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MTatort Musik125 Jahreöhringer MartinskantoreiTradition mit Zukunft


Redaktionsteam:Vlatka Andrae, Annette Bay,Maria-Elisabeth Haist, Dieter Haug,Christiane Meßner, Anja NeidhardtLayout und Gestaltung:Maria Elisabeth HaistFotos:Annette Bay, Bernd Schmitt, ArchivAuflage 2000 Stück - November 2011


125 Jahre Martinskantorei - die Jubiläumsschriftmöchte diesem denkwürdigenAnlass in Form und Inhaltentsprechen. Wir haben als Idee dasAlphabet als Grundmuster angelegt.Jedem Buchstaben wurde ein Begriffzugeordnet, der die Facetten des Jubiläumsund unser Selbstverständnisvielgestaltig aufnimmt. Autoren undAutorinnen der jeweiligen Texte sindChorleiter/innen, Sänger/innen derMartinskantorei, Solisten/innen, Instrumentalisten/innensowie Wegbegleiterinnen.Wir wünschen Ihnen ebensoviel Freudeund Staunen beim Lesen und Betrachten,wie wir bei der Gestaltungund Erstellung der Jubiläumsschrifthatten.Wir freuen uns über Rückmeldungen(auch im Gästebuch auf der Homepagewww.martinskantorei-moehringen.de)oder finanzielle Zuwendungen für dieJubiläumsschrift oder die Veranstaltungenim Jubiläumsjahr.(Stichwort: MartinskantoreiKontoIhr Redaktionsteam1


2… mit ZukunftEine in den letzten Jahren immerwichtiger gewordene Aufgabe bestehtin der Erhaltung oder garWiederherstellung unserer evanaauftaktTradition mit ZukunftMit diesen drei Worten bringt dieMöhringer Martinskantorei etwasvon ihrem Selbstverständniszum Ausdruck. Man könnte diesso ausführen: Wir blicken auf eineuns wichtige, bedeutende Traditionzurück. Darauf sind wir stolz. Wirsind dankbar für die vielen Menschen,die in den zurückliegenden125 Jahren den Chor als Sängerinnenund Sänger, als Förderer,als Hörerinnen und Hörer unseresGesangs und nicht zuletzt alsChorleiterinnen und Chorleitergefördert und gefordert haben.Wir achten aber auch darauf, dassder Chor sich nicht nur an seinerVergangenheit erfreut, sondern sichauch darüber Gedanken macht, wiedie Arbeit gestaltet werden muss,dass es diese Kantorei auch nochmorgen und möglichst auch nochin 125 Jahren gibt.Tradition …Hatten sich die Kirchengesangsvereinedes 19. und beginnenden20. Jahrhunderts neben der Pflegeund Förderung des Gesangs zurAufgabe gestellt, die Gottesdienstezu „verschönern“, und damit denGrund für das regelmäßige undselbstverständliche gottesdienstlicheSingen gelegt, verstehen wirheute den Chor auch als Gemeindegruppe,die Anteil an der inhaltlichenGestaltung der Gottesdienstehat. Chorleiterinnen undChorleiter legen große Sorgfalt aufdie Auswahl von Chorstücken undderen Verwendung und Einsatz imGottesdienst.


gelischen Singkultur. Die Zukunftdes Singens in der Breite ist gefährdet,wenn wir uns dieser Aufgabenicht annehmen. Dafür brauchenwir einzelne Personen und Chöre,die Menschen zum Singen ermunternund anleiten, die ihnen wertvollesaltes Liedgut aus unserer Geschichtevermitteln und auf unsereLebenswirklichkeit übertragen. Wirbrauchen einzelne Personen undChöre, die Menschen an alte undneue Lieder heranführen, die siemit den zu Klang gewordenenGlaubenserfahrungen früherer undheutiger Generationen vertrautmachen.Tradition …Ein weiteres Betätigungsfeld fürChöre und eine offene Türe inunsere Gesellschaft stellen diekirchenmusikalischen Veranstaltungenund Kirchenkonzerte dar.Es wird auch künftig zum Bild unsererKirche gehören, dass für dieKirchenmusik repräsentative, imallgemeinen Kulturgut verankerteWerke zur Aufführung kommen,sind es doch oft sie, die unsere Kirchennicht nur füllen, sondern sieauch für Menschen punktuell zu einerHeimat machen, zu der sie sichnach wie vor zugehörig fühlen.... mit ZukunftAuch hier wird es darum gehen,den Umgang mit unserer unvergleichlichgroßen Tradition so zugestalten, dass Musik auch denenvermittelt wird, die bisher nochkeinen Zugang dazu hatten unddass gleichzeitig Räume und Zugängefür Neues geschaffen werden.Tradition mit Zukunft:dieses Motto bewegt uns. Ihr Singenund Musizieren, liebe Mitgliederder Möhringer Martinskantorei,geschieht in einer großenGemeinschaft. Unsere landeskirchlicheStatistik weist fast 70.000 Mitgliedervon 3.610 Kinder-, JugendundErwachsenenchören, Pop- undGospelchören, Bands, Posaunenchörenund sonstigen Instrumentalensemblesaus.Diese erfreulich große Zahl derEnsembles und Mitglieder, wird unsnicht davon abhalten, immer wiederzeitgemäße Formen für zeitloseSchönheiten und Wahrheiten inder Kirchenmusik zu suchen undauch zu finden. Der Möhringer Kirchengemeindeund ganz besondersIhnen, liebe Sängerinnen und Sängerder Möhringer Martinskantorei,darf ich im Namen des EvangelischenOberkirchenrats zu Ihrem125jährigen Jubiläum herzlich gratulierenund Sie dazu beglückwünschen.Dass ich dies als einer tundarf, der in den Jahren zwischen1974 und 1977 mit diesem Chorseine ersten chorleiterischen Erfahrungenals junger Kirchenmusikermachen durfte, ist mir natürlicheine besondere Freude.Möge Ihr gemeinsames Singen weiterhinviele zum Mitsingen und Zuhöreneinladen und möge Ihr Wirkenunter Gottes Schutz und Segenstehen!Zusammen mit meiner Frau grüßeich Sie herzlich.Bernhard ReichLandeskirchenmusikdirektor3


azum Jubiläum der MartinskantoreiMöhringen zu verfassen. Sollendoch die Grußworte die Lust zumWeiterblättern und Weiterlesenerwecken!Und dann steht da noch ein Mottodarüber: Tatort Musik.4auftaktLiebe Sängerinnen und Sängerder Möhringer Martinskantorei!Der Auftakt ist entscheidendwichtig beim Chorsingen. Je nachAuftakt des Dirigenten wird dasMetrum der Musik schnell oderlangsam, der Klang des Choresweich oder unflexibel, der Charakterdes Stückes fröhlich odertänzerisch oder forsch oder majestätischoder ruhig.Da ich selber Chorleiterin bin unddeswegen viel Erfahrung mit Auftaktenhabe, finde ich es eine verantwortungs-und anspruchsvolleAufgabe, ein auftaktiges GrußwortMühsam verscheuche ich zunächstdie Assoziationen an die aufregendeTatort-Musik und an Mord,Gewalt und Drogen. Beim MöhringerChor geht’s doch um etwasanderes! Nicht dass es in einemKirchenchor keine Intrigen, Eifersüchteleienoder Mobbing gebenkönnte. Das kommt wahrlich injeglicher Gruppierung vor, und seisie auch noch so christlich (Mordesind in Chören zum Glück ziemlichselten). Aber wesentlich ist dochhier, und das schon seit 125 Jahren,ein anderes Tun: das gemeinsameSingen. Dieses Tun hat einen absolutgegensätzlichen Ansatz: Singenkann heilen, trösten und aufmuntern.Sie, die Sängerinnen und Sänger,wissen das selbst am besten.Nicht so stark im Bewusstsein


sind vielleicht die größeren undweiteren Dimensionen. Sind wirnicht durch das Singen ganz dichtan der Hauptaufgabe eines jedenMenschen, ja wahrscheinlich einesjeden Geschöpfes? Sind wir nichthier auf der Erde, um den Schöpferzu ehren?Ich persönlich empfinde es als einPrivileg, dies durch die Liebe zumSingen und zur Musik tun zu können.Womöglich sind ja Sie selbst inIhrem Singen sogar ein schwacherAbglanz der himmlischen Liturgieauf Erden und geben eine Ahnungvom Gesang der Engel, wie diesdie Auffassung vom Chorgesang inder frühen Christenheit war. Singenist, so verstanden, weniger ein Tun,sondern ein Sein. Es ist auch nichtso sehr eine zweckgebundene Tätigkeitals vielmehr etwas, was seinenSinn in sich selbst trägt.Auch deshalb macht Singen glücklich.Und genau deshalb ist es auchnicht wirklich verwunderlich, dassder Möhringer Chor schon solange besteht. Bei sinnvollen undbeglückenden Tätigkeiten bleibenweitere Jahrzehnte an Ihrem Gesangfreuen. Ich wünsche der MartinskantoreiMöhringen und ihremKantor Jens Wollenschläger weiterhinviele beglückende Proben, Gottesdiensteund Konzerte!Barbara Straub, DekanatskantorinStuttgart-Degerlochdie Menschen gerne länger dabeiund weitere lassen sich motivieren,dazu zu kommen.Sie hatten außerdem, denke ich,immer Dirigentinnen oder Dirigenten,die die richtigen und jeweilsangemessenen Auftakte und Impulsezu geben wussten, und einerege Chorvertretung, die sich umdie Tradition und die Zukunft desChores gleichermaßen Gedankenmachte. So kann die KirchengemeindeMöhringen sich noch viele5


ingt. Und das tut uns allen gut.Gott sei Dank.Im Namen der EvangangelischenKirchengemeinde Stuttgart-Möhringengratuliere ich zu 125 JahrenMartinskantorei von ganzem Herzen.Und ich freue mich in diesemFestjahr auf den ein oder anderenTatort Musik, bei dem MenschenMusik nicht nur hören, sondernerleben. Damit dieses gesungeneEvangelium mit Ihnen und uns mitgehenmöge in alle Zeiten unseresLebens.Gott segne Ihr Singen, Ihr Probenund Tun in und mit ihrer Kirchengemeinde.Herzlichst IhrPfarrer Ernst-Martin Lieb7


8aauftakt125 Jahre MartinskantoreiIn diesem Jahr kann die MöhringerMartinskantorei ihr 125jährigesBestehen feierlich begehen. Hierzugratuliere ich persönlich als auchnamens des Stadtbezirks Möhringensehr herzlich.Seit der Gründung gestalten dieSängerinnen und Sänger der Martinskantoreidie Gottesdienste inder Martinskirche und später auchin der Christuskirche und Auferstehungskirchemit. Darüber hinausbieten sie für eine breite Öffentlichkeitauch zwei- bis dreimalim Jahr Chorkonzerte in Form vonSerenadenabenden mit weltlichenund geistlichen Werken. Diese Auftrittezeigen jeweils die große Passionder Aktiven zum Chorgesang.Die durchweg guten Besucherzahlenund die Begeisterung desPublikums bestätigen den großenZuspruch und die große Anerkennung,die die Martinskantorei inunserem Stadtbezirk genießt.Mit all ihren Beiträgen zeigt dieMartinskantorei aber nicht nurdie Wichtigkeit und Bedeutungvon Musik und Religion, sondernsie leistet damit auch einen nichtweg zu denkenden Beitrag in derStadtbezirkskultur unseres Stadtbezirks.Hinter dem Namen der Martinskantoreiverbergen sich aber inhohem Maße viele Bürgerinnenund Bürger, die sich aktiv demChorgesang verschrieben haben,die Kraft, Ideen und Können ihremgemeinschaftlichen Tun widmenund sich dadurch zu musikalischenHöchstleistungen inspirieren lassen.Es gab Blütezeiten, Durststrecken,Standortbestimmungen der Kirchenmusikim Allgemeinen und


des Chores im Besonderen, es gabein Kommen und Gehen der Dirigenten,Abschied nehmen von älterenChormitgliedern, aber auch dasHereinwachsen junger Sängerinnenund Sänger. All dies steht uns vorAugen, wenn wir diese lange Zeitder geschichtlichen Entwicklungunserer Martinskantorei betrachten.Wie groß unter diesen Prämissendie Leistung aller seitherigenMitglieder der Martinskantorei warund ist, wurde durch die Verleihungder Zelterplakette durch den Bundespräsidentenvor 10 Jahren anerkannt.In diesem Sinne gratuliere ich derMöhringer Martinskantorei nochmalssehr herzlich zu diesem beachtlichenJubiläum des 125jährigenBestehens. Möge die Kantorei auchin Zukunft jung und lebendig bleibenund ihren wichtigen Teil zurVerkündung des Evangeliums in unserenKirchengemeinden beitragen.Jürgen LohmannBezirksvorsteher9


