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Ökologisch Bauen<br />
Ein Ratgeber<br />
auf dem Weg<br />
zum Ökohaus
Liebe Bauinteressenten,<br />
herzlichen Glückwunsch zu der Entscheidung, ein Eigenheim ganz nach Ihren Wünschen<br />
zu gestalten. Eine der zentralen Fragen dabei ist, wie nachhaltig Ihr Haus und<br />
der Bauprozess sein sollen. Möchten Sie ökologisch bauen und dadurch nicht nur der<br />
Umwelt, sondern auch Ihrer Gesundheit etwas Gutes tun?<br />
In dieser Broschüre geben wir Ihnen einen Überblick darüber, was es bedeutet, ökologisch<br />
zu bauen. Wir zeigen Ihnen, welche Baustoffe verwendet werden können, wie die<br />
gesetzlichen Vorgaben sind und worauf Sie sonst noch achten müssen. Die Finanzierung<br />
des Eigenheims ist immer ein wichtiges Thema – beim Ökohaus ganz besonders.<br />
Denn es kostet meist ein wenig mehr, bestimmte Anforderungen der Nachhaltigkeit<br />
zu erfüllen. Die gute Nachricht: Es gibt auch mehr Fördermöglichkeiten, die Sie in Anspruch<br />
nehmen können. Deshalb haben wir zusammengetragen, welche finanziellen<br />
Unterstützungen Sie beim Bau Ihres Ökohauses bekommen. Vor allem die Kreditanstalt<br />
für Wiederaufbau (KfW) bietet einige finanzielle Förderungen an. Wir erklären,<br />
was Sie tun müssen, um diese Gelder zu erhalten. Außerdem geben wir Ihnen Checklisten<br />
an die Hand, die Ihnen helfen, wenn Sie direkt losbauen möchten.<br />
Wenn ich wir schreibe, meine ich: Almondia. Wir wissen, wie stressig Hausbau sein<br />
kann. Wir wissen aber auch, wie Sie bei der Bauplanung mit Hilfe wissenschaftlicher<br />
Methoden Zeit und Geld sparen können!<br />
Almondia hilft allen Bauherren dabei, ihr eigenes Bauvorhaben<br />
in die Tat umzusetzen – Sie erhalten von uns Antworten<br />
auf all Ihre Fragen rund um den Hausbau, eine realistische<br />
Kostenschätzung und eine Auswahl passender Bauunternehmen,<br />
mit denen Sie direkt Kontakt aufnehmen können.<br />
Welches Bauunternehmen das beste für Sie ist, finden Sie<br />
im Anschluss mit unserer wissenschaftlich fundierten Angebotsanalyse<br />
heraus. Mit Almondia an Ihrer Seite treffen Sie<br />
so im gesamten Bauprozess immer die richtige Entscheidung.<br />
Kontaktieren Sie uns bei allen Fragen und Unsicherheiten<br />
rund um Ihren Hausbau – auch wenn Sie noch ganz am Anfang<br />
der Planung stehen. Wir freuen uns auf Sie!
Ökologisch Bauen<br />
Ein Ratgeber auf dem Weg zum Ökohaus<br />
1. Was macht ein Haus zum Ökohaus? 3<br />
Warum ein Ökohaus? – Die Zahlen sprechen für sich 4<br />
Konzept der Zukunft: Passiv- und Plusen ergiehäuser 5<br />
Passivhäuser 5<br />
Plusenergiehäuser 5<br />
Ein Ökohaus ist... 6<br />
...ökologisch nachhaltig 6<br />
...ökonomisch nachhaltig 7<br />
...sozial nachhaltig 7<br />
Checkliste – Entscheidung für ein ökologisches Haus 9<br />
Anmerkungen 9<br />
2. Auf dem Weg zur optimalen Finanzierung 10<br />
Hausbaufinanzierung allgemein 10<br />
Finanzierbarkeit Ihres Eigenheims 11<br />
Finanzierungsangebote einschätzen können 13<br />
Finanzierungstipps 16<br />
Gesetzesgrundlage zu ökologischen Bauprojekten – Die Energieeinsparverordnung 18<br />
Der Primärenergiebedarf und -faktor 19<br />
Transmissionswärmeverluste 20<br />
Der Energieausweis 20<br />
Fördermöglichkeiten für energieeffizientes Bauen 22<br />
KfW-Programme 22<br />
Produkt 433 „Energieeffizient Bauen und Sanieren – Zuschuss Brennstoffzelle“<br />
-Die innovative Brennstoffzelle für Ihre Wohnimmobilie <br />
Weitere Förderprogramme 26<br />
Checkliste 27<br />
Anmerkungen 27<br />
1
3. Hausbauplanung und ökologische Komponenten 28<br />
Von der ersten Idee zur Raumaufteilung 28<br />
Grundstück 29<br />
Architektur 29<br />
Fenster 30<br />
Grundrissplanung 32<br />
Ökologische Baustoffe und Energiesysteme 34<br />
Baustoffe 34<br />
Dämmstoffe 35<br />
Energiesysteme 36<br />
Garten und Außenbereiche 43<br />
Checkliste 45<br />
Anmerkungen 45<br />
4. Bauen mit ökologischen Baufirmen 46<br />
Wahl der richtigen Baufirma 46<br />
Wie kann ein beispielhaftes Ökohaus aussehen? 49<br />
Checkliste 51<br />
5. Gesund wohnen in einem Ökohaus 52<br />
Wohnklima zum Wohlfühlen 52<br />
Lüftungsanlagen 54<br />
Dezentrale Lüftungsanlagen 54<br />
Zentrale Lüftungsanlagen 55<br />
Innenraumgestaltung 56<br />
Inneneinrichtung 56<br />
VOC und Luftschadstoffmessungen 60<br />
Bodenbeläge und Textilien 61<br />
Zertifikate und Labels 59<br />
Checkliste 60<br />
Anmerkungen 60<br />
6. Fazit 61<br />
Wie hilft Almondia 61<br />
7. Quellenangaben 63<br />
2
1<br />
Was macht ein Haus zum Ökohaus?<br />
„Öko“ – das klingt für viele Menschen grün, nachhaltig und umweltverträglich,<br />
aber auch ein bisschen langweilig, selten ästhetisch und<br />
manchmal etwas unpraktisch. So kursieren auch gegenüber dem Begriff „Ökohaus“<br />
einige Vorurteile. Aber ein Ökohaus bzw. ein ökologisch gebautes Haus ist alles andere<br />
als ein braun-grauer Würfel aus Holz und Lehm mit schmalen Fensterschlitzen, der<br />
sich möglichst unauffällig in die landschaftliche Umgebung einfügt. Ökohäuser sind<br />
heutzutage so gut getarnt, dass man sie auf den ersten Blick meist nicht als solche erkennt.<br />
Aufgrund der vielen Vorteile, die ein Leben im Ökohaus für Mensch und Umwelt<br />
mit sich bringt, lohnt es sich aber, genauer hinzusehen.<br />
Familie Kurz wohnt in einem Bungalow mit ökologischen Dämmstoffen, der mit Holzmöbeln<br />
aus nachhaltiger Forstwirtschaft eingerichtet ist. Familie Schmitz heizt mit<br />
einer Wärmepumpe und produziert über zwei Solarpanele auf dem Dach ihren eigenen<br />
Strom. Der Garten von Familie Ulme wird nach den Prinzipien des biologischen<br />
Gartenbaus bewirtschaftet und das Gemüse mit dem gesammelten Wasser aus der<br />
Regentonne gegossen. Das klingt ziemlich ökologisch, doch genau genommen lebt keine<br />
der drei Familien in einem Ökohaus.<br />
Das ausschlaggebende Kriterium, das ein Haus zum<br />
Ökohaus macht, ist der ganzheitliche Ansatz: Nachhaltigkeit<br />
auf allen Ebenen ist die Voraussetzung, sowohl<br />
hinsichtlich baulicher und technischer als auch bezüglich<br />
energetischer und sozialer Aspekte. Bei einem Ökohaus<br />
kommen beispielsweise natürliche Baustoffe und erneuerbare<br />
Energien zur Strom- und Wärmeerzeugung<br />
zum Einsatz und der Energieverbrauch ist aufgrund der<br />
Form und Ausrichtung sowie der gut gedämmten Gebäudehülle<br />
des Hauses gering. Auch zahlreiche weitere<br />
Aspekte der Nachhaltigkeit fließen in die Planung, den<br />
3
Bau und die Nutzung eines Ökohauses mit ein. Dieser ganzheitliche Ansatz ist auch,<br />
was ein ökologisch gebautes Haus von anderen Haustypen unterscheidet. Ein Niedrigenergiehaus<br />
zum Beispiel verbraucht zwar wenig Energie, aber die Verwendung ökologischer<br />
Baustoffe ist keine Bedingung für die Verwendung dieser Bezeichnung.<br />
Warum ein Ökohaus? – Die Zahlen sprechen für sich<br />
Wohnen und das Bauen von Häusern verbraucht einen sehr großen Anteil der Energie,<br />
die in Deutschland benötigt wird. Deshalb spielt der Bau-Sektor eine Schlüsselrolle in<br />
der Umsetzung der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie, die die Bundesregierung beschlossen<br />
hat.<br />
Deshalb gibt es einige gesetzliche Vorgaben zur Reduktion des Ressourcen- und Energieverbrauchs,<br />
die Sie beim Hausbau einhalten müssen – allen voran die Vorgaben<br />
der Energieeinsparverordnung, kurz EnEV. Was sich dahinter verbirgt und welche Aspekte<br />
Sie betreffen, erfahren Sie auf Seite XY. Doch nicht nur die Einhaltung politisch<br />
definierter Zielvorgaben sprechen für ökologisches Bauen. Ein ressourcenschonender<br />
Umgang mit Natur und Umwelt steht heutzutage auch auf der persönlichen Agenda<br />
vieler Menschen. Mit dem Bau eines Ökohauses leisten Sie einen wesentlichen Beitrag<br />
und bekommen im Gegenzug nicht nur ein reines ökologisches Gewissen, sondern<br />
auch einen hohen Wohnkomfort zu einem langfristig sehr guten Preis.<br />
■ ■<br />
■ ■<br />
■ ■<br />
■ ■<br />
Industrie<br />
Haushalte<br />
Gewerbe, Handel, Dienstleistungen<br />
Verkehr<br />
Facts & Figures:<br />
In Deutschland wird über ein Viertel der Energie in<br />
privaten Haushalten verbraucht – fast so viel wie<br />
jeweils von Verkehr und Industrie 1<br />
• Rund 30 % des gesamten Energieverbrauchs in<br />
Deutschland wird für Raumheizung benötigt.<br />
• Rund 40 % des Primärenergiebedarfs verursachen<br />
Herstellung, Nutzung und Entsorgung von<br />
Bauwerken aller Art.<br />
• Rund 50 % der benötigten Rohstoffe verbrauchen<br />
wir für die Errichtung und den Umbau von<br />
Gebäuden.<br />
• Rund 60 % aller Abfallmaterialien kommen aus<br />
dem Gebäudebereich 2<br />
4
Konzept der Zukunft: Passiv- und Plusenergiehäuser<br />
Gesetzliche Vorgaben und die große Bandbreite an finanziellen Unterstützungen sorgen<br />
dafür, dass die Häuser der Zukunft immer energieeffizienter werden. Im Folgenden<br />
stellen wir Ihnen zwei Haustypen vor, mit denen Sie das Ziel „Energieverbrauch 0“<br />
sogar jetzt schon erreichen.<br />
Passivhäuser<br />
Ein Passivhaus deckt den größten Teil des Wärmebedarfs im Haus über „passive“<br />
Quellen ab, also zum Beispiel Sonneneinstrahlung oder abgegebene Körpertemperatur,<br />
und benötigt deshalb auch meistens keine Heizung. Passivhäuser haben eine sehr<br />
gute Wärmedämmung und vermeiden Wärmeverluste, die durch Lüftung entstehen,<br />
mittels eines Wärmetauschers. Da Passivhäuser alle notwendigen Kriterien erfüllen,<br />
werden sie zu den gleichen Konditionen wie ein KfW-Energieeffizienzhaus 40 plus gefördert.<br />
Plusenergiehäuser<br />
Ein weiterer Trend sind die sogenannten Plusenergiehäuser. Das Ziel dieser Bauprojekte<br />
verrät schon der Name: Über das Jahr betrachtet sollen sie selbst mehr Energie<br />
generieren, als sie verbrauchen. Möglich ist das durch eine hervorragende Wärmedämmung<br />
(passive Komponente), die Energie einspart, und regenerative Energiequellen<br />
(aktive Komponenten), vor allem Sonnenlicht, die zusätzlich Energie gewinnen. Die<br />
wichtigste Komponente zur Energiegewinnung ist bei den meisten Plusenergiehäusern<br />
die Solarthermie. Die aktiven und passiven Komponenten werden zusätzlich mit<br />
einer smarten Automatik gekoppelt, die erkennt, wann geheizt oder gelüftet werden<br />
muss. Die Fördermöglichkeiten für ein Plusenergiehaus entsprechen ebenfalls denen<br />
eines KfW Energieeffizienzhaus 40 plus.<br />
5
Ein Ökohaus ist...<br />
Ein Ökohaus ist nicht nur im Sinne der Umweltschonung nachhaltig, sondern hinsichtlich<br />
aller drei Ebenen der Nachhaltigkeit: Ökologie, Ökonomie und Soziales.<br />
...ökologisch nachhaltig<br />
Durch ökologisch nachhaltiges Bauen schützen Sie die Natur und Umwelt. An erster<br />
Stelle steht dabei die Verwendung natürlicher und nachwachsender Baustoffe wie<br />
Holz, Naturstein, Ziegel oder Lehm. Auch für die Dämmung sollten natürliche Materialien<br />
wie Hanffasern, Stroh oder aus Altpapier gewonnene Cellulose zum Einsatz<br />
kommen. Naturbaustoffe überzeugen nicht nur durch hervorragende Eigenschaften<br />
in der Dämmung und der Feuchtigkeitsregulierung, sondern auch durch ihre CO2-Bilanz.<br />
Da bei der Weiterverarbeitung natürlicher Baustoffe keine Schadstoffe zum Einsatz<br />
kommen, ist die Umweltbelastung des Verarbeitungsprozesses im Vergleich zu<br />
herkömmlichen Materialien geringer. Werden beim Bau Ihres Ökohauses Naturbaustoffe<br />
aus der Region verwendet, punkten Sie darüber hinaus mit kurzen Transportwegen.<br />
Auch die Möglichkeit der umweltneutralen Entsorgung bzw. Wiederverwendung<br />
spricht für den Einsatz natürlicher Materialien.<br />
Doch nicht nur der Einsatz von Naturbaustoffen entlastet die Umwelt, auch die Verwendung<br />
erneuerbarer Energiequellen zur Strom- und Wärmeproduktion ist ein großer<br />
ökologischer Pluspunkt von Ökohäusern. Hier gibt es zahlreiche unterschiedliche<br />
Modelle und Systeme – von Wärmepumpen über Photovoltaik bis hin zu Holzpelletheizungen<br />
– die eines gemeinsam haben:<br />
Abbau, Transport und Verwertung der<br />
Rohstoffe produzieren um ein Vielfaches<br />
weniger CO2 als der Einsatz fossiler<br />
Brennstoffe. Durch den Einsatz<br />
nachwachsender Rohstoffe sind Sie<br />
außerdem unabhängig von schwankenden<br />
Rohstoffpreisen für Erdöl, Erdgas<br />
und Kohle. Produzieren Sie beispielsweise<br />
mittels Solarpanelen auf dem Dach<br />
Ihren eigenen Strom, können Sie diesen<br />
auch zum Betrieb Ihrer Elektrofahrzeuge<br />
nutzen und sind somit vollkommen<br />
unabhängig von fossilen Brennstoffen.<br />
6
...ökonomisch nachhaltig<br />
Ökologische Nachhaltigkeit und Kosteneffizienz klingt in Ihren Ohren nach einem<br />
Widerspruch? Im Gegenteil, denn wenn ökonomisches Wirtschaften als nachhaltiges<br />
Haushalten mit knappen Ressourcen verstanden wird, ist Ökonomie ein selbstverständlicher<br />
Bestandteil ökologischer Systeme. Diese beiden zentralen Aspekte des<br />
nachhaltigen Bauens gehen also Hand in Hand, denn ökologisches Bauen rechnet sich<br />
meist innerhalb weniger Jahre auch finanziell. Wichtig dabei ist nicht nur der Fokus<br />
auf die Investitionskosten, sondern die Betrachtung der gesamten Lebenszykluskosten.<br />
Was Sie nämlich zunächst vielleicht an Mehrkosten haben, holen Sie langfristig<br />
wieder in die Haushaltskasse, da Sie Energie sparen. Außerdem ist bei Neubauten der<br />
einzuhaltende Stand der Technik aufgrund der Vorgaben der EnEV (siehe S. XX) bereits<br />
so hoch, dass der Sprung vom konventionellen Haus zum Ökohaus kein besonders<br />
großer mehr ist. So hält sich auch der finanzielle Mehraufwand mit 5-10% der Investitionskosten<br />
in Grenzen. 3<br />
Doch wodurch sparen Sie nun konkret beim Bau eines Ökohauses? Ein wesentlicher<br />
Punkt ist die Reduktion der Heizkosten, die sich aufgrund der hohen Wärmespeicherfähigkeit<br />
von Naturbaustoffen wie Holz oder Lehm ergibt. Dieser Effekt wird durch<br />
die geringen Raumwärmeverluste, durch den Einsatz ökologischer Dämmmaterialien<br />
und den Einbau gut isolierter Fenster zusätzlich verstärkt. Auch ein effizientes und<br />
ressourcenschonendes Wasserkreislaufsystem, bei dem beispielsweise Regen- oder<br />
Grauwasser für bestimmte Zwecke genutzt werden, spart Geld. Integrieren Sie technische<br />
Systeme zur eigenen Stromproduktion wie beispielsweise eine Photovoltaikanlage,<br />
sparen Sie darüber hinaus Stromkosten. Und nicht zuletzt hat ein Ökohaus<br />
aufgrund seiner hohen baulichen und technischen Qualität sowie seiner Langlebigkeit<br />
einen hohen Wiederverkaufswert.<br />
...sozial nachhaltig<br />
Aber es sind natürlich nicht nur finanzielle<br />
Gründe und ein reines ökologisches<br />
Gewissen, die für ein Ökohaus sprechen.<br />
Vor allen Dingen tun Sie sich selbst<br />
und Ihrer Familie damit etwas Gutes<br />
und verbessern Ihre Wohngesundheit<br />
maßgeblich. Durch die Verwendung<br />
natürlicher Baustoffe vermeiden Sie<br />
schädliche Nebenwirkungen auf Ihre<br />
Gründe für den ökologischen Hausbau:<br />
• langfristiges Sparen durch geringeren<br />
Energiebedarf<br />
• Klimaschutz durch weniger CO2-Ausstoß in<br />
Herstellung und Betrieb<br />
• Unabhängigkeit von den ständig steigenden<br />
Preisen der Stromanbieter<br />
• Langlebigkeit sowie hoher Wiederverkaufswert<br />
• Wohngesundheit: keine Belastung der<br />
Raumluft, weniger Allergien<br />
7
Gesundheit. Lösungsmittel, Formaldehyd, Chlorverbindungen und viele weitere toxische<br />
Schadstoffe können zu Kopfschmerzen, Atemwegsbeschwerden oder Hautproblemen<br />
führen. Auch das Raumklima kann durch ökologische Wandanstriche verbessert<br />
werden, da diese Luftfeuchtigkeit speichern und in kleinen Dosen wieder abgeben.<br />
Aufgrund der Verwendung hochwertiger Baustoffe und moderner technischer und<br />
energetischer Ausstattung sind Ökohäuser besonders langlebig. Deshalb sollte man<br />
bei Planung und Bau auch an die Zukunft denken. Im Hinblick auf sich später ändernde<br />
Nutzungsanforderungen lohnt es sich, bei Ökohäusern auf Flexibilität zu achten. Zwei<br />
wesentliche Aspekte eines sozial nachhaltigen Ökohauses sind etwa Barrierefreiheit<br />
und die Möglichkeit zum Mehrgenerationenwohnen durch Teilung eines großen Hauses<br />
in zwei kleinere Wohneinheiten.<br />
8
