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Kaj OsterothPORTFOLIO portfolio


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In meinen Arbeiten lote ich die mich umgebenden sozialen Räume undzwischenmenschlichen Beziehungen aus. Mich interessieren dabei diebeinahe unbemerkten, zufälligen und kaum erzählungswürdigen Momenteim Alltag. Oft sind es Erinnerungen, phantastische Begehren oderIdeen - zu vage, um sie als Konzept oder Gesprächsthemaauszudifferenzieren, zu klein, um ein abendfüllendes Kino zu sein,aber auch zu wertvoll, um nicht weiter untersucht zu werden.Assoziativ, entlang von bekannten Motiven, Gesten, Blicken hin zuüberraschenden Konstellationen bewege ich mich mit der Malerei aufdie erlebte Situation zu oder erfinde sie neu. Es funktioniert beinahewie ein Comic, nur geht es mir nicht um eine Pointe, sondern um einfür den Augenblick denkbares Narrativ, um ein Aufblitzen einerMöglichkeit überhaupt. Die Narration, die unbedingte Deutung undLesbarkeit sind Motiv und Voraussetzung meiner Arbeit. Spannungerzeugt dabei nicht der Bruch mit dem Alltag, sondern das, was denAlltag als solchen entlarvt und für einen kleinen Moment auf daszugrundeliegende Gesellschaftskonstrukt verweist und den Irrtum oderden durch Normalität und Normativität versteckten Zwang sichtbarwerden lässt.Zeichnungen, die zeitgleich zur Malerei entstehen und teilweisein dieser wieder auftauchen, zeugen von einer ähnlichen Verdichtung.Die abstrakten, mehrfach überlagerten und meist kleinformatigenArbeiten nenne ich Alter Ego Studien. Sie begleiten meinen Prozessseit mehreren Jahren, entstehen auf Reisen und in der Projektarbeitund dokumentieren als ein fortlaufendes Projekt meine Bewegungen.Eine Reihe von Malereien und Drucken aus dem Jahr 2014 habe ichunter dem Aspekt Schwerpunkt Johannesburg zusammengefasst. Sieentstanden vor und während einer dreimonatigen Residency in der BagFactory in Johannesburg, Südafrika.Zuletzt gebe ich einen kurzen Überblick über eine Reihe von Kollaborationen,in die ich seit 2005 involviert war und bin. Insbesonderestelle ich das Projekt Fleeing the Arch und somit meine langjährigenZusammenarbeit mit der Künstlerin Lydia Hamann vor.


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Abb.1Alter Ego Studies (Bln Nr.1), 2014, Buntstift auf Papier, je 29,7 x 21 cmAbb.2Alter Ego Studies (Bln Nr.2), 2014, Buntstift auf Papier, je 29,7 x 21 cmAbb.3Kaj Osteroth, Alter Ego Studies (Joburg 2), 2009, Buntstift auf Papier,29,7 x 42 cmAbb.4Kaj Osteroth mit dem Künstler Benon Lutaaya in Johannesburg, 2014,Foto Lydia HamannAbb.5Rousseau again, 2009, Buntstift auf Papier, 29,7 x 42 cmAbb.6Couch, 2010, Bunt- und Kohlestift auf Papier 29,7 x 42 cmAbb.7Lydia meets Pink, Bunt- und Kohlestift auf Papier 29,7 x 42 cmAbb.8Alter Ego Studies (Bln Nr.3), 2014, Buntstift auf Papier, je 29,7 x 21 cmAbb.9Alter Ego Studies (Bln Nr.7), 2014, Buntstift auf Papier, je 29,7 x 21 cmAbb.10Alter Ego Studies (Bln Nr.9), 2014, Buntstift auf Papier, je 29,7 x 21 cm


