nordwaertsNo2_kFassung6.2
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* Vor Ort Thema Leitbild * * Vor Ort Thema Leitbild *<br />
Bekritzeln von Stadtplänen – diesmal nicht<br />
verboten : )<br />
„Ich bin zufrieden, außer ich werde genervt!“<br />
Das Nordwärts-Team war unterwegs<br />
und hat mit Kindern und Jugendlichen<br />
individuelle Stadtpläne von Erfurt erstellt.<br />
Am 06.01.2015 waren wir Gast<br />
im Ortsjugendwerk der AWO Erfurt<br />
und am 19.01.2015 im Jugendhaus<br />
Roter Berg. Insgesamt 10 Kinder und<br />
Jugendliche haben auf Stadtplänen<br />
ihre persönlichen Markierungen vorgenommen.<br />
Dazu wurde von allen Anwesenden auf<br />
einer Erfurt-Karte die für sie wichtigen<br />
Orte, Bezugspunkte und Wege aufgemalt<br />
und erklärt was und warum die toll<br />
sind. Mit dem Ergebnis nehmen sie direkt<br />
Einfluss auf die Planungen für das<br />
Leitbild „kinder- und jugendgerechtes<br />
Erfurt 2020“. Die Meinung der Kinder<br />
und Jugendlichen wird berücksichtigt<br />
bei dem, was in Erfurt als kinder- und<br />
jugendgerecht gilt und was dahingehend<br />
noch verändert werden muss.<br />
Viele bunte Stifte und Farben, 14<br />
Thesenblätter, 10 Stadtpläne, 10 Erklärungszettel,<br />
1 Fotoapparat sowie<br />
Kekse und Getränke waren das Material,<br />
was wir für diese Methode geund<br />
verbraucht haben. Nacheinander<br />
wurde auf den Stadtplänen markiert<br />
wo das Zuhause ist, wo die Freizeit<br />
verbracht wird, welche Wege durch<br />
Erfurt genutzt werden und wo gelernt<br />
werden kann. Natürlich durfte eine entsprechende<br />
Erklärung, ob dies „cool“<br />
oder „scheiße“ ist oder ob Mensch an<br />
den Orten so sein darf, wie Mensch ist,<br />
nicht fehlen. Dazu wurde als Anhang<br />
von jedem*r ein Erklärungszettel erstellt.<br />
Darauf standen Kommentare wie<br />
„weil da meine Freunde wohnen und<br />
die Schule näher ist“, „lang und nervig“,<br />
„in Erfurt gibt es keinen Platz für Neues“,<br />
„da sind nur Assis unterwegs“ oder<br />
„weil da meine Meinung zählt“.<br />
Nach den beiden Tagen und dem Auswerten<br />
der Stadtpläne und Erklärungszettel<br />
konnten Ergebnisse festgehalten<br />
werden, mit denen die Arbeitsgruppe<br />
zum Leitbild für ein kinder- und jugendgerechtes<br />
Erfurt 2020 weiterarbeiten<br />
soll.<br />
Am Moskauer Platz sah das Ergebnis so aus:<br />
Neben den Einrichtungen wie dem Ortsjugendwerk, dem Thüringen-Park oder dem Abenteuer-Spielplatz sind auch der<br />
Anger, der Nordpark mit dem Schwimmbad und das Sportzentrum im Süden mit Eishalle, Stadion und Schwimmhalle wichtig.<br />
Das sind die Orte, an denen ihr gerne seid und wo es cool ist, weil ihr sein könnt, wie ihr seid und ihr dort eure Freunde<br />
treffen könnt. Allerdings ist auch deutlich geworden, dass die Wege in die Gebiete außerhalb des Moskauer Platzes weit<br />
und teuer sind und mensch dabei genau überlegen muss, wie das mit wenig Kohle gemacht werden kann. Gerade auch<br />
weil die Schwimmbäder und anderen Angebote in einigen Fällen Eintritt kosten. Außerdem würdet ihr teilweise auch lieber<br />
an einem anderen Ort als eurer jetzigen Umgebung wohnen. Denn dort wohnen nicht alle eure Freunde, die Leute sind zu<br />
komisch oder es ist zu laut.<br />
Die Ergebnisse vom Roten Berg sehen so aus:<br />
Auch am Roten Berg sind euch die Einrichtungen vor Ort sehr wichtig. Diese sind das Jugendhaus, der Bolzplatz und die<br />
Turnhalle zum Einrad fahren. Genauso wichtig sind euch aber eure Freunde und Verwandte. Bei denen hängt ihr gerne ab<br />
und verbringt gemeinsam eure Freizeit, vor allem, weil ihr dort so sein könnt, wie ihr seid. Dafür nehmt ihr auch mal weitere<br />
Wege in Kauf und fahrt in andere Stadtteile. Ein entscheidender Hinweis war aber, dass euch im direkten Umfeld einige<br />
