„Märchen aus der Tausend und Zweiten Nacht“
âMärchen aus der Tausend und Zweiten Nachtâ
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„Die Kramkiste“ - Tipps, Ideen <strong>und</strong> Bücher für die Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendarbeit<strong>„Märchen</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong> T<strong>aus</strong>end <strong>und</strong> <strong>Zweiten</strong><strong>Nacht“</strong>MitspielerErzähler: .........................Schnei<strong>der</strong>lein: .........................Bauersfrau: .........................Geißlein: .........................Stiefmutter: .........................Apfelbaum: .........................Backofen: .........................Gretel: .........................Müller .........................allgemein:Erzähler:Schnei<strong>der</strong>lein:Bauersfrau:Geißlein:Apfelbaum:Müller:Hänsel:Requisiten- Sonne, Wiese (grüne Decke), Blumen(Kunstblume), Backofen, Brotschieber(Schneeschieber)- „fliegen<strong>der</strong> Teppich“, großesMärchenbuch- Tisch mit 7 Leuten (Fliegen) – sitzenzufällig herum, Nadel, Faden, Genähtes,Brot, Messer, Fliegenklatsche, Gürtel „7auf einen Streich“, Pullover- Mus in mehreren „Töpfen“- H<strong>aus</strong>tür mit Fenster, 6 Plüschtiere alsErsatzgeißlein an Leine- Baum, Äpfel- Mehl- Stall (Vogelkäfig)Hänsel: .........................Anmerkungen: - Mögliche Än<strong>der</strong>ungen im Text beachten!- Toastbrot statt Brot- Tuchlappen statt Fliegenklatsche- Verstecke <strong>der</strong> Geißlein im Text än<strong>der</strong>nDarsteller sind an ihrem Ausgangsplatz. Gretel sitzt wie rein zufällig imPublikum. Gesprochene Texte <strong>der</strong> Darsteller werden von diesengesagt. Erzähler kommt auf fliegendem Teppich in den Saal, schlägtBuch auf <strong>und</strong> fängt an zu lesen.Erzähler:Es war einmal ein Schnei<strong>der</strong>lein. Das saß an einem Sommermorgenauf seinem Tisch am Fenster, war guter Dinge <strong>und</strong> nähte <strong>aus</strong>Leibeskräften.Schnei<strong>der</strong>lein tut sich mit Nadel schwer <strong>und</strong> fragt umher sitzendeLeute.Schnei<strong>der</strong>lein:„Haben sie schon mal <strong>aus</strong> Leibeskräften genäht?“© www.kath-jugend-borna.deSeite 1
„Die Kramkiste“ - Tipps, Ideen <strong>und</strong> Bücher für die Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> JugendarbeitErzähler:Bauersfrau:Erzähler:Schnei<strong>der</strong>lein:Erzähler:Schnei<strong>der</strong>lein:Erzähler:Schnei<strong>der</strong>lein:Erzähler:Schnei<strong>der</strong>lein:Erzähler:Schnei<strong>der</strong>lein:Erzähler:Schnei<strong>der</strong>lein:Erzähler:Da kam eine Bauersfrau die Straße herab <strong>und</strong> rief:„Gut Mus feil! Gut Mus feil!“Das klang dem Schnei<strong>der</strong>lein lieblich in den Ohren, es steckte seinzartes Haupt zum Fenster hin<strong>aus</strong> <strong>und</strong> rief:„Hier herauf, liebe Frau, hier wird sie die Ware los.“Die Frau stieg die 3 Treppen mit ihrem Korbe zu dem Schnei<strong>der</strong>leinherauf <strong>und</strong> musste die Töpfe sämtlich vor ihm <strong>aus</strong>packen. Er besah siealle, hob sie in die Höhe, hielt die Nase dran <strong>und</strong> sagte endlich:„Das Mus scheint mir gut, wieg sie mir doch 4 Lot ab, liebe Frau,wenn’s auch ein Viertelpf<strong>und</strong> ist, kommt es mir nicht darauf an.“Die Frau, welche gehofft hatte, einen guten Absatz zu finden, gab ihm,was er verlangte, ging aber ganz ärgerlich <strong>und</strong> brummig fort.„Nun, das Mus soll mir Gott segnen…“,rief das Schnei<strong>der</strong>lein,„…<strong>und</strong> soll mir Kraft <strong>und</strong> Stärke geben.“,holte das Brot <strong>aus</strong> dem Schrank, schnitt sich ein Stück über denganzen Laib <strong>und</strong> strich das Mus darüber.„Das wird nicht bitter schmecken…“,sprach es,„…aber erst will ich das Wams fertigmachen, ’eh ich anbeiße.“Es legte das Brot neben sich, nähte weiter <strong>und</strong> machte vor Freudeimmer größere Stiche. Indes stieg <strong>der</strong> Geruch von dem süßen Mushinauf an die Wand, wo die Fliegen in großer Menge saßen, so dasssie herangelockt wurden <strong>und</strong> sich scharenweis darauf nie<strong>der</strong>ließen.Schnei<strong>der</strong>lein spricht zu Leuten.Schnei<strong>der</strong>lein:Erzähler:„Ei, wer hat euch eingeladen?“sprach das Schnei<strong>der</strong>lein <strong>und</strong> jagte die ungebetenen Gäste fort.Schnei<strong>der</strong>lein macht Handbewegungen gegen Leute.© www.kath-jugend-borna.deSeite 2