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Abb.11Of Equal Power, 2013, Aquarell auf Papier, 32 x 21 cmAbb.12on hair, 2013, Aquarell auf Papier, 32 x 30 cmAbb.13Riot, Baby!, 2014, Öl auf grundiertem Papier, ca. 42 x 29cmAbb.14Natur vs. Kultur, 2014, Öl auf Leinwandkarton, 20 x 20 cmAbb.15Anna & Marta oder Art Sucks, 2014/15, Öl auf Leinwand,100 x 80 cmAbb.16Radical Pedagogy, 2014, Öl auf Leinwand, 140 x 150 cmAbb.17Why, if we are so many?, 2014, Öl auf Leinwand, 80 x 100 cmAbb.18Selbstportrait als Familie, Öl auf Leinwand, 120 x 100 cmAbb.19Kulturpraktiken, in Arbeit, Öl auf Leinwand, 140 x 150 cmAbb.20Armut, oder so, 2014, Öl auf Leinwand, 60 x 40 cmAbb.21mouth piece 1, Aquarell auf Papier, 30 x 20 cmAbb.22mirror moment, Aquarell auf Papier, 30 x 20 cmAbb.23Abb.3Skizze, 2014, Bleistift auf Papier, Ausschnitt


Biographisches, für das Leben eines in einer westdeutschenKleinstadt aufwachsenden Mädchens typische Eckpunkte und darausresultierende Vorstellungen vom Selbst und dem Anderen sindAusgangspunkt für eine intensive Auseinandersetzung mit demBlick auf und dem Verstehen von interkulturellen Begegnungen.Dabei spielen sowohl selbst erlebte und provozierte Begegnungenals auch in hiesige Konventionen und Politiken eingeschriebeneVorstellungen eine Rolle. Spätere Entscheidungen, zum Beispieldie, Ethnologie zu studieren und sich intensiv mit einerkritischen Analyse des Fachs und postkolonialer Kritik zubefassen, haben das Repertoire einer künstlerischen Annäherungstark beeinflusst. Unbehagen und Fragen nach Repräsentation undDarstellbarkeit von Differenz und Devianz ziehen sich durch dieArbeiten.AFRIIn den Jahren 2009 bis 2014 habe ich mich oft in Johannesburgaufgehalten und es sind in diesem Zeitraum etliche Arbeitenentstanden, die ich hier unter dem Titel Schwerpunkt Südafrikazusammenfasse. Ich nenne es einen Schwerpunkt, weil ich mit meinerMagisterarbeit zur Repräsentation zeitgenössischer afrikanischerKunst in Deutschland und zeitlich darauf folgenderReisen und selbstinitiierter Projekte mein Interesse fokussierenkonnte und seitdem einen nachhaltigen Dialog führe (2011-2013Vanilla Facts, Research and Workshop – connecting artists fromJohannesburg and Berlin, 2014 gefolgt von einer dreimonatigenResidency in der Bag Factory in Johannesburg).Meine Malerei thematisiert das Miteinander samt der Missverständnissedurch nicht thematisierte Sprachkonventionen undverklärte Identitätskonstruktionen im afrikanisch-europäischenDialog. In der Projektarbeit, wie auch in meiner Malerei, stelleich die zentralen Fragen nach interkultureller Kommunikationund (potentieller) Zusammenarbeit: wie gestalten wir einengleichberechtigten Umgang miteinander, wie berücksichtigen wirdabei unsere Unterschiedlichkeit/ Diversität, wie gehen wirmit realer und mit vorgestellter struktureller und sozialer Ungleichheitum, und welchen Umgang wünschen wir uns im Miteinandervor dem Hintergrund eigener Erfahrungen mit Rassismusund Sexismus?


ICASchWERPUNKTSÜDAFRIKA


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Abb.25Die KünstlerInnen Marie Fricout und Rangoato Hlasane bei der Eröffnung dergemeinsamen Ausstellung This Sutuation (a guest show), Johannesburg, 2014Abb.26At Home, 2013/14, Öl auf Leinwand, 40 x 60 cmAbb.27Do we have your attantion, yet?, 2014/15, Öl auf Leinwand, 100 x 100 cmAbb.28Shallow End or Diep Kant, in Arbeit, Öl auf Leinwand, 100 x 100 cmAbb.29Carlton Top Conversation, 2014/15, Öl auf Leinwand, 100 x 100 cmAbb.30Soundscapes, 2014/15, Öl auf Leinwand, 70 x 70 cmAbb.31Fordsburg Soundscape, 2014, 2-Farb Lithographie, 80 x 60 cmAbb.32Berlin in Joburg (in Zusammenarbeit mit David Koloane), 2014, 2-FarbLithographie, 80 x 60 cmAbb.33hamann_osteroth, Enjoy Drama, 2014, 5-Farb Lithographie, 80 x 60 cmAbb.34Dr. Dr. Dr. Koloane and me, in Arbeit, Öl auf Leinwand, 155 x 95 cmAbb.35Eröffnung der Ausstellung this situation (a guest show) mit Marie Fricout,Lydia Hamann & Kaj Osteroth, Johannesburg 2014, Foto Lydia Hamann


