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Lech<br />

VII<br />

Sonderveröffentlichung Industriekultur Herbst 2015<br />

U RT O U R<br />

en Orten der Augsburger industriekultur<br />

0<br />

4<br />

InDustrIeKulturtour<br />

Industriekultur und Popmoderne<br />

Ein Gastbeitrag von Peter Bommas<br />

In Augsburg gibt es – wie auch anderswo – eine »kreative Szene«, deren Kulturbegriff deutlich und oft provokativ<br />

vom bürgerlichen Kulturbegriff abweicht. Nennen wir es die »popkulturelle Postmoderne«. Unter diesem<br />

Label verfügt Augsburg über beachtliche Qualitäten, die überregional oft besser bekannt sind als in der<br />

Stadt und deren Transformation in eine echte, basisorientierte, vom Do-it-yourself getragene »creative city«<br />

noch immer ansteht. Es könnte also durchaus Sinn machen, diese popkulturelle Seite der Stadt mehr als<br />

bisher in die Mitte der Stadtgesellschaft zu rücken. Ihre seit Jahrzehnten verschütteten, in den Underground<br />

und die Subkultur verbannten Ressourcen endlich dorthin zu bringen, wo sie hingehören.<br />

Daneben existiert ein zweiter Untergrund, eigentlich eine »second city«, auch diese sträflich vernachlässigt<br />

und mit teilweise brutalen Maßnahmen der Wahrnehmung entzogen bzw. nur noch an den Rändern zu<br />

erspüren. Augsburg war im 19. Jahrhundert eine bedeutende Industriestadt mit Schwerpunkt Textil und<br />

Maschinenbau. Aus dieser Zeit existiert eine »zweite Siedlungsstruktur« angrenzend an die historische<br />

Stadt, die einen deutlichen Bruch mit den Traditionen des antiken und mittelalterlichen Augsburg vorgenommen<br />

hat. Für diese neue Kombination von Produktion und Alltagsleben mit den zugehörigen Bau- und<br />

Siedlungsweisen hat sich der Begriff »Industriekultur« eingebürgert, ein Label und eine Realität, für die die<br />

Stadtgesellschaft bisher wenig Empathie zeigte – die aber überregional ganz anders wahrgenommen wird.<br />

Also zwei stiefmütterlich behandelte Stadtstrukturen mit eigentümlichen Ressourcen und Reizen, unterbewertet,<br />

geduldet, aber nicht wirklich geliebt und gewürdigt. Allerdings mit einer gewissen räumlichen<br />

Verbindung, weil die »Kreativen« für ihre Produktionen und Inszenierungen gerne solche industriekulturellen<br />

Artefakte, Areale und/oder Bauwerke benutzen und dabei innovative Potenziale zum Vorschein<br />

kommen (können), die nur bei (temporären) Leerstandsnutzungen zum Vorschein kommen. Bevor man<br />

diesen Zusammenhang stadtgesellschaftlich stärker nutzen will, sollte man sich allerdings einige Fragen<br />

stellen: Geht es lediglich um kostengünstige Immobilien oder geht von den Arealen/Bauwerken eine künstlerische<br />

Inspiration aus? Kann es mithilfe von kulturellen Aktivitäten gelingen, solche stillgelegten Flächen<br />

wieder lebendig zu machen? Ist es vielleicht sogar ein Weg, eine Industriebrache von einem Nullstand<br />

wirtschaftlich wieder aufzuwerten? Und welche Rolle können dabei die »Kreativen« mit ihrer popkulturellen<br />

Zeichensprache spielen?<br />

AVA<br />

6<br />

A8<br />

Es gibt genug Beispiele, dass nach wenigen Jahren enger Affinität diese wieder zerfällt, die postmoderne<br />