10b a c hDer Name des wichtigsten Komponistengeistlicher Musik, JohannSebastian Bach, ist einer der wenigenNamen, die sich – allerdingsnur im deutschen und skandinavischenSprachraum – in Gänze vertonenlassen. Während die meistengermanischen Sprachen das Alphabetauch zur Benennung der musikalischenTonhöhen verwenden,greifen die romanischen Sprachenauf die aus dem Johannes-Hymnusentstandenen Tonsilben der sogenanntenSolmisation zurück (Ut/Do, Re, Mi, Fa, Sol, La (Si)).Die Tonfolge aus drei in Kreuzformangeordneten Halbtönensowie deren numerische Summe14 (2+1+3+8) verwendeten nebenBach noch zahlreiche weitereKomponisten – als Hommage oderReminiszenz an den Komponisten;und dies sogar schon vor der Lebenszeitdes bekanntesten Vertretersder Familie Bach. Überliefertsind vom 17. bis 20. Jahrhundertüber 400 Werke über dieses Themavon etwa 350 Komponisten,darunter Namen wie Sweelinck,Liszt, Reger oder Schumann. Bachselbst verwendet die Tonfolge seinesNamens gelegentlich wie eineSignatur, sei es in Bearbeitungenoder eigenen Werken. Die Verwendungvon b und h innerhalb eines(extrem kurzen) Themas – in derklassischen Musiktheorie sprichtman von mi contra fa – verkörpertdarüber hinaus zugleich eine ArtModulation innerhalb kürzesterZeit, die genauso komplex ist wiedas Bach’sche Œuvre selbst.Werke von Bach singt fast jederChor, der geistliche Musik, sogenannteMusica sacra, zum Klingenbringt. Der kleine Kirchenchorsingt einfache Choralsätze, bei einergrößeren Kantorei muss esdann schon mindestens eine Kan-


tate, Passion oder gar eine Motettesein.Auch andere Komponisten versuchten– mal mehr, mal wenigererfolgreich -, ihren Namen in Tönezu kleiden, so ist dies z.B. bei Namenwie Gade oder Abegg möglich.Französische Komponisten erweitertendas Spektrum, indem sie dasAlphabet einfach zu Ende führtenund somit jeden Namen in Tönesetzen konnten, was das Ganzeschon fast wieder inflationär-langweiligerscheinen lässt. In neuererZeit erscheinen auch weniger ernstgemeinte Beiträge über Themenwie B-A-S-F oder B-S-E.In einer Schrift, die einen Chorwie die Möhringer Martinskantoreioder zumindest deren Jubiläumfeiert, darf B-A-C-H nicht fehlen.Man hätte auch B wie Biographien,Beiträge, (Happy) Birthday oderBildergalerie nehmen können, aberman entschied sich bewusst fürdas musikalische Motiv, das zu denkirchenmusikalischen Grundfestenzählt. Nicht umsonst wurde Bachschon als „fünfter Evangelist“ bezeichnet.Beethoven meinte, Bachmüsste aufgrund seiner herausragendenBedeutung eigentlich„Meer“ heißen. Das wiederum hätteden Nachteil, dass man den Namennicht mehr vertonen könnte.Außerdem spricht man nicht umsonstvom „musikalischen Fluss“,der dem ruhig dahinplätscherndenBach doch näher kommt als demriesigen schäumenden und tosendenMeer.Sämtliche bisherigen Chorleiterder Martinskantorei bzw. – bis1987 – des Kirchenchors Möhringenführten Werke von Bach auf,und das wird sich vermutlich undhoffentlich nicht ändern. Neben derJohannes-Passion und dem Weihnachtsoratoriumwaren das vieleKantaten, Messen, Motetten undChorsätze. Schließlich gibt es fürjede Lebenssituation ein geeignetesWerk des Meisters, darunter alleineüber 200 überlieferte Kantatenfür jeden Festtag des (Kirchen-)Jahres.Die Internationale Bachakademie inStuttgart benutzt in ihrem Emblemebenfalls den Namen Bach, indemsie eine einzige Note verwendet,der von vier Seiten durch unterschiedlicheNotenschlüssel verschiedeneTonhöhen zugeordnetwerden: nämlich b-a-c-h.Auf der ganzen Welt wird Bachgesungen, die englisch bzw. französischsprechenden Musiker singen„Buck“ [bak]. Manchmal ist esnicht nur rührend, wenn ein japanischesEnsemble in fast akzentfreiemDeutsch eine Bach’sche Messeh-moll oder ähnliches aufführt,sondern macht auch deutlich: Musik– und vor allem die von JohannSebastian Bach – ist eine Weltsprache,die jeder versteht, der gutenWillens ist.Jens Wollenschläger11


Alle Chorleiter/Innen auf einen Blickc12chorleiter/innen1887 – 1906 Lehrer Krämer1907 – 1921 Oberlehrer Martin1922 – 1940 Oberlehrer Rebstock1941 – 1942 Richard Vogt1943 – 1973 KMD Emil Kübler1973 – 1977 Bernhard Reich1977 – 1984 Dora Schippert1985 – 1994 Magdalene Staudenmaier-Saftien1994 – 1995 * Bernd Eberhardt1995 – 2000 * Chris Kunstmann2000 – 2000 * Stefan Runge2001 – 2001 * Stephen Blaich2001 – 2002 * Chris Kunstmann2002 – 2002 * Stephen Blaich Reihe 1: Bernhard Reich, DoraSchippert. Magdalene Staudenmaier-Saftien,2003 – 2005 Attila Kalman2006 – 2010 Chris Kunstmann Reihe 2: Bernd Eberhardt, ChrisKunstmann, Stefan PD Runge.seit 2011 Jens Wollenschläger Reihe 3: Stephen Blaich, Attila* Wechsel im Laufe des Jahres Kalman, Jens Wollenschläger


14ddankDanken und Bitten sind elementareAspekte in der Liturgie jedesGottesdienstes und Anlass vielerPsalmgebete. Danken und Bittensind in der zwischenmenschlichenKommunikation zentrale Botschaften,die in Begegnungen Wertschätzungund Respekt zum Ausdruckbringen.Der Dank braucht beständig einGegenüber, benötigt den Dialogund das Miteinander. Der Dankist auf einen Adressaten angewiesen,jemandem, dem ich dankbarsein kann und will. Mit Wortenund Gesten kann ich meine Dankbarkeitdem Gegenüber zum Ausdruckbringen.Die Dankbarkeit verweist dabeiauf den Gegenstand des Dankesan sich. Wofür kann und will ichdankbar sein? Für Erfahrungen, diemir ermöglicht werden, für Ereignisseund Begegnungen, die mirgeschenkt werden, für eine besondereAufmerksamkeit, eine freundlicheGeste, einen erwiesenenGefallen oder auch für gemeinsamverbrachte Zeit.Der Dank ist Bestandteil einer Anerkennungskultur,für die Haltungenwie Wertschätzung und Würdigunggrundlegend sind.Die Vorbereitungen der Aktivitätenfür unser Jubiläum sind, so nehmeich das wahr, wesentlich geprägtund bestimmt von Worten undGesten des Dankes. Im Blick zurückund nach vorn und den damitverbundenen Bildern und Ereignissenauf dem 125-jährigen Weg gewinntder Dank an Kontur.Unseren Dank sprechen wir allenChorleitern und Chorleiterinnenaus, die mit ihrem Engagement undihren Ideen den Chor wesentlichgeprägt und begleitet haben. Die


Individualität und die jeweiligen inhaltlichmusikalischen Schwerpunkteder einzelnen Chorleiter/innensind für den Chor und die Sänger/innen bis heute Bereicherung undHerausforderung zugleich.Dankbar sind wir der KirchengemeindeMöhringen, für die Kirchenmusikeinen zentralen Stellenwerthat. Dies erfahren wir durch dieUnterstützung und Förderung derAufgaben der Kantorei in vielfältigerWeise. Diese Rückbindung ermöglichtes mit, dass die Kantoreiin großer und lebendiger Gemeinschaftdas Gemeindeleben vielgestaltigbereichern kann.Dankbar sind wir all jenen Wegbegleitern,Förderern sowie Freundenund Freundinnen der Kirchen- undChormusik, die uns beständig wohlwollendund wertschätzend unterstützthaben. Ideelle und finanzielleZuwendungen sind Ausdruck einerAnerkennungskultur, die wir auchin der Kantorei pflegen.Dankbar sind wir allen im Chor, diedurch ihr persönliches Engagementüber das Singen hinaus den Chorbegleiten und das Selbstverständniswesentlich prägen. Alle Aufgabenund Aktivitäten, welche die Chorgemeinschaftherausbildet undformt, sind auf solche Personen angewiesen.Es ist immer wieder beeindruckend,wie viele Menschenin der Kantorei an den verschiedenstenOrten ihre Verbundenheitmit dem Chor in dieser Weise zumAusdruck bringen.Dankbar sind wir allen Sängern undSängerinnen, die stellvertretend aktuellden Chor heute repräsentieren.Jeder und jede Einzelne prägtmit der jeweiligen Persönlichkeitund den musikalischen Möglichkeitenden Chor nach innen und nachaußen - als Teil eines Ganzen unddoch in seiner und ihrer Individualitätwahrgenommen.Dankbar sind wir den Familien, denAngehörigen, den Partnerinnenund Partnern der Chormitglieder,die durch Ihr Engagement dieChorarbeit unterstützen.Dankbar sind wir den musikalischenBegleiter/innen, Instrumentalisten/innenund Solisten/innen,von denen einige seit vielen Jahrenunseren Weg begleiten. Ein Konzertlebt vom Miteinander der Stimmenund der Instrumente – erst dadurchwird das Werk ein Ganzes.Dankbar sind wir den Hörer/innen,die alljährlich unsere Konzerte interessiertund aufmerksam begleiten.Wir wollen etwas von demzurück- und weitergeben, was wirim Proben und Singen der Musikerfahren. Denn Chorsingen ist Gemeinschaft,ist Begegnung mit deninhaltlichen und theologischen Aussagender Musik sowie Freude, Inspirationund Kraftquelle.125 Jahre Martinskantorei – wirsind stolz und dankbar - oder mitWorten von Thomas Mann: „Denkenund danken sind verwandteWörter; wir danken dem Leben,indem wir es bedenken.“Anja Neidhardt15


16eeinsingenMontagabends um 20.00 Uhr fülltsich das Gemeindezentrum amOberdorfplatz. 70 bis 80 Sängerinnenund Sänger treffen sich zurwöchentlichen Chorprobe. Einbunt gemischter Kreis, der sichFreude beim Singen erhofft undFreunde trifft. Sie kommen aus allen„Richtungen“: Frauen und Männerin allen Altersstufen, unterschiedlicheTypen und Temperamente mitihrem privaten und beruflichenHintergrund und ihrer jeweiligenLebenssituation. Sie bringen sichein in die Gemeinschaft der Kantoreimit ihren Talenten und Begabungen.Je nach Tagesform kommen dieeinen relaxed, munter und fröhlichund die anderen mühselig undbeladen, gehetzt oder gestresst.Alle bringen Geist, Seele und Leib(Klang-Körper) mit, dazu ihre 5Sinne und die Bereitschaft sich derMusik hinzugeben, komme, was dawolle.Das allgemein große Mitteilungsbedürfnisführt zu einem jahrmarktähnlichenStimmengewirr mitbeachtlicher Phonzahl. Forte, fortissimo.Nun ist der Chorleiter gefordert.Er versucht die Aufmerksamkeitauf sich zu lenken. Das gelingt zunehmend,trotz einiger resistenterund dialogfreudiger Menschen.Das Einsingen, besser: das Einstimmenbeginnt. Zunächst ist wichtig,dass man und Frau zur Ruhekommt, abschaltet, loslässt. DasSingen fordert den ganzen Menschen.Wir werden von Kopf bisFuß auf Singen eingestellt. Eingestimmtwie ein Instrument.Es beginnt mit leichter Gymnastik,mit Lockerungs- und Dehnübungen.Dann das richtige Ein- undAusatmen mit dem wir Lunge undZwerchfell vorbereiten. Dann folgt


Wachklopfen, Gähnen, Mund- undZungentraining – alles nach demMotto „Erweck mir alle Sinnen.“Wir singen die ersten Tonfolgen,präzisieren Vokale, kämpfen mitZischlauten und Tonabstufungen.Dann geht’s die Tonleitern rauf undrunter, von den tiefsten Basstönenbis zum hohen C. Ein Warm-up von10 bis 15 Minuten. Das Einsingenist ein Muss – alternativlos würdeKanzlerin Merkel sagen. Es stehtnicht zur Diskussion und duldetkeinen Widerspruch. Und auch diemeisten Chormitglieder sind überzeugt,dass diese intensive Vorbereitungkeine Zeitverschwendung ist,sondern spür- und hörbar der sängerischenQualität zugutekommt.Der krönende Abschluss dieserEinstimmung auf die nun beginnendeChorprobe ist ein präzises, entspanntesGruppenstöhnen, das dasgemeinschaftliche Interesse undEmpfinden zum Ausdruck bringt.Alle sind nun bereit. Hoffentlich.Was will man mehr?Martin Pohl17


18Der kleine Kreis ist mittlerweilegewachsen und mit ihm auch ich,nun auch einer der Sänger derMartinskantorei. Gewachsen anden Aufgaben an die uns die Kantorenheranführen, gewachsen andem Vertrauen, welches mir entgegengebrachtwird und welches ichin der Gemeinschaft erleben darf.Schon die ganze Woche hindurchfreue ich mich auf die Montagsprobe.Das Erlebnis und die Erfahrungwie ein Werk wächst, wie sichaus den zunächst oft mühevollenEinzelstimmproben immer mehrein Ganzes ergibt, das Erlebnis imSingen auf sich gestellt zu sein unddoch ein Teil eines großen Klangeszu werden, gemeinsam am großenWerk zu feilen und mit Freudein die Musik einzutauchen, mitFreunden die Freude teilen, wennein Werk zur Aufführung kommt,beflügelt meinen Alltag – Entspannungpur -Diese Freude überwiegt und beflüffreu(n)deFreu(n)de„Wie fruchtbar ist der kleinste Kreis,wenn man ihn wohl zu pflegen weiß.“Johann Wolfgang von Goethe(1749-1832)Aller Anfang ist schwer. Der insWasser geworfene Stein erzeugtkleine kreisförmige Wellen, welchesich in der Unendlichkeit zu verlierenscheinen. Die anfängliche Unsicherheitüberhaupt singen zu können,dem musikalischen Ansprucheiner Kantorei zu genügen, demNeuen offen gegenüber zu stehen,die hohen Ziele zu erreichen,ein Gesamtwerk mit zu schaffen,sich in einer bereits gewachsenenStruktur zurecht zu finden, legtesich sehr schnell. Das alles war vornun fast 4 Jahren.


