Digitale Lehrmittel und ihr Mehrwert für Lernende
Digitale Lehrmittel und ihr Mehrwert für Lernende - Berufsbildung
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educa.ch<br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Lehrmittel</strong> <strong>und</strong> <strong>ihr</strong> <strong>Mehrwert</strong> <strong>für</strong><br />
<strong>Lernende</strong><br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Lehrmittel</strong> halten Einzug an Berufsfachschulen. So gibt der hep-Verlag das erste<br />
interaktive <strong>Lehrmittel</strong> <strong>für</strong> den allgemeinbildenden Unterricht <strong>für</strong> Berufslernende heraus.<br />
Peter Egger ist Berufschullehrer <strong>und</strong> Verlagsleiter <strong>und</strong> gibt Auskunft über den Stellenwert<br />
<strong>und</strong> die Zukunft digitaler <strong>Lehrmittel</strong>.<br />
"Ich kann die Entwicklung nicht abschätzen, aber die Endgeräte<br />
werden immer besser <strong>und</strong> professioneller, vielleicht lösen Tablets<br />
<strong>und</strong> elektronische Geräte tatsächlich das Printprodukt ab <strong>und</strong><br />
werden so zu Kulturgütern..."<br />
Peter Egger, Berufsschullehrer <strong>und</strong> Verlagsleiter<br />
Weshalb haben Sie nach der<br />
obligatorischen Schulzeit (k)eine<br />
Berufslehre absolviert?<br />
Ich bin in einfachen Verhältnissen in<br />
Grindelwald aufgewachsen. Die Vorfahren<br />
waren einfache Bergbauern <strong>und</strong>/oder<br />
arbeiteten bei der Eisenbahn. Viele<br />
mussten auch nach Kanada <strong>und</strong> in die USA<br />
auswandern. Meine Eltern <strong>und</strong><br />
Sek<strong>und</strong>arlehrer Viktor Boss haben mich<br />
gefördert <strong>und</strong> mir ermöglicht, das Seminar<br />
Muristalden zu besuchen. Ich war damit<br />
der erste „Halbintellektuelle“ in unserer<br />
Familie…<br />
Der hep verlag hat seine Strategie als<br />
einer der ersten Schulbuchverlage auf<br />
digitale <strong>Lehrmittel</strong> ausgerichtet. Was sind<br />
Ihre Beweggründe?<br />
Wir hatten bereits bei der Gründung im<br />
Jahre 2000 "Blended Learning" in der<br />
Strategie. Das heisst, zu praktisch jedem<br />
<strong>Lehrmittel</strong> oder Sachbuch gibt es<br />
irgendetwas auf dem Internet. Oft nur<br />
PDFs (Arbeitsblätter Lösungen,<br />
Zusatzmaterialien), aber schon von Beginn<br />
weg auch interaktive Module, meist in<br />
Form von Tests. Wir haben mit der<br />
Universität Bern auch den<br />
"Parteienkompass" entwickelt. Es ist<br />
deshalb logisch, dass wir diesen digitalen<br />
Bereich ständig weiterentwickeln <strong>und</strong> nun<br />
mit dem interaktiven e<strong>Lehrmittel</strong> ABU im<br />
deutschsprachigen Europa der Konkurrenz<br />
ein bis zwei Jahre voraus sind <strong>und</strong> da<strong>für</strong><br />
den WorldDidac AWARD erhalten haben.<br />
Mit Prof. Dr Beat Döbeli haben wir im<br />
Verwaltungsrat einen Spezialisten, der uns<br />
auf dem Weg in die digitale Zukunft<br />
wichtige Impulse gibt.<br />
Wie sieht Ihr Konzept <strong>für</strong> die digitalen<br />
<strong>Lehrmittel</strong> aus?<br />
Wir machen eigentlich vier Sachen: E-<br />
Books, kostenlose Apps, kostenpflichtige<br />
Apps <strong>und</strong> e<strong>Lehrmittel</strong>. E-Books erstellen<br />
wir <strong>für</strong> Sachbücher, zum Beispiel<br />
Pädagogik. Jeder neue Titel <strong>und</strong> wichtige<br />
Titel aus der Backlist sind künftig<br />
elektronisch bei allen gängigen Anbietern<br />