Popkultur weiterzieht, in Neubauten, in Denkmäler der Feudalzeit etc. Und man läuft leicht Gefahr, den<br />

aktuellen Hype der Kultur- und Kreativwirtschaft mit seiner sehr weiten branchenmäßigen Definition und<br />

unscharfen Abgrenzung mit der Szene der »Kreativen« zu verwechseln. Denn diese Szene ist innovativ,<br />

zukunftsorientiert, von Vielfalt und Do-it-yourself geprägt, aber eben auch sehr prekär, selbstausbeuterisch,<br />

statistisch gesehen aber gar keine so unbedeutsame Unterkategorie der »kreativen Klasse«. Es sind die vielen<br />

»Scouts« des – ökonomischen wie kulturellen – Underground, die eine kreative Stadt zum Alltag machen.<br />

Denn gerade in dieser Nische herrscht ein besonderes Klima für überraschende und spannende Prozesse der<br />

Innovation, die sich oft über viele Umwege letztlich auch in Produktion, Dienstleistung und wirtschaftlicher<br />

Wertschöpfung ausdrücken.<br />

räg<br />

B300<br />

8<br />

Was dieser Nische, dieser Kreativszene der Popmoderne fehlt, ist ein weithin wahrnehmbares Symbol der<br />

Sichtbarkeit. Ein stadtgesellschaftlich verortetes Zeichen jenseits der üblichen »Innovationsparks« oder<br />

»Businessparks«, ein bildwirksames Symbol der Vereinigung von Industriekultur und Popkultur. Augsburg<br />

verfügt über die Ressourcen dafür. Ich habe den Zusammenhang vor Jahren einmal als »Projekt Augsburg<br />

Factory« benannt. In einem zukünftigen Kulturentwicklungsplan sollte dafür ein Platz reserviert sein.<br />

Kuka<br />

5<br />

LECH<br />

MUSEUM<br />

Bayern<br />

11<br />

11<br />

B2<br />

1 Gaswerk<br />

2 MAN Museum<br />

3 haindlsche Stiftungshäuser<br />

4 Schlachthofquartier<br />

5 Bahnpark<br />

6 Glaspalast mit h2, Galerie Noah und<br />

Museum Walter<br />

7 Auktionshaus rehm<br />

8 tim – Staatliches Textil- und<br />

industriemuseum Augsburg<br />

9 Augustusbrunnen<br />

10 Wassertürme am roten Tor<br />

11 hochablass<br />

12 Lechmuseum Bayern<br />

13 Wasserschloss in der Wolfzahnau<br />

14 Localbahn Augsburg<br />

TiPP: Geführte radtouren zur industriekultur<br />

die region augsburg Tourismus gmbH bietet eine geführte<br />

radtour mit Besichtigung des gaswerks, des man museums,<br />

des Staatliche Textil- und Industriemuseums, des glaspalast,<br />

des Hochablass und des historischen Wasserkraftwerks am<br />

Hochablass sowie der königsbrunner Heide an.<br />

dauer: ca. 5 Stunden<br />

Preis pro gruppe: eur 150,– (zzgl. Fahrräder und eintritt)<br />

LECHMUSEUM BAYERN<br />

IN LANGWEID<br />

Das Lechmuseum Bayern im Wasserkraftwerk Langweid ist<br />

die multimediale Inszenierung des Flusses, der seit Tausenden<br />

von Jahren das Leben unserer Region prägt und der die maßgebliche<br />

Rolle bei der Elektrifizierung Südbayerns spielte.<br />

Gegen Voranmeldung unter Telefon 0821 328-1658 erhalten<br />

Sie eine fachkundige kostenlose Führung durch das Museum.<br />

Darüber hinaus ist das Museum an jedem 1. Sonntag im Monat<br />

von 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. An den<br />

geöffneten Sonntagen bieten wir keine Führungen an.<br />

www.lechmuseum.de<br />

AUSFLUGSTIPP:<br />

JEDEN 1. SONNTAG IM MONAT<br />

VON 10 BIS 18 UHR GEÖFFNET!<br />

w w w . a 3 k u l t u r . d e

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