gelt, lässt vieles leichter bewältigen,sucht nach weiteren Höhepunktenund mündet in den allwöchentlichen,wiederkehrenden Proben.Und aus diesem Erleben heraus ergebensich immer mehr und immerneue Freundschaften. Freundschaftenaus all den Choraktivitäten wieChor-Arbeitstage, Chor-Freizeiten,Chor-Festen, der Chor-Vertretung,den Chor-Proben, aber auch demallwöchentlichen, montäglichenPlausch in der Probenpause undnach dem Chor.Mit jedem Mal und mit jedem Projektlerne ich den Chor und dieMitwirkenden neu in ihren unterschiedlichstenFacetten und ihremWirken als Teil des Ganzen kennen.Daraus entstehen (neue) sozialeBindungen, die weit über das Chorlebenhinaus tragen.Dieses `Wir-Gefühl´ gibt Halt,schafft Vertrauen, gibt Mut, gemeinsamZiele zu erreichen.Kaum vorstellbar, dass es auch eineZeit ohne den Chor, ohne die Martinskantorei,gab. Ich kann nur allen,die sich mit dem Gedanken an einerMitwirkung in einem Chor tragen,den Mut zusprechen bei uns inder Martinskantorei mitzuwirken– mit voller Freude und mit vielenFreunden.Urs Müller-Meßner19


20ggottesdienstDie Botschaft begleitenDen Menschen begegnenDie Gemeinde bereichernIn der Festschrift zum 100-jährigenJubiläum der Möhringer Martinskantoreiwurde schon 1987 überdie Kirchenmusik im raschen Wandelder Zeit und im Spannungsfeldzwischen Tradition und Innovationberichtet. –Nun sind zwischen Herkunft undZukunft wiederum 25 Jahre vergangenund wir erleben immerneue Veränderungen, wobei nichtso sehr die Inhalte der Kirchenmusikals vielmehr deren Aufgaben gemeintsind. Dazu erinnern wir uns- auch im Blick auf das Lutherjahr2017 – an ein Wort von Martin Luther:„Nichts auf Erden ist kräftiger, dieTraurigen fröhlich, die Ausgelassenennachdenklich, die Verzagtenherzhaft, die Verwegenen bedachtsamzu machen, die Hochmütigenzur Demut zu reizen, und Neidund Hass zu mindern, als die Musik.“Für Luther waren Spracheund Musik eine Einheit zur Verkündigungdes Evangeliums und zumfreudigen Bekenntnis.Und Victor Hugo hat die Bereicherungdes Wortes so beschrieben,dass die Musik ausdrückt, was nichtgesagt werden kann und worüberzu schweigen unmöglich ist.In diesem Sinne wird die Mitwirkungder Kantorei von der Kirchengemeindemehr denn je als Teilgemeinsamer Andacht verstandenund getragen.Traditionell und sicher auch in Zukunftbegleitet die Martinskantoreidie biblische Botschaft im Gottesdienst.Mit Stimmen und Instrumentenkönnen Lob und Klage,Freude und Schmerz, das Bitten zu


Gott in vielfältiger Weise das gesprocheneWort bekräftigen undEmpfindungen wecken. Als Teil derGemeinde bringt die Kantorei ausihrer reichen gottesdienstlichenChorliteratur Kantaten, Motetten,liturgische Stücke und Liedsätze zuGehör.Ein besonderes Anliegen des Choresist es, zusammen mit der biblischenAussage und der frohen Botschaftdes Evangeliums die Ohrenund die Herzen der Zuhörer zuerreichen. „Wer singt, betet doppelt“– dieses treffende Wort vonKirchenvater Augustinus macht inbesonderer Weise deutlich, wiesich Sprache und Musik ergänzen,indem die Musik vom Wort angestoßenwird und zugleich Antwortauf das gesprochene Wort ist. Einlebendiges Beispiel dafür war auchdie Evangelische Messe in der Martinskirchean Pfingsten 2011.Die inhaltsreiche Einheit von Gebet,Andacht, Predigt und Musik vermitteltaber auch vielfältige menschlicheBegegnungen zwischen Gemeindeund Kantorei. Darin liegtzugleich die Chance, sich wechselseitigauch zu Glaubensfragen undanderen kirchlichen Themen auszutauschen.Ein Beispiel dazu sindFragen der Ökumene, zumal in derKantorei auch Mitglieder andererGlaubensrichtung mitwirken.Wir erleben bei uns in Möhringenvor allem an kirchlichen Festtagenoder bei Kantatengottesdiensten,wie die Martinskantorei - oftmalsmit Unterstützung von Orchesterund Solisten - viele Menschen auchim weiteren Umfeld der Kirche erfreutund ihnen damit zugleich denWeg zur Kirche öffnet.All dies gelingt immer dann besondersgut, wenn ein musikalischgestalteter Gottesdienst durch dieenge Verzahnung von dargebotenerMusik, gesprochenem Wort und gefeierterLiturgie geprägt ist.Zugleich erhält dabei die Chorgemeinschaftaus ihrer musikalischenVerbundenheit mit der Kirchengemeindeimmer wieder neue Impulseund Anregungen für ihre Arbeit.Dieses breite Spektrum der Gemeinsamkeitzwischen Gemeindeund Kantorei im Gottesdienst undim christlichen Alltag bedeutet füruns als Kirchengemeinde vor Orteine wertvolle Bereicherung. Indiesem Sinne hat der Apostel Paulus(1.Kor.,14) von der „ Auferbauungder Gemeinde “ gesprochen.Danach möge alles, das Wort, dasLied und die Musik dem Aufbau derGemeinde dienen.Kantorei und Kirchenmusik könnendazu auch künftig durch Begleitung,Begegnung und Bereicherungeinen für das Leben in der Gemeindeschöpferischen Beitrag leisten.Dieser hohe Anspruch ermutigt dieMartinskantorei in ihrem Bestreben,die große Zahl ihrer Chormitgliederund vor allem das Niveauihres musikalischen Engagementsauch künftig zu erhalten und weiterzu entwickeln.Gina Brixner21


22hhörenUnser Gehör ist ein wichtiges undhöchst empfindsames Sinnesorgan.Die über unsere Ohren aufgenommenenReize und Informationenerschließen uns unsere Umweltund unser menschliches Gegenüber.Hören ist somit auch eineGrundvoraussetzung für zwischenmenschlicheKommunikation.Im Ohr werden Schwingungen,Schallwellen, Luftdruckschwankungenaufgenommen und verarbeitet,wir hören Geräusche, Töne, Sprache,Musik und können die Orte,an denen sie erzeugt werden, auchlokalisieren. Eine besondere Bedeutungunserer Ohren liegt in derFunktion des Gleichgewichtssinns.Die Fähigkeit zu hören entwickeltsich nach wissenschaftlichen Untersuchungenbereits im Mutterleibund auch beim Sterbeprozessbleibt das Gehör sehr lange aktiv.Was können wir nicht alles hören:das Rauschen des Wassers, dasGrollen des Donners, das Zwitschernder Vögel, das Schnurren einerKatze, den Klang einer Stimme….. und Musik.Beim Hören von Musik werdenunterschiedlichste Gefühle undEmpfindungen in uns ausgelöst,entstehen Klänge und entwickelnsich Stimmungen und Bilder.Die Nervenärztin und PsychoanalytikernDr. med. Luise Reddemannbezeichnet Musik als eine ‚Wunderdroge‘.Sie schreibt: „Wennman sich bewusst macht, was füreine ‚Wunderdroge‘ Musik für unserGehirn sein kann, dass sie z.B.wie kaum etwas anderes dessenEntwicklung und die Entstehungneuronaler Netzwerke fördertund dass wir mit ihrer Hilfe mühelosFreude und ‚Flow‘ erlebenkönnen, kann man sich vorstellen,


über welch reiche Quellen dieMenschen zur Zeit der BachschenFamilie wohl im Besonderen verfügten.“(Überlebenskunst – VonJohann Sebastian Bach lernen undSelbstheilungskräfte entwickeln –Stuttgart 2006) Flow bedeutet dieErfahrung, ganz in einer Sache aufzugehenund dies als beglückend zuerleben.In ihrer Beschäftigung mit den Wirkungenvon Musik - insbesondereder Musik von Johann SebastianBach – weist sie nach, dass ein bestimmtesHormon, Oxytocin, dasbeim Stillen eines Kindes oder beizärtlicher Berührung ausgeschüttetwird, ebenso beim Hören von Musikgebildet wird. Musik trägt demzufolgezum Wohlbefinden und zurBeglückung des Menschen bei undstärkt die seelischen Widerstandskräfte.Wie gut, dass wir die Gabe des Musizierensund Hörens haben.Musik – besonders Kirchenmusikrührtuns in unserem Innerstenan, oft mehr als das gesprocheneWort es vermag. Glaube und Religionwerden für uns beim Hörenvon Kantaten, Oratorien und Chorälenspürbar und erlebbar. Wirwerden getröstet und ermutigt,gestärkt und beglückt, sowohl beimeigenen Musizieren und Singen alsauch beim Zuhören. Die Wirkung,dieser besonderen Form der Verkündigungdes Evangeliums ist derMöhringer Kantorei seit Jahrzehntengeglückt und ich bin dankbarfür die vielen schönen Konzerteund Aufführungen, die ich aktiv singendoder musizierend und überwiegendhörend miterleben durfte.Hans-Martin Härter23


24iimpressionen


Veranstaltungen im Jubiläumsjahr 2012Samstag, 28.01.Samstag, 24.03.11.00 Uhr Singen zur Marktzeit11.00 Uhr Singen zur Marktzeit26j<strong>jubi</strong>läumSonntag, 06. 05. 18.00 Uhr Motettenkonzert MartinskircheSonntag, 01. 07. 10.00 Uhr Musikalischer Festgottesdienst MartinskircheSamstag, 13.10.Sonntag, 09.12.11.00 Uhr Singen zur Marktzeit18.00 Uhr Adventskonzert MartinskircheF. Mendelssohn-Bartholdy „Paulus“Weitere Informationen:www.martinskantorei-moehringen.de


28klangkDas Sprichwort besagt: „Er verließsang- und klanglos den Ort.“ Eintrauriges Bild, das nicht dem einerKantorei entspräche. Ist doch daserklärte Ziel, gemeinsam zu tönenund sang- und klangvoll Räume zufüllen!Das Wort „Klang“ begegnet unsauf vielfältige Weise im Umgangmiteinander.Wir sprechen von Chorklang, denKlangeffekten, der Klangfarbe undKlangfülle; sind begeistert vonKlangschönheit, dem Raumklangund haben unser individuellesKlangideal.Unter besonderen Umständen fühlenwir uns im „Einklang“ mit derNatur oder lassen ein Erlebnis„nachklingen“.Im Sprachgebrauch heißt es zumBeispiel auch: „Da hat etwas mitgeklungen“.Eine andere Ebene wirdhier angesprochen, etwas, das unweigerlichdas Hören voraus setzt,das Erspüren von Zwischentönen,das sensible (für-) wahr - nehmeneines „Klanges zwischen den Zeilen“in der Kommunikation miteinander.Umgangssprachlich verwenden wirdie Formulierung: der Schmerz, dieErkältung ist „abgeklungen“. Welchwundervoller Ausdruck, sprichtdoch daraus, dass durch unser eigenesSingen und Tönen, durchKlangerzeugung etwas zum Fließenkommt und wir individuell beitragenkönnen zu Heilung und Wohlbefinden.Da sollten uns (nicht nur)die Ohren klingen!Klang ist nicht greifbar obwohl erviele Dimensionen hat. Und dochist er etwas wissenschaftlich Errechenbares;eine messbare, vomOhr wahrnehmbare Schwingung,die durch das Zusammenklingenmehrerer Teiltöne entsteht.In Noten gesetzt können Musiker


ihn in der Partitur „lesen“ und ihnin ihrem Inneren hören.Gerne sagen wir voller Begeisterung,wir hätten sprichwörtlich „imKlang gebadet“. Klang als ein Element?Wie sehr kann uns klangliche Vielfaltund Schönheit verzücken! Wirwerden erfasst oder sind ergriffen,finden Zugang zu einem verborgenenSchatz, fühlen die tiefe Dimensioneiner Komposition in ihremKlang. Etwas wird in uns zumSchwingen gebracht. Emotionenwerden frei.Doch ist im Zusammenklang nureine Stimme ausgeschert, hat sichnicht optimal eingefügt, entstehtein Missklang, eine ungewollte Dissonanz,wie „unerhört“. Der Klang,die Intonation wird getrübt unddarüber hinaus auch das hohe Idealdes einstimmigen oder mehrstimmigenVerschmelzens.Hier wird mir bewusst, wie ein Gesamtklangvon jeder Einzelstimme,von mir selbst abhängt. Ist meinInstrument gestimmt? Wie resonanzfähigbin ich gerade? Welchekörperliche Durchlässigkeit ist mirmöglich?Unsere irdischen, menschlichenGrenzen werden spürbar. Ideal undMöglichkeit gehen ihre eigenenWege.Wann sind unsere Saiten so gestimmt,dass wir einem göttlichenKlang nahe kommen? Wie sehrhängen unsere Ohren dem Idealder perfekt präparierten CD-Aufnahmennach?Sich beim Singen im Chor auf einehörende Art und Weise aufeinandereinzulassen und dabei dieSchwingungsfähigkeit des eigenen„Klang-Körpers“ zu erfahren ist eingroßes Geschenk. Zu einer homogenenEinheit zu werden, das bleibtein hohes und lohnendes Ziel.Geleitet von der Hingabe zur Komposition,aus der diese „Klang-Bereitschaft“erwächst, stehen wir injeder Probe, in jedem Konzert vordieser Herausforderung.Ein tragender Klang entsteht imEnsemble aus dem aufeinander Hören,aus dem sich aufeinander Einschwingen.Wenn ich mich getragenfühle, bin ich eingebunden in eineinspirierende Kraft.Singen im Chor ist eine großeChance, eine gemeinschaftliche Vision,zu einer solchen Einheit zufinden, klanglich und menschlich.Klang schafft eine Verbindung vonMusizierenden, wie ein unsichtbaresund wirkungsvoll raumgreifendesPhänomen. Er entsteht ausunserer tiefen Sehnsucht nachBeziehung und Zusammenklingen,nach Harmonie und positiv schwingendemMiteinander, nach lebendigsein.Chris Kunstmann29


