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zu überschätzendes Symbol für das Streben nach einem historisch, kulturellund religiös fundiertem Verständnis und Miteinander von Menschen verschiedenstergeographischer, ethnischer wie kultureller Provenienz. EineAufklärung über das Profil dieses Faches und die eigenen Zukunftspläne istdaher gerade heute besonders wichtig, um weiteren derartigen Fehlzuordnungenvorzubeugen.Unser Verständnis von IslamwissenschaftUnser Institut wurde 1970 als Abteilung eines Orientalischen Seminarseingerichtet, 1974 in ein eigenes Seminar und schliesslich in ein Institut umgewandelt;Orientalische Sprachen wurden aber bereits im 19. Jahrhundertgelehrt, u.a. von Aloys Sprenger zwischen 1858 und 1881. Seine heutige Gestaltals Institut für Islamwissenschaft und Neuere Orientalische Philologieerhielt es 1998. Die “Neuere Orientalische Philologie” bezeichnet SprachundLiteraturwissenschaften. Von der Philologie ist die Islamwissenschaftnicht streng getrennt, Sprachkenntnisse sind selbstverständlich ein Teil vonihr, und auch Literaturen können unter ihrem Dach, d.h. unter anderen Aspektenals literaturtheoretischen gelesen werden. Die Islamwissenschaft hatin Bern drei fachliche Schwerpunkte: Geschichte der islamischen Welt undislamische Kulturgeschichte; Islamische Religions- und Wissenschaftsgeschichte;und Sozialwissenschaft einschliesslich Anthropologie. Mit diesenSchwerpunkten will sie einerseits die sogenannt klassische Islamwissenschaftfortsetzen und andererseits neue Fragestellungen, Methoden und Theorienin das Fach aufnehmen. Die heute “klassisch” genannte Islamwissenschaftwurde in Deutschland von Martin Hartmann (1851-1918) und CarlHeinrich Becker (1876-1933) begründet. Sie hatten sich gegen die Vorherrschaftder Philologie in den als Orientalistik oder spezifischer als Semitistik,Arabistik, Iranistik oder Osmanistik/Turkologie bezeichneten Disziplinengewandt. Sie versuchten, mit Hilfe von Perspektiven und Methoden ausNachbardisziplinen wie Religionswissenschaft, Zeitgeschichte, Kulturgeschichte,Recht und Soziologie, Muslime, aber auch andersgläubige Bewohnerder sogenannten islamischen Welt besser zu verstehen. Im Unterschiedzu ihnen sehen wir aber “den Muslim” nicht primär als “homo religiosus”,sondern als Menschen an, der in einer islamischen Tradition sozialisiertwurde und sich diese möglicherweise bewusst angeeignet hat. Insofern istder Begriff “Muslim” funktional nicht deckungsgleich mit “Christ”. Die Bezeichnung“Christ” wird heute ja vornehmlich dann verwendet, wenn explizitauf die religiöse Selbstdefinition eines Menschen verwiesen wird; von“christlich” hingegen wird meist gesprochen, wenn Traditionsgefüge benanntwerden sollen. Wie unten beschrieben können daher auch religionsneutrale,wie z.B. ästhetische Diskurse Gegenstand der Islamwissenschaft2

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