Checkliste – Entscheidung für ein ökologisches Haus<br />
Jetzt wissen Sie, was ein Ökohaus eigentlich ausmacht. Aber ist es auch das Richtige für Sie?<br />
Unsere Checkliste hilft Ihnen, es herauszufinden. Kreuzen Sie die auf Sie zutreffenden Antworten<br />
einfach an.<br />
☐☐<br />
Sie möchten Ihren Energiebedarf entscheidend senken.<br />
☐☐<br />
Sie können Sich vorstellen, in einem Haus aus natürlichen Baustoffen, zum Beispiel Holz, Ziegel<br />
oder Naturstein, zu leben.<br />
☐☐<br />
Sie würden gerne weniger Abfall produzieren.<br />
☐☐<br />
Sie sind interessiert an innovativen Baukonzepten und zukunftsorientierten Energiesystemen.<br />
☐☐<br />
Sie möchten unabhängig von schwankenden Rohstoffpreisen sein.<br />
☐☐<br />
Sie möchten den CO2-Ausstoß beim Wohnen senken.<br />
☐☐<br />
Sie sind bereit, kurzfristig etwas mehr auszugeben, um dann aber langfristig Energie und somit<br />
auch Geld zu sparen.<br />
☐☐<br />
Ihre Wohngesundheit und die Ihrer Familie ist Ihnen wichtig; sie möchten das Risiko für Atemwegserkrankungen<br />
und allergische Reaktionen senken.<br />
☐☐<br />
Sie können sich mit dem Gedanken anfreunden, aufbereitetes Regenwasser zu nutzen.<br />
☐☐<br />
Sie möchten Ressourcen schonen und die Umwelt so wenig wie möglich belasten.<br />
Unsere Liste soll Ihnen vor allem dabei helfen, sich selbst darüber klar zu werden, ob Sie ein Ökohaus<br />
bauen möchten. Denken Sie in Ruhe über die einzelnen Punkte nach. Wenn Sie mehr als<br />
vier der Kästchen angekreuzt haben, sollten Sie einen ökologischen Hausbau in Betracht ziehen.<br />
Haben Sie den Entschluss gefasst, ein Ökohaus zu bauen, wird zunächst wichtig, wie Sie es finanzieren<br />
können. Im folgenden Kapitel erklären wir, worauf bei der Finanzierung von Häusern<br />
allgemein zu achten ist und was speziell für Ökohäuser gilt. Denn das ökologische Bauen wird<br />
mit einigen besonderen Krediten belohnt.<br />
Anmerkungen<br />
1. Quelle: Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen: Auswertungstabellen 1990 - 2016 (Datenstand Juli<br />
2017)<br />
2. Die Angaben beziehen sich nicht nur auf Privathaushalte, sondern auf Bauwerke aller Art vgl. ANU,<br />
2014, S. 29<br />
3. vgl. ANU, 2014, S. 31<br />
9
2<br />
Auf dem Weg zur optimalen Finanzierung<br />
Vermutlich haben Sie sich die Frage, ob sich der Bau eines eigenen Hauses<br />
lohnt, lange durch den Kopf gehen lassen. Die Vorstellung einer gesicherten<br />
Zukunft für Sie und Ihre Familie und die Freiheit, auf dem eigenen Grundstück so bauen<br />
und wohnen zu können, wie Sie es sich vorstellen, sind für viele überzeugend. Eine<br />
Frage, die sich nahtlos an diese Entscheidung anschließt, ist die der Finanzierbarkeit.<br />
Ob Fertighaus, traditionelles Haus oder ökologisch gebautes Haus – die Finanzierbarkeit<br />
ist eine der wichtigsten und meist auch eine der herausforderndsten Fragen im<br />
gesamten Bauprozess.<br />
Deshalb informieren wir Sie in diesem Kapitel über ein paar grundlegende Finanzierungsregeln,<br />
an denen es sich zu orientieren lohnt, geben Tipps zu versteckten Hausbaukosten<br />
und fassen relevante Gesetzesgrundlagen zum Bau ökologischer Häuser<br />
sowie die wichtigsten Fördermöglichkeiten zusammen.<br />
Hausbaufinanzierung allgemein<br />
Die Baufinanzierung – auch als Baukredit,<br />
Immobilien- oder Grundschulddarlehen<br />
bezeichnet – bildet das Fundament<br />
Ihres neuen Eigenheims. Wie diese Begriffe<br />
erkennen lassen, handelt es sich<br />
um einen Kredit, der an eine Immobilie<br />
gebunden ist. Um zu wissen, wie hoch<br />
der Kredit zur Finanzierung Ihres zukünftigen<br />
Traumhauses sein soll, welche<br />
Kenngrößen ausschlaggebend sind und<br />
was Sie darüber hinaus unbedingt beachten<br />
sollten, lohnt es sich, dem Thema<br />
Baufinanzierung von Anfang an genügend<br />
Aufmerksamkeit zu schenken.<br />
10
Finanzierbarkeit Ihres Eigenheims<br />
Kann ich mir das eigene Haus überhaupt leisten? Entsprechen meine Vorstellungen<br />
meinen finanziellen Mitteln oder sollte ich besser auf den einen oder anderen Luxus<br />
verzichten, um die Höhe des Kredits zu reduzieren? Es ist wichtig, dass Sie sich diese<br />
Fragen stellen, um im fortgeschrittenen Bauprozess nicht von den Antworten überrascht<br />
zu werden.<br />
Zum einen können natürlich Experten dabei behilflich sein, Ihre finanzielle Lage realistisch<br />
einzuschätzen. Wollen Sie einen Kredit bei der Bank aufnehmen, werden Sie<br />
auch nicht darum herumkommen, Ihre Kreditwürdigkeit beurteilen zu lassen. Dies<br />
dient auch Ihrer Sicherheit. Zum anderen gibt es aber auch ein paar einfache Regeln,<br />
mit denen Sie schon vorher prüfen können, unter welchen finanziellen Rahmenbedingungen<br />
der Bau eines Hauses zu empfehlen ist. In den meisten Fällen ist ein gewisser<br />
Prozentsatz an Eigenkapital notwendig und auch sinnvoll. Einige Anbieter umwerben<br />
ihre potentiellen Kunden jedoch mit einer Vollfinanzierung, die den gesamten Kaufbzw.<br />
Baupreis abdeckt – zum Teil sogar mit Nebenkosten. Verbraucherschützer aber<br />
warnen vor dem Kauf oder Bau ohne Eigenkapital: Allzu hoch ist das Risiko, bereits bei<br />
kleinen Einkommenseinbußen die hohen Kreditraten mit ihren saftigen Zinsaufschlägen<br />
nicht mehr zahlen zu können. Ein gewisses Eigenkapital ist also dringend zu empfehlen,<br />
aber wie hoch sollte es sein?<br />
1. Höhe des Eigenkapitals<br />
Obwohl heutzutage auch Finanzierungen<br />
von 100% möglich sind, ist ein Mindestmaß<br />
an Eigenkapital stark zu empfehlen<br />
und wird von den meisten Banken<br />
in der Regel auch eingefordert. Dieses<br />
umfasst häufig die Kaufnebenkosten<br />
für den Grundstückserwerb. Je nach<br />
eigenem Risikoprofil verlangen die Banken<br />
insgesamt meist 5-10% an Eigenkapital.<br />
Wenn Sie schon ein Grundstück<br />
haben, zählt der bereits abbezahlte Teil<br />
davon zu Ihrem Eigenkapital.<br />
Beispielrechnung<br />
Hier ein einfaches Beispiel: Wenn Sie ein Bauvorhaben<br />
in Höhe von 400.000€ finanzieren<br />
wollen, die Bank aber ein Eigenkapital von<br />
10% von Ihnen verlangt, erhalten Sie lediglich<br />
einen Kredit in Höhe von 360.000€ und<br />
müssen für die restlichen 40.000€ selbst<br />
aufkommen.<br />
Formel:<br />
Gesamtkosten × Mindestprozentsatz = benötigtes<br />
Eigenkapital<br />
Berechnung:<br />
400.000 × 0.10 = 40.000<br />
Vergessen Sie außerdem nicht die Baunebenkosten,<br />
für die Sie pauschal 10% einplanen<br />
sollten.<br />
11
Beispielrechnung<br />
Weiter im Beispiel: Wenn Sie 2% Zins und<br />
2% Tilgung pro Jahr vereinbart haben, ergibt<br />
sich daraus eine Finanzierungsrate von 4%<br />
pro Jahr. Dies entspricht bei Ihrer Kreditsumme<br />
von 360.000€ dann einer jährlichen Rate<br />
von 14.400€ oder einer monatlichen Rate von<br />
1.200€.<br />
Formeln:<br />
Kreditsumme × (Zinssatz + Tilgung) = jährliche<br />
Finanzierungsrate<br />
jährliche Finanzierungsrate / 12 Monate =<br />
monatliche Finanzierungsrate<br />
Berechnung:<br />
360.000 × (0.02 + 0.02) = 14.400€ pro Jahr<br />
14.400 / 12 = 1.200€ pro Monat<br />
Wichtig: Die monatlichen Nebenkosten (Wasser,<br />
Strom, Heizung, Grundsteuer etc.) sind<br />
noch nicht in der Finanzierungsrate enthalten,<br />
sondern müssen dazu gerechnet werden.<br />
2. Die Finanzierungsrate<br />
Jede Finanzierung beinhaltet Zins und<br />
Tilgung. Die Prozentsätze, in denen diese<br />
beiden Größen angegeben werden,<br />
beziehen sich üblicherweise jeweils auf<br />
ein Jahr. Man zahlt also in einem Jahr<br />
einerseits einen Prozentsatz des geliehenen<br />
Betrags und andererseits eine<br />
Gebühr für die Überlassung des Geldbetrags<br />
zurück – daraus ergibt sich eine<br />
jährliche Finanzierungsrate. Teilt man<br />
diesen Betrag wiederum durch 12, erhält<br />
man die monatliche Rate. An dieser Zahl<br />
können Sie vermutlich am schnellsten<br />
erkennen, ob eine Finanzierung innerhalb<br />
Ihrer Vorstellungen liegt oder nicht.<br />
3. Die Haushaltsrechnung<br />
Um Ihre Kreditwürdigkeit zu prüfen, erstellt<br />
jede Bank eine Haushaltsrechnung<br />
mit Ihnen. Dabei werden Ihr Einkommen<br />
und Ihre Ausgaben gegenübergestellt.<br />
Die Ausgaben für Ihre zukünftige Finanzierungsrate<br />
werden von der Bank bereits<br />
mit eingerechnet. Ist das Ergebnis<br />
dieser Rechnung positiv, so spricht nichts<br />
gegen einen Kredit. Um Ihre monatlichen<br />
Ausgaben zu berechnen, ohne jeden einzelnen<br />
Kontoauszug zu analysieren, setzen<br />
die Banken Pauschalen für die Lebenshaltungskosten<br />
an. Die monatlichen<br />
Nebenkosten wie Wasser, Strom, Heizung<br />
und Grundsteuer werden ebenso in<br />
die Haushaltsrechnung mit einbezogen.<br />
Beispielrechnung<br />
Mit der Finanzierungssumme von 360.000€<br />
und einer Rate von 4% pro Jahr beträgt Ihre<br />
monatliche Rate 1.200€. Wie hoch muss Ihr<br />
monatliches Nettoeinkommen nun also sein,<br />
damit diese Rate nur noch 30% davon ausmacht?<br />
Formel:<br />
Monatsrate / 0.3 = monatliches Mindesteinkommen<br />
(netto)<br />
Berechnung:<br />
1.200 / 0.3 = 4.000€<br />
Grob überschlagen sollten Sie also ein Einkommen<br />
von mindestens 4.000€ haben, damit<br />
dem Kredit von Seiten der Bank nichts<br />
mehr im Wege steht.<br />
12
Auch hierbei rechnen die Banken mit einer Pauschale von ca. 2-2,50€/m² Wohnfläche.<br />
Die Faustregel im Zusammenhang mit der Haushaltsrechnung lautet: Wenn die Finanzierungsrate<br />
unter 30% des Haushaltsnettoeinkommens liegt, ist die Finanzierung<br />
bei den meisten Banken machbar.<br />
Mit diesen drei Kennwerten und den dazugehörigen Faustformeln erhalten Sie erste<br />
Hinweise darauf, ob Sie sich Ihr Traumhaus leisten können und welche monatliche Rate<br />
dafür nötig sein wird. Grundsätzlich gilt: Kalkulieren Sie lieber großzügig und bedenken<br />
Sie auch unerwartete Ausgaben oder unvorhergesehene Entwicklungen: Was passiert<br />
beispielsweise, wenn plötzlich ein Teil des Familieneinkommens wegfällt? Wie gehen<br />
Sie damit um, wenn sich nach der ersten Bauphase herausstellt, dass die Baukosten<br />
doch höher liegen als anfangs kalkuliert? Es ist also unbedingt notwendig, zu Beginn<br />
Ihres Bauvorhabens alle offenen Fragen zu klären, klare Verhältnisse zu schaffen und<br />
bei der Finanzierung einen entsprechenden Puffer einzuplanen.<br />
Finanzierungsangebote einschätzen können<br />
Um eine sinnvolle Entscheidung treffen zu können, müssen Sie sich zuerst darüber im<br />
Klaren sein, was Ihnen bei der Finanzierung wichtig ist: Wünschen Sie sich einen festen<br />
Zinssatz und damit langfristige Sicherheit oder lieber eine sehr kurze Laufzeit und<br />
damit größtmögliche Flexibilität? Erst nach Beantwortung aller Fragen können Sie die<br />
dafür in Frage kommenden Angebote vergleichen und anhand der absoluten Gesamtkosten<br />
das beste Angebot auswählen.<br />
Laufzeit<br />
Die Laufzeit legt vertraglich fest, über welchen Zeitraum man den aufgenommenen<br />
Kredit zurückzahlt. In der Regel liegen die Laufzeiten bei zehn bis 30 Jahren. Je<br />
Almondia-Tipp:<br />
Nach einer Laufzeit von zehn Jahren haben<br />
Kreditnehmer jedoch immer das Recht, das<br />
Darlehen mit einer Frist von sechs Monaten<br />
vorzeitig und ohne zusätzliche Kosten<br />
zurückzuzahlen. Dies lohnt sich dann, wenn<br />
die Zinsen inzwischen gesunken sind. Durch<br />
Umschuldung auf eine günstigere Anschlussfinanzierung<br />
kann der Kreditnehmer in dem<br />
Fall Geld sparen.<br />
niedriger das aktuelle Zinsniveau ausfällt,<br />
desto länger können die Laufzeit<br />
des Kredites und die Frist der Zinsfestschreibung<br />
sein. Durch eine Änderung<br />
der Konditionen, zum Beispiel bei Änderung<br />
des Sollzinssatzes nach Ablauf des<br />
ursprünglich vereinbarten<br />
Bindungszeitraums,<br />
kann sich die Vertragslaufzeit<br />
verlängern oder verkürzen.<br />
13
Zinsbindung/Zinsdauer<br />
Käufer und Bank vereinbaren im Darlehensvertrag meist einen Zeitraum, in dem der<br />
Kunde einen festgelegten Zins bezahlt. In der Regel handelt es sich dabei um eine Periode<br />
von fünf bis 30 Jahren. Der Bauherr oder Immobilienkäufer macht sich für diesen<br />
Zeitraum unabhängig von der Zinsentwicklung. Nach Ablauf der Zinsbindungsfrist<br />
kann der Schuldner den Zinssatz mit der Bank neu verhandeln oder zu einem anderen<br />
Kreditinstitut wechseln.<br />
Finanzierungsrate<br />
Aus der Kreditsumme, der gewünschten Laufzeit und der Höhe der Zinsen ergibt sich<br />
eine monatliche Finanzierungsrate. Diese setzt sich zusammen aus einem Tilgungsanteil<br />
und den Zinsen. Die monatliche Rate sollte immer an die persönliche finanzielle<br />
Leistungsfähigkeit angepasst werden.<br />
Die Ermittlung kann durch eine Haushaltsrechnung,<br />
die auch Sonderausgaben<br />
einplant, erfolgen.<br />
Sonderzahlungsmöglichkeiten<br />
Es besteht die Möglichkeit, zusätzlich<br />
zur normalen Tilgungsleistung eine<br />
Sondertilgung zu entrichten, um das<br />
Darlehen schneller abzubezahlen. Der<br />
Extrabonus vom Chef, eine kleine Erbschaft<br />
oder ein Lottogewinn lassen sich so gut unterbringen. Bei Darlehen mit fest<br />
vereinbartem Zinssatz sind Sondertilgungen meist nicht möglich – es sei denn, mit der<br />
Bank wurde vertraglich ein Sondertilgungsrecht vereinbart. Dann kann man – meist<br />
einmal im Jahr – in einer vorher festgelegten Höhe eine Sonderzahlung leisten, die<br />
den Kredit mindert. Manche Banken gewähren diese Möglichkeit von sich aus, andere<br />
lassen sich eher bitten. Bei Darlehen mit variabler Zinsbindung ist die Ablösung des<br />
Darlehens täglich in voller Höhe möglich, also ohne Vorfälligkeit.<br />
Abzüglich der Zahlungsverpflichtungen für<br />
die neue Baufinanzierung muss ein Existenzminimum<br />
für den notwendigen Lebensunterhalt<br />
übrig bleiben.<br />
Als Faustformel gilt ein Existenzminimum<br />
von 40 Prozent des Familiennettoeinkommens<br />
bzw. mindestens 750,- EUR für die erste<br />
Person und 250,- EUR für jede weitere Person.<br />
Bei einer Vollfinanzierung legen die Banken<br />
in der Regel ein erhöhtes Existenzminimum<br />
zugrunde.<br />
14
Gesamtkosten<br />
Das endgültige Vergleichskriterium der Angebote sind die absoluten Gesamtkosten,<br />
die sich aus dem Zins und den anfallenden Gebühren zusammensetzen. Jede Bank ist<br />
verpflichtet, diese in ihrem Angebot auszuweisen. Wichtig dabei ist, sich bei diesem<br />
Vergleich nicht auf den Effektivzins zu verlassen. Dieser beinhaltet zwar die Kosten,<br />
durch die unterschiedlichen Laufzeiten der Finanzierungen wird das Bild jedoch verzerrt.<br />
Die absoluten Gesamtkosten hingegen beziehen die Laufzeit mit ein. Die Gegenüberstellung<br />
der Gesamtkosten der einzelnen Finanzierungsangebote zeigt also,<br />
wie viel Sie insgesamt bezahlen müssen.<br />
Diesen groben Überblick über die wichtigsten Kennwerte können Sie zum ersten Vergleich<br />
von Finanzierungsangeboten zu Rate ziehen. Auf der sicheren Seite sind Sie<br />
jedoch erst mit einem unabhängigen Berater, der ganz genau weiß, worauf es bei der<br />
Baufinanzierung ankommt und welche Kriterien in Ihrem persönlichen Fall am wichtigsten<br />
sind.<br />
15
Finanzierungstipps<br />
Die Finanzierung eines Eigenheims bringt verschiedene Herausforderungen mit sich.<br />
Wer nicht genügend finanziellen und zeitlichen Puffer einplant, sieht sich schnell hohen<br />
finanziellen Belastungen ausgesetzt, die nur schwer bewältigbar sind. Im Folgenden<br />
haben wir für Sie ein paar Tipps zusammengestellt, die Ihnen die eine oder andere<br />
Kostenfalle womöglich ersparen werden.<br />
Tipp 1: Vereinbarung einer tilgungsfreien Zeit<br />
Um eine Doppelbelastung durch die Finanzierung der Tilgung auf der<br />
einen und Ihrer noch laufenden Miete auf der anderen Seite zu vermeiden,<br />
können Sie zu Beginn des Bauvorhabens eine tilgungsfreie<br />
Zeit vereinbaren. In der tilgungsfreien Zeit bezahlen Sie nur die anfallenden<br />
Zinsen. Wie lange dieser Zeitraum andauert, sollte jeder<br />
Bauherr individuell mit seinem Finanzberater besprechen.<br />
Tipp 2: Bereitstellungszinsen einkalkulieren<br />
Die Bank verlangt Zinsen dafür, dass sie dem Bauherrn das Darlehen<br />
für die Finanzierung bereit hält. Für die ersten drei bis sechs Monate<br />
fallen diese Zinsen noch nicht an, danach beträgt der aktuelle Bereitstellungszins<br />