30llexikonAkkordArbeitsleistung eines Kirchenmusikers,der nicht nach Stunden, sondernnach der Anzahl der musiziertenTöne bezahlt wird.AtempauseLebensbedrohlicher Zustand beimSingenAusspracheWichtig beim Chorgesang: fällt jenach Engagement feucht oder trockenaus. Außerdem Bezeichnungfür eine Versöhnung am rundenTisch nach einem Krach zwischenBässen und Tenören oder zwischenPfarrern und Kirchenmusikern.Ave MariaErfolgreiche Marketingmaßnahmeder Taschentücherindustrie im Zusammenhangmit Trauungen.Bach, Johann SebastianAhnherr sämtlicher Kirchenmusikerin Vergangenheit, Gegenwartund Zukunft. Gleichzeitig Vater seinerSöhne.BassMännliches Rückgrat von Chören;zeichnet sich durch überdurchschnittlichesBrummen aus.ChorprobeDient dem Austausch von Naturalien(z.B. Bonbons, Eiern) sowieNeuigkeiten aus Nachbarschaft,Gemeinde und Stadtviertel. In derRegel abendliche Veranstaltungmit wild gewordenen Frauen undMännern, die ohne Rücksicht aufVerluste und Klangqualität munterdrauf los singen. Wenn sie mal geradenicht singen, dann reden Siemit ihren Nachbarn in einer Lautstärke,die sie beim Singen zuweilenvermissen lassen.


DreiklangDienstbesprechung zwischen Pfarrer,Küster und Kirchenmusiker.FugeSchmaler Zwischenraum zwischenden Bodenfliesen in einer Kirche.ImprovisationSchutzbehauptung von Organisten,um falsch gespielte Orgelwerkenachträglich als freie Improvisationzu deklarieren.KantoreiFrühstücksei eines Kantors.KöchelverzeichnisListe der Kochrezepte eines KirchenmusikersMännerstimmenPingelige Chorleiter differenzierenpeinlich genau zwischen den Männerstimmeneinerseits und den Tenörenandererseits.MusiktheorieMusik ohne TöneO du fröhlicheJährlich stattfindender Höhepunktdes Gemeindegesangs, insbesonderezur Weihnachtszeit.PlakateGedruckte Form der Ankündigungeiner künftigen Häufung von Tönen.Plakate werden in der Regel vorKonzerten an passenden und unpassendenStellen aufgehängt, umdie Bevölkerung zu zwingen, sichselbst ein Bild von der angekündigtenVeranstaltung zu machen. Nachhöchstrichterlicher Rechtssprechungführte die Ankündigung vonKonzerten bisher weder zu Schadensersatzpflichtnoch zur Zahlungeines Schmerzensgeldes durch dieausführenden Musiker.RhythmusStändig wiederkehrendes, laut hörbaresKlopfen, welches dadurch erzeugtwird, dass Chorsänger beimSingen auf den Boden stampfen.SonderprobeNachsitzen eines Chores an einembesonderen Termin, zu dem derChorleiter mit Nachdruck einlädt.TaktBezeichnung für das, was ein Chorleitereinem Chor zu vermittelnversucht, um die einzelnen Stimmendaran zu hindern, zu weit auseinanderzu fallen und sie dazu zubringen, wenigstens den Schlusstonzur gleichen Zeit zu erreichen.TenorStimmlage mit besonderem Selbstwertgefühl,die daher vom Chorleiterbesser nie kritisiert werdensollte. Bei den Tenören handelt essich entgegen dem ersten Anscheinmeist um männliche Chorsänger.Außerdem bei Betonung des Begriffsauf der ersten Silbe Urteilsformelbei Gerichten.Aus:Siegbert GatawisHeiteres Wörterbuch der Kirchenmusik.Strube Verlag München 2006.ISBN 3-89912-086-8Mit freundlicher Genehmigung desVerlages.31


32montagsprobem„Darf ich mich Ihnen vorstellen?Ich bin ein Konzertflügel! EinPrachtstück aus Hochglanzlack,guten Manieren und einer sozialenAder. Ehrenamtlich arbeite ichimmer montags für die MöhringerMartinskantorei. Dies ist zugegebenerMaßen mein schönster Abendin der Woche.Als erstes werde ich im Raumzurechtgerückt und ganz vornestandesgemäß in Szene gesetzt.Um mich herum werden in einemHalbkreis 80 Stühle aufgestellt. Jederder Sängerinnen und Sängersoll mich ja schließlich gut sehenund hören können.Kurz bevor die Kirchturmuhrachtmal schlägt, kommen ganzviele quatschende und lachendeMenschen an den Tatort. Ist dasein Durcheinander! Erst wenndie Chorleitung meine Tasten anschlägt,stellt sich jeder brav anseinen Platz. Jetzt fühle ich mich alsMittelpunkt des Geschehens.Plötzlich versuchen alle das nachzu machen, was der Chorleitervorne neben mir vor macht. Ist dasein Heidenspaß, diese komischenGeräusche und seltsamen ungelenkigenBewegungen zu hören undzu beobachten. Angeblich könnendie Menschen beim Singen einenschöneren Klang entwickeln, wennsie vorher sportliche Darbietungenzum Besten geben. GlaubenSie mir, mein Klang ist auch ohnehüpfen, wippen und pusten schön.Nun, man sollte denken, wenn sichalle hinsetzen, kehrt etwas Ruheein, aber das ist nicht so. Jederwühlt in seiner Tasche und holt einHeft, Blätter oder einen Bleistiftheraus und redet noch ein paarTakte mit dem Nachbarn. Dass sichdie Menschen immer so viel zu erzählenhaben?!Jeden Montagabend staune ich,was da für Laute aus den Mündern


kommen. Nicht immer wohlklingend,aber mit meiner Hilfe undeinigen Wiederholungen wird esgewöhnlich immer besser. Ganzentzückend sind die Töne, welcheder Chorleiter aus mir heraus zaubert.Leicht und klar federn sie beschwingtan die Wandflächen undgleiten elegant zurück in den Raum.Wundersam auch die klanglicheVeränderung, wenn die Sänger undSängerinnen ihre Plätze wechseln.Sie nennen das „doppelchörig“ singen.Was immer das heißen mag,es tönt nicht schlecht. Für mich istdas eine Herausforderung, weil ichmich auf zwei Chöre und damit aufacht Stimmen konzentrieren muss.Auch ein Konzertflügel wächst mitseinen Aufgaben!Die Altistinnen beweisen wunderschönesklangliches Gespür. Einigelauschen hingebungsvoll mit geschlossenenAugen der Musik. Darüberbin ich sehr glücklich, weil sieeindeutig Musikverständnis beweisen.Seltsamerweise singen im Chornicht immer alle. Hinten links höreich leichtes Getuschel und in derdritten Reihe wird gekichert. Auchgibt es welche, die wild in ihrenNoten blättern, als würden sie etwassuchen. Aber im Großen undGanzen sind sich alle einig und öffnengemeinsam ihre Münder.Manchmal singen die Sopranistinneneine Hundertstel Note zu tief.Das höre ich sofort, gehe aber mitNonchalance darüber hinweg, weilsie mich gelegentlich mit engelhafthohen Klängen erfreuen. Selbstmir als Profi fällt das ewige Stützennicht immer leicht.Wenn ich die Sägerinnen und Sängerrichtig verstehe, gehören dieseTreffen am Montagabend zum geselligenLeben der Menschen dazu.Nur, warum gibt es so viele Frauen?Haben Frauen mehr zu erzählen?Können Frauen besser singen alsMänner?Das kann ich mir nicht vorstellen,denn die Männer – Wow! – wennsie mal loslegen, dann beben dieWände und ich zittere fast vorErgriffenheit. Wie wäre es erst,wenn die Anzahl der Männer größerwäre? Schade, dass ich mancheMänner gar nicht sehe, weil sie soin ihre Notenhefte vertieft sind.Mit großer Anerkennung stelle ichfest, je mehr Montagabende diesegeselligen Menschen mit mir üben,umso harmonischer und wohlklingenderwerden die Töne. Wäre ichnicht so stabil gebaut, würde ichgerne mal dahinschmelzen.Glauben Sie mir, schon jetzt freueich mich wieder auf den nächstenMontagabend - inmitten dieserfröhlich singenden Gemeinschaft!“Cornelia Hettich-Reiner,Angelika Kutzner33


notenschrankn34Konzerte und Musik im Gottesdienst seit 19871987 J. S. Bach: Jesu meine Freude, BWV 227; H. Schütz: Warum tobendie Heiden, SWV 231988 J. S. Bach: Christ lag in Todesbanden, BWV 4; J. S. Bach: MagnificatBWV 243; H. Schütz: Deutsches Magnificat, SWV 4941989 J. S. Bach: Lobe den Herren, den mächtigen König, BWV 137;J. S. Bach: Nun komm, der Heiden Heiland, BWV 62;Werke von J. S. Bach, G. Ph. Telemann, G.F. Händel1990 H. Schütz: Johannespassion, SWV 481; J. S. Bach: Weihnachtsoratorium,Teil 1-3, BWV 2481991 Sommerserenade mit „Einhorn“; W.A. Mozart: Vesperae Solennesde confessore, KV 339; J. S. Bach: Schwingt freudig euchempor, BWV 361992 J. S. Bach: Gloria in excelsis Deo, BWV 151; W. A. Mozart: Tedeum, KV 1411993 J. S. Bach: Wer nur den lieben Gott lässt walten, BWV 93;J. Brahms: Liebesliederwalzer, op. 52; J. S. Bach: Weihnachtsoratorium,Teil 1 und 4-6, BWV 2481994 Negro- Spirituals; Mendelssohn Bartholdy: Mein Gott, meinGott, Ps. 22, op. 78; J. F. Abert: Messe Es-Dur,; C. Ph. E. Bach: Magnificat;A. Vivaldi: Gloria in D-Dur, RV 589


1995 J. S. Bach: Jesu meine Freude, BWV 227;J. Rheinberger:Stabat Mater, op. 138; F. Schubert:Miriams Siegesgesang u. a.; Magnificatvertonungen von H. Schütz, J. Eccard,F. Durante, A. Vivaldi1996 G.F. Händel: Johannespassion;W.A. Mozart: Requiem, KV 6261997 J.S. Bach: Actus tragicus, BWV 106; W.A. Mozart:Spatzenmesse, KV 220; J. S. Bach: Gloriaund Magnificat, BWV 101 u. 2431998 R. Keiser: Markuspassion; Serenade mit HandglockenchorGotha; H. v. Herzogenberg: DieGeburt Christi, op. 901999 2. / 9. Mai - J. Haydn: Nelson-Messe, Hob 11;J. S. Bach: Gott der Herr ist Sonn und Schild,BWV 79; J. S. Bach: Weihnachtsoratorium, Teil1-3, BWV 2482000 J. S. Bach: Brich den Hungrigen dein Brot,BWV 39; Sommerserenade u.a. mit demKochlöffelrap, Fuge aus der Geographie, u.a. ;J. S. Bach: Weihnachtsoratorium, Teil 1 und 4-62001 F. Liszt: Via crucis; C. Orff: Carmina burana2002 J. S. Bach: Johannespassion, BWV 245; E. Kübler:Sauerkrautkantate; C. Saint Saens: Weihnachtsoratorium,op. 122003 J. Haydn: Theresienmesse, Hob 12; G.F. Händel:Messias, HWV 562004 A capella-Konzert mit Werken von H. Schütz,J. S. Bach, F. Mendelssohn-Bartholdy, A. Bruckner, H. Distler; W.A. Mozart: Requiem, KV 6262005 J. S. Bach: Markuspassion, BWV 247;M.A. Charpentier: Te deum; J. S. Bach: Wachetauf, ruft uns die Stimme, BWV 1402006 G. Fauré,:Requiem; J. Brahms: Liebesliederwalzer,op. 52; E. Kübler: Sauerkrautkantate;W.A. Mozart: Messe c-moll, KV 4272007 J. S. Bach: Himmelskönig, sei willkommen,BWV 182; Sommerserenade mit Alphörnern;J. S. Bach: Weihnachtsoratorium Teil 1-32008 J. S. Bach: Messe g-moll, BWV 235; G. Rossini:Petite messe solennelle; Advents- und Weihnachtsmusikaus verschiedenen Jahrhunderten2009 J. S. Bach,:Christ lag in Todesbanden, BWV 4;Mendelssohn-Bartholdy: Hör mein Bitten,op. 69; G.F. Händel: Dettinger Te Deum,HWV 283; Teile aus dem Messias2010 Kantaten von J. S. Bach und F. Mendelssohn-Bartholdy; W.A. Mozart: Requiem, KV 6262011 R. Keiser: Markuspassion; Psalmvertonungenvon H. Schütz, F. Mendelssohn-Bartholdy,L. Lewandowski, C. MonteverdiTrudel Günther35