„Die Kramkiste“ - Tipps, Ideen <strong>und</strong> Bücher für die Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> JugendarbeitErzähler:Schnei<strong>der</strong>lein:Erzähler:Die Fliegen aber ließen sich nicht abweisen, son<strong>der</strong>n kamen wie<strong>der</strong>. Dalief dem Schnei<strong>der</strong>lein endlich, wie man sagt, die L<strong>aus</strong> über die Leber,es langte <strong>aus</strong> seiner Hölle nach einer Fliegenklatsche <strong>und</strong> rief:„Wart, ich will es euch geben!“Es schlug unbarmherzig drauf.Schnei<strong>der</strong>lein „schlägt“ auf Leute.Erzähler:Schnei<strong>der</strong>lein:Erzähler:Schnei<strong>der</strong>lein:Erzähler:Schnei<strong>der</strong>lein:Erzähler:Schnei<strong>der</strong>lein:Erzähler:Als es abzog <strong>und</strong> zählte, so lagen nicht weniger als 7 vor ihm tot <strong>und</strong>streckten die Beine.„Bist du so ein Kerl?“sprach es <strong>und</strong> musste selbst seine Tapferkeit bewun<strong>der</strong>n,„Das soll die ganze Stadt erfahren.“Und in <strong>der</strong> Hast schnitt das Schnei<strong>der</strong>lein einen Gürtel, nähte ihn <strong>und</strong>stickte mit großen Buchstaben darauf:„7 auf einen Streich!“ - „Ei, was Stadt…“sprach es weiter,„…die ganze Welt soll’s erfahren!“Und sein Herz wackelte ihm wie ein Lämmerschwänzchen. DasSchnei<strong>der</strong>lein band sich den Gürtel um den Leib <strong>und</strong> wollte in die Welthin<strong>aus</strong>, weil es meinte, die Werkstätte sei zu klein für seine Tapferkeit.Erzähler:Schnei<strong>der</strong>lein:Erzähler:Geißlein:Erzähler:Geißlein:Nach einiger Zeit kam er an ein H<strong>aus</strong>. Er klopfte an die H<strong>aus</strong>tür <strong>und</strong>rief:„Macht auf, ihr lieben Kin<strong>der</strong>, eure Mutter ist da <strong>und</strong> hat jedem von euchetwas mitgebracht.“Aber die Geißerchen hörten an <strong>der</strong> rauen Stimme, dass es nicht ihreMutter war.„Wir machen nicht auf…“,riefen sie,„…du bist unsere Mutter nicht, die hat eine feine <strong>und</strong> liebliche Stimme,aber deine Stimme ist rau. Du bist das tapfere Schnei<strong>der</strong>lein!“© www.kath-jugend-borna.deSeite 3
„Die Kramkiste“ - Tipps, Ideen <strong>und</strong> Bücher für die Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> JugendarbeitErzähler:Da ging das tapfere Schnei<strong>der</strong>lein fort zum Kirchenchor <strong>und</strong> nahmGesangsunterricht.Schnei<strong>der</strong>lein geht zu einem Kirchenchormitglied, fragt nachGesangsunterricht <strong>und</strong> übt ein paar Töne.Erzähler:Schnei<strong>der</strong>lein:Erzähler:Geißlein:Erzähler:Schnei<strong>der</strong>lein:Dann kam er zurück, klopfte an die H<strong>aus</strong>tür <strong>und</strong> rief:(mit hoher Stimme) „Macht auf, ihr lieben Kin<strong>der</strong>, eure Mutter ist da <strong>und</strong>hat jedem von euch etwas mitgebracht.“Aber <strong>der</strong> Schnei<strong>der</strong> hatte seine schwarze Hand in das Fenster gelegt,das sahen die Geißerchen <strong>und</strong> riefen:„Wir machen nicht auf, unsere Mutter hat keine schwarze Hand wie du.Du bist das tapfere Schnei<strong>der</strong>lein!“Da lief das Schnei<strong>der</strong>lein zum Müller <strong>und</strong> sprach:„Streu mir weißes Mehl auf meine Hand.“Müller gibt ihm Mehl.Erzähler:Schnei<strong>der</strong>lein:Erzähler:Geißlein:Erzähler:Nun ging <strong>der</strong> tapfere Bösewicht zum dritten Mal zu <strong>der</strong> H<strong>aus</strong>tür, klopftean <strong>und</strong> sprach:„Macht mir auf, Kin<strong>der</strong>, euer liebes Mütterchen ist heimgekommen <strong>und</strong>hat jedem von euch etwas <strong>aus</strong> dem Walde mitgebracht.“Die Geißerchen riefen:„Zeig uns erst deine Hand, damit wir wissen, dass du unser liebesMütterchen bist.