(z.B. Amazon oder Apple) erhältlich. Die<br />
K<strong>und</strong>schaft kann also entscheiden, ob sie<br />
die Printversion oder die elektronische<br />
Version kaufen will. Zu den wichtigsten<br />
<strong>Lehrmittel</strong>n produzieren wir sogenannte<br />
Lern-Apps, die kostenlos sind. Vorderhand<br />
beinhalten diese Begriffe (Glossar) <strong>und</strong><br />
Insight Berufsbildung<br />
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eine Lernkartei. Wir werden diese Apps<br />
einerseits weiter ausbauen, u.a. mit<br />
interaktiven Tests, andererseits werden<br />
die ersten ab Herbst auch <strong>für</strong> Android-<br />
Geräte (u.a. Samsung) erhältlich sein.<br />
Etwas speziell ist die App zum Lexikon<br />
Allgemeinbildung, die kostenpflichtig ist<br />
(Besitzer der gedruckten Version können<br />
die App jedoch kostenlos freischalten). Die<br />
elektronische Ausgabe des Lexikons<br />
erlaubt es, Begriffe nachzuschlagen,<br />
zudem sind sämtliche Einträge verlinkt.<br />
Man kann aber auch eigene Begriffe<br />
definieren <strong>und</strong> auch zu Wikipedia oder<br />
Google wechseln. Das Spektakulärste sind<br />
unsere e<strong>Lehrmittel</strong>. Diese basieren nicht<br />
auf einem PDF <strong>und</strong> haben dadurch eine<br />
sehr grosse Funktionalität. Erhältlich sind<br />
die e<strong>Lehrmittel</strong> sowohl <strong>für</strong> iPad als auch<br />
<strong>für</strong> Mac-<strong>und</strong> Windows-Computer. Für das<br />
Schuljahr 2012/2013 bieten wir die<br />
e<strong>Lehrmittel</strong> <strong>für</strong> den grössten Markt an:<br />
Allgemeinbildung an Berufsfachschulen<br />
(ABU). Ab nächstem Jahr werden weitere<br />
<strong>Lehrmittel</strong> als e<strong>Lehrmittel</strong> erhältlich sein.<br />
Momentan läuft mit dem e<strong>Lehrmittel</strong> ABU<br />
ein von der PH Zürich begleiteter Pilot mit<br />
Schulen aus St.Gallen, Zürich, Bern <strong>und</strong><br />
Biel. Ziel ist es, Erkenntnisse zu gewinnen,<br />
wie weit sich die Didaktik verändert, wenn<br />
<strong>Lernende</strong> nicht mehr mit gedruckten,<br />
sondern mit digitalen Schulbüchern<br />
arbeiten.<br />
Welchen <strong>Mehrwert</strong> erhalten<br />
Berufslernende <strong>und</strong> Lehrpersonen an den<br />
Berufsfachschulen damit?<br />
Ein ganz einfacher <strong>Mehrwert</strong> ist, dass die<br />
<strong>Lernende</strong>n nicht mehr mit Rollkoffern<br />
oder Rucksäcken voller Bücher in den<br />
Unterricht kommen müssen. Sie haben<br />
alles auf einem Laptop oder iPad. Und die<br />
Lehrpersonen haben die Möglichkeit,<br />
Bilder, Grafiken, Texte, Lösungen usw.<br />
direkt auf den Beamer zu bringen. Der<br />
ganz grosse Vorteil ist aber die grosse<br />
Funktionalität (u.a. Notizen anbringen,<br />
Textstellen markieren, Seiten einfügen<br />
<strong>und</strong> selber Text eintippen, interaktive<br />
Aufgaben lösen), die Verlinkungen auch<br />
zwischen den einzelnen <strong>Lehrmittel</strong>n sowie<br />
die Möglichkeit der schnelleren Anpassung<br />
an die Aktualität.<br />
Wie weit sich die Didaktik verändert,<br />
wollen wir mit dem oben erwähnten Pilot<br />
herausfinden. Ich will den E-Learning-<br />
Spezialistinnen <strong>und</strong> -Spezialisten der PH<br />
Zürich nicht vorgreifen. Nur so viel:<br />
Lehrpersonen braucht es weiterhin. So wie<br />
eine Lehrperson schon jetzt entscheiden<br />
muss, wie sie ein (Print-)<strong>Lehrmittel</strong><br />
