rer Steigerungssatz in einzelnen<br />
Fällen möglich.<br />
4.<br />
Schriftliche Zustimmung vor<br />
der Behandlung: Eine Privatab-<br />
rechnung erfordert die schrift-<br />
liche Einwilligung des Patienten.<br />
Die Zustimmung sowie die Hono-<br />
rarvereinbarung müssen vor Be-<br />
handlungsbeginn vorliegen und<br />
Service<br />
sich auf den konkreten Einzel-<br />
fall beziehen. In der Abrechnung<br />
müssen enthalten sein:<br />
} Auflistung der zu erbringenden<br />
Einzelleistungen (unter Angabe<br />
der entsprechenden GOÄ- bezie-<br />
hungsweise Analogziffern und<br />
Steigerungssatz),<br />
} Angabe der voraussichtlichen<br />
Honorarhöhe (Euro-Betrag),<br />
} Erklärung, dass die Behand-<br />
lung auf eigenen Wunsch des Pa-<br />
tienten erfolgt ist,<br />
} Erklärung, dass der Patient sei-<br />
tens des Arztes darüber aufge-<br />
klärt wurde, dass die Behandlung<br />
nicht Bestandteil der vertrags-<br />
ärztlichen Versorgung ist,<br />
}<br />
Erklärung darüber, dass der Pa-<br />
tient informiert wurde, dass die<br />
Leistung nicht mit der Kranken-<br />
kasse abgerechnet werden kann<br />
und ein Anspruch auf Kosten-<br />
erstattung nicht besteht.<br />
Unter Beachtung dieser<br />
Grundsätze kann die Narbenbe-<br />
handlung eine sinnvolle Ergän-<br />
zung des IGeL-Spektrums in einer<br />
chirurgischen Praxis sein.<br />
Kontakt:<br />
Jörg Hohmann<br />
Rechtsanwalt, Justiziar des BNC<br />
Kanzlei für Medizinrecht<br />
Hohmann & Kollegen<br />
Tel.: 040 39106970<br />
Fax: 040 391069710<br />
www.lex-medicus.de<br />
25
Wirtschaft<br />
Praxishomepage: Vorsicht bei der<br />
Verwendung fremder Materialien !<br />
Eine Praxishomepage ist ein einfaches und wirkungsvolles Marketinginstrument.<br />
Doch bei der Erstellung sind einige wichtige Rechtsfragen zu beachten. So können<br />
bei Verstößen gegen das Urheberrecht leicht Unterlassungs- und Schadensersatzansprüche<br />
entstehen, die den Betreiber der Homepage teuer zu stehen kommen.<br />
Von Oliver Frentz<br />
Ein eigener Internetauftritt ist für<br />
Unternehmen, die wirtschaftlich<br />
erfolgreich sein wollen, mittler-<br />
weile unerlässlich. Er ist eine ein-<br />
fache und kostengünstige Mög-<br />
lichkeit, potenzielle Kunden über<br />
die Leistungen und Angebote<br />
des jeweiligen Unternehmens zu<br />
informieren.<br />
Gleichzeitig bietet sich die<br />
Möglichkeit, derartige Informa-<br />
tionen laufend zu aktualisie-<br />
ren, was bei gedruckter Werbung<br />
nicht möglich ist. Es besteht kein<br />
sachlicher Grund, Mediziner in-<br />
soweit anders zu betrachten als<br />
gewerblich tätige Unternehmer.<br />
Im harten Wettbewerb um Pa-<br />
tienten ist es vielmehr auch für<br />
Mediziner inzwischen nötig, sich<br />
selbst, die Praxis und die angebo-<br />
tenen Leistungen im Internet zu<br />
präsentieren.<br />
Service<br />
Dank der vielfältigen tech-<br />
nischen Möglichkeiten ist eine<br />
Webseite schnell erstellt – ob nun<br />
in Eigenleistung oder durch einen<br />
professionellen Anbieter. Auch<br />
die entstehenden Kosten sind<br />
mittlerweile kein Grund mehr,<br />
von einer Präsentation der Praxis<br />
im Internet abzusehen.<br />
Natürlich spricht nichts dage-<br />
gen, sich von dem inspirieren zu<br />
lassen, was Kollegen bereits er-<br />
stellt haben. Doch hier droht eine<br />
oft unterschätzte Gefahr, die sich<br />
sehr schnell und auch mit erheb-<br />
lichen finanziellen Auswirkungen<br />
bemerkbar machen kann.<br />
Urheberrecht gilt für Texte,<br />
Fotos und auch für Musik<br />
Es gilt nämlich, das Urheber-<br />
recht zu wahren. Natürlich ist<br />
es einfach, ein gelungenes Foto<br />
aus dem Internet für die eigene<br />
Webseite zu verwenden. Gleiches<br />
gilt für Texte und Textpassagen,<br />
sowie gegebenenfalls für Musik,<br />
wenn die Webseite mit Musik<br />
hinterlegt werden soll.<br />
Entgegen der weit verbrei-<br />
teten Auffassung ist es nach<br />
deutschem Urheberrecht jedoch<br />
nicht erforderlich, dass urheber-<br />
rechtlich geschütztes Material<br />
mit einem entsprechenden Ver-<br />
merk gekennzeichnet werden<br />
muss, wie dies nach US-amerika-<br />
nischem Recht erforderlich ist.<br />
Vielmehr ist jedes schutz-<br />
fähige Werk automatisch mit sei-<br />
ner Erschaffung urheberrechtlich<br />
geschützt. Allein der Urheber darf<br />
entscheiden, was mit dem jewei-<br />
ligen Werk geschehen darf oder<br />
soll. Keinesfalls darf also dar-<br />
aus, dass ein Werk keinen Copy-<br />
right-Vermerk trägt, geschlossen<br />
werden, das Werk sei frei und für<br />
jedermann zu benutzen.<br />
Verletzung des Urheberrechts<br />
kann teuer werden<br />
Bei Verletzung von Urheber-<br />
rechten drohen nicht nur Unter-<br />
lassungsansprüche, sondern<br />
auch Schadensersatzansprüche,<br />
die schnell den vierstelligen Euro-<br />
bereich erreichen können. Dem<br />
gilt es durch überlegtes Handeln<br />
vorzubeugen. In der Praxis be-<br />
deutet dies, dass bei der Auswahl<br />
der für die Webseite verwende-<br />
ten Materialien besondere Sorg-<br />
falt nicht nur aus gestalterischer,<br />
sondern auch aus rechtlicher<br />
Sicht erforderlich ist.<br />
Unproblematisch ist unter ur-<br />
heberrechtlichenGesichtspunk- ten in jedem Fall die Verwendung<br />
von selbst erstelltem Material.<br />
Dieses Material kann beliebig<br />
verwendet werden. Problema-<br />
tisch wird es jedoch schon, wenn<br />
Material von Dritten, etwa einem<br />
Fotografen, dem Webdesigner,<br />
etc. entsprechend einem Auftrag<br />
erstellt wird.<br />
Art und Dauer des Nutzungs-<br />
rechts schriftlich fixieren<br />
Dann ist nämlich nicht der<br />
Auftraggeber Urheber des Werkes,<br />
sondern der Dritte. Selbst wenn<br />
für das Nutzungsrecht an dem<br />
Material bezahlt wurde oder<br />
wird, bedeutet es nicht automa-<br />
tisch, dass eine andere oder nach<br />
Vertragsbeendigung weitere Nut-<br />
zung des Material zulässig ist. Es<br />
ist daher dringend zu empfehlen,<br />
schriftlich zu vereinbaren, wel-<br />
cher Art und für welche Dauer die<br />
26 CHirurgeNMagaziN
übertragenen Nutzungsrechte<br />
sein sollen.<br />
Dass urheberrechtlich ge-<br />
schütztes Material beispielsweise<br />
für die Nutzung in einem gedruck-<br />
ten Flyer lizenziert wurde, bedeu-<br />
tet nämlich noch lange nicht, dass<br />
dieses Material auch für einen In-<br />
ternetauftritt verwendet werden<br />
darf. Dies bedürfte einer geson-<br />
derten Vereinbarung und regel-<br />
mäßig auch einer entsprechenden<br />
zusätzlichen Vergütung.<br />
Praxisteam muss Fotos auf<br />
der Homepage zustimmen<br />
Sofern auch das Praxisteam<br />
mit Fotos in dem Internetauftritt<br />
präsentiert werden soll, ist drin-<br />
gend zu empfehlen, sich von den<br />
einzelnen Mitarbeitern schriftlich<br />
das Einverständnis dafür geben<br />
zu lassen. Dies vermeidet Streit<br />
zu einem späteren Zeitpunkt.<br />
Eine weitere, häufig disku-<br />
tierte Frage im Zusammenhang<br />
mit Internetauftritten sind die<br />
Verweise auf andere Webseiten,<br />
die sogenannten Links. Weit ver-<br />
breitet ist die Annahme, man<br />
könne sich von der Haftung für<br />
Links freizeichnen, indem man<br />
sich von dem Inhalt der verlinken<br />
Seiten ausdrücklich distanziert.<br />
In vielen Haftungsausschlüs-<br />
sen wird dabei auf ein Urteil des<br />
Landgerichts Hamburg aus dem<br />
Jahr 1998 verwiesen. Dabei wird<br />
übersehen, dass es die behaupte-<br />
te Entscheidung des Landgerichts<br />
Hamburg so nie gegeben hat. Ein<br />
entsprechender Haftungsaus-<br />
schluss mit Hinweis auf das be-<br />
sagte Urteil sollte daher tunlichst<br />
unterbleiben. Zunächst sollte bei<br />
Erstellung einer Webseite geprüft<br />
werden, ob überhaupt Links ge-<br />
setzt werden müssen.<br />
Natürlich lebt das Inter-<br />
net davon, dass auf andere Web-<br />
Heft 54 | Jahrgang 9 | Ausgabe 6.2011<br />
seiten verwiesen wird. Auf einer<br />
Praxiswebseite stellt sich jedoch<br />
die Frage, auf welche anderen<br />
Webseiten ein Verweis überhaupt<br />
sinnvoll ist. Dies werden regel-<br />
mäßig nur solche Webseiten sein,<br />
die von den Kammern, Berufs-<br />
verbänden oder Interessengrup-<br />
pen betrieben werden. Derartige<br />
Auftritte enthalten üblicherweise<br />
keinen problematischen Inhalt,<br />
von dem eine ausdrückliche Dis-<br />
tanzierung erforderlich wäre.<br />
Nicht verantwortlich für die<br />
Inhalte verlinkter Seiten<br />
Gleichwohl ist es sinnvoll,<br />
im Rahmen eines Haftungsaus-<br />
schlusses darauf hinzuweisen,<br />
dass für den Inhalt der jeweils<br />
verlinkten Seiten ausschließlich<br />
deren Betreiber verantwortlich<br />
sind. Ob Links auf die Internetan-<br />
gebote der Pharmaindustrie oder<br />
anderer kommerzieller Anbieter<br />
eingesetzt werden, ist bereits aus<br />
Gründen einer größtmöglichen<br />
Seriosität des eigenen Auftritts<br />
genau zu überlegen.<br />
Ein weiterer Punkt, der bei<br />
der Erstellung einer Webseite zu<br />
beachten ist, ist die gesetzliche<br />
Verpflichtung, bestimmte Anga-<br />
ben über den Rechtsträger zur<br />
Verfügung zu stellen. Derartige<br />
Angaben werden regelmäßig im<br />
Rahmen des Impressums ge-<br />
macht. Die notwendigen An-<br />
gaben variieren je nachdem, in<br />
welcher Rechtsform die Praxis<br />
betrieben wird.<br />
Ein Verstoß gegen diese ge-<br />
setzlichen Hinweispflichten kann<br />
dazu führen, dass ordnungs- oder<br />
wettbewerbsrechtliche Schritte<br />
eingeleitet werden. Deutlich<br />
wahrscheinlicher sind dabei Ab-<br />
mahnungen von Wettbewerbern,<br />
die zudem regelmäßig mit erheb-<br />
lichen Kosten einhergehen.<br />
Werbeverbot für Ärzte nach<br />
HWG deutlich gelockert<br />
Abschließend weise ich dar-<br />
auf hin, dass entgegen der noch<br />
immer recht häufig anzutref-<br />
fenden Auffassung das Heilmit-<br />
telwerbegesetz (HWG) keinesfalls<br />
jegliche Werbung für Arztpraxen<br />
verbietet. Lediglich reißerische,<br />
„marktschreierische“ Werbung ist<br />
nach wie vor unzulässig.<br />
Unproblematisch ist es hin-<br />
gegen, die Praxis, das Team, die<br />
angebotenen Leistungen sowie<br />
die Facharzt- und gegebenenfalls<br />
Zusatzbezeichnungen zu präsen-<br />
tieren. Dabei sollte man aber in<br />
jedem Fall vermeiden, den Ein-<br />
druck von garantiertem Erfolg zu<br />
erwecken.<br />
Zur Vermeidung von ärger-<br />
lichen und kostenintensiven<br />
Auseinandersetzungen empfiehlt<br />
es sich, begleitend zur Erstellung<br />
des Internetauftritts eine kom-<br />
petente Beratung in Anspruch zu<br />
nehmen. Eine solche Beratung ist<br />
regelmäßig mit deutlich geringe-<br />
ren Kosten verbunden als eine<br />
Abmahnung.<br />
Sollte es dennoch zu einer<br />
urheber- oder wettbewerbsrecht-<br />
lichen Abmahnung kommen, ist<br />
www.vmk-online.de<br />
Chirurgen Magazin<br />
Online-Archiv<br />
und Aktuelles aus<br />
dem Verlag<br />
Oliver Frentz<br />
es unerlässlich, unverzüglich<br />
fachkundigen Rat durch einen in<br />
dieser Materie versierten Rechts-<br />
anwalt einzuholen. Keinesfalls<br />
sollte voreilig eine Unterlas-<br />
sungs- oder eine sonstige Erklä-<br />
rung abgegeben werden. Oft wird<br />
es möglich sein, eine weniger be-<br />
lastende Unterlassungserklärung<br />
zu formulieren, und /oder die ge-<br />
forderten Geldbeträge deutlich<br />
zu reduzieren.<br />
Service<br />
Rechtsanwalt, Internet- und<br />
Telekommunikationsrecht<br />
Pezolddamm 88<br />
22175 Hamburg<br />
Tel.: 040 98261116<br />
Fax: 040 98261117<br />
anwalt@ra-frentz.de<br />
www.ra-frentz.de<br />
<strong>CHIRURGENMAGAZIN</strong><br />
VMK Verlag für<br />
Medizinkommunikation GmbH<br />
Foto: Frentz<br />
27
Service<br />
Praxisteam<br />
Arzthelferin des Jahres 2011: „In einer<br />
chirurgischen Praxis gibt es viel zu tun!“<br />
Von Antje Thiel<br />
Die „Arzthelferin des Jahres 2011“<br />
arbeitet in einer chirurgischen<br />
Praxis. Beim 5. Deutschen Arzt-<br />
helferinnen-Tag in München<br />
wurde am am 5. November 2011<br />
in München wurde Nadine Zerbe<br />
(vormals van Bösekom) aus<br />
Hünxe in Nordrhein-Westfalen<br />
gekürt.<br />
Die 32-Jährige arbeitet seit<br />
zwölf Jahren in ihrem Beruf. Be-<br />
reits kurz nach ihrer Ausbildung<br />
in der chirurgischen Praxis von<br />
Dr. Wolfgang Zerbe übertrug ihr<br />
Chef ihr die Funktion der lei-<br />
tenden Arzthelferin. Seit Anfang<br />
November sind die beiden nicht<br />
nur beruflich, sondern auch pri-<br />
vat miteinander verheiratet.<br />
Auszeichnung zeigt, was<br />
Arzthelferinnen alles leisten<br />
Im Gespräch mit dem Chi-<br />
rurgen Magazin berichtete Zerbe:<br />
„Ich wusste gar nicht, dass es so<br />
eine Auszeichnung gibt. Es ist<br />
aber toll, dass auf diese Weise<br />
einmal gezeigt wird, was Arzt-<br />
helferinnen alles leisten.“<br />
Nominiert wurde sie von<br />
ihren Kolleginnen. In der Final-<br />
runde konnte sich Zerbe dann<br />
gegen Andrea-Christina Hanisch<br />
aus Höhenkirchen in Bayern<br />
durchsetzen, die den zweiten<br />
Platz belegte (siehe Foto). Ins-<br />
gesamt 400 Kongressteilnehme-<br />
rinnen stimmten in geheimer<br />
Wahl über die Kandidatinnen ab,<br />
die in der Vorauswahl bereits ihre<br />