“Da legte er die Hand ins Fenster, <strong>und</strong> als sie sahen, dass sie weiß war,so glaubten sie, es wäre alles wahr, was er sagte, <strong>und</strong> machten die Türauf. Wer aber hereinkam, das war das tapfere Schnei<strong>der</strong>lein. Sieerschraken <strong>und</strong> wollten sich verstecken.Geißlein versteckt nun nacheinan<strong>der</strong> die Plüschtiere an den jeweiligenOrten <strong>und</strong> setzt sich dann ins Publikum.Erzähler:Das eine sprang unter den Tisch. Das zweite ins Klavier, das dritteunter die Jacke von …, das vierte hinter das Bierglas von …, das fünfte…, das sechste … <strong>und</strong> das siebente im Publikum. Aber das tapereSchnei<strong>der</strong>lein fand sie alle <strong>und</strong> machte nicht lange Fe<strong>der</strong>lesen.Schnei<strong>der</strong>lein stopft sich Plüschtiere unter Pullover.© www.kath-jugend-borna.deSeite 4
„Die Kramkiste“ - Tipps, Ideen <strong>und</strong> Bücher für die Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> JugendarbeitErzähler:Eines nach dem an<strong>der</strong>en schluckte er in seinen Rachen. Nur dasJüngste (im Publikum), das fand er nicht. Als das Schnei<strong>der</strong>lein seinenHunger gestillt hatte, trollte es sich fort, legte sich unter einen Baum<strong>und</strong> fing an zu schlafen.Plüschtiere wie<strong>der</strong> r<strong>aus</strong> <strong>und</strong> weg. Schnei<strong>der</strong>lein schnarcht.Erzähler:Als das tapfere Schnei<strong>der</strong>lein endlich <strong>aus</strong>geschlafen hatte, machte essich auf die Beine, ging zum Brunnen, setzte sich hin <strong>und</strong> fing an zunähen.Erzähler:Stiefmutter:Erzähler:Nun trug es sich zu, dass die Nadel einmal ganz blutig war. Es bücktesich damit in den Brunnen <strong>und</strong> wollte sie abwaschen, sie sprang ihmaber <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Hand <strong>und</strong> fiel hinab. Es weinte, lief zur Stiefmutter un<strong>der</strong>zählte ihr das Unglück. Sie schalt es aber so heftig <strong>und</strong> war sounbarmherzig, dass sie sprach:„Hast du die Nadel hinunterfallen lassen, so hol sie auch wie<strong>der</strong>herauf.“Da ging das tapfere Schnei<strong>der</strong>lein zu dem Brunnen zurück <strong>und</strong> wusstenicht, was es anfangen sollte, <strong>und</strong> in seiner Herzensangst sprang es inden Brunnen hinein, um die Nadel zu holen.Sonne, Wiese mit Blumen. Schnei<strong>der</strong>lein liegt darauf.Erzähler:Apfelbaum:Erzähler:Backofen:Es verlor die Besinnung, <strong>und</strong> als es erwachte <strong>und</strong> wie<strong>der</strong> zu sich selberkam, war es auf einer schönen Wiese, wo die Sonne schien <strong>und</strong> vielet<strong>aus</strong>end Blumen standen. Auf dieser Wiese ging es fort <strong>und</strong> kam zueinem Baum, <strong>der</strong> hing voller Äpfel <strong>und</strong> rief ihm zu:„Ach, schüttle mich, schüttle mich, meine Äpfel sind alle miteinan<strong>der</strong>reif.“Da schüttelte es den Baum, dass die Äpfel fielen, als regneten sie, <strong>und</strong>schüttelte, bis keiner mehr oben war <strong>und</strong> legte sie alle in einem Haufen(ins Publikum) zusammen. Danach ging es weiter <strong>und</strong> kam zu einemBackofen, <strong>der</strong> war voller Brot. Das Brot aber rief:„Ach, zieh mich her<strong>aus</strong>, zieh mich her<strong>aus</strong>, sonst verbrenne ich. Ich binschon längst <strong>aus</strong>gebacken.“Schnei<strong>der</strong>lein nimmt Brotschieber.Erzähler:Da trat es herzu <strong>und</strong> wollte mit dem Brotschieber alles her<strong>aus</strong>holen.Gretel springt auf.© www.kath-jugend-borna.deSeite 5
„Die Kramkiste“ - Tipps, Ideen <strong>und</strong> Bücher für die Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> JugendarbeitErzähler:Gretel:Erzähler:Da gab ihm Gretel einen Stoß, dass es weit hineinfuhr, machte dieeiserne Tür zu <strong>und</strong> schob den Riegel vor. Hu, da es an zu heulen, ganzgruselig. Aber Gretel lief schnurstracks zum Hänsel, öffnete seinStällchen <strong>und</strong> rief:„Hänsel, wir sind erlöst, das tapfere Schnei<strong>der</strong>lein ist tot.“Da sprang Hänsel <strong>aus</strong> dem Käfig hervor, wie ein Vogel, wenn ihm dieTür aufgemacht wird. Wie haben sie sich gefreut <strong>und</strong> sind sich um denHals gefallen. Dann gingen sie Hand in Hand nach H<strong>aus</strong>e. Und wennsie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.© www.kath-jugend-borna.deSeite 6