jedoch 2% pro Jahr. Da immer erst nach den einzelnen<br />
Bauabschnitten ausgezahlt wird, sollten Fertighaus-Bauherren<br />
wissen, wie weit diese auseinander liegen und wie hoch die Kosten<br />
der anfallenden Zinsen für den nicht abgerufenen Teil des Darlehens<br />
sind. Auch das gilt es mit dem Kreditinstitut anhand der Pläne und<br />
Terminvorgaben des Fertighaus-Herstellers individuell abzustimmen.<br />
Tipp 3: Unterschätzen Sie die Baunebenkosten nicht!<br />
Eine konkrete Summe für die später benötigten Baunebenkosten<br />
festzulegen, ist durchaus kein einfaches Unterfangen. Das ist auch<br />
der Grund, warum viele angehende Bauherren oft zu optimistisch<br />
kalkulieren. Die empfohlenen Prozentsätze, die man für die Nebenkosten<br />
einplanen sollte, reichen von 5 bis 30%. Das liegt nicht zuletzt<br />
auch daran, dass bei einem Bau immer mal etwas schiefgehen kann:<br />
Eine Fensterscheibe geht kaputt, die Garage soll etwas größer werden<br />
und der Zaun wurde in der Planung zunächst ganz vergessen.<br />
Wir haben Ihnen daher einige Punkte zusammengestellt, mit denen<br />
Sie auf jeden Fall rechnen sollten:<br />
16
• Je nach Bundesland kommen noch einmal rund 5% des Grund<br />
stückspreises als Grunderwerbssteuer hinzu.<br />
• Wurde ein Makler beauftragt, um das Grundstück zu finden,<br />
werden weitere 3-7% Provision fällig.<br />
• Zudem schlagen Notar- und Gerichtskosten mit etwa 1-1,5% der<br />
Baukosten zu Buche.<br />
• Ist der Baugrund nicht voll erschlossen, fallen auch hierfür weiter<br />
Kosten an.<br />
• Darüber hinaus können Kosten für Gas- und Stromanschlüsse<br />
fällig werden.<br />
Tipp 4: Reihenfolge der Darlehen beachten<br />
Die verschiedenen Darlehen innerhalb der Baufinanzierung, sprich<br />
die einzelnen Finanzierungsbausteine, haben unterschiedliche Konditionen.<br />
Das sollten Sie zu nutzen wissen. Als gängige Reihenfolge<br />
für die Zahlung der Bauabschnitte hat es sich bewährt, wenn Sie<br />
zuerst Ihr Eigenkapital investieren, etwa für den Grundstückskauf.<br />
Anschließend sollten die im ersten Jahr tilgungsfreien KfW-Darlehen<br />
abgerufen werden. Erst dann ist es ratsam, Darlehen der Bank oder<br />
Sparkasse zu nutzen. Denn diese verfügen für gewöhnlich über die<br />
längste bereitstellungszinsfreie Zeit, wobei sie jedoch in der Regel keine<br />
Tilgungsaussetzung ermöglichen.<br />
Tipp 5: Sparen Sie an den richtigen Stellen<br />
Am einfachsten lassen sich die Kosten eines Bauvorhabens natürlich<br />
senken, indem Sie an Grundstücksgröße oder Wohnfläche sparen. Je<br />
nach Bauart und Ausstattung kostet der Quadratmeter zwischen<br />
1.700 und 5.500€ – was für Sie schlicht bedeutet, dass Sie durch eine<br />
geschickte, ökonomische Raumaufteilung Geld sparen können (und<br />
später sogar zusätzlich Heizkosten). Daneben treibt auch ein Keller<br />
die Kosten in die Höhe. Daher sollten Sie genau überlegen, ob Gastherme,<br />
Warmwasserspeicher, Waschmaschine und Trockner nicht<br />
auch in einem ebenerdigen Technikraum oder unter dem Dach genügend<br />
Platz finden. Dadurch können Sie leicht 40.000€ sparen. Am<br />
Energiekonzept Ihres Hauses sollten Sie den Rotstift jedoch nicht<br />
ansetzen: Zwar können Sie zunächst Geld einsparen, wenn Sie ein<br />
normal isoliertes Haus mit durchschnittlichem Energiestandard bau-<br />
17
en lassen. Über die Nebenkosten zahlen Sie jedoch mittelfristig – vor<br />
allem in Anbetracht steigender Energiepreise – doppelt drauf. Die Investition<br />
in ein energieeffizientes Heizsystem oder gar ein Passivhaus<br />
amortisiert sich im weiteren Lebenszyklus des Hauses in jedem Fall.<br />
Diese Tipps zeigen, dass es bei der Baufinanzierung einiges zu beachten<br />
gilt und der Schlüssel zum ausgeklügelten Finanzierungsplan in der individuellen Beratung<br />
und einer guten Absprache mit der Baufirma liegt. Besonders in Bezug auf die<br />
Finanzierung eines ökologisch gebauten Hauses lohnen sich eine umfassende Planung<br />
und das Einholen von Informationen über Fördermöglichkeiten. Mehr dazu erfahren Sie<br />
im folgenden Kapitel.<br />
Gesetzesgrundlage zu ökologischen Bauprojekten – Die Energieeinsparverordnung<br />
Ein bisschen Öko ist für alle Bauherren Pflicht – nicht nur beim Bau eines Ökohauses.<br />
Die Energieeinsparverordnung, kurz EnEV, setzt verbindliche Standards für die<br />
Energieeffizienz von Bauprojekten. Ziel ist, sowohl den CO2-Ausstoß als auch den Ressourcenverbrauch<br />
beim Bauen und Bewohnen eines Hauses zu minimieren – und zwar<br />
so weit, dass bis 2050 alle Gebäude in Deutschland klimaneutral sind. Das bedeutet,<br />
dass Sie nicht mehr Energie verbrauchen dürfen, als Sie selbst, zum Beispiel durch<br />
Photovoltaikanlagen auf dem Dach, wieder generieren können.<br />
Worum geht es bei der EnEV?<br />
Die EnEV fasst die früher getrennten Bereiche der Heizungsanlagenverordnung und<br />
Wärmeschutzverordnung zusammen. Dadurch ist es möglich, Faktoren, die zu einem<br />
höheren oder niedrigeren Energieverlust führen, in der Gesamtbilanz des Hauses miteinander<br />
zu verrechnen. Wenn Ihr Haus also beispielsweise über eine sehr moderne Heizungsanlage<br />
verfügt, dafür aber schlecht gedämmt ist, gleichen sich diese beiden Faktoren<br />
in der Gesamtenergiebilanz wieder aus. Es wird also immer das gesamte Gebäude<br />
betrachtet, nicht bloß einzelne Bereiche.<br />
Die aktuelle Version der Verordnung<br />
enthält einige Anforderungsänderungen,<br />
die seit 2016 für alle Neubauten<br />
gültig sind. Festgelegt werden ein bestimmter<br />
Primärenergiebedarf , der<br />
nicht überschritten werden soll, sowie<br />
Werte für den Transmissionswärme-<br />
Wichtigste Neuerungen der EnEV seit<br />
01.01.2016<br />
• Reduzierung der Energieverluste über die<br />
Gebäudehülle um 20%<br />
• Absenkung des Primärenergiebedarfs zum<br />
Heizen, Kühlen und für die Warmwasseraufbereitung<br />
um 25%<br />
• Absenkung des Primärenergiefaktors für<br />
Strom von 2,4 auf 1,8<br />
18
verlust. Zur Pflicht werden außerdem Energieausweise.<br />
Der Primärenergiebedarf und -faktor<br />
Egal ob Sie Ihr Ökohaus heizen oder kühlen, belüften oder eine heiße Dusche nehmen<br />
wollen – Sie brauchen dafür Energie. Der Primärenergiebedarf (QP) beschreibt die<br />
Energiemenge, die nötig ist, um den gesamten Energiebedarf für all diese Prozesse<br />
innerhalb eines Gebäudes zu decken. In der EnEV ist ein Höchstwert des jährlichen<br />
Wärmebrückenzuschlag<br />
Jene Bereiche in Bauteilen eines Gebäudes,<br />
durch die die Wärme schneller nach außen<br />
transportiert wird als durch die angrenzenden<br />
Bauteile, bezeichnet man als Wärmebrücke.<br />
Um die Energieverluste möglichst gering<br />
zu halten, ist eine wärmebrückenarme Planung<br />
und Ausführung unerlässlich. Mit dem<br />
Wärmebrückenzuschlag wird angegeben,<br />
wie wärmebrückenarm das Gebäude ist.<br />
Primärenergiebedarfs festgelegt, der<br />
nicht überschritten werden darf. Doch<br />
woher wissen Bauherren, wie viel Energie<br />
für Heizung, Warmwasseraufbereitung<br />
etc. insgesamt benötigt wird,<br />
wenn das Haus noch nicht mal gebaut<br />
ist?.<br />
Mithilfe eines Referenzgebäudes, welches<br />
exakt die gleichen Maße und Eigenschaften<br />
wie der geplante Neubau<br />
hat, kann der Primärenergiebedarfs berechnet werden. Dazu werden die wichtigsten<br />
Angaben zur technischen Ausstattung des Referenzgebäudes in einer Tabelle bereitgestellt:<br />
• wie gut die Außenwände, Bodenplatten, Fenster, Türen und das Dach gedämmt sind,<br />
also wie viel Wärme aus dem Hausinneren an die Umwelt abgegeben wird,<br />
• wie modern Heizung, Warmwasseraufbereitung und Lüftung ausgestattet sind,<br />
• wie hoch der Wärmebrückenzuschlag für die Außenbauteile ist,<br />
• die Mindestangaben zur Luftdichte der Gebäudehülle und<br />
• die Regeln für die Berücksichtigung des Sonnenschutzes;<br />
Ermittelt werden die Werte durch einen<br />
zertifizierten Energieberater, der auch<br />
die Einhaltung der entsprechenden<br />
Werte bei der KfW (Kreditanstalt für<br />
Wiederaufbau) bestätigen muss, damit<br />
ein Kreditzuschuss bewilligt werden<br />
kann (siehe Kapitel xx auf Seite xx).<br />
Primärenergiebedarf laut EnEV seit<br />
01.01.2016<br />
Seit 2016 ist der erlaubte Primärenergiebedarf<br />
25% niedriger. Falls Sie einen Neubau<br />
planen, sollten Sie unbedingt beachten, dass<br />
der Höchstwert für den Primärenergiebedarf<br />
nochmals um 25% gesenkt wurde. Zur neuen<br />
Berechnung wird das bis 2015 genutzte Referenzgebäude<br />
hinzugezogen, das dann aber<br />
noch mit dem Faktor 0,75 multipliziert wird.<br />
19
Neben der Absenkung des Primärenergiebedarfs, wird auch der Primärenergiefaktor<br />
reduziert. Dieser Wertbeschreibt das Verhältnis von der eingesetzten Primärenergie<br />
zur abgegebenen Endenergie. Primärenergiefaktoren berücksichtigen alle Schritte der<br />
Primärenergieerzeugung, die zur Förderung, Aufbereitung, Umwandlung, den Transport<br />
und die Verteilung des entsprechenden Energieträgers nötig sind. Energie, die<br />
aus erneuerbaren Quellen, wie beispielsweise Sonne, Wind oder Erdwärme gewonnen<br />
wird, hat einen niedrigeren Primärenergiefaktor. Je größer der Anteil regenerativer<br />
Energie am Strommix ist, desto niedriger ist also auch der Primärenergiefaktor. Seit<br />
Anfang 2016 wurde der maximal zulässige Primärenergiefaktor in der EnEV für Strom<br />
von 2,4 auf 1,8 abgesenkt.<br />
Transmissionswärmeverluste<br />
Wenn von Transmissionswärmeverlusten gesprochen wird, sind Energieverluste gemeint,<br />
die durch die Abgabe von Wärme durch die Hausverkleidung entstehen. Damit<br />
diese möglichst gering ausfallen, fordert die EnEV ab 2016 einen erhöhten Wärmeschutz<br />
bei der Gebäudehülle: Dieser soll um 20% steigen.<br />
Der Energieausweis<br />
Ein Energieausweis ist mittlerweile Pflicht. Er zeigt, wie energieeffizient ein Haus ist<br />
und wie viel Kosten man für Heizung und Warmwasser einplanen muss. Je grüner der<br />
Bereich ist, auf dem die Immobilie auf der Farbskala liegt, desto energieeffizienter ist<br />
das Gebäude. Liegt das Gebäude im roten Bereich, wird vor einem sehr hohen Energieverbrauch<br />
gewarnt. Immobilieneigentümer haben oftmals die Wahl, ob sie einen<br />
Verbrauchsauweis oder einen Bedarfsausweis erstellen lassen. Doch worin genau liegt<br />
der Unterschied?<br />
20
Preisvergleich: Verbrauchs- vs.<br />
Bedarfsausweis<br />
Der verbrauchsorientierte Energieausweis ist<br />
mit Preisen zwischen 25 und 100 Euro häufig<br />
die günstigere Variante. Je nach Aufwand<br />
liegen die Preise für einen Bedarfsausweis<br />
bei 500 Euro oder mehr. Grundsätzlich kann<br />
jeder Eigentümer für sein Gebäude einen bedarfsorientierten<br />
Ausweis erstellen lassen,<br />
wenn folgende Auflagen erfüllt sind:<br />
• Es müssen sich mindestens fünf Wohnungen<br />
im Gebäude befinden ODER<br />
• Es liegt ein Bauantrag vor, der nach dem 1.<br />
November 1977 gestellt wurde, ODER<br />
• Das Gebäude wurde nach der 1. Wärmeschutzverordnung<br />
von 1977 errichtet odernachgerüstet.<br />
4<br />
Der Verbrauchsausweis gibt die tatsächlich<br />
verbrauchte Energiemenge eines<br />
Gebäudes, beispielsweise für Heizung<br />
und Warmwasseraufbereitung,<br />
an. Für die Berechnung werden meist<br />
die letzten drei Heizkostenabrechnungen<br />
herangezogen. Da das Heizverhalten<br />
der Menschen jedoch sehr individuell<br />
ist, lassen sich auf Grundlage eines<br />
Verbrauchsausweises nur bedingt Aussagen<br />
über den künftigen Energieverbrauch<br />
treffen.<br />
Der Bedarfsausweis ist aussagekräftiger, jedoch ist dessen Erstellung, sprich die Ermittlung<br />
des theoretischen Energiebedarfs eines Gebäudes, mit einem aufwendigen<br />
Berechnungsverfahren verknüpft. Dafür muss ein Fachmann das Haus einer gründlichen<br />
Untersuchung unterziehen, um Fragen zur Bau- und Anlagentechnik zu beantworten:<br />
Wie ist die Außenwand gedämmt? Sind Energiesparfenster eingebaut?<br />
Welche Heizungsanlage ist installiert? Alle diese Aspekte fließen in die Kalkulation des<br />
theoretischen Energiebedarfs mit hinein. Bei der Erfassung der Daten spielt das individuelle<br />
Heizverhalten keine Rolle, weshalb die Angaben eines Bedarfsausweises objektiver<br />
sind, als jene eines Verbrauchsausweises. Außerdem lassen sich auf diese Weise<br />
energetische Schwachstellen des Gebäudes erfassen und Modernisierungsempfehlungen<br />
ableiten.<br />
Muster-Energieausweis für Wohngebäude 5<br />
21
Für neu errichtete Einfamilienhäuser wird der Energieausweis stets als Bedarfsausweis<br />
ausgegeben. Ausstellen dürfen diesen in der Regel sogenannte Bauvorlageberechtigte.<br />
Um herauszufinden, wer in Ihrer Nähe Bauvorlageberechtigter ist, wenden<br />
Sie sich am besten an eine Architekten-, Ingenieurs-, oder Handwerkskammer oder<br />
informieren Sie sich bei der Energieberatung Ihrer örtlichen Verbraucherzentrale. Hilfreich<br />
im Netz ist vor allem die Expertendatenbank der Deutschen Energie-Agentur.<br />
Der Energieausweis muss – ebenso wie der EnEV-Nachweis – schon mit dem Bauantrag<br />
von Ihrem bauvorlageberechtigten Architekten oder Planer eingereicht werden.<br />
Als Bauherr müssen Sie dafür Sorge tragen, dass diese Werte auch noch nach dem<br />
Gültigkeitsdauer des Energieausweises<br />
Alles ist eine Frage der Zeit, und auch der<br />
Energieausweis hat nur eine begrenzte zeitliche<br />
Gültigkeit von zehn Jahren. Nach Renovierungs-<br />
und Sanierungsarbeiten muss<br />
ebenfalls ein neuer Energieausweis erstellt<br />
werden, wenn sich die Energieeffizienz der<br />
Immobilie verändert hat.<br />
Bau Gültigkeit haben. Im Rahmen einer<br />
Hausbegehung werden die vor dem Bau<br />
angegeben Werte überprüft. Doch was<br />
ist zu tun, wenn die Werte nach Fertigstellung<br />
Ihres Ökohauses unerwarteterweise<br />
doch von den ursprünglichen<br />
Angaben abweichen? Sollte dies der Fall<br />
sein, müssen Sie den Energieausweis eigenständig<br />
anpassen lassen.<br />
Fördermöglichkeiten für energieeffizientes Bauen<br />
Wir wollen offen ansprechen, was ohnehin auf der Hand liegt: Die Berücksichtigung<br />
ökologischer Baustandards ist in den meisten Fällen mit einem erhöhten Kostenaufwand<br />
verbunden. Die gute Nachricht lautet jedoch: Ökologisches Bauen wird bezuschusst,<br />
und zwar vor allem dann, wenn es um Maßnahmen der Energieeffizienz geht.<br />
Die bekanntesten Finanzierungsmöglichkeiten sind die Kredite der Kreditanstalt für<br />
Wiederaufbau (KfW).<br />
KfW-Programme<br />
Um Ihnen das Energiesparen noch etwas zu versüßen, bietet Ihnen die Kreditanstalt<br />
für Wiederaufbau – neben den ideellen Anreizen des energieeffizienten Bauens und<br />
Wohnens – auch finanzielle Vorteile für Ihr Bauprojekt. Dabei gilt die einfache Formel:<br />
Je energieeffizienter Sie bauen, desto mehr Geld sparen Sie auch.<br />
22
Die KfW-Energiestufen<br />
Je energiesparender das Haus ist, desto niedriger ist die Zahl der KfW-Energiestufe.<br />
Dabei orientiert man sich an einem Haus, das genau so viel Energie verbraucht, wie<br />
es gesetzlich nach EnEV verbrauchen darf. Im Vergleich dazu ist ein KfW-Effizienzhaus<br />
55 eines, das nur noch 55% der Energie verbraucht. Ein solches Haus wird finanziell<br />
gefördert – ebenso wie die KfW-Effizienzhäuser 40 und 40 plus.<br />
KfW-Effizienzhaus 55<br />
Ein KfW-Effizienzhaus 55 benötigt pro Jahr 45% weniger Primärenergie als das Referenzgebäude.<br />
Zudem muss der Transmissionswärmeverlust mindestens 30% geringer<br />
als beim Referenzgebäude sein. Bei einem Neubau kann bei der KfW ein Kredit über<br />
100.000€ aufgenommen werden, der Tilgungszuschuss liegt bei 5%. Sie bekommen<br />
also pro Wohneinheit 5.000€ geschenkt.<br />
KfW-Effizienzhaus 40<br />
Entsprechend darf ein KfW-Effizienzhaus 40 bloß noch 40% der Primärenergie eines<br />
Referenzgebäudes verbrauchen. Der Grenzwert für den Transmissionswärmeverlust<br />
liegt hier bei 55%, gemessen an dem Wert des Referenzgebäudes. Gefördert werden<br />
entsprechende Bauprojekte mit einem Tilgungszuschuss von 10%, Sie müssen also<br />
10.000€ nicht zurückzahlen.<br />
23
KfW-Effizienzhaus 40 plus<br />
Die Kriterien eines KfW-Effizienzhauses 40 muss auch das KfW-Effizienzhaus 40 plus<br />
