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Adventszeit in der Familie Adventszeit in der Familie - Junge ...

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Leitartikel JG <strong>aktuell</strong> 4/2007<br />

Das ganze Leben ist Advent<br />

Wenn ich mein Leben mal mit etwas Distanz<br />

anschaue, dann stelle ich fest, dass<br />

ich viel Zeit mit Warten verbringe: ich<br />

warte auf den Zug, auf den Urlaub, auf<br />

einen lieben Menschen, auf die Gehaltszahlung<br />

etc… Und auch andere beobachte<br />

ich beim Warten: auf die Antwort auf eine<br />

Bewerbung, auf die Note für eine Klassenarbeit,<br />

auf die Geburt eines Kindes,<br />

auf ein Untersuchungsergebnis…etc.<br />

Manchmal warte ich vergebens – aber oft<br />

werde ich belohnt, und dann ist meine<br />

Freude groß: Es wird etwas erfahrbar, das<br />

mich aus meinem Alltag heraushebt, das<br />

den Augenblick der Erfüllung zu etwas<br />

ganz Besonderem macht – vielleicht sogar<br />

zu einer göttlichen Erfahrung wie z.B.<br />

bei der Geburt eines Kindes. Das Warten<br />

kann sehr anstrengend sein - wie eine Krisenerfahrung:<br />

Die Lösung ist noch nicht<br />

sichtbar, und das Warten ist alles andere<br />

als attraktiv. Aber die Hoffnung hält mich<br />

bei der Stange.<br />

So ähnlich ist es auch mit dem Advent:<br />

Auch er ist eine Zeit des Wartens. Er<br />

findet statt in einer äußerlich dunklen<br />

Jahreszeit, in der wir mehr Zeit in den<br />

Wohnungen verbringen und ein Stück<br />

mehr auf uns zurück geworfen sind.<br />

Bei uns hat sich der größte Teil der Gesellschaft<br />

darauf verständigt, das Warten<br />

in der Adventszeit abzukürzen, indem<br />

zahllose Lichter über die Dunkelheit hinwegtrösten.<br />

Das ist sehr gut verständlich,<br />

erschwert aber, dass die Menschen sich<br />

ihrer Sehnsucht bewusst werden.<br />

Weihnachten ist in dieser Sicht die kurze<br />

Momentaufnahme, in der das „Heil“<br />

erfahren wird. Es ist der Augenblick, in<br />

dem göttliches Leben in unserem oft unvollkommenen<br />

Menschenleben erfahrbar<br />

wird.<br />

Wann ist Weihnachten? Auf diese Frage<br />

antworten wir ohne zu zögern: „Am 25.<br />

Dezember.“ Die Antwort ist einerseits<br />

richtig, weil wir am 25. Dezember die<br />

Geburt Jesu begehen.<br />

Die Antwort ist andererseits aber unvollständig,<br />

weil Weihnachten sich immer<br />

dann ereignet, wenn Menschen Erlösung<br />

vom Warten auf etwas Entscheidendes<br />

erleben. Insofern ist Weihnachten vor<br />

allem ein Ereignis, weniger ein Datum.<br />

Und manchmal fällt es eben nicht auf den<br />

25. Dezember, sondern auf einen ganz<br />

anderen Tag im Jahr.<br />

Ebenso ist Advent nicht einfach der<br />

Monat vor Weihnachten. Wichtiger als<br />

der Zeitraum ist die innere Haltung, die<br />

auf etwas hinfiebert, die sich danach<br />

sehnt, Gott zu erfahren. Grundsätzlich<br />

kann das 12 Monate im Jahr sein. Aber<br />

es ist einfacher, diese Haltung gemeinsam<br />

mit anderen einzuüben und einen<br />

festen Rahmen, eine geprägte Zeit als<br />

Orientierungshilfe zu nutzen. Advent lädt<br />

ein, sich des eigenen Wartens gewahr zu<br />

werden, bewusst die eigenen Sehnsüchte<br />

wahrzunehmen. Es ist eine Hilfe, allein<br />

oder mit den Kindern und in der Familie<br />

darüber nachzudenken, was nötig ist,<br />

damit Weihnachten sich ereignen kann.<br />

Dann wird Gott Mensch – nicht vor 2000<br />

Jahren, sondern hier und jetzt in mir und<br />

den Menschen, mit denen ich zusammen<br />

lebe.<br />

Christa Bischoff<br />

Zum Nachdenken<br />

Behutsam<br />

den Weg in die Tiefe wagen:<br />

zitternd,<br />

wie ein kleines Kind,<br />

das ein altes, geheimnisumwittertes<br />

Haus<br />

betritt.<br />

Tief in uns<br />

schlummern hinter verschlossenen<br />

Türen<br />

neue, ungeahnte Lebensräume.<br />

Vor der Dunkelheit im Innern nicht<br />

erschrecken,<br />

nicht ängstlich werden<br />

durch die verwirrenden Geräusche.<br />

Tasten und suchen,<br />

anklopfen und eintreten,<br />

neue Lebensräume entdecken.<br />

Du,<br />

vertraue darauf,<br />

dass noch Ungeahntes in Dir<br />

steckt.<br />

Geh in dich,<br />

damit Dein Leben mit Leben erfüllt<br />

wird.<br />

Du,<br />

lausche in Dich hinein,<br />

und stelle Dich<br />

Deinen Sehnsüchten und Träumen.<br />

Sie weisen Dir den Weg zum Leben.<br />

Klemens Schneider<br />

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