36oorchesterOrchestra, griechisch: –ursprünglich ein halbrunder Platzvor einer altgriechischen Theaterbühne,auf dem ein Chor tanzte.Heute versteht man darunterein Instrumentalensemble mitMehrfachbesetzung der einzelnenStimmen. Hauptgattungen sindSinfonieorchester und Kammerorchester.Ein Kammerorchesterist deutlich kleiner als ein Sinfonieorchester.Seine Stammbesetzungbesteht häufig nur aus einemkleinen Streicherchor, z. B. aus fünfersten und vier zweiten Violinen,vier Bratschen, vier Celli und einemKontrabass. Bläser werden beiBedarf dazugeholt.Die ersten Kammerorchestermoderner Prägung entstanden inden 1920er Jahren. Auslöser warhauptsächlich eine Gegenbewegungzu dem großen Klangbedarfder spätromantischen Musik undden dafür notwendigen riesigenOrchestern. Auch die Wiederentdeckung„alter“ Musik und dieprekäre wirtschaftliche Situation,die den Unterhalt sehr großerKlangkörper erschwerte, spielteneine Rolle. Nachdem der Begriff„a cappella“ gegen Ende des 16.Jahrhunderts eine mehrstimmigeKompositionsweise für kirchlicheVokalensembles bezeichnete, diedurchaus auch von kleineren Instrumentalgruppenbegleitet seinkonnten, verstand man dann im 19.Jahrhundert darunter den reinenChorgesang ohne instrumentaleBegleitung.Neben der Mitgestaltung vonGottesdiensten stehen bei einemKirchenchor wie der MöhringerMartinskantorei auch oft Konzertemit Motetten, Kantaten, Messenoder gar Oratorien auf demProgramm. Vielfach haben nun dieKomponisten solcher geistlichen


Werke die Mitwirkung von Instrumentalistenin mehr oder wenigergrößerer Besetzung vorgesehen(auch und gerade in Hinsicht aufdas bachische „soli deo gloria“ –„Gott allein die Ehre“). Im Laufeder letzten Jahrzehnte hat sich soum die „singende“ Kantorei herumein Kammerorchester entwickelt,das - meist projektbezogen ausprofessionellen Künstlern unsererRegion zusammengestellt - dieseFunktion gerne und mit vielHingabe wahr nimmt und sich im„Filderdom“ von Möhringen undseiner Chorfamilie sehr wohl undheimisch fühlt. Auch die MöhringerOrchestervereinigung aus vielenmusikbegeisterten Amateuren hatteschon das Vergnügen, die Kantoreiinstrumental zu ergänzen.Den vielen musikalischen Höhepunktennach nur wenigen, intensivenProben folgten immer sehrharmonische Nachfeiern, gekröntvon den nahezu legendären Chor-Buffets.Als Konzertmeisterin beider Ensemblesund langjährige musikalischeWegbegleiterin gratuliere ichsehr gerne und von Herzen derMöhringer Martinskantorei zu ihremJubiläum und wünsche allenAmtsträgern und Organisatorensowie insbesondere den künstlerischenLeitern weiterhin alles Gutefür hoffentlich viele weitere Jahrzehntefruchtbaren Wirkens.Lilo Rück37


p38plakate


qGihon (Gihon: Ist das wasser inEgypten / das man Nilus heisst.)/ das fleusst umb das gantze Morenland.Das dritte wasser heisstHidekel (Hidekel: Ist das wasser inAssyria / das man Tygris heisst) /das fleusst fur Assyrien. Das vierdewasser ist der Phrath (Phrat: Aberist das nehest wasser in Syria / dasman Euphrates heisst.).40quelleDie Quelle versiegt nichtGenesis 2Und es gieng aus von Eden einStrom zu wessern den Garten / undteilet sich da selbs in vier Heubtwasser.Das erst heisst Pison (Pison:Ist das grosse wasser in India/ das man Ganges heisset / dennHeuila ist Indienland.) / das fleusstumb das gantze Land Heuila / Unddaselbs findet man gold / und dasgold des Lands ist köstlich / und dafindet man Bedellion und den eddelsteinOnix. Das ander wasser heisstGenesis 2, 10-14, aus: D. MartinLuther, Biblia Germanica, Wittenberg1545, faksimilierte Ausgabe,Stuttgart 1983Der Paradiesgarten wird von einerQuelle bewässert, denn sogar Edenwürde ohne Wasser vertrocknen.Sie speist den Strom, der denGarten Eden durchzieht, und führtdann immer noch genug Wasser,um sich in vier Arme zu teilen undaußerparadiesisch die ganze Weltzu umspannen! (Mit der Vierzahl istdas Weltganze umschrieben).An einer Quelle entspringt Wasseraus der Verborgenheit derErde, tritt natürlich zu Tage undbildet entweder einen See odereinen Sumpf, einen Tümpel oder


ein Moor, oder eilt als glucksenderBach den Flüssen im Tal entgegen.In einer nur zu Fuß zu erreichendenHirteneinsiedelei in der KleinenFatra in der Slowakei wohntenwir eine Woche in einem Holzhäuschenohne Wasser und Strom.Wir gingen morgens zu einer kleinenQuelle im Wald, die vielleichtfünfzig Meter entfernt lag. Nicht zufrüh, denn wir mussten einigen Kühenden Vortritt lassen. Sie könnensich einfach nicht richtig anstellen.Danach wuschen wir uns dort undfüllten Wasser ab für den täglichenGebrauch. Jedem gluckste diefreundliche Quelle sein Pensum unverbrauchtesund noch nie dagewesenesWasser in die Hände. Es wareine kleine sanfte Quelle, und hättenicht ein ausgetretener Pfad hingeführt,hätte ich sie nicht bemerkt.Ein notdürftiges hölzernes Geländerfriedete sie ein und diente alsHandtuchhalter und Stütze. Mit einemBrett stützten wir die Eimerund Kannen, und es dauerte seineZeit, bis sie gefüllt waren. An denersten beiden Tagen hatte ich einsehr starkes Bedürfnis, zu hortenund zu sichern, das Wasser abzuschöpfenund auf keinen Fall tatenloszuzusehen, wie es versickerteoder verdunstete. Eilig schleppteich jedes Gefäß heran, dessen ichhabhaft werden konnte, um daswertvolle Nass zu retten. Als ichmich dann später dabei erwischte,wie ich genau dieses Wasser unverbrauchtin die Wiese kippte, umwieder ein freies Gefäß zur Quellezu tragen, verlor sich meine Nervosität.Endlich hatte mich die beruhigendeNachricht erreicht: DieQuelle versiegt nicht. Großzügigund treu sprudelte sie das Ihre hervor– sogar bei Nacht! - und behieltnichts zurück. Wir alle tränkten unsdort: Himmel und Erde, Menschund Tier. Hier ist Jenseits von Eden,aber auch hier fördert ein kleinerNachfahre des Paradiesstromesdurch Gesteinsschichten gefiltertzutage, was das Leben erhält.Die Quelle versiegt nicht, sei derMöhringer Martinskantorei mit denbesten Wünschen auf den weiterenWeg gegeben. Sie ist seit jeher unerschöpflich.Unermüdlich sprudeltsie, und vieles davon wird nie Wortund Klang, sondern versickert beiNacht. Vieles wird nie in Notensystemengebunden und weitergereicht,und ist doch wirksam da. DieQuelle bringt aus dem Verborgenenans Licht, speist sich aus der Tiefeund nährt alle Welt. Sie bringt ausder Stille zu Gehör. Ihr entspringtgroße Musik voll Trost und Hoffnung,Entzücken und Schauder.Glücklich, wer sie mit eigenen Sinnenerfahren hat und nicht nur mitdem Wasserhahn spielt!Pfarrerin Christiane Wellhöner41


42nommen. Zusammen mit den Chörenaus Echterdingen und Musbergging es über die Alpen zu einerSingwoche am Luganer See. EineSingwoche im schweizerischen St.Moritz ist den älteren Chorsängernnoch genau so in guter Erinnerungwie eine Reise durch Israel.Nach der Wiedervereinigung wardie Kantorei 1994 auf Bach- undLuthers Spuren in Thüringen unterwegs.Unvergessen bleiben einGesang im Garten des Bach-Hausesin Eisenach oder der Besuchder Wartburg.Auch eintägige Reisen wurdenregelmäßig unternommen. LangeWanderungen durch den Schwarzwaldoder eine Fahrt durch Oberschwaben.In der Basilika vonWeingarten spielte unser KantorBernd Eberhardt auf der berühmtenGabler-Orgel.1997 zeigte uns Chris Kunstmannbei einer Fahrt durch Thüringen ineinem Neoplan-Bus, mit Gerd Blumam Steuer, ihre Heimat. Das landschaftlichund geschichtlich reicheLand wurde durch ihre Reiseleitungzu einem ganz besonderen Erlebnis.Auch Jens Wollenschlägers HeirreisenReisen und AusflügeSchon in den ersten Aufzeichnungendes Kirchenchores Möhringenwird begeistert von großen undkleinen Ausflügen berichtet. Andieser Reiselust hat sich bis heutenichts geändert. Besonders nachEnde des 2. Weltkrieges genossendie Sängerinnen und Sänger diewieder gewonnene Bewegungsfreiheit.So fuhr man auf amerikanischenArmeelastwagen zum HohenStaufen. Nach Wanderung undÜbernachtung im Massenquartierging’s am andern Tag singend zurück.Zu Emil Küblers Zeiten wurdenauch Chorreisen ins Ausland unter-


mat – die Pfalz- war ein Ziel vonmehrtägigen Reisen. Wir genossengemütliche Weinorte, romantischeBurgen, geschichtsträchtige Städte.Auf großen und kleinen Orgelnin Kathedralen und Dorfkirchenzeigte er sein Können und gab nebenherUnterricht in Orgelkunde.So ließe sich noch manche Reiseanführen. Diese Auswahl soll beispielhaftzeigen, wie gut es einerChorgemeinschaft tut, gemeinsamzu reisen, Schönes zu sehen, Interessanteszu erleben und Gutes zugenießen.Kurzum Chorreisen sind ein Festfür alle Sinne.Ausflug 1938Ausflug 1951Dieter Haug43


44ssolistenWarum singen wir Menschen eigentlich?Vielleicht, weil Singen dem „Sing-Sang“ als Kommunikationsformder frühen Menschheit viel näherkommt, als das mitunter archaischwirkende gesprochene Wort unsererZeit? Vielleicht ist es aberauch die „sprachlich-musikalischeMehrschichtigkeit“, die der Differenzierungunserer emotionalenAusdrucksebenen soviel mehrSpielraum zu geben vermag (sieheWort-Ton-Verhältnis). Oder ist esder sogenannte heterolateral wirkendeKick, den unser Gehirn beimSingen erfährt? Man könnte sichder Frage aber auch wesentlichweniger pseudo-wissenschaftlichnähern, indem man einfach singenderführe, dass in der klingendenStimme Freude, Jubel, Trauerund Schmerz liegen können, nichtnotwendigerweise unsere eigenenGefühle, zumindest aber jene, welcheKomposition und Text in ihrerAbsicht vereint zum Ausdruckbringen wollen. Im Chor zu singenbedeutet, sich gemeinschaftlich inder Wahrnehmung und durch diemusikalisch-stimmlichen Möglichkeitender Einzelnen hören, spürenund ausdrücken zu lernen. Dabeidarf das Schlagwort „Gemeinschaftmacht stark!“ ruhig an dieser Stelleangeführt werden, denn wo derEinzelne - hier singend - nicht imVordergrund stehen soll, kann sichdie Gemeinschaft als Ausdruck derMöglichkeiten aber auch Unmöglichkeitenverstehen. Eine Chorstimmeso klingen zu lassen, dasssie wie eine Stimme hörbar wird,ist große Kunst. Da hat es derSolist vermeintlich leichter. SeineStimme weist Charakteristika - wieTimbre, Volumen, Umfang etc. - auf,wegen derer er für eine Partie verpflichtetwird. Und dennoch hat er


wenig Anlass, um sich als „Sandkasten-Diva“herausputzen zu wollen,denn auch er ist Teil eines Ganzen,vielleicht eines aufeinander abzustimmendenSolisten-Quartettesoder eben im „Blending“ mit Chorund Orchester. Am Theater nenntman einen Solisten, der erst aufder Bühne richtig aufblüht, eine„Rampensau“. Auch wenn dieserAusdruck wenig schmeichelhaftklingt, so offenbart er jedoch einenganz entscheidenden Unterschiedzum Choristen, welcher ist,sich unentwegt auf seine eigenenstimmlich-musikalischen Fähigkeitenverlassen können zu müssenund zu dürfen. Mögen diese nochso gut ausgebildet sein, so gibt esdoch immer Augenblicke (nicht nurim berühmt-berüchtigten Lampenfieber),in denen ein Solist hart aufdie Probe gestellt werden kann, einemotionaler Tiefschlag oder einegesundheitliche Indisposition, derUrsachen gibt es viele. Ein Solistmuss immer wissen, was er kannund ebenso ehrlich, was er nichtkann, damit er an den meist komplexenAnforderungen der Kompositionenhinsichtlich Emotionalitätund Virtuosität nicht scheitert.„Nerven wie Drahtseile“ brauchtes dafür neben der natürlichen Begabung,der Flexibilität, physischenBelastbarkeit, Disziplin und Erfahrung.Bei allen Erwartungshaltungen,die das Publikum, alle weiterenmusikalischen Mitwirkenden aberauch die Kompositionen selbstan den Solisten stellen, darf abernicht vergessen werden, dass auchsolistisches Singen nur den Hörerergreifen kann, wenn es menschlichbeseelt ist. Damit ist der Solistnicht einfach nur das Ebenbild einerperfekten CD-Aufnahme. Auch einSolist ist ein Mensch, darf und musses auch immer bleiben.Meine persönliche Zusammenarbeitals Solist mit der Martinskantoreiin Stuttgart-Möhringen reichtnunmehr viele Jahre zurück. Irgendwannhabe ich aufgehört, diegemeinsamen Konzerte zu zählen.Ein Gut aber habe ich in den vielenJahren besonders zu schätzengelernt: Mit einer solchen Chorgemeinschaftzusammen musizierenzu dürfen, lät gerne und dankbarvergessen, wieviele Schweißperleneinem Solisten bei so manchemKonzert auf der Stirne stehen können.Wie schön, wenn so wahreGemeinschaft aller entsteht.Stefan PD Runge45