Einrichtungen fehlen, wie eine Bibliothek, freies W-Lan, ein Kino, ein Paintballplatz, ein Kentucky Fried Chicken (KFC) oder<br />
ein Schwimmbad. Um diese Aktivitäten machen zu können fahrt ihr dann meistens per Straßenbahn in die Stadt, wo es<br />
zwar auch cool ist abzuhängen, aber der weite Weg nervt. Außerdem habt ihr gesagt, dass ihr nur im kleinen Mitbestimmen<br />
könnt, aber nicht bei der Stadtpolitik oder –verwaltung.<br />
Und ihr?<br />
Wenn ihr auch mal beeinflussen wollt, was in Erfurt als kinder- und jugendgerecht gilt, dann könnt ihr auch so eine Stadtplan-Bekritzel-Aktion<br />
machen. Fragt einfach mal bei dem Nordwärts-Team nach und wir kommen gerne!<br />
Seite 16<br />
Ich habe mich am 12. Januar von 14<br />
bis 15 Uhr als einziger „Junge“ mit<br />
der Mädchengruppe im Büro der<br />
Streetworker*innen in der Rigaer Straße<br />
getroffen. Zu meiner Unterstützung<br />
waren aber auch Katrin Lange (Streetwork<br />
Erfurt Nord) und Lisa Rupprecht<br />
(schulbezogene Jugendso-zialarbeit<br />
an der RS 23) vor Ort. Ich wollte wissen,<br />
ob Erfurt kinder- und jugendgerecht<br />
ist und was noch alles getan werden<br />
muss, um die Stadt für Kinder und<br />
Jugendliche zu verbessern.<br />
Nach einem langen Schultag trudelten<br />
die Mädels im Büro ein. Um wieder<br />
aufnahmefähig zu werden, wurde<br />
erst mal ein Menge Zucker für den Tee<br />
verbraucht, denn Schokolade oder<br />
Kekse waren nicht zur Stelle. Ich konfrontierte<br />
die Gruppe mit dem was ich<br />
mit ihnen vorhatte. Nicht nur zuhören<br />
und schwatzen, sondern selbst aktiv<br />
werden, war die Devise. Alle sollten auf<br />
einem eigenen Blatt mit am Computer<br />
veränderten Fotos eine Vision ihres<br />
kinder- und jugendgerechten Erfurts<br />
malen, zeichnen oder collagieren.<br />
Ufff... das passte nicht so recht in den<br />
Tag - eigentlich ist doch eher reden und<br />
Lustig sein an der Tagesordnung. So<br />
schwappte mir schnell die Äußerung<br />
„Ich bin mit dem, wie es hier am Moskauer<br />
Platz ist, zufrieden“ entgegen.<br />
Hmmm... dann kann ich ja eigentlich<br />
wieder gehen, dachte ich mir. Doch<br />
so schnell gebe ich nicht auf und fing<br />
mit den fiesen „Warum?“-Fragen an.<br />
Denn wenn alles gut ist, wäre es doch<br />
auch schön, dass es so bleibt und dafür<br />
müsste mensch doch wissen, was<br />
es gerade so gut macht am Moskauer<br />
Platz.<br />
Nach einigen Minuten netten Gesprächs<br />
kamen dann doch Ideen bei<br />
den Mädels, was sie sich unter einem<br />
kinder-und jugendgerechten Erfurt vorstellen<br />
und sie fingen an ihre vor sich<br />
lie-genden Blätter zu gestalten. Immer<br />
wieder wurde dieser Prozess vom Lachen<br />
über die eigene Vorstellung, von<br />
Erklärungen über das Gezeichnete<br />
oder die Beantwortung der „Warum“-<br />
Fragen unterbrochen.<br />
Letztendlich konnte festgehalten<br />
werden, dass das Abhängen ein wichtiger<br />
Punkt am Tag der Mädels ist. Dies<br />
kann wahlweise im Thüringenpark<br />
sein, oder auch in der Innenstadt. Da<br />
ist zu-mindest die Shop-Auswahl größer,<br />
aber die netten Abhängecken mit<br />
Bänken sind weniger vor-handen. Die<br />
andere Zeit verbringen die Mädels auf<br />
dem Longboard, was aber die Problematik<br />
mit sich bringt, dass am Moskauer<br />
Platz kein gut geeigneter Platz zum<br />
Fahren und Driften ist. Denn entweder<br />
ist der Untergrund zu schlecht und rau<br />
oder es gibt keine ausreichenden Rampen<br />
und so zum Skaten.<br />
Zum Schluss konnten wir uns alle noch<br />
darauf einigen, dass Schokolade- und<br />
Keksregen das ist, was das Leben<br />
besser machen würde und ich hatte<br />
das Gefühl einen netten und spaßigen<br />
Nach-mittag mit der Mädchengruppe<br />
verbracht zu haben.<br />
Von ThoFo für nordwärts<br />
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