erfüllen. Darüber hinaus soll es außerdem über ein sogenanntes „Plus Paket“ verfügen.<br />
Dieses beinhaltet die folgenden Komponenten:<br />
• eine stromerzeugende Anlage auf Basis erneuerbarer Energien<br />
• ein stationäres Batteriespeichersystem (Stromspeicher)<br />
• eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung<br />
• eine Visualisierung von Stromerzeugung und Stromverbrauch über ein entsprechendes<br />
Benutzerinterface<br />
Sollten Sie bei der KfW einen Baukredit in Höhe von 100.000€ für Ihr KfW-Effizienzhaus<br />
40 plus aufnehmen, müssen Sie 15.000€ weniger zurückzahlen, Sie erhalten also<br />
einen Tilgungszuschuss von 15%. Wenn Sie ein Passivhaus bauen möchten, erhalten<br />
Sie die gleichen Förderungen wie für ein KfW-Effizienzhaus 40 plus, da dieselben Anforderungen<br />
erfüllt werden.<br />
Wie beantragt man einen KfW-Kredit?<br />
Wenn Sie einen KfW-Kredit beantragen<br />
möchten, sollten Sie sich zunächst um einen<br />
Sachverständigen kümmern. Eine Liste mit<br />
Energieeffizienz-Experten für Förderprogramme<br />
des Bundes in ihrer Nähe finden Sie<br />
auf der Website www.energie-effizienz-experten.de.<br />
Der Sachverständige wird mit Ihnen<br />
absprechen, welche Effizienzstufe sich<br />
für Ihr Bauvorhaben am ehesten lohnt und<br />
entsprechende Nachweise ausstellen.<br />
Den Kredit selbst beantragen Sie dann bei<br />
Ihrem Finanzpartner. Das können Direktbanken, Genossenschaftsbanken, Sparkassen,<br />
Geschäftsbanken, Versicherungen oder auch Bausparkassen sein. Die von Ihnen<br />
ausgewählte Bank, Sparkasse oder Versicherung ist dann für alle weiteren Fragestellungen<br />
Ihr Ansprechpartner. Hier wird Ihre Kreditwürdigkeit geprüft und der Kredit<br />
samt Tilgungszuschuss bei der KfW bean<br />
24
KfW-Förderungen für Bestandsimmobilien<br />
Doch auch für all jene, die bereits eine Immobilie besitzen, bietet die KfW-Förderbank<br />
Zuschüsse für Ihre Umbau- und Sanierungsvorhaben. Mit dem Produkt 151<br />
„Altersgerecht Umbauen“ können Sie Ihre Immobilie an jede Lebenssituation anpassen<br />
– egal ob Sie eine Familie gründen wollen oder mit altersbedingten Mobilitätseinschränkungen<br />
konfrontiert sind. Gefördert werden beispielsweise die Entfernung von<br />
Schwellen, das Versetzen von Wänden und Durchgängen oder der Umbau von Küche<br />
und Bad.<br />
Selbstverständlich werden auch energetische Sanierungsmaßnahmen gefördert. Das<br />
Produkt „Energieeffizient Sanieren“ richtet sich an alle, die Wohnraum energetisch sanieren<br />
oder sanierten Wohnraum kaufen möchten. Förderfähig sind alle energetischen<br />
Maßnahmen, die zum KfW-Effizienzhaus-Standard führen. So werden beispielsweise<br />
der Austausch ineffizienter Heizungsanlagen, der Einbau von Lüftungsanlagen, die<br />
Dämmung von Wänden oder Dachflächen sowie die Erneuerung von Fenstern und<br />
Außentüren gefördert.<br />
Wollen Sie selbst Strom erzeugen oder Wärme produzieren, bietet die KfW mit dem<br />
Produkt „Erneuerbare Energien“ ebenfalls Fördermöglichkeiten. Grundsätzlich werden<br />
damit die Errichtung, die Erweiterung und der Erwerb von Anlagen zur Nutzung erneuerbarer<br />
Energien bezuschusst. Dies umfasst beispielsweise die Installation von Photovoltaikanlagen<br />
auf Dächern, an Fassaden oder auf Freiflächen oder von Anlagen zur<br />
Stromerzeugung aus Winder- und Wasserkraft. Auch zahlreiche weitere Anlagen und<br />
Systeme zur Strom- und Wärmeerzeugung<br />
sowie Batteriespeicher zählen zu<br />
den förderfähigen Maßnahmen.<br />
Was außerdem an Bestandsimmobilien gefördert<br />
wird:<br />
• Produkt 167 „Energieeffizient Sanieren – Ergänzungskredit“<br />
– Für die Umstellung von<br />
• Heizungsanlagen auf erneuerbare Energien<br />
• Produkt 431 „Energieeffizient Bauen und Sanieren<br />
– Zuschuss Baubegleitung“ – Für Planung<br />
und Baubegleitung durch Experten für<br />
Energieeffizienz<br />
• Produkt 433 „Energieeffizient Bauen und Sanieren<br />
– Zuschuss Brennstoffzelle“ -Die innovative<br />
Brennstoffzelle für Ihre Wohnimmobilie<br />
• Produkt 275 „Erneuerbare Energien – Speicher“<br />
– Strom aus Sonnenenergie erzeugen<br />
und speichern 7<br />
25
Weitere Förderprogramme<br />
Die Umweltbank<br />
Neben den Krediten der KfW gibt es die Möglichkeit, sich beim Hausbau durch Programme<br />
aus der Privatwirtschaft unterstützen zu lassen. Ein gutes Beispiel hierfür<br />
sind die Kredite der Umweltbank. Je umweltfreundlicher Ihr Bauprojekt ist, desto<br />
günstiger sind die Konditionen Ihres Kredits. Besonders wichtig ist der Umweltbank<br />
der energetische Standard des Gebäudes nach dem Bau. Maßgebend sind die verwendeten<br />
Dämmstoffe, verdichtetes Bauen und die Nutzung erneuerbarer Energien.<br />
Angeboten werden die entsprechenden Darlehen ab einem Kreditbetrag von 50.000€.<br />
Die Anfangstilgung variiert je nach ökologischer Qualität Ihres Bauprojektes zwischen<br />
2 und 5%.<br />
Förderung durch die Bundesländer<br />
Darüber hinaus gibt es noch eine ganze Bandbreite an landesspezifischen Fördermöglichkeiten.<br />
Allerdings wechseln diese fast jährlich und in Berlin und Brandenburg wurde<br />
die Förderung von Neubauten komplett ausgesetzt. Welche aktuellen Förderprojekte<br />
es von den Bundesländern gibt, findet man leicht auf der Website bauforderer, einem<br />
Informationsportal des Verbraucherzentrale Bundesverbandes. Von den Bundesländern<br />
wird vor allem die Sanierung von Wohngebäuden gefördert. Ein gutes Beispiel ist<br />
das Bayerische Modernisierungsprogramm, welches die Erneuerung von Mietwohnungen<br />
in Mehrfamilienhäusern mit günstigen Kreditkonditionen belohnt.<br />
Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle<br />
Vom Staat finanziell gefördert werden außerdem Pelletheizungen und Solaranlagen. Entsprechende<br />
Anträge müssen beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (kurz<br />
BAFA) eingereicht werden. Für Pelletheizungen ohne Pufferspeicher werden dabei pauschal<br />
mindestens 3.000€ bereitgestellt. Ist ein Pufferspeicher dabei, sind es sogar schon 3.500€.<br />
Wenn Sie planen, sich eine kleinere Solarkollektoranlage mit bis zu 10m2 Bruttokollektorfläche<br />
Pufferspeicher in Heizsystemen<br />
Für eine möglichst verlustfreie Energienutzung<br />
in Heizungssystemen sind Pufferspeicher<br />
unabdingbar. Das Speichern der Energie<br />
beschert dem Nutzer den sogenannten<br />
Puffer, der den zeitlichen Rahmen zwischen<br />
Erzeugung und Verbrauch der Wärme enorm<br />
vergrößert. Auch überschüssig produzierte<br />
Wärme geht somit nicht verloren und kann<br />
bedarfsgerecht abgegeben werden.<br />
anzuschaffen, können Sie mit 500€ rechnen.<br />
Für größere Kollektoren gibt es 50€<br />
pro m2. Wurde bei der Solaranlage sogar<br />
noch eine Heizungsunterstützung integriert,<br />
gibt es bis zu einer Fläche von<br />
14 m2 pauschal 2000€. Alles darüber hinaus<br />
wird mit 140€ pro m2 bezuschusst.<br />
26
Checkliste – Ihr Weg zum KfW-Kredit<br />
☐☐<br />
Planen Sie Ihre Immobilie mit Ihrem Energieberater<br />
☐☐<br />
Erstellung der Online-Bestätigung zur Beantragung der KfW-Fördermittel durch Ihren Energieberater<br />
☐☐<br />
Wahl der passenden Förderung bzw. Kombination mehrerer Förderoptionen<br />
☐☐<br />
Terminvereinbarung mit Ihrem Finanzierungsberater VOR Baubeginn (Mitnahme der Online-Bestätigung<br />
zum Antrag)<br />
☐☐<br />
Beantragung des KfW-Kredits durch Ihren Finanzierungspartner<br />
☐☐<br />
Nach Erhalt der Förderzusage steht dem Baubeginn nichts mehr im Wege (Baubegleitung durch<br />
Ihren Energieberater wird empfohlen)<br />
☐☐<br />
Erstellen einer Bestätigung nach „Durchführung“ zusammen mit Ihrem Energieberater nach Abschluss<br />
der Bauarbeiten<br />
☐☐<br />
Einreichen der Bestätigung bei Ihrem Finanzierungspartner innerhalb von 9 Monaten nach Auszahlung<br />
des gesamten Kreditbetrages<br />
☐☐<br />
Auszahlung des Tilgungszuschusses auf Ihr Darlehenskonto 6<br />
Anmerkungen<br />
4. Quelle: Immobilienscout24<br />
5. Quelle: Energieausweis-energiepass-beratung.de<br />
6. Quelle: Kreditanstalt für Wiederaufbau<br />
7. Quelle: Kreditanstalt für Wiederaufbau<br />
27
3<br />
Hausbauplanung und ökologische Komponenten<br />
Wer ein Ökohaus bauen will, sollte dies schon beim Setzen der ersten Striche<br />
der Planzeichnung beachten. Denn viele Dinge, die essentiell für ein ökolo<br />
gisches Hausprojekt sind, müssen von Beginn an bedacht und konsequent in die Gesamtplanung<br />
miteinbezogen werden. Nicht nur während des eigentlichen Bauprozesses,<br />
sondern bereits davor und auch danach gibt es einiges zu berücksichtigen.<br />
Von der ersten Idee zur Raumaufteilung<br />
Entscheidend für den Erfolg eines nachhaltigen Hauskonzeptes ist eine möglichst frühe<br />
Einbindung entsprechender Experten in den Planungsprozess. Sowohl ein auf ökologische<br />
Bauprojekte spezialisierter Architekt als auch ein Baubiologe und ein Energieberater<br />
sollten Teil des Planungsteams sein. Denn nur in der Entstehungsphase eines<br />
Bauwunsches sind noch alle Entscheidungen offen und die Vorstellungen der Bauherren<br />
noch nicht zu konkret. In dieser frühen Bauphase können die ökologischen Komponenten<br />
am einfachsten optimiert werden – und mit dem geringsten finanziellen Aufwand<br />
umgesetzt werden.<br />
28
Grundstück<br />
Das optimale Grundstück für Ihr Ökohaus zu finden, ist einer der ersten und gleichzeitig<br />
einer der schwierigsten Schritte während des gesamten Bau- und Planungsprozesses.<br />
Die Eigenschaften des Grundstückes beeinflussen nicht nur Ihr Hausprojekt,<br />
sondern folglich auch Ihre Lebensweise. Nicht nur der persönliche Lebensstil und die<br />
aktuelle Lebenssituation, sondern auch die Versorgung mit sozialer Infrastruktur, die<br />
Anbindung an das Verkehrsnetz sowie soziale und baustrukturelle Aspekte der Umgebung<br />
spielen eine zentrale Rolle bei der Wahl des richtigen Grundstücks. Überlegen Sie<br />
sich also zu Beginn gut, ob Sie an diesem Ort die nächsten Jahre Ihres Lebens verbringen<br />
möchten.<br />
Vor allem wenn Sie ein ökologisches Haus bauen möchten, sollten Sie sich bei der<br />
Grundstückswahl nicht nur mit Kriterien wie Lage, Preis und netten Nachbarn auseinandersetzen,<br />
sondern mit der Qualität und den Charakteristika des Bodens.<br />
Achten Sie bei der Grundstückssuche vor allem darauf, dass keine Altlasten bestehen<br />
oder sich im Boden gesundheitsschädliche Rückstände befinden. Die Erstellung eines<br />
professionellen Bodengutachtens ist in jedem Fall lohnenswert, um eine solche Belastung<br />
mit Schadstoffen ausschließen und andere wichtige Charakteristika des Bodens<br />
wie Grundwasserstand oder Tragfähigkeit des Untergrunds feststellen zu können.<br />
Dies ist die Voraussetzung, um die Kosten zu kalkulieren und einen möglichst reibungsfreien<br />
Bauablauf garantieren zu können. Im Idealfall finden Sie ein Grundstück, das<br />
keiner großen Umgestaltung bedarf und eine gute Bebaubarkeit in biologischer und<br />
physikalischer Hinsicht aufweist.<br />
Architektur<br />
Dass ein Ökohaus möglichst energiesparend funktionieren sollte, versteht sich nahezu<br />
von selbst. Einfluss darauf nehmen Sie bereits bei der Ausrichtung des Gebäudes<br />
und bei der Anordnung der beheizten Flächen. Eine kompakte Bauform gilt dabei als<br />
Schlüssel zum Erfolg: So wird unnötiger Ressourceneinsatz vermieden und mit wenig<br />
Materialverbrauch ein Optimum an Wohnfläche geschaffen. Um der Witterung möglichst<br />
wenig Angriffsfläche zu bieten, sollten Ecken und Vorsprünge nach Möglichkeit<br />
vermieden werden. Die Bauform reduziert somit erheblich den Wärmeverlust des Gebäudes,<br />
wodurch Sie langfristig viel Energie und somit auch Kosten sparen.<br />
29
Doch nicht nur die Form des Hauses, sondern auch die Lage auf dem Grundstück ist<br />
entscheidend: Durch eine optimale Ausrichtung des Baukörpers und eine Orientierung<br />
der Aufenthaltsräume Richtung Süden wird eine möglichst effiziente Nutzung solarer<br />
Energie gefördert. Richtung Norden sollten möglichst wenig Fensterflächen angeordnet<br />
werden, um unnötige Energieverluste zu vermeiden. Hingegen können Sie Richtung<br />
Süden so viele und so große Fensterflächen wie sie möchten planen, um die natürliche<br />
Wärme der Sonne bestmöglich zu nutzen. Durch die Fenster im Osten und im Westen<br />
scheint von früh morgens bis spät abends die Sonne in Ihr Heim, wodurch Sie deutlich<br />
weniger elektrische Energie für die Beleuchtung benötigen. Sind Schlafzimmer nach<br />
Osten orientiert, werden Sie morgens außerdem ganz natürlich vom Sonnenlicht geweckt<br />
und es fällt Ihnen leichter, aus dem Bett zu kommen.<br />
Auch Überlegungen hinsichtlich Haustechnik oder zusätzlicher ökologischer Elemente<br />
sollten von vornherein in die Planung miteinbezogen werden. Hätten Sie beispielsweise<br />
gern eine Begrünung auf Ihrem neuen Flachdach oder wollen Sie Photovoltaik-Platten<br />
installieren? Würden Sie gerne das anfallende Regenwasser für die Toilettenspülung<br />
nutzen oder Ihr Haus mit Erdwärme heizen? Was auch immer Sie planen – je früher Sie<br />
dies Ihrem Architekten beziehungsweise Ihrem Baupartner mitteilen, desto einfacher<br />
und kostengünstiger kann dieser Ihre ökologischen Wünsche umsetzen.<br />
Fenster<br />
Fenster müssen vielfältige Funktionen erfüllen: Sie dienen der Belichtung und Belüftung<br />
und sollen eine behagliche Wohnatmosphäre schaffen, indem Sie Offenheit und<br />
Privatsphäre miteinander vereinen. Nicht zuletzt, werden natürlich auch ästhetische<br />
und ökologische Ansprüche an ihre Gestaltung, Anordnung und Ausführung gestellt.<br />
Die Fenster sollten so angeordnet sein, dass sie den natürlichen Biorhythmus durch<br />
einen entsprechenden Lichteinfall von morgens bis abends unterstützen.<br />
Hinsichtlich der Nachhaltigkeit sind insbesondere<br />
Aspekte wie ein hoher Wärmeschutz<br />
von Rahmen und Glas, die<br />
Verwendung ökologisch hergestellter<br />
Materialien, eine hohe Lebensdauer<br />
des gesamten Fenstersystems sowie<br />
ein geringer Wartungs- und Pflegeaufwand<br />
ausschlaggebend. Eine gute<br />
Wärmedämmung des Fensters und die<br />
Fensterplanung<br />
Für die Tageslichtversorgung von Innenräumen<br />
gibt es sogar eigene Regeln in den Landesbauordnungen.<br />
Diesen zufolge muss die<br />
Fensterfläche meist in einem Verhältnis von<br />
1:8 zur Grundfläche des Raums stehen. Doch<br />
natürlich kann die Lichtplanung weiter optimiert<br />
werden, in dem die Räume für Wohnen,<br />
Schlafen oder Arbeiten entsprechend dem<br />
Tageslichteinfall ausgerichtet werden.<br />
30
Möglichkeit, passiv Sonnenenergie in das Gebäude zu lassen, sind für die ökologische<br />
Bewertung sehr wichtig. Nach Süden orientierte Fenster mit einer Dreifachverglasung<br />
und einem gedämmten Rahmen können, indem sie Licht und Wärme sammeln, sogar<br />
mehr energetische Gewinne als Verluste bringen, weil so der Heizaufwand reduziert<br />
und elektrische Energie für die Beleuchtung gespart wird.<br />
Holzrahmenprofile weisen aufgrund der geringeren Energieaufwendungen in der Herstellung<br />
günstigere ökologische Bilanzwerte auf als Aluminium- oder PVC-Fenster.<br />
Der gute Wärmeschutz des Rahmenmaterials bringt zusätzliche Vorteile. Zwar sind<br />
Holzrahmen nicht so witterungsbeständig wie Aluminium- oder PVC-Fenster, liegt jedoch<br />
keine besonders starke Beanspruchung der Fenster vor, sind diese auf alle Fälle<br />
die bessere Wahl.<br />
Die VELUX GmbH Deutschland ist der weltweit größte Hersteller von Dachfenstern.<br />
Neben anspruchsvollen Dachfensterlösungen umfasst die Produktpalette auch Sonnenschutzlösungen,<br />
Rollläden und Solarkollektoren sowie Zubehörprodukte für den<br />
Fenstereinbau. Bei allen Produkten und Planungen stehen ökologische Aspekte im Vordergrund:<br />
31
Das Bauelement Fenster hat sich im Laufe der Jahrzehnte vom „Energieloch“ zum<br />
„Sonnen-Kollektor“ gewandelt: Moderne Beschichtungstechnologie und Verarbeitungsverfahren<br />
haben den Wärmeverlust über das Glas nahezu gestoppt. Gleichzeitig<br />
lässt sich der – in der kalten Jahreszeit gewünschte, im Sommer eher ungewollte –<br />
Wärmeeintrag durch die Sonne im Zusammenspiel der Systemkomponenten „Fenster“,<br />
„Rollläden“ und „Sonnenschutzsysteme“ heute effizient regeln.<br />