46ttaktDer Takt (lat. tactus = Berührung,Gefühl) ist in der Musik eine meistgleichbleibende Ansammlung vonzwei, drei, vier oder mehr metrischenGrundschlägen bei konstanterAkzentgebung. Fast jedesmusikalische Werk enthält einenoder mehrere Taktarten. Der Tactussorgt für Ordnung in der Musikund kann noch mit weiteren Bedeutungenübersetzt werden: Tastsinn,Empfindung, Wirkung, Einfluss,Berührbarkeit.Der Chorleiter (oder die Chorleiterin)muss in der Lage sein, denTakt – mit oder ohne Taktstock–halten zu können und der Chorsollte dabei nicht aus dem Takt fallen.Unser heutiger Taktstock wurdeübrigens von Felix MendelssohnBartholdy eingeführt, währendin den Jahrhunderten davor eineNotenrolle oder ein pompöser bischofsstabähnlicherKawenzmann(Taktstock heißt auf hebräisch interessanterweisescharwit nizuach= Dirigierzepter) den Takt angaben.Durch letzteren kam der französischeHofkapellmeister Jean-BaptisteLully zu Tode, als er sich denbesagten Stock während des geräuschvollenAufstampfens in denFuß rammte und an einer darausresultierenden Entzündung starb.An den Chor als soziale Gruppewerden noch subtilere Anforderungengestellt als an die musikalischeGemeinschaft; auch immenschlichen Umgang miteinandersollte der Takt gewahrt bleiben;Taktlosigkeiten sind nicht nur inChören – wie ich finde, zurecht –geächtet. Herumtaktieren verbietetdas Taktgefühl, das – auch imübertragenen Sinne – neben denSängern auch der Chorleiter habensollte.


Im „Bahn-Deutsch“ (das wird einemin diesen Tagen wieder besondersvor Augen geführt) sprichtman vom Takten von Zügen undmeint damit eine in gleichbleibendenAbständen wiederkehrende(Ein- und Aus-)Fahrt von Zügen(die Bahnfahrer unter uns wissen,dass das oft nur in der Theoriefunktioniert).125 Jahre Martinskantorei ist einerhabener Anlass innezuhalten.Das Eineinvierteljahrhundert, dieJahrzehnte, Jahre, Monate, Wochen,Tage, Stunden, Minuten undSekunden laufen wie ein Metronom(auch Taktell genannt) durchdie Zeit. Musik ist klingende Zeitund damit die vergänglichste allerKünste. Diese Kunst, von der mansagt, sie könne mehr ausdrücken,berühren (!) als Worte, ist in demMoment, in dem sie erklungen ist,schon wieder Vergangenheit. DasMetrum, der Grundbaustein desTaktes und der Musik im allgemeinen,ist so etwas wie der Herzschlagder Musik. Redewendungenwie „Mein Herz schlägt links“ oder„Mein Herz schlägt für Musik“ betonendie gefühlte Vorherrschaftdes Metrums/Taktes ebenso wiedie Begeisterung für schlagzeugdominiertePopmusik, bei der dieMenschen mit den Köpfen wackelnoder gar mit dem ganzen Körpermittanzen. Der Grundschlag undseine Einteilung in Takte fasziniertund scheint – wie der Herzschlag –eine Urform menschlichen Tuns zusein oder anzuregen.Ein 125-jähriges Jubiläum ist ein bedeutendesFest, das ein Grund zurFreude ist und neben einer durchdachtenTaktik – man könnte auchKonzept sagen – auch einen gelungenenAuftakt benötigt. Der Auftaktund der Schlusstakt ergeben reinrechnerisch immer einen ganzenTakt, eine vollständige Einheit. Zwischendiesen beiden Momentenbefindet sich jedoch kein Vakuum,sondern viel Musik, die im Idealfallvon einer in-takten musikalischenGemeinschaft erzeugt wird. Einein-takte Gruppe kann nur entstehen,wenn im Miteinander zwischenChorleiter und Sängern sowie untereinanderein guter Kon-taktbesteht (Chorleiter meinen damitnatürlich keine verbale Konversationwährend der Probe, sondernein Zuhören, Herausschauen, Sichaufeinander-Einstellen,Sich-unddie-Zuhörer-Berühren).Zum Schluss möchte ich als kleineJubiläumsaufgabe noch einige gereimteZeilen zum besten geben,wobei die sich darin befindlichenTakte/Versmaße (mit/ohne Auftakt)erraten werden dürfen:Der Takt, das weiß ein jederSänger in dem Chor,ist das Ent- und (!) Wederund kommt häufig vor.Von Bass, Tenor, Sopran und Alt(das spürt man schnell, kennt mansich aus)der Chorgesang lässt keinen kaltund schickt dich frohgemut nachHaus.Jens Wollenschläger47


urgesteineu48EhrungenEin Chor ist lebendig. Er gewinntMitglieder, verliert sie wieder, gewinntandere. Das macht einenTeil seines Reizes aus. Das Besondereaber, ohne das ein Chorkeine Geschichte hätte, ohne daser kein Profil entwickeln könnte,sind die, die geblieben oder wiedergekommensind. Die dem Chor,den wechselnden Chorleitern undChorleiterinnen und der Gemeindedie Treue gehalten haben.Wir freuen uns, dass wir die Gelegenheithaben, die zu nennen undzu ehren, die die Geschichte desChores mitgeschrieben haben unddie die Tradition mit der ZukunftErika ReimersChrista WidmaierRuth GüntherTrudel Günther51 Jahre51 Jahre50 Jahre50 JahreIhnen gilt unser ganz besondererDank und unsere Anerkennung.Sechs Mitglieder gehören demChor seit mindestens 30 Jahren an,13 seit mindestens 20 Jahren, 17seit mindestens 10 Jahren, 27 neueSängerinnen und Sänger kamen innerhalbder letzten zehn Jahre zumChor.Für den Chor, die sängerischenMöglichkeiten, die Gemeinschaft,die Zukunftsfähigkeit sind allewichtig. Die Jungen und Älteren,die neu dazu gekommenen und die,verbinden. Namentlich nennen wirnur die, die, man kann es kaumglauben, seit 50 Jahren und mehr,Mitglieder des Chores sind:Irene AuchDieter Haug58 Jahre56 Jahre


die schon lange dabei sind.Herzlichen Dank allen, die dabeisind, dabei geblieben sind und - einherzliches Willkommen denen, diedas Singen ausprobieren wollen.Maria Elisabeth Haist49


50visionenvRätselfragen:1: Anderes Wort für „junge Generation“(davon können wir mehrim Chor brauchen)2: Darauf üben wir. (Jedes Jahr aufein anderes.)3: Synonym für „Neuerung“4: „Nichts zu … haben.“ (Das trifftauf den Chor mit Sicherheit nichtzu.)5: Neue Mitglieder im Chor.6: Gegenteil von Ernst. (Wir habendavon jede Menge.)7: „… heißt: Nicht die Asche bewahren,sondern das Feuer weitergeben.“(Siehe Homepagewww.martinskantorei-moehringen.deunter „Chor“)8: Abkürzung für „Toll ein Anderermachts.“9: Gegenteil von „altmodisch“10: Wann übt der Chor?11: Mehrere Altersstufen (die derChor verbindet)12: Mangelware im Chor13: Das brachte Chris Kunstmannin den Chor (Einatmer und Ausatmer)14: „… fürs Leben“15: Synonym für „Niveau, Güteklasse,Beschaffenheit“16: Chor… (z.B. in die Pfalz, nachHelmstedt zu den Chorknaben,nach Hohenwart, …)17: Anderes Wort für Ambition,Streben nach Erfolg, Leistungswillen,Format18: Wort für „schweißt zusammen“19: Synonym für Duldsamkeit,Friedlichkeit20: Sinngemäß für „Kommt in denChor und singt mit uns!“Lösungswort:10 3 12 11 13 5Friederike HochLisa Käckenmeister


Lösungsworte:1: Jugend 2: Konzerte 3: Innovation 4: Lachen 5: Nachwuchs 6:Spass 7: Tradition 8: Team 9:Modern 10: Montags 11: Generationen 12: Maenner 13: Atemtypen14: Freunde 15: Qualität 16: Reisen 17: Anspruch 18: Eint 19: Toleranz 20: Mitmachen51


52wurzelnw125 Jahre Möhringer Martinskantorei„Eine Chronik schreibt nur derjenigedem die Gegenwart wichtig ist.“ sagteJohann Wolfgang von Goethe.Deshalb blicken wir von der MöhringerMartinskantorei auf dieWurzeln unseres Chores zurück.Zum 100sten Jubiläum des Chores1987, haben vor allem UlrichSchwab und Erich Stängel einenausgiebigen Streifzug durch unsereChorgeschichte verfasst, der in derdamaligen Festschrift veröffentlichtwurde.Die ersten 100 Jahre der Chorgeschichtesollen hier konzentriertwiedergegeben und um die Ereignissein den Jahren 1988 – 2012ergänzt werden. Wir besitzen eineFülle von Dokumenten mit derenInhalt spielend ein stattliches Buchgefüllt werden könnte. Hier gilt esalso auszuwählen und zu gewichten.Die ersten Hinweise über den Kirchengesangin Möhringen gehen inden Beginn des 19. Jahrhundertszurück.1814 berichtete Pfarrer Gmelinseiner Aufsichtsbehörde über dieQualität des Gemeindegesangs. Indiese Zeit fällt die Einführung desWürttembergischen Gesangbuchs.Viel lieber hätten die Möhringerweiterhin aus dem EsslingerGesangbuch gesungen. 1835 gabPfarrer Triebig dem Möhringer Kirchengesangeine schlechte Note.In der Folgezeit versuchten Pfarrerund Lehrer in Möhringen immer


wieder Singchöre zu gründen, diemit wechselndem Erfolg in Gottesdienstenund an Festtagen auftraten.Die Hebung der Qualität dessonntäglichen Gesangs war also dieTriebfeder für die Gründung einesKirchenchores. Ab 1867 bestandein gemischter Chor aus Knaben,Mädchen und fünf Lehrern. 1884unternahm Lehrer Krämer denVersuch einen Kirchengesangvereinzu gründen.Die Männerstimmen übernahmenMitglieder des ebenfalls von HerrnKrämer geleiteten Liederkranzes.1887 wurde mit dem Männergesangvereinvereinbart, dass dieserden Kirchenchor „durch Abgabevon Sängern unterstützen wolle“.Das war die Geburt des gemischtenKirchenchores in Möhringen.1912 erhielt der Kirchenchor dieRechtsform eines selbständigenVereins. Ab dieser Zeit wurdenregelmäßig Protokolle über die Tätigkeitdes Chores geführt, die bisheute erhalten blieben. Chorleiterwar damals Oberlehrer Martin.Auch während des ersten Weltkriegs1914–1918 konnte dieChorarbeit, wenn auch sehr eingeschränkt,weitergeführt werden.Nach dem Krieg ging es mit demChor wieder aufwärts.Geradezu stürmisch verlief die Entwicklungals 1922 Lehrer Rebstockdie Leitung des Chores übernahm.Schon 1923 zählte er mehr als 100aktive Mitglieder. Passive Mitgliederwurden geworben, die den Chorfinanziell unterstützten. Erstaunlichgroß war sein Repertoire. Esreichte von Bach und Händel überMozart bis zu den RomantikernSchubert, Schumann und Liszt,nicht zu vergessen die heute kaumnoch bekannten Kleinmeister desvorigen Jahrhunderts. Besondersgerne wurde aus dem geliebten„Abel“ gesungen, eine Sammlungvon zweimal „Hundert Lieder fürgemischten Chor“.53


