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eofhriqeughiregir

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„IS MIR EGAL,<br />

ICH LASS DAS JE


Jana Reiche im Interview.<br />

TZT SO!“


Positiver Antiperfektionismus<br />

– mit<br />

dem Slogan trifft die<br />

Berlinerin genau ins<br />

Schwarze – Weiße,<br />

manchmal Graue.<br />

Die Taschen,<br />

Hoodies, T-Shirts<br />

und andere Accessoires<br />

gibt es nämlich<br />

in diesen<br />

Farben.<br />

Der Spruch ist so<br />

locker und ehrlich<br />

wie Berlin selbst.<br />

Kein Wunder also,<br />

dass er so gut<br />

ankommt.<br />

mehr gehört als das, und was sie sonst so<br />

treibt, seht ihr hier.<br />

Also, ich bin ja auf die Idee gekommen,<br />

dich zu interviewen, weil ich neulich bei<br />

Karstadt war und da deine Sachen hängen<br />

gesehen habe – deine Kol<strong>le</strong>ktion,<br />

kann man das so sagen? Ich weiß nicht,<br />

wie viel du davon selber machst, mit der<br />

Herstellung etc.<br />

Im Moment mach ich wenig selber, das ist ja<br />

dieser Punkt, wo ich in Zukunft hin will, ausschließlich<br />

designen. Wenn du selbstständig<br />

bist, so als Einzelunternehmen, musst du den<br />

Laden bezah<strong>le</strong>n, genauso die Miete zu Hause,<br />

außerdem eine Krankenversicherung und am<br />

besten noch etwas Geld fürs Alter zurück<strong>le</strong>gen.<br />

Also habe ich solche festen Kosten, die<br />

jeden Monat erst einmal durch meinen Verdienst<br />

reinkommen müssen, ja eigentlich wie<br />

ein Gehalt, das ich bei ‘nem Job kriegen würde.<br />

So viel muss ich damit verdienen. Und das<br />

schaff ich darüber, dass ich die T-Shirts einkaufe,<br />

bedrucke und verkaufe. Zwar mit meinen<br />

Designs, aber das würde ich nicht schaffen,<br />

wenn ich die T-Shirts jetzt auch noch selber<br />

nähen würde. Auch den Druck hat jetzt ein<br />

Freund übernommen und mich damit in den<br />

<strong>le</strong>tzten Jahren entlastet. Es gibt ja noch genug<br />

andere Sachen zu tun, nämlich den Vertrieb.<br />

Also al<strong>le</strong>s verschicken, Rechnungen schreiben<br />

usw. Was dann noch ganz schwierig ist und einen<br />

großen Teil meiner Zeit einnimmt: Buch-<br />

Jana selbst ist nicht anders - locker, quirlig<br />

und einladend passt sie genau zu Ihrem<br />

Laden, sitzt in der Hobrechtstraße<br />

in freundlicher Atmosphäre und verkauft<br />

dort nicht nur K<strong>le</strong>idung und Accessoires<br />

mit dem Spruch, der sie bekannt gemacht<br />

hat, sondern designt f<strong>le</strong>ißig nebenher<br />

neue Stücke. Dass zur Selbstständigkeit<br />

als Designerin aber noch viel


haltung. Da b<strong>le</strong>ibt dann so wenig Zeit zum<br />

Nähen. Das ist so schade, denn das ist das,<br />

was ich eigentlich machen will. Ich bin jetzt an<br />

so einem Punkt, wo ich sage: Ey, ich möchte<br />

meine selbst designten Sachen endlich haben,<br />

nicht diese T-Shirts einkaufen. Ich bin an einem<br />

Punkt, wo ich Geld in die Hand nehmen<br />

und sagen muss: So, das pack ich jetzt hier in<br />

meine Arbeit. Das ist ja auch ein Schritt, der<br />

ein Risiko birgt, das man eingehen muss. Davor<br />

habe ich mich lange gedrückt und jetzt ist<br />

aber der Moment gekommen, wo ich sage,<br />

nee, das muss jetzt unbedingt der nächste<br />

Schritt sein!<br />

Es ist aber auch so: Klar, freu ich mich, wenn<br />

ich auf der Straße jemanden sehe, der mein<br />

Shirt trägt. Es ist ja immerhin schon mal mein<br />

Design und darauf kann ich ja ruhig stolz sein.<br />

Das muss man ja immerhin auch erstmal<br />

schaffen.<br />

Ja genau, das war meine Idee und diese zählt<br />

dann mehr als der Schnitt des Shirts. Aber klar<br />

würde ich mich noch mehr freuen, wenn jemand<br />

mit meiner selbst designten Tasche herumläuft,<br />

die ich hier als Prototyp habe. Dass<br />

diese gefragt ist, das habe ich jetzt schon lange<br />

mal ge<strong>test</strong>et.<br />

Für den Spruch habe ich bisher super viel Aufmerksamkeit<br />

gekriegt in der Presse. Mir wurde<br />

bestätigt, dass ich da den Zeitgeist erkannt<br />

hätte und das ist dann auch etwas, was ‘ne<br />

Designerin ausmacht: Wenn man es schafft,<br />

etwas zu entwickeln, was die Leute wirklich<br />

gerade haben wol<strong>le</strong>n. Nun möchte ich aber<br />

dahin, dass man sagt: Ok, mehr eigenes Design,<br />

das habe ich schließlich ge<strong>le</strong>rnt!<br />

Mit dem Slogan „Is mir egal, ich lass das<br />

jetzt so!“ bist du ja bekannt geworden.<br />

Wie bist du auf den gekommen?<br />

Also, ich war ja drei Jahre auf der Modeschu<strong>le</strong>


ESMOD und die war richtig hart. In dieser Zeit<br />

hatte ich praktisch gar kein Sozial<strong>le</strong>ben mehr.<br />

Nebenher musste ich noch arbeiten, weil das<br />

ja al<strong>le</strong>s auch Geld kostet, die ganzen Materialien<br />

und so. Meine Eltern haben’s jetzt nicht<br />

dicke…und irgendwann war dann der Punkt,<br />

wo ich mir so dachte: O.k., jetzt habe ich das<br />

Gefühl, es wird langsam echt unmenschlich.<br />

Weißt du, wenn du so morgens um vier noch<br />

immer da sitzt und nähst, weil du am g<strong>le</strong>ichen<br />

Tag um neun Uhr die Arbeit abgeben musst,<br />

dann denkst dir so: Oh nein, jetzt hast du dich<br />

gerade doch noch einmal vernäht, du müss<strong>test</strong><br />

es eigentlich wieder auftrennen aber sagst dir<br />

dann:<br />

Nee, ist mir egal, ich lass<br />

das jetzt so.<br />

Dieser positive Antiperfektionismus, der bedeutet<br />

auch<br />

mal: Selbstbewusst<br />

zu<br />

sein und zu<br />

sagen: Nee,<br />

ich mach<br />

jetzt nicht<br />

jeden Dreck,<br />

den ihr sagt.<br />

Irgendwo muss halt auch mal Schluss sein. Da<br />

spreche ich so vie<strong>le</strong>n Menschen aus der See<strong>le</strong>.<br />

Gerade Frauen wol<strong>le</strong>n immer al<strong>le</strong>s auf einmal,<br />