Energiebilanz eines Fenster / Quelle: VELUX Deutschland GmbH<br />
Grundrissplanung<br />
„Wo sehe ich mich in 5, 10 und 50 Jahren?“ – Nicht nur in der beruflichen Perspektivenentwicklung,<br />
auch beim Planen und Bauen ist es wichtig, sich mit zukünftigen Bedarfen<br />
und Wünschen auseinanderzusetzen. Denken Sie im Zuge der Grundrissplanung<br />
darüber nach, wie sich die Nutzung einzelner Zimmer in Zukunft verändern könnte. Wie<br />
möchten Sie gerne in ein paar Jahren wohnen? Nachhaltig denkende Architekten planen<br />
deshalb meist variable Grundrisse, damit das Wohnkonzept an sich verändernde<br />
Bedürfnisse der Bewohnerinnen angepasst werden kann. Was passiert beispielsweise<br />
mit den Zimmern, wenn der Nachwuchs das Nest verlässt? Wie groß sollten die Kinderzimmer<br />
ca. sein, um sie später auch noch sinnvoll nutzen zu können? Ein 20m² großes<br />
Kinderzimmer bietet Ihrem Sprössling zwar viel Platz zum Spielen, ein so großes<br />
Zimmer ist jedoch später beispielsweise nur bedingt als Arbeitszimmer geeignet. Im<br />
Hinblick auf die soziale Nachhaltigkeit wäre es empfehlenswert, zwei ca. 15m² große<br />
32
Kinderzimmer nebeneinander anzuordnen, sodass die beiden Räume später entweder<br />
getrennt genutzt oder bei Bedarf miteinander verbunden werden können. Achten Sie<br />
daher bei der Planung darauf, dass keine tragenden Wände oder Versorgungsschächte<br />
zwischen den beiden Zimmern liegen. Größere Räume, die Sie später eventuell teilen<br />
und als zwei kleinere, getrennte Zimmer nutzen möchten, sollten Sie so planen,<br />
dass zwei separate Zugänge möglich sind und jedes der kleineren Zimmer später über<br />
ausreichend Fenster verfügt.<br />
Barrierefreiheit<br />
Auch das Thema Barrierefreiheit spielt bei nachhaltigen Wohnkonzepten eine wichtige<br />
Rolle. Die Meinung, dass barrierefreies Bauen und Wohnen lediglich Menschen mit körperlichen<br />
Einschränkungen oder gebrechliche Hochbetagte betrifft, ist weit verbreitet.<br />
Wie wichtig das Thema Barrierefreiheit ist, merkt man jedoch auch, wenn man<br />
beispielsweise aufgrund eines gebrochenes Beins selbst vorübergehend mit Bewegungseinschränkungen<br />
zu kämpfen hat. In der Praxis zeigt sich darüber hinaus, dass<br />
Familien mit kleinen Kindern oft ähnliche Anforderungen an Wohnungen stellen wie<br />
ältere Menschen: Jungfamilien mit Kinderwagen lernen schwellenlose Zugänge und<br />
ausreichend große Bewegungsflächen innerhalb der Wohnung rasch zu schätzen.<br />
Niedriger zu stellende Waschbecken erleichtern sowohl Kindern als auch Menschen im<br />
Rollstuhl die tägliche Morgentoilette. Barrierearmut unterstützt also die Selbstständigkeit<br />
in jedem Alter und ist somit eine Frage, die früher oder später für alle von Bedeutung<br />
ist. Es lohnt sich daher, dem Thema barrierearmes Bauen und Wohnen nicht<br />
erst im Ernstfall Aufmerksamkeit zu schenken, sondern es bereits beim Hausbau bzw.<br />
-kauf zu berücksichtigen. Die baulichen Maßnahmen sollten möglichst von Anfang an<br />
nicht nur auf vorhandene, sondern auch auf erwartbare gesundheitliche Bedürfnisse<br />
und Probleme abgestimmt werden. Entsprechende Vorkehrungen wie beispielsweise<br />
ausreichend dimensionierte Sanitärräume oder gerade, breite Treppen erleichtern die<br />
nachträgliche Anpassung bzw. Aufrüstung einer Wohnung wesentlich. Diese Vorkehrungen<br />
und Investitionen sparen im Nachhinein viel Geld und Nerven und ermöglichen<br />
es den Betroffenen, möglichst lange ein selbstständiges Leben in der gewohnten Umgebung<br />
zu führen.<br />
33
Ökologische Baustoffe und Energiesysteme<br />
Wer ökologisch bauen möchte, kommt nicht umhin, sich auch über umweltfreundliche<br />
Baustoffe Gedanken zu machen. Entgegen verbreiteter Befürchtungen ist der Einsatz<br />
umweltschonender Baustoffe nicht zwangsläufig teurer. Die anfangs teilweise<br />
höheren Investitionen amortisieren sich oft nach wenigen Jahren. Vor allem durch die<br />
sehr guten Dämmeigenschaften, die Holz, Wolle und Co. zu bieten haben, sparen Sie<br />
nachhaltig Energiekosten. Zu guter Letzt wird Ihnen auch Ihre Gesundheit die verbesserte<br />
Luftqualität durch die Natur im eigenen Haus danken. In Kombination mit modernen,<br />
auf Ihre individuellen Bedürfnisse abgestimmten haustechnischen Lösungen<br />
können Sie ganz einfach Ihr durch und durch nachhaltiges Ökohaus realisieren.<br />
Baustoffe<br />
Naturbaustoffe oder auch Biobaustoffe<br />
sind natürlich vorkommende Stoffe pflanzlichen,<br />
tierischen oder mineralischen Ursprungs,<br />
die frei von Giften und anderweitig<br />
bedenklichen Schadstoffen sind. Auch die<br />
Verarbeitung der Ökobaustoffe muss möglichst<br />
schonend erfolgen, um deren Qualität<br />
dabei nicht zu mindern, etwa durch die<br />
Nutzung von toxischen Lösemitteln. Wichtig<br />
ist, hier den kompletten Produktionsprozess<br />
zu betrachten und den gesamten Lebenszyklus<br />
der einzelnen Baustoffe und der daraus<br />
entstehenden Bauprodukte – also den<br />
Aufwand bei Herstellung, Transport, Einbau,<br />
Nutzung, späterem Abriss und Entsorgung –<br />
zu berücksichtigen.<br />
Biobaustoffe überzeugen durch ihre hervorragenden<br />
Eigenschaften in der Dämmung,<br />
der Feuchtigkeitsregulierung und der<br />
CO2-Bilanz. Naturbaustoffe fördern ein gesundes<br />
Wohnklima und tragen somit nicht<br />
nur zu einem verantwortungsbewussten<br />
Umgang mit der Umwelt bei, sondern auch<br />
direkt zu Ihrer Gesundheit.<br />
34
Ob Holz, Lehm, Kokosfaser, Wolle, Stroh oder Hanf für Außenwände, Dämmung,<br />
Wandverkleidung oder Dach: Für nahezu jeden Part Ihres Hauses gibt es eine Naturbaustoff-Option.<br />
Der wohl bekannteste Ökologische Baustoff ist Holz. Dieser Biobaustoff<br />
hat nicht nur hervorragende Dämmeigenschaften, sondern kann darüber hinaus<br />
mit einer positiven CO2-Bilanz aufwarten. Ebenso erfreuen sich Fachwerkhäuser,<br />
vornehmlich aus Stroh und Lehm, zunehmender Beliebtheit. Lehm sorgt durch seine<br />
sehr guten Eigenschaften als Feuchtigkeitsregulierer und Schadstoffabsorbierer für<br />
ein gesundes Wohnklima. Auch Naturkalk beeinflusst das Raumklima positiv. Er dient<br />
als Wärmespeicher und Schallschutz, ist überall erhältlich und außerdem preiswert.<br />
Selbst bei der Wandfarbe können Bauherren auf ökologische Anstrichmittel setzen.<br />
Auf Basis von Lein-, Soja- oder Sonnenblumenöl sowie natürlichen Harzen werden<br />
diverse Naturfarben angeboten. Diese haben gegenüber künstlich erzeugter Farben<br />
zudem den Vorteil, dass sie aufgrund ihrer geringeren Molekülgröße tiefer in den Baustoff<br />
eindringen und ihn so auch besser schützen können.<br />
Dämmstoffe<br />
Die Vorteile eines gut gedämmten Hauses liegen auf der Hand: Dickere Wände, durch<br />
die weniger Wärme nach außen verloren geht, schonen nicht nur die Umwelt, sondern<br />
auch Ihren Geldbeutel. Nicht nur die Außenwände, sondern auch Fenster und Türen<br />
sind besondere Knackpunkte, wenn es um Wärmeverluste geht. Achten Sie darauf,<br />
dass auch hier richtig gedämmt wird. Nicht nur über die Scheiben, auch über die Rahmen<br />
kann Wärme verloren gehen.<br />
Welchen Dämmstoff Sie allerdings zwischen Ihre Wände lassen, sollten Sie sich gut<br />
überlegen, denn die Kritik an synthetischen Stoffen wird immer lauter. Die herkömmlichen<br />
Dämmstoffe Styropor (EPS) und XPS werden aus fossilen, also nicht erneuerbaren<br />
Rohstoffen hergestellt. Die geringe Umweltfreundlichkeit dieser Stoffe und<br />
deren potentiellen negativen Auswirkungen auf die Gesundheit überschatten also die<br />
Vorteile einer gut gedämmten Gebäudehülle. Mittlerweile gibt es jedoch eine Vielzahl<br />
von ökologischen Alternativen: Die am häufigsten verwendeten ökologischen Dämmstoffe<br />
sind Jute, Hanf, Kokos, Flachs und Zellulose. Diese bieten eine Reihe von Vorteilen:<br />
Die Materialien werden aus erneuerbaren Rohstoffen gewonnen und sind nicht<br />
gesundheitsschädlich. Jedoch gibt es auch zwischen den einzelnen Dämmstoffen einige<br />
Qualitäts- und Preisunterschiede, weshalb sich ein genauer, Ihren individuellen Bedürfnissen<br />
entsprechender Vergleich lohnt.<br />
35
Material (d=18cm) Preis pro m² Wärmeleitfähigkeit<br />
Jute ca. 17€ ca. 0,038 W/(m•K)<br />
Kokos ca. 40€ ca. 0,045 W/(m•K)<br />
Flachs ca. 27€ ca. 0,040 W/(m•K)<br />
Zellulose ca. 27€ ca. 0,042 W/(m•K)<br />
Hanf ca. 18€ ca. 0,040 W/(m•K)<br />
Direkte und indirekte Kohlendioxid Emissionen<br />
Im Bedarfsfeld „Wohnen“ unterscheidet<br />
man zwischen direkten und indirekten Kohlendioxid<br />
Emissionen. Direkte Emissionen<br />
entstehen durch den unmittelbaren Einsatz<br />
von Energie für Heizen und Warmwasserbereitung.<br />
Indirekte Emissionen entstehenden<br />
bei der Energiebereitstellung für die privaten<br />
Haushalte, zum Beispiel für Stromverbrauch<br />
bei derNutzung von Haushaltsgeräten.<br />
Energiesysteme<br />
Nachdem das Grundstück gekauft, das Haus geplant und der passende Ökobaustoff<br />
ausgewählt wurde, können Sie erstmal durchatmen. Doch die Verschnaufpause ist<br />
nur von kurzer Dauer, denn schon bald müssen die nächsten wichtigen Entscheidungen<br />
getroffen werden. Vor allem die Wahl des Energieversorgungs- und Heizsystems<br />
hat weitreichende Folgen auf die Umwelt. Zwar sind die Kohlendioxid-Emissionen der<br />
privaten Haushalte im Bedarfsfeld Wohnen von 2005 bis 2014 um 5,9% gesunken 8 ,<br />
jedoch muss den Umweltauswirkungen bei der Wahl des Energiesystems nach wie<br />
vor Beachtung geschenkt werden. Denn obwohl die im Haushalt verwendeten Geräte<br />
in den letzten Jahren immer energiesparender<br />
wurden, macht der aktuelle<br />
Trend zu einer höheren technischen<br />
Ausstattung des Eigenheims die Effizienzgewinne<br />
weitgehend wieder zunichte.<br />
Wer mit einem eigenen (Öko-)Haus<br />
liebäugelt, kommt also nicht umhin,<br />
sich ebenfalls mit alternativen Heizkonzepten<br />
auseinanderzusetzen.<br />
36
Direkte und indirekte Kohlendioxid Emissionen im Bedarfsfeld Wohnen<br />
Die Wahl des Energieversorgungs- und Heizsystems beeinflusst jedoch nicht nur die<br />
Umweltauswirkungen, sondern auch Ihre Wohn- und Lebensqualität und vor allem Ihren<br />
Geldbeutel. Im Jahr 2015 wurden im Durchschnitt 229€ pro Monat für die Energieversorgung<br />
ausgegeben 9 . Dazu zählen Ausgaben für Raumwärme und Warmwasser,<br />
Prozesswärme, Licht sowie für Kraftstoff. Aufs Jahr gerechnet sind dies rund 2.750€<br />
– ein Betrag, bei dem es sich lohnt, mögliche Einsparungspotentiale auszuloten.<br />
37
Heizsysteme<br />
Betrachtet man statistische Daten zum Thema Energieverbrauch in privaten Haushalten,<br />
wird auf den ersten Blick deutlich, wofür in Deutschland am meisten Energie<br />
benötigt wird: für die Raumwärme.<br />
■ ■ Warmwasser<br />
■ ■ sonstige Prozesswärme<br />
■ ■ sonstige Prozesskälte<br />
■ ■ mechanische Energie<br />
■ ■ Informations- und<br />
kommunikationstechnik (IKT)<br />
■■ Beleuchtung<br />
■ ■ Raumwärme<br />
■ ■ Klimakälte (0%)<br />
Über zwei Drittel des Endenergieverbrauches werden in privaten Haushalten dazu verwendet Räume zu<br />
heizen<br />
Da der Großteil Ihres Energiebedarfs auf das Konto der Wärmeerzeugung geht, will<br />
die Wahl der Heizung dementsprechend gut durchdacht sein. Die verschiedenen Heizungen<br />
unterscheiden sich vor allem in ihren Anschaffungs- sowie Betriebskosten<br />
sowie zugehörigen Förderprogrammen, in der Nachhaltigkeit der Ressourcen und in<br />
den Installationsvoraussetzungen. Insbesondere die eingesetzte Energiequelle hat<br />
wesentliche Auswirkungen auf den Ökofaktor Ihres zukünftigen Eigenheims: Öl, Gas<br />
und Strom sind zwar nach wie vor die am häufigsten eingesetzten Energieträger zur<br />
Erzeugung von Raumwärme, wesentlich nachhaltiger ist jedoch die Verwendung von<br />
Holz, Erd- oder Luftwärme und Solarenergie. Auch die steigenden Preise und die Abhängigkeit<br />
von Rohstofflieferanten machen den Einsatz fossiler Brennstoffe immer<br />
unattraktiver. Heizsysteme mit regenerativen Energiequellen wie Solarkollektoren<br />
oder Wärmepumpen überzeugen hingegen durch ihre umweltschonende und energieeffiziente<br />
Arbeitsweise. Sie sind zwar deutlich teurer in der Anschaffung, werden dafür<br />
aber auch mit zahlreichen Förderprogrammen unterstützt. Holzheizungen reihen<br />
sich hier ein und können gut mit Solar- und Wärmepumpentechnik kombiniert werden.<br />
38
•Wärmepumpe: Wärmepumpen nutzen<br />
die natürliche Wärme ihrer Umgebung<br />
– aus der Luft, der Erde oder<br />
dem Grundwasser – und sind deshalb<br />
besonders umweltfreundlich. Bei diesem<br />
Heizsystem wird das thermodynamische<br />
Phänomen, bei dem sich<br />
Gase bei der Kompression erwärmen<br />
und bei der Expansion abkühlen, angewendet.<br />
Um eine Wärmepumpe zu betreiben,<br />
wird Strom benötigt, allerdings produziert diese etwa viermal so viel Energie,<br />
wie sie verbraucht. Darüber wird bei der Heizung mit Wärmepumpen nahezu<br />
kein CO2 ausgestoßen. In Kombination mit weiteren alternativen Energiekonzepten<br />
wie zum Beispiel Photovoltaikanlagen lässt sich die benötigte Primärenergie auf ein<br />
Minimum reduzieren. So sind Sie nicht nur unabhängig von den Preisschwankungen<br />
fossiler Brennstoffe, auch Nebenkosten wie zum Beispiel Schornsteinfeger, Wartung,<br />
Vorkreditierung des Brennstoffs etc. müssen Sie zukünftig nicht mehr einplanen.<br />
•Blockheizkraftwerke: Ein Blockheizkraftwerk basiert auf dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung:<br />
Ein Verbrennungsmotor treibt einen Generator an, der Strom erzeugt.<br />
Die bei diesem Prozess entstehende Wärme wird über einen Wärmetauscher nutzbar<br />
gemacht. Für den Betrieb von Blockheizkraftwerken kommen sowohl fossile Brennstoffe<br />
wie Diesel, Heizöl oder Gas zum Einsatz, aber auch regenerative Energieträger<br />
wie Rapsöl oder auch Holzpellets können eingesetzt werden. Besonders nachhaltig an<br />
dieser Form der Energieerzeugung ist der hohe Wirkungsgrad von ca. 95%. Früher wurden<br />
Blockheizkraftwerke vorzugsweise in großen Gebäudekomplexen (Krankenhäuser<br />
Wohnsiedlungen, Schwimmbäder) eingesetzt, da es sich dabei um größere Anlagen<br />
handelte, die viel Strom produzieren. Mittlerweile werden aber auch schon Blockheizkraftwerke<br />
für Ein- und Zweifamilienhäuser<br />
angeboten, die ohne Weiteres in<br />
jedem Technikraum Platz finden.<br />
Wirkungsgrad von Kraftwerken<br />
Die Stromerzeugung in großen Kraftwerken<br />
ist oftmals mit großen Energieverlusten verbunden,<br />
da die erzeugte Wärme meist ungenutzt<br />
bleibt. Der Wirkungsgrad von Kohleoder<br />
Gaskraftwerken liegt beispielsweise nur<br />
bei ca. 36%. Bei der Wahl eines ökologischen<br />
Energiebereitstellungssystem sollte also auch<br />
der Wirkungsgrad eine Rolle spielen.<br />
39
•Holzöfen: Holz hat als Brennstoff viele ökologische Vorteile: Er ist CO2-neutral, nachwachsend<br />
und meistens regional zu kaufen. Eine möglichst vollständige Verbrennung<br />
des Holzes oder der Holzpellets sorgt für einen geringen Schadstoffausstoß. Bei der<br />
Wahl der Ofenart gibt es eine Menge Möglichkeiten: Neben der Aufstellung von großen<br />
Öfen ohne oder mit nur sehr kleinem Sichtfenster im Keller, können Kachelöfen, Lehmöfen<br />
oder Heizkamine mit großen Sichtfenstern gebaut werden. Mit einem deutlich geringeren<br />
Aufwand ist die Aufstellung von Kaminholz- oder Pelletöfen im Wohnraum<br />
verbunden. Diese haben meist auch eine ästhetische Funktion und schaffen eine behagliche<br />
Wohnatmosphäre. Alle Öfen können so konstruiert werden, dass sie nicht nur<br />
den Raum beheizen, in dem sie sich befinden, sondern über einen Wasserwärmetauscher<br />
oder Kaminzüge auch weitere Räume mitversorgen können.<br />
•Solarthermie: Das Prinzip von Solarthermie<br />
ist einfach erklärt und allen bekannt:<br />
Solarkollektoren auf dem Hausdach<br />
absorbieren die Sonnenwärme. Sie<br />
sind schwarz und ziehen die Sonne stark<br />
an, außerdem fließt in ihnen eine spezielle<br />
Flüssigkeit im Kreislauf, welche die<br />
Sonnenwärme an einen Speicher abgibt.<br />
Dieser ist wichtig, damit nicht nur bei<br />
Tageslicht Wärmeenergie verfügbar ist,<br />
sondern man auch abends Duschen und Heizen kann. Solarthermie deckt allerdings<br />
