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Fest Heilige Familie - Sonntag in der Weihnachtsoktav<br />

Einander ein Segen sein<br />

ZUM THEMA<br />

Das Fest der Heiligen Familie, das am Sonntag zwischen Weihnachten und Neujahr gefeiert wird, liegt in einer<br />

sensiblen Zeit in bezug auf das Thema Familie. Viele Menschen leiden darunter, dass sich das Familienleben<br />

nicht so gestaltet, wie sie es sich wünschen – was besonders an den Feiertagen spürbar wird. Anderen Menschen<br />

wird gerade in diesen Tagen das Fehlen einer eigenen Familie und das Alleinsein besonders schmerzhaft<br />

bewusst.<br />

Andrerseits ist es auch eine Zeit, in der glückliche Familien sich besonders beschenkt und von Herzen dankbar fühlen.<br />

Für die Gestaltung von Kinderliturgie anlässlich dieses Festes halte ich es für unabdingbar, die Verschiedenheit<br />

der Befindlichkeiten der Mitfeiernden, besonders auch der Kinder, im Blick zu haben und nicht jene, die<br />

sich in diesen Tagen ohnehin schon gebrochen fühlen noch einmal mit idealisierten und überhöhten Bildern<br />

von Familie zu verletzen. Familien werden eher unterstützt durch ein Reduzieren überhöhter Ansprüche und<br />

Erwartungen.<br />

Zudem ist bei aller Wertschätzung für gelingendes Familienleben zu beachten, dass Familien nicht „von Natur<br />

aus“ heile Welten sind. Familien sind auch jene Orten, an denen eine Vielzahl von Spannungen zwischen Eltern<br />

und Kindern erlebt werden – und das müssen noch gar nicht gewaltvolle Übergriffe sein. Familien sind<br />

Orte, wo Eltern an Kindern schuldig werden, auch wenn sie sie lieben, wo Kinder den Eltern mehr abfordern<br />

als diese beim besten Willen geben können. Dazu sind sie Orte, wo Geborgenheit und Unterstützung erfahren<br />

werden können, Verbundenheit und Fürsorge, Einheit in der Vielfalt von Persönlichkeiten und Generationen.<br />

DEN<br />

War die Heilige Familie wirklich die „Idealfamilie“, als die sie oft hingestellt wird?<br />

Die – zugegebenermaßen zugespitzten – Bilder, die vor unseren Augen vielleicht entstehen, mit dem Vater an<br />

der Werkbank, der hausfraulichen fleißigen Mutter und dem untertänigen braven Kind fern der bösen Welt<br />

sind keine biblischen Bilder, sondern Bilder aus viel späteren Zeiten, die ein biedermeierliches Wunschbild<br />

zum Ausdruck bringen. Das Fest Heilige Familie wurde in der röm.-kath. Kirche erst 1920 verbindlich eingeführt.<br />

Jesus ist wohl in der Geborgenheit einer Familie aufgewachsen, in einer Familie mit allen Höhen und Tiefen<br />

eines Familienlebens, wie uns auch die Bibeltexte der drei Lesejahre für das Fest Heilige Familie zeigen, inkl.<br />

Flucht nach Ägypten, Vorahnungen einer besonderen Lebensaufgabe, pubertärer Alleingänge. Eine Idealisierung<br />

der Familie war jedenfalls nicht Hauptlinie der jesuanischen Verkündigung. „Im NT finden sich zwei<br />

verschiedene Tendenzen: Einerseits zeigt sich eine starke Relativierung der Familienbindung: Jesus lebt – jedenfalls<br />

während der Zeit seines öffentlichen Auftretens – außerhalb seiner Familie (Mk 3,20f) und fordert<br />

von seinen Jüngern und Jüngerinnen das Gleiche, wegen des nahen Reiches Gottes (Mk 10,21; Mt 8,21f); an<br />

die Stelle der leiblichen Familie soll für sie die ‚geistliche Familie’ treten, also die Gemeinschaft derer, die<br />

Jesus nachfolgen (Mk 3,33-35;10,29f); [...] Andererseits entwickelt sich schon bald im Urchristentum eine<br />

christl. Familienethik, die die Familie als Kernzelle der Gemeinde anerkennt (vgl. 2 Tim 1,5 und öfter in den<br />

Pastoralbriefen).“, so formuliert es Herders Neues Bibellexikon unter dem Stichwort „Familie“.<br />

Die „Geistliche Familie“ ist für Jesus Christus wichtig. Als Christinnen und Christen, verbunden durch den Geist<br />

Jesu Christi, sind wir einander Bruder und Schwester. Wir alle gehören zur Familie Jesu und niemand soll sich<br />

ausgeschlossen oder alleine fühlen müssen.<br />

Viele von uns leben in einer Familie mit Eltern, Großeltern, Bruder und Schwester. Aber alle haben wir einen<br />

gemeinsamen Vater, eine gemeinsame Mutter im Himmel. Wir alle sind durch die Liebe Gottes untereinander<br />

verbunden, tragen füreinander Sorge und freuen uns aneinander.<br />

Das Zusammenleben in verschiedenen Gemeinschaften (Familien, Pfarrgemeinden, KollegInnenschaft, ...)<br />

glückt, wenn es gelingt, einander ein Segen zu sein. Dazu braucht es Achtsamkeit für die unterschiedlichen<br />

KGG NR. 77<br />

Seite 1

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