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Buch_Ueli_Kestenholz_vorschau

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Dieser Unfall habe ihm vor Augen geführt, wie rasch sein Lebensmodell<br />

nicht mehr aufgehen könnte. Gesundheit oder Einsatzfähigkeit<br />

sind Grundvoraussetzung, ohne die die <strong>Kestenholz</strong>-AG<br />

nicht funktionieren kann. <strong>Ueli</strong> hat sich innert sechs Wochen von<br />

seinem Unfall erholt. «Zum Glück!», fügt er an.<br />

Auf die Sommersportarten würde er aber nie verzichten wollen,<br />

sagt <strong>Ueli</strong> <strong>Kestenholz</strong>: «Diese Vielseitigkeit gefällt mir. Nach einem<br />

langen Winter auf dem Wasser wieder das Gefühl für das Brett zu<br />

finden, das reizt mich. Ich liebe die Vielseitigkeit.» Als dreijähriger<br />

Junge begann alles mit Skifahren, bald kamen Skateboarden,<br />

Windsurfen, Biken, Snowboardfahren, Wellenreiten, Kitesurfen,<br />

Fallschirmspringen, Wingsuit-Fliegen, Speedriden und Gleitschirmfliegen<br />

dazu. <strong>Ueli</strong> <strong>Kestenholz</strong> wird deshalb oft als Multisportler<br />

bezeichnet.<br />

gefährlich, also war dies die einzige Lösung.» Dean Dunbar reiste<br />

in die Schweiz. Die beiden übten einen Tag lang: Zuerst in <strong>Ueli</strong>s<br />

Materialraum, dann auf dem Schnee. Der Schotte erlebte zum<br />

ersten Mal das Gefühl, mit Skis auf dem Schnee zu gleiten. Am<br />

zweiten Tag waren sie bereit abzuheben. «Dean war nach dem<br />

ersten Flug begeistert. Wir fuhren am Anfang nur beim Start und<br />

bei der Landung. Dazwischen hielt ich uns immer in der Luft.»<br />

Beim dritten Flug fragte <strong>Ueli</strong> seinen blinden Passagier, ob er bereit<br />

sei für einen Touchdown, eine Bodenberührung während des<br />

Fluges: «Wir setzten mehrere Male auf dem Schnee auf. Einmal<br />

fuhren wir circa 150 Meter, bis wir wieder abhoben. Dabei spürte<br />

Dean das hohe Tempo so richtig. Ich werde Deans Begeisterung<br />

und Freude nie vergessen. Mich kostete das Ganze Denkarbeit<br />

und Tüftelei, aber für Dean ging mit dieser Aktion ein Traum in<br />

Erfüllung. Was will ich mehr?»<br />

DEAN DUNBAR –<br />

DER BLINDE PASSAGIER<br />

So vielfältig lebt <strong>Ueli</strong> <strong>Kestenholz</strong> seinen Traum und betont immer<br />

wieder, dass er dafür dankbar sei: «Die Welt meint es gut mit mir!<br />

Manchmal kann ich etwas zurückgeben, indem ich anderen Menschen<br />

ein unvergessliches Erlebnis ermögliche.» <strong>Ueli</strong> deutet auf<br />

einen Stapel Flyer auf dem Pult: Tandemflüge mit <strong>Ueli</strong> <strong>Kestenholz</strong>.<br />

Er macht im Sommer öfter Flüge mit Passagieren, die dann dieses<br />

Gefühl in der Luft zum ersten Mal erleben. Das sei immer wieder<br />

speziell. Diese Menschen führten ihm vor Augen, wie schön und<br />

einzigartig sein Alltag sei. «Eine Anfrage werde ich nie mehr vergessen:<br />

Ich erhielt eine Email von einem Mann namens Dean Dunbar.<br />

Dean ist ein schottischer Abenteurer, er ist blind. Er wollte<br />

von mir wissen, ob es möglich sei, dass ich ihn zum Speedriden<br />

mitnehmen könnte. Er schrieb, dass er übrigens noch nie auf<br />

Skiern gestanden sei.»<br />

<strong>Ueli</strong> schrieb Dean zurück, dass er diese Herausforderung gerne<br />

annehme. Stundenlang brütete er in der Folge darüber, wie er<br />

Dean Dunbars Traum wahr werden lassen könnte: «Ich montierte<br />

schliesslich eine Snowboard-Bindung auf einen breiten Freeride-Ski,<br />

die Snowboard-Bindung vor meine eigene Bindung. Dass<br />

Dean mit eigenen Skis mitfliegen würde, war unrealistisch und zu<br />

DAS GROSSE MATERIALLAGER<br />

VON UELIS MULTISPORTWELT<br />

Wir verlassen das Hauptquartier der <strong>Kestenholz</strong> AG und gehen<br />

wieder hinaus in den Garten. Kalani flitzt vorbei, immer noch in<br />

voller Bike-Montur, und verschwindet im Nebengebäude, in einer<br />

umgebauten Scheune. <strong>Ueli</strong> erklärt: «Das ist mein Materiallager.<br />

Da habe ich zusammen mit Handwerkern selber Hand angelegt.<br />

Wir haben neue Fenster eingebaut und ein neues Dach gemacht,<br />

mit Sonnenkollektoren, die die Wärme für den Innenraum liefern.»<br />

Hier drin also lagert die Welt von <strong>Ueli</strong> <strong>Kestenholz</strong>: seine Bretter,<br />

seine Schirme – aufgereiht oder fein säuberlich aufgehängt, ein<br />

buntes Gesamtbild mit vielen Mustern und Farben. Mehrere Paar<br />

Ski, unzählige Snow-, Skate- und Surfboards, dazu Kite-, Fallund<br />

Gleitschirme in verschiedensten Grössen. «Und mit meiner<br />

Schuhsammlung kann ich es mit den meisten Frauen locker aufnehmen!»,<br />

lacht <strong>Ueli</strong> und zeigt auf ein Regal mit unzähligen Ski-,<br />

Snowboard-, Wander- und Trekkingschuhen sowie Surf-Finken.<br />

«Weisch, das alles hier drin bedeutet für mich Freiheit. Das ist<br />

mein Leben und das macht mich glücklich!» Und plötzlich bewegt<br />

sich das gelbe Tuch eines Schirms und ein feines Stimmchen kichert<br />

darunter hervor. Kalani spielt Verstecken. Auch er ist Teil<br />

dieser Welt.<br />

» 160 Petra Wolf 161 »

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