nicht den Gesamtwärmebedarf. Dieses Heizsystem ist somit kein Ersatz für eine bestehende<br />
Heizung, sondern hauptsächlich ein Unterstützungssystem, welches einen<br />
gewissen Teil Ihres Wärmebedarfs deckt. Sinnvolle Kombinationen für eine Solarheizung<br />
sind vor allem eine Gasheizung, aber auch neue und regenerative Techniken wie<br />
eine Pelletheizung oder Wärmepumpe eigenen sich für eine Solarheizung.<br />
40
Strom<br />
Anders als bei der Bezeichnung Ökohaus gibt es für den Begriff Ökostrom eine konkrete Definition:<br />
Ökostrom ist elektrische Energie, welche aus umweltfreundlichen, erneuerbaren Energiequellen<br />
gewonnen wird und somit einen wesentlichen Beitrag zu einer nachhaltigen Energieversorgung<br />
leistet. Bei der Stromerzeugung kommen insbesondere die regenerativen Quellen Wasser- und<br />
Windenergie sowie Biomasse und Erdwärme. Ökostrom deckte in Deutschland im Jahr 2016 fast<br />
ein Drittel des gesamten Stromverbrauchs. Über ein Drittel davon wurde aus Windkraft produziert,<br />
ca. ein Viertel aus Biomasse, knapp gefolgt von Solarstrom aus Photovoltaikanlagen.<br />
Verteilung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energieträger in Deutschland nach Energieträgern im<br />
Jahr 2016<br />
•Photovoltaik: Die unbegrenzte und kostenlose Energiequelle Sonne ist ein essentieller Bestandteil<br />
der oft prophezeiten Energiewende: Eine Photovoltaikanlage wird dank der neuen Energieeinsparverordnung<br />
spätestens ab 2020 nahezu jedes neugebaute Dach zieren. Die ganzjährige<br />
Nutzung der Sonnenenergie erlaubt die Produktion von sauberem Strom ohne Lärm und<br />
CO2-Ausstoß und lässt Sie unabhängig von Strompreisschwankungen werden. Jede erzeugte<br />
Kilowattstunde bringt Ihnen Kostenvorteile – entweder als direkte Ersparnis oder aber durch die<br />
Einspeisung ins öffentliche Netz. Der produzierte Strom findet vielfältigen Einsatz: Ob der neue<br />
Ultra-HD-Fernseher, der Kühlschrank, das Aquarium, die hauseigene Sauna oder die Wärmepumpe,<br />
die aus einer Kilowattstunde Strom sogar vier Kilowattstunden Heizwärme erzeugt –<br />
alles, was Strom benötigt, wird von der Photovoltaikanlage versorgt. Die Kosten für eine Anlage<br />
hängen größtenteils von deren Größe, dem gewünschten Autarkiegrad und der Qualität der<br />
Solarzellen ab. Finanziell lohnt sich die Anlage vorsichtig gerechnet nach etwa 10 Jahren. Sparen<br />
Sie nicht an Qualität, da sich die Anschaffung einer Anlage mit jedem zusätzlichen Nutzungsjahr<br />
finanziell auszahlt.<br />
41
•Biogas: Biogas wird aus Gülle und Biomasse gewonnen. Eine Stromerzeugung mithilfe<br />
von Biogas bietet sich deshalb vor allem in landwirtschaftlichen Gebieten an.<br />
Biomasse kann ebenso wie fossile Brennstoffe in konventionellen Kondensationskraftwerken<br />
verbrannt werden. Allerdings lassen sich mit konventioneller Technik nur etwa<br />
35% der im Brennstoff enthaltenen Primärenergie in Strom umwandeln. Eine Nutzung<br />
der bei der Stromerzeugung anfallenden Abwärme durch Kraft-Wärme-Kopplung ist<br />
daher sinnvoll, um einen hohen Wirkungsgrad zu erzielen. Die Wärme speist dabei zum<br />
Beispiel ein Nahwärmenetz und kann ganze Wohngebiete, Gebäudekomplexe oder industrielle<br />
Anlagen mit Wärme versorgen. Mittlerweile gibt es auch einige Unternehmen,<br />
die Mini-Biogasanlagen für private Eigenheime herstellen. Diese erzeugen aus<br />
Kleinstmengen an Biomaterial wie Essensresten aus der Küche oder Grünschnitt aus<br />
dem Garten Strom und Wärme oder stellen Biomethan für Gasgeräte zum Kochen,<br />
Heizen oder Leuchten bereit.<br />
•Windkraftrad: Das Prinzip, Energie durch Wind zu gewinnen, ist den Menschen schon<br />
seit sehr langer Zeit bekannt. Die Methode ist einfach: Ein auf einer vertikalen Achse<br />
angebrachtes Windrad mit Rotorblättern wird durch den Wind angetrieben. Mittels<br />
des Rotors wird die Windenergie in mechanische Energie umgewandelt, die wiederum<br />
über einen Generator in elektrische Energie umgewandelt wird. Diese elektrische Energie<br />
wird dann ins Stromnetz eingespeist. Bisher spielen Windkraftanlagen lediglich<br />
eine Rolle bei der Gesamtenergiegewinnung in Offshoreparks oder Megawattanlagen<br />
an Land. Die Frage, ob sich die Installation einer kleinen Windanlage im privaten Garten<br />
lohnt, hängt stark von den individuellen Voraussetzungen ab. Da Wind keine konstante<br />
Kraft ist, sollten vor der Entscheidung unbedingt Windmessungen zur Einschätzung<br />
der Effektivität durchgeführt werden. Finanziell sind private Windkrafträder nur<br />
selten rentabel, da die Bezahlung der eingespeisten Kilowattstunden für Windstrom<br />
wesentlich geringer ist als beispielsweise jene für Solarstrom. Darüber hinaus muss vor<br />
Aufstellung eines Windrades im eigenen Garten ein aufwändiges Genehmigungsverfahren<br />
durchlaufen werden. Außerdem gibt es keine staatlichen Subventionen für private<br />
Windkraftanlagen. Lediglich die KfW Bank bietet einen Förderung für Windkrafterzeugung<br />
in Eigenheimen an. Nichtsdestotrotz ist natürlich der positive<br />
Umwelteffekt von Windkraft hervorzuheben.<br />
42
Garten und Außenbereiche<br />
Garten<br />
Ihr Garten bietet nahezu unbeschränkte Möglichkeiten, die Welt ein kleines bisschen<br />
Naturnahe Bodenpflege<br />
Sanfte Bodenpflege durch regelmäßiges Lockern,<br />
Gießen und nur mäßiges Düngen in<br />
Kombination mit Fruchtwechsel und Mischkultur<br />
schafft ideale Bedingungen für das Gedeihen<br />
der Pflanzen. Mulchen, Gründüngung<br />
oder Kompost sorgen darüber hinaus für eine<br />
gute Nährstoffversorgung. Kunstdünger hat<br />
in einem Biogarten nichts zu suchen.<br />
ökologischer zu machen. Dabei gibt es ein paar Regeln zu beachten, wie Sie ohne großen<br />
Aufwand einen wunderschönen<br />
Naturgarten schaffen können: Die Pflege<br />
des Bodens und des Bodenlebens ist<br />
extrem wichtig, um Ihren Pflanzen eine<br />
gute Basis zum Wachsen und Gedeihen<br />
bieten zu können.<br />
Die Pflanzenauswahl sollte sich vorrangig<br />
auf heimische Pflanzen beschränken,<br />
die Sie in einer Gärtnerei in<br />
der Region kaufen. Das Anpflanzen und Vermehren alter Obst- und Gemüsesorten<br />
ist außerdem ein wichtiger Beitrag zum Erhalt der genetischen Vielfalt unserer Kulturpflanzen.<br />
Naturnahes Gärtnern heißt vor allem Gärtnern ohne Gift! Chemische<br />
Kunstdünger und Pestizide sind tabu, stattdessen werden Naturdünger und biologische<br />
Mittel verwendet. Giftige Pflanzenschutzmittel oder Dünger können das Wasser<br />
verunreinigen und Insekten schaden. Gegen Krankheiten und Schädlingsbefall soll vor<br />
allem die Widerstandskraft der Pflanzen gestärkt werden – Hilfe zur Selbsthilfe also.<br />
Auch Insekten sind wichtig für das Gleichgewicht des Ökosystems. Ein Insektenhotel<br />
bietet den kleinen Nützlingen einen Unterschlupf und Brutplätze. Gerade in der Großstadt<br />
haben es viele Insekten sonst schwer, einen geeigneten Lebensraum zu finden.<br />
Ein Komposthaufen wandelt Abfälle aus Küche und Garten zu fruchtbarer Erde um,<br />
die sie wiederum im Garten verwenden können. Oberstes Ziel ist es, ein ökologisches<br />
Gleichgewicht in Ihrem Garten herzustellen. Ein ökologisch bewirtschafteter Garten<br />
macht meist auch weniger Arbeit als ein „konventioneller“, in dem Unkraut sofort entfernt<br />
werden muss und kein Platz für Wildpflanzen ist. Für die Errichtung von Terrassen,<br />
Wegen, Mauern und sonstigen baulichen Anlagen und Elementen sollten ebenso<br />
wie für Ihr Ökohaus natürliche Materialien aus der Region zum Einsatz kommen. Für<br />
den Balkon können Sie viele dieser Ideen adaptieren.<br />
43
Dachbegrünung<br />
Dachbegrünungen sind ebenso schön wie ökologisch wertvoll. Sie schmücken nicht nur<br />
des Flachdach Ihres Eigenheims, sondern können auch Ihr Carport, Baumhaus oder<br />
sogar Ihre Hundehütte zieren. Die positiven Auswirkungen einer Dachbegrünung sind<br />
vor allem in der Stadt bemerkenswert. Ein erhöhter Anteil an Grünflächen sorgt für<br />
ein besseres Stadtklima, vermindert den Regenwasserabfluss und kühlt die Luft, im<br />
Gegensatz zu dunklen, unbegrünten Dachflächen. Eine Dachbegrünung bietet einen<br />
guten Ersatzlebensraum für Tiere, außerdem erfolgt durch die Grünfläche eine Wasserrückhaltung,<br />
was die Siedlungsentwässerung und die Arbeit der Kläranlagen erleichtert.<br />
Von Dachbegrünungen profitiert nicht nur die Umwelt: Sie bilden eine Schutzschicht<br />
für Ihr Dach und dienen zugleich als Dämmschicht. Vor allem die<br />
Extensivbegrünung eignet sich für Ihr Eigenheim, denn sie ist pflegeleicht, robust und<br />
vielseitig einsetzbar. Häufig werden Moose und Flechten bzw. Moosmatten gepflanzt,<br />
mithilfe von organischen Fasermatten können aber auch andere Pflanzen genutzt<br />
werden. Klären Sie unbedingt vorab mit einem Experten, ob Ihr Dach die Voraussetzungen<br />
für eine Begrünung erfüllt und welche Form der Dachbegrünung sich in Ihrem<br />
Fall eignet.<br />
44
Checkliste<br />
Ein Haus von Beginn an konsequent nach ökologischen Aspekten zu planen, erfordert<br />
ein umfassendes Wissen über unterschiedliche Planungsphasen und Hausbau-Komponenten.<br />
In der nachfolgenden Checkliste haben wir für Sie die wichtigsten Punkte<br />
zusammengefasst, die Sie bei der Planung Ihres Ökohauses berücksichtigen sollten:<br />
☐ Wahl des Grundstückes: Weist der Boden eine gute Bebaubarkeit hinsichtlich biologischer und<br />
physikalischer Aspekte auf? Sind Sie mit der infrastrukturellen Erschließung sowie weiteren individuellen<br />
Faktoren der Umgebung zufrieden?<br />
☐ Ausrichtung des Gebäudes: Ist der Baukörper kompakt? Orientieren sich die Aufenthaltsräume<br />
mit großen Fensterflächen Richtung Süden? Haben Sie besondere haustechnische und ökologische<br />
Elemente in die Planung miteinbezogen?<br />
☐ Ökologische Fenstersysteme: Bieten Rahmen und Glas eine hohen Wärmeschutz? Wurden ökologisch<br />
hergestellte Materialien mit einem geringen Wartungs- und Pflegeaufwand und einer hohen<br />
Lebensdauer verwendet?<br />
☐ Vorausschauende Grundrissplanung: Lässt sich das Wohnkonzept an sich ändernde Bedürfnisse<br />
anpassen? Kann das Haus im Bedarfsfall an die Anforderungen der Barrierefreiheit bzw. -armut<br />
angepasst werden?<br />
☐ Umweltfreundliche Baustoffe: Kommen in Ihrem Haus primär ökologische und nachhaltige hergestellte<br />
Materialien frei von Schad- und Giftstoffen zum Einsatz? Hat der Baustoff über den gesamten<br />
Lebenszyklus betrachtet eine günstige CO2-Bilanz? Weisen die Baustoffe gute Eigenschaften<br />
hinsichtlich Dämmung und Feuchtigkeitsregulierung auf?<br />
☐ Ökologische Dämmstoffe: Verwenden Sie Naturdämmstoffe aus erneuerbaren Rohstoffen anstelle<br />
von synthetischen Materialien?<br />
☐ Wahl des Energieversorgungs- und Heizsystems: Kommen der Erzeugung von Räumwärme erneuerbare<br />
Ressourcen als Energieträger zum Einsatz? Beziehen Sie vorrangig umweltfreundlichen,<br />
erneuerbaren Energiequellen? Gibt es Möglichkeiten, auf Ihrem Grundstück selbst Strom zu produzieren?<br />
☐<br />
Naturgarten und Dachbegrünung: Betreiben Sie regelmäßige und schonende Bodenpflege?<br />
Wachsen in Ihrem Garten vorrangig heimische Pflanzen aus regionalen Gärtnereien? Verzichten<br />
Sie auf den Einsatz von Kunstdünger und Pestiziden zugunsten von biologischen Alternativen?<br />
Eignet sich die Dachfläche Ihres Hauses, Ihrer Garage etc. für eine Dachbegrünung?<br />
Anmerkungen<br />
8. Quelle: Umweltbundesamt<br />
9. Quelle: Statista<br />
45
4<br />
Bauen mit ökologischen Baufirmen<br />
Die Wahl der richtigen Baufirma stellt für viele angehende Bauherren eine<br />
Herausforderung dar. Zu groß ist das Angebot an Haustypen, -formen und<br />
-ausstattungsvarianten, zu unübersichtlich der Markt. Auch der ökologische Hausbausektor<br />
ist in den letzten Jahren stark gewachsen und fristet schon längst kein Nischendasein<br />
mehr. Da die Bezeichnung „Ökohaus“ jedoch kein geschützter Begriff ist,<br />
wird auch nicht reglementiert, unter welchen Voraussetzungen Baufirmen ihre Häuser<br />
denn nun tatsächlich als ein solches bezeichnen dürfen.<br />
Wahl der richtigen Baufirma<br />
Bei der Wahl des passenden ökologischen Baupartners ist es besonders wichtig, auf<br />
bestimmte Aspekte zu achten. Dazu zählt vor allem eine bewusste Auseinandersetzung<br />
mit dem Thema Nachhaltigkeit auf verschiedenen Ebenen: Nicht nur die Verwendung<br />
ökologischer Baustoffe, sondern auch eine entsprechende Auswahl alternativer<br />
Energieversorgungs- und Wasserentsorgungstechnologien ist relevant. Auch die Berücksichtigung<br />
wohngesundheitlicher Aspekte und die Beschäftigung eines Baubiologen<br />
sind gute Hinweise darauf, dass das Unternehmen tatsächlich Wert auf ökologisches<br />
Bauen legt. Einen weiteren Hinweis liefern diverse Öko-Label (siehe Kapitel xx),<br />
die der objektiven Zertifizierung von Nachhaltigkeitsaspekten dienen.<br />
Jedoch gibt es auch zwischen den einzelnen Öko-Bauunternehmen Unterschiede. So<br />
hat jede Baufirma ihr eigenes Steckenpferd, sozusagen ihr ökologisches Spezialgebiet.<br />
Viele unserer Almondia-Baupartner haben sich ökologisches Bauen zum Ziel gesetzt,<br />
wobei wir an dieser Stelle nur eine kleine Auswahl aufführen möchten:<br />
46
Eines der innovativsten Unternehmen mit Fokus<br />
auf ökologischer Bauweise in Europa ist die Firma<br />
Baufritz. Ziel von Baufritz ist es, den Einsatz<br />
aller chemischen Stoffe zu vermeiden und diese<br />
durch biologische Naturbaustoffe zu ersetzen. In<br />
Zusammenarbeit mit Universitäten und anderen<br />
Forschungseinrichtungen entwickelte Baufritz<br />
einen eigenen 100% ökologischen Bio-Dämmstoff<br />
aus Hobelspänen. Das Unternehmen bietet<br />
eine große Auswahl an energieeffizienten Haustypen<br />
wie Passivhäusern, Sonnenhäusern oder<br />
komplett energieautarken Häusern. Diese wird<br />
ergänzt durch ein breites Angebot an effizienten<br />
Energieversorgungstechnologien.<br />
Das Familienunternehmen Kitzlinger Haus<br />
legt beispielsweise großen Wert auf ein<br />
ausgeglichenes Wohnklima und eine natürliche<br />
Feuchtigkeits‐ und Temperaturregulierung,<br />
weshalb ausschließlich natürliche<br />
Baustoffe für die speziellen Ökowandsysteme<br />
zum Einsatz kommen. Kitzlinger Häuser<br />
sind außerdem mit zeitgemäßer Haus‐,<br />
Energie‐ und Komforttechnik ausgestattet,<br />
auf Wunsch auch mit einer modernen Lüftungsanlage<br />
inkl. Wärmerückgewinnung.<br />
Die HELMA Eigenheim GmbH bietet eine Vielzahl<br />
verschiedener Typen von Energiesparhäusern<br />
an: vom Passivhaus mit extremer Dämmung bis<br />
zum PlusEnergieHaus, welches mittels einer großen<br />
Photovoltaikanlage mehr Strom produziert,<br />
als Haus und Bewohner zusammen im Jahr verbrauchen.<br />
Das EnergieAutarkeHaus von HELMA<br />
produziert und speichert Solarstrom für den gesamten<br />
Energiebedarf und kann zusätzlich noch<br />
den Strom für Elektromobilität oder elektrische<br />
Gartengeräte bereitstellen. Das ecoSolar-Haus<br />
wiederum kombiniert die Nutzung und Speicherung<br />
von kostenloser Sonnenenergie mit hochmoderner<br />
Gasbrennwerttechnik. Außerdem sind<br />
alle HELMA-Häuser standardmäßig mit einer<br />
Wärmepumpe und einer Lüftungsanlage ausgerüstet<br />
und technisch für die direkte Nutzung von<br />
selbst erzeugtem Strom vorbereitet.<br />
Neben Architektur und Design zählen auch in<br />
Themen wie Umweltschutz und Klimaeffizienz<br />
zu den Steckenpferden von LUXHAUS, weshalb<br />
heute jedes von LUXHAUS gebaute Haus ein<br />
Energiesparhaus ist. Eine Besonderheit des Unternehmens<br />
ist die Climatic-Wand, welche in Zusammenarbeit<br />
mit dem Fraunhofer Institut für<br />
Holzforschung entwickelt wurde. Der Hauptbestandteil<br />
der Climatic-Wand ist Holz, wodurch<br />
sie eine optimale CO2-Bilanz hat und gleichzeitig<br />
einen Beitrag zum Klimaschutz leistet. Durch<br />
die Vorfertigung in der Halle wird Feuchtigkeit<br />
im Haus vermieden, der Wandaufbau und der<br />
Verzicht auf Holzschutzmittel sorgen für ein<br />
wohngesundes Raumklima.<br />
47
Das Bauunternehmen wir-leben-haus legt besonders<br />
großen Wert auf das Thema Wohngesundheit.<br />
Dabei geht es in erster Linie um die<br />
Qualität der Baustoffe im Hinblick auf ihre Umweltverträglichkeit<br />
