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magazin 2015 I air force center dübendorf

Gazette - Air Force Center

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HANS HOLLENSTEIN<br />

ALTE TANTEN UND DIE SCHÖNEN TÖNE<br />

bringt, wurde hier repariert und revidiert, vor allem Kolbentriebwerke<br />

und Sternmotoren, so auch der JU-52 BMW<br />

Motor. Spätestens zu diesem Zeitpunkt muss sich Hollensteins<br />

etwas pragmatische Einstellung zur damaligen Berufswahl<br />

gewaltig geändert haben! Flugmotoren sind anders!<br />

Die alten Maschinen haben es ihm angetan, er weiss, wie sie<br />

ticken oder besser: wie sie brummen. Er kennt jede Schraube<br />

dieser historischen Motoren, mit sehr grossem Fachwissen<br />

und viel Geduld verhilft er ihnen wieder zum Leben.<br />

1998 wurde die Naef Flugmechanik AG 1998 samt Lizenz nach<br />

Dübendorf verlegt, wo nebst der JU-52 weitere historische<br />

Flugzeuge betreut werden. Hollenstein blieb den Motoren<br />

treu und ging mit. Seine Hauptaufgabe ist es nun, die 16 9-Zylinder<br />

BMW-Sternmotoren der JU-AIR zu warten. 12 davon<br />

sind in den Flugzeugen HB-HOT, HB-HOS, HB-HOP und HB-<br />

HOY eingebaut und in Betrieb, 4 stehen als Reserve bereit.<br />

Jeweils nach ca. 100 Flugstunden werden die Motoren<br />

gründlich kontrolliert und geprüft und wenn nötig repariert.<br />

Einen grossen, totalen Check wird nach ca. 1500 Flugstunden<br />

durchgeführt. Für diese Revision wird der Motor<br />

demontiert und komplett zerlegt, zahlreiche Messungen<br />

und Kontrollen werden vorgenommen. Die Teile werden<br />

einzeln gereinigt und auf Schäden untersucht, Verschleissteile<br />

müssen ausgewechselt werden. Zuletzt dann, wird<br />

der neu zusammengebaute Motor zahlreichen Tests unterzogen<br />

bis er die strengen Vorschriften des BAZL besteht.<br />

Erstaunlicherweise sind viele Ersatzteile noch immer vorhanden.<br />

Diese müssen aber von den Mechanikern individuell<br />

eingepasst werden, fehlt das Teil, muss es nach Muster<br />

neu angefertigt werden. Hier ist feinstes Präzisionshandwerk<br />

unerlässlich.<br />

Hans Hollenstein hat «seine» alten Tanten auf Reisen um<br />

fast die ganze Welt begleitet. So im Jahr 2000 wo ein von<br />

der IWC Schaffhausen gesponsertes Team über Alexandria,<br />

Mumbai, Bangkok, Kuala Lumpur, Singapur, Manila, Hongkong,<br />

Taipeh nach Tokio flog. Leider fand die geplante Weltumrundung<br />

hier ein unerwünschtes Ende, die russischen<br />

Behörden erlaubten den Überflug ihres Territoriums nicht.<br />

Die zweite grosse Reise ging 2012 via Grossbritannien, Färöer-Inseln,<br />

Island, Grönland über Kanada nach Auburn USA.<br />

Die auf diesen beiden Reisen erlebten Abenteuer sind je in<br />

einem Buch festgehalten – die meisten jedenfalls. Hans Hollenstein<br />

weiss noch viele kleine Episoden zu erzählen. So<br />

über den Motor (Gewicht: 450 Kg) welcher auf einem stillgelegten<br />

Flugplatz in der Nähe von Prag gewechselt werden<br />

musste – das, nachdem dieser von der Schweiz aus auf dem<br />

Landweg her transportiert wurde oder die Nockenscheibe<br />

welche in Taipeh ersetzt werden musste, all das ohne Werkstatt,<br />

dafür mit viel improvisiertem Werkzeug. In solchen Fällen<br />

ist viel Einfallsreichtum gefragt, bis jetzt wurde aber für<br />

jedes Gebrechen der alten Tanten eine Lösung gefunden.<br />

So spannend Hans Hollensteins Beruf ist, von den alten Ladies<br />

tyrannisieren lässt er sich nicht. Denn da ist noch sein<br />

grosses Hobby, das Alphornspielen. Mit dem bekannten<br />

Alphorntrio Mühlrüti ist er oft an Ostschweizer Musik- und<br />

Volksfesten anzutreffen. Vordergründig mag es zwar paradox<br />

klingen, aber es gibt durchaus Zusammenhänge zwischen<br />

den JU-52 Motoren und dem Alphorn. Es muss bei<br />

beiden einfach schön tönen, antwortet Hans Hollenstein auf<br />

dieses Thema angesprochen, spontan. Natürlich darf das<br />

Alphorn jeweils auch auf die Auslandreisen mit.<br />

Text: Elisabeth Bengzon | Foto: Kurt Dätwyler<br />

Wenn das gemütliche Brummen der JU-52 über der Landschaft<br />

ertönt, staunt der Betrachter immer wieder darüber,<br />

dass dieses fast nicht mehr in unsere Zeit passende Flugzeug<br />

überhaupt noch fliegen kann. In den 30iger Jahren von den<br />

Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG (JFM) Dessau entwickelt,<br />

ist die Tante JU nun schon über 75 Jahre alt und fliegt<br />

noch in alter Frische.<br />

Dieses stattliche Alter verdankt die alte Tante vor allem der<br />

gewissenhaften und liebevollen Pflege und Instandhaltung<br />

Einer davon ist Hans Hollenstein. Seine Lehre absolvierte<br />

der Toggenburger als Maschinenmechaniker in der Maschinenfabrik<br />

Heberlein Wattwil. Auf die Frage, ob mit dieser<br />

Berufswahl sein Traumberuf in Erfüllung ging, antwortete<br />

er lakonisch, nein, eigentlich nicht, man durfte einfach eine<br />

Lehre machen und diese bot sich gerade an. Wahrscheinlich<br />

wusste er damals noch nichts über seine verborgenen Talente!<br />

Später und nach einigen Auslandaufenthalten wechselte<br />

er zur Naef Flugmaschinen Fabrik AG, in Fischenthal.<br />

Dieser Betrieb spezialisierte sich auf Reparaturen und Revisi-<br />

52 des Team der JU-AIR Mechaniker.<br />

onen von Flugmotoren. Alles was ein Flugzeug zum Fliegen<br />

53

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