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KOLLABORATION2004-2015


Ein Teil meiner Aufmerksamkeit gilt seit dem Studium an der Universitätder Künste, Berlin (2000 bis 2006) der Kollaboration, die ich seitherin verschiedenen Konstellationen, Intensitäten und Formaten verfolge.Zunächst formulierten wir, eine Handvoll Studierender der UdK, alsFreie Klasse unsere Wünsche und Begehren nach gemeinsamer Aktion,Gedanken und Inhalten unabhängig von Meisterklasse und Curriculum. Indiesem Zusammenhang entstand im Sommersemester 2004 das Haus SELBA, eineoffene Plattform mit regelmäßigem Programm und Gästen im Garten desUniversitätsgeländes.Während eines anschließenden Studienaufenthaltes an der Akademieder bildenden Künste Wien schloss ich mich der Gruppe Manoa Free Universityan, und gemeinsam mit der Berliner Freien Klasse und anderenselbstorganisierten Arbeitszusammenhängen realisierten wir 2005 dassechswöchige Ausstellungs- und Workshop Projekt W...WirWissen zu„emanzipatorischen selbstinstitutionen, socialised research und verlernenlernen“ in der Kunsthalle Exnergasse, Wien.Im Anschluss an mein Meisterschülerinnenjahr bei Stan Douglas (UdK,Berlin, 2006), in den letzten Zügen der Magisterarbeit (Ethnologie,Freie Universität Berlin 2007/08) entstand in Zusammenarbeit mit LydiaHamann und Emma Williams ein Workshop zu queer-feministischer Architekturund Räumen im Kontext des Berliner Lady Festes. Unsere Ressourcenund Ergebnisse veröffentlichten wir im Fanzine Fleeing the Arch.Aus dieser inspirierenden Zusammenarbeit entstand bei Lydia Hamann undmir der Wunsch auch weiterhin zusammenzuarbeiten. Seit 2007 malenwir zusammen und entwickeln bis heute eine gemeinsame Praxis, die ichim Anschluss mit einer Auswahl von Bildern ausführlicher vorstellenmöchte.Nach mehreren Aufenthalten in Johannesburg entwickelte ich 2011 gemeinsammit dem südafrikanischen Künstler Lester Adams das durch ifageförderte Recherche- und Austauschprojekt Vanilla Facts 1-3. Innerhalbvon drei Jahren luden wir mehrere Künstler_innen aus Johannesburgund Berlin zu einem interkulturellen Dialog in beide Städte.Im Kontext von Inverse Institute (2012-14 programmierendesVorstandsmitglied des Flutgraben e.V.) entwickelten Aline Benecke,Janine Eisenächer und ich das Format Schreiben und Sprechen im Performancekontext,welches wir unter anderem 2013 im Rahmen der Ausstellungre.act.feminism – a performing archive in der Akademie der Künste,Berlin vorstellen konnten.Für einen sehr kleinen, feinen Moment durfte ich mit David Koloane zusammenarbeiten.Im Rahmen einer Residency an der Bag Factory in Johannesburgentstand im Oktober 2014 die zweifarbige Lithographie Berlinin Johannesburg.