und ihre Verträglichkeit für<br />
die Bewohner. Alle im Außen- und Innenbereich<br />
verwendeten Materialien sind ökologisch anerkannt<br />
und bestehen aus gesundheitsverträglichen<br />
Inhaltsstoffen, wobei über 80 Prozent der<br />
Baustoffe recyclebar sind. Auf Wunsch kann ein<br />
Allergiepasscheck durchgeführt und das Umfeld<br />
auf elektromagnetische Störfelder und Strahlungen<br />
untersucht werden. Für Menschen, die<br />
besonders sensibel auf chemische Substanzen<br />
reagieren, hat wir-leben-haus auch ein spezielles<br />
Gesundheitshaus entwickelt.<br />
Das österreichische Unternehmen hat sich<br />
auf modulare und ökologische Bauprojekte,<br />
entweder auf Massivholz- oder Stahlträgerbasis,<br />
spezialisiert. Das System von ModuleLiving<br />
ist hochflexibel, wobei die einzelnen<br />
Raumeinheiten jederzeit erweitert oder<br />
umgebaut werden können. So erfüllt das<br />
Unternehmen insbesondere den Aspekt einer<br />
sozial nachhaltigen und langfristig flexiblen<br />
Bauweise. Die ModuleLiving-Bauweise<br />
eignet sich beispielsweise ideal für temporäre<br />
Wohnformen wie Studentenwohnheime<br />
oder Flüchtlingsunterkünfte.<br />
Das oberste Ziel des Familien unternehmens ist<br />
eine nachhaltige und verantwortliche Entwicklung:<br />
Dies umfasst alle Aktivitäten entlang der<br />
gesamten Wertschöpfungskette. Die schadstofffreie<br />
Massivholz-Bauweise der Stommel<br />
Haus GmbH ermöglicht gesundes Wohnen in<br />
bestem Raumklima. Durch die Holzstruktur und<br />
den intelligenten Wandaufbau werden die Luftfeuchtigkeit<br />
und die Raumtemperatur automatisch<br />
im Wohlfühlbereich gehalten. Die hochwertigen<br />
Baustoffe und natürlichen Bindemittel<br />
sichern Langlebigkeit des Materials ohne chemische<br />
Behandlung. Hinsichtlich haustechnischer<br />
Lösungen ist von der Nutzung der Umweltwärme,<br />
über die Installation einer Wärmepumpe bis<br />
hin zu ausgefeilter Lüftungstechnik alles möglich.<br />
Die SCHWABENHAUS GmbH & Co. KG baut<br />
seit 1966 bundesweit Fertighäuser in moderner<br />
Holztafelbauweise und seit 2012 ausschließlich<br />
Biohäuser. Jedes Biohaus wird mit geprüfter<br />
Wohngesundheit und einem nachhaltigen Konzept<br />
ausgeführt, welches Ökologie und Ökonomie<br />
vereint. Die Häuser sind für Allergiker<br />
geeignet und besonders arm an Schadstoffemissionen.<br />
Mit dem revolutionären Euro-Energie-<br />
Plus-Haus-Konzept, einer intelligenten Kombination<br />
aus Erdwärme- und Photovoltaik-Technik<br />
sowie weiteren Systemkomponenten, wird die<br />
Umwelt geschont und das ökologische Gewissen<br />
entlastet.<br />
48
Almondia hilft Ihnen dabei, den richtigen Partner für Ihr Bauvorhaben zu finden, und<br />
stellt den Erstkontakt für Sie her. Dadurch ersparen Sie sich die zeit- und oftmals auch<br />
energieraubende Suche nach der optimalen Baufirma für Ihre individuellen Wünsche<br />
und Vorstellungen. Auch in der Bauvorbereitungsphase steht Ihnen Almondia bei der<br />
Prüfung der Verträge und allen weiteren Fragen zur Seite.<br />
Wie kann ein beispielhaftes Ökohaus aussehen?<br />
Wie eingangs bereits erläutert, gibt es keinen richtigen Prototyp eines Ökohauses.<br />
Dennoch möchten wir hier ein beispielhaftes Ökohaus vorstellen, das vorbildlich alle<br />
Aspekte des ökologischen Bauens erfüllt. Es ist quasi der Musterschüler unter den<br />
Ökohäusern und zeigt, wie ein perfektes nachhaltiges Bau- und Wohnkonzept umgesetzt<br />
werden könnte.<br />
Nachhaltigkeit beginnt bereits bei der Planung des Raumkonzeptes: Die räumliche<br />
Grundstruktur des Vorzeige-Ökohauses ist so aufgebaut, dass es später in zwei kleinere<br />
Einheiten teilbar ist. Wenn die Kinder also alt genug sind, um ihren eigenen Haushalt<br />
zu gründen, kann das Haus in getrennt begehbare Wohneinheiten für zwei Generationen<br />
geteilt werden. Außerdem ist das Haus barrierearm bzw. so geplant und<br />
gebaut, dass es später ganz einfach im Sinne der Barrierefreiheit umgebaut werden<br />
kann. So kann das Haus mit seinen Bewohnern mitaltern. Um die natürliche Wärme<br />
der Sonne zu nutzen, orientieren sich die Aufenthaltsräume mit großzügigen Fenstern<br />
nach Süden. Die Nebenräume und Erschließungsflächen sind Richtung Norden orientiert.<br />
Zusätzlicher Stauraum befindet sich in einem Schuppen neben dem Haus, da<br />
auf den Bau eines Kellers verzichtet wurde.<br />
Eine ökologische Bauweise setzt die Wahl der richtigen Baustoffe voraus: Das Haus<br />
besteht aus Holzständerwerk, dessen Rohstoffe aus nachhaltiger Forstwirtschaft aus<br />
der Region stammen. Diese wurden in einem nahe gelegenen Fachbetrieb be- und<br />
weiterverarbeitet. So bleiben die Transportwege kurz und der Energieaufwand in weiterer<br />
Folge gering. Die Dämmung des Prototyp-Ökohauses besteht ebenfalls aus natürlichen<br />
Materialien wie Holzweichfaser, Flachs oder Hanf und ist so dimensioniert,<br />
dass der Energieverbrauch minimiert ist. Bei allen Bauteilen wurde weitgehend auf<br />
Kunststoffe und Verbundwerkstoffe verzichtet. Ein U-Wert von deutlich unter 0,2 W/<br />
m²K sollte für alle Bauteile – abgesehen von den Fenstern – selbstverständlich sein.<br />
Diese bedeutet, dass Wände und Dach rund 40 cm dick sind. Die Fenster sind ebenfalls<br />
aus Holz und besitzen eine energiesparende Dreifachverglasung. Sie wurden absolut<br />
dicht eingebaut und weisen einen U-Wert von unter 0,7/m²K auf.<br />
49
An der Innenseite von Wänden und<br />
Decken befindet sich eine gedämmte<br />
Installationsebene, in der elektrische<br />
Leitungen und sonstige Installationen<br />
geführt werden. So wird<br />
eine Perforierung der eigentlichen<br />
Hülle vermieden, um die Luftdichheit<br />
des Gebäudes zu garantieren. Da der Energieverbrauch des Vorzeige-Ökohauses<br />
so gering ist, kann es ausschließlich mit Solarenergie und einem Wohnraumofen<br />
beheizt werden. Der Ofen kommt außerdem nur in der kalten Jahreszeit zum<br />
Einsatz und<br />
Der U-Wert ist ein wichtiger Indikator für die<br />
Wärmedämmfähigkeit von Bauteilen bzw.<br />
eines Fensters. Er bezeichnet den Wärmeverlust<br />
von innen nach außen. Je höher der<br />
U-Wert (Wärmedurchgangskoeffizient) ist,<br />
desto schlechter ist die Wärmedämmung eines<br />
Körpers.<br />
gibt seine Wärme über einen Wärmetauscher in einen Pufferspeicher<br />
ab, an den auch die Solaranlage angeschlossen ist. Die Wärmeverteilung innerhalb<br />
des Gebäudes erfolgt über eine moderne Wandheizung. Auch für frische<br />
Luft ist gesorgt: Der Luftaustausch erfolgt über dezentrale Lüftungsgeräte, die<br />
gleichzeitig die Zuluft über die Abwärme der Abluft erwärmen. Das gesammelte<br />
Regenwasser wird sowohl im Garten als auch für die WC-Spülung eingesetzt.<br />
So wie bei vielen andere Dingen zählen auch im Ökohaus nicht nur Äußerlichkeiten,<br />
sondern vor allem die Inneren Werte. Alle Oberflächen im Inneren des Gebäudes sind<br />
aus natürlichen Materialien. Auf Lacke oder Versiegelungen, die Schadstoffe emittieren,<br />
wurde verzichtet. Ein Lehmputz oder Innenwände aus Lehmplatten sorgen für ein<br />
angenehmes und ausgeglichenes Wohnklima. Eine Abschirmung gegen elektromagnetische<br />
Strahlungen und Mobilfunk unterstreichen den Wohngesundheitsaspekt des<br />
Ökohauses zusätzlich.<br />
50
Checkliste<br />
Die richtige Baufirma zu finden, ist eine Herausforderung. Aber es gibt einige gute<br />
Hinweise darauf, dass eine Baufirma Ihr Haus auch wirklich ökologisch bauen wird. Auf<br />
diese Dinge sollten Sie achten:<br />
☐☐<br />
Werden ökologische Baustoffe verwendet?<br />
☐☐<br />
Werden alternative Energieversorgungsmöglichkeiten angeboten?<br />
☐☐<br />
Kann auch die Wasserentsorgung ökologisch erfolgen?<br />
☐☐<br />
Legt die Baufirma Wert auf die Wohngesundheit?<br />
☐☐<br />
Werden im Unternehmen Baubiologen beschäftigt?<br />
☐☐<br />
Nutzt das Bauunternehmen zertifizierte Produkte?<br />
Wenn Sie ein ökologisches Haus bauen wollen, sollten alle diese Voraussetzungen von<br />
Ihrer Baufirma erfüllt werden. Nicht zuletzt ist entscheidend, wie sehr das jeweilige<br />
Bauunternehmen auf Sie eingehen kann: Wird auf Ihre zusätzlichen Wünsche Rücksicht<br />
genommen? Werden Sie freundlich und kompetent beraten? Almondia vermittelt<br />
Sie nur an jene Baupartner, die diese Voraussetzungen erfüllen und gemeinsam mit<br />
Ihnen Ihr persönliches, ökologisches Hausprojekt umsetzen.<br />
51
5<br />
Wohngesundheit:<br />
Gesund wohnen in einem Ökohaus<br />
Im Alltag gibt es kaum einen<br />
Bereich, in dem wir nicht<br />
auf gesundheitliche Aspekte achten:<br />
eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige<br />
Bewegung an der frischen Luft,<br />
Vermeidung von Stress, ausreichend<br />
Schlaf, Schutz vor schädlicher UV-Strahlung<br />
und vieles mehr. Obwohl Wohnen<br />
ein zentraler Bestandteil unseres Lebens<br />
ist, spielt das Thema Gesundheit dabei meist eine untergeordnete Rolle. Bei<br />
Ökohäusernist das jedoch anders: Wohngesundheit ist ein wesentlicher Bestandteil<br />
des Konzepts von ökologischem Bauen und Wohnen.<br />
Kopfschmerzen, Schleimhautreizungen,<br />
Husten, allergische Reaktionen,<br />
Schwindelgefühl und Müdigkeit – diese<br />
Symptome treten nicht nur auf, wenn sich<br />
eine Grippe anbahnt, sondern können auch<br />
auf eine ungesunde Wohnumgebung zurückgeführt<br />
werden. Tatsächlich entstehen viele<br />
gesundheitliche Beschwerden durch Schadstoffe<br />
im Eigenheim, die aus Möbeln oder<br />
Wänden austreten können<br />
Wohnklima zum Wohlfühlen<br />
Die Verwendung von schadstofffreien Baustoffen ermöglicht die Vermeidung vieler<br />
allergischer Reaktionen und anderer ansonsten hervorgerufenen Krankheitserscheinungen<br />
wie zum Beispiel Asthma. Ein gesundes Wohnklima hängt jedoch nicht nur<br />
Lüften: Jeder Mensch hat einen Frischluftbedarf<br />
von rund 30 Kubikmetern pro Stunde. Je<br />
nach Jahreszeit reichen bereits einige Minuten,<br />
um ausreichend frische Luft in Ihr Haus<br />
zu lassen: im Winter fünf, im Frühjahr zehn<br />
bis 15, im Sommer 20 und bei richtig heißen<br />
Temperaturen bis zu 30 Minuten.<br />
vom Einsatz ökologischer Bau- und<br />
Dämmstoffe ab, sondern reicht weit<br />
darüber hinaus: Auch nach der Fertigstellung<br />
des Hauses muss auf Schimmelvorbeugung<br />
und damit auf richtiges<br />
Lüftverhalten geachtet werden.<br />
Fenster auf, abgestandene Luft raus,<br />
frische Luft rein, Fenster zu – auch wenn das sehr einfach klingt, gibt es beim Lüften<br />
doch ein paar Punkte zu beachten. Generell gilt: Stoßlüften ist besser als stundenlang<br />
das Fenster gekippt zu lassen. Querlüften ist besonders wirksam, um CO2, Schadstoffe<br />
und Feuchtigkeit durch den Zug hinaus zu befördern. Bei Ökohäusern, die sich unter<br />
52
anderem durch ihre gute Wärmedämmung auszeichnen, ist es empfehlenswert, etwas<br />
länger zu lüften als üblich, da kaum Luftaustausch durch die Wände erfolgt. Beim<br />
Lüften des Kellers sollten Sie außerdem darauf achten, dass die Außentemperatur<br />
möglichst kühl ist – im Sommer also morgens und abends lüften –, sonst besteht die<br />
Gefahr von Schimmelpilzbildung aufgrund von Auffeuchtung. Wie allgemein bekannt,<br />
begünstigt eine hohe Raumfeuchte die Bildung von Schimmelpilz. Dies sollte man auf<br />
keinen Fall auf die leichte Schulter nehmen und besser einen Fachmann beauftragen<br />
– nicht nur mit der Symptombekämpfung, sondern auch mit der Ursachenforschung.<br />
Hinsichtlich einer angenehmen Raumtemperatur<br />
gibt es unterschiedliche Befindlichkeiten.<br />
Im Allgemeinen liegt die optimale<br />
Raumtemperatur – je nach Zimmer – jedoch<br />
zwischen 18 und 23 Grad Celsius. Vor<br />
allem im Winter sollte darauf geachtet<br />
werden, die Zimmer nicht zu überheizen<br />
und regelmäßig für Frischluft zu sorgen. In<br />
übermäßig beheizten Zimmern nimmt die<br />
Luftqualität nämlich durch die erhöhte<br />
Schadstoff- und Staubkonzentration ab,<br />
wodurch die im Winter ohnehin meist greizten<br />
Schleimhäute nur noch schneller austrocknen<br />
Natürliche Schadstoffabsorber wie Kalkputze oder Zimmerpflanzen helfen<br />
ebenfalls – nicht nur im Winter –, die Luftverschmutzung in Innenräumen gering zu<br />
halten.<br />
Optimale Raumtemperatur unterschiedlicher<br />
Zimmer 10<br />
53
Lüftungsanlagen<br />
Regelmäßiges Lüften ist zwar eine wichtige Voraussetzung für ein angenehmes Wohnklima,<br />
leider geht dabei aber auch viel Wärme verloren. Die Installation einer Lüftungsanlage stellt eine<br />
energiesparende und komfortable Alternative<br />
zum manuellen Lüften dar. Dabei unterscheidet<br />
man zwei grundlegende Anlagentypen,<br />
mit jeweils spezifischen Vor- und<br />
Nachteilen: dezentrale, unabhängige Geräte<br />
und zentrale Anlagen mit Wärmerückgewinnung.<br />
Besprechen Sie die Frage, ob und welche<br />
Lüftungsanlage in Ihrem Fall sinnvoll ist,<br />
am besten möglichst frühzeitig mit Ihrem<br />
Architekten oder Energieberater, um dies<br />
bereitsbei der Planung Ihres Ökohauses berücksichtigen<br />
zu können. 12<br />
Raumluft:<br />
• Ein Abfall des Sauerstoffgehaltes von 21%<br />
auf 16% in der Luft ist noch unkritisch. Die<br />
benötigte Luftwechselrate von 0,002 l/h ist<br />
problemlos durch Fugen etc. erreichbar.<br />
• Der Grenzwert des Kohlendioxidgehalts in<br />
der Luft liegt bei 0,5 Vol.% CO2. In einem<br />
30 m² großen, fugendichten Raum (ohne<br />
Luftwechsel) mit zwei Personen ist dieser<br />
Wert nach ca. einer Stunde erreicht.<br />
• Wasserdampf wird in Küche, Bad und durch<br />
Atmung, Transpiration und Pflanzen etc.<br />
freigesetzt. In einem Vier-Personen-Haushalt<br />
können so 8-15 l Feuchtigkeit/ Tag an<br />
die Luft abgegeben werden.1<br />
Dezentrale Lüftungsanlagen<br />
Eine dezentrale Lüftungsanlage wird in dem Raum installiert, in dem die Belüftung erfolgen soll,<br />
Vor- und Nachteile dezentraler Lüftungsanlagen:<br />
• Dezentrale Lüftungsanlagen sind immer<br />
dann sinnvoll, wenn nur einzelnen Räume<br />
belüftet werden sollen.<br />
• Die Installation ist einfach, weshalb dezentrale<br />
Lüftungsanlagen meist dort zum<br />
Einsatz kommen, wo der Einbau einer zentralen<br />
Lüftungsanlage technisch nicht<br />
möglich ist. Dies ist meist in Altbauten der<br />
Fall.<br />
• Im Vergleich zu zentralen Anlagen sind<br />
dezentrale Lüftungsanlagen wesentlich<br />
kostengünstiger. Sollen jedoch mehrere<br />
Räume technisch belüftet werden, ist der<br />
Kostenvorteil oft hinfällig.<br />
• Eine kontrollierte Belüftung bzw. Klimatisierung<br />
einzelner Räume ist mit einer dezentralen<br />
Lüftungsanlage nicht möglich.<br />
• Ein wesentlicher Nachteil dezentraler<br />
Lüftungsgeräte ist die mögliche Lärmbelästigung,<br />
obwohl die Lautstärke neuer,<br />
hochwertiger Modelle bereits sehr gering<br />
ist. 13<br />
wobei hierbei wiederum zwischen Abluft-<br />
und einer Zu- und Abluftanlagen unterschieden<br />
werden muss: Die Abluftanlage wird<br />
meist in Bädern und Küchen installiert und<br />
transportiert feuchte oder verbrauchte Luft<br />
über einen Abluftkanal mit Ventilator nach<br />
außen. Bei einer kombinierten Zu- und Abluftanlage<br />
erfolgt sowohl eine Be- als auch<br />
eine Entlüftung. Dies geschieht entweder<br />
zeitlich versetzt oder durch zwei voneinander<br />
getrennte Lüftungskanäle. Mittlerweile<br />
sind dezentrale Zu- und Abluftanlagen<br />
auch mit Wärmerückgewinnung erhältlich,<br />
um Wärmeverluste durch einen integrierten<br />
Wärmetauscher möglichst gering zu halten.<br />
54
Zentrale Lüftungsanlagen<br />
Zentrale Lüftungsanlagen benötigen lediglich ein Lüftungsgerät, welches die einzelnen<br />
Räume über Lüftungskanäle be- und entlüftet. Es wird zwischen zwei Systemen<br />
– der passiven Belüftung und der kontrollierten Be- und Entlüftung – unterschieden:<br />
Bei einer zentralen Lüftungsanlage mit passiver Belüftung werden die Räume über<br />
ein Lüftungsgerät entlüftet, wodurch ein Unterdruck entsteht. Dieser führt dazu,<br />
dass durch ein in die Außenwand eingelassenes Belüftungsloch frische Luft nach innen<br />
strömt. Vorteilhaft ist, dass die Kosten für eine zentrale Lüftungsanlage mit passiver<br />
Belüftung relativ gering sind. Zudem sind hygienische Probleme durch fehlende<br />