fachliche Kompetenz unter Be-<br />
weis gestellt hatten.<br />
Selbstbewusstsein, fachliche<br />
Kompetenz und Teamgeist<br />
Heidrun Polegek, Chefredak-<br />
teurin von „Arzthelferin Exklu-<br />
siv“ und Initiatorin der Aus-<br />
zeichnung, erklärte hierzu: „Für<br />
die Bewertung waren vor allem<br />
Aspekte wie Selbstbewusst-<br />
sein, Belastbarkeit, Teamfähig-<br />
keit, Patientenfreundlichkeit<br />
und fachliche Kompetenz von<br />
Bedeutung.“<br />
An diesen Eigenschaften<br />
mangelt es Nadine Zerbe nicht.<br />
„Ich bin eine Quereinsteigerin<br />
VMF aktuell: Neue Mitglieder in drei Landesvorständen<br />
Vom 12. bis 13. November haben in den Landesverbänden Nord, Ost und<br />
Süd des Verbandes Medizinischer Fachangestellter (VMF) Hauptversamm-<br />
lungen mit Vorstandswahlen stattgefunden.<br />
Hier eine Übersicht über die Neuerungen:<br />
Landesverband Nord: Anita Marini (MFA) wurde zur neuen 1. Vorsitzenden<br />
des Landesverbandes gewählt, Janina Vandersee (ZFA), Jugendbeauftragte,<br />
ist ihre neue Stellvertreterin.<br />
Landesverband Ost: Nicole Morales Kränzle (ZFA) ist eine neue stellvertre-<br />
tende Vorsitzende, Aribert Koebschull (MFA), Bezirkssstellenleiter Cottbus,<br />
wurde als Beisitzer gewählt, Claudia Siebert (MFA) komplettiert den Vor-<br />
stand als Beisitzerin.<br />
Landesverband Süd: Hier gibt es mit Martin Vogelsang (TFA) einen neuen<br />
Beisitzer. Gleichzeitig wurde Marion Schellmann (ZFA) als Beisitzerin gewählt<br />
Link: www.vmf-online.de<br />
Arzthelferin des Jahres ist<br />
Nadine van Bösekom (heute:<br />
Zerbe), auf Platz zwei Andrea-<br />
Christina Hanisch (rechts)<br />
und habe erst nach zwei abgebro-<br />
chenen Ausbildungen die Ausbil-<br />
dung zur Arzthelferin begonnen“,<br />
erzählte sie. „Eigentlich wollte<br />
ich Krankengymnastin werden,<br />
doch ich hätte die Ausbildung<br />
nicht finanzieren können.“ Als<br />
sie bei Dr. Zerbe anfing, habe sie<br />
durch ihren Chef rasch gesehen,<br />
wie viel es in einer chirurgischen<br />
Praxis zu tun gibt.<br />
„Mit 38,5 Stunden ist es<br />
eben meist nicht getan“<br />
„Aber wenn man etwas wer-<br />
den will, muss man eben viel ar-<br />
beiten“, meinte Zerbe, die sich<br />
manchmal über die Erwartungen<br />
junger Kolleginnen wundert: „Mit<br />
28 CHirurgeNMagaziN<br />
Foto: PKV-Verlag
38,5 Stunden ist es eben meist<br />
nicht getan.“<br />
Zerbe liebt ihren Beruf vor<br />
allem wegen seiner Vielseitigkeit<br />
und der abwechslungsreichen<br />
Aufgaben: „Ich bin Bürokauffrau,<br />
Röntgenschwester, OP-Schwes-<br />
ter und Steuerfachkraft in einer<br />
Person.“ Es ist ihr wichtig, auch<br />
als leitende Arzthelferin an der<br />
Basis zu bleiben. „Am Patienten<br />
arbeiten, auch mal putzen, das<br />
alles gehört dazu – sonst weiß ich<br />
ja auch nicht, wie es bei meinen<br />
Kolleginnen an der Basis läuft.“<br />
Fortbildung: Termine für das Praxisteam<br />
25. Januar 2012, Karlsruhe<br />
Die Teamsitzung<br />
Themen: Wie muss eine Vorbereitung zur Teamsitzung aussehen?<br />
Heft 54 | Jahrgang 9 | Ausgabe 6.2011<br />
Der Chef erfährt nicht, was<br />
Kolleginnen privat erzählen<br />
Zu ihren Kolleginnen hat<br />
Zerbe einen guten Draht. Daran<br />
hat auch die Eheschließung mit<br />
ihrem gemeinsamen Chef nichts<br />
geändert: „Wir haben auch vor-<br />
her immer allen Angestellten ge-<br />
sagt, dass wir zusammen leben.<br />
Aber wir halten Beruf und Privat-<br />
leben strikt getrennt. Ich bin an-<br />
gestellt bei Dr. Zerbe, aber verhei-<br />
ratet mit Wolfgang“, sagte Zerbe.<br />
Ihre Kolleginnen wissen das und<br />
Wie effi zient kann die Teamsitzung ablaufen? Wie erfolgt die Nachbereitung?<br />
Information und Anmeldung:<br />
Verband Medizinischer Fachberufe (VMF)<br />
Landesverband Süd, Jutta Napiwotzky<br />
Tel.: 07041 940062, Fax: 07041 85519, junap@gmx.de<br />
25. Januar 2012, Mühlacker<br />
Moderne Wundversorgung<br />
Themen: Versorgung von Wunden nach einem Krankenhausaufenthalt in der Praxis,<br />
Erkennung von Wundheilungsphasen, passende Wundaufl agen, Kompressionstechniken<br />
Information und Anmeldung:<br />
Verband Medizinischer Fachberufe (VMF)<br />
Landesverband Süd, Roswitha Wagner<br />
Tel.: 0721 402172, Fax: 0721 4021720, wagner.karlsruhe@email.de<br />
24. Februar 2012, Düsseldorf<br />
QM-Update – Neue Erkenntnisse und praxisnahe Tipps<br />
Themen: Auffrischung, sind Verantwortlichkeiten festgelegt? Präsentation nach außen,<br />
Zertifi zierung ja/nein? QM-Instrumente, wie setzt man sie ein? Dokumentation,<br />
Archivierung<br />
Information und Anmeldung:<br />
Verband Medizinischer Fachberufe (VMF)<br />
Landesverband West, Elina Voigthaus<br />
Tel.: 0212 71855, Fax: 0212 2681721, elinavoigthaus@freenet.de<br />
27. Februar – 6. Juli 2012<br />
Weiterbildung zum Wundexperten / zur Wundexperin DEKRA<br />
Inhalte: Physiopathologie der Haut, Kompressionstherapie, Lymphödem, Phasen der<br />
Wundheilung, Wundheilungsstörungen, Wundinfektion, akute und chronische Wunden,<br />
moderne Wundverbände, Verbandswechsel, Dokumentation, Ernährung.<br />
27. Februar – 2. März 2012, München 16.–20. April 2012, Leipzig<br />
7.–11. Mai 2012, Hannover 21.–25. Mai 2012, Aue<br />
4.–8. Juni 2012, Hamburg 11.–15. Juni 2012, Erfurt<br />
2.–6. Juli 2012, Nürnberg<br />
Information und Anmeldung:<br />
Murimed Akademie Ltd. & Co. KG<br />
Prof. Richard-Beck-Straße 1, 08280 Aue<br />
Tel.: 03771 598110, Fax: 03771 598111, www.murimed.de<br />
vertrauen ihr ebenso wie ande-<br />
ren Kolleginnen auch: „Da wird<br />
auch mal was Privates erzählt.<br />
Sie wissen genau, dass davon<br />
nichts zum Doktor vordringt“,<br />
sagte Zerbe und fügte lachend<br />
hinzu: „Ich streite eher mal mit<br />
dem Doktor als mit meinen<br />
Kolleginnen!“<br />
Keine großen Sympathien<br />
für den Begriff „Arztfrau“<br />
Ihre Position im Team sei<br />
allen völlig klar: „Ich bin als lei-<br />
tende Arzthelferin ihre Vorge-<br />
2.–3. März 2012, Nürnberg<br />
Weiterbildung zum Sterilgutassistenten<br />
in ambulant operierenden Praxen<br />
Service<br />
setzte, aber nicht als Arztfrau.<br />
Und ich fahre einen Dienstwa-<br />
gen, weil ich ihn mir hart erarbei-<br />
tet habe, nicht weil ich die Frau<br />
vom Chef bin“, erklärte Zerbe.<br />
Mit der Bezeichnung ‚Arzt-<br />
frau‘ kann sie sich ohnehin nicht<br />
anfreunden. Aus diesem Grund<br />
habe sie auch zunächst Beden-<br />
ken gehegt, den Namen ihres<br />
Mannes anzunehmen: „Da denkt<br />
jeder gleich, ach ja, das ist jetzt<br />
die Arztfrau …“<br />
www.arzthelferinnen-tag.de<br />
Im Rahmen des Bundeskongresses der niedergelassenen Chirurgen (BNC, BDC, BAO)<br />
Information und Anmeldung:<br />
MCN Medizinische Congressorganisation Nürnberg AG, Frau Katharina Günther<br />
Neuwieder Straße 9, 90411 Nürnberg<br />
Tel: 0911 931646, guenther@mcn-nuernberg.de<br />
25. April 2012, Nürnberg<br />
Intensivkurs Aufbereitung von Sterilgut und Medizinprodukten<br />
in der Praxis<br />
Inhalte u. a.: Gesetzliche Grundlagen und Rahmenbedingungen, Infrastruktur, Schutzaus-<br />
rüstung, Checklisten, Sterilisationsverfahren, manuelle und maschinelle Aufbereitung, Ste-<br />
rilgutverpackung, Dokumentation und Archivierung, Lagerung von Medizinprodukte<br />
Information und Anmeldung:<br />
TÜV Süd Akademie GmbH, Yasemin Bernhardt<br />
Edisonstraße 15, 90431 Nürnberg<br />
Tel.: 0911 6557-366, Fax: 0911 6557-364, akd.nuernberg@tuev-sued.de<br />
10.–11. Mai 2012, Köln<br />
22.–23. November 2012, München<br />
Weiterbildung zur Erlangung der Sachkenntnis gemäß<br />
MPBetreibV für die Instandhaltung von Medizinprodukten<br />
in chirurgischen Praxen<br />
Information und Anmeldung:<br />
BZH GmbH, Frau Heyermeyer<br />
Schnewlinstraße 10, 79098 Freiburg<br />
Tel.: 0761 202678-34, Fax: 0761 202678-11,<br />
info@bzh-freiburg.de, www.bzh-freiburg.de<br />
Einstieg jederzeit<br />
Fernlehrgang Leitende Arzthelferin / MFA<br />
Fernlehrgang in zehn Lektionen: Aufgaben und Kompetenzen, Personalführung,<br />
BWL-Wissen, Praxisorganisation, QM, Praxis-Marketing, Kommunikation,<br />
Abrechnung, IGeL, Persönlichkeitstraining. Zertifi ziert von der Staatlichen<br />
Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU)<br />
Information und Anmeldung:<br />
PKV Informationszentrum, FLG Leitende Arzthelferin / MFA<br />
Residenzstraße 24, 80333 München<br />
Tel.: 089 45228090, Fax: 452280950, www.pkv-verlag.de<br />
29
Buchtipps<br />
Qualitätsmanagement<br />
Chance auf eine bessere Marktposition dank QM-Zertifikat<br />
Pfitzinger, E.: Qualitätsmanagement<br />
nach DIN EN ISO 9000ff. im Gesund-<br />
heitswesen. Berlin: Beuth, 2011. 184 Sei-<br />
ten, kartoniert, mit CD-ROM, 42 Euro<br />
Steiner, B.: Keine Wendemöglich-<br />
keit für Politik – Anders sehen, neu<br />
denken? Broschüre des Bündnis<br />
Direktabrechnung. Berlin: Eigenver-<br />
lag, 2011. 106 Seiten, kartoniert, kos-<br />
tenlos bzw. gegen Spende erhältlich:<br />
www.arztrechnung-an-patient.de<br />
Das Bündnis Direktabrech-<br />
nung versteht sich als eine Sam-<br />
melbewegung aller interessierten<br />
Personen und Verbände, die eine<br />
direkte Abrechnung mit dem<br />
Patienten in der vertragsärzt-<br />
lichen Versorgung anstelle des<br />
derzeitigen Sachleistungssys-<br />
Stabile Organisationsstruktu-<br />
ren sind das A und O, damit sich<br />
auch Unternehmen im Gesund-<br />
heitswesen am Markt behaupten<br />
können. Darüber hinaus verlan-<br />
gen auch immer mehr Kostenträ-<br />
ger und Standesorganisationen<br />
Qualitätsnachweise von den<br />
Leistungserbringern.<br />
Das vorliegende Taschen-<br />
buch erläutert die Zertifizierung<br />
nach der international verbrei-<br />
teten Normengruppe ISO 9000ff.<br />
Es bietet Hilfe und Anregung<br />
Berufspolitik<br />
Bündnis Direktabrechnung rät:<br />
Anders sehen, neu denken ?<br />
tems anstreben. Die Mitglieder<br />
des Bündnisses argumentieren,<br />
die Direktabrechnung werde<br />
für Transparenz über die beanspruchten<br />
Leistungen sowie die<br />
entstandenen Kosten führen. Sie<br />
könne daher Missbrauch vermeiden<br />
helfen und einen Beitrag zur<br />
Entbürokratisierung leisten.<br />
Das Bündnis Direktabrechnung<br />
hat nun eine Broschüre herausgegeben,<br />
in der die politischen<br />
Hintergründe, die Tücken des<br />
bisherigen Abrechnungssystems,<br />
die Positionen verschiedener Akteure,<br />
ungelöste Probleme und<br />
die politischen Forderungen ausführlich<br />
erläutert werden. Die<br />
Broschüre ist kostenlos, Spenden<br />
und neue Mitglieder sind aber<br />
gern gesehen.<br />
Fazit: Wer sich für Kostenerstattung<br />
im Gesundheitswesen<br />
stark macht, findet in dieser Broschüre<br />
Informationen und Argumente<br />
Gleichgesinnter.<br />
beim Aufbau eines Qualitätsma-<br />
nagements (QM) nach DIN ISO<br />
0 CHirurgeNMagaziN<br />
9000ff.<br />
Dabei geht der Autor auf<br />
das QM-System im Allgemei-<br />
nen sowie auf Besonderheiten<br />
bei Organisationen im Gesund-<br />
heitswesen ein. Er beschreibt<br />
das interne Vorgehen beim Auf-<br />
bau eines QM-Systems, die Zu-<br />
sammenarbeit mit dem Zertifi-<br />
zierungsunternehmen, Kriterien<br />
für die Auswahl des Zertifizierers,<br />
Kostenaspekte sowie das Für und<br />
Chantelau, E. (Hg.): Diabetische Füße<br />
und ihre Schuhversorgung. Berlin: De<br />
Gruyter, 2010. 2. Auflage, 153 Seiten,<br />
kartoniert, 49,95 Euro.<br />
Falsches Schuhwerk kann<br />
beim Diabetiker zu erheblichen<br />
gesundheitlichen Schäden und<br />
letzten Endes zur Amputation<br />
des Fußes führen. Die Hälfte aller<br />
Amputationen bei Diabetes mellitus<br />
geht auf vorherige Verletzungen<br />
des Fußes zurück.<br />
Mit der zweiten, vollständig<br />
überarbeiteten Auflage dieses<br />
Werkes bahnt der Autor, der<br />
Wider externer Berater. Auch kri-<br />
tische Erfolgsfaktoren beim Sys-<br />
temaufbau kommen nicht zu<br />
kurz.<br />
Das Buch wird abgerundet<br />
durch ein Glossar, ein kurzes<br />
Literaturverzeichnis sowie eine<br />
CD-ROM mit Excel-Tabellen zur<br />
Einschätzung des Reifegrads des<br />
QM-Systems im eigenen Betrieb.<br />
Fazit: Dieses Buch zeigt hilf-<br />
reiche Verfahrensweisen beim<br />
QM auf und verschweigt nicht die<br />
damit verbundenen Gefahren.<br />
Diabetischer Fuß<br />
Spezielle Schuhe für Diabetiker –<br />
die wissenschaftliche Perspektive<br />
unter anderem Gründer der ersten<br />
deutschen Diabetischen Fußambulanz<br />
ist, der evidenzbasierten<br />
Medizin im Hilfsmittelbereich<br />
erneut den Weg.<br />
Das Buch bietet praxisorientierte<br />
Lösungen zu folgenden<br />
Themen: Schuhversorgung und<br />
Behandlung bei diabetischer<br />
Podopathie und Charcot-Fuß,<br />
Schuhgestaltung (biomechanische<br />
und klinische Aspekte),<br />
orthopädische Maßschuhe und<br />
industriell produzierte Spezialschuhe.<br />
Das Buch enthält<br />
etwa 100 farbige Abbildungen<br />
und mehr als 20 Tabellen. Jedes<br />
Kapitel schließt mit einem<br />
Literaturverzeichnis.<br />
Fazit: Nachdem Schuhwerk<br />
über viele Jahre vor allem aus der<br />
handwerklichen und weniger aus<br />
der wissenschaftlichen Perspektive<br />
betrachtet wurde, markiert<br />
dieses Buch einen wichtigen<br />
Wendepunkt.
Heft 54 | Jahrgang 9 | Ausgabe 6.2011<br />
Buchtipps<br />
Handchirurgie<br />
Ein neues Standardwerk für alle wesentlichen Aspekte des Fachgebiets<br />
Towfigh, H. et al. (Hg.): Handchirur-<br />
gie. Heidelberg: Springer Verlag, 2011.<br />
Zwei Bände, zusammen 1.730 Seiten,<br />
gebunden, 369 Euro<br />
Der Verlag wirbt für dieses<br />
Werk als das „neue Standardwerk<br />
der Handchirurgie“. In zwei Bän-<br />
den vermittelt es von den Grund-<br />
lagen handchirurgischer Diagnos-<br />
tik und Indikationsstellung über<br />
die operative Therapie bis hin zu<br />
Nachbehandlung und Rehabilita-<br />
tion in der Tat alle wesentlichen<br />
Aspekte der Handchirurgie.<br />
Das Themenspektrum um-<br />
fasst zum einen handchirurgische<br />
Grundlagen: Geschichte, Propä-<br />
deutik, Handrehabilitation, chro-<br />
Bewegungsapparat<br />
Fokus auf die histologische und<br />
molekularpathologische Diagnostik<br />
Krenn, V. und Rüther, W. (Hg.): Patho-<br />
logie des Bewegungsapparates. Berlin:<br />
De Gruyter Verlag, 2011. 380 Seiten,<br />
gebunden, 99,95 Euro.<br />
Gelenkerkrankungen, beson-<br />
ders die rheumatoide Arthritis,<br />
zählen zu den häufigsten Er-<br />
krankungen. Sie schränken die<br />
Lebensqualität der Betroffenen<br />
erheblich ein. Oft führen sie zur<br />
Zerstörung des Gelenkes, so dass<br />
ein vollständiger Ersatz, eine<br />
Endoprothese, nötig wird.<br />
Dieses Buch stellt die wesent-<br />
lichen entzündlichen, degene-<br />
rativen, tumorähnlichen und<br />
neoplastischen Erkrankungen<br />
des Bewegungsapparates über-<br />
sichtlich dar, darunter unter<br />
anderem Synovialitis, Kristall-<br />
arthropathien, Osteoarthrose,<br />
Pathologien der Wirbelsäule und<br />
Vaskulitis. Dabei fokussiert es auf<br />
die histologische und molekular-<br />
pathologische Diagnostik des<br />
Bewegungsapparates.<br />
Bislang existieren keine ein-<br />
heitlichenKlassifikationsstan- dards und histopathologische<br />
Scoring-Systeme für Gelenk- und<br />
Muskelerkrankungen in der diag-<br />
nostischen Pathologie. Ersatz-<br />
weise präsentieren die Autoren<br />
daher erstmalig ein ICD-Scoring<br />
für Gelenkpathologien.<br />
Fazit: Kompakt und mit<br />
über 250 Farbabbildungen ein<br />
hervorragendes Referenzwerk<br />
für Fachärzte für Orthopädie,<br />
Unfallchirurgie, Pathologie und<br />
Rheumatologie.<br />
nische Schmerzen, Fehlbildungen,<br />
Frakturen und Luxationen, Infek-<br />
tionen, Verbrennungen, Arthrose,<br />
neurologische Störungen, Onko-<br />
logie, Ästhetik und Begutachtung.<br />
Darüber hinaus behandeln<br />
die 80 Autoren aus Deutsch-<br />
land, Österreich und der Schweiz<br />
aber auch weitere interessante<br />
und klinisch relevante The-<br />
men: zum Beispiel die Prothe-<br />
tik der oberen Extremität, The-<br />
rapie und Rekonstruktion von<br />
Schussverletzungen der Hand<br />
oder Hand und psychische<br />
Erkrankungen.<br />
Die beiden Bände werden<br />
in einem praktischen Schuber<br />
geliefert.<br />
Fazit: Hier finden Ärzte, die<br />
handchirurgische Patienten be-<br />
handeln, alle Informationen, die<br />
sie für eine erfolgreiche Thera-<br />
pie benötigen. Die umfassende<br />
Darstellung sowie 2.700 Abbil-<br />
dungen, OP-Zeichnungen, Fotos<br />
etc. rechtfertigen auch den hohen<br />
Preis der beiden Bände.<br />
Physiotherapie<br />
Grundlagen der Elektrotherapie:<br />
sehen, verstehen, üben, anwenden<br />
Wenk, W, Elektrotherapie. Heidelberg:<br />
Springer Verlag, 2011. Zweite Auflage,<br />
332 Seiten, gebunden, 39,95 Euro.<br />
Welche elektrotherapeu-<br />
tische Methode ist für die Be-<br />
handlung welcher Erkrankung<br />
ideal? Das vorliegende, reich be-<br />
bilderte Praxisbuch gibt Antwor-<br />
ten und liefert eine verständliche<br />
Einführung in das Behandlungs-<br />
konzept der Elektrotherapie.<br />
Dabei erklärt es klar und ver-<br />
ständlich die Grundbegriffe und<br />
Wirkprinzipien, die einzelnen<br />
Schritte von der Befundung bis<br />
zur Therapie werden nacheinan-<br />
der dargestellt. Die beschriebenen<br />
Verfahren sind Gleichstrom, nie-<br />
derfrequente Reizströme, mittel-<br />
frequente Reizströme, hochfre-<br />
quente Ströme, Ultraschall und<br />
Laser.<br />
Handlungsanleitungen mit<br />
farbigen Bildern und Foto-<br />
sequenzen dokumentieren alle<br />
Bewegungsabläufe. Ein Farbleit-<br />
system führt Leser zum ge-<br />
suchten Thema, Zusammen-<br />
fassungen und Wissensfragen<br />
helfen bei der Prüfungsvorbe-<br />
reitung. Das Buch richtet sich in<br />
erster Linie an Schüler der Physio-<br />
therapie, aber auch an Physio-<br />
therapeuten in der Praxis.<br />
Fazit: Chirurgen, die in ihrer<br />
Praxis eng mit Physiotherapeuten<br />
zusammenarbeiten, erfahren<br />
in diesem Buch einiges über die<br />
Grundlagen der Elektrotherapie<br />
als eine physiotherapeutische<br />
Behandlungsmethode.<br />
1
Buchtipps<br />
Unfallchirurgie<br />
Ein idealer Begleiter auf dem Weg zur Facharztprüfung<br />
Grifka, J. und Kuster, M.: Orthopä-<br />
die und Unfallchirurgie. Heidelberg:<br />
Springer Verlag, 2011. 1.100 Seiten,<br />
gebunden, 229 Euro<br />
Das vorliegende Buch ist in<br />
erster Linie zur Vorbereitung auf<br />
die Facharztprüfung Orthopädie<br />
und Unfallchirurgie gedacht. Es<br />
bietet Wissen auf dem neues-<br />
ten Stand: Didaktisch aufberei-<br />
tet, umfassend und praxisnah<br />
vermitteln die Herausgeber und<br />
ihr Autorenteam das erforder-<br />
liche Wissen der Orthopädie und<br />
Unfallchirurgie.<br />
Sie behandeln die Grund-<br />
lagen des therapeutischen<br />
Vorgehens, Systemerkrankun-<br />
Gastroenterologie<br />
Praxisnahe Entscheidungshilfe<br />
für Chirurgen und ihre Partner<br />
Schumpelick, V. (Hg.): Praxis der Vis-<br />
zeralchirurgie. Gastroenterologische<br />
Chirurgie. Heidelberg: Springer Ver-<br />
lag, 2011. Dritte Auflage, 972 Seiten,<br />
gebunden, 229 Euro.<br />
Zahlreiche Innovationen prä-<br />
gen die moderne gastroentero-<br />
logische Chirurgie der benignen<br />
Erkrankungen. Sie reichen von<br />
biopharmazeutischen Wirkstof-<br />
fen über endoskopisch-instru-<br />
mentelle Techniken bis hin zum<br />
neuen Aufgabengebiet der meta-<br />
bolischen Chirurgie. Daher war<br />
binnen zehn Jahren mittlerweile<br />
die dritte Neuauflage des vorlie-<br />
genden Buches notwendig.<br />
Es stammt aus der dreibän-<br />
digen Reihe „Praxis der Viszeral-<br />
chirurgie“ und beschreibt alle<br />
benignen Erkrankungen der<br />
gastrointestinalen Organe, die<br />
für den Chirurgen relevant sind.<br />
Dabei vermittelt es eine umfas-<br />
sende Wissensbasis und pra-<br />
xisnahe Entscheidungshilfe für<br />
den Chirurgen und seine inter-<br />
disziplinären Partner. Vom Stan-<br />
dardverfahren bis zu sich derzeit<br />
etablierenden Methoden erfährt<br />
der Chirurg alles Wesentliche für<br />
seine tägliche Praxis.<br />
Fazit: Die praxisorientierte<br />
Beschreibung, systematische<br />
Darstellung sowie konkrete Emp-<br />
fehlungen und ihre wissenschaft-<br />
liche Begründung machen das<br />
Buch zu einem Standardwerk zur<br />
gastroenterologischen Chirurgie,<br />
das auch bei komplexen Frage-<br />
stellungen Antwort weiß.<br />
gen, Traumatologie, regionale<br />
Orthopädie und Unfallchir-<br />
urgie, Kinderorthopädie und<br />
Kindertraumatologie sowie die<br />
Begutachtung. Als Besonderheit<br />
sind auch Beschreibungen typi-<br />
scher operativer Versorgungen<br />
aufgelistet.<br />
Bei der Wissensvermittlung<br />
liefern die Autoren auch die er-<br />
forderliche Evidenz, um den heu-<br />
tigen Stand des Wissens oder Un-<br />
wissens zu präsentieren. Damit<br />
eignet sich das Buch sowohl zum<br />
Nachschlagewerk als auch zum<br />
Lehrbuch.<br />
Darüber hinaus bietet das<br />
Werk über 1.000 farbige Abbil-<br />
dungen, Tipps und Tricks sowie<br />
Warnhinweise auf mögliche Ge-<br />
fahren, die Leitlinien der Fach-<br />
gesellschaften und ein umfang-<br />
reiches Register.<br />
Fazit: Einprägsam formulier-<br />
te Texte und gute Bilddarstellun-<br />
gen machen das Buch zu einem<br />
idealen Begleiter auf dem Weg<br />
zur Facharztprüfung.<br />
Pschyrembel<br />
36.000 Fachbegriffe, 220 Autoren,<br />
über 7.500 aktualisierte Stichwörter<br />
Pschyrembel Klinisches Wörterbuch<br />
2012. Berlin: De Gruyter Verlag, 2011.<br />
263. Auflage, 2.312 Seiten, gebunden,<br />
49,95 Euro.<br />
Mit der 263. Auflage erscheint<br />
das Pschyrembel Klinische Wör-<br />
terbuch erstmal mit jährlicher<br />
Aktualisierung. Die jährliche<br />
Neuauflage erscheint durchaus<br />
berechtigt: So wurden allein seit<br />
2011 mehr als 1.000 neue Fach-<br />
begriffe ergänzt, hinzu kommen<br />
250 neue Abbildungen und Tabel-<br />
len sowie über 7.500 inhaltlich<br />
aktualisierte Stichwörter.<br />
Darüber hinaus wurden<br />
auch alle aktuellen Leitlinien<br />
sowie statistische und gesetz-<br />
liche Neuerungen berücksichtigt.<br />
Ausgebaut wurden insbesondere<br />
die Fachgebiete Psychotherapie,<br />
Psychologie, Psychiatrie, Diätetik,<br />
Sexualmedizin, Geburtshilfe, Neo-<br />
natologie, Neuropädiatrie, Infek-<br />
tionskrankheiten, Immunologie<br />
und Strahlentherapie.<br />
Auch im Todesjahr von Vicco<br />
von Bülow alias Loriot hat der<br />
Pschyrembel die beliebten Ein-<br />
träge zur Steinlaus (petrophaga<br />
lorioti) aktualisiert: Noch immer<br />
ist die Anzüchtung auf Nährme-<br />
dium nicht gelungen, die Stein-<br />
laus vermehrt sich nur auf Papier,<br />
und das auch nur unter Druck …<br />
Fazit: Der Pschyrembel ist als<br />
erste Anlaufstelle für die Klärung<br />
medizinischer Begrifflichkeiten<br />
aus der täglichen Arbeit von<br />
Ärzten und medizinischen Fach-<br />
kräften nicht wegzudenken.<br />
2 CHirurgeNMagaziN
Januar 2012<br />
11. 1. 2012, Regensburg<br />
Fortbildungsveranstaltung der Abteilung Unfallchirurgie<br />
am Universitätsklinikum Regensburg<br />
Themen: 1. Update Wundmanagement, 2. Plexusschäden: Diagnostik<br />
und operative Behandlung<br />
Information und Anmeldung:<br />
Universitätsklinikum Regensburg, Abteilung Unfallchirurgie<br />
Frau M. Lerchenberger, 93042 Regensburg<br />
Tel.: 0941 944-6763, Fax: 0941 944-6948<br />
11.– 1 . 1. 2012, Berlin<br />
19. Jahrestagung ARCHIS<br />
(Arbeitskreis chirurgisch tätiger Sanitätsoffiziere)<br />
Themen: Risiko und individuelle Risikobestimmung in der Chirurgie,<br />
Einsatzgrundsätze und Empfehlungen mit Leitliniencharakter für den<br />
Auslandseinsatz, Frauen in der Einsatzchirurgie, Ausbildungsassisten-<br />
ten in chirurgischen Disziplinen und Einsatzchirurgie, Erfahrungsträger<br />
in den Abteilungen und Einsatzchirurgie, Neues und Bedeutsames im<br />
Sanitätsdienst<br />
Information und Anmeldung:<br />
beta seminare bonn berlin GmbH, Heike Kempen<br />
Celsiusstraße 43, 53125 Bonn, Tel.: 0228 91937-36, Fax: 0228 2505-35<br />
heike.kempen@bsbb.de, www.vdso.org, www.bsbb.de<br />
12. 1. 2012, Hamburg<br />
OP-Kurs Defektdeckungen an Hand und Unterarm<br />
Information und Anmeldung:<br />
BG Unfallkrankenhaus Hamburg, Dr. med. Klaus-Dieter Rudolf<br />
Bergedorfer Straße 10, 21033 Hamburg<br />
Tel.: 040 7306-2746, Fax: 040 7306-2750<br />
s.palasz@buk-hamburg.de<br />
1 .– 14. 1. 2012, Bremen<br />
42. Neuwerker Nahtkurs – Workshop<br />
für laparoskopische Nahttechniken (CME)<br />
Information und Anmeldung:<br />
Klinik für Allgemeine, Visceral- und Unfallchirurgie – Zentrum für minimal<br />
invasive Chirurgie – Klinikum Bremen-Ost, Prof. Dr.med. Thomas Carus<br />
Züricher Straße 40, 28325 Bremen, Tel.: 0421 4082238, Fax: 0421 4082215<br />
thomas.carus@klinikum-bremen-ost.de, www.nahtkurs.de<br />
17.– 19. 1. 2012, Hamburg<br />
Hernie Kompakt<br />
Dreitägiger Fortbildungskurs im Vorfeld des<br />
4. Wilhelmsburger Herniensymposiums<br />
Themen: Anatomie, Theorie (wissenschaftliche Grundlagen, Leitlinien,<br />
aktuelle Studienübersicht), praktische Übungen in kleinen Gruppen,<br />
OP-Assistenzen bei Hernienexperten<br />
Heft 54 | Jahrgang 9 | Ausgabe 6.2011<br />
Information und Anmeldung:<br />
beta seminare bonn berlin GmbH, Heike Kempen<br />
Celsiusstraße 43, 53125 Bonn,<br />
Tel.: 0228 91937-36, Fax: 0228 2505-35<br />
Termine<br />
heike.kempen@bsbb.de, www.hernie-kompakt.de, www.bsbb.de<br />
18.– 19. 1. 2012, Kiel<br />
Vernetzte Gesundheit. Versorgung gestalten ?<br />
Neue Perspektiven für Gesundheit<br />
Themen u. a.: Das neue Versorgungsstrukturgesetz, Akzeptanz neuer<br />
Berufe im Gesundheitswesen, Rehabilitation und Tertiärprävention,<br />
intersektorale Best Practice, Auftaktworkshop für niedergelassene Ärzte<br />
Information und Anmeldung:<br />
Agentur WOK GmbH<br />
Palisadenstraße 48, 10243 Berlin<br />
Tel.: 030 49855032, Fax: 030 49855030<br />
info@vernetzte-gesundheit.de, www.vernetzte-gesundheit.de<br />
18.– 21. 1. 2012, Garmisch-Patenkirchen<br />
Aktuelles im handchirurgischen Alltag (CME)<br />
Themen u. a.: Erkrankungen und Verletzungen der Hand und ihre<br />
Behandlungsmöglichkeiten, Workshops am Kunstknochen<br />
Information und Anmeldung:<br />
Gebrüder Martin GmbH & Co. KG, Sandra Braunbart<br />
Ludwigstaler Straße 132, 78532 Tuttlingen<br />
Tel.: 07461 706-10, Fax: 07461 706-350<br />
sandra.braunbart@klsmartin.com, www.baur-fromberg.de<br />
20.– 21. 1. 2012, Freiburg<br />
Freiburger Knorpeltage 2012<br />
Themen u. a.: Klassifikation und Diagnostik von Knorpelschäden, chi-<br />
rurgische Verfahren zur Behandlung von Knorpelschäden, autologe<br />
Knorpelzellen, Neues und Bewährtes aus der Industrie, Physiotherapie,<br />
perioperative Therapie von Knorpelpatienten, adjuvante Therapien<br />
Information und Anmeldung:<br />
Intercongress GmbH<br />
Karlsruher Straße 3, 79108 Freiburg<br />
Tel.: 0761 69699-0, Fax: 0761 69699-11<br />
info.freiburg@intercongress.de, www.intercongress.de<br />
20.– 21. 1. 2012, Hamburg<br />
4. Wilhelmsburger Herniensymposium<br />
Themen u. a.: Neue Operationstechniken, Instrumente und Implantate,<br />
internationale Leitlinien, erste Einjahres-Ergebnisse des deutschen Her-<br />
nienregisters Herniamed, alloplastische und biologische Materialen und<br />
ihre Fixation, Live-Operationen<br />
Information und Anmeldung:<br />
beta seminare bonn berlin GmbH, Heike Kempen<br />
Celsiusstraße 43, 53125 Bonn, Tel.: 0228 91937-36, Fax: 0228 2505-35<br />
heike.kempen@bsbb.de, www.bsbb.de/event/wilhelmsburger-herniensymposium
Termine<br />
21. 1. 2012, Nürnberg<br />
18. Rheuma-Winter-Symposium<br />
Veranstalter: Rheuma Therapie Zentrum Nürnberg, Verein Ambulante<br />
Therapie (VAT) und Gesellschaft Medizinischer Assistenzberufe in der<br />
Rheumatologie<br />
Thema: Innovative Rheumachirurgie und Konsequenzen für die<br />
Nachbehandlung<br />
Information und Anmeldung:<br />
Rheuma Therapie Zentrum RTZ Nürnberg, Sekretariat Sabine Schöllmann<br />
Schweinauer Hauptstraße 12, 90441 Nürnberg<br />
Tel.: 0911 96617-218, Fax: 0911 9661735, sekretariat@rtz-nuernberg.de<br />
22.– 27. 1. 2012, Arosa (Schweiz)<br />
0. Arthroskopiekurs Arosa<br />
Grundkurs für Einsteiger in der Arthroskopie des Knie-<br />
und des Schultergelenks.<br />
Themen: Indikation und Technik der Arthroskopie, diagnostische und<br />
operative Übungen an Kniegelenksmodellen, verschiedene Operations-<br />
techniken am Knie- und Schultergelenk mit Spezialinstrumenten<br />
Information und Anmeldung:<br />
Kongress-Sekretariat Arosa, Helga Karth<br />
Kreiskrankenhaus, Orthopädische Abteilung, D-79618 Reinfelden<br />
Tel.: 07623 941352, Fax: 07623 941354<br />
karth.helga@klinloe.de, www.arthroskopiekurs.de<br />
27.– 28.1.2012, Bochum<br />
25 Jahre Bochum Treff<br />
Posttraumatische Extremitätenrekonstruktion und Endoprothetik.<br />
Operative Strategien bis hin zur Rehabilitation<br />
Themen u. a.: Primäre Endoprothese vs. Rekonstruktion, hochenerge-<br />
tische Verletzungen, septische Chirurgie, Umgang mit Problemkeimen,<br />
kindliche Verletzungen<br />
Information und Anmeldung:<br />
Klinikum Bergmannsheil, Prof. Th. A. Schildhauer, Sekretariat Sabine Slavik<br />
Tel.: 0234 302-6502 oder Angela Krosser, Tel.: 0234 302-6501<br />
sabine.slavik@bergmannsheil.de, angela.krosser@bergmannsheil.de<br />
27.– 28. 1. 2012, Hannover<br />
AO Trauma-Seminar<br />
Update proximale Humerusfraktur<br />
Themen u. a.: Epidemiologie, Frakturmorphologie und Diagnostik,<br />
winkelstabile Plattenosteosynthesen, Grenzen der konservativen und<br />
operativen Therapie, Schulterfrakturprothetik, Schultersteife nach proxi-<br />
malen Humerusfrakturen, Fraktur und Manschette, Live-Operationen<br />
(minimal invasive Plattenosteosynthese, arthroskopische Tuberkula-<br />
refixation, arthroskopische Nagelosteosynthese)<br />
Information und Anmeldung:<br />
AO Kurssekretariat Deutschland, Andrea Hooge<br />
Postfach 1163, 79220 Umkirch, Tel.: 07665 503-421, Fax: 07665 503-420<br />
hooge.andrea@ao-courses.com<br />
28. 1.– 4. 2. 2012, Wolkenstein (Dolomiten)<br />
10. Arthroskopie- und Diagnostik-Kurs<br />
Inhalte: Arthroskopiekurs Meniskus/Knie, Arthroskopie des Kniege-<br />
lenks, des Ellenbogens, des Schultergelenks, der Hüfte, Diagnostikkurse,<br />
Osteotomien, Hands-on-Workshops<br />
Information und Anmeldung:<br />
P&R Kongresse GmbH, Thomas Ruttkowski<br />
Kurfürstendamm 11, 10719 Berlin, Tel.: 030 8851-027, Fax: 030 8851-029<br />
info@arthroskopie-kurs.de, www.arthroskopie-kurs.de<br />
Februar 2012<br />
1. 2. 2012, Regensburg<br />
Fortbildungsveranstaltung der Abteilung Unfallchirurgie<br />
am Universitätsklinikum Regensburg<br />
Themen: 1. Kindliche Verletzungen: Tipps und Tricks in der Versor-<br />
gung kindlicher Frakturen, 2. Das kindliche Knietrauma – was gibt es<br />
zu beachten?<br />
Information und Anmeldung:<br />
Universitätsklinikum Regensburg, Abteilung Unfallchirurgie<br />
Frau M. Lerchenberger, 93042 Regensburg<br />
Tel.: 0941 944-6763, Fax: 0941 944-6948<br />
.– 4. 2. 2012, Düsseldorf<br />
14th International Endoscopy Symposium<br />
Themen u. a.: Colorectal lesions, update of upper gastrointestinal endo-<br />
scopic oncology, treatment of benign gastrointestinal stenoses, manage-<br />
ment of incidental pancreatic cysts<br />
Information und Anmeldung:<br />
COCS GmbH Congress Organisation C. Schäfer, Sandra Reber<br />
Rosenheimer Straße 145c, 81671 München<br />
Tel.: 089 890677-0, Fax: 089 890677-77<br />
sandra.reber@cocs.de, www.endo-duesseldorf.de<br />
.– 4. 2. 2012, Hamburg<br />
Anorektaler Endo-Sonographiekurs.<br />
Grund- und Aufbaukurs, Theorie und praktische Übungen an Probanden.<br />
Zertifiziert von der Landesärztekammer Hamburg und von der DEGUM.<br />
Information und Anmeldung:<br />
Akademie für Anorektale Endosonographie, Angelika Wiedenmann, c/o End- und<br />
Dickdarm-Zentrum Mannheim, Bismarckplatz 1, 68165 Mannheim,<br />
Tel.: 0621 123475-10, Fax 0621 123475-12, mail@enddarm-zentrum.de<br />
9.– 10. 2. 2012, Berlin<br />
CAMIC 1: Grundlagen der minimal invasiven Chirurgie<br />
Information und Anmeldung:<br />
BDC Akademie, Langenbeck-Virchow-Haus<br />
Luisenstraße 58/59, 10117 Berlin, Tel.: 030 28004-120, Fax: 030 28004-129<br />
akademie@bdc.de<br />
4 CHirurgeNMagaziN
11. 2. 2012, Köln-Merheim<br />
2. Kölner NOTES-Symposium<br />
Mit Live-OP in 3D<br />
Information und Anmeldung:<br />
Klinik für Viszeral-, Gefäß- und Transplantationschirurgie<br />
Klinikum der Universität Witten/Herdecke, Dr. Dirk R. Bulian<br />
Ostmerheimer Straße 200, 51109 Köln<br />
Tel.: 0221 8907-13118, Fax: 0221 8907-8561<br />
buliand@kliniken-koeln.de<br />
www.kliniken-koeln.de/krankenhaeuser/KrankenhausMerheim/Viszeralchirurgie<br />
2 .– 25. 2. 2012, Berlin<br />
Endoprothetik 2012<br />
Themen u. a.: Kontroverse Themen der Hüft- und Knieendoprothetik<br />
und des Infektionsmanagements. Trends und Flops der vergangenen<br />
Jahre, diagnostische und therapeutische Algorithmen für tägliche<br />
Problemsituationen in der Primär- und Revisionschirurgie, Vortrags-<br />
sitzungen sowie praktisches Training in Workshops sowie interaktiven<br />
Round-Table-Sitzungen<br />
Information und Anmeldung:<br />
Conventus Congressmanagement & Marketing GmbH, Dirk Eichelberger<br />
Carl-Pulfrich-Straße 1, 07745 Jena<br />
Tel.: 03641 3116-305, Fax: 03641 3116-243<br />
dirk.eichelberger@conventus.de, www.conventus.de, www.endokongress.de<br />
März 2012<br />
4.– 5. . 2012, Wendisch Rietz<br />
Grundlagen der Dialyseshuntchirurgie und PTA (GDC)<br />
Themen: Anatomische Lehrstunde, diverse Shuntvarianten, diverse<br />
PTA-Varianten, Übung an humanen Präparaten, Live-Demonstrationen<br />
in den Kliniken zur Dialyseshuntchirurgie und perkutanen translumi-<br />
nalen Angioplastie (PTA)<br />
Information und Anmeldung:<br />
Medizinisches Kompetenzzentrum „Medizin im Grünen“<br />
c/o HCx Consulting GmbH, Dr. Heiko Ziervogel<br />
Ulmenstraße 12, 15864 Wendisch Rietz<br />
Tel.: 033679 429810, Fax: 033679 429809<br />
info@medizin-im-gruenen.de, www.medizin-im-gruenen.de<br />
6.– 8. . 2012, Würzburg<br />
. ICW-Süd / HWX-Kongress<br />
Kongress der Initiative Chronische Wunde (ICW) zu den Themen<br />
Hygiene, Wunde und Aktuelles (2012: Altersmedizin)<br />
Themen u. a.: Neues Infektionsschutzgesetz, neue Empfehlungen der<br />
KRINKO / des RKI, Desinfektionsmittel, Händehygiene, Textilhygiene,<br />
funktionelle Isolierung im Reha-Bereich, palliative Wundversorgung,<br />
exulzerierende Tumorwunden, Lebensqualität bei Wundpatienten, Na-<br />
turheilkunde in der Palliativmedizin, die Wunduhr, Lokaltherapie chro-<br />
Heft 54 | Jahrgang 9 | Ausgabe 6.2011<br />
Termine<br />
Unbedingt vormerken: 2. – 4. 3. 2012, Nürnberg<br />
14. Bundeskongress des BNC<br />
26. BDC-Chirurgentag<br />
Jahrestagung des BAO<br />
Ausführliche Informationen finden Sie auf Seite 12<br />
sowie im Kongress-Programmheft, das dieser Ausgabe<br />
des Chirurgen Magazins beiliegt.<br />
Information und Anmeldung:<br />
MCN Medizinische Congressorganisation Nürnberg AG<br />
Neuwieder Straße 9, 90411 Nürnberg<br />
Tel.: 0911 393160, Fax: 0911 331204<br />
mcn@mcn-nuernberg.de<br />
www.mcn-nuernberg.de/externeseiten/14_bnc/vorprogramm.html<br />
www.bncev.de<br />
nischer Wunden, Wundversorgung bei dementen Patienten, Patienten-<br />
testament, Fixierung aus rechtlicher Sicht, Schmerzbehandlung bei<br />
Demenz<br />
Information und Anmeldung:<br />
Institut Schwarzkopf GbR, Peggy Hauck<br />
Mangelsfeld 16, 97708 Bad Bocklet<br />
Tel.: 09708 70596-732, Fax: 09708 70596-739<br />
p.hauck@institutschwarzkopf.de, www.institutschwarzkopf.de<br />
7. . 2012, Regensburg<br />
Fortbildungsveranstaltung der Abteilung Unfallchirurgie<br />
am Universitätsklinikum Regensburg<br />
Themen: 1. Ergebnisse der operativen und konservativen Behandlung<br />
von Acetabulumfrakturen, 2. Indikation zur operativen und konserva-<br />
tiven Behandlung von Acetabulumfrakturen<br />
Information und Anmeldung:<br />
Universitätsklinikum Regensburg, Abteilung Unfallchirurgie<br />
Frau M. Lerchenberger, 93042 Regensburg<br />
Tel.: 0941 944-6763, Fax: 0941 944-6948<br />
9.– 10. . 2012, Kiel<br />
Kieler Arthroskopiekurs Kniegelenk 2012<br />
Information und Anmeldung:<br />
Conventus Congressmanagement & Marketing GmbH, Franziska Srp<br />
Carl-Pulfrich-Straße 1, 07745 Jena<br />
Tel.: 03641 311-6400, Fax: 03641 311-6241<br />
franziska.srp@conventus.de<br />
www.conventus.de, www.kieler-arthroskopiekurs.de<br />
5
Industrie<br />
Die Beiträge der Rubrik Industrie beruhen auf Informationen der angegebenen Firmen.<br />
Herausgeber und Redaktion sind nicht verantwortlich für die Inhalte.<br />
OP-Einrichtung<br />
Extensionsgerät für die Frakturversorgung an den unteren Extremitäten<br />
Für den mobilen Operationstisch<br />
Diamond bietet der Hersteller<br />
Schmitz u. Söhne seit Oktober<br />
2011 ein neues Extensionsgerät an.<br />
Dieses eignet sich nach Angaben<br />
des Unternehmens neben der Ver-<br />
sorgung von Frakturen der unteren<br />
Extremitäten auch für die Durch-<br />
führung von Hüftarthroskopien.<br />
Eine Holmaufnahme mit<br />
Schnellverschluss gewähr-<br />
leiste die unkomplizierte Ab-<br />
duktion und Adduktion der<br />
Extensionsholme. Sehr gute<br />
Gleiteigenschaften der einzel-<br />
nen Komponenten begünstigten<br />
einen zügigen und reibungslosen<br />
Arbeitsablauf. Ein gänzlich neu<br />
entwickeltes Zugaggregat regele<br />
die Extension passgenau.<br />
Die innovative Kugelklem-<br />
mung ermögliche eine einhän-<br />
dige Reposition von Frakturen.<br />
Diese Technik gewährleiste die<br />
Sicherheit auch bei hohen Zug-<br />
Sicherheit<br />
OP-Handschuhe mit viren- und<br />
bakterienabtötender Beschichtung<br />
Die Firma Ansell Healthcare hat<br />
den europaweiten Verkaufsstart<br />
seiner Handschuhe Gamex ®<br />
Powder-Free with AMT Anti-<br />
microbial Technology bekannt<br />
gegeben. Dies sei der erste OP-<br />
Handschuh mit einer antimikro-<br />
biellen Beschichtung zum Schutz<br />
gegen Viren und Bakterien im Fall<br />
eines Handschuhdefekts wäh-<br />
rend einer Operation.<br />
Nach erfolgreicher Einfüh-<br />
rung in australischen Kranken-<br />
häusern im Jahr 2010 könne jetzt<br />
auch das medizinische Perso-<br />
nal in Europa von einem neuen<br />
Sicherheitsstandard in Sachen<br />
OP-Handschuhe profitieren. Eine<br />
Studie am Universitätskranken-<br />
haus Basel habe ergeben, dass<br />
bei einer Operation einer von drei<br />
Handschuhen perforiert wird.<br />
Dadurch werde das medizinische<br />
Fachpersonal einem Infektions-<br />
risiko durch Krankheitserreger<br />
ausgesetzt, etwa HIV, Hepatitis C<br />
und resistente Bakterien.<br />
Die OP-Handschuhe Gamex ®<br />
Powder-Freewith AMT funktio-<br />
nierten wie eine zweite Haut mit<br />
einem eigenen Immunsystem,<br />
das das OP-Team zusätzlich vor<br />
gefährlichen Krankheitserregern<br />
schützt. Die Handschuhe werden<br />
den Angaben zufolge aus Natur-<br />
latex hergestellt. Sie verfügten<br />
über eine hohe Tastempfindlich-<br />
keit, eine sehr geringe Allergeni-<br />
tät und etablierten einen neuen<br />
Standard in der Branche für<br />
OP-Handschuhe.<br />
Kontakt<br />
www.anselleurope.com<br />
Der Operationstisch Diamond<br />
mit neuem Extensionsgerät für<br />
die Versorgung von Frakturen der<br />
unteren Extremitäten und für<br />
Hüftarthroskopien<br />
kräften, wie sie insbesondere bei<br />
Hüftarthroskopien auftreten.<br />
Als freiberuflich Tätige tragen<br />
Ärzte ein erhebliches Risiko.<br />
Wenn sie aufgrund von Erkran-<br />
kung oder Unfall vorübergehend<br />
für einige Wochen ihre Tätigkeit<br />
nicht ausüben könnten, sind<br />
mitunter schwere existenzielle<br />
Probleme die Folge. Die Firma<br />
Rinner & Partner bietet für die-<br />
sen Ernstfall eine Praxis-Unter-<br />
brechungs-Versicherung an.<br />
Die bewährte Versicherung<br />
P.U.V. Basic biete eine sinnvolle<br />
Ergänzung zu einer Krankentagegeld-Versicherung<br />
und ermögliche<br />
die Absicherung der laufenden<br />
Praxiskosten, wenn die<br />
Praxis über längere Zeit geschlossen<br />
bleiben muss. Sie schließe<br />
eine mögliche Deckungslücke zu<br />
günstigen Beiträgen bei höchsten<br />
Leistungen im Ernstfall.<br />
Der Operationstisch Diamond<br />
ist seit zwei Jahren auf dem Markt<br />
und gilt nach Informationen des<br />
Unternehmens unter den OP-<br />
Tischen als das Flaggschiff von<br />
Schmitz u. Söhne. Der Tisch sei<br />
bis zu einer Arbeitslast von 450<br />
Kilogramm ausgelegt.<br />
Eine große Bandbreite von Va-<br />
riationsmöglichkeiten sorge bei<br />
jedem Eingriff für eine optimale<br />
Positionierung des Patienten. Die<br />
komfortable Bedienung erfolge<br />
kabelgebunden oder kabellos<br />
über Bluetooth.<br />
6 CHirurgeNMagaziN<br />
Foto: Schmitz u. Söhne<br />
Kontakt<br />
www.schmitz-soehne.com<br />
Praxis-Unterbrechungs-Versicherung<br />
Was passiert mit Ihrem Einkommen,<br />
wenn Ihre Praxis stillsteht ?<br />
Gut aufgehoben im<br />
Ernstfall – mit einer Praxis-<br />
Unterbrechungs-Versicherung<br />
Ausführliche Informationen<br />
finden Sie im beigelegten Flyer.<br />
Kontakt<br />
Dr. Rinner & Partner GmbH München<br />
Tel.: 089 9605749-0<br />
office@dr-rinner.de<br />
www.dr-rinner.de<br />
Foto: Rinner & Partner
Die Beiträge der Rubrik Industrie beruhen auf Informationen der angegebenen Firmen.<br />
Herausgeber und Redaktion sind nicht verantwortlich für die Inhalte.<br />
Versicherungen<br />
Heft 54 | Jahrgang 9 | Ausgabe 6.2011<br />
Industrie<br />
PKV im Alter: Mit welchen Tarifen und<br />
Alternativen erziele ich niedrigere Prämien ?<br />
Der Abschluss einer Privaten<br />
Krankenversicherung (PKV) ist<br />
sicher sinnvoll und bietet viele<br />
Vorteile. Die Firma Helmsauer<br />
& Kollegen Assekuranzmakler<br />
AG weist allerdings darauf hin,<br />
dass die Beitragsentwicklung bei<br />
manchen Unternehmen Anlass<br />
zur Sorge gibt.<br />
Im Gegensatz zu den gesetz-<br />
lichen Krankenversicherungen,<br />
bei denen Leistungen einfach<br />
gestrichen werden, werden die<br />
gewählten Leistungen in der PKV<br />
über die ganze Laufzeit garantiert.<br />
Allerdings sind PKV-Versicherte<br />
von jährlichen Beitragserhö-<br />
hungen betroffen.<br />
Wenn Neuzugänge fehlen,<br />
überaltert das Tarifkollektiv<br />
Diese liegen je nach Versiche-<br />
rer und Tarif bei drei bis acht Pro-<br />
zent pro Jahr. Teilweise gibt es<br />
auch noch alte Tarife, die mittler-<br />
weile für Neuzugänge geschlos-<br />
sen sind. Fehlende Neuzugänge<br />
führen aber zwangsläufig zu einer<br />
Überalterung des Tarifkollektivs<br />
und somit zu überdimensionalen<br />
Beitragssteigerungen.<br />
Hier kann es durchaus güns-<br />
tiger sein, in einen offenen<br />
Paralleltarif (dessen Existenz<br />
die Krankenversicherer gerne<br />
verschweigen) bei der gleichen<br />
Gesellschaft zu wechseln. Der<br />
Kunde kann hier unter Umstän-<br />
den mit geringen oder sogar<br />
ohne Deckungseinbußen deut-<br />
lich günstigere Beiträge erhalten.<br />
Gerne sind hier die Spezialisten<br />
der Helmsauer & Kollegen Asse-<br />
kuranzmakler AG bei der Prüfung<br />
der Tarifvielfalt der einzelnen<br />
Versicherer behilflich.<br />
Erträgliche Beitragsbelastung<br />
auch für das Alter sichern<br />
Beim Wechsel innerhalb der<br />
Tarifwelt des gleichen Versiche-<br />
rers gehen auch die sogenannten<br />
Altersrückstellungen, welche zu<br />
einer gewissen Beitragsreduzie-<br />
rung im Alter dienen sollen, nicht<br />
verloren. Jedoch können diese<br />
durchaus nicht ausreichen, um<br />
eine erträgliche Beitragsbelas-<br />
tung im Alter zu garantieren.<br />
Deshalb bieten die Versiche-<br />
rer jetzt neuerdings Beitragsent-<br />
lastungstarife an, die nach dem<br />
Motto „heute mehr und dafür<br />
im Alter weniger zahlen“ diese<br />
Lücke schließen und die Kran-<br />
kenversicherung auch noch im<br />
Rentenalter bezahlbar machen<br />
sollen. Diese Tarife haben aber<br />
den Nachteil, dass im Todesfall<br />
die einbezahlten Beiträge je ver-<br />
sicherter Person verloren gehen.<br />
Eine Alternative hierzu wäre<br />
der Abschluss einer Rürup-Rente.<br />
Diese Form der Altersvorsorge<br />
wurde zum 1. Januar 2005 einge-<br />
führt und ähnelt der gesetzlichen<br />
Rentenversicherung. Frühestens<br />
nach dem 60. Lebensjahr sichert<br />
sie eine monatliche Rentenzah-<br />
lung zu. Ab Vertragsabschluss<br />
in 2012 darf die Auszahlung der<br />
Leistungen allerdings erst ab dem<br />
62. Lebensjahr erfolgen.<br />
Die Rürup-Rente wird steuer-<br />
lich gefördert, so sind 2012 bei-<br />
spielsweise 74 Prozent der Bei-<br />
träge steuerlich absetzbar. Dieser<br />
Prozentsatz steigt bis zum Jahr<br />
2025 jährlich um weitere zwei<br />
Prozent an. Die Beiträge zur<br />
Rürup-Rente werden also durch<br />
den Staat mitfinanziert.<br />
Rürup-Rente lässt sich an<br />
enge Verwandte vererben<br />
Die Rürup-Rente kann an<br />
enge Hinterbliebene vererbt<br />
werden. Weiter verfügt sie über<br />
eine Mindest- oder Garantiever-<br />
zinsung sowie eine lebenslange<br />
Rentenauszahlung, also genau<br />
so lange wie auch der Kranken-<br />
versicherungsvertrag läuft.<br />
Gerne bieten die Spezialisten<br />
des Kooperationspartners des<br />
BNC, der Helmsauer & Kollegen<br />
Assekuranzmakler AG, Berech-<br />
nungen an, mit denen eine<br />
sinnvolle Abfederung der Bei-<br />
tragsbelastung durch Kranken-<br />
Bernd Helmsauer<br />
Vorstand der Helmsauer & Kollegen<br />
Assekuranzmakler AG<br />
Am Plärrer 5<br />
9044 Nürnberg<br />
Tel.: 0911 92 92-185<br />
Fax: 0911 92 92-224<br />
info@helmsauer-gruppe.de<br />
www.helmsauer-gruppe.de<br />
versicherungstarife ab dem 60.<br />
beziehungsweise 62. Lebensjahr<br />
möglich ist.<br />
Bitte nehmen Sie Kontakt<br />
mit der Helmsauer & Kollegen<br />
Assekuranzmakler AG unter<br />
der speziell für ANC-Mitglieder<br />
reservierten Telefon-Hotline<br />
0911 9292-185 auf. Dieses An-<br />
gebot gilt natürlich auch, wenn<br />
Sie Fragen zu anderen Versiche-<br />
rungsthemen haben.<br />
Alternativ dazu können Sie<br />
auch unter der Fax-Nummer<br />
0911 9292-224 weitere Informa-<br />
tionen anfordern.<br />
Foto: Helmsauer<br />
7
Hygiene<br />
Crash-Kurs oder volle Facharztausbildung ?<br />
Was braucht es, um Hygieniker zu werden ?<br />
Mit einem 200-Stunden-Kurs können Fachärzte in Hessen die neue Zusatzbezeichnung<br />
„Krankenhaushygiene“ erwerben. Der Gesellschaft für Krankenhaushygiene<br />
ist das zu wenig – .500 Stunden müssten es sein. Lieber „Hygieniker light“ als<br />
weiterhin viel zu wenig Fachpersonal, meint hingegen BZH-Direktor Dr. Ernst Tabori.<br />
Von Antje Thiel<br />
Medizin<br />
Mehr Hygieniker an Krankenhäu-<br />
sern sollen dazu beitragen, dass<br />
die Zahl der Krankenhausinfek-<br />
tionen in Deutschland sinkt.<br />
Dies sieht die Neuauflage des In-<br />
fektionsschutzgesetzes vor. Die<br />
Vorgaben und Richtlinien gelten<br />
nunmehr bundeseinheitlich. Wie<br />
die Krankenhäuser diese Auflage<br />
erfüllen und woher vor allem die<br />
vielen benötigten Hygieniker<br />
kommen sollen, bleibt hingegen<br />
den Ländern überlassen.<br />
Das Land Hessen hat sich<br />
nun für einen pragmatischen<br />
Weg entschieden und bietet<br />
Ärzten am Universitätsklinikum<br />
Gießen eine 200-stündige Fortbildung<br />
an. Wer sie erfolgreich<br />
abschließt, darf die Zusatzbezeichnung„Krankenhaushygiene“<br />
führen.<br />
Erfüllt ein 200-Stunden-Kurs<br />
die Auflagen des RKI?<br />
Selbstredend entspricht diese<br />
200-stündige Fortbildung nicht<br />
dem, was ein Facharzt für Hygiene<br />
und Umweltmedizin in seiner<br />
fünfjährigen Weiterbildung lernt.<br />
Dennoch hält man in Gießen<br />
den Kurs für einen ein sinnvollen<br />
Kompromiss, der auch als „abge-<br />
dauern muss, haben Eikmann<br />
und Zastrow bereits vor lau-<br />
fender Kamera gestritten: Am<br />
11. Oktober 2011 berichtete das<br />
SWR-Fernsehmagazin „Report<br />
» Das hessische Modell ist kein gutes Modell.<br />
Das ist wie Abitur nach der dritten Klasse, das<br />
kann man so nicht machen. «<br />
speckte Variante“ die Auflagen des<br />
Robert-Koch-Instituts zunächst<br />
einmal erfüllen würde.<br />
3.500 Stunden für sachge-<br />
rechte Krankenhaushygiene<br />
Die Deutsche Gesellschaft<br />
für Krankenhaushygiene (DGKH)<br />
sieht dies anders: Mindestens<br />
3.500 Stunden muss die Aus-<br />
bildung nach Auffassung von<br />
DGKH-Sprecher Dr. Klaus-Dieter<br />
Zastrow umfassen, damit man<br />
von sachgerechter Krankenhaus-<br />
hygiene sprechen kann.<br />
Über die Frage, wie lang die<br />
Ausbildung zum Hygieniker<br />
Mainz“ über „Tödliche Kranken-<br />
hauskeime“ und „Massive Kri-<br />
tik an der Umsetzung des<br />
Infektionsschutzgesetzes“.<br />
Streit um die Kurslänge<br />
vor laufender TV-Kamera<br />
In dem TV-Beitrag erklärte<br />
Eikmann, die Teilnahme an dem<br />
200-Stunden-Kurs und die ab-<br />
schließende Prüfung gewährleis-<br />
teten, dass man qualifizierte Hy-<br />
gieniker in die Kliniken entlasse.<br />
„Ich denke schon, dass diese Zu-<br />
satzbezeichnungKrankenhaus- hygiene auch bundesweit ein<br />
gutes Modell sein könnte.“<br />
Zastrow hingegen – als<br />
Hardliner bekannt und in sei-<br />
ner Wortwahl auch sonst nicht<br />
immer zimperlich – konterte:<br />
„Das ist wie Abitur nach der drit-<br />
ten Klasse, das kann man so<br />
nicht machen.“ In 200 Stunden<br />
könnten allenfalls zusammen-<br />
gestückelte Fragmente von<br />
Krankenhaushygiene vermittelt<br />
werden.<br />
Billige Pro-forma-Lösung<br />
statt echter Ausbildung?<br />
Zastrow äußerte den Ver-<br />
dacht, man strebe in Hessen<br />
nichts weiter als eine reine Pro-<br />
forma-Lösung an. Mit ihr wolle<br />
man Anwärtern billig und ohne<br />
Facharztausbildung zu einer Be-<br />
zeichnung verhelfen, „die nach<br />
Krankenhaushygiene aussieht,<br />
aber keine ist“.<br />
Diese Kritik ist tatsächlich<br />
nicht ganz von der Hand zu wei-<br />
sen: Eine abgespeckte Variante<br />
der Hygieniker-Ausbildung birgt<br />
durchaus die Gefahr, dass die<br />
fachlichen Standards verwässern<br />
8 CHirurgeNMagaziN
und voll ausgebildete Fachärzte<br />
nicht mehr ausreichend Wert-<br />
schätzung erfahren. Dennoch<br />
wurde die Frage bislang nicht be-<br />
antwortet, wo auf die Schnelle<br />
hochqualifizierte und voll aus-<br />
gebildete Fachärzte für Hygie-<br />
ne und Umweltmedizin für alle<br />
Krankenhäuser in Deutschland<br />
herkommen sollen.<br />
2.000 werden gebraucht,<br />
doch nur 200 sind vorhanden<br />
Denn genau hier liegt das ei-<br />
gentliche Problem. Da in jedem<br />
der deutschlandweit gut 2.000<br />
Krankenhäuser laut geändertem<br />
Infektionsschutzgesetz mindes-<br />
tens ein Hygieniker arbeiten soll,<br />
bräuchte man innerhalb kürzes-<br />
ter Zeit mindestens ebenso viele<br />
voll ausgebildete Fachärzte für<br />
Hygiene und Umweltmedizin.<br />
Derzeit gibt es Schätzungen<br />
einzelner Ärztekammern zufolge<br />
aber nur etwa 200 derartige Fach-<br />
ärzte in ganz Deutschland, davon<br />
vermutlich sogar weniger als 80<br />
aktive Hygieniker, die sich tat-<br />
sächlich mit der Krankenhaus-<br />
hygiene beschäftigen.<br />
Ist es eine Lappalie oder ein<br />
Fall für den Facharzt?<br />
Angesichts einer Weiterbil-<br />
dungszeit von fünf Jahren, von<br />
viel zu dünn gesäten Weiterbil-<br />
dungsstellen und zu wenig Lehr-<br />
stühlen ist es schlicht unmöglich,<br />
rasch ausschließlich vollausgebil-<br />
dete Hygieniker für die geforder-<br />
ten Tätigkeiten zuzulassen.<br />
Der Direktor des Beratungs-<br />
zentrums für Hygiene (BZH) in<br />
Freiburg, Dr. Ernst Tabori, hält aus<br />
pragmatischer Sicht den Ansatz<br />
in Hessen daher für durchaus<br />
zielführend: „Wir müssen schnell<br />
handeln. Ein ‚Hygieniker light‘<br />
verfügt nach 40 Stunden Hygie-<br />
Heft 54 | Jahrgang 9 | Ausgabe 6.2011<br />
Will Ärzte in 200 Stunden zu<br />
Krankenhaushygienikern weiterbilden:<br />
Prof. Thomas Eikmann,<br />
Universitätsklinikum Gießen<br />
neausbildung und 160 Stunden<br />
Praktikum immerhin über eine<br />
gewisse Ausbildung. Er kann er-<br />
kennen, ob es sich um eine Lap-<br />
palie handelt oder ob er einen<br />
Facharzt hinzuziehen sollte.“<br />
Hygieniker vor Ort als<br />
Brückenkopf zum Experten<br />
Tatsächlich ist nach dem<br />
Hessischen Modell vorgesehen,<br />
dass die in 200 Stunden ausge-<br />
bildeten Krankenhaushygieniker<br />
sich bei Bedarf an Zentren mit<br />
voll ausgebildeten Fachärzten<br />
wenden können. „Wenn sicher-<br />
gestellt ist, dass qualifizierte<br />
Unterstützung im Hintergrund<br />
vorhanden ist, dann fungieren<br />
die Hygieniker vor Ort quasi als<br />
Brückenköpfe zu den Experten.<br />
Das ist sinnvoll, schnell umzu-<br />
setzen und gewährleistet bei Pro-<br />
blemen eine fachärztliche Unter-<br />
stützung“, urteilte Tabori.<br />
Foto: DGU<br />
Fordert mindestens<br />
3.500 Stunden Fortbildung für<br />
Hygieniker: DGKH-Vorstandsmitglied<br />
Dr. Klaus-Dieter Zastrow<br />
Doch auch wenn das Hes-<br />
sische Modell aus pragmatischer<br />
Sicht zu begrüßen ist, beseitigt<br />
es nicht die politischen Miss-<br />
stände im Zusammenhang mit<br />
der Ausbildung von Hygienikern.<br />
Diese betreffen zum einen die<br />
Ausbildungsinhalte: Als doppel-<br />
te Facharztausbildung umfasst<br />
die Weiterbildung zum Facharzt<br />
für Hygiene und Umweltmedizin<br />
» Es ist seltsam, dass die Politik lamentiert, dass<br />
es zu wenig Hygieniker gibt, während gleichzeitig<br />
Lehrstühle gestrichen werden ? «<br />
zwei ebenso verschiedene wie in-<br />
haltlich breite Felder.<br />
Doppelfacharzt abschaffen<br />
und Weiterbildung verkürzen<br />
„Die Bedingungen für die<br />
Weiterbildung sind härter gewor-<br />
den“, kritisierte Tabori, „daher ist<br />
es seltsam, wenn in der Öffent-<br />
lichkeit lamentiert wird, dass es<br />
zu wenig Hygieniker gibt, wäh-<br />
rend gleichzeitig Lehrstühle nicht<br />
besetzt werden und immer weni-<br />
ger Universitäten überhaupt diese<br />
Foto: DGKH<br />
Weiterbildung anbieten können.“<br />
Ein sinnvoller Ansatz könnte es<br />
sein, die fachärztliche Weiter-<br />
bildung auf das Fach Hygiene zu<br />
reduzieren und angehende Fach-<br />
ärzte binnen drei Jahren nach<br />
dem klinischen Jahr auszubilden.<br />
Das Hessische Modell<br />
bezieht zu Unrecht Prügel<br />
„Bis alle zuständigen Behör-<br />
den und Ländergremien sich<br />
aber auf ein solches Modell ge-<br />
einigt haben, vergeht vermut-<br />
lich viel Zeit“, meinte Tabori. Als<br />
pragmatische Zwischenlösung<br />
sei der Hessische Weg daher zu<br />
begrüßen.<br />
„Die Fachleute, die das Kon-<br />
zept entwickelt haben, sind<br />
seriöse Kollegen und wollen die<br />
derzeitige hygienisch unterver-<br />
sorgte Situation verbessern“,<br />
sagte Tabori. „Sie beziehen in der<br />
aktuellen öffentlichen Diskussion<br />
zu Unrecht Prügel.“<br />
Links:<br />
www.uni-giessen.de<br />
www.dgkh.de<br />
Medizin<br />
Hält den 200-Stunden-Kurs<br />
für eine sinnvolle Maßnahme zur<br />
Überbrückung von Engpässen:<br />
BZH-Direktor Dr. Ernst Tabori<br />
www.swr.de/report<br />
ww.www.bzh-freiburg.de<br />
Foto: Tabori<br />
9
Medizin<br />
Tendopathien<br />
Tägliche Praxis – am Beispiel<br />
der Achillessehnentendopathie<br />
Überlastungsbedingte Tendopathien sind das Ergebnis einer Fehlheilung<br />
der Sehne. Vor einer Operation sollte für mindestens zwölf bis 16 Wochen<br />
die konservative Behandlung ausgeschöpft werden. Diese konservative<br />
Behandlung sollte mehrere Therapieverfahren kombinieren.<br />
Von Dr. Frank Weinert<br />
Überlastungsbedingte Sehnen-<br />
probleme (Tendopathien) finden<br />
sich bei ganz unterschiedlichen<br />
Patientengruppen. Betroffen<br />
sind Freizeit- und Spitzensport-<br />
ler genauso wie die sogenannten<br />
„occupational athletes“: Arbeiter<br />
und Handwerker mit repetitiven<br />
manuellen Tätigkeiten, oder am<br />
Computerarbeitsplatz Tätige.<br />
Aber auch bei Patienten ohne<br />
wesentliche Sehnenbelastung<br />
treten Tendopathien auf. Im Ver-<br />
lauf seines Lebens ist jeder zehnte<br />
Nichtsportler von Achillessehnen-<br />
problemen betroffen [9].<br />
Erfolglose Therapieversuche,<br />
große Erwartungshaltung<br />
Allen gemeinsam ist der The-<br />
rapieverlauf: zeitraubend – lang-<br />
wierig – frustrierend. Bei Vorstel-<br />
lung in der Arztpraxis bestehen<br />
die Beschwerden bereits Wochen<br />
bis Monate. Trotz mehrerer er-<br />
folgloser Therapieversuche ist die<br />
Erwartungshaltung groß, dass der<br />
Arzt das Problem schnell, anhal-<br />
tend und ohne großen Aufwand<br />
lösen kann.<br />
Die Therapie wird noch häu-<br />
fig durch die Annahme einer Ent-<br />
zündungspathologie bestimmt.<br />
Bei der Tendopathie handelt es<br />
sich jedoch um ein phasenhaft<br />
verlaufendes Krankheitsbild, bei<br />
dem Entzündungsvorgänge allen-<br />
falls initial und für kurze Zeit<br />
eine Rolle spielen [3].<br />
Minderbelastbares Kollagen<br />
und einsprossende Gefäße<br />
Das histologische Bild ist ge-<br />
prägt von einer erhöhten Zell-<br />
zahl (Fibroblastenproliferation),<br />
Kollagenveränderungen mit ver-<br />
mehrter Bildung von minderbe-<br />
lastbarem Kollagen Typ III, sowie<br />
zunehmende Einsprossung von<br />
Blutgefässen (Neovaskularisa-<br />
tion). Entzündungszellen lassen<br />
sich nicht nachweisen [10, 14,<br />
19, 20].<br />
Bei diesen als Fehlheilung<br />
der Sehne bezeichneten Verän-<br />
derungen ohne Nachweis einer<br />
Entzündung sollte die Diagno-<br />
Abb. 1: Klinisch eindeutige<br />
Zeichen einer Achillessehnentendopathie<br />
se „Tendinits“ zugunsten des Be-<br />
griffes „Tendopathie“ verlassen<br />
werden [11, 12].<br />
Diagnostik der Tendopathie<br />
der Achillessehne<br />
Die Diagnose der Achilles-<br />
sehnentendopathie im mittle-<br />
ren Sehnendrittel kann mit aus-<br />
reichender Sicherheit klinisch<br />
gestellt werden (siehe Abb. 1).<br />
Die sonographische Untersu-<br />
chung zeigt die typischen Ver-<br />
änderungen einer Tendopathie<br />
mit vergrößertem Sehnenquer-<br />
schnitt und Texturstörungen.<br />
Die ergänzende Power-Doppler-<br />
sonographie weist die Neugefäß-<br />
bildungen im Sehnengewebe<br />
nach (siehe Abb. 2).<br />
Bei einem üblicherweise lang-<br />
sam progredienten Beschwerde-<br />
bild in der Anamnese sollte bei<br />
Angabe von einer Beschwerde-<br />
exazerbation eine Teilruptur oder<br />
vollständige Ruptur der Achilles-<br />
sehne ausgeschlossen werden.<br />
Zum sicheren Nachweis ist hier<br />
die Durchführung einer Kernspin-<br />
tomographie notwendig [6].<br />
Faktoren für Belastung oder<br />
Qualitätsverlust der Sehnen<br />
Da Tendopathien sich immer<br />
aus einem Missverhältnis zwi-<br />
schen Belastung und Belastbar-<br />
keit der Sehne entwickeln, muss<br />
man die Faktoren klären, die eine<br />
Belastung der Sehne erhöhen,<br />
oder die Sehnenqualität negativ<br />
beeinflussen.<br />
40 CHirurgeNMagaziN<br />
Foto: Weinert
Therapie der Tendopathie<br />
der Achillessehne<br />
Die adäquate Therapie einer<br />
jeden Tendopathie sollte grund-<br />
sätzlich folgende Elemente<br />
umfassen:<br />
1.<br />
Klären und verändern Sie die<br />
auslösenden Faktoren<br />
2.<br />
Abb. 2: Neugefäßbildungen im Sehnengewebe lassen sich in der Power-<br />
Dopplersonographie gut nachweisen<br />
Berücksichtigen Sie die zu-<br />
grundeliegendeSehnenpatho- logie – Heilungsprozesse aktiv<br />
anregen statt antientzündlich<br />
behandeln.<br />
Heft 54 | Jahrgang 9 | Ausgabe 6.2011<br />
Daher sollten Sie in der medi-<br />
kamentösen Therapie auf nicht-<br />
steroidale Antirheumatika (NSAR)<br />
und Kortikoide verzichten.<br />
NSAR haben nur kurzzeitig<br />
beschwerdelindernde Effekte<br />
bei Tendopathien. Mittel- bis<br />
langfristig haben sie keinen Ein-<br />
fluss auf den Krankheitsverlauf.<br />
Aufgrund möglicher negativer<br />
Effekte auf die Sehnenzellen<br />
empfiehlt sich die Verwendung<br />
von reinen Schmerzmitteln, wie<br />
zum Beispiel Paracetamol [17].<br />
Tabelle 1: Auslösende Faktoren für Tendopathien<br />
Faktoren, die die Belastung der Sehne erhöhen<br />
} Trainingsfehler („too much, too soon“)<br />
} Fehlende Stabilität / Flexibiltät<br />
} Mangelhafte Technik<br />
} Instabilität im OSG<br />
} Ausrüstung (Laufschuhe)<br />
} Umgebungsbedingungen (Untergrund, Witterung)<br />
Faktoren, die die Belastbarkeit der Sehne vermindern<br />
} Alter<br />
} Genetik<br />
} Hormone (Hypothyreose, Östrogenmangel)<br />
} Metabolismus (Hyperurikämie, Diabetes mellitus, Adipositas)<br />
} Medikamente (Fluorochinolone, CSE-Hemmer)<br />
}<br />
Inaktivität<br />
Foto: Weinert<br />
Kortikoide wiederum füh-<br />
ren bei Tendopathien zu einer<br />
schnellen Beschwerdelinderung.<br />
Die positiven Effekte halten je-<br />
doch nur kurze Zeit an. Mittel-<br />
bis langfristig führen sie dage-<br />
gen zu einer Veschlechterung der<br />
Sehnenqualität mit einem erhöh-<br />
ten Risiko für (Teil-)Rupturen.<br />
Für Chirurgen, die mit Korti-<br />
son vorbehandelte Sehnen ope-<br />
rieren, ergeben sich Probleme mit<br />
Nekrosebezirken in der Sehne,<br />
Probleme der Gewebeheilung<br />
und eine erhöhte Infektionsrate.<br />
[2, 4].<br />
Heilungsprozesse<br />
aktiv anregen<br />
Exzentrisches Training<br />
Die Wirkung eines exzentrischen<br />
Übungsprogrammes zur Be-<br />
schwerdelinderung und Verbes-<br />
serung der Sehnenstruktur ist<br />
durch eine Reihe von Studien<br />
belegt [8]. Das exzentrische Trai-<br />
ning gilt mittlerweile als Basis-<br />
maßnahme bei Tendopathien<br />
mit 50 bis 60 Prozent guten bis<br />
sehr guten Ergebnissen nach<br />
einer Therapiedauer von 16 Wo-<br />
chen [22].<br />
ESWL<br />
Die Anwendung hochenerge-<br />
tischer extrakorporaler Stoß-<br />
wellen (ESWL) stimuliert die<br />
Sehnenheilung und inhibiert<br />
Schmerzrezeptoren. Die Ergeb-<br />
nisse einer radialen Stoßwellen-<br />
therapie bei der Achillessehnen-<br />
tendopathie als Monotherapie<br />
sind mit denen eines exzent-<br />
rischen Trainings vergleichbar<br />
[21].<br />
Nitroglyzerin<br />
Die topische Applikation von<br />
Nitroglyzerin führte in einer ran-<br />
domisierten,plazebokontrollier- ten Studie zu einer signifikanten<br />
Verbesserung von Ruhe- und Be-<br />
lastungsschmerzen bei Achilles-<br />
sehnentendopathie bei einer<br />
Therapiedauer von zwölf Wochen<br />
[17]. Die Wirkweise wird über<br />
eine Verbesserung der Kollagen-<br />
bildung durch Stimulation der<br />
Fibroblasten sowie eine Verbes-<br />
serung des Blutabflusses erklärt.<br />
Anwendungsempfehlung: 2 × 2<br />
Hub Nitro-Spray pro Tag auf den<br />
betroffenen Sehnenabschnitt<br />
über eine Zeitdauer von zwölf<br />
Wochen [7].<br />
Sklerosierung<br />
Medizin<br />
Dr. Frank Weinert<br />
Allgemeinmedizin – Sportmedizin –<br />
Chirotherapie<br />
Hügelheimer Straße 4<br />
79 79 Müllheim<br />
Tel.: 076 1 5708<br />
Fax: 076 1 10 78<br />
Dr.Weinert@sportpraxismuellheim.de<br />
Bei der Sklerosierungsbehand-<br />
lung werden unter Ultraschall-<br />
oder Power-Doppler-Kontrolle<br />
sichtbare Neovaskularisationen<br />
mittels Polidocanol verödet. Der<br />
schmerzlindernde Effekt (bis zu<br />
drei Injektionen im Abstand von<br />
vier bis sechs Wochen sind not-<br />
wendig) wird über die Denervie-<br />
rungseffekte der Nerven erklärt,<br />
die parallel der Neovaskularisa-<br />
tionen verlaufen [27].<br />
Foto: Weinert<br />
41
Ernährung<br />
Medizin<br />
Die Wirkung einer nutritiven<br />
Therapie wird einerseits über den<br />
Ausgleich vorhandener Defizite<br />
oder die Deckung eines erhöhten<br />
Nährstoffbedarfs bei vermehrtem<br />
Gewebeumbau im Rahmen einer<br />
Tendopathie erklärt. Daneben<br />
zeigt die molekularbiologische<br />
Forschung spezifische Effekte von<br />
Nährstoffen auf die Genexpres-<br />
sion, die Signalübertragung und<br />
Proteinsythese von Zellen [5].<br />
So wirken die Bindegewe-<br />
be modifizierenden Substanzen<br />
Hyaluronsäure und Chondroi-<br />
tin über den CD 44-Rezeptor von<br />
Fibroblasten. Dadurch wird die<br />
Zellzahl durch Hemmung der<br />
Fibroblastenproliferation verrin-<br />
gert, sowie die Bildung von Kolla-<br />
gen Typ III reduziert [26].<br />
Im Rahmen einer Studie<br />
führte die ergänzende Gabe einer<br />
Nährstoffkombination (hier: Or-<br />
thomol Tendo ® ) bei Patienten<br />
mit Achillessehnentendopathie<br />
zu einer signifikanten Verbesse-<br />
rung der Therapieergebnisse, bei<br />
gleichzeitiger Einsparung im An-<br />
algetikaverbrauch und der Ver-<br />
ordnung zusätzlicher Heil- und<br />
Hilfsmittel [25].<br />
Bessere Ergebnisse mit Kombi-<br />
nation statt Monotherapie<br />
Die Kombination mehrerer<br />
konservativer Therapiemaßnah-<br />
men führt zu wesentlich besse-<br />
ren Therapieergebnissen als die<br />
jeweiligen Einzelmaßnahmen<br />
alleine. Dabei führt die Kombi-<br />
nation von exzentrischem Trai-<br />
ning und Stoßwellentherapie zu<br />
82 Prozent guten bis sehr guten<br />
Ergebnissen (60 Prozent bei den<br />
jeweiligen Monotherapien) [7, 22].<br />
Trotz Fortschritten in den<br />
konservativen Behandlungsstra-<br />
tegien benötigen bei der Achilles-<br />
sehnentendopathie bis zu 29 Pro-<br />
zent der Patienten eine Operation<br />
[16]. Davor sollten die konserva-<br />
tiven Therapiemaßnahmen über<br />
einen Zeitraum von mindestens<br />
sechs Monaten ausgeschöpft<br />
worden sein [1].<br />
Indikation zur Operation<br />
nach sechs Monaten stellen<br />
Da ältere Nichtsportler post-<br />
operativ einen wesentlich län-<br />
geren Heilungsverlauf mit mehr<br />
Komplikationen und dem höhe-<br />
ren Risiko erneuter Operationen<br />
als Sportler aufweisen [13], emp-<br />
fiehlt sich bei dieser Patienten-<br />
gruppe die Fortführung einer<br />
konservativen Therapie über<br />
sechs Monate hinaus, da bei-<br />
spielsweise durch das exzent-<br />
rische Training noch nach einem<br />
Jahr wesentliche Effekte zu erzie-<br />
len sind.<br />
Leistungssportler haben da-<br />
gegen günstigere postoperative<br />
Heilungsverläufe mit verkürzter<br />
Rehabilitationszeit. Im Einzelfall<br />
wäre hier bereits nach zwölf bis<br />
16 Wochen konservativer Thera-<br />
pie ohne wesentlichen Effekt die<br />
OP-Indikation zu stellen.<br />
Merksätze für die Praxis<br />
} Bei überlastungsbedingten<br />
Tendopathien handelt es<br />
sich um eine Fehlheilung<br />
der Sehne.<br />
} Eine Therapie klärt die<br />
Ursachen und regt den Hei-<br />
lungsvorgang aktiv an.<br />
} Die Behandlungsdauer<br />
beträgt mindestens zwölf<br />
bis 16 Wochen.<br />
} Die Kombination mehrerer<br />
Therapieverfahren ist wirk-<br />
samer als die Monotherapie.<br />
} Eine Operation sollte erst nach<br />
Ausschöpfen der konserva-<br />
tiven Therapie erfolgen.<br />
42 CHirurgeNMagaziN<br />
Literatur<br />
1. Alfredson H, Lorentzon R.: Chronic Achil-<br />
les tendinosis: recommendations for treat-<br />
ment and prevention. In: Sports Med. 2000;<br />
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BJSM Podcast 2011, siehe http://podcasts.<br />
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ful chronic Achilles tendinosis: pilot study of<br />
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J Sports Med. 2000; 28: 634–642.<br />
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Murrell, G. (2004): Topical glyceryl trinitrate<br />
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19. Riley G. The pathogenesis of tendino-<br />
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logy (Oxford). 2004; 43 (2): 131–142.<br />
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Ankle Int. 1997; 18 (9): 565–569.<br />
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Eccentric loading, shock-wave treatment,<br />
or a wait-and-see policy for tendinopathy<br />
of the main body of tendo Achilles: a ran-<br />
domized controlled trial. Am J Sports Med.<br />
2007; 35: 374–383.<br />
22. Rompe JD, Furia J, Maffulli N. Eccentric<br />
Loading Versus Eccentric Loading Plus Shock-<br />
Wave Treatment for Midportion Achilles<br />
Tendinopathy. Am J Sports Med 2009, 37:<br />
463–469<br />
23. Scott, A. and Ashe, M.C.: Common ten-<br />
dinopathies in the upper and lower extremi-<br />
ties. In: Current Sports Medicine Reports<br />
2006: 5, 233–241<br />
24. Silbernagel, K., & Brorsson, A.: The Majo-<br />
rity of Patients With Achilles Tendinopathy<br />
Recover Fully When Treated With Exercise<br />
Alone: A 5-Year Follow-Up. In: Am J Sports<br />
Med March 2011 vol. 39 no. 3 607–613<br />
25. Weinert F, Authorsen S: Klinische Wirk-<br />
samkeit einer supportiven Ernährungsthera-<br />
pie bei Patienten mit Tendopathien – Ergeb-<br />
nisse einer multizentrischen kontrollierten<br />
Beobachtungsstudie. Ernährung und Medi-<br />
zin 2010; 25: 172–177<br />
26. Yamada, T., Gotoh, M., Nakama, K.,<br />
Mitsui, Y., Higuchi, F., & Nagata, K.: Effects of<br />
Hyaluronan on Cell Proliferation and mRNA<br />
Expression of Procollagens {alpha} 1 (I) and<br />
{alpha} 1 (III) in Tendon-Derived Fibroblasts<br />
From Patients With Rotator Cuff Disease: An<br />
In Vitro Study. In: The American Journal of<br />
Sports Medicine 2007, 35(11), 1870.<br />
27. Yelland, M., Sweeting, K., Lyftogt, J., & Ng,<br />
S.: Prolotherapy injections and eccentric loa-<br />
ding exercises for painful Achilles tendino-<br />
sis: a randomised trial. In: Br J Sports 2009,<br />
Med doi:10.1136/bjsm.2009.057968
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4
Wundbehandlung<br />
Wunden dechronifizieren mit negativ<br />
geladenen Polystyrol-Mikrosphären ?<br />
Das Medizinprodukt PolyHeal verspricht eine schmerzfreie, flexible und nicht-<br />
invasive Behandlung therapieresistenter Wunden. Erste klinische Ergebnisse sind<br />
ermutigend, doch noch fehlen Studien mit großen Fallzahlen – und ein Bekenntnis<br />
der Kassen, für die Therapiekosten auch im ambulanten Bereich aufzukommen.<br />
Von Antje Thiel<br />
Manche Wunden heilen einfach<br />
nicht, trotz leitliniengerechter<br />
Therapie. Um diese Spezialfälle<br />
ging es bei einem Symposi-<br />
um der Teva Pharma GmbH am<br />
28. Oktober 2011 in München.<br />
Hier berichtete Professor Joachim<br />
Dissemond, Dermatologe an der<br />
Universitätsklinik Essen: „In<br />
meinem Klientel haben bis zu<br />
20 Prozent der Patienten therapie-<br />
refraktäre Wunden.“<br />
Dissemond erläuterte: „Wenn<br />
eine Wunde therapierefraktär ist,<br />
heißt dies nicht, dass sie bereits<br />
seit 30 Jahren besteht.“ Vielmehr<br />
bedeute es, dass die ursachenbe-<br />
zogene Therapie gemäß aktueller<br />
Leitlinien (siehe Kasten rechts)<br />
nicht fruchtet.<br />
Medizin<br />
Großes Interesse bei<br />
Chirurgen und Dermatologen<br />
Das Problem ist Wundexper-<br />
ten im In- und Ausland geläufig.<br />
Daher weckt das von der Teva<br />
Pharma GmbH neu vorgestell-<br />
te Medizinprodukt PolyHeal<br />
großes Interesse bei Chirurgen<br />
und Dermatologen, die sich auf<br />
die Behandlung chronischer oder<br />
komplizierter Wunden speziali-<br />
siert haben.<br />
Eine besonders erfahrene<br />
Anwenderin von PolyHeal ist<br />
Dr. Hanna Kaufman vom Wound<br />
Healing Unit der Maccabi Health-<br />
care Services in Haifa (Israel). Da<br />
Chronische Wunden: Die wichtigsten Schritte der<br />
kausalen und stadiengerechten Wundbehandlung<br />
Für einen nachhaltigen Behandlungserfolg bei chronischen Wunden ist es<br />
wichtig, zunächst die zugrunde liegende Erkrankung zu identifizieren und<br />
bestmöglich zu behandeln:<br />
} gute Blutzuckereinstellung bei Diabetes mellitus<br />
} perkutane transluminale Angioplastie (PTA) sowie medikamentöse<br />
Therapie mit Gerinnungs- oder Thrombozytenaggregationshemmern<br />
bei peripherer arterieller Verschlusskrankheit<br />
} Druckentlastung bei Dekubitus<br />
Die anschließende lokale Therapie der chronischen Wunde orientiert sich<br />
am individuellen Wundmilieu und am jeweiligen Wundstadium. Grund-<br />
sätzlich lässt sie sich in folgende Schritte einteilen:<br />
} Wundreinigung sowie Reduktion der bakteriellen Besiedlung durch<br />
Antiseptika<br />
} Débridement zur Entfernung von avitalem Gewebe (Nekrosen, Fibrin,<br />
Krusten, Verbandreste, Fremdkörper), mögliche Methoden: chirurgisch,<br />
Biochirurgie oder Ultraschalldissektion<br />
} In der Granulationsphase: aktive Wundauflagen, Wachstumsfaktoren,<br />
Elektrostimulation oder Vakuumtherapie<br />
} In der Epithelisationsphase: interventionelle Maßnahmen (Spalthaut-<br />
Transplantation oder Mesh-Graft-Plastik) oder konservative Maß-<br />
nahmen (Schaumstoffverbände, Hydrokolloide)<br />
}<br />
Bei therapierefraktären Wunden: Aktive Wundtherapeutika<br />
PolyHeal zunächst in Israel auf<br />
den Markt gebracht wurde, ge-<br />
hört die orthopädische Chirurgin<br />
zu den ersten klinischen Anwen-<br />
dern des neuen Produkts.<br />
Stimulation der Signal-<br />
übertragung in der Zelle<br />
Zu Kaufman werden viele Pa-<br />
tienten mit therapieresistenten<br />
Wunden überwiesen, in denen<br />
eine Amputation als einzige ver-<br />
bliebene Option erscheint. „Die<br />
Überweiser wollen dann eigent-<br />
lich nur wissen, an welcher<br />
Stelle man das Bein am besten<br />
amputieren sollte“, berichtete<br />
Kaufman.<br />
Doch überraschenderweise<br />
konnte sie durch die Behandlung<br />
mit PolyHeal etliche Patienten<br />
vor der Amputation bewahren.<br />
Kaufman beobachtete, dass die<br />
negativ geladenen Mikrosphä-<br />
ren offenbar die Signalübertra-<br />
gung zwischen den Zellen in der<br />
Wunde anregten und so den stag-<br />
nierenden Heilungsprozess wie-<br />
der neu in Gang setzten.<br />
44 CHirurgeNMagaziN
Ein neuer Therapieansatz? Wundbehandlung mit PolyHeal Mikrosphären<br />
PolyHeal ist eine Suspension, die zweimal am Tag aus<br />
einem 15 ml-Fläschchen direkt auf die Wunde geträufelt<br />
wird. Sie enthält biologisch nicht abbaubare, negativ ge-<br />
ladene Polystyrol-Mikrosphären (NPM), die auf die ver-<br />
schiedenen Zellen am Wundgrund einwirken.<br />
Diese synthetischen Mikrosphären haben einen<br />
Durchmesser von fünf Nanometern. Vehikel für die Mikro-<br />
sphären ist ein serumfreies Medium (Dulbecco’s Modified<br />
Eagle Medium, DMEM, standardisiertes Nährmedium).<br />
Die Konzentration beträgt zirka 4,5 × 106 Mikrosphären<br />
pro ml (< 0,1 Prozent).<br />
Aufgrund ihrer Größe und Oberflächenstruktur dienen<br />
die NPM als zusätzliche Oberfläche für die Anhaftung<br />
von Zellen. Sie ermöglichen eine Vielzahl von Bindungen<br />
zu den Zellmenbranen, welche die Proliferation und die<br />
Migration von Zellen fördern.<br />
In der Wunde geht es zu wie<br />
beim Turmbau zu Babel …<br />
„Ich stelle mir das Gesche-<br />
hen in der Wunde vor wie sei-<br />
nerzeit beim Turmbau zu Babel“,<br />
beschrieb Kaufman die Wirkung<br />
von PolyHeal. „In einer stagnie-<br />
renden Wunde sprechen die Zel-<br />
len verschiedenen Sprachen und<br />
können nicht mehr miteinander<br />
kommunizieren.“ PolyHeal be-<br />
Heft 54 | Jahrgang 9 | Ausgabe 6.2011<br />
einflusse die Zellen in der Wunde<br />
positiv, so dass sie – um im Bild<br />
zu bleiben – wieder die gleiche<br />
Sprache sprechen.<br />
Kaufman verwendet Poly-<br />
Heal bei Wunden, die sie bereits<br />
erfolglos nach allen Regeln der<br />
Kunst behandelt hat. „Ich ver-<br />
suche es dann für vier bis fünf<br />
Wochen mit PolyHeal. Wenn sich<br />
dann keine Veränderung zeigt,<br />
breche ich den Versuch ab. Doch<br />
In Studien an Rattenwunden, die mit PolyHeal<br />
behandelt wurden, zeigten sich folgende Effekte:<br />
} Migration von Makrophagen in das Wundgebiet<br />
} Verbesserte Angiogenese<br />
} Kollagensynthese in der Wunde, dadurch bessere<br />
Epithelisierung<br />
In in-vitro-Experimenten stellte man darüber hinaus<br />
auch folgende Effekte von PolyHeal fest:<br />
} Aktivierung der Genexpression in Monozyten,<br />
Makrophagen und Fibroblasten<br />
} Anstieg der Konzentration von Kollagen, Zytokinen<br />
und Wachstumsfaktoren<br />
Studienlage: Ein neues Medizinprodukt auf dem Prüfstand<br />
Bei der Vermarktung ihres neuen Produkts stützt sich die<br />
Firma Teva Pharma GmbH auf eine prospektive, dop-<br />
pelblinde, randomisiert-kontrollierte Studie, zwei An-<br />
wendungsbeobachtungen sowie eine deutsche prospek-<br />
tive Multizenter-Studie.<br />
In der prospektiven, doppelblinden, randomisiert-<br />
kontrollierten Studie* wurden insgesamt 58 Patienten<br />
mit chronischen und therapieresistenten Wunden ver-<br />
schiedener Ätiologie nach der Randomisierung über vier<br />
Wochen entweder mit PolyHeal oder Kochsalzlösung be-<br />
handelt. Die Wunden waren im Schnitt 16,8 Monate alt<br />
und 31,3 cm 2 groß. In der anschließenden Follow-up-<br />
Phase erhielten alle Patienten Standardtherapie.<br />
Primärer Endpunkt waren eine 75-prozentige Granu-<br />
lation der Wundfläche. Darüber hinaus wurde die Verrin-<br />
gerung der Wundgröße verglichen. Ergebnisse: PolyHeal<br />
führte im Vergleich zur Standardtherapie<br />
} zu einer signifikant verbesserten Granulationsrate. Der<br />
Anteil von Wunden mit mindestens 75 Prozent Gra-<br />
nulation lag bei 46,9 Prozent vs. 15,4 Prozent in der<br />
Kontrollgruppe.<br />
} Abnahme der Konzentration neutrophiler Granulo-<br />
zyten und proinflammatorischer Zytokine, die zur<br />
Stagnation des Heilungsverlaufes führen<br />
meist beobachten wir in die-<br />
ser Zeitspanne einen deutlichen<br />
Fortschritt.“<br />
Die Chirurgin setzt die Thera-<br />
pie fort, bis sie eine gute Granula-<br />
tion feststellt und die Wunde für<br />
die weitere Behandlung vorbe-<br />
reitet ist: „Ich erwarte nicht, dass<br />
PolyHeal die Wunde verschließt,<br />
sondern vielmehr, dass es die<br />
Wunde dechronifiziert und in ein<br />
aktutes Stadium überführt.“<br />
} zu einer raschen und deutlichen Abnahme der Wund-<br />
größe. Mit PolyHeal verringerte sich die Wundgröße<br />
im Schnitt um 39,0 Prozent, in der Kontrollgruppe nur<br />
um 14,8 Prozent.<br />
} zu einem schnelleren Wundverschluss. Nach Ab-<br />
schluss der zwölfwöchigen Gesamttherapie waren in<br />
der PolyHeal-Gruppe 34,4 Prozent der Wunden kom-<br />
plett verschlossen, dagegen nur 19,2 Prozent in der<br />
Kontrollgruppe.<br />
}<br />
zu einer deutlich verbesserten Wundsituation bei<br />
Wunden mit frei liegenden Knochen oder Sehnen.<br />
Nach vier Wochen waren fünf von sieben (71,4 Pro-<br />
zent) zu mindestens 75 Prozent mit Granulations-<br />
gewebe bedeckt, in der Kontrollgruppe dauerte dieser<br />
Prozess 10,5 Wochen.<br />
* Zeilig G et al.: Prospective double blind randomised evaluation<br />
of non-healing wounds with exposed bone and tendons trea-<br />
ted with charged polystyrene microspheres. 20th Conference of<br />
the European Wound Management Association, 26.–28. Mai 2010,<br />
Genf, Vortrag Nr. 75<br />
Professor Thomas Ruzicka<br />
von der Klinik und Poliklinik für<br />
Dermatologie an der Universität<br />
München ergänzte: „Polystyrol<br />
ist für Forschende keine unbe-<br />
kannte Substanz. Polystyrol ist<br />
in der Zellbiologie eine Standard-<br />
substanz für Zellkulturen, ein<br />
inerter Stoff, über den keine<br />
allergischen oder chemischen<br />
Reaktionen bekannt sind.“<br />
Negative Ladung und opti-<br />
male Größe der Kügelchen<br />
Neu seien allerdings die<br />
negative Ladung, durch die die<br />
Anhaftungsfähigkeit der Mikro-<br />
sphären verbessert werde, sowie<br />
die optimale Größe der Polystyrol-<br />
kügelchen. Diese beiden Faktoren<br />
bewirkten eine zytoskeletale Re-<br />
organisation und damit die ver-<br />
besserte Signalübertragung zwi-<br />
schen den Zellen.<br />
Bislang beschränken sich<br />
die Erfahrungen mit PolyHeal<br />
in Deutschland auf wenige und<br />
überwiegend stationäre Zentren,<br />
etwa Essen und München. An<br />
der Schnittstelle zwischen stati-<br />
onärer und ambulanter Versor-<br />
gung bewegt sich Professor Ralf-<br />
Uwe Peter vom MVZ Gefäß- und<br />
Hautzentrum Blaustein.<br />
Peter stellte seinen Behand-<br />
lungsalgorithmus für die inte-<br />
grierte ambulant-stationäre The-<br />
rapie des Ulcus cruris venosum<br />
vor. Auf die ambulante Erstvor-<br />
stellung mit Diagnostik, Débride-<br />
ment und Dekontamination folge<br />
eine etwa vierwöchige ambu-<br />
lante Phase der stadiengerechten<br />
feuchten Wundbehandlung und<br />
Zusatztherapie.<br />
Medizin<br />
Es folge eine etwa zwei-<br />
wöchige stationäre Phase für die<br />
operative Versorgung der Leit-<br />
vene, eine Vakuumtherapie oder<br />
eine Therapie mit wassergefil-<br />
45
Medizin<br />
Chirurgen Magazin 56: Autoren gesucht<br />
In eigener Sache<br />
Autoren gesucht zum Thema<br />
ambulante Hernienchirurgie<br />
in Heft 2.2012<br />
In Ausgabe 2.2012 des Chirurgen Magazins, die Ende April<br />
2012 erscheinen wird, möchten wir uns in der Rubrik<br />
„Medizin“ schwerpunktmäßig mit dem Thema „ambulante<br />
Hernienchirurgie“ beschäftigen. Wir suchen Autoren, die aus<br />
der Praxis für die Praxis unter anderem über den Vergleich<br />
verschiedener Netztechniken, die Problematik chronischer<br />
Leistenschmerzen nach Hernienoperationen und über das Für<br />
und Wider von Operationsregistern in der Hernienchirurgie<br />
berichten. Wir freuen uns über Hintergrundberichte ebenso wie<br />
interessante Kasuistiken.<br />
Außerdem berichten wir ausführlich über die<br />
berufspolitischen Inhalte des 14. Bundeskongresses der<br />
niedergelassenen Chirurgen (Anfang März 2012 in Nürnberg)<br />
sowie über den Status Quo der GOÄ-Reform. Wir freuen uns<br />
auch hierzu über Ihre Themenanregungen.<br />
Die Redaktion berät Sie gern bei der Aufbereitung Ihrer<br />
Daten und der Gestaltung Ihres Manuskripts sowie bei der<br />
Auswahl von Bildmaterial und Grafiken – Anruf oder E-Mail<br />
genügt. Redaktionsschluss ist der 6. März 2012, bitte nehmen<br />
Sie aber möglichst frühzeitig Kontakt mit uns auf.<br />
antje Thiel<br />
Redaktion Chirurgen Magazin<br />
und www.bncev.de<br />
Essener Straße 4, D , Raum 7, 22419 Hamburg<br />
Tel.: 040 2596116, Fax: 040 2596112<br />
antje.thiel@bncev.de, antje.thiel@vmk-online.de<br />
www.bncev.de<br />
Foto: ©iStockphoto.com/Andrey Zyk<br />
tertem Infrarot-A (WIRA). Da-<br />
nach kehre der Patient in die am-<br />
bulante Versorgung zurück, wo<br />
die Wunde während der Granula-<br />
tions- und Epithelisationsphase<br />
sowie durch Kompressionsthera-<br />
pie weiter behandelt werde.<br />
Die ambulante Behandlung<br />
chronischer Wunden ist nicht nur<br />
fachlich, sondern auch betriebs-<br />
wirtschaftlich schwierig, wie der<br />
Dermatologe Professor Wolfgang<br />
Vanscheidt berichtete. Er ist in<br />
einer privatärztlichen Praxisge-<br />
meinschaft in Freiburg niederge-<br />
lassen und betreibt eine kassen-<br />
ärztliche Zweitpraxis in Breisach.<br />
Niedergelassene Wundärzte<br />
brauchen echte Innovationen<br />
„Die Therapie chronischer<br />
Wunden bedeutet oft extrem<br />
lange Behandlungszeiten, die<br />
häufige Verordnung teurer Wund-<br />
auflagen und damit möglicher-<br />
weise eine Regressgefahr für den<br />
Arzt“, sagte Vanscheidt.<br />
Angesichts der schlechten<br />
Vergütungssituation und der Re-<br />
gressgefahr sei es für den nieder-<br />
gelassenen Wundbehandler<br />
umso wichtiger, für die vormals<br />
als aussichtslos geltenden Fälle<br />
moderne und wirklich effiziente<br />
Wundheilungsprodukte zur Ver-<br />
fügung zu haben.<br />
PolyHeal sei eine echte Inno-<br />
vation: „Ulcus cruris, diabetisches<br />
Fußulkus, Dekubitus, postopera-<br />
tive und posttraumatische chro-<br />
nische Wunden sprechen hervor-<br />
ragend auf die Behandlung an“,<br />
sagte Vanscheidt.<br />
Gut für freiliegende Knochen,<br />
Sehnen oder Bänder<br />
Insbesondere tiefe Wunden<br />
mit freiliegenden Knochen, Seh-<br />
nen oder Bändern zeigten schnell<br />
eine deutliche Granulation des<br />
Wundbettes, so dass eine Haut-<br />
transplantation möglich werde.<br />
Eine schmerzfreie, nicht in-<br />
vasive, flexible und erfolgreiche<br />
Therapie – was also hindert<br />
Wundbehandler daran, PolyHeal<br />
breit einzusetzen? Da ist zum<br />
einen die noch eher bescheidene<br />
Studienlage. Eine prospektive,<br />
doppelblinde, randomisiert-<br />
kontrollierte Studie mit insge-<br />
samt 58 Teilnehmern ist zwar<br />
ein passabler Start, aber es<br />
fehlen belastbare Studien mit<br />
hohen Fallzahlen.<br />
Punkt zwei sind die hohen<br />
Therapiekosten. Eine vierwöchige<br />
Therape mit PolyHeal kostet<br />
4.000 Euro. Aus volkswirtschaft-<br />
licher Sicht kann sich diese In-<br />
vestition rasch auszahlen, wie<br />
Professor Matthias Augustin<br />
vom Hamburger Universitätskli-<br />
nikum Eppendorf vorrechnete:<br />
Eine frühe Intervention liefere<br />
bereits nach sechs Monaten den<br />
gewünschten „Return on Invest-<br />
ment“, wie Betriebswirtschaftler<br />
den Punkt bezeichnen, ab dem<br />
eine Investition Rendite abwirft.<br />
Budgets und Punkte statt<br />
nachhaltiger Makroökonomie<br />
Doch das Zusammenspiel<br />
zwischen Kostenträgern, ärzt-<br />
licher Selbstverwaltung und<br />
niedergelassenen Ärzten ist be-<br />
kanntlich nicht von makroöko-<br />
nomischen Erwägungen geprägt.<br />
Den Alltag bestimmen vielmehr<br />
vor allem Budgets, Richtgrößen<br />
und Punktwerte.<br />
Daher wird ein niedergelas-<br />
sener Arzt, der PolyHeal einset-<br />
zen möchte, auf besonders pe-<br />
nible Indikationsstellung und<br />
lückenlose Dokumentation ach-<br />
ten müssen. Ob ihn das vor einem<br />
Regress bewahrt, ist dennoch vor-<br />
erst ungewiss.<br />
46 CHirurgeNMagaziN
Werden Sie Mitglied im BNC,<br />
… denn nur im Berufsverband Niedergelassener<br />
Chirurgen (BNC) fi nden Sie eine lupenreine Interessen-<br />
vertretung für Chirurgen in eigener Praxis.<br />
… denn nur der BNC ist als Berufs verband dezentral<br />
und damit basisnah organisiert.<br />
… denn der BNC-Vorstand und die regionalen ANC-<br />
Vorsitzenden verfügen über ausgezeichnete Kontakte in<br />
den verschiedenen Gremien der Kassenärztlichen Bundes-<br />
vereinigung (KBV), der regionalen Kassenärztlichen Vereini-<br />
gungen (KVen), zu den Krankenkassen und in die Politik.<br />
… denn der BNC macht sich für eine leistungsgerechte<br />
Vergütung ambulanter chirurgischer Leistungen stark und<br />
verteidigt Ihre ärztliche Freiberufl ichkeit.<br />
… denn der BNC unterstützt Sie mit einem bundesweiten<br />
Jahreskongress, regionalen zertifi zierten Qualitätszirkeln<br />
und Fortbildungsveranstaltungen bei Ihrer persönlichen<br />
fachlichen und berufspolitischen Fortbildung – und nicht<br />
zuletzt beim Sammeln von CME-Punkten.<br />
Wir schenken<br />
der Basis Gehör<br />
… denn der BNC hält Sie mit einer zweimonatlich<br />
erscheinenden Verbandszeitschrift und tagesaktuellen<br />
Online-Nachrichten immer auf dem Laufenden.<br />
… denn als BNC-Mitglied haben Sie Zugang zu attrak-<br />
tiven Sonderkonditionen bei etlichen Versicherungen und<br />
anderen Dienstleistern.<br />
… denn der BNC hat für seine Mitglieder eine Unfall- und<br />
eine Spezial-Strafrechtsversicherung abgeschlossen.<br />
… denn der BNC hilft Ihnen bei juristischen und<br />
betriebswirtschaftlichen Problemen mit einer kosten-<br />
losen Erstberatung.<br />
einen Beitrittscoupon fi nden Sie auf Seite 51.<br />
Für Fragen und eine ausführliche Beratung<br />
steht Ihnen die BNC-Geschäftsstelle unter<br />
Telefon 040 60 32 91 10<br />
oder info@bncev.de<br />
gern zur Verfügung.
Deutscher Kongress Orthopädie und Unfallchirurgie<br />
Zu viele Operationen ? Dafür fehlen<br />
Belege aus der Versorgungsforschung !<br />
Ursache für die steigende Zahl von Operationen sind vor allem der medizinische<br />
Fortschritt und der wachsende Versorgungsbedarf in einer alternden Gesellschaft.<br />
Nach Auffassung der Berufsverbände und Fachgesellschaften für Orthopädie und<br />
Unfallchirurgie fehlen allerdings aussagefähige Daten der Versorgungsforschung.<br />
Von Antje Thiel<br />
„In Deutschland wird zu viel ope-<br />
riert.“ Um diesen pauschalen<br />
Vorwurf zu entkräften, setzen<br />
nun auch die orthopädischen<br />
und unfallchirurgischen Berufs-<br />
verbände und Fachgesellschaften<br />
auf mehr Versorgungsforschung.<br />
Sie soll helfen, den tatsächlichen<br />
Versorgungsbedarf zu ermitteln<br />
und mögliche Fehlentwicklun-<br />
gen einzudämmen.<br />
Denn bislang fehlen valide<br />
Daten, die zeigen, ob in Deutsch-<br />
land im internationalen Vergleich<br />
zu viel operiert wird – oder ob<br />
steigende OP-Zahlen nicht viel-<br />
mehr dem medizinischen Fort-<br />
schritt und dem wachsenden<br />
Versorgungsbedarf einer altern-<br />
den Gesellschaft geschuldet<br />
sind.<br />
Medizin<br />
Unterstützung für Projekte<br />
der Versorgungsforschung<br />
Darauf haben im Rahmen<br />
einer Pressekonferenz beim<br />
Deutschen Kongress für Ortho-<br />
pädie und Unfallchirurgie (DKOU)<br />
DGU-Generalsekretär<br />
Prof. Hartmut Siebert<br />
Ende Oktober 2011 in Berlin die<br />
Deutsche Gesellschaft für Un-<br />
fallchirurgie (DGU), die Deutsche<br />
Gesellschaft für Orthopädie und<br />
orthopädische Chirurgie (DGOOC)<br />
und der Berufsverband der Fach-<br />
ärzte für Orthopädie und Unfall-<br />
chirurgie (BVOU) hingewiesen.<br />
Um aussagefähige Daten<br />
über die Versorgungssituation<br />
und den Versorgungsbedarf der<br />
Bevölkerung zu erhalten, unter-<br />
stützen DGU, DGOOC und BVOU<br />
aktuelle Projekte, die die Ver-<br />
sorgungsstrukturen in Deutsch-<br />
land im Sinne des Patienten auf-<br />
decken und verbessern.<br />
GKV-Routinedaten<br />
auch für Ärzteverbände<br />
DGU-Generalsekretär Pro-<br />
fessor Hartmut Siebert lobte den<br />
Ansatz im mittlerweile verab-<br />
schiedetenVersorgungsstruktur- gesetz (GKV-VSG), wonach auch<br />
Berufsverbänden, Fachgesell-<br />
schaften und Patientenverbän-<br />
den Routinedaten für ihre eigene<br />
Arbeit zur Verfügung gestellt wer-<br />
den sollen.<br />
DGOOC-Generalsekretär Pro-<br />
fessor Fritz-Uwe Niethard ergänz-<br />
te: „Nur so können die Beteiligten<br />
feststellen, ob in Deutschland<br />
tatsächlich zu viel operiert wird,<br />
Fehlentwicklungen erkennen<br />
und an entscheidenden Stellen<br />
gegenlenken, ohne die Patienten-<br />
sicherheit zu gefährden.“<br />
48 CHirurgeNMagaziN<br />
Foto: DGU<br />
DGOOC-Generalsekretär<br />
Prof. Fritz-Uwe Niethard<br />
Foto: DGOOC<br />
Prof. Gerhard Bauer,<br />
Direktor Sportklinik Stuttgart<br />
Foto: Sportklinik Stuttgart
Endoprothesenregister<br />
und DGU-Traumaregister<br />
Die Fachgesellschaften hät-<br />
ten hierfür einen breiten Maß-<br />
nahmenkatalog aufgestellt. „Mit<br />
dem Endoprothesenregister und<br />
dem DGU-Traumaregister tragen<br />
wir Patienten- und Behandlungs-<br />
informationen zusammen. Das<br />
ist ein erster Schritt in der Be-<br />
schaffung der benötigten Daten“,<br />
erklärte Siebert.<br />
Die DGOOC wiederum habe<br />
gemeinsam mit der AOK einen<br />
Versorgungsatlas auf den Weg ge-<br />
bracht. „Ziel ist es, die regionale<br />
Verteilung von muskuloskeleta-<br />
len Eingriffen zu erfassen und zu<br />
ermitteln, ob sich die Häufigkeit<br />
Prof. Bernhard Greitemann,<br />
Rehaforschung Bad Rothenfelde<br />
bestimmter Eingriffe mit struk-<br />
turellen Besonderheiten in un-<br />
serem Versorgungssystem erklä-<br />
ren lässt“, informierte Niethard.<br />
Medizinischer Fortschritt<br />
führt zu mehr Operationen<br />
Erste Ergebnisse zeigten, dass<br />
die Zunahme an medizinischen<br />
Eingriffen keineswegs vor allem<br />
auf ökonomische Interessen der<br />
Operateure zurückzuführen ist,<br />
wie es in der Öffentlichkeit von<br />
Foto: DRV<br />
Heft 54 | Jahrgang 9 | Ausgabe 6.2011<br />
Vertretern der Krankenkassen<br />
häufig dargestellt werde.<br />
Vielmehr gehe die steigende<br />
Zahl von Eingriffen vor allem auf<br />
das Konto des medizinischen<br />
Fortschritts. „Hierzu zählen ins-<br />
besondere die weite Verbreitung<br />
von minimal invasiven Eingrif-<br />
fen. Außerdem belegen vielfach<br />
neueste wissenschaftliche Er-<br />
kenntnisse die Evidenz operativer<br />
Methoden“, erläuterte Siebert.<br />
Erwartungshaltung der<br />
Patienten hat sich gewandelt<br />
Hinzu komme, dass in einer<br />
älter werdenden Bevölkerung<br />
Verschleißerkrankungen am Hal-<br />
tungs- und Bewegungsapparat<br />
sowie altersbedingte Stürze zu-<br />
nehmen. Sie erforderten immer<br />
häufiger eine operative Versor-<br />
gung und Betreuung und belas-<br />
teten das Gesundheitssystem.<br />
Auch die Erwartungshaltung<br />
der Patienten habe sich geän-<br />
dert, wie Professor Gerhard Bauer,<br />
Chefarzt und ärztlicher Direktor<br />
der Sportklinik Stuttgart am Bei-<br />
spiel von Sportunfällen erläuterte.<br />
So sei die Akzeptanz von Verlet-<br />
zungsfolgen gesunken. „Noch<br />
vor 50 Jahren ist ein Großteil der<br />
Patienten an den Folgen eines<br />
offenen Oberschenkelbruches ge-<br />
storben“, verdeutlichte Bauer.<br />
Wann tritt Kim Kulig zum<br />
nächsten Länderspiel an ?<br />
Während Verletzungsfolgen<br />
früher als schicksalshaft hinge-<br />
nommen wurden, erwarteten<br />
Sportler heutzutage in der Regel,<br />
wieder vollständig hergestellt und<br />
rasch wieder voll einsatzfähig zu<br />
sein. So fiebere eine ganze Nation,<br />
wann die Fußballnationalspielerin<br />
Kim Kulig nach ihrem Kreuzband-<br />
riss, den sie bei der Weltmeister-<br />
schaft 2011 im Viertelfinale gegen<br />
Japan erlitten hatte, wieder Län-<br />
derspiele bestreitet.<br />
Auch bei Amateuren spielen<br />
Unfälle eine große Rolle: Sportun-<br />
fälle sind nach häuslichen Verlet-<br />
zungen die zweithäufigste Verlet-<br />
zungsursache in unserem Land.<br />
Wie die Experten beim DKOU be-<br />
richteten, erleiden mehr als fünf<br />
Prozent der sportlich aktiven<br />
Deutschen innerhalb eines Jah-<br />
res eine Sportverletzung.<br />
Viele Stressfrakturen bei<br />
jugendlichen Sportlern<br />
Männer im Alter von unter<br />
30 Jahren, die mehr als vier Stun-<br />
den Sport pro Woche treiben, gel-<br />
ten als am meisten gefährdet.<br />
44 Prozent dieser Verletzungen<br />
Verletzt bei der WM durch<br />
einen Kreuzbandriss: Fußball-<br />
Nationalspielerin Kim Kulig<br />
betreffen Bauer zufolge aktive<br />
Vereinsfußballer.<br />
Im jugendlichen Alter wie-<br />
derum sei in mehr als der Hälfte<br />
der Fälle Überlastung die Ursache<br />
der Beschwerden. So stellten<br />
Orthopäden und Unfallchirurgen<br />
allein 42 Prozent aller Stressfrakturen<br />
bei jungen Menschen<br />
zwischen 15 und 19 Jahren fest.<br />
Stressfrakturen, aber auch Knorpelschäden<br />
beim Jugendlichen<br />
und beim jungen Erwachsenen<br />
Foto: DFB<br />
Medizin<br />
antje Thiel<br />
Redaktion Chirurgen Magazin<br />
und www.bncev.de<br />
Essener Straße 4, D<br />
22419 Hamburg<br />
Tel.: 040 2596116<br />
Fax: 040 2596112<br />
antje.thiel@bncev.de<br />
www.vmk-online.de<br />
müssten frühzeitig erkannt und<br />
adäquat behandelt werden.<br />
Offene Wachstumsfugen in<br />
Therapieplan einbeziehen<br />
Die Behandlung junger Athleten<br />
unterscheide sich nicht<br />
wesentlich von der erwachsener<br />
Sportler. Bei einer Operation allerdings<br />
müsse der Operateur die<br />
noch offenen Wachstumsfugen –<br />
beispielsweise bei Operationen<br />
am Kreuzband – unbedingt in<br />
den Therapieplan einbeziehen,<br />
erinnerte Bauer.<br />
Dank immenser Fortschritte<br />
in der technischen Orthopädie<br />
könnten heute auch behinderte<br />
Menschen sportliche Höchstleistungen<br />
erbringen, wie Professor<br />
Bernhard Greitemann vom Institut<br />
für Rehabilitationsforschung<br />
an der Klinik Münsterland in Bad<br />
Rothenfelde berichtete.<br />
„Paralympics sind für uns wie<br />
die Boliden im Motorsport“<br />
Mit Blick auf den südafrikanischen<br />
Sprinter Oscar Pistorius,<br />
der dank seiner High-Tech-<br />
Foto: Thiel<br />
49
Medizin<br />
Karbonprothesen trotz beidsei-<br />
tiger Beinamputation 100 Meter<br />
in 10,9 Sekunden erzielte, sagte<br />
Greitemann: „In den vergan-<br />
genen Jahren ist es zu einem<br />
explosionsartigen Interesse an<br />
der technischen Orthopädie ge-<br />
kommen. Die Paralympics sind<br />
für unser Fach wie die Formel-1-<br />
Boliden für den Motorsport.“<br />
Das Ergebnis seien Innova-<br />
tionen – auch für den breiteren<br />
Einsatz – durch leichtere Materi-<br />
alien, verbesserte elektronische<br />
Steuerungen oder leistungsfähi-<br />
gere Batterien. Als weiteres Bei-<br />
spiel nannte Greitemann elektro-<br />
nische Kniepassteile, die gerade<br />
gangunsicheren und sturzgefähr-<br />
deten Patienten mehr Sicherheit<br />
beim Laufen mit einer Exopro-<br />
these böten.<br />
Prothesen helfen dabei,<br />
den Alltag zu bewältigen<br />
„Diese Exoprothesen ermög-<br />
lichen Behinderten bislang nie<br />
gekannte Alltagsaktivitäten, zum<br />
Beispiel das Gehen mit unter-<br />
schiedlichenSchrittgeschwindig- keiten oder das leichtere Laufen<br />
an Treppen oder Schrägen“, sagte<br />
Greitemann.<br />
Angesichts von jährlich etwa<br />
64.000 Amputationen infolge<br />
des diabetischen Fußsyndroms<br />
sei die Forschung auf dem Ge-<br />
biet der technischen Orthopädie<br />
auch dringend erforderlich. „Für<br />
die Mehrheit der Patienten geht<br />
es ja nicht um sportliche Höchst-<br />
leistungen, sondern darum, den<br />
Alltag zu bewältigen und eine ge-<br />
wisse Unabhängigkeit zu bewah-<br />
ren“, betonte Greitemann.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.dkou.de<br />
www.dgu-online.de<br />
www.dgooc.de<br />
DKOU: Kurzberichte vom wissenschaftlichen Programm des Kongresses<br />
Behandlungsalgorithmus für frische<br />
multiligamentäre Knieverletzungen<br />
Die mehrzeitige operative Therapie zunächst der Kollate-<br />
ralbänder, dann des hinteren und anschließend des vor-<br />
deren Kreuzbandes (je nach Grad der Instabilität und<br />
nach Patientenwunsch) liefert vielversprechende Kurz-<br />
zeitergebnisse. Dies ergab eine prospektive Untersuchung<br />
der Abteilung Sportorthopädie an der BG-Klinik Frankfurt,<br />
in der die Daten von 40 Patienten untersucht wurden,<br />
bei denen präoperativ und zwölf Monate postoperativ<br />
Lysholm-, Tegner- und IKDC-Score erhoben wurden. Für<br />
eine nachhaltige Empfehlung der Methode müssen aller-<br />
dings Langzeituntersuchungen durchgeführt werden.<br />
Referent: Mehling AP, Vortrag Nr. WI64-1558<br />
Korrelation zwischen acromionmorphologie<br />
und rotatorenmanschettenrupturen<br />
Sowohl der Acromionindex als auch der laterale Acromion-<br />
winkel korrelieren mit dem Auftreten einer Rotatoren-<br />
manschettenruptur. Dies ist das Ergebnis einer Analyse an<br />
der orthopädischen Klinik der Universitätsklinik Münster,<br />
bei der standardisierte anteroposteriore Röntgenbilder<br />
und einer Outletaufnahme von 126 Patienten verglichen<br />
wurden. 50 der Patienten hatten eine arthroskopisch<br />
gesicherte Komplettruptur der Supraspinatussehne, 50<br />
Patienten ein Impingement mit arthroskopisch intakter<br />
Rotatorenmanschette, 25 asymptomatische Patienten<br />
dienten als Kontrolle. Im untersuchten Kollektiv war bei<br />
Impingement-Patienten der Acromionindex signifikant<br />
erhöht. Auch das Patientenalter zeigte sich als signi-<br />
fikanter Faktor für die Acromionmorphologie und das<br />
Auftreten einer Ruptur der Supraspinatussehne.<br />
Referent: Liem D, Vortrag Nr. WI14-816<br />
Keimnachweis auf VaC-Schwämmen:<br />
Klinische relevanz oder Kontamination?<br />
Bei einer Vakuumtherapie (VAC) sind in mindestens<br />
15 Prozent die VAC-Schwämme mit Keimen besiedelt, ob-<br />
wohl die mikrobiologischer Diagnostik des Gewebes nega-<br />
tiv ausfällt. Dies ist das Ergebnis einer retrospektiven Unter-<br />
suchung von 435 VAC-Anlagen an 121 Patienten an der<br />
Universitätsklinik Saarland. Bei 39 Schwämmen konnte<br />
mindestens ein Keim identifiziert werden. In zwölf der<br />
Fälle waren die Keime in Gewebe und Schwamm iden-<br />
tisch, in sechs Fällen war der Schwamm besiedelt, obwohl<br />
die Gewebeuntersuchung negativ ausfiel. Vor Beginn der<br />
VAC wurden auf den Schwämmen vor allem S. aureus und<br />
S. epidermis nachgewiesen, während der VAC waren es<br />
vor allem S. epidermis und E. faecalis. Aus der Studie geht<br />
nicht hervor, ob es sich um eine Kontamination, einen<br />
„bakteriellen Shift“ oder das Resultat einer insuffizienten<br />
mikrobiologischen Diagnostik handelt.<br />
Referent: Mosser P, Vortrag Nr. WI51-517<br />
Vergleichbare ergebnisse bei KTS-Operation<br />
nach Menon und nach agee<br />
Es gibt sowohl bei den Kurzzeit- als auch bei den Langzeit-<br />
ergebnissen keinen signifikanten Unterschied zwischen<br />
den beiden endoskopischen Einportaltechniken nach<br />
Menon und nach Agee zur Operation des Karpaltunnel-<br />
syndroms (KTS). Dies haben Orthopäden am Hanseklini-<br />
kum Stralsund herausgefunden, die zwischen 1995 und<br />
2000 142 Patienten an 184 Händen an einem KTS ope-<br />
rierten. Die endoskopischen Verfahren überzeugen dem-<br />
nach gegenüber den offenen Verfahren generell durch<br />
schnellere Rekonvaleszenz und Arbeitsfähigkeit.<br />
Referent: Hauzeur C, Vortrag Nr. WI18-1165<br />
empfehlung für frühe postoperative<br />
Vollbelastung nach Sprunggelenksfrakturen<br />
Die frühe postoperative Vollbelastung nach Sprung-<br />
gelenksfrakturen führt nicht zu einer erhöhten Kompli-<br />
kationsrate, wie Unfallchirurgen an der Universitätsklinik<br />
Leipzig festgestellt haben. Sie untersuchten in einer re-<br />
trospektiven Studie 82 Patienten, die nach Versorgung<br />
einer Malleolarfraktur den Fuß ab dem ersten postopera-<br />
tiven Tag mit einer Aircast-Schiene voll belasten durf-<br />
ten. Untersucht wurden postoperative Komplikationen<br />
(Thrombosen, Infektionen, Materialversagen und verzö-<br />
gerte Frakturheilung /Pseudarthrosen). In 7,3 Prozent der<br />
Fälle traten revisionspflichtige Wundinfektionen auf, die<br />
mit der Vollbelastung assoziiert wurden. Generell lassen<br />
sich aber durch Vollbelastung immobilisationsbedingte<br />
Komplikationen vermeiden, so dass die Ruhigstellung<br />
nach diesen Eingriffen nicht empfohlen wird.<br />
Referent: Höde N, Vortrag Nr. WI44-853<br />
Degenerative Veränderungen spielen große<br />
rolle bei der Ätiologie der VKB-ruptur<br />
Bevor sich eine Ruptur des vorderen Kreuzbandes (VKB)<br />
ereignet, bestehen bereits vermehrt degenerative Veränderungen<br />
am VKB. Diese sind Faserstrukturschäden,<br />
Verminderung der Zelldichte, vermehrt rundliche Form<br />
der Zellkerne und eine verminderte Farbaufnahme des<br />
Kollagens. Dies geht aus einer Studie von Unfallchirurgen<br />
an 37 Patienten mit VKB-Ruptur an der Universitätsklinik<br />
Münster hervor. Die Kontrollgruppe bestand aus VKB<br />
von Kadaverknien sowie von Patienten, die eine Totalendoprothese<br />
des Kniegelenks erhalten hatten. Für die<br />
Beurteilung der histophathologischen Veränderungen<br />
wurde ein modifizierter standardisierter Score verwendet.<br />
In der Studiengruppe waren die Scoreergebnisse deutlich<br />
höher (16,3) als in der Kontrollgruppe (7,4).<br />
Referent: Herbort M, Vortrag Nr. WI63-1232<br />
Patienten stellen hohe erwartungen an<br />
die autologe Knorpelzelltransplantation<br />
In Bezug auf die Wiederherstellung der Sportfähigkeit<br />
kann die autologe Knorpelzelltransplantation die hohen<br />
Erwartungen der meisten Patienten nicht immer erfüllen.<br />
Dies ergab die Analyse von Patientenfragebögen an<br />
der Universitätsklinik Freiburg, in der neben den Erwartungen<br />
auch die Zufriedenheit mit dem Eingriff abgefragt<br />
wurde. Die Autoren empfehlen, präoperativ umfassend<br />
mit dem Patienten über seine Erwartungen zu sprechen.<br />
Referent: Niemeyer P, Vortrag Nr. WI64-1001<br />
50 CHirurgeNMagaziN
Bitte einsenden an den<br />
Berufsverband<br />
Niedergelassener Chirurgen (BNC)<br />
Geschäftsstelle<br />
Wulfsdorfer Weg 7<br />
22 59 Hamburg<br />
oder faxen an: 040 60 32 91 18<br />
Ja, ich will Mitglied des Berufsverbandes<br />
Niedergelassener Chirurgen Deutschland e.V.<br />
(BNC) werden.<br />
Dazu beantrage ich die Mitgliedschaft in der für<br />
mich zuständigen regionalen Arbeitsgemein-<br />
schaft Niedergelassener Chirurgen (ANC) und<br />
bitte Sie, dieses Schreiben an den jeweiligen<br />
Vorsitzenden weiterzuleiten.<br />
Titel | Name | Vorname<br />
Straße | PLZ | Ort<br />
Zuständiger KV-Bereich<br />
Geburtsdatum | Telefon privat<br />
Telefon- und Faxnummer Praxis<br />
E-Mail-Adresse | ggf. Homepage<br />
Beitrittscoupon<br />
Der Jahresbeitrag für den BNC beträgt 300 Euro.<br />
Hinzu kommt der individuell unterschiedliche<br />
Jahresbeitrag meiner ANC.<br />
Mit meiner Mitgliedschaft unterstütze ich die<br />
gesundheitspolitischen Aktivitäten des BNC für<br />
alle niedergelassenen Chirurgen in Deutsch-<br />
land und erhalte Zugang zum exklusiven<br />
BNC-Mitgliederservice.<br />
Ort | Datum | Unterschrift CM54 – 6.2011