Karriere, Familie und andere Zie<strong>le</strong> unter einen<br />

Hut bringen…mit diesem Perfektionismus<br />

steht man sich oft einfach selbst im Weg. Ja,<br />

und da passt der Spruch dann ganz gut.<br />

Wie war denn so dein Werdegang?<br />

Abitur in Berlin, bin in Schöneberg geboren<br />

und aufgewachsen in Lichtenrade, dann da<br />

aufs Gymnasium. Nach dem Abi bin ich auf die<br />

ESMOD gegangen, das ist eine private Modeschu<strong>le</strong><br />

in Kreuzberg. Dann war ich ein Dreivierteljahr<br />

in New York, habe da als Assistenzdesignerin<br />

in zwei k<strong>le</strong>inen Firmen gearbeitet,<br />

weil die erste ziemlich schnell P<strong>le</strong>ite gegangen<br />

ist.<br />

„Dieser positive Antiperfektionismus, das<br />

bedeutet auch mal selbstbewusst zu sein<br />

und zu sagen: Nee, ich mach jetzt nicht<br />

jeden Dreck, den ihr sagt.“<br />

Ja, dann bin ich wieder nach Berlin zurück, hab<br />

damals für zwei Jahre ‘nen Stoffladen aufgemacht,<br />

in New York hatte ich nämlich jemanden<br />

kennenge<strong>le</strong>rnt, der hat Stoffe verkauft, so<br />

restpostenmäßig von den Designern aus Europa<br />

und von dem hab ich die dann eingekauft.<br />

Dann habe ich angefangen, weil mir langweilig<br />

war, verschiedene Nähkurse anzubieten, Auftragsarbeiten<br />

anzunehmen und diese genäht.<br />

Damit habe ich in dieser Zeit mein Geld verdient.<br />

Aber irgendwann habe ich gemerkt: Ich<br />

möchte nicht immer wieder diese Stoffe verkaufen<br />

an Leute, die dann sagen: Aaaach, da<br />

mach‘ ich das und das draus! Ich dachte bei<br />

mir: Oh nein, ich möchte auch etwas daraus<br />

machen! Weißt du, ich habe z.B. einen Lieblingsstoff,<br />

den ich verkaufe und selbst eine<br />

feste Vorstellung gehabt, was ich daraus hätte<br />

designen können. In dieser Situation habe<br />

ich erkannt: Nee, das ist nicht das, was du auf<br />

Dauer machen willst, das kann nicht mein Job<br />

sein. Ich hatte da damals einen Mietvertrag<br />

über zwei Jahre, das war noch in Kreuzberg<br />

61. Dann habe ich gemerkt, dass immer<br />

mehr junge Menschen nach Neukölln ziehen.<br />

Ich begann auch, mir die Läden dort anzugucken<br />

und dann habe ich den hier gefunden.<br />

Seit 6 Jahren bin ich jetzt hier und langsam an<br />

dem Punkt, wo ich sage: Bald will ich mal woanders<br />

hin.<br />

Eine Frau macht in der Zwischenzeit Fotos vor<br />

dem Laden, stellt sich als belgische Journalis


tin vor, die über Gentrifizierung in Kreuzkölln<br />

schreibt.<br />

Und wohin soll‘s gehen?<br />

Also entweder b<strong>le</strong>ibe ich wirklich hier und<br />

mache al<strong>le</strong>s neu – weil, du merkst ja auch, da<br />

kommt so ‘ne belgische Journalistin und ja, hier<br />

kommen schon ein paar Touristen hin, aber es<br />

ist eben nicht Mitte. Dafür ist es nicht so teuer<br />

wie in Mitte. Aber entweder kommen die<br />