Berichte, Programmzettel und Protokollezeigen den Chor in diesenJahren als regelrechten Verein mitVorstand, Schriftführer und Kassierer,mit Stimmführern, Ehrenmitgliedern,versehen mit Ehrendiplomenund Sängerringen. Am ausführlichstenberichten die Protokolle überdie großen und kleinen Ausflüge.Mit Begeisterung wissen dieSchriftführer von Vereinsfeiern undKrippenspielen zu erzählen, mit denender Chor die Turnhalle oft bisauf den letzten Platz füllte. Auchfindet ein Männerchor rühmendeErwähnung. Nicht zu vergessen dieKonzerte, bei denen mit jährlichwachsender Zufriedenheit jeweilseine deutliche Leistungssteigerungvermerkt wird.Wie hat sich dieser Kreis selbst gesehen?Als Verein mit Auftrittsrechtin der Kirche – oder als rechtlichselbständiger Teil der Kirchengemeinde?Die Quellen bezeugen,ebenso wie das Verhalten desChores, der 20mal und mehr imLauf des Jahres den Gottesdienstmitgestaltete, dass er seine vornehmsteAufgabe im gemeinsamenDienst gesehen hat. Es mag demtraditionsreichen Möhringer Chorwohl nicht leicht gefallen sein, sichin das Schlepptau des von der Singbewegungausgehenden neuen Singensnehmen zu lassen. War dochdas Singen nicht mehr Selbstzweck,den Gottesdienst schmückendesRankenwerk, sondern fester Teilder Liturgie. Kirchenmusik als Bestandteilder Verkündigung.Beim Kirchengesangstag 1936wurde schon aus der neuen Liedersammlung,dem „Gölz“, gesungen.War es das zunächst fremde Lied– war es die Folge der Nazizeit –dass der Chor bis 1938 nahezu dieHälfte seiner Mitglieder verlorenhat? Auch derChor blieb - sowie die Kirchenichtfrei vom damaligenZeitgeist.In einer Zeit, daein ganzes Volkmarschierte, istvermerkt, dasssich auch der Kir-54


chenchor in die großen Festzügezum Erntedank und „Tag der nationalenArbeit“ eingereiht habe. Auchhält er es für geboten, der besserenErkennbarkeit wegen, auf Ausflügeneinen Wimpel mitzuführen. Nur: fürden Wimpel wählt er sich als Zeichendas Kreuz. Zum Gottesdienstam 1. Mai 1934 ist lapidar vermerkt:“Der Herr allein ist König.“Der Beginn des 2. Weltkriegs trafauch den Möhringer Kirchenchorhart. Viele seiner Männer wurdenzum Kriegsdienst eingezogen , gerietenspäter in Gefangenschaftoder sind gefallen. Vor allem dieFrauen hielten damals den Choram Leben. Eine der letzten Eintragungenwährend des Krieges erfolgte1942: „Dank an Richard Vogt,der nach dem Ausscheiden vonHerrn Rebstock sich des Choresangenommen hat, sodass wir auchin dieser schweren Zeit der Gemeindemit unserem Lied dienenkönnen. Uns selbst soll jede SingstundeFreude und Kraft für denAlltag geben“.Die Geschichte des Kirchenchoreswar von 1943 an für 3 Jahrzehntevom Wirken des ersten hauptamtlichenKirchenmusikers in Möhringen- Emil Kübler - geprägt. Schwerverwundet kam er aus dem Kriegin den Filderbezirk. Seine segensreicheArbeit als erster BezirkskantorWürttembergs, Organist undLeiter der Kirchenchöre Echterdingen,Möhringen und Musberg kannhier nur andeutungsweise gewürdigtwerden.Im Krieg hatte er den rechten Armverloren. Und er, der eine Solistenlaufbahnam Klavier oder an derOrgel vor sich hatte, musste nocheinmal von neuem beginnen. Beginnenmit einem Chor, dessen Mitgliedervom Krieg gezeichnet und,so wie er, Hab und Gut verlorenhatten. Zu allem persönlichen Leidkam für die Gemeinde auch nochdie Zerstörung der Möhringer Martinskirchein der Nacht vom 15. auf16. März 1945. Noch 3 Tage zuvorfand dort eine Kirchenmusik statt.Das erste Kirchenkonzert nachdem Krieg gestalteten Kirchenchor,Posaunenchor und Liederkranz gemeinsamam 7. Oktober 1945 zumErntedankfest. Auf dem Programmzettelhatte Emil Kübler nachträglichvermerkt: „In der vom Schuttgeräumten Martinskirche.“ Damalshätten die wenigsten zu hoffen gewagt,was aber Wirklichkeit wurde:Jahrzehnte des Friedens, der Freiheitund der Demokratie.Vielen war Emil Kübler bekannt als55


„der Filderkantor“ oder als „Krautkantor“,dazu als Musiker, dem auchWort und Feder zu Diensten waren.Er war Organist, aber seineVerwundung zwang ihn, all die Orgelwerke,die ein solcher für denGottesdienst braucht, für Pedal undlinke Hand umzudenken, einzurichtenund später fast ausschließlichselbst neu zu schreiben, so wie erauch seine Chöre mit immer neuenLiedsätzen versorgte.Auch die 1946 erfolgte Auflösungdes Möhringer Kirchenchores alseingetragenem Verein geschah aufsein Betreiben hin. War vorher dasgesellige Vereinsleben wesentliches56Bindeglied zwischen den Sängern,so wies er der kirchenmusikalischenArbeit die erste Stelle zu, verwirklichteer in der Wahl der Literaturseine Vorstellung von Kirchenmusikals der anderen Form der Verkündigungim Gottesdienst. Die Chöre inEchterdingen, Möhringen und Musbergsangen als „Filderkantorei“unter Emil Küblers Führung regelmäßigauch größere Werke in denKirchen des Filderbezirks.Als 1957 die Christuskirche erbautwar und auf dem Fasanenhof einerstes Gemeindeleben entstand,war es für den Chor und seinenLeiter eine Selbstverständlichkeit,in 14tägigem Wechsel im Gottesdienstbeider Kirchen und danebenimmer wieder auf dem Fasanenhofzu singen. Ein besonderes Erlebnisfür den Chor war 1962 das 75jährigeJubiläum. Drei Tage wurde gesungenund gefeiert.Der Tod seiner Frau Mara , dieEmil Kübler und den Chören eineunentbehrliche Stütze war, unterbrachseine Arbeit. Sein Freund,Dr. Hellmut Aichele, vertrat ihn biser 1964 seinen Dienst wieder aufnehmenkonnte. Doch zwang dieangegriffene Gesundheit Emil Küblerimmer wieder zu längeren ArbeitspausenDer Chor war dankbar,in Frau Trautwein nicht nur einetreue Sängerin, sondern auch einesichere Dirigentin zu haben, dieganz selbstverständlich die Lückeausfüllte. Mit einer Weihnachtsmusiknahmen Gemeinde und Choram Erscheinungsfest 1973 Abschiedvon Emil Kübler, der seinen Ruhestandim fernen Australien antrat.Emil Kübler starb am 08.05.1981bei einem Besuch in seiner altenHeimat und wurde in Musberg beerdigt.Die neuere Geschichte des MöhringerKirchenchores begann 1973mit Kantor Bernhard Reich. Ereröffnete den Reigen der jungen,gut ausgebildeten Kirchenmusiker.Trotz seiner Jugend gewann BernhardReich die Zuneigung und Ach-


tung des Chores, der damals ca. 40Mitglieder hatte. Nach intensivenProben führte er auch große Werkeder Kirchenmusik auf, die vonBerufsmusikern und Gesangssolistenbegleitet wurden. Zum 90 jährigenBestehen des Kirchenchoreswurde 1977 die Johannes-Passionvon Heinrich Schütz aufgeführt.Im Herbst 1977 wurde BernhardReich als Bezirkskantor nach Calwberufen.Dora Schippert wurde seine Nachfolgerin.„Mit fast unerschöpflicherEnergie und ihrer Liebe zur Musikhat sie die Choristen mitgerissen“wie in einem Gemeindebrief festgestelltwurde. Es war für DoraSchippert nicht einfach, den richtigenmusikalischen Standort für einenLaienchor vor den Toren Stuttgartszu finden. Die Bachkantate„Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit“der berühmte „actus tragicus“ wirdin der Chorgeschichte mit DoraSchippert verbunden bleiben. Auchihr Orgelspiel begeisterte. Sie fandeine Reihe junger Orgelschüler.Dem von Bernhard Reich gegründetenKinderchor gesellte sie einenJugendchor hinzu. Als sie nachsiebenjähriger Tätigkeit 1984 eineKantorenstelle in der Schweiz antrat,war der Stellenwert der Kirchenmusikin Möhringen deutlichgestiegen. Unter ihrer Amtszeitwurde auch eine Grundsatzdebatteinnerhalb der Kirchengemeindeüber die Qualität und Besetzungvon kirchenmusikalischen Veranstaltungen,sowie deren Kosten undFinanzierung geführt.Ihre Nachfolgerin MagdaleneStaudenmaier-Saftien führte sich1985 mit der Standortbestimmung„Verkündigung und Kulturaufgabe“ein. Kirchenmusik als wichtigerBestandteil der Gottesdiensteund Kirchenkonzerte von guterQualität im Zusammenwirken mitBerufsmusikern, so Gesangs-Solistenund Instrumentalisten. DieKirchengemeinde , allen voran diegeschäftsführenden Pfarrer und dieKirchengemeinderäte waren bereit,die anfallenden Kosten, soweit sienicht von Spenden der Konzertbesucherund Sponsoren sowie demFreundeskreis für Kirchenmusikaufgebracht wurden, im Rahmendes Haushaltes zu übernehmen. Andieser Bereitschaft hat sich bis heuteim Grunde nichts geändert. Wobeifestgehalten werden muss, dassauch die Chormitglieder durchNotenkäufe und Kostenübernahmeder Weiterbildung (Chorarbeitstage)zur Finanzierung beitragen.Schier endlos ist die Liste der unterMagdalene Staudenmaier aufgeführtenWerke: Kantatengottesdiensteund Adventskonzerte –z.B.das Weihnachtsoratorium von J.S.Bach. Auch die zur Tradition gewordenenSommer-Serenaden wurdenvon ihr gegründet. 1987 feierteder Kirchenchor sein 100jährigesBestehen und gab sich den neuenNamenMöhringer MartinskantoreiDie Zahl der aktiven Chormitgliederwar auf über 70 angewachsen.Die Konzerte waren gut besucht.Obwohl die Kantorei bis heute57


keine festgelegten Eintrittspreiseverlangt sind die Spenden der Konzertbesucherständig gestiegen.Bernd Eberhardt leitete den Chorvon 1994 bis 1995. Legendär sindseine Proben indenen er seineVorstellungenin humorvolle Beispiele kleidete.Als er 1995 zum Kantor an dieMarkuskirche in Stuttgart berufenwurde hatte er viele Freunde inMöhringen gewonnen.Chris Kunstmann trat ab 1995 seineNachfolge an. Gleich zu Beginnwaren Kantorin und Kantorei beider Einführung des neuen EvangelischenGesangbuches in die Gemeindegefordert.Eine hohe Auszeichnung erhielt dieKantorei mit der Verleihung der58„Zelter-Plakete“ durch den Bundespräsidenten.BezirksvorsteherLohmann überbrachte die Plakettebeim Festkonzert zum 50. Jahrestagdes Wiederaufbaus der Martinskirchein Möhringen am 17.10.1999.Die Kantorei sang die Bachkantate„Gott der Herr ist Sonn undSchild“. Auch beim DeutschenEvangelischen Kirchentag in Stuttgart1999 war die Kantorei aktiv.Sie organisierte das Nachtcafé imVereinshaus des CVJM.Von Mitte 2000 bis Mitte 2001 verabschiedetesich Chris Kunstmannin die Familienpause. Sie wurde bisEnde 2000 von Stefan Runge, Leiterdes Helmstedter Knabenchores,vertreten. Die weitere Vertretungübernahm Kantor Stephen Blaichbis Chris Kunstmann Mitte 2001ihren Dienst wieder aufnahm.Ein ganz besonderes Ereignis fürChor und Kantorin waren die Probenund die Aufführung von CarlOrff’s „Carmina Burana“ im Oktober2001. Die Martinskirche erschiendabei buchstäblich in neuemLicht. Das kunstvolle Lichtdesignwurde von choreigenen Kräftenkonzipiert und umgesetzt.Als Chris Kunstmann Mitte 2002erneut eine Elternzeit antrat übernahmStephen Blaich wieder dieChorleitung. In die Ära StephenBlaich fiel im Oktober 2002 einBenefizkonzert für die Renovierungdes Filderdoms. Kantorei undOrchestervereinigung Möhringenführten die Sauerkrautkantate vonEmil Kübler auf. Der Erlös vonKonzert und anschließendem Sauerkraut-Essendiente der Renovierungder Martinkirche.Sowohl die Kantorei als auch einzelneChorsänger engagierten sichim und mit dem Förderverein Martinskirche.Aus Ungarn stammt Attila Kalman,der von 2003 – 2005 die weitereMutterschaftsvertretung für ChrisKunstmann übernahm.Er studierte an der Staatl. Musikhochschulein Stuttgart und war alsOrganist, Pianist und Chorleiter inMöhringen. Ihm war wichtig, dassdie Musik in enger Verbindung zumWort Gottes gesehen und gehörtwurde. Die Kantorei sang unterseiner Leitung das Mozart Requi-