Wir, Lydia Hamann und Kaj Osteroth, arbeiten seit sieben Jahren alsfeministisches Künstlerinnenduo zusammen. Wir erforschen in unsererMalerei Spielräume kollektiver Produktion, experimentieren mitAnsätzen aus der queer-feministischen Theorie und den Cultural Studiesund produzieren kritisches Wissen. Das kollektive Malen ist für unsgleichzeitig künstlerische Praxis und radikale Geste, die einedezidierte Auseinandersetzung mit der Malerei und unserer Rolle alsKünstlerinnen einfordert. Die Thematisierung von Freundschaft als eineMöglichkeit sogenannter „Care Arbeit“, hat sowohl als Bildgegenstandals auch in direkter Aushandlung einen bedeutenden Raum in unsererZusammenarbeit. Uns interessiert nicht allein der Formalismus imBild, sondern auch die konzeptionelle Dynamik, die uns durch dieseArbeit als zusammen wirkende Künstlerinnen erfasst; diese Dynamik, dieHaltung, die wir dabei einnehmen und die in unserem Freundeskreis,sowie im Dialog mit Gesellschaft und Öffentlichkeit zum Ausdruckkommt. Unsere Figuren sind von uns ermächtigte Darsteller_innen,ausgestattet mit einer Portion Trotz, Beharrlichkeit und dem Wunschnach Selbstbehauptung.Unser jüngstes Projekt ist die Produktion eines Bilderbuchs zufeministischen Positionen in der Kunst. Positionen von sich als Frauen(dis_)Identifizierenden, deren künstlerisches Werk wir bewundern. Wirnennen dieses Bewundern, welches auf das Neiden folgt, radicaladmiration und sehen darin ein wichtiges Mittel für Selbstermächtigungund Entwicklung. Das Buchprojekt handelt von Sichtbarmachung,Politiken der Repräsentation und self-care. Wir entwickelngemalte Bilder zu den jeweiligen Künstlerinnen, die im Verbund mitEssays, kurzen Geschichten verschiedener Autor_innen später alsBilderbuch herausgegeben werden. Jede Künstlerin wird durch ihreArbeit, ihre (radikalen) Ideen und die bemerkenswerten Vernetzungeninnerhalb der Kunstszene und der Welt vorgestellt. Als Bewunderndeschreiben (malen) wir uns als Künstlerinnen jeweils in die Bilder ein.Das Buch stellt die Positionen und Arbeiten von Elaine Sturtevant,Helen Sebidi, Jutta Koether, Yayoi Kusama, Zanele Muholi, MarthaWilson, Vaginal Davis, Kara Walker, Ana Mendieta, Lygia Clark,Gabriele Stötzer, Lee Lozano und Oreet Ashery vor.


FLEEING THE ARCH


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Abb.36Gemeinsames Studio von Lydia Hamann und Kaj Osteroth im Atelierhaus Flutgrabene.V. in Berlin, 2014Abb.37hamann_osteroth, Admiring Martha Wilson, First Lady of Performance, 2014/15,Öl auf Leinwand, 115 x 160 cmAbb.38hamann_osteroth, Admiring Mmakgabo Mapula Helen Sebidi, Enjoy Drama!, 2014/15,Öl auf Leinwand, 115 x 160 cmAbb.39hamann_osteroth, Admiring Yayoi Kusama, Love forever, 2014/15, Öl auf Leinwand,115 x 160 cmAbb.40hamann_osteroth, Admiring Zanele Muholi, visual literacy Avenger, 2014/15,Öl auf Leinwand, 115 x 160 cmAbb.41Kaj Osteroth, self care, Skizze, 2013, Buntstift auf Papier, 50 x 42 cmAbb.42Lydia Hamann, Hair, Skizze, 2011, Buntstift auf Papier, 21 x 29,7 cmAbb.43hamann_osteroth, Portrait Büro für Konstruktivismus, 2013/14, Öl auf Leinwand,160 x 125Abb.44hamann_osteroth, we manifest (admiring Lee Lozano, Ines Doujak and SharonHayes), 2012, Aquarell auf Papier, 145 x 173 cmAbb.45hamann_osteroth, Danaë, 2012, Aquarell auf Papier, 125 x 160 cmAbb.46hamann_osteroth, envy envus envycuum, 2011, Kreide auf Papier, 145 x 160 cmAbb.47Die Künstlerin Lydia Hamann vor der gemeinsamen Arbeit Admiring Zanele Muholiim Kontext der Ausstellung this situation (a guest show), Johannesburg, 2014mit Imogen Molema


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