Leute dann hierher oder ich muss eben dahin,<br />

wo die Leute sind. Oder ich arbeite mehr online,<br />

ich verkaufe ja mehr online als im Laden.<br />

Ich bin bei DaWanda und damit verdiene ich<br />

eigentlich das Geld.<br />

Und kannst du<br />

davon <strong>le</strong>ben?<br />

Ja, ich <strong>le</strong>be jetzt<br />

seit 6 Jahren von<br />

meiner Selbstständigkeit.<br />

Denkst du dir manchmal: „Ach, ich möchte<br />

irgendwie doch ‘nen anderen Weg einschlagen,<br />

wo ich andere Vortei<strong>le</strong> habe,<br />

mehr Geld verdiene oder so?“<br />

Doch ja, das gibt’s schon, solche Phasen habe<br />

ich vor al<strong>le</strong>m, weil ich ja auch kaum Urlaub<br />

mache. Dann wünscht man sich manchmal<br />

die Sicherheit eines festen Einkommens. Du<br />

weißt ja nie, was passiert im nächsten Monat<br />

und das ist eben das, was ein bisschen nervt.<br />

jr sewing findet ihr in der<br />

Hobrechtstraße 18 im schönen<br />

Reuterkiez, Berlin Kreuzkölln.<br />

Back up plan? So für die Zukunft?<br />

Unternehmensberatung ;)<br />

Während meiner Modeschulzeit hatte ich einen<br />

Praktikumsplatz bei Gruner+Jahr in Hamburg,<br />

denn ich wollte etwas machen, wo man<br />

Mode und Schreiben vereint. Dann kam aber<br />

doch al<strong>le</strong>s anders und ich ging nach New York.<br />

Ich könnte mir vorstel<strong>le</strong>n, einerseits meine<br />

ganzen Erfahrungen, die ich jetzt in den sechs<br />

Jahren als selbstständige Person, die ein Einzelunternehmen<br />

erfolgreich aufgebaut hat, weiterzugeben<br />

oder schriftlich zu fixieren.<br />

Aber man muss auch sehen: Al<strong>le</strong>s hat Vor-und<br />

Nachtei<strong>le</strong>: Wenn du ‘n festen Job hast, hast du<br />

höchstwahrscheinlich<br />

auch<br />

„Man muss sich vor Augen<br />

halten: Was ist gut und was<br />

möchte ich?“<br />

Öffnungszeiten sind Montag - Samstag von<br />

11-18 Uhr.<br />

einen Boss, der<br />

dir irgendwie<br />

sagt: „Näääh,<br />

das gefällt mir<br />

so nicht, mach<br />

mal anders, kannst du Samstag auch kommen<br />

blabahblah.“ Ich hab natürlich andere Freiheiten.<br />

Ich kann morgens sagen: „Och, ich geh<br />

mal vor der Arbeit ‘ne Runde schwimmen, ich<br />

fang heut mal erst um 11 an.“<br />

Und als Angestellte hast du eben dieses fest<br />

stehende Gehalt und kannst nur bedingt aufsteigen.<br />

Ich habe grundsätzlich nach oben al<strong>le</strong>s<br />

offen. Aber wie gesagt, al<strong>le</strong>s hat seine Vor- und<br />

Nachtei<strong>le</strong>. Man muss sich vor Augen halten:<br />

Was ist gut und was möchte ich? Dieses Ziel<br />

muss man dann einfach verfolgen.halt al<strong>le</strong>s offen.<br />

Aber wie gesagt, al<strong>le</strong>s hat seine Vor- und<br />

Nachtei<strong>le</strong>. Man muss sich vor Augen halten:<br />

Was ist gut und was möchte ich? Und dieses<br />

Ziel muss man dann einfach verfolgen.

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