Zuluftkanäle weitestgehend ausgeschlossen. Allerdings kann die Zuluft, aufgrund der<br />
räumlichen Trennung von Zu- und Entlüftung nicht durch die Abwärme der Abluft aufgewärmt<br />
werden. 14<br />
Bei zentralen Lüftungsanlagen mit kontrollierter Be- und Entlüftung hingegen kommt<br />
das Prinzip der Wärmerückgewinnung zur Anwendung. Zentrale Lüftungsanlagen mit<br />
Wärmerückgewinnung führen verbrauchte, feuchte Luft aus WC, Bad und Küche nach<br />
außen und versorgen die Schlaf- und Aufenthaltsräume mit Frischluft. Diese wird über<br />
einen Wärmetauscher vorgewärmt, wodurch bis zu 20 kWh/m3 und Jahr an Heizenergie<br />
eingespart werden können. Neben dem Aufwärmen der Luft werden außerdem<br />
Staub und Pollen herausgefiltert, was die Qualität der Raumluft zusätzlich verbessert.<br />
Dem steht ein Stromverbrauch von ca. 2-3 kWh/m3 und Jahr für den Betrieb der<br />
Lüftungsanlage gegenüber. Das Wohlfühl-Wohnklima hat allerdings seinen Preis: Die<br />
Anschaffungskosten für eine Lüftungsanlage<br />
zuzüglich Installationskosten belaufen sich auf<br />
ca. 5.000 bis 7.000 Euro für einen Vier-Personen-Haushalt<br />
15 . Auch die Kombination mit einer<br />
Wohnraumklimatisierung ist bei zentralen<br />
Lüftungsanlagen mit kontrollierter Be- und<br />
Entlüftung möglich. Dies ist vor allem in Verbindung<br />
mit einer Wärmepumpe sinnvoll, da<br />
diese neben der Heizfunktion auch die Möglichkeit<br />
zur Kühlung besitzt.<br />
Prinzip einer zentralen Lüftungsanlage mit<br />
Wärmerückgewinnung 16<br />
55
Innenraumgestaltung<br />
Forscher haben herausgefunden, dass<br />
viele allergische Reaktionen durch Innenraumschadstoffe<br />
ausgelöst werden<br />
können. Noch relevanter erscheinen diese<br />
Ergebnisse, wenn man bedenkt, dass<br />
wir rund 90% unserer Zeit in Innenräumen<br />
verbringen, den Großteil davon natürlich<br />
in sensiblen Schlaf- und Ruheräumen<br />
im persönlichen Wohnumfeld.<br />
Inneneinrichtung<br />
Nicht nur die äußere Hülle und die Haustechnik<br />
sind wichtig, wenn Sie in einem<br />
ökologisch nachhaltigen Haus leben<br />
möchten, sondern auch die Inneneinrichtung<br />
ist entscheidend. Ihr Haus kann<br />
noch so nachhaltig sein, wenn Ihre Möbel giftig ausdünsten, ist das schädlich für Sie<br />
und Ihre Umwelt. Mit Blick auf die Gesundheit ist es sogar besonders wichtig, hier auf<br />
schadstofffreie Materialien zu setzen und auf Montageschäume und lösemittelhaltige<br />
Farben, Lacke oder Kleber zu verzichten. Deshalb bieten sich Naturfarben, -putze<br />
und natürliche Bodenbeläge an, aber auch Ihre Möbel tragen wesentlich zur Wohngesundheit<br />
bei.<br />
Vor- und Nachteile zentraler Lüftungsanlagen:<br />
• Der Einbau macht nur Sinn, wenn das komplett<br />
Haus bzw. die Wohnung ausgerüstet<br />
wird. Je mehr Wohneinheiten desto wirtschaftlicher.<br />
• Die Installation zentraler Lüftungsanlagen<br />
ist aufwändiger, weshalb sie für den nachträglichen<br />
Einbau in Altbauten eher ungeeignet<br />
sind.<br />
• Die Anlage muss in regelmäßigen Abständen<br />
gewartet werden, um einen hygienischen<br />
Betrieb sicher zu stellen. So fallen<br />
neben den Anschaffungskosten auch regelmäßige<br />
Kosten für Wartung und Betrieb<br />
an.<br />
• Um die Leistung stets unkompliziert an die<br />
aktuellen Gegebenheiten und Bedürfnisse<br />
anpassen zu können, sollten zentrale Lüftungsanlagen<br />
von einem zentralen Ort aus<br />
regelbar sein. 17<br />
Generell sollte man bei der Auswahl der Inneneinrichtung Vollholzmöbel bevorzugen<br />
und darauf achten, dass deren Oberflächen mit natürlichen Ölen und Wachsen bearbeitet<br />
wurden. Außerdem dünsten neue Möbel kurz nach dem Kauf teilweise noch unangenehme<br />
Gerüche aus. Es empfiehlt sich deshalb, Ihre neuen Möbelstücke zunächste<br />
einige Wochen in einem Raum ausdünsten zu lassen, in dem Sie nicht schlafen.<br />
Insbesondere in Küche und Bad sollte bei der Ausstattung auf natürliche Oberflächen<br />
geachtet werden, um elektrostatisches Aufladen zu unterbinden und das Ionenverhältnis<br />
nicht zu stören. Ein wertvoller Tipp: Ein Blick auf Zertifizierung und Label lohnt<br />
sich beim Möbelkauf!<br />
56
VOC-Konzentration in Innenräumen:<br />
Im Mittel sollte die Gesamt-Konzentration<br />
unter 0,3 mg/m³ liegen, jedoch wurden für<br />
einzelne VOC-Stoffe bzw. Stoffgruppen vom<br />
Ausschuss für Innenraumrichtwerte am Umweltbundesamt<br />
auch gesundheitlich begründete<br />
Richtwerte abgeleitet, die Vorrang vor<br />
einer Summenbewertung haben.<br />
VOC und Luftschadstoffmessungen<br />
Vor allem bei der Auswahl von Holzwerkstoffen<br />
sollten Sie auf emissionsarme<br />
Produkte achten, um eine erhöhte Konzentration<br />
sogenannter VOC (volatile<br />
organic compounds), flüchtiger organischer<br />
Verbindungen, in der Raumluft zu<br />
vermeiden. Zur Stoffgruppe der VOC<br />
gehören zum Beispiel Kohlenwasserstoffe, Alkohole und organische Säuren. Diese<br />
sind zwar praktisch immer in der Raumluft vorhanden, jedoch hat eine geringe Konzentration<br />
keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen zur Folge. Die Wirkungen der<br />
einzelnen VOC-Stoffe können ganz unterschiedlich sein: Sie reichen von Geruchsbelästigungen<br />
und Reizungen der Atemwege und Augen bis hin zu Langzeitwirkungen,<br />
wie etwa der Auslösung oder Verstärkung von Allergien. Manche dieser Stoffe können<br />
sogar Krebs erzeugen, das Erbgut schädigen oder die Fruchtbarkeit beeinträchtigen.<br />
Die Quellen für VOC in Innenräumen sind Baustoffe bzw. die Innenausstattung, wie<br />
beispielsweise Fußboden-, Wand- und Deckenmaterialien, Farben, Lacke, Klebstoffe<br />
und Möbel. Wenn Lösemittel verdunsten oder flüssige bzw. pastöse Produkte trocknen,<br />
gelangen die flüchtigen organischen Verbindungen in die Raumluft. Sie können<br />
aber auch aus festen Produkten wie zum Beispiel Kunststoffen oder Materialien natürlichen<br />
Ursprungs entweichen. Darüber hinaus werden VOC auch aus Pflege-, Desinfektions-,<br />
Reinigungs- und Hobbyprodukten oder durch Tabakrauchen freigesetzt.<br />
Besonders problematisch können Laminatplatten sein, deren Hauptbestandteil Holzspäne<br />
sind, welche wiederum mit Kunstharzen verleimt werden. Darin ist in den meisten<br />
Fällen Formaldehyd enthalten, das sich allerdings nicht dauerhaft mit den Holzspänen<br />
verbindet und schleichend als Gas austritt. In den schlimmsten Fällen können<br />
also auch noch 20 Jahre alte Böden oder Möbelstücke Schadstoffemittenten sein.<br />
Massivholz-, Tischler- oder Stäbchenplatten sowie Sperrholz oder Holzfaserplatten<br />
sind oftmals die emissionsärmere Alternative zur Span- oder OSB-Platten. Als kostengünstige<br />
und sinnvolle Maßnahme zur Reduzierung der Belastung gilt auch das<br />
Abkleben von Löchern und freien Kanten von Pressspanplatten.<br />
Um sicherzugehen, dass keine flüchtigen organischen Verbindungen oder andere gesundheitsschädigende<br />
Stoffe die Wohnqualität in Ihren eigenen vier Wänden beeinträchtigen,<br />
empfiehlt es sich, in neuen Häusern eine Raumluftmessung durchführen<br />
zu lassen.<br />
57
Bodenbeläge und Textilien<br />
Vor allem Bodenbeläge und Teppiche<br />
enthalten oft Schadstoffe in Form<br />
von Lösemitteln, Weichmachern oder<br />
Schwermetallen. Diese lösen sich beim<br />
Darüberlaufen und gelangen so in die<br />
Formaldehyd:<br />
Die chemische Verbindung Formaldehyd<br />
wurde von der Weltgesundheitsorganisation<br />
WHO als krebserregend eingestuft. Sie<br />
riecht beißend und reizt die Schleimhäute<br />
und Augen.<br />
Luft und in weiterer Folge in die Atemwege.<br />
Insbesondere im Altbau können Schadstoffe aus Holzschutzmitteln, Anstrichen,<br />
Imprägnierungen oder Weichmacher aus Bodenbelägen problematisch sein. Auch bei<br />
Wollteppichen sollten Sie darauf achten, mit welchen Mitteln diese behandelt wurden:<br />
Insbesondere Mottenschutzmittel stellen einen Risikofaktor für spielende Kinder und<br />
Haustiere dar. Doch nicht nur Motten, auch anderes Ungeziefer wie Milben können<br />
zum Problem werden. Diese fühlen sich bei hoher Luftfeuchtigkeit besonders wohl und<br />
nisten sich meist in Textilien wie Bettwäsche, Teppichen oder Polstermöbeln ein. Dem<br />
ist am besten vorzubeugen, indem man das Schlafzimmer trocken, staubfrei und kühl<br />
hält, die Bettwäsche tagsüber lüftet und regelmäßig bei 60 Grad wäscht.<br />
58
Zertifikate und Labels<br />
Grundsätzlich sollten Sie bei großflächig eingesetzten Materialien mit direktem Raumluftzugang<br />
auf Gütesiegel und Zertifikate achten, da die Qualität dieser Produkte für<br />
das gesunde Wohnen entscheidend ist. Eine genauere Prüfung der Materialien empfiehlt<br />
sich daher bei Innenwandfarben, Bodenbelägen und -klebern, Putzen, Lacken,<br />
Dichtungs- und Spachtelmassen sowie Grundierungen. Meist ist nicht leicht zu erkennen,<br />
welche Produkte und Werkstoffe tatsächlich schadstoffarm sind. Bestimmte<br />
Zertifikate und Umweltzeichen zeigen deshalb, welche Gesundheits- und Sicherheitsstandards<br />
eingehalten werden. Eine kleine Auswahl davon hat Almondia hier zusammengestellt:<br />
natureplus: Alle Produkte, die dieses Gütesiegel<br />
tragen, wurden strengstens auf Klimaschutz,<br />
Nachhaltigkeit und Wohngesundheit geprüft.<br />
Als Verbraucher können Sie so sicherstellen, dass<br />
die ausgewählten Produkte funktional sowie gesundheits-<br />
und umweltverträglich sind.<br />
IBR-Prüfsiegel: Das Institut für Baubiologie Rosenheim<br />
GmbH (kurz IBR) prüft Bauprodukte<br />
wie zum Beispiel Dämmstoffe, Tapeten, Böden<br />
und Farben. So stellt es baubiologisch unbedenkliches<br />
Wohnen und zugleich den Schutz der<br />
Umwelt sicher. Auch umweltverträgliches Handeln<br />
bei Planern, Architekten und Bauausführenden<br />
wird berücksichtigt.<br />
wohnmedizinisch empfohlen: Das Zertifikat<br />
wird unter anderem für Baustoffe, Möbel und<br />
Raumausstattungen sowie Haushaltsgeräte und<br />
Haustechnik vergeben.<br />
Eco-Institut: Experten prüfen fast alle Materialien<br />
rund um den Bau, von Bodenbelägen, über<br />
Textilien und Einrichtungsgegenstände bis hin zu<br />
Freizeit- und Sportartikeln, auf ihre Emissionswerte.<br />
Das Eco-Institut orientiert sich bei seinen<br />
Messungen an aktuell gesetzlich vorgeschriebenen<br />
und freiwilligen Standards auf nationaler<br />
und internationaler Ebene.<br />
59
Checkliste<br />
„Gesundheit ist das höchste Gut des Menschen“, lautet ein bekannter Satz. Die eigenen<br />
vier Wände können einen erheblichen Einfluss auf Ihren gesundheitlichen Zustand<br />
haben. Deshalb haben wir hier ein paar Punkte aufgelistet, auf die Sie achten sollten,<br />
um sich in Ihrem Heim maximal wohlfühlen zu können – ohne allergische Reaktionen<br />
oder Kopfschmerzen aufgrund von Schadstoffen.<br />
☐☐<br />
Vorbeugen ist die beste Lösung: Beim Hausbau sollten nur schadstofffreie und ökologische Bau- und<br />
Dämmstoffe zum Einsatz kommen.<br />
☐☐<br />
Lüften: Am besten ist regelmäßiges Stoßlüften, im Optimalfall wird quergelüftet.<br />
☐☐<br />
Die Alternative: Lüftungsanlagen für einzelne Räume oder die ganze Wohnung. Lassen Sie sich beraten,<br />
welches System – zentrale oder dezentrale Lüftungsanlage – in Ihrem Fall am sinnvollsten ist.<br />
☐☐<br />
Zimmerpflanzen: Sie helfen zusätzlich, die Luft frisch zu halten.<br />
☐☐<br />
Raumtemperatur: Diese liegt optimalerweise zwischen 18 und 23 Grad: 18 Grad im Schlafzimmer und 23<br />
Grad in Bad und Kinderzimmer.<br />
☐☐<br />
Zur Vermeidung von Schadstoffen im Innenraum: Benutzen Sie Naturfarben, -putze und natürliche<br />
Bodenbeläge statt Montageschäume und lösemittelhaltige Farben, Lacke oder Kleber.<br />
☐☐<br />
Möbel: Achten Sie beim Kauf neuer Stücke auf die Zertifizierung und lassen Sie sie am besten einige<br />
Wochen in einem ungenutzten Raum ausdünsten.<br />
☐☐<br />
Holzwerkstoffe: Achten Sie hier besonders auf emissionsarme Produkte achten, um eine erhöhte Konzentration<br />
sogenannter VOC (volatile organic compounds), flüchtiger organischer Verbindungen, in der<br />
Raumluft zu vermeiden.<br />
☐☐<br />
Bodenbeläge und Textilien: Teppich und andere Wohntextilien sollten unbedingt frei von Schadstoffe in<br />
Form von Lösemitteln, Weichmachern oder Schwermetallen sein.<br />
☐☐<br />
Gegen Milben: Bettwäsche und andere Decken tagsüber lüften und bei 60 Grad waschen.<br />
Anmerkungen<br />
10. Quelle: Raumtemperatur<br />
11. Quelle: Oekohaus-Calden<br />
12. Quelle: Oekologisch-Bauen<br />
13. Quelle: Oekologisch-Bauen<br />
14. Quelle: Oekologisch-Bauen<br />
15. Quelle: Oekologisch-Bauen<br />
16. Quelle: Oekologisch-Bauen<br />
17. Quelle: Oekologisch-Bauen<br />
60
6<br />
Fazit<br />
Ökohäuser verbinden eine Vielzahl von Vorteilen – nicht nur für die Umwelt,<br />
sondern vor allem auch für Sie als Bewohner. Gleichzeitig müssen Sie beim<br />
Bau eines Ökohauses auf nichts verzichten, weder auf Komfort noch auf Ästhetik oder<br />
modernste Technik. Im Gegensatz zu anderen Haustypen, welche heutzutage meist<br />
auch die eine oder andere ökologische Komponente besitzen, liegt Ökohäusern ein ganzheitlicher<br />
Ansatz zugrunde. Von der Planungs- über die Bau- bis hin zur Nutzungsphase<br />
werden Nachhaltigkeitsaspekte auf allen Ebenen bewusst mitgedacht und umgesetzt.<br />
Mit dem Einsatz von Naturbaustoffen, welche in ihrer Herstellung wesentlich weniger<br />
CO2-Ausstoß verursachen als herkömmliche Materialien, schonen Sie nicht nur die<br />
Umwelt, sondern auch Ihre eigene Gesundheit. Auch die Verwendung erneuerbarer<br />
Energiequellen zur Strom- und Wärmeproduktion ist ein großer ökologischer Pluspunkt<br />
von Ökohäusern. Gleichzeitig sind Sie auf diese Weise auch weitgehend unabhängig<br />
von schwankenden Rohstoffpreisen.<br />
All diese Vorteile kosten Sie auf lange Sicht gesehen nicht mehr als der Bau eines herkömmlichen<br />
Hauses – im Gegenteil. Was auf den ersten Blick bei den eingesetzten<br />
Materialien als Mehrkosten erscheint, zahlt sich bereits nach wenigen Jahren durch<br />
die ökologische Bauweise und den Einsatz moderner Energiesysteme wieder aus. Darüber<br />
hinaus gibt es eine Vielzahl von Förderprogrammen, mit denen der Bau eines<br />
Ökohauses bezuschusst wird. Mit dem richtigen Baupartner an Ihrer Seite steht dem<br />
Bau Ihres Traum-Ökohauses also nichts mehr im Wege!<br />
Wie hilft Almondia<br />
Almondia ist eine Online-Plattform für alle, die bauen wollen. Unser Team aus Architekten,<br />
Wohnbau- und Baufinanzierungsexperten und Bauingenieuren berät Sie zu<br />
allen Fragen rund um den Hausbau. Als Ansprechpartner in jeder Phase unterstützen<br />
wir Sie kostenfrei bei der Suche nach der passenden Baufirma und helfen bei einer<br />
reibungslosen Realisierung Ihres Bauvorhabens – so kommen Sie schnellstmöglich zu<br />
Ihrem Traumhaus und sparen Nerven und Kosten.<br />
61
Sollten Sie erst einmal herausfinden wollen, wie viel Geld Sie überhaupt für Ihr Traumhaus<br />
benötigen, helfen unsere Finanzierungsexperten. Sie erarbeiten Schritt für Schritt<br />
mit Ihnen, mit welchen Kosten Sie für Ihren Hausbau rechnen müssen, und können Sie<br />
an passende Baufinanzierer weiterleiten.<br />
Die Suche nach dem passenden Bauunternehmen kann mühsam sein. Deshalb haben<br />
wir einen strukturierten Prozess entwickelt, der diese Entscheidungsfindung enorm<br />
vereinfacht: Mithilfe wissenschaftlicher Matching-Algorithmen können Sie Ihr Traumhaus<br />
auf www.almondia.com online konfigurieren. Wir stellen anschließend den Kontakt<br />
zu genau den Baufirmen her, die dieses Haus auch wirklich bauen können. Im<br />
weiteren Prozess steht Ihnen Ihr persönlicher Bauherren-Berater jederzeit für all Ihre<br />
Fragen zur Seite und stellt sicher, dass Sie zeitnah und glücklich in Ihr neues Eigenheim<br />
einziehen können.<br />
62
7<br />
Quellenangaben<br />
ANU Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung Bundesverband e.V. (Hrsg.)<br />
(2014): umwelt aktuell – Infodienst für europäische und deutsche Umweltpolitik, August/<br />
September 2014. Frankfurt am Main.<br />
Ökohaus Calden: http://www.oekohaus-calden.de. Zugriff am 07.12.2016.<br />
Ökologisch Bauen Markus Boos & Gerd Hansen GbR: http://www.oekologisch-bauen.<br />
info . Zugriff am 12.12.2016.<br />
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