em, den Messias von Händel undgestaltete den Gottesdienst zur150 Jahr-Feier der Möhringer Martinskircheim Jahr 2005 mit. Er wurdezum Bezirkskantor in Leonberggewählt.Ab 2006 übernahm Chris Kunstmannwieder die Leitung der Kantorei.Als sie Ende 2010 Möhringenade sagte, hatte sie insgesamt über10 Jahre viel Bewegung ins Musiklebender Gemeinde gebracht. Dievon ihr gewählte und begleiteteZusammenarbeit mit der AtemtherapeutinAstrid Bernius brachtedem Chor neue Impulse. Nach EmilKübler und Lehrer Rebstock hatsie den Chor am längsten geprägt.Viele Erinnerungen an Konzerte,Kantaten, Serenaden und Gottesdienstein den drei Möhringer Kirchenunter ihrer Leitung sind unsgegenwärtig. Ihr Ringen um einefundierte theologische Aussage derMusik, ihr Glaube an die Kraft derEmotionen werden noch lange lebendigbleiben.Seit Beginn des Jahres 2011 leitetKantor Jens Wollenschläger dieKantorei. Lange vorher war er denChormitgliedern bekannt, begleiteteer doch den Chor in vielenProben. Jens Wollenschläger ist einmeisterlich spielender und hochbegabterOrganist, Cembalist undPianist. Er ist im In- und Ausland gefragtund bringt deshalb ein Netzwerkvon Künstlern in seine Arbeitin Möhringen ein. Wir freuen uns,dass wir mit ihm das Jubiläumsjahr2012 festlich und musikalisch gestaltendürfen.Zum Schluss soll noch ein Blick aufdas Innenleben der Kantorei gerichtetwerden. Die Möhringer Martinskantoreihat gegenwärtig über80 aktive Mitglieder. Seit der Auflösungdes Chores als eingetragenerVerein 1946 werden Vorstand undAusschuss durch Chorsprecherund Chorvertretung ersetzt. Chorsprechersind die Ansprechpartnerder Kantorei. Sie unterstützen dieKantoren vor allem in organisatorischenFragen und koordinierendie Arbeit der Chorvertretung. DieProtokolle über die regelmäßigenSitzungen der Chorvertretung zeigendas große Engagement dieservon den Chormitgliedern gewähltenGruppe bei der Gestaltung desChorlebens und der Chorgemeinschaft.Seit 1946 waren Paul Auch,Herbert Wolf, Erich Stängel undDieter Haug Chorsprecher. Seit2001 ist Anja Neidhardt Chorsprecherin.Seit 2007 ist die Kantorei unterwww. martinskantorei - moehringen.dein der virtuellen Welt zu finden.Auch in Zukunft will die MöhringerMartinskantorei ihren Beitrag zurVerkündigung des Wortes Gottesund zum kulturellen Auftrag derKirche leisten, denn Musik ist einSchlüssel zu den Herzen der Menschen.Dieter Haug59


60xx-masX wie ChristkindlesmarktWas wurde nicht alles verkauft,seit die Martinskantorei Anfang der80er Jahre beim größten vorweihnachtlichenEreignis in Möhringeneinstieg:Socken-Stulpen-Eskimo-Handschuhe-Jute-Mäuse-Jute-Elefanten-Blumendraht-Bäumchen-Seide-Ketten-Wachs-Kerzen-Tiffany-Schmuck-Vesper-Schür-zen-Trocken-Sträuße-Hütten-Schuhe-Honig-Lebkuchen-Advents-Tee-Samt-Schals-Chor-Tassen-Vogel-Häuschen- - - - -Der Stand verschwand vorübergehend,als die Kantorei Anfangder 1990er ins Gemeindezentrumwanderte und das Christkindlescaféeröffnete.Über 1000 Kuchen und Torten, allein den Küchen der Chorsängerinnengebacken, wiesen die Richtung:Die Entdeckung kulinarischer Genüssekombiniert mit schwäbischemVerwertungstrieb!Fortan wird das ganze Jahr übergepflückt, gesammelt, geerntet,gekocht, gerührt, verfeinert, eingemacht,was die Natur in und umMöhringen in Gärten, Gütle, Feldund Wald hergibt.Fortan heißt es: „Nach dem Christkindlesmarktist vor dem Christkindlesmarkt“.Löwenzahn-Blüten-Holunder-Blüten-Sirup-Kräuter-Öl-Rhabar-ber-Erdbeer-Chutney-Himbeer-Essig-Träubles-Gelee-Sauerkir-schen-Bananen-Aprikose-Pfirsich-Xälz-Brombeer-Mirabelle-Ho-lunderbeeren-Saft-Birnen-Gelee-Quitten-Mus-Zwetschgen-Apfel-Grapefruit-Was-auch- immer- - -Von Jahr zu Jahr rationeller, professionellerund noch mal schneller zueinem Angebot zusammengestellt,das vom Christkindlesmarkt nicht


mehr wegzudenken ist.Über 250 Gläser und Fläschchen,alle mit dem Etikett der Martinskantoreiversehen, gehen alljährlichüber den Tresen. Wiedererkennbarund immer wieder erwartet.Während sich so übers Jahr derKeller füllt, gewinnen die Vorbereitungenspätestens nach den Sommerferienan Tempo. Jeder und jedewird in die Planung mit einbezogen.Die entsprechenden Listen wandernwährend der herbstlichenProben so lange durch die Reihen,bis keiner und keine sie mehr ignorierenkann und jedes Chormitgliedseine Aufgabe gefundenhat: Die Männer beim Lastwagen-Fahren-Stand-Aufbauen- Getränke-Kaufen, noch mehr Frauen beimQuark-Stollen-Kuchen-Torten-Gutsle-Backen-Schoko-Pralinen-Maultaschen-Punsch-Kochen- - -Wie gut, dass die Kantorei so großist!In der Tradition des MöhringerChristkindlesmarktes wird der Erlösgespendet. Unterstützt über dieJahre wurden von der Kantorei:Möhringer-Kirchen-Musik-Litauen-Chor-Paten-Gemeinde-Wasungen-Helmstedter-Knaben-Chor-Sozial-Arbeit-Frauen-Untersuchungs-Gefängnis-Orgel-Positiv-Martins-Kirche-Neubau-Gemeinde-Zentrum-Straßen-Kinder-Behinderten-Einrichtung-Chöre-helfen-Chören-- -Was sich Firmen heutzutage eineMenge Geld kosten lassen, entstehtin der Vorbereitung auf den Christkindlesmarktganz von alleine:Die Corporate Identity „MartinskantoreiMöhringen“.Sabine Schmid-HaugDoris Braun-Heberle61


62ypsilonyYpsilon`s TraumY sitzt oft traurig etwas abseits, esfindet wenig Beachtung. Manchmalkämpft es sogar mit den Tränen. Esbeneidet die anderen Buchstaben.Im Traum ist es oft ein frohes O,eine staunendes A oder lustigesX und Ypsilon wünscht sich, dassdieser Traum, auch eine Frohnaturzu sein, in Erfüllung geht. Es weißzwar um seine Qualitäten, findetaber nicht den Mut, diese zu zeigen.Aber dann eines Abends in derMontagsprobe. Man findet nichtso recht die doch schon eingeübteHarmonie der grossartigen undaussergewöhlichen Komposition.Jetzt erinnert sich Ypsilon seinermusikalischen Begabung und seinerschönen Stimme. Es ringt sichdurch zu dem Schritt, etwas lautstarkin den Vordergrund zu drängen.Es wird jetzt alles tun, um imKreis der Sänger und Sängerinnenmehr Beachtung zu bekommen.Ypsilon nimmt all seinen Mut zusammen,legt die Schüchternheitab. Es will sich mehr integrieren.Ypsilon weiss, dass seine Liebe zurMusik ein Geschenk vom Schöpferist und es weiß auch, dass eseines seiner Instrumente ist, dazubestimmt, zu des Schöpfers Freudeund zu seinem Lob Melodienklingen zu lassen. Unserem Ypsilonwird klar, welche grosse und wichtigeAufgabe es hat und nun will esdiese Aufgabe wahrnehmen.Eine innere Stimme flüstert ihmleise zu: „Du bist die Krönung, indeinem Kelch fließen wunderbareHarmonien zusammen und alle, diezuhören werden, empfinden Freudeund Ehrfurcht.Die Musik ist in Dir, Du musst nurhören, Dich öffnen und die Tönefreigeben.


Unser Ypsilon breitet und strecktjubelnd seine Arme aus, verbindetdie Töne, sammelt sie in seinemKelch, um sie wieder loszulassenAlle Chorsänger stimmen ein unddiese wunderbaren Klänge werdenbeim Konzert alle Zuhörermit Frieden, Ruhe und andächtigerStille umgeben. Musik beseelt undnimmt jeden mit in eine besondéreWelt. Staunend merken nun dieanderen, wie wichtig das Ypsilon fürden Chor ist. Diese Montagsprobeist gerettet.Unser Ypsilon entfaltet nun ein erstaunlichesSelbstbewusstsein. Eswill sich nicht länger verstecken.Es entdeckt seine aristokratischeForm. Geradlinig, elegant und stetskonzentriert steht es nun wie einPunkt auf weiter Flur. Es hält stolzsein Gleichgewicht durch die Fülleder Musik zwischen seinen ausgestrecktenArmen. Auf jede Stimme,jedes Instrument hört es undsammelt all die Tonkunst in seinemKelch, weit geöffnet, entlässt es immerneue Noten in Vollkommenheit,holt sie wieder zurück, umdann die Melodien in andere Harmonienüberzuleiten.Die Proben laufen nun auf Hochtouren,die Premiere steht an.Noch ist unser Ypsilon sehr aufgeregt,es schwitzt, hat rote Backen,kann kaum die Arme hochhalten.Es ist sogar etwas zittrig, versuchtaber, dies zu verbergen. Aber dannbeim Einsatz der ersten Note istdie gesamte Aufregung wie weggeblasen.Glücklich und mit sichererund fester Stimme streckt sichdas nun mutige Ypsilon nach rechtsund links zum Chor, den Solistenund dem Dirigenten. Alle Notenin richtiger Reihenfolge füllen denRaum und alles entspringt seinemKelch, einer wunderbaren Knospevergleichbar, die sich im Sonnenlichtöffnet.Das Ypsilon ist happy, es blüht auf,weil es weiß, dass es gebraucht undvon den anderen akzeptiert wird.Sein Traum ist in Erfüllung gegangen.Es hat sein Selbstbewusstseingefunden und steht nicht längerabseits. Es will auch kein andererBuchstabe sein, denn es ist nun einfrohes Ypsilon.Gislinde Petzel63


64zzitateBernhard Reichzum finster blickenden Chor in Anspielungauf die immer lächelndeAnneliese Rothenberger:„Anneliese, Anneliese!“„Nehmt diesen Ton so sanft, alswolltet ihr einen Brief durch denTürschlitz schieben.“Bernd Eberhardt:„Dieser Ton hört sich an wie einälteres Wursträdle im Kühlschrank:Ist´s schon verdorben oder nochgenießbar?“„Euer Einsatz klingt wie eine Bustür:pneumatisch.“Chris Kunstmann:Händel, Dettinger Te Deum:„Da steckt soviel Herrlichkeit drin,damit könnt ihr eure Kehlen füttern,wie mit einem Herrlichkeitstee.“Attila Kalman„Ich ticke immer richtig. Deshalbist da vorne das Männle installiert,damit es richtig weitergeht.“„Dies irae: kultiviert brüllen““Lacrimosa: Wir singen nicht mimosa,sondern lacrimosa.”Rossini, S.112, “Der Sanctus mussim Tempo einer steilen Treppe bestiegenwerden.” S.8 „Christe isthohl, äh, muss hohl klingen“Bei den Proben zu Messias:„Er kommt, der Gasuhrenableser“„Händel blinkt rechts und biegtlinks ab.“Stefan RungeProben zum Mozart-Reqiem:„Sie singen, als ob sie zum Schlussverkaufpolterten.“„Da müsssen wir ein Komma reinsingen“Jens Wollenschläger:Nachdem das Stück schon etlicheMale intensiv geprobt wurde:„Zum allervorletzten Mal!“


Sopran: Vlatka Andrae Rita Atzman Renate Böhme Christine Dannenberg Renate Fett SabineGeiser Cornelia Giebeler Barbara Grözinger Susanne Grözinger Grit Heinzig CorneliaHettich-Reiner Dorita Hoch Friederike Hoch Karin Hochherr Nicole Hörlein Lisa KäckenmeisterSonja Klöpfer Leslie von Koch Angelika Kutzner Sylvia Lang Susanne Metzger IlonaMüller Gislinde Petzel Christina Potreck Anne Christel Recknagel Erika Reimers IngridRockenstein Sibylle Rölver Daniela Rückle Mechthild Schmidt Waltraud Seibold Judith SeveckeGabriele Stängel-Mannsperger Brigitte Steckdaub Johanna Voegele Christa WidmaierAlt: Brigitte Argauer-Grein Renate Arndt Irene Auch Annette Bay Brigitte Berner Inge BilzSusanne Bohn Ursula Bothner Doris Braun-Heberle Annegret Bretz Gina Brixner HeidrunBühler Renate Eberhardt Stefanie Fellermeier Ruth Günther Trudel Günther AngelaGünther-Blum Petra Haeberle Maria-Elisabeth Haist Ingrid Hekel Christl Herfellner DoralisJakob-Hermann Margot Lamm Christiane Meßner Ursula Mierswa Barbara Mors-StammlerAnja Neidhardt Julia Neidhardt-Busch Irene Rittler Sabine Schmid-Haug Anke SpenglerChristiane Wiedmaier Tenor: Albrecht Bullinger Wolfgang Eismann Urs Müller-Meßner SteffenNeidhardt Martin Pohl Martin Wagner Bass: Martin Dannenberg Christian Günther MoritzHaist Dieter Haug Florian Lemke Stefan Obermeyer Walter Ortwein Michael Weiler

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