einsetzen will, wird sie das auch bei<br />
digitalen Inhalten entscheiden müssen.<br />
Die <strong>Lernende</strong>n haben mehr<br />
Selbständigkeit <strong>und</strong> müssen mehr<br />
Eigenverantwortung übernehmen.<br />
Schulbücher sind auch Kulturgüter. Was<br />
sagt Ihr Verlegerherz dazu, dass sich<br />
Lerninhalte immer mehr in Bits <strong>und</strong> Bytes<br />
auflösen?<br />
Ja, Bücher sind gr<strong>und</strong>sätzlich Kulturgüter.<br />
Und gerade unsere Klientel, die <strong>Lernende</strong>n<br />
in der Berufsbildung, nehmen an diesem<br />
Teil der Kultur wenig teil <strong>und</strong> lesen<br />
praktisch keine Bücher. Momentan ist es<br />
deshalb unsere Aufgabe, sie zum Lesen zu<br />
ermuntern. Ich kann die Entwicklung nicht<br />
abschätzen, aber die Endgeräte werden<br />
immer besser <strong>und</strong> professioneller,<br />
vielleicht lösen Tablets <strong>und</strong> elektronische<br />
Geräte tatsächlich das Printprodukt ab<br />
<strong>und</strong> werden so zu Kulturgütern... Letztlich<br />
ist der Inhalt entscheidender als die Form.<br />
Wie schon gesagt, wir können nicht<br />
abschätzen, wie sich die digitale Welt<br />
verändern wird, wir müssen aber fit <strong>für</strong> die<br />
Zukunft sein, dürfen den Anschluss nicht<br />
verpassen <strong>und</strong> haben nun deshalb viel<br />
Geld in digitale Medien investiert.<br />
Insight Berufsbildung<br />
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Welches sind aus Ihrer Sicht die grössten<br />
Herausforderungen <strong>für</strong> das<br />
Schweizerische System der<br />
Berufsbildung?<br />
Wir müssen Sorge tragen zum<br />
Erfolgsmodell der dualen Berufsbildung.<br />
Auch die Quoten mit ca. 20% Matura (die<br />
Schweiz braucht hoch qualifizierte<br />
Studienabgänger/innen) <strong>und</strong> momentan<br />
ca. 75% Berufsbildung finde ich gut. Rudolf<br />
H. Strahm hat das in seinem bei hep<br />
erschienenen Buch "Warum wir so reich<br />
sind" hervorragend dargestellt. Wir bilden<br />
selber <strong>Lernende</strong> aus, so habe ich nebst der<br />
Sicht als Berufsschullehrer auch diejenige<br />
des Lehrbetriebs. Herausforderungen sind,<br />
den Lehrbetrieben nicht zu viel<br />
administrativen Aufwand zu übertragen,<br />
sie auch zu motivieren, junge Leute<br />
auszubilden. Von der Schulseite <strong>und</strong> den<br />
Organisationen der Arbeitswelt (OdAs) her<br />
gilt es, die Bildungsverordnungen <strong>und</strong><br />
Lehrpläne ständig der rasanten<br />
Entwicklung von Technik <strong>und</strong> Gesellschaft<br />
anzupassen. Dazu stellt sich die Frage des<br />
Fremdsprachenunterrichts. Heute wird<br />
nebst Kompetenzförderung auch das<br />
Beherrschen von Fremdsprachen als<br />
Gr<strong>und</strong>voraussetzung <strong>für</strong> die<br />
"Marktfähigkeit" eines Menschen<br />
gefordert. Was im KV <strong>und</strong> im Detailhandel<br />
längst gang <strong>und</strong> gäbe ist, sollte auch bei<br />
den übrigen Berufen eingeführt werden.<br />
Das ist aber bekanntlich eine alte<br />
Diskussion, es geht um Lektionenzahlen,<br />
Schultage usw...<br />
Kontakt<br />
Peter Egger peter.egger@hep-verlag.ch<br />
Die Fragen stellte Gallus Zahno, Redaktor<br />
Berufsbildung educa.ch<br />
gallus.zahno@educa.ch<br />
Weitere Informationen<br />
www.hep-verlag.ch<br />
e<strong>Lehrmittel</strong> auf iTunes<br />
03.09.2012<br />
Insight Berufsbildung<br />
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