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Dr. MATEUSZ KAPUSTKA Instytut Historii Sztuki Uniwersytetu ...

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„Montage” der beiden Medien, die die visuelle Präsenz Christi definierten und im Rahmen desRituals zusammen die Blicke der Betrachter performativ steuerten, von Bedeutung. Der sichtbarephysische Kontakt, der durch die Aufbewahrung der Hostie in der Brust der Figur entstand,evozierte dabei auf neue Art und Weise eine für die Reliquiare seit langem kennzeichendeÜbertragung der Macht ex contactu und definierte dermaßen eine neue Relation des Bildes mitseinem „Inhalt”. Diesmal war es jedoch nicht mehr das Verhältnis zwischen dem Körperfragmentund dem rekonstruierenden Bild, das die Karriere des visuellen Mediums bestimmte, sondern vorallem eine rezeptionsbestimmte Logik des temporären und strikt historisch begründetenAufbewahrens, die zur neuen Universalität des „handelnden” Bildwerks beitrug. Das plastischeBildnis wurde durch die mit einer figurierenden Potenz ausgestattete eucharistische Akzidenz wiedurch einen Schlüssel aktiviert und spielte seine vergegenwärtigende Rolle einmal im Jahr, demliturgischen Rhythmus der Passionswiederholung gemäß.Die feierliche Inszenierung der Passionsgeschichte mithilfe der Figur und Hostie ist daherals eine visuelle Erzeugung der Präsenz anzusehen, bei der ausser der erwähnten mimetischenLogik vor allem die historische Treue der dargestellten Ereignisse einen Erfolg des um diesubstanzielle Wirklichkeit bereicherten Bildes garantierte (z. Bsp. durch den historisch-biblischbedingten Verzicht auf das Publikum bei der Elevatio hostiae/crucis aus dem Heiligen Grab amOstermorgen). In der Studie wurden ebenfalls die Folgen dieser ungewöhnlichen Bildkarrierebeschrieben, in deren Rahmen das mit der Grabfigur Christi ausgestattete Heilige Grab im 15. Jh.zu einem neuen Zentrum des reaktualisierenden Handelns innerhalb der kirchlichen Topographiewurde und die Intentionen des Betrachters auf neue Art und Weise prägte. Es handelt sich hier umein Phänomen, das historisch gesehen als eine Parallele zu der am Altar stattfindenden, schon inder „Regularis Concordia” von ca. 970 beschriebenen assimilatio sepulchri zu begreifen wäre, also alseine Art des durch Assimilierung bzw. Angleichung provozierten figürlichen Gegenpols desGrabes zu dem liturgischen Ort des Altars. Gerade in diesen neuen Wegen des öffentlich im Ritualbetrachteten Bildes Christi, dessen Rolle durch die äussere Gestalt des sakramentalen Handelnskonkretisiert wurde, kann man einen wesentlichen Faktor der Herausbildung der visuellenKultpraxis im späten Mittelalter sehen. Nicht also konstante Bildformen und objektiveontologische Züge, sondern die ständig wechselnden Perspektiven des Blicks und dieEinbeziehung des Bildes in das vergegenwärtigende Handeln entscheiden in diesem Fall im Streitum die Rolle der visuellen Repräsentation im kultischen Milieu. Letztendlich beweisen die imEpilog dieser Studie angesprochenen Fälle des exakt gegen das Zusammenspiel der Figur mit derHostie gerichteten reformatorischen Bildersturms des frühen 16. Jhs., die man nach Freedberg imSinne eines conflict of intentions bezeichnen möchte, deutlich die anthropologischen Wurzel derMacht der liturgischen Bilder